die wolga,...januar 1942 überschritten die 29. und 39. sowjetische armee die obere wolga an der...

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1 Die Wolga, ergänzt: 27.11.2020 Schicksals-Fluss der Deutschen Wehrmacht. Anfang Dezember 1941: 10 km südöstlich von Kalinin querten frische sowjetische Truppen die Wolga und erzielten einen tiefen Fronteinbruch bei der 162 ID. Erstmals im Ostfeldzug mußte die Front der HGr Mitte zurück genommen werden. - Ist der Krieg im Osten noch zu gewinnen? Front-Offiziere hegten erstmals Zweifel. Ein Monat später: am 3./4. Januar 1942 überschritten die 29. und 39. sowjetische Armee die obere Wolga an der Ssischka-Mündung, 30 km westlich von Rshew. Jetzt hatte die 9. Armee den Feind auch noch im Rücken; die gesamte HGr Mitte war gefährdet. General Model, OB der 9. Armee, konnte die- se heikle Situation durch den Aufbau einer zweiten Front im Februar 42 gerade noch einmal bannen. Ein Jahr später: am 2. Februar 1943 kapitulierten die letzten Einheiten der 6. Armee im Kessel von Stalingrad an der unteren Wolga. Die gesamte HGr Süd wurde zum Rückzug gezwungen. Nach die- sem Debakel stellte Goebbels den geladenen Nazis im Berliner Sportpalast die Frage: „Wollt ihr den totalen Krieg?“ Ihr „ja“ bezahlten dann noch Millionen Menschen an der Front und in der Heimat mit ihrem Leben. - Nach „Stalingrad“ und „Kursk“ Mitte 43 war der Ostfeldzug nicht mehr zu gewinnen. Hitlers Befehl 1942: Rshew (an der oberen Wolga) als Eckpfeiler der Ostfront ist zu halten! Rshew 2012: Die Schäden des 15-monatigen Kampfes um diese Stadt verwischen sich Gott sei Dank immer mehr. Und überall in dieser leidgeprüften Stadt ist der Wille zum friedlichen Miteinander zu spüren: bei den Veteranen, bei der Bevölkerung, bei der Jugend und bei den Schulkindern. Als besonderes Zeichen der Versöhnung wurde im Jahr 2002 der Friedenspark von Rshew angelegt, eine Ruhe- und Gedenk- Die Wolga in Twer (früher Kalinin) im Herbst 2012 Ssischka-Mündung in die Wolga im Herbst 2012 Die Wolga in Rshew im Herbst 2012 aus: Rshew … Horst Großmann PODZUN-Verlag . Bad Nauheim Ab 1.3.1943 wurde Rshew geräumt, 2 Tage später auf Hitlers Befehl die Wolga- Brücke durch Sprengung vollständig zerstört. In den 90iger Jahren wurde sie wie- der aufgebaut. - Jahre zuvor war bereits eine neue (re. Foto hinten) entstanden.

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    Die Wolga, ergänzt: 27.11.2020 Schicksals-Fluss der Deutschen Wehrmacht.

    Anfang Dezember 1941: 10 km südöstlich von Kalinin querten frische sowjetische Truppen die Wolga und erzielten einen tiefen Fronteinbruch bei der 162 ID. Erstmals im Ostfeldzug mußte die Front der HGr Mitte zurück genommen werden. - Ist der Krieg im Osten noch zu gewinnen? Front-Offiziere hegten erstmals Zweifel.

    Ein Monat später: am 3./4. Januar 1942 überschritten die 29. und 39. sowjetische Armee die obere Wolga an der Ssischka-Mündung, 30 km westlich von Rshew. Jetzt hatte die 9. Armee den Feind auch noch im Rücken; die gesamte HGr Mitte war gefährdet. General Model, OB der 9. Armee, konnte die-se heikle Situation durch den Aufbau einer zweiten Front im Februar 42 gerade noch einmal bannen.

    Ein Jahr später: am 2. Februar 1943 kapitulierten die letzten Einheiten der 6. Armee im Kessel von Stalingrad an der unteren Wolga. Die gesamte HGr Süd wurde zum Rückzug gezwungen. Nach die-sem Debakel stellte Goebbels den geladenen Nazis im Berliner Sportpalast die Frage: „Wollt ihr den totalen Krieg?“ Ihr „ja“ bezahlten dann noch Millionen Menschen an der Front und in der Heimat mit ihrem Leben. - Nach „Stalingrad“ und „Kursk“ Mitte 43 war der Ostfeldzug nicht mehr zu gewinnen.

    Hitlers Befehl 1942: Rshew (an der oberen Wolga) als Eckpfeiler der Ostfront ist zu halten! Rshew 2012: Die Schäden des 15-monatigen Kampfes um diese Stadt verwischen sich Gott sei Dank immer mehr.

    Und überall in dieser leidgeprüften Stadt ist der Wille zum friedlichen Miteinander zu spüren: bei den Veteranen, bei der Bevölkerung, bei der Jugend und bei den Schulkindern. Als besonderes Zeichen der Versöhnung wurde im Jahr 2002 der Friedenspark von Rshew angelegt, eine Ruhe- und Gedenk-

    Die Wolga in Twer (früher Kalinin) im Herbst 2012 Ssischka-Mündung in die Wolga im Herbst 2012

    Die Wolga in Rshew im Herbst 2012

    aus: Rshew … Horst Großmann PODZUN-Verlag . Bad Nauheim

    Ab 1.3.1943 wurde Rshew geräumt, 2 Tage später auf Hitlers Befehl die Wolga-Brücke durch Sprengung vollständig zerstört. In den 90iger Jahren wurde sie wie-der aufgebaut. - Jahre zuvor war bereits eine neue (re. Foto hinten) entstanden.

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    stätte für Gefallenen aus dieser Region mit heute ca. 11.000 Rotarmisten und ca. 24.000 Soldaten der Deutschen Wehrmacht. Viele Gefallene liegen noch irgendwo zugedeckt mit blutgetränkter Erde im Gebiet von Rshew, in dem es mehr Opfer gab als im Kessel von Stalingrad. 22. September 2012:

    10 Jahre Friedenspark Rshew

    Diese Bilder drücken Zuneigung, Ver-

    söhnung und Ehrenbezeugung aus. Der ehemalige Vorsitzende des Rshewer Vetera-

    nenrates, Evgenij Kniga, verstarb 96-jährig in der

    Nacht zum 1.Okt. 2020. Als 15-Jähiger kämpfte

    er als Partisan in seiner Heimat Belarus.

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    Reise nach Rshew, der Partnerstadt von Gütersloh, vom 20. bis 30. September 2012

    Gegen das Vergessen

    Arbeit für den Frieden

    … das ist die Devise der Schülerinnen und Schüler des Lyzeums, Schule Nr. 35, von Rshew.

    Sätze von Front-Offizieren der 9. Armee aus Briefen und Tagebüchern - u. a.: Unser Stabsarzt war heute als Geburtshelfer in einem russ. Haus. … Ein Truppenarzt heil-te Dank deutscher Medikamente eine seit 15 Jahren erkrankte Russin. … Wir haben auf dem Rückmarsch (17.1.42) einen gefallenen russ. Offizier gut sichtbar an den Straßen-rand gelegt – ein Rest ritterlichen Handelns. … Ich habe eine wöchentliche Sprechstunde für die russ. Bevölkerung eingerichtet (Aug.41). … Mit dem russ. Bürgermeister habe ich die gemeinsame Feldbestellung besprochen; wir alle brauchen eine gute Ernte. … Eine 78-jäh-rige Russin berichtete von der Verpflegung der Bevölkerung durch die deutsche San-Kp. … Frauen aus dem Dorf waschen gegen Ver-gütungen unsere Wäsche. … Das Anzünden von Häusern habe ich untersagt; es nimmt meinen Truppen die Unterkünfte (18.1.42). Unsere Veteranen sollen auch an diese hu-mane Seite des Krieges erinnert werden.

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    Teilnehmer: Frau Unger, Bürgermeisterin von Gütersloh, und Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung. Herr Schafmeister, Vorstandssprecher Kuratorium Rshew und Kuratoriums-Mitglieder. Angehörige ehemaliger Frontsoldaten aus dem Raum Rshew (1942-43). Organisation: Frau Lilia Frizler, Droste-Haus Verl - einschl. des 3-tägigen Moskau-Besuchs. Freitag, 21. Sept.: Ein Besuch der Schule Nr. 12 war der erste Programmpunkt unserer Rshew-Reise. Wie im Vorjahr wurden wir wieder liebevoll von den Schülern und Lehrern begrüßt. Nachmittags war Empfang der deutschen Delegation beim Stadtoberhaupt von Rshew. Es wurden Geschenke zwischen den Partnerstädten ausgetauscht und Fragen zum Alltag diskutiert. Anschließend erfreuten uns Lehrer und Schüler der Kunstschule Nr. 2 mit einem Musik-Programm. Samstag, 22.Sept.:

    Donnerstag, 20. Sept.:

    Wir wurden von einer Deutschlehrerin aus Rshew am Flughafen Sheremetyevo abge-holt. Als der Busfahrer in Chimki (Химки) das Mahnmal „Panzersperre“ – bis dorthin wa-ren im Dezember 1941 die deutschen Trup-pen vorgedrungen – passiert hatte, verließ er die Autobahn, um dem dichten Stadt-Verkehr zu entkommen. Nach längerer Fahrt auf Ne- benstraßen kamen wir zur M9, hatten dann einen kurzen Stopp und erreichten am späten Abend unser Hotel in Rshew.

    Autobahn-Raststätte an der M9

    Herzliche Begrüßung mit Brot und Salz Gespräche bei Kaffee, Tee und Süßigkeiten

    Empfang beim Stadtoberhaupt Musikalische Leckerbissen

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    Vormittags fand eine Stadtrundfahrt mit Erläuterungen zum Stadtbild statt. Um 12.30 Uhr begann dann die Gedenk-Veranstaltung zum 10. Jahrestag der Einweihung des Friedensparks (s. Seite 2). Anschließend wurden alle angereisten Gäste zum Ehrenwein mit Imbiss in die Schule Nr. 12 ein-geladen. Ein buntes Musik- und Folklore-Programm beendete diesen ereignisreichen Tag. Sonntag, den 23. Sept.: Die Besucher-Gruppe teilte sich. Während die noch länger in Rshew verbleibenden Reiseteilnehmer das Programm mit einer Fahrt zum Kloster Stariza und dem Besuch des Puschkin-Museums in Bernowo fortsetzten, fuhr der 2. Teil der Reisegruppe zum Flughafen Sheremetyevo. Wir (Elke und K-W. Maurer) schlossen uns mit Oksana, einer Deutschlehrerin aus Rshew, dieser Gruppe an, um unsere von der Lufthansa nachgeschickten Koffer aus dem Zoll der beiden Moskauer Flughäfen Sheremetyevo und Wnukowo zu holen. Montag, den 24. Sept.: Vormittags waren wir vom Kombinat für Baukonstruktionen „Rshewskij“ eingeladen. Dieser vor-bildlich geführte Betrieb fertigt verschiedene System-Bausteine und liefert u. a. auch die bei uns bekannten Blähton-Kugeln. Die vorgestellte Betriebs-Philosophie war für uns unerwartet sozial ausgerichtet und der Imbiss so opulent, dass Frau Frizler unser Mittagessen im Hotel auf eine „Anstandsportion“ reduzieren ließ. – Nachmittags besuchten wir das Folklorezentrum von Rshew und anschließend die russischen Kriegs- und Arbeitsveteranen, die uns – wie immer (s. auch Bericht 2011) – fürstlich bewirteten und zum Singen russischer und deutscher Lieder animierten. Herr Steffens hat diese Begegnung in Bild und Ton auf CDs konserviert. Dienstag, den 25. Sept.:

    Vom Krieg verschont gebliebene Kirche der Altgläubigen Beim Ehrenwein

    Musik und Folklore

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    Eine Tagesfahrt in die Bezirkshauptstadt Twer stand auf dem Programm. Twer war in der Stalinzeit in Kalinin umbenannt worden und uns älteren Deutschen klingt noch immer dieser Name im Ohr, war doch vom Herbst 1941 bis weit ins Jahr 1942 ständig „im Raum Kalinin“ in den Wehrmachtsberich-ten zu hören. Genau 2 Monate war diese Stadt von deutschen Truppen besetzt, bis sie am 15. De-zember 1941 wieder von der Roten Armee zurückerobert worden war. – Heute fällt auf, dass in Rußland seit einigen Jahren in unmittelbarer Nähe von Ehrenmalen – wie hier in Twer – orthodoxe Kirchen (im Hintergrund) entstanden sind. Im Städtischen Museum war unsertwegen eine Sonderausstellung mit frühgeschichtlichen und sakralen Exponaten noch verlängert worden. Der Grund war folgender: Der Vater eines unserer Rei-seteilnehmer war im Winter 1941 in Kalinin stationiert und fand dort in der Umgebung eines zerstör-ten Museums steinzeitliche und religiöse Kultgegenstände, die er aufsammelte, reinigte und in vielen Feldpostpäckchen nach Hause schickte. Seiner Frau gab er den Auftrag, den Eingang der Päckchen sorgsam zu registrieren und deren Inhalt sicher zu verwahren. Größere Stücke brachte er bei seinem letzten Heimaturlaub selbst mit. Nach dem Tode des Vaters, der im September 1942 bei Rshew gefal-len ist, war es nicht sicher, woher diese Gegenstände stammten. Eine erste Anfrage im Heimatmuse-um von Rshew im Rahmen einer Reise des Kuratoriums Rshew im Mai 2011 brachte die Gewißheit, dass Rshew als Fundort nicht infrage kam. Dafür erkannten die Archivarinnen des Twerer Museums aufgrund der zum Teil noch lesbaren Beschriftungen und Nummerierungen der inzwischen katalo-gisierten Fundstücke diese als dorthin gehörig. Die Freude im Twerer Museum war dann groß, als die verloren geglaubten Exponate ausgepackt und in einer Sonderausstellung einem über die Grenzen hinaus interessierten Publikum präsentiert werden konnten – auch wir waren aufmerksame Besu-cher dieser Ausstellung. Eine tolle Geschichte! – und wie würde die Antwort auf die beiden Frage lauten: hätten die achtlos herumliegenden Exponate die Kriegswirren überstanden? und wer hätte sich ihrer angenommen? Mittwoch, den 26. Sept.:

    Ehrenmal mit Kirche in der Stadtmitte an der Wolga

    Eine Kirche in der Innenstadt

    Sonderausstellung im Heimatmuseum Twer

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    Vormittags bestand die Möglichkeit, mit einem uns zur Verfügung gestellten Kleinbus ins frühere Kampfgebiet westlich von Rshew zu fahren. Der erste Haltepunkt war an der Stelle, wo Anfang Janu-ar 1942 die Rote Armee die Wolga überquert hatte, der zweite am Weiler Usowo und der dritte an der Auffahrt auf die M9, unserem Rückweg nach Rshew – s. PDF-Datei „Stellungskrieg im Rshewbogen…, Seite A4“. Nachmittags besuchten wir das städtische Museum in Rshew und danach fand eine Kranznieder-legung am Obelisken statt. Zwischenzeitlich wurde für die Veteranen und uns im Hotel eingedeckt, denn der Programm-Punkt lautete: „Gespräche bei Tee und Gebäck“. Natürlich waren unsere auf die einzelnen Tische „verteilten“ Deutschlehrerinnen wieder mit von der Partie, denn ohne sie wären wir – wie immer – hilflos gegenüber unseren russischen Gästen gewesen.

    Inschrift: Ewiger Ruhm den Helden, gefallen in den Kämpfen für die Freiheit und Unabhängigkeit unserer Stadt. Am 3. März 1943 befreiten die Kämpfer der Westfront nach erbittertem und lang andauerndem Kampf die Stadt Rshew von den deutschen faschistischen Eroberern. Als erste stürmten in die Stadt Teile der 215. Schüt-zen-Division unter dem Kommando des General-Major Kuprijanow L.F., die 274. Schützendivision unter dem Kommando von Oberst Schulga W.P. und die 371. Schützendivision unter dem Kommando von General-Major Oleschew N.N.

    Nach den Tages-Erlebnissen: Abends fanden sich häufig diskussionsfreudige Reisemitglieder in der Hotel-Halle ein. Besonders interessant wurde es immer wieder, wenn die deutsche Studentin Daniela I. einen Film auf ihrem Laptop zeigte, den ihr Opa, Oberapotheker bei der 1. Sanitäts-Kompanie 129, 1942 im Raum Rshew mit seiner Schmalfilmkamera gedreht hatte. Zur großen Freude fand ein Reiseteilnehmer ab und an seinen Vater im Bild, der Stabsarzt in der gleichen Kompanie war. Für beide Offiziere wurde der 8. September 1942 zum Schicksalstag, denn an diesem Tag erlebte der Ort Dubakino, südlich von Rshew, einen Fliegerangriff. Dabei bekam das Haus, in dem die Sanitäts-stelle eingerichtet war, einen Volltreffer. Es gab viele Opfer. Unter den Gefallenen war auch der Stabsarzt; der Oberapotheker wurde schwer verwundet und kam mit einem Lazarettzug in die Hei-mat. Wegen der Schwere der Verwundung war für ihn der Krieg an der Front zu Ende. Auch die Kamera des Verwundeten kam mit in die Heimat, so daß die gedrehten Aufnahmen der Nachwelt erhalten geblieben sind. Der Film zeigt in vielen Szenen das Soldatenleben im Feindesland – nicht gestellt, sondern dem Tagesgeschehen abgelauscht, authentische eben. Und deshalb ist er so wertvoll für eine ungeschminkte Berichterstattung, die durch das vorhandene Tagebuch noch ergänzt wird. Der jungen Studentin, die diesen Film ihres Opas als Basis für ein neues Film-Projekt an der Uni in Berlin gewählt hat, wünsche ich – und sicherlich alle aus unserer Reisegruppe – ein gutes Gelingen! Donnerstag, 27. Sept.:

    Obelisk in Rshew Gespräche mit Veteranen

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    Vormittags stand der Besuch des Lyzeums Nr. 35 auf dem Programm. Etlichen Reiseteilnehmern war diese Schule aus früheren Besuchen in guter Erinnerung geblieben. Es ist die Schule der Eisenbahner, und dementsprechend ist ihr Museumsraum neben Dokumenten aus dem Großen Vaterländischen Krieg auch mit Exponaten aus der Verkehrstechnik ausgestattet. Dieser Donnerstag war auch gleichzeitig der Abschiedstag von dem diesjährigen Rshew-Besuch. So stand besonders bei den Veteranen und Kuratoriums-Mitgliedern der Wunsch an, noch einmal ihrer verstorbenen Kameraden und Freunde aus Rshew zu gedenken, am städtischen Friedhof an der Wolga und an der Gedenkstätte für die Gefallenen im Friedenspark. Auch ein kurzer Besuch des kleinen Museums im Friedenspark sollte noch sein. Waren doch hier die Kampfgeräte und Gebrauchsgegenstände ausgestellt, die jeden Frontkämpfer an das Soldatenleben an der Front erinnerten – `mal an schöne, meistens jedoch an schlimme, leidvolle Stunden. Ein Besuch der Schule Nr. 5 mit Tanz-Darbietungen schloß sich an. Es ist immer wieder schön zu erleben, mit welcher Freude die jungen Leute in Rußland tanzen. Wegen Verspätung mußten wir uns bei unseren liebenswerten Deutschlehrerinnen zu Recht ent-schuldigen, die uns in einem Cafe zu einer russischen Spezialität (Bliny?) eingeladen hatten. Die Stim-mung hellte sich jedoch bald wieder auf, spätestens, als einige Lehrerinnen Lieder anstimmten, rus-sische, aber auch deutsche. Und zu meiner Verblüffung mußte ich feststellen, daß die russischen Leh-rerinnen - vor allem Irina - die deutschen Liedertexte besser kannten als wir Deutsche. Also, hier ist noch Aufholpotential vorhanden! Vielleicht erinnern sich noch ältere Reiseteilnehmer an Elvis Pres-ley, dem amerikanischen Rock’n`Roll-Sänger, der bei seinem Abschied als G.I. (amerik. Soldat) von Bad Homburg 1961 sang: „Muß i denn zum Städtele hinaus …“ Dieser Text ließe sich doch noch lernen!

    Lyzeum Nr. 35 Lyzeum Nr. 35

    Städtischer Friedhof von Rshew

    Museum im Friedenspark

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    Mit einem herzlichen Dankeschön verabschiedeten wir uns von unseren Gastgeberinnen. Spät sollte es an diesem Abend nicht werden, denn am nächsten Morgen war zu 5.00 Uhr der Bus bestellt. Freitag, 28. Sept.: Pünktlich fuhr der Bus vom Hotel zum Flughafen Sheremetyevo nach Moskau ab. Trotz voller Straßen waren wir sehr rechtzeitig am Ziel. Während ein Teil der Gruppe nach Hause flog, blieben die rest-lichen Rshew-Besucher noch 3 Tage in Moskau – zu einem Kontrast-Programm, wie man es sich nicht hatte vorstellen können. An den Krieg erinnerten nur noch ab und zu einzelne Bilder; wir lern-ten eine Stadt kennen, deren Größe, Schönheit und pulsierendes Leben einmalig ist. Schnell- und U-Bahn (M) brachten uns zum Hotel Alfa, einem Hochhaus, das zur Olympiade 1980 gebaut worden war, jetzt aber ein modernes Hotel ist und sehr verkehrsgünstig an der Metrostation „Partizanskaya“ liegt. – Nach einem kleinen Mittagessen schlenderten wir in Hotelnähe durch eine Parklandschaft mit Verkaufsständen und einem „Heirats-Paradies“. Anschließend brachte uns die „M“ in die City mit seiner Flanier-Meile ARBAT. Es gab viel Interessantes zu sehen. Werden heute Bilder von Moskau im TV gezeigt, dann können wir feststellen: „da waren wir doch auch“! z.B., wenn die „bunte Kuh“ ins Bild kommt. In ihrer Nähe hatten wir in einem Selbstbedienungsrestaurant zu Abend gegessen. – Der lange und abwechslungsreiche Tag klang an der Hotelbar aus. Fotos: Standbild des Generals Shukow, Marschall der Sowjetunion. Er verteidigte Moskau 1941 und eroberte Berlin 1945. – An der Kreml-Mauer: Gedenksteine an Helden-Städte. Der Freitag ist auch in Moskau Heiratstag. Mehrere Hochzeitspaare waren im „Hochzeits-Paradies“ in Hotelnähe anzu-treffen. – Die Metro-Stationen im Stadt-Zentrum sind prachtvoll gestaltet, jede in einem anderen Baustil. Die Christi-Erlöser-Kathedrale hat eine abwechslungsreiche Geschichte. In der Zarenzeit gebaut, in der Stalinzeit für den Bau des Palastes der Sowjets abgerissen und jetzt nach dem Ende der Sowjetunion im alten Stil wieder aufgebaut.

    Shukow = ЖУКОВ РЖЕВ = Rshew

    Christi-Erlöser-Kathedrale M-Station Komsomolskaja Hochzeitsglück in Moskau

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    Samstag, 29. Sept.: Während uns tags zuvor Lilia Frizler die Schönheiten in Moskaus Zentrum zeigte, war für den Samstag eine Stadtrundfahrt organisiert. Eine Fülle toller Eindrücke sind im Gedächtnis geblieben, so z.B. der Kreml, die Moskwa, das sehenswerte Haupt-„Edel“-Kaufhaus GUM (Glawny Uniwersalny Magasin), das Schlen-dern über den Roten Platz. Abends besuchten wir eine Ballettaufführung des Bolschoj-Theaters und danach, zum Abschluß unseres interessanten Moskau-Besuchs, ein uriges russisches Lokal. 1 Fotos: Pioniere des Heeres-Pi-Btl 62 (4. PzGr) sprengten Ende Nov. 41 den Bahnhof des nordwestlichen Moskauer Vororts Chimki (Химки), 16 km vom Kreml entfernt. Das Mahnmal „Panzersperre“ wenige km vom Flughafen Scheremetjewo ent-fernt an der Kreuzung M10 und Bahn nach Klin – Twer – St. Petersburg erinnert an den Angriff auf Moskau 1941. Unsere freundliche Stadtführerin zeigte uns von den Leninbergen aus Moskau und Umgebung, im Stadtzentrum die Mos-kwa und historische Bauten und im Kreml die Regierungsgebäude, Kirchen und Mauer-Türme – kompetent und kurzweilig.

    Sonntag, 30. Sept.: Mit dem Heimflug nach Düsseldorf endete eine erlebnisreiche Reise ins gastliche Rußland. Liebe Frau Lilia Frizler, Ihnen ein besonders herzliches Dankeschön für die gute Organisation! © Februar 2013 – Karl-Wilhelm Maurer, Mayr-Nusser-Weg 6, 91058 Erlangen