die seifensiederei und parfümindustrie in der türkei

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Beft 10. CHEMISCHE UMSCHAU. 111 Trotzdem in der Turkei an Oelen kein Mangel ist und der Olivenbaum alles, was man von ihm verlangt, hergibt, konnte man doch bisher die Seifensiederei auf eine fabri- kationsmassige Unterlage nicht bringen wegen Mangel an Soda, die ganz aus dem Auslande eingeftihrt werden muss und wegen des Ar- beitermangels, der sich insbesondere wahreud des Krieges noch mehr akzentuiert hat. Aus den einheimischen Salzen Soda zu gewinnen, ist moglich, vorausgesetzt, dass man die Kohle heranschaffen kann, ein Pro- blem, das bisher an den ungeheuren Trans- portfragen gescheitert ist. Wenn einm a1 das Tote Meer an das Bahnnetz Anatoliens an- geschlossen sein wird, so konnte man auf die dortigen Rohstoffe, wie Phosphate und Bitumen, eine gewinnbringende chemische Industrie begrltnden, an die sich die Seifen- erzeugung anschliessen kbnnte. E. W. Boughton (diese Z. 24, 27) untersucht. - Zur Theorie der Sikkativwirkung haben Mackey und Ingle (diese Z. 24, 157), sowie H. In gl e (daselbst) beachtenswerte Beitrage geliefert, doch dtirfte die Auffassung, dass ein Xetall umso wirksamer ist, je mehr Oxydationsstufen es zu bilden vermag, sowie die Glyzerylbleilinoleat-Theorie Ingles kaum haltbar sein. - Interessant ist die von W. Stadlin (diese Z. 21, 97, 111, 140) beob- achtete Bildung eines w a s s e rl6 slic h en Zinksalzes beim Trocknen eines Lithopone- Anstrichs. - Die sekundaren Produkte d e s Tr o c k e n p roz es s e s: Wasser, Ameisen- saure, Essigsaure, Kohlensaure sind im Lino- xyn selbst bis jetzt nicht nachgewiesen wor- den, die hngabe G. Z e rr s (diese Z. 24, 1 lo), dass sie ein Rosten des Eisens unter der Firnisschicht niemals veranlassen konnen, leuchtet daher ohne weiteres ein. Fettr cduktion. Dartiber, wie die katalytische Hydrie- rung bei Gegenwart verschiedener ungesat- tigten Fettsauren, z. B. Oelsaure und Linol- saure verlauft, war bis jetzt wenig bekannt, die Arbeit von Xoore, Richter und van Arsdel (diese Z. 24, 122) tiber selektive F e t t h a r t u n g war daher sehr zu begrtissen. Auch die Aussichten fur die Parftimerie- industrie sind nicht schlecht, da ja Rosen-, Lavendel- und Jasmin6le schon jetzt gewon- nen werden, wenn auch von einem fabrikations- niassigen Betrieb nicht die Rede sein kann. Es 18;sst sich an den Kusten des Marmara- meeres und im ganzen westlichen Anatolien, im Libanon und in verschiedenen Gegenden Syriens die Kultur dieser Pflanzen im Grossen ohne Schwierigkeit bewerkstelligen. Vorbedingung ftir alle diese Pkne, fUr die deutsches Geld herangezogen werden so& ist die Erledigung der Arbeiterfrage, die wiihrend des Krieges eine recht unangenehme Gestalt angenommen hat, da eingezogen wurde, was nur irgendwie fur den Waffendienst ge- eignet war. Nach dem Kriege dlirfte auch die Ent- wicklung der chemischen Industrie in der 1 Ttirkei auf neue Wege gewiesen werden. Auch tiber Stoffe, die gegeniiber dem Nickel als K a t a l y s a t o r g i f t e wirken, bringt die Arbeit Neues. Fettspaltung. Einen betrachtlichen Fortschritt bedeuten die Arbeiten von J. P. Treub (diese 2. 24, 104, 122, 145), er fand den stufenweisen Verlauf der Fettspaltung erneut be- statigt. - Auch die Alkoholyse der Fette geht, wie Ad. Grtin (diese 2. 24, 15) fest- stellte, stufenweise vor sich. - Bei der Spaltung des Rizinusols kann das pri- mar aufgenommene Wasser nach R. 0. Jones (diese Z 24) 134) unter Bildung von Poly- r i c i n o 1 s ii u re n wieder teilweise abgespalten werden. - Einigermassen merkwurdig mutet der Befund von Ad. Beneschovsky (diese Z. 24, 118) an, dass der Grad der fermen- tativen Fettspaltung in Oelkuchen von der Fettmenge unabhangig ist. Theorie der Seifenwirkung. Bus einer Arbeit von Sp. N. Pickering (diese 2. 24, 157) ist als neu zu erwllhnen, dass eine wasserige Seifenlbsung 0 ele, auch Mineralole, in geringer Menge nicht nur emulgieren, sondern direkt 1 S s en soll.

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Page 1: Die Seifensiederei und Parfümindustrie in der Türkei

Beft 10. CHEMISCHE UMSCHAU. 111

Trotzdem in der Turkei an Oelen kein Mangel ist und der Olivenbaum alles, was man von i h m verlangt, hergibt, konnte man doch bisher die Seifensiederei auf eine fabri- kationsmassige Unterlage nicht bringen wegen Mangel an Soda, die ganz aus dem Auslande eingeftihrt werden muss und wegen des Ar- beitermangels, der sich insbesondere wahreud des Krieges noch mehr akzentuiert hat.

Aus den einheimischen Salzen Soda zu gewinnen, ist moglich, vorausgesetzt, dass man die Kohle heranschaffen kann, ein Pro- blem, das bisher an den ungeheuren Trans- portfragen gescheitert ist. Wenn einm a1 das Tote Meer an das Bahnnetz Anatoliens an- geschlossen sein wird, so konnte man auf die dortigen Rohstoffe, wie Phosphate und Bitumen, eine gewinnbringende chemische Industrie begrltnden, an die sich die Seifen- erzeugung anschliessen kbnnte.

E. W. Boughton (diese Z. 24, 27) untersucht. - Zur T h e o r i e d e r S i k k a t i v w i r k u n g haben M a c k e y u n d I n g l e (diese Z. 24, 157), sowie H. I n gl e (daselbst) beachtenswerte Beitrage geliefert, doch dtirfte die Auffassung, dass ein Xetall umso wirksamer ist, je mehr Oxydationsstufen es zu bilden vermag, sowie die Glyzerylbleilinoleat-Theorie Ingles kaum haltbar sein. - Interessant ist die von W. S t a d l i n (diese Z. 21, 97, 111, 140) beob- achtete Bildung eines w a s s e r l 6 s l i c h en Zinksa lzes beim Trocknen eines Lithopone- Anstrichs. - Die s e k u n d a r e n P r o d u k t e d e s T r o c k e n p r o z e s s e s: Wasser, Ameisen- saure, Essigsaure, Kohlensaure sind im Lino- xyn selbst bis jetzt nicht nachgewiesen wor- den, die hngabe G. Z e r r s (diese Z. 24, 1 lo), dass sie ein Rosten des Eisens unter der Firnisschicht niemals veranlassen konnen, leuchtet daher ohne weiteres ein.

Fettr cduktion. Dartiber, wie die ka t a ly t i s che Hydrie-

rung bei Gegenwart verschiedener ungesat- tigten Fettsauren, z. B. Oelsaure und Linol- saure verlauft, war bis jetzt wenig bekannt, die Arbeit von X o o r e , R i c h t e r und v a n A r s d e l (diese Z. 24, 122) tiber s e l e k t i v e F e t t h a r t u n g war daher sehr zu begrtissen.

Auch die Aussichten fur die Parftimerie- industrie sind nicht schlecht, da j a Rosen-, Lavendel- und Jasmin6le schon jetzt gewon- nen werden, wenn auch von einem fabrikations- niassigen Betrieb nicht die Rede sein kann. Es 18;sst sich an den Kusten des Marmara- meeres und i m ganzen westlichen Anatolien, im Libanon und in verschiedenen Gegenden Syriens die Kultur dieser Pflanzen im Grossen ohne Schwierigkeit bewerkstelligen.

Vorbedingung ftir alle diese Pkne, fUr die deutsches Geld herangezogen werden so& ist die Erledigung der Arbeiterfrage, die wiihrend des Krieges eine recht unangenehme Gestalt angenommen hat, da eingezogen wurde, was nur irgendwie fur den Waffendienst ge- eignet war.

Nach dem Kriege dlirfte auch die Ent- wicklung der chemischen Industrie in der

1 Ttirkei auf neue Wege gewiesen werden.

Auch tiber Stoffe, die gegeniiber dem Nickel als K a t a l y s a t o r g i f t e wirken, bringt die Arbeit Neues.

Fettspaltung. Einen betrachtlichen Fortschritt bedeuten

die Arbeiten von J. P. T r e u b (diese 2. 24, 104, 122, 145), er fand den s t u f e n w e i s e n Ver l au f d e r F e t t s p a l t u n g erneut be- statigt. - Auch die Alkoholyse der Fette geht, wie Ad. Grtin (diese 2. 24, 15) fest- stellte, stufenweise vor sich. - Bei der S p a l t u n g d e s R i z i n u s o l s kann das pri- mar aufgenommene Wasser nach R. 0. Jones (diese Z 24) 134) unter Bildung von P o l y - r i c i n o 1 s ii u r e n wieder teilweise abgespalten werden. - Einigermassen merkwurdig mutet der Befund von Ad. Beneschovsky (diese Z. 24, 118) an, dass der Grad der fermen- t a t i v e n F e t t s p a l t u n g in Oelkuchen von der Fettmenge unabhangig ist.

Theorie der Seifenwirkung. Bus einer Arbeit von Sp. N. Picke r ing

(diese 2. 24, 157) ist als neu zu erwllhnen, dass eine wasserige Seifenlbsung 0 ele, auch M i n e r a l o l e , in geringer Menge nicht nur emulgieren, sondern direkt 1 S s en soll.