die „smithsonian institution“ in washington

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379 Helgoland, 21. August 1855. . . . . Von Mitre Juli bis MitteAugust sind bier wiederum S ...... 10 alte Staaramseln (Pastor roseus) vorgekommen. In den letzten 3 W ochen hat ein Jiiger S-10 alte Colymbus septentionalis geschossen, mit brauner Kehle, aber ohne Schwanz- federn. Vor 8 Tagen ist Phalavopus tenuivostris jung, und im Laufe der letzten 14 Tage sind circa 8 Stack Sylvia aquatica gesehen und er- legt worden. S. aq,uatica und cariceti fliessen doch wohl vtillig in einander; wenigstens babe ich Mittelstufen beider. H. G ii tk e. . iii i i.,i. _ Die ~,Sullithsotlian Institution ~ in Washington. Unter den Anstalten zur Verbreitung und Bef0rderung derWissen- schaften und Ktinste in den Vereinigten Staaten wird die ,Smithsonian Institution" gewiss bald den ersten Rang einnehmen; denn schon jetzt, wo die Einrichtungen noch nicht alle vollendet sind, hat sie eine wis- senschaftliche Bedeutung erlangt, welche zu den schtinsten Hoffnungen fiir die Zukunft berechtigt. Der Grtinder dieser Anstalt, Smithson, nach dem sie auch genannt ist, war ein Engliinder und nattirlicher Sohn des Herzogs yon Northum- berland. Er ist selbst niemals in Amerika gewesen und beabsichtigte ursprtinglich, tier k~niglichen Akademie zu London ein grosses Capital zu vermachen, abel" unter der Bedingung, dass die projectirte Stiftung naeh ihm genannt werden sollte. Dieser Antrag wurde abet yon der Academie geringschatzig abgelehnt; und er vermachte dasselbe Capital den Vereinigten Staaten, oder vielmehr der Stadt Washington, unter: der Bedingung: ,dass daftir eine Anstalt zur Vermehrung aller ntitzlichen Kenntnisse und zur Verbreitung derselben unter allen Menschen be- griindet und erhalten werden sollte." Nach Smithsons Tode machte die englische Regierung Schwierig- keiten, das Capital, eine Summe yon515,169 Dollar oder etwa 750,000 Thaler, attszubezahlen; und die Vereinigten Staaten erhielten es nur nach Beendigung eines langen Processes, welchen sie deswegen mit den Eng- l~indern ftihrten. Als sie das Geld im Jahre 1S46 wirklich erhielten, waren die Interessen zu 242,129 Dollar oder 350,000 Thaler angewachsen, wel- che letztere Summe dazu verwendet wurde, die ntithigen Gebiiude zu errichten. Diese sind jetzt, in einem nicht glticklichen, gemischten Styl, und yon einem dunkelbraunen Sandstein vollendet. Leider kann das Gebiiude

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Page 1: Die „Smithsonian Institution“ in Washington

379

Helgoland, 21. August 1855.

• . . . . Von Mitre Juli bis MitteAugust sind bier wiederum S ...... 10 alte Staaramseln (Pastor roseus) vorgekommen.

In den letzten 3 W ochen hat ein Jiiger S - 1 0 alte Colymbus septentionalis geschossen, mit brauner Kehle, aber ohne Schwanz- federn.

Vor 8 Tagen ist Phalavopus tenuivostris jung, und im Laufe der letzten 14 Tage sind circa 8 Stack Sylvia aquatica gesehen und er- legt worden. S. aq,uatica und cariceti fliessen doch wohl vtillig in einander; wenigstens babe ich Mittelstufen beider. H. G ii tk e.

. i i i i i . , i . _

D i e ~ , S u l l i t h s o t l i a n I n s t i t u t i o n ~ i n W a s h i n g t o n .

Unter den Anstalten zur Verbreitung und Bef0rderung derWissen- schaften und Ktinste in den Vereinigten Staaten wird die ,Smithsonian Institution" gewiss bald den ersten Rang einnehmen; denn schon jetzt, wo die Einrichtungen noch nicht alle vollendet sind, hat sie eine wis- senschaftliche Bedeutung erlangt, welche zu den schtinsten Hoffnungen fiir die Zukunft berechtigt.

Der Grtinder dieser Anstalt, Smithson, nach dem sie auch genannt ist, war ein Engliinder und nattirlicher Sohn des Herzogs yon Northum- berland. Er ist selbst niemals in Amerika gewesen und beabsichtigte ursprtinglich, tier k~niglichen Akademie zu London ein grosses Capital zu vermachen, abel" unter der Bedingung, dass die projectirte Stiftung naeh ihm genannt werden sollte. Dieser Antrag wurde abet yon der Academie geringschatzig abgelehnt; und er vermachte dasselbe Capital den Vereinigten Staaten, oder vielmehr der Stadt Washington, unter: der Bedingung: ,dass daftir eine Anstalt zur Vermehrung aller ntitzlichen Kenntnisse und zur Verbreitung derselben unter allen Menschen be- griindet und erhalten werden sollte."

Nach Smithsons Tode machte die englische Regierung Schwierig- keiten, das Capital, eine Summe yon515,169 Dollar oder etwa 750,000 Thaler, attszubezahlen; und die Vereinigten Staaten erhielten es nur nach Beendigung eines langen Processes, welchen sie deswegen mit den Eng- l~indern ftihrten.

Als sie das Geld im Jahre 1S46 wirklich erhielten, waren die Interessen zu 242,129 Dollar oder 350,000 Thaler angewachsen, wel- che letztere Summe dazu verwendet wurde, die ntithigen Gebiiude zu errichten.

Diese sind jetzt, in einem nicht glticklichen, gemischten Styl, und yon einem dunkelbraunen Sandstein vollendet. Leider kann das Gebiiude

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nicht anders als unglticklich genannt werden. Es scheint, als ob der Baumeister alles Andere eher h~itte ausfiihren wollen, als einen Sitz der Wissenschaft zu schaffen. Man denke sich eine, theils im gothi- schen, theils im byzantinischen, theils in gar keinem Style~ nach dem Plane der mittelalterlichen Burgen, in einer weiten Ebene aufgeftihrte Construction; so hat man ein Bild von Smithsonian Institution. Zu dem unsch~nen, jeden Kunstsinnes baren Gedanken, diese Ritterburg in eine Ebene zu setzen~ kommt noch der un~/ngenehme Contrast mit den an- deren Offentlichen Geb~iuden Washingtons, welche im griechischen Styl meist aus weissem Marmor ausgefiihrt sind.

Das Innere ist auch thst ganz vollendet. In den G~ingen und Hal- len hat man den scht~nen rothen Sandstein weiss angestrichen? Ausser diesen enth~ilt es viele kleine Zimmer, die meistens yon den Professoren und Gehtilfen tier Anstalt als Arbeitszimmer benutzt werden; einen grossen, amphitheatralisch eingerichteten H~rsal; ein Lesezimmer zur freien Benutzung des Publikums, in welchem die meisten wissenschaft- lichen Zeitschriften und andere ,interessante Lecttiren ausgelegt sind; eine Sammlung yon Gem~ilden und anderen Kunstwerken, welche be- sonders, wegen der vielen Fortraits yon Indianern, welche darin aus-

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gestellt sind, interessant ist; eine sehr vollst~indige Sammlung physika- lischer Instrumente; ein Museum und eine Bibliothek. Die Zimmer, in welchen die letztere aufgestellt werden soil, sind jedoch noch nicht vollst~indig" eingerichtet.

Die Bestimmung der Anstalt ist, wie schon vorher erw~ihnt: Kennt- nisse im Allgemeinen zu vermehren und zu verbreiten. Diese Bestim- mung ist nicht auf einzelne Wissenschaften beschr~inkt, sondern soil sich tiber alle Zweige des menschlichen Wissens und der Kunst aus- dehnen.

Der Plan, welchen man, als am besten geeignet fur die Erfiillung des ersten dieser beiden Zwecke, angenommen hat, besteht darin, dass talentvolle M~inner veranlasst werden, Original-Untersuchungen iiber neue Gegenst~inde zu machen: indem passende Belohnungen ftir Abhand- lungen, welche neue Wahrheiten enthalten, ausgesetzt sind, und ein Theil des j~ihrlichen Einkommens der Anstalt far diesen Zweck ver- wendet wird.

Die eingeschickten Abhandhmgen werden einem Commitde gelehr, ter M~inner vorgelegt und nur dann~ wenn diese ein giinstiges Urtheil dartiber abgeben, angenommen und in den Memoiren der Anstalt, welche unter dem Namen ,,Smithsonian contributions to knowlegde ~' heraus- gegeben werden, bekannt gemacht.

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Zur allgemeinsten Verbreitung yon Kenntnissen ist die Presse das am besten geeignete ~ittel; daher werden periodische Nachrichten fiber die Fortschritte der verschiedenen Wissenschaften und Kiinste bekann t gemacht und ausserdem gelegentlich besondere Abhandlungen fiber Ge- genstfinde yon allgemeinem Interesse hcrausgegeben. Diese letzteren werden auch Uebe]'setzungen yon werthvollen, in anderen Sprachen geschriebenen Abhandlungen einschliessen.

Ausserdem sollen Personen yon grosser wissenschaftlicher Bedeu- tung Vorlesungen fiber allgemein interessante Gegenstiinde halten.

Die Regierung der Vereinigten Staaten sieht darauf, dass der von S:nithson in seinem Testamente ausgesprochene Wille vollzogen wird; and der Vorsteher der Anstalt legt ihr jiihrlich Rechenschaft von dem, was gethan ist, ab. Welter abet hat sie keine Verbindung mit der Anstalt. An der Spitze derselben steht Professor Joseph Henry; ausser diesem ist ein Htilfs-Secretfir und Bibliothekar fest angeste]lt; und mehrere Assistenten sind vorzugsweise mit der Vorbereitung des gesammelten Materials ffir die Presse beschfiftigt.

Von dem Vielen, was die Stiftung schon geleistet hat, verdient besonders das grosse System mete0rologischer Beobachtungen~ welches durch sie ins Leben gerufen wurde, hervorgehoben zu werden. Es sind n:,imlich in allen, selbst den entferntesten Theilen yon N'ordamerika Beobachter gewonnen worden, welche tiiglich mehrere Mal alle auf Meteorologie bezfigliche Erscheinungen~ die Temperaturen etc.~ und alle Details ihrer Beobachtungen, yon Zeit zu Zeit der ~,Smithsonian Institu- tion :: mittheilen; bier werden die an verschiedenen Orten gemachten Beobachtungen mit einander verglichen und die Resultate bekannt ge- macht. Aus diesen sind schon sehr interessante Aufschliisse fiber Ge- witter und Stiirme in den Vereinigten Staaten erlangt.

Auch hat die Anstalt in allen Theilen yon Nordamerika Sammler~ welche die botanischen~ zoologischen und geologischen Sammlungen durch ihre Zusendungen schnell vermehren und bereichern.

Gegenwiirtig werden Beobachtungen veranlasst~ welche zur Kennt- niss des ])Iagnetismus der Erde beitragen.

Auf iihnliche Weise wird ftir die Vermehruug aller iibrigen Wis- senschaften und der Ktinste gesorgt.

Die gedruckten Verhandlungen dieser Stiftung werden nicht bloss allen amerikanischen, sondern auch allen europfiischen gelehrten Ge- sellschaften als Geschenk mitg'etheilt, welche der ,Smithsonian Institu- tion ¢~ dieselbe H0fiichkeit erweisen.

Was nun die zoologischen Sammlungen anbetrifft~ so kann ich dar-

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tiber weder etwas Specielles, noch etwas Detaillirtes sagen. Aufgestellt

befinden sich bloss die in Weingeist enthaltenen Fische und Reptilien; ihre Zahl ist ungemein gross und die Sammlung bereits eine der reich- sten, welche existiren. Vogel und Siiug'ethiere sind noch gar keine aufgestellt; aber das in Biilgen vorriithige Material ist ungeheuer. Unter den Siiugethieren befinden sich~ nach Prof. Spencer Bairds Mittheilung, welcher mir die Sammlungen mit grosser Freundlichkeit zeigte, tiber 50 neue Species nordamerikanischer S~iugethiere. Die Zahl der vor-

handenen VOgel soll fiber 20,000 sein. Aber Niemand weiss noch, was in den vielen, yon den verschiedenen Expeditionen eingeschickten Histen steckt, welche zum Theil seit Jahren unausgepackt dastehen.

Den wenigen Angestellten tier Anstalt war es bisher unmiiglicb, etwas dafiir zu thun; diess ist begreifiich und entschuldbar, wenn man sieht,

wie ungeheuer das vorhandene Material ist~ wie viel Zeit und Menschen

es erfordert, um bewfiltigt zu werden. New York, den 13. Juli 1856. Bar. Dr. J. W. v. M ii l le r.

A u e h d e r U £ ~ r l ~ u f e r (Aetilis hypole~ea~ s t t z t z u -

w e i l e n a u f B l | u s n e n , wenn auch gewiss ebenso~ wie manche W a s s e r 1 ii u f e r ( T o t a n u s ) , nur im Friihjahre, wfihrend der N i s t - , L e g e - und B r ii t ez e i t. Ja, ich haffe diess bei ersterem einmal ge- rade unter ganz besonderen Umstfinden beobachtet, welche jetzt, nach-

dem Hr. Forstinspector W i e s e das mehrfache Nisten yon Tot. o c h r o -

p u s auf Biium en nachgewiesen hat, (in N. 18 dieses ,Jburnales ~ v.

J.~ S. 5 ! 4 , ) es mir sehr w a h r s c h e i n li c h machen, dass e r s t e r e r mitunter gleichfalls a u f B ii u m e n n i s t e n miige, und dass es na- mentlich in dem hier gemeinten Falle Statt gefunden haben dtirfte.

Hiitte ich damals yon einer solchen Gewohnheit seiner Verwandten Etwas geahnt: so wiirde es mir wohl gelungen sein~ dahinter zu kommen, ob diess wirklich auch seinerseits der Fall gewesen sein mochte. So aber fiel es mir leider nicht ein, hieran zu denken: obgleich mir das Beneh- men des Vogels bald so auffiel~ dass ich ihn zum Theile schon dess- halb schliesslich, dicht unter dem Baume stehend, mit der Pistole yon demselben herunterschoss.

Ich war n~imlich am rechten Ufer der Oder, nahe bei Breslau, eines Morgens zwar sehr frtih, aber fiir jenen Tag vergebens einer,

dort nicht lange vorher geh0rten S y l v i a ( P s i t h y r o e d u s ) f luv ia t i l i s nach- gegangen, die mittlerweile ihren Standort nach dem jenseitigen Ufer hiniiber verlegt hatte. Da vernahm ich, zwar in der unmittelbarsten

Niihe des Wassers~ aber wo dasselbe tiberall theils von hohem Weiden-