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Landschaft des Wissens-Forum Globalisierung und Nachhaltigkeit
Klagenfurt, 17. September 2013
Prof. Dr. Ottmar Edenhofer
Die Atmosphäre als globales Gemeinschaftsgut – die Herausforderung
für das 21. Jahrhundert
Gliederung
1. Herausforderung Klimawandel
2. Das globale Allmendeproblem
3. Wie internationale Kooperation mit Nationalstaaten dennoch gelingen könnte
Gliederung
1. Herausforderung Klimawandel
2. Das globale Allmendeproblem
3. Wie internationale Kooperation mit Nationalstaaten dennoch gelingen könnte
Ist die globale Erwärmung beendet?
• Mit Blick auf die letzten 10 Jahre scheint sich die globale Erwärmung verlangsamt zu haben oder sogar zum Stillstand gekommen zu sein.
• Hat der IPCC einen bedeutenden Fehler gemacht?
• Gibt es die globale Erwärmung überhaupt?
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Der Einfluss des Zerschneidens von Daten!
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• Vielfache Gründe für stabile Temperaturen der letzten Dekade:
• “Verlangsamung” im letzten Jahrzehnt liegt im Rahmen natürlicher Schwankungen• 1997/98 außergewöhnlich warm aufgrund von El Niño• Kühlungseffekt der steigenden Luftverschmutzung, besonders des Schwefels• weiterer Temperaturanstieg wahrscheinlich, sobald politische Massnahmen zur
Luftreinhaltung auch in Schwellenländern in Kraft treten
• Der Blick auf längerfristige Trends zeigt, dass die globale Erwärmung keinesfalls zum Stillstand gekommen ist!
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Langfristige Trends liefern eindeutige Anzeichen:
• temporäre Verlangsamungen bei der Erderwärmung hat es auch in der Vergangenheit gegeben
• jüngste unabhängige Untersuchungen der IPCC-Ergebnisse (Berkeley Earth Surface Temperature Project) haben diese bestätigt
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EmissionsPopulationPer Capita GDP
Edenhofer et al. 2012
Der Lotteriegewinn des fossilen Ressourcenbestandes!
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Klimapolitik als Versicherung
GHG-emissions resulting from the provision of energy services contribute significantly to the increase in atmospheric GHG-concentrations.
IPCC SRREN 2011
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Preisentwicklung steigert Attraktivität der Kohle
Preise von Energieträgern(in US$ pro Barrel Öläquivalent)
IMF 2011
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Wir sind nicht auf dem richtigen Weg
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SRREN, Edenhofer et al. 2011
Knappheit fossiler Rohstoffe kann Klimawandel nicht verhindern
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SRREN, Edenhofer et al. 2011
Gliederung
1. Herausforderung Klimawandel
2. Das globale Allmendeproblem
3. Wie internationale Kooperation mit Nationalstaaten dennoch gelingen könnte
Die Atmosphäre als globales Gemeinschaftsgut („Global Common“)
Ressourcenextraktion> 12.000 GtC
Atmosphäre: Begrenzte Senke~ 230 GtC
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Die große Transformation
Klimaschutzkosten: 1-2% des globalen BSP
Energiebedingte CO2-Emissionen undMinderungsbeiträge verschiedener Technologien
Luderer et al. 2013, ERL 14
Der Zusammenhang zwischen Klimazielen und den Kosten des Klimaschutzes
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Kosten steigen mitzunehmender Stringenz des
Klimaziels stark an
Globale Erwärmung
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BSP
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Luderer et al. 2013, ERL 15
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Was passiert, wenn ein globales Klimaabkommen sich weiter verzögert?
G. Luderer et al. : Feasibility of 2°C
ΔT ≈ 3.5°C
ΔT < 2°C
Luderer et al. 2013, ERL 16
Verzögerte Klimapolitik und kurzfristige Klimaschutzkosten
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[%]
Erreichtes Klimaziel*Reduktion des Wirtschaftswachstums während der ersten 10 Jahre nach Einführung des globalen Klimaregimes [%]
Luderer et al. 2013, ERL 17
Der Einfluss der Technologieauswahl auf Energiepreise
Erreichtes Klimaziel
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[%]
*Politikbedingter Anstieg des globalen Energiepreisniveaus innerhalb der ersten 10 Jahre nach Einführung des Klimaregimes [%]
Luderer et al. 2013, ERL 18
Zusammenwirken von Technologieauswahl und Klimapolitik
Begrenzte Bioenergie(LimBio)
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*Reduktion des Wirtschaftswachstums während der ersten 10 Jahre nach Einführung des globalen Klimaregimes [%]
Luderer et al. 2013, ERL 19
Keine CCS-Nutzung
(NoCCS)
Zusammenwirken von Technologieauswahl und Klimapolitik
Je später es zu einem globalen Klimaregime kommt, desto stärker ist die Welt auf Bioenergie und CCS angewiesen.
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*Reduktion des Wirtschaftswachstums während der ersten 10 Jahre nach Einführung des globalen Klimaregimes [%]*Reduktion des Wirtschaftswachstums während der ersten 10 Jahre nach Einführung des globalen Klimaregimes [%]
Luderer et al. 2013, ERL 20
Gliederung
1. Herausforderung Klimawandel
2. Globale Allmendeprobleme
3. Wie internationale Kooperation mit Nationalstaaten dennoch gelingen könnte
Wie hoch sind CO2-Preise & soziale Kosten von Kohlenstoff?
‘Kopenhagen Plus‘ ist die Fortführung freiwilliger Minderungsverpflichtungen (’non-binding pledges‘) (ReMIND)
EPA berechnet die sozialen Kosten für Kohlenstoff für Regulierung (Clean Air Act)
Nordhaus berechnet CO2-Preise mit Kosten-Nutzen-Analyse
Zentrale Ergebnisse• Nordhaus und EPA starten auf hohem Niveau, nehmen aber nur linear zu
• Stabilisierungspreise starten relativ niedrig, aber nehmen exponentiell zu
• einigten wir uns auf einen Konsens, wäre die Bandbreite viel geringer
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Bau
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t al.
2013
Knappheitsrente für fossile Brennstoffe und Kohlenstoff
• Kohlerente ist gering, Ölrente hoch
• Fossile Renten nehmen zu, wenn Klimaziele strenger werden
Kohle - Rente verschwindet fast gänzlich- Reserven bleiben teilweise im Boden
Öl- Rente sinkt, aber nicht signifikant- Ölkonsum übersteigt Reserven- nur Ressourcen bleiben teilweise im
Boden
• Überkompensierung durch Klimarente
• allerdings kann die höhere Klimarente nicht den GDP-Verlust ausgleichen
Bau
er e
t al.
2013
Strengere Klimapolitik
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Einfluss der Klimapolitik auf Steuerpolitik und Wohlfahrt
Vom alten „double dividend“-Argumentzum neuen „triple dividend“-Argument
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Das alte „double dividend“-Argument
Einführung einer CO2-Steuer ermöglicht Senkung von Steuern auf Arbeit und Kapital
Einführung von steuerlichem Grenzausgleich (border adjustments)
einige Studien (z. B. Fischer/Fox 2012) berechnen einen Netto-Wohlfahrtsgewinn für diese Politik
Das Problem dieses Arguments:
die Produktivitätszuwächse von Infrastrukturinvestitionen werden vernachlässigt
die Herausforderung von Steuerwettbewerb zwischen Regierungen wird übergangen
notwendige Handlungsspielräume der Nationalstaaten ausgeblendet
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Die dreifache Dividende
Finanzierung durch CO2 hat weniger verzerrende Wirkung als die Besteuerung durch Kapital und Arbeit, wenn CO2 der relativ fixere Produktionsfaktor ist.
Investition in die Infrastruktur erlaubt eine hohe soziale Rendite.
Besteuerung durch CO2 erlaubt das Erreichen anderer wichtiger energie- und umweltpolitischer Ziele, wie z. B. Verminderung der lokalen Luftverschmutzung und Verminderung der Abhängigkeit von Ölimporten.
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Die dreifache Dividende
Finanzierung durch CO2 hat weniger verzerrende Wirkung als die Besteuerung durch Kapital und Arbeit, wenn CO2 der relativ fixere Produktionsfaktor ist.
Investition in die Infrastruktur erlaubt eine hohe soziale Rendite.
Besteuerung durch CO2 erlaubt das Erreichen anderer wichtiger energie- und umweltpolitischer Ziele, wie z. B. Verminderung der lokalen Luftverschmutzung und Verminderung der Abhängigkeit von Ölimporten.
Das Problem:
Höhere Besteuerung von Kapital ist ineffizient, von Arbeit politisch nicht möglich und die Verlagerung von Industriestandorten und deren Emissionen eine Gefahr.
Infrastrukturinvestitionen: Gesellschaftlicher Nutzen ist viel höher als der individuelle Nutzen, daher die Tendenz zur Unterinvestition.
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Entwicklung der Struktur der Besteuerung
b) Standard VAT rate in the EUa) Corporate tax rate
Besteuerung mobiler und immobiler Produktionsfaktoren in der EU
Besteuerung der „Renten“ als Ausweg?
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Öffentliche Unterinvestition in Infrastruktur?
Autobahnbau in den USA (Gramlich 1994):• Wartungsarbeiten: 35%• Neubauprojekte in Städten: 15%• Neubauprojekte auf dem Land: (low)
Positive Korrelation zwischen Wachstum und Infrastrukturbestand (Calderon and Serven 2004):• 0.15 für Telefone• 0.13 für Stromerzeugungskapazität• 0.21 für Straßenlänge
‘Return on ”ordinary“ investments’ in den USA
(1926‐2000): 8.8 %
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Die Lösung
Besteuerung von CO2 ist die bevorzugte Alternative, um
• Infrastrukturprojekte zu finanzieren (selbst wenn Klimaschutz keine politischen Mehrheiten hätte), weil
• hohe ‚social return on investment‘ Investitionen in Infrastruktur wachstumsfördernd ist
• Verlagerung von Industriestandorten und Investitionen durch Besteuerung fixer Produktionsfaktoren auch bei hoher Kapitalmobilität gebändigt wird.
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Vergleich zwischen Ressourcen- bzw. Landrente und öffentlichen Investitionen
Besteuerung von Knappheitsrenten birgt das Potential, öffentliche Güter zu finanzieren!
Data sources: (1) Non‐producible factors’ income share: Caselli and Feyrer (2007); (2) Public investment: OECD (2013); ISO3 country codes.
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non‐producible factors' income share [% of GDP, 1996]
public investment [% of GDP, aver. 2006‐2011]
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Zugang zur Infrastruktur…
Rothman et al. 2012
Note: Used 2010 for all categories except roads which only extends through 2005; Access to all‐weather roads refers to the percentage of the rural population with access.Source: WDI 2010‐2011
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Lower‐middle‐incomeeconomies
Upper‐middle‐incomeeconomies High‐income economies
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Selected infrastructure access rates, 2010
Percent access to electricty Percent access to all‐weather roads Percent access to safe waterPercent access to sanitation Percent access to mobile phones
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Schlussfolgerungen
• Klimapolitik führt zu einer hohen Klimarente.
• Diese überkompensiert den Verlust der Ressourcenrente auf fossile Rohstoffe.
• Klimarente ermöglicht (internationale) Umverteilung und/oder öffentliche Investitionen.
• Entwicklungsländer könnten Infrastruktur und andere wachstumsfördernde Investitionen finanzieren (e. g. Bildung, Gesundheit, Zugang zu Energiedienstleistungen…).
• Rentenbesteuerung ist besonders sinnvoll für Länder, die sich im Steuerwettbewerb befinden.
• Es gibt außerdem positive Synergien zwischen Minderung von CO2-Emissionen und anderen Politikzielen, wie z. B. Luftqualität und Energiesicherheit. 33
Klagenfurt, 17. September 2013
Prof. Dr. Ottmar Edenhofer
Vielen Dank!
Landschaft des Wissens-Forum Globalisierung und Nachhaltigkeit