die vulcanischen ereignisse des jahres 1878

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Die vulcanischenEreignisse des Jahres 1878. 97 Vl. Die vulcanischen Ereignisse des Jahres 1878. 14. Jahresberieht yon C. W. C. Fuehs. I. Eruptionen. Die Zahl der Eruptionen war in dem Jahre 1878 eine unge- wShnlich grosse, indem deren zwSlf zu unserer Kenntniss gelangten. Da keine yon ihnen an unseren europ~'tisehen Vuleanen vorkam und auch keine eine hervorragende Bedeutung besass, so sind leicht begreiflicher Weise die darfiber vorliegenden Naehriehten nur mangelhafte. English Narrows. Ein bisher unbekannter Yulcan wurde zufs yon einem englisehen Kriegsschiffe in einer kurzen Eruption iiberraseht~ aber nicht in unmittelbarer N~he gesehen. Capitiin Paget yore ~Penguin ~ erbliekte n~mlieh am 10. J~nner 1878 in der N~ihe der ]Kagelhaens- Strasse, beim Passiren yon Mesiers-Canal~ auf dem Sfidende yon ]~iddle-Island der English Narrows, eine Eruption. An versehiede- nen Punkten wurde unterirdischer Donner vernommen~ der h~chst wahrseheinlich yon der Eruptionsstelle ausging. Aus diesen dfirftigen Angaben geht doch hervor, dass ein yon einem amerikanischen schiffe einige Tage sp~iter gesehener Ausbruch wohl nicht mit der Eruption auf English Narrows iden- tiseh ist, sondern yon einem andern unbekannten Yulcane ausging. Das Sehiff Amaha sah n~mlich am 18. J~nner, ~Iorgens 5 Uhr~ zwischen Wellington Island und dem Festland eine mehr als tausend Fuss hohe Rauchs~ule und die Erseheinung wiederholte sich einige Zeit sparer um 9 Uhr 29 ]Kin. Eine wenige Stunden sp~iter~ um 11 Uhr 30 •in. gemaehte Beobaehtung stellte lest, dass gegenfiber der Liberty Bay, unter 48 o 56' 30" sfidl. Breite, dureh eine Oeffnung im Kiistenlande siehtbar, ein mit Sehnee bedeckter hoher Berg Rauch ausstiess. Mineralog. und petrogr. Mitthei]. IL 1879. (C. W. C. Fuch~.) 7

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Page 1: Die vulcanischen Ereignisse des Jahres 1878

Die vulcanischen Ereignisse des Jahres 1878. 97

Vl. Die vulcanischen Ereignisse des Jahres 1878.

14. Jahresberieht yon C. W. C. Fuehs .

I. Eruptionen.

Die Zahl der Eruptionen war in dem Jahre 1878 eine unge- wShnlich grosse, indem deren zwSlf zu unserer Kenntniss gelangten. Da keine yon ihnen an unseren europ~'tisehen Vuleanen vorkam und auch keine eine hervorragende Bedeutung besass, so sind leicht begreiflicher Weise die darfiber vorliegenden Naehriehten nur mangelhafte.

E n g l i s h N a r r o w s .

Ein bisher unbekannter Yulcan wurde zufs yon einem englisehen Kriegsschiffe in einer kurzen Eruption iiberraseht~ aber nicht in unmittelbarer N~he gesehen. Capitiin Paget yore ~Penguin ~ erbliekte n~mlieh am 10. J~nner 1878 in der N~ihe der ]Kagelhaens- Strasse, beim Passiren yon Mesiers-Canal~ auf dem Sfidende yon ]~iddle-Island der English Narrows, eine Eruption. An versehiede- nen Punkten wurde unterirdischer Donner vernommen~ der h~chst wahrseheinlich yon der Eruptionsstelle ausging.

Aus diesen dfirftigen Angaben geht doch hervor, dass ein yon einem amerikanischen schiffe einige Tage sp~iter gesehener Ausbruch wohl nicht mit der Eruption auf English Narrows iden- tiseh ist, sondern yon einem andern unbekannten Yulcane ausging. Das Sehiff Amaha sah n~mlich am 18. J~nner, ~Iorgens 5 Uhr~ zwischen Wellington Island und dem Festland eine mehr als tausend Fuss hohe Rauchs~ule und die Erseheinung wiederholte sich einige Zeit sparer um 9 Uhr 29 ]Kin. Eine wenige Stunden sp~iter~ um 11 Uhr 30 •in. gemaehte Beobaehtung stellte lest, dass gegenfiber der Liberty Bay, unter 48 o 56' 30" sfidl. Breite, dureh eine Oeffnung im Kiistenlande siehtbar, ein mit Sehnee bedeckter hoher Berg Rauch ausstiess.

Mineralog. und petrogr. Mitthei]. IL 1879. (C. W. C. Fuch~.) 7

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98 C.W.C. Fuchs.

T a n n a .

Unter den vuleanischen Inseln der Neu-Hebriden ist eine der sfidlichsten~ Tanna~ am bekanntesten. Der nur 110 M'eter hohe, yon vielen rauchenden Krateren umgebene Vulcan ist sehr thiitig und war unter Anderem gerade bei seiner Entdeckung im Jahre 1774 in Eruption.

Am 10. J~inner 1878, Morgens 10 Uhr 7 begann auf dieser Insel unter heftigen Erdbeben eine neue Eruption. Zwischen der Schwefelbai und dem alten Krater entstand ein neuer Vulcan, w~hrend auf der Westseite yon Port Resolution D~impfe hervor- brachen. I~ach Beriehten yon Herrn Petersen, einem auf der Inse]gruppe ans~ssigen Schweden, erschien kurz darauf eine etwa 17 Meter hohe Fluthwelle an der Kfiste, welehe die Ostspitze des Hafens und alle Anpflanzungen der Eingebornen iiberschwemmte, sowie das Kopra-Haus der Schweden zerstSrte. Ein Schiff wurde mitten in die Palmenpflanzungen gesehleudert und yon dem Wasser wieder herausgetragen.

Der A u s b r u e h scheint nur kurz gedauert zu haben; allein naeh vierw5chentlieher, durch zahlreiche schwache ErdstSsse aus- geffillten Ruhe land am 11. Februar naeh einem heftigen Erdstoss ein zweiter Ausbrueh statt, weleher den Boden des Hafens auf eine weite Streeke anffillte, so dass nur eine schmale Einfahrt blieb. - - Nieht welt yon der Westspitze ersehienen drei Felsen im Meere aus einer Tiefe yon elf Faden und eine Barre, nicht ganz 5 Meter unter Wasser, legte sich vor den Hafeneingang, wo vorher eine Tiefe yon 10--11 Meter war. Aueh diesmal kam eine Fluthwelle, aber kleiner wie die erste.

W~ihrend dieser Eruption und schon zwei Tage vorher, war aueh der alte Krater sehr th~itig und waft gewaltige LavablSeke mit grossem Get5se aus. Ein hoher Hiigel auf der Westseite des Hafens stfirzte in das Meer und bildete eine neue Landspitze, w~hrend ein Felsen vor derselben, ~Cooks Pyramide" genannt, sich um 13 Meter h6her hob (?). Auf der Westseite spaltete und senkte sich die Erde an vielen Stellen und eine Menge todter Fisehe sehwammen auf dem Meere.

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Erdbeben und Fluthwelle waren, trotz ihrer erheblichen St~irke, merkwiirdigerweise so locale Erseheinungen~ dass der auf der andern Seite der Insel stationirte Mission~ir sie kaum spiirte.

N e u - B r i t a n n i e n .

Etwa gleichzeitig mit der vorher beschriebenen Eruption auf Tanna fand eine andere in der Gruppe yon Neu-Britannien, also etwa 1400 Seemeilen yon jener entfernt~ start. Der Capit~in eines australischen Dampfers sah die ganze Nordkiiste yon Birara oder New-Britain in Rauch gehiillt und konnte nur schwer durch die enormen, das Meer zwischen dieser Insel und Tombara bedecken- den Massen yon schwimmendem Bimsstein dringen. Am 9. Fe- bruar fand er auf der Insel Makoda in der Herzog-York-Gruppe drei neue Kratere, die best~ndig ungeheure Bimssteinmassen aus- warren und demnach als der Sitz des Ausbruches angesehen wer- den miissen. Der Canal zwischen Dukof York-Insel und Blanche- Bay war durch zusammenh~ngende 11/~ Meter hohe Bimsstein, schiehten geschlossen. Am 10. Februar drang eine grosse Fluth- well'e in die Blanche-Bay ein und bald erschien eine neue Insel yon s/4 engh Meilen Durchmesser im Siiden yon Natopi oder Henderson. In der Blanche-Bay war das Wasser zwei Tage lang siedend heiss.

In Neu-Britannien ~ind drei Vulcane bekannt 1), der eine am Gloucestercanal, der zweite 50 12' siidl. Breite und der dritte 60 22' siidl. Breite. Die oben beschriebene E~uption fand dem- nach an einem vierten, bisher unbekannten Vulcane start. In Folge des geringen Yerkehres in jener Gegend ist nicht bekannt geworden, ob die neue Insel erhalten blieb, oder nach kurzer Dauer wieder zerstiirt wurde.

I s l u g a .

Der bekannte Vu|can Isluga, in Sfid-Amerika 190 10' sfidl. Breite gelegen, war seit seinem letzten Ausbruch im Jahre 1869

1) Vulcane und Erdbeben yon C. W. C. Fuchs. S. 300, XVII. Bd. ,Internat. wissenschaftl. Bibliothek".

7*

der

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100 C.W.C. Fuchs.

in Ruhe. Im Februar 1878 hatte er wieder eine nicht n~iher bekannt gewordene Eruption, bei welcher die mehr als 5 Leguas entfernten Ortschaften Cariquima, Carima, Sotoca, Libiza und Chiapa dutch Lava zerstSrt wurden, so dass auf ungewShnlich starke Lavaergfisse zu schliessen ist. In Cariquima, das 4 Leguas yore Vulcane enffernt ist~ waren die Bodenerschfitterungen so heftig, dass sich dort Niemand aufrecht zu halten vermochte. Auch das bedeutende Erdbeben in der Provinz Tarapaca steht m6glicher- weise mit der Eruption, als deren Vorl~iufer es betrachtet werden kSnnte, in Verbindung.

H e k l a .

Der Helda begann am 27. Februar gegen 7 Uhr Abends mit einem Ausbruche, dem schon zwei Stunden lang heftige Erdbeben vorausgingen. In der Dunkelheit sah man yon Reykjavik aus den Feuerschein den Himmel bedecken. Ueber den Verlauf der Eruption ist nur so viel bekannt, dass sie am 24. M~irz noch fort- dauerte, dass auch Lava ergossen wurde, der Ausbruch aber im Ganzen zu den schwachen Eruptionen dieses Vulcanes gehSrte. Die Asche, welche aus dem eine Meile nordwestlich gelegenen Krater Krakatied ausgeworfen wurde, war fein und yon schwarzer Farbe.

A s a m a y a m a .

Gelegentlich .der Mittheilung yon in Tokio vorgekommenen Erd- beben, wird angegeben, dass die Ausbrtiche des Asamayama, die demnach wahrschein]ich seit der Eruption yon 1870 mit kurzen Unterbrechungen, aber in geringer St~irke andauerten, Mitre M~trz plStzlich aufhSrten.

V e s u v .

Am 20. April begann, naeh mehreren Erdersehiitterungen, der schon so lange ungew6hnlich ruhige Yesuv wieder eine Periode m~ssiger Th~itigkeit. Die Schlacken wurden bis zu der H6he des Kraterrandes yon 1872 emporgeschleudert. Die Th~itigkeit spann sieh ]angsam fort und neigte sich im Mai, wo sie mit mehreren ziemlich starkeu Erdst6ssen verbunden war, gegen die Ostseite des

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Kraters. Ein Theft des Kraterwalles yon 1872 stiirzte in dieser Zeit zusammen.

Eine erhebliehe Steigerung erfuhr die eruptive Thiitigkeit yore 9. September an. Auf dem Kraterboden yon 1872 bildete sich ein neuer, bald mit flfissiger Lava angefiillter Krater~ doch traf auch diesmal die auf solche knzeichen bin fiir den 11. Sep- tember, als einem Vollmondstage, angekfindigte Eruption nieht ein; dagegen nahm die Th~tigkeit in der Nacht yore 22. bis 23. Sep- tember wirklich noch bedeutend zu~ so dass sie einen eruptions- artigen Charakter erreichte. Der grosse Krater yon 1872 ersehien als Feuersee und rechts davon hatte sieh ein neuer Kegel gebildet, auf dessen Gipfel aus zwei Mfindungen mit Gewalt und fureht- barem GetSse Dampfkugeln, die fast eine zusammenhiingende S~iule bildeten~ hervorgescbleudert wurden, die sich gleich Riesen- schlangen wanden und in einander verschlangen und durch die Schliinde sich zerstreuten. Innerhalb derselben leuchteten gliihende Lavastiicke, die hoeh oben zerplatzten und in tausend Theftchen niederfielen. An der Basis des Kegels ergoss sich aus einer grossen Spalte Lava~ langsam sich fortw~lzend, die jedoeh bald unter ~lteren Schlacken sich verbarg. Die Spalt% aus der die gegen das Atrio fliessende Lava quoll~ heisst ,Finestra". Zur linken des Kegels klaffte eine zweite Oeffnung, die man als Mtindung des zu erwartenden grossen Ausbruches ansah. Yon Neapel aus war der Feuersehein nieht iiberall sichtbar, da ein Bergvorsprung ihn deckte.

Die Th~tigkeit nahm nicht welter zu und in der ~Iaeht yore 28. bis 29. September sehien das Feuer sogar erlosehen, obgleich noch immer reichlieh Rauch aufstieg und da und dort aueh ein kleiner Lavaerguss stattfand. - - In diesem Zustande verharrte der Vulcan bis 11. October, wo eine kurze Steigerung, durch kleine, nach Pausen eintretende Explosionen, zu bemerken warm die jedoch rasch wieder aufhSrte und erst am 1. November dutch etwas grSssere Lebhaftigkeit ersetzt wurde. Seit diesem Tage niimlich sah man in dem Rauehe den Reflex der Gluth yon Neapel aus und erbliekte einen breiten Feuerstreifen am Kegel sieh hinab- ziehen. Die aus dem Krater fiberfliessende Lava bewegte sich auf demselben Wege, wie 1872 gegen das Atrio, ohne ea jedoeh

zu erreichen.

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102 C. )V. C. Fuchs.

Am 3. l~ovember ergossen sich einige neue, rasch erh~irtende Lavab~iche. Die Sfidseite des Berges bedeckte sich mit Schnee und obgleich noch am 9. November schwaehe ThRtigkeit herrschte~ g i n g e r doch allm~ihlig in Ruhe tiber.

A l e u t e n .

Wallfisehf~inger haben die l~achricht gebracht, dass im Laufe des Sommers auf mehreren Inseln der Aleuten grosse vulcanische Ausbr/iche stattgefunden haben. Besonders die hohen Spitzen yon Amuchta, das 1876 in Eruption war und seitdem erloschen schien~ und die Berge der kleinen Insel Tschegulak stiessen grosse Rauch- wolken hervor und zeitweise war Feuerschein und Lava an ihnen s i c h t b a r . - Auch ein fast 2800 Meter hoher Berg auf Umnak war in Eruption. Von den zwei th~itigen Vulcanen, welehe diese Insel besitzt, dem unter 530 15' nSrdl. Breite gelegenen Wsewidok und dem Tulisk, ist es diesmal wohl der erstere, welehem diese Eruption zugeschrieben werden muss. ~Vahrscheinlich h~tngt mit ihr auch das Erdbeben und die Fluthwelle zusammen, welche am 29. August die Insel Unalaschka heimsuchten.

G e s e l l s c h a f t s - I n s e l n .

Die Inseln Raiatea und Borabora bei Tahiti im Gesellschafts- Archipel gelegen, sollen, nach Capit~in Evers der Brigg ,Isabella", durch vulcanische Ausbriiche zerstSrt und ihre Einwohner getSdtet worden sein. Verschiedene Schiffe fanden das Meet bei der Ellis- gruppe mit Bimsstein bedeckt, welcher beiVai tupu fast einen Meter hoch die Rifle bedeekte. Ein Schiff fuhr unter 40 s/idl. Breite 1640 nSrdl. L~inge 60 engl. ~[eilen welt (ziem!ich weir yon den Gesellschafts-Inseln!) durch Bimsstein, so dass kein Meer zu sehen war. Der Bimsstein bestand meist aus feinen K6rnchen~ unter denen abet auch Stiicke yon zwei Quadratfuss vorkamen. Sollte sich diese Nachricht best~itigen, so w~re damit auch ein seit 1606, seit der Entdeekung des Archipels bekannter Vulcan vernichtet, denn auf der Insel Borabora erhob sich der 130 ~Ieter hohe Vulcan Pahia.

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Cotopaxi.

Sehon am 23. August begann wieder eine kleine Eruption des Cotopaxi. Herr A. Martinez sah yore Pinchincha aus eine riesige Rauehs~ule aus dem Cotopaxi aufsteigen und um ~[ittag ergossen sieh zwei in weissen Dampf gehiillte LavastrSme aus der Stidost- seite des Kraters. Auch in tier folgenden Nacht floss wieder, wRhrend eines vulcanischen Gewitters~ Lava aus. Noch Mitre Octo- ber sah man yon der Kiiste bei Guayaquil aus den Cotopaxi in eruptiver Thiitigkeit.

San Salvador.

Der gew6hnlich als erloschener Vulcan aufgefiihrte Tepaea war im Jahre 1878 in Th~tigkeit~ wovon gelegentlich eines heftigen Erdbebens im Siiden dieser Republik Nachricht kam~ iudem man dieses Ereigniss seiner ThRtigkeit Schuld gab. Doch seheinen mehrere u dieses Gebietes in erregtem Zustande zu seine denn der San-Ana~ yon welchem man nur aus dem Jahre 1854 eine, zudem nicht einmal sichere, Eruption kennt, hatte im Novem- ber einen bedeutenden Aschenausbruch, wobei grosse Landstriche mit Asche iibersch/ittet wurden. Aueh yon dem Isalko werden ungew5hnliche starke Eruptionserseheinungen gemeldet.

Submarine Eruption.

Am 1. December land in Reykjavik auf Island ein Erdbeben statt und das Gertieht verbreitete sieh, dass im 5Ieere, siidlich yon den Westman-lnseln~ ein vulcanischer Ausbr~c'h stattgefunden habe. Es ist das jene durch h[iufige submarine Eruptionen bekannte Meeresregion~ in welcher sich an verschiedenen Stellen in weitem Umkreis Ausbriiche wiederholen. Das Geriicht scheint dadurch best[itigt, dass englische BIRtter yon einem Asehenregen unbekann- ten Ursprungs zu erz~hlen wussten. In Island war derselbe zwar nicht zu beobaehten~ jedoch l~isst sich das leieht durch ungiinstige NVindriehtung erld~ren.

Sehlamm-Eruption.

Lange Zeit~ yon Anfang October bis M:itte November~ ward die Provinz Catania yon Erderschiitterungen betroffen. Am

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10. December gerieth einer der bekannten Sehlammvulcane yon Pat~rno in bedeutende Eruption. In einem breiten Becken entstanden zahlreiehe neue Kratere, die mit einer die Erde erzittern machenden Kraft und mit lebhaftem Ger~usch, StrSme yon dichtem, salzigen und rauchenden Schlamm mit einer Temperatur yon 40--450 O. ergossen. D e r m i t fltissigen Kohlenwasserstoffen, einer Art Petroleum 7 gemengte Schlamm, wurde yon Gasen, die weithin ihren Geruch verbreiteten, emporgetrieben. Am 14. December erreichte der Ausbruch seinen ttShepunkt. Es hatte sich aus dem ausgestossenen Schlamm ein grosser rauchender Schlammsee gebildet, der noch am 31. December in der VergrSsserung begriffen war. Die Erup- tionskraft war am 14. so gross~ dass der hervorquellende Schlamm eine 2 - - 3 Meter hohe S~iule fiber der Erdoberfl~iche bildete. Am folgenden Tage sank die Th~tigkeit wieder auf ihr frfiberes Mass. - - Unter den Krateren waren zwei Arten zu unterscheiden. Die einen stiessen niimlieh ohne gewaltsame Anstrengung ruhig Schlamm und salziges Wasser mit petroleumartigem Schaum aus und waren continuirlieh th~tig, indem sich ununterbroehen Gase entwickelten. Die Kohlensiiure war so reichlich~ dass in der fiber diesem Platz lagernden Luftschieht nicbts brennen und kein Thief leben konnte. Die andern Kratere besassen eine intermittirendeThatigkeit, indem der deft vorbandene Schlamm so z~he Beschaffenheit besass, dass die Gase ihn erst naeh Yerlauf einiger Minuten zu heben ver- moehten, worauf mehrere Explosionen und Schlammeruptionen mit unterirdisehem GetSse erfolgten.

Da die Umgebung yon Pat~rno reich an Sehlammvulcanen ist (Salina del Fiume, Salinella, Fondachello etc. etc.), so ist aus obiger dfirftiger Ortsbesehreibung nicht zu ersehen, welcher yon ihnen der im Jahre 1878 thiitige war. Uebrigens liegen sie alle in den tertihren Sehiehten im Bereiche des Aetna, wo dessen vulcanische Producte sich den tertiiiren Sehichten aufzulagern beginnen. Der Ursprung der Schlammvuleane befindet sich jedoeh in den tieferen, rein terti~iren Scbiehten.

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Die vulcanischen Ereignisse des Jahres 1878.

II. Erdbeben.

Die mir im Laufe des Jahres bekannt gewordenen Erdbeben sind in folgender Zusammenstellung enthalten:

J ~ i n n e r .

2. J~inner. Morgens 5 Uhr. Erderschiitterung in dem seit Jahren bekannten Erdbebenbezirk yon Grossgerau. Es wurde davon der Ort Grossgerau nebst Umgebung und der hessische Odenwald betroffen.

3. J~inner. Abends 7 Uhr 46 Min. Erdstoss in Innsbruek. 10. JRnner . Morgens 10Uhr heftigesErdbeben auf derInsel

Tanna beim Beginn der zur Seite der Sehwefelbai ausbreehenden Eruption. Die Erderschiitterung war yon einer 16 M. hohen Fluth- welle gefolgt~ welche eine bedeutende Ueberschwemmung veran- lasste. Vier Wochen lang folgten sich dann eine grosse Reihe sehw~ieherer Erschiitteruugen, die sich stets in derselben Gegend bemerklieh machten.

10. J~inner. Abends 10 Uhr 15 Min. abermals heftigesErd- beben in Innsbruek.

16. J~inner. An diesem Tage land ein betr~ichtliches Erd- beben im nordwestliehen Theile der Schweiz und ira siidwestliehen Schwarzwald statt. Der erste Stoss erfolgte um 10 Uhr Abends in Basel (Prof. Forel). Die st~irkste, iiber den ganzen oben angedeu- teten Raum sieh ausbreitende Ersehiitterung land 11 Uhr 55 ]Kin. desselben Abends statt und war in folgenden Often am heftigsten: Basel, Brugg, Rothenfluh~ Alb, Beuggen, Sehopfheim, LSrrach, Waldshut, Brennet, Zell. In LSrraeh dauerte der mit unterirdischem GetSse verbundene Stoss drei Secunden und ging yon unten nach oben~ wodurch die Fenster klirrten und freistehende OegenstRnde umfielen. In Klein-Laufenburg hatte er dieselbe Dauer und das OetSse glich einer den Berg herabrutschenden Erdmasse, w~ihrend es in Herthen einem Kanonensehuss ~s war. An diesem Orte will man auch einige ]Kinuten naeh ]Kitternacht noeh einen zweiten schwachen Stoss versp/irt haben; desgleichen waren in ]K~rkt~ Amt LSrraeh~ zwei naeh kurzer Pause einander folgende ErdstSsse zu

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verspfiren und wurden von dumpfem Rollen gefolgt. Sowohl hier wie in Waldshut pflanzte sich die Erschiitterung yon SW. nach NO. fort. Die Art der Verbreitung und die Ausdehnung dieses Erdbebens zu beiden Seiten des Rheins legt mir den Gedanken nahe, dass Verschiebungen in der Sehichtenlage .der Juraformation die Yeranlassung dazu gegeben haben, denn die Erdersehiitterungen erfo]gten ganz und gar innerhalb dieser Formation und fanden auf badischer Seite fast genau an der Grenze dieser Gesteine ihr Ende.

17. J ~i n n e r. ]~[orgens 3 Uhr nochmals Erdstoss in Basel. 20. J~inner. An diesem Tage kam auf den Sandwiehinseln

wieder eine mgchtige Erdbebenwelle an. Sie erreichte zwar nieht die HShe jener yore ~Iai 1877, richtete aueh keine so bedeutende Verwfistungen an, allein sic besass doeh auf der Insel ]~ani die ansehnliehe HShe yon 3 M. und zerstSrte viele Hiiuser. Wodureh diese Welle veranlasst wurde, ist unbekannt. GewShnlich treffen die yon den grossen sfidamerikanischen Erdbeben erzeugten Wellen auf die Sandwiehinseln, allein das Erdbeben yon Tarapaea in Peru begann erst am 23. J~nner, so dass man die Fluth nicht darauf beziehen kann.

23. J~n n e r. Bedeutende Erdbeben begannen an diesem Tage die peruanisehe Provinz Tarapaea zu ersehiittern und richteten an vielen Often grossen Sehaden an. In Iquique begannen sie 7 Uhr 55 Minuten Abends in heftiger Weise und dauerten 11/2 Minuten lang. In der Nacht folgten noeh vierzig sehw~iehere St/Ssse hath. Die Bodenbewegung erstreckte sich bis Arequipa und soll dort mit kurzen Unterbrechungen zwei Minuten gedauert haben. Sehr stark war die Naturerseheinung aueh in La Horia, wo mehrere H~user zerstSrt wurden, ferner in Pazo del Almonte und Pisagua. An vielen Orten erfolgten Erdrutschungen. Nach dem Erdbeben braeh eine Woge fiber die Kiiste herein und zerstSrte Pica, Terapaea~ Mantilla und viele andere Orte und iiberschwemmte Piragua und Ariea. Am 97. J~nner wiederholte sieh die Fluthwelle in noch gr6sserem ~[assstabe, obgleieh nieht yon neuen heftigen Erdst6ssen berichtet wird. In Callao blieben Boote und Kfistenschiffe auf dem Sande und als die Fluth zurfiekkam, ging dieselbe mit furchtbarer Gewalt auf eine Strecke yon 100 Meter fiber d i e Mauern der Muilla Darseno und riss Alles am" Strande befindliche mit sich

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fort. Die Einwohner fliichteten sich nach den hSher gelegenen Theilen, fiinf Personen ertranken. Riesige SteinblScke wurden wie Spielzeug herumgeworfen. Das Erdbeben scheint ein Theil einer grSsseren, mit dem noch viel heftigeren Erdbeben yore 9. Mai 1877 begonnenen Erschiitterungsperiode zu sein, denn seit dieser Zeit wiederholten sich best~ndig starke Erderschiitterungen.

25. J ~ n n e r . Nachts 1 Uhr 40 Min. starke Erderschiitterung in Saifnitz (K~rnten). Zuerst hSrte man eine heftige Detonation, wie yon einem PSller, der sogleich eine Erschfitterung fo|gte, welche die Geb~ude erzittern machte. Etwa 8 bis 10 Minuten sp~iter fo]gte noch eine leiehte Erschiitterung.

26. J ~ n n e r . Morgens 6 Uhr 25 Min. Erdbeben in Lissabon in zwei sich rasch folgenden Bewegungen yon Ost nach West 3 Secunden lang, so dass Balken krachten. Der Erscheinung ging unterirdisches Get6se voran. Sie wurde auch in Belem 11/2 Meilen westlich und in Marvilla eine Meile nordSstlich yon Lissabon gespfirt.

27. J ~n n e r. Abermals Erdbeben mit Get6se in Lissabon. 27. J ~ n n e r . ~orgens 1 Uhr 30 Min. starkes Erdbeben in

St. Lambrecht in Obersteiermark. 27. J~tnner . Um 10 Uhr 6 Min. ~[orgens erfolgte ein Erd-

stoss in Judenburg und um 103/4 Uhr ein sehr heftiger in St. Lam- brecht yon NW. nach SO, wellenf6rmig sich fortpflanzend, so dass man in dem drei Stunden entfernten Neumarkt glaubte, eine Dyna- mitfabrik sei aufgeflogen. Mit diesem Erdbeben scheint die Erschiit- terung identiseh, welche man, angeblich um 11 Uhr, in Knappen- berg empfand.

28. J~ tnner . Morgens 4 Uhr 25 Min. abermals Erdbeben in Neumarkt und LSlling bei Klagenfurt. In St. Lambrecht erfolgten um diese Zeit eine ganze Reihe theils st~rkerer, theils schw~tcherer St5sse.

28. J ~t n n e r. Ein gegen Mittag beginnendes Erdbeben erstreckte sich iiber das nordwestliehe Frankreich und das siidliche England. Besonders stark war es in der Normandie, w o e s eine S.--N.-Rich- tung hatte, und in Tarbes. In Rouen gab es sich als starkes Erzittern des Bodens zu erkennen, das besonders in den oberen Stockwerken sehr auffallend war und an die Erschiitterung yon einem schweren Wagen erinnerte. In Elboeuf, St. Sever~ Rivi~re-

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Thilon etc. hiirte man rollenden Donner und einzeln stehende Hi, user schienen zusammen zu stiirzen. In Argence schlugen die Uhren und in Caudebec, Havre und Cain ward seine Dauer auf 15 Seeunden geseh~tzt. Aehnliche Nachriehten liegen aus St. Denis- d'Aclen und Dieppe vor. In Paris ~var es in einigen Stadttheilen sehr empfindlieh. Es trat dort 11 Uhr 45 Min. ein und war so stark~ dass in der Rue Mondovi ein Haus fast einsttirzte. Auch in der Rue Rechehouart war es stark. In England fand es zwischen 11 Uhr 45--50 Min. statt; in Ryde, auf der Insel Wight 11 h. 47--49 m., Greenwich 11 h. 50 m., Southhampton 11 h. 52 m., London 11 h. 57 m. und wurde noeh an folgenden Often beobaehtet: Nethy und Alderney bei Southhampton~ S. Leonards, Brighton, St. Lawrence, Tracey, Lyme Regis, Osborne~ Kew.

29. J ~ n n e r . _h_bends l l Uhr wieder sehr starkes Erdbeben in St. Lambreeht, LSlling und Knappenberg, aus mehreren StSssen und wellenfSrmigen Ersehiitterungen bestehend.

31. J~inner . Erdbeben an der unteren Donau. In Adjud in Rum~nien zwischen 4--5 Uhr ~orgens heftige Detonation~ ~ihnlieh dem Donner und sogleich drei heftige Stiisse. In Galatz spiirte man 53/4 Uhr zwei kurze und einen ]~ingern, ziemlich heftigen Stoss, so dass die Fenster klirrten und noeh einige Minuten sp~iter die Sehwingungen merkbar waren. Die Richtung ging yon Nordwest nach Siidost. In Teeuein in der Moldau traten zuerst 5 Uhr 30 Min. horizontale Oseil]ationen mit unterirdisehem Getiise auf~ worauf einige Seeunden spi~ter ein heftiger Stoss folgte~ ebenfalls mit unterirdischem Getiise verbunden. Aueh in Foksehan wurde die Erseheinung beobaehtet.

F e b r u a r .

2. F e b r u a r . Abends 8 Uhr 40 Min. kurzes~ aber heftiges Erdbeben in Innsbruck.

5. F e b r u a r . )Iorgens 6 Uhr 46 Min. mehrere Secunden dauernde Erdersehfitterung in Heidelberg, besonders in der Sophieno strasse beobaehtet.

9. F e b r u a r . Erdbeben in Verbindung mit dem vuleanisehen Ausbruch in der Herzog-York-Gruppe.

11. F e b r u a r . Auf der Insel Tanna, welche seit dem heftigen Erdbeben yore 10. Jiinner fortw~ihrend yon Erschfitterungen betroffen

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war, erfolgte am 11. Februar ein zweites heftiges~ Erdbeben mit einer Fhthwelle.

13. F e b r u a r . ]Korgens 10 Uhr 30 ]Kin. schwaehesErdbeben in ]Keinigen (Vorarlberg).

13. F e b r u ar. Nachmittags ll/~ Uhr Erdbeben in Kopreinitz yon Siidost nach Siidwest mehrere Secunden lang mit unterirdischem GetSse.

Im Februar heftige Erdbeben in Caricluima in Verbindung mit der Eruption des Isluga.

Im Februar kamen in Tokio zahlreiche~ nicht n~her gemeldete Erdbeben vor.

20. F e b r u a r. Die in Peru seit 23. J~tnner fortdauernden Erdbeben zeichneten sich am 20. Februar in der Provinz Tarapaca wieder dutch besondere Heftigkeit aus.

27. F e b r u a r . Heftige Erdbeben in Reykjavik urn 5 Uhr Abends. Zwei Stunden sp~ter begann eine Heklaeruption.

28. F e b r u a r . Aeusserst heftiges Erdbeben in der Provinz Tarapaca. In dem vier Leguas yon dem in Eruption begriffenen Vulcan Isluga gelegenen Caraquima waren die Ersehfitterungen so heftig, dass sich Niemand aufrecht erhalten konnte. Sp~iter ward dieser Oft durch Lava zerstSrt.

M ~ r z .

1. M~irz. ]Korgens 6 Uhr 35 ]Kin. Erdbeben in Pontafel aus einem yon unten naeh oben gehenden Stoss bestehend.

3. ~KRrz. Abends 6 Uhr ein ungef'~hr seehs Seeunden dauerndes heftiges Erdbeben in ]Kak5 (Ungarn) mit donnerRhnlichem GetSse. W~ihrend in einigen Stadttheilen dureh den heftigen Stoss Sehornsteine zusammenstiirzten~ wurde die Erschiitterung in anderen gar nicht bemerkt.

8. ]KRrz. Abends 10 Uhr Erdbeben in Tissen in K~irnten. 13. M~irz. Erderschiitterung in Venedig, Padua und Reggio. Bis ]Kitte M~irz kamen in Tokio (Japan) ungewShnlich zahl-

reiche ErdersehiitZerungen vor~ welche jedoch keinen erhebliehen Schaden anrichteten.

16. M~rz. ]Korgens 5 Uhr in Kaltenbrunn ira Kaunserthal (Tirol) starkes Erdbeben. Dasselbe machte sich b e s o n d e r s auf-

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110 C.W.C. Fuchs.

w~r t s , bis zu den h S c h s t e n B e r g h S h e n b e m e r k b a r . Das vorausgehende und drei bis vier Secunden anhaltende Gertiusch war Sehneemassen~ die vom Dach rutschen, zu vergleichen.

25--26. M~rz. Nachts Erdstoss in Grossgerau. 29. M ~ r z. Morgens 1 Uhr Erdstoss in Liestal (Baselland)

und Solothurn. 29. M.~rz. Morgens 8 Uhr 52 Min. ziemlich heftiger verti-

caler Erdstoss in Strassburg. 29. ~Ihrz. Morgens 11 Uhr Erdstoss in Freiburg i. B. Diese drei Erdbeben ]assen offenbar einen Zusammenhang

vermuthen. Wenn auch die Erschfitterungen in Basely Strassburg und Freiburg zu verschiedenen Stunden gespfirt wurden, so scheinen sie doeh einem Erdbeben anzugeh5ren, das sich fiber die nord- westliche Schweiz und die sfidwestliche Ecke yon Deutschland erstreckte, w~ihrend die Schwingungen nur an einzelnen Orten lebhaft genug waren, um als deutliehe StSsse empfunden zu werden, so dass bald Basel-Solothurn, bald Freiburg, bald Strassburg der Sitz des Erdbebens zu sein schienen. Diese Auffassung wird dadurch unterstfitzt, dass der so begrenzte Erschfitterungskreis vom 29. M~irz mit dem yore 16. J~nner fibereinstimmt.

A p r i l .

5. Apr i l . Morgens 2 Uhr 55 Min. in Tecucin (]Koldau) Erdbeben, dem unterirdischer Donner vorherging.

12. Apr i l . An diesem Tage land im Staate Bolivar der Republik Venezuela ein furchtbares Erdbeben start, das ausser zahlreichen Ortschaften, aueh in der Stadt Caa alle It~iuser und die Cathedrale zerstSrte, wobei viele Menschen umkamen. Es dauerte nur vier his ffinf Seeunden. Caracas wurde yore Erdbeben ebenfalls betroffen, erlitt jedoeh nur wenig Schaden. Es seheint, dass das Erdbeben yon den kleinen Antillen aus sieh ltings der Kfiste yon Venezuela ausbreitete.

12. Apr i l . Iquique, das in letzter Zeit so h~ufig yon Erdbeben betroifene, war in der ersten Jahresh~lfte ein best~ndiger Erschfit- terungsherd. Am 12. April begann dort 8 lJhr Abends unter heftigem unterirdisehen Donner ein sehwaches~ aber lange anhal- tendes Erdbeben.

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Die vulcanischen Ereignisse des Jahres 1878. I I I

14. A p r i l . kbends 7 Uhr 45 Min. ziemlich heftiges Erd- beben in der siidSstlichen Ecke der Schweiz, besonders im Engadin, wo dem ersten Stoss nach 10 ~,inuten ein zweiter, schw~cherer folgte. In Arduz (Graubiindten) wurden vier StSsse empfunden; der erste war auch in Chur zu beobachten.

19. A p r i l . kbends Erdbeben auf der europ~ischen und asia- tischen Seite des Bosporus. In Constantinopel spiirte man mehrere heftige StSsse, die keinen Schaden anrichteten; Ismid und Brussa haben dagegen sehr gelitten. In Ismid wurden fast alle Steinh~user besch~digt und mehrere zerst5rt. u l~Ioscheen sind zusammen- gestiirzt und das Sffidtchen Esme in der N/ihe ist fast gKnzlich zerstSrt und dort kamen 40 ~enschen um das Leben, w~hrend 400w600 verwundet wurden. Auch in Sapardjia sind mehrere H~user zusammengestiirzt. ].)as Marmorameer war in eigenthfim- licher Aufregung und das Wasser schien zu sieden. Die dort stationirte englische Panzerflotte empfand ein Seebeben. Ein Officier derselben schildert es folgendermassen: P15tzlieh hSrte man einen seltsamen Ton und das Sehiff begann zu zittern, als wenn es auf eine Sandbank gelaufen w~re. Einige Personen wurden umgeworfen, als sie die Treppe hinaufeilten. Das Yibriren dauerte einige Secunden und das Wasser sehien unter dem Schiff aufzubrodeln, seine Ober- flKche war aber ruhig. Yiele glaubten, ein Torpedo sei geplatzt. Um 10 Uhr 15 Min. folgte ein zweiter Stoss und um Mitternacht ein drifter.

24. A p r i l . Von diesem Tage an ereigneten sich in l~eapel und Salerno zahlreiche Erderschiitterungen, worauf der Vesuv wieder seine Th~itigkeit begann.

30. A p r i l . Morgens 3 Uhr 15 Min: zwei vertieale StSsse in Chateau d'Oex (Vaud) mit GetSse, yon denen der eine bis Lausanne gespiirt wurde.

M a i .

1. M a i. Morgens 4 Uhr sehr schwacher Erdstoss in Morges in der Schweiz (Forel).

9.--12. Mai. In Ancona ereigneten sich Anfangs ~[ai zahl- reiche Erdst5sse; yore 9.--12. Mai z~hlte man daselbst zwSlf.

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112 C.W.C. Fuchs.

16. Mai. Die andauernde Th~tigkeit des Vesuv war h{iufig mit kleinen Erschfitterungen verbunden, am 16. Mai spiirte man aber auf dem Observatorium eineu heftigen Stoss.

Seit dem 19. April wiederholten sich am Bosporus nach kiirzeren oder l~ngeren Unterbrechungen die Erderschiitterungen. Am 16. Mai spfirte man sie besonders in der Umgebung yon Pera. Dabei ging das Geriicht, dass aus dem Berge~ an dem die Stadt und der See Sabordina liegen: heisse Quellen hervorgebrochen seien.

J u n i .

8. J uni. In Lissabon und Umgebung heftige Erdbeben 6 Se- cunden lang yon O. nach W.

10. Juni . Abends 9 Uhr 20 Kin. heftiges Erdbeben yon Siid nach Nord mit Rollen und Dr5hnen in Feldkirch.

14.--15. Juni. Nachts Erdstoss in Churwalden~ Canton Grau- bfindten.

23. ffuni. Starkes Erdbeben in Napier auf Victoria. 24. J u n i . Morgens 3 Uhr starker Erdstoss in Lyon, der sich

um 9 Uhr wiederholte und his Genf erstreckte.

J u l i .

19. Ju l i . Um 10 Uhr 32 Kin. heftiges Erdbeben in Jenbach in Tirol.

A u g u s t .

9. A u g u s t . Um 12 Uhr 40 ~fin. Erdbeben in Innsbruck. 21. A u g u s t . Morgens 7 Uhr 30 Min. Erdbeben yon zwei

StSssen in ganz Unter-Steiermark yon Nordwesten her 4 Secunden lang. Um 7 Uhr 20 Kin. wurdeNassenfuss yon so heftigen StSssen betroffen, wie seit langer Zeit nicht mehr, so dass vielfach Ziegeln yon den D/ichern fielen. Die Richtung ging yon SO. nach NW.

22. A u g u s t . Morgens 4 Uhr abermals Erdbeben in Nassen- fuss und anderen Often yon Krain~ aber schw/icher als am Tage vorher.

25. A ugus t . Nachts 11 Uhr heftiger Erdstoss mit donner- /ihnlichem Get/~se yon NO. nach SW. in Frakostyan (Croatien).

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Die vulcanischen Ereignisse des Jahres 1878. 113

26. A u g u s t . Gegen 9 Uhr ]Korgens land im nordwestlichen Deutschland ein ffir diese Gegend sehr bedeutendes Erdbeben statt. In Cfln stellte sich zwei bis drei ]Kinuten vor 9 Uhr plftzlich ein Beben und wellenffrmiges Heben und Senken des Bodens ein~ das sieh allm~lig steigerte, so dass die Gebs in heftiges Schwanken geriethen. Tische, Stfihle~ Betten~ Oefen machten tanzende Bewe- gungen oder fielen um und auf Stfihlen sitzende Personen wurden mit Heftigkeit auf- und niederbewegt. Auf dem Dora schlug die kleine Glocke mehrmals an. Gegen Ende der 7 bis 8 Secunden dauernden Erschfitterung vernahm man ein dumpfes, fernem Donner ~hnliehes Rollen. Auch Kamine stiirzten ein, wodurch mehrere Personen verletzt und eine getfdtet wurden. Die wankenden Pfeiler in der St. Gereons-Kirche riefen unter den Anwesenden solchen Schrecken hervor, dass Alle hinauseilten. Risse und Spalten bildeten sich in den Mauern an vielen Stellen der Stadt. Nach Einigen soll sofort ein schwacher Stoss nachgefolgt sein. Dies stimmt mit den in der Flora gemachten Beobachtungen, wo nach zwei Secunden ein zweiter~ und "sogar st~rkerer Stoss yon SSW. nach NNO. bemerkt wurde. Auf dem Rheine, in der N~he des M~ihl- heimer Trajektes, will man ein deutliches Gekr~iusel gesehen haben~ das strahlenffrmig schr~ig fiber das Wasser hin yon SSW. gegen NNO. sich bewegte, w~hrend ein tiefes Brausen vernehmbar war. In Deutz machte die Erschfitterung den Eindruck, als wenn man sich auf einem stark yon den Wellen geschaukelten Schiffe bef'~nde. Ein Seismometer in C5in gab die Dauer des Erdbebens auf 3/4 Mi- nuten an. - - Aehnlich lauteten die Beobachtungen aus der Um- gegend, aus Nippes, Schfndorf, Godesberg, Remagen, Ander- nach u. s. w. An vielen Often wurden beide St5sse wahrgenommen, wie in Bonny Lfwenieh u. s. w. ; in Diisseldoff beobachtete man sogar unmittelbar nach dem starken Stoss noch zwei schws Fast alle Orte der Rheinprovinz, yon Cleve und Emmerich his Kyllburg, Ottweiler und ~[ontjoie spfirten das Naturereigniss ~hnlich wie Cfln und seine Umgebung. Auch jenseits des Rheins war es ziemlich stark. In Dfisseldoff war die Erschfitterung wellenffrmig und liess vier Schwingungen unterscheiden, Khnlich in Dortmund~ dem ganzen Ruhrbecken, M~nster, Osnabrfiek, Lippstadt u. s. w. Gegen Sfiden war die Fortpflanzung ebenfalls sehr stark und wurde an vielen Orten deutlich beobachtet. In Mainz betrug die Dauer

Mineral und petrogr. Mirth. n . 1579. (c. w . c . Fuchs.) 8

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114 C.W.C. Fuchs.

4--5 Secunden; in Frankfurt wurde eine schwache Erschfitterung auf dem Hauptpostamt gespfirt und die Te]egraphenbeamten sahen die Apparate in Bewegung und ebenso in Wiesbaden, Idstein, Offenbach~ Kaiserslautern~ Landstuh]~ w~hrend in Homburg der Berichterstatter mit dem Sopha fSrmlich in die HShe gehoben wurde. Westlieh yore Rheinthal hatte das Erdbeben entsehieden seine grSsste Intensit~t. In Dfiren war das Schwanken so stark, wie auf einem Schiff und fiberall auf der Strasse lagen Ziegel- trfimmer umher; in Eschweiler z~ihlte man 5 bis 6 StSsse~ yon denen der dritte der heftigste war und Waggons in Bewegung setzte. In Aachen kamen folgende ErdstSsse vor: 8 h. 55 m. (Orts- zeit) 20 Sec. fang; 9 h. I m.; 9 h. 30 m.; 11 h. 5 m. Morgens~ 10 h. 47 m. Abends. Die grSsste Zahl yon Erschfitterungen ist yon Elsdorf, an der Neuss-Dfirener Bahn gelegen, verzeichnet, n~imlich: 9 h. 3 m. schwach~ worauf sogleich ein st~rkerer Stoss~ dann 9 h. 7 m.; 9 h. 23 m. schwaches Zittern; 9 h. 30 m. sehr schwach; 9 h. 37 m.; 9 h. 53 m.; 11 h. 10 m.; 11 h. 37 m.; 11 h. 51 m.; 1 h. 30 m. Abends; 4 .h. 45 m.; 5 h. 23 m.; 5 h. 29 m.: zwisehen 7s/4 h. und 81/2 h. zwei StSsse; dann 8 h. 35 m. ziemlich stark; 10 h. 49 m. und Naehts 12 Uhr Rollen. Beim ersten heftigen Stoss "schwankten die H~iuser und erhielten Risse, Sehornsteine stfirzten herab und Pferde wurden umgeworfen. In Dfiren war der zweite Stoss, 9 b. 7 m., sehr stark~ der dritte 9 h. 35 m. schwach mit Ger~usch und Zittern~ der vierte Stoss um 11 h. 12 m. mit Rollen, aber schwacherBewegung. InBuir kamen ebenso viele Erschfitterungen und gleichzeitig mit Elsdorf vor. Darfiber hinaus erstreckte sich die Bewegung in ebenfalls heftiger Weise in die holl~ndischen Provinzen Brabant~ Geldern, Limburg und Utrecht, in Belgien bis Neufchateau~ Tongres, Namur~ Huy. - - Der Endstoss um 11 h. 10 m. hatte ebenfal]s eine grosseAus- dehnung, wenn aueh keine so bedeutende, wie das erste Erdbeben um 8 h. 53 m., er wurde in Dfiren~ Elsdorf~ CSln und selbst in Dfisseldorf gespfirt.

Die erste starke Erschiitterung um 9 h. Morgens erstreckte sich fiber ein sehr grosses~ 2000 Quadrat-Meilen fibertreffendes Gebiet. Die ~iussersten Grenzen desselben scheinen dureh folgende Orte bezeichnet zu sein: Arnsberg und Hannover im N, Offenbach

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Die vulcanischen Ereignisse des Jahres 1878. 115

am Main und Michelstadt im OdenwaM im SO., Strassburg, Paris und Charleville im S., Liittich und Briissel im W.

26. Augus t . Nachmittags 4Uhr 20Min. Erdstoss in Hakome (Japan) 350 12' nSrdl. Br. 90 16' 5stl. L. v. Greenw.

27. Augus t . Gegen 4 Uhr Morgens abermals Erdstoss in Elsdoff und Buir.

Morgens 7 Uhr 33 Min. abermals Erdsloss in 27. Augus t . Hakome.

28. Augus t . kbends 7 Uhr 10 Min. ziemlich heftiger Erd- stoss in Elsdorf und Buir.

29. Augus t . Kurz nach 12 Uhr Morgens~ dann 2 Uhr u n d 4 Uhr Morgens schwachc ErdstSsse in Buir.

29. A ugus t . Morgens 10 Uhr Erdstoss in Elsdorf. 29. A u g u s t . An diesem Tage zerst5rte ein Erdbeben mit

darauffolgender Fluthwelle das Doff Makuschin auf der Insel Una- laschka.

30. A u g u s t . Erdstoss in Pisa. 31. A u g u s t . Erdbeben in Neu-0aledonien.

September.

2. September. Das niederrheiuische Erdbeben yore 25. August, welches in Elsdorf eine so grosse Zahl yon ErschSt- terungen hervorbrachte, war in dem nahen Buir dureh eine noeh grSssere Zahl yon ErdstSssen vertreten. Sie hSrten dort eigentlich lange Zeit gar nicht auf, indem t~glich ein oder mehrere schwache StSsse eintraten. Am 2. September Abends 91/4 Uhr erfolgte dagegen ein heftiger Stoss.

3. September. Naehts 1 Uhr starker Erdstoss in Re- magen.

9. September. Mit der an diesem Tage zunehmenden ThRtigkeit des Vesuv erfo]gten in seiner Umgebung einige leichte Schwankungen des Erdbodens.

14. September. Abends 11 Uhr 35Min. Erdbeben in ganz Nassau. In Wiesbaden bestand dasselbe aus drei yon Siidost naeh Nordwest gehenden StSssen, die in allen Stadttheilen, jedoch in sehr verschiedenem Grade empfunden wurden. Der Seismograph der Telegraphenstation zeigte keine Erschiitterung an (es ist jedoch

s*

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116 C.W.C. Fuchs.

die Frage, ob seine Empfindlichkeit geniigend ist); am l~arkt, in der oberen Burg- und der oberen Luisenstrasse war die Bewegung schwaeh, in der Eraser- und Bleichstrasse dagegen so stark, dass Gloeken anschlugen und leiehtere Mfbel sieh bewegten. Die gleiche Erseheinung wurde in der Ludwig-, Hoch-, Sommer- und Platter- strasse beobaohtet. Heftiger noch wie in der Stadt scheint das Ereigniss in Eppstein im Taunus gewesen zu sein, we besonders das unterirdisohe Getfse erschreckte; ebenso in Idstein, we sioh zwei Stfsse unterseheiden liessen, und in Kfnigstein, we die Be- wegung schw~icher war.

22.--23. S e p t e m b e r . Nachts mehrere Ersehfitterungen am Vesuv bei sehr lebhafter Th~tigkeit des Vulcans.

23. S e p t e m b e r . A.bends 7 Uhr heftiges Erdbeben in Zengg. Zehn Stfsse effolgten his 10 Uhr, noch viel mehr zwisehen 10 und 11 Uhr, sp~ter noch einzelne w~hrend der ganzen Naeht.

23. S e p t e m b e r . Im Wippthal und am Brenner in Tirol fand Abends 91/2 Uhr ein starkes Erdbeben start. In Steinach dauerte es drei Secunden. Am Brenner ging die Bewegung yon West nach Ost, ~hnlich in Gries und auf der nordwestlich fiber dem Brenner gelegenen Sattela]pe. In Vinaders war die Bewegung am st~irksten, im Kuratin-Widaun wurde dadurch ein grosset Holz- stoss umgeworfen und die Fenster klirrten. Um 10 Uhr erfolgte in der ganzen Gegend ein zweiter, schw~cherer Stoss.

28. S e p t e m b e r . Gegen 121/2 Uhr Nachts ziemlich heftiger Erdstoss in Osterrath in der Rheinprovinz. Um 12 Uhr 25 ~[iu. mehrere Seeunden dauernder heftiger Stoss in Crefeld, welcher Mfbel schwanken maehte. In verschiedener St~rke wurde er in versehiedenen Theilen der Stadt und in Neuss gespiirt.

28. S e p t e m b e r . Nachts abermals leichte Erderschiitterung am Vesuv.

Gegen Ende September stfirzten bei M'onte Faleone in Umbrien dutch vier Erdstfsse 16 H~iuser ein und 135 wurden unbewohnbar.

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Die vulcanischen Ereignisse des Jahres 1878. 117

O c t o b e r .

2. O c t o b e r. Heftiges Erdbeben in der Provinz Usutlan im siidlichen San Salvador. Dasselbe war zuerst w~ihrend vierzig Secunden wellenfSrmig und pflanzte sich yon SW. naeh NO. fort. In der Stadt Jucuapu wurden fast alle H~user zerstSrt und viele ~[enschen kamen um ihr Leben, besonders in den Vorst~dten. In der Umgebung sind folgende Orte g~nzlich zerstSrt: Nueva- Guadelupe, Chinameca~ Usutlan, Caserio del hrenal, Santiago de ]Koria~ Tepaca, Triunso und S. Buenaventura und an mehreren Orten kamen JKenschen urn'. A_uf die wellenfSrmige Bowegung folgte ein Stoss yon unten nach oben. ~Ian schrieb das Erdbeben dem in Thiitigkeit befindlichen Vulcan Tepaea zu.

Am 4. O c t o b e r begannen mit unterirdischem GetSse zahl- reiche Erderschiitterungen in der Provinz Catania, die sich den ganzen ]~onat fortsetzten.

11. O e t ob er. Leichte Erderschiitterung am Vesuv. 11. O c t o b e r . Starkes Erdbeben in Sierra Leone aus drei

StSssen. Alle H~iuser der Colonie wurden erschiittert, ohne Schaden zu erleiden. Das Erdbeben wurde yon der Kiiste aus etwa 100 Kilo- meter landeinw.~rt~ gespiirt.

24. O c t o b e r . Nachts 121/2 Uhr wieder zwei ErdstSsse in Buir und Diiren~ Nachmittags 33/~ Uhr noch ein dritter in Buir.

N o v e m b e r .

1. N o v e m b e r . Leise Erderschfitterung am Vesuv. Die am 4. October begonnenen Erderschiitterungen in der

Provinz Catania dauerten mit unterirdischem GetSse his 19. N o v e tu- b e r fort.

21. N o v e m b e r . Mittags 2 Uhr heftige Erdersehiitterung, der lautes GetSse folgte, in HernSsand (Schweden).

22. N o v e m b e r. Nachmittags 2 Uhr 58 Min. heftiges Erd- beben mit GetSse bei Pontafel und Malborghetto.

25. N o v e m b e r . Horgens 5 Uhr 52 Min. zwei Secunden dauernder wellenfSrmiger Erdstoss in Susa. Auch yon Saviglian% Boa t Ceraz% Pinerolo und Turin wurden ErdstSsse yon Oat nach West gemeldet, doeh differiren eigenthiimlicherweise die Zeitangaben

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118 C.W.C. Fuchs.

um eine volle Stunde. In Pinerolo kiindigte sich das Erdbeben dureh Brausen an. Aehnliche ErdstSsse waren in Cuneo, Fossano, Cavalier-maggiore, Verzuolo, Saluzzo, Villa novella, Bargi, Parsana, Orbano, Govone, Alba und Asti.

25. No v e m b e r . Um 4 Uhr Erdstoss yon vier Secunden in der Grafschaft Glatz. In Seidenberg bei Bad Landeck klirrten die Fenster und Stiihle und Tische bewegten sich.

26. N o v e m b e r . Nachmittags gegen 4 Uhr Erdbeben in einem grossen Theil yon Schlesien. In Miihriseh-Sch~inberg soll es schon um 3 Uhr 50 Min. eingetreten sein, in Freiwaldau und Umgebung um 3 Uhr 57 Min. wellenfSrmig und mit donnerartigem GetSse. Eine stillstehende Miihle gerieth in Bewegung. Weitere Beriehte kamen aus der Grafschaft Glatz, aus Zuckmantel, Jauernig, Wildschiitz, Setzdorf u. s. w.

27. 1~ovember. Morgens 2 Uhr heftiges Erdbeben bei Suram und Borjam in Armenien, mit lautem GetSse. Es war so heftig, dass Personen aus den Betten geworfen wurden. Angeblich sind Erdbeben in dieser Gegcnd so selten, dass sich Niemand an eines erinnert.

29. November. Morgens zwischen 2--3 Uhr Erdbeben mit dumpfem Rollen in Cormons (G6rz).

Ende November land in der Residentschaft Cheribon auf Java ein Erdbeben liings der Kiiste und ein Seebeben auf dem Meere statt.

December.

I. December. Leichtes Erdbeben in Reykjavik (Island). 3. December. Ziemlich heftiges Erdbeben zu Balnacara

und anderen Orten des Bezirkes Alsch an der Westkiiste der schottischen Grafschaft Ross, gegeniiber der Insel Skye.

3. December. Abends I0 Uhr 15 ]Kin. wieder Erdstoss in Buir yon Nordwesten her.

4. December. Morgens 7 Uhr 30 Min. Erdbeben in Ga]atz und Tecucin aus einem heftigen und mehreren schwachen St6ssen.

4. D e c e m b e r . Abends 4 Uhr 30 ~Iin. Erdbebenzu Saas im Canton Wallis.

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Die vulcanischen Ereignisse des Jahres 1878. 119

10. D e c e m b e r . Abends 111/2 Uhr Erdbeben in dem nieder- rheinischen Erdbebenbezirk yore 26. August. Am heftigsteu war es in Buir und Elsdorf um 11 Uhr 38 ~[in., zwei Secunden lang yon Siid nach Nord. In CSln war das Erdbeben ziemlich stark und in einigen Stadttheilen spiirte man noch einen zweiten~ schw~icheren Stoss nach einigen Secunden~ ebenso in Sinzig mit dumpfem Rollen yon W. nach 0. und in Andernach. Beriehte fiber Beobachtung des Erdbebens liegen haupts~ichlieh vor aus: Dfiren, Aachen~ Eschweiler~ Ziilpich~ Briihl, Horrem, Bergheim, Deutz~ Soest, Iserlohn. Die Unterschiede in der Zeitangabe riihren yon Ungenauigkeit her. In Buir folgten naeh 11 Minuten noch zwei StSsse und sparer noch drei schwache. In Linich und Ziilpich war dabei starkes GetSse zu hSren~ ebenso zu Call in der Eisel. Das Erdbeben erstreckte sieh bis in die ~Iitte yon Westphalen.

12. D e c e m b e r . In Pi~agua in Peru starker Erdstoss yon N. nach S.

14. D e c emb e r. Nachts Erdbehen in Seefeld und Umgebung (Tirol).

15. D e e e m b e r . Kurz vor 6 Uhr ~Iorgens abermals Erd- stoss in Seefeld.

15. D e c e m b e r . Einige Minuten vor 6 Uhr Morgens schwacher Erdstoss zu Comrie, Grafsehaft Perth in England, mehrere Secunden lang mit donnerartigem GetSse.

15. D e c e m b e r . Morgens 11 Uhr Erdbeben in einigen Gegenden yon Luxemburg und bei Namur, besonders am Fasse der Ardennen~.aus 6--7 .Wellen bestehend.

24. D e c e m b e r . Abends 9 Uhr 20 Min. heftiges Erdbeben mit darauf folgenden Schwingungen acht Minuten lung im ganzen Osten yon Sicilien~ besonders in der Provinz Catania und in Theilen yon ~Iessina und Siracus. Dasselbe war vielleicht eine Folge tier Sehlammeruption yon Patdrno.

Die Gesammtzahl der in vorstehender Aufz~hlung enthaltenen Erdbeben des Jahres 1~78 betr{igt 103. Darunter sind aber viele~ die aus einer grossen Zahl yon StSssen bestanden, wie das Erd- beben yon Zengg am 23. September mit mehr als zwanzig StSssen~ das Erdbeben yon Tarapaca, wo allein in der Nacht des 23. J~inner

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120 C.W.C. Fuchs.

vierzig StSsse vorkamen und die Erschiitterungen bis 12. April fast ununterbrochen fortdauerten, das Erdbeben auf der Insel Tanna, welches vier Wochen anhielt, oder die Erderschfittel~angen in der Provinz Catania, die yore 4. October bis 19. November sich fort- wRhrend rasch folgten.

Diese 103 Erdbeben vertheilen sich in folgender Weise auf die Jahreszeiten :

Winter: 39. (Jiinner 16, Februar 11, December 12.)

F r i i h l i n g : 19. (M/irz 8, April 7, ]~ai 4.)

S o m m e r : 19. (Juni 5, Juli I, August 13.)

Herbst: 26. (September II, October 5, November i0.)

Folgende Orte wurden mehrmals im Laufe des Jahres yon Erdbeben betroffen :

G r o s s g e r a u : 2. J~inner, 25. M/irz. I n n s b r u c k : 3., 10., 11. J~inner, 2. Februar, 9. August. T a n n a : Vom 10. J/inner bis 11. Februar. B a s e l : 16. u. 17. J~tnner, 29. M/irz. T a ra pa c a: Yore 20. J/inner an lange Zeit, dann 20. Februar~

12. April. L i s s a b o n : 26. u. 27. J/inner, 8. Juni. St. L a m b r e c h t : 27. u. 29. J/inner. T o k i o : Februar und M/irz. R e y k j a v i k : 27. Februar, 1. December. P o n t a f e l : 1. ~I/irz, 22. November. S t r a s s b u r g : 29. M/irz, 26. August. Constantinopel: 19. April, 16. Mai. Ancona: 9.--12. Mai. Teeucin: 31. J~nner, 5. April, 4. December. R e m a g e n : 26. August, 3. September. Wiesbaden: 26. August, 14. September. C refeld: 26. August, 28. September. Elsdorf: 26., 27., 28. u. 29. August, 10, December.

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Die vulcanischen Ereignisse des Jahres 1878. 121

B u i r : 26., 27., 28. u. 29. August, 2. September, 4. October, 3. December, 10. December.

C S l n : 26. August, 10. December. C a t a n i a : Yore 4. October bis 19. September sehr oft,

24. December. S e e f e l d : 14. u. 15. December. An folgenden Tagen fanden mehrere Erdbeben an verschie-

denen Orten statt: 10. J ~i n n e r : Innsbruck, Tanna. 27. J ~ n n e r : Lissabon~ St. Lambrecht, Tanna, Tarapaca. 28. J ~ n n e r : Neumarkt~ Nordwest-Frankreich und Siid-Eng-

land, Tanna, Tarapaca. 13. F e b r u a r : Meinigen, Kopreinitz, Cariquima. 12. A p r i l : Bolivar, Iquique. 26. A u g u s t : Hakome, Nordwest-Deutschland. 27. A u g u s t : Hakome, Elsdorf. 29. A u g u s t : Elsdorf, Unalaschka. 23. S ep t e m b e r : Yesuv~ Zeugg, Brenner. 28. S e p t e m b e r : Crefeld, u 11. O c t o b e r : Vesuv, Sierra Leone, Catania. 25. N o v e m b e r : Susa, Glatz.

3. D e e e m b e r: Balnaeara, Buir. 4. D e c e m b e r : Saas, Galatz.

15. D e c e m b e r : Seefeld, Namur, Comrie. Von 73 Erdbeben, deren Eintritt genau angegeben ist, fanden

54 in der Nacht (yon 7 Uhr Abends his 7 Uhr Morgens) und nur 19 am Tage (yon 7 Uhr M0rgens bis 7 Uhr Abends) start.

Das grosse niederrheinische Erdbeben yore 26. August hatte~ wie seinerzeit mitgetheilt, eine ungeheure Ausdehnung. Yon Utrecht his Paris und yon Hannover bis in den Odenwald wurde das ganze dazwischenliegende Land erschiittert. Die Angaben fiber die Rich- tung der Fortpflanzung dieser Bewegung sind sehr schwankend und es mag dies theils auf ungenauer Beobachtung, theils darauf beruhen, dass dutch natfirliehe Hindernisse die Richtung mehrfach abgelenkt und local modificirt wurde. Der Punkt, yon dem aus die Erschfitterung effolgte, muss zwiscben Dfiren-Aachen-Neuss gelegen sein. Selbst wenn man die in-Buir so lange Zeit fort- dauernden einzelnen schwachen StSsse und die zahlreichen Er-

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schiit terungen in Elsdorf nur als secunditre 5Yachwirkungen in Folge

localer Beschaffenheit der Erdrinde ansehen wollte, so spricht doch sowohl die Hef t igke i t der Wirkung, als auch die H~iufigkeit der Erschfi t terungen in diesem ganzeu ziemlich grossen Gebie t dafiir,

dass hier auch der Sitz des Ereignisses war. - - Die Ze i tangaben sind ebenfalls schwankend und differiren bisweilen um 10 Minuten. Die zuverl~tssig erscheinenden Zei tangaben sammel te Professor Klinkerfues und berechnete sie auf den Par i ser Meridian. l~ur die Ze i tangabe yon Kaisers lautern will darnaeh nicht s t immen, wahr- seheinlich weil sie sich auf den zweiten Stoss bezieht und ebenso dfirfte in Dor tmund und Diilken der erste Stoss um fiinf ~[inuten friiher zu setzen sein. Diese berechneten Zeiten sind folgende:

L i m b u r g an der Lenne 8 h 37 m. CSln . . . . . . . . . . 8 n 38"7 , Bonn . . . . . . . . . . 8 . 38"9 . S t rassburg . . . . . . . . 8 , 39"9 , Kaisers lautern . . . . . . 8 , 40"3 . GSttingen . . . . . . . . 8 ~ 40"9 Bocholt . . . . . . . . . 8 ~ 41"2 Crefeld . . . . . . . . . 8 . 41"3 , (Dor tmund . . . . . . . . . 8 ~ 44"1 , ) Diilken . . . . . . . . . 8 . 42"6 ,

Osnabri ick . . . . . . . . 8 , 42"3 n Hannover �9 �9 �9 . . . . . 8 ~ 42"4 , P y rm on t . . . . . . . . . 8 , 44"1 Par is . . . . . . . . . . 8 , 45 ,

N immt man den Sitz des Erdbebens nahe bei Ciiln an, so betrug~ die Entfernung yon GSttingen (dessen Zeit nach Kl inker fues sieher nicht um eine ha lbe Minute falsch ist) bis Ciiln zu Grundo gelegt, die Fortpf lanzung 9 Meilen in einer Minute; da aber CSln tiefer liegt, so berechnet sich die wirkliche Ent fe rnung yon G6t- t ingen auf 3i"7 Meilen, so dass die For tpf lanzungs-Geschwindigkei t

nur 7 Meilen erreicht, oder zwischen CSln und Par is 7"1 ~Ieilen. Das Cent rum nimmt Kl inkeffues etwa 2"5 Meilen westlich yon

CSln an, bereehnet darnach die Fort l)f lanzungs-Gesehwindigkeit nach der Methode der kleinsten Quadra te auf 6"78 Meilen mit einem wahrscheinl ichen Feh le r yon 0"48 Meilen. E r glaubt auch

auf einen tiefen Ursprung der Erschi i t terung sehliessen zu miissen

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und berechnet ihn naeh den .kngaben yon CSln auf 8"77 Meilen und aus denen yon Bonn auf 8"64~ keinesfalls aber geringer als 6"3 Meilen. Die wenigen Erdbeben, welche bis jetzt genau unter- sueht werden konnten~ hatten geringere Tiefe~ aueh stehen die Beobaehtungen~ dass die Ersehiitterung um so heftiger war~ je hSher man sich fiber der Erdoberfl~che befand und um so schw~tcher~ je tiefer unter ihr~ mit einer grossen Tiefe scheinbar in Wider- sprueh. Sowohl aus CSln als aus Hannover wird berichtet~ dass die Wirkung des Stosses in den oberen Stockwerken weir grSsser war als in den unteren. In Remagen wurde das Erdbeben im oberen Stockwerke des Sehulhauses so heftig gespiirt~ dass Lehrer und Kinder hinauseilten~ w~hrend sie es in dem unteren Stock- werke ka.um spiirten. Arbeiter auf freiem Felde nahmen die Er- schfitterungen nur selten wahr und in Altesseu hat sogar yon den 1100 Bergleuten und Beamten, die 300 Meter tief besch~iftigt waren~ keiner das Erdbeben bemerkt. Dagegen sahen die Arbeiter an den Thiirmen des CSlner Domes die Geriiste so schwanken, dass sie glaubten~ die Thfirme brechen unter ihnen zusammen. Auf dem 47 Meter hohen GewSlbe des Chores werden grosse Wasserbeh~lter bereit gehalten und diese wurden dutch die Heftig- keit der Sehwankungen entleert. Die Thatsache~ dass in 300 Meter unter der Erdoberfl~iehe nichts yon den Erschiitterangen bemerkt werden konnte, beweist an sich noch nichts gegen einen viel tieferea Ursprung des Erdbebens~ da~ wie an dieser Stelle wiederholt bemerkt wurde, viele Erdbeben dutch ganz unmerkliehe Aenderun- gen in der Erdmasse hervorgerufen werden und deren Schwingungen sieh dutch die festen Gesteinsmassen unnachweisbar bis gegen die Oberii~che fortpflanzen~ wo sie erst heftige Bewegungen veran- lassen.

Die Ursache des Erdbebens bleibt im Dunkel. Man kann an vulcanischen Einfluss denken, indem die stiirksten und zahl- reiehsten Ersehiitterungen nicht fern yon dem erlosehenen vulcani- schen Gebiete, n~mlieh nahe dem nordwestliehen Abfalle des Eifel' plateaus eintraten~ man kann es abet auch als Folge der Yer~inde- rungen im belgisch-rheinisehen Kohlengebiet ansehen, durch die in den letzten Jahren so h~tufig in Kohlscheid, Eschweiler, Herzogen- rath u. s. w. Erschfitterungen veranlasst wurden~ welche unter ande- ten yore 28. September bis 12. November 1873 und noch am

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24. Juni 1877 sich ungefithr fiber denselben Bezirk, wie am 26. August 1878, ausbreiteten. Es sind aber auch alle die anderen zahlreichen Vorgiiuge, welche Ursache yon Erdbeben sein k6nnen, nieht ausgeschlossen. Es wurde ja an dieser Stelle stets dafiir eingestanden, dass Erdbeben nicht als eine besondere, eigenthfim- liehe Naturerscheinung aufgefasst werden diirfen, sondern dass sie W i r k u n g e n der allermannigfaltigsten Vorg~nge und Ver~inderungen im Innern des ErdkSrpers sind und theilweise selbst identiseh mit den durch menschlichen Einfluss (Bergbau, Minirung u. s. w.) er- zeugten. Da wir aber den Namen ,Erdbeben ~ auf die natiirliehen Vorg~tnge beschr~nken, so k~nnen dadurch leicht Verwechslungen zwischen kfinstlichen und natfirliehen Erdbeben entstehen und einen merkwfirdigen Fall dieser Art lieferte gerade das Jahr 1878. Professor Klinkerfues maehte ein Erdbeben bekannt, welches am 6. Mai in GSttingen stattgefunden haben sollte. Es waren zwei StSsse, yon denen der erste 10 Uhr 34 Min. 38 Sec., der zweite schw~ichere um 10 Uhr 37 Min. 10 Sec. eintrat und 2 Sec. dauerte. Die Erschfitterung wurde noch starker in Holstein gespfirt und liegen Berichte darfiber aus Pinneberg, Izehoe, Bernstedt bei Elms- horn, Kiet, Lfibeck, Hamburg etc. vor. Es stellte sich aber sp~ter als Ursache eine Pulverexplosion in Wesel heraus. Klinkerfues berechnete, dass dieselbe 10 Uhr 25 ~Lin. 55 Sec. GSttinger Zeit stattfand und der erste Stoss die 231,871 Meter, welche zwischen der Explosionsstelle und G6ttingen liegen, in 11 Min. 25 Sec. zu- riicklegte und wahrscheinlich aus tier directen Ersehfitterungswelle bestand. Der zweite Stoss 10 Uhr 37 Min. 39 Sec. kam gleich- zeitig mit der Luftwelle, die um 10 Uhr 37 Min. 20 See. ange- geben wird, an. Das Ereigniss gab somit wenigstens Gelegenheit, die Fortpflanzungs-Geschwindigkeit eiuer Erschfitterung sehr genau zu bestimmen, doch kann das Resultat, wegen des modificirenden Einflusses der verschiedenen Gesteinsarten und der krchitektur der Schiehten nicht ffir aUe F~lle massgebend sein.

Die Statistik wurde wesentlich durch Sammlung d e r Erd- beben und Emptionen in Japan "con Dr. E. Naumann bereiehert. 1)

!) Ueber Erdbeben und VulcaRausbriiche yon Dr. E. Naumann. Yoke- h area, 1878.

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Min eralogisches aus Kaukasien. 125

Besonders sind die ersteren in seiner Zusammenstellung sehr zahlreich, so dass wir nun, yore Jahre 416 an im Ganzen 191 Erdbeben, theft- weise yon sehr langer Dauer, in Japan kennen. Weniger reich sind die Nachrichten fiber Yulcane. Doch lernen wir 22 Eruptionen des Asammyama seit 686 kennen, wovon 7 im 17. und 9 im 18. Jahr- hundert stattfanden. Wir finden in diesen Berichten ausserdem die Entstehung der Insel Sakunushima im Jahre 718 und der anderen Inseln des Sakuma-Meeres yon 1772--1780, sowie eine Anzahl Ausbriiche der Inselvulcane des Idzu-Meeres beschrieben.

VII. Mineralogisches aus Kaukasien.

Von A. F renze l .

Herr Dr. O. Schneider in Dresden, den Mineralogen bekannt durch seine Besehreibung des LSbauer Berges, bereiste im Jahre 1875 Transkaukasien aus geegraphischem Interesse. 1) Bei dieser Reise sammelte jedoch Schneider an Natura|ien, was er sammeln konnte und iibergab dieselben versehiedenen Fachmtinnern zur Bestimmung, wobei er mir die Mineralien anvertraute.

Nachdem s~mmtliche Untersuchungen abgeschlossen waren, wurde yon der naturwissensehaftliehen Gesellschaft ~Isis ~ zu Dresden Schneider's nichtcoleopterologische Ausbeute unter dem Titel ,Naturwisseuschaftliche Beitr~ige zur Kenntniss der Kaukasus- l~nder ~ verSffentlicht, w~thrend die Bearbeitung der beim Sammeln hesonders herticksichtigten K~fer ira Xu und XVII. Bande der Verhandlungen des naturfersch. Vereines zu Briinn erschienen ist

Es ist erkl~rlich, dass hei tier durch den Hauptzweck be- dingten Art des Reisens Liieken bleiben mussten und so theilte mir Herr Dr. Arzruni freundlichst mit, dass Dr. Schneider gerade sehr interessante kaukasische Vorkommnisse nicht mitgebraeht habe~ so unter anderen die Alhite und Eisenrosen yore Kasbek~

t) Vorl~ufiger Bericht: Sitzungsber. der Isis, 1876. 43.