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8/18/2019 Diplomarbeit Rene Peinbauer - Zurück in Die Anti-Heimat - Das Heimkehrmotiv in Ausgewählten Werken Von Gerh…
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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ...................................................................................................... 3
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Heimatbegriff außerliterarisch ....................................................................... 5
2.1 Heimat im Wörterbuch .......................................................................... 5
2.2 Räumliche und soziale Bedingungen .................................................... 6
2.3 Heimat als Utopie.................................................................................. 8
3 Heimatliteratur..............................................................................................13
3.1 Heimatkunstbewegung.........................................................................14
3.2 Blut-und-Boden-Literatur......................................................................17
3.3
Heimatroman........................................................................................18
3.4 Gattungsproblematik ............................................................................19
4 Anti-Heimat-Literatur ....................................................................................20
4.1 Vorbedingungen - Heimatliteratur nach 1945.......................................20
4.2 1960er & 1970er Jahre ........................................................................22
4.3 Definitionen von Anti-Heimatliteratur....................................................25
4.4 Von Anti-Heimatliteratur zu Anti-Heimat-Literatur ................................26
4.5
Österreich – Anti-Heimat par excellence..............................................28
5 Überlegungen zum Heimkehrmotiv..............................................................34
5.1 Exkurs: Funktion von Motiven für die Literatur .....................................34
5.2 Heimkehrmotiv .....................................................................................37
6 „Da war er – noch immer gefangen...“ – „Fasching“ von Gerhard Fritsch ....42
6.1 Späte Anerkennung .............................................................................42
6.2 Heimkehr eines Deserteurs..................................................................44
6.2.1
Rezeptions- und Wirkungsästhetik des Heimkehrmotivs...........51
7 „Von einer Heimkehr konnte jedenfalls nicht die Rede sein.“ –
„Der Emporkömmling“ von Franz Innerhofer................................................54
7.1 Teil vier einer Trilogie?.........................................................................54
7.2 Heimkehr als letzter Ausweg................................................................58
8 „Er regredierte hier...“ – „Schubumkehr“ von Robert Menasse.....................66
8.1 Zitat-Montage und Anti-Heimat-Roman................................................66
8.2 Heimkehr als Regression .....................................................................68
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9 „Mach aus dir eine Insel“ – „Das tote Haus“ von Peter Zimmermann...........77
9.1 Variante des Anti-Heimat-Romans.......................................................77
9.2 Suche nach der Stille ...........................................................................78
10 Funktionen des Heimkehrmotivs..................................................................87
10.1 Erzähltechnisches Konzept des Heimkehrmotivs.................................89
10.2 Heimat – eine Utopie?..........................................................................96
10.3 Heimkehr in die Anti-Heimat – ein Widerspruch?...............................100
10.4 Ausblick..............................................................................................102
11 Bibliographie ..............................................................................................104
11.1 Primärliteratur.....................................................................................104
11.2 Sekundärliteratur................................................................................104
11.2.1 Rezensionen ...........................................................................112
11.2.2 Internet ....................................................................................114
Anhang............................................................................................................115
Interview mit Peter Zimmermann, 30.9.2007..............................................115
Abstract......................................................................................................120
Lebenslauf .................................................................................................122
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1 Einleitung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Werken eines Genres, das mittler-
weile beinahe vollständig von der Bühne der österreichischen Literatur ver-schwunden ist. Die Anti-Heimatliteratur beziehungsweise Anti-Heimat-Literatur
durfte sich in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts über ihre größten
Erfolge freuen. Mittlerweile ist der Begriff mit einer Aura des Antiquierten und
Unzeitgemäßen behaftet und wird meist nur in abwertender Absicht verwendet.
Dabei nimmt die Anti-Heimat-Literatur eine wichtige, wenn nicht sogar die wich-
tigste Position in der österreichischen Gegenwartsliteratur ein. Anti-Heimat-
Literatur hat in hohem Ausmaß auf historische und aktuelle politische und ge-sellschaftliche Entwicklungen in Österreich Bezug genommen und diese kritisch
beleuchtet. Diese Arbeit soll auch ein Beitrag dazu sein, dass dieses Genre
nicht völlig in Vergessenheit gerät.
Im Zentrum der Arbeit steht das Heimkehrmotiv, das sich auf den ersten Blick
nicht unbedingt in Verbindung zur Anti-Heimat-Literatur bringen lässt. Denn tat-
sächlich ist es das Fluchtmotiv, welches weitaus häufiger zur Verwendung he-
rangezogen wird. Von dieser Beobachtung ausgehend soll untersucht werden,ob und wie das Heimkehrmotiv kompatibel zur Anti-Heimat-Literatur ist. Dabei
ist es wichtig, auf die inhaltlichen und auf die formalen Besonderheiten des Mo-
tivs einzugehen. Motive haben generell eine Funktion als Inhalts- und auch als
strukturierte und strukturgebende Einheiten, sie entfalten ihre Wirkung auf zwei
verschiedenen Ebenen.
Das Heimkehrmotiv findet sich in der Literaturgeschichte immer wieder in den
unterschiedlichsten Kontexten. Als eine der ältesten und bekanntesten Heim-
kehrergeschichten sei die Odyssee von Homer erwähnt. Darin und auch in vie-
len anderen Werken steht die Sehnsucht nach der Rückkehr in die Heimat im
Vordergrund. Umgelegt auf das Genre der Anti-Heimat-Literatur stellt sich die
Frage, wie sich diese Sehnsucht mit einer Gattung, die tendenziell eine kritische
Haltung zur Heimat einnimmt, vereinbaren lässt. Eine Heimkehr in die Anti-
Heimat kann nur schwer entsprechend den herkömmlichen Verläufen der klas-
sischen Heimkehrergeschichten entsprechen. Deshalb soll in dieser Arbeit un-
tersucht werden, ob sich für die Verwendung des Motivs in der Anti-Heimat-
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Literatur ein eigenes Schema definieren lässt. Eine rein textimmanente Interpre-
tation würde jedoch zu kurz greifen. Deshalb steht zu Beginn der Arbeit ein the-
oretischer Teil, der dazu beitragen soll, möglichst viele relevante Aspekte in die
Analyse einzubringen. Zuallererst ist es notwendig, auf die Aspekte Heimat und
Identität einzugehen, da diese in enger Verbindung zum Heimkehrmotiv stehen
und auch wichtige Themen in der Anti-Heimat-Literatur sind. Zu diesem Zweck
werden in Kapitel zwei verschiedene Konzepte zum Thema Heimat präsentiert
und zueinander in Beziehung gesetzt.
Der Heimatbegriff unterzog sich im Laufe der Zeit einem vielfachen Wandel und
wurde leider sehr oft auch zu ideologischen Zwecken missbraucht. Ein Wandel
des Heimatbegriffes auf gesellschaftlicher Ebene findet immer auch eine Ent-
sprechung in der Literatur, da diese wesentlich von aktuellen Entwicklungen
beeinflusst wird und diese auch widerspiegelt. Diese Verbindung wird versucht
in Kapitel drei, welches sich mit der Heimatkunstbewegung, der Blut-und-
Boden-Literatur und dem Heimatroman der Nachkriegszeit beschäftigt, nachzu-
zeichnen. Erst aus dem Verständnis der problematischen und auch miss-
bräuchlichen Verwendung des Begriffes in der Literatur kann sich das Ver-
ständnis für die Entstehung der Anti-Heimat-Literatur als spezifisch österreichi-
sches Genre herausbilden. Kapitel vier schließlich widmet sich der Anti-Heimat-
Literatur, skizziert deren Entwicklung und stellt ein umfassendes Konzept dazu
vor. Den letzten Abschnitt des Theorieteils bildet Kapitel fünf, das sich mit Über-
legungen zur Motivforschung und zum Heimkehrmotiv beschäftigt. Dieses Kapi-
tel ist eine wichtige Voraussetzung für eine fundierte Interpretation, welche in
den darauf folgenden vier Abschnitten stattfindet. Es wird jeweils ein Werk pro
Kapitel unter Einbeziehung von Forschungs- und Rezeptionsgeschichte genau-
er analysiert. Die ausgewählten Werke spannen einen zeitlichen Bogen von den1960er Jahren bis in die Gegenwart und repräsentieren jeweils verschiedene
Phasen der Anti-Heimat-Literatur. Im abschließenden Kapitel zehn werden die
Erkenntnisse der Einzelanalysen zusammengefasst, anhand konkreter Leitfra-
gen zueinander in Beziehung gebracht und zu Grundaussagen über das Heim-
kehrmotiv in der Anti-Heimat-Literatur formuliert.
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2 Heimatbegriff außerliterarisch
Betrachtet man den Begriff „Heimat“ aus diachroner Sicht, so lässt sich un-
schwer erkennen, dass dieser Terminus im Laufe der Zeit einem vielfältigenWandel unterzogen wurde. Rüdiger Görner etwa bezeichnet in diesem Zusam-
menhang Heimat als „chamäleonhaftes Gebilde“1. Im Rahmen der Arbeit wird
der Wandel des Heimatbegriffs ab dem Aufkommen der Heimatkunstbewegung
untersucht. Mit dieser Strömung lässt sich eine zunehmende ideologische Auf-
ladung des Begriffes feststellen, die wesentliche Auswirkungen bis in die Ge-
genwart zeigt und Voraussetzung für das Verständnis der Entwicklung, die in
Österreich gegen Ende der 1960er Jahre einsetzt, ist. Abseits der Literatur wardas Thema Heimat ab den 1970er Jahren wieder sehr gefragt. Zahlreiche Pub-
likationen beleuchteten die Thematik aus psychologischer, irrationaler, territoria-
ler, historischer, sozialer, kultureller, biologischer, anthropologischer, ideologi-
scher oder nostalgischer Sicht und trugen zur Renaissance eines Begriffes, der
Ende des 18. Jahrhunderts bereits als veraltet galt, bei.2 Einen Überblick über
einige wichtige Theorien soll dieses Kapitel geben.3
2.1 Heimat im Wörterbuch
Das Wort „Heimat“ existiert nur im deutschen Sprachraum und lässt sich
schwer in andere Sprachen übersetzen.4 „Heimat“ leitet sich von den mittel-
hochdeutschen Wörtern „heimuot(e)“, „heimōt(e)“, „heimōde“ und „heimüete“
ab. Die althochdeutschen Entsprechungen lauten „heimōti“, „heimuoti“,
„eimōdi“. Die damalige Bedeutung war ungefähr „Stammsitz“. Das Wort war ur- 1 Görner, Rüdiger: Einführendes. Oder: Verständigung über Heimat. In: Ders. (Hg.): Heimat imWort. Die Problematik eines Begriffes im 19. und 20. Jahrhundert. München: Iudicium 1992, S.11 – 14, S. 14.2 Vgl. Polheim, Karl Konrad: Einleitung. In: Ders. (Hg.): Wesen und Wandel der Heimatliteratur. Am Beispiel der österreichischen Literatur seit 1945. Bern: Peter Lang 1989, S. 15 – 21, S. 15 –16.3 Eine ausführliche, wenn auch mittlerweile etwas veraltete, Zitatensammlung zum außerliterari-schen Heimatbegriff gibt Müller. Vgl. Müller, Carola: Der Heimatbegriff. Versuch einer Antholo-gie. In: Polheim, Karl Konrad (Hg.): Wesen und Wandel der Heimatliteratur. Am Beispiel der ös-
terreichischen Literatur seit 1945. Bern: Peter Lang 1989, S. 207 – 256.4 Vgl. Bienek, Horst: Vorbemerkung des Herausgebers. Warum dieses Buch? In: Ders. (Hg.):Heimat. Neue Erkundungen eines alten Themas. München: Hanser 1985, S. 7- 8, S. 7.
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sprünglich ein Neutrum.5 Jakob und Wilhelm Grimm definieren Heimat als „das
land oder auch nur der landstrich, in dem man geboren ist oder bleibenden auf-
enthalt hat“6, sie merken ferner an, dass „selbst das elterliche haus und be-
sitzthum“7 so heißen können.
2.2 Räumliche und soziale Bedingungen
Heimat umschrieb also zuerst einen konkreten Raum, welchem der Mensch zu-
geordnet ist. Dieses Territorium ist Identifikations-, aber auch Schutz- und Akti-
onsraum: „Das Territorium als ein konkreter und selbst geschaffener Raumaus-
schnitt mit fließenden Grenzen ist also gewissermaßen die conditio sine qua
non zum Ablauf der Territorialität, die die Bedürfnisse Sicherheit, stimulierende
Aktivität und Identifikation befriedigt.“8 Heimat darf aber keineswegs als ein rein
geographisches Phänomen definiert werden, denn die Befriedigung der oben
genannten Bedürfnisse ist Teil des menschlichen Sozialisationsprozesses, der
unter spezifischen kulturellen Bedingungen stattfindet. Das räumliche Element
ist dabei eine Voraussetzung.9
Andrea Bastian nähert sich in ihrer umfassenden Untersuchung dem Heimat-
begriff von unterschiedlichen Seiten. Dabei trifft sie eine wesentliche Unter-
scheidung zwischen räumlicher und sozialer Kategorie. Erstere wird definiert als
Raum im Sinne von Wohnraum und/oder Landschaft, also als Territorium im
Sinne von Greverus. Der Territoriumsbegriff erstreckt sich hier von kleinen Ein-
heiten wie dem Haus, bis hin zu einer (regional-)geographischen Ebene und
kann sich auch auf einen Staat beziehen. Es lässt sich nachweisen, dass dasmenschliche Grundbedürfnis nach Sicherheit, als ein zentrales Element von
Heimatgefühl, durch Raumgebundenheit befriedigt wird. Territorialität ist eine
5 Vgl. Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von El-mar Seebold. Berlin/New York: Walter de Gruyter 2002, S. 402.6 Grimm, Jakob/Grimm, Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Band 10. München: dtv 1984, S. 866.7 A. a. O.8 Greverus, Ina-Maria: Der territoriale Mensch. Ein literaturanthropologischer Versuch zum Hei-matphänomen. Frankfurt/Main: Athenäum 1972, S. 25.9
Vgl. Prahl, Eckhart: Das Konzept „Heimat“. Eine Studie zu deutschsprachigen Romanen der70er Jahre unter besonderer Berücksichtigung der Werke Martin Walsers. Frankfurt/Main: PeterLang 1993, S. 16.
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anthropologische Konstante.10 Dies bestätigt auch Greverus, die es als absolut
notwendig erachtet, dass sich der Mensch aktiv einen Raum aneignet, ihn ges-
taltet und dadurch zur Heimat macht. Dieses Territorium wird in weiterer Folge
zum soziokulturellen Bezugsraum, in dem Identität erfahrbar wird. Der Raum ist
Voraussetzung für materielle Existenzsicherung und gesellschaftliche Integri-
tät.11
Die soziale Kategorie benennt Bastian mit dem Terminus „Gemeinschaft“ und
subsumiert darunter auch gemeinschaftsstiftende und -erhaltende Aspekte wie
etwa Traditionen und Rituale.12
Eine Reduzierung des Heimatbegriffs auf die territoriale Komponente greift also
zu kurz. Unwidersprochen benötigt der Mensch einen konkreten Raum, der Si-
cherheit, Identität, aber auch Stimulation bereitstellt, ohne die soziale Kompo-
nente ist der Heimatbegriff jedoch zu kurz gefasst. Erst durch soziale Bezie-
hungen und Interaktionen erhält der geographische Raum die nötigen emotio-
nalen Bindungen.13 Eine gelungene Primärsozialisation bedeutet stabile, positi-
ve emotionale Bindungen zu wichtigen Bezugspersonen, die Grundlage der
späteren Identität wird in der Kindheit gelegt. Doch nicht nur die Primärsoziali-
sation ist ausschlaggebend für das Entstehen eines Heimatgefühls, auch nach-
folgende Sozialisationsinstanzen, von der Schule über den Freundeskreis bis
hin zum Berufsleben sind von konstitutiver Bedeutung. Räumliches und sozia-
les Element dürfen also nicht als voneinander getrennt betrachtet werden:
Das Territorium dient gleichzeitig der sozialen Bindung wie der sozia-len Distanzierung. [...] Ein gesichertes Territorium, auf das man im-mer wieder zurückkehren kann, mit seinen verschiedenen Funkti-onsorten und Ruhepunkten [...] dient der Kanalisierung des eigenenVerhaltens. [...] Soziologisch gesehen ist jedes Territorium sozusa-
gen Interaktionsraum. Es erweist sich als soziokultureller Bezugs-raum, in dem Identität [...] erfahrbar wird.14
Greverus betont die Wechselwirkung zwischen der Gruppe und den einzelnen
Individuen: „Identität ist ein reziprokes Verhältnis zwischen den Menschen eines
10 Vgl. Bastian, Andrea: Der Heimat-Begriff. Eine begriffsgeschichtliche Untersuchung in ver-schiedenen Funktionsbereichen der deutschen Sprache. Tübingen: Max Niemeyer 1995, S. 49 – 55.11 Vgl. Greverus, Ina-Maria: Auf der Suche nach Heimat. München: Beck 1979, S. 28 – 32.12
Vgl. Bastian 1995, S. 25.13 A. a. O., S. 37 – 40.14 Bastian 1995, S. 71.
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Raumes: die Gruppe gibt dem Einzelnen Identität und die Einzelnen bestätigen
die Identität der Gruppen.“15 Das Zusammenwirken von räumlicher und sozialer
Kategorie evoziert im Menschen jene Emotionen, die man als Heimatgefühle
oder Heimatverbundenheit bezeichnen kann: Geborgenheit, Sicherheit, Zuge-
hörigkeit, Vertrautheit und Anerkennung.16 Defizite können durch Bindung an
die Heimat kompensiert werden, wie Parin anmerkt. Für ihn hat „Heimat die Be-
deutung einer seelischen Plombe. Sie dient dazu, Lücken auszufüllen, unerträg-
liche Traumen aufzufangen, seelische Brüche zu überbrücken…“17 Neben die-
sen positiven Emotionen kann die Bindung an den Lebensraum Heimat jedoch
auch negative Auswirkungen auf das Individuum haben. In diesem Fall wird
Heimat als Enge, Zwang und Gefangensein erlebt.18 In der Anti-Heimat-
Literatur etwa lässt sich tendenziell eine derartige negative Beschreibung der
Heimat feststellen.
2.3 Heimat als Utopie
Heimat sei „etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand
war“19, schreibt Ernst Bloch und kaum ein wissenschaftliches Werk oder ein Ar-
tikel zum Thema Heimat verzichten auf dieses Zitat. Meist steht es am Schluss
der Ausführungen, ein Verweis auf die Schwierigkeit des Unterfangens, Heimat
zu definieren. Nähert man sich dem Heimatbegriff von einer mehr philosophi-
schen, denn kulturanthropologischen Seite, so muss man in der Romantik be-
ginnen: „Wohin gehen wir?“ – „Immer nachhause!“, fragten und antworteten die
Romantiker. In dieser Aussage manifestiert sich der Lauf des Lebens als stän-
dige Suche nach Heimat.
15 Greverus 1979, S. 57.16 Diese emotionalen Elemente sind anthropologische Grundbedürfnisse, die in jedem Men-schen vorhanden sind. Vgl. Bastian 1995, S. 43 und S. 72.17 Parin, Paul: Heimat, eine Plombe. Rede am 16. November 1994 beim 5. Symposium derInternationalen Erich Fried Gesellschaft für Literatur und Sprache in Wien zum Thema „WievielHeimat braucht der Mensch und wieviel Fremde verträgt er.“ Mit einem Essay von Peter-PaulZahl. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt 1996, S. 18.18 Vgl. Weichhart, Peter: Heimatbindung und Weltverantwortung. Widersprüche oder komple-mentäre Motivkonstellationen menschlichen Handelns? In: Geographie heute 100 (1992), S. 30
– 44, S. 30 – 32.19 Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung. Werkausgabe. Band 5. Kapitel 43 – 55. Frankfurt/Main:Suhrkamp 1985, S. 1628.
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In einem Essay greift Bernhard Schlink eine Thematik auf, die Jean Améry be-
reits in den 1960er Jahren behandelt hat: „Wieviel Heimat braucht der
Mensch?“, lautete der Titel von Amérys Essay.20 Beide nähern sich dem Hei-
matbegriff von der Erfahrung des Exils, dem Gegenbegriff zur Heimat.
Exil bedeutete ursprünglich eine räumliche Trennung von der Heimat durch Ver-
treibung oder andere Notsituationen, meist unfreiwillig. Améry war selbst ein
Opfer der Judenvertreibung des Nationalsozialismus. Das Verlassen der Hei-
mat geht immer einher mit der Erfahrung der Entfremdung, im Exil gelten ande-
re Gesetze, denen sich der Exilant unterordnen muss. Schlink erweitert den
Begriff des Exils zu einem metaphorischen. Für ihn ist das Exil eine Metapher
für die Erfahrung der Entfremdung, die jedoch nicht an eine räumliche Kompo-
nente gebunden ist.21 Die Erfahrung des Exils kann auch ohne räumliche Ver-
änderung gemacht werden. Schlink nennt als Beispiele etwa die Angehörigen
von Minderheiten oder auch Frauen, die sich in einer männerdominierten Ge-
sellschaft wie im Exil fühlen.22 Es gab eine Zeit, in der die Erfahrung des Exils
für viele Intellektuelle durchaus prägend war. Nach dem Zweiten Weltkrieg war
Heimat ein belasteter Begriff, Exilanten des Krieges wurden von den Daheim-
gebliebenen oftmals als Vaterlandsverräter betrachtet. Zu diesem Zeitpunkt war
der Exilbegriff in intellektuellen Kreisen positiver besetzt als der Heimatbegriff,
er signalisierte Weltoffenheit und Universalität.23 Auch Améry weiß die Exiler-
fahrung durchaus zu schätzen, er betont die Bereicherungen und Chancen, die
Öffnung der Welt, welche die Heimatlosigkeit bieten kann.24
Eine deutsche Umfrage ergab, dass Heimat für 31 Prozent der Befragten der
Wohnort, für 25 Prozent die Familie, aber nur für elf Prozent das Land selbst ist. Aus diesem Ergebnis folgert Schlink, dass „das Land als Nation nach wie vor
historisch diskreditiert ist, um den Platz der Heimat unverfänglicheren und au-
20 Améry, Jean: Wieviel Heimat braucht der Mensch? In: Heidelberger-Leonard, Irene (Hg.):Jean Améry. Werke. Band 2. Herausgegeben von Gerald Scheit. Stuttgart: Klett-Cotta 2002, S.86 – 117.21 Vgl. Schlink, Bernhard: Heimat als Utopie. Frankfurt/Main: Suhrkamp 2000, S. 8 – 11.22 A. a. O., S. 7.23
A. a. O., S. 13 – 15.24 Vgl. Améry, in: Heidelberger-Leonard (Hg.) 2002, S. 94.
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ßerdem näheren, überschaubareren, ausfüllbareren Orten zu überlassen.“25
Durch die Kriegsschuld war die Nation als Heimat kein Thema mehr, wenn
man an Heimat dachte, orientierte man sich an kleineren oder abstrakteren
Begriffen. Diese Erfahrungen von Orten der Heimat werden jedoch erst aus der
Distanz gemacht. Erst der Mangel macht die Bedeutung von bis dahin Selbst-
verständlichem klar: „Die Heimaterfahrungen werden gemacht, wenn das, was
Heimat jeweils ist, fehlt oder für etwas steht, das fehlt.“26 Aus der Distanz sind
es vor allem Erinnerungen und Sehnsüchte, die das Heimatbild ausmachen.
Améry setzt Heimat mit Sicherheit gleich, das Exil evoziert ihn ihm das Gefühl
des Torkelns über schwankenden Boden.27 Ähnliches meint auch Schlink, wenn
er vom Recht auf Heimat als elementarem Menschenrecht spricht, und sich da-
bei auf einen Ort bezieht, an dem der Mensch rechtlich anerkannt und ge-
schützt leben und arbeiten, sowie Familie, Freunde, Erinnerungen und Sehn-
süchte haben kann.28 Für Schlink ist das Heimweh das eigentliche Heimatge-
fühl. Heimat manifestiert sich also nicht im Konkreten und ist folglich ein Nicht-
Ort, eine Utopie: „Die Erinnerungen machen den Ort zur Heimat, die Erinnerun-
gen an Vergangenes und Verlorenes, oder auch die Sehnsucht nach dem, was
vergangen und verloren ist [...] Heimat ist ein Ort nicht als der, der er ist, son-
dern als der, der er nicht ist.“29
Auch Améry beschäftigt sich mit der Heimwehproblematik, in seinem Fall der
Sehnsucht nach einer eigentlich verachtenswerten, nationalsozialistischen
Heimat: „Was zu hassen unser dringender Wunsch und unsere soziale Pflicht
war, stand plötzlich vor uns und wollte ersehnt werden: ein ganz unmöglicher,
neurotischer Zustand, gegen den kein psychoanalytisches Kraut gewachsen
ist.“30
Doch nicht nur für räumlich von ihrer Heimat getrennte Menschen ist Heimat ei-ne Utopie. Auch wenn ein Mensch sein ganzes Leben lang am selben Ort ge-
lebt hat, ist dieser Ort als Heimat für ihn Utopie, denn dieser Ort beinhaltet nicht
nur die Erinnerungen an konkrete vergangene Geschehnisse sondern dazu
25 Schlink 2000, S. 23.26 A. a. O., S. 24.27 Vgl. Améry, in: Heidelberger-Leonard (Hg.) 2002, S. 95 – 96.28
Vgl. Schlink 2000, S. 47.29 Schlink 2000, S. 33.30 Améry, in: Heidelberger-Leonard (Hg.) 2002, S. 102.
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noch alle vergangenen Träume, Hoffnungen und Sehnsüchte und trägt somit
die Utopien des gesamten Lebens.31 Die Heimat der Vergangenheit, egal ob
real oder von Träumen und Sehnsüchten dominiert, ist unwiederbringlich, „weil
niemals der Wiedereintritt in einen Raum auch ein Wiedergewinn der verlore-
nen Zeit ist.“32
Somit erhält der Heimatbegriff auch für Améry einen utopischen Charakter: „Es
gibt keine ´neue Heimat`. Die Heimat ist das Kindheits- und Jugendland. Wer
sie verloren hat, bleibt ein Verlorener, und habe er es auch gelernt, in der
Fremde nicht mehr wie betrunken umherzutaumeln, sondern mit einiger Furcht-
losigkeit den Fuß auf den Boden zu setzen.“33 Auch für Schlink gibt es nur zwei
Orte, denen er das Potential, Heimat zu vermitteln, zugesteht: „de[r] Ort der
Geburt und de[r] Ort der Kindheit. Sie werden die Orte bleiben, an denen sich
Heimatgefühl, Heimaterinnerung und Heimatsehnsucht vor allem verbinden.“34
Améry und Schlink entwickeln ihre Thesen von ähnlichen Standpunkten aus:
Améry aufbauend auf seinen eigenen Exilerfahrungen und Schlink auf einem
metaphorischen Exilbegriff. Auch die Schlussfolgerungen der über drei Jahr-
zehnte auseinander liegenden Essays weisen starke Ähnlichkeiten auf: Heimat
konstituiert sich durch Vergangenes, Erinnerungen, Projektionen und durch
Mangel. Somit wird Heimat zu einer Utopie. Der Blick aus der Ferne in die Hei-
mat, aus der Gegenwart in die Vergangenheit, wirkt oft verklärend. Einig sind
sich beide Verfasser darin, dass ein geographisch definierter, überschaubarer
Raum als Voraussetzung für das Entstehen von Heimatgefühl notwendig ist.
Darin bestätigt sich einmal mehr die These von Greverus über Territorialität als
anthropologische Konstante.
Die Kindheit spielt in allen vorgestellten Konzepten eine wichtige Rolle. Beson-
ders aus der Ferne betrachtet, erscheint die Welt der Kindheit oft als verklärte
Idylle, deren Rückeroberung ein lohnenswertes Ziel darstellt. Selbst wenn die
Kindheit nur ein Mindestmaß an Geborgenheit und Heimat geboten hat, aus
31 Vgl. Schlink 2000, S. 34.32
Améry, in: Heidelberger-Leonard (Hg.) 2002, S. 87.33 A. a. O., S. 97 – 98.34 Schlink 2000, S. 49 – 50.
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zeitlicher und räumlicher Distanz betrachtet, tendiert der Mensch zu einer posi-
tiveren Sicht der vergangenen Zeit.35 Dass aber eine Rückkehr in die Welt der
Kindheit nicht möglich ist, liegt auf der Hand. Kindheit ist ein unwiederbringli-
cher Abschnitt im Leben des Menschen, durch die voranschreitende Zeit und
die damit einhergehenden Veränderungen, sowohl der Umgebung, als auch
des Menschen selbst, endet eine Rückkehr oft in Enttäuschung. Wohl aber wird
in der Heimat der Kindheit der Grundstein für die menschliche Identitätsentwick-
lung gelegt. Eine Heimat zu haben, irgendwo daheim zu sein, ist ein elementa-
res menschliches Bedürfnis. Wie sich die Suche nach Heimat beim Einzelnen
gestaltet und wovon der Erfolg letzten Endes abhängt, lässt sich nicht verallge-
meinern: „Heimat ist demnach kein festschreibbarer kollektiver Wert, sondern
ein offenes System, das vom einzelnen Individuum im fortschreitenden Prozess
der Identitätsfindung erworben und modifiziert wird.“36
Ob tatsächlich die Kindheit als einzige Heimat bezeichnet werden kann, darf
hinterfragt werden. Wahrscheinlicher ist schon die These, dass die Fähigkeit,
sich aufgrund der in der Kindheit erworbenen Konzepte neue Lebensräume als
Heimat anzueignen, eine wichtige Voraussetzung für jeden Menschen ist. Spe-
ziell in der heutigen Gegenwart, die ein Höchstmaß an Mobilität bietet und auch
verlangt, und vor dem Hintergrund immenser Migrationsbewegungen werden an
das Heimatkonzept des modernen Menschen völlig neue Anforderungen ge-
stellt. Die obigen Erörterungen zu außerliterarischen Heimatkonzepten bilden
den Hintergrund für den zweiten, analytischen Teil dieser Arbeit. Sie sind bei
der Analyse stets im Auge zu behalten. Das nächste große Kapitel widmet sich
nun dem Wandel des Heimatbegriffes in der Literatur, wobei der Schwerpunkt
auf Österreich gelegt wird. Da Literatur immer auch die gesellschaftlichen undpolitischen Verhältnisse widerspiegelt und thematisiert, werden diese selbstver-
ständlich miteinbezogen werden.
35 Vgl. Fetscher, Iring: Heimatliebe – Brauch und Missbrauch eines Begriffes. In: Görner, Rüdi-
ger (Hg.): Heimat im Wort. Die Problematik eines Begriffes im 19. und 20. Jahrhundert. Mün-chen: Iudicium 1992, S. 15 – 35, S. 15 – 16.36 Prahl 1993, S. 37.
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3 Heimatliteratur
Der Heimatbegriff ist quer durch alle Epochen der Literaturgeschichte vertreten.
Man könnte etwa mit der Romantik beginnen, denn sie „bringt das Thema Hei-mat in seiner gängigsten literarischen Bedeutung hervor: Heimat als emotional
aufgeladener Begriff, der mit Natur und ländlichem Leben zusammenhängt und
Stimmungen wie Vertrautheit, Überschaubarkeit, Verwurzelung, Ruhe und Ab-
gesichertheit assoziieren läßt.“37
Im folgenden Abschnitt erfolgt eine Konzentration auf die jüngere Vergangen-
heit, konkret mit Beginn der Heimatkunstbewegung als erste den Heimatbegriff
in der Literatur ideologisierende Strömung38
, da hier die Grundsteine für dasproblematische Heimatverständnis der Anti-Heimat-Literatur gelegt wurden.
Von der Heimatkunstbewegung war es nur ein kleiner Schritt zur national-
sozialistischen Blut-und-Boden-Literatur, und in weiterer Folge zum Heimatro-
man der Nachkriegszeit, der als Resultat einer Verweigerung der Aufarbeitung
der Hitlerjahre gesehen werden kann. Nicht explizit eingegangen wird auf die
Dorfgeschichte. Sie
findet sich schon in den Formen der Idylle und setzt sich zu Beginnder 20. Jhs in der sogenannten ´Heimatkunst` und später in der´Blut-und-Boden`-Literatur des III. Reichs, unter anderen Vorzeichenin der sozialistischen Landliteratur, ja selbst im trivialen Heimat- undBergroman der Romanheftserien fort. Sogar in den gegen die traditi-onelle Heimatdichtung gerichteten Ansätzen der Gegenwartsliteraturklingen Elemente der D[orf]G[eschichte] an. Eine exakte Begriffsbe-stimmung oder gar Abgrenzung gegen andere epische Formen derDorfdichtung ist schwierig.39
Diese Gattung in ihren verschiedenen Spielarten hat zwar quer durch alle Gen-
res Verbreitung gefunden, in Bezug auf die ideologische Aufladung des Hei-
37 Bastian 1995, S. 180.38 Vgl. Charbon, Remy: Heimatliteratur. In: Fricke, Harald (Hg.): Reallexikon der deutschen Lite-raturwissenschaft. Band 2. Berlin: de Gruyter 2000, S. 19 – 21, S. 20.39 Hein, Jürgen: Dorfgeschichte. Stuttgart: Metzler 1976, S. 20. Zur Ausprägung der Dorfge-
schichte in der neueren österreichischen Literatur siehe auch Zeyringer, Klaus: ÖsterreichischeLiteratur seit 1945. Überblicke – Einschnitte – Wegmarken. Innsbruck: Haymon 2001, S. 439 –448.
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matbegriffes aber keine wesentliche Rolle gespielt und ist somit für die vorlie-
gende Arbeit von geringer Relevanz.
3.1 Heimatkunstbewegung
Zeitlich verorten lässt sich die Heimatkunstbewegung in den beiden Jahr-
zehnten vor und nach der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, mit einem Hö-
hepunkt in den Jahren 1900 bis 1904.40 Als einer der wichtigsten Vertreter die-
ser Strömung gilt, neben Friedrich Lienhard und Julius Langbehn, Adolf Bartels.
Neben seinem Eintreten für die Heimatkunstbewegung (er war es auch der den
Begriff Heimatkunst geprägt hat), kann er auch als Begründer einer völkischen,
antisemitischen Literaturgeschichtsschreibung bezeichnet werden.41 Dieses
Faktum sei deswegen gleich zu Beginn hervorgehoben, da es sehr schön dar-
stellt, in welcher Ecke die Heimatkunstbewegung zu verorten ist. Als Antwort
auf die Wirklichkeitsdarstellung des Naturalismus und Gegenbewegung zur
Moderne gedacht, war die Heimatkunstbewegung darauf ausgerichtet, „die ge-
samte Kultur auf eine landschaftsbedingte und stammesorientierte Grundlage
zu stellen.“42 Die Vertreter der Heimatkunstbewegung sahen die Einheit und
Kultur des deutschen Volkes bedroht: „Wir verlangen [...] eine machtvolle
Volkskunst für die Nation; voll Unerschrockenheit, Glut und Größe, mit würdigen
Gegenständen, getragen von der Eigenart unserer Gaue, auf dem Boden unse-
rer Landschaften, von der Kühnheit echten Deutschtums durchlodert…“43
In der Heimatkunstbewegung manifestiert sich zum ersten Mal ein Denken und
Agieren in Gegensatzpaaren, eine Schwarz-Weiß-Sicht auf die gesellschaftlicheRealität. Die Heimatkunstbewegung unterteilt in gute und böse, in gesunde und
kranke Elemente. Die Großstadt fungiert als Ort der Dekadenz, als sozialer
40 Vgl. Rossbacher, Karlheinz: Heimatkunstbewegung und Heimatroman. Zu einer Literaturso-ziologie der Jahrhundertwende. Stuttgart: Ernst Klett 1975, S. 13. Von 1900 – 1904 erschienauch die Zeitschrift „Heimat“, herausgegeben von Friedrich Lienhard und Adolf Bartels.41
A. a. O. 1975, S. 40.42 Rossbacher 1975, S. 13.43 Wachler, Ernst, zit. n. Rossbacher 1975, S. 28.
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Sumpf und als abzulehnendes Sinnbild für Industrialisierung.44 Opposition
gegen den technischen Fortschritt, sowie gegen die Wissenschaft und Intellek-
tuelle stellen weitere Punkte im Programm der Heimatkunstbewegung dar.
Heimatkunst war eine konservative Antwort auf die zunehmende Industrialisie-
rung und Verstädterung der Moderne und der damit einhergehenden Zunahme
der Komplexität des Lebens: „In den Gegensätzen von einer durch Normeinheit
geschlossenen Gemeinschaft gegenüber einem durch Normenvielfalt charakte-
risierten städtisch-internationalen Weltbürgertum wurde Heimat als natürlich
und authentisch gewachsene Zugehörigkeit Deutscher zu ihrer Nation gefei-
ert.“45
Die österreichische Variante der Heimatkunst bezeichnet Rossbacher als „Pro-
vinzkunst“. Zu den erfolgreichsten Vertretern dieser Strömung zählen Karl Hein-
rich Waggerl, Paula Grogger oder Richard Billinger, auch Peter Rosegger
schrieb, zumindest phasenweise, im Sinne der Heimatkunstbewegung. Die
österreichische Variante der Heimatkunst trat zeitlich etwas später auf und ist
gekennzeichnet durch einen starken katholischen Akzent.46
Ein zentrales Begriffspaar in der Heimatkunst stellt die Unterscheidung von
gesund und krank dar, wobei krank oft in der Komplementärform entartet ver-
wendet wird. Wenn auch die Dichotomie gesund – krank nicht von der Heimat-
kunstbewegung in die Literatur eingeführt wurde, so ist doch die biologisierende
Verwendung der Termini deren zweifelhafter Verdienst.47 Der Dichter erhält
als geistiger Führer und erzieherische Persönlichkeit die Aufgabe,das Volk in gesunde Bahnen zu leiten; die Poetisierung der Wirklich-keit gründet in einem ethischen Prinzip, sie verklammert die Elemen-te Volk, Stamm, Rasse, Nation, Heimat und Natur zu einem Ganzen,das – vordergründig betrachtet – im Bauerntum bereits verwirklicht
ist.48
44 Paradoxerweise agierten wichtige Vertreter der Heimatkunstbewegung von der ihnen ver-hassten Stadt Berlin aus, da sie dort in den Genuss der besten Produktions- und Distributions-bedingungen kommen konnten.45 Strzelczyk, Florentine: Un-Heimliche Heimat. Reibungsflächen zwischen Kultur und Nation.München: Iudicium 1999, S. 23.46 Vgl. Rossbacher, Karlheinz: Die Literatur der Heimatkunstbewegung um 1900. In: Plener, Pe-ter/Zalan, Peter (Hg.): „[…] als hätte die Erde die Lippen ein wenig geöffnet […].“ Topoi derHeimat und Identität. Budapest: ELTE Germanistisches Institut 1997, S. 109 – 120, S. 109 –
111.47 Vgl. Rossbacher 1975, S. 53.48 Hein 1976, S. 112.
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Der gesunde Bauer steht in der Heimatkunst dem kranken Städter, Intellektuel-
len oder Fremden gegenüber. Wie eine Gesundung des deutschen Volkes zu
geschehen habe, erklärt folgende Aussage des Heimatkunsttheoretikers Ernst
Wachler: „Die Mittel, die die Gesundheit, Schönheit und Kraft der Deutschen
aufs höchste steigern, können nur bestehen in der Reinigung des Volkstums,
der Ausscheidung oder der Aufsaugung des Fremden, Vernichtung des Entarte-
ten.“49 Entsprechend dieser Philosophie lässt sich als beliebtes Motiv in vielen
Werken die Gesundung kranker Menschen beobachten. Hauptfigur ist dabei oft
ein kranker, reicher, eventuell adeliger Mann, der von der Großstadt aufs Land
zieht, in der Hoffnung dort gesund zu werden. Die Landschaft, die Kräfte des
Volkstums und vielleicht noch ein hübsches, natürliches Mädchen bewirken die
Genesung.50 Sehr oft ist es auch ein Heimkehrer, der das Lob des Dorfes aus-
spricht und die Gegensätze zwischen Stadt und Land hervorhebt:
Die Konnotationen spielen in den Bereich des Wiedergewinnens, derschrittweisen Wiederaneignung von ehemals Gehabtem und Unver-ändertem. Längere Abwesenheit bringt zudem häufig die Jugendper-spektive ins Bild. Wesentliche Komponenten eines so gesehenenHeimatdorfes sind: die Suggestion von Einheit und Geschlossenheit,aber ohne Enge; […] weiters Rauch, Herd, Nestwärme, Nahrung:
das alles sind Attribute eines Ortes, an dem gut sein ist.51
In Anlehnung an die Unterscheidung, die Bastian getroffen hat, kann man den
Heimatbegriff der Heimatkunst als primär räumlichen definieren. Der „Aspekt
von Schollenverhaftetheit“52 steht im Vordergrund, der Bereich der Gesellschaft
ist ausgeklammert, das Regionale und Dörfliche ist dem Sozialen vorgelagert:
„Eine wahre Heimat hat der Mensch erst, wenn er Grundbesitz und insbesonde-
re Landbesitz hat.“53
Diese Verbindung von Heimatgefühl mit einer primär räumlichen Fixierung imp-
liziert natürlich eine Ablehnung weniger stark verwurzelter Individuen. Fremden
und Wandernden wird mit Misstrauen und Ablehnung begegnet. Wer von au-
ßerhalb kommt, also der „outgroup“ angehört, hat es schwer, sich in das festge-
49 Wachler, zit. n. Rossbacher 1975, S. 54.50 Vgl. Rossbacher 1975, S. 54.51
Rossbacher 1975, S. 141.52 A. a. O. 1975, S. 106.53 Langbehn, Julius, zit. n. Rossbacher 1975, S. 108.
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fahrene Gefüge der ländlichen „ingroup“ einzufügen. Territoriumsfremde müs-
sen sich doppelt anstrengen, um Zugang zur alteingesessenen Dorfgemein-
schaft zu erlangen.54
Im Gegensatz zur Ideologie der nationalsozialistischen Literatur legt die Hei-
matkunstbewegung ihren Schwerpunkt auf regionale Besonderheiten. Jede Re-
gion beziehungsweise jeder „Stamm“ soll mit seinen spezifischen Merkmalen in
einem gesamtdeutschen Gebilde vertreten sein. Ziel ist es, „jedem Stamm sei-
ne Stufe im Akkord des deutschen Geisteslebens zuzuweisen“55, die jeweiligen
Regionen sollen in ihrer Gesamtheit die Zimmer des autarken „ganzen Hauses“
Deutschland sein.56 Die Verbundenheit aller Deutschen sollte durch die be-
wusste Einbeziehung auch der an den Rändern gelegenen Region gefördert
werden.57
3.2 Blut-und-Boden-Literatur
Die obige Einführung in das Programm der Heimatkunst lässt unschwer erken-
nen, dass hier die Grundlage für die Literatur der nationalsozialistischen Propa-
gandamaschinerie gelegt wurde. Schon die Verwendung von Wörtern, wie etwa
„Entartung“, „Gau“, „Scholle“, etc. verweist auf die Nähe zum national-
sozialistischen Sprachgebrauch. Dementsprechend ist der Übergang von der
einen in die andere Strömung ein fließender. Nach 1918, im Zuge einer all-
gemeinen, kriegsbedingten völkisch-patriotischen Haltung radikalisiert sich auch
die Heimatkunstbewegung, anstelle von idyllisierten Außenseitern oder Dorfori-
ginalen steht der Bauer in einer heroisierten Form im Mittelpunkt der Romane.
Damit wurde die Heimatkunstbewegung endgültig zum Wegbereiter für die Blut-und-Boden-Literatur der Nationalsozialisten.58 Der Heimatbegriff, der in der
Heimatkunst noch im Regionalen verhaftet war, soll auf den gesamten Staat
ausgedehnt werden. Für die Nationalsozialisten ist die heimatliche Basis der
Heimatkunst zu schmal. Hermann Löns, dessen Werk „Der Wehrwolf“ (1910)
54 Vgl. Rossbacher 1975, S. 188.55 Rossbacher 1975, S. 50.56
Vgl. Rossbacher 1975, S. 111.57 Vgl. Strzelczyk 1999, S. 22.58 Vgl. Rossbacher 1975, S. 14.
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das Ende der Heimatkunst und den Beginn der Blut-und-Boden-Literatur mar-
kiert formuliert dies so: „Die Kunst, die nur Heimatkunst ist, ist kleiner Art; hohe
deutsche Kunst ist alldeutsch.“59
In der Blut-und-Boden-Literatur erreicht die Ideologisierung von Heimat ihren
Höhepunkt. Elemente wie Heroisierung des Bauerntums und Abwertung der
städtischen Unkultur werden beinahe unverändert von der Heimatkunst über-
nommen.
3.3 Heimatroman
Sowohl in der Heimatkunst, als auch in der Blut-und-Boden-Literatur des Natio-
nalsozialismus war der Roman die mit Abstand häufigste formale Gattung.
Noch Jahrzehnte nach Kriegsende erfreuten sich Heimatromane großer Be-
liebtheit. Der Heimatroman bedient sich gewisser Schemata, die mehr oder we-
niger stark variiert werden. Wesentlichste strukturelle Merkmale sind unreflek-
tiertes lineares Erzählen über längere Zeitspannen, die Darstellung des ländli-
chen Raumes/Dorfes/Bauernhofes als geschlossener, gesellschaftsautarker
Raum, ein weitgehender Verzicht auf psychologische Analysen, Addition und
Kumulation von Schicksal, sowie starre ingroup-outgroup-Konstellationen.60 In
einem falschen Heimatverständnis liegen auch die Wurzeln des Chauvinismus
begründet. Eine Identifikation mit einer (angepassten) Mehrheit, die sich haupt-
sächlich über räumliche Kriterien von anderen Gemeinschaften abgrenzt, bei
gleichzeitigem schwach ausgeprägtem Selbstbewusstsein des Einzelnen, führt
zu einer Angst gegenüber Fremdem, als deren unmittelbarer Ausdruck die Xe-
nophobie gesehen werden kann.61
Es ist genau dieses Verständnis von Heimat, das in der traditionellen Heimatli-
teratur propagiert wird. Die Heimatliteratur lobt das beschränkte Leben des Ein-
zelnen, nicht den individualisierten und emanzipierten Menschen. Das Thema
einer gescheiterten Individualisierung wird oft mit dem Motiv des Heimkehrers
59 Löns, Hermann, zit. n. Rossbacher 1975, S. 126.60 Vgl. Rossbacher, in: Plener/Zalan (Hg.) 1997, S. 117 – 120.61
Vgl. Frisch, Max: Die Schweiz als Heimat? Rede zur Verleihung des Großen Schillerpreises.In: Ders.: Schweiz als Heimat? Versuche über 50 Jahre. Herausgegeben und mit einem Nach-wort versehen von Walter Obschlager. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1990, S. 365 – 373, S. 371.
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verknüpft. Warnungen vor der Annahme individualisierender Attitüden werden
durch die Bekehrung des Heimkehrers bestätigt. Durch ihr offensichtliches
Scheitern in der Fremde beweist die Figur des Heimkehrers, dass jeglicher Ver-
such einer Emanzipation ein Irrweg ist. Nur in der (entindividualisierten) Schick-
salsgemeinschaft eines Volkes (wobei es nicht wichtig ist durch welche Charak-
teristiken sich diese Gemeinschaft definiert) lässt sich Heimat finden. Aufbau-
end auf diesen Überlegungen lässt sich auch die Technik- und Fortschrittsfeind-
lichkeit der Heimatliteratur erklären, denn Technik und Fortschritt werden als
Hilfsmittel für Individualisierungsprozesse angesehen.62
3.4 Gattungsproblematik
Als literaturwissenschaftlicher Terminus wird die Bezeichnung Heimatliteratur
erst ab den 1970er Jahren verwendet.63 Üblicherweise werden die Strömungen
der Heimatkunstbewegung, der Blut-und-Boden-Literatur, sowie der Dorfge-
schichte unter dem Sammelbegriff Heimatliteratur subsumiert. Charbon etwa
definiert Heimatliteratur als „Sammelbegriff für Texte, in denen eine herkunfts-
bezogene Perspektive vorherrscht und eine zumeist ländliche Welt durch vor-
wiegend realistische Darstellungsweisen thematisiert wird.“64
Von Wilpert sieht die Heimatliteratur als einen wertungsfreien Oberbegriff für
alles literarische Schaffen aus dem Erlebnis der Heimat, einer bestimmten
Landschaft, ihrer Menschen, sowie des ländlichen Gemeinschaftslebens.65 So-
wohl Charbon, als auch von Wilpert zählen die kritische beziehungsweise Anti-
Heimatliteratur ebenfalls zur Gattung der Heimatliteratur.
Donnenberg unterscheidet zwischen Heimatliteratur im weitläufigen, engerenund engsten Sinn. Heimatliteratur im weitläufigen Sinn bezeichnet jene Werke,
die das Land oder den Ort, in/an dem man geboren ist, und deren identitätsbil-
dende Faktoren zum Thema haben. Im engeren Sinn lässt sich von Werken
62 Vgl. Kiss, Endre: Der grosse Konflikt in der Modernisation. Die Quelle der neuen Problemeder Heimat. In: Plener, Peter/Zalan, Peter (Hg.): „[…] als hätte die Erde die Lippen ein weniggeöffnet […].“ Topoi der Heimat und Identität. Budapest: ELTE Germanistisches Institut 1997,S. 31 – 51, S. 39 – 51.63
Vgl. Charbon, in: Fricke (Hg.) 2000, S. 19.64 Charbon, in: Fricke (Hg.) 2000, S. 19.65 Vgl. Wilpert, Gero von: Sachwörterbuch der Literatur. Stuttgart: Alfred Kröner 1989, S. 363.
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sprechen, die vom Erlebnis einer bäuerlich-ländlichen beziehungsweise klein-
städtisch-provinziellen Welt geprägt sind und diese als überragenden Wert dar-
stellen. Als Heimatliteratur im engsten Sinn wird die Heimatkunst bezeichnet.66
Die oben genannten Kategorien sind also als Strömungen innerhalb der Hei-
matliteratur zu bezeichnen, wobei das Risiko, dass der Begriff der Heimatlitera-
tur durch diese Erweiterungen unscharf wird, bedacht werden muss. Anderer-
seits trägt diese Tatsache den geänderten gesellschaftlichen Verhältnissen
Rechnung. Etwa ab den 1960er Jahren setzt eine neuere, kritische Auseinan-
dersetzung mit dem Thema Heimat in der Literatur ein. Die Heimatliteratur er-
weitert thematisch und strukturell ihren Spielraum, die Grenzen zu anderen Gat-
tungen, etwa zur Arbeiter- oder Frauenliteratur werden durchlässiger. Weiters
lässt sich ein Verschwinden der Polarität Stadt-Land beobachten, auch Stadt-
romane können Heimatliteratur sein.67
4 Anti-Heimat-Literatur
4.1 Vorbedingungen - Heimatl iteratur nach 1945
In diesem Abschnitt soll die Verwendung des Heimatbegriffs in der österreichi-
schen Literatur in ihren unterschiedlichen Stadien skizziert werden. Die Situati-
on im Nachkriegsösterreich ist dabei genauso von Bedeutung, wie die Entwick-
lung in späteren Jahrzehnten. In der vorliegenden Arbeit werden exemplarisch
Texte aus vier Jahrzehnten behandelt werden, deshalb ist es wichtig, einen dia-
chronen Überblick zu geben.
Was Strzelczyk in ihrer Untersuchung für die Bundesrepublik Deutschland
konstatiert, kann ohneweiters für auf die Situation im Nachkriegsösterreich um-
gelegt werden:
66 Vgl. Donnenberg, Josef: Heimatliteratur in Österreich nach 1945 – rehabilitiert oder anti-
quiert? In: Polheim, Karl Konrad (Hg.): Wesen und Wandel der Heimatliteratur. Am Beispiel derösterreichischen Literatur seit 1945. Bern: Peter Lang 1989, S. 39 – 68, S. 41 – 42.67 A. a. O., S. 51.
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Nach 1945 war es die heimatliche, private Idylle, aus der die Spurendes durch Deutsche [beziehungsweise Österreicher, Anm. d. Verf.]geschehenen ´Un-Heimlichen` weitgehend getilgt waren und in derdie Kriegsaufbaugeneration Zuflucht suchte und fand. Die Betrieb-
samkeit des wirtschaftlichen Wiederaufbaus richtete sich gegen diepsychisch belastende Aufarbeitung des Dritten Reichs. Große Teileder Nachkriegsgeneration flüchteten sich in die [...] Heimatfilme [...]in denen Heimat als von sozialen, historischen und ideologisch-politischen Konflikten unberührt bewahrt wurde.68
In den Nachkriegsjahren wurden etliche Werke ehemals nationalsozialistischer
Schriftsteller neu aufgelegt, Beispiele für diese „Holzwegliteratur“69 wären etwa
Karl-Heinrich Waggerl, Josef Weinheber oder Georg Oberkofler. Waggerl,
schon 1934 erster Preisträger des Staatspreises für Literatur, avancierte zu ei-nem der erfolgreichsten und populärsten Schriftsteller der Nachkriegszeit. Seine
singuläre Stellung im österreichschen Literaturbetrieb skizziert Zier sehr tref-
fend:
[E]in Mann, [...] der heute längst als Säulenheiliger der Verklärungs-industrie etabliert ist, der in Kitsch-Großveranstaltungen zur Vor-weihnachtszeit das Harmoniebedürfnis braver Mittelstandsalphabe-ten in Heile-Welt-Inszenierungen auszubeuten verstand, mit schma-len Büchern mehreren Lehrergenerationen als Weiser aus der Wes-tentasche diente, von betulichen Tanten reflexartig beim erstenSchneefall für gefährdete Neffen und Nichten erstandene Erbau-ungsliteratur produzierte, und der einer der wenigen wirklichen Long-seller-Autoren der österreichischen Literatur geworden ist.70
Die Belastetheit der Heimatdichter tat deren Beliebtheit keinen Abbruch, seitens
der konservativen Kulturpolitik wurde unter dem Motto der Kontinuität versucht,
diese Schriftsteller als Beispiele für innere Emigration zu legitimieren und zu re-
habilitieren.71
68 Strzelczyk 1999, S. 26.69 Sebald, W. G.: Einleitung. In: Ders.: Unheimliche Heimat. Essays zur österreichischen Litera-tur. Salzburg: Residenz 1991, S. 11 – 16, S. 14.70 Zier, O. P.: Region und Heimat, Widerstand und Widerstände. Literatur der „Europa-Sport-
Region“. In: Literatur und Kritik 307/308 (1996), S. 37 – 43, S. 38.71 Vgl. Kunne, Andrea: Heimat im Roman: Last oder Lust? Transformationen eines Genres inder österreichischen Nachkriegsliteratur. Amsterdam: Rodopi 1991, S. 1 – 2.
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4.2 1960er & 1970er Jahre
Bedingt durch die nationalsozialistische Vereinnahmung war der Heimatbegriff
nach 1945 zwar ein belasteter, an einer Aufarbeitung war jedoch vorerst nie-mand interessiert, ganz im Gegenteil herrschte noch lange Zeit ein idyllisches,
verklärendes Österreichbild in Literatur und Film vor. Der Heimatroman wurde
von der literarischen Szene entkanonisiert und in die Schublade der Triviallitera-
tur abgeschoben, eine kritische Aufarbeitung der ideologischen Implikationen
fand trotzdem oder gerade deswegen über einen längeren Zeitraum nicht statt.
Die ersten Ansätze zu einer kritischen Auseinandersetzung traten erst circa
zwanzig Jahre nach Kriegsende zutage. Nachdem die Gattung der Heimatlitera-tur in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten in progressiven literarischen
Kreisen nahezu keine Rolle gespielt hatte, konnte man nun langsam unter einer
neuen Generation von Nachkriegsschriftstellern Tendenzen zur kreativen und
kritischen Auseinandersetzung mit den Themen und Motiven der traditionellen
Heimatliteratur bemerken.72 Bis zum Aufkommen dieser Welle waren kritische
Reflexionen über die Provinz und/oder die nationalsozialistische Vergangenheit
äußerst dünn gesät. Als erster Anti-Heimatroman gilt Hans Leberts „Die Wolfs-
haut“ aus dem Jahr 1960. In diesem Roman verdrehen sich zum ersten Mal die
typischen Elemente des Heimatromans ins Negative, werden „die Kulissen ge-
wendet“73, der Blick auf das österreichische Heimatbild als „potemkinsche[n]
Veranstaltung“74 frei. Das Dorf – im Heimatroman noch ein Hort der Geborgen-
heit – wird zu einem Ort des Unbehagens und des Verbrechens. An die Stelle
der idyllischen Gegenwart treten die Schatten der Vergangenheit. Die Natur er-
weist sich als feindselig den Menschen gegenüber. Neben Lebert sind noch
Thomas Bernhards „Frost“ (1963), Gerhard Fritschs „Fasching“ (1967) und
Gerd Jonkes „Geometrischer Heimatroman“ (1969) als Anti-Heimatromane der
sechziger Jahre zu nennen.
72 A. a. O., S. 4.73 Zeyringer 2001, S. 167.74
Sebald, W. G.: Damals vor Graz – Randbemerkungen zum Thema Literatur & Heimat. In:Görner, Rüdiger (Hg.): Heimat im Wort. Die Problematik eines Begriffes im 19. und 20. Jahr-hundert. München: Iudicium 1992, S. 131 – 139, S. 132.
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Sieht man also von den oben erwähnten Werken ab, so dauert es bis zum Ende
der 1960er Jahre, bis sich eine neue Herangehensweise an das Thema Heimat
konstituiert. Für W. G. Sebald setzt eine Gruppe von Schriftstellern, die sich in
Graz (Forum Stadtpark, gegründet 1959) formierte, eine wichtige Zäsur. Stilis-
tisch äußerst heterogen, von experimentellen bis hin zu realistischen Erzähl-
techniken, geformt, war den Schriftstellern gemeinsam, dass sie der Nach-
kriegsgeneration angehörten und vorwiegend aus ländlichen Gebieten stamm-
ten. Diese Gruppe, als deren Vertreter Sebald unter anderem Peter Handke,
Helmut Eisendle, Gert Jonke, Wolfgang Bauer oder Alfred Kolleritsch, den Be-
gründer der 1960 gegründeten Zeitschrift „manuskripte“, nennt, erarbeitete „ein
ästhetisches Programm, das den Österreich-Mythos desavouierte und die Hei-
mat als eher unheimliche Gegend erscheinen ließ.“75
Was davor an Heimat in der Literatur beschrieben wurde, entstammte einer
Schreibtradition, welche die österreichische Heimat abseits jeder Kritik und
Realität darstellte. Die Grazer Autoren betrieben die Durchbrechung des fal-
schen Mythos vom österreichischen Vater- und Heimatland: „Der faschistische
Terror war von Anfang an mit Familie und Heimat verbunden gewesen und dort,
im sogenannten Schoß der Familie und in der heimatlichen Enge hielt er sich
auch weit über seine Zeit hinaus.“76 Es ging den Autoren um eine Literatur, die
den ländlichen Raum nicht mehr als Idylle darstellen wollte und alle Klischees
der traditionellen Dorf- und Ländlichkeitsromantik drastisch demontierte.77 Das
Land als locus amoenus, als „Wunschbild“ wird vom „Schreckbild“ Land abge-
löst.78 Österreich präsentierte sich diesen Autoren als eine Antiheimat, nur
durch Schreiben schien ein Loskommen davon möglich. Wenn Sebald anmerkt,
dass der alte Geist keineswegs ausgestorben ist „vielmehr ein ungeheuer zä-hes Nachleben noch führt in diesem harmlosen Land, das von denen, die es
heute beschreiben, nicht umsonst immer wieder empfunden wird als ein Haus
75 Sebald, in: Görner (Hg.) 1992, S. 132.76 A. a. O., S. 135.77 Vgl. Koppensteiner, Jürgen: Anti-Heimatliteratur in Österreich. Zur literarischen Heimatwelleder siebziger Jahre. In: Modern Austrian Literature 15/2 (1982), S. 1 – 11, S. 1 – 2.78
Vgl. Heydemann, Klaus: Jugend auf dem Lande. Zur Tradition des Heimatromans in Öster-reich. In: Aspetsberger, Friedbert (Hg.): Traditionen in der neueren österreichischen Literatur.Zehn Vorträge. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1980, S. 83 – 97, S. 94.
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voller monströser Schrecken“79, so bezieht er sich in erster Linie auf die Wald-
heim-Affäre im Zuge des Präsidentschaftswahlkampfes von 1986. Aber auch
heute noch trifft diese Aussage zu, wenn man die politische Entwicklung Öster-
reichs in den letzten Jahren betrachtet. Am rechten Rand der politischen Land-
schaft angesiedelte Parteien spielen nach wie vor eine nicht unwesentliche Rol-
le in der Politik, und nicht zuletzt zeigen die Reaktionen anlässlich des Todes
von Kurt Waldheim im Juni 2006, wie gespalten das Verhältnis der Österreiche-
rinnen und Österreicher zu ihrer Vergangenheit noch immer ist. Die ersten Anti-
Heimatschriftsteller ebneten den Weg für eine nachfolgende intensive literari-
sche Auseinandersetzung mit der österreichischen Vergangenheit und Realität:
„Erst durch das gnadenlose Aufdecken des unrealistischen Heimatbildes in der
Literatur der Vergangenheit wurde es möglich, daß in den 80er Jahren jene lite-
rarische Welle einsetzen konnte, die sich auf eines der dunkelsten Kapitel der
österreichischen Geschichte, den Nationalsozialismus, konzentrierte.“80 Die Lis-
te der österreichischen Anti-Heimat-Dichter ist lang, als prominentestes Mitglied
der Grazer Gruppe sei Peter Handke erwähnt. Nachdem er in den 1960er Jah-
ren mit sprachkritischen Werken, wie etwa Kaspar (1968), erfolgreich für Aufse-
hen gesorgt hatte, war es sein Roman „Wunschloses Unglück“ (1972), der für
die Entwicklung der Anti-Heimatliteratur von großer Bedeutung wurde. Oft auch
unter der Bezeichnung „Neue Innerlichkeit“ oder „Neue Subjektivität“ kategori-
siert, ebnete er den Weg für Schriftsteller wie Franz Innerhofer oder Gernot
Wolfgruber, welche zugleich als die wichtigsten Vertreter der Anti-
Heimatliteratur gelten. Speziell auf Innerhofer übte „Wunschloses Unglück“ gro-
ßen Einfluss aus.81
79 A. a. O., S. 134.80 Ziegler, Wanda: Heimat in der Krise. Der Versuch einer interdisziplinären Annäherung an den"Heimat"-Begriff mit dem Schwerpunkt: "Salzburger Heimatliteratur". Salzburg: phil. Dipl. 1995,
S. 193.81 Vgl. Frank, Peter R.: Heimatromane von unten – einige Gedanken zum Werk Franz Innerho-fers. In: Modern Austrian Literature 13/1 (1980), S. 163 – 175, S. 165.
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4.3 Defini tionen von Anti -Heimatliteratur
Heimat wurde wieder zu einem aktuellen Thema in der deutschsprachigen Lite-
ratur, auch in Österreich, wo von Anfang an eine klare Abgrenzung von her-kömmlichen Zugängen vorhanden war. Eine der gängigsten Definitionen von
Anti-Heimatliteratur stammt von Jürgen Koppensteiner:
Als Anti-Heimatliteratur ist jene Heimatliteratur zu verstehen, in derman zwar wohl die Gestalten und Requisiten der traditionellen, oftsentimental-kitschigen Heimatliteratur findet, also Bauern, Knechteund Mägde, den Bauernhof, das abgelegene Tal, Berge, Bäche, denWald usw., die aber keine Heimatbezüge im traditionellen Sinn auf-
weist. Es geht also nicht um die Liebe zur Heimat, um die Harmoniedes ländlichen Lebens, um Brauchtum oder um Abwehr einer feindli-chen, meist städtischen Gegenwelt. Anti-Heimatliteratur will vielmehrnegative Zustände in der Heimat, im ländlich-bäuerlichen Milieu auf-decken. Sie richtet sich dabei keineswegs gegen Heimat; sie setztnur einen anderen Heimatbegriff voraus.82
Diese Definition geht von einem sehr engen Gestaltungsspielraum aus. Streng
genommen dürfte beispielsweise nicht einmal Franz Innerhofers zweiter Roman
„Schattseite“ als Anti-Heimatroman bezeichnet werden, ganz zu schweigen vom
Werk Gernot Wolfgrubers, das durchwegs im kleinstädtischen Milieu angesie-
delt ist. Koppensteiners Definition wird von Andrea Kunne grundsätzlich akzep-
tiert, da sie in ihrem Konzept ebenfalls eine sehr rigide Auffassung von Anti-
Heimatliteratur vertritt. Sie spricht in ihrer Darstellung des transformierten Hei-
matromans von der dritten Phase der Heimatliteratur. Durch die innovierende
Funktion der Verfremdung des Tradierten, Umfunktionierung bekannter Formen
und Hinzufügung neuer Elemente wird eine Erneuerung des Genres bewirkt.
Kunne unterscheidet dabei zwischen zwei unterschiedlichen Ansätzen: eine ge-
sellschaftskritische, realistische Darstellungsweise auf der einen, sowie eine
experimentell-postmodernistische und antinarrativ ausgerichtete Variante auf
der anderen Seite.83
82
Koppensteiner, Jürgen: Anti-Heimatliteratur: Ein Unterrichtsversuch mit Franz InnerhofersRoman „Schöne Tage“. In: Die Unterrichtspraxis 14 (1981), S. 9 – 19, S. 10.83 Vgl. Kunne 1991, S. 12 – 16.
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Problematisch an Kunnes Ansatz sind die sehr eng gefassten Auswahlkriterien
und die teilweise willkürlich erscheinende Selektion der Werke, die sie als für ihr
Konzept kompatibel erachtet. Das Konzept des transformierten Heimatromans
exkludiert einen Großteil der gemeinhin unter der Bezeichnung Anti-Heimat-
Literatur bezeichneten Werke.84
4.4 Von Anti -Heimatliteratur zu Anti -Heimat-Literatur
Franz Innerhofer und die nachfolgenden Autoren präsentierten ihre Werke auch
zum richtigen Zeitpunkt. Wesentliche Veränderungen im Bereich des Agrarsek-
tors (Motorisierung, Infrastrukturausbau, etc.) und damit einhergehende soziale
Umschichtung beziehungsweise ein Aufbrechen althergebrachter Strukturen,
sowie ein verstärktes Interesse des Kulturmarktes am Landleben waren aus-
schlaggebend für eine intensivere Beschäftigung mit dem Leben in ländlichen
Gebieten: „In einem nunmehr ungefährlich scheinenden Rückblick konnte man
sich im Entsetzen über das Gewesene mit dem ruhigen Gewissen der kritischen
Ansicht ausbreiten und in der anheimelnden Gewißheit zurücklehnen, daß in
den jetzigen ´modernen Zeiten` ja alles besser sei...“85
In den 1970er Jahren feierte die Anti-Heimatliteratur ihre größten Erfolge und
wurde auch außerhalb Österreichs begeistert rezipiert. Wie jede literarische
Strömung nach einiger Zeit in Frage gestellt wird, musste sich auch die Anti-
Heimatliteratur Kritik gefallen lassen. 1982 spricht Koppensteiner vom Tod des
Genres:
Vom Thema her – das läßt sich schon jetzt sagen – hat sich die Anti-Heimatliteratur totgelaufen. [...] Letzten Endes sind die Autoren den-selben Fehlern verfallen, die sie der traditionellen Heimatliteraturvorwerfen. Sie operieren nämlich im Grunde genauso mit Klischees,wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen.86
84 Zur Kritik an Kunnes Modell vgl. Aspetsberger, Friedbert: Unmaßgebliche Anmerkungen zurEinschränkung des literaturwissenschaftlichen „Heimat“-Begriffs. In: Plener, Peter/Zalan, Peter(Hg.): „[…] als hätte die Erde die Lippen ein wenig geöffnet […].“ Topoi der Heimat und Identität.
Budapest: ELTE Germanistisches Institut 1997, S. 53 – 85, S. 55 – 57.85 Zeyringer 2001, S. 165.86 Koppensteiner, in: Modern Austrian Literature 15/2 (1982), S. 8.
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Ein ähnliches Urteil fällt Karl-Markus Gauß:
Die ´Antiheimatliteratur`, der die neue österreichische Prosa vonHans Lebert bis Franz Innerhofer einige ihrer besten Werke ver-dankt, hat die heile Welt als würgende Enge, als Zwangsordnungkenntlich gemacht. Mittlerweile aber ist die Antiheimatliteratur längstselbst zur literarischen Lüge verkommen, ein anspruchslos ins Leeresurrender Mechanismus, der dem alten Kitsch der Verklärung nur mitdem schwarzen Kitsch der Denunziation zu begegnen weiß.87
Diese Aussagen sollten nicht unwidersprochen stehen gelassen werden. Defi-
niert man Anti-Heimatliteratur so, wie es Koppensteiner getan hat, dann mag
seine Behauptung zutreffen, da eine derart eng gefasste Klassifizierung zum
einen keinen Spielraum für Variationen lässt und zum anderen den geändertengesellschaftlichen Verhältnissen nicht Rechnung trägt. Die Anti-Heimatliteratur
erweiterte ihren Spielraum. Anti-Heimatromane der letzten beiden Jahrzehnte
des 20. Jahrhunderts bis hin zur Gegenwart thematisieren Fragen wie Umwelt,
Tourismus, Ausverkauf der Heimat oder Rassismus und haben sich dement-
sprechend hinsichtlich ihrer Vielfalt weiterentwickelt. Sowohl Koppensteiner als
auch Gauß gehen von einer veralteten Begriffsbestimmung beziehungsweise
unterschiedlichen Definitionen, aus. Anti-Heimat-Literatur wie sie etwa Robert
Menasse versteht, behandelt mehr als Bauern und deren Gesinde. An dieser
Stelle scheint es an der Zeit, auf das Definitionsproblem der Anti-Heimatliteratur
einzugehen.
Mit dem Erscheinen von Franz Innerhofers „Schöne Tage“ (1974) beginnt der
Hype um die Anti-Heimatliteratur. Andere Bezeichnungen für dieses Genre gibt
es etliche, so manche Literaturwissenschafter und -kritiker haben eigene Ter-
mini entwickelt. Walter Weiss etwa spricht vom „problematisierte[n] Heimatro-
man“88, Schmidt-Dengler von der „Anti-Idylle“89, Mecklenburg unterscheidet,
nicht ganz nachvollziehbar, „Anti-Heimatliteratur“ und „radikale Anti-
87 Gauß, Karl-Markus: Der Rand in der Mitte: Die Chronik einer Heimat. In: Die Zeit (Sonderbei-lage Literatur) 4.10.1996, S. 12.88 Weiss, Walter: Zwischenbilanz. In: Schmid, Sigrid/Weiss, Walter (Hg.): Zwischenbilanz. Eine
Anthologie österreichischer Gegenwartsliteratur. Salzburg: Residenz 1976, S. 11 – 32, S. 24.89 Schmidt-Dengler, Wendelin: Die antagonistische Natur. Zum Konzept der Anti-Idylle in derneueren österreichischen Prosa. In: Literatur und Kritik 40 (1969), S. 577 – 585, S. 577.
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Heimatliteratur“.90 Solms verweist auf die mögliche unterschiedliche Schreib-
weise mit einem oder zwei Bindestrichen:
´Anti Bindestrich Heimat Bindestrich Literatur`: das wäre nach mei-
nem Wortverständnis eine Literatur, die gegen das Heimatgefühloder die Sehnsucht nach Heimat gerichtet ist. [...] ´Anti BindestrichHeimatliteratur in einem Wort`: das wäre eine Literatur, die sich nichtgegen Heimat, sondern gegen die traditionelle Heimatliteratur wen-det und die damit womöglich zu einem neuen Verhältnis zurHeimat beiträgt.91
Anti-Heimatliteratur knüpft in ihren Stoffen an die traditionelle Heimatliteratur an,
die Tendenz ist jedoch entgegengesetzt. Im Gegensatz zur Heimatliteratur, die
sich bis zu heutigen Zeit nur wenig bis gar nicht weiterentwickelt hat, lässt sichim Bereich der Anti-Heimatliteratur eine kontinuierliche Themenexpansion fest-
stellen. Dies macht die Definition á la Koppensteiner obsolet. Robert Menasse
hat sich intensiv mit der österreichischen Anti-Heimatliteratur beziehungsweise
Anti-Heimat-Literatur auseinandergesetzt und dazu ein neues Konzept entwi-
ckelt.
4.5 Österreich – Anti-Heimat par excellence
„Österreich ist eine Nation, aber keine Heimat.“92 Diese These untermauert Ro-
bert Menasse mit der Erwähnung einer empirischen Studie, die den Österrei-
cherinnen und Österreichern zwar ein sehr großes Nationalgefühl, im Gegen-
satz dazu aber überraschenderweise sehr geringes kollektives Identitätsgefühl
bescheinigt. Zwar haben die Österreicherinnen und Österreicher ein durchwegs
starkes Nationenbewusstsein entwickelt, allerdings
90 Mecklenburg, Norbert: Die grünen Inseln. Zur Kritik des literarischen Heimatkomplexes. Mün-chen: Iudicium 1986, S. 66 – 67.91 Solms, Wilhelm: Zum Wandel der „Anti-Heimatliteratur“. In: Polheim, Karl Konrad (Hg.): We-sen und Wandel der Heimatliteratur. Am Beispiel der österreichischen Literatur seit 1945. Bern:Peter Lang 1989, S. 173 – 189, S. 173.92 Menasse, Robert: Das Land ohne Eigenschaften. Oder Das Erscheinen der Wahrheit in ih-
rem Verschwinden. In: Ders.: Das war Österreich. Gesammelte Essays zum Land ohne Eigen-schaften. Herausgegeben von Eva Schörkhuber. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2005, S. 29 – 120, S.94.
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ohne all die realen Konsequenzen, die ein entwickeltes, positiv be-setztes Nationalgefühl gemeinhin hat: Es ist offenbar historisch zu jung, inhaltlich zu dürftig, insgesamt zu abstrakt, als daß es Identität,Geborgenheit, Heimatgefühl vermitteln und verwurzeln hätte können.Die Meinungsumfragen zeigen daher auch, daß, außer der abstrak-
ten Angabe der eigenen Nationalität, keiner verbindlich zu sagenweiß, was Heimat ist.93
Menasse sieht diese Besonderheit in der wechselvollen Geschichte des Lan-
des, das als Großmacht unter der Herrschaft des Kaisers, als Bestandteil des
Deutschen Reiches und als kleine, unbedeutende, am Verhandlungstisch ent-
standene Republik innerhalb kurzer Zeit mehrmals seine Identität wechseln
musste, begründet:
Diese Widersprüche haben sicherlich damit zu tun, daß das österrei-chische Nationalgefühl kein über längere Zeit historisch gewachse-nes ist, sondern, wie wir bereits gesehen haben, erst sehr spät unddann sehr forciert durchgesetzt wurde. Es ist daher extrem arm ankonkreten und eindeutig bewußten inhaltlichen Bestimmungen: diebeiden einzigen sind wesentlich der Staatsvertrags- und der Neutrali-tätsmythos, die ja die einzigen integrativen und identitätsstiftendenErfolgserlebnisse von vier Generationen von Österreichern sind.94
Nun wäre einzuwenden, dass die Entwicklung von regionaler Identität und posi-tivem Heimatgefühl nicht notwendigerweise mit von institutioneller oder staatli-
cher Seite propagierten Ideologien zusammenhängt. Gerade für Österreich
konstatiert Menasse jedoch eine Entwicklung, die „eine genuine, selbst-
verständliche, gewissermaßen ´automatische` Entfaltung von Heimatgefühlen
zerstörte.“95
Heimat war problematisch geworden nach 1945, denn das neue, wieder aufge-baute Österreich hatte mit dem alten nur wenig gemeinsam, der einsetzende
Wirtschaftsaufschwung in Zuge des Marshall-Plans und die damit verbundene
Transformation von einer Agrar- in eine Industrie- und Dienstleistungsgesell-
schaft, ließen keinen Platz für eine Identifikation mit der Heimat. Hinzu kam die
drückende Kriegsschuld, denn auch wenn sich Österreich gern als Opfer Hitler-
93
A. a. O., S. 95 – 96.94 A. a. O., S. 95.95 A. a. O., S. 96.
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deutschlands sieht, so steht doch längst außer Frage, dass die österreichische
Bevölkerung in nicht unbeträchtlichem Ausmaß an den Verbrechen des Zweiten
Weltkrieges beteiligt war. Verdrängung der Vergangenheit, der eigenen wie der
kollektiven, war also angesagt. Die Schatten des Nationalsozialismus reichten
tief in die ländlichen Gebiete hinein. Man war zu sehr damit beschäftigt die ei-
genen Identitäten zu verschleiern oder zu wechseln, als dass man sich mit dem
Aufbau von Heimatgefühlen beschäftigen konnte. Österreich war ein Staat auf
der Landkarte, zustande gekommen am Verhandlungstisch, aber als Heimat ta-
buisiert. Anschließend daran setzte die, schon nach dem Anschluss 1938 be-
gonnene, Vermarktung des Landes als Tourismusregion voll ein, Heimat wurde
zu einer „Event-Landschaft“96. Zwar brachte der Tourismus Wohlstand in bis da-
to rückständige Regionen, zerstörte aber vollends die Identität der dort leben-
den Menschen.97
In literarischer Hinsicht fehlten der österreichischen Generation von Nach-
kriegsschriftstellern die Vorbilder. Viele von Österreichs renommiertesten Na-
men waren im Exil verstorben (Robert Musil, Franz Werfel) oder kehrten nach
Kriegsende nicht mehr nach Österreich zurück (Hermann Broch, Elias Canetti).
Institutionen und Autoren wie die Gruppe 47 oder Wolfgang Borchert in
Deutschland gab es im Nachkriegsösterreich nicht.98 Angesichts dieser Ent-
wicklungen scheint es für Menasse nur logisch, dass „in Österreich mit der so-
genannten ´Anti-Heimat-Literatur` eine im internationalen Vergleich völlig ei-
genständige, neue literarische Gattung entstanden ist: Österreich ist die Anti-
Heimat par excellence.“99
Menasse ist der erste, welcher der österreichischen Anti-Heimat-Literatur den
höchsten Stellenwert einräumt: „Aber die Anti-Heimat-Literatur ist nicht nur eineeigenständige österreichische Gattung, sie ist vor allem auch die wichtigste, die
dominanteste Form der Literatur in der Zweiten Republik.“100
96 Aspetsberger, in: Plener/Zalan (Hg.) 1997, S. 65.97 Vgl. Menasse, in: Ders. 2005, S. 94 – 101.98 Vgl. Olson, Michael P.: Robert Menasse`s Concept of Anti-Heimat Literature. In: Daviau,Donald G. (Hg.): Austria in Literature. Riverside: Ariadne Press 2000, S. 153 – 165, S. 155 –
156.99 Menasse, in: Ders. 2005, S. 101.100 A. a. O.
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Schon W. G. Sebald stellte fest, dass „die Beschäftigung mit der Heimat über
alle historischen Einbrüche hinweg geradezu eine der charakteristischen Kon-
stanten der ansonsten schwer definierbaren österreichischen Literatur aus-
macht.“101 Menasse konkretisiert diese These, indem er die negative Beschrei-
bung der Heimat als Merkmal der wichtigsten österreichischen Gattung hervor-
hebt. Auch Meyer-Sickendiek äußert sich ähnlich:
...so dürfte es in der Tat schwer fallen, eine vergleichbare Akkumulie-rung düsterer, schrecklicher und grausamer Phantasien in anderen´Nationalliteraturen` auszumachen. [...] Die Identifikation der öster-reichischen Heimat als einer beklemmenden Atmosphäre latenterGewalt und Bedrohung, bedingt durch Katholizismus, Fremdenhaßund eine teils verschwiegene, teils offen ausgetragene nationalsozia-
listische Gesinnung [...] ist [...] das relativ konstant bleibende Themadieser Anti-Heimatromane.102
Die Darstellung des Ländlichen und Dörflichen steht im Zentrum der österrei-
chischen Literatur nach 1945. Den Unterschied zu anderen Nationalliteraturen
ortet Menasse in der Tendenz der Darstellung:
Realistische Beschreibungen des dörflichen und ländlichen Lebensin bestimmten Regionen, abseits trivialer Klischees und verlogenerIdyllen, gibt es natürlich auch in der Weltliteratur – allerdings mit demUnterschied, daß diese Literatur ein nicht nur realistisches, sondernam Ende auch wesentlich ein positives Bild der beschriebenen Hei-mat evoziert.103
Er nennt auch die wichtigsten Österreicher, die seiner Ansicht nach die Gattung
herausgebildet und weiterentwickelt haben: Hans Lebert, Gerhard Fritsch, Peter
Handke, Thomas Bernhard, Gert Jonke, Alfred Kolleritsch, Alois Brandstetter,
Gernot Wolfgruber, Max Maetz, Peter Turrini, Elfriede Jelinek, Marie-ThérèseKerschbaumer, Wilhelm Pevny, Michael Scharang, Franz Innerhofer, Norbert
Gstrein, Klaus Hoffer, Josef Winkler und Marianne Gruber.104 Diesen 19 Namen
wären natürlich noch etliche andere hinzuzufügen, darunter auch Menasse
selbst, wie noch zu sehen sein wird.
101 Sebald, in: Ders. 1991, S. 11.102 Meyer-Sickendiek, Burkhard: Ekelkunst in Österreich. Zu den Ab- und Hintergründen eines
Phantasmas der 80er. In: http://parapluie.de/archiv/epoche/ekel/, 31.7.2007.103 Menasse, in: Ders. 2005, S. 101.104 Vgl. Menasse, in: Ders. 2005, S. 101.
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Menasse unterscheidet drei Phasen der Anti-Heimat-Literatur: als erste Phase
benennt er jene der Konstituierung der Gattung, wobei vor allem der Bezug auf
die nationalsozialistische Vergangenheit im Vordergrund steht. Hans Lebert und
Gerhard Fritsch werden hier genannt. Danach schreiben jüngere Autoren, meist
ohne eigene Kriegserfahrungen, über den Alltagsfaschismus in der Provinz.
Wenn auch dabei nicht direkt auf die nationalsozialistische Vergangenheit re-
kurriert wird, so schildern Autoren wie Franz Innerhofer oder Gernot Wolf-
gruber doch auch die Kontinuität althergebrachter Strukturen. Als letzte Phase
sieht Menasse die Thematisierung des touristischen Ausverkaufs und die gro-
teske Verlogenheit der Fremdenverkehrswelt, wie sie etwa von Elfriede Jelinek
(„Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr“, 1985) oder Norbert Gstrein („Einer“, 1988) be-
schrieben wird.105
Ein letztes Mal sei noch Menasse zitiert, der noch einmal erklärt, warum Öster-
reich die mustergültige Anti-Heimat ist und welchen Beitrag die Literatur dabei
leistet:
In der österreichischen Literatur ist es aber so, daß jede Destruktionvon Klischees und Idyllen sofort zur völligen Destruktion jeglichenpositiv besetzten Heimatgefühls führt: Werden die Kulissen der Hei-mat, weil man in ihnen nicht zu Hause sein kann, zerstört, dann istüberhaupt nichts mehr da, worin man sich heimisch fühlen könnte.[…] Das Beste, was die Literatur der Zweiten Republik hervorge-bracht hat, beschäftigt sich mit dem Desaster der Provinz, auf eineWeise, daß wir über den Entwicklungsbogen von der Nazi-Zeit biszum zerstörerischen Massentourismus der heutigen Tage von dieserLiteratur anschaulicher informiert werden, als es der dürren Abstrakt-heit soziologischer Untersuchungen möglich ist.106
Robert Menasses Konzept von Anti-Heimat-Literatur ist wesentlich weiter ge-fasst als ältere Beiträge zu diesem Thema, etwa von Koppensteiner oder Kun-
ne. Menasse entwickelt aufbauend auf historischen und gegenwärtigen Beson-
derheiten das Bild einer Nation ohne Heimat. Als Nationalliteratur definiert er
eben jene Werke die sich mit dieser nicht vorhandenen Heimat, der Anti-
Heimat, auseinandersetzen. Diese Anti-Heimat ist für Menasse nicht auf den
105 A. a. O., S. 102 – 103.106 Menasse, in: Ders. 2005, S. 101 – 102.
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ländlich-dörflichen Raum beschränkt, sondern umfasst im Wesentlichen das
gesamte Staatsgebiet mit Ausnahme Wiens als einziger echter Großstadt. Die-
ses „flache Land“ – Menasse übernimmt dabei eine abwertende Bezeichnung
der Großstädter für die Provinz – ist der Schauplatz für die bedeutendsten ös-
terreichischen Anti-Heimat-Romane.107
So wie sich die österreichische politische und gesellschaftliche Landschaft über
die Jahrzehnte verändert hat, so veränderte sich auch die inhaltliche Form der
Anti-Heimat-Romane. Trotzdem überwiegen die Gemeinsamkeiten, die Schilde-
rung einer Existenz als Leibeigener auf Hof 48 wie bei Franz Innerhofer unter-
scheidet sich bei näherer Betrachtung nicht so sehr von der Beschreibung einer
gescheiterten Existenz in einem Tiroler Fremdenverkehrsort etwa bei Norbert
Gstrein. Die Strukturen, die den jeweiligen Sozialsystemen zugrunde liegen,
sind dieselben. Gemeinsam haben die österreichischen Anti-Heimat-Romane
die Kritik an Österreich, den Versuch die festgefahrenen Strukturen offen zu le-
gen und den Blick hinter die Kulissen freizumachen. Wenn man mit Menasse
von Österreich als einer Anti-Heimat sprechen kann, dann muss die Anti-
Heimat-Literatur in gewisser Weise als die österreichische Nationalliteratur be-
zeichnet werden. Im Gegensatz zu Stimmen, die den Tod der Anti-Heimat-
Literatur verkündet und diese als eine Ansammlung von Klischees charakteri-
siert haben, erkennt Menasse, dass es nicht um eine bloße Darstellung von ne-
gativen Tatsachen geht, ohne Alternativen aufzuzeigen:
Austria`s problem, Menasse summarizes, is ultimately the completedestruction of its authenticity. The project of Menasse and like-minded Austrians is to render and reflect these realities, all the whilestriving for Sein […] and not Schein […] for naturalness and not fa-çade – in short to bring Austria back into Austrian Literature and in so
doing, to depict the protagonists and experiences with which readerseverywhere can empathize.108
Die Leistung Menasses besteht darin, ein äußerst umfassendes Konzept der
österreichischen Anti-Heimat-Literatur unter Einbeziehung geschichtlicher, poli-
tischer und gesellschaftlicher Gegeben- und Besonderheiten vorgelegt zu ha-
ben. Durch seine Thesen erhält die österreichische Anti-Heimat-Literatur jenen
107 Vgl. Olson, in: Daviau (Hg.) 2000, S. 158.108 Olson, in: Daviau (Hg.) 2000, S. 162.
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Stellenwert zurück, der ihr schon aberkannt wurde – „to render and reflect these
realities […] to bring Austria back into Austrian Literature“, und somit Österreich
mit Hilfe der Literatur wieder zu einer Heimat zu machen, diesen Anspruch stellt
Menasse an die Literatur.
Die Bezeichnung „Anti-Heimat-Literatur“ wird ab nun durchgehend verwendet.
Dies bedarf einer Begründung: natürlich kann Koppensteiner Recht gegeben
werden, wenn er feststellt, dass die Anti-Heimatliteratur als Antithese zur kon-
ventionellen Heimatliteratur gesehen werden muss. Menasses Anti-Heimat-
Begriff umfasst selbstverständlich auch den in älteren Beiträgen verwendeten
Terminus. Darüber hinaus inkludiert Menasses Definition jedoch auch jene
Werke neueren Datums, die von engen und veralteten Definitionen nicht erfasst
werden. Während eine Definition wie jene von Koppensteiner, hauptsächlich auf
literarischen Vergleichen, nämlich der Gegenüberstellung zur traditionellen
Heimatliteratur, beruht, erweist sich Menasses Konzept durch Analyse gesell-
schaftlicher, politischer und geschichtlicher Faktoren als wesentlich fundierter.
Anti-Heimatliteratur umfasst nicht das gesamte Gebiet der österreichischen An-
ti-Heimat-Literatur.
Als Abschluss des theoretischen Teils soll nun noch auf das Heimkehrmotiv,
dessen Analyse im Zentrum der Arbeit stehen wird, eingegangen werden.
5 Überlegungen zum Heimkehrmotiv