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DOBRO H 33 Ich kannte die Dobro-Gitarre bereits von einem Freund: Wolfgang Winkler. Als dieser während des Studiums für 6 Wochen nach USA reiste, hatte ich seine Dobro in Pflege. Es dauerte aber noch 12 Jahre, bis ich eine Anzeige des Mücheners Folkladens sah: YOU NEED A DOBRO. Kaufdatum: 14.5.1990. Ich fand, sie hatten recht. Auf unserer Italienreise mit den Zwillingen in Ellens Bauch machten wir Station in München und kauften eine wunderschöne H33 Ganzmetall - Dobro. „KEINE BESAITETE BLECHDOSE“ (Artikel aus dem Fachblatt) „Saiten gibt's im Musikladen, alles andere bei Autozubehör." Mit diesen Worten wurde mir meine erste Dobro verkauft. Vorweg "a short history" der Resonator-Gitarre: Als einer der, allerdings umstrittenen „Erfinder" der Resonator-Gitarren gilt George D. Beauchamp. Ein exzellenter Gitarrist, der, wie viele andere Gitarristen und Banjospieler, um 1920 versuchte, die Gitarre als Soloinstrument durchzusetzen. Nicht zuletzt auf Grund der immer größer werdenden Räume wurde versucht, die Lautstärke anzupassen. Einige von Beauchamps Ideen wurden von Gitarrenbauern verwirklicht. Diese Blechteile waren zwar laut, hatten aber mit dem Klang einer Gitarre nichts mehr zu tun. Nach weiteren Versuchen erschien Beauchamp 1927 auf dem Titelbild des Popular Science-Magazin als Erfinder der National-Gitarre, der vermeintlich ersten Resonator-Gitarre. Ein gewisser John Dopyera, später bekannt unter dem Namen Dopyera-Brothers (DOBRO), war der Meinung, George habe ihm seine Ideen gestohlen und ihn um sein Patent gebracht. Dieser Streit, der auch mehrmals vor Gericht ging, dauerte viele Jahre und endete 1932 mit der Verschmelzung von National und Dobro. Fest steht, daß schon 1860 damit begonnen wurde, eine lautere Gitarre zu bauen: Edison hatte zu dieser Zeit eine Geige mit einem zur Seite gewendeten Trichter entwickelt. Mit dem Zweiten Weltkrieg stagnierte die Gitarrenproduktion. Eine Firma namens Valco kaufte National-Dobro und verarbeitete das Messing zu Waffen.

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DOBRO H 33 Ich kannte die Dobro-Gitarre bereits von einem Freund: Wolfgang Winkler. Als dieser während des Studiums für 6 Wochen nach USA reiste, hatte ich seine Dobro in Pflege. Es dauerte aber noch 12 Jahre, bis ich eine Anzeige des Mücheners Folkladens sah: YOU NEED A DOBRO.

Kaufdatum: 14.5.1990.

Ich fand, sie hatten recht. Auf unserer Italienreise mit den Zwillingen in Ellens Bauch machten wir Station in München und kauften eine wunderschöne H33 Ganzmetall - Dobro.

„KEINE BESAITETE BLECHDOSE“ (Artikel aus dem Fachblatt) „Saiten gibt's im Musikladen, alles andere bei Autozubehör." Mit diesen Worten wurde mir meine erste Dobro verkauft. Vorweg "a short history" der Resonator-Gitarre: Als einer der, allerdings umstrittenen „Erfinder" der Resonator-Gitarren gilt George D. Beauchamp. Ein exzellenter Gitarrist, der, wie viele andere Gitarristen und Banjospieler, um 1920 versuchte, die Gitarre als Soloinstrument durchzusetzen. Nicht zuletzt auf Grund der immer größer werdenden Räume wurde versucht, die Lautstärke anzupassen. Einige von Beauchamps Ideen wurden von Gitarrenbauern verwirklicht. Diese Blechteile waren zwar laut, hatten aber mit dem Klang einer Gitarre nichts mehr zu tun. Nach weiteren Versuchen erschien Beauchamp 1927 auf dem Titelbild des Popular Science-Magazin als Erfinder der National-Gitarre, der vermeintlich ersten Resonator-Gitarre. Ein gewisser John Dopyera, später bekannt unter dem Namen Dopyera-Brothers (DOBRO), war der Meinung, George habe ihm seine Ideen gestohlen und ihn um sein Patent gebracht. Dieser Streit, der auch mehrmals vor Gericht ging, dauerte viele Jahre und endete 1932 mit der Verschmelzung von National und Dobro. Fest steht, daß schon 1860 damit begonnen wurde, eine lautere Gitarre zu bauen: Edison hatte zu dieser Zeit eine Geige mit einem zur Seite gewendeten Trichter entwickelt. Mit dem Zweiten Weltkrieg stagnierte die Gitarrenproduktion. Eine Firma namens Valco kaufte National-Dobro und verarbeitete das Messing zu Waffen.

Nach dem Krieg nahm Valco die Gitarren-produktion wieder auf, bis 1958 der Name Dobro wieder in John Dopyeras Hände überging, der seitdem eine Vielzahl verschiedener Modelle entwickelt hat Mittlerweile gibt es fünf verschiedene Metal-Body- und 20 verschiedene Wood-Body-Gitarren, teilweise mit Cutaway. Das ursprüngliche "Palmen-Strand-Hawaii-Motiv" verschmiert - Entschuldigung: verziert! - alle Gitarren auf der Rückseite

Zum Material: Die Dobro 33-H hat einen Messingkorpus, der komplett verchromt ist. Alles tadellos verarbeitet! Die Saiten werden von einem Saitenhalter, dessen Schraube mit einem Gurthalter versehen ist, er einen Holzsteg geführt. dieser Holzsteg liegt mittig auf einem Cone-Resonator. Vorstellen muß man sich diesen Kegel-Resonator wie eine VW-Käfer-Radkappe, die direkt unter der runden Abdeckplatte sitzt, deren Mittelpunkt der Steg bildet. Nochmal zurück zum Saitenhalter: Eine andere Konstruktion hätte wohl kaum eine Chance gegen einen Satz 14er oder sogar 5er Dobro Nickel- oder Bronzesaiten. Tip zum Dobro-spielen im Stehen": Es gibt ironischer-weise nur einen Gurthalter, der, wie gesagt, am Sattel verschraubt ist. Zur Anbringung eines zweiten, löst man die Schraube auf der Korpusrückseite. Vorher sollten die Saiten aber vor-sichtshalber heruntergestimmt werden, da ich nicht sicher bin, wieviel Spannung auf dieser Schraube lastet.

Der Ahornhals der Dobro mißt 19 Bündchen, geht also bis zum H (von der E-Saite aus). Der Doppelmarkierungspunkt auf dem Pallsander-Griffbrett befindet sich an der Stelle, an der der Hals auf den Korpus trifft. Leider ist das nicht wie bei klassischen Gitarren der 12., sondern der 14. Bund. Eine gewöhnungs-bedürftige Angelegenheit. Die Saitenlage ist sowohl zum Sliden als auch zum Greifen eingestellt. Bei 14er Sätzen, die die Dobro für einen guten, satten Sound schon braucht, ist das nichts für empfindliche Finger. Der reine Dobro-Sound ist voll und erstaunlich warm. Wer meint, er hätte es mit einer besaiteten Blechdose zu tun, irrt sich gewaltig. Die Dobro setzt sich selbst bei Kontrabaß, Piano und Saxophon voll durch (getestet vor 300 Zuschauern). Zum Sliden kann man Metall, Glas oder die beschichteten Mudslides nehmen; da tut sich nicht viel. Am besten sind allerdings die handgemachten Slides, die eher an Gewichte erinnern. Mit diesen Slides läßt sich die Dobro nur noch auf den Knien spielen. Als Stimmung empfiehlt sich offenes A-Dur (E,A,E,A,C#,E). Keine Angst, die Mechanik ist leicht zu bedienen und ein 14er oder 15er Satz hält einen Ganzton mehr leicht aus. Es besteht die Möglichkeit einen Fishman Pickup einbauen zu lassen, der die Dobro sehr gut klingen läßt

Wie bei allen akustischen Instrumenten, die mit einem Pickup abgenommen werden, fehlt dann meiner Meinung nach aber trotzdem das gewisse Etwas. Für die Studioarbeit kann ich deshalb die Kombination mit einem AKG C 3000 Kondensatormikrophon empfehlen. Soweit der Artikel. Bei meiner Dobro ist ein kleiner Tonabnehmer unter der Resonatorabdeckung eingebaut. Die Mechaniken sind ausgetauscht worden, weil sie den Zug von 15er Saiten nicht ausgehalten haben. Jetzt befinden sich am Instrument Schaller Locking-Mechaniken. Vernünftige Gurtpins befanden sich schon gleich an der Dobro. Die Seriennummer ist F 10 329 888, sie ist oben in den Headstock eingestanzt worden. Besaitung: Martin 013-056.