dirk helbing (eth zurich) dhelbing@ethz - uzh · 2017. 11. 29. · digital revolution: entering a...
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Dirk Helbing (ETH Zurich)[email protected]
Digital Revolution: Entering a New Historical Era
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Peer to Peer Money Is on Its Way
3D printed house for 10000 Dollars
3D Printed Houses
Automobile Business
Google Self-Driving Cars
Uber Transport as A Service
Tesla Electric Cars
Holographic Technology: No Transport
40% of Today’s Top 500
Companies Will Be Gone in 10 Years
A NEW WORLD
A new currency
http://www.photoeverywhere.co.uk/west/usa/california/sunset_oil_rigDSC_4701.jpg
“Data is the new oil” – Clive Humby
"Viele Leute wollten an die Daten heran, das gibt Page zu – und kritisiert zuallererst die eigene Regierung, die wie wild persönliche Informationen sammelte. 'Ichglaube nicht, dass eine Demokratie funktioniert, wennDeine Regierung Daten sammelt und dir nichtwenigstens grundsätzlich sagt, was sie da tut.' In Europa dagegen habe er viel mit den Chefs von Telekommunikations-unternehmen geredet, die ihmgesagt hätten: 'Wir brauchen Zugang zu den Datenunserer Nutzer, damit wir genau sagen können, was sietun, und die passende Werbung schalten.' Page sagt, erhabe sie für verrückt erklärt."
Larry Page Interview in DIE ZEIT
Big Data
Personal Data
A new economy
Attention Economy
How to Steal People‘s Property and Rights
Feudalism 2.0: Big Other (Surveillance Capitalism)
- To-big-to-fail problems- Low innovation rates- Large inequality- Misuse of power- Doesn’t really care
about people
A new legal system
A new God
The end of democracy?
Would so much information enable a benevolent dictator?
"Die Demokratie ist eine veralteteTechnologie. (...) Sie hat Reichtum, Gesundheit und Glück für MilliardenMenschen auf der ganzen Welt gebracht. Aber jetzt wollen wir etwasNeues ausprobieren."Hencken, Randolph. 2014. In: Mikrogesellschaften. Hat die Demokratieausgedient? Capriccio. Video, veröffentlicht am 15.5.2014. Autor: JoachimGaertner. München: Bayerischer Rundfunk.
Democracy – An Outdated Technology?
Google’s Abschaffung der Politik
• Mass surveillance • Unethical experiments with humans• Social engineering• Forced conformity (“Gleichschaltung”)• Propaganda, censorship (social bots)• “Benevolent” Dictatorship• (Predictive) policing• Different valuation of people• Relativity of human rights• Humiliation of minorities• Euthanasia
A New Fascism On Its Way?
“I think we should be very careful about artificial intelligence. If I had to guess at what our biggest existential threat is, it’s probably that. So we need to be very careful,” said Musk.
“I’m increasingly inclined to think that there should be some regulatory oversight, maybe at the national and international level, just to make sure that we don’t do something very foolish.”
“With artificial intelligence we are summoning the demon. In all those stories where there’s the guy with the pentagram and the holy water, it’s like – yeah, he’s sure he can control the demon. Doesn’t work out,” said Musk.
Elon Musk on Artificial Intelligence:“We Are Summoning the Demon”
The end of work?
“Data is the new oil” – Clive Humby
… but models are the new gold
… and participation means social capital!
Exponential growth of computing. 20th through 21st century.Coutesy of Ray Kurzweil and Kurzweil Technologies, Inc. License: CC-BY 1.0.
The Digital Revolution Is on Its Way
Better Chess Players
Better Workers
Better Drivers?
Better Doctors?
Better in Answering Questions?
Robots Become More and More Capable and Sophisticated
Robots Can Learn. They May Soon Multiply and Evolve Without Our Help!
Jeremy Howard on Learning Computers
The emerging “digital sector” challenges the industrial and service sectors
The Economy 4.0 Is Born
A Massive Loss of Jobs Is Already Happening
The Next Economic Revolution§ 1618-1848: Thirty years war agricultural society (“anarchy”) § 1638-1715: Ludwig XIV feudal society (top-down regulation/§ 1694-1778: Voltaire centralized control)§ 1712, 1769 (James Watt): Invention of the steam engine§ 1723-1790: Adam Smith industrial society (bottom-up self-organization/§ 1759: Theory of Moral Sentiments distributed control)§ 1776: Wealth of Nations§ 1789-1799: French revolution§ 1868: Public school established § 1864-1920: Max Weber service society (administration/optimization)§ 1905: on protestant work ethics and the spirit of capitalism§ 1905, 1917: Russian revolutions§ 1914-1918, 1939-1945: World Wars I+II§ 1941: Zuse computer§ 1989: World Wide Web§ 1996: IBM Deep Blue§ 2004: Facebook digital society (social self-regulation/§ 2010: “Twitter revolutions”, Arab Spring begins collective intelligence)§ 2007-?: World financial, economic, and debt crisis, Ukrainian crisis, IS, …
The end of humanity?
What to do now?
Will We Soon Have Brain Implants?
EinSPRUCH
Kürzlich stellte Technologie-VisionärElon Musk, Chef von Tesla und SpaceX, die Frage: „Was, wenn dieWelt eineComputersimulation wäre?“ Ja, dannwäre es so etwas wie ein Spiel, in dem
man lernenmuss, kreativ auf das nächste Level zukommen, um zu gewinnen. Aber was sind danndie Spielregeln?
Die Herausforderungen des Spiels sollten unseigentlich allen bekannt sein. Vormehr als 40 Jah-ren befand die „Club of Rome“-Studie „Grenzendes Wachstums“, dass die Welt angesichts be-grenzter materieller Ressourcen unweigerlich ineinen Wirtschafts- und Bevölkerungskollaps hi-neinlaufen würde. Milliarden vonMenschen wür-den sterben. Seitdem versucht man, so viel Res-sourcen wie möglich unter Kontrolle zu bringen.Wir haben uns entschieden, „Monopoly“ zu spie-len. Und es begann eine Ära, die von Globalisie-rung und Kriegen geprägt war.
Auf demG-20-Gipfel in Hamburg wurdeweiternach diesen Spielregeln gespielt – und so bliebman auf dem alten Level. Mühsam rangen die Re-gierungschefs der 20 größten Volkswirtschaftenum eine dürre Erklärung zumKlimaschutz und ei-nigten sich am Ende darauf, dass es wichtig sei,den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren.So weit, so bekannt. Wir müssen radikaler den-ken:Neue digitaleTechnologien, demokratisch ge-steuert und eingesetzt in einemvöllig neuenWirt-schafts- und Finanzsystem, könnten unsere Res-sourcenprobleme lösen. Künstliche Intelligenzkann uns viele Arbeiten abnehmen und uns Spiel-raum geben für ökologisch-soziales Engagementund das Entwickeln neuer Problemlösungen.
Offenbar dachte keiner daran, dass man die ArtundWeise, wieWirtschaft und Gesellschaft orga-nisiert sind, auch ändern könnte. Dabei wäre esgar nicht so schwer gewesen. Wir hätten unserenRessourcenverbrauch jährlich nur um drei Pro-zent reduzieren müssen.
Aber das gefiel den Industrievertretern nicht.Die Bürger sollten weiter konsumieren. Die De-vise war „Brot und Spiele“ für das Volk, Ablen-kung vom bevorstehendenWeltuntergang. Politikund Industrie versprachen, sich um alles zu küm-mern. Wir müssten sie nur machen lassen. Und
wir vertrauten ihnen – wir ließen sie machen.Das Credo war: „Wenn die Probleme nur groß
genug werden, dann gibt es genügend Anreize fürIngenieure, eine technische Lösung zu erfinden,die man dann global hochskalieren kann.“ Pro-bleme existenzieller Art könnten so niemals ent-stehen.Vor allemdürfemandie Industrie in ihremHandeln nicht beschränken. Der Neoliberalismusnahm seinen Lauf.
NeueMethodenderEnergie- undNahrungsmit-telproduktion wurden entwickelt und verbreitet,etwa Atomenergie und genetisch modifizierteNahrungsmittel. Gleichzeitig vervielfachte sichdas Bruttosozialprodukt, der Energieverbrauchverdoppelte sich, und dieWeltbevölkerungwuchsmit der Verbreitung der Erdölwirtschaft um zweibis dreiMilliardenMenschen, obwohl Erdölunter-nehmen bereits in den sechziger Jahren die klima-schädlicheWirkung ihresProduktes kannten. Poli-tische Maßnahmen wurden jedoch mit wissen-schaftlichen und öffentlichen Kontroversen nochein halbes Jahrhundert hinausgezögert.
AmEndekamdennochdasPariserKlimaabkom-men,undmanmusste zugeben, dass dieBemühun-gen der Großindustrie nicht genügt hatten, dieexistenziellen Weltprobleme zu lösen. Es stehtnichts anderes als ein Totalumbau der Wirtschaftbevor. Die Alternativewäre eine drastische Bevöl-kerungsreduktion in der Welt.
VertreterderDigitalisierung1.0sahendasPoten-zialderDigitalisierungfüreinenachhaltigereWirt-schaft vor allem im datengestützten „Nudging“.DieWeltprobleme seien eine Konsequenz des un-vernünftigen Verhaltens egoistischer Bürger. Siewürdenmit ihrerKonsumorientierungdieUmweltzerstören.DahermüssemanihrVerhaltensteuern.NebenderBeeinflussungdurchpersonalisierte In-formationen(„BigNudging“)könnemanauchper-sonalisiertePreiseundden„CitizenScore“zurVer-haltenssteuerungeinsetzen.BeiLetzteremhandeltes sich um ein Punktekonto für jeden Bürger, dasentscheidet,welcheProdukteundServicesmanbe-kommt, welche Jobs, welche Kreditkonditionen,undwelcheRechteeinemzustehen.Alles,wasmantut oder lässt, gibt dabei Plus- oder Minuspunkte.Ein solches System wird nicht nur in China getes-tet,sondernauchinGroßbritannienwurdeeinana-loges„KarmaPolice“-ProgrammdesbritischenGe-heimdienstes bekannt.
Gefragt sei ein daten-ermächtigter „wohlwollen-derDiktator“. Angesichts der diversen Krisen undHerausforderungen dieserWelt heilige der ZweckdieMittel. Damit droht ein neofeudalistisches Sys-tem und die digitale Machtergreifung durch einekleine Elite, gerechtfertigt durch die Weltpro-bleme, die man selber mit verursacht hat.
Was durch Kombination von Big Data undKünstlicher Intelligenz, durch Smartphones, dasInternet der Dinge und Quantencomputer jetzttechnisch möglich ist – da sind sich die Technolo-gie-Experten einig – übersteigt George Orwells„1984“ und Aldous Huxleys „Schöne Neue Welt“bei Weitem. Daher forderte uns SPD-Kanzlerkan-didat Martin Schulz kürzlich auf, gegen den tech-nologischen Totalitarismus zu kämpfen.
Um innovativer zu sein und die Weltproblemezu lösen,werdenwirmehr ökonomische und poli-tische Freiheiten benötigen als heute, nicht weni-ger. Statt dieMenschenbei ihrenKonsumentschei-dungen zumanipulieren, ohne dass sie es merken,müssen sich umwelt- und sozialverträgliches Ver-halten lohnen – dank eines neuen Finanzsystems.Eine Sharing Economy – bei der Gegenstände vonvielen geteilt werden, die sich digital koordinieren– und eine Kreislaufwirtschaft würden es erlau-
ben, mehr Menschen eine hohe Lebensqualitätmit weniger Ressourcen zu bieten.
Wir müssen lernen, dass unsere Realität aufKo-Kreation und Ko-Evolution beruht. Es mussein kollektives Bewusstsein dafür entstehen, dassunserWohlergehen von dem der Umwelt und un-serer Mitmenschen abhängt, und dass es uns ambesten geht,wennwir kooperieren. Digitale Tech-nologien können dabei helfen, all das auf denWegzubringen.Wennwir sie richtig nutzen, dann erle-ben wir ein „goldenes Zeitalter“ – eine neue Ära
von Frieden und Prosperität.Dochwie kommenwir dahin? ImZentrum steht
die digitale Revolution. In einer ersten Phasewur-den mit Big Data und Künstlicher Intelligenz zen-trale Informations-, Kontroll- und Steuerungssys-teme geschaffen.Aber die technokratischenVisio-nen von automatisierten Smart Citys und Smart
Nations – Städten und Ländern, in denenRessour-cen, Informationen, derVerkehr, Finanzströme,di-gital und viel effizienter als heute gemanagt wer-den – haben sich nicht bewährt. Mehr Wohlstandfür alle ist ausgeblieben.Damit tretenwir indie zweite PhasederDigitali-
sierung ein, die Digitalisierung 2.0. Sie wird ge-prägt sein durch Prinzipien wie Ko-Kreation,Ko-Evolution, kollektive Intelligenz, Selbstorgani-sation und Selbstregulierung. Es geht um den Baueiner großen, „echten“ Sharing Economy, an dersich alle mit ihren Ideen, Produkten und Dienst-leistungen beteiligen können. Datenportabilitätund Interoperabilität, Reputation und Reziprozi-tät sind dabei wichtige Funktionsprinzipien. Sieermöglichen kombinatorische Innovation, alsoeine Explosion kreativer und ökonomischer Mög-lichkeiten.Manwird erkennen, dass die digitaleWirtschaft
völlig anders funktioniert als die materielle. Letz-tere ist durch den ständigen Wettkampf um be-grenzte Ressourcen gekennzeichnet. Die digitaleWelt hingegenprofitiert vomTeilen nichtmateriel-ler Ressourcen, die vom Prinzip her unbegrenztsind.Es gilt nun, dieses neue Spiel zu lernen. Es ist
ein kooperatives Spiel, nicht das „Monopoly“ deralten,materiellenÖkonomie.Andie Stelle vonBe-sitzen tritt das Prinzip des Nutzens und des Tei-lens. Und so wird es plötzlich möglich, dass auchdie begrenzten Ressourcen der materiellen Weltfür alle reichen. Wir müssen nur lernen, Ressour-cen zu recyceln und zu „sharen“. Es braucht eineKreislaufwirtschaft statt linearer Produktionsket-ten, bei denen frischeRessourcen verbrauchtwer-den, um Konsumartikel herzustellen, die man amEnde wegwirft. Doch wie kommen wir dahin?Die Digitalisierung 2.0 wird drei miteinander
eng verflochtene Transformationen mit sich brin-gen: die digitale, die ökologische und die des Fi-nanzsystems.Das Internet derDinge unddie soge-nannten „Blockchain-Technologien“ sind dabeidie technologischen Treiber. Unter dem Internetder Dinge versteht man die Ausstattung von All-tagsgegenständen mit Mess-Sensoren – gewisser-maßen Sinnen – und mit Kommunikation. EineBlockchain wiederum ist eine dezentrale Daten-bank, die ständig durch neueDatensätze erweitertwird, die wie in einer Kette hinzugefügt werden –eine für alle einsehbareRegistratur. Darauf basiertzum Beispiel die Internetwährung Bitcoin. Sie er-möglichen das sichere Weitergeben von Datenoder digitalem Geld, ohne dass es einen zentralenSicherheitsgaranten, etwa den Staat oder eineBank, braucht.Das größte Potenzial besteht darin, diese Tech-
nologien miteinander zu verbinden und dabei dieWissenschaft komplexer Systeme zu berücksichti-gen, die uns sagen kann, welche Anreizsystemeund Interaktionen zu welchen Ergebnissen füh-ren.Früher oder späterwirddie digitaleTransforma-
tion rund 50 Prozent der heutigen Tätigkeitendurch Künstliche-Intelligenz-Systeme und Robo-ter ersetzen. Das ist zweifellos eine Herausforde-rung, aber auch eine Chance, denn damit könnenwir uns endlichmehr auf jeneThemenkonzentrie-ren, die bisher vernachlässigt wurden: Umweltund Soziales.Wir müssen die halbe Wirtschaft neu erfinden.
Die Nachhaltigkeit können wir durch ein neues,differenziertes Anreizsystem erreichen, das „Fi-nanzsystem 4.0“. In diesem Finanzsystem verdie-nen die Menschen nicht einfach Geld durch ihreArbeit im engeren Sinne, sondern können auchdurchEngagement oder bestimmteVerhaltenswei-sen digitale Währungen erwerben – und investie-ren.Mit dem Internet der Dinge und Smartphones
lassen sich jetzt die Auswirkungen unseres Han-delnsmessen: Lärm,CO2-Emissionen,Abfallstoffeusw., aber auch erwünschte Effekte wie neue Jobs,soziale Kooperation, Bildung, Gesundheit und dieWiederverwertung von Ressourcen. Mit neuen„sozialen“Währungen, die neben das heutige, ein-dimensionale Geldsystem treten würden, könnteman soziales undökologisches Engagement beloh-nen.Dieses Engagementwäre nichtmehr teuer, eswürde sich für jeden einzelnen Bürger auszahlen.Wir müssen die Menschen transparent belohnen,statt sie – wie beim „Big Nudging“ – zu manipulie-ren, ohne dass sie es merken.Nebenbei könnte man ein solches „Finanzsys-
tem 4.0“ so gestalten, dass automatisch Steuernanfallen, um öffentliche Infrastrukturen zu finan-zieren. Durch einen solchen Ansatz würde eineKreislaufwirtschaft auf der Basis neuer Markt-kräfte entstehen statt durch digitale Planwirt-schaft. Und es könnten wirklich alle davon profi-tieren: Bürger, Banken und Unternehmen. ImSinne vondigitalerDemokratie und kollektiver In-telligenz würde das Finanzsystem 4.0 gemeinsamdurch Vertreter von Wirtschaft, Politik, Wissen-schaft und der breiten Bevölkerung gemanagt.Warum also packen wir das jetzt nicht einfach
an?DenZug derDigitalisierung1.0 habenwir ver-passt.Werdenwir alsoWeltmeister derDigitalisie-rung 2.0! Wir könnten jetzt Pioniere darin sein,dieDigitaleDemokratie, das sozio-ökologische Fi-nanzsystem und den demokratischen Kapitalis-mus zu bauen. Wenn Roboter für uns in absehba-rer Zukunft alle lebensnotwendigen Güter produ-zieren, könnenwir die so gewonneneZeitmit krea-tiven und sozialen Tätigkeiten, Erkenntnisgewinnund Umweltschutz verbringen. Digitale Assisten-tenwärenunsHelfer in allenLebenslagen. Persön-liche Künstliche Intelligenzsysteme, die in unse-rem Interesse und Auftrag handeln, würden unsauch dabei helfen, unsere persönlichen Daten zuverwalten und unsere informationelle Selbstbe-stimmungwahrzunehmen.Mit gesprochenen An-weisungen oder sogar gesteuert durch Gedankenkönnten wir neue virtuelle Welten schaffen underleben.Doch noch ist es nicht so weit. Erst müssen wir
uns von den Fesseln des alten Zeitalters befreien,dann können wir einen neuen Weg einschlagen.Es ist definitiv an der Zeit! Nur welcher soll essein? Es ist Zeit für eine öffentlicheDiskussion,wowir imDigitalen Zeitalter wirklich hinwollen, undfür kluge Investitionen in die Gestaltung unsererZukunft – statt für die Aufrechterhaltung der Ver-gangenheit.
D er Justizminister wäre nicht erselbst, würde er nicht trotz Ablaufdes Legislaturprogramms in einer
von ihm selbst so titulierten Grundsatz-redeeinFassaufmachen,ausdemdieSPDim Wahlkampf schöpfen soll. Nach demLöschgesetz für Facebook und Co beiHasskommentaren möchte Heiko MaasSauberkeit und Ordnung in den Algorith-men-Einsatz der Digitalwirtschaft brin-gen.Allen voranmutmaßlichGoogle.Hier wittert Maas das Potenzial für
Missbrauch durch die Markt- und Daten-beherrscher und zieht eine Parallele zumAllgemeinen Gleichbehandlungsgesetz(AGG).Wie diesesDiskriminierung etwawegen der Religion, des Geschlechts
oder der Weltan-schauung bei derJobsuche ver-biete, so sei auchan ein „digitalesAGG“ zu denken.Schließlich steuer-ten Algorithmendas Angebot, dasNutzer im Inter-
net serviert bekommen, von der einfa-chen Google-Suche bis zur Warenbestel-lung samt Zahlungsmodalitäten.In der Tat sind die Programme das un-
entbehrliche Helferlein im Webgeschäft.Ihre genaueZusammensetzung ist dasGe-heimnis der Unternehmen. Erwartbar,dass deren Verbände aufschrien, alsMaas sein Gesetz projektierte. Was sollgegen auf denKunden zugeschnitteneAn-gebote einzuwenden sein? Ist schließlichgute Tradition der Analogwirtschaft.Eine Gleichung, die nicht aufgeht.Wer
einen Werbebrief bekommt oder einenLadenaufsucht, ist in einer anderen Situa-tion als Nutzer, für die der Aufenthalt imWeb integraler Lebensbestandteil gewor-den ist. Algorithmen liefern mehr als nurein Angebot, sie konstruieren ein Um-feld. Dem kannman sich theoretisch ent-ziehen. Praktisch aber nicht. DerWaren-,Dienstleistungs- und Informationsver-kehr wandert immer mehr ins Netz.Ein Transparenzgebot für Algorithmen
ist deshalb eine sinnvolle Forderung.Nut-zer sollten Kriterien kennen dürfen, nachdenen ihnendieWelt vorsortiertwird. In-formationspflichtenwiebei Lebensmittel-angeboten könnten deshalb eine sinn-volle Ergänzung sein. Sie versetzen Nut-zer in die Lage, bewusstermitzusortieren– und einen Anbieter auszusortieren,wenn ihnen seine Kriterien nicht passen.Eine solche Regelung könnte sich als Se-gen für Vielfalt erweisen, die imNetz un-ter dem Regime von Großportalen undQuasimonopolisten immer weiterschwindet. Saubere Algorithmen wärenein Wettbewerbsvorteil, mit denen dieKleineren punkten könnten.Maas wäre nicht Maas, würde er nicht
drei Regulierungsschritte machen, wovielleicht nur einer nötig gewesen wäre.Deshalb soll zumTransparenzgebot auchgleich ein Reinheitsgebot für Algorith-men treten: das Netz als „diskriminie-rungsfreie Zone“. Damit wird das Themaunnötig moralisch aufgeladen. Wer Kun-den systematisch und offenkundig imSinne desAGGdiskriminiert, wäre als se-riöserWettbewerber ohnehin erledigt.
EIN WORT zum SonntagDas neue SpielForen wie die G 20 setzen bei der Weltrettung immer
noch auf die alten Spielregeln der Politik und Wirtschaft.Die Digitalisierung 2.0 bietet sich hier als Alternative an.
Foto:Federico Gambarini/dpa
Jost Müller-Neuhof überDiskriminierung durch Algorithmen
Armin Laschet, NRW-Ministerpräsi-dent, im „Spiegel“ über Protestwählerund die AfD-Taktik.
Von Dirk Helbing
Dirk Helbing ist Profes-sor für ComputationalSocial Science am Depar-tement Geistes-, Sozial-und Staatswissenschaf-ten der ETH Zürich undgewähltes Mitglied derAkademie der Wissen-schaften „Leopoldina“. Foto: ETH Zürich/Giulia Mar-thaler
Die verfügbaren Technologienversprechen eine Ära von Friedenund Prosperität
Wir müssen die halbe Wirtschaftneu erfinden und ein gerechteresFinanzsystem einführen
Was heute technisch möglich ist,übersteigt Orwells „1984“ undHuxleys „Schöne neue Welt“
SONNTAG, 9. JULI 2017 / NR. 23 168 DER TAGESSPIEGEL 7MEINUNG
Das Wahreund die Ware
„Die AfD tut manchmalso, als wäre sie wie dieUnion unter HelmutKohl. Da liegt sie abervöllig falsch.“
Value-Sensitive Design and Value PluralismRather than Market-Conform Democracy
• Privacy• Autonomy• Equity• Justice• Dignity• Happiness• Wellbeing• Safety• Security
After Jeroen van den Hoven
• Sustainability• Health• Friendship • Solidarity• Peace• Usability• Resilience• Efficiency• Flexibility
Goals must be balanced (politically negotiated).Otherwise, the approach is oversimplified, inadequate.
Openness: Boosting
co-creation
Our Competitors
World’s Largest IT Companies
World’s Largest Internet Companies
World’s Largest Software Companies
Exponential Growth with a Delay Is Destined to Fail
Isn‘t that Phantastic?
Old Businesses In Trouble
• Steel industry• Financial industry• Car industry• Chemical industry?• Oil industry?
The Grand Transformation of Our Society
Exponential vs. Factorial Growth
Fast ExponentialGrowth
Slow Exponential Growth
FactorialGrowth
X doubles every 18 months
X doubles every 12 months
X grows as a factorial with the number of years
400
350
300
250
200
150
100
50
0
X
Years1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Economies of scale(rationalization)
Co-creation(e.g. cultural goods)
Blaetter abwerfen
ed(with a delay)