chemische technik (winnacker-küchler). band 3: anorganische grundstoffe, zwischenprodukte....
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hang h�tte man auch die experimentel-len Untersuchungen von XeH2 erw�h-nen k�nnen. Die Metallhydride ZrH4,HfH4 und WH6 werden zwar als theo-retische Modelle vorgestellt, aber esfehlt der Hinweis, dass diese Molek(lebereits durch Matrixspektroskopienachgewiesen wurden. Auch [PtH4]2�
(S. 566–572) ist in Form von Alkalime-tallsalzen bereits bekannt (W. Bronger,Angew. Chem. 1991, 103, 776).
F(r Verwunderung bei den meistenLesern d(rfte die offenbar feste 7ber-zeugung der Autoren sorgen, dass dieBindungsbeitr�ge von (n�1)d-Orbita-len bei Hauptgruppenelementen undnp-Orbitalen bei 7bergangsmetallenvernachl�ssigbar sind und in letzteremFall die 18-Elektronen-Regel durch eine12-Elektronen-Regel ersetzt werdensollte. Die Zukunft wird zeigen, wie engdiese Schlussfolgerungen an bestimmteSysteme, Rechenmethoden und Popu-lationsanalysen gekn(pft sind. Die kri-tischen Bemerkungen von Maseras undMorokuma (Chem. Phys. Lett. 1992,195, 500) zur nat(rlichen Populations-analyse werden leider nicht erw�hnt.Zudem wird auf S. 449 einger�umt, dassdie Reaktion von Wolfram mit CO den18-Elektronen-Komplex [W(CO)6] lie-fert.
Die Einw�nde und erg�nzendenBemerkungen zu dieser Arbeit k�nntenleicht zu einem eigenen Buch gleichenUmfangs anwachsen. Das heißt jedochnicht, dass dieses Buch schlecht w�re –im Gegenteil: Ich empfehle es gerne!
Pekka Pyykk�Department of ChemistryUniversity of Helsinki (Finnland)
Chemische Technik(Winnacker-K�chler)
Band 3: Anorgani-sche Grundstoffe,Zwischenprodukte.Herausgegebenvon Roland Ditt-meyer, WilhelmKeim, GerhardKreysa und AlfredOberholz. 5. Aufl. ,Wiley-VCH, Wein-heim 2005. 1132 S.,geb., 399.00 E.—ISBN 3-527-30768-0
Der „Winnacker-K(chler“, (ber vieleJahre das mehrb�ndige Standardwerk inder deutschsprachigen Literatur zurChemischen Technik, wird seit 2003 inder 5. Auflage, der ersten seit ca. 20Jahren, neu herausgegeben. Nun istBand 3 erschienen, der sich den Anor-ganischen Grundstoffen und Zwischen-produkten widmet.
Der Band beginnt mit Schwefel undseinen anorganischen Verbindungen. Imersten Kapitel wird zun�chst die Ge-winnung von elementarem Schwefelbehandelt, der heute weltweit derHauptrohstoff f(r die Herstellung vonSchwefels�ure ist. Der Elementar-schwefel stammt dabei (berwiegend ausEntschwefelungsprozessen von Erdgasund Erd�l. Dem Rechnung tragendwerden auch der Claus-Prozess unddamit zusammenh�ngende Verfahrendetailliert besprochen.
Das darauf folgende Kapitel widmetsich den anorganischen Stickstoffver-bindungen. Die wichtigste darunter istAmmoniak, dessen Herstellung ausErdgas (Wasserstofferzeugung) undLuft fundiert und gut verst�ndlich be-schrieben wird. Die eigentliche Ammo-niaksynthese wird ebenfalls ausf(hrlichbehandelt. Eingegangen wird u.a. aufdie physikalisch-chemischen Grundla-gen der Ammoniaksynthese (Bildungs-geschwindigkeiten von Ammoniak inAbh�ngigkeit von Temperatur, Druckund Konzentrationen), die Kompressiondes Ammoniak-Synthesegases, Reak-torkonzepte, R(ckgewinnung vonnichtumgesetztem Wasserstoff und vonW�rme bis hin zu großtechnisch betrie-benen Anlagenkonzepten. Schließlich
wird auch die Synthesegas-Herstellungausgehend von Schwer�len und Kohlenbeschrieben, und deren Besonderheitenim Vergleich zur Rohstoffbasis Erdgaswerden besprochen. Breiten Raumnimmt in diesem Kapitel die Ammoni-ak-Oxidation (Ostwald-Verfahren) zuNO als Vorstufe zur Herstellung vonSalpeters�ure ein. Salpeters�ure dient ingroßem Umfang als Ausgangsstoff f(rD(ngemittel (Nitratd(nger). Die Auto-ren beschreiben sehr detailliert die ver-schiedenen aktuellen Verfahrensvarian-ten bis hin zu einzelnen Anlagenteilen.Auch die Aufarbeitung und Aufkon-zentration von Salpeters�ure (u.a. nachdem Plinke-Verfahren) wird beschrie-ben. Weitere stickstoffhaltige Grund-chemikalien, die in diesem Kapitel be-handelt werden, sind Nitrite und Nitra-te, Ammoniumsalze, Harnstoff, Hydra-zin und Hydroxylamin. Bei letzteremhat sich auf S. 313 ein kleiner, aber au-genf�lliger Fehler eingeschlichen: DasRaschig-Verfahren zur Herstellung vonHydroxylamin wurde nicht 1987 son-dern wesentlich fr(her entwickelt. (Einentsprechendes Patent von F. Raschigtr�gt beispielsweise die Jahreszahl1908.) Abschließend werden in Kapitel2 noch Blaus�ure, Cyanide und Cyanatebehandelt.
Kapitel 3 behandelt den Phosphorund seine technisch wichtigen Verbin-dungen. Es wird aufgezeigt, dass 97%des weltweit gef�rderten Rohphosphats(insgesamt ca. 130N 106 t pro Jahr) inzwei große Anwendungsbereiche gehen,n�mlich in die Landwirtschaft (80% inD(ngemittel, 5% in Futtermittel) undzu ca. 12% in den Wasch- und Reini-gungsmittelsektor. Man erf�hrt, dass derweitaus (berwiegende Teil des Roh-phosphats (ca. 95%) nasschemisch auf-geschlossen wird. Die restlichen 5%werden durch elektrothermischen Auf-schluss, insbesondere zur Phosphorher-stellung, weiter verarbeitet. Als Phos-phor-Folgeprodukte werden insbeson-dere die Herstellung von Phosphor-s�ure, Phosphoroxiden und Phosphor-chloriden, aber auch organische Phos-phorverbindungen wie Phosphons�urenund Phosphane behandelt.
Ein wesentliches Standbein der in-dustriellen Chemie ist die (miteinanderverkn(pfte) Herstellung von Chlor undAlkalimetallverbindungen, die in Kapi-tel 4 behandelt wird. Chlor und Na-
AngewandteChemie
29Angew. Chem. 2006, 118, 28 – 30 6 2006 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.angewandte.de
tronlauge sind in der industriellen Pro-duktion von Chemikalien unverzicht-bar. Sie werden heute praktisch aus-schließlich durch Elektrolyse herge-stellt. Dementsprechend werden hierdie drei existierenden Verfahrensvari-anten zur Chlor-Alkali-Elektrolyse(Amalgam-, Diaphragma- und Mem-bran-Verfahren) detailliert behandelt(Techniken der Sole-Herstellung und -Aufbereitung, Elektrolyseur-Bauartenetc.) und am Ende auch einander ge-gen(bergestellt. Es wird deutlich, dassdas Membran-Verfahren die sich amschnellsten entwickelnde Variante istund die beiden „klassischen“ Verfahrenwohl mittel- bis langfristig verdr�ngenwird. Das Kapitel umfasst ferner dieEigenschaften und Verwendung derPrim�rprodukte der Chlor-Alkali-Elek-trolyse, d.h. Chlor, Natronlauge undWasserstoff. Abschließend wird auf dieHerstellung und Nutzung wichtiger an-organischer Chlorverbindungen wieSalzs�ure, Chlorite, Chlorate etc. ein-gegangen.
In Kapitel 5 wird die Gewinnungvon Natriumchlorid und von Alkalicar-bonaten besprochen. Ca. 70% desweltweit gef�rderten Natriumchloridswird bergm�nnisch in Form von festemSalz („Steinsalz“) oder salzhaltigen L�-sungen (Sole) gewonnen. Die restlicheMenge stammt aus Meerwasser undSalzseen. F(r die Chemische Industrieist Natriumcarbonat (Soda) eines derwichtigsten Salze mit zahlreichen An-wendungen (z.B. als Flussmittel bei derGlasherstellung). Dementsprechendausf(hrlich wird die Soda-Herstellungauch behandelt. Die heute am weitestenverbreiteten Verfahren hierzu (dasSolvay- und das Trona-Verfahren)werden detailliert besprochen.
Im nachfolgenden Kapitel werdenwichtige anorganische Fluorverbindun-gen wie CaF2 (Flussspat als Rohstoff zurErzeugung von Fluorwasserstoffs�ure,HF) sowie die Herstellung von HFselbst (einem wichtigen Katalysator f(rAlkylierungsreaktionen, insbesonderebei der Isobutan/Olefin-Alkylierung zurHerstellung klopffester Kraftstoffkom-ponenten f(r Ottokraftstoffe) behan-
delt. Dar(ber hinaus wird auch dieHerstellung von Kryolith (Na3AlF6),Aluminiumfluorid, Bortrifluorid etc.er�rtert.
Kapitel 7 beschreibt die Herstellungund Anwendung wichtiger Bor-Sauer-stoff-Verbindungen sowie weiterewichtige Bor-Verbindungen wie Borni-trid, Borcarbid und Borhalogenidesowie Borane und deren Abk�mmlinge.
Die umfangreiche Stoffklasse derPeroxoverbindungen wird in Kapitel 8abgehandelt. Besprochen werden ins-besondere die verschiedenen Wege zurHerstellung von Wasserstoffperoxid(Anthrachinonverfahren, elektrochemi-sche Herstellung, Direktsynthese ausWasserstoff und Sauerstoff), Wasser-stoffperoxid-Addukte, Peroxoboratesowie die CaroPsche S�ure (Peroxomo-noschwefels�ure) und ihre Salze.
Im folgenden Kapitel (Carbide undKalkstickstoff) wird zun�chst auf dieHerstellung von Calciumcarbid einge-gangen, das (ber lange Zeit als Aus-gangsstoff zur Erzeugung von Acetylendiente. Besprochen werden u.a. auchdie Anforderungen an die eingesetztenRohstoffe Kalk und Kohle (oder Koks).Die Verfahren zur Herstellung vonKalkstickstoff (Calciumcyanamid)werden vorgestellt. Neben diesen eher„traditionellen“ Produkten der Carbid-chemie wird auch auf aktuellere Carbi-de eingegangen, n�mlich auf Silicium-carbid und Borcarbid, die u.a. alsSchleifmittel, feuerfeste Materialienund Ausgangsstoffe f(r „AdvancedMaterials“ Verwendung finden.
Die Vielfalt der Siliciumverbindun-gen schließlich ist Gegenstand des 10.Kapitels. Ausgehend von nat(rlichenSilicaten und deren Eigenschaftenwerden l�sliche Silicate (Wassergl�ser),synthetische Zeolithe (die als Ionen-austauscher, Adsorbentien und Kataly-satoren vielf�ltige Anwendungenfinden) sowie amorphe SiO2-Verbin-dungen („Silicas“) in Herstellung undAnwendung beschrieben. In einem ab-schließenden Abschnitt werden Silanebesprochen.
Von großer technischer Bedeutungsind Kohlenstoffprodukte, wie aus dem
entsprechenden Kapitel (Kapitel 11)auch ganz klar hervorgeht. Vielf�ltigeAnwendungen werden beschrieben, vonElektroden (ber Auskleidungen (u.a.f(r Gießformen), Industrieruß, Aktiv-kohle, Diamant bis hin zu Fullerenenund Kohlenstoff-Nanor�hren. Hier wirddie gesamte Bandbreite angesprochen.
Last but not least wird das Thema„Wasser“ behandelt. Zun�chst wird ein7berblick (ber die global vorhandenenWassermengen und die Abl�ufe beimnat(rlichen Wasserkreislauf gegeben.Danach wird auf die verschiedenenArten von Wasser (Trinkwasser, Mine-ralwasser, Brauchwasser etc.) und diedamit zusammenh�ngenden Richtlinienund Gesetze eingegangen. Den Ab-schluss bildet ein 7berblick (ber dieTechnologie der Wassergewinnung undWasseraufbereitung sowie Aspekte desGew�sserschutzes.
Fazit: Der vorliegende Band 3 desWinnacker-K(chler informiert umfas-send (ber die Themengebiete Anorga-nische Grundstoffe und Zwischenpro-dukte. Die einzelnen Kapitel sind vonkompetenten Autoren verfasst, und esfinden sich viele Literaturverweise ausj(ngerer Zeit. Auch das Stichwortver-zeichnis h�lt einer Pr(fung stand, esf(hrt den Leser in der (berwiegendenZahl der F�lle schnell zum Ziel. Dassein so umfangreiches und gut ausge-stattetes Buch seinen Preis hat, liegt aufder Hand. Trotzdem sollte dieser Band,wie auch die anderen 7 B�nde dieserNeuauflage des Winnacker-K(chler, inkeiner Bibliothek fehlen, sei es in Un-ternehmen der Chemischen Industrieund des Anlagenbaus, in Universit�tenund Fachhochschulen und bei den ein-schl�gigen Beh�rden. Der w(nschens-werten internationalen Verbreitungdieses Werkes wird wohl seine Abfas-sung in deutscher Sprache entgegenste-hen.
Stefan ErnstFachbereich ChemieTechnische Universit:t Kaiserslautern
DOI: 10.1002/ange.200585324
B�cher
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