die ersten anfänge der löthrohranalyse

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898 Fiir die Bibliothek sind ale Gesohenke eingegangen: 708. Prejer, W. Dos genetisohe System der chemischen Elemente. Berlin 1893, 396. L a d e n b u r g , A. Handwcirterbuch der Chemie. Lfrg. 55. (Stereochemie Der Vorsitzende : Der Schriftfiihrer: bis Stickstoff). Breslau 1893. i. V. W. Will. C. Scheibler. Mittheilnngen. 178. John Lsndeuer: Die eraten Anfhge der Liithrohr- snalyse. (Eingegangen am 25. Februar; mitgetheilt in der Sitsung von Hrn. S. GabrieL) Wer das wieder zunehmende Interesse an der Geschichte der Chemie mit Freude begriisst, wird nicht mit Gleichgiiltigkeit von un- richtigen Darstellungen Kenntniss nehmen, welche im Gewande neu erforschter Thatsachen auftreten und dadurch den Eindruck her- vorrufen, als handle es sich um eine Berichtigung iiltererer faischet Anschauungen. Aus diesem Grunde sei von Mittheilungen uber die Anfiinge der Liitbrohranalyse Notitz genommen, welche Hr. A. W. Ross in London in seinem Buche *The blow-pipe in Chemistry and Minera- logyc, fur dessen Uebertragung ins Deutsche Hr. Bernhard Kos- mannl) gesorgt, gemacht hat. Wenn die Probirkunst mit dem Liith- rohr, die Hermann Hopp als die wichtigste Methode der analytischen Cbemie auf trocknem Wege bezeichnete, sich auch uicht mehr der fruheren Beachtung zu erfreuen hat, so wird man iiber ihre Be- deutung in der Geschichte der Chemie keinen Augenblick zweifel- haft sein. Hr. Ross theilt mit (deutsche Ausgabe, S. I), dam Bauf Gruod einer sorgsamen Untersuchung und Vergleichung der verschiedenen einschlagigen Biicher und Papiere auf dem Britischen Museum die Thatsache ausser allem Zweifel steht, dass nicht G u s tav von Enge- striim der Verfasser einer ale Anhang zu dessen englischer Ausgabe von Cronstedt’s aversuch einer Mineralogiec veriiffentlichten Ab- handlung, betitelt Beschreibung und Gebranch eines rnineralogischen Taschenlaboratoriums, ist, sondern dass in Wirklichkeit der schwe- 9 W. A. Ross, Das Lbthrohr in der Chemie und Minerdogie. Deutach von B. Kosmann. Leipdg 1589.

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Page 1: Die ersten Anfänge der Löthrohranalyse

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Fiir die Bibliothek sind ale Gesohenke eingegangen: 708. Prejer, W. Dos genetisohe System der chemischen Elemente. Berlin 1893, 396. L a d e n b u r g , A. Handwcirterbuch der Chemie. Lfrg. 55. (Stereochemie

Der Vorsitzende : Der Schriftfiihrer: bis Stickstoff). Breslau 1893.

i. V. W. W i l l . C. S c h e i b l e r .

Mittheilnngen. 178. John Lsndeuer: Die e r a t e n Anfhge der Liithrohr-

snalyse. (Eingegangen am 25. Februar; mitgetheilt in der Sitsung von Hrn. S. GabrieL)

W e r das wieder zunehmende Interesse an der Geschichte der Chemie mit Freude begriisst, wird nicht mit Gleichgiiltigkeit von un- richtigen Darstellungen Kenntniss nehmen, welche im Gewande neu erforschter Thatsachen auftreten und dadurch den Eindruck her- vorrufen, als handle es sich um eine Berichtigung iiltererer faischet Anschauungen.

Aus diesem Grunde sei von Mittheilungen uber die Anfiinge der Liitbrohranalyse Notitz genommen, welche Hr. A. W . Ross i n London in seinem Buche *The blow-pipe in Chemistry and Minera- logyc, fur dessen Uebertragung ins Deutsche Hr. B e r n h a r d Kos- m a n n l ) gesorgt, gemacht hat. Wenn die Probirkunst mit dem Liith- rohr, die H e r m a n n H o p p als die wichtigste Methode der analytischen Cbemie auf trocknem Wege bezeichnete, sich auch uicht mehr d e r fruheren Beachtung zu erfreuen hat, so wird man iiber ihre Be- deutung in der Geschichte der Chemie keinen Augenblick zweifel- haft sein.

Hr. Ross theilt mit (deutsche Ausgabe, S. I), dam Bauf Gruod einer sorgsamen Untersuchung und Vergleichung der verschiedenen einschlagigen Biicher und Papiere auf dem Britischen Museum die Thatsache ausser allem Zweifel steht, dass nicht G u s t a v v o n E n g e - s t r i i m der Verfasser einer ale Anhang zu dessen englischer Ausgabe von C r o n s t e d t ’ s aversuch einer Mineralogiec veriiffentlichten Ab- handlung, betitelt Beschreibung und Gebranch eines rnineralogischen Taschenlaboratoriums, ist, sondern dass in Wirklichkeit der schwe-

9 W. A. Ross, Das Lbthrohr in der Chemie und Minerdogie. Deutach von B. Kosmann. Leipdg 1589.

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dische Bergmeister von S w a r b dieee Abhandlung verfasst und daes C r o n s t e d t eine nach Dictat angefertigte Abscbrift heimlich an seinen Freund Engestr i im in London geeandt, urn dort iibersetzt und nach v. S w a r b s Tode verijffentlicht zu werden. Dsher kam, nachdem S w a r b 1769 gestorben war, die englische Uebersetzung von Crons ted t ’ e aEssayc mit dem, aus des armen v. S w a r b s unsterb- lichem Lijthrohrwerk bestehenden Anhange unter Engestri jm’s Namen 1770 in London herausc,

Im Zusammenhange hiermit wird auf Seite 80 erwahnt, daes , B e r z e l i u s die Construction eines LBthrohrs C r o n s t e d t zuge- schrieben hat, welches, wie B e r z e l i u s aus dem Archive der Stock- holmer Akademie wusste, 10 Jahre zuvor von Crarper erfunden war und dam B e r z e l i u s , obwohl v. Swarb’s Schriften in der Stock- holmer Akademie rniedergelegtc oder verborgen sind, dennoch dae Bewusstsein besass, zu schreiben oder zuverdrehen: ,Anton v. S w a r b hat nichts iiber diesen Gegenstand verijffentlicht und es ist nicht be- kannt geworden, bis zu welchem Umfange er seine Untersuchungen ausdehnte.. Aber Crons t e d t war ein schwedischer Edelmann, dessen Familie zu ehren B e r z e l i u s eine Freude war und v. S w a r b nur ein gewiihnlicher Bergmann und Edelmenn von Naturc.

Da ich beim Erscheinen des genannten Werkes f i r eine neue Ausgabe meines LSthrohrbuches einige geschichtliche Nachforschungen zu machen hatte, hielt ich es f3r erforderlich, die sehr bestimmt gt+ machten Angaben des Hrn. R o s s auf ihre Richtigkeit zu priifen.

Ich wandte mich zunachst an das Britische Museum mit der Anfrage, ob sich in dessen reicher Bibliothek Manuscripte vorfinden, auf welche Ross seine Ansicht stiitzen konne. Der Verwalter der Handschriften und Bibliothekar Hr. E d w a r d Sco t t hatte die Giite mir indessen mitzutheilen, dass sich von An ton S w a b (nicht S w a r b ) lediglich ein Bericht iiber die Minen yon Afwesta vom Jahre 1733 vorfindet und keinerlei Briefwechsel zwischen C r o n s t e d t und Engestr i jm vorhanden ist.

Ich bat darauf die Kijnigl. Akademie der Wissenschaften zu Stock- holm, im Archiv und in der Bibliothek nach niedergelegten oder ver- borgenen Papieren v. S w a r b ’ s zu forschen nnd mir ihre Unter- stiitzung zur Feststellung des geschichtlichen Thatbestandes zu leihen. Die Kiinigl. Akademie hatte die Gewogenheit , meinem Ansuchen Folge zu geben und die Herren Baron v. N o r d e n k i o l d und L. F. N i l s o n mit den niithigen Erhebungen zu betrauen. Nachdem Ersterer mir schon vor lHngerer Zeit mitgetheilt hatte, dass die Angaben des Hm. Ross voll der ernstesten Irrthiimer seien, erhielt ich im October v. J. von Hrn. N i l son einen ausfiihrlichen Bericht iiber seine erschiipfenden Nachforschungen. Indem ich denselben der nach-

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folgenden Darstellung zu Grunde lege, spreche ich zuviirderst Allen, welche meine Arbeit zu fijrdern die G a t e hatten, auch an dieser Stelle den verbindlichsten Dank aus.

Wiihrend jetzt durch Ross zum ersten Ma1 angezweifelt wird, daes v. E n g e s t r o m der Verfasser des altesten Leidfadens der Lijth- robranalyse ist, hat Ungewissheit iiber die Verfasserschaft des PVer- suches einer Mineralogieg ( FSrsok till Mineralogie, eller Mineral- Rikets Upstallning, Stockholm 1758) gleich beim Erscheinen ge- herrscht. C r o n s t e d t , der Verfasser, ein Mann von dem B e r z e l i u s sagt, dass er sich durch seinen Scharfsinn in der Wissenschaft so weit iiber sein Zeitalter erhob, dass e r von diesem nicht verstanden wurde, hat das Werk, in welchem er das chemische Mineralsystem begrundete, anonym erscheinen lassen, um sich und Anderen keine Be- schriinkung aufzuerlegen und um grijssere Freiheit zur Abanderung seines Systems zu haben. Diese Anonymitat fiihrte zu mancherlei Vermuthungen iiber den Verfasser. L i nn &I), der wusste, dass A n t o n S w a b das Lothrohr mit Vorliebe benutzte, gab diesen fur den Ver- Fasser aus. Erst durch die von v. E n g e s t r i j m 1770 herausgegebene englische Uebersetzung des Werkes wurde der wirkliche Autor be- kannt.

Eine andere Unsicherheit bestand von Alters her, wer uberhaupt zuerst das Lothrohr zur Priifung von Erzen und Mineralien angewandt hat. In seinem Werke fiber die Anwendung des Lothrohrsa) theilt B e r z e l i u s mit, dass nach B e r g m a n ’ s Angabe A n t o n S w a b dies in1 Jahre 1738 gethan. Diese Anfuhrung ist indessen nicht ganz correct. B e r g m a n 3, schreibt in seiner 1779 zuerst veroffentlichten Abhandlung De Tubo ferruminatorio vielmehr . . . >eurndem primus, ni fallor, adhibuit celebris noster metallurgus A n d r e a s a S w a b , Collegii Met. Consiliarus idque circa annum 1738a. Er behalt sich also einen Irrthum vor, nennt nicht A n t o n , sondern A n d r e a s v o n S w a b , und schreibt nicht Dim Jahrecc, sondern Bum das J a h r 1 7 3 8 ~ . Diese Angabe hat von vornherein nicht den Stempel der Genauig- keit an sich getragen, und Zeitgenassen machten schon darauf auf- nlerksam, dass nicht A n d r e a s v o n S w a b , der 1731 gestorben war, sondern sein Halbbruder A n t o n v o n S w a b gemeint sei, den jetzt R o s s fiir den Verfasser der E n g e s t r o m ’ s c h e n Anleitung ausgiebt. Wenn Hr. Ross mittheilt, dass A n t o n v o n S w a b 1769 gestorben ist und nur ein gewohnlicher Bergmann war , so beruht dies auf einem Irr- thum. Er starb schon am 2&. Januar 1768 und war wegen seiner grossen

1) LinnB, Syst. Nat. T. 111. Holm. 1768, Vorrede S. 1. 2) Berze l ius , Anwendung des Ltithrohres. Stockholm 1S20, deutsch

31 Berg ni a n , Opuscula physica et chemica. Voll. 11, pag. 455. YOU Heinrich Rose. Nuruberg 1521.

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Verdienste u m die schwedische Rergwerkswissenschaft 1742 von der Akademie der Wissenschaften in Stockholm, 1750 von der Societkit der Wissenschaften in Upsala zum Mitglied gewiihlt , im gleichen Jahre fiir den an der Universitiit zu Upsala neu eingerichteten Lehr- stuhl fiir Chemie in Vorschlag gebracht und 1751 in den Adelstand erhoben worden. Einer seiner Biographen sagt von ihm: ,In der Geschichte des schwedischen Bergwesens bleibt A n t o n v o n S w a b auf immer ein gllinzender Namene. Be rze l iu s l ) ehrt ihn rnit folgenden Worten: An ton S w a b , schwedischer Bergrath, der fiir seine Zeit ausgezeichnete Kenntnisse besass und dem die Bergwerks- wissenschaft vie1 verdsnkt.

Was B e r z e l i u s mit der von Ross angegriffenen Wendung: > S w a b hat nichts Sebriftliches dariiber (d. h. iiber die ersten Ver- suche, Eree und Mineralien mit dem Lathrohr zu priifen) bekannt ge- macht, man weiss also nicht, wie weit sich seine Cntersuchungen er- strecktenc, hat ausdriicken wollen, ist nicht ohne Weiteres klar. Es ist kaum anzunehmen, dass er damit hat sagen wollen, S w a b hat iiber Lothrobrversuche nichts veroffentlicht. An t o n v. S w a b hat 8 Abhandlungen, wslche in P o g g e n d o r ff’s biogr.-litter. Handworter- buch richtig verzeichnet sind, in den Abhandlungen der Stockholmer Akademie erscheinen lassen. B e r z e 1 i u s konnte die obigen Worte unmoglich schreiben, ohne nach Arbeiten Swab’s gesucht zu haben. That er dies, so konnte er in den mit Autoren- und Sachregister ver- sehenen Abhandlungen der Akademie zu Stockholm - dem vor- nehmsten Organ der Naturforscher seines Vaterlandes - die Arbeiten Swab’s nicht iibersehen. Aber die leteten Zweifel dieser Art miissen schwinden, wenn man bedenkt, dass in dem Cronstedt’schen Ver- such einer Mineralogie die auf Mineralien beziiglichen Arbeiten Swab’s mit Quellenangabe angefiihrt sind.

Nan darf deshalb Berzel ius’ Worte wohl dahin interpretiren, dass S w a b iiber die Art, wie man Mineralien und Erze mit dem Lothrohr untersucht und iiber den Urnfang seiner Versuche nichts ver- offentlicht hat. Ein solcher Aussprucb war durchaus begrtindet. Hatte S w a b wirklich eiue neue Untersuchungsart f i r Erze und Mine- ralien entdeckt, so musste es auffallen, dass er seine Methode rnit keinem Worte beschreibt. BIch versuchte ein kleines Stiickchen von diesem Kiirper rnit dern Lothrohrchen auf Kohle. Es schmolz leicht, blieb lange auf dern Feuer fliissig . . .a - diese Worte sind die erste auffindbare Aufzeichnung Swab’s iiber Lothrohrversuche. Sie tinden sich in der 1748 veroffentlichten Abhandlung iiber einen gediegenen SpieswglanzkGnig. Aber auch in einer nocb urn 2 Jahre alteren Ab-

1) Berze l ius , a. a. O., S. 1.

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handlung S w e n Rinman’s’) werden L6throhrversuche wie etwas Aflbekanntes erwahnt.

W e i g e l (1718-1831) schwed. Archiater und seit 1795 Pro- fessor der Botanik und Chemie an der Universitat Greifswald, der in dem 9Versuch einer Geschichte des Blaserohrs und seiner Anwen- dungene a) die Entwicklung der Lijthrohranalyse mit grossem Eifer etudirt hat, erwahnt ausser R i n m a n auch noch K u n k e l , C r a m e r und Z i m m e r m a n n als Vorganger S w a b ’ s im Gebrauche des Loth- rohrs und da des Ersteu Ars vitraria (1679) und des Zweiten Elementa artis docimasticae (1 739) sonder Zweifet bei den erfahrenen schwedi- scben Forschern Eingang gefunden haben, SO ist es Ieicht erklarlich, dass diese Anwendung des Lothrohres nicht ala etwas ganz Neues bin- atellten.

Weun man trotedem Schweden als die Heimath der Lijthrohr- analyse betrachtet, so griindet sich dies auf die Ausdehnung, welche man dieser Untersuchungsmethode dort zuerst gegeben hat.

Vor C r o n s t e d t haben ohne Zweifel schon S w a b u n d R i n m a n das Lothrohr gehandbabt, aber dennoch liegt kein Grund vor, Cron- s t e d t die von E n g e s t r o m ihm zuerkannten Verdienste zu schmalern. Letzterer scbreibt in seinem 1770 veroffentlichten Werke )Description 6f a Mineralogical Pocket-Laboratoryc : The blow-pipe is in common use among jewellers, goldsmiths, glass-blowers &c., and hae even been used a little by the chemists and mineralogists; but, to the best af my knowledge, Mr. C r o n s t e d t is the first, who made such an im- provenlent in ite use as to employ it in examining all mineral bodies. This gentleman invented some other apparatus, necessary in making the experiments, to go with the blow-pipe, which all together make a neat little case, that, for its facility of being carried in the pocket, particularly on travels, might be called a Pocket-Laboratory; and as neither the Pocket-Laboratory nor even the extensive use of the blow- pipe is yet generally known, I think it will not be altogether useless, to give a description of it.

Auch versichert E n g e s r r i j m 3 ) , dass S w a b selbst C r o n s t e d t die E h r e der BErfindung des allgemeinen Gebrauches des Lothrohres bei der Untersuchung der Mineralienc zugestanden hat.

Wenn Hr. Ross G u s t a v v. E n g e s t r o m einen anglisirten, in London wohnenden Scbweden nennt, der, wiewohl nur ein Liebhaber,

Die8 kann such keineewegs iiberraschen.

1) Abhandl. der Stockh. Akademie 8 (1746), 181. 9, Beitrage zu den chem. Annalen von L o r e n z C r e l l 4 (1790), 262,

3) Tal om vissa svirigheter och andra omstzodigheter, som miita vid utof- nedlfgg. d.

393; 5 (1794), 6, 192.

vandet af Chemien, hddet for Kongl. Vet. Acad. vid Praeaid. 6. Nov. 1752. Stockholm 17S2. S. 16-17.

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deiinoch ein Mann von grosser Qewandtheit und anaehnlichem Einfluss war , so ist auch diese Charakteristik nicht zntreffead. Auf einer Studienreise durch England, Preussen und Holland begriffen, hielt sich E n g e s t r o m in England nur zeitweilig auf. Er war fiir seine Zeit ein hervorragender Chemiker und Mineraloge, erhielt eine Berufung aach Russland, lehnte diese aber ab, um in Schweden zu bleiben. wo er Miinzwardein, dann Mitglied des Bergcollegiums und spater Berg- ratb war. Die Akademie der Wiesenschaften zu Stockholm erwtihlte ihn 1770 zum Mitglied.

Dass zwei so hervorragende Manner wie E n g e s t r i i m nod C r o n - a t e d t zusammen conspirirt haben sollen, um Rich auf Kosten S w a b ’ s d e n Ruhm eines anspruchslosen Leitfadens iiber das Lothrohr zu ver- echaffen, ist a priori schwer zu glauben. Jeder Zweifel, dass es doch so hatte seiii konnen, schwindet aber, wenn man erfahrt, dass LinnB’s (9. 0.) vertrautester Freund B i i c k , Archiater und Prases des Col- legium medicum, ein Mann, d’er mit sammtlichen zeitgeniissischen Naturforschern Schwedens im intimsten und lebhaftesten Verkehr a tmd, das E n g e s t r om’sche Buch ins Schwedische iibersetzte’) und die Angabe, dass C r o n s t e d t der Erste war , welcher den Gebrauch des Liithrohres so weit verbesserte, um damit alle Mineralkiirper zu untersuchen, anstandslos wiedergab. A n d e r s J a h a n R e t z i u e (1742 bis 182 I ) , Professor der Cbemie an der Universitiit Lund, schrieb die Vorrede zur Back’schen Uebersetzung und der oben genannte, niit d e r Geschichte des Liithrohres besonders vertraute W e i g e l iibertrug aie ins Deutschel). 1st es denkbar, dass ein litterari~cher Diebstalil, wie der vnn Ros s angenommene, diesen sachverstandigen Zeitge- nossen von S w a b , C r o n s t e d t und E n g e s t r o m entgangen ist?

Es eriibrigt noch zu erwahnen, dass der von Ross angegebene Name v on S w a r b der wissenschaftlichen Welt Schwedens vollstandig fremd iind dass R o s s ’ Behauptung, jede Aufzeichnung iiber S w a r b ’ s Werk sei in den Archiven der Stockholmer Akademie der Wissen- achaften begraben, vollig aus der Luft gegriffen ist. Wie marl mir mitgetheilt hat , giebt es in der Akademie nichts, was dime Behaup- tung in geringster Weise bestatigen kiinnte.

Die Entbiillungen des Hrn. Ross beschraoken sich indessen nicht auf E n g e s t r o m und C r o n s t e d t , sondern erstrecken sich auch auf B e r g m a n und B e r z e l i u a BEine w a h r e Oescbichte der Lothrnlir-

I) Beskrifning af ett mineralogiskt fivk Iaboratoriurn, och isyunerhet nyttan af blSsr6ret uti mineralogien. Af G u s t a v v o n Enges t rdm. Stockh. 1773.

2, Hrn. Gust. v o n EngestrBm’s Beschreibung eines mineralogischen Taschenlaboratoriums, und insbesondere der Nutzen des Blaserohres in der Mineralogie. Aus dem Schwedischen iibersetzt, mit Anmerkungen von C. E. Weigel. Greifswald 1774,

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Analyse diirfte etliche sehr seltsame Thatsachen in Hinsiaht auf die Gewissenhaftigkeit dieser und anderer sberiihmter Chemikerc zu Tage fiirdern. v. S w a r b , G a h n , H a r k o r t und P l a t t n e r waren die ein- zigen w i r k l i c h u r s p r ti n g 1 i ch e n Schriftsteller iiber Liithrohrkunde (s. 8 i ) a . B e r g m a n und B e r z e l i u s , welche die Nachwelt zu den beriihmtesten Chemikern aller Viilker und Zeiten zahlt und welche sich den Untersuchungen mit dem Lothrohr mit besonderer Vorliebe hingaben, werden ohne Weiteres aus der Liste der urspriinglichen Schriftsteiler iiber Lothrohrkunde gestrichen. Schon oben wurde er- wahnt, dass B e r z e l i u s wider besseres Wissen C r o n s t e d t fiir den Erfinder eines Lothrohres ausgegeben haben soll, das C r a m e r con- struirt hatte. Dabei hat R o s s aber iibersehen - vermuthlich weil beide Constructionen Kugeln zum Auffangen der Feuchtigkeit haben - dass die Formen durchaus nicht identisch sind. Auch die Mittheilung, es seien gewichtige Griinde vorhanden, dass die Lothrohrlampe von B e r z e l i u s nicht seine Erfindung, Bondern die seines Lehrers, dee Assessors G a h n zu Fahlun gewesen, berucksichtigt nicht, dass Ber- z e l i us’) ausdriicklich bervorhebt, G a h n habe, um nichtimmerbesondere Eerzen anfertigen lassen zu miissen, eine Lampe: in welcher Baumot init einem dicken Dochte brannte, eingefuhrt. Diese Lampe wurde von B e r z e l i u s umgestaltet, damit man sie auf Reisen mit sich fiihren konnte. Aber nicht urn solche Kleinigkeiten handelt es sich: sJedem berufenen Forscher, welcher die Mtlsse und Geduld besitzt, die ein- schlagigen Werke im Britischen Museum zu vergleichen, wird es klar werden, dass B e r z e l i u s den ersten Theil des Werkes uber das L6th- rohr, welchen seinen Namen triigt, nur zusammengestellt oder heraus- gegeben hat , da der wirkliche Urheber unzweifelhaft sein Lehrer, Dr. G a h n , gewesen ist. Das Werk wurde 1820 veroffentlicht und G a h n war 1819 gestorhen. Ebenso weiss man jetzt, dass G a h n der wirkliche (und thatsachlich zugestandene) Verfasser des Werkes iiber das Liithrohr war, welches man B e rg m a n zugeschrieben und welches dieser sich angeeignet hat (S. 81)a. Dieser arme G a h n ! Nicht ohne Bewegung wird man lesen, dass e r zweimal um seinen litterarischen R u h m betrogen worden, einmal durch R e r g m a n , das zweite Ma1 durch B e r z e l i u s , der allerdings die Riicksicht gebrauchte, damit bis zum Tode G a h n ’ s zu warten, wie j a auch C r o n s t e d t und E n g e - s t r 6 m ihrer Zeit das Ableben ihres Opfers abgewartet haben sollen.

Vergleichen wir damit, was B e r z e l i u s fiber G a h n sagt”: sIch hatte das Glbck, in den letzten zehn Lebensjahren dieses in so vieler Hinsicht ungewiihnlichen Mannee, seinen vertrauten Umgang zu ge- niessen. E r hat keine Mijhe gespart, nrir Alles POD seinen Erfah-

l) B e r z e l i u s , die Anwendung des LBthrohrs, Nhrnberg 1841, s. 18. 21 Berze l ius , a. a. o., s. 7.

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rungen mitzutheilen, und ich halte es daher fur meine heilige Pflicht, nichts von seinen Arbeiten und Erfahrungen verloren gehen zu lassen. Auf meine wiederholten Bitten schrieb er das Hauptsachlichste Ton dem auf, was im eweiten Theile des Lehrbuches der Chemie iiber das Liithrohr und dessen Anwendung in der Chemie geeagt wordenl), und das ist dae Einzige, was man von ihrn schriftlich dariiber hat.c

An diesem litterarischen Denkmal muss jede Verdiichtigung B e r- z e l i u s ’ zerschellen. Wenn man heute weiss, dass die Grundlage der jetzigen Anwendung des LBthrohres von G a h n a) herriihrt, so ver- dankt man diese Kenntniss hauptsachlich B e r z e l i n s . Wie dieser ferner mittheilt, ist es G a h n niemals eingefallen, die von ihm gefun- denen oder von ihm verbesserten Methoden zu beschreiben, dagegen gab er sich alle mijgliche Miihe, dem, welcher sie kennen zu lernen wiinschte, alles zu zeigen. K o p p 3) theilt mit, dass die Freunde G a h n ’ s , hauptsiichlich B e r g m a n , denen er seine Versuche zeigte, nicht immer gewissenhaft seinen Antheil an den neuen Entdeckungen wahrten. Und an anderer Stelle spricht er die Vermuthung aus, dass Gahn die meisten Versuche in B e r g m a n ’ s Werk angestellt babe, weil des Letzteren Gesundheitszustand nicht erlaubte, sich dauernd solcheir Untersuchungen hinzugeben.

Sollten diese Bemerkungen Hrn. Ross zu der Behauptung gefiihrt haben, dass G a h n und nicht B e r g m a n der wirkliche Verfasser der von ihm herausgegebenen Schrift iiber das Lijthrohr sri, so ist darauf zu bemerken, dass zwischen der einen und anderen Auffaasung ein himmdweiter Unterschied ist. Wenn auch G a h n im Laufe der Zeit die Anwendung des Lijthrohres zu weit griisseren Fortschritten gefiihrt ha t , als B e r g m a n , so war er docb in den Jahren 1760 bis 1770 erst sein Schiiler, dann der Bvertrauteste Oehilfe bei seinen Arbeiten.8 Und wenn selbst G a h n bei vielen von B e r g m a n veriiffentlicbten Untersuchungen die eigentliche Arbeit geleistet haben sollte , so wird

l) Berzel ius , Lirbok i Kemien, andra delen. Stockholm 1812, S. 473. 2) Fast zwei Jahre vor Gahn’s Tode erschien iibrigens in den Annals

of Philosophy, Vol. II, p. 40 (Januar 1818) eine 7 Druckseiten lange Ab- handlung, von welcher eine Uebersetzung in Schweigger’s Journal Bd. XXIX, 1820 erschien: On the blow-pipe: From a treatise on the Blow-Pipe, b r Assessor G a h n , of Fahlun. - Vermuthlich ist dies eine Wiedergabe des fiir das B e r z elius’sche Lehrbuch geschriebenen Aufsatzes. Auch H a u s m a n n hat, wie schon Berze l ius berichtet, in Leonhrrd’s Taschenbuch f. d. ge- sammte Minerdogie 4 (1510) S, 17 die bewuuderungswiirdige Vollkommenheit der Gahn’schen LBthrohrversnche gertihmt. In diesem Aufsatze wird - wie nicht bekannt zu sein scheint - von Hausmann enerst kiinstliche, atw KoLlenstaub und Traganthschleim bereitete Ihhle als Ersatz fiir Holzkohfe empfbhlen.

3, Kopp , Gesch. d. Ch. Bd.11. S. 47

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man doch anne18men miissen, dass ein so schopferischer Oeist und acharf8inniger Cliemiker, wie Berg m a n , dabei nicht stillschweigend cugesehen, sondern dass von ihm Anregung und Unterweisang aus- gegangen ist. Erwiigt man nun weiter, dam G a h n sehr wenig Neigung zu scbriftlichen Aufeeichnungen hatte, B e r g m a n dagegen sehr publi- cationefreudig war, so bedarf es kaum noch eines Hinweises auf deasen Brief an den Erzbischof Uno v. T r o i l l ) vom 22. Juni 1776, worin von der Abfassung einer eigenen Abhandlung uber das Lbthrohr die Rede ist, um alle Zweifel an der Echtheit der Bergmau’schen Autorschaft zu beseitigen.

Im Uebrigeii haben sich in Bezug auf B e r g m a n ’ s Schrift iiber das Lothrohr falsche Vorstellungen verbreitet. Wenn man unter einem n Werkec eine Druckschrift grosseren Umfanges versteht , so paest diese Sezeichnung darauf nicht, denn sie umfasst nur 50 Seiteo. Er- wartet man andrcrseita eine Abhandlung iiber neue Untersuchungen, wie man aus der oben angefiihrten Bemerkung K o p p’s , dass vermuth- lich G a h n die meisten Versuche in B e r g m a n ’ s Werk angestellt hat, schliessen muss, so geht man ebenfalh fehl. Die Schrift ist nicht mehr und nicht weniger ale ein systernatischer Leitfaden der Lothrohrprobir- kunst. Sie sollte, wie schon das als Motto gebrauchte Cicero’sche Wort: BScientia a rebus occultis et a b ipsa natura absconditis a d usum communem cst adducendaa andeutet, dazu dienen, die Lothrohr- analyse zu allgerneinerer Anwendung zu bringen. Ohne Zwrifel ist auch manche neue Reaction darin beschrieben, aber in der Haupt- sache handelt es sich doch um eine Zusammenstellung aller bis dahin gewonnenen Erfahrungen. Es geht dies auch ganz deutlich aus d r r Ein- leitung hervor,in d e r B e r g m a n schreibt: *Dic&e(Andreas vonSwab’s) Erfindung wurde nachher von unseren beriihmtesten Mineralogen voll- kommen gemacht, ich meine hier C r o n s t e d t , R i n m a n , E n g e s t r o m , Q u i s t , O a h n rind Schee1e.c Dass er, wie K o p p mittheilt, G a h n an dieser Stelle als denjenigen genaont, der die Anwendung des Lijth- rohrs zur Priifung von Mineralien besonders verrollkommnet habe, ist nicht ganz zutreffend. O a h n wurde ron den ubrigen Forschern nicht getrennt; sie alle hatten, wie auch B e r g m a n bei friiheren Arbeiten, das Lothrobr vielfaltig angewandt und ihre Resultate sind ohne specielle Anfiihrung der Autoren mitgetheilt. Um dies durch ein Beispiel zu belegen, sei auf 0 36 Magnesium (heute Mangan benanot) hin- grwiesen, wo die Reactionen aus S c h e e l e ’ s beruhmter Abhandlung iiber den Brtrunstein, ohne Hinweis auf dieselbe beschrieben sind. Unter diesem Gesichtspunkte entfiillt vielleicht die Veranlassung zu dem rcrsteckten K o p p schen Vorwurf, dass B e r g m a n sich Gahn’sche A1 beitrn augeeiguet. Noch i n einer audrrrn t-linsicht wage ich yon

*) Weigel a. a. 0.

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uneerem grossen Historiker abeuweichen. K o p p berichtet namlich, dass wir B e r g m a n die erste genauere Unterscheidung der inneren and ausseren Plamme zu verdanken haben. Allerdings nnterscheidet B e r g m a n ’ ) zweierlei Flammen, aber nicht im 9ime unserer heu- tigen Anschauung ale oxydirende und reducirende, soodern ledig- lich nach Maassgebe ihrer Warmeentwicklung. Er schreibt: sWehn die Flamme seitwarts geblasen wird, so macht sie deutlich einen doppelten Schein: einen inneren konisch , blau und wohl zugespitzt, welcher eine sehr starke Warme erregt, der andere auswarts, dunkel, herumirrend und unbestimmt, welcher durch den Umfang der Luft an Phlogiston erschiipft wird und eine vie1 geringere Warme verur- sacht.c Wo B e r g m a n Reductionserscheinungen in Glasfliissen be- echreibt, sind diese durch die Mitwirkung der Kohle beim anhalten- den Schmelzen entstanden. So theilt e r beim Kupfer mit, dass durch anhaltendes Schmelzen mit Borax auf Kohle (kaum im silbernen Liiffel) [!] endlich alle Farbe vergebt. Beim Eisen heisst es: Die Fliisse werden durch dies Metal1 griin, j e mehr aber das Phlogiston fehlt, desto starker dunkelgelb sind sie; beim Nickel: Der Kalk (des Nickels) ertheilt den Fliissen eine Amethystfarbe, welche nahe dem Erkalten gelb wird und durch anhaltendes Feuer vertrieben werden kann. Das besondere Dephlogistisiren (Oxpdiren) von Cllasperlen bewirkte B e r g m a n durch Salpeter. Dass man lediglich mit Hiilfe der von ihrn ausserlich richtig beobachteten ausseren und inneren Flammen Oxydations- und Reductionserscheinungen hervorbringen kanu , war ihm fremd geblieben.

Erst in allerneuester Zeit ist bekannt geworden, wer die prin- cipielle Verschiedenheit der beiden Liithrohrflammen und daaiit die Theorie der Flamme und im weiteren Sinne die Lehre von der Ver- brennuug zuerst richtig erkannt hat,

Am 9. Dezember v. J. hat zur Feier der 150. Wiederkehr von S c h e e l e ’ s Geburtstag und bei Gelegenheit der Enthiillung des ihm in Stockholm errichteten Denkmals die dortige A kademie der Wissen- echaften die Briefe S c h e e l e ’ s 2 ) in einer von N o r d e n s k i o l d beeorgten Ausgabe veriiffentlicht. Im 32. dieser Briefe, welcher, undatirt, an G a h n gerichtet, und nach der Ordnungsfolge in G a h n ’ s Papieren im Herbst 1774 geschrieben ist , wird klar ausgesprochen, dass die innere Flamme mehr Phlogiston enthalt ale die aussere (d. h. die innere Flamme ist reducirend, die &ussere oxydirend). S c h e e l e schloss dies aus Beobachtungen, die E n g e s t r i j m in einer Anmer- kung zu S c h e e l e ’ s Arbeit iiber den Braunstein veriiffentlicht hatte.

1) Bergman, Opwo. phys. et chem. Vol. 11, S. 458. 2) C a r l W i l h e l m Schee le . Bref och Anteckningar, utgifna af A . E.

Nordenskibld. Stockholm 1892.

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E n g e s t r o m hatte gefunden, dass man lediglich mit Hiiife der ver- schiedenen Lothrohrflammen manganhaltige Perlen roth und farblos machen kann, diese Thatsache aber im Banne der Anechauung, daes die Farbe vom Phlogiston kommt, falech gedeutet. Car l W i l h e l m S c h ee l e hat die wahre Ursache mit bewundernswerther Klarheit dargelegt und den experimentellen Beweis fiir seine Annahme er- bracht.

B r a u n s c h w e i g , 12. Februar 1893.

174. J. Wie l ic e nus: Ueber Condensation von Chloral Ketonen; nach Untereuchungen von Th. Kircheisen

Erne t S a t t ler.

mit und

(Eingegangen am 17. MBrz; mitgetheilt in der Sitzung von Hro. W. Will.) Erst durch die Mittheilung von W. K o e n i g s und W a g s t a f f e

im letzten Berichthefte l) werde ich darauf aufmerksam, dass W. K o e n i g s schon im vorigen Jahre angefangeo hat, die Ergebnisse einer Arbeitsreihe iiber die Condensation von Chloral und Butyl- chloral mit Paraldehyd und Ketonen zu veroffentlichen 3). Seit einiger Zeit sind auch in meinem Laboratorium einige dieser Untersuchungen ausgefuhrt worden und sollten im Zusammenhange verijffentlicht werden. Indem ich jetzt vorlaufig auf die Weiterfiihrung der Reaction verzichte, kann ich es im Interesse zweier meiner Schiiler nicht unterlassen, den Inhalt ihrer vorlaufig abgeschlossenen und in ihren Dissertationen (Leipzig 1892) veroffentlichten Arbeiten wenigstens kurz mitzutheilen. Sie betreffen die auch von K o e n ig 8 dargestellten Producte der Ein- wirkung von Chloral auf Aceton und Acetophenon und einige ihrer Derivate, die theilweise von R o e n i g s nicht studirt worden sind.

Die Condensation wurde in beiden Fallen ohne Zusatz besonderer, wasserentziehender Mittel durchgefiihrt. In Folge dessen musste etwas hoher erhitzt werden, als K o e n i g s es that. Die Ausbeute an gesuchtem Producte wurde dadurch allerdings etwas beeintrachdgt und die Reinigung erschwert, indess gelang es, ausser den von K o e - n igs zunachst allein gewonnenen hydratischen Condensationsk6rpern auch die anhydrischen theilweise direct abzuscheiden.

1. C h l o r a l u n d A c e t o n , von T h . K i r c h e i s e n . Vermischt man beide Ingredienzien, so tritt betrachtliche Warme-

entwicklung ein. Die sich darin documentirende Reaction wiirde irn geschlossenen Glasrobr bei 1 0 0 0 - spater bei 150° - mijglichst

1) Diese Berichte 26, 554. 3 Ebends 25, 79'2.