deutscher stahlbautag 2012 in aachen

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982 Stahlbau 81 (2012), Heft 12 Berichte DOI: 10.1002/stab.201201647 Der von bauforumstahl veranstaltete Branchentreff am 18./19.10.2012 im Eurogress Aachen stand ganz im Zeichen des Zusammenschlusses der Branche. Zum 01. 01. 2012 hatten bau- forumstahl (BFS) und der Deutsche Stahlbau-Verband DSTV ihre Aktivitten zusammen- gefhrt. Entsprechend gut war die Stimmung, zumal die bislang gute Baukonjunktur in Deutschland den Stahlbaubetrieben ein gutes erstes Halbjahr 2012 einbrachte. Mit einer Produktion von 1 Mio. t in den ersten sechs Monaten konnte der deutsche Stahlbau an das beraus gute Baujahr 2011 anknpfen. Insgesamt ergab sich ein Zuwachs von 2,7 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Fr das Gesamtjahr 2012 wird mit rd. 2 Mio. t im Kernbereich des konstruktiven Stahlbaues eine Produktion in der Größenordnung der letzten Jahre erwartet. Der deutsche Stahlbautag hatte pas- send zum Austragungsort Aachen das Motto „Stahlbau verbindet Europa“ gewählt. Er stand unter der Schirm- herrschaft von Bundesbauminister Dr. Peter Ramsauer. Im Rahmen des Fachprogramms am ersten Tag hatten die rd. 750 Teilnehmer aus allen Be- reichen der Bau- und Immobilienbran- che, aus Architektur- und Planungsbü- ros die neuesten Trends, Entwicklun- gen und Projekte präsentiert und diskutiert. Die Themen reichten von Eurocodes und DIN EN 1090 (Prof. Dr. Ulrike Kuhlmann, Dr. Karsten Kathage), Normung im Glasbereich (Prof. Dr. Geralt Siebert) und Verbund- bau (Prof. Dr. Markus Feldmann) über Straßen- und Eisenbahnbrücken- bau (Prof. Dr. Karsten Geißler, Dr. Eckart Koch, Prof. Dr. Martin Mensin- ger), bis zu Korrosionsschutz (Jan Reinmann). Einen Schwerpunkt bil- dete das nachhaltige Bauen in ver- schiedensten Anwendungsbereichen sowie die Bedeutung des regenerati- ven Baustoffes Stahl für die Klimapo- litik und eine erfolgreiche Energie- wende (Prof. Dr. Natalie Stranghöner, Andreas Hubauer, Hans Peters). Der erste Tag endete mit Gruß- worten von Ralf Luther, dem Präsi- denten des Deutschen Stahlbau-Ver- bandes DSTV und stellvtr. Vorsitzen- den von bauforumstahl, Prof. Dr. Aloys Krieg, Prorektor der RWTH Aachen, Thomas Kempen von der Ingenieurkammer-Bau NRW sowie Jürgen Drewes, dem Hauptgeschäfts- führer der IHK Aachen. Kempen er- freute die Teilnehmer mit seinem Statement über die breiten Einsatz- möglichkeiten der Stahlbauweise und bedauerte die unnötigen Hemmnisse, mit denen der Stahlbau in Deutsch- land beim Brandschutz konfrontiert wird. Als Dinner Speaker faszinierte schließlich Dombaumeister Helmut Maintz das Publikum mit seinem Vor- trag über den Aachener Dom. Krö- nender Höhepunkt des Abends war die Ehrung von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Gerhard Hanswille mit der Auszeich- nung des Deutschen Stahlbaues 2012 (Bild 1). Der ehemalige DSTV-Vize- präsident Hans-Ulrich Batzke unter- strich in der Laudatio insbesondere seine Verdienste bei der Etablierung des Verbundbaues. Ein Festakt zur Verleihung der diesjährigen Stahl-Architekturpreise bildete am zweiten Tag der Stahl.Ar- chitektur den würdigen Abschluss des zweitägigen Kongresses. Die im Zwei- Deutscher Stahlbautag 2012 in Aachen Bild 1. Auszeichnung des Deutschen Stahlbaues 2012 – v. l. n. r.: Ralf Luther, Hans-Ulrich Batzke und Gerhard Hanswille

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Page 1: Deutscher Stahlbautag 2012 in Aachen

982 Stahlbau 81 (2012), Heft 12

Berichte

DOI: 10.1002/stab.201201647

Der von bauforumstahl veranstaltete Branchentreff am 18./19.10.2012 im Eurogress Aachen stand ganz im Zeichen des Zusammenschlusses der Branche. Zum 01. 01. 2012 hatten bau-forumstahl (BFS) und der Deutsche Stahlbau-Verband DSTV ihre Aktivitaten zusammen-gefuhrt. Entsprechend gut war die Stimmung, zumal die bislang gute Baukonjunktur in Deutschland den Stahlbaubetrieben ein gutes erstes Halbjahr 2012 einbrachte. Mit einer Produktion von 1 Mio. t in den ersten sechs Monaten konnte der deutsche Stahlbau an das uberaus gute Baujahr 2011 anknupfen. Insgesamt ergab sich ein Zuwachs von 2,7 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Fur das Gesamtjahr 2012 wird mit rd. 2 Mio. t im Kernbereich des konstruktiven Stahlbaues eine Produktion in der Größenordnung der letzten Jahre erwartet.

Der deutsche Stahlbautag hatte pas-send zum Austragungsort Aachen das Motto „Stahlbau verbindet Europa“ gewählt. Er stand unter der Schirm-herrschaft von Bundesbauminister Dr. Peter Ramsauer. Im Rahmen des Fachprogramms am ersten Tag hatten die rd. 750 Teilnehmer aus allen Be-reichen der Bau- und Immobilienbran-che, aus Architektur- und Planungsbü-ros die neuesten Trends, Entwicklun-gen und Projekte präsentiert und diskutiert. Die Themen reichten von Eurocodes und DIN EN 1090 (Prof. Dr. Ulrike Kuhlmann, Dr. Karsten Kathage), Normung im Glasbereich (Prof. Dr. Geralt Siebert) und Verbund-bau (Prof. Dr. Markus Feldmann) über Straßen- und Eisenbahnbrücken-bau (Prof. Dr. Karsten Geißler, Dr. Eckart Koch, Prof. Dr. Martin Mensin-ger), bis zu Korrosionsschutz (Jan Reinmann). Einen Schwerpunkt bil-dete das nachhaltige Bauen in ver-schiedensten Anwendungsbereichen sowie die Bedeutung des regenerati-ven Baustoffes Stahl für die Klimapo-litik und eine erfolgreiche Energie-wende (Prof. Dr. Natalie Stranghöner, Andreas Hubauer, Hans Peters).

Der erste Tag endete mit Gruß-worten von Ralf Luther, dem Präsi-denten des Deutschen Stahlbau-Ver-bandes DSTV und stellvtr. Vorsitzen-

den von bauforumstahl, Prof. Dr. Aloys Krieg, Prorektor der RWTH Aachen, Thomas Kempen von der Ingenieurkammer-Bau NRW sowie Jürgen Drewes, dem Hauptgeschäfts-führer der IHK Aachen. Kempen er-freute die Teilnehmer mit seinem Statement über die breiten Einsatz-möglichkeiten der Stahlbauweise und

bedauerte die unnötigen Hemmnisse, mit denen der Stahlbau in Deutsch-land beim Brandschutz konfrontiert wird. Als Dinner Speaker faszinierte schließlich Dombaumeister Helmut Maintz das Publikum mit seinem Vor-trag über den Aachener Dom. Krö-nender Höhepunkt des Abends war die Ehrung von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Gerhard Hanswille mit der Auszeich-nung des Deutschen Stahlbaues 2012 (Bild 1). Der ehemalige DSTV-Vize-präsident Hans-Ulrich Batzke unter-strich in der Laudatio insbesondere seine Verdienste bei der Etablierung des Verbundbaues.

Ein Festakt zur Verleihung der diesjährigen Stahl-Architekturpreise bildete am zweiten Tag der Stahl.Ar-chitektur den würdigen Abschluss des zweitägigen Kongresses. Die im Zwei-

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Bild 1. Auszeichnung des Deutschen Stahlbaues 2012 – v. l. n. r.: Ralf Luther, Hans-Ulrich Batzke und Gerhard Hanswille

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Berichte

Stahlbau 81 (2012), Heft 12

Im Vortragsprogramm zur euro-päischen Architekturszene berichteten Dirk Jan Postel von kraaijvanger aus Rotterdam zum Thema „Lightness, complexity and density – Stadskan-toor Utrecht“ und Enrico Manganelli von ARUP aus Mailand über „Torre Diamante – ein flexibler Wohnturm im Herzen Mailands“, Roman Delugan von Delugan Meissl Associated Ar-chitects aus Wien präsentierte einen Werkbericht zur Stahlarchitektur. Au-ßerdem gab der stellv. Direktor des Deutschen Architekturmuseums Frank-furt Dr. Wolfgang Voigt eine „Tour

sich Michael Arns über die hohe Qua-lität des diesjährigen Stahl-Architek-turwettbewerbs, bei dem vier der bes-ten Objekte und zwei weitere der aus-gezeichneten Architekturbüros aus Nordrhein Westfalen stammen. Er for-derte die Politik auf, dafür zu sorgen, dass wieder mehr Investitionen in den Bausektor möglich werden. „Klima-schutz braucht Baupolitik“, erneuerte Arns das Motto des diesjährigen Archi-tektentages NRW. Sowohl die Woh-nungswirtschaft als auch private Bau-herren benötigten verlässliche Rahmen-bedingungen und steuerliche Anreize.

Jahres-Rhythmus ausgelobten Archi-tekturpreise zählen zu den ältesten Deutschlands. Rund 350 Teilnehmer trafen sich um die Gewinner gebüh-rend zu feiern. Den Auftakt bildeten Begrüßungsansprachen von Dr. Roger Schlim (Bild 2), Vorsitzender des Vor-stands von bauforumstahl sowie Michael Arns, Vizepräsident der Archi-tektenkammer Nordrhein-Westfalen.

Roger Schlim unterstrich zu Be-ginn im Schulterschluss mit der Archi-tektenkammer die Notwendigkeit ei-ner konsistenten Politik, um die Ener-giewende zu meistern. Die Forderung der Kammer „Klimaschutz braucht Baupolitik“ ergänzte er um den Aspekt „Klimaschutz braucht Industriepolitik“. Zugleich betonte Schlim, dass es in Deutschland ohne Stahl keine Ener-giewende geben könne. „Ich kann mir Windräder, Offshore Windparks, Um-spannstationen und Stromautobahnen über Tausende von Kilometern ohne Stahl nur sehr schwer vorstellen.“ Stahl als regenerativer Baustoff mit einer Recyclingrate von nahezu 100 % ge-winne vor dem Hintergrund des Klima-schutzes noch an Bedeutung. An die teilnehmenden Architekten gewendet schloss Schlim mit den Worten: „In einer ausschließlich von Technikern geprägten Welt gäbe es viele faszinie-rende Bauwerke nicht. Ich bewundere nicht nur Ihre Kunst sondern auch Ihren Mut, mit dem Sie uns immer wieder zum Staunen bringen. Wenn Sie Unterstützung brauchen, um Visio-nen zu realisieren, helfen wir Techni-ker Ihnen gern, das Unmögliche mög-lich zu machen und wenn es sein muss, selbst die Statik zum Tanzen zu brin-gen.“

Als Vizepräsident der Architekten-kammer Nordrhein-Westfalen freute

Bild 2. Roger Schlim

Bild 3. Förderpreis des Deutschen Stahlbaues 2012 – v.l.n.r.: Karsten Geißler, Holger Harmeier, Hendrik Brinkmann und Bernhard Hauke

Bild 4. Sonderpreis des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwick-lung 2012 – v. l. n. r.: Bernhard Hauke, Johannes Kister, Alexander Lammerting und Rainer Bomba

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wie kreative Architekten Bestandsbau-ten in hoher Qualität wiedererstrahlen ließen und zu neuem Leben erweckten.

Der mit 10000,– € dotierte „Preis des Deutschen Stahlbaues 2012“ wurde verliehen an Professor Volker Staab, staab Architekten, Berlin für den Um-bau des Museums der Bayerischen Könige in Hohenschwangau (Bild 5). Die Jury lobte die vollendete Synthese aus deutender Formsetzung und inge-niöser Formfindung. Zusätzlich erhal-ten Staab Architekten eine Auszeich-nung für den Umbau des Albertinum Dresden. In seiner Dankesrede ver-bunden mit einer Präsentation des Siegerobjektes erläuterte Volker Staab sehr anschaulich seine Herangehens-weise und die Ideenfindung bei dieser herausfordernden Bauaufgabe.

In seinen Schlussworten mahnte Ralf Luther als Präsident des Deut-schen Stahlbau-Verbandes DSTV und stellvtr. Vorsitzender von bauforum-stahl die Politik, besserer Rahmenbe-dingungen für die Abwicklung von Großprojekten zu schaffen (Bild 6). „Gute Architektur braucht auch gute Planungs- und Realisierungsbedingun-gen, um zu wachsen. Gerade am Öf-fentlichen Bau müssen wir ein neues Grundverständnis über die Zusammen-arbeit zwischen Auftraggeber und Auf-tragnehmer herbeiführen.“

Angelika Demmer

1. Preis ging an Hendrik Brinkmann und Holger Harmeier, Studierende bei Prof. Herbert Bühler an der Fachhoch-schule Münster (msa) für ihre Semester-arbeit „Ausstellungsraum am Drubbel in Münster“ (Bild 3).

Als Juryvorsitzende im Architek-turwettbewerb „Preis des Deutschen Stahlbaues 2012“ präsentierte Profes-sor Dörte Gatermann gemeinsam mit Geschäftsführer Dr. Bernhard Hauke die Gewinnerobjekte. Sie betonte da-bei die schwierige Aufgabe der Jury, angesichts einer Vielzahl ausgezeich-neter und herausragender Objekte, die richtige Wahl zu treffen. Der dies-jährige Stahlbaupreis setze zugleich Zeichen für die aktuellen Bauaufga-ben in Deutschland, denn Objekte zu Umbau und Sanierung von Bestands-bauten landeten auf den vordersten Plätzen.

Den Sonderpreis des Bundesmi-nisteriums für Verkehr, Bau und Stadt-entwicklung 2012 für nachhaltige Stahlarchitektur überreichte Staatsse-kretär Rainer Bomba an kister scheit-hauer gross architekten und stadtpla-ner für die zukunftsfähige Moderni-sierung des Blau-Gold-Haus in Köln (Bild 4). Er dankte bauforumstahl für die Auslobung des Wettbewerbs und sicherte auch für die kommende Aus-schreibung in zwei Jahren die Unter-stützung des BMVBS zu. Besonders erfreut zeigte sich Bomba darüber,

d‘Horizon“ über mehr als 150 Jahre Stahlarchitektur von den Anfängen bis heute.

Die Vorstellung der Gewinner des studentischen Nachwuchspreises „Förderpreis des Deutschen Stahl-baues 2012“ übernahmen gemeinsam der Jury-Vorsitzende Prof. Karsten Geissler sowie Dr. Bernhard Hauke, Geschäftsführer von bauforumstahl aus Düsseldorf. Sie lobten die hohe Qualität vieler Entwürfe mit zukunfts-weisenden Konzepten und Ideen. Der

Bild 5. Preis des Deutschen Stahlbaues 2012 – v. l. n. r.: Henning Ecker, Franz Prebeck, Florian Prebeck, Hanns Ziegler, Elisabeth von Hagenow, Volker Staab, Dörte Gatermann und Bernhard Hauke

Bild 6. Ralf Luther (Bilder 1 u. 3 bis 6: bauforumstahl – Birgit Seidel; Bild 2: Karl-Heinz Isselmann)