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Die Historiendramen Schillers Thematisches Proseminar Dr. Karl Solibakke SS 2005

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Die Historiendramen Schillers. Thematisches Proseminar Dr. Karl Solibakke SS 2005. Semesterplan. 13.04.2005Einleitung 20.04.2005Universalgeschichte/Bühnentheorien 27.04.2005 Don Karlos I – Einleitung 04.05.2005 Don Karlos II – Handlungsebene - PowerPoint PPT Presentation

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Page 1: Die Historiendramen Schillers

Die Historiendramen Schillers

Thematisches Proseminar

Dr. Karl Solibakke

SS 2005

Page 2: Die Historiendramen Schillers

Semesterplan

13.04.2005 Einleitung

20.04.2005 Universalgeschichte/Bühnentheorien

27.04.2005 Don Karlos I – Einleitung

04.05.2005 Don Karlos II – Handlungsebene

11.05.2005 Don Karlos III – Figurenebene

18.05.2005 Wallenstein I – Einleitung

25.05.2005 Wallenstein II – Vorspiel

01.06.2005 Wallenstein III – Schauspiel

08.06.2005 Wallenstein IV – Tragödie

22.06.2005 Wallenstein V – Synthese

29.06.2005 Maria Stuart – Geschichte und Geschichten

06.07.2005 Maria Stuart – Handlungs- bzw. Figurenebene

13.07.2005 Jungfrau – Analyse

20.07.2005 Jungfrau – Historik und Fiktion

Page 3: Die Historiendramen Schillers

Dramenliteratur vor Schiller

Johann Christoph Gottsched (1700-66) klassizistische Regelpoetik Der sterbende Cato (1732)

Johann Elias Schlegel (1719-49) / Christ. Felix Weiße (1726-1804) neben den Wandertruppen gab es den Versuch, ein

deutschsprachiges Nationaltheater zu gründen, das der Verbesserung des geistigen, künstlerischen und moralischen Niveaus „der Deutschen“ dienen sollte Hamburg 1767 / Gotthold Ephraim Lessing (1729-81)

Burgtheater in Wien (ab 1776), das Mannheimer „Nationaltheater“ (1779), das Berliner „Königliche Nationaltheater“ (1786)

Weimar, dessen Hoftheater von 1791 bis 1817 von Goethe und unter Mitwirkung von Schiller geleitet wurde

Page 4: Die Historiendramen Schillers

Prägende Werke der dt. Bühne

Lessing Miß Sara Sampson (1755) Minna von Barnhelm (1767) Emilia Galotti (1772) Nathan der Weise (1779)

Goethe Götz von Berlichingen (1773) Iphigenie auf Tauris (1787), Egmont (1788), Torquato Tasso (1790)

Johann Anton Leisewitz Julius von Tarent (1776)

Jakob Michael Reinhold Lenz Der Hofmeister (1774) Die Soldaten (1776)

Page 5: Die Historiendramen Schillers

Schillers dramatische Bandbreite

Das Schauspiel der Seele – Die Räuber Ein republikanisches Schauspiel – Die

Verschwörung des Fiesko zu Genua Das bürgerliche Trauerspiel – Kabale und Liebe Vom Charakterdrama zur Tragödie – Don Karlos Vom Geschichtsdrama zur Tragödie – die

Wallenstein-Trilogie Die klassische Tragödie – Maria Stuart Eine romantische Tragödie – Die Jungfrau Tragik in Reinform – Die Braut von Messina Das Volksstück – Wilhelm Tell

Page 6: Die Historiendramen Schillers

Schiller als Historiker

poetische Krise nach der Premiere von Don Karlos 1787 führte in Schillers wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Wesen der Geschichte Geschichte des Abfalls der Niederlande 1787/88 Antrittsvorlesung 1789 an der Universität in Jena Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs 1790-1792

seit 1791 Plan des Wallenstein-Stücks (1799 beendet) gleichzeitig betreibt Schiller 1791-93 philosophische

Untersuchungen, die auf einer intensiven Lektüre Kants fußen und die einer Hinwendung zur klassischen Tragödie vorausgehen Über Anmut und Würde Vom Erhabenen Philosophische Briefe Ästhetische Briefe Über naive und sentimentalische Dichtung

Page 7: Die Historiendramen Schillers

Erkenntnisinteressen Schillers

innere und äußere Wahrheit – Erkenntnisse von Kunst und Philosophie vs. die wirklich vorgefallene Geschichte

poetische und wissenschaftliche Wahrheit kreuzen sich Sakralisierung einer Geschichtstheologie, die bis in die

Mitte des 18. Jahrhunderts den Lehren des Augustinus verpflichtet war

Strukturbeobachtungen: Vermittlung zwischen Erfahrung und Spekulation, Leben und Ideal, Inhalt und Form

Maxime der geschichtsphilosophischen Gedanken Schillers – Beförderung der menschlichen Freiheit

Geschichte legitimiert sich durch die Orientierung an Vernunft als Denkform und Kunst als Medium

Weltgeschichte stilisiert zur Erziehung des Menschengeschlechts

Page 8: Die Historiendramen Schillers

Gewährsmänner

Vico – semiotische Kraft des MenschenMontesquieu – StaatstheorieRousseau – Kulturphilosophie Voltaire – Kritiker RousseausGibbon – Geschichte der RömerSchlözer – Universalgeschichte Kant – Vernunft in der Geschichte Herder – Naturhaftigkeit des Menschen

Page 9: Die Historiendramen Schillers

Herder

geht von der Naturhaftigkeit des Menschen aus Überzeugung, daß der Mensch ein Tier ist, das sich

von anderen Tieren durch einen schwächeren Instinkt und ein helleres Bewußtsein unterscheidet – Besonnenheit

Selbsterhaltungstrieb und Kampf mit der Natur zeichnen alle Lebewesen aus, jedoch wird der Mensch zum werkzeugschaffenden Tier, das sich selbst und die Natur umgestaltet und dabei seine Kultur hervorbringt

Naturgeschichte als Kulturgeschichte ist zugleich ein Zustand des Menschen und wird von ihm erzeugt

Page 10: Die Historiendramen Schillers

Zitat aus Schillers Dissertation

Der Drang einer inneren tätigen Natur, verbunden mit der Dürftigkeit der mütterlichen Gegend, lehrte unsere Stammväter kühner denken und erfand ihnen ein Haus . . . Hier wiederum neue Produkte, neue Gefahren, neue Bedürfnisse, neue Anstrengungen des Geistes. Die Kollision der tierischen Triebe stößt Horden wider Horden, schmiedet das rohe Erz zum Schwert, zeugt Abenteuer, Helden und Despoten. Städte werden befestigt, Staaten errichtet, mit den Staaten entstehen bürgerliche Pflichten und Rechte, Künste, Ziffern, Gesetzbücher, schlaue Priester – und Götter. (V. 303f.)

Page 11: Die Historiendramen Schillers

Kants Ideen zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht

„Naturabsicht“ der Geschichte des Menschengeschlechts ist es, daß der Mensch seine Naturanlage zu Vernunft und Freiheit entfaltet.

die vernünftige Freiheit setzt sich nur im „Antagonismus“ der eigensüchtigen Interessen durch – Zwietracht der Natur

das Festhalten an der Idee der Freiheit ist jedoch die Voraussetzung dafür, daß sie sich in der Geschichte realisiert – Chiliasmus der Philosophie

Page 12: Die Historiendramen Schillers

Allgemeine Ziele des Historienwerks

„doppelte Optik“, was die Merkmale historischer Darstellung anbelangt Quellenkunde auf dem Stand der Forschung Umsetzung in ein evolutionäres Geschichtskonzept

Geschichte als Organon bürgerlicher Emanzipation der Geschichtsschreiber soll Lehrer der Menschheit und

Mitgestalter der historischen Entwicklung sein: Rückverweis auf die nationalpädagogischen und erzählbetonten Prinzipien von Herodot, Thukydides und Plutarch

ausgewogene Relation zwischen Form und Stoff Dialektik von Individuum und Kollektiv in der Bestimmung von

Kultur – Konflikt zwischen der prätendierten Freiheit des Ich und dem notwendigen Gang der Geschichte

Abstand von der Beschäftigung mit der Zeitgeschichte

Page 13: Die Historiendramen Schillers

Frühe dramentheoretische Schriften

Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet (1784) Vorreden und Kommentare zu den Theaterstücken (Vorrede zu

Don Karlos und Briefe über Don Karlos) Goethe-Rezensionen (Egmont, Iphigenie) Diese Schriften Schillers erscheinen am Ende einer langen Debatte

über die moralische (prodesse) und ästhetische (delectare) Legitimation des Theaters in der Aufklärung. Sie fassen die Argumente der Theaterbefürworter zusammen und formulieren so für die deutsche Aufklärung das Schlußwort der „Querelle du théâtre“ (Debatte über das Theater). Lessing, Sulzer und Mercier sind Schillers Quellen Widerlegungen der Kritiken Rousseaus am moralischen Wert

des Theaters als gesellschaftliche Sittenverderberin

Page 14: Die Historiendramen Schillers

Bühnenphilosophische Ziele

Schiller reklamiert für das Theater den Rang einer konstitutiven Institution des Gemeinwesens, vergleichbar mit der Religion und dem Recht

das Theater bildet den gemeinschaftlichen Kanal einer Menschen- und Volksbildung (Frage nach der nationalen Kulturbildung)

Organ der Aufklärung und als solches eine Säule des vernunftgeleiteten Staates gleich res publica

als Schule der Moral (praktische Weisheit), der Politik (Wegweiser durch das bürgerliche Leben) und Psychologie (Schlüssel zu den geheimsten Zugängen der menschlichen Seele) sei das Theater ein offener Spiegel des gesamten menschlichen Lebens

Einheit von Vernunft und Sinnlichkeit: verborgene Ursachen menschlichen Handelns werden aufgedeckt

Page 15: Die Historiendramen Schillers

Nachkantische Tragödientheorie

Schiller verbindet Thesen Kants mit denen Lessings (Hamburgische Dramaturgie) und M. Mendelssohns (Briefe Über die Empfindungen), um eine Definition der Tragödie zu entwickeln: „Die Tragödie wäre demnach dichterische Nachahmung einer zusammenhängenden Reihe von Begebenheiten (einer vollständigen Handlung) welche uns Menschen in einem Zustand des Leidens zeigt, und zur Absicht hat, unser Mitleid zu erregen.“

Frage nach dem „Vergnügen des Mitleids“ Lust des Zuschauers am Leiden entspringt dem „Zustand seiner

vollkommenen Freiheit“ bzw. der „absoluten Selbstthätigkeit“ als Freiheit des Gemüts in seinem sittlichen Handeln

„Darstellung der moralischen Selbständigkeit im Leiden“ – Widerstand gegen das Leiden, der als eine übersinnliche, selbständige moralische Kraft im Menschen gilt

Begriff der poetischen Realität – nur in der fiktiven Welt der Tragödie kann jener Zustand der ideellen Freiheit gezeigt werden

Verteidigung des Vernunftwesens gegen das Sinnenwesen