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Das deutsche System der Berufsbildung Struktur und Aufbau Berufsbildungspoli tik und Berufsbildungsrech t Martin Fischer Internet: www.itb.uni-bremen.de/Downloads/Studium/Fischer/BBPolitik3 Gliederung Lehr-Lernorte Aufbau des dualen Systems Berufsbildungspersonal Fragen zum Thema

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Page 1: Das deutsche System der Berufsbildung Struktur und Aufbau Berufsbildungspolitik und Berufsbildungsrecht Martin Fischer Internet:

Das deutsche System der BerufsbildungStruktur und Aufbau

Berufsbildungspolitik und Berufsbildungsrecht

Martin Fischer Internet: www.itb.uni-bremen.de/Downloads/Studium/Fischer/BBPolitik3

Gliederung

Lehr-Lernorte

Aufbau des dualen Systems

Berufsbildungspersonal

Fragen zum Thema

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Das deutsche System der BerufsbildungAufbau des dualen Systems

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer Quelle: Münch, J.: Das Berufsbildungssystem in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin: Cedefop 1994

KooperationKoordination

Betriebe(privat)

Berufsschulen(öffentlich)

Lernorte sind• Arbeitsplatz• Lehrwerkstatt• bzw. -labor• Innerbetrieb- licher Unterricht

didaktische Grundlagen• Ausbildungsberufsbild• Ausbildungsrahmen- plan• Prüfungsanforderun- gen

Berufsbildungs-gesetz (Bund)

didaktische Grundlagen• Lehrpläne• Stundentafeln

Lernorte sind• Klassen- unterricht• Werkstatt bzw. Labor

Schulgesetze (Länder)

Abstimmung

Jugendliche

streben an

Facharbeiterprüfung

AuszubildendeLehrlinge

(Ausbildungs-vertrag)

Berufsschüler(Schulpflicht-

gesetz)

sind sind

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Das deutsche System der BerufsbildungAufbau des dualen Systems

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer Quelle: Berufsbildungsbericht 2004, Zahlen für 2002, S. 507

Kindergarten

191817161514131211109876543

Alter

Grundschule

BeruflicheSchulen

HauptschuleRealschule

Gymna-sium

13,1 % 32,9 % 37,4 % 13,9 %

Zugänge zum Dualen System

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Das deutsche System der BerufsbildungAufbau des dualen Systems

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer Quelle: Berufsbildungsbericht 2006, Zahlen für 2005, S. 176

Kindergarten

191817161514131211109876543

Alter

Grundschule

BeruflicheSchulen

HauptschulabschlussRealschulabschluss

(Fach)Hoch-

schulreife

? 35,1 % 34,3 % 14,7 %

Zugänge zum Dualen System

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Das deutsche System der BerufsbildungAufbau des dualen Systems

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer Quelle: Berufsbildungsbericht 2006, S. 98

Entwicklung des Ausbildungsvolumens in Deutschland

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

550.231 564.379 557.357 512.524 497.265 518.928 505.191

Betriebliche Ausbildungsplätze

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

80.784 57.314 56.879 59.799 60.369 54.052 44.989

Außerbetriebliche Ausbildungsplätze

Ca. 10% Rückgang an Ausbildungsplätzen seit 2000

Starker Rückgang 1999-2000, Erholung, Abstieg

40.900 Nachfrager am 30.09.2005 ohne Ausbildungs-platz, 4% weniger als im Vorjahr; 12.636 unbesetzte Stellen.

Angebot-Nachfrage-Relation

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Das deutsche System der BerufsbildungAufbau des dualen Systems

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer Quelle: Berufsbildungsbericht 2004, S. 503

Bildungsabsichten nach dem Schulabschluss

63 % aller SchulabgängerBetriebliche Berufsausbildung istjetzt oder später geplant

eventuell geplant 20 % aller Schulabgänger

nicht geplant 17 % aller Schulabgänger

76 % mit Hauptschulabschluss

78 % mit mittlerem Abschluss

16 % mit Studienberechtigung

18 % mit Hauptschulabschluss

16 % mit mittl. Abschluss

33 % mit Studienberechtigung

6 % mit Hauptschulabschluss

6 % mit mittl. Abschluss

51 % mit Studienberchtigung

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Das deutsche System der BerufsbildungAufbau des dualen Systems

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer Quelle: Berufsbildungsbericht 2006, S. 174 u. 185

Bildungsabsichten nach dem Schulabschluss

56,3 % aller SchulabgängerBetriebliche Berufsausbildung istjetzt oder später geplant 77 % mit Hauptschulabschluss

63 % mit mittlerem Abschluss

26 % mit Studienberechtigung

Die Schulabgängerbefragung bestätigt das ungebrochen große Interesse von Jugendlichen an einer dualen Berufsausbildung. Gegenüber der Befragung 2004 ist der relative Anteil der Jugendlichen, die den Wunsch nach einer betrieblichen Ausbildung äußern, sogar noch leicht angestiegen. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist jedoch zurückgegangen. Die aktuellen Ergebnisse belegen, dass wegen dieser gegenläufigen Entwicklung viele Schulabsolventen ihren Wunsch nach einer dualen Ausbildung nicht realisieren konnten. Gegenüber dem Vorjahr haben sich für diese Jugendlichen die Realisierungschancen ihres Berufswunsches erheblich verschlechtert. Betroffen von dieser Entwicklung sind besonders Jugendliche mit Migrationshintergrund sowie Absolventen und Absolventinnen von Beruflichen Vollzeitschulen, die bereits eine berufliche Grundbildung erhalten haben.

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Das deutsche System der BerufsbildungAufbau des dualen Systems

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Starker Rückgang der Ausbildungsplätze, nicht nur konjunkturell bedingt, sondern auch strukturell (Rückgang im gewerblich-technischen Bereich und im Handwerk, der im kaufmännischen und IT-Bereich nicht kompensiert werden konnte).

Was steht hinter den Zahlen?

Quelle: Berufsbildungsbericht 2004, Online-Übersicht

Mehrzahl eines Jahrgangs strebt duale Ausbildung an, aber:

Zunahme vollzeitschulischer Ausbildungsgänge in 2003 gegenüber dem Vorjahr (+ 8,6 %) und Aufnahme eines Studiums (+ 8%, 2003: 36,5% aller Schulabgänger)

Prognose: 2015 Fachkräftemangel von bis zu 3,5 Millionen in der Altersgruppe der 30-45-Jährigen

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Das deutsche System der BerufsbildungAufbau des dualen Systems

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer Quelle: Descy, P./ Tessaring, M.: Kompetent für die Zukunft. Cedefop 2001

Thesen zur Diskussion - pro:

Ein duales System erleichtert den Übergang von der Schule in die Arbeitswelt: vergleichsweise geringe Jugendarbeitslosigkeit.

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Das deutsche System der BerufsbildungAufbau des dualen Systems

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Die Berufsausbildung im dualen System wird Partialinteressen überlassen, die ökonomische Kalküle, aber weder künftigen Fachkräftebedarf noch Einkommens/Bildungsinteressen von jungen Menschen im Visier haben.

Thesen zur Diskussion - contra:

Quelle: Greinert, W.-D.: Berufsqualifizierung und dritte Industrielle Revolution. Baden-Baden: Nomos 1999.

Das duale System ist konjunkturabhängig, birgt aber auch strukturelle Probleme: 75% aller Beschäftigten sind mit Dienst-leistungen i.w.S. befasst, aber nur 50% eines Jahrgangs werden in den entsprechenden Berufen ausgebildet, nur 25% aller anerkannten Ausbildungsberufe sind überhaupt diesem Sektor zuzuordnen (Greinert 1999, S. 135).

In Ostdeutschland beträgt der Anteil außerbetrieblicher Ausbil-dungsplätze 32% (2003), Greinert (1999, S. 136) beziffert den Anteil subventionierter Lehrstellen im Osten für 1997 auf 79%: Längst ist Berufsausbildung maßgeblich staatlich subventioniert

Das duale System beherbergt zu einem Drittel die Verlierer im allgemeinen Bildungswettlauf (Hauptschulabsolventen, tw. überfordert) und zu zwei Dritteln Absolventen mittlerer und höherer Bildungsgänge, für die Inhalt und Qualität der Berufsausbildung tw. wenig attraktiv ist (Greinert 1999, S.137).

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Das deutsche System der BerufsbildungLehr-Lernorte

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Berufsschulen sind Pflichtschulen für Jugendliche, die nach Abschluß der Sekundarstufe I (vom 5. bis 10. Schuljahr) als Auszubildende eine Berufsausbildung beginnen oder ein Arbeitsverhältnis ohne Berufsausbildung eingegangen sind.

Definition der Berufsschule

Quelle: Arnold, Rolf / Krämer-Stürzl, Antje: Berufs- und Arbeitspädagogik. Berlin: Cornelsen, 1996, S. 59

Berufsschulpflicht besteht auch für arbeitslose Jugendliche.

Sonderschüler kommen ihrer Berufsschulpflicht durch den Besuch einer Berufssonderschule nach, die sich in ihrer Organisation und Ausstattung an dieser Lerngruppe orientiert.

In der Regel dauert der Besuch der Berufsschule drei Jahre.

Berufsschulen sind Teilzeitschulen, die von den Jugendlichen im allgemeinen an einem oder zwei Tagen in der Woche besucht werden. Daneben kann die Berufsschule auch in Form von Blockunterricht stattfinden, der den Unterricht in zeitlich zusammenhängenden Blöcken von mehreren Wochen zusammenfaßt, auf die dann ein Block Ausbildung im Betrieb erfolgt.

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Das deutsche System der BerufsbildungLehr-Lernorte

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Das Berufsvorbereitungsjahr ist ein besonderer einjähriger Bildungsgang. Hier werden Jugendliche ohne Ausbildungsvertrag, die sich noch nicht für einen Beruf entschieden haben oder keine Berufsausbildung anstreben, auf eine berufliche Ausbildung vorbereitet. Der Unterricht erfolgt in Vollzeit- und Teilzeitform.

Definition des Berufsvorbereitungs-jahres (BVJ)

Ziel: Vermittlung einer fachpraktischen und fachtheore-tischen Grundqualifikation, Einblick in verschiedene Berufsfelder, Erwerb des Hauptschulabschlusses.

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Das deutsche System der BerufsbildungLehr-Lernorte

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Das Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) bzw. Berufsgrundschuljahr (BGS) leitet die Berufsausbildung mit einer allgemeinen beruflichen Grundbildung ein. Der Besuch ist freiwillig und setzt den erfolgreichen Abschluss der Hauptschule voraus. Es ist nicht auf einen bestimmten Ausbildungsberuf, sondern auf ein Berufsfeld (z. B. Metalltechnik, Wirtschaft und Verwaltung, Elektrotechnik) bezogen. Das BGJ bzw. BGS soll dem Jugendlichen zur Orientierung dienen und die Berufswahlentscheidung vorbereiten. Er wird zunächst mit den Anforderungen der Berufe des Berufsfeldes vertraut gemacht, bevor er sich in der Fachstufe der Berufsausbildung festlegt.

Definition des Berufsgrund-bildungsjahres (BGJ)

Quelle: Arnold, Rolf / Krämer-Stürzl, Antje: Berufs- und Arbeitspädagogik. Berlin: Cornelsen, 1996, S. 60

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Das deutsche System der BerufsbildungLehr-Lernorte

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Berufsfachschulen vermitteln eine berufliche Ausbildung (z. B. staatlich anerkannte Kinderpflegerin) oder eine berufsfeldorien-tierte Grundbildung, in z. B. kaufmännischen, verwaltenden oder gewerblich-technischen Berufen. Sie führen insofern zu beruflichen Qualifikationen bzw. Teilqualifikationen und zu schulischen Qualifikationen. Eintrittsvoraussetzung ist der Hauptschulabschluß, bei den „höheren Berufsfachschulen“ der Mittlere Bildungsabschluß.

Definition der Berufsfachschule

Quelle: Arnold, Rolf / Krämer-Stürzl, Antje: Berufs- und Arbeitspädagogik. Berlin: Cornelsen, 1996, S. 60 f.

Es gibt die Möglichkeit, die Berufsfachschule mit einem „erwei-terten Ziel“ abzuschließen, d. h. gleichzeitig den Mittleren Bil-dungsabschluss zu erwerben. Hauptschüler können damit einen dem Realschulabschluss gleichwertigen Schulabschluss erreichen. Sofern in der Berufsfachschule die betriebliche Aus-bildung ersetzt wird, erwerben die Jugendlichen mit dem Ab-schluss vor der Industrie- und Handelskammer den Gehilfen- oder Facharbeiterbrief. Je nach Dauer des Besuchs der Berufs-fachschule ist ein direkter Übergang zur Fachoberschule möglich.

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Das deutsche System der BerufsbildungLehr-Lernorte

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Die Berufsaufbauschule bietet die Möglichkeit, allgemeine und fachtheoretische Kenntnisse, die über die Ziele der Berufsschule hinausgehen, zu erweitern und damit die Voraussetzungen zu erwerben, auf weiterführende Formen der berufsbildenden Schule einschließlich beruflicher Gymnasien und Fachoberschulen überzugehen.

Definition der Berufsaufbauschule

Quelle: Arnold, Rolf / Krämer-Stürzl, Antje: Berufs- und Arbeitspädagogik. Berlin: Cornelsen, 1996, S. 61

Sie kann als Teilzeitschule mit der Dauer von drei Jahren neben der Berufsschule oder der Dauer von einem Jahr nach der Berufsausbildung als Vollzeitschule besucht werden. Mit dem Abschluss der Berufsaufbauschule wird die Fachschulreife erworben. Die Berufsaufbauschule schließt den Sekundarabschluss I und - gegenüber dem Realschulabschluss eine zusätzliche Qualifikation - den Abschluss einer Berufsausbildung oder den Nachweis einer praxisbezogenen Vorbildung ein.

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Das deutsche System der BerufsbildungLehr-Lernorte

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Der Besuch der Fachoberschule setzt den erfolgreichen Abschluss der Berufsfachschule mit Mittlerer Reife oder die sog. Fachschulreife voraus. Die Fachoberschule vermittelt fachpraktische und fachtheoretische Inhalte und dauert zwei Jahre.

Definition der Fachoberschule

Quelle: Arnold, Rolf / Krämer-Stürzl, Antje: Berufs- und Arbeitspädagogik. Berlin: Cornelsen, 1996, S. 61

Den Abschluss bildet die Fachhochschulreife (Rahmenvereinbarung der Kultusminister von 1969) mit der Berechtigung zum Besuch der praxisbezogenen Studiengänge der Fachhochschule, nach deren Zwischenprüfung oder Abschluss auch der Besuch einer Universität erfolgen kann.

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Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Berufliche Gymnasien (z. B. Technisches Gymnasium, Wirtschaftsgymnasium) führen - in der Form der gymnasialen Oberstufe mit den berufsbezogenen Schwerpunkten Wirtschaft oder Technik - zur allgemeinen Hochschulreife.

Definition des Beruflichen Gymnasiums

Quelle: Arnold, Rolf / Krämer-Stürzl, Antje: Berufs- und Arbeitspädagogik. Berlin: Cornelsen, 1996, S. 61

Sie vermitteln allgemeine und berufsbezogene Inhalte. Voraussetzung für ihren Besuch ist ein Mittlerer Bildungsabschluss oder die Fachschulreife. Nach drei Jahren erfolgt der Abschluss, der zum Universitätsstudium berechtigt.

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Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Fachschulen (z. B. Meisterschule, Technikerschule) dienen der beruflichen Spezialisierung und der weiteren Qualifizierung. Voraussetzungen für ihren Besuch sind berufliche Erstqualifikation, z. B. Gesellenprüfung, Facharbeiterprüfung und in der Regel mehrjährige Berufserfahrung.

Definition der Fachschule

Quelle: Arnold, Rolf / Krämer-Stürzl, Antje: Berufs- und Arbeitspädagogik. Berlin: Cornelsen, 1996, S. 61 f.

Sie gehören damit nicht zur beruflichen (Erst-) Ausbildung, sondern zur beruflichen Fortbildung. Fachschulen vermitteln eine vertiefte theoretische Durchdringung des beruflichen Fachwissens und fördern damit die berufliche Weiterbildung sowie die beruflichen Aufstiegschancen.

Die Ausbildungszeit an Fachschulen beträgt je nach Art und Ziel zwischen ein und zwei Jahre.

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Das deutsche System der BerufsbildungLehr-Lernorte

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Das Kolleg ermöglicht, anknüpfend an die Erfahrungen aus der Berufswelt, Erwachsenen die Studierfähigkeit. Es wird der Sekundarstufe II zugeordnet. Es bestehen Wahlmöglichkeiten unter fünf Schwerpunktbereichen. Die Lernenden erwerben mit dem Abschluss nach drei bis vier Jahren die allgemeine Hochschulreife und sind damit zum Besuch von Hochschulen berechtigt.

Definition des Kollegs

Quelle: Arnold, Rolf / Krämer-Stürzl, Antje: Berufs- und Arbeitspädagogik. Berlin: Cornelsen, 1996, S. 62

Ab 2000 nur noch auslaufende Bildungsgänge

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Das deutsche System der BerufsbildungLehr-Lernorte

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

1.784400 1.733200 1.685300 -2,8%

Quelle: Statistisches Bundesamt, www.destatis.de (06.05.05)

2001/2 2002/3 2003/4Berufliche Schulen: Schüler/Schularten

Berufsschulen (dual)BVJ

BGJ

Berufsaufbauschule

Berufsfachschulen

Fachoberschulen

Fachgymnasien

Fachschulen

Insgesamt

75800 79500 79300 -0,3%

40500 43200 49200 +13,9%

700 700 700 -

425400 452300 498300 +10,2%

99400 106100 117000 +10,3%

102600 108900 114500 +5,1%

147400 156000 160100 +2,6%

2.694200 2.699700 2.725500 +3,7%

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Das deutsche System der BerufsbildungLehr-Lernorte

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Die Berufsschule hat sich im Zeitraum von 1987 -1997 positiv entwickelt (Institut der deutschen Wirtschaft 1999):

Thesen zur Diskussion - pro Berufsschule:

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft: Berufsschulen: Auf dem richtigen Weg. iwd, Nr. 39; 1999, S. 3

Anzahl der wöchentlich erteilten Unterrichtsstunden von 10,2 auf 11, 8 gestiegen

Klassenstärken haben sich verringert.

Blockunterricht gewinnt an Bedeutung

Durchschnittliche Klassenstärke von 21,7 Schüler auf 20,4 verringert

Verringerung der Schülerzahlen von 1,8 auf 1,3 Millionen (= 28%), Lehrerzahl nur um 8% gesunken.

Lehrer-Schüler-Relation 1987: 1:48; 1997: 1: 38,6

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Das deutsche System der BerufsbildungLehr-Lernorte

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Abwendung traditioneller Bewerbergruppen von der dualen Ausbildung und damit von der Berufsschule

Thesen zur Diskussion - contra:

Quelle: Manstetten, R.: Berufsschule Auslauf- oder Ausbaumodell? In: Berufsbildung 74, 2002, S. 3.

massiver Abbau von Lehrstellen in Großbetrieben

zunehmender Run auf Gymnasien und Hochschulen

Sinnkrise der Berufsschule

steigender Lehrermangel und überdurchschnittlich hohe Altersstruktur der Lehrerschaft

mangelnde Ausstattung und finanzielle Aushöhlung

fehlender Praxisbezug vieler Lerninhalte

mangelnde Kooperation zwischen Betrieb und Schule

hohe Klassenfrequenzen

sinkendes Ansehen

hohe Erwartungen von Wirtschaft und Gesellschaft und gleichzeitig fehlende Ressourcen für Innovationen

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Das deutsche System der BerufsbildungLehr-Lernorte

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Thesen zur Diskussion - contra:

Quelle: Manstetten, R.: Berufsschule Auslauf- oder Ausbaumodell? In: Berufsbildung 74, 2002, S. 4.

verdankt ihre Entstehung staatspolitischen Interessen statt berufspädagogischer Gründe

nach wie vor Pflichtschule, obwohl längst fragwürdig

berufsbildende Schule, aber verleiht keinen berufsqualifizierenden Abschluss

sieht Hauptschüler als ihr Klientel, obwohl sich die Bildungsvoraussetzungen ihrer Schüler gewandelt haben

beschränkt sich auf Erstausbildung, obwohl berufliche Karrieren heute maßgeblich von der Weiterbildung bestimmt werden

keine attraktive Alternative zu gymnasialen und akademischen Bildungswegen, obwohl das Beschäftigungssystem zunehmenden Bedarf an anspruchsvollen praxisnahen Qualifikationsprofilen zeigt

Die historische Hypothek der Berufsschule:

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Das deutsche System der BerufsbildungBerufsbildungspersonal

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Ausbilder und Ausbilderinnen müssen ihre persönliche und fachliche Eignung nachgewiesen haben

Der Ausbilder / die Ausbilderin

Zur fachlichen Eignung gehören

- die erforderlichen beruflichen Fertigkeiten und Kenntnisse sowie

- die berufs- und arbeitspädagogischen Kenntnisse

Als nebenberufliche Ausbilder benötigen Ausbildungsbeauftragte oder betriebliche Ausbilder keine Ausbildereignungsprüfung

Quelle: Arnold, Rolf / Krämer-Stürzl, Antje: Berufs- und Arbeitspädagogik. Berlin: Cornelsen, 1996, S. 49

Page 25: Das deutsche System der Berufsbildung Struktur und Aufbau Berufsbildungspolitik und Berufsbildungsrecht Martin Fischer Internet:

Das deutsche System der BerufsbildungBerufsbildungspersonal

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Berufsschullehrer arbeiten an staatlichen Berufsschulen als Be-amte oder Angestellte des Staates. Aufgabe der Lehrer ist es zum einen, ihren Schülern neben einer vertieften und erweiter-ten Allgemeinbildung jene theoretischen Kenntnisse zu vermit-teln, die für den zukünftigen Beruf unmittelbar erforderlich sind (Lehrer für Fachtheorie und die allgemeinbildenden Fächer), zum anderen, ihnen auch fachpraktische Fertigkeiten (Lehrer für Fachpraxis) zu vermitteln. Ziel der schulischen Ausbildung ist es, die Schüler fachlich und persönlich zu qualifizieren. Berufsschullehrer unterrichten:

Der Lehrer / die Lehrerin

Quelle: Arnold, Rolf / Krämer-Stürzl, Antje: Berufs- und Arbeitspädagogik. Berlin: Cornelsen, 1996, S. 52

Auszubildende/Schüler in einem anerkannten Ausbildungsberuf

Schüler im Berufsvorbereitungs- und Berufsgrundbildungsjahr;

Schüler in der Berufsaufbauschule, der Fachoberschule und dem Technischen Gymnasium;

Jugendliche ohne Ausbildungsvertrag, die sich orientieren und auf eine Berufswahl vorbereiten möchten;

Teilnehmer an beruflichen Fortbildungs- und Weiterbildungskursen.

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Das deutsche System der BerufsbildungBerufsbildungspersonal

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Im Gegensatz zum Ausbildungspersonal werden an die Qualifikationen des betrieblichen Weiterbildners von staatlicher Seite keine Anforderungen gestellt. [...] Vergleich der Anforderungen ergibt folgendes Anforderungsprofil:

Der Weiterbildner / die Weiterbildnerin

wissenschaftliche Vorbildung, insb. in leitenden Positionen;

breite Palette von Fachrichtungen für die berufliche Tätigkeit möglich (z. B. Betriebswirtschaft, Pädagogik, Psychologie), die letztlich von den konkreten Aufgaben im Betrieb abhängt;

Fähigkeit zu interdisziplinärem Denken; persönliche Fä-higkeiten, wie z.B. Bereitschaft/Fähigkeit zur Teamarbeit, Kontakt-, Einfühlungs-, kommunikative Fähigkeiten;

Quelle: Arnold, Rolf / Krämer-Stürzl, Antje: Berufs- und Arbeitspädagogik. Berlin: Cornelsen, 1996, S. 54

Berufserfahrung in der Bildung Erwachsener.

Page 27: Das deutsche System der Berufsbildung Struktur und Aufbau Berufsbildungspolitik und Berufsbildungsrecht Martin Fischer Internet:

Das deutsche System der BerufsbildungBerufsbildungspersonal

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Thesen zur Diskussion - pro:

Quelle: Bader, R.: Lehrer an berufsbildenden Schulen. In: Kaiser, F.-J./Pätzold, G. (Hg.): Wörterbuch Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Klinkhardt 199, S. 256/257.

sind dafür akademisch umfassend ausgebildet mit einem Fachstudium, einem Nebenfachstudium und durch das Studium der Erziehungswissenschaften, Schwerpunkt Berufspädagogik (nach KMK Rahmenvereinbarung von 1991 im Verhältnis 8:5:3),

benötigen hohe fachliche und pädagogische Kompetenz bei flexibler Einsatzbereitschaft,

sollten in der zweijährigen zweiten Phase der Lehrerausbildung die für eine Lehrtätigkeit erforderlichen fachdidaktischen und pädagogischen Kompetenzen entwickeln bzw. vervollständigen.

Lehrer an berufsbildenden Schulen

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Das deutsche System der BerufsbildungBerufsbildungspersonal

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Thesen zur Dis-kussion - contra (I):

Quelle: Gerds, P./Heidegger, G./Rauner, F.: Das Universitätsstudium der Be-rufspädagogen - Eckpunkte für ein Zukunftsprojekt. Bremen: Donat 1999, S. 15 ff.

Die Zahl der Studierenden schwankt extrem. Eine nur annähernd angemessene Versorgung der berufsbilden-den Schulen mit regulär ausgebildeten Berufspädagog-Innen beruflicher Fachrichtungen ist bisher nicht gelun-gen, da einerseits die Studienanfängerzahlen von kon-junkturellen Zyklen beeinflusst werden und andererseits die Einstellungsquoten erheblich schwanken.

Die Vereinbarungen der Kultusministerkonferenz (1975 und 1995) geben vor, dass die berufsfachliche Qualifizierung berufsfeldbezogen erfolgt. Berufliche Fachrichtungen sind aber an den Universitäten z.T. überhaupt nicht und z.T. nicht auf dem Niveau universitärer Fachlichkeit eingerichtet.

Die Ausbildung von BerufsschullehrerInnen bzw. Berufspädagogen ist durch drei Defizite gekennzeichnet:

Qualitätsdefizite:

Extreme Ausbil-dungs-Nachfrage-Disparitäten:

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Das deutsche System der BerufsbildungBerufsbildungspersonal

Berufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Thesen zur Dis-kussion - contra (II):

Quelle: Gerds, P./Heidegger, G./Rauner, F.: Das Universitätsstudium der Be-rufspädagogen - Eckpunkte für ein Zukunftsprojekt. Bremen: Donat 1999, S. 15 ff.

Versuche, die 16 beruflichen Fachrichtungen (nach KMK-Vereinbarung von 1995) in das hocharbeitsteilige disziplinäre Wissenschaftssystem der Universitäten zu integrieren, haben regelmäßig dazu geführt, dass diese Fächer ihre originäre Fachlichkeit nicht entwickeln konnten und schließlich affinen (verwandten) Fächern zugeschlagen wurden.

Integrations-probleme:

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Das deutsche System der BerufsbildungBerufsbildungspolitikund Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Fragen zum Thema Stellen Sie den Aufbau des dualen Systems dar und diskutieren Sie Stärken/Schwächen aus der Perspektive der Berufsbildung. (20)

Skizzieren Sie Angebot und Nachfrage nach Ausbildungsplätzen im Jahr 2003. (6)

Was ist eine Berufsschule? (9)

Diskutieren Sie Krisensymptome der Berufsschule und ihre historische Hypothek. (20)

Was ist/macht ein Berufsschullehrer? (10)