die wirkung des megaphen auf das weisse blutbild und seine beziehung zum...

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t098 Kurze wissensehaltliehe Mitteilungen. Klinisehe Woehensehrift DIE WIRKUNG DES MEGAPHEN AUF DAS WEISSE BLUTBILD UND SEINE BEZIEHUNG ZUM NEBENNIEREN-HYPOPHYSENSYSTEM. gon A. KiiCHLE~und R. Kocm Aus dem Heiligenberg-Institut, Heiligenberg i. Baden, Biophysikalisehe Abt. (Direktor: Prof. Dr. H. LANGENDO~F]~). (Eingegangen am 7. August 195g.) DiG Peziehmag zwisGhen ,,k/instlicher Hibernisation", Nebenniere und Stress ist bisher weder pharmakologiseh noeh kliniseh hinreichend bekannt~: ~. Zur I~rung dieser Zu- sammenh~nge untersuchten wit den EinfluB des Megaphens aut das weiBe Blutbild der Ratte. Wir stellten zun~ehst bei 15 weibliehen Ratten (eigene Inzueht) yon 120--140 g Durch- schnittsgewieht die normalen tagesrhythmisehen Sehwankun- gender Leuko- und Lymphoeyten lest (Kurve I ~ alle • " i " ........ zF¢~, . . . . . I 1 r /00' % 20 /OO ...... % ,.° .o-'" % i ............. 80 Z~euko. ° o," ~r D Z a.Ta 9 Abb. 1. I Normaler Tagesrhythmus 15 weibliehe]~a~ten. ~ Leuko, ..... Lympho. II 8,30Uhr 20 mg]kg Niegaphen subeutan. III Adrenal- ek~omierte ttatten, g Tage nach Adrenatektomie 20 mg]kg ~Iegaphen subeutan (8.30Uhr). Werte sind Mittetwerte und beziehen sieh auf den mittleren Anfangswert == 100%). Diesen Tieren injizierten wit darm am n&ehsten Tag naeh der morgendlichen Blutentnahme 20 mg/kg Megaphen subeu~n {Kmwe II). 1V~ Std naeh der Megaphengabe trat eine steile Senkung der Leuko- und Lymphowerte auf, die signifikant war (PLeuko == <0,01, PLy = (0,01). Erst naeh 24 Std zeigte sigh ein langsamer, ffir beide Zellarten parallel verlaufender Anstieg. Der Ausgangs- weft wurde erst ann~hernd naeh 48 Std wieder erreieht. Naeh 8 Tagen wurden die gleiehen Tiere in kurzer ~thernarkose doppelseitig adrenMektomiert. Zwei Tage naeh der Operation wurde die vNlkommene Enffernung des Nebennierengewebes dutch den sog. Eisschranktest fiberprfiit% Am 3. Tag naeh der Adrenalektomie erhMten die Tiere naeh der 1. Blutent- nahme erneut 20 mg/kg Megaphen subeutan (Kurve III). Wie bei Kurve II erfolgte irmerhalb der n~chsten 1~/~ Std ein signifikan~r Leuko- und Lsunphosturz (PLeuko = (0,01, :PLy ~ <0,01). Die Werte stiegen naeh 8 St<t wieder an. Alle 15 Tiere erwaehten nieht mehr aus der Megaphen- somnolenz, dig im Versuch 2 (Kurve II) meist nach 5--6 Std beendet war, oder verstarben sp~testens im Verlaufe des 2. Tages naeh der 2. Megaphengabe. Diese Sonderfrage des rasehen Absterbens naeh Megaphen bei adrenalektomierten gatten und Nausen wurde an insgesamt 60 Tieren speziell fiberprifft. 90% der nebennierenlosenTiere starben innerhMb der ersten 4 Tage naGh NegaphGn, w~hrend nur-~drenal- ektomierte Ra.tten night vor dem 8.--12. Tage post opera- tionem ~d exitum kamen. Dem erhShten Na-Bed~rf adrenM- ektomierter Tiere wurde durch hkufige subeutane NaC1- Infusionen bei den dureh NGgaphen somnolenten Tieren Reehnung getragen. ~ber wei%ere Untersuehtmgen zur AuL kl£rung dieser Vorg£nge werden wit in Kfirze beriehten. Auf Grund unserGr Befunde, die eine Besti~tigung der Beobaehtungen yon DEL-~Y und DEN~E~ ~ am Mensehen darstellen, l~uft die Regulation des weiBen BlutbfldGs naGh ?~Iegaphen nicht fiber die Nebenniere, bzw. nieht fiber das System Hypophyse-Nebenniere. Wit werden tiber neuro- vegetative Regulationsmeehanismen ausfiihrlieh anderen Ortes beriehten. Literatur. ~VE~-ET, M.: Presse m6d. 1952, 309. -- ~A~osT, E., Y. Cm~;UBON et A. VoIs~N: Presse mgd. 1953, 1065. ~ a B~V~AUD,~ . M., S. B~VNAVD et PH. DEOOURT: Presse m6d. 1953, 1607. --- 4 GEORGES,G., et J. CA]~s: Anesth. et Analg. 10, 409 (1953). -- ~ CAHN, 5., M. DUBRAS- Q1JET et G. GEoRGES: Anesth. et Analg. 10, 80 (1953). -- LANGENDORFF, I~., R. KOCH u. H . SAUEI%: Strahlenther. 93, 381 (1954). - - ? DELAY, J , u. P. DEm-KEm Tagg fr~nz. spreGhender PsyGhiater, Luxemburg 22.--26. Jug 1952. THROMBININHIBITOR BEIM NEUGEBORENEN. Von H. W. NIESE~T. Aus der Univers~t~f~-Frauenktinik Restock (Direktor: Prof. Dr. It. It. SOR~HD). (Eingegangen am 5. September 1954.) Seit 1937 (B~IgKgOVSund 5fitaxbeiter) ist bekannt, dag beim Neugeborenen beinahe regGlmi~gig eine erhebliehe Hypo- prothrombin~mie besteht, die a]s eine der wesGntlichsten Urs~ehen der h~morrhagischen Diathese w~hrend der ersten Z26% .~5o% .~ ~ "~ Abb. 1. Durchschnittswerte der Aceeleratoren und ahibitoren ira Nabelvenenblut (Faktor VII-Gehalt nach Ko~nE~ und HELD). Lebenstage angesGhen und deshalb mit Vitamin K bekkmplt wird (FANcONI, DIETEL, GAETHGENS USW.). NO~Gheigenen Untersuchungen (Methode nach J. SCR~ID) betr~ogt tier Pro- thrombingehalt im Plasma des NeugeborGnGndurehschnittliGh 25--55 % dGr Norm (Erwaehsenenpl~sma), abet such bei einer Hypoprothrombini~mie yon unter 10% wurde meist keine h/~morrhagische Diathese gesehen. Es lassen sich keine patho- gnomonisehen ParMlelGn zwischen dem Prothrombinspiegel und der BlutungsberGitsGhaft aufstGllGn. Ebenfalls ist aus der Kontrolle des Gerinnungspotentialsbei der Anticoagulan- tientherapie der Thrombose bekannt, dab Gin verh~ltnism~gig niech-iger Prothrombinspiegel genfigt, um eine normale Ge- rinnung zu gew~hrleisten, vorausgesetzt, dab die fibrigen Gerinnungskomponenten nicht veri~ndert sind. -- Anderer- seits ist aber auch uicht jede h~morrhagische Diathese durGh VitaminK zu beeinflussen. Migerfolge der Vitamin K- Therapie werden oft mit einer Insuffizienz der Leberfunk- tion erkli~rt. An bekannten Ursachen w~ren augerdem neben einer verringerten Capillarresistenz, auf deren VorhandGnsein bei Friihgeburten erst kfirzlieh M~gE~z und MEC~EELS erneut hinwiesen, die ~uBerst seltene kongenitale Afibrinogen- ~mie sowie die immer noch reGht problem~tisehe Thrombo- penie zu diskutieren. Bei dem heutigen Stand der Blutgerinnungsforschungmug jedoch auch an ein UbGrwiegen der Hemmfaktoren bei der Thrombinbildung gedacht werden. Zur Kl~rung dieser Frage warden deswegen 60 Neugeborene untersucht, wobei naGh der yon WrrTE und DIg~EB(~E~ entwickelten Methode tier

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Page 1: Die Wirkung des Megaphen auf das weisse Blutbild und seine Beziehung zum Nebennieren-Hypophysensystem

t098 Kurze wissensehaltliehe Mitteilungen. Klinisehe Woehensehrif t

DIE WIRKUNG DES MEGAPHEN AUF DAS WEISSE BLUTBILD UND SEINE BEZIEHUNG

ZUM NEBENNIEREN-HYPOPHYSENSYSTEM.

gon A. KiiCHLE~ und R. Kocm

Aus dem Heiligenberg-Institut, Heiligenberg i. Baden, Biophysikalisehe Abt. (Direktor: Prof. Dr. H. LANGENDO~F]~).

(Eingegangen am 7. Augus t 195g.)

DiG Peziehmag zwisGhen ,,k/instlicher Hibernisation", Nebenniere und Stress ist bisher weder pharmakologiseh noeh kliniseh hinreichend bekannt~: ~. Zur I ~ r u n g dieser Zu- sammenh~nge untersuchten wit den EinfluB des Megaphens aut das weiBe Blutbild der Ratte. Wir stellten zun~ehst bei 15 weibliehen Ratten (eigene Inzueht) yon 120--140 g Durch- schnittsgewieht die normalen tagesrhythmisehen Sehwankun- gende r Leuko- und Lymphoeyten lest (Kurve I ~ alle

• " i " . . . . . . . . zF¢~,

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Abb. 1. I Normaler Tagesrhythmus 15 weibliehe ]~a~ten. ~ Leuko, . . . . . Lympho. I I 8,30 Uhr 20 mg]kg Niegaphen subeutan. I I I Adrenal- ek~omierte ttatten, g Tage nach Adrenatektomie 20 mg]kg ~Iegaphen

subeutan (8.30 Uhr).

Werte sind Mittetwerte und beziehen sieh auf den mittleren Anfangswert == 100%). Diesen Tieren injizierten wit darm am n&ehsten Tag naeh der morgendlichen Blutentnahme 20 mg/kg Megaphen subeu~n {Kmwe II). 1V~ Std naeh der Megaphengabe trat eine steile Senkung der Leuko- und Lymphowerte auf, die signifikant war (PLeuko == <0,01, PLy = (0,01). Erst naeh 24 Std zeigte sigh ein langsamer, ffir beide Zellarten parallel verlaufender Anstieg. Der Ausgangs- weft wurde erst ann~hernd naeh 48 Std wieder erreieht. Naeh 8 Tagen wurden die gleiehen Tiere in kurzer ~thernarkose doppelseitig adrenMektomiert. Zwei Tage naeh der Operation wurde die vNlkommene Enffernung des Nebennierengewebes dutch den sog. Eisschranktest fiberprfiit% Am 3. Tag naeh der Adrenalektomie erhMten die Tiere naeh der 1. Blutent- nahme erneut 20 mg/kg Megaphen subeutan (Kurve III). Wie bei Kurve II erfolgte irmerhalb der n~chsten 1~/~ Std ein signifikan~r Leuko- und Lsunphosturz (PLeuko = (0,01, :PLy ~ <0,01). Die Werte stiegen naeh 8 St<t wieder an.

Alle 15 Tiere erwaehten nieht mehr aus der Megaphen- somnolenz, dig im Versuch 2 (Kurve II) meist nach 5--6 Std beendet war, oder verstarben sp~testens im Verlaufe des 2. Tages naeh der 2. Megaphengabe. Diese Sonderfrage des rasehen Absterbens naeh Megaphen bei adrenalektomierten gatten und Nausen wurde an insgesamt 60 Tieren speziell

fiberprifft. 90% der nebennierenlosen Tiere starben innerhMb der ersten 4 Tage naGh NegaphGn, w~hrend nur-~drenal- ektomierte Ra.tten night vor dem 8.--12. Tage post opera- tionem ~d exitum kamen. Dem erhShten Na-Bed~rf adrenM- ektomierter Tiere wurde durch hkufige subeutane NaC1- Infusionen bei den dureh NGgaphen somnolenten Tieren Reehnung getragen. ~ber wei%ere Untersuehtmgen zur AuL kl£rung dieser Vorg£nge werden wit in Kfirze beriehten.

Auf Grund unserGr Befunde, die eine Besti~tigung der Beobaehtungen yon DEL-~Y und DEN~E~ ~ am Mensehen darstellen, l~uft die Regulation des weiBen BlutbfldGs naGh ?~Iegaphen nicht fiber die Nebenniere, bzw. nieht fiber das System Hypophyse-Nebenniere. Wit werden tiber neuro- vegetative Regulationsmeehanismen ausfiihrlieh anderen Ortes beriehten.

Literatur. ~VE~-ET, M.: Presse m6d. 1952, 309. - - ~A~osT, E., Y. Cm~;UBON et A. VoIs~N: Presse mgd. 1953, 1065. ~ a B~V~AUD, ~ . M., S. B~VNAVD et PH. DEOOURT: Presse m6d. 1953, 1607. --- 4 GEORGES, G., et J. CA]~s: Anesth. et Analg. 10, 409 (1953). - - ~ CAHN, 5., M. DUBRAS- Q1JET et G. GEoRGES: Anesth. et Analg. 10, 80 (1953). - -

LANGENDORFF, I~. , R . KOCH u . H . SAUEI%: S t r a h l e n t h e r . 93, 381 (1954). - - ? DELAY, J , u. P. DEm-KEm Tagg fr~nz. spreGhender PsyGhiater, Luxemburg 22.--26. Jug 1952.

THROMBININHIBITOR BEIM NEUGEBORENEN.

Von H. W. NIESE~T.

Aus der Univers~t~f~-Frauenktinik Restock (Direktor: Prof. Dr. It. It. SOR~HD).

(Eingegangen am 5. September 1954.)

Seit 1937 (B~IgKgOVS und 5fitaxbeiter) ist bekannt, dag beim Neugeborenen beinahe regGlmi~gig eine erhebliehe Hypo- prothrombin~mie besteht, die a]s eine der wesGntlichsten Urs~ehen der h~morrhagischen Diathese w~hrend der ersten

Z26%

.~5o% .~ ~ "~

Abb. 1. Durchschnittswerte der Aceeleratoren und ahibitoren ira Nabelvenenblut (Faktor VII-Gehalt nach Ko~nE~ und HELD).

Lebenstage angesGhen und deshalb mit Vitamin K bekkmplt wird (FANcONI, DIETEL, GAETHGENS USW.). NO~Gh eigenen Untersuchungen (Methode nach J. SCR~ID) betr~ogt tier Pro- thrombingehalt im Plasma des NeugeborGnGn durehschnittliGh 25--55 % dGr Norm (Erwaehsenenpl~sma), abet such bei einer Hypoprothrombini~mie yon unter 10% wurde meist keine h/~morrhagische Diathese gesehen. Es lassen sich keine patho- gnomonisehen ParMlelGn zwischen dem Prothrombinspiegel und der BlutungsberGitsGhaft aufstGllGn. Ebenfalls ist aus der Kontrolle des Gerinnungspotentials bei der Anticoagulan- tientherapie der Thrombose bekannt, dab Gin verh~ltnism~gig niech-iger Prothrombinspiegel genfigt, um eine normale Ge- rinnung zu gew~hrleisten, vorausgesetzt, dab die fibrigen Gerinnungskomponenten nicht veri~ndert sind. - - Anderer- seits ist aber auch uicht jede h~morrhagische Diathese durGh VitaminK zu beeinflussen. Migerfolge der Vitamin K- Therapie werden oft mit einer Insuffizienz der Leberfunk- tion erkli~rt. An bekannten Ursachen w~ren augerdem neben einer verringerten Capillarresistenz, auf deren VorhandGnsein bei Friihgeburten erst kfirzlieh M ~ g E ~ z und MEC~EELS erneut hinwiesen, die ~uBerst seltene kongenitale Afibrinogen- ~mie sowie die immer noch reGht problem~tisehe Thrombo- penie zu diskutieren.

Bei dem heutigen Stand der Blutgerinnungsforschung mug jedoch auch an ein UbGrwiegen der Hemmfaktoren bei der Thrombinbildung gedacht werden. Zur Kl~rung dieser Frage warden deswegen 60 Neugeborene untersucht, wobei naGh der yon WrrTE und DIg~EB(~E~ entwickelten Methode tier