der gehalt des frauenharnes an brunsterzeugenden stoffen in abhängigkeit vom ovariellen zyklus

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lO38 KLINISCHE \u 5-JAHRGANG. Nr. 2 3 4. JUNI x926 vornherein als Zeichen einer leichten tuberkul6seti Allgemein- infekfion oder -intoxikatioii aiifgefal3t werden diirfen, ist die Er- fahrung, dab auch eine bis zu h6chsten Dosen durchgefflhrte Tuber- kulinbehandliing in derartigen F,illen keineswegs regelm~Bigen Erfolg bringt. Weiin also die Intoxikationserscheintingen durchaus nicht Ifir die tuberkulSse Erkrankung spezifisch sind, so geh6ren sie doch zum t3ilde der milden generalisierten Tuberkiilose sowohl wie zu dem der vorgeschritteneti tuberkul6sen Organerkrankung; sie findeii sick nicht oder nicht regelm~Big bei der Frfihform der chronischeii Lutigentuberkiilose, und es ist immer wieder h6chst eindriicksvoI1 zu sehen, wie der tuberkul6se ProzeB sich 6rtlich ausbreitet, wtkh- rend das Allgemeinbefinden kaum gest6rt ist und gelegetitlich sogar das t~6rpergewicht ansteigt. DaB die sorgf~ltige perkussorische und ausctiltatorlsche Unter- suchung immer noch den Ausgang der Diagnosestellung bilden mug, kann als unbestritten gelten, und I-'~I~Ui~iANNS Verdienst ist es, die Verwertbarkeit der alten Verfahren ffir die neueren Ergebnisse der Tuberkuloseforschung aufs feinste herausgearbeitet zu haben. Aber gerade NEIJMAIql~warnt vor einseitiger Ausbeutung perkussori- scher und auscultatorischer ]3eftinde, uiid ich glaube, dab der guten IRSntgenplatte im Sinne einer Erg~inzung dieser Befunde die aller- gr613te t~edetitiing auch ftir die Frt~hdiagnose zukomlnt. So h~ufig ein beginnender Prozel3 fibersehen wird, weiin die negative Ent- scheidiiiig anI Grund einer Diirchletichtung gef~llt wird, so selten kommt ein Irrtum in diesem Sinne bei Benutznng einer techiiisch eiiiw~ndsfreien Aufnahme vor. Selbstverst~ndlich wird ein minu- ti6ses Infiltrat dem Auge entgehen miissen, aber es ist keineswegs erwieseti, dal3 akustische Erscheinungen friihzeitiger aufzutreten pflegen als sichtbare Schattengebilde. ]3eides wird yon dem Grade der zirkumfokalen Reaktion abh~ngig sein. Die gaiiz wenigen FXlle, in denen ich eine terti~r-tuberkul6se Erkrankung sich eiitwickelti sah, nachdem auf Grund einer Platte die Diagnose abgelehnt worden war, hatten auch auscMtatorisch und perkussorisch nichts Ver- dachtiges ergeben. Den Standpunkt JEss~Ns, da~3 beim Bestehen toxischer Erscheinungen der kleinste klinisehe Beftind znr Annahme eines aktiven Prozesses genfigt, m6chte ich ffir unhaltbar aiisprechen, wenn unter kleinstem klinischen Befund eine geringffigige Klopf- schall- oder Atemgerauschveranderung oder ein knackendes oder knisterndes GerXusch verstanden wird, Erscheinungen, wie sie auf Gruiid irgendwelcher aiiatomischer oder physiologischer UmstXnde auftreten k6nnen, die mit einer tuberkul6seii Erkraukung gar nichts zii tun haben. Die Entscheidung fiber die ]3edeutung derartiger geringffigiger ]3efunde wird diirch die !R6ntgenplatte ganz wesentlich erleichtert, wXhrend ihr Gepaartsein mit irgendwelchen vegetativ- nerv6sen St6rungen, wie sie auch als Zeichen tuberkul6ser Intoxi- kation vorkommen, keinesfalls mat3gebend sein darf. ~)as tteer der flbereilten Diagnosen kommt gerade dutch die fMschliche Be- wertung kleiner auscultatorischer und perkussorischer Veranderun 7 gen bei gleichzeitig bestehenden Allgemeinst6rungen zustande. Wenn allerdings J~ss~ die unbedingte ZuverI~ssigkeit der iiitracutanen Tuberkulinhautreaktion bei Mchtkachektischen und nicht schwerkranken /ndividuen -- und tim solche handelt es sich im allgemeinen bei der Friihdiagnosel -- in Zweifel zieht, so wXren ftir einen derartigen, unser diagnostisches Geb~ude ersehiitternden Grundsatz erst unumst6131iche Beweise zn erbringen. Die Frfihdiagnose der terti~ren Ltingentuberkulose ist an die Fest- stellung 6rtZieher Veranderungen gebunden, uud diese Feststelluiig ruht beim jetzigen Stande unserer !Kenntnisse zugleich auf der sorg- f~ltigen Aufsuchting wie auf der vorsichtigsten Bewertung des atis- cultatorisch-perkussorischen ]3efundes und des R6ntgenbildes. Ambulantes Krankenmaterial und kritische Einstellung dfirften geeigneter seii1, um Erfahrungen in der Friihdiagnostik zu sammeln, als Sanatoriumsklientel und grundstttzliche Bej ahung der AktivitXts- frage beim Vorhandensein geringffigigster toxischer Erscheinungen; denn nut die "Weiterbeobachtung der zweifelhaften FMle ohne tIerausnahme aus ihrer Umgebung wird uns lehren, diagnostische Irrwege zu erkennen, und damit einigermagen die fehlende autop- ~ische Nachprfifiing unserer Diagnose ersetzen. ERWIDERUNG. Von F. JESSEN. Meine Anschauungen grt~nden sich zum kleins~en Tell auf Er- fahrungen an Sanatoriumskranken, vielmehr sind sie an ei~em sehr grol3en ambulanten Material gewonnen. DaB es Rasselger~usche fiber dem Thorax gibt ohne Vorhandensein vow Nekrose, ist ebenso sicher, wie es grol3e Nekrose ohne Rasselger~usche gibt. Abet die Tuberkulose selbsf kanti erst dann echte, nicht bronehitische I~asselger~usche machen, wenn Nekrose eingetreten ist. Ieh glatibe deutlich genng gesagt zu haben, dM3 man auf Grund auscultatori- scher oder ~hnlicher Ver~nderungen nicht ohne weiteres das ]3e- stehen einer aktiven Tuberkulose annehmen darf, sondern nut dann, weiin Intoxikation vorhanden ist. Das ist ja gerade der springende Punkt meiner Ausffihrungen, dab die Intoxikation tins allein sagen kann, ob sonstige vorhandene krankhafte VeyXnderungen auf ab- gelaufenen oder noch aktiven Prozessen beruhen. Dal3 diese IIItoxi- kationserscheinungen zn unserer I42enntnis auf dem \Vege fiber das vegetative Nervensystem kommen, babe ich kfirzer als Herr FRX?c- gEL, aber ebenso detitlich gesagt. Was nun die St6rungen des vege- tativeii Nervensystems aiif nichttuberkul6ser Basis beruhend an- langt, so glaube ich, dab auch ich dazu imstande bin, sic za er- kennen. Leider hat mir die Erfahrung gezeig~, dab jedesmal wenn man die Hoffnung hegte, dal3 eine derarfige Ursache far die Intoxi- kafionserscheinungen vorlag, der schliel31iche Verlauf immer wieder bewies, dab doch eine Tuberktilose vorlag. Wir sind hetite in der Lage, auf der IR6ntgenplatte ffir die Zweifler den Beweis ffir das Vorhandetisein yon tuberku16sen Herdeti in solchen IIItoxikations- fMlen zu bringen, aber auch die R6ntgenplatte ist ohne die klinische Beobachtung nicht ausreieheiid beweisend, denti es gibt FMle mit ausgedehnten VerXnderungen auI der Platte, die klinisch v611ig gesuiid Mud, rind Leute, die sehr krank sitid und nur ganz kleine Ver- ~nderungen auf der Platte erkenneii lassen. Die biologisehen Metho- den haben eiiieii gewissen Wert, sitid abet nicht so zuvert~issig, dab man sich absolut auf sie verlassen kann. Die Klinik ist wesentlich wichtiger, und ich muB nochmal mit dem Satz schliefien, dal3 nur die Intoxikation den Weg darstelI~, auf dem wit imstande sind, klinisch sonst gefundene Ver~nd6ruiigen als auf aktiven oder nieht aktiveti Prozessen beruhend Iestzustellen. KURZE DER GEHALT DES FRAUENHARNES AN BRUNST- ERZEUGENDEN STOFFEN IN ABHANGIGKEIT VOM OVARIELLEN ZYKLUS. [0ber weibliche Sexualhormone. VII. Mitteilung*)]. Von S. Lo~wE und F. LANGE. In Verfolgung der ktirzlich 1) mitgeteilten Feststellung einer Ausscheidung des t3runsthormons im Itarne wurde den Schwankungen des I-Iormongehalts im Frauenharn welter nachgegangen. Jene ersten Zahlen waren an einer gr6Beren gemischten Harnporfion yon verschiedenen geschlechts- reifen Spenderinnen und unbestimmter Mensualbeziehung er- hoben; Inzwischen ist nun der Versuch gemacht, zur 13eant- wortung dei naheliegenden Frage naeh etwaigen periodischen Schwankungen der ausgeschiedenen Hormonmenge weib- liche Harne aus verschiedenen Zeiten des mensuellen Zyldus *) weitere Mitteiltmgen, siehe VIII. in Jg. 5, Nr. 24, S. xo83 dieser Wochenschr. und V. in der Dtsch. reed. Wochenschr.1926, Nr. 14. WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. getrennt zu analysieren. Bisher liegen die Ergebnisse aus einer.Versuchsreihe mit 9 Zweitagesportionen yon 3 Frauen geschlechtsreifen Alters vor. Die Versuche wurden wie auch die friiheren IIormonbestimmurlgen in Blur, Ham u.a. I~6rperflfissigkeiten nach dem an anderer Stelle 2) ausftihr- lich beschriebenen ,,Zghlverfahren" auf Grundlage der vagi- nalen Brunst der kastrierten Maus ausgeffihrt*), lent- sprechend der ersten Feststellung, dab der Harn geschlechts- reifer Frauen im Durehschnitt etwa I M~iuseeinheit Hormon je Liter enth~lt, war yon der Verarbeitung der zweit~gigen Harnmenge einer jeden Versuchsperson eine zu hinreichend eindeutiger zahlenm~Biger Aussage genfigende Hormon- menge zu erwarten, das Ergebnis konnte in Doppelbestim- mungen gesichert werden. Wie die Schaulinien der Abb. i zeigen, wurden yon den 3 Versuchspersonen Zweitagesharne aus einer kurz auf das Menstruationsende folgenden Zyklus- phase (2./3. bzw. 3./4. Tag p. menstr.) sowie aus der Mitre *) Bei der Anwendungunseres Verfahrens batten wir die danke~swerte Hilfe yon Frl. K. TANNEBAUM und Fr!. S. WILDE.

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Page 1: Der Gehalt des Frauenharnes an Brunsterzeugenden Stoffen in Abhängigkeit vom Ovariellen Zyklus

lO38 K L I N I S C H E \ u 5 - J A H R G A N G . N r . 2 3 4. JUNI x926

vornherein als Zeichen einer leichten tuberkul6seti Allgemein- infekfion oder -intoxikatioii aiifgefal3t werden diirfen, ist die Er- fahrung, dab auch eine bis zu h6chsten Dosen durchgefflhrte Tuber- kulinbehandli ing in derart igen F,illen keineswegs regelm~Bigen Erfolg bringt.

Weiin also die Intoxikationserscheintingen durchaus n icht Ifir die tuberkulSse Erkrankung spezifisch sind, so geh6ren sie doch zum t3ilde der milden generalisierten Tuberkiilose sowohl wie zu dem der vorgeschritteneti tuberkul6sen Organerkrankung; sie findeii sick nicht oder nicht regelm~Big bei der Frfihform der chronischeii Lutigentuberkiilose, und es ist immer wieder h6chst eindriicksvoI1 zu sehen, wie der tuberkul6se ProzeB sich 6rtl ich ausbreitet, wtkh- rend das Allgemeinbefinden kaum gest6rt ist und gelegetitlich sogar das t~6rpergewicht ansteigt.

DaB die sorgf~ltige perkussorische und ausctiltatorlsche Unter- suchung immer noch den Ausgang der Diagnosestellung bilden mug, kann als unbes t r i t ten gelten, und I-'~I~Ui~iANNS Verdienst ist es, die Verwertbarkei t der al ten Verfahren ffir die neueren Ergebnisse der Tuberkuloseforschung aufs feinste herausgearbeitet zu haben. Aber gerade NEIJMAIql~ warnt vor einseitiger Ausbeutung perkussori- scher und auscultatorischer ]3eftinde, uiid ich glaube, dab der guten IRSntgenplatte im Sinne einer Erg~inzung dieser Befunde die aller- gr613te t~edetitiing auch ftir die Frt~hdiagnose zukomlnt. So h~ufig ein beginnender Prozel3 fibersehen wird, weiin die negative Ent- scheidiiiig anI Grund einer Diirchletichtung gef~llt wird, so selten kommt ein I r r t um in diesem Sinne bei Benutznng einer techiiisch eiiiw~ndsfreien Aufnahme vor. Selbstverst~ndlich wird ein minu- ti6ses Inf i l t ra t dem Auge entgehen miissen, aber es ist keineswegs erwieseti, dal3 akustische Erscheinungen friihzeitiger aufzutreten pflegen als sichtbare Schattengebilde. ]3eides wird yon dem Grade der zirkumfokalen Reaktion abh~ngig sein. Die gaiiz wenigen FXlle, in denen ich eine terti~r-tuberkul6se Erkrankung sich eiitwickelti sah, nachdem auf Grund einer Plat te die Diagnose abgelehnt worden war, ha t t en auch auscMtatorisch und perkussorisch nichts Ver- dachtiges ergeben. Den S tandpunkt JEss~Ns, da~3 beim Bestehen toxischer Erscheinungen der kleinste klinisehe Beftind znr Annahme eines aktiven Prozesses genfigt, m6chte ich ffir unha l tbar aiisprechen, wenn unter kleinstem klinischen Befund eine geringffigige Klopf- schall- oder Atemgerauschveranderung oder ein knackendes oder knisterndes GerXusch vers tanden wird, Erscheinungen, wie sie auf Gruiid irgendwelcher aiiatomischer oder physiologischer UmstXnde auftreten k6nnen, die mit einer tuberkul6seii Erkraukung gar nichts zii tun haben. Die Entscheidung fiber die ]3edeutung derartiger geringffigiger ]3efunde wird diirch die !R6ntgenplatte ganz wesentlich erleichtert, wXhrend ihr Gepaartsein mit irgendwelchen vegetativ- nerv6sen St6rungen, wie sie auch als Zeichen tuberkul6ser Intoxi- kation vorkommen, keinesfalls mat3gebend sein darf. ~)as t teer der flbereilten Diagnosen kommt gerade dutch die fMschliche Be- wertung kleiner auscultatorischer und perkussorischer Veranderun 7 gen bei gleichzeitig bestehenden Allgemeinst6rungen zustande.

Wenn allerdings J ~ s s ~ die unbedingte ZuverI~ssigkeit der i i i tracutanen Tuberkul inhautreakt ion bei Mchtkachektischen und nicht schwerkranken /ndividuen -- und tim solche handel t es sich im allgemeinen bei der Friihdiagnosel -- in Zweifel zieht, so wXren ftir einen derartigen, unser diagnostisches Geb~ude ersehiit ternden Grundsatz erst unumst6131iche Beweise zn erbringen.

Die Frfihdiagnose der terti~ren Ltingentuberkulose ist an die Fest- stellung 6rtZieher Veranderungen gebunden, uud diese Feststelluiig ruh t beim jetzigen Stande unserer !Kenntnisse zugleich auf der sorg- f~ltigen Aufsuchting wie auf der vorsichtigsten Bewertung des atis- cultatorisch-perkussorischen ]3efundes und des R6ntgenbildes.

Ambulantes Krankenmater ia l und kritische Einstellung dfirften geeigneter seii1, um Erfahrungen in der Fri ihdiagnostik zu sammeln, als Sanatoriumsklientel und grundstttzliche Bej ahung der AktivitXts- frage beim Vorhandensein geringffigigster toxischer Erscheinungen; denn nu t die "Weiterbeobachtung der zweifelhaften FMle ohne t Ierausnahme aus ihrer Umgebung wird uns lehren, diagnostische Irrwege zu erkennen, und damit einigermagen die fehlende autop- ~ische Nachprfifiing unserer Diagnose ersetzen.

ERWIDERUNG.

Von

F. JESSEN.

Meine Anschauungen grt~nden sich zum kleins~en Tell auf Er- fahrungen an Sanatoriumskranken, vielmehr sind sie an ei~em sehr grol3en ambulanten Material gewonnen. DaB es Rasselger~usche fiber dem Thorax gibt ohne Vorhandensein vow Nekrose, ist ebenso sicher, wie es grol3e Nekrose ohne Rasselger~usche gibt. Abet die Tuberkulose selbsf kanti erst dann echte, n icht bronehitische I~asselger~usche machen, wenn Nekrose eingetreten ist. Ieh glatibe deutlich genng gesagt zu haben, dM3 man auf Grund auscultatori- scher oder ~hnlicher Ver~nderungen nicht ohne weiteres das ]3e- stehen einer akt iven Tuberkulose annehmen darf, sondern nut dann, weiin In toxikat ion vorhanden ist. Das ist ja gerade der springende Punk t meiner Ausffihrungen, dab die Intoxikat ion tins allein sagen kann, ob sonstige vorhandene krankhaf te VeyXnderungen auf ab- gelaufenen oder noch aktiven Prozessen beruhen. Dal3 diese IIItoxi- kationserscheinungen zn unserer I42enntnis auf dem \Vege fiber das vegetat ive Nervensystem kommen, babe ich kfirzer als Herr FRX?c- gEL, aber ebenso detitlich gesagt. Was nun die St6rungen des vege- tativeii Nervensystems aiif nicht tuberkul6ser Basis beruhend an- langt, so glaube ich, dab auch ich dazu imstande bin, sic za er- kennen. Leider ha t mir die Erfahrung gezeig~, dab jedesmal wenn man die Hoffnung hegte, dal3 eine derarfige Ursache far die Intoxi- kafionserscheinungen vorlag, der schliel31iche Verlauf immer wieder bewies, dab doch eine Tuberktilose vorlag. Wir sind hetite in der Lage, auf der IR6ntgenplatte ffir die Zweifler den Beweis ffir das Vorhandetisein yon tuberku16sen Herdeti in solchen IIItoxikations- fMlen zu bringen, aber auch die R6ntgenpla t te ist ohne die klinische Beobachtung nicht ausreieheiid beweisend, denti es gibt FMle mit ausgedehnten VerXnderungen auI der Platte, die klinisch v611ig gesuiid Mud, rind Leute, die sehr krank sitid und nur ganz kleine Ver- ~nderungen auf der Pla t te erkenneii lassen. Die biologisehen Metho- den haben eiiieii gewissen Wert , sitid abet nicht so zuvert~issig, dab man sich absolut auf sie verlassen kann. Die Klinik ist wesentlich wichtiger, und ich muB nochmal mi t dem Satz schliefien, dal3 nur die In toxikat ion den Weg darstelI~, auf dem wit imstande sind, klinisch sonst gefundene Ver~nd6ruiigen als auf akt iven oder nieht aktiveti Prozessen beruhend Iestzustellen.

K U R Z E

DER GEHALT DES FRAUENHARNES AN BRUNST- ERZEUGENDEN STOFFEN IN ABHANGIGKEIT

VOM OVARIELLEN ZYKLUS. [ 0 b e r weibl iche Sexua lhormone . VII . Mi t t e i l ung* ) ] .

Von S. L o ~ w E u n d F. LANGE.

I n Ver fo lgung de r kt i rzl ich 1) m i t g e t e i l t e n Fes t s t e l l ung e iner A u s s c h e i d u n g des t 3 r u n s t h o r m o n s im I t a r n e wurde den S c h w a n k u n g e n des I - Iormongehal ts im F r a u e n h a r n wel te r n a c h g e g a n g e n . J e n e e r s t en Z a h l e n waren a n e iner gr6Beren g e m i s c h t e n H a r n p o r f i o n yon ve r sch i edenen geschlechts- re i fen S p e n d e r i n n e n u n d u n b e s t i m m t e r Mens ua l bez i ehung er- h o b e n ; I n z w i s c h e n is t n u n de r Versuch gemach t , zur 13eant- w o r t u n g dei nahe l i egenden F rage n a e h e twa igen per iod ischen S c h w a n k u n g e n d e r ausgesch iedenen H o r m o n m e n g e weib- l iche H a r n e aus v e r s c h i e d e n e n Zei ten des mensue l l en Zy ldus

*) weitere Mitteiltmgen, siehe VIII. in Jg. 5, Nr. 24, S. xo83 dieser Wochenschr. und V. in der Dtsch. reed. Wochenschr. 1926, Nr. 14.

W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

g e t r e n n t zu ana lys ie ren . B i s h e r l iegen die Ergebn i s se aus e i n e r . V e r s u c h s r e i h e m i t 9 Z w e i t a g e s p o r t i o n e n yon 3 F r a u e n gesch lech ts re i fen Al te rs vor . Die Versuche w u r d e n wie auch die f r i iheren I I o r m o n b e s t i m m u r l g e n in Blur , H a m u . a . I~6rperf l f iss igkei ten n a c h d e m a n a n d e r e r Stel le 2) ausf t ihr - l ich b e s c h r i e b e n e n , , Z g h l v e r f a h r e n " au f G r u n d l a g e de r vagi- na len B r u n s t de r k a s t r i e r t e n Maus ausgeff ihr t*) , lent- sp r echend de r e r s t en Fes t s t e l l ung , dab de r H a r n geschlechts- re i fer F r a u e n im D u r e h s c h n i t t e t w a I M~iuseeinheit H o r m o n je L i t e r en th~ l t , wa r yon der V e r a r b e i t u n g de r zwei t~gigen H a r n m e n g e e iner j eden Versuchsper son eine zu h i n r e i c h e n d e indeu t ige r zah lenm~Biger Aussage genf igende H o r m o n - menge zu e rwar t en , das E r g e b n i s k o n n t e in D o p p e l b e s t i m - m u n g e n ges icher t werden. Wie die Schau l in i en de r Abb . i zeigen, w u r d e n yon den 3 V e r s u c h s p e r s o n e n Z w e i t a g e s h a r n e aus e iner ku rz au f das M e n s t r u a t i o n s e n d e fo lgenden Zyklus- phase (2./3. bzw. 3./4. Tag p. mens t r . ) sowie aus de r Mi t re

*) Bei der Anwendung unseres Verfahrens batten wir die danke~swerte Hilfe yon Frl. K. TANNEBAUM und Fr!. S. WILDE.

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4 . J U N I 1 9 2 6

der zweiten Woche ( io. / II . Tag) p. menstr, untersucht, bet zweien yon ihnen auch noch aus den letzten 2 Tagen vor Beginn der Menses. In allen 3 F~llen steigt fibereinstimmend der Hormongehalt im Menstruationsintervall an; ist die Schwankung auch in einem der 3 F~lle unbedeutend, und IMlt wohl noch in die Fehlerbreite der MeBmethode, so ist sie doch in den beiden anderen F~llen um so eindrucksvoller, da sich hier der Hormongehalt gegen den Follikelsprung bin von besonders niedrigen, praktisch als Null zu betrachtenden Werteii aus zu bedeutender H6he erhebt. Die Unterschiede zwischen den Vor- und den Nachtagen der Menstruation sind demgegeniiber sehr gering uiid bet der Fehlerbreite des Ver-

o,6 ~ ~, .- ~ "~

i i i i i i i i ~ i i i M 123~587gglOll~g.Tdff ~1, 123q.

post menstc rag on~ m. Tog post re.

A b b . ~. B r u n s t h o r m o n g e h a l t d e s H a r n e s ( - j e T a g , - - - - j e L i t e r ) y o n

3 g e s n n d e n F r a u e n ( % x , + ) . M = M e n s e s .

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . Nr. 23 lO39

Blnte selbst bean~vorten lassen. Die Harnuntersuchung bietet den Vorteil, dab der Untersuchungsstoff leichter be- schaffbar ist, uiid so gibt die kurze Mitteilung unserer Er- gebnisse vielleicht Anlag, das Verfahren auch in der Klinik zu versuchen, wo es sich n . U . bet der Diagnose hypo- und hyperhormonotischer St6rungen dienlich erweisen k6iinte. (Aus dem Pha~makologischen Institut der UniversitSt Tartu- Dorpat.)

L i t e r a t u r : I) Klin. Wochenschr. I 9 2 6 , S. 576, Verh.-Ber. -- 2) I)tsch. reed. Wochenschr. 1926, Nr. 14.

fahrens nicht verwertbar; immerhin bleibt bemerkenswert, dab in beiden F~illen fibereinstimmend ein Abfall der Schau- linie durch die Menstrualtage hindurch besteht.

Zu ether endgfiltigen Aussage fiber den Zeitpunkt der hSchsten Hormonausscheidung reichen die vorliegenden Zahlen naturgemiiB noch nicht aus. Sie werden in dieser t l ichtung ergiinzt werden, und es ist vorl~ufig nicht auszu- schlieBen, dab nicht etwa doch ein weiterer Anstieg, sei es his zum Termin des Follikelsprungs (den wit bet unseren Spenderinnen schon wegeii des Fehlens eines ,,Mittelschmerzes" nicht best immen konnten), set es fiber diesen hinaus bis in eine dutch die Bltite des C. luteum gekeiiiizeichnete Inter- vallphase gefundeii wird. DaB aber der reifende Follikel seine starke Beteiligung an der Hormonproduktion auch in der Hormonausscheidung im Hariie widerspiegelt, zeigt der zum Tell steile Anstieg des I-Iormongehalts im ersten Halbmen- s t ruum deutlich genug. Und dab nicht etwa ein fiber den Follikelsprung hinaus bis unmit telbar zum meiistruellen Zusammenbruch reichendes weiteres Aiihalten oder gar An- steigen der Hormonisierung den pr~menstruellen Vorg~ingen des zweiten Halbmenstrums zugrunde liegt, wird dadurch wahrscheiiilich, dab auch schon an Vortagen der Menses der Hormonspiegel des Harnes wieder entscheidend gesunkeii ist.

Freilich muB man mit der Verwertung derartiger ]3efunde im Harn zu Rfickschlfissen anf die Intensit~it der Hormon- produktion und die H6he des Hormonspiegels im Blute vor- sichtig seiii; genauer Gleichlauf yon Erzeugung bzw. Umlauf einerseits, Ausscheiduiig auf der anderen Seite darf IIicht ohne wetters vorausgesetzt werden, da ja gerade in Zeiten hoher Erzeugung eine Ablenkung yon der Ausscheidung nach irgeiideiner besonders regeii Verbrauchstgtte hin stat thaben k6nnte. Auf jeden Fall stehen nnsere vorliegenden Befunde in bester iObereinstimmung mit den Ergebnissen, die alle Untersuchungen des Ovars und seiner Teilorgane auf ihren mengenm~Bigen Gehalt an Hormon des fiberragenden An- teils des Follikels an der Erzeugung des Bruiisthormons ge- zeitigt haben. Auch spricht, wenn zuvor noch Zweifel an der Spezifit~t der yon uns in den KSrperflfissigkeiten gefuiidenen brunsterzeugenden Substanzen m6glich waren, die deutliche cyclische Abh~ngigkeit der Harnbefunde entschieden daffir, dab hier wirklich das Brunsthormon erfagt ist. Manche der durch diese Harnbefunde angeschnittenen Fragen werden sich nur d u t c h fortgesetzte Bestimmung des Hormonspiegels im

UBER DIE FUNKTIONSPROFUNG DER ABFANGORGANE DES RETICULO-ENDOTHELIALEN SYSTEMS.

II. Mitteilung. V0n

ALOIS MEIVIMESHEIMER

In einer frfiheren Arbeit wurde auf eine Funktionsprfifung der Abfangorgane des reticulo-endothelialen Systems hin- gewiesen und auf die Beobachtungen, die damit bet Syphilis- kranken gemacht wurden. Um uns fiber die beschriebenen Vorg~nge weiter Idar zu werden, haben ~dr einige Unter- suchungen angestellt, fiber die im folgenden kurz berichtet set.

I. Kaninchen, die l~ingere Zeit auf Anderungen der Serum- stabilit~it und des Blutbildes beobaehtet waren und IIormalen Befund zeigten, erhielten nach Angabe yon SAXL und DONATH ro Minuten nach einer Injektioii yon o, o3--0,o 4 Neoarsphen- amin o,4--o,60leokoniol intraven6s: W~ihrend bet den IIicht mit Arsphenamiii vorbehandelten Tieren die Fetttr6pfchen bis 8 Miiiuten sp~iter aus dem Blute verschwunden waren, lieBen sieh nach Arspheiiamininjektionen in 5 yon 8 FXllen ein langsameres Verschwinden der Teilchen zeigen, und zwar konnten die Teilchen 4--6--8 Minuten l~iiger im Dunkelfeld nachgewiesen werden. Es muBte darauf geachtet werden, dab die Tiere ganz ruhig bliebeii, da Erregungszust~inde, wie wir beobachteten, die Versuche stark beeinfluBten.

2. Um ein MaB ffir die Wirkung der intraven6sen Injek- tionen auf die Funktion der Capillaren zu bekommen, wurde die ebenfalls yon SAXL und DONATH ffir diese Zwecke an- gegebene Senf61reaktion auf das Kaninchenauge heran- gezogen. Wir nehmen nach den Untersuchungen yon HEUB- NER an, dab das Senf61 neben den uiimittelbaren Wirkungen auf die Nerven und Zellen in erster Linie die Capillaren be, einfluBt. In l~bereinstimmung mit SAXL nnd DONATH fanden wir, dab eine IO Minuten vor der SenfSlinstillation vor- genommeiie intraven6se Neoarsphenamininj ektion die Exsudatbildung bedeuteiid verringerte und dab vor allem die 0dembildung bedeutend schw~icher war als die der Kontrolltiere. Gleichzeitig fiel uns auf, dab 24--48 Stunden sp~iter bet den Arsphenamiiitieren das Senf61auge vSllig normal war, w~hrend bet den K0ntro!ttieren IIoch starke, wenn auch abklingende Entzfindungserscheinungen fest- zustelleii wareii. Dasselbe Ph~inomen lieB sich noch deut-

.licher IIach intraven6ser Injektion yon o ,4- -o ,80 leokonio l zeigen nnd ebenso, wenn Neoarsphenamin und OleokonioI gleichzeitig gegeben wurden.

3. Bet allen Tieren wurde eine Prfifung der Serumstabilitat vorgenommen, und zwar IIaeh einer yon W E G I E R K O ange- gebeneii und yon uns modifizierten Mikromethode. Es lieB inch sehoii 3--5 Minuten nach der intravenSsen Injekt ion eiiie Niideruiig der Serumstabilit~t feststellen.

Bet dem unter I. beschriebenen Versuch kann es sich mn eine Art Blockade der Abfangzellen durch das Arsphenamin handeln. Ob diese Blockade dutch direkte Anderung der Zellen (Quellung) oder dutch eine Anderung der Serum- struktur (festgestellt durch die Labilit/itsprtifung) hervor- gerufen wird oder durch beides zusammen, l~iBt sich nicht sicher entscheiden. Da die humoralen Aiiderungen sowohl durch eine ver~inderte ,,Sel~etion" der Abfangzellen, hervor- gerufen durch den Reiz der injizierten und aufgeiiommenen Stoffe, als auch durch den direkten StoB der intravenSsen IIIjektion auf das Blur erklgrbar sind, mSchten wit annehmen,