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Ausgabe Nr. 49 I Dezember 2006 Das liebe Geld

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Ausgabe Nr. 49 I Dezember 2006

Das liebe Geld

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ine +++ Termine +++ Termine +++ Termine +++ TDie wichtigsten Daten auf einen Blick

Dezember 2006-April 2007

CAMPUS27.12.-29.12. Weihnachtsferien

22.01.-09.02. Klausurzeit/Prüfungsblock

12.03.-30.03. Klausurphase II (Wiederholung)

PARTY21.12. Die StudentenPartyNacht im Vamos!

Einlass: 22.00 Uhr

22.12. „b-side Lounge“ in der HausbarChillige BarSounds mit Twistedtones DJ'sab 21.00 Uhr

24.12. Holy Night Fever im Vamos!Einlass: 23.00 Uhr, Beginn 24.00 Uhr

25.12. Jingle Bells – die Weihnachtsparty im Vamos!Einlass: 22.00 Uhr

27.12. „Tequila Night“ in der Hausbarab 18.00 Uhr

28.12. „Norddeutsche Karibik“ in der Hausbarab 18.00 Uhr

31.12. Silvesterparty im Vamos!Einlass: 22.00 Uhr

31.12. Silvesterfeier in der Hausbarmit Partysounds vom Bigidibeatz-Kollektivab 00.30 Uhr

MUSIK20.12. Joja Wendt: Man müsste Klavier spielen

können. Eine musikalische Weltreiseim Vamos!Einlass: 19.00 Uhr, Beginn 20.00 Uhr

10.03. 3. Lüneburger Rocknacht

18.03. Stefan Gwildis & Band: Heut ist der Tag! im Vamos!Einlass: 18.00 Uhr, Beginn 19.00 Uhr

22.04. Lüneburger Jazz-Fest 2007 im Vamos!Vorgruppe: Jazzkantine

KULTUR19.12. Zehn Minuten philosophieren:

"Verdikt und Tabu in Holokaust-Diskursen" mit Sven KramerCampus Universität, Hörsaal 4, Beginn 14.00 Uhr

19.12. Literarisches Café (Kleinkunst)präsentiert vom AStA KulturreferatMensa, UC, Einlass: 20.00 Uhr, Beginn 20.30 Uhr

09.01. Zehn Minuten philosophieren:"Hölderlins philosophische Entwicklung" mitChristoph JammeCampus Universität, Hörsaal 4, Beginn 14.00 Uhr

09.01. Vortrag und Diskussion: Manifesta 6 – The failure is the projectFlorian Waldvogel (Kurator am Witte de WithCenter for Contemporary Art, Rotterdam)Campus Universität, Gebäude 7, Raum 215,2. Stock, Beginn 18.30 Uhr

09.01. Dialekteabend (Kleinkunst)präsentiert vom AStA KulturreferatPavillion Rotes Feld, Einlass: 20.00 Uhr, Beginn 20.30 Uhr

09.01. Thomas Hettche liest aus „Woraus wirgemacht sind“ (LiteraTour Nord)Heinrich-Heine-Haus, Beginn 20.00 Uhr

12.01. Christoph Maria Herbst liest nach TommyJauds Bestseller „Vollidiot“ im Vamos!Einlass: 18.00 Uhr, Beginn 19.00 Uhr

18.01. Hans Jürgen Gündling liest Texte von Robert GernhardtBuchhandlung am Marktplatz, Beginn 20.00 Uhr

30.01. Thomas Hürlimann liest aus „Vierzig Rosen“(LiteraTour Nord)Heinrich-Heine-Haus, Beginn 20.00 Uhr

11.02. Ganz schön Feist: Gutes von Gestern, Teil IIim Vamos!Einlass: 18.00 Uhr, Beginn 19.00 Uhr

20.02. Katharina Hacker liest aus „Die Habenichtse“(LiteraTour Nord)Heinrich-Heine-Haus, Beginn 20.00 Uhr

25.03. Gaby Köster: „Wer Sahne will, muss Küheschütteln“ im Vamos!Einlass: 18.00 Uhr, Beginn 19.00 Uhr

LÜNEBURG29.11.-22.12. Weihnachtsmarkt Lüneburg

20.04. FrühjahrsmarktSülzwiesen

28.04. Lüneburger Shopping Nacht Innenstadt

HAMBURG23.03.-22.04. Hamburger DOM

Heiligengeistfeld

Alle Angaben ohne Gewähr.

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„Die meisten Leute suchen nach dem, was sie nicht besitzenund werden durch eben die Dinge geknechtet, von denen sieglauben, sie würden sie einst zu Herrschern machen.“

(Anwar el Sadat)

Der Freund der Menschheit ist das Geld. Einige sind ihmenger zugetan, andere kommen einfach nicht an ihn heran. Hatman ihn sich erstmal an seine Seite gestellt, muss man auf derHut sein, ihn nicht wieder zu verlieren. Er ist sehr eigensinnig.Meist fordert er von uns große Aufwendungen und das Geschickbehutsam mit ihm umzugehen. Hat man ihn einmal für sich ge-wonnen, lernt man schnell die Vorzüge seiner Anwesenheit ken-nen. Gemeinsam kann man mit ihm neue Wege gehen und be-stimmte Ziele erreichen. Ob wir wollen oder nicht, wir sind aufdiesen Freund, der sich manchmal auch als Feind entpuppenkann, angewiesen.

Gerade wir Studenten befinden uns in einer schwierigenLage. Müssen wir doch auf der einen Seite unsere Konzentrationdem Studium widmen, verlangt dieses mit all seinen Eigenschaf-ten auf der anderen Seite Geld. Geld, welches wir entweder sel-ber verdienen müssen – und dabei die kostbare Zeit der Lehreaufgeben – oder es fällt uns durch gut gesinnte Familienmitglie-der in die Tasche.

Scheine, Münzen und immaterielle Zahlen in Sparbüchernwerden in dieser Ausgabe der Univativ im Zentrum stehen. Wirwollen komplizierte Fragen rund um das Thema Studentenjobklären, wollen wissen, was ihr mit 1.000.000 Euro anfangenwürdet, wie viel Taschengeld ein Kind bekommen sollte und wo-hin all das Geld im Alltag eines Lernenden fließt.

Der Winter bringt neben den anstehenden Geldsorgen bezüg-lich des kommenden Weihnachtsfestes auch eine Veränderungim Ressort Hörgenuss mit sich. Nach langjähriger Mitgliedschafthat uns die feste Kolumnisteninstanz André Pluskwa verlassen.Die Univativ geht jedoch nicht ohne Musik durch den Winter undso weht der „Ostwind“ mit seinen Melodien ins Heft.

Auch das Fest der Feste an sich wird nicht außer Acht gelas-sen. Neue Geschäfte in Lüneburg bieten Möglichkeiten, das liebeGeld an den Mann zu bringen oder es in Leckereien umzusetzen.

Wir wünschen euch vorerst eine angenehme Adventszeit.Und denkt daran – Geld ist nicht alles.

Svenja Kühlke (für die Redaktionsleitung)

P.S.: In der letzten Ausgabe der Univativ hat sich ein Fehlereingeschlichen. Wie im Ersti-ABC beschrieben, hat die Bibliotheksamstags nicht bis 16 Uhr geöffnet, sondern bis 18 Uhr. Wir bit-ten diesen Fehler zu entschuldigen.

Editorial� Das liebe Geld

3UNIVATIV Nr. 49 I Dezember 2006

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� TITEL06 1.000.000 Euro – Ein Traum?

Eine Umfrage auf dem Campus07 Promotion – Studentenjob par excellence

oder: Wie man auf angemessene Artangemessenes Geld verdient

08 „Ich wär’ so gerne Millionär, dann wär’ mein Konto niemals leer“Was man als Student beachten muss,damit dieser Traum wahr wird

10 Ideenschmiede Lüneburg: Das e.novumEin Gespräch über Selbstständigkeit,Zukunftsaussichten und Biographien

12 Ach, das liebe Geld – wohin geht es nur?Warum Studenten ihr Geld wofür ausgeben

13 Darf’s ein bisschen mehr Konsum sein, Schwester?Das Thema Geld von Unternehmerseite aus betrachtet

� HOCHSCHULPOLITIK14 Buch für Buch

Ein kritischer Blick auf die Spendenaktion für unsere Universitätsbibliothek

14 Hochschulpolitik in Kürze15 Von alten Griechen und Halbedelsteinen

„Leuphana“: Wird die Universität umbenannt?

� CAMPUS16 Rechnen für Zögernde:

Zukunftsinvestition AuslandsaufenthaltNoch mehr für dich zum Nulltarif:Das Auslandsamt verbessert seine Angebote

17 Haftung ausgeschlossenWarum man StudiVZ nicht alles anvertrauen sollte

� INITIATIVEN18 Schokolade, Bier und Bürokraten

Impressionen der KUNZ-Brüssel-Exkursion

� MENSCHEN19 Kultur Pur

KuWi-Studentin der Universität Lüneburg präsentiert Musical

� FAKULTÄT I20 Das Projekt Magisterarbeit

Die Phasen am Rande des Wahnsinns

� GLOBETROTTER22 Von fremden Ländern und fremden Sitten

Ein Russland-Trip, der Augen öffnet

� PARENTS’ CORNER24 Her mit dem Geld

Vom Lust und Frust mit dem Taschengeld25 Die Säbelzahntiger sind los!

Kindersportfest in Lüneburg

� LÜNEBURG26 Alle Jahre wieder ...

Rezeptideen für winterliche Stunden28 Stadt meets Studis – Die Lüneburger „HAUSBAR“ …

… und der eindrucksvolle Beweis, dass Abi und Bau sich nicht ausschließen

� ZEITGEIST29 Geld im Studium

Möglichkeiten – Bedeutungen – Trends30 Der Reiche

Eine Parabel über die Armut

� CULTURE CLUB31 Mehr Dreck, bitte!

Aus „Dirrty X-Tina“ wird Mrs. Aguilera-Carey-Franklin31 Alle Jahre wieder ...

Sarah Jessica Parker jenseits von Sex and the City31 Caspar David Friedrich

Die Erfindung der Romantik32 Das Kinoerlebnis als Reise

Michaela Krützen: „Dramaturgie des Films.Wie Hollywood erzählt.“ (Fischer)

� HÖRGENUSS33 Aufschwung Ost einmal anders

Ein junges Label namens Ostwind erobertdie Musikwelt

39 Impressum

Inhaltsverzeichnis

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Eine Millionen Euro – wer wünscht sich die nicht? Das Lebenals Student wäre dann doch gleich viel einfacher, oder? Statt inden Semesterferien zu schuften, könnte man sich in der Karibikdie Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Die kleine Studen-tenbude im Wohnheim würde samt Einbauschrank und Klapp-stuhl durch ein exklusives Apartment direkt in der Innenstadtausgetauscht werden. Und statt billigem Aldi-Wein dürfte es

auch einmal eine Flasche aus dem Fachgeschäft sein. Das Lebenkönnte doch so schön sein!

Was würdet ihr mit einer Millionen Euro machen? Wir habeneuch auf dem Unicampus befragt und euch einmal ein bisschenträumen lassen.

Imke Beermann

1.000.000 Euro – Ein Traum?� Eine Umfrage auf dem Campus

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„Wir würden uns ein zusätzliches Loft in Lüneburg kau-fen. Auf diese Weise müssten wir während der Wochenicht ständig von Hamburg zur Uni nach Lüneburg pen-deln. Als Wochenenddomizil würden wir uns zusätzlicheine schöne Wohnung direkt an der Al-ster in Hamburg kaufen. Den Rest desGeldes würden wir einfach verprassen,zum Beispiel für Klamotten oder Partys.Einen Teil würden wir vielleicht auchSpenden.“

Gesche Boekhoff, 24 Jahre, KuWi und Simone Auge, 26 Jahre, KuWi „Zuerst würde ich mich eine Woche

lang wie der König der Welt fühlen.Danach würde ich wahrscheinlich inVerzweiflung ausbrechen, weil ichnicht wüsste, wie ich das Geld am Bes-ten anlegen sollte. Von jedem Men-schen, der mir dann helfen wollen wür-de, würde ich mich veräppelt fühlen.Aber die erste Woche wäre sicherlichtoll! Eintausend Euro würde ich für völlig sinnlosen Kramausgeben, der einfach nur gut aussieht. Außerdem würdeich meine Freunde einladen, zu einem Wochenendaus-flug oder so. Ach, und meine Mama würde zum Geburts-tag von mir eine Putzfrau geschenkt bekommen.“

Anna Grobler, 21 Jahre, KuWi

„Mit einer Millionen Euro würde ich mirein Apartment in der Innenstadt mieten.Dann würde ich gemütlich zu Ende stu-dieren und den Rest meines Lebensgenießen. Vielleicht würde ich auch nachKanada auswandern.“

Markus Nick, 22 Jahre, BWL

„Erst einmal würde ich mir mein Studi-um finanzieren. Außerdem würde ich miteiner Millionen Euro eine lange Weltreisemachen und einen Teil des Geldes spen-den. Den Rest würde ich für mein spä-teres Leben anlegen.“

Anne Goernitz, 21 Jahre, KuWi

„Ich würde mir einen persönlichenSchnitzelkoch organisieren, der mir je-weils morgens, mittags, abends undauch zum Tee mein Wiener Schnitzelbrät. Das alles natürlich auf meiner ei-genen Südseeinsel. Des Weiteren würdeich mir in Hamburg eine Wohnung kau-fen, um den dortigen Stress einer Woh-nungssuche zu umgehen. Dann wäre

das Geld wahrscheinlich auch schon weg.“

Felix Hock, 28 Jahre, KuWi

„Ich würde erst einmal eine Weltreisemachen und mir dann zwei bis drei derschönsten Orte heraussuchen. Dort wür-de ich mir jeweils eine nette Immobilieleisten. Das könnte zum Beispiel in Chileoder Kanada sein.“

Maike Schröder, 26 Jahre, BWL

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„Guten Tag, möchten Sie das Hamburger Abendblatt vierWochen lang kostenlos zur Probe lesen?“ Im leuchtend grünenAnorak mit passendem Cap spricht die junge Frau Passanten inder Fußgängerzone der Hamburger Innenstadt an und drücktdabei jedem, der ihr entgegen kommt, einen Flyer und ein klei-nes Tütchen Gummibärchen in die Hand. Sie strahlt – trotz desmäßig schönen Wetters, auf ihrer Brust und ihrer Stirn prangt derSchriftzug gemäß der Corporate Identity des Unternehmens, fürdessen Produkt sie hier so eifrig wirbt. Eine Promoterin. Eine vonZigtausenden in Deutschland.

„Promoter“, das heißt, ganz plump übersetzt, soviel wie„Verkaufsförderer“; nicht „Verkäufer“ wohlgemerkt, denn Pro-moter leisten entweder wesentlich mehr oder wesentlich wenigerals ein „normaler“ Verkäufer. Und nicht alle verkaufen etwas imeigentlichen Sinne, so wie die genannte junge Frau in grün vonoben. Promoter sind auf Zeit gebuchte Repräsentanten einesUnternehmens, quasi lebende, sprechende Litfasssäulen vongeringerem Umfang. Als Teil einer offensiven Marketingstrategietragen sie Namen und Firmenlogo des beauftragenden Unter-nehmens auf die Straße, hinaus in die Welt zu den Endkunden,mit dem letztendlichen Ziel der Verkaufsförderung.

Bei Promotern unterscheidet man die, die gut aussehen, die,die gut verkaufen können, die, die gut aussehen und verkaufenkönnen und diejenigen, die weder gut aussehen noch verkaufenkönnen. Das Einsatzspektrum erstreckt sich vom simplen Flyer-Verteilen an gut frequentierten Plätzen über die gezielte Produkt-beratung und das „Hardselling“, also den forcierten Abverkaufim Einzelhandel, dazu gehört auch Verkostung im Supermarkt,bis hin zu so ausgefallenen Aktionen wie Kinderschminken imSpaßvogelkostüm auf dem Weihnachtsmarkt. Die Vergütung istentsprechend der unterschiedlichen Einsatzvariationen gestaf-felt: Spaßvögel und Flyerverteiler erhalten im Regelfall ein etwashöheres Fixum von wenigstens zehn bis zwölf Euro pro Stunde,die Hardseller etwas weniger, sie haben dafür aber zusätzlichAussicht auf lukrative Provisionen. Hinzu kommen noch Vergü-tung für Kilometer und Anfahrtszeit, sodass sich grundsätzlichsagen lässt: Ein vernünftiger Promoter geht nicht unter 100 Eurobrutto pro Einsatztag nach Hause.

Genau wie jeder andere auch, hat der Job des Promotersseine Vor- und Nachteile: Er ist, verglichen mit einem Kellner-Job, relativ gut vergütet und geht auch weniger auf die Knochen,die Tätigkeit an sich ist dabei mitunter aber recht eintönig undanspruchslos. Promotion-Jobs sind meistens auf einen sehr über-schaubaren Einsatzzeitraum begrenzt, mitunter nur auf einenTag und auch Dauer-Promotions können bei Bedarf von heuteauf morgen beendet werden. Festanstellungen gibt es so gut wienie. Promoter arbeiten auf Gewerbeschein, d. h. sie sind selbst-ständig, müssen sich selbst krankenversichern, dafür aber keine

weiteren Sozialabgaben leisten. Ihr Honorar stellen sie den sievermittelnden Agenturen in Rechnung und das ist mitunter aucheine Sollbruchstelle: In der Promotion-Agenturen-Landschaft gibtes eine Menge schwarzer Schafe; kleine schmutzige Hinterhof-klitschen und Briefkastenfirmen sind an der Tagesordnung.Üblich ist ein vereinbartes Zahlungsziel von 21 Werktagen abRechnungsdatum. Manche Agenturen lassen sich aber gut undgern sechs Monate und mehr Zeit – wenn sie denn überhauptzahlen und nicht vorher insolvent werden.

Auf der anderen Seite sind Promoter bei den Auftraggebernsehr beliebt, weil je nach Bedarf einsetzbar (keine Festanstel-lung, kein Kündigungsschutz) und kein weiterer personalbüro-kratischer Aufwand (Steuern und Abgaben müssen selbst ent-richtet werden). Und gute Promoter sind schwer zu finden, dennauch auf der anderen Seite gibt es viele von den besagtenschwarzen Schafen. Im Grunde gilt: Promotion-Jobs gibt es mehrals genug; wer sich als engagiert und zuverlässig erweist, musseigentlich nie fürchten, „arbeitslos“ zu werden. Und gerade fürStudenten bieten Promotion-Jobs noch einen weiteren Vorteil:Sie können tatsächlich ein Entree sein bei einer Bewerbung umeinen Praktikumsplatz oder eine Festanstellung. Ein Hinweis,wie „habe durch meine Promotion-Tätigkeit bereits Erfahrungmit Ihren Produkten sammeln können / Einblick in Ihre Firmen-philosophie erhalten“ macht sich auf keinen Fall schlecht imAnschreiben.

Voraussetzungen, um als Promoter arbeiten zu dürfen, sindVolljährigkeit und bei 99% der Jobs ein Gewerbeschein. Eineigenes Auto ist von Vorteil, aber nicht unbedingt Voraussetzung;um Verkostungen durchführen zu können, benötigt man außer-dem noch ein Gesundheitszeugnis und die Frage der Kranken-versicherung muss natürlich geklärt sein. Die meisten Jobange-bote finden sich im Internet auf den Seiten www.promotionba-sis.de und www.jacktiger.com (ehemals promotionjobs.de). Dortbesteht die Möglichkeit, eine eigene Setcard anzulegen mitLebenslauf, Joberfahrungen, Fotos, Angaben zu Aussehen, Vor-lieben, besonderen Fähigkeiten etc., mit der man sich direkt aufdie einzelnen Jobangebote bewerben kann. Und Fragen zumThema, die da nicht beantwortet werden können, hätten in ande-rem Zusammenhang gestellt werden müssen!

Und immer daran denken: Promoter anzusprechen lohnt sichim Regelfall immer; sie müssen stets höflich und freundlichsein, haben optimalerweise wirklich Ahnung von dem, was sie daanpreisen oder wenigstens die Nummer einer Service-Hotline zurHand und verschenken mitunter Gummibärchen, Kugelschreiberund Schlüsselanhänger. Also nehmt mit, was Ihr kriegen könnt,es ist bereits alles bezahlt!

Miriam Dennda

Promotion – Studentenjob par excellence� oder: Wie man auf angemessene Art angemessenes Geld verdient

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Die Prinzen sangen davon und auch Abba versicherte uns,dass das Leben mit diesem gewissen Etwas deutlich einfachersei: Geld. Doch wenn man als Student zum Großteil der Mensch-heit gehört, die keinen Geld ausscheidenden Esel sein Eigen nen-nen kann, hat man nicht viele Optionen, um an die begehrtenTaler zu gelangen. Spätestens wenn sich der Kontostand kon-stant im negativen Bereich befindet, beginnt für die Meisten dieSuche nach einem Job. Hat man diesen dann gefunden, kom-men einige Hürden jedoch näher und näher. Aber mit unsererkleinen Hilfe werdet ihr diese jedoch hoffentlich überspringenwie Colien Jackson.

SteuernJeder hat in Deutschland die Pflicht, sein Finanzamt über

die Höhe der eigenen Einkünfte zu informieren und die dabeientstehende Einkommensteuer zu zahlen. Die Steuererklärunghilft, dies zu bewältigen. Sie muss jährlich bis Mai für das vor-hergehende Jahr abgegeben werden. Beim Finanzamt bekommtihr sowohl die Formulare als auch Hilfe beim Ausfüllen.

Die Einkommensteuer beginnt bei einem zu versteuerndenEinkommen von ca. 8.000,00 b pro Jahr für Ledige. Das be-deutet, man kann durchaus mehr als 8.000,00 b an Einnah-men erzielen, denn die verschiedensten Beträge werden nochgekürzt, bis das zu versteuernde Einkommen erreicht wird, aufdas die Einkommensteuertabelle angewendet wird. Vorausset-zung für einen Job ist meistens die Lohnsteuerkarte, sie ist demArbeitgeber auszuhändigen. Man erhält sie beim Einwohnermel-deamt des Hauptwohnsitzes.

Der Arbeitgeber führt die Lohnsteuer dann an das Finanz-amt ab und zahlt dir den Rest des Lohnes aus. Der Lohnsteuer-abzug wird dem Finanzamt vom Arbeitgeber elektronisch gemel-det. Eine Kopie der Meldebestätigung erhältst du von deinemArbeitgeber. Dein Lohn wird somit automatisch bei deiner Ein-kommensteuererklärung berücksichtigt.

Der Mini-JobJobs mit einem Bruttolohn von bis zu 400 b sind „gering-

fügige Beschäftigungen“. Umgangssprachlich heißen sie „400-Euro-Jobs“ oder „Mini-Jobs“. Der Lohn von bis zu 400,00 bwird dir brutto für netto ausgezahlt. Der Arbeitgeber meldet dichbei der Bundesknappschaft (Versicherung für Mini-Jobs) an undführt pauschal 30 % Sozialversicherungsbeiträge ab. Dafür wirddeine Rentenversicherungsnummer benötigt. Wenn du nochkeine hast, so wird sie im Rahmen der Anmeldung von der Bun-desknappschaft erteilt.

Du hast natürlich die Möglichkeit, mehrere Mini-Jobs gleich-zeitig auszuüben. Allerdings darf dein Verdienst dabei nicht mehr

als 400 b insgesamt betragen. Der Mini-Job kann in der ge-werblichen Wirtschaft als auch in privaten Haushalten ausgeübtwerden. Der Formalismus ist für den Arbeitgeber gleich. DieVersicherungsbeiträge, die der Arbeitgeber zahlt, sind allerdingsbeim Job in einem Privathaushalt geringer.

Kurzfristige BeschäftigungEine „kurzfristigen Beschäftigung“ gehst du ein, wenn du

während des gesamten Jahres nicht mehr als 50 Tage bei einemArbeitgeber arbeitest oder wenn dein Arbeitsverhältnis (5-Tage-Woche) auf zwei Mona-te beschränkt ist.

Dein Verdienst istsozialversicherungsfrei.Du musst also wederKrankenkassen- nochRentenversicherungs-beiträge abführen. Auchder Arbeitgeber zahltkeine Beiträge. Bei kurz-fristigen Beschäftigun-gen gibt es keine Lohnobergrenze und keine Begrenzung derwöchentlichen Arbeitsstunden. Allerdings legen die Sozialver-sicherungsträger sehr strenge Kriterien an, was unter einer kurz-fristigen Beschäftigung zu verstehen ist. Es kann u. U. sehr teuerwerden, wenn aus einer kurzfristigen Beschäftigung nach einerPrüfung ein normales Arbeitsverhältnis wird. Allerdings wird derLohn entweder vom Arbeitgeber pauschal versteuert oder dulegst eine Lohnsteuerkarte vor.

Freiberufliche bzw. selbstständige Tätigkeit„Die Lohnsteuerkarte brauchen wir nicht. Schreiben Sie eine

Rechnung.“ Hast du dich mit deinem Arbeitgeber darauf geei-nigt, bist du freiberuflich bzw. selbstständig tätig. Dies gilt eben-so, wenn du für jede Leistung (Text, Unterrichtsstunde usw.) einvereinbartes Honorar erhältst oder dein Chef dir Aufträge ver-mittelt und du für diese selbst kassieren musst.

Vorteil dieser Arbeitsform ist, dass du deinen Lohn bruttoausgezahlt bekommst. Jedoch musst du dich selbst um dieEntrichtung deiner Steuern kümmern. Dafür benötigst du nichtnur eine Steuernummer vom Finanzamt, sondern es sind unzäh-lige formalistische Voraussetzungen zu erfüllen. Von der Anmel-dung beim Ordnungsamt bis zur Prüfung der Selbstständigkeitbei einer Einzugsstelle der Sozialversicherung im Hinblick einesog. „Scheinselbständigkeit“. Es gibt genaue Vorschriften überdie Ausstellung einer Rechnung und die sog. Buchführung.Ohne fachmännische Hilfe sind die Hürden von einem unbe-darften Studenten nicht zu meistern – bitte informiere dich also

„Ich wär’ so gerne Millionär, dannwär’ mein Konto niemals leer“� Was man als Student beachten muss, damit dieser Traum wahr wird

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vorher gründlich. Denn wenn der Formalismus nicht bis ins letz-te i-Tüpfelchen erfüllt wird, ist der Ärger vorprogrammiert.

Arbeiten und KindergeldDie Einkommensgrenze für das Kindergeld liegt in diesem

Jahr bei 7.680 b. BAföG zählt in Höhe des Zuschussanteils alsEinkommen, beim Studierenden-BAföG also 50 Prozent. Voneurem Bruttoeinkommen können – bei abhängiger Beschäfti-gung – sowohl die Sozialversicherungsbeiträge als auch die Wer-bungskosten abgezogen werden. Die Werbungskostenpauschalebeträgt aktuell 920 b. Somit hast du bei einer abhängigen Be-schäftigung bis zu einem Bruttoeinkommen von 8.600 b zu-züglich Sozialversicherungsbeiträge Anspruch auf Kindergeld.Jedoch darfst du nicht vergessen, die Fortdauer deines Studi-ums nachzuweisen. Daher solltest du beim Erhalt der Immatri-kulationsbescheinigung gleich einen Nachweis an die Kinder-geldkasse schicken. Außerdem musst du angeben und eventuellnachweisen, ob und in welcher Höhe du Einkünfte oder Bezüge(z.B. BAföG) erhältst.

Aktueller Hinweis: Im nächsten Jahr wird die Altersgrenzefür Kindergeld auf 25 Jahre gesenkt. Für alle, die im Jahr 200625 oder älter werden, bleibt es noch bei der alten Altersgrenzevon 27 Jahren. Alle, die jünger sind, bekommen das Kindergeldnur noch bis 25.

Arbeiten und BAföGAls BAföG-Empfänger dürft ihr natürlich nebenher noch eige-

ne Einkünfte erzielen. Jedoch dürfen sie die Grenze von 4.622 bbrutto im jeweiligen Bewilligungszeitraum von zwölf Monatennicht übersteigen. Bei einem 400-Euro-Job wird dir nur dannetwas vom BAföG abgezogen, wenn du durchschnittlich mit dei-nem Einkommen über der Grenze von 350,50 b monatlichliegst. Außerdem bist du verpflichtet, jede Änderung deiner fi-nanziellen Situation dem BAföG-Amt mitzuteilen – egal, ob dudie Einkommensgrenze überschreitest oder nicht. Stammendeine Einkünfte allerdings aus einem Praktikum, werden sie im-mer voll auf das BAföG angerechnet.

Wie ihr seht, ist der „Arbeiten- und Studieren-Dschungel“dunkel, dicht bewachsen und an manchen Stellen schwer zudurchqueren. Doch mit diesen kleinen Hinweisen habt ihr einekleine Hilfe bekommen, mit der ihr das Dickicht einfacher pas-sieren könnt. Im Zweifel wendet euch aber unbedingt an quali-fiziertes Fachpersonal und fragt dort um Rat – denn Gesetzeund Regelungen ändern sich schell und erfordern oft speziellesKnow-How. Dann müsst ihr auf dem Weg durch diesen Urwaldnicht mehr mit den Prinzen einstimmen: „Ich habe keine reicheFreundin und keinen reichen Freund – von viel Kohle hab ichbisher leider nur geträumt.“

Britt Pieper

9UNIVATIV Nr. 49 I Dezember 2006

Infoshttp://www.studis-online.de/StudInfo/kindergeld.phpAlles Wissenswerte rund ums Kindergeld im Studium

http://www.studis-online.de/StudInfo/400euro-jobs.phpHier erhaltet ihr Hinweise zur Sozialversicherung, Lohn-steuer, Minijobs, etc..

http://www.uni-oldenburg.de/kooperationsstelle/download/studium.bafoeg.job.pdfInformationen über deine Rechte im Job,Beschäftigungsverhältnisse, Steuern, Praktika und vielesmehr, herausgegeben vom Deutschen Gewerkschaftsbund

http://www.studentsatwork.org/UNIQ116435885227957/doc36163A.htmlKindergeld, BAföG, Stipendien, Versicherung, Studierenmit Kind sind nur einige der Themen, die ihr auf dieserSeite finden könnt.

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10 UNIVATIV Nr. 49 I Dezember 2006

e.novum: Dieses Logo haben die meisten Studenten in Lüne-burg schon einmal gesehen. Spätestens bei der Busfahrt mit denLinien 5011 und 5012 gen Campus springt es dem Fahrgast vordem Munstermannskamp 1 ins Auge. Doch was und wer hinterdiesem Begriff steht, dass wissen die wenigsten genau, obwohldas e.novum spätestens zum Eintritt ins Berufsleben für somanchen kreativen Kopf mit Gründerambitionen eine wertvolleAnlaufstelle bilden kann. Ein Interview mit GeschäftsführerJens Schmidt.

Univativ: Herr Schmidt, was ist der Grundgedanke des e.novum?Schmidt: Die Idee des e.novum ist es, dass wir mehr bieten alsbloß Räumlichkeiten. Man kann überall Miete bezahlen unddafür einen Büroraum anmieten. Was wir hier schaffen wollen istein Klima, wo sich die Firmen untereinander austauschen undgegenseitig von ihren Ideen profitieren, wo man sich auch malgegenseitig unterstützt. Durch Beratungsstellen bei uns imHause wie das Programm „Gründercampus“, das „Gründungs-labor“ von Professor Schulte oder gleich nebenan das „Grün-dungsnetzwerk“ wird der Kontakt zur Hochschule geknüpft. Dasermöglicht uns auch, die Ideen der Unternehmer fachgerecht zubegleiten. Die Idee ist, dass man in einen lebendigen Austauscheintritt.

Univativ: Laut Ihrem Internetauftritt definiert sich das e.novum„als regionaler Brain-Pool für junge, innovationsorientierte Unter-nehmen und hochschulnahe Start-ups.“ An wen genau richtetsich Ihr Angebot? Schmidt: 50 % der Firmen in unserem Haus müssen hochschul-nah sein. Das begründet sich in der Herkunft der Fördergelder,die zum Teil vom Land Niedersachsen stammen. Wir notierenLeute als hochschulnah, die sich im Zeitraum von bis zu fünfJahren nach Beendigung des Studiums an uns wenden. Ebensotrifft das auf Leute zu, die mit der Universität Lüneburg z. B.über Projekte verbunden sind oder auf ihr wissenschaftlichesKnow-How zurückgreifen müssen. Alle Mieter im Haus müsseninnovations- und technologieorientiert sein, wobei das an dieserHochschule aufgrund des Mangels an technologieorientiertenStudiengängen schwierig ist. Vor diesem Hintergrund schätzenwir ein Unternehmen als technologieorientiert ein, wenn es z. B.im Internet arbeitet oder sich mit entsprechender Softwarebefasst.

Univativ: Sind Unternehmen jeglichen Tätigkeitsfeldes willkom-men?Schmidt: Ich persönlich achte nach Möglichkeit darauf, dass wireinen interessanten Mix an Firmen haben. Ich habe kein Interes-se daran, den fünften Bauunternehmer oder das sechste IT-Unter-nehmen mit hereinzunehmen, sondern bemühe mich darum,dass die Unternehmen, die reinkommen, sich nach Möglichkeitergänzen und Synergien bilden können. Sind die formalen Anfor-

derungen, Innovations- und Technologieorientierung sowie nachMöglichkeit die Hochschulnähe erfüllt, kann theoretisch jeder,auf den diese formalen Vorraussetzungen zutreffen und der dieMiete bezahlen kann, bei uns anfangen.

Univativ: Sie arbeiten inKooperation mit zahlrei-chen Partnern in der Re-gion Lüneburg. Dadurchist es Ihnen möglich, ver-schiedenste Leistungenzu offerieren. Was könnenjunge Unternehmer beiIhnen erwarten? Schmidt: Das e.novumselber bietet Büro- undTagungsräume jeglicherGröße an. Zusätzlich haben wir immer schon darauf geachtet,den Firmen beratend qualifiziert zur Seite stehen zu können.Deswegen gibt es die Kooperation mit dem Programm Gründer-campus, dem Gründungslabor und dem GründungsnetzwerkLüneburg, das ist ein Zusammenschluss aller wichtigen institu-tionellen Partner und Dienstleister, die sich um Gründungs-beratung kümmern. Also z. B. Rechtsanwälte, Steuerberater, dieDAK, Handwerkskammer und Arbeitsagentur. Jeden, der hiereine Frage hat, die etwas aus dem Rahmen schlägt, können wiralso mit Sicherheit an den richtigen Partner weitervermitteln. Ichselber bin auch beratend innerhalb der Hochschul ConsultLüneburg GmbH tätig. Ich berate speziell auch im Bereich Inno-vations- und Fördermanagement; so beschaffen wir den Firmenwenn möglich Fördermittel. Mit dem Gründercampus haben dieUnternehmen sogar die Möglichkeit, Fördermittel zu bekommen.

Univativ: Es stehen Fördermittel für Unternehmen zur Verfügung?Schmidt: In dem Projekt Gründercampus begleiten und beratenwir Gründer direkt. Unter Umständen haben diese Zuschüsse fürUnternehmensberatungen bekommen, das ging auch bis zumBetriebsmittelzuschuss von maximal 18.000 Euro. Im Haushaben wir derzeit sieben oder acht Unternehmen, die diesen ma-ximalen Zuschuss in Anspruch nehmen konnten, nach erfolgrei-chem Bewerbungsverfahren mit Präsentation vor einer Jury.

Univativ: Mit welchem finanziellen Einsatz müssen Unternehmerbei Ihnen rechnen?Schmidt: Die Firma zahlt den Mietpreis für die gemieteteBürofläche, zuzüglich Nebenkosten. Das beinhaltet unserenService: besetzter Empfang, Veranstaltungsräume, Telefonser-vice, zentraler Server, Flipchart, Beamer, zusätzliches Präsenta-tions-Equipment, Kopierer. Alles was man braucht ist vorhanden.Wir sind ein Unternehmen in der freien Wirtschaft, d. h. beiunseren Partnern müssen Sie nach einer kostenlosen Erst-

Ideenschmiede Lüneburg:Das e.novum� Ein Gespräch über Selbstständigkeit, Zukunftsaussichten und Biographien

Eingang zum Gründerzentrum e.novum

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beratung, wenn Sie denn nicht mit entsprechenden Mittelngefördert werden, für Leistungen bezahlen. Was ich hier habe, isteben ein Netzwerk vieler Unternehmen mit ähnlichen Problemenund Fragen, aber auch vielen verschiedenen Kompetenzen.Dieses Umfeld bietet bei Problemen die Möglichkeit des Aus-tauschs, und wenn dann doch einmal weiterer Rat vonnöten ist,vermitteln wir den passenden Ansprechpartner. Von den Miet-preisen her, gemessen mit anderen Gründerzentren oder auchmit den Mietpreisen in Lüneburg allgemein, sind wir gar nichtunbedingt günstig. Bezieht man allerdings einmal die Service-leistungen in die Rechnung mit ein, denke ich dass wir hier ins-gesamt sehr attraktive Konditionen haben. Das wir voll ausgela-stet sind, also alle Räumlichkeiten vermietet haben, ist dannletztendlich auch der Beleg dafür.

Univativ: Was bedeutet denn „voll ausgelastet“?Schmidt: Wir haben gerade 47 Unternehmen im Haus. Das ent-spricht etwa 120 Arbeitsplätzen. Vor allem aus saisonalen Grün-den unterliegt diese Zahl Schwankungen.

Univativ: Ein Kooperationspartner ist die Universität Lüneburg.Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?Schmidt: Wir sind gerade in einer Umbruchphase. Durch dieFusion der Hochschule hat sich die Aufmerksamkeit der neuenLeitung eher auf den Prozess der Hochschulgestaltung konzen-triert. Dadurch ist die Anbindung des e.novum im Moment etwasverloren gegangen. Es laufen zurzeit in direkter Zusammenarbeitdas Projekt Gründercampus und das Gründungslabor, minde-stens bis Mitte nächsten Jahres. Wir haben natürlich jederzeitdie Möglichkeit, über den Transfer den Kontakt zu einzelnen Pro-fessoren herzustellen. Dies geschieht oft im Bereich Automati-sierungstechnik.

Univativ: Werden auch andere Einrichtungen der Universitätgenutzt?Schmidt: Ich sage Ihnen, was auf jeden Fall genutzt wird: Wennich in die Mittagspause gehe, sehe ich 60% der Gründer imHause Richtung Mensa pilgern …(lacht) Nein, im Regelfall istder Kontakt hier gut. Gern wird übrigens auch im Rahmen vonForschungen oder Marktanalysen mit den Studenten zusammen-gearbeitet.

Univativ: Haben Sie ein Beispiel für ein junges Unternehmen,das sie aktuell begleiten?Schmidt: Da haben wir zum Beispiel die Comparado GmbH, diedas Preisvergleichsportal „www.preis.de“ betreiben. Dahinter ste-hen zwei Absolventen des Studiengangs Wirtschaftsrecht an derehemaligen Fachhochschule, die beide ein paar Jahre im Berufgewesen sind, der eine im Bereich Unternehmensberatung, derandere bei einem anderen Preisvergleichsportal. Die haben dannfestgestellt: „Das können wir besser“ und haben hier ihren Busi-nessplan eingereicht. Sie sind dann gefördert worden und habenmittlerweile ihre Plattform aufgebaut, beschäftigen saisonal be-dingt zwei bis drei Mitarbeiter und sind gerade dabei, die näch-sten Schritte im Unternehmen zu planen. Ein anderes Unter-nehmen, die e-liberate GmbH, verkauft jetzt über eine Firma, diesich aus diesem Unternehmen entwickelt hat, ein sehr spannen-des Tool: Ich sitze an meinem Telefon vor meinem Rechner, tele-foniere mit einem Kunden, der vor seinem Rechner sitzt. Nunkann ich mittels dieses Tools meine Verkaufspräsentation von

meinem Rechner bei ihm ablaufen lassen. Das Ganze wird sehrgern von Außendienstlern genutzt und befindet sich mittlerweileauch bei einer zweiten Firma international in der Vermarktung.Natürlich haben wir auf der anderen Seite auch immer wiederUnternehmen, die nach einiger Zeit den Betrieb wieder einstel-len. Nicht jede Idee ist ein Selbstläufer. Aber welche Biographieläuft heutzutage schließlich noch gerade? Für die Betreffendenist das immer eine Zeit mit wertvollen Erfahrungen. Diese Op-tion, mit einer guten Idee selbstständig zu arbeiten, sollte sichjeder im Studium einmal durch den Kopf gehen lassen. Man hathier die Möglichkeit, das auch auszuprobieren, und wenn eserfolgreich läuft …

Univativ: Also ein Appell an alle Lüneburger Studenten zurSelbstständigkeit?Schmidt (lacht): Na ja, zumindest einmal ein Appell, gerade inder heutigen Zeit, die Karrierealternative Selbstständigkeit zuberücksichtigen. Ich habe oft den Eindruck, dass man im Verlaufdes Studiums eher abgeschreckt wird, an so etwas zu denken.Im Thema Selbstständigkeit steckt aber mehr Musik drin alsman denkt. Ich rate keinem direkt nach dem Studium damit ein-zusteigen, da fehlt einfach die Berufserfahrung. Aber wenn ichgemerkt habe, das ist eine Alternative, die mir liegen könnte,dann sollte man diese Möglichkeit nach drei, vier Jahren Berufs-erfahrung auch nutzen. Manche behaupten Selbstständigkeitkommt von „selbst“ und „ständig“, da ist etwas Wahres dran.Gerade in der ersten Zeit ist da viel zu tun, wenn der Kunde mitseinen Anforderungen vor der Tür steht. Aber wenn man merkt,es läuft, man bewegt etwas, dann ist das ein befriedigendesGefühl, das man sonst, so glaube ich, selten erlebt.Univativ: Herr Schmidt, danke für das Gespräch.

Lennart Meyer

InfosDas e.novum existiert seit dem Jahre 2000 und wird vonder gemeinnützigen e.novum GmbH betrieben. Es finan-ziert sich aus der Rainer-Adank-Stiftung sowie der Wirt-schaftsförderungs GmbH für Stadt und Landkreis. BeimUmbau des Gebäudekomplexes zu Beginn konnten außer-dem Fördermittel des Landes Niedersachsen in Anspruchgenommen werden. Die Mietdauer im e.novum beschränktsich auf fünf Jahre, wobei unter Umständen eine Verlän-gerung um drei Jahre möglich ist.

Nach einem Ranking der Universität Regensburg wurdedie Universität Lüneburg zur gründerfreundlichsten Hoch-schule 2005. Jens Schmidt studierte Soziologie, Philo-sophie, Literaturwissenschaft und Pädagogik. Gleich nachdem Studium sammelte er seine ersten Erfahrungen imBereich Selbstständigkeit mit einer Produktionsfirma.Darauf folgte eine Ausbildung im Bereich PR. Mit dieserAusbildungging er an die Universität Lüneburg und grün-dete die Hochschul Consult Lüneburg GmbH. Parallel ister seit 2003 als Geschäftsführer des e.novum tätig.

Kontakt und weitere Informationen unter: www.enovum-lueneburg.de

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„Die Studenten von heute sind faul und nicht engagiert.“ –„Studenten wissen nicht, was sie wollen“ – „Studenten gebenihr Geld doch nur für Partys und Urlaub aus.“ Das sind wohl dieberühmtesten Vorurteile, die von Seiten der Öffentlichkeit undeiniger Dozenten über Studenten existieren. Soweit, so prima.Sicher gibt es Studis, die mittels des ökonomischen Prinzips –also maximalen Erfolg mit minimalem Aufwand erreichen – durchdas Studium marschieren und sich nicht engagieren. Sicher istauch, dass es viele gibt, die noch kein genau fixiertes Zielhaben. Aber das sind nicht alle. Das dritte Vorurteil, mit demman heute immer wieder konfrontiert wird, ist schlichtweg un-fair. Der heutige Durchschnittsstudent gibt definitiv nicht dasmeiste Geld für Party und Co. aus.

Gehen wir der Sache einmal auf den Grund und nehmen dieUni Lüneburg als Beispiel. Das Semester beginnt: Bereits vorwenigen Monaten ist der beträchtliche Betrag über 164.10 bvom schmalen Konto verschwunden – der Semesterbeitrag, wel-cher spätestens ab dem nächsten Semester noch von der Uni-Aufbauhilfe „Studiengebühr“ ergänzt wird. Damit gehen schonmal 664.10 b oder auf den Monat heruntergerechnet um die100 b direkt an die Universität. Wer keine Eltern hat, die dasGeld von ihrem Ersparten abknöpfen können oder BAföG vomStaat bekommt, geht – wohlgemerkt neben Uni-Stress, Refera-ten und Hausarbeiten – arbeiten. (So viel zum Thema „Studen-ten = faul“.) Allerdings hat Student von dem Geld, das er ver-dient, nicht lange etwas.

Besonders zu Semesterbeginn häufen sich Neuanschaffun-gen aller Arten: Seien es nur die nötigen „Arbeitsgeräte“ wieBlöcke, Stifte, Ordner, Folien, Glassichtshüllen und noch soeiniges mehr oder gar Bücher für die einzelnen Seminare. Soein BWL-Wälzer oder ein Buch für Medien- und Öffentlichkeits-arbeit kann dann schon mal über 30 oder 40 b kosten. Und diewenigsten brauchen nur ein Buch. Bei den Sprachkursen kommtoft noch ein Arbeitsbuch mit Aufgaben (um die 15 b) dazu. Vonanderen Universitäten hört man, dass es sogar mal um die 100 bnur für Bücher werden können. Wer die Bücher nicht kauft odereines der Seminare mit den Readern erwischt hat, kopiert. Obbei ASTA oder CAMPUS, es kostet eben Geld. Immerhin darf mansich hier meistens entscheiden, wem man sein Geld gibt. Be-sonders in den leseintensiveren Seminaren wie Sozial- undKulturgeschichte, Kulturtheorie oder Sprache und Kommunika-tion kann es schnell passieren, dass ein Zehner nach dem ande-ren von der netten Maschine namens Kopierer gefressen wird.Das waren jetzt nur die „Basistexte“. Hält man noch ein Referatoder schreibt irgendwann eine Hausarbeit, kommen noch maleinige Kopien dazu.

Neben all dem Studieren muss der Student ja auch nochirgendwo wohnen. Das bedeutet Miete, Nebenkosten und Strom.Hier darf man zwischen 160 b und 330 b hinlegen. Monatlichwohlgemerkt. Und das waren nur die Wohnheimpreise. Wennman also mal annimmt, das man 450 b BAföG bekommt oder

soviel verdient und dann 250 b Miete und 20 b Strom bezahlenmuss, dann bleiben noch 180 b zum Leben. Und davon mussdann „der Rest“ bezahlt werden. Das Essen zum Beispiel. Wertäglich in die Mensa geht, gibt dort zwischen 1,50 b und über2 b pro Essen aus, wenn er sich nicht mit den schmackhaftenBeilagen für um die90 Cent begnügt.Nicht zu vergessendie kleinen Beträ-gen, mit denen wirALDI und Co. dieBilanzen verschö-nern, um auch amWochenende odermorgens und a-bends nicht zuverhungern. Werder Mensa nur spo-radisch Besucheabzollt, gibt sogarum die 80 bis 100 b für Essen aus. Und wer viel sitzt, musssich auch viel bewegen, um einen Ausgleich schaffen oderwenn er nicht an ständigen Rückenschmerzen ob der bequemenHörsaalstühle leiden will. Die Fitnessstudios freuen sich dannüber die monatlichen Beiträge von 20 b.

Natürlich wollen auch die Eltern regelmäßig erfahren, ob sieihr Geld gut angelegt haben, so dass dann schon mal Telefon-und Handyrechnungen von 20 b aufwärts entstehen. Nicht zuvergessen, dass ab und zu auch mal ein Heimurlaub eingelegtwerden will. Die Bahn kommt – die Bahn freut’s. Je nach Ent-fernung und Bahncard-Besitz kann das richtig teuer werden.Auch die Autofahrer unter uns wissen, wer ihr Geld verschluckt.Tankrechungen von 30 b und mehr sind dabei keine Seltenheit.

Ein Student gilt als kommunikativ und hat schnell vieleLeute, die er zu seinen Freunden zählt. Da gibt es dann Geburts-tage, wo zumindest der „Harte Kern“ beschenkt werden will odermal Liebeskummer, wo dann mehr als ein oder zwei Stunden imCafé nötig sind, um die Probleme zu beseitigen. Die Preise fürMilchkaffee und Co. liegen übrigens zwischen 1 b und 3 b.Durchschnittlich gehen für das „ständige“ Partymachen monat-lich um die 20 b weg. Also gibt der Student nicht nur Geld fürPartys und das Drumherum aus. Nein, denn rechnet man alleszusammen sind die „anderen“ Ausgaben mit um die 600 b(und mehr) weitaus höher.

Bleibt zum Schluss noch der lange Blick in den leerenGeldbeutel und die Frage: Party? Im nächsten Monat vielleicht.Urlaub? Vielleicht mal beim Gewinnspiel der lokalen Zeitungmitmachen. Oder noch mehr arbeiten?

Helene J. Baumeister

Ach, das liebe Geld – wohin geht es nur?� Warum Studenten ihr Geld wofür ausgeben

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Egal ob Kneipe oder Café: Für die Gastronomiebleibt nicht allzu viel Geld ürig.

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Wofür geben wir Geld aus? Womit verdienen andere ihr Geld?Geld für scheinbar unnütze Dinge ausgeben? Können wir uns dasheutzutage noch leisten? Lassen wir Weihnachten alle Hemmun-gen und Sparzwänge fallen, um unseren Lieben eine Freude zumachen, ihnen etwas Ausgefallenes zu schenken? UNIVATIV hatsich bei Lüneburger Einzelhändlerinnen umgehört, die ihr Ge-schäft im letzten oder diesem Jahr eröffnet haben.

Stefanie Maurer verkauft in ihrem Laden „KonsumSchwestern“(www.konsumschwestern.de) seit Oktober letzten Jahres handbe-stickte und nach den Vorstellungen der KundInnen angefertigteTaschen, Kinderartikel, Modeschmuck und Wohnaccessoires. Dör-te Barisch lädt seit Oktober 2006 mit ihren Schokoladen- und Pra-linenkreationen zum Rendezvous der Sinne in die „LüneburgerSchokoladenmanufaktur“ (www.schokopraline.de) und Anne-Kat-rin Schulze bietet seit Februar dieses Jahres alles an, was Mann undFrau sich aus Liebe zur Lust Gutes tun können (www.anne-lyn.de).

Sie verkaufen alle nicht unbedingt lebensnotwendige Dinge –Warum sollten die Menschen Ihre Produkte kaufen?Maurer: Weil sie Spaß machen, weil sie anders sind, weil sie ide-ale Geschenkideen sind. Die Artikel sind entweder handgemachtoder zumindest so ausgesucht, dass es sie in Lüneburg nichtnoch in einem anderen Geschäft gibt. Meine Produkte spiegelnmeinen Geschmack wider, sie passen zusammen – dies machtmeinen Laden aus.Barisch: Wir bieten etwas an, was handgefertigt ist, also dasallein schon seinen Preis fordert und eine sehr hohe Qualität hat.Diesem Anspruch wird der Kunde auch gerecht, wenn er einenetwas höheren Preis bezahlt. Und natürlich auch aufgrund derBesonderheit, da es etwas ist, was man nicht überall bekommt.Schulze: Wie der Name „Anne Lyn’s Sinnlichkeiten“ schon sagt,gibt es hier alles für die Sinne plus den ganzen Erotikbereich.Wir bieten vieles an, womit man sich selber etwas Gutes tunkann, wie z.B. ein schönes Bad nehmen, etwas Schönes essenetc., was man sich aber auch gegenseitig schenken kann.

Wie kamen Sie auf die Idee, solch ein Geschäft zu eröffnen?Maurer: Beim Durchstöbern Hamburger Boutiquen habe ich ziem-lich schlecht bemalte Armeetaschen gesehen und mir gedacht:„Das kannst du auch.“ Zuerst habe ich sie über Ebay verkauft undschließlich – aus einer Laune heraus – den Laden eröffnet. Mitt-lerweile hat sich um die Taschen herum noch einiges mehr ange-sammelt. Barisch: Die Produktion einer Schokoladenmanufaktur an sichfand ich schon immer faszinierend, daher wollte ich Verkaufs-und Produktionsstätte an einem Ort haben. Die gläserne Produk-tion ist das Besondere an diesem Geschäft, d. h. die Menschenkönnen sehen, wie die Produkte hergestellt werden und wofür sieihr Geld ausgeben. Schulze: Die Idee war es, das ganze Thema Erotik und Sex ein-

mal anders anzupacken und aus diesem Schmuddel-Image her-auszuholen, die Kunden mit dem Thema Erotik vertraut zumachen. Liebe, Sex und Partnerschaft ist nämlich mehr als eineDVD oder ein Toy, es ist z. B. auch eine gegenseitige Massage.Wir wollten auch vieles von dem Drumherum mit anbieten: Wennich mir einen schönen BH kaufe, will ich vielleicht auch einepassende, schöne Kette dazu kaufen.

Wird sich Ihrer Meinung nach die Mehrwertsteuererhöhung aufIhr Geschäft auswirken?Maurer: Nein. Dadurch, dass die Artikel handgemacht sind, be-trifft mich dies sehr minimal.Barisch: Das werde ich sehen, weil ich nicht sagen kann, wiesehr den Kunden Preisanstiege auffallen werden. Das betrifftwohl eher Güter des täglichen Bedarfs.Schulze: Ich glaube nicht. Die Leute kommen deshalb schließ-lich nicht weniger in so einen Laden.

Bemerken Sie jetzt vor Weihnachten (d.h. Anfang November,Anm. der Red.) eine Veränderung im Kaufverhalten Ihrer Kun-den? Haben Sie spezielle Weihnachtsangebote?Maurer: Weniger. Es gibt viele Menschen, die in meinen Ladenkommen und sagen: „Wie schön. Da weiß ich, wo ich meine Ge-schenke kaufe.“ Oder welche, die sagen: „Das wünsche ich mir.“Der Wunschzettelservice wird angenommen, d. h. die Leute kön-nen ihre Freunde und Verwandte zu mir schicken, damit diesesich umgucken können, was der betreffenden Person gefallenhat, aber die richtigen Geschenkekäufer waren noch nicht da.Ich denke, das wird erst in den nächsten Wochen losgehen.Barisch: Ich hatte die ersten Anfragen für z. B. Firmengeschenkeoder Adventskalender. Allerdings sind unsere Produkte so frisch,dass es dafür jetzt noch zu früh wäre. Die Haltbarkeit unsererProdukte liegt bei zwei, maximal drei Wochen. Natürlich werdenwir Produkte mit „weihnachtlichen Geschmacksrichtungen“ wieZimt und Koriander anbieten.Schulze: Es ist nicht so, dass der Umsatz jetzt schon deutlichbesser wird, aber die Leute kaufen Dinge, die sie sonst nicht kau-fen, vor allem teuere Dinge. Schubweise ist der Laden auch wirk-lich rappelvoll. Es gibt ebenfalls schon spezielle Weihnachtsarti-kel, z. B. einen netten Macho-Weihnachtsmann mit einem durch-trainierten Oberkörper in Schokoladenform.

Ihr teuerstes Produkt? Und Ihr billigstes?Maurer: Bilder von meinem Mann gemalt, die bei 75 b aufwärtsliegen und Postkarten für 1 b.Barisch: Das teuerste Produkt ist ein so genanntes Planetariumfür 28 b, das billigste eine Praline für 0,80 b.Schulze: 1200 b – ein Auflegevibrator aus Gold. Und 0,99 b.Das sind Wunderkerzen in Herzform.

Gesche Quent

Darf’s ein bisschen mehr Konsumsein, Schwester?� Das Thema Geld von Unternehmerseite aus betrachtet

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Buch für Buch� Ein kritischer Blick auf die Spendenaktion für unsere Universitätsbibliothek

UNIVATIV Nr. 49 I Dezember 2006

Hochschulpolitik in Kürze� Ciao Mittagspause

Es war ein kurzes Intermezzo. Kaumhatten sich die Uniangehörigen an dieMittagspause gewöhnt, wird sie schonwieder abgeschafft. Im Sommersemester2007 werden die Anfangszeiten der Ver-anstaltungen erneut geändert. Aus einemRundschreiben der zentralen Verwaltunggeht hervor, dass die erste Veranstaltungkünftig erst um 8.15 Uhr beginnt. Diezweite Veranstaltung fängt wie gewohntum 10.00 Uhr an, dass heißt am Morgenbleiben nur 15 Minuten für den Raumund ggf. Standortwechsel. Alle weiterenVeranstaltungen beginnen dann im Zwei-Stunden-Rhythmus um 12, 14, 16, 18und 20 Uhr. Alle Sitzungen sind unverän-dert 90 Minuten lang. Damit entfällt dieMittagspause von 13.30 Uhr bis 14.30,die mit der letzten Umstellung der Vorle-sungszeiten zum Wintersemester 2005/06 eingeführt wurde.

Als Gründe für die erneute Umstel-lung wurden die Entlastung der Mensaund Erleichterungen für Studenten mitKindern genannt. So öffnen viele Kinder-gärten um 8 Uhr, Eltern konnten also

kaum Veranstaltungen im ersten Zeitfen-ster besuchen. Entfällt die Mittagspause,hat das allerdings auch zur Folge, dasskurzfristige Veranstaltungen wie studenti-sche Vollversammlungen schwerer mög-lich werden, so eine Verwaltungsmitarbei-terin. Derzeit könnten Hörsäle und andereRäume kurzfristig während der einstündi-gen Mittagspause zur Verfügung gestelltwerden, da sie in der Regel nicht belegtseien. Die nunmehr verbleibende halb-stündige Pause zwischen zwei Zeitfensternlasse dafür keine Zeit mehr.

Gunnar Maus

� Spoun: Die Uni ist nicht pleiteRund 2,6 Millionen Euro an liquiden

Mitteln hat die Universität gegenwärtig zurVerfügung. Dies teilte Präsident SaschaSpoun in einem Rundschreiben an dieMitarbeiter der Universität mit. Allerdingssei dieser „zentrale Restepool“ notwendig,um für unvorhergesehene Ausgaben ge-wappnet zu sein. Unabhängig von diesen2,6 Millionen Euro gäbe es weitere Gel-der auf Universitätskonten, die allerdingsfür konkrete Zwecke vorgesehen seien.

Spoun wies in einer studentischenVollversammlung darauf hin, dass dieUniversität chronisch unterfinanziert sei.Verglichen mit anderen niedersächsi-schen Hochschulen erhalte die Uni Lüne-burg wesentlich weniger Geld vom Land.So erhielten beispielsweise die Universi-täten in Oldenburg und Osnabrück deut-lich höhere Landeszuwendungen als dieUni Lüneburg. Ein weiteres Beispiel seidie Bibliothek, die mit ihrer finanziellenAusstattung und der Anzahl Medien proNutzer weit hinter einer durchschnitt-lichen deutschen Universitätsbibliothekzurückbleibe (siehe Artikel „Buch fürBuch“).

In seinem Rundbrief bekräftigteSpoun, dass diese strukturellen Problemeangegangen werden müssten. Er kündigteunter anderem eine „strategische Ent-wicklungsplanung“ für die Universität an,um diese Aufgaben zu lösen. Unterdes-sen arbeitet die Verwaltung die Jahresab-schlüsse für die vergangenen Jahre auf.Mittlerweile liegt der Abschluss für dasJahr 2002 vor, die Abschlüsse der Jahre2003-2005 sind in Arbeit.

Gunnar Maus

Studierende eines Marketingseminars engagieren sich für un-sere Uni-Bibliothek. Das ist bitter nötig. Eine Studie hat der Bib-liothek erst kürzlich eine schlechte Ausstattung bescheinigt. Siekann im Jahr rund 600.000 Euro für Bücher und Zeitschriften aus-geben – gut 60 Euro pro Student und Jahr. Andere niedersächsi-sche Universitätsbibliotheken kaufen für mehr als doppelt so vielGeld ein.

In einer Pressemitteilung vom 1. Dezember preist die Univer-sität die Werbeaktion der Studenten. Sie wollen in der Vorweih-nachtszeit möglichst viele Lüneburger aus Stadt und Kreis fürBuch- und Geldspenden gewinnen. Ein ehrenvolles Unterfangen,gerade in Tagen, in denen Politiker das bürgerschaftliche Enga-gement für sich entdeckt haben. Doch schon die Bemerkung,Lüneburger Professoren wollten das Projekt unterstützen und ineigenen Reihen für die Bibliothek sammeln, macht stutzig. DerProfessoren Engagement in Ehren – aber sollen jetzt dieMitarbeiter ihrem Arbeitgeber allen Ernstes Bücher kaufen? Liestman danach noch mal den Absatz, in dem der niedersächsischeWissenschaftsminister Lutz Stratmann den Studierenden aner-kennendes Lob ausspricht, traut man seinen Augen kaum.

Stratmann unterstütze gerne das Engagement der Studierenden.„Deshalb setzt sich das Land seinerseits für die Aktion, die derstrukturellen Verbesserung an der Universität dient, ein und ver-doppelt den Spendenbetrag“ wird der Minister zitiert. Es istebenfalls lobenswert, dass die Landesregierung die intensiveArbeit der KommilitonInnen mit ein paar Tausend Euro aus derPortokasse unterstützen will. Es ist jedoch geradezu lächerlich,von einer strukturellen Verbesserung der Lage zu sprechen. DieSpendenaktion, die im Dezember läuft, ist absolut punktuell.Strukturell hingegen sind nur die Zuwendungen des Landes oderdas Kapital der Stiftung Universität Lüneburg. Doch erhöht dasLand den beispiellos niedrigen Etat der Uni, damit auch etwasfür neue Bücher, Zeitschriften und Datenbanklizenzen übrigbleibt? Unsere Finanzprobleme sind grundlegender Natur. HerrnStratmanns Versprechen zeugt damit entweder von unbeschreib-licher Einfalt oder dreister Täuschung.

Dennoch vielen Dank den zahlreichen Studierenden, die sichan den Aktionen beteiligen, sowie an die Spender. Unsere Bib-liothek hat die Hilfe dringend nötig. Buch für Buch.

Gunnar Maus

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Ein kleines Wort mit großem Streitfaktor: Der Vorschlag desPräsidiums, die Universität in „Leuphana Universität Lüneburg“umzubenennen und zugleich den Außenauftritt völlig umzu-krempeln, sorgte bei Redaktionsschluss für viel Diskussionsstoffauf dem Campus. Eine abschließende Entscheidung über diesenPlan war allerdings noch nicht gefallen. Anlass für die vorgeschla-gene Fassaden-Renovierung ist der Start des „Lüneburg College“zum nächsten Wintersemester. Denn das bisherige Erscheinungs-bild der Universität sei im Hinblick aufeine einheitliche Außendarstellung der-zeit sehr unbefriedigend, sagte Vizepräsi-dent Holm Keller bei einer Präsentationim Senat. „Wir haben viele Webseitenund Drucksachen, die anders aussehen.Die Universität konnte ihre Leistungendadurch bislang nicht gut nach außenpräsentieren.“ Deshalb sei es an der Zeit,mit Beginn des College den Außenauf-tritt grundlegend zu überdenken.

Das von Keller und seinen Präsidi-umskollegen vorgeschlagene Konzeptstammt aus dem Hause der Werbeagen-tur Scholz & Friends. Die Werbeprofis wa-ren nach Angaben Kellers bereit, ohne Bezahlung und ohne dieSicherheit, dass ihr Plan auch tatsächlich umgesetzt wird, einenEntwurf abzuliefern.

Das Agenturteam arbeitete über 70 Namensvorschläge aus,die aus verschieden Suchfeldern stammten. Kriterien waren dabeiunter anderem, dass auch der Standort Suderburg mit eingebun-den wird und dass der neue Name mit einem Untertitel versehenwerden kann. Er sollte zudem die Attribute „anspruchsvoll“,„offen“, „vernetzt“, „lebendig“ und „zukunftsfähig“ transportie-ren. Auf der Liste standen schließlich Vorschläge wie „Euro-campus“ oder „Johann-Sebastian-Bach-Universität“. Am Endemachte allerdings ein anderer Name das Rennen: „Leuphana“.Diese Bezeichnung geht zurück auf den griechischen Mathema-tiker, Astronomen und Geographen Claudius Ptolemäus. Um 150n. Chr. verfasste er seine umfangreiche Geographie, in der er un-gefähr die Region um das heutige Lüneburg mit „Leuphana“bzw. „Leufana“ bezeichnete. Allerdings ist insbesondere die Aus-deutung der Lage einzelner Orte aus der ptolemäischen Geogra-phie in der Fachwelt bis heute umstritten.

Das zum Namensvorschlag gehörende Logo umfasst nebendem Namen Leuphana mit dem Untertitel „Universität Lüne-burg“ ein Sechseck, das einen Kristall symbolisieren soll. Ausdem Reich der Halbedelsteine stammt deshalb auch das leichtesoterisch angehauchte Farbkonzept für die Gestaltung des neu-en Außenauftrittes. Einen Entwurf für eine Imageanzeige sowiefür Infobroschüren lieferten Scholz & Friends gleich mit. Einumfangreiches Handbuch zu dem Konzept sei in Arbeit, hieß es.

Statt, wie ursprünglich vom Präsidium geplant, sofort überden neuen Außenauftritt zu beschließen, vertagte sich der Senatund verständigte sich mehrheitlich auf eine hochschulöffentli-che Diskussion. Alternativen zu Leuphana wurden nicht ins Feldgeführt. Kritik gab es vor allem daran, dass das bisherige Verfah-ren weitgehend unter Ausschluss der Hochschulöffentlichkeitstattgefunden habe. Selbst manche Senatsmitglieder hatten nacheigener Aussage von dem genauen Konzept erst unmittelbar vor

der Sitzung am 22. November erfahren.Keller begründete dies damit, dass derVorschlag ja auch erst ganz neu sei undman daher gar nicht eher in dieDiskussion hätte einsteigen können. Diezugehörigen Internetadressen warenallerdings bereits Anfang Oktober regi-striert. Und seit dem 17. Oktober istLeuphana auch als Wortmarke beimPatent- und Markenamt eingetragen –auf die Scholz & Friends AG.

Roland Ahrendt

Von alten Griechen und Halbedelsteinen� „Leuphana“: Namensdiskussion sorgt für Gesprächsstoff

Bei „Leuphana“ liegen manche Assoziationen nichtfern. Es heißt übrigens, dieses neue Mittel könneSpuren von „Universität Lüneburg“ enthalten.

KommentarAls Gerücht geisterte „Leuphana“ schon lange über den Cam-pus – und wie viele Gerüchte hatte auch dies einen wahrenKern. Unabhängig von der Frage, ob die Universität über-haupt eine Umbenennung nötig hat: Es ist schade, dass dieinteressierte Hochschulöffentlichkeit erst so spät in die Dis-kussion eingebunden wurde und durch einen künstlich er-zeugten hohen Zeitdruck alles so schnell gehen muss. Dennviele kommen bei dem Tempo nicht mehr mit – und in derFolge sinkt rapide die Bereitschaft, die Neuausrichtung in-haltlich mitzutragen. Dass es gärt, illustrieren beispielhaftdie vielen Flugblätter, die auf dem Campus kursieren. Hand-feste Informationen suchte man dagegen erst einmal verge-bens. Denn wer sich im Intranet über das Thema informie-ren wollte, musste lange auf Informationen warten. Auch dieProtokolle der Gremien werden nur mit wochen- oder gar mo-natelanger Verzögerung eingestellt, anstatt sie mit dem Zu-satz „vorläufig“ zeitnah zugänglich zu machen. Immerhin:Manche Fakultäten schaffen nicht einmal das – stattdessenwerden dort noch Protokolle in Papierform irgendwo an unzu-gänglichen Brettern für wenige Tage ausgehängt. Dort kannman sie ja auswendig lernen oder quer über den Campus zumnächsten Kopierer schleppen. Das ist wirkliche Informations-politik im 21. Jahrhundert!

Roland Ahrendt

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Du isst gern Döner und Pizza, die Hälfte deiner Möbel undKleidung stammt aus Schweden, du liebst amerikanische TV-Serien und machst asiatischen Kampfsport. Wozu also in dieFerne schweifen, wenn man sich in der schönsten Stadt der Weltbefindet, (fast) alles Gute den Weg hier her gefunden hat undvielleicht sogar Mami liebevoll die Wäsche macht? Nun, die Listevon Argumenten für einen Auslandsaufenthalt wird immer ge-wichtiger: verbesserte Fremdsprachkenntnisse, interkulturelleKompetenz oder mehr Selbständigkeit und Flexibilität sind aufder pragmatischen Seite zu nennen. Mindestens genauso wich-tige Gewinne sind die Erlebnisse des Fremdseins, die legendäreErasmus-Atmosphäre, neue Bekanntschaften aus aller Welt undder berühmte Blick über den Tellerrand.

Unbezahlbare Erfahrungen, die sich für knallhart kalkulie-rende Studis zumindest teilweise finanziell aufrechnen lassen.Etwa: Bar-Wert der besseren Jobqualifikation minus die Summeaus finanziellem Mehraufwand und in Einzelfällen den Nach-teilen einer längeren Studienzeit gleich finanzieller Vorteil einesAuslandsaufenthaltes. Persönliche Gewinne werden wohlgemerktnicht erfasst, sind also zusätzlich auf der Plusseite zu verbuchen.Ob also mit Kosten-Nutzen-Kalkulation oder ohne: Ein Auslands-aufenthalt lohnt sich auf jeden Fall. Am deutlichsten spricht da-für, dass kein Returnee dieses Erlebnis missen will. Und immer-hin schickt das Akademische Auslandsamt der Universität Lüne-burg (AAA) jährlich rund 280 Studierende in die weite Welt.

Zukünftig sollen es noch mehr werden, deshalb bündelt undverstärkt das AAA seine Aktivitäten unter dem Motto „Sag’ Mami& Papi Adieu!“. Seit dem Wintersemester 06/07 organisiert EvaVoßhagen für den Bereich Outgoings ein zweiteiliges Info-Pro-gramm: „Im Wintersemester liegt unser Schwerpunkt auf demStudieren im Ausland, im Sommersemester geht es dann speziellum Auslandspraktika. Da sie oft kürzer sind als Studienaufent-halte, lassen sie sich manchmal leichter in ein Studium hier in-tegrieren und sind deshalb immer stärker gefragt.“ Mit zusätz-lichen Fördermitteln des DAAD werden aktuell die entsprechen-den Veranstaltungsangebote des AAA ausgebaut. Das heißt, esgibt jetzt einen neuen Flyer und eine FAQ-Sammlung auf derHomepage www.uni-lueneburg.de/einricht/aaa um die Erstinfor-mation zu verbessern. Dort befindet sich also ein guter Aus-gangspunkt für den Weg ins Ausland.

Bei der Internationalen Messe des AAA zu Beginn des Semes-ters waren erstmals Mitarbeiter anderer Einrichtungen vertreten,damit sich Interessierte nicht nur über Partnerunis, sondern auchgleich über Urlaubssemester, Auslands-Bafög oder Praktika imAusland informieren konnten. „Eine bessere Vernetzung und Ein-bindung der beteiligten Gruppen ist uns wichtig, genauso wie einestärkere Ansprache und Präsenz“, erklärt Voßhagen ihr Konzept.

Gezielt gefördert wird z. B. die Vernetzung zwischen ehema-ligen und zukünftigen Outgoings. Henning Pratsch betreut dieInfothek: „Besonders in der Bewerbungsphase ist hier viel los.Vor allem die Erfahrungsberichte werden dann gelesen.“ Wiehoch sind die Lebenshaltungskosten? Ist das Wohnheim gut?Dieser Erfahrungsaustausch ist wertvoll für alle. Wenn Freundeund Familie ihr Interesse an den Erzählungen verloren haben,freut sich so mancher ehemalige Austauschstudierende überinteressierte Fragen. Und wer das Ganze selbst erlebt hat, ist de-finitiv die wertvollste Informationsquelle.

Von ihren Lernerfolgen in schwierigen Fremdsprachen undder überwältigenden Gastfreundschaft berichteten deshalb beieiner Veranstaltung ehemalige Teilnehmer von Programmen inMittelost- und Osteuropa. Sie wurden nach Lehrangeboten ge-fragt, nach Sprachkursen und der Wohnsituation. Nicht ohneGrund entstand also die Idee zum Fotowettbewerb „Anders Woh-nen“. Unter diesem Motto sollen Outgoings 2007 während ihresAuslandsaufenthalts persönliche Eindrücke im Bild festhalten.Die Fotos könnten dann als Informationsmaterial für zukünftigeBewerber genutzt werden. Aber auch Erasmus-Studis in Lüne-burg sollen sich an dem Wettbewerb beteiligen. Ihr Blick vonaußen kann Denkanstöße bieten, hofft Voßhagen. „Es geht insge-samt um eine Sensibilisierung für die Wahrnehmung kulturspezi-fischer Besonderheiten und um Verständnis für das Fremde.“

Das Argument ist also nicht falsch: Die Begegnung mit frem-den Kulturen, Sprachen und Menschen beginnt tatsächlich vorder sprichwörtlichen Haustür (eigentlich ja auch dahinter) undzwar weit über Ikea und Döner hinaus. Das ersetzt zwar nichtunbedingt den eigenen Aufbruch in die Fremde, aber falls es vor-erst nichts wird mit dem Auslandsaufenthalt oder du schon wie-der zurück bist, gibt es zum Beispiel auf dem Campus zahlrei-che Alternativen: Buddy-Programme, Sprachtandems oder dasInternational Dinner sind Möglichkeiten, schon mal in die Fernezu schnuppern oder auch die Erinnerungen wach zu halten.

Sylvi Laschett

Rechnen für Zögernde: Zukunfts-investition Auslandsaufenthalt� Noch mehr für dich zum Nulltarif: Das Auslandsamt verbessert seine Angebote

16 UNIVATIV Nr. 49 I Dezember 2006

InfosDas Akademische AuslandsamtGebäude 8, ersten EtageInfothek Raum 8.118, Di - Mi 14.00 – 17.00 Uhrhttp://www.uni-lueneburg.de/einricht/aaa/InfosBewerbung.php

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17UNIVATIV Nr. 49 I Dezember 2006

Die glänzende Fassade der virtuellen Studenten-CommunityStudiVZ hat Risse bekommen. Mit merkwürdigen Geschäftsprak-tiken, geschmacklosen Nazi-Witzen und Zweifeln an der Ernst-haftigkeit des Datenschutzes machte das Internet-Unternehmenbei Redaktionsschluss von sich reden. Gründer Ehssan Darianisah sich angesichts eines stärker werdenden Gegenwindes zueiner öffentlichen Abbitte gezwungen und gestand ein: „Ich habeviel Mist gebaut.“

Dabei laufen die eigentlichen Geschäfte bestens. Auch ander Uni Lüneburg loggen sich zahllose Studierende jeden Tag aufder Plattform ein – und es werden immer mehr. Faszinierend istvor allem die Idee, die das Verzeichnis so attraktiv macht: Durchdie wachsende Verbreitung sind knapp eine Million Studierendemiteinander vernetzt. Verloren geglaubte Freunde aus Grund-schultagen lassen sich wieder aufspüren, in Diskussionsforenkann man Gleichgesinnte finden oder mit Kommilitonen Infor-mationen austauschen. Wer nicht dabei ist, gilt als altmodisch –die Anziehungskraft des Projektes scheint unge-brochen.

In der Öffentlichkeit wurde von StudiVZ bis-lang gern das Bild einer studentischen Initiativegepflegt, die in einem Anfall von Gut-Menschentum den Kommilitonen überall in der Republik unddarüber hinaus eine Kommunikationsplattform uneigennützigund unentgeltlich bereitstellt. Die Erfahrung lehrt, dass hintersolchen idealistischen Selbstbildern meistens nüchterne Ge-schäftsinteressen stehen. StudiVZ ist da keine Ausnahme. Dennbinnen eines Jahres ist aus dem Hinterhof-Startup ein Betriebmit rund 50 Mitarbeitern entstanden. Mitfinanziert wird dasUnternehmen von der Venture-Capital-Tochter des Holtzbrinck-Verlages („Die Zeit“, „Handelsblatt“) sowie der European Foun-ders Fund GmbH der Gebrüder Samwer – bekannt im Zusam-menhang mit der Klingeltonfirma „Jamba“. Venture-Capital-Un-ternehmen sind nicht für gemeinnütziges Engagement bekannt –im Gegenteil. Sie wollen möglichst hohe Profite erwirtschaften.Wie das mit Internet-Portalen funktioniert, zeigte erst vor kurzemder Verkauf der Plattform YouTube an Google. Auf so einen Dealdürfte man auch bei StudiVZ hoffen.

Da kam es schlecht an, als unlängst bekannt wurde, dassDariani Inhaber der Internet-Adresse voelkischerbeobachter.de istund dort vor einiger Zeit eine Partyeinladung im Stil des Nazi-Blattes veröffentlicht hatte. Für wenig Begeisterung bei den Geld-gebern dürften neben weiteren Ungeschicklichkeiten des Firmen-gründers auch der wenig souveräne Umgang mit Kritikern undder Konkurrenz gesorgt haben.

Angesichts dieses Gebarens und den dahinter stehendenInteressen sollte man sich bewusst sein, was man StudiVZ anver-trauen mag. Das Geschäft, das der Nutzer hier eingeht, ist näm-lich sehr einseitig: Gegen die Zugangsdaten zu einer Internet-

plattform, deren Funktionsfähigkeit oft eingeschränkt ist, gibt ersein wertvollstes Gut preis: seine persönlichen Daten. Wenn erdas Verzeichnis wie vorgesehen nutzt – und darauf ist das Sys-tem angelegt –, macht er detaillierte Angaben zu seiner Person,zu seinem Studium einschließlich der von ihm besuchten Lehr-veranstaltungen, zur politischen Orientierung, zum Beziehungs-status, zu Arbeitsverhältnissen, zum vorherigen Schulbesuch undanderem mehr. Ein Foto gehört natürlich auch dazu. In dem ersich mit seinen Freunden verlinkt, legt er darüber hinaus sein so-ziales Netzwerk öffentlich dar. Jeder, auch zukünftige Arbeitge-ber werden das sicher tun, kann nachvollziehen, wer mit wem inKontakt steht.

Zivilrechtliche Konsequenzen?Natürlich mag man einwenden, dass die Eingabe der Daten

freiwillig ist und man ja auch falsche Angaben machen kann.Doch wer sich unter einem Pseudonym bei StudiVZ einloggt,wird das System nicht wirklich nutzen können – schließlich ist er

für Freunde und Bekannte nicht identifizierbar.Im Umkehrschluss: Um StudiVZ sinnvoll nutzenzu können, müssen zumindest Name und E-Mail-Adresse der Wahrheit entsprechen – und weitereAngaben zu Hochschule und Wohnort vermutlichebenfalls. Wer falsche Angaben macht, verstößt

zudem gegen die allgemeinen Geschäftsbedingungen, in denensich das Unternehmen außerdem ermächtigen lässt, „diePersonalien des Nutzers anhand geeigneter amtlicher Papiere zuprüfen“ und im Falle des Verstoßes zivilrechtliche Konsequenzenandroht. Ob man auch für die Angabe eines falschen Hobbysbelangt werden kann?

Für die werbetreibende Wirtschaft sind vollständige, perso-nenbezogene Profile in der Altersklasse der Studierenden unbe-zahlbar. Natürlich, so wird angesichts der Kritik jetzt betont, steheder Datenschutz an oberster Stelle. Der Dienst solle sich lang-fristig über Werbung finanzieren. Man werde keine Daten verkau-fen – weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht beim Einstiegweiterer, womöglich ausländischer Gesellschafter. Das Gründer-team halte die Mehrheit der Anteile und lege die weitere Ent-wicklung fest. Doch im Zweifel werden die Kapitalgeber zukünf-tig den geschäftlichen Kurs festlegen – und der ist völlig offen.Unbeschadet dessen steht auch die Gefahr eines Hackerangriffsim Raum. Und hierzu heißt es schon jetzt in den AGB: Haftungausgeschlossen.

Roland Ahrendt

Haftung ausgeschlossen� Warum man StudiVZ nicht alles anvertrauen sollte

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Vom 02. bis 07.Oktober 2006 machten wir uns von der Ini-tiative KUNZ mit 24 Personen auf, um Brüssel zu entdecken.Unsere Gruppe bestand, wie auch die Initiative selbst, aus Stu-denten und Absolventen der Kultur- und Umweltwissenschaftenund diesmal auch einer WiSo-Studentin und war bunt gemischt.

Nach achtstündiger Anreise mit dem Nachtzug empfing unsBrüssel mit grauem Himmel und Regen, aber davon ließen wiruns nicht abschrecken und stiegen, zwar etwas müde, aber vollmotiviert, direkt ins unser dicht gepacktes Programm ein.

Gleich am ersten Tag hatten wir eine Verabredung im Euro-päischen Parlament mit der aus dem Wendland stammendenGrünen-Abgeordneten Rebecca Harms. Dort erfuhren wir viel überdie parlamentarische Arbeit, ihre Tätigkeiten in verschiedenenAusschüssen und konnten allgemeine Fragen stellen. Leiderklappte unser Plan, selbst Ausschusssitzungen anzusehen, nicht,da der Andrang von Besuchern dort sehr hoch war. Auf unserer

weiteren Tour durch Brüssel besuchten wir außerdem die Nieder-sächsische Landesvertretung, die anders als die bayerische, nichtin einem „Schloss“ residierte, aber trotzdem Niedersachsen auchin Brüssel vertritt.

Im Europäischen Parlament und in der Europäischen Kom-mission wurden wir jeweils von sehr engagierten und begeister-ten Damen in die Arbeit der jeweiligen Institutionen eingeführt,einige Vorurteile gegenüber der EU konnten bei vielen ausge-räumt werden und eine gewisse, echte Begeisterung übertrugsich ebenfalls! Bei aller berechtigten Europakritik macht mansich wohl in den Nationalstaaten oft nicht klar, was in Europaeigentlich geleistet wird. Wer von uns könnte schon dort jedenTag ein 14-Stunden-Tag hinlegen, dabei mindestens drei Spra-

chen sprechen und obendrein mit einem halben dutzend Kultu-ren umgehen. Und das ist nur der gesellschaftlichen Alltag, vonden ganzen Gesetzestexten und verzwickten politischen Verstri-ckungen mal ganz abgesehen.

Neben den offiziellen Besuchen waren natürlich gerade füruns die Treffen mit NGOs mit umweltpolitischem Hintergrundsehr interessant. So trafen wir eine ehemalige UWi-Studentin beiGreenpeace Europe, erfuhren wie „Friends of the Earth“ in Brüs-sel arbeiten und besuchten die Heinrich-Böll-Stiftung. Als Ab-schluss wurde uns beim Europäischen Umweltbüro, einem Dach-verband umweltpolitischer Organisationen, noch einmal verdeut-licht, wie wichtig Lobbyarbeit ist und was damit erreicht werdenkann.

Brüssel als Stadt war anders als erwartet. Auf der einen Seitebeeindruckend durch die imposanten, prächtig hergerichtetenalten Gebäude, kontrastiert durch marode und verfallene, nichtminder alte und trotzdem imposante Gebäude. Auf der anderenSeite hektisch und laut mit viel Verkehr im Europa-Viertel, ins-gesamt aber sehr reizvoll. Neben den inhaltlichen Programm-punkte fanden alle aber auch Zeit die Brüsseler Sehenswürdig-keiten anzusehen, die sehr prunkvolle Altstadt sowie natürlichauch das Atomium und nicht zu vergessen das (extrem kleingeratene) Männeken Pis, das verloren in einer Ecke steht …

Insgesamt war unser Programm dicht gepackt und relativvoll, dennoch oder gerade deshalb eine sehr erlebnisreiche Zeitmit einer guten Mischung aus „Fachlichem“ und Freizeit.

Viele konnten außerdem Inspiration für das Berufslebengewinnen, sei es für einen Job in Brüssel, für die Beschäftigungmit europäischen Themen oder sei es wie man Förderungen fürverschiedene Projekte beantragt. KUNZ plant auch in ZukunftExkursionen, also haltet die Augen auf!

Jan Köbbing & Esther Kreutz (Die Autoren sind KUNZ-Mitglieder)

Schokolade, Bier und Bürokraten� Impressionen der KUNZ-Brüssel-Exkursion

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InfosKUNZ ist das Netzwerk der Kultur- und Umweltwissen-schaftler für Studierende und Absolventen. Wir organisieren Praxisforen, Weiterbildungsveranstaltungenund übernehmen durch unser Internetportal und denListserver eine Netzwerkfunktion für die Mitglieder.www.kunz-portal.de

Ein kleiner Teil unserer Gruppe vorBrüssels Wahrzeichen.

Das Europäische Parlament.

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InfosFür alle Musical-Interessierten, hier die Aufführungstermine:Stadttheater Lüneburg (T.N.T. Studio): 16., 19., 25. und 26. Mai 2007Karten sind ab März an den Vorverkaufsstellen der jeweiligen Theater oder in der Eingangshalle der Mensaerhältlich.Für alle, die es kaum erwarten können, ein kleiner musikalischer Vorgeschmack:23. Februar 2007 bei der Bruno-Heck-Preis Vergabe im Hamburger Rathaus2. April 2007 im SaLü

Mehr Infos unter www.integration-generation.de [email protected]

19UNIVATIV Nr. 49 I Dezember 2006

Bereits im März diesen Jahres versammelten sich musik- undtanzbegeisterte Studenten der Universität Lüneburg erstmals,um gemeinsam über die Umsetzung ihrer Musical-Idee zu bera-ten. Neun Monate und ein Casting später, laufen die Vorbereitun-gen für „integration generation“ - dem ersten Musical von undmit Studenten in Lüneburg - auf Hochtouren. Univativ hat sichmit dem kreativen Kopf des Künstlerteams, derAutorin und Komponistin des Stückes, FranziskaPohlmann getroffen. Mit einem strahlenden Lä-cheln empfängt mich die 21-Jährige Hamburge-rin im Ventuno-Café und plaudert offen über ihreLeidenschaft für die darstellenden Künste unddie Musik.

Schon während ihrer Kindheit entdeckte dieKuWi-Studentin ihre Begeisterung für die musi-kalische Schokoladenseite des Lebens, spielteGeige, Gitarre, Klavier und schnupperte schließ-lich in der 7. Klasse erstmals Schauspielluft.„Solange ich denken kann, war die Musik immerdabei. Auch wenn wir keine typische Musikerfamilie sind, habeich doch die ersten musikalischen Erfahrungen über meineEltern gemacht. Mein Vater hört gern klassische Musik, die gab´smorgens zum Aufwachen. Dadurch wurden meine Kom-positionen auch in klassischer Hinsicht geprägt. Mit meinerMama habe ich viel gesungen. So kam dann eins aufs andere.Das Musizieren gehörte einfach immer dazu.“ Außerdem sangFranziska im Chor, wo sie durch ihren damaligen Chorleiter inspi-riert wurde, selbst kleinere Kompositionen zu schreiben. Nochwährend ihrer Schulzeit an der Gesamtschule Bergedorf kompo-nierte und inszenierte Franziska ihr erstes Musical (Premiere2005). Der Spaß und die Freude, den dieses Projekt mit sichbrachte, führten schließlich zu der Idee, auch den universitärenAlltag mit einem solchen künstlerischen Unterfangen zu versüßen.

Gesagt, getan. Inzwischen treffen sich die etwa 35 engagier-ten Studenten des Theater Referats drei mal wöchentlich zu ge-meinsamen Proben und Besprechungen. „Wir haben zwei ver-schiedene Gruppen. Zum einen gibt es die Sänger und Schau-spieler, also das künstlerische Ensemble. Mit denen probe ichimmer. Zum anderen gibt es eine Organisationsgruppe. Diesewiederum haben wir in verschiedene Einzelgruppen unterglie-dert: PR, Technik, Kostüme und Requisite, musikalische Leitungund Regie, sowie Sponsoring und Finanzen.“ Teamgeist und einfreundschaftliches Miteinander stehen dabei im Mittelpunkt:„Viele der mitwirkenden Kommilitonen sind mittlerweile zuFreunden geworden“, berichtet Franziska freudig lächelnd.

Freundschaft, Verständigung, interkulturelle Begegnungenund Integration bilden zugleich den Fokus von „integration gene-ration“. Die Schwierigkeiten und sprachlichen Barrieren, die derAlltag in einer multikulturellen Gesellschaft mit sich bringen, ver-arbeitet die Studentin musikalisch und inhaltlich in ihrem Stück.Neben italienischen, spanischen, türkischen und russischen

Klängen werden auch innerhalb der Geschichte des Musicalsunterschiedliche kulturelle Hintergründe und Traditionen präsen-tiert. „Ich möchte das Bewusstsein für die unterschiedlichen Mu-sikpraktiken der Länder schärfen und zeigen, wie diese zusam-menhängen und ineinander übergreifen. Also, dass die italieni-sche auch die spanische Musik beeinflusst hat oder auch schein-

bar verschiedene Musikstile wie Gospel, Chansonund klassische Musik zusammenhängen“, betontFranziska ihr Anliegen. Musik wird dabei zu einemVermittler, zu einer universellen Sprache – einerSprache, die alle verstehen.

Integrationspolitik und kultureller Austauschbilden auch privat einen wesentlichen Interessen-bereich der sprachbegeisterten und kulturell inter-essierten Studentin. Neben ihrem politischen En-gagement bei Model United Nations, reist Fran-ziska viel und gern und lernt zudem sechs Spra-chen. Außerdem singt sie derzeit im Sonderchorder Hamburger Staatsoper, ist Gasthörerin an der

Musikhochschule Hamburg und arbeitet an einigen kleinerenKompositionen. Neben so vielen Aktivitäten wird die Nacht desÖfteren zum Tag. Kein Problem für das Energiebündel, denn dieFreude an all ihren Tätigkeiten scheinen ihr sichtlich Kraft zugeben, wie mir im Laufe des Gesprächs mit der jungen, selbst-bewussten Frau deutlich wird. Ihre Pläne für die Zukunft? „DasKomponieren soll immer ein wichtiger Bereich in meinem Lebenbleiben. Aber auch das Organisieren finde ich spannend. Malsehen, was sich so ergibt“, sagt Franziska schmunzelnd.

Wer sich also selbst von den künstlerischen FähigkeitenFranziskas und des gesamten Ensembles überzeugen möchte,dem sei ein Besuch von „integration generation“ herzlichst emp-fohlen. Nach einem Blick hinter die Kulissen sage ich nur soviel:Ihr dürft zu Recht gespannt sein!

Katja Liening

Kultur Pur� KuWi-Studentin der Universität Lüneburg präsentiert Musical

Franziska am Klavier.

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Meine letzten fehlenden Scheine hatte ich erobert, der Prak-tikumsbericht war geschrieben und schließlich waren auch nochdie letzten Prüfungen erfolgreich überstanden! Time to party? Ohnein, da war ja noch was ... die Magisterarbeit!

Früher habe ich ältere Kommilitonen, die schon an ihrer Ma-gisterarbeit saßen, beneidet: sie beschäftigten sich mit einemspannenden Thema ihrer Wahl und konnten sich die Zeit frei ein-teilen, mussten nicht mehr in Acht-Uhr-Vorlesungen gehen undnie wieder für Prüfungen und Klausuren lernen. Das ist doch eineziemlich nette und verlockende Vorstellung, oder? Pustekuchen!Der Satz „ich muss nur noch meine Magisterarbeit schreiben“ging mir schon nach einigen Tagen nicht mehr leicht von denLippen.

Allein schon die Wahl des Themas erwies sich schwieriger alsgedacht. Hatte ich kurz vorher nicht noch so viele tolle Ideen imKopf, die nun entweder nicht mehr aktuell und spannend ers-chienen oder schlichtweg nicht durchführbar waren? Ich befandmich bereits in der ersten Phase der Magisterarbeit: der planlo-sen Orientierungsphase. Themen wurden gefunden und mehroder weniger schnell auch wieder verworfen. Ich verbrachte soden einen oder anderen Tag in der Bibliothek, recherchierte übermein vermeintliches Traumthema und trabte dann am Ende desTages enttäuscht nach Hause, da über genau dieses Thema be-reits eine hübsch gebundene Magisterarbeit in der Bibliothek zufinden war.

Als ich dann endlich ein Thema gefunden hatte, stellte sichvorübergehend ein Glücksgefühl ein und ich ging fröhlich an dieRecherche. Bald fing hier jedoch schon das nächste Problem an:der maßlose Perfektionismus: „Kriege ich das Buch, welchesnoch gar nicht veröffentlich ist? Schickt mir der Autor das Ma-nuskript?“ oder „Bestimmt gibt es neben den 100 Büchern, dieich bereits gefunden habe, noch weitere, die unabdingbar sind fürmeine Arbeit.“ Damit kann man schon so einige Tage und auchWochen füllen. Die Kopierkosten stiegen exponentiell, ebenso dieBelastung der Regale durch schwere Bücher, Kopien und weite-res Informationsmaterial. Das Fatale daran: Ich hatte dasGefühl, ganz viel für die Magisterarbeit zu tun, Zeilen hatte ichin dieser Phase (Phase 2: die perfektionistischeAnfangseuphorie) jedoch nicht produziert.

Zudem wurde ich in jener Zeit ein Meister der Vermeidungs-strategien (Phase 3: angewandte Ablenkungsphase). So war meinZimmer während der MA-Phase häufig hyper-sauber aufgeräumt,der Staub sogar vom und hinterm Schrank gewischt, der WG-Putzplan-Pfeil stand freiwillig immer auf meinem Namen undauch die Fenster boten einen einwandfreien Blick auf dasGeschehen draußen, welches ja sowieso grundsätzlich viel span-nender war, als der Bildschirm mit dem unerbittlich blinkendenCursor. E-Mails habe ich auch sehr viele in dieser Zeit geschrie-ben. Meistens zwar mit dem Hinweis „du, ich habe gerade so

viel mit der MA zu tun und eigentlich keine Zeit“, was mir aberbald eh keiner mehr abgenommen hat, da ich derartige E-Mailsmehrmals täglich verschickt habe; alles, um eben nicht an derMA schreiben zu müssen.

Tipps von den Gutachtern, einfach mal alle Gedanken zu Pa-pier zu bringen und dann zu ordnen, brachten mich zwar einengroßen Schritt weiter, richtig helfen konnte aber nur die verbind-liche Anmeldung beim Prüfungsamt. Der Gedanke „Oh Gott, ichbin angemeldet – das schaffe ich nie!“ ließ erste kleine Panik-attacken aufkommen. Im Gegensatz zur „unproduktiven Endpa-nik“ sorgten diese jedoch für die ersten (fast) druckfertigen Sei-ten. In jener Zeit habe ich Kaffeeverabredungen vorübergehendeingestellt, Partys gestrichen und die Schreibzelle für einige Zeitnicht mehr verlassen. Der Gang zum Briefkasten und selbst Aus-flüge zum Mülleimer kamen mir da schon vor wie kleine Welt-reisen und auch das Putzen jeglicher Art hatte ich vorerst auf dasNötigste reduziert. Dieses Eremitendasein hielt jedoch nichtlange an. Denn schnell wurde mir klar, dass soziale Kontakte indieser Zeit das Wichtigste sind, schließlich braucht man dochjemanden, dem man sein Leid klagen kann. Also wurden wiederKaffeetreffen vereinbart, bei denen man sich mit Fragen wie„Wie weit bist du denn schon?“ gegenseitig anstacheln konnte.

Aber wehe dem, der zu tief bohrte: „Kind, wann bist du dennendlich fertig“ waren sehr kontraproduktive Sätze, die ich in die-ser Zeit ganz und gar nicht hören wollte. Diese vierte Phase istbei MA-Fachleuten als erste kreative Produktivphase bekannt.

Je näher der Abgabetermin rückte, desto mehr waren dieStressfolgen zu spüren. Man sollte sich einen Zettel mit den Wor-ten „nicht zurechnungsfähig“ auf die Stirn kleben. Wie sonst lie-ßen sich folgende Aktionen erklären: Bei der Buchrecherche imOPAC entdeckte ich ein Buch, was total perfekt mein Thema traf.Ein kurzer Check - Glück gehabt, eins der zwei Exemplare ist tat-sächlich nicht ausgeliehen! Nach der Rückkehr aus der Biblio-

Das Projekt Magisterarbeit� Die Phasen am Rande des Wahnsinns

Gähnende Leere und keine Zeile in Sicht.

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21UNIVATIV Nr. 49 I Dezember 2006

thek stellte ich fest: Ups, das andere Exemplar hatte ich bereitsvorgestern ausgeliehen! Eine weitere Begebenheit war ähnlich:Ein tolles Buch recherchiert, und da es ausgeliehen war, schnelldie Vormerktaste gedrückt und die Nummer eingetippt. Im näch-sten Fenster stand kurz darauf folgender, gleichsam anklagenderSatz: „Buch befindet sich bereits in Ihrem Besitz“. Das mussmir wohl in der Unübersichtlichkeit meines Schreibchaos ent-gangen sein, bzw. hatte ich irgendwann aufgehört, die Excel-Listen über ausgeliehene Bücher und ihren Ausleihstatus zu ak-tualisieren. Böser Fehler, besonders dann, wenn gleich 5 Mah-nungen gleichzeitig eintrudelten, weil ich vergessen hatte, dieBücher rechtzeitig zu verlängern.

Diese Zeit lässt sich gut als Phase des kreativen Wahnsinnsbezeichnen. Als Merkmale sind hier auch gesundheitliche Schä-den zu erwähnen. Gegessen habe ich in jener Zeit unregelmäßig.

Manchmal denFrust mit Schoko-lade bekämpft,dann wieder superaufwendig gekocht(um sich abzulen-ken) und dann wie-der bis zum Abendschlichtweg ver-gessen zu essen.Schäden an meinerLeber sind sicher

zu verzeichnen, da so ein Gläschen Wein abends den Schreib-Flow bekanntlich ziemlich ankurbelt; manchmal bleibt es aberauch nicht bei einem Glas. Ebenfalls nicht zu verachten: meinGrundumsatz von mindestens zwei Kannen Kaffee täglich.

In jener Zeit hatte ich auch eine Menge Spaß mit meinemImmunsystem: das hat nämlich immer ganz laut „Hier her!“ ge-rufen, sobald sich ein Virus in der näheren Umlaufbahn befand.Beim Apotheker konnte ich bereits mit dem Satz „Wie immerbitte“ eintreten und er wusste genau, was ich wollte. Bedenklichwurde es, als ich nachts von Diskurssträngen und Methodenan-sätzen träumte oder im (Alp-)Traum mit Pierre Bourdieu, JudithButler und dem Horkheimer-Adorno-Duo Grundsatzdiskussionenführte. All das waren klare Anzeichen für das bittere Ende, dasEnde der Magisterarbeit: die Schlussphase. Und für mich eindeutliches Signal, dass ich dringend abgeben sollte, andernfallswar von bleibenden Folgeschäden auszugehen!

Panik und Euphorie, Zufriedenheit und Verzweiflung wech-selten sich ab. Manchmal erlebte ich regelrechte Schreib-Flashsund die Zeilen tippten sich fast wie von selbst. Dann wieder saßich stundenlang vor dem blinkenden Cursor und schrieb nichts.In den letzten Wochen vor der Abgabe mehrten sich dann diedurchgearbeiteten Nächte, der Kaffeekonsum erreichte neueHöhepunkte und irgendwie wurde ich dann tatsächlich doch undauch noch rechtzeitig fertig. Als ich das Werk dann endlich inDruck gegeben hatte, wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte.Für Emotionen fehlte mir schlichtweg die Energie.

Nach einer Nacht Schlaf galt es ins normale Leben zurück-zukehren. Als erstes musste ich die Spuren der Arbeit beseiti-

gen, d. h. Papiere und Kopien einem sinnvollen Lagerungsort zu-führen (einer dunklen Kellerecke) und die Bücherberge in dieBibliothek zurückschleppen. Mein Schreibtisch leerte sich dar-aufhin schlagartig und die Regale in der Bibliothek füllten sichwieder sichtlich. Und danach!? Leben! Ausschlafen, Freunde an-rufen und fragen, ob sie sich noch an mich erinnern. Ohneschlechtes Gewissen andere Bücher lesen, mal wieder weggehenund ordentlich feiern. Und all die anderen schönen Dinge desLebens eben! Herrlich!

Doch auch diese Phase hielt nicht lange an. Schnell stellteich mir die Frage, ob es das nun schon gewesen sein soll. Dievielen schönen Jahre in Lüneburg sollten nun einfach so undunabdingbar vorbei und mein Studium beendet sein? Ich solltetatsächlich meine sieben Sachen packen und raus in die weiteWelt, ins brutale Arbeitsleben ziehen? Die Phase der Wehmut fingan. Nach und nach zogen meine Kommilitonen und Leidensge-nossen aus Lüneburg weg und an der Uni liefen viele neueGesichter rum, unter denen ich mir als Fremde vorkam. Dass ichnicht mehr „eine von ihnen“ war, wurde mir endgültig klar, alsich mitten auf dem Campus „Entschuldigen SIE bitte, wo gehtes denn hier zur Mensa?“ gefragt wurde. Ein wirklich klaresAnzeichen dafür, dass die schöne Studentenzeit unwiderruflichvorbei ist. Und dieses Gefühl konnte man früher mal kaum er-warten? Unvorstellbar!

Noch immer wehmütig, trudelte nach einigen Monaten dieNachricht vom Prüfungsamt ein, dass ich die Magisterarbeit be-standen hatte und mein Abschlusszeugnis abholbereit im Prü-fungsamt lag. Ein fettes Grinsen gepaart mit einem starkenAdrenalinschub überkam mich. Zu dumm nur, dass ich nach derlangen Zeit nicht mehr in Lüneburg wohnte, mein Zeugnis alsonicht persönlich abholen konnte. Ganz schön kümmerlich warfür diesen Fall der Hinweis, dass man sich das Zeugnis auchzuschicken lassen könnte: vorausgesetzt man schickt einen mit1,45 Euro frankierten DIN A4-Rückumschlag an das Prüfungs-amt. So viel sind wir Absolventen der Uni dann also wert. Vorallem wenn man bedenkt, dass diese Nachricht das allerletzteSchreiben ist, welches man von der Uni erhält. Oder soll einemdamit der Abschied leichter gemacht werden? Denn auch eineAbsolventenfeier, wie sie z. B. in den alten Fachbereichen derAlt-FH auch nach der Fusion noch üblich ist, gibt es für uns Ku-Wis leider nur einmal im Jahr, nämlich zum Ende des Sommer-semesters – also ein knappes Jahr nach Erhalten meines Zeug-nisses. Wer weiß, wo ich dann bin.

An alle, die das Projekt Abschlussarbeit noch vor sich haben:So schlimm wird es nicht! Und, noch eine tolle Weisheit: Alleshat ein Ende! In diesem Sinne, viel Erfolg!

Susanne Jehle und Claudia Vogel

P.S.: Diese Geschichte ist rein fiktiv, beruht aber auf ver-schiedenen wahren Erlebnissen mehrerer KuWi-Absolventen.

Keine Vormerkung möglich. Band ist bereits in ihrem Besitz

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Als ich beim ersten Treffen mit den Lüneburger Kommili-tonen zur Russlandfahrt über unsere Reise nachdachte, ist mirVieles durch den Kopf gegangen. Aber nichts war anschließendannähernd so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber wie stelltman sich Russland auch vor? Im Nachhinein betrachtet kommthier wirklich sehr wenig von der russischen Realität an. Anders-herum kann man allerdings das Gleiche behaupten. Die Fragen„Wann feiert ihr das Oktoberfest?“ oder „Was kannst du mir überden Englischen Garten erzählen?“ hatte ich nicht so richtig vor-bereitet.

Man muss dazu sagen, dass wir natürlich auch nur einenBruchteil der ehemaligen Sowjetunion erlebt haben. Etwa ver-gleichbar mit einem Ausflug nach Bayern, da kennt man Deutsch-land ja auch noch lange nicht. In Ischewsk, einer ehemals ge-schlossenen Stadt, in der Waffen produziert wurden, ist unswirklich Einiges begegnet.

Nach dem Flug Hamburg-Moskau hatten wir eigentlich vor,mit dem Bus in die Stadt zu fahren und auf dem Roten Platzetwas zu essen. Dazu kam es allerdings nicht im Geringsten. Alswir nämlich endlich durch die Passkontrolle waren, konnten wirim russischen Hauptstadt-Stau lernen, wie man die Fahrbahnbeliebig erweitert. Bei möglichen 100 Sachen rissen Kontakt-leiter zwischen Stromspannungsnetz und Bussen, Kleinwagendrängelten sich an Straßenbahnen vorbei und uns knurrte derMagen. Aber das war längst nicht alles. Man schaue sich dasMoskauer Bahnhofsgebäude an: Prunk und Pracht in Gold undMarmor. Nicht so europäisch waren hingegen die sanitären An-lagen. Da hieß es dann schon Nase zu und durch.

Nach diesen fremden Erlebnissen waren wir über die zwan-zigstündige Pause im Vierbett-Schlafwagen doch ganz dankbar.Und da die meisten sich noch nicht richtig kannten, gab es aucheinigen Gesprächsstoff. Gemütliches Teetrinken, Brotdosen-In-halte austauschen und schnell noch ein paar Brocken Russischlernen. Dann war eine kurze Nacht auch schnell vorbei und dieAnfahrt nicht mehr weit.

Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, wenn man dann ir-gendwann an einem Bahnhof tausende Kilometer weit weg vonzu Hause aussteigt, sich mit bisher unbekannten Personen – diespektakuläre Namensschilder in den Händen halten – in den Ar-men liegt und alle sich einfach nur freuen. Wie in einem schö-nen Film. Dann ging jeder seinen Weg, es gab Essen in den Fa-milien und wir konnten die berühmte Gastfreundschaft der Rus-sen hautnah erleben. Eine interessante Erfahrung war aber, dassdie Russen zwar gegenüber uns Deutschen und auch ihrenFreunden sehr zuvorkommend waren, Unbekannte aber zum Teilrespektlos und unfreundlich behandelt wurden.

Unter den Höhepunkten war für mich der Run auf einen Bus.Meine Gastschwester wollte mit mir ins Dorf zu ihren Eltern fah-ren und wir standen mit etwa 80 Personen an einer Haltestelle.Als der kleine, quietschende Bummelbus in Sichtweite kam, be-gab sich die Menge in Bewegung und ich traute meinen Augenkaum noch! Als würden zehn Aldi-Computer an hundert Schnäpp-chenjäger verscherbelt. Von Rücksicht war da wirklich gar nichtszu bemerken! Ob nun Großmutter, kleines Kind oder schwange-re Frau, es wurde gequetscht und gerangelt, bis die Plätze ver-teilt waren. Eine Situation, die für deutsche Verhältnisse ein-fach unvorstellbar ist.

Weiteres Unverständnis entstand in unserer deutschen Grup-pe auch, als uns die Russen bei Ausflügen oder Veranstaltungennicht begleiten durften. Zum Beispiel hatte die Universität einRockkonzert für uns organisiert, zu dem extra ein Bandmitglied

eingeflogen worden war. Im Endeffekt saßen wir in einer riesi-gen Aula mit zwanzig Zuschauern und haben eigentlich haupt-sächlich mit der Band gelitten.

Vieles war wirklich abenteuerlich: Das Gerücht, dass derBürgermeister entscheidet, wann die Heizung angeht. Die Tat-sache, dass die Ischewsker eine Wasserpauschale zahlen undsich daher um den Verbrauch keine Gedanken machen. Der Mo-ment, als der Vizebürgermeister sein von Putin überreichtes Ge-wehr auf den Tisch legte. Oder als wir erfuhren, dass ein Pro-fessor dort an der Uni ca. 30 b im Monat verdient. Dass diemeisten Ischewsker kein Englisch verstehen. Dass die Wenig-sten jemals weit außerhalb der Stadt gewesen waren. Oder dieStudentenwohnheime: Einen Tag pro Woche dürfen keine „Frem-

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Franziska Pohlmann und ihre Kommilitonen auf dem Roten Platz.

Von fremden Ländern und fremden Sitten� Ein Russland-Trip, der Augen öffnet

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den“ rein, nach 23 Uhr ist grundsätzlich kein Einlass mehr, denPass muss man am Eingang abgeben ... Und dann die Zimmer!Oder, dass das Busfahren ungefähr 15 Cent kostet. Und fürzwei deutsche Studenten eine ganze Wohnung angemietet wur-de. Auch als in Moskau drei Studenten fast dem Militär in dieHände gefallen wären. Dass es für Russen angeblich etwas Be-sonderes ist, sich mal mit einem „richtigen Deutschen“ zuschlagen ...

Ein ganz starkes Erlebnis war mein Besuch im udmurtischenDorf, als wir sozusagen den Stolz der Familie besichtigt haben.Es ist irre, wie schnell die Menschen durch die harte Arbeitaltern. Und wie selbstständig sie dennoch im Alter sein können,wie sie sich gegenseitig mit einer Selbstverständlichkeit zur Seitestehen. Als ich die Babuschka meiner Gastschwester besuchthabe, wurde gerade das Gedenken an eine Tante gefeiert.Dreißig Tage nach dem Tod treffen sich die Dorfältesten undbringen die besten Speisen auf den Tisch. Frische Butter, Ku-chen, Bonbons, Tee. Das war schon beeindruckend.

Unser Programm in Ischewsk war sehr unterschiedlich undwir haben wirklich ganz tolle Sachen erleben können. So gab esAusflüge in den Nationalpark, wo wir im Wald Fischsuppe ge-kocht haben, ins Tschaikowski-Museum, zur Erdölpumpstation,in eins der größten kommerziellen Fernsehstudios (mit techni-scher Ausrüstung von vor zwanzig Jahren ...), in ein Puppen-theater, in einen Kindergarten und zum Arbeitsamt, in eineandere Uni in Wotkinsk. Wir haben auch ein vielfältiges Angebotbezüglich der udmurtischen (Ischewsk ist die Hauptstadt derRegion Udmurtien) und russischen Kultur bekommen, zum Bei-spiel haben die Studenten der udmurtischen Fakultät eine tra-ditionelle Modenschau für uns vorbereitet, es gab Tanz, Gesang,Musik und Speisen der Kultur und wir haben ein traditionellesDorf besucht.

Natürlich wollten wir auch einen deutschen Eindruck hinter-lassen, also haben wir mit den Russen Laurenzia gesungen, ha-ben deutsches Miteinandersein zelebriert, von nicht-bayerischenDingen gesprochen und uns am russischen Wodka ausprobiert.Ganz so trinkfest waren wir zwar nicht, aber die anschließendeFoto Show hat allen seeehr viel Freude bereitet.

So gingen die zwei Wochen wirklich sehr schnell vorüberund obwohl wir uns gut verstanden haben, war eine gewisseVorfreude auf die gemütliche Bahnfahrt nicht zu verleugnen.Der letzte Tag in Russland war überwältigend und noch einmalvoller Erlebnisse. Die Hauptstadt Russlands ist einfach unglaub-lich und viel zu groß, um sie an einem Tag zu begreifen. Abereins war auch hier noch deutlich zu spüren: Die Machtstruktu-ren sind klar und sehr präsent, der Staat kontrolliert sehr starkund Europa ist einfach noch sehr weit weg.

Franziska Pohlmann (Die Autorin ist Leiterin des Theater-Referats)

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Max ist mit seinen Eltern im Supermarkt. Im Rollauto kut-schieren ihn die Eltern durch die Gänge. Vorbei am Kühlregalund den verführerischen Süßigkeitengängen kommen in kurzenAbständen Forderungen aus dem Rollwagen. Max will haben!Max will viel haben. Die bunten Süßigkeiten, ein Heft mit Toyund alles andere, was sonst noch spannend, bunt und vor allem

nicht auf der Einkaufsliste steht oder zu den Grundbedürfnissengehört. Der normale Geldbeutel kann diesen Forderungen nichtnachkommen. Max’ Frustration steigt stetig an und die seinerEltern auch. Der Rüttelwagen vor dem Supermarkt ist nur nochein Tropfen auf dem heißen Stein auf dem Weg zur finanziellenGrenze.

Gerade in der heutigen Konsumwelt ist es immer schwerer,mit Geld umzugehen. Daher ist es wichtig, schon früh den Um-gang mit Geld zu lernen. Das kann auch schon der kleine Max.Kleine Kinder testen sicher auch die Grenzen der Eltern, gera-de beim Einkaufen. Ab einem gewissen Alter ist es jedoch wich-tig und ratsam, Kindern den Umgang mit Geld nahe zu bringen.Ein erster Schritt ist sicherlich das Taschengeld.

Über das Taschengeld können Kinder lernen, mehr Verant-wortung zu übernehmen. Es ist ein erster Schritt zur Selbst-bestimmung auf dem Weg ins Leben. Das eigene Taschengeldmacht den Kindern frühzeitig die Lust und den Frust in derKonsumgesellschaft lehrbuchartig deutlich. Sie lernen, mit ei-genem Geld Prioritäten zu setzen, wofür sie ihr Geld ausgebenwollen. Wichtig ist, dass das Taschengeld nicht die Grundbe-dürfnisse deckt, sondern es zur freien Verfügung steht. Ver-gleichbar ist es mit dem Urlaubsgeld bei Erwachsenen. Das Geldist eben für die Tasche und Kinder erhalten es ohne Gegenleis-tung.

Unter fünf Jahren geben wenige Eltern Taschengeld. Ab fünfJahren sind die Regelungen der Eltern so vielfältig, wie es Fa-

milien gibt. Gängig ist der „Einstiegseuro pro Woche“. Ein Eurosind immerhin 100 Cent. Jüngere Geschwister bekommen oftdie Hälfte. Manche Eltern geben ihren Sprösslingen 10 Cent proLebensjahr. Richtlinien geben Jugendämter heraus. Denn einengesetzlichen Anspruch haben Kinder auf Taschengeld nochnicht.

Das klingt vorerst einfach, die Umsetzung ist, wie bei vielenerzieherischen Tätigkeiten, etwas komplizierter. Es gibt einigeRegeln, die Eltern bei der Vergabe von Taschengeld berücksich-tigen sollten. Die Auszahlung des Taschengeldes sollte regelmä-ßig und unaufgefordert von den Eltern erfolgen. In den erstenJahren ist ein wöchentlicher Rhythmus ratsam, da jüngere Kin-der größere Zeiträume noch nicht überblicken können. Elternkönnen Kinder zu Beginn daran erinnern, dass es sinnvoll ist,nicht gleich alles auszugeben. Später sollten Ratschläge bezüg-lich des Taschengeldes nur noch auf Nachfrage der Kinder er-folgen. Denn es soll ja zur freien Verfügung stehen und das Kindkann davon kaufen, was es möchte. Natürlich nichts Gefährli-ches oder Ungesundes.

Was kaufen sich aber Kinder und Jugendliche von ihremTaschengeld? Für einige ist es sicherlich der Rüttelwagen oderder Lolli, der reizt. Eltern können diese kleinen Extras in dieEigenverantwortung der Kinder legen. Ältere Kinder haben an-dere Bedürfnisse. „Mein Geld gebe ich für Kleinigkeiten und

Süßigkeiten aus“, sagt Melitta (12). Sie bekommt 5 b dieWoche. „Ich kaufe mir von meinem Taschengeld meine Handy-karten“, sagt Lilia (14). Sie bekommt ein Taschengeld von 15 bim Monat. Kino, Kleidung, Schulsachen zahlen die Eltern. Eherunbedenkliche Dinge. Anders sieht es bei André (16) aus: „Ichkaufe mir von meinem Taschengeld Zigaretten“. Er bekommt 7 bin der Woche. Es ist wohl kaum möglich, sein Kind davor zubewahren, das Geld auch für solche Dinge auszugeben. Einig

Her mit dem Geld� Vom Lust und Frust mit dem Taschengeld

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André (16) und Melitta (12).

Wieviel Geld soll es sein? Über die Höhe des Taschengeldes gehen dieMeinungen auseinander.

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Unter dem Motto „Tierolympiade“ stand das Kindersportfestam 19. September auf der Mensawiese. Als „Säbelzahntiger“,„Drachen“, „Hasen“, „Katzen“ und „Geparden“ traten fünfLüneburger Grundschulklassen gegeneinander an.

An verschiedenen Stationen stellten die insgesamt 120 Kin-der ihr sportliches Geschick und ihren Teamgeist unter Beweis.Gegenseitige Anfeuerungsrufe und tosender Applaus der Lehrerund Kinder erfüllten die Mensawiese. Der spannende Wettkampfwurde lautstark unterstützt. Die Begeisterung auf allen Seitenwar nicht zu überhören.

Auch Außenstehende kamen an diesem Tag auf ihre Kosten.Denn jeder konnte sich ein persönliches Bild davon machen,wie Sportunterricht nach modernen didaktischen Gesichtspunk-ten aussieht.

Den krönenden Abschluss der gelungenen Veranstaltung bil-dete das Spiel „Rette sich wer kann“. Alle 120 Kinder spieltengemeinsam. Jedes Kind bekam einen Preis und im Klassenver-band gab es eine Urkunde. Danach traten die Schüler ihren teil-weise sehr weiten Heimweg an.

Hinter dieser Veranstaltung stehen natürlich viele Men-schen, deren Organisation dieses Sportfest der Tiere erst mög-lich machte. Die Fäden in der Hand hatte ein Team engagierter

Studenten der Fachgruppe Sport, die von vielen Helfern unter-stützt wurden. Nur so konnte dieses Fest ein voller Erfolg wer-den! Und das nächste Kindersportfest kommt bestimmt!

Conny Loeber, Jenny Demant (die Autorinnen sind Mitglieder der Fachgruppe Sport)

sind sich alle drei, wenn es um die Höhe geht. Ihnen ist es aufjeden Fall zu wenig, obwohl sie absolut im Rahmen der Richtli-nien liegen. Zufrieden wären sie mit einem Taschengeld von 15 bin der Woche.

Erinnern wir uns an die eigene Kindheit, ist schnell klar: DasTaschengeld reicht nie, egal wie viel es ist. Jugendämter emp-fehlen, auf keinen Fall zwischendurch Geld zu geben, wenn dasTaschengeld mal wieder nicht reicht. Der Lerneffekt wäre dahin.Außerdem ist das Taschengeld kein Mittel, um zu bestrafen oderbelohnen, sondern unabhängig vom Betragen zu geben. Schul-material, Grundnahrungsmittel und Kleidung übernehmen wei-terhin die Eltern. Ab einem bestimmten Alter spricht nichts ge-gen einen kleinen Job, zu dem die Eltern ruhig ermutigen können.

Puh, das ist eine ganze Menge. Aber entscheidend ist ja, dassdie Kinder lernen, mit dem Geld umzugehen. Lernen werden die

Kinder sicherlich auch durch ein bewusstes Vorleben der Eltern.Wir Eltern gehen mal wieder als gutes Beispiel voran und sindVorbild für unsere Kinder. Die Kinder auf dem Weg zu verantwor-tungsvollem Umgang mit Geld zu begleiten, wird immer schwie-riger, denn zu sehr reizen die Angebote auch schon die Kleinen.

Sicher ist, dass die Frage nach dem Taschengeld kommt;spätestens im Schulalter. Die Entscheidung über die Höhe tref-fen die Eltern. Ein eigenverantwortlicher Umgang mit dem Ta-schengeld kann die kleinen oder großen Extrageldfallen im Super-markt und auf anderen Plätzen der Welt bestimmt erleichtern.Max mit stolzgeschwellter Brust über seinen ersten selbst er-standenen Lolli erfüllt auch die Eltern mit Freude.

Sabine Dupont

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Kindersportfest 2006 auf der Mensawiese.

Die Säbelzahntiger sind los!� Kindersportfest in Lüneburg

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Damit die Weihnachtsferien und die langen Wintermonatenoch gemütlicher werden, gibt es hier ein paar leckere Rezepte.Die Kosten für jedes einzelne Rezept werden gleich mitgeliefert.Für die Rezepte benötigt ihr allerdings nur kleine Gewürzmen-gen, die man im Handel so nicht bekommt. Deshalb richten sichdie Preisangaben nach den üblichen größeren Mengen. Dabeihaben wir uns an möglichst günstige Angebote gehalten. DieGewürzpreise variieren relativ stark, je nachdem, wo man ein-kauft. Allgemein lohnt es sich bei Gewürzen, in Spezialgeschäf-ten oder auf Wochenmärkten umzuschauen. Ihr bekommt dortoft auch kleinere Mengen, während im Supermarkt die Auswahleher begrenzt ist.

ZimtsterneKlassiker für weihnachtliche Stunden

Ihr braucht:3 Eiweiß 200 g Zucker300-400 g gemahlene Mandeln1 gehäuften Teelöffel ZimtPuderzucker zum AusrollenSternförmchen zum Ausstechen

Zuerst das Eiweiß sehr steif schlagen. Dabei den Zucker unterständigem Schlagen einrieseln lassen. Vom Eischnee drei Ess-löffel abnehmen. Unter die restliche Baisermasse Mandeln undZimt dazugeben

Den Teig 1/2 cm dick auf dem Puderzucker ausrollen. Weil derTeig ziemlich klebrig ist, solltet ihr dafür etwas Geduld mitbrin-gen. Falls er sich nicht gut ausrollen lässt, kann man ihn auchmit der Faust flachklopfen. Dann die Sterne ausstechen, die Aus-stechformen am besten etwas nass machen. Die Sterne mitrestlichem Eischnee bestreichen und auf einem eingefetteten(oder mit Backpapier ausgelegten) Backblech verteilen. DieSterne müssen bei 150 Grad 15 bis 20 Minuten backen.

Kosten: ca. 6 b3 Eier ab 0,60 b, 1 kg Zucker 0,70 b, 400 g gemahlene Man-deln 2,50 b, 1 Dose Zimt 2 b, Puderzucker 250 g 0,25 b.

BratapfeltorteBratäpfel gibt es in allen Variationen. Warum nicht auch alsKuchen? Für diese Rezeptidee muss man zwar etwas mehrVorbereitungszeit einplanen. Das Ergebnis lohnt sich aber!

Ihr braucht:für den Teig250 g Mehl1 Ei100 g Zucker150 g Butter (in Flöckchen zerkleinern)50 g Rosinen1 Päckchen Backpulverfür die Füllung125 g Zucker, 6 säuerliche Äpfel1 Päckchen Vanillepuddingpulver1 Päckchen Vanillezucker750 ml Sahne25 g Mandelplättcheneventuell 2 EL Rum

Mehl auf eine Arbeitsfläche streuen, in die Mitte eine Muldedrücken und das Ei in die Mitte geben. Dann Zucker, Backpul-ver und zerkleinerte Butter auf den Mehlrand streuen. Alles zueinem glatten Teig verkneten und 30 Minuten kühl stellen. Ro-sinen eventuell mit Rum beträufeln und ziehen lassen.

Dann die Äpfel entkernen. Den Teig ausrollen und in eine einge-fettete Springform geben. Dabei den Rand ca. 2 1/2 cm hochandrücken. Äpfel quer halbieren, in die Form legen und mit denRosinen füllen. Das Puddingpulver mit 125 g Sahne verrühren.Die restliche Sahne mit dem Vanillezucker und Zucker aufko-chen und über die Äpfel gießen.

Kuchen im vorgeheizten Ofen ca. 75 Min. bei 170 Grad backen.15 Min. vor Ende der Backzeit den Kuchen mit Mandeln be-streuen. Besonders lecker schmeckt der Kuchen übrigens,wenn man ihn über Nacht ruhen lässt. Vor dem Servieren mitPuderzucker bestreuen.

Kosten: ca. 11 b1 kg Mehl kosten 0,50 b, 1 Ei ab 0,20 b, 1000 g Zucker 0,70b, 250 g Butter 1 b, 150 g Rosinen ab 1,50 b, 3er PäckchenBackpulver 0,40 b, 6 Äpfel 2 b, 3er Päckchen Vanillepudding-pulver 0,80 b, 3er Päckchen Vanillezucker 0,90 b, 750 mlSahne 2 b, 100 g Mandelplättchen 1,20 b.

Alle Jahre wieder ...� Rezeptideen für winterliche Stunden

Eine große Versuchung: Lebkuchen, Plätzchen und intensiv duftende Gewürze.

Äpfel sind ein beliebtes Obst fürviele winterliche Rezepte.

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Christstollen & Co.Jeder kennt sie, aber woher stammen sie eigentlich?

Spekulatius haben ihren Ursprung in Westfalen und denNiederlanden, und wurden in Erinnerung an den Nikolaus,Bischof von Myra, gebacken. Es gibt sie als Gewürz-, Butter-oder Mandelspekulatius.

Das vielleicht beliebteste deutsche Weihnachtsgebäck ist derChriststollen. Er wird aus Hefeteig hergestellt und mitTrockenfrüchten gefüllt. Was nicht so bekannt ist: Er ent-stand eigentlich als Symbol für das eingewickelte Jesuskind.

Lebkuchen bestechen durch ihren intensiven Honigge-schmack und die besondere Gewürzmischung aus Anis, Zimt,Nelken, Ingwer, Kardamom, Muskat und Koriander. Die ge-naue Herkunft des Wortes ist bisher nicht eindeutig geklärt.Fest steht aber, dass bereits von den Ägyptern Honigkuchenhergestellt wurden. Städte wie Nürnberg oder Ulm haben einelange Lebkuchentradition, denn sie lagen an großen Han-delsstraßen, auf denen man die exotischen Gewürze trans-portierte.

Kleines Gewürz-ABCTypisch für Weihnachtsgebäck sind hierzulande Gewürze wieKardamom, Zimt oder Nelken. Der Grund: Im Mittelalter wa-ren diese Gewürze äußerst kostbar, weil sie über lange Wegeaus dem Orient nach Deutschland gelangten. Deshalb ver-wendete man sie nur an bestimmten Anlässen, eben vor allemzu Weihnachten.

AnisSamen des Aniskrauts sind nicht nur Bestandteil vieler Weih-nachtsrezepte, sondern findet ihr auch in Erkältungstee undanderen Kräutermischungen. Anis ist ein klassisches Gewürzfür Lebkuchen und mit seinem süßlichen Geschmack gut ge-eignet für Plätzchen.

GewürznelkenMan verwendet als Gewürz die geschlossenen, getrocknetenBlütenkapseln. Sie zeichnen sich aus durch einen intensivenGeschmack und haben eine anregende Wirkung. Ganz werdendie Nelken z. B. zu Punsch dazugegeben. Gemahlen sind sieein Standardgewürz in Lebkuchen und Plätzchen.

IngwerDie asiatische Ingwerwurzel kann sowohl frisch als auch ge-trocknet verarbeitet werden. Ingwer gibt mit seinem sehrscharfen Aroma vielen Rezepten das gewisse Etwas, z. B. inPlätzchen oder auch in herbstlichen und winterlichen Sup-pengerichten. Außerdem ist die Wurzel sehr gesund, Ingwer-stückchen als Tee gekocht helfen z. B. bei Erkältung.

KardamomKardamomsamen gelten als eines der edelsten Gewürze inder Weihnachtsküche. Charakteristisch ist ihr süßlich-scharfesAroma. Kardamom findet ihr zurzeit in Plätzchen, Lebkuchenund Spekulatius, ansonsten ist das Gewürz z. B. in Currymi-schungen zu finden. Das Gewürz ist als Kapsel oder gemah-len erhältlich.

VanilleDieses feine, aromatische Gewürz wird natürlich nicht nur zuWeihnachten verwendet. Die in den Tropen angebaute Vanil-lepflanze gehört übrigens zu den Schlingpflanzen aus der Fa-milie der Orchideen. Sie wird relativ aufwändig aus getrock-neten Schoten gewonnen und hat daher auch ihren Preis.Dafür ist das Aroma von echter Vanille einzigartig und verfei-nert Kipferl, Honig oder Kuchen. Der Duft wirkt außerdemausgleichend und macht gute Laune.

ZimtDer aromatische Geschmack dieses beliebten Gewürzes darfweder in Spekulatius noch in Lebkuchen fehlen. Er wird ausder getrockneten, eingerollten inneren Rinde des Zimtbau-mes gewonnen. Zimt wurde schon von den Pharaonen imalten Ägypten geschätzt. Nach Europa gelangte er durch dieRömer. Bei uns verwendet man heute Zimt aus Sri Lanka,der auch als Kaneel oder echter Zimt bezeichnet wird sowiechinesischen Cassia-Zimt. Chinazimt findet ihr meist gemah-len, Kaneel wird durch sein feines Aroma als ganze Stangenverkauft und ist z. B. in Glühpunsch sehr lecker.

Friesentee-Punschfür gesellige Winterabende

Ihr braucht:0,6 l Wasser 0,4 l roter Traubensaft zum Süßen nach Belieben: Kandis 6 TL Friesenmischung Schwarztee (es schmeckt natürlich auch mit anderen Schwarzteesorten)1 Stange Zimt 1/2 Vanille-Schote 1 Apfel 1 Teel. Orangenschale, gemahlen4 Nelken

Apfel schälen und in kleine Stücke schneiden. Alle Zutaten bisauf den Kandis in einen Topf geben, einmal aufkochen und dann– je nach Geschmack – drei bis sieben Minuten ziehen lassen.Danach den Punsch durch ein Sieb gießen. Wenn ihr den Glüh-punsch mit Alkohol zubereiten wollt, könnt ihr statt des Trauben-safts Rotwein nehmen.

Kosten: ca. 9 b0,7 l Traubensaft bekommt ihr für 1,20 b, eine Packung Friesen-mischung für ca. 2 b, 3 kleine Zimtstangen ab 1,20 b, 1 Va-nilleschote für 1,90 b, 1 Apfel für 0,30 b, 50 g Orangenschalefür 1,50 b, eine Dose Nelken für 1,50 b.

Julia Emmel

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Stadt meets Studis – Die Lüneburger „HAUSBAR“ …� … und der eindrucksvolle Beweis, dass Abi und Bau sich nicht ausschließen

Das Lüneburg-Lied können wir alle schmettern, aber wer vonuns kennt schon einen richtigen Lüneburger? Unter anderem umdiesem Defizit beizukommen, tat sich 2004 eine Gruppe inter-disziplinärer Studenten zusammen und gründete den FCKW e. V.Der „Freunde und Club der Kulturwelten e. V.“ diente zunächstals Überbau einer Idee und als Zusammenschluss, innerhalbdessen theoretisches Wissen und praktische Erfahrung allerBeteiligten zusammenkam.

Die Idee der „HAUSBAR“ entstand und mit ihr kam mannicht nur dem angestrebten Forum für kulturelles Experimentie-ren ein großes Stück näher. Für die Beteiligten bedeutete die

Konkretisierungdes Plans aucheine wichtige Er-gänzung des ei-genen Studiumsund eine Praxis-erfahrung ohneschützende Pro-fessorenhandoder Praktikums-betreuung. Fürden Einen oderAnderen mag esutopisch klingen,

zwischen Bücherbergen und Hausarbeitsfrust die eigeneExistenz zu gründen. Aber rückblickend, sagt Axel Bornbusch,WiSo und Mitbegründer der Bar, würde er ein solches Projekttrotz langer Planungen und aufgeschobener Diplomarbeit injedem Fall wieder angehen. Obgleich er durchaus auch von sei-nem theoretischen Wissen habe profitieren können, habe er wäh-rend seiner Urlaubs-Semester in der Gründungsphase der„HAUSBAR“ enorm viel gelernt. Schließlich hätten sie alle gerneselbstständig arbeiten wollen und die Konkretisierung ihrer Pla-nungen habe sie auch vor dem Gefühl der großen Unsicherheitvor der Zeit nach dem Studium bewahrt.

Doch zunächst erwarteten sie Aufgaben ganz anderer Art: Esgalt, einen Raum zu finden, die Finanzierung sicher zu stellenund zu guter Letzt den geeigneten Zeitpunkt für die Eröffnungfestzulegen. (Denn merke: Im deutschen Fußballsommer 2006war das Volk nur schwer vom Empfangsgerät zu trennen.) DieTheorie-verwöhnten Studis überließen nichts dem Zufall undgingen mit detaillierten Vorplanungen an ihr Projekt heran. Le-diglich hinsichtlich der Innenausstattung der heutigen Bar stell-te der plötzliche Wechsel von der Theorie in die Praxis das einoder andere Hindernis dar: „Zuviel Abitur für die Baustelle“,kommentiert Axel im Nachhinein den Umbau. Dass die geballteBildung der Beteiligten nicht geschadet haben kann, davon kannman sich nun seit kurzem in der Rotehahnstraße überzeugen.

Ebenso wie der Netzwerkcharakter schon beim Bau in Eigenarbeitund mit der Unterstützung von Freunden zum Ausdruck kam, set-zen die FCKWler auch bislang hauptsächlich auf ein Netzwerk ausMund-zu-Mund-Propaganda um ihr Konzept bekannt zu machen.Dies, so Thore Debor, KuWi in den Endzügen, sei bereits richtung-weisend für die neuen Pläne von Uni-Präsident Sascha Spoun,aktiv unterschiedlichste Elemente miteinander zu verbinden.

Eine „lernende Organisation“ soll die „HAUSBAR“ sein, miteinem möglichst vielfältigen Konzept und immer offen für jegli-che Impulse seitens der Studenten und der Lüneburger. „Nichtssoll sich festfahren“, so Thore. Hier droht angesichts wechseln-der Möbel und eines vielfältigen Programms jedoch keine Ge-fahr: Tischkicker-Abende, Fußball-Übertragungen, Film-Vorfüh-rungen und Spieleabende dürfen jederzeit durch eure kreativenIdeen ergänzt werden. Auch das Musikangebot versucht durchwechselnde DJs aus dem Lüneburger Raum möglichst facetten-reich zu sein, wie beispielsweise bei der so genannten „B-SideLounge“, die jeden zweiten und vierten Freitag im Monat mitchilligen Sounds lockt.

Ihr Ziel, einen kommunikativen Ort zu schaffen, haben dieFCKWler bereits erreicht. Denn wenn man am Tresen arbeitet,sagt Thore, erfährt man schnell, ob jemand Lüneburger ist. Abergleichgültig, ob nun Lüneburger oder Zugereister: „HAUSBAR“bedeutet Existenzgründung hautnah und zudem ein spannendesNetzwerk zwischen Stadt und Campus, Theorie und Praxis, Kul-tur, Sport, und Politik. Auch ihr könnt den Bogen von der Uni zurLüneburger Innenstadt schlagen: Schwingt Euch einfach aufEuer Rad und schaut mal in der Rotehahnstraße vorbei. MitSicherheit gibt es schon wieder etwas Neues in der „HAUSBAR“zu entdecken ...

Thore Debor, Axel Bornbusch und Florian Wonneberger (FCKW-Mitglieder)

Janine Arndt, Sandra Simon

Hell und freundlich.

InfosÖffnungszeitenDi-So ab 20.00 Uhr*So-Do bis 2.00 UhrFr-Sa bis 3.00 Uhrmontags bleibt die HAUSBAR geschlossen* bei besonderen Anlässen auch früher

E-Mail: [email protected]: 0 41 31 - 77 88 50Fax: 0 41 31 - 77 88 52http://www.clubkulturwerke.de/hausbar/

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Neulich habe ich auf einer Party Geld und Studium knut-schen sehen. Zwischen trunkenen und tanzenden Leibern stan-den sie eng umschlungen da, die Zunge im jeweils anderen. DasWeinglas in der Hand überlegte ich mir: Wieso gerade ihr zwei?

Geld und Studium kannten sich schon vorher. Sie begegne-ten sich in der Videothek, kannten in etwa dieselben Leute undsetzten sich im Bus zueinander, auch wenn ringsrum noch Plätzefrei waren. Doch ihr erstes richtiges Date hatten sie, als Vorstu-denten sich entschieden, was zu studieren sei.

Für die meisten von uns ist die Entscheidung für ein Studiumoder ein anderes lebensbedeutend. Jeder Mensch hat etwas, dasihn von innen her leitet, eine Vorstellung davon, was er machenmöchte und wie er sein Leben ausfüllen will. Diese Vorstellungmag im Laufe des Lebens mehrmals wechseln, mag zeitweiseverdeckt oder verschüttet sein, aber sie ist da. Stehen wir vor derWahl für Fach X oder Y, das Bewerbungsformular in der Hand, istdie entscheidende Frage: Folge ich meinem inneren Ziel? Stu-diere ich das, was ich wirklich studieren will? Zu dieser Zeit pras-seln vielerlei Beeinflussungen auf den jungen Schädel ein, derbislang nur australischer Sonne oder zermürbenden Zivi-Lehr-gängen standhalten musste. Große Zeitungen und Zeitschriftengeben Spezialhefte zum Thema „Uni&Campus“ heraus, das Ar-beitsamt versucht Nützlichkeit als Motto und will hilfreich sein,Eltern berichten aus ihrer Erfahrung von damals, wo alles nochganz anders war, aber irgendwie trotzdem genauso wie heute.Alles klingt logisch und praktisch. Unter fast allem schwingt einGrundton: Das dunkle Cis des Wortes Geld. Man solle studieren,was sicher sei. Mal großmütterlich-lieb: „Kind, mach doch malwas Richtiges“, mal väterlich-nüchtern: „Du wirst erfrieren, nochbevor du verhungerst“. Hastdunichtgesehen, schneller, öfter undunbewusster, als man denkt, kreuzt man bei der Bewerbung andem richtigen Kästchen vorbei das an, was man eigentlich nichtmachen möchte. Und versucht sich ein halbes Jahr später, nach-dem die Erstiwochen-Euphorie vergangen ist und das Fach seineGlieder enthüllt, einzureden, dass es doch nicht sooo uninteres-sant sei und man sich bestimmt daran gewöhnen könne. Trös-tend wirkt der Gedanke, dass man wenigsten etwas „Sicheres“habe und später nicht zu hungern brauche. Zufrieden blickt manauf die armen Naiven, die sinnloses studieren und für die mannachher Hartz IV zahlen wird.

Dieser Gedanke ist ein Trugschluss. Er ist nicht sachlichfalsch, er geht aber an etwas Wesentlichem vorbei. Hinter Be-quemlichkeit und Angst, die unmittelbar eine obige Entschei-dung begründen, steht mittelbar der Wunsch nach Geld. Mit ei-ner solchen Wahl entscheidet man sich aber nicht für, sonderngegen Geld. Sichere Studiengänge führen zu sicheren Berufen.Diese geben das, was sie versprechen, aber kein bisschen mehr.Niemand ist mit etwas reich geworden, das ihm keinen Spaß ge-macht hat. Reichtum ist gut: kein Zweifel. Aber in Untreue zusich selbst wird man nicht reich. Es ließe sich einwenden: „Ichnehme meinen sicheren Beruf als Basis. Von dort aus kann ich

dann aufsteigen.“ Wird man aber nicht. Aus Falschem folgt nichtRichtiges. Lässt man sich bei der Studienwahl von Einfachheitund Unsicherheit leiten, prägt sich eine solche Lebensweiseschnell ein.

Ein Kompromiss bietetsich an: „Okay, ich studierezwar nicht das, was ichmöchte, aber dafür macheich mir später ein schönesLeben.“ Mit Ersatzbefrie-digungen wie der neuenPlaystation 8, einem Flach-bildfernseher, der gleichzei-tig Tapete ist und einemAuto, das so hochgepimptwurde, das es nicht mehr fährt. Dies ist der faule Kompromissdes Lebens durch Gegenstände und in ihnen, einhergehend miteiner im Laufe der Zeit zunehmenden Verflachung.

Es gibt zwei Gruppen, die ich von obiger Überlegung aus-schließe. Das sind zum einen die, die ein sicheres Fach nichtaus Unentschlossenheit, Einfallslosigkeit oder Bequemlichkeit,sondern aus Leidenschaft wählten. Die Untreue zu sich selbst istfachungebunden. Selbst KuWi zu studieren ist noch keine Ga-rantie für Selbstverwirklichung. Zum anderen die, welche unterZugzwang stehen: Die unerwartete familiäre, finanzielle oder exi-stenzielle Situationen zwingen, so schnell wie möglich ein siche-res Einkommen zu erreichen. Das sind aber beileibe nicht alleund weit weniger als sich selbst aufgrund von Studiengebührenund vermeintlich maroder Wirtschaftslage dazu zählen würden.

Errata: Vielleicht war alles falsch, was ich bis jetzt sagte unddas „Tu, was Du willst“ auf der Rückseite des Auryns irreführend.Falsch, weil ein Staat, in dem jeder seiner wahren Gesinnungfolgt, nicht funktionieren kann. Weil sich möglicherweise zu we-nige finden ließen, die Begeisterung für die notwendigen, aberlangweiligen Tätigkeiten des Gemeinlebens aufbrächten. Abge-sehen von der Tatsache, dass ein solcher Staat praktisch unre-gierbar wäre. Wäre ich absolutistischer Herrscher eines orwell-schen Kleinstaats (und so Gott will, bin ich das eines Tages) wür-de ich bei der Studienwahlberatung das praktische, bodennaheDenken mit allen Mitteln fördern. Denn nichts ist leichter zumanipulieren als Menschen, die schon von sich aus nichtmachen, was sie wollen.

„Du kannst da jetzt nicht rein“, sagte jemand zu mir, als ichauf der Party in das Wohnzimmer wollte, „da ist Geld in Studi-um.“ „Du meinst wohl Geld im Studium“, meinte ich. – „Äh, ja.Stimmt.“

Stimmt.

Martin Gierczak

Geld im Studium� Möglichkeiten – Bedeutungen – Trends

König Midas fühlt sich immer besser.

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30 UNIVATIV Nr. 49 I Dezember 2006

Ein reicher Mann, der nach nichts in der Welt strebte, außerdanach, noch reicher zu werden, ging die Straße hinab. Der rei-che Mann war Immobilienmakler. Ein Beruf, den schon seinVater und sein Großvater ausgeübt hatten. Der Reiche hatte andem Tag, an dem sich sein Leben grundlegend verändern soll-te, den Coup seines Lebens gelandet. Sein Traum, noch reicherals seine Vorfahren zu werden, war in greifbare Nähe gerückt.Der Reiche hatte weder Frau noch Kinder. Also war er direkt vonseinem Büro aus allein an die Strandpromenade gekommen, umseinen Erfolg in aller Stille zu feiern. Seine Freunde und vorallem sein Vater, der im Laufe der Zeit zu seinem größten Kon-kurrenten geworden war, würden noch früh genug von seinemSieg erfahren. Die schwulstigen Lippen des reichen Mannes ver-zogen sich zu einem süffisanten Grinsen. Nun war er die Num-mer eins.

Hocherhobenen Hauptes schob er seine dicke Wampe dielange Strandpromenade entlang und summte vergnügt vor sichhin. Nicht einmal der missbilligendeBlick, den ihm eine vorübergehendeFrau mit ausgesprochen hübschemGesicht zuwarf, konnte ihm seineStimmung vermiesen. Er hatte Geldgenug, um duzende hübscher Frauenins Bett zu locken. Das stand fest.

„Wenn die nur wüsste“, dachtesich der Mann, „dann würde sie nichtso dumm glotzen! Sie würde michanhimmeln, würde sich mir um denHals werfen und um meine Aufmerk-samkeit betteln. Mit Geld bekommt man alles.“ Ein Lächelnumspielte seine Lippen. Das Lachen machte ihm heute beson-ders Freude.

Mit einem wohligen Seufzer ließ er sich auf eine blau lackier-te Bank nieder, von der aus man einen hervorragenden Blick überden kleinen Jachthafen hatte, in dem auch sein kleines Schmuck-stück vor Anker lag.

„Ist das Leben nicht schön“, sagte er zu sich selbst und be-trachtete wollüstig die schlanken Beine zweier junger Frauen,die kichernd an ihm vorbeigingen. Automatisch wanderte seineHand in die Tasche seines maßgeschneiderten Sakkos und ma-növrierte eine kubanische Zigarre ans Tageslicht. Er steckte sichdie Zigarre an, paffte genüsslich und sang innerlich eine Lobes-hymne auf sich selbst. Er saß noch einige Augenblicke so daund rauchte.

Da kam ein hagerer, alter Mann des Weges. Seine wetterge-gerbte Haut und sein schleppender Gang zeugten von harter Ar-beit unter freiem Himmel. Seine zerschlissene Kleidung erzähl-te eine Geschichte über Armut. Der reiche Mann rümpfte miss-

billigend die Nase, als sich der arme Mann neben ihn auf dieBank setzte. Der beißende Geruch von Schweiß verdrängte denso wohlriechenden Duft der kubanischen Zigarre und zerstörtedie feierliche Stimmung des reichen Mannes.

Der reiche Mann strafte den Armen mit einem abwertendenBlick, aus dem nichts als Geringschätzung und Abscheu sprach.Doch der Arme störte sich nicht daran. Er zog eine Mundharmo-nika aus der ausgebeulten Tasche seines Blaumanns und be-gann eine muntere Melodie zu spielen. Das aufgedunsene Ge-sicht des reichen Mannes färbte sich rot. Der Arme hörte auf zuspielen und erkundigte sich freundlich, ob es dem Reichen nichtgut ginge. Dem Reichen platzte vor Wut der Kragen. Was fieldiesem Abschaum ein, sich neben ihn zu setzen und ihn dannauch noch anzusprechen! Kannte er seine Stellung in der Ge-sellschaft nicht?

„Deine Armut kotzt mich an!“, presste der reiche Mann zwi-schen zusammengekniffenen Lippenhervor. Seine Stimme bebte vor Zornund seine Hände zitterten bei demVersuch seine Aggressionen zu zügeln.Er war drauf und dran, dem armenMann an den Kragen zu gehen. DerArme blickte für einen Moment über-rascht, dann begann er schallend zuLachen. Der reiche Mann war so per-plex ob der Heiterkeit des armenMannes, dass er sich wie ein kleinerJunge zu fühlen begann, der das Ver-halten eines Erwachsenen zu begrei-

fen versucht, es aber einfach nicht verstehen kann. Er suchtegegen dieses Gefühl anzukämpfen, doch es wollte ihm nichtgelingen. Schweißperlen traten auf seine Stirn und er wischte sienervös beiseite. Vor wenigen Augenblicken hatte er sich noch wieein König gefühlt. Überlegen wegen seiner Herkunft, seinesReichtums, seines Erfolges.

„Nicht ich bin arm, sondern du“, sagte der alte Mann. „Ichhabe mein Fischerboot und das Meer. Mehr brauche ich zumLeben nicht. Das macht mich reicher, als du jemals sein wirst.“

Der Alte tätschelte dem armen Mann mitfühlend die Schul-ter. Dann ging er davon, ohne sich noch einmal nach dem Mannmit der abgebrannten Zigarre in der Hand umzudrehen. Der Armeblickte ihm nach.

Anna S. Berger.

Der Reiche� Eine Parabel über die Armut

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Neu ist die Idee ja nicht: Man nehme eine eigensinnige Fa-milie und ein erwachsenes Kind, das die bessere Hälfte in spevorstellen will. Um noch ein paar Klischees zu bedienen, gibt esden schwulen Behinderten, die Kratzbürste, den Easy-Going-Typ,die kranke Mutter und eben den geleckten Sohn, der sein sich

ständig räusperndes, verklemmtes Busi-nessmäuschen (Parker) an Weihnachtenmit nach Hause bringt. Den Rest kann mansich denken: Parker tritt in jedes Fettnäpf-chen, lässt sich kurzfristig aus dem Hausekeln und zitiert zur moralischen Unterstüt-zung ihre Schwester herbei. Flugs drehtsich das Liebeskarussell von neuem, dieFahrt endet hollywood-like etwas zu happyund unterm Christbaum haben sich allewieder lieb.

Abwechslungsreich ist „Familie Stone – Verloben verboten“schon; hat man doch versucht, ein möglichst buntes Genrebildzu zeichnen. Es darf gelacht, vielleicht auch geweint werden.Trotzdem schwächelt der Plot, das kann auch das Star-Ensemblenicht wettmachen. Kurzum: ein Film, den man nett findet, aberauch schnell wieder vergisst.

Karoline Mohren

Alle Jahre wieder ...� Sarah Jessica Parker jenseits von Sex and the City

Zugegeben – die CD ist nicht bran-dneu. Hält man aber „Stripped“ für einTop-Album, will man mit ChristinaAguilera und „Back to Basics“ Geduldhaben. Denn Gefühle brauchen Zeit,auch in der Musik. Aber die wollen sichauch nach Monaten nicht einstellen.Man kann das Monroe-Image mögenoder nicht, aber trotz der stilistischenWeiterentwicklung kann man nicht darüber hinwegsehen, dasszwei CDs einfach zu viel des Durchschnittlichen sind. Dafür tum-meln sich zu viele 08/15-Nummern auf der Scheibe, die sichweder in Hirn noch Herz brennen wollen. Auch das „Back to theroots“-Motto erschließt sich nur bedingt – nämlich durch Blech-bläser und Aretha Franklin-Samples. Der verzweifelte Versuch,so gut wie die Klassiker und doch neu zu klingen, gelingt selten.Die Beats sind zu aufdringlich und Aguilera strapaziert ihreStimme in bester Mariah Carey-Manier so sehr, dass man irgend-wann genervt die Stopptaste drückt. Dennoch blitzt ihr Genie inTiteln wie „Oh Mother“ oder „Hurt“ auf und gibt Anlass zurHoffnung, dass beim nächsten Album alles wieder dirrty und gutwird.

Karoline Mohren

Mehr Dreck, bitte!� Aus „Dirrty X-Tina“ wird Mrs. Aguilera-Carey-Franklin

Wanderer über dem Nebelmeer, Frau am Fenster oder DasEismeer – diese und über hundert weitere Gemälde, Zeichnun-gen, Sepien und Aquarelle des bekannten Malers sind bis zum28. Januar 2006 in der Hamburger Kunsthalle in einer Sonder-ausstellung zu sehen. In elf thematischen Räumen ist ein Groß-teil des Werkes eines der größten Maler der deutschen Roman-tik, Caspar David Friedrich, zu erleben. Neben den genanntenberühmtesten Werken werden auch Zeichnungen aus den Anfän-gen seines Schaffens gezeigt.

Die Romantik ist heute wiederin aller Munde, in der Kunst undder Literatur ebenso wie in derWerbung und der Unterhaltungs-branche. Dies scheint nur konse-quent, geht doch die fortschreiten-de Individualisierung ebenso aufdie Romantik zurück wie die um-fassende Ästhetisierung unsererLebenswelt. Umso dringlicher er-scheint es heute, an die Anfängeder Romantik und die ursprüng-lichen Ideen der Frühromantikerzu erinnern. In einer entzaubertenWirklichkeit halten sie an den Fra-gen nach Einheit, Ganzheit undSinn des Lebens fest und entwer-fen eine Gegenwelt zur Uniformität und Normalität des herauf-ziehenden bürgerlichen Alltags, die bis heute ihre Anzieh-ungskraft nicht verloren hat.

Die Ausstellung will zum einen auf den epochalen Umbruchhinweisen, den die Romantik in der Kunst ebenso wie im Denkenund Fühlen des bürgerlichen Zeitalters vollzogen hat. Zum ande-ren soll der gängigen Vorstellung der Romantik als verklärte, ge-fühlvolle romantische Epoche entgegen, der Blick für die Präzi-sion und Konstruktivität in Friedrichs Werken geschärft werden.Einen guten Einstieg bietet eine Zeittafel im ersten Raum, dieden geschichtlichen Zusammenhang, in dem Friedrich gelebthat, verdeutlicht und zeigt, wodurch die Epoche der Romantikbeeinflusst wurde. Dem Besucher zeigt sich in dieser Ausstel-lung nicht nur die bekannte Seite der Romantik mit idyllischenLandschaftsbildern, sondern auch ausdrucksstarke Porträtzeich-nungen und Studien. Besonders faszinierend sind die Transpa-rente im zehnten Raum. Für die nur von hinten beleuchtetenBilder verfasste Friedrich umfangreiche „Gebrauchsanweisun-gen“, um sie nach seinen Vorstellungen in Szene zu setzen. Jenach Lichtquelle lassen sich die Motive auf den Transparentenin unterschiedlicher Intensität entdecken.

Annika Cornils

Caspar David Friedrich� Die Erfindung der Romantik

Hamburger Kunsthalle Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 UhrDonnerstag 10.00 bis 21.00 Uhr, Montag geschlossenEintritt für Studenten: 7 Euro

Caspar David Friedrich: Wandererüber dem Nebelmeer, um 1818

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Ein Kinoabend ist geplant. Wir tauchen in Filmwelten einund blenden für ein bis zwei Stunden den Alltag aus. Im Kino-saal wird einer der seit Wochen groß angekündigten Filme mitStarbesetzung gezeigt. Nach gut zwei Stunden Unterhaltungsind wir uns einig, hier war typisch Hollywood am Werk. Auchdie vor Filmbeginn gezeigten Filmvorschauen sowie der Artikelüber Steven Spielberg in einer ausliegenden Kinozeitschriftpassen in diese bekannte Hollywoodschiene.Scheinbar gibt es Schemen in unseren Köpfen,anhand derer wir Hollywoodfilme auf Anhieberkennen und klar unterscheiden können vonanderen, beispielsweise europäischen, in derRegel auch weniger erfolgreichen Filmproduk-tionen. Doch was genau verbirgt sich hinterdem typischen Bild des Hollywoodkinos?

Michaela Krützen gibt uns mit ihrem Buch„Dramaturgie des Films. Wie Hollywood er-zählt“ ein sehr hilfreiches Werkzeug an dieHand, mit dem wir die Erzählmuster und denkennzeichnenden Stil vieler Hollywoodfilme ver-stehen können. Die Professorin an der Hoch-schule für Fernsehen und Film in Münchennimmt uns im wahrsten Sinne des Wortes mitauf eine Reise. Sie entwickelt in einer logischaufgebauten Argumentationslinie ihr Erzählmo-dell „Die Reise des Helden“. Anhand einer detaillierten Analysedes oscarprämierten Films „Das Schweigen der Lämmer“ wirddas Konzept eines Helden aufgezeigt, der sich während derHandlung auf die Reise einer persönlichen Entwicklung begibt.Dabei gelangt er von seiner vertrauten in eine ihm fremde Welt,muss zahlreiche Prüfungen bestehen und kehrt letztendlich ver-ändert zurück in die Welt, in die er hineingehört. Die Autorinarbeitet sehr anschaulich, indem sie Filmsequenzen Bild fürBild genau beschreibt und sich bei den Erläuterungen auf wei-tere Beispiele aus rund 300 Filmen stützt. Die einzelnenBestandteile des Modells beziehen sich auf zahlreicheErkenntnisse der Filmtheorie, Literaturwissenschaft sowie ausder Praxis des Drehbuchschreibens. Uns als Leser eröffnet sichdamit das vielschichtige Feld der Filmwissenschaft und wirdmit begründetem Hintergrundwissen der Funktionsweise desModells schlüssig.

Das Buch ist nicht nur sehr lehrreich, sondern auch flüssigund angenehm zu lesen. Nur selten verläuft sich die Autorin ander einen oder anderen Stelle etwas zu detailliert in wissen-schaftliche Theorien, deren Zusammenhang zum Modell über-greifende Fachkenntnisse erfordern. Sie schreibt nicht in einemunzugänglichen Wissenschaftsjargon, sondern führt uns fließendund gut verständlich durch das Erzählmuster, wobei benutzteFachbegriffe wie story und plot bis auf wenige Ausnahmen er-klärt werden. Neben Grafiken und Fotos veranschaulichen vieleenglische Zitate aus der Film- und Wissenschaftswelt das Mo-

dell. Fehlende Sprachkenntnisse beeinträchtigen dabei jedochnicht das Gesamtverständnis, sondern behindern lediglich denZugang zu interessanten Zusatzinformationen.

Am Ende des Buches sind auch wir auf einer Reise. Von derOberfläche unseres Kinoerlebnisses tauchen wir ein in dieStruktur der Erzählgesetze und das Geheimnis der großen Wir-

kung Hollywoods. Wir haben jetzt ein Mittel derFilmtheorie zur Hand, mit dem wir unser typi-sches Hollywoodverständnis in Worte fassenkönnen, auch wenn es nicht allgemeingültig an-wendbar ist und seine Grenzen hat. Das Buchist einerseits Nutzen bringend für das Ver-ständnis stilistischer Grundmuster des ameri-kanischen Films. Andererseits ermöglicht esauch einen Einblick in den Zusammenhangzwischen künstlerischer Filmgestaltung undökonomischen Kalkül. Michaela Krützens Auf-zeigen der Gültigkeit dieser klassischen Holly-woodmuster bis in die heutige Zeit lässt ablei-ten, dass für die dominanteste Filmindustriedas Festhalten an etablierten Verfahren in derFilmproduktion ein wichtiger Bestandteil ist.Darum sollte, wie die Autorin beschreibt, „dieProduzentin, die die Erzählungen der Zukunftauf die Leinwand bringen will, [...] durchschau-

en, wie Geschichten der jüngeren Vergangenheit aufgebautwaren“. (S. 19)

Christina Howe

Das Kinoerlebnis als Reise� Michaela Krützen: „Dramaturgie des Films. Wie Hollywood erzählt.“ (Fischer)

Dramaturgie des Films.Fischer Verlag, 17,95 Euro

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Seid aufs Herzlichste gegrüßt, liebe Freunde der leichtenUnterhaltung! Hörgenuss startet mit euch zusammen in dienächste Runde und bringt erneut Licht in den verzwickten Irr-garten musikalischer Gefilde. Ab sofort allerdings unter neuerSchirmherrschaft. Denn in Zukunft widmen sich Karoline undich der Unterhaltungsebene in Sachen Musik und Lebensart. Dawir (leider) aber nie auf allen Partys gleichzeitig tanzen können,seid ihr gleichermaßen gefragt. Also bleibt stets wachsam undurteilt selbst. Publikum gibt es überall, das Feingefühl machtden Unterschied.

Während mein Debüt noch durchzustehen ist, haben „Ost-wind“ ihres längst hinter sich. „Ostwind“, das sind Daniel Henke,Tobias Pitsch, Carsten Franke, Jörg Prehn, Mario und Nils Büsch.Diese sympathischen norddeutschen Jungs aus Mecklenburg be-wegen sich auf höchstem Unterhaltungsniveau vorrangig im mi-nimalen Sektor der elektronischen Musik, immer unter dem Mot-to: maximal trotzt minimal. Diese Philosophie hat sich bewährt.So kommen Lob und nette Worte mittlerweile aus Italien, Polenund den USA. Grund genug für mich, die Sache genauer unterdie Lupe zu nehmen.

Interview mit Le Cuisine B alias Mario Büsch

Univativ: Mario, du bist Koch im 4-Sterne-Hotel und kreierstGaumenfreuden für die Gäste. Ansonsten kommen Leute, umsich akustisch von dir und den Ostwind-Jungs verwöhnen zu las-sen – im Übrigen ein wahrer Ohrenschmaus! Machst du andereneinfach gern eine Freude oder wie kommt es, dass du dich derelektronischen Musik verschrieben hast?

Mario Büsch: Erst einmal muss ich sagen, dass wir alle vomLabel anderen gern eine Freude bereiten. Wir sind schließlichliebenswerte Mecklenburger Bengel, das ist unsere Mentalität!Die elektronische Musik gehört zu unserem Leben (allerdingsnicht hauptberuflich). Wir sind mit ihr aufgewachsen, sie beglei-tet uns und wir werden mit ihr gen Himmel reisen, aber nicht soschnell!

Univativ: Elektronische Musik ist manch einem Zeitgenossentatsächlich ein Dorn im Auge. Zu laut, nichts Handgemachtes,alles derselbe Eintopf lauten die Vorurteile. Was hättest du soeinem Vertreter zu sagen?

Mario Büsch: Eintopf ist nicht gleich Eintopf – sie können einehohe Kunst des Kochens sein. Laute Musik gibt es in allen Gen-res, es kommt allein auf die persönliche Art des Genießens an.Natürlich ist Know-how gefragt, um klassische Instrumente spie-len zu können. Im Studio allerdings gilt es für den perfektenSound eine Menge Regler und Knöpfe per Hand zu bedienen.Obwohl, ich habe da auch schon einen mit den Füßen rum-schrauben sehen! Trotzdem: Weg mit dem Klischee, Elektroni-sches sei nicht handgemacht!!!

Univativ: Viele Künstler haben ihre Herkunft aus dem Osten lie-ber bedeckt gehalten. Mit der Gründung eures Labels „Ostwind“habt ihr diesbezüglich neue Wege beschritten. Was waren dieGründe dafür?

Mario Büsch: Wir wollten endlich etwas Eigenes auf die Beinestellen. Unsere Heimat haben wir nie verleugnet, wieso auch?Ohne irgendeinen Vergleich anstellen zu wollen muss ich sagen,wurden wir doch anders erzogen bzw. sind anders aufgewachsen.Das spiegelt sich schon in der Art und Weise wieder, wie wir unsgeben. Außerdem wollen wir derWelt zeigen, dass es in Mecklen-burg nicht nur Tourismus undLandwirtschaft gibt, sondern auchgute Musik und viele sehr begab-te Künstler.

Univativ: Eure Heimat zieht nichtnur viele Erholungssüchtige an,auch in Sachen Party gibt es eini-ges zu entdecken. Was empfiehlstdu all denen, die sich diesbezüg-lich auf Weiterbildung begebenmöchten?

Mario Büsch: An erster Stellemeiner persönlichen Party-Hitliststeht auf jeden Fall die „Gerbe-rei“ in Schwerin. Meines Erachtens einer der besten ClubsDeutschlands! Die Jungs dort arbeiten auf höchstem Niveau, mitden besten Acts international, national und regional. Dann kannich euch die hochkarätigen Veranstaltungen der Fortschritt 3000Crew empfehlen, die stets mit Liebe zum Detail und Spielwitzdaher kommen. Ihr findet sie überwiegend auf dem Kulturkos-mos in Lärz. Oberstes Gebot beider Veranstalter: Qualität vorQuantität! Schließlich möchte ich nicht die Rostocker Party-Szene vergessen, dort läuft so einiges mit Herz und Verstand!

Univativ: So Mario, jetzt mal runter mit den Spendierhosen: Geldregiert die Welt. Hast du einen guten Rat für alle Musikver-rückten, die mehr aus ihrer Kunst machen wollen, denen nur dasnötige Kleingeld fehlt?

Mario Büsch: Sparen hilft garantiert immer. Ansonsten kann ichnur einen Rat geben. Leute, die ihr zu Hause produziert und mixt,schickt eure Demos oder Mitschnitte an Labels, Vertriebe oderKünstleragenturen!!! Bei gutem Stoff sagt keiner „nein“ undman bekommt den Deal schneller als man denkt. Wenn’s beimersten Mal nicht klappt, dann vielleicht beim Zweiten! Trauteuch, mühevolle Arbeit wird belohnt und man bekommt seinKleingeld!

Univativ: Ansonsten bleibt nur zu sagen: Alles Gute für Zukunft,auf dass wir noch viele wunderbare musikalische Neuheiten von

Aufschwung Ost einmal anders� Ein junges Label namens Ostwind erobert die Musikwelt

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Le Cuisine B alias Mario Büsch

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34 UNIVATIV Nr. 49 I Dezember 2006

InfosDie nächsten Releases im Überblick:

Ostwind 7:20.11.2006 carsten franke + le cuisine b remix

Ostwind 8: 22.01.2007 v.a. secrets par tone mit nolte, a.l.s., der oertliche, le cuisine b

Ostwind 9:24.03.2007 nils nilson + remix von holgi star

Ostwind 10:22.05.2007 kollektiv turmstraße mit überraschungsremix

euch zu Gehör bekommen. In diesem Sinne vielen Dank an euch.Aber eins natürlich noch, wo genau kann man euch in der näch-sten Zeit besuchen kommen?

Mario Büsch: Der nächste Termin – eine Release-Party der Ost-wind 7+8 – findet in der Gerberei am 27.01.2007 statt. Infosgibt’s demnächst unter www.gerberei-schwerin.de oder aufwww.ostwind-records.de.

Jeannette Fredrich

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Herausgeber:Univativ – Das Lüneburger Hochschulmagazin e.V.

Anschrift der Redaktion:Scharnhorststraße 121335 LüneburgE-Mail: [email protected]: www.uni-lueneburg.de/univativ

Redaktionsleitung: Roland Ahrendt, Svenja Kühlke, Saskia LittmannGeschäftsführung und Anzeigen: Julia ZimmermannLayout/Produktion: Clarissa MöllerStändige Redaktionsmitglieder: Roland Ahrendt, Helene J. Baumeister, Imke Beermann, Anna S. Berger,Annika Cornils, Miriam Dennda, Nico Drimecker,Julia Emmel, Jens Gehrke, Martin Gierczak, Jeannette Freidrich, Svenja Kühlke, Sylvi Laschett, Katja Liening, Saskia Littmann, Gunnar Maus, Karoline Mohren, Lennart Meyer, Clarissa Möller, Britt Pieper, Franziska Pohlmann, Bettina Printz, Gesche Quent, Imke Rubow, Sabine Dupont, Sandra Simon, Dorothee Torebko, Karolin Wappler, Julia ZimmermannSchlussredaktion: Annika CornilsDruck: Druck Grafik Service GbR Lüneburg

Redaktionssitzungen:Während der Vorlesungszeit immer mittwochs um 16 Uhr auf dem Uni-Campus, Geb. 6, Dachgeschoss.

Erscheinungsweise: vier Mal jährlichAuflage: 2500

Die Univativ-Ausgabe 50 erscheint Anfang April.Redaktionsschluss: Ende Februar 2007

Für unverlangt eingesandte Fotos und Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen von Leserzuschriften vor.

Ressortleiter und Kontaktadressen:Hochschulpolitik: NN.Campus: Karolin Wappler, E-Mail: [email protected]: Annika Cornils, E-Mail: [email protected]ät I: Gesche Quent, E-Mail: [email protected]ät II: Saskia Littmann, E-Mail: [email protected]ät III: Cornelia Pesko, E-Mail: [email protected]: NN.Parents’ Corner: Sabine Dupont, E-Mail: [email protected]üneburg: Sandra Simon, E-Mail: [email protected]: Katja Liening, E-Mail: [email protected]: NN.CultureClub: Natascha Przegendza, E-Mail: [email protected]örgenuss: NN.Worklife: Franziska Pohlmann, E-Mail: [email protected] & Crime: Svenja Kühlke, E-Mail: [email protected]ästebuch: NN.

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