digitalisierung fallstudien zu chancen und...

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SEITE 1 Einleitung Der Megatrend Digitalisierung ist in aller Munde; die vierte Industrielle Revolution ist in vollem Gange. Ist es eine disruptive Revolution, die vorhandene Märkte, Produkte und Dienstleistungen teilweise oder sogar komplett verdrängt? Schließlich werden nicht nur Geschäfts- und Arbeitsprozesse revolutioniert; es entwickeln sich auch ganz neue Geschäftsfelder. Die Digitalisierung geht auch an der Außenwirtschaft nicht vorbei. Sie stellt traditionell eher papierbasierte Branchen wie Exportkreditversicherer, Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau und Banken vor große Herausforderungen genauso wie sie Chancen bietet. Cloud-Lösungen, Plattformen, Internet of Things, Big Data, Cyber Security, Robotics, Fintechs, Blockchain, Industrie 4.0 & Robotic Process Automation: Die Anzahl der Buzzwords ist groß. Doch was bedeutet die Digitalisierung ganz konkret für die oben genannten Branchen? Dieser Frage widmet sich dieses Paper in Form von mehreren Fallstudien. Diese Fallstudien sind im Bereich der drei folgenden Digitalisierungstrends angesiedelt, die uns im Kontext der Außenwirtschaft besonders relevant erscheinen: Digitale Plattformen, Industrie / Produktion 4.0, Blockchain. Industrie/Produktion 4.0 Was bedeutet Industrie/Produktion 4.0? Der Begriff stammt aus einer Initiative der deutschen Bundesregierung von 2011 und ist Gegenstand unzähliger unterschiedlicher Definitionen. Kurz und knapp erfasst er die Herstellung maßgeschneiderter Produkte (Losgröße 1) durch hoch flexible und effiziente Produktion; ermöglicht durch die Verfügbarkeit großer Datenmengen, einen enormen Anstieg der Rechenleistung und die Automatisierung von Prozessen. Bedeutung der „Predictive Analytics“ Um weiterhin wettbewerbsfähig zu sein, müssen Unternehmen ihr Geschäftsmodell in Frage stellen oder zumindest ihr Produktsortiment digital erweitern. Andernfalls laufen sie Gefahr, von Start-ups aus der Softwarebranche, die für althergebrachte, zeitaufwendige und intransparente Prozesse neue digitale Lösungen entwickeln, aus ihren Märkten verdrängt zu werden. Die Devise heißt „adapt or die“ und wird auch als „Digitaler Darwinismus“ bezeichnet. Besondere Bedeutung kommt einer Reihe neuer Produkte/Dienstleistungen zu, die unter den Oberbegriff „Predictive Analytics“ fallen. So lassen sich mithilfe von Sensoren und Messinstrumenten enorme Datenmengen über den Zustand einzelner Maschinenbauteile sammeln. Durch die Auswertung dieser Daten kann die Wartung und Lebensdauer von Maschinen verbessert werden, indem bevorstehende Ausfälle vorausgesehen und Probleme präventiv gelöst werden („Aktion statt Reaktion“). In diesem Paper 1 Einleitung 1 Industrie/Produktion 4.0 5 Digitale Plattformen 7 Blockchain 12 Ausblick und Wertung 13 Quellen FALLSTUDIEN ZU CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN IM KONTEXT DER AUßENWIRTSCHAFT DIGITALISIERUNG April 2018 Dorothea Agricola, Dr. Anja Erlbeck, Dr. Daniela Stagel, Linda-Marie vom Hove Der Megatrend Digitalisierung ist in aller Munde und er geht auch an der Außenwirtschaft nicht vorbei.

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Einleitung

Der Megatrend Digitalisierung ist in aller Munde; die vierte Industrielle Revolution ist in

vollem Gange. Ist es eine disruptive Revolution, die vorhandene Märkte, Produkte und

Dienstleistungen teilweise oder sogar komplett verdrängt? Schließlich werden nicht nur

Geschäfts- und Arbeitsprozesse revolutioniert; es entwickeln sich auch ganz neue

Geschäftsfelder.

Die Digitalisierung geht auch an der Außenwirtschaft nicht vorbei. Sie stellt traditionell

eher papierbasierte Branchen wie Exportkreditversicherer, Unternehmen aus dem

Maschinen- und Anlagenbau und Banken vor große Herausforderungen genauso wie sie

Chancen bietet. Cloud-Lösungen, Plattformen, Internet of Things, Big Data, Cyber

Security, Robotics, Fintechs, Blockchain, Industrie 4.0 & Robotic Process Automation: Die

Anzahl der Buzzwords ist groß. Doch was bedeutet die Digitalisierung ganz konkret für die

oben genannten Branchen? Dieser Frage widmet sich dieses Paper in Form von mehreren

Fallstudien. Diese Fallstudien sind im Bereich der drei folgenden Digitalisierungstrends

angesiedelt, die uns im Kontext der Außenwirtschaft besonders relevant erscheinen:

Digitale Plattformen, Industrie / Produktion 4.0, Blockchain.

Industrie/Produktion 4.0

Was bedeutet Industrie/Produktion 4.0? Der Begriff stammt aus einer Initiative der

deutschen Bundesregierung von 2011 und ist Gegenstand unzähliger unterschiedlicher

Definitionen. Kurz und knapp erfasst er die Herstellung maßgeschneiderter Produkte

(Losgröße 1) durch hoch flexible und effiziente Produktion; ermöglicht durch die

Verfügbarkeit großer Datenmengen, einen enormen Anstieg der Rechenleistung und die

Automatisierung von Prozessen.

Bedeutung der „Predictive Analytics“

Um weiterhin wettbewerbsfähig zu sein, müssen Unternehmen ihr Geschäftsmodell in

Frage stellen oder zumindest ihr Produktsortiment digital erweitern. Andernfalls laufen sie

Gefahr, von Start-ups aus der Softwarebranche, die für althergebrachte, zeitaufwendige

und intransparente Prozesse neue digitale Lösungen entwickeln, aus ihren Märkten

verdrängt zu werden. Die Devise heißt „adapt or die“ und wird auch als „Digitaler

Darwinismus“ bezeichnet.

Besondere Bedeutung kommt einer Reihe neuer Produkte/Dienstleistungen zu, die unter

den Oberbegriff „Predictive Analytics“ fallen. So lassen sich mithilfe von Sensoren und

Messinstrumenten enorme Datenmengen über den Zustand einzelner Maschinenbauteile

sammeln. Durch die Auswertung dieser Daten kann die Wartung und Lebensdauer von

Maschinen verbessert werden, indem bevorstehende Ausfälle vorausgesehen und

Probleme präventiv gelöst werden („Aktion statt Reaktion“).

In diesem Paper

1 Einleitung

1 Industrie/Produktion 4.0

5 Digitale Plattformen

7 Blockchain

12 Ausblick und Wertung

13 Quellen

FALLSTUDIEN ZU CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN IM KONTEXT DER AUßENWIRTSCHAFT

DIGITALISIERUNG

April 2018

Dorothea Agricola, Dr. Anja Erlbeck, Dr. Daniela Stagel, Linda-Marie vom Hove

Der Megatrend Digitalisierung ist in aller Munde und er geht auch an der Außenwirtschaft

nicht vorbei.

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Weiterhin ermöglichen Satelliten- getragene Sensoren die Erkundung der Erdoberfläche

und stellen enorme Datenmengen in kurzen Abständen und hoher Auflösung zur

Verfügung, so dass Risiken z.B. in der Produktion von Agrarrohstoffen erfassbar und

steuerbar werden und damit neue Transaktionen ermöglichen. Diese Vorteile führen

neben Kosten- und Zeiteinsparungen zu direkten Produktionsgewinnen. Durch die in

regelmäßigen Abständen erfolgenden Datenauswertungen nebst entsprechenden

Handlungsempfehlungen wird auch die Kundenbindung im Rahmen der fortlaufenden

Interaktion zwischen Kunde und Unternehmen verstärkt.

Fallstudie „Smart Alarm“ aus dem Bereich Industrie 4.0

Die Fallstudie „Smart Alarm“ kommt aus dem Bereich der „predictive maintenance“ und

betrifft ein digitales intelligentes Alarmmanagement. Dieses wurde von der SMS digital

GmbH, der digitalen Tochter der SMS Gruppe für Stahl- und Walzwerke entwickelt. Die

SMS digital bietet den Smart Alarm neben einer Reihe weiterer Applikationen auf ihrer

digitalen Plattform https://my.sms-group.com/ an. Auf der Plattform finden sich auch

Apps von Drittanbietern und teilweise wird sogar überlegt, ob Dienste von Wettbewerbern

angeboten werden sollen, um das Leistungsangebot auf der Plattform so attraktiv wie

möglich zu gestalten und damit die Anzahl der Nutzer und die damit einhergehende

Relevanz der Plattform zu erhöhen.

In der bisherigen Welt können sich Anlagenbediener an einer großen Anlage wie z.B.

einem Stahlwerk in tabellarischer Form einen Überblick über Alarme verschaffen:

Diese Anzeige gibt zwar Auskunft über wesentliche wartungsrelevante Alarmdaten, die

tabellarische Darstellung befähigt den Anlagenbediener jedoch nicht, die zur Verfügung

stehenden Daten zu erfassen und im Sinne der Anlagenbedienung auch zu nutzen, in dem

z.B. frühzeitig auf eingehende Alarme reagiert wird. Auch die Dauer der Alarme und

Zusammenhänge zwischen eingehenden Alarmen sind aufgrund dieser Darstellungsweise

nur schwer erkennbar. Darüber hinaus fehlen empirische Daten über den Alarm,

Auswirkungen und Handlungsempfehlungen. Um hier Abhilfe zu schaffen und ein

effektives Alarmmanagement zu ermöglichen, stellt das neue Smart Alarm Konzept im

ersten Schritt die nachfolgend bildlich wiedergegebene verbesserte Visualisierung der

Alarme zur Verfügung (nächste Seite). Sämtliche Alarmdaten des Kunden werden über

eine sichere Verbindung in die Cloud auf der Plattform der SMS digital GmbH übertragen

und dort visualisiert. Diese Visualisierung kann der Kunde jederzeit über verschiedene

Angezeigte Alarmdaten: Betroffene

(Maschinen-) Gruppe, Zeitpunkt, Status,

Kurzbeschreibung

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Endgeräte abrufen. Links wird das Auftreten des Alarms im Maschinenbaum seiner

Anlage anschaulich verortet, mittig wird der Zeitpunkt, die Dauer und Art des Alarms

wiedergegeben und rechts erfolgt eine Auflistung über die Alarmdetails eines

ausgewählten Alarms. Diese Alarmdetails werden dann um alarmspezifische

Informationen erweitert. Langfristig soll Smart Alarm den Kunden durch die

Speicherung und Analyse sämtlicher Alarmdaten helfen, schneller die Ursache

gefährlicher Störungen auszumachen und diese zu beheben. Das hier einschlägige

Geschäftsmodell „Software as a Service“ führt dazu, dass Kunden automatisch beim

Einloggen auf die Plattform über neue Anwendungsmöglichkeiten des Smart Alarm

Konzepts informiert werden und diese für sich freischalten können. Dieser Umstand

zeigt auf, dass es sich bei dem Smart Alarm nicht nur um den normalen technischen

Fortschritt handelt, sondern um ein neues Geschäftsmodell für die Branche.

Herausforderungen bestehen in der Gewährleistung hoher technischer

Sicherheitsstandards für die übertragenen Alarmdaten. Daten dürfen nicht in falsche

Hände geraten und müssen vor Viren oder Hackerangriffen sicher sein. Dieses Ziel hat

die SMS digital GmbH erreicht, indem sie sich einen erfahrenen Cloud Anbieter für ihre

Plattform gesucht hat, der diese Sicherheitsstandards gewährleisten kann. Das hat für

Kunden den Vorteil, dass ihre Daten auf der Plattform der SMS digital GmbH unter

Umständen sicherer sind als in den eigenen IT-Systemen. Letztlich sind

datenschutzrechtliche Aspekte zu beachten und die Frage nach dem Eigentum und den

Nutzungsrechten an den Alarmdaten bedarf mangels eindeutiger gesetzlicher

Bestimmungen vertraglicher Regelung.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass das Smart Alarm Konzept durch präzisere

Vorhersagen nicht nur zu einer größeren Sicherheit beim Betreiben der Anlage, sondern

auch zu einer Verringerung von ungeplanten Stillstandszeiten und damit einer

Steigerung der Produktivität führt. Die längerfristige Auswertung der Alarmdaten kann

auch wertvolle Hinweise für Anpassungen an der verkauften Anlage bzw.

Maschinenteilen mit sich bringen. Insgesamt wertet dieses digitale Produkt die gesamte

SMS Gruppe auf und verschafft ihr einen Wettbewerbsvorteil, da sie von Kunden als

modernes, digitales Unternehmen wahrgenommen wird, das auch nach dem Verkauf

einer Anlage wichtige Dienstleistungen für den Anlagenbetrieb erbringt. Aufgrund der

positiven Kundenresonanz soll der Smart Alarm zukünftig auch in anderen

Industrieanlagen (Glas, Papier etc.) zum Einsatz kommen und althergebrachte

Alarmsysteme vollständig ersetzen.

Erweiterte Alarmdaten: Kurzbeschreibung der

Störung, Effekt, Ursache, Urheber,

Eintrittswahrscheinlichkeit, Schweregrad,

Wichtigkeit, Lösungsmöglichkeiten etc.

Der Smart Alarm führt zu

größerer Sicherheit beim

Betreiben der Anlage,

Verringerung von un-

geplanten Stillstandszeiten

und somit zu einer Stei-gerung

der Produktivität.

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Fallstudie Produktion 4.0 - Remote-sensing Information and Insurance for Crops in Emerging

Economies (RIICE)

Bei der Produktion 4.0 kann durch die Auswertung großer Datenmengen wie z.B.

Satellitendaten vorausschauend in Produktionsprozesse eingegriffen werden, um bessere

Resultate bei der Agrarproduktion zu erzielen und Risiken steuerbar zu machen. Das

bedeutet nichts Geringeres als eine Revolution für die herkömmliche Landwirtschaft.

Veranschaulicht wird das durch das Projekt RIICE (Remote-sensing Information and

Insurance for Crops in Emerging Economies).

Wie hoch wird die diesjährige Reisernte in Vietnam ausfallen? Werden die Vertragsbauern

die zugesicherte Reismenge liefern, so dass Händler ihre Ware nach Europa exportieren

können? Wie haben die extremen Regenfälle der letzten Tage die Reisernte beeinflusst?

Muss Reis importiert werden, um die Grundversorgung der Bevölkerung sicher zu stellen?

Wesentliche Fragen, die während der Reisanbauzeit oftmals nur mithilfe historischer

Erfahrungswerte beantwortet werden konnten und auch nach der Ernte dauerte es

oftmals Wochen bis Informationen über die Erntemengen vorlagen.

Neue Sensoren in der Satellitentechnologie in Kombination mit Ernteertragsmodellen

haben es in den letzten Jahren möglich gemacht, Reisernten schon während der

Produktionszeit vorherzusagen und frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Durch das

RIICE Projekt werden detaillierte Informationen über rund 15 Millionen Hektar

Reisanbaufläche in Kambodscha, Indien, Thailand und Vietnam gesammelt und

ausgewertet. Die Daten stammen von sogenannten SAR-Satelliten, die die Erdoberfläche

mit elektromagnetischen Wellen abtasten. Sie können auch dichte Wolkendecken

durchdringen, weshalb die Überwachung der Reisfelder auch während des Monsuns, der

Hauptanbauzeit für Reis, möglich ist.

Regierungsinstitutionen und Agrarforschungsinstitute generieren zum Beispiel

Informationen darüber, wo und wie viel Reis in der laufenden Saison angebaut wurde, wie

sich die Saat entwickelt oder ob zu viel oder zu wenig Wasser auf den Feldern steht. Schon

lange bevor tatsächlich geerntet wird, können die Experten auf Basis der Satellitendaten

mit Hilfe von Simulationsmodellen Prognosen über die zu erwartende Erntemenge treffen

– mit einer Genauigkeit von rund 90 Prozent.

Bei den Ernteprognosen werden auch Wetter- und Bodendaten, Reissorten,

Anbaumethoden sowie – nach Naturkatastrophen wie Dürren oder Überschwemmungen –

Informationen über verdorrte Felder oder verfaulte Saaten eingerechnet.

Produktionsdaten sind damit kurzfristig zugänglich sobald der Satellit die jeweilige Region

passiert hat.

Regierungen sind so in der Lage bei Überflutungen oder Dürren gezielte Hilfen, wie neues

Saatgut, zur Verfügung zu stellen oder bei Produktionsüberschüssen zu Handeln.

Agrarversicherer können Schadensdaten effizient erheben und kurzfristig Zahlungen

veranlassen. Dieses Geld können die Kleinbauern in Saatgut für eine spätere Aussaat

Satellitendatenauswertung z.B. bei der

Reisernte in Vietnam

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investieren und somit die zukünftige Produktion sicherstellen. Mittelfristig können

Versicherungsunternehmen Informationen zu Reisanbauflächen und Erträgen auch dazu

nutzen, Risiken einzuschätzen und Prämien adäquat zu kalkulieren.

Aufkäufer und Exporteure können die Felder ihrer Vertragsbauern beobachten, ihre

Ware tracken und bei Ernteverlusten reagieren. Genauso können Informationen zu

Reisflächen und Erträgen als Kreditsicherheiten genutzt werden.

Ermöglicht wurde die Entwicklung dieser digitalen Methodik zur Schätzung von

Reisernteerträgen durch eine Partnerschaft aus öffentlichen und privaten

Organisationen: die Allianz Re, die Deutsche Gesellschaft für Internationale

Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, das International Rice Research Institute, das Software-

Unternehmen Sarmap SA, die Swiss Re und die Schweizer Direktion für Entwicklung und

Zusammenarbeit (DEZA), die in 2012 gegründet wurde. Das RIICE-Projekt hat das

Potential die herkömmliche Landwirtschaft zu revolutionieren.

Satellitendaten erlauben die Erhebung einer großen Datenmenge in kurzen Abständen,

die rasch ausgewertet, verschiedenen Akteuren von Nutzen sein können. Bisher werden

diese Daten allerdings kaum im Handel oder in der Außenwirtschaft eingesetzt, denn

erst die Zusammenarbeit verschiedener Partner aus unterschiedlichen Sektoren, sowie

das Verknüpfen mit weiteren Informationen und das Auswerten großer Datenmengen

macht dies möglich.

Digitale Plattformen

Was ist eine digitale Plattform und warum ist der Trend für die Außenwirtschaft relevant?

Von der Interaktion in sozialen Netzwerken wie Facebook über den Urlaub über Airbnb

oder das Ersteigern von Konsumgütern über Ebay: wir profitieren im privaten Bereich

bereits täglich von dem, was digitale Plattformen ausmacht: dem Netzwerkcharakter.

Plattformen bringen Marktteilnehmer auf einem digitalen Marktplatz in transparenter

Art und Weise zusammen. Der Erfolg von digitalen Plattformen hängt dabei vor allem

von der Anzahl der Marktteilnehmer und der damit einhergehenden Relevanz der

Plattform ab. Zudem ist eine Plattform nur dann erfolgreich, wenn sie einfach zu

bedienen ist und sich den Bedürfnissen der Nutzer immer wieder anpasst. Entgegen

traditioneller Gesetzmäßigkeiten der Wirtschaft, sind Wachstum, Größe und

Veränderungsgeschwindigkeit damit für digitale Plattformen entscheidender als

kurzfristige Profitabilität. Erfolgreiche Plattformbetreiber verfügen durch ihre schiere

Größe, sowie die direkte Schnittstelle zu Kunden und Herstellern über eine erhebliche

Marktmacht und machen so traditionellen Playern des Marktes ernsthafte Konkurrenz.

Während die digitale Zäsur auf den B2C-Märkten deutlich zu spüren ist, ist dies im B2B-

Bereich noch nicht so deutlich der Fall. Zwar gibt es inzwischen auch B2B-Plattformen

wie Alibaba.com, die nicht nur Nachfrage und Angebot zusammenbringen, sondern

auch zusätzliche Dienstleistungen, wie Versicherungs- und Finanzierungslösungen

anbieten. Doch ein Großteil des europäischen Exportgeschäfts läuft weiterhin auf

traditionellem Wege ab: über persönliche Kundenbeziehungen, Händler und

Zwischenhändler.

Insbesondere der Außenhandel ist von einer Vielzahl von verschiedenen Akteuren und

papier-basierten Transaktionen geprägt. So müssen Exporteure oftmals mit

verschiedenen Banken, Versicherern, Kunden und Logistikern sowie staatlichen Stellen

interagieren. Die Prozesse sind entsprechend langsam, intransparent und fehleranfällig

(aufgrund manueller Übertragung von Daten). Eigentlich ideale Voraussetzungen, um

durch digitale Plattformen für mehr Transparenz, Übersichtlichkeit und eine

Beschleunigung der Prozesse zu sorgen. Man stelle sich beispielsweise eine „ideale

Plattform“ vor, über die Exporteure nicht nur eine Finanzierung für ihren Kunden

Große Datenmengen sind Key für die Auswertungen von

Smart Objects der Industrie 4.0 sowie Produktion 4.0

Projekten.

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beschaffen können und mit einer Vielzahl von Banken interagieren, sondern sich auch

noch gegen politische oder wirtschaftlich bedingte Forderungsausfälle absichern, die

Ausfuhrgenehmigung des BAFA einholen und die Finanzierung einer Machbarkeitsstudie

beim BMZ beantragen können. Eine solche Plattform, über welche sowohl

privatwirtschaftliche Akteure als auch staatliche Akteure miteinander verbunden wären,

würde der deutschen Exportwirtschaft allein durch das Zusammenlaufen der vielen

Informationen und Akteure zweifelsohne einen erheblichen Wettbewerbsvorteil

verschaffen. Diese Plattform wäre jedoch nur dann erfolgsversprechend, wenn sie eine

ausreichend große Anzahl an Marktteilnehmern zusammenbringen würde. Statt dieser

allumfassenden idealtypischen Lösung – bei der noch die zentrale Frage, wer die Plattform

betreibt zu klären wäre – zeichnen sich derzeit eher kleinere Lösungsansätze ab. Fraglich

ist, ob sich dies zurückzuführen lässt auf fehlende digitale Standards, die

Wettbewerbssituation der Player oder eine mangelnde Flexibilität der Teilnehmer.

Wie digitale Plattformen den Außenhandel erleichtern können –Fallbeispiele

Eine gewisse Relevanz des Plattformtrends ist bereits im Multibankingbereich bzw. der

Abwicklung des Zahlungsverkehrs über Akkreditive und Garantien erkennbar. Bisher läuft

der Zahlungsverkehr mit Akkreditiven und Garantien weitgehend papiergestützt ab und

wird händisch abgewickelt, weshalb die Vorteile von Multibankenplattformen vielfältig

sind. Ein zentraler Aspekt ist hierbei die Transparenz, die Übersichtlichkeit durch die

Konsolidierung von vorher verstreuten Informationen und die Schaffung von

Standardformaten. Bei der @globaltrade Plattform der Global Trade Corporation handelt

es sich um eine solche Multibankenplattform. Sie bringt Exporteure und Banken

zusammen und erleichtert die Verwaltung und das Management von Akkreditiven und

Garantien. Zu den Nutzern der Plattformen zählt u.a. die Airbus-Gruppe, die ihre

Akkreditive und Avale zuvor dezentral verwaltete. GTC ist SWIFT Partner und kündigte

erst kürzlich eine strategische Allianz mit dem Treasury-Management-Anbieter Kyriba an.

Relevant ist die Plattform in erster Linie für größere Corporates, die mit einer Vielzahl von

Banken interagieren. Sie profitieren von der Standardisierung der Formate und können die

Verwaltung Akkreditive und Garantien zentralisieren und einen viel besseren Überblick

gewinnen.

Eine weitere Multibanking-Plattform wird von der Bill of Lading Electronic Registry

Organisation (Bolero) betrieben. Bolero hat ein eigenes Netzwerk und Nachrichtenformat

entwickelt, über welches auszutauschende Informationen vor der Übermittlung überprüft

und validiert werden können, was besonders hinsichtlich Compliance-Fragen Vorteile

bietet. Auch die Administration von Akkreditiven und Garantien kann über die Bolero-

Plattform erfolgen. Zudem hat Bolero eine Partnerschaft R3 Konsortium (siehe auch im

Blockchain Part) und bietet auch die Abwicklung von elektronischen Frachtbriefen an.

Weitere innovative Plattformen wurden von Fintechs gegründet. So ist Inwise eine

Factoring-Plattform, auf der Unternehmen ihre ausstehenden Rechnungen über eine

Auktion an Investoren mit den höchsten Geboten verkaufen können. PrimeRevenue und

MarketInvoice bieten Supply Chain Finance und Forfaitierungs-Lösungen an. Die

jeweiligen Benutzeroberflächen vereinfachen die Transaktionen und lassen die Nutzer

letztlich schneller an Liquidität gelangen, so dass sie mit den höchsten Geboten verkaufen

können. PrimeRevenue und MarketInvoice bieten Supply Chain Finance und

Forfaitierungs-Lösungen an. Die jeweiligen Benutzeroberflächen vereinfachen die

Transaktionen und lassen die Nutzer letztlich schneller an Liquidität gelangen.

Und auch im Bereich der Außenwirtschaftsförderung nähert man sich dem

Plattformtrend: so versucht die GTAI bereits seit einigen Jahren über ihre IXPOS-

Plattform Informationen von mehr als 70 Institutionen zu bündeln, um so für mehr

Transparenz zu sorgen. Während sich die Plattform ursprünglich primär an deutsche

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Exporteure richtete, sind nun auch ausländische Kunden im Fokus. Inzwischen umfasst

die Plattform auch einen B2B-Marktplatz für internationale Geschäftskontakte.

Zukünftiges Potenzial von Plattformen

Auch wenn es einige Plattformansätze gibt, steckt der Trend in der Außenwirtschaft

noch in den Kinderschuhen. Die oben genannten Lösungsansätze haben alle

gemeinsam, dass sie jeweils nur einen Teil der Bedürfnisse einer bestimmten Zielgruppe

abdecken. Statt einer allumfassenden Lösung wie etwa der zuvor erwähnten „idealen

Plattform“, zeichnet sich eher ein Flickenteppich an Insellösungen ab. Ein Hindernis ist

die Vielzahl und Unterschiedlichkeit der am Export- bzw. Importprozess beteiligten

Akteure. Während große Banken und Corporates in digitale Plattformlösungen

investieren und diese zum Teil auch schon erfolgreich nutzen, ist dies aufgrund der

damit verbundenen Kosten und der notwendigen Größe von Plattformen gerade für

KMU keine Option. Staatliche Akteure verfügen zwar über die notwendige Größe,

bringen jedoch nicht die notwendige Geschwindigkeit auf, die etwa Fintechs leisten

können. So ist es nicht verwunderlich, dass die oben skizzierten Lösungsansätze jeweils

nur einen Teil der Bedürfnisse abdecken. Zu guter Letzt besteht ein Hindernis für die

elektronische Abwicklung von Handelstransaktionen auch in den Anforderungen der

jeweiligen Gesetzgeber und Regulatoren mit ihren unterschiedlichen Standards.

Dabei könnte der Plattformtrend theoretisch aufgrund der damit einhergehenden

Transparenz letztlich sogar bestimmte Akteure wie etwa Zwischenhändler komplett

vom Markt verdrängen. So ist es gerade im kleinvolumigen sog. Small Tickets Bereich

denkbar, dass Exporteure ihren ausländischen Kunden nicht die Finanzierung durch eine

Bank mit anbieten, sondern die notwendige Liquidität über ein plattformgestütztes

Crowd-Funding zur Verfügung stellen. Ein Schlüssel für den Erfolg von Plattformen

könnte die Blockchain-Technologie sein. Sie ermöglicht Prozessautomatisierungen wie

zum Beispiel die Verifizierung von Eigentum oder von Plattformteilnehmern sowie ganz

allgemein die Abwicklung von Handelstransaktionen.

Da der Erfolg von Plattformen von der Anzahl ihrer Nutzer abhängt, ist zu erwarten, dass

sich nur wenige der Plattformen langfristig durchsetzen werden. Diese werden dann

aber nicht mehr wegzudenken sein.

Blockchain

Was ist Blockchain und warum ist der Trend für die Außenwirtschaft relevant?

Die Blockchain-Technologie gilt in den Medien, als eine der vielversprechendsten

innovativen Technologien. Derzeit sind diverse Start-Ups und Konsortien aus Banken,

Versicherungen und Handelsunternehmen dabei, in die Weiterentwicklung der

Technologie zu investieren und Anwendungsmöglichkeiten zu entwickeln. Die Experten

sind sich einig, dass die Technologie das Potential hat, den Handel einfacher und

effizienter zu gestalten. Im aktuellen Bericht der ICC Banking Commisson „Rethinking

Trade Finance 2017“ heißt es, das papier-basierte Trade Finance Geschäft sei reif für

Innovationen und die Blockchain-Technologie würde Potential hierfür bieten. Auch IBM

führt aus „Wir arbeiten mit hunderten Kunden an der Umsetzung von Blockchain-

Lösungen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Finanzierung des globalen Handels jener

Bereich ist, wo Innovation am dringendsten erforderlich ist.“

Zu Beginn der Bitcoin und Blockchain Entwicklungen wurden nur vereinzelnd C2C und

B2C Transaktionen abgewickelt. In dieser Zeit wurde von vielen Blockchain Entwicklern

der Niedergang des traditionellen Finanzsystems und ein Bild einer Blockchain-Welt der

dezentralisierten und sicheren Transaktionen vorausgesagt, in der jeder als

Zentralbänker agieren kann und es keine traditionellen Finanzinstitute mehr gibt.

Da der Erfolg von Plattformen von der Anzahl ihrer Nutzer

abhängt, ist zu erwarten, dass sich nur wenige der

Plattformen langfristig durchsetzen werden.

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Heute setzen sich neben Fintechs und Startups zwar auch traditionelle

Finanzinstitutionen mit der Entwicklung von Blockchain-Lösungen auseinander, denn

gerade im internationalen Handel ist Vertrauen und Sicherheit ein zentrales Gut, das

heute häufig von Banken und Kreditversicherern bedient wird. Die vorhergesagte große

Revolution ist aber bislang ausgeblieben.

Bei der Vereinfachung des Außenhandels geht es zum einen um das verifizierende

Element der Blockchain – der Warenursprung wird eindeutig dargestellt, Gegenstände

können einem Eigentümern eindeutig zugeordnet werden, die eindeutige Identifikation

von Personen oder Unternehmen ist möglich, so dass Betrugsfälle reduziert werden

können. Zum anderen werden Chancen in der Prozessautomatisierung gesehen, die

durch Smart Contracts erreicht werden können. Die Technologie verspricht, zukünftig

Handelsinformationen und Dokumente sicher, in Echtzeit und digital auszutauschen.

Auf diese Weise sollen Geldflüsse transparenter und das Transaktionsrisiko zwischen

zwei sich gegenseitig nicht vertrauenden Parteien verringert werden. Weiterhin können

aufsichtsrechtliche Prozesse effizienter gestaltet werden. Die digitale

Prozessgestaltung würde die Kosten für alle involvierten Partner – Exporteure,

Importeure und ihre Banken – reduzieren. Kostenvorteile werden zum Beispiel beim

Settlement und Clearing gesehen, wo Prozessschritte internalisiert und automatisiert

werden können. Banco Santander geht beispielsweise von Gesamtersparnissen für die

Banken im Wert von USD 20 Milliarden aus.

Was ist Blockchain?

Ursprünglich entstand der Blockchain Begriff als Bezeichnung für die grundlegende Technologie hinter der

Kryptowährung Bitcoin. Die Haupteigenschaft dieser Technologie ist die Abwicklung von sicheren Transaktionen

zwischen zwei Partnern ohne, dass diese sich vertrauen müssen. Es gibt verschiedene Blockchain-Plattformen,

beispielsweise die Bitcoin Blockchain, Ethereum und Ripple, welche alle mit einer Blockchain-Technologie arbeiten,

sich in ihrer grundlegenden Funktionsweise stark ähneln, aber in ihren Feinheiten unterscheiden. In der Blockchain ist

eine digitale Geld- beziehungsweise eine Werteinheit als Kette digitaler Signaturen definiert, die eindeutig zugeordnet

werden können. So kann zum Beispiel der Zahlungsempfänger Transaktionen einzelnen Akteuren eindeutig zuordnen

und die vorhergegangenen Eigentümer der digitalen Werteinheiten erkennen. Auf diese Weise kann verhindert

werden, dass ein Besitzer eine Werteinheit mehrfach transferiert, das sogenannte double-spending Problem. Man kann

auch sagen, das Verfahren beruht auf Konsens, denn im Verrechnungsverfahren wird Übereinstimmung über die

angehängten Informationen und Blöcke erreicht. Im Falle der Bitcoin Blockchain wird der Kette ungefähr alle acht bis

zehn Minuten ein neuer signierter Datenblock hinzugefügt, bei Ethereum dauert es nur ca. 15 Sekunden. Dies ist auch

der Zeitraum, in dem der „Fehler“ in den Blocks erkannt würden müsste. Um falsche Elemente in einer Kette einbauen

zu können, müsste man mehr als 50% der Rechenleistung besitzen, was sich aufgrund der dezentralen Struktur der

(öffentlichen) Blockchain sehr schwierig gestaltet. Es wird zwischen einer öffentlichen und einer privaten Blockchain

unterschieden. Bei einer öffentlichen Blockchain, wie der Bitcoin-Blockchain, sind alle Transaktionen für jeden

Teilnehmer zu jeder Zeit einsehbar; aus diesem Grund werden hier auch kryptische Adressen verwendet. Eine private

Blockchain ist ein geschlossenes System zwischen Kooperationspartnern, auf die nur eine limitierte Gruppe

Berechtigter Zugriff hat. Neben der jeweiligen Blockchain-Währung ist es möglich, weitere Werteinheiten über die

Blockchain zu transferieren. Die Möglichkeit nicht nur Geldeinheiten, sondern auch andere Werteinheiten auf der

Blockchain zu erfassen und mit diesen handeln zu können, ist entscheidend für die Anwendung von Smart Contracts.

Als Smart Contracts werden selbstausführende Verträge bezeichnet, die nach einer vorprogrammierten Logik

funktionieren. Die Vertragsbedingungen werden dabei in Programmiersprache geschrieben. Der Smart Contract, alle

angestoßenen Handlungen und der vom Code erzeugte Output werden auf der Blockchain gespeichert und validiert.

Eine unautorisierte Veränderung der Vertragsbedingungen ist somit nicht möglich.

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Wie die Blockchain den Außenhandel erleichtern könnte – Fallbeispiele

In der Theorie sind sich also alle einig: Blockchain hat Potential. Nun kommt es jedoch

darauf an, das Potential in die Praxis zu übertragen, erste Erfahrungen zu sammeln und

Prototypen zu entwickeln. Neben einer Vielzahl von Start-ups und Fintechs, die sich mit

der Entwicklung von Blockchain Anwendungen und Plattformen befassen, sind

exemplarisch folgende Projekte bei Banken, der Export- und Versicherungswirtschaft

hervorzuheben.

Banken

Hier ist das R3 Konsortium, bestehend aus zwischenzeitlich über 80

Finanzunternehmen (hauptsächlich Banken) zu nennen. Das Konsortium hat das Ziel,

Blockchain-Lösungen für den Bankensektor zu entwickeln, um möglichen disruptiven

Anwendungen zuvorzukommen. Mittlerweile haben einige Großbanken das Konsortium

bereits wieder verlassen und forschen eigenständig weiter.

Ein Zusammenschluss aus sieben Banken beschäftigt sich mit der Entwicklung einer

Digital Trade Chain, die Handelsfinanzierungen für KMU vereinfachen soll. Das Produkt

soll alle in die Transaktion eingebundenen Parteien (Importeur, Exporteur und jeweilige

Banken sowie Logistiker) über eine Blockchain miteinander verknüpfen, die

Finanzierung vereinfachen und die Transparenz erhöhen. Es wird davon ausgegangen,

dass hierdurch der Zugang zu Auslandsmärkten für KMU und deren Handel mit

unbekannten Kunden vereinfacht wird.

Auch die Bank of Montreal, CaixaBank, Commerzbank und Erste Group haben sich einer

von der UBS und IBM im Jahr 2016 gestarteten Initiative angeschlossen, die das Ziel

verfolgt, eine globale Handelsplattform auf Basis der Blockchain-Technologie zu

schaffen. Die Plattform mit dem Namen Batavia soll die Finanzierung von

Handelsaktivitäten aller Art abwickeln und diese effizienter, transparenter und

kostengünstiger gestalten. Weiterhin ist ein Tracking Tool, entwickelt im Rahmen von

Industrie 4.0, integriert. Mit diesem Tool kann der tatsächliche Standort der Ware

ermittelt werden. Durch die Verbindung der Sensoren mit der Blockchain kann der

Status der Ware direkt aktualisiert und Zahlungen z. B. bei Wareneingang automatisch

angewiesen werden. Kürzlich wurde von der ersten erfolgreichen Handelstransaktion

berichtet, bei der Audi und die Commerzbank den Export und die Finanzierung von

Autos von Deutschland nach Spanien über die Blockchain Plattform abgewickelt haben.

Neben diesen großen Projekten und Zusammenschlüssen ist wegen der besonderen

Relevanz für Exporteure auf bereits programmierte Use Cases im Bereich Letter of

Credit (L/C) einzugehen: Der Letter of Credit (L/C) auf Basis von Smart Contracts ist

bereits mehrfach erfolgreich getestet worden. Im September 2016 haben die Barclays

Bank und das israelische Start-Up Wave verkündet, die erste Blockchain Trade Finance

Transaktion durchgeführt zu haben. Ein Exportgeschäft mit Milchprodukten zwischen

dem Irischen Unternehmen Ornua und der Seychelles Trading Company wurde durch

einen L/C in Höhe von 100 Tausend US-Dollar abgesichert. Die L/C Transaktion wurde

auf der Wave Blockchain-Plattform gespeichert und die Zahlungen wurden über das

SWIFT Netzwerk abgewickelt. Die Wave-Blockchain ermöglicht es allen beteiligten

Parteien, den Status und Standort der benötigten Handelsdokumente gleichzeitig

einzusehen. Dies ist insofern beachtlich, als dass heute bis zu 5% der Kosten einer

Handelstransaktion aus der Abwicklung der Dokumentation anfallen. Durch Anwendung

der Blockchain-Technologie könnte dieser Teil effizienter und günstiger durchgeführt

werden. Für Exporteure ergibt sich der große Vorteil, dass die Verschiffung und

Entladung von Waren von der rechtzeitigen Übermittlung von papierbasierten

Dokumenten unabhängig wird. Das geht mit großen Zeit- und Kosteneinsparungen

sowie vereinfachtem Verwaltungsaufwand einher. Im Oktober 2016 wurde von einer

weiteren L/C ähnlichen, erfolgreichen Blockchain Transaktion zwischen der

Vor allem das verifizierende Element sowie die

Prozessautomatisierung machen die Blockchain

attraktiv für Tradefinance.

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Commonwealth Bank of Australia und Wells Fargo mit einer Verschiffung von

Baumwolle von Texas nach Qingdao, China berichtet. Auch hier wurde ein Tracking

Instrument eingesetzt, dass als Trigger für den Zahlungsprozess fungierte.

Insgesamt wird deutlich, dass bei der Entwicklung der Use Cases bei Banken häufig mit

spezialisierten Startups oder Fintechs zusammengearbeitet wird, die in die

Programmierung der Blockchain und Anwendungen miteinbezogen werden.

Exporteure

KMU, die in risikoträchtigen Märkten mit unbekannten Abnehmern tätig sind, könnten

durch die Blockchain-Technologie an Sicherheit in ihrem Geschäft gewinnen. Weiterhin

soll die Blockchain-Technologie den Zugang zu Finanzierungen für KMU erleichtern.

Kosten für Einzeltransaktionen sollen durch Automatisierung gesenkt werden, sodass

kleine Geschäfte im Small Ticket Bereich für die Banken wieder lukrativer werden.

Für Exporteure stehen im Hinblick auf Blockchain nicht nur neu entstehende

Finanzierungsmöglichkeiten im Vordergrund, vielmehr ist die Verknüpfung von

Finanzierungprodukten mit den eigenen Dienstleistungen – eine wirklich smarte

Interaktion – gewinnbringend. Das bereits erwähnte Tracking Tool, das als Trigger für

Transaktionen dient, bietet gleich mehrere Vorteile für Exporteure. Zum einen den

Vorteil der Warenverfolgung, weiterhin eine wirkliche Verknüpfung von physischer

Produktions- und Lieferkette mit den angebotenen Finanzprodukten, sowie einen

erhöhten Automatisierungsgrad und mehr Transparenz für alle beteiligten Partner.

Insbesondere der Vorteil der Warenverfolgung ist nicht nur für die Logistikbranche,

sondern für alle Unternehmen, die Waren versenden, von enormer Bedeutung. So

können durch die genaue Verortung der Ware Zollverfahren transparenter

durchgeführt und alternative Routen/Beförderungsmittel aufgefunden werden. Hieraus

wird deutlich, dass die Blockchain-Technologie einen besonderen Mehrwert erbringt,

sofern sie ein Zusammenspiel mit Smart Objects und Smart Contract erlaubt.

Auch IBM arbeitet gemeinsam mit Maersk und neun Lebensmittelproduzenten z.B.

Unilever, Nestle und Walmart an Blockchainlösungen zur Nachverfolgung von

Warenversendungen. Im Idealfall würden Landwirte, Händler, Vertriebsgesellschaften,

Zollbehörden und andere Regulatoren durch eine Blockchain miteinander verknüpft

werden, um letztendlich Handelsprozesse zu beschleunigen und die Haltbarkeit von

Lebensmitteln sicherzustellen.

In den Medien wird von weitaus mehr Use Cases aus der Bankenwelt, vereinzelt auch

von Anwendungen bei Logistikern berichtet. Aus der deutschen Exportwirtschaft sind

bisher weniger Use Cases bekannt, Umfragen zur Folge ist das Thema jedoch trotzdem

präsent und relevant.

Kreditversicherung/ECA

Die meist genutzten Versicherungsinstrumente gegen den Forderungsausfall bei

Exportgeschäften stellen die Warenkreditversicherung am privaten Markt sowie die

Absicherung durch die Exportkreditgarantien des Bundes dar. Auch

Versicherungsprodukte im Allgemeinen und Kreditversicherung im Spezifischen

werden sich zukünftig auf einer Blockchain darstellen lassen. Da liegt die Annahme

nahe, dass Blockchain Transaktionen so sicher sind, dass gar kein Forderungsausfall

mehr eintreten kann. Dies ist jedoch nicht zwangsläufig der Fall, denn Smart Contracts

stellen keine Absicherung gegen den Zahlungsausfall dar. Wenn das Blockchain Konto

nicht in Höhe der angewiesenen Zahlung gedeckt ist, bietet der Smart Contract meist

keine direkte Abhilfe und die zu Grunde liegende Transaktion kann nicht ausgeführt

werden. Unter anderem deshalb liegt es nahe, die Blockchain auch in den

Versicherungsprozess miteinzubeziehen.

Auf der Blockchain werden durch Industrie 4.0-

Trackingtools Finanzierungsprodukte direkt mit den zu Grunde liegenden Dienstleistungen verknüpft.

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An dieser Stelle ist die Initiative der Blockchain Insurance Industry zu erwähnen,

welche aus den Versicherungskonzernen Zurich, Swiss Re, Munich Re, Allianz und Aegon

besteht und mit dem Ziel gegründet wurde Möglichkeiten zu erforschen, um

Versicherungen durch die Blockchain-Technologie effizienter zu gestalten.

In der Kreditversicherungswelt ist bislang noch nicht von einem Zusammenschluss für

eine Initiative zu berichten, aber auch hier können Prozesse durch die

Blockchaintechnologie effektiver gestaltet werden. Für

Kreditversicherungsunternehmen könnte die Blockchain die Möglichkeit bieten, die

Kreditwürdigkeit eines Unternehmens zusätzlich anhand von auf der Blockchain

gespeicherten Daten zu beurteilen oder die Unternehmensdaten mit Banken

auszutauschen. Der Aufwand und die Kosten der Datensammlung können durch den

Zugriff reduziert werden. Außerdem können vertragsrelevante Informationen auf der

Blockchain gespeichert werden und von allen Teilnehmern, wie dem Versicherer, dem

Versicherungsnehmer, gegebenenfalls Maklern und Rückversicherern eingesehen

werden. Die Zahlung der Prämie kann ebenfalls automatisch durch einen Smart

Contract abgewickelt werden. Im Schadensfall können relevante Dokumente zur

Schadensbearbeitung über eine gemeinsame Blockchain ausgetauscht und eingesehen

werden. In einem fortgeschrittenen Szenario könnte ein mit IoT-Sensorik ausgerüstetes

Smart Object einen Schaden selbstständig erkennen und via Blockchain melden. Der

Smart Contract würden den Schadensbearbeitungsprozess anstoßen, wenn dieser in

einer Datenbank ein vorher definiertes Ereignis erkennt. Darüber hinaus kann der Smart

Contract nach vordefinierten Regeln prüfen, ob alle Voraussetzungen zur Leistung einer

Entschädigungszahlung vorliegen und diese bei positiver Prüfung veranlassen. Der

Smart Contract könnte auch eine manuelle Prüfung des Schadensfalls antriggern und

dem Schadensprüfer direkten Zugriff auf alle benötigten Dokumente ermöglichen. Die

Kreditversicherung könnte über Smart Objects Informationen über den aktuellen Stand

des Handelsgeschäftes haben und hätte zum Beispiel Kenntnis über verspätete

Lieferungen, Verspätungen bei Verzollung oder Produktionsausfälle.

Zukünftiges Potential der Blockchain

Auf Grund der hohen gegenwärtigen Investitionen durch Banken und Versicherungen

und der Vielzahl an jungen Blockchain Start-Ups ist davon auszugehen, dass zukünftig

weitere Anwendungsfälle beschrieben werden und eine höhere Zahl an Anwendungen

und Plattformen auf den Markt kommen wird. Neben der Vielzahl an neu gegründeten

Start-Ups und den hohen finanziellen Investments in die Blockchain Projekte, ist auch die

enorme Wertsteigerung von Kryptowährungen in den vergangenen Monaten ein Indiz für

das Vertrauen in die zukünftige Bedeutung der Technologie. Eine PwC Studie unterstützt

diese These: 77% der Befragten Tradefinance Verantwortlichen bei Banken gaben an,

dass sie bis 2020 einen Einzug der Blockchain in Prozesse und Produktionssysteme

erwarten.

Neben diesen positiven Indizien ist auch zu berücksichtigen, dass die weitere

Entwicklung stark abhängig von der Lösungsfindung im Hinblick auf bestehende

Hindernissen und Limitationen ist. Bisher wird von vielen bereits programmierten

Anwendungen und Use Cases berichtet, nicht aber von an den Markt gebrachten,

funktionierenden und genutzten Anwendungen für Handelsfinanzierungen. Ein

Netzwerkeffekt ist bislang ausgeblieben. Darüber hinaus gibt es bislang nur einen

geringen Standardisierungsgrad der unterschiedlichen Blockchain-Systeme. Um wirklich

die zentrale Technologie zur Durchführung von Transaktionen im globalen Außenhandel

zu werden, ist es wichtig, dass sich mittelfristig eine Blockchain-Plattform durchsetzt,

oder zumindestens verschiedene Blockchain-Plattformen miteinander kooperieren,

sodass der Datenfluss gewährleistet ist und der Einsatz unterschiedlicher Blockchain-

Technologien nicht hemmend wirkt. Es ist jedoch fraglich, welche Unternehmen und

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Banken sich zuerst mit Lösungen durchsetzen werden, ob bereits entwickelte Lösungen

dann mit jenen kompatibel sind und welche Auswirkungen es auf die Prozesse der anderen

involvierten Parteien haben wird. Sofern die Bank first mover wäre, müssten sich die

Exportwirtschaft und Versicherungen prozessual anpassen. Weiterhin lässt dies die Fragen

aufkommen, ob bereits ausreichend Nachfrage aus der Exportwirtschaft gegeben ist und

wie sich das Wettbewerbsumfeld für jene ändert, die nicht gewillt sind auf der Blockchain

zu agieren. Dies leitet zu einem regulatorischen Thema über. In einer öffentlichen

Blockchain können alle Transaktionen öffentlich eingesehen werden. Es wird zwar mit

einer Verschlüsselung gearbeitet, die bereits aus Datenschutzgründen erforderlich ist.

Fraglich ist in diesem Zusammenhang, ob Unternehmen willens sind, Daten zu Blockchain

Zahlungsströmen und zur Bilanz, beispielweise zur Bonitätsprüfung, über die Blockchain-

Technologie freizugeben. Zu den noch offenen regulatorischen Themen gehört weiterhin

die Rechtswirksamkeit und Rechtsbeständigkeit von Smart Contracts auf der Blockchain.

Die ICC Banking Commission hat im Sommer 2017 eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen,

die sich mit der Koordinierung der Digitalisierungsaktivitäten im Bereich Trade Finance

befassen wird und im besten Fall auch beim Setzen von Standards und Adressierung der

genannten regulatorischen Themen unterstützen kann.

Es ist heute nicht davon auszugehen, dass es zeitnah die globalgalaktische

Blockchainlösung für den Außenhandel geben wird. Wir werden allerdings weiterhin

spannende Use Cases sehen, wie zum Beispiel die Abbildung von Eigentümerstrukturen

von Vermögenswerten, denkbar wären Flugzeuge, Abwicklung von digitalen L/Cs oder

Handel mit kurzfristigen Zahlungszielen über einen Smart Contract wie auf der Digital

Trade Chain oder automatisierte Progress Payments über Smart Contracts in Verbindung

mit Smart Objects. Man wird damit rechnen können, dass bevor Individuallösungen für z.B.

das Projektfinanzierungsgeschäft, zuerst Use Cases für automatisierbares Massengeschäft

geschaffen werden. Für Projektfinanzierungsstrukturen und Prüfungen wären aber auch

Use Cases z.B. zu einer gemeinsamen Dokumentenbasis und -austausch denkbar.

Durch den noch nicht definierten Blockchain Standard, sowie die aktuell individualisiert

stattfindende Use Cases Erarbeitung, wird sich das Außenhandelsfinanzierungs-Öko-

System vorerst nur in kleinen Parts verändern und es gilt zu beobachten, welche Lösungen

sich durchsetzen. Weiterhin wird spannend, welche neuen Player in den Markt eintreten

und ob sich neue Geschäftsmodelle, die sich nicht mit der Abbildung von existierenden

Prozessen auf der Blockchain beschäftigen, sondern das volle Potential der Technologie,

den Netzwerkgedanken und die Unabhängigkeit von Institutionen, ausschöpfen und z.B.

Peer-to-Peer Finanzierungs- und Versicherungsmöglichkeiten schaffen, durchsetzen

werden.

Ausblick und Wertung

Die Digitalisierung des Handels sowie der Handelsfinanzierung wird kommen. Sie bietet

große Chancen zur Vereinfachung und Beschleunigung, stellt aber auch eine große

Herausforderung für alle Beteiligten dar. Die meisten mit der Außenwirtschaft

verknüpften Institutionen haben die Notwendigkeit der Digitalisierung erkannt, sehen

Chancen und versuchen sich in unterschiedlichen Bereichen wie zum Beispiel bei der

Entwicklung von Industrie 4.0 Tools und Objekten, Plattformen oder sogar Blockchain Use

Cases. Der potentialtragende Verknüpfungs- und Vernetzungsgedanke, die enge und

automatische Interaktion der Akteure, zum Beispiel durch die Verzahnung von Industrie-

und Finanzwelt, steht jedoch noch nicht überall im Fokus. Zurzeit werden kleine Inseln des

Außenwirtschafts Ökosystem digitalisiert: viele Akteure, einzelne Prozesse, eher eine

unkoordinierte Evolution als die große Revolution oder gar Disruption des Systems.

Hinzukommt, dass traditionelle deutsche Akteure häufig an ihren herkömmlichen

Produktion und Prozessen hängen – Stichwort: läuft doch – so dass im Zuge der

Bevor ein Standard gesetzt wird, wird sich das

Außenhandelsfinanzierungs-Öko-System vorerst nur in kleinen Parts verändern.

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disruptive Neuerungen entstehen. Das Potential der drei vorgestellten technologischen

Trends wird auf diese Weise nicht im vollen Maße ausgeschöpft. Das wird durch neue

Player unter Beweis gestellt, die Lieferketten und Handelsfinanzierungslösungen in ihre

plattformbasierten Geschäftsmodelle integrieren: Handelsplattformbetreiber Alibaba

und Logistiker Flexport.

Im Wirtschaftssektor fehlen bislang Standards, die man als Basis nutzen könnte. Auch

Datenschutz, Sicherheit und offene Regulierungsthemen behindern eine schnellere

Digitalisierung der Außenwirtschaftsaktivitäten. Allerdings gibt es durchaus

erfolgsversprechende Initiativen. Zukünftig könnte eine einheitliche und sichere

Datenaustauschplattform Sicherheitsbedenken von Kunden ausräumen (Initiative der

„Industrial Data Space Association (IDSA)“). Erwähnenswert ist auch das verimi Projekt

hochkarätiger deutscher Unternehmen, das eine einheitliche B2C Registrierungs- und

Datenplattform zum Ziel hat, die ihren Nutzern mithilfe eines sog. Generalschlüssels

Zugang zu verschiedenen Online-Angeboten verschaffen soll.

Die Außenwirtschaft könnte sich an diesen Projekten ein Beispiel nehmen und eine

Arbeitsgruppe von Banken, Industrie und staatlichen Behörden für die Etablierung der

hier erwähnten „idealen Plattform“ auf nationaler oder Europäischer Ebene gründen, die

beispielsweise von der ICC oder Verbänden koordiniert wird.

Die Digitalisierung des Handels sowie der

Handelsfinanzierung wird kommen. Sie bietet große

Chancen zur Vereinfachung und Beschleunigung, stellt

aber auch eine große Herausforderung für alle

Beteiligten dar.

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