die beziehungen des lymphdruckes zu den erscheinungen der regeneration und des wachstums

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252 Die Beziehungen des Lymphdruckes zu den Erscheinungen der Regeneration und des Wachstums. Von Fr. Reinke, a. o. Professor in Rostock. Hierzu Tafel X_IX und 10 Textfiguren. Inhalt: 1. Erkenntnistheoretisehe Vorbemerkungen. 2. Regeneration des Gehirns. 3. Regeneration der Linse. 4. Regeneration der Leber. 5. Wachstum. 1. Erkenntnistheoretische Vorbemerkungen. Die Gesamtheit der Ursachen einer Naturerscheinung ist unbeschrankt. 1) Bei der Darstellung eines Vorganges sind wir gezwungen, nur einen Tell der verschiedenen Ursachen heran- zuziehen und dieselben als mehr passive Vorbedingungen und als aktive Hauptursachen zu analysieren. Stehen wir einem im Wesentlichen noch unklaren Naturereignis gegentiber, so wird es eine Hauptaufgabe sein, den Komplex tier Totalursache so in Faktoren zu zerlegen, dass wir iibersehen kSnnen, durch welche Komponenten die Art, tier Oft, die Zeit, die Kraft, der Umfang und die Richtung des Geschehens bewirkt wird. Die in den meisten Fallen durch das Experiment erlangte Erweiterung unserer Erkenntnis des ursachlichen Zusammenhanges wird es naturgemass mit sich bringen, dass einerseits das, was wir vordem fiir eine primate und ausschlaggebende Ursache gehalten haben, als mehr oder weniger unwesentliche u bedingung an zweite oder dritte Stelle riickt und unser Interesse in erhShtem Mat~e auf bisher vielleicht ftir mehr nebensachlich angesehene Vorgange gelenkt wird. Ferner lasst sich oft eine Ursache, die wir fttr einfach gehalten haben, in mehrere Komponenten von ungleicher Wichtig- ~) $. R e i n k e : Die Welt als That. Berlin 1899. Kapitel 5, Kausalit~t. -- Fr. Rein k e : Grundzfige der allgemeinen Anatomie, Wiesbaden 1901, SeRe 9. -- W. R o u x, Vortr~ge und Aufs~tze fiber Entwicklungsmechanik "der Organismen. Leipzig 1905. Heft I, SeRe 14.

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Page 1: Die Beziehungen des Lymphdruckes zu den Erscheinungen der Regeneration und des Wachstums

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Die Beziehungen des Lymphdruckes zu den Erscheinungen der

Regeneration und des Wachstums. Von Fr. Reinke,

a. o. Professor in Rostock.

Hierzu Tafel X_IX und 10 Textfiguren.

Inha l t : 1. E r k e n n t n i s t h e o r e t i s e h e Vorbemerkungen . 2. R e g e n e r a t i o n des Gehirns. 3. R e g e n e r a t i o n der Linse. 4. R e g e n e r a t i o n der Leber . 5. Wachs tum.

1. E r k e n n t n i s t h e o r e t i s c h e V o r b e m e r k u n g e n .

Die Gesamtheit der Ursachen einer Naturerscheinung ist unbeschrankt. 1) Bei der Darstellung eines Vorganges sind wir gezwungen, nur einen Tell der verschiedenen Ursachen heran- zuziehen und dieselben als mehr passive Vorbedingungen und als aktive Hauptursachen zu analysieren. Stehen wir einem im Wesentlichen noch unklaren Naturereignis gegentiber, so wird es eine Hauptaufgabe sein, den Komplex tier Totalursache so in Faktoren zu zerlegen, dass wir iibersehen kSnnen, durch welche Komponenten die Art, tier Oft, die Zeit, die Kraft, der Umfang und die Richtung des Geschehens bewirkt wird.

Die in den meisten Fallen durch das Experiment erlangte Erweiterung unserer Erkenntnis des ursachlichen Zusammenhanges wird es naturgemass mit sich bringen, dass einerseits das, was wir vordem fiir eine primate und ausschlaggebende Ursache gehalten haben, als mehr oder weniger unwesentliche u bedingung an zweite oder dritte Stelle riickt und unser Interesse in erhShtem Mat~e auf bisher vielleicht ftir mehr nebensachlich angesehene Vorgange gelenkt wird.

Ferner lasst sich oft eine Ursache, die wir fttr einfach gehalten haben, in mehrere Komponenten von ungleicher Wichtig-

~) $. R e i n k e : Die Welt als That. Berlin 1899. Kapitel 5, Kausalit~t. - - Fr. Rein k e : Grundzfige der allgemeinen Anatomie, Wiesbaden 1901, SeRe 9. -- W. R o u x, Vortr~ge und Aufs~tze fiber Entwicklungsmechanik "der Organismen. Leipzig 1905. Heft I, SeRe 14.

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keit zerlegen, wodurch ebenfalls unsere Anschauungweise geandert werden kann

Dabei liegt es auf der Hand, dass gar nicht selten das subjektive Moment bei der Bewertung der einzelnen Faktoren eine gr0ssere Rolle spielt als es im Interesse einer objektiven Naturforschung erwtinscht sein dtirfte. Dies ist eine der schwachen Seiten jeder kausalen Forschung. So wird in manchen Fragen der jeweilige Schulstandpunkt, der pers5nliche Geschmack, ja die augenblicklich tonangebende Mode eine nicht zu unterschatzende Rolle spielen. Bedenklich kann aber die Sache wohl nur dann werden, wenn ein einflussreicher Forscher in souveraner Weise seiner subjektiven Anschauung Geltung zu verschaffen sucht. Bei dem jetzigen Betriebe unserer Wissenschaft ist diese Gefahr kaum erheblich. Bekanntlich hat man deshalb geraten, die wissenschaftliche Untersuchung auf eine mSglichst genaue Besc h r e i b u n g zu beschranken. Ein Verzichten auf die Analyse des Kausalnexus wtirde aber gleichbedeutend mit der A u f g a b e e i n e r v o r z f i g l i c h e n U n t e r s u c h u n g s m e t h o d e sein. Hat doch gerade dieses analytische Verfahren viele neue Seiten des Geschehens aufgedeckt und dadurch eine genauere Beschreibungs- m6glichkeit geliefert.

Ftir meine vorliegenden speziellen Untersuchungen erscheint es angebracht, auf folgende Verhaltnisse kurz einzugehen. ,,Gleiche Ursachen haben gleiche Wirkungen." Dieser Satz gilt nur, wenn unter ,gleichen Ursachen" die G e s a m t s u m m ea l l e r wesentlichen Faktoren verstanden wird. Auch gilt nicht die U m k e h r des Satzes, denn gleiche Wirkungen k(innen durch sehr verschiedene Ursachen hervorgerufen werden. Ich glaube, dass dieser Satz manche Irrtiimer veranlasst hat.

Jede biologische Erscheinung hat zur Voraussetzung eine aus zahlreichen Faktoren bestehende Gesamtursache, welche wirkt, und ein Substrat, an dem sich die Wirkung abspielt.

Dieses Substrat ist seinerseits wiederum bedingt durch eine grosse Menge einzelner Ursachen. Nur ftir den Fall, dass die wesentlichsten Ursachen beider Gruppen gleichwertig sind, wird die Wirkung auch gleich sein. Andererseits ist die Wirkung in erster Linie yon der Ursachsgruppe des Substrats abhangig; denn es kann die erstgenannte Ursachsgruppe sich lindern und doch dieselbe Wirkung erzielt werden, wenn nur die zweite

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Ursachsgruppe unverandert bleibt. Aber auch die zweite Gruppe kann in einzelnen Gliedern durch andere Ursachen ersetzt werden.

Zweckmassig stellt man sich die beiden Ursachsgruppen unter dem Bilde z w e i e r k o n v e r g i e r e n d e r R e i h e n vor, in deren T r e f f p u n k t das bewirkte Ereignis liegt. Dieser Treffpunkt ist ftir die kausale Forschung yon hervorragender Bedeutung. Beide ,Systemreihen", wie man sich ausdrticken kann, enthalten also eine grosse Zahl yon Gliedern verschiedener Dignitat. Man kann diese beiden Systemreihen als Re i he e r s t e r O r d n u n g und R e i h e z w e i t e r O r d n u n g , oderauch als mehr aktive und mehr passive Systemreihe unterscheiden. Die Systemreihe erster 0rdnung kann durch die Glieder einer anderen Kette ersetzt werden, die Systemreihe zweiter Ordnung muss im Allgemeinen wohl bei Bestand bleiben.

Bei allen biologischen Ereignissen wh'd anch die Systemreihe zweiter Ordnung gewisse, wean auch oft geringe Ver~inderungen zeigen; man denke nur an die individuellen Schwankungen, so wird gerade hier streng genommen der Satz: ,,gleiche Ursachen haben gleiche Wirkungen" mancherlei Einschriinkung erfahren.

Suchen wir das Gesagte durch ein Beispiel zu erlautern: Ein Jager erlegt einen weiblichen Vogel, der Junge im Nest hat. Infolgedessen verhungern die jungen VOgel.

huch hier lasst sich die Gesamtursache in zwei konver- gierende Systemreihen zerlegen. Der Schnittpunkt beider ist das Einschlagen der Kugel in den Vogel.

Zur Systemreihe erster Ordnung wtirden gehi~ren: die Konstruktion der Btichse, die Spannkraft des Pulvers, der zur rechten Zeit und am richtigen Ort erfolgende Fingerdruck des Jagers, die Flugbahn der Kugel usw. Zur Systemreihe zweiter Ordnung: der Ort des Vogels, seine Bewegungen, die Dichtigkeit seines Gefieders, der Tod des Vogels, die Verlassenheit und Unflthigkeit der jungen VOgel sich selbst zu erni~hren, ihr endlicher Hunger- tod usw. An Stelle der ersten Systemreihe k(innen wir, ohne dass das Endresultat verandert wird, etwas ganz anderes setzen, z. B. k0nnte ein Raubvogel den Vogel t0ten. Aber auch in der zweiten Reihe kOnnen Ursachen auftreten, die das Resulta: andern, z. B. kOnnte der tiberlebende mannliche Vogel die Brut ftittern. Diese neue Ursachengruppe stellt eine ,Seitenreihe" der Systemreihe zweiter Ordnung dar. Solche Seitenreihen treten

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unter biologischen VerhMtnissen haufig auf. Es ist eine wichtige Aufgabe, derartige Seitenreihen aufzudecken und ihren Schnitt- punkt mit der Systemreihe zweiter Ordnung festzustellen. Man sieht also, der so oft zitierte Satz ~gleiche Ursachen haben gleiche Wirkungen" passt auf die VerhMtnisse im Leben keines- wegs immer. Wenn das aber schon der Fall ist in einem Kausalnexus, den wir ~ibersehen kOnnen, wie viel mehr wird es tier Fall sein in der Biologie, wo wir die einzelnen Glieder der kausalen Reihen nicht fibersehen kSnnen und wo die Bewertung der einzelnen Faktoren so h~ufig der subjektiven Meinung unter- stellt ist.

Ich habe es ffir richtig gehalten, diese banalen Ver- h~tltnisse des Kausalnexus hier hervorzuheben, weil ich sie f~r die Erklhrung der Regenerations- und Wachstumserscheinungen f~ir recht wichtig halte.

Wir kennen verschiedene Arten der Regeneration. Die Regeneration durch Umordnung und Umdifferenzierung, bei der das ganze Organ oder ein grosser Teil desselben beteiligt ist. Die Regeneration durch Sprossung, wobei im wesentlichen durch Selbstdifferenzierung die dem Defekt benachbarten Teile des KSrpers den verloren gegangenen K0rperteil ersetzen. Manunter- scheidet ferner eine physiologische Regeneration und eine patho- logische oder traumatische Regeneration. t) Bei der letzteren soll die Setzung einer Unterbrechungsflache oder das Fortfallen der physiologischen Nachbarschaft die kausale Ursache der Regeneration sein, indem dadurch die Selbstdifferenzierung der benachbarten Teile hervorgerufen wird.

Fassen wir einmal einen der bekanntesten Falle der Regeneration,. den Wiederersatz der abgeschnittenen Schwanzspitze der Amphibien ins Auge.

Auch hier kommen wieder die beiden konvergierenden Systemreihen in Betracht. Zur Reihe der ersten Ordnung rechne ich die Setzung des Defektes durch den Schnitt, die Reizung der verschiedenen Gewebe, z. B. der iNerven, Blutgefasse usw., die dadurch erzeugte Hyperamie und die yon ihr wiederum abhangige vermehrte Lymphabsonderung.

,) B a r f u r t h : Die Erscheinungen der Regeneration bei Wirbeltier- embryonen, ffena 1903.

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256 Fr. Re inke :

Zur Systemreihe zweiter Ordung geh(irt die Fahigkeit der Epidermiszellen durch Wanderung und Vorschiebung die Unter- brechungsflache provisorisch zu schliessen. Die Fahigkeit der ZeUen des Rtickenmarkes, der Chorda, der Gefasse, Muskeln usw. durch mitotische Teilung sich zu vermehren. Die Fahigkeit der Gewebe (vor allem der Chorda) durch Einwirkung aufeinander die ursprtingliche Form der Schwanzspitze wieder herzustellen usw.

Welches sind nun die wichtigsten kausalen Faktoren beider Reihen, die in erster Linie den Vorgang bedingen? Diese Fragen sind sehr verschieden beantwortet worden. In vSllig objektiver Weise sie zu 15sen, ist jedenfalls sehr schwer, vielleicht unmiiglich. Dies liegt eben in dem subjektiven Moment, das jeder Kausal- erklarung anhaftet. Ich sehe folgende zwei Faktoren jener beiden Kausalreihen als die Hauptursachen an: hus der ersten Reihe die S t e i g e r u n g des L y m p h d r u c k e s . hus tier zweiten Reihe die F a h i g k e i t d e r Z e l l e n auf den erh0hten Lymphdruck d u r c h T e i l u n g zu r e a g i e r e n und ihre S e l b s t - d i f f e r e n z i e r u n g . In diesem speziellen Fall ist noch, wie M o r g a n 1) nachgewiesen hat~ das Wachsen der Stfitzsubstanz, der Chorda notwendig. Sie muss in den anderen Geweben durch mechanische Spannung eine kiinstliche Raumerweiterung geben. Immerhin ist dies aber nur ein sekundares, eine ,Seitenreihe ~ des zweiten Systems bildendes Moment.

Andere sonst fiir besonders wichtig angesehene Faktoren diirften nur bedingte Bedeutung haben. So ist in vielen Fallen die Raumerweiterung notwendige Vorbedingung, aber sie ist allein nicht ausschlaggebend. Es fragt sich tiberhaupt, ob wir dutch den Schnitt d i r e k t auf die Gewebe einwirken k6nnen. Es ware durchaus mOglich, dass wir durch denselben, abgesehen yon einzelnen durchschnittenen Zellen, Nerven und Blutgefassen, stets erst eine Wirkung auf die Gefasse mit ihren ~Nerven hervorrufen, so dass die dadurch bewirkte Lymphdrucksteigerung ihrerseits erst die Gewebe beeinflusst. Dann ware nur die Raumerweiterung als sekundare Vorbedingung des Wachstums direkt durch den Schnitt geschaffen, die eigentliche Hauptwirkung des Schnittes wtirde erst auf dem Umwege durch die Blutgefasse resp. den Lymph- druck auf die Zellgewebe erzielt. Die direkte Wirkung des Schnittes, die Raumerweiterung, schafft aber an den Gelenkenden,

1) T. H. M o r g a n : Archiv f. Entw.-Mech. Bd. 15, 1902.

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am Gehirn, an der Iris keine Regeneration, also kann dieselbe nicht ausschlaggebend sein. (Fiir die nicht medizinisch vor- gebildeten Leser bemerke ich, dass jede Schnittwunde eine ~Entziindung" hervorruft. Der ~Entztindungsprozess ~ besteht ganz allgemein in einer A l t e r a t i o n de r G e f a s s w a n d e und deren F o l g e n (Hyperamie, gesteigerte Lymphabsonderung.) Dieser Prozess kann durch die v e rs e h i e den s t e n Mittel hervorgerufen werden, keineswegs nur durch Infektion. Es deckt sich also tier landlaufige Begriff der Entztindung nicht mit dem tier Wissenschaft.

S e h o n d e s S a l b e m p f i e h l t es s i c h , den S c h n i t t - p u n k t d e r b e i d e n k a u s a l e n ' H a u p t r e i h e n d o r t h i n zu v e r l e g e n , wo d e r e r h ~ h t e L y m p h d r u c k a u f d i e Z e l l g e w e b e e i n w i r k t .

Es ist ein eigentfimliches Zusammentreffen, dass gerade kiirzlich zwei wichtige ~Ionographiea erschienen sind, die yon ganz verschiedenen Stand- punkten aus auf die Bedeutung der Hyperiimie die Aufmerksamkeit der medizinischen Welt zu lenken suchen und deren Lektiire ftir die Biologen empfehlenswert sein dttrfte.

Vom klinischen Standpunkt aus: August Bier: ttyper~mie als Heil- mittel, zweite Auflage, Leipzig 1905 (namentlich Seite 182 und 211).

Vom pathologischen Standpunkt aus: G. Ricker t : Entwurf einer Relationspathologie. 5ena 1905.

Es kann kein Zweifel sein, dass die Hyper~mie, wie dies auch Ricker t ausdrticklich hervorhebt, nicht direkt, sondern nur dutch die Lymphe auf die Gewebe einwirkt.

Sehen wir uns den Regenerationsvorgang an tier ab- geschnittenen Schwanzspitze der kmphibien noch etwas n~her an, so ist zu beachten, dass die gesetzte Unterbrechungsflache yon den restierenden Epidermiszellen sogleich (in wenigen Stunden) dutch am~boide Bewegung, durch Verschiebung der Zellen tiber die Wandflache, provisorisch abgeschlossen wird. Durch diesen regulatorischen Vorgang wird der Abschluss nattirlich ~iel eher eintreten, als wenn erst der spater erfolgende Eintritt mitotischer Teilung abgewartet wird. Offenbar ist die Natur ~ngstlich bemtiht, den ftir den Gesamterfolg der Regeneration s c h a d li c h e n Einfluss der Unterbrechungsflache zu beseitige n. Wurde zunachst durch die Setzung der Wunde der auf den Gefassen lastende Gegendruck aufgehoben, so wird dieser Gegen- druck durch die provisorische Epidermistiberkleidung ein~ger- maven und bald wieder hergestellt.

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Durch das Anschneiden der Gefasse wird eine Unterbrechung des Blutkreislaufes im Capillar- und Pracapillargebiet und eine Alteration der Gefasswandung erzeugt. Nach vorlaufigem Ver- schluss der kleineren Gefasslumina erfolgt eine Stauungshyperamie, da der Abfluss des Blutes durch die StSrung in den Venen mehr oder weniger gehemmt ist, der arterielle Blutzufluss im Allgemeinen aber bei Bestand bleibt. Diese Hyperamie fiihrt zur Steigerung der Lymphabscheidung und, da der Gegendruck provisorisch durch die Epidermis wieder hergestellt ist, zur E r h S h u n g des L y m p h d r u c k e s . Soweit gehen also die direkten Folgen des Eingriffes der Systemreihe erster Ordnung. Jetzt beginnt die Wirkung der Systemreihe zweiter Ordnung. Die unter dem gesteigerten Lymphdruck stehenden Gewebezellen reagieren in ihrer spezifischen Weise, namlich durch die mitotische -Kern- und Zellteilung, also durch Proliferation und Wachstum. Dieses Wachstum wtirde bei oftener Wunde ein ungeordnetes, unbeschranktes sein, dutch den Epithelverschluss wird ein ein- heitliches Druckgebiet geschaffen, in dessert Bezirk die Gewebs- zellen eingeschrankt werden, sodass ein einheitliches Organ- wachstum stattfinden kann. Dabei wirkt die Ausdehnung des wachsenden Sttitzapparates auf die Muskeln und die anderen Gewebe mechanisch spannend ein, erhalt dadurch offenbar die Funktion der Muskeln und des Bindegewebes, verhindert, dass dieselben zusammenfallen und den Raum beengen. Schneider man namlich nach Abtragung der Schwanzspitze noch ein weiteres Sttick der Chorda heraus, so dass dieselbe nicht mehr his zur Schnittflache reicht, so rundet sich das Schwanzende zwar ab, aber es regeneriert sich keine neue Schwanzspitze. (M o r g a n 1. c.)

Dasselbe sehen wir bei zahlreichen Wachstumsvorg~ngen physiologischer und pathologischer l~atur. Bleibt das Wachstum der Knochen aus irgend einem Grunde zuriick, so wachsen auch die ganzen Glieder nicht. Dasselbe gilt ffir das L~ngswachstum des ganzen K~rpers. Andererseits ruft das exzessive Wachstum des Knochensystems ein starkes Wachstum s~mtlicher Weichteile der Extremit~ten hervor (Riesenwuchs). 1)

Derartige Hemmungen der kausalen Wirkung beruhen oft auf dem st~renden Einfluss einer ~kausalen Nebenreihe ".

Ein Beispiel dafiir liefert die Beobachtung yon dem Ausbleiben der Regeneration nach AuslSsung der Knochen in den Gelenken

1) S a m u e 1: Allgemeine Pathologie. 1879, Seite 499 u. 535.

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ohne Verletzung der Skeletteile (F r ai s s e, W e n d e 1 s t a d t). Ich vermute, es hangt dieses merkwiirdige Verhalten mit der spezifischen Funktion des Gelenkknorpels zusammen. Diese ist auf Druck mit Reibung (Abscheerung) eingestellt (Roux). Die Ausl6sung des distalen Gelenkendes hebt diese Funktion auf. Es ist eine langst bekannte Tatsache, dass der Gelenkknorpel schwindet beim ~Nichtfunktionieren eines Gelenkes z. B. nach Laxation, dass dagegen auch hier diejenigen Knorpelabschnitte sich erhalten, wo noch Knorpel auf Knorpel reibt, wo also noch scheerende Krafte wirken (R e y h e r). ~)

Nach diesen Vorbemerkungen werde ich im Speziellen ver- suchen nachzuweisen, dass tatsachlich die Proliferation yon der Steigerung des Lymphdruckes abhangig ist.

2. Regeneration des Gehirns.

Durch die Arbeiten yon S c h a p e r , ~) R u b i n 3) u. a. ist die Tatsache festgestellt, dass eine Abtragung des Gehirns an Am- phibienlarven, die im iibrigen ausserordentlich regenerationsfahig sind, eine Regeneration des Gehirns unterbleibt. Dies Faktum ist um so merkwtirdiger, da Vol t bei einer Taube ftinf Monate nach Wegnahme beider Grosshirnhemispharen an deren Stelle eine Masse land, die ganz aus doppelt konturierten Nervenfasern mit eingelagerten Ganglien bestand. Ebenso konstatierte D a n i - l e w s k y 4 ) beim Frosch nach Abtragung der Hemispharen des Grosshirns die Regeneration einer cerebralen l~iasse.

Die Regenerationsf,~higkeit des Gehirns ist demnaeh keines- wegs yon der Hand zu weisen. Auch A l f r e d S c h a p e r weist neuerdings in seiner letzten Arbeit ~) darauf hin, dass gerade im Gehirn sich sogenannte Indifferenzzonen, ,,Epithelkeile" als Wachs- tumszonen noch lange erhalten, die gerade an anderen Organen far die Fahigkeit einer Regeneration sprechen.

1) R e.yhe r : D. Zeitschrift f. Chirurgie, 1873, III. p. 180. 2) S c h a p e r : Archiv f. Entw.-Mech., Band 6, 1898. ~) R u b i n : Dissertation, Rostock 1903. Beziehung des Nervensystems

zur Regeneration. ~) D a n i l e w s k y : Yerh. d. X. int. meal. Kongr. Bd. 2, Berlin 1820. 5) A. S c h a p e r u n d C. C o h e n: Uber zellproliferatorische Wachstums-

zentren und deren Beziehungen zur Regeneration und Geschwulstbfldung. Arch. f. Entw.-~ech., Bd. 19, 1905.

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260 F r . R e i n k e :

Ferner sprechen die Erfahrungen der Pathologen z .B. Fr. S a x e r s 1) daf~ir, class das Ventrikel-und Plexusepithel beim Menschen noch Wachstumsfahigkeit behalt. Diese Epithelien sind imstande zu wuchern und Geschwiilste zu bilden.

Die prinzipielle Regenerationsfahigkeit des Medullarrohrs tier Amphibien ist erwiesen durch die vollstandige Regeneration des Riickenmarkes in der abgeschnittenen Schwanzspitze durch F r a i s s e , B a r f u r t h , S g o b b o und Rub in . Speziell B a r - f u r t h 2) beschreibt, class dabei der provisorisch geschlossene Zentralkanal des R~ickenmarks dutch den Druck des Liquor cerebro- spinalis kolbenfSrmig vorgebaucht wird.

Ferner fand R oux nach Einwirkung verdiinnter Bors~ure- 10sung auf junge Froschlarven eine vollstandige Regeneration der Zellen des Medullarrohrs yon den basalen Zellen aug, nachdem vorher ,,Framboisia minor" und Abfall der Epithelzellen im Be- reich tier Medullarplatte stattgefunden hatte.

Auf Grund ausgedehnter Versuche mit Ather an Larven yon Salamandra maculosa kann ieh konstatieren, dass das Gehirn in hohem Ma•e regenerationsfahig ist. Die Larven wurden auf 11/2 Stunden in eine Schale mit J~ther sulfuricus ") enthaltendem Wasser gesetzt. (4 ccm Ather werden mit 100 ccm Leitungswasser griind- lich geschiittelt.) Darauf werden die Larven in reines Leitungs- wasser getan, das sehr h~tufig gewechselt wird, bis kein Ather- geruch mehr wabrnehmbar ist. Dann kommen die Tiere in einen Fisehkasten mit bestandig fliessendem Wasser. Die Wirkung des Athers ist individuel verschieden. Wahrend bei einigen Tieren eine einmalige l~'arkose geni]gt, miissen manche mehrere Tage hintereinander in die vierprozentige ~_therl0sung gelegt werden. In der Narkose h0rt der Kreislauf auf, indem die Pulsation des Herzens zunachst sistiert. Erst nach 5--7 Minuten fangt das Herz wieder an zu schlagen und der Kreislauf stellt sich wieder

1) Fr . S a x e r : Ependymepithel, Gliome und epitheliale Geschwiilste des Centralnervensystems. Zieglers Beitr~ge, Bd. 22, 1902, Seite 276.

2) B a r f u r t h : Zur Regeneration der Gewebe. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 37, 1891. Derselbe : Die Erseheinungen der Regeneration bei Wirbeltier- embryonen. O. H e r t w i g s Handbuch der Entwickelungslehre. Bd. III, 3, 1903.

3) Vergleiche: V a l e n t i n H ~ c k e r : Mitosen im Gefolge amitosen- ~thnlicher Vorg~nge, Anat. Anz., Bck 17, 1900 und W. J o h a n n s e n : Das ~ther-Verfahren beim Friihtreiben der Fliedertreiberei, Jena 1900.

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her. Wichtig ist die gute Erhaltung der Kiemen, die nicht etwa abgebissen sein dfirfen, da sonst die Tiere leicht sterben. Ist die Einwirkung des Athers genfigend gelungen, so kann man die Tiere auf den Rticken oder die Seite legen, ohne dass sich dieselben selbstLtndig bewegen. Manchmal allerdings fiihren sie eine schnellende Bewegung aus, wodurch sie wieder in Bauchlage kommen. Will man st~tndige Riickenlage erzielen, so muss man derartige Tiere noch einmal kurze Zeit atherisieren. Gestorbene Exemplare werden sogleich aus de.m Beh~lter entfernt. Die Tiere befinden sich dauernd im Hungerzustand, da sie nicht imstande sind, bTahrung aufzunehmen. Es ist mir gelungen, yon einigen hundert Exemplaren einige sechzig Tiere l~ngere Zeit am Leben zu erhalten, die allm~hlich getStet wurden. Die zuletzt get~teten batten 152 Tage nach der Einwirkung des Athers gelebt. Alle Larven wurden in Zankerscher Fliissigkeit fixiert, nach grfindlicher Auswaschung mit verdilnntem I-I~malaun durchgefarbt und der Kopf sorgf~tltig in Serienschnitte yon 10 t~ Dicke zerlegt. Von den atherisierten Tieren sind einige auf Tafel XIX Fig. 1--5 photo- graphisch abgebildet.

Etwa um den zehnten Tag - - manchmal etwas friiher, manchmal sp~tter, tritt eine sehr auffallende Ver~tnderung des Ge- hirns ein. Die Lichtung des Medullarrohrs erweitert sich und buchtet sich rundlich aus. Schon gebildete Faltungen der Wand verstreichen, diese wird durch Dehnung diinner. An manchen Stellen werden Zellkomplexe abgelOst und vielfach gehen ZeUen unter. Andererseits treten aber jetzt und spater mitotische Teilungen in grSsseren Mengen auf. Diese Zellteilungen finden sich der gr~sseren Menge nach an der freien Oberflache, manchmal aber auch in den tieferen Schichten der Wandung. Auffallend ist, dass sowohl die Abstossung yon Zellkomplexen wie die Er- scheinung der mitotischen Teilungen an symmetrisch einander gegeniiberliegenden Abschnitten der Rohrwandung auftritt. Im Ganzen finden sich aber die Zellteilungen diffus fiber die gesamte Innenfl~che der Wandung verbreitet. Manchmal werden auch Zellkomplexe mit mitotischen Teilungen in die Lichtung abge- stossen. Die mitotische Teilung geschieht fast stiirmisch, etwa bis zum 80. Tage. Allm~hlich sistiert dieselbe dann vollstandig, indem zugleich der Uberdruck des Liquor und die Dilatation des Rohres abnimmt. Das Endresultat ist ein recht verschiedenes.

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Entweder es stellt sich in allen Teilen des Gehirns eine v o l l s t a n d i g e R e g e n e r a t i o n her, sodass weder anatomisck noch physiologisch die Tiere sich yon den normalen u larven unterscheiden. Oder es tritt nur eine teilweise Regeneration ein, namentlich im Gebiet des Vor- und Mittelhirns, sowie des Rtickenmarks, w~thrend im Nachhirn, speziell am Boden des IV. Ven- trikels starke Veranderungen (Verdtinnung und Vernichtung des Epithels) bei Bestand bleiben. Oder aber, es kommt zu einer Uberproduktion einzelner Teile, vor allem des Vor- und Mittel- hirns. Da es mir an dieser Stelle in erster Linie auf die allge- mein prinzipiellen VerhMtnisse ankommt, so werde ich diese Vor- g~nge an der Hand zahlreicher Abbildungen an anderer Stelle genauer beschreiben. Hier gebe ich nur als Textfiguren einige, wie ich glaube, recht instruktive Abbildungen jtingerer und Mterer Stadien, die zusammen mit den normalen Vergleichstieren mit dem Zeichenapparat bei einer VergrSsserung yon 45 entworfen sind. In Fig. 1 und Fig. 2 sind normale Durchschnitte des Vorder- und Mittelhirns abgebildet. Fig. 3 und Fig. 4 sind dementsprechende Durchschnitte, die die durch den Druck des Liquor cerebri ge- schaffenen VerLtnderungen erkennen lassen. In Fig. 3 und Fig. 4 ist der Binnenraum stark erweitert. Die Wandung ist durch die Spannung gedehnt und erscheint namentlich in der kernhaltigen Zone verschm~tlert. In Fig 4 sind an zwei symmetrischen seit- lichen Partien die Zellen fast ganz zu Grunde gegangen. St~trkere Vergr0sserung zeigt sowohl in Fig. 3 wie Fig. 4 zahlreiche Mi- tosen, die hier bei der schwachen VergrSsserung nicht wieder- gegeben sind. In Fig. 3 erscheint der Plexus chorioideus merklich verhndert. Das Epithel ist verdickt und teilweise mit der Wan- dung des u vcrwachsen. Offenbar hat der Plexus durch die Einwirkung des )~thers eine bleibende Sch~tdigung erfahrem Die genaue Beschreibung dieser Verhhltnisse werde ich an anderer Stelle geben.

Alle diese Veranderungen k 0 n n e n vollst~indig zuriickgehen, u n d e s kann durch Regeneration ein vSllig normales Gehirn ge- bildet werden.

Ganz anders liegt der Fall, der in Fig. 5 und 6 dargestellt ist. Es stammen diese Durchschnitte yon einem Tier, das nach 90 Tagen getStet wurde. Dasselbe ist auf Tafel XIX, Fig. 2 photographiert. Es ist entschieden atrophisch geworden, weil e~

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Die Beziehungen des Lymphdruekes etc. 263

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Fig. 1. Q u e r s c h n i t t des G e h i r n s e i n e r n o r m a l e n S a l a m a n d e r - l a r v e . C a u d a l e r T e i l d e s V o r d e r h i r n s . Ventr. ~ Lichttmg des Medullarrohrs. PI. ch. ---~ Plexus chorioideus. S. a. ~ Substantia Mba.

VergrSss. 45, Zeichenapparat.

Fig. 3. Q u e r s c h n i t t des G e h i r n s e'in er ~ t h e r i s i e r t e n , h u n g e r n d e n S a l a m a n d e r l a r v e , 18 T a g e n a c h de r Iga rkose . C a u d a l e r T e l l des V o r d e r h i r n s . E n t s p r e c h e n d d er Fig. 1. Ventr. ~ ausgebuchtete Lichtung d. l~Iedullarrohrs. P1. eh. -~ Plexus chorioideus. Sa. ~ Substantia

Zp. ~ 7 ~ . ~ ~ N N alba. VergrSsser. 45, Zeichenapparat.

l ~ . - . . - ~ - : . : : ~ . "

Fig. 2. Q u e r s e h n i t t d e s G e h i r n s e i n e r n o r m a l e n S a l a m a n d e r l a r v e . D i e n e e - pha lon . G e t r o f f e n das Chi- a s m a n. opt. Ep. = Epiphysis. Ventr. = Lichtung d. Medullar- rohrs. Sg. = Kernzone der Sub- stantia grisea. Sa.~- Substantia alba, N. opt. = Nervus opticus. VergriSss. 45, Zeichenapparat.

Arch ly f. mikrosk . Anat . Bd. 68.

Fig. 4. Q u e r s c h n i t t d e s G e h i r n s e i n e r ~ t h e r i s i e r t e n , h u n g e r n - d e n S a l a m a n d e r l a r v e . D i e n c e - p h a l o n . G e t r o f f e n das C h i a s m a n. opt. E n t s p r e c h e n d de r F i g . 2. 20 T a g e n a c h de r N a r k o s e . Ver- grUsserung 45, Zeiehenapparat. Ventr.

stark erweiterte Lichtung des Me- dullarrohrs. N. opt. = Nervns optieus. Sa. = Substantia alba. W. ~ abge-

stossene Zellen. M. --- Hirnhaute. 18

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264 Fr. R e i n k e :

die ganze Zeit gehungert hat. Das ganze Gehirn ist eben- falls atrophiert. Der Druck des Liquor cerebri hat nachgelassen. Die Wandung ist in a t y p i s c h e r Weise g e w u c h e r t und zwar in die Lichtung des Rohres hinein, sodass mehrfache Rohre ent- standen sind. Man kann bier yon einer Massa intermedia sprechen, wie sie bei den Reptilien sich findet. Mitosen finden sich in diesen spaten Stadien nicht mehr.

Bei diesem Vorgang dfirfte die Kausalreihe I. 0rdnung aus folgenden Gliedern bestehen: Der .~ther wirkt alterierend aui die Gefasse des Plexus chorioideus ein. Dadurch entsteht in vielen Fallen eine vorfibergehende, in manchen Fallen eine chronische

. _ _ . , DI t ., ! t

Fig. 5. Q u e r s c h n i t t des Ge- h i r n s e i n e r ~ t h e r i s i e r t e n , h u n g e r n d e n S a l a m a n d e r - l a r v e . 9 0 T a g e n a e h d e r N a r - kose. V o r d e r e s Z w i s c h e n - h i r n , wie Fig. 1. Par. ~ Plexus chorioideus u. Paraphysis. Ventr.

Breite der Lichtung des Me- dullarrohrs. M. int. = Masse inter-

media, eine aus den Epithelzellen hervorgegangene atypische Wuehe- rung. VergrSsserung 45, Zeichen-

apparat.

Fig. 6. Q u e r s e h n i t t des Ge- h i r n s e i n e r ~ t h e r i s i e r t e n , h u n g e r n d e n S a l a m a n d e r - l a r v e . 90 Tage naeh tier Nar- kose . t I i n t e r e r A b s c h n i t t des Z w i s c h e n h i r n s . Ge- t r o f f e n das C h i a s m a N. opt. E n t s p r e c h e n d der Fig. 2. Ep. = Epiphysis. Ventr. ~ Die Lich- tung des in zwei Rohre geteilte- Medullarrohrs. 0. ~ neu gebildete Lichtungen. M.i. = atypische Wucherung der Epithelzellen eine Masse intermedia bildend. Ver-

grSsserung 45, Zeiehenapparat.

Hyperamie. Durch die Hyperamie wird eine starkere Ausscheidung des Liquor cerebri im Innern des Medullarrohrs erzeugt Der gesteigerte Druck des Liquor cerebri bewirkt eine enorme Er- weiterung der Lichtung und eine Dehnung tier Ventrikelwandung. Die Epithelzellen werden gezerrt, ihr Verband teilweise gelockert, sodass der unter erhShtem Druck stehende Liquor zwischen die

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Die Beziehungen des Lymphdruckes etc. 265

Zellen eindringen kann. Diese erleiden einen erheblichen Druck. Die Kausalreihe II. Ord~mng besteht im wesentlichen aus der Em- pfanglichkeit der Zellen gegen diesen erhShten Druck, der Er- nahrungsfliissigkeit, aus der Fahigkeit der Zellen, sich mitotisch zu teilen und dadurch in dem einen Falle eine Regeneration an- zubahnen, in dem anderen Falle eine atypische Wucherung zu bilden. Ist der Druck sehr stark wie in Fig. 4, so sterben manche Zellen ab und werden abgestossen. Eine direkte Wirkung des J~thers auf die Zellen des Gehirns ohne Yermittelung des Plexus ist weder zu beweisen noch zu widerlegen. Immerhin ware es mSglich, dass gewisse kbsterbungserscheinungen der Zellen von der Einwirkung des Aethers herrtihrten.

Niemals finden sich Veranderungen in den Spinalganglien, niemals im Bulbus olfactorius. Dies ist verstandlich, da auf diese der Druck des Liquor nicht einwirken kann. Auch wird es jetzt erklarlich, weswegen nach Wegnahme des ganzen Gehirns keine Regeneration desselben erfolgt: man hat eben die Plexus chorioi- dei, die Hauptlieferanten des Liquor cerebri, mit fortgenommen, sodass es zu einer ErhShung des inneren Druckes nicht kommen kann. Andererseits, nimmt man nur die Grosshirnhemisphare fort, so bleibt ein Teil des Plexus bestehen, so dass sich dann noch Regenerate bilden kSnnen.

Hier bei der Regeneration des Gehirns haben wir wiederum ein Beispiel dafiir, dass eine E rn ,~ th rung des g a n z e n K S r - p e r s nicht nStig ist. Die 1 o k a 1 e E r n a h r u n g, die natiirlich zur Regeneration a b s o l u t n o t w e n d i g ist, geschieht aufKosten tier iibrigen KSrperteile, namentlich der Muskeln, die stark atro- phisch erscheinen. Die Temperatur des WasserbehMters, in dem die Tiere gehalten wurden, schwankte zwischen 11 o C. im April und 24 0 C. im Juli.

Regeneration der Linse .

Die berfihmt gewordene Regeneration der Linse bei Tritonen und Salamandern ist in Bezug auf ihre Kausalitat noch unaufgeklart. Durch Wolffs 1) Experimente erscheint das Eine sichergestellt, dass direkte Lasionen der Iris (bei Erhaltung der Linse) die Re- generation nicht auslSsen.

1) Arch. f. mikroscop. Anat. u. Entw. Bd. 63, 1903. 18"

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266 Fr. R e i n k e :

Ein wesentlicher Faktor dfirfte auch hier der gesteigerte L y m p h d r u c k sein.

Der wohl allgemein bekannte Vorgang ist folgender: Wie G. W o 1 f f 1) gezeigt hat, regeneriert sich bei Amphibien die heraus- genommene Linse ohne u der Iris yore oberen Rande der letzteren aus vollkommen wieder. Zunachst beginnen die Epithel- zellen der Iris damit, ihr Pigment abzugeben. Dann treten die beiden Zellagen, welche die Iris bilden, auseinander, sodass zwischen ihnen ein grSsserer Lymphspalt entsteht, und mit dem Erscheinen dieses Raumes treten Mitosen in den Epithelzellen auf. Die Wucheruug dieser Zellen bildet dann ein Linsenblaschen. Die zunachst auftretende Depigmentierung deutet auf einen inter~ cellularen Druck hin, den die Epithelzellen des Irisrandes erleiden. Da nun nach Herausnahme der ursprUnglichen Linse der intra- okulare Druck zunRchst stark sinkt, so kann hier nur der Lymph- druck innerhalb der Lymphspalten der Iris in Frage kommen. Derselbe wird zweifelsohne durch die Herausnahme der Linse verursacht. Der intraokulare Druck wird erzeugt und erhalten durch den Blutdruck?) Streng genommen, ist der im Innern des Bulbus herrschende Druck abhangig yon der Elastizit~t der Bulbus- wandung und yon der Fiillung derselben (Humor aqueus und vitreus). Letzterer hRngt wiederum ab yon dem F~illungszustand der Blut- gefRsse. Man nimmt allgemein an, dass in der vorderen Kammer eine kontinuierliche StrSmung des Humor aqueus statt hat. Die Bildung und der Abfluss desselben sind noch nicht vSllig sicher gestellt. Nehmen wir die Linse heraus, so wirken wir direkt auf die Gefasse der Iris ein. Das vermittelnde Glied ist der Saft- strom. Gerade so, wie wir durch eine Atzung des Zentrums der gefRsslosen Cornea, die GefRsse am Rand dieser Organe in ,,Ent- ziindung" versetzen, so werden durch Herausnahme der Linse die Gef~sse der Iris alteriert. E s - tritt also eine Hyperamie ein, durch die Alteration der Gefasswandung. Durch die Hyperhmie entsteht eine Steigerung der Lymphausscheidung, die nun ihrer- seits direkt auf die Zellen der Iris wirkt.

1) G. Wolff: Arch. f. Entw.~ Bd. 1, 1834. ~) Leber: Die Zirkulations- und Ern~hrungsverh~ltnisse des Auges

Graefe und S~misch: Handbuch, I. T, H. Bd., XI. Kapitel~ Seite 305. 1903. Otto Weiss: Die Ern~hrung und die Zirkulation des ~.uges. Nagels Hand~ buch d. Physiol. Bd. 3, 2, Seite 456. 1905.

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Die Beziehungen des Lymphdruckes etc. 267

Die kausale Systemreihe I. Ordnung ist hier also folgende: Herausnahme der Linse, StSrung der Saftzirkulation im Auge, Alteration der Gefasswandung, Hyperamie der Iris, lokale Steige- rung des Lymphdruckes in der Iris (Ausbildung des Lymphsinus).

Der gesteigerte Lymphdruck wirkt direkt auf die Iriszellen. Hier liegt demnach wieder der Schnittpunkt der Kausalreihe I. Ordnung mit derjenigen der II. Ordnung. Die Faktoren der II. Reihe liegen ianerhalb der iriszellen. Sie sind, soweit wir das ~'lber- sehen kSnnen: Die Fahigkeit der Irisepithelzellen, sich durch mitotische Teilung zu vermehren. Ferner ihre Fahigkeit, zu Linsenfasern auszuwachsen und schliesslich eine wohlgebildete Linse zu bilden.

Auffallend ist die Depigmentierung, wie die Figg. 7--10 auf Tafel XIX sie zeigen. Wenn auf eine mit K~rnchen gef~illte Zelle ein ausserer Druck einwirkt, so sucht die Zelle diesem zun~tchst dadurch zu entgehen, dass sie die KSrner, hier die Pigment- kSrnchen, abgibt. Ganz anders verhalt ,sich die Zelle, wean in ihr selbst der Druck steigt wie z. B. beim Begina der mitotischen Teilung. In diesem Falle pflegen Pigment- und andere KSrnchen in der Zelle zu bleiben, werden aber an die beiden Pole der Spindelfigur geschoben. Am oberen Irisrand entsteht ein fSrm- licher Lymphsinus. In der Lymphflilssigkeit bemerkt man Leuko- cyten, die das Pigment auflockern und fortschaffen. Dies ist deut- lich zu sehen in den Figg. 9 u. 10, Tafel XIX.

Aber nicht nur am oberen Rand sondern auch am untern macht sich der lokal gesteigerte Lymphdruck bemerkbar. (Fig. 12, Tafel XIX). Auch hier findet Depigmeatation statt, auch hier bildet sich ein Lymphsinus aus, der aber in der Regel nicht die GrSsse des Lymphsinus am oberen Rande erreicht. In den Fallen, wo die Tiere durch Atherisierung in R~ickenlage gehalten werden, scheint es, als ob der Lymphdruck am unteren Rande etwas starker werde als gewShnlich. Auch finden sich hier zu- weilen Mitosen, doch kommt es in der Regel nicht zur Ausbildung einer Linsenanlage, niemals zur wirklichen Linsenneubildung. Dies ungleiche Verhalten des oberen und unteren Irisrandes kann entweder beruhen auf den anatomischen Verhaltnissen cler Blut- gefasse und der Lymphspalten des unteren Irisrandes oder aber und das ist welt wahrscheinlicher, die Zellen der Iris sind hier anders disponiert, sodass in ihnen ttemmungen unbekannter Art

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268 F r . R e i n k e :

vorliegen. In Fig. 12 der Tafel XIX ist der Durchschnitt eines unteren iri~randes photographisch wiedergegeben, welcher be- ginnende Depigmentation und Lymphsinus zeigt. Trotzdem glaube ich nicht, dass sich aus ihm eine Linse entwickelt haben wiirde.

Wenn wirklich einerseits die lokale Lymphdrucksteigerung innerhalb der Iris, nach Herausnahme der normalen Linse, darauf beruht, dass die Veranderung der Druckverhaltnisse eine Alteration der Gefasswandung veranlasst hat, so ware es andererseits denkbar, das ses gelange, durch Einbringung eines die Linse ersetzenden FremdkSrpers die Druck- und Zirkulationsverhaltnisse innerhalb des Bulbus so wieder herzustellen, dass eine Regeneration der Linse unterbliebe. Dies ist nach meiner Ansicht F i s c h e l ' ) tatsachlich gelungen. In einem Falle konnte ngtmlich F i s c h e 1 durch Einsetzung eines Corneasttickes, welches den urspriing- lichen Raum de1" Linse im Wesentlichen einnahm und, yon innea her die Pupille verlegend, die Binnenseite der Iris noch eine Strecke umfasste, die sonst regelmassig eintretende R e g e n e- r a t i o n v e r h i n d e r n . F i s c h e l selbst deutet den Fall zwar etwas anders. Er ist der Ansicht, dass das Stfickchen Cornea keinen Platz ftir die neuzubildende Linse gelassen hatte. Doch erscheint mir diese Deutung nicht zutreffend. Sicherlich hatte dann die Iris doch Versuche zur Regeneration gemacht, sie hatte versucht, durch ihre Wucherung den FremdkSrper zu ver- drangen oder ware in ihn hineingewachsen, wie alas F i s c h e l i) selbst in einem anderen Fall yon dem wuchernden Corneaepithel beschreibt. ~ichts yon alledem ist hier zu finden. Es ist daher viel naher liegend anzunehmen, class die Lagerung des Fremd- k6rpers hier zuffdlig so wart dass die Druckdifferenzen, welche sonst durch die Linsenextraktion erzeugt werden, vSllig aus- bleiben. Damit fallt auch die Ursache der Regeneration fort.

G. W o l f f ~) hat die Iris verletzt unter mSglichster Schonung aller anderen Augenteile, vor allem der Linse, dabei ist es gleich, ob man ein Sttick aus der Iris herausschneidet oder ob man nur einen Einschnitt an derselben anblingt. In diesen Fallen verhalt sich die Iris ganz anders als bei der Linsenextraktion.

1) F i s ch e l : Anatomische Hefte. Bd. 14, 1901 und Arch. f. Entw.-l~Iech. Bd. 15, 1902.

~-) Archly f. mikroskop. Anat. Bd, 63, 1903. ,~_rchiv f. Entw.-]~ech., Bd. 1. 189=t und Bd. 12, 1901.

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Die Beziehungen des Lymphdruckes etc. 269

Eine Entpigmentierung der Epithelzellen findet nur manchmal an einzelnen Stellen statt, niemals in der Ausdehnung und dem Grade wie nach der Entfernung der Linse. Eine Zellwucherung findet am Wundrand iiberhaupt nicht start trotz des intensiven traumatischen Reizes. Allmahlich nimmt die Iris, welche zunachst an der verstiimmelten Stelle verkiirzt erscheint, ihre normale Gestalt wieder an, wahrscheinlich durch Wucherung an der Iriswurzel.

Andererseits, wenn man am iridotomierten Auge die Linse fortnimmt, so andert sich das Bild, die Depigmentierung tritt ein, die Iriszellen wuchern trod regenerieren eine neue Linse vom peripheren Rande aus.

Auch bier scheint mir die Deutung auf der Hand zu liegen. Bleibt die Linse im Auge in normaler Lage, so erhSht eine direkte Lasion der Iris den lymphatischen Druck in derselben nicht, sodass die direkte Ursache der Regeneration fortfMlt.

•ndererseits kommen FMle vor, wo trotz des Vorhandenseins einer Linse Regenerationsversuche eintreten. (Fig. 15, Taf. XIX) zeigt eine gut regenerierte, noch am oberen Irisrande hangende Linse (81 Tage alt), die aber nachtr'~glich vorn mit tier Cornea verwachsen ist, also ihre topographiscbe Lage verloren hat. Dadurch ist die vordere Kammer in einen oberen und unteren Raum geteilt. Dabei ist nat~irlich die genannte vordere Augen- kammer bedeutend verkleinert. Es steht dabei die Cornea durch die Linse in direkter VerbJndung mit dem oberen Irisrand~ Diese eigent~lmlichen topogr~tphischen VerhMtnisse wirken offenbar wieder stSrend auf die Lymphzirkulation im Auge. Der obere Irisrand, an dem die grosse regenerierte Linse hhngt, ist ver- geben, an ibm macht sich die StSrung nicht bemerkbar, wohl aber muss das am l a t e r a l e n Iriswinkel der Fall sein. Hier finder sich namlich die Anlage einer zweiten nach hinten wachsenden Linse, deren Epithel sowohl mit dem Epithel des oberen wie des unteren Irisrandes in Verbindung steht. Das eigentliche Wachstum geht aber auch hier vom oberen Iristeile aus, wie die Depigmentierung in Figg. 15 u. 16, Tar. XIX deutlich erkennen l'~sst. Die Zellen der sehr deutlichen, kleinen Linsenanlage sind noch nicht differenziert. Noch weiter lateralw~rts, Fig. 17, Z "~, finder sich, schon hinter der Iris gelegen, ein drittes, linsenahn- liches Gebilde, bestehend aus einem Haufchen grosser Epithelzellen,

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270 F t . R e i n k e :

umgeben yon einer Art Kapsel, ein richtiges ,Lentoid". Dieses Lentoid ist offenbar alter wie die daneben befindliche l~euanlage.

Weiter haben B r a c h e t und B e n o i t , sowie F i s c h e l gezeigt, class unter Umstanden sich zwei kleinere, aber voll- kommen normale Linsen oder mehrere bilden kSnnen.

Zur Erklarung dieser Erscheinung diirfte auch der erhShte Lymphdruck sich heranziehen lassen. Diese Doppelbildungen der Linse kommen namlich, wie es scheint, nur nach Verletzungen des Irisrandes vor. Durch die provisorische Heilung dieser Verletzungen werden vermutlich die Lymphspalten des Irisrandes in zwei oder mehrere abgeschlossene Lymphdruckbezirke zerlegt. Dadurch bilden sich bei der durch die Hyperamie erzeugten Lymphdrucksteigerung zwei oder mehrere selbstandige Regene- rationszentren.

R e g e n e r a t i o n d e r L e b e r .

Durch die beriihmten Arbeiten P o n f i c k s 1) fiber die Rekreation der Leber, wissen wir, dass dieses Organ mit aktiver Funktion einer enormen Hypertrophie fahig ist. Ich habe seinerzeit ~) Experimente an der Leber des Kaninchens zu anderen Zwecken (Studium der direkten Kernteilung) angestellt. Dabei fand ich nach hbtragung eines Stfickes durch den Thermokauter nach 48 Stunden eine betrachtliche Anzahl mitotischer Teilungen in den Leberzellen, wie die Figuren 7 und 8 es zeigen. Dabei sehe ich die perivaskularen Lymphraume und auch Lymphspalten zwischen den Zellen erweitert. Ich glaube daraus mit Recht zu schliessen, dass in diesem Fall ein erhShter Lymphdruck auf die Zellen der Leber stattgefunden hat, der auch hier den Antrieb zur mitotischen Kern- und Zellteilung gab.

Andererseits wissen wir, dass eine chronische Hyperamie der Leber keine Proliferation sondern htrophie der Leber- zellen erzeugt. Ich erklare dies Verhalten so: Wirkt auf die Leberzellen eine starke Hyperamie, so drticken die geffillten

1) E. P o n f i ok. Uber Regeneration der Leber. Verhandl. d. X. intern. Kongr., Berlin 1890.

Derselbe: Uber das Wesen der Leberrekreation. Med. Zentralblatt. Bd. 32, 1894.

2) Fr. R e i n k e : Uber direkte Kernteilungen und Kernschwund der menschlichen Leberzellen. Verhandlungen der anatomischen Gesellschaft. Kiel 1898.

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Die Beziehungen des Lymphdruckes etc. 271

Capiliaren die sehr feinen perivaskularen Lymphspalten zu und es wirkt jetzt der capillare Druck direkt auf die Leberzellen schadigend ein. Wird bei schwacher Hyperamie die Lichtung tier Lymphraume erhalten, vielleicht auch dutch den Gegendruck vom Gallengangsystem aus, so kann der Lymphdruck auf die Leberzellen wirken und es tritt Proliferation auf. Bei der Ponfickschen Leberrekreation, wo ganze Stficke der Leber abge- tragen werden, findet, wie es scheint, stets eine ErhShung des Lymph-

C

'i ~$I/l \ I I I I II

Fig. 7. S c h n i t t aus d e r L e b e r des K a n i n c h e n s . 48 S t u n d e n n a c h A b t r a g u n g d u r c h den T h e r m o - k a u t e r . ~I. - - mitotische Zellteilung. C. - - Blutoapillaren. B. - - Rote BlutkSrperchen. G. --- Gallencapillaren. K, - - Kupffersche Sternzelle. pL. ~ Perivasculi~re Lymph- r~ume. L. - - Intercellulare Lymphspalten. Starke Ver-

gr6sserung. Zeichenapparat.

druckes statt. Wir h~tten in den feineren anatomischen Ver- h~ltnissen dieses ,aktiv funktionierenden ~ Organs einen besonderen Mechanismus, der ffir gew0hnlich bei Hyperamie eine Proliferation verhindert.

Etwas Jkhnliches dfirfte bei den quergestreiften Muskeln tier Fall sein, wo ebenfalls die Hyperamie ohne Weiteres keine Hypertrophie erzeugt. Bei diesem aktiv funktionierenden Organ finder namlich bei gew0hnlicher Arbeit keine Hypertrophie statt.

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272 Fr. R e i n k e :

Ein viel, aber nur leicht arbeitender Muskel wird nicht hyper- trophisch. Dagegen wird derselbe Muskel hypertrophisch, wenn er schwer arbeitet und starke Widerstande zu iiber- winden hat (Fechter, Ringer, Tanzer). Ich vermute, dass dies eigentfimlJche Verhalten durch besondere Mechanismen bedingt wird. Wir wissen durch R o u x s Entdeckung, dass fiir gewShnlicb die Muskelfasern durch besondere Anordnung des Perimysium internum (,Abscheerungsfaserpaar ~) bei der Kon-

. . . . . . . . ,e

e ",[/L"

Fig. 8. Schnitt aus der Leber des Kaninchens 48Stunden nach der Operation. ~I. -- Mitotische Zellteilung. C. --- Blut- capillaren. K. --- Kupffersche Sternzellen. L. = Perivascul~re Lymph- raume. L. = Intercellulare Lymphspalten. Starke VergrSsserung.

Zeichenapparat.

traktion und Dilatation so zusammengehalten werden, dass Faser an Faser bleibt. Es ware denkbar, dass hierdurch selbst bei starkerer Hyperamie der Blutcapillaren eine Steigerung des Lymphdruckes zwischen den Muskelfasern (die ja als viel= kernige Zellen mit besonderer Fibrillendifferenzierung anzuseheB sind) nicht statthaben kann. Erst wenn bei starker Arbeit die Fasern des Perimysium internum tiberdehnt werden oder zerreissen oder wenn die Muskelfaser selbst iiberdehnt wird und zerreisst, wird i~ir die Entfaltung des Lymphdruckes zwischeB

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Die Beziehungen des Lymphdruckes etc. 273

und in den Muskelfasern Raum geschaffen und dadurch wird eine Hypertrophie der Muskelfasern erzeugt werden k0nnen. J a c q u e s Loeb ~) hat auf Grund der R a n keschen Befunde beim Tetanus ,dass tier arbeitende Muskel wasserreicher wird und dass der Wassergehalt bei denjenigen Muskeln am gr0ssten ist, die am meisten gearbeitet haben. Der Zunahme des Wassergehaltes im arbeitenden Muskel entspricht einer Abnahme des Wasser- gehaltes im Blut," den Schluss gezogen, dass infolge der Muskel- tatigkeit der osmotische Druck wachst und die Zahl der gelSsten Molekiile in der Muskelsubstanz zunimmt, wodurch die Muskel- faser wachsen soU. Wenn wir auch nicht gleich bis auf die Molektile zu gehen brauchen, so wiirde schon viel gewonnen sein, wenn es sich nachweisen liesse, dass bei starker Muskeltatigkeit der auf die Muskelfaser wirkende Lymphdruck zunimmt und da- durch ein Wachstum der Faser eingeleitet wird. Weitere Unter- suchungen werden abzuwarten sein.

W a c h s t u m .

Es ist wohl kaum zweifelhaft, das zwischen p a t h o - l o g i s c h e m Wachstum (Hypertrophie, Geschwtilste usw.) r e g e u e - r a t o r i s c h e m Wachstum und p h y s i o l o g i s c h e m Wachstum ein p r in z ip i e 1 l er Unterschied nicht existiert. Das gemein- same, leicht erkennbare aussere Merkmal ist die mitotische Kern- und Zellteilung. Dabei ist es ffir das Prinzip belanglos, ob durch die Kern- und Zellteilung tatsachlich eine Massen- zunahme des Gewebes oder Organs stattfindet oder nicht. Mir wenigstens erscheint es eine schulmeisterliche Pedanterie, wenn man sagt: die Haare, die Nagel wachsen, weil sie an Lange zunehmeu, w~hrend die Epidermis nicht wachst, weil in der Regel die Dicke derselben gleich bleibt, indem der lJberschuss der Zellen abgestossen wird.

Haben wir gesehen, dass das regeneratorische Wachstum angetrieben wird durch die Hyperamie und die durch sie gesetzte lymphatische Drucksteigerung, so wird es auch wahrscheinlich, dass alles pathologische und physiologische Wachstum durch Hyperamie und gesteigerten Lymphdruck in Gang gesetzt wird. Ffir das pathologische Wachstum wird der bTachweis vermutlich gar nicht

~) Jacques Loeb. Uber die Entstehung der Aktivit~tshypertrophie der Muskeln. Archiv d. ges. Physiolo~e (Pfliiger~ Arch.) Bd' 16, 1894.

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274 Fr. R e i n k e :

sehr schwer sein, namentlich for das Gebiet der entztindlichen Hypertrophie. Weit schwieriger dagegen liegen die Verhaltnisse beim physiologischen Wachstum. Dasselbe geschieht im All- gemeinen so allmahlich und ist dem Experiment, well in der Regel regeneratorische Vorglinge eintreten, so wenig zuganglich, class es in der Tat schwierig sein wird, die Erscheinungen desselben zu untersuchen. Immerhin wissen wir, dass die mitotischen Teilungen beim physiologischen, im Wesentlichen yon der Ernahrung abhangigen Wachstum nicht ununterbrochen, sondern s c h u b w ei s e auftreten, eine Erscheinung, die ffir eine periodisch auftretende stlirkere Ftillung der Capillargebiete zu sprechen scheint. Li~sst man Salamanderlarven zunachst hungern und fiittert sie dann sehr stark mit lebenden Wtirmern (Naiden), so treten etwa nach einer Woche eine enorme Menge yon Mitosen in fast allen Organen auf, aber ganz regelmiissig schubweise. Hierbei kann man Erweiterung yon Capillaren und Lymph- spalten z. B. im Epithel der Kiemenblatter deutlich konstatieren. Figg. 9 u. 10.1)

Ich will hier, um nicht zu weitschweifig zu werden, reich auf ein kleines Gebiet beschri~nken, das Wachstum der Epidermis.

Es ist eine seit langer Zeit yon guten Beobachtern kon- statierte Tatsache, dass Epidermis und Haare infolge yon Hyper~tmie proliferieren und wachsen. So schreibt S a m u e 1 I. c. Seite 547: ,Unzweifelhaft bleibt immer der hochgradige Anteil des Entztindungsprozesses an den b[eubildungsvorgangen. Welche u m f a n g r e i c h e n Geschwtilste schliesslich aus c h r o n i s c h e n E n t z ii n d u n g e n hervorgehen kSnnen, beweist am schlagendsten die E l e p h a n t i a s i s h r a b a m , jene P a c h y d e r m i e , bei der durch Schwellung der Haut der E p i d e r m o i d a l g e b i l d e und des Unterhautbindegewebes im hnschluss an chronische Dermatitis und Lymphanjoitis die Glieder zu u n f S r m l i c h e n M a s s e n (Elephantenftissen) sich umbilden." Bie rS) , H e l f e r i c h und

1) Fr. Reinke: D'ber die Beziehungen der Wanderzellen zu den Zellbrticken, Zelllticken und Trophospongien. Anatomischer Anzeiger, Bd. XXYIH, 1906.

~) Bier. Hyper~mie als Heilmittel. 1905. Seite 192. -- Helferich. 0ber kiinstliche Vermehrung der Knochenneubildung. Arch. f. klin. Chirurg. 1887. Bd. 36. Seite 873. -- Leber. Die Entstehung der Entzttndung. Leipzig 1891.

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Die Beziehungen des Lymphdruckes etc. 275

L e b e r geben in neuerer Zeit fibereinstimmend an, dass die H a a r e infolge yon Hyper~mie, die auf sehr verschiedene Weise erzeugt wurde, wachsen. In diesen F~llen kann, da die Epidermis keine eigenen Gef~sse besitzt, yon einem direkten Einfluss der Hyper~mie auf die EpidermiszeUen keine Rede sein, sondern es kann nur die Lymphe, die in den Intercellularlticken der Matrix des Haares oder den untersten Zellenlagen tier Keimschicht der Epidermis sich finder, sich vermehren und auf die Zellen so ein-

\ f

( Fig. 9. Epithelzellen des Kiemenblattes vom Salamander. Hermannsches Gemisch. Saffranin- 0range. Ruhestadium. Die Zellen liegen dicht aneinander. Zwischen ihnen ein ver- dichteter, f~rbbarer Grenzsaum (Schlussleisten). Interzellularliicken und Briicken fehlen absolut.

wirken, dass dieselben proliferieren. Wir hatten denn auch hier wieder folgende kausale Systemreihe erster Ordnung: Eine Ursaehe. welche die Hyper~mie erzeugt durch Alteration der Gefhsse, erhShte Lymphproduktion, ErhShung des Lymphdrucks in den Intercellularliicken der Keimschicht. Reihe zweiter Ordnung: Reaktionsf~thigkeit der Zellen, Proliferationsfahigkeit derselben, Zellteilung, Wachstum der Epidermisschicht. Wie

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276 Fr . R e i n k e :

oben bemerkt, diirfte das physiologische Wachstum der Epi- dermis und ihrer Anhangsorgane sich von diesem experimentellen Wachstum nur graduell, nicht prinzipiell unterscheiden. Man wird daher mit Recht auch f~ir das regelrechte physiologische ~Wachstum oder die ~physiologische Regeneration ~ der Epidermis eine periodische Hyperamie der Haut annehmen, die mit einer sehr geringen Alteration der Wandung der kleinsten Gefasse und vermehrter Lymphausscheidung verbunden ist.

v

Fig. 10. E p i t h e l z e l l e n d e s K i e m e n b t a t t e s v o m S a l a m a n d e r . Hermannsches Gemisch. Saffranin-Orange. A n t r e i b u n g s s t a d i u m . Es haben sich Intercellularliicken Briicken gebildet~ in denen rechts eine Wanderzelle liegt. Ein Kern in beginnender, zwei in roller

Mitose.

Mit anderen Worten: Die Allgemeinerscheinung der ~patho- logischen ~ Entz~indung w~re ein beim physiologischen Wachstum allgemein vorkommender biologischer Prozess. Beide w~ren nur graduell voneinander verschieden. Der Ausdruck ~Entziindung ~ gibt schon in der Pathologie zu manchem Missverst~ndnis Ver-

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Die Beziehungen des Lymphdruckes etc. 277

anlassung, weil es erfahrungsgemass selbst fiir den Mediziner schwierig ist, eine Entzt~ndung ohne Infektion zu denken. Ganz

unm~glich erscheint es mir, das Wort ~Entz~indung" beim physio- logischen Wachstum anzuwenden. Ich schlage deshalb vor~ den ganzen Vorgang der Alteration der Gefasswand, der Hyperamie und der gesteigerten Lymphabsonderung, soweit derselbe bio- logisch in Betracht kommt, als .Treibung" oder ~,Antreibung" --= ~Blastose ~) zu bezeichaen. Der Ausdruck ist der gartnerischen Technik entnommen, die es versteht, Pflanzen durch kiinstliche Warme und Feuchtigkeit ~anzutreiben" oder zum ~Treiben ~ zu bringen. ~) (Noch kilrzer ware .Antrieb ", wie er in der dynamischen Maschinenkunde gebraucht wird. Der Ausdruck ,,Antrieb ~ ist aber vielleicht nicht so charakteristisch) Wit w~irden dann bei tier Regeneration und beim Wachstum der Gewebe und Orgaae yon einer ,Antreibung" der Zellen zur Proliferation sprechen kSnnen, indem wir damit eine ganz bestimmte Vorstellung eines komplizierten Vorganges verbinden wtirden. Ich befinde mich bei dieser Auffassung in Ubereinstimmung mit zahlreichen hervor- ragenden Forschern, wie S a m u e l , E. N e u m a n n , R. H e i d e n - h ai n, B u n g e, R i b b e r t u. a., in deren Arbeiten sich mehrfach Ausserungen verwandten Inhalts finden, auf die ich an anderm Orte naher eingehen werde. Da ich den blastotischen Prozess nur als einen mehr a u s s e r e n Faktor der Wachstumserschei- nungen ansehe, so diirfte hierd~Jrch die R o u x s c h e Lehre des funktionellen W~chstums und der Selbstdifferenzierung keineswegs eingeschrankt werden. Auch auf diese Frage einzugehen wird sich spater Gelegenheit finden.

Abgeschlossen: November 1905.

1) ~ ~a~r,~dv ----- das Sprossen FSrdernde. Von diesem Wort l~sst sich allerdings dutch etwas kiihne Abkiirzung das bequeme Wort ~Blastose ~ bflden. B , ~ e , ~.~c~o~. heisst Trieb oder Wuchs, kann also nicht direkt ver- wandt werden.

~) Interessant ist es, dass es dem d~nischen Pflanzenphysiologen V~ r. J o h a n n s e n, 1. c. gelungen ist, verschiedene Pflanzen, namentlich Flieder, dutch ~[ ther i s ie ren zum Fr i ih t r e ibe n zu bringen. Diese i~ethode wird jetzt praktisch im Grossen angewandt.

Page 27: Die Beziehungen des Lymphdruckes zu den Erscheinungen der Regeneration und des Wachstums

278 Fr. R e i n k e : Die Beziehungen des Lymphdruckes etc.

Figurenerkl~rung der photographischen Tafe l X I X .

Fig. 1--5. )~therisierte, hungernde Salamanderlarven in Riickenlage. Fig. 4 und Fig. 5 14 Tage nach der l~arkose. Fig. 1 80 Tage. Fig. 3 152 Tage.

Fig. 6. Durchsehnitt des n o r m a l e n oberen Irisrandes, der Linse und der Cornea einer Salamanderlarve.

l~ig. 7. Oberer und unterer Irisrand. 14 Tage nach Exstirpation der Linse. Fig. 8. Regeneration der Linse vom oberen Irisrand. 49 Tage naeh der

Operation. Schwaohe VergrSsserung. Fig. 9 u. 10. Regeneration der Linse yore oberen Irisrand. 49 Tage nach

der Operation. Depigmentation, Lymphsinus, in dem Wanderzellen mit Pigment gefiillt liegen; mitotische Kernteilungen. Fig. 10 ist derselbe Sehnitt wie Fig. 8 nur starker vergr~ssert. An der linken (~usseren Fl~che) der Iris stark gefiillte Blutgef~sse. l~an erkennt deutlieh die roten Blutk~rperchen.

Fig. 11. Regenerierte, noeh mit dem oberen Irisrand in Verbindung stehende Linse. 81 Tage nach der Operation.

Fig. 12. Ver~nderungen des u n t e r e n Irisrandes. Beginnende Depigmen- tation und Lymphsinusbildung bei einem Auge, wo durch Prolaps der Retina der obere Irisrand verdeckt wurde. 49 Tage nach der Operation.

Fig. 13--17. Durehschnitte eines Auges. 81 Tage naeh der Operation. Die vollstandig regenerierte Linse (Fig. 13 u. 14) h~ngt noeh mit dem oberen Irisrand etwas zusammen, ist dabei aber mit der Cornea sekund~r fest verwachsen. Infolgedessen haben sich zwei kleinere Linsenanlagen am lateralen Irisrand yon tier hinteren Seite der Iris gebildet. Fig. 15 und Fig. 16 sind Durchschnitte der ersten kleinen Linsenanlage. Man sieht, das Bl~schen steht in direktem Zusammen- hang durch depigmentierte Zellen mit tier Pars eiliaris retinae. Fig. 17 stellt ein selbst~ndiges,weiter lateralw~rts liegendes Lentoid dar

Gemeinsame B e z e i c h n u n g e n :

C - - Cornea, J (o) - - obere IrishMfte, L - - Linse, J (u) --- untere Irish~lfte, B1 --- Blutgef~sse, L', L" , L ' " --" Lentoid, Le ~ Linsenepithel, Lk - - Leukocyt, R --- Retina, Ly u. Lyr. --- Lymphraum, Pr. R. - - Prolapsus retinae, M --- ]YIitose. Je - - Irisepithel