chilli – das freiburger stadtmagazin

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PLEITE! Die seltsamen Vorgänge bei der Passage 46 PECH? Botschafter-Blamage bei Rothaus PANNE! Facebook-Star hinter Gittern NAH AM NOTSTAND Wie die Flüchtlingswelle die Integrationsarbeit verschluckt Ausgabe 09- 10/15 2,50 Euro Ausgabe September 12. Jahrgang / #112 Was da wieder los ist: Termine & Partys 01.09. – 18.10.15 AB 24. SEPTEMBER IM KINO mit THEMENHEFT Bauen & Wohnen

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Eine kleine Leseprobe der September-Ausgabe 2015

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Page 1: chilli – das Freiburger Stadtmagazin

PLEITE!Die seltsamen Vorgänge bei der Passage 46

PECH?Botschafter-Blamagebei Rothaus

PANNE!Facebook-Star hinter Gittern

NAH AM NoTsTANdWie die Flüchtlingswelle die Integrationsarbeit verschluckt

Aus

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09-1

0/15

2,50

Eu

roAusgabe September12. Jahrgang / #112

Was da wieder los ist: Termine & Partys 01.09. – 18.10.15

Ab 24. sEPTEMbEr IM KINo

mitTHEMENHEFTBauen & Wohnen

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CHILLI EDITORIAL

September 2015 CHILLI 3

HERZLICH WILLKOMMEN!CHILLI BEGRÜSST FLÜCHTLINGE, ZOCKT HEADIES UND

TRIFFT GESCHEITERTEN SOCIAL-MEDIA-STAR

500 bis 600 Asylsuchende kommen momentan nach Baden-Württemberg – nicht pro Monat, nicht pro Woche, sondern pro Tag. Es ist eine enorme Flüchtlingswelle, die da auf uns zu kommt und von der niemand weiß, ob wir ihr Herr werden können.Die Menschen, die zu uns kommen, haben Furchtbares hinter sich: Folter. Hunger. Verfol-gung. Todesangst. Umso wichtiger ist es, dass wir sie mit offenen Armen empfangen.Das chilli hat Südbadener getroffen, die genau das tun. Sie engagieren sich in ihrer Freizeit, um Flüchtlingen das Einleben in ihrer neuen Heimat zu erleichtern. Was diese Menschen leisten, ist nicht selbstverständlich. Ihnen gilt unser Respekt.Respekt hatte auch chilli-Redakteur Till Neu-mann, und zwar vor Freiburgs neuer Trend-sportart „Headies“. Mit Köpfchen wird hier Fuß-ball gespielt – im wahrsten Sinne des Wortes. „Wer Tischtennis und Fußball spielen kann, be-kommt auch das gut hin“, berichtet Neumann nach dem Probezocken. Die Bilder, die er in die Redaktion mitbringt, sprechen eine andere

Sprache: Das jüngste Mitglied der Headies-Szene wird noch die eine oder andere Trainingsstunde absolvieren müssen.Ein bisschen Training würde auch der Brauerei Rothaus nicht schaden – und zwar in Sachen Marketing: Erst groß ankündigen, eine Freibur-ger Bierbotschafterin nach New York zu schi-cken, nur um dann am Visum zu scheitern – das ist schon peinlich.Noch mehr Pannen gibt es bei Facebook-Star Hans Entertainment. Der hat nicht nur, ob-wohl er schon fleißig Karten verkauft hat, sein So-True-Festival in den Sand gesetzt, sondern muss jetzt auch noch in den Knast.Wenig harmonisch geht es in diesen Tagen auch bei der Freiburger Handwerkskammer zu: Der Vorstand hat den Hauptgeschäftsführer Johannes Burger radikal entmachtet. Der will sich dagegen nun zur Wehr setzen. Wir wünschen anregende Lektüre. Bleiben Sie, bleibt uns gewogen.

Herzlichst, Ihre Tanja Bruckert, Redakteurin & die chillisten

Mit Provisorium die Flüchtlingswelle auffangen: Bau der bedarfsorientierten Erstaufnahmestelle (BEA) in Haslach.

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Liebe Leserin & lieber Leser,

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D ie Flüchtlingswelle rollt immer stärker auf Städ-te und Landkreise zu. Allein im August kamen 189 neue Hilfesuchende in Freiburg an, mit ihnen

sind es knapp 2000, die das städtische Amt für Wohn-raumversorgung (AWV) unterbringen muss. Ob die Prog- nose der Landesregierung, dass bis Ende des Jahres rund 54.000 Asylsuchende versorgt werden müssen, noch stimmt, ist mehr als fraglich. Im Moment kommen täglich bis zu 600 nach Baden-Württemberg. Wie groß die Not mittlerweile ist, zeigt der Bau der bedarfsorien-tierten Erstaufnahmestelle (BEA) für 500 Asylanten auf dem Gelände der Polizeiakademie in Haslach. Zudem wird die Stadthalle schon als Notunterkunft vorbereitet. Die Wucht der Welle macht die vielfältige Integrations-arbeit immer schwerer.

So hat der Arbeitskreis Integration des Freiburger CDU- Kreisverbands zehn Forderungen formuliert, um die Un-terbringung in der BEA „menschenwürdig und möglichst konfliktfrei“ zu gestalten. Die Fehler, die in vergleichba-ren Einrichtungen etwa in Mannheim oder Heidelberg gemacht worden seien, dürften sich in Freiburg nicht wie-derholen, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Christde-mokraten fordern unter anderem Verfahrens- und Sozial-beratung sowie professionelle Dolmetscher „vom ersten Tag an“, eine unabhängige Beschwerdestelle für Anwoh-ner und Flüchtlinge, eine deeskalierende Raumplanung, den besonderen Schutz von alleinstehenden Frauen, die häufiger von Gewalt in Unterkünften betroffen seien, so-wie Sprachkurse und Arbeitsmarktintegration für Asyl- suchende mit dauerhafter Bleiberechtsperspektive.

Nah am NotstaNdDie Flüchtlingswelle schwillt weiter an –

gelingenDe integration wirD schwerer Von tanja Bruckert und lars Bargmann

8 CHILLI September 2015

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TITEL FlüCHTlInGE

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„Es ist besonders wichtig, dass in der BEA eine gute Sozi-albetreuung stattfindet“, weiß auch Rathaussprecherin Edith lamersdorf. Es sei aber klar, dass die BEA „nur ein Provisorium“ ist, das so schnell wie möglich durch die lan-deserstaufnahmestelle (lEA) ersetzt werden muss, die Ende 2016 betriebsbereit und auf 1000 Menschen ausgerichtet sein soll. Mit der BEA entfällt „bis auf Weiteres“ die Aufnah-meverpflichtung für neue Flüchtlinge. Das habe das Staats-ministerium der Stadt zugesichert. Wenn die lEA fertig ist, wird die Stadt von ihrem Recht einer dauerhaften Freistel-lung Gebrauch machen. Der Gemeinderat will nach zwei Jahren lEA-Betrieb entscheiden, ob wieder weitere Flücht-linge aufgenommen werden.

aNschluss bekommeNein schwarzwälDer Metzgersohn unD ein eheMaliger Flüchtling räuMen als rapper-Duo Mit Vorurteilen auF

Sich integrieren, Anschluss finden, Freundschaften schließen – nicht einfach, wenn man als Flüchtling abseits der Einheimischen in einem Wohnheim lebt. Auch die Freundschaft zwischen Leo Fairii und Essa Suwareh begann eher zufällig: Fairii – der eigentlich Christoph Seger heißt und Sohn eines Metzgers in Zell ist – leistete damals Zivildienst im Krankenhaus. Als ihn eines Abends ein Afrikaner bittet, ihn zur Flüchtlingsunterkunft zu fahren, hilft Fairii und betritt so zum ersten Mal ein Asylbewerberheim. Dort trifft er Suwareh, einen Flüchtling aus Gambia, mit dem er sich gleich gut versteht.Mittlerweile sind die beiden nicht nur beste Freunde, sondern seit 2008 auch als das Duo „Mulattenpack“ unterwegs. Mit ihrer Mesti-zo-Musik und ihren kritischen Texten wollen sie mit Vorurteilen ge-genüber Flüchtlingen aufräumen. Das kommt meist gut an – sogar bei älteren Dörflern, wie Fairii schmunzelnd erzählt –, geht ab und zu aber auch voll daneben. So hagelte es nach dem Lörracher Stim-men-Festival Beschwerdemails, als das Duo im Vorprogramm von Ja-mie Cullen aufgetreten war. „Als würde man Rammstein in eine katho-lische Dorfkirche stellen“, erklärt Fairii, warum das nicht gepasst habe.Dass Flüchtlinge und Einheimische sich oftmals fremd bleiben, daran sind die seltenen persönlichen Begegnungen schuld, ist sich Fairii sicher. Er nimmt deshalb auch mal Freunde aus dem Asylantenheim mit an den Stammtisch, wo aus den ersten Be-gegnungen meist Akzeptanz werde – und manchmal eben auch Freundschaften.

TITEL FlüCHTlInGE

nach Monaten der trennung wieder vereint: Die Eheleute Loza

Hallemariam (li:) und Hayle Abraha (re.).

ZusammeNfiNdeNwie ein ehepaar Durch eine Flüchtlings-helFerin wieDerVereint wurDe

Ein sonniger Garten mit Trampolin direkt am gluckernden Dorf-platz – Idylle pur. Doch von ihrem Garten aus blickt Carolin Mayer seit dem Frühjahr auf eine Flüchtlingsunterkunft. Eines Tages geht sie den kurzen Feldweg bis zu den grauen Con- tainern neben dem Sportplatz in March-Buchheim und klopft an die Türen: Hier bin ich, wie kann ich helfen?

Eine der Türen öffnet Loza Hailemariam. Die 24-Jährige aus Eritrea will vor allem eines: wieder mit ihrem Mann zusammenkommen. Nach ihrer Ankunft in der Landeserstaufnahmestelle in Karls-ruhe wurden sie getrennt. Sie wurde in die March geschickt, ihr Mann ins bayerische Traunstein. Mayer verspricht, zu helfen – und findet sich in einem Behördendschungel wieder. Sie tele-foniert mit dem Landratsamt Traunstein, schreibt an die Regierung Oberbayern, reicht Atteste und eidesstattliche Erklärungen ein, die dann noch an die Erstaufnahmestelle in Karlsruhe müssen, nur um dann am Landratsamt Freiburg zu scheitern. Ohne Hei-ratsurkunde sei nichts zu machen, heißt es dort. Doch die hat das Mittelmeer verschluckt.Loza Hailemariam und Hayle Abraha heiraten im Mai 2012 im Su-dan. Beide sind im Kindesalter aus Eritrea geflohen – vor Folter, Unterdrückung und Armut. Ihre Flucht geht über Äthiopien in den Sudan, durch die Sahara nach Libyen, wo sie mit einem Boot das Mittelmeer überqueren wollen. Ein Sturm bringt das Boot zum Kentern. Nachdem sie zwei Tage lang an Wrackteile geklammert im Meer getrieben sind, rettet sie die italienische Küstenwache. Hailemariam erleidet eine Fehlgeburt. Ausweise und Dokumente gehen im Meer verloren.Mayer gibt nicht auf, recherchiert stundenlang im Internet und fin-det einen Ausweg – den Paragraphen 51 Absatz 1 des Asylverwal-tungsgesetzes. Demnach habe ein Ehepaar auch ohne Urkunde das Recht, zusammenzuleben. Dass Hailemariam und Abraha jetzt gemeinsam auf einer beigen Couch im Buchheimer Flüchtlings-container sitzen, verdanken sie dem ehrenamtlichen Engagement der dreifachen Mutter.

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Dennoch werden weitere Flüchtlingsunterkünfte gebaut. Die Stadt hat dem land zugesagt, bis zum Jahresende noch 200 jesidische Frauen aufzunehmen, die besonders von der Terrorgruppe Islamischer Staat verfolgt werden. Zudem musste das AWV in den vergangenen Monaten aufgrund der Welle in den bestehenden Wohnheimen die Menschen verdichtet unterbringen. Da es deswegen bereits die ersten Konflikte gab, etwa in St. Christoph, wo die Polizei anrücken musste, braucht es dringend zusätzlichen Raum.

sprache lerNeNwaruM ein FlüchtlingsMäDchen Dank eines FreiBurger Vereins Das gyMnasiuM Besuchen kann

Erijana ist klug, wissbegierig und engagiert. Für die meisten deutschen Mädchen wäre das Voraussetzung genug, um ein Gymnasium zu besuchen. Dass Erijana nun die fünfte Klasse des St. Ursula-Gymnasiums besuchen kann, ist jedoch alles andere als selbstverständlich. Die 12-Jährige stammt aus Ma-zedonien, seit drei Jahren ist sie in Deutschland. Mit ihrer Fa-milie wohnt sie in einem Flüchtlingswohnheim, Deutsch wird dort kaum gesprochen. Erijanas Deutsch war daher anfangs schlecht, ihre Noten bei Weitem nicht gut genug für eine hö-here Schulbildung. Doch ihre Lehrer erkannten ihr Potenzial und wandten sich an Marita Steinberg-König. Die pensionierte Lehrerin ist ehrenamtliches Mitglied des Vereins MiKiXX, der begabte Migrantenkinder sprachlich fördert. Einmal die Woche gab Steinberg-König dem Mädchen Deutschunterricht, nach einem Jahr war Erijana Klassensprecherin, heute geht sie aufs Gymnasium und hat einen Notenschnitt von 2,2.Es ist eine Erfolgsgeschichte, wie sie der Verein oft schreibt: 18 Helfer betreuen momentan ehrenamtlich 64 Kinder, von denen es rund zwei Drittel aufs Gymnasium schaffen. Weitere Helfer mit pädagogischen Erfahrungen werden ständig gesucht. „Es ist wichtig, dass die Kinder merken: Es gibt da jemanden, dem ihr Erfolg am Herzen liegt“, weiß Steinberg-König, die mit den Kindern auch mal ins Theater, ins Schwimmbad oder ins Kino geht.Dass Flüchtlingskinder betreut werden, ist in dem Verein die Ausnahme, die meisten Kinder kommen aus Migrantenfamilien mit geklärtem Aufenthaltsstatus. Denn so sehr sich Erijana en-gagiert: Ihre Familie ist momentan nur geduldet, ihr Aufenthalt

TITEL FlüCHTlInGE

wird stets nur um drei Monate verlängert. Doch ihr schulischer Erfolg könnte das ändern: Eine der Voraussetzungen für die Aufenthaltserlaubnis von Jugendlichen ist ein vierjähriger er-folgreicher Schulbesuch in Deutschland. Für Erijana steht ihre Zukunft schon fest: Sie will hier bleiben und als Rechtsanwältin anderen Flüchtlingen helfen.

Die Stadtverwaltung hat deshalb eine Planungsperspekti-ve bis Mitte 2016 erstellt. „Alles andere wäre fahrlässig“, so lamersdorf. Aktuell werden neue Kapazitäten an der Böt-zinger Straße 50 und 50a, in der Kaiservilla in St. Georgen, am Bahnhof littenweiler, auf St. Christoph, an der neun-linden-, der lörracher und der Basler Straße geschaffen. Zu-dem wird das marode Flüchtlingswohnheim an der Ham-merschmiedstraße neu gebaut. In den Fokus geraten ist auch die Stadthalle am Messplatz, die als notunterkunft dienen wird. Die Bürgermeisterrunde entschied, dass das allemal besser ist, als Turnhallen für die Flüchtlingsunter-bringung zu nutzen. Das ist richtig, denn die bisher hohe Akzeptanz in Freiburg würde durch die Zweckentfremdung der Sportstätten sicher nicht befördert.

Jobs fiNdeNwie eine internetplattForM unD eine neue gesellschaFt Flüchtlinge in lohn unD Brot Bringen wollen

Burger King sucht eine Küchenhilfe, die Medienberatung VM sucht Flyerverteiler, und die Kommunikationsagentur Kultwerk braucht einen Web-Entwickler. Was sie alle gemein haben: Flüchtlinge sind herzlich willkommen. Über die neue Onlinejobbörse workeer, die sich speziell an Flüchtlinge wendet, suchen die drei Freibur-ger Unternehmen Mitarbeiter. Für Kultwerk-Geschäftsführer Stefan Vomstein ist die Plattform zum einen eine Möglichkeit, ein Zeichen zu setzen, zum anderen aber auch die Chance auf interessante Bewerbungen – Entwickler sind rar am Arbeitsmarkt.Eine andere Idee der Jobvermittlung hatte die Gemeinde March. Bürger hatten bei der Ortsverwaltung immer wieder angefragt, ob sie Flüchtlinge für kleine Arbeiten im Haushalt wie putzen, einkaufen oder entrümpeln beschäftigen dürfen. Dafür ist eine Arbeitserlaubnis nötig, für die man sich erst durch einen Be-hördendschungel kämpfen müsse, wie Marchs Bürgermeister Helmut Mursa weiß: „Das schreckt jeden hilfsbereiten Bürger ab.“ Auf die Lösung kam Gemeinderätin Claudia Probst: Eine Gesellschaft müsse her, bei der die Flüchtlinge nur einmal als beschäftigt angemeldet werden müssen. Kommt ein Auftrag rein, können den die Angestellten ohne weitere Formalitäten ausführen. Die Gründung ist mittlerweile im Gang, die Gesell-schaft soll so schnell wie möglich an den Start gehen. Mursa hofft, dass es Ende September so weit ist.

Schon heute sind sich nicht alle der humanitären Verant-wortung bewusst. Auf Facebook gibt es nun auch die Seite „nein zum Heim in Freiburg“, die sich gegen die BEA rich-tet. Betreiber ist der in Eichstätten ansässige Kreisverband Breisgau der nationaldemokratischen Partei Deutschlands (nPD). Bis zum Redaktionsschluss hatte sie 354 Freunde.

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D ie Verantwortlichen bei der nach nur neun Monaten Betriebszeit pleite gegangenen Passage 46 im Thea-ter Freiburg, die in erster Linie eigentlich eine Disko-

thek ist, geben sich zugeknöpft. Hauptmieter Henrik Spring-mann will – noch – nichts sagen, Insolvenzverwalter Harald E. Manias kann nichts sagen, die Theatercafé-Pächterin Maria Camino möchte nichts sagen, Passagen-Pächter Wulf Piazolo darf nichts sagen, und KULT-Stadtrat Atai Keller kritisiert das Rathaus, weil es „bei den Zahlen total abwiegelt“. Einer, der was gesagt hat, Ex-Betreiber Christian Matthiessen, bekam eine anwaltliche Verfügung zugestellt, in der im Kern steht, er möge besser nichts mehr sagen, sonst werde es teuer.

Die BZ will wissen, dass Piazolos Passage 46 GmbH monatlich 13.000 Euro Pacht an die Theaterpassage GmbH mit ihrem ge-schäftsführenden Mehrheitseigner Springmann zu berappen hatte, obwohl diese als Hauptpächterin ans Theater nur 3000 Euro zahlt. Die 3000 Euro bestätigte Intendantin Barbara Mun-del, die 13.000 hatte Matthiessen in einem Brief an Stadträte genannt, in dem er zudem kritisiert, dass den Bewerbern um die Passage unterschiedliche Pachtsummen genannt worden seien, die Stadt dem Betreiber für 400.000 Euro eine „steuer-finanzierte Inneneinrichtung“ bezahlt habe. „Die 13.000 Euro stimmen wie vieles andere nicht“, sagt Manias. Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach bezeichnete die In-halte des Matthiessen-Schreibens gegenüber der Sonntags-zeitung als „Konzentrat aus lügen und Dreck“. Die 400.000 Euro seien in die Heizung und lüftung, die Verlegung der Gar-derobe des Kleinen Hauses gegangen. Die lüftung allein hat offenbar 250.000 Euro gekostet. In der Regel legen Vermieter solche Kosten auf die Pacht um. Auch Springmann ärgern die „absoluten Falschmeldungen“ in der Presse. Er entkräftet sie aber im Gespräch mit den chilli auch nicht. Der in der Kritik stehende Galerist will erst dann an die Öffentlichkeit, wenn „eine ideale lösung“ für die Passage gefunden wurde.

Sehr wahrscheinlich ist, dass die Passage 46 GmbH abgewi-ckelt wird und deren Gläubiger auf Geld verzichten müssen. nach chilli-Informationen wird es einen Asset-Deal geben, bei dem wichtige Wirtschaftsgüter aus der GmbH herausgekauft werden. Bis dahin läuft der Betrieb in der ehemaligen Jack-son-Pollok-Bar weiter, die Mitte August dann plötzlich auf der Außenfläche an der Bertoldstraße bewirtete. Die fehlende Freiluft-Bewirtung war als ein Grund für die vorläufige Insol-venz genannt worden. Andere Gastronomen kämpfen mo-natelang um ein paar Quadratmeter, hier ging es nun quasi über nacht, wundern sich andere Wirte. Die Außenbewirtung sei vom Theater vertraglich zugesichert worden, heißt es von den Betreibern. Mundel meinte, sie sei lediglich in Aussicht gestellt worden. Atai Keller will wissen, dass das nicht stimmt: „Die Frage der Außenbewirtung muss seriös aufgearbeitet werden“, fordert er. Das Rathaus hat derweil das Planungsbüro Faktor Grün beauf-tragt, eine mögliche Freiterrasse für die Passage bei der Umge-staltung des Theatervorplatzes zu prüfen. Wer an die laufstre-cke von dieser Terrasse an die Theke in der Passage denkt, kann eine Außentheke gleich mit einplanen. nachdem das Bürger-forum Sedan erfahren hatte, dass für eine solche womöglich die Urban-Gardening-Flächen an der Sedanstraße weichen müssten, haben dessen Sprecher Uli Armbruster, Hanne-Beyer-mann-Grubert und Christian Dicken in einem Schreiben an die Stadtspitze „gegen diese – nicht öffentliche und intransparen-te – Planung, einen der wenigen Grünbereiche unseres Quar-tiers zu kommerzialisieren“ protestiert. Am 22. Oktober steht die Passage auf der Tagesordnung bei der Sitzung des Theater-ausschusses. Ob dort öffentlich oder nicht-öffentlich debattiert wird? Wohl eher nicht-öffentlich.

lars Bargmann

16 CHILLI September 2015

das schweigeN der beteiligteN

Bei Der passagen-pleite giBt es kritik Von allen seiten an alle seiten

SZENE GASTROnOMIE

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geht doch: Freif läche vor der Passage.

galerie im og: Springmanns Kunsthandlung in der Schusterstraße.

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E r ist von seiner Lage her der ungewöhnlichste Mini-golfplatz Freiburgs. An einem schmalen, steilen Stück Westhang des Schlossbergs gelegen, mit schöner

Aussicht und üppiger Vegetation. Um das kleine Paradies war es still geworden. Wegen des hohen Alters der Betreibe-rin Anneliese Baumann war die Anlage oft geschlossen und sollte verkauft werden. Dazu kam es nicht. Jetzt führt Tochter Christiane Eckerfeld das Familienunternehmen weiter, wie sie chilli-Autorin Erika Weisser erzählt.

chilli: Die Anlage wurde nicht verkauft – lag das am Preis?Eckerfeld: Dazu kann ich nichts sagen. Mein Bruder hat die Verhandlungen geführt. Ich habe in norddeutschland gelebt und mich damit nicht näher beschäftigt. Es gab zwei Interes-senten, von denen einer aus mir unbekannten Gründen aus-gestiegen ist. Der andere hatte wohl ein nutzungskonzept, das mit den Vorstellungen der Stadt als Gründstückseigen-tümerin nicht vereinbar war.

chilli: Warum haben Sie den Betrieb nicht früher übernommen?Eckerfeld: Der passende Zeitpunkt war eben erst im Früh-sommer. Meine Kinder hatten gerade ihre Schulabschlüsse gemacht, wir waren nicht mehr ortsgebunden. Meine Mut-ter wurde krank, brauchte mehr Betreuung. Da wurde der Wunsch, wieder nach Freiburg zurückzukehren, plötzlich ganz konkret. Zumal die Weiterführung der Minigolfanlage unseren lebensunterhalt sichert.

chilli: Welches Konzept haben Sie?Eckerfeld: Das Gelände soll bleiben, was es seit 45 Jahren ist, ein täglich geöffnetes naherholungsziel für Familien, mit Mi-nigolf, Autoscooter und Tischtennis. Bis zur nächsten Saison werden die Bahnen erneuert. Ich will das Gelände, auf dem ich praktisch aufgewachsen bin, so lange wie möglich in Familien-hand halten und bin froh, dass sich alles nun so gut gefügt hat.

SZENE KOlUMnEn

iN & OUTFriede ist IN, Streit ist OUT? So einfach ist das nicht, ist sich Trendcheckerin Tanja Bruckert sicher. Denn wie langweilig wären das Leben, die Liebe und vor allem die chilli-Lektüre,

wenn alle immer einer Meinung wären?

Mit huMor ärgern

ohne huMor streiten

paradies am abhaNg

christiane eckerFelD üBer MinigolF aM schlossBerg

Treue chilli-Leser werden’s schon wissen: Ein neues Ge-setz könnte der Automaten -Emma an den Kragen ge-hen. Emma-Chef Hans-lud-wig Bahner hat daher nun vor-sorglich seinen Mietvertrag gekündigt. Sein Vorschlag in einer nachricht an die Re-daktion: „Zurücksetzen des ladenschlusses auf 18.30 Uhr. Vorteil 1: Spätes Essen scha-det der Gesundheit. Vorteil

2: Gesunder Schlaf. Vorteil 3: Alkoholproblem vor 22 Uhr gelöst. Außerdem, und das Außerdem-Argument kommt immer zuletzt, ist aber das Wichtigste: Emma könnte wie-der gut Geld verdienen.“ Selbst schwierigste Situationen mit Humor nehmen: In.

Nachbarschaftsstreits sind ja per se schon mal OUT. Streitthema nummer Eins ist der lärm, und da machen auch die nachbarn SC-Fuß-ballschule und Waldkurbad am Möslepark keine Aus-nahme. Die einen wollen kräftig bolzen, die anderen kräftig schwitzen und da-nach entspannen. Beides durchaus legitim. Doch als beide zu einem Familientag

eingeladen werden, will der SC den Veranstalter über-reden, den Saunabetreiber auszuladen. Von uns gibt es dafür die rote Karte. Streitigkeiten dort austragen, wo sie nichts zu suchen haben: OUT.

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Termine Partys

1.9.– 18.10.

VERANSTALTUNGSKALENDER

26 CHILLI September 2015 › Alle Angaben ohne Gewähr

Dienstag1.9.2015

EvEntsKurpark-Meeting Party- & GourmetmeileKurgarten am Kurhaus, Baden-Baden ★ 16 UhrInfo: www.badenbadenevents.de

Zirkus Charles Knie mit dem Motto ‚Wetten, dass ... wir Sie begeistern?‘, 16 & 20 UhrMessegelände, Freiburg ★ 16 UhrInfo: www.zirkus-charles-knie.de

Götterdämmerung Die Weinmacher stellen sich vor: Winzergenossenschaft GlottertalAlte Wache, Freiburg ★ 19 UhrInfo: www.alte-wache.com

Imperio Sommershow mit Tanz & AkrobatikPiazza Hotel Colosseo im Europa-Park, Rust ★ 21.30 UhrInfo: www.europapark.de

Kino Sommernachts-Kino Die Entdeckung der UnendlichkeitIm Schwarzen Kloster, Freiburg ★ 20.45 UhrInfo: www.sommernachts-kino.de

Music

Orgelkonzerte 2015 Es spielt der Organist Hans DavidssonFreiburger Münster ★ 20.15 UhrInfo: www.muensterorgelkonzerte.de

Anissa Damali Stücke ihres kommenden Albums ‚Metamorphosis‘Bird‘s Eye Jazz Club, Basel ★ 20.30 UhrInfo: www.birdseye.ch

Julie Fahrer Quintet in der Reihe Jazz ohne StressWaldsee, Freiburg ★ 21 UhrInfo: www.waldsee-freiburg.de

opEr

Le convenienze ed inconvenienze teatrali (Viva la Mamma) Opera buffa von Gaetano DonizettiVolkshaus, Basel ★ 19.30 UhrInfo: www.opera-basel.ch

thEatEr

Leben Nach E. St. Smith, inszeniert von Willi LieverscheidtAm Waldsee, Freiburg ★ 20 UhrInfo: www.compagnia-buffo.de

party

City Beats Music from the Past to the FutureAgar Discothek, Freiburg ★ 23 UhrInfo: www.agar-disco.de

Mittwoch2.9.2015

ausstEllungEn

Friedrich Kaiser – Zeitzeuge eines unruhigen Jahrhunderts Sonderausstellung zum Lörracher Künstler, 10.7.-15.11.Dreiländermuseum, LörrachInfo: www.dreilaendermuseum.eu

EvEnts

Kurpark-Meeting Party- & GourmetmeileKurgarten am Kurhaus, Baden-Baden ★ 16 UhrInfo: www.badenbadenevents.de

Zirkus Charles Knie mit dem Motto ‚Wetten, dass ... wir Sie begeistern?‘Messegelände, Freiburg ★ 16 UhrInfo: www.zirkus-charles-knie.de

Scherz, Prestige & Puderstaub Die neue TourAm Schwabentor, Freiburg ★ 17 UhrInfo: www.historix-tours.de

Imperio Sommershow mit Tanz & AkrobatikPiazza Hotel Colosseo im Europa-Park, Rust ★ 21.30 UhrInfo: www.europapark.de

Kino

Sommernachts-Kino Pedal the WorldIm Schwarzen Kloster, Freiburg ★ 20.45 UhrInfo: www.sommernachts-kino.de

Music

Jazz-Stammtisch mit den Redhouse Hot SixGroßer Meyerhof, Freiburg ★ 20 UhrInfo: www.grosser-meyerhof.de

Anissa Damali Stücke ihres kommenden Albums ‚Metamorphosis‘Bird‘s Eye Jazz Club, Basel ★ 20.30 UhrInfo: www.birdseye.ch

VERANSTALTUNGSKALENDER

Foto: © Robert Winter

Leslie Clio Eureka! Tour

am 29. September 2015im Jazzhaus Freiburg, um 20 Uhr

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VERANSTALTUNGSKALENDER

September 2015 CHILLI 27› Noch mehr Termine auf chilli-freiburg.de

party

Move to Groove Abtanzen mit DJ Jimmy, JoVibe, Adam Mensa & DJane ConnyWaldsee, Freiburg ★ 21 UhrInfo: www.waldsee-freiburg.de

Special Day mit DJ Markus Für alle, die es härter mögen!EL.PI, Freiburg ★ 22 UhrInfo: www.elpi-freiburg.de

Students College Clubbing Best House & R‘n‘B Mix in TownSchneerot, Freiburg ★ 23 UhrInfo: www.schneerot.de

thEatEr

Leben Nach E. St. Smith, inszeniert von Willi LieverscheidtAm Waldsee, Freiburg ★ 20 UhrInfo: www.compagnia-buffo.de

Donnerstag3.9.2015

ausstEllungEn

Landschaftsbegegnung Werke von Wolfgang Mehnert, 30.4.-15.10.Evangelisches Diakoniekrankenhaus, FreiburgInfo: www.diakoniekrankenhaus-freiburg.de

Die Gemäldesammlung des Münsterbauvereins Ausstellung zum 125. Geburtstag des Münsterbauvereins, 24.1.-1.11.Augustinermuseum, FreiburgInfo: www.freiburg.de/museen

EvEnts

Kurpark-Meeting Party- & GourmetmeileKurgarten am Kurhaus, Baden-Baden ★ 16 UhrInfo: www.badenbadenevents.de

Postskriptum Buchvernissage von Alain Claude SulzerLiteraturhaus, Basel ★ 19 UhrInfo: www.literaturhaus-basel.ch

Dichter, Tod & Saufgelage Tour mit dem Dichter Joseph von AuffenbergMartinskirche, Freiburg ★ 19.30 UhrInfo: www.historix-tours.de

Die Werwölfe vom Düsterwald Grusel-Rollenspiel für GroßeNellie Nashorn, Lörrach ★ 20 UhrInfo: www.nellie-nashorn.de

Imperio Sommershow mit Tanz & AkrobatikPiazza Hotel Colosseo im Europa-Park, Rust ★ 21.30 UhrInfo: www.europapark.de

Kino

Sommernachts-Kino Honig im KopfIm Schwarzen Kloster, Freiburg ★ 20.45 UhrInfo: www.sommernachts-kino.de

Music

Money Boy Ca$h Flow TourSchmitz Katze, Freiburg ★ 20 UhrInfo: www.schmitz-katze.com

Gwilym Simcock Trio Vielseitige & wunderschöne KompositionenBird‘s Eye Jazz Club, Basel ★ 20.30 UhrInfo: www.birdseye.ch

Musical

The Lion King Das original Broadway-MusicalMusical Theater, Basel ★ 19.30 UhrInfo: www.thelionking.ch

party

Ladies Night Jeden Donnerstag mit DamenwahlHeuboden, Umkirch ★ 20 UhrInfo: www.heuboden.de

Party mit Dr. Boogaloo Der DJ mit der guten Musik aus den 60er, 70er & 80er Jahren EL.PI, Freiburg ★ 22 UhrInfo: www.elpi-freiburg.de

Students Day Charts, House, Black, Classics ...Agar Discothek, Freiburg ★ 23 UhrInfo: www.agar-disco.de

thEatEr

Leben Nach E. St. Smith, inszeniert von Willi LieverscheidtAm Waldsee, Freiburg ★ 20 UhrInfo: www.compagnia-buffo.de

Der Ackermann & der Tod Stück nach Johannes von TeplKaltwasserhof, Münstertal ★ 20.15 UhrInfo: www.mtktheater-münstertal.de

Der große Gatsby Open-Air-Theater von F. Scott FitzgeraldTheater der Immoralisten, Freiburg ★ 20.30 UhrInfo: www.immoralisten.de

ImperioHotel Colosseo

Europa-Park, Rustbis 13.9., je 21.30 Uhr

AkrobatischDer Europa-Park ist längst nicht mehr nur für seine Achterbahnen, sondern auch für seine tollen Shows bekannt. Eine davon: die Sommershow Imperio. Show-ballett trifft hier Gesang und Akrobatik. Highlight ist die Hand-standakrobatik von Clio Togni, die gerade als „Best female ar-tist“ ausgezeichnet wurde.

www.europapark.deDer Eintritt ist kostenlos

soMMErshow

Foto: © Nicole Messer

30 Tage – 3000 SpendenUniklinik, Freiburg

September

Gutes tun und Preise gewinnenUm das Spender-Sommerloch zu füllen, geht die Blutspendezentrale der Uniklinik mit einer besonderen Aktion an den Start: Mit 3000 Spenden soll ein neuer Rekord aufgestellt werden.Als Dankeschön gibt es viele Preise zu gewinnen, wie einen 300-Euro-Gut-schein vom Modehaus Kaiser, ein Candlelight-Dinner für Zwei in der Zäh-ringer Burg oder Freikarten fürs Theater Freiburg.Blutspender parken kostenlos in der Tiefgarage. Bitte Personalausweis und Impfpass mitbringen.Öffnungszeiten: Mo. & Di. 8–15 Uhr, Mi. & Do. 12–19 Uhr, Fr. 8–13 Uhr und am 1. & 3. Samstag im Monat 8–13 Uhr.

www.blutspende-uniklinik.de

blutspEndEn

Foto: © Universitätsklinikum Freiburg

The Lion KingMusical Theater, Basel

bis 11. Oktober 2015

Serengeti in Basel Wer kennt nicht die wunderschöne Disney-Geschichte rund um Simba, Nala, Timon und Pumbaa? In Basel ist der Musical-Welterfolg seit März 2015 zu sehen, bisher haben 200.000 Besucher die Vorstellungen besucht. Wegen des großen Erfolgs wird das Musical jetzt bis zum 11. Oktober verlängert. Für alle, die das Musical bis jetzt verpasst haben, keine Karten mehr bekommen haben oder nochmal sehen möchten, gibt es jetzt wieder eine große Auswahl an Tickets in allen Preiskategorien.Das Original Broadway-Musical in englischer Sprache begeistert mit fan-tasievollen Masken und mehr als 700 von Hand gearbeiteten Kostümen, sowie der tollen Filmmusik von Elton John oder Tim Rice.

www.thelionking.ch, Karten-Infos: 0761/496-8888Gewinnspiel auf www.chilli-freiburg.de

Musical

Foto: © Disney

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D as Leben ist kurz, die Kunst lang“, sagte bereits Hippokrates. Doch manche Künstler sehen gera-

de in der Vergänglichkeit den Reiz ihrer Werke. Auf ganz besondere Weise veran-schaulicht diese Einstellung das Freibur-ger Kulturaggregat – acht Künstler, die sich vor rund einem Jahr zusammenge-schlossen haben. Sie bringen Kunst und Kultur an Orte, die dem Abriss oder Um-bau geweiht sind. Momentan sind sie im Atrium am Augustinerplatz, zu dem die Baukräne bereits auf dem Weg sind. Doch ganz spurlos werden sie nicht von der Bildfläche verschwinden: Alice Pasquini, vom Kulturaggregat als die „momentan spannendste Street-Art-Künstlerin der Welt“ angekündigt, hat auf Einladung der Künstlergruppe eine Wand am Augusti-nerspielplatz gestaltet.

Leichte Ringe hat sie unter den Augen, die junge italienische Sprayerin, die mit untergeschlagenen Beinen auf einem Baumstumpf des Augustinerspielplat-zes sitzt. Ringe, die daher kommen, dass sie die halbe Nacht auf war, um Skizzen für ihr Werk anzufertigen. Denn Pasqui-ni ist nicht mit fertigem Konzept nach Freiburg gereist – das Motiv hat sie passend zum Spielplatz gewählt, und auch die Farben sind abgestimmt: Das Orange des Torbogens findet sich in ih-

rem Blumenmädchen wieder, ebenso wie das zarte Grün der Bäume. „Nicht die Größe der Wand ist wichtig“, erklärt die Street-Art-Künstlerin, deren Graffitis auch auf Sicherungskästen und Regen-rinnen zu finden sind, „sondern, welche Inspiration sie bietet.“Den Ausschlag, der Einladung des Kul-turaggregats zu folgen, gab eigentlich eine andere Wand: Ursprünglich sollten ihre bunten Werke am Stadttheater ent-stehen – doch aufgrund des Denkmal-schutzes war hier kurzfristig nichts zu ma-chen. Mit Hilfe des Freiburger Kulturamts ließ sich schnell eine Alternative finden: Die Wand zwischen Augustinerspielplatz und Feierling-Biergarten. Für das komplet-te Werk hatte die Malerin aus Rom, deren Werke in Sydney, New York oder Moskau zu finden sind, nur zwei Tage Zeit, das Blu-menmädchen innerhalb des Torbogens war bereits nach zwei Stunden fertig. „Die Straßenschule lehrt einen Schnelligkeit“, sagt Pasquini schmunzelnd.Dass ihre Werke vergänglich sind, jeder-zeit überstrichen werden können, Wind und Wetter ausgesetzt sind, stört die Sprayerin nicht. Eine Einstellung, die sie mit dem Kulturaggregat teilt: Der Künst-lerzusammenschluss sucht sich immer wieder Räume, die kurz darauf abgerissen werden. An ihrem ersten Standort am Siegesdenkmal entsteht gerade ein Hotel,

das Atrium, das das Kulturaggregat über Monate hinweg in eine bunte Kulturstät-te verwandelt hat, wird nach Angaben der Bauträgergesellschaft Unmüssig im Ok-tober oder November umgebaut. Doch dank der Künstler fristet das Ge-bäude in seinen letzten Monaten kein tristes Dasein: Als ein Geschäft nach dem anderen geschlossen wurde, über-nahm das Aggregat die Räume, gestal-tete die Wände, baute Werkräume auf, organisierte Ausstellungen.Künstler, die sich solch eine zentrale Lage niemals leisten könnten, bekom-men so die Möglichkeit, mitten in der Innenstadt auszustellen. Laufpublikum, das sonst vielleicht eher nicht mit Kunst in Berührung kommt, wird von den großflächigen, farbenfrohen Graffitis angelockt. „Wir wollen so Kunst und Kul-tur einer breiten Öffentlichkeit zugäng-lich machen“, erzählt der 34-jährige Dar-win Zulkifli, der für die Organisation des Kulturaggregats zuständig ist.Mit dem Umbau werden die Künstler von der Bildfläche verschwinden, wer-den ihre Werke einlagern, in Garagen oder ihren Wohnungen weiterarbeiten, um sich dann am nächsten Standort wieder der Öffentlichkeit zu präsentie-ren. Immer in dem Wissen, dass ihre Kunst vergänglich ist.

Tanja Bruckert

Der reiz Des Vergänglichen HeuTe Hier, morgen dorT: das KulTuraggregaT HolT

die sTreeT-arT-KünsTlerin alice Pasquini in die sTadT

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atrium und augustinerspielplatz: Das Kulturaggregat und Alice Pasquini bringen Farbe nach Freiburg. Fotos: © tbr

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KuLtur ERZäHLTHEATER

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S eit 20 Jahren sitzt die Frau mit den vielen Gesichtern auf der Bühne. Sie sitzt in einem raffinierten Kos-

tüm auf einem Stuhl vor einer schwarzen Wand. Mehr braucht Bea von Malchus nicht, um komplexe Geschichten mit zahlreichen Figuren zum Leben zu erwe-cken. chilli-Redakteurin Tanja Bruckert hat die 56-Jährige zum Gespräch getrof-fen, zufälligerweise ebenfalls auf einem Sitzmöbel vor schwarzem Hintergrund. Die Person, die sie zu sehen bekam, ist die einer hingebungsvollen Schauspie-lerin, die Theater für überbewertet und Sackgassen für notwendig hält.

chilli: Für Ihr Jubiläumsstück sammeln Sie per Crowdfunding Geld. Wie läuft’s?von Malchus: Nicht so, dass sich die Kennedys darüber finanzieren ließen. Es ist bei unserem Jubiläumsstück zum ersten Mal so, dass keine Finanzierung bewilligt wurde. Wir haben erwogen, das ganze Projekt abzublasen, wollten uns aber nicht gerade im Jubiläumsjahr spurlos auflösen. Unsere weitere Produktionszukunft aber ist ungewiss. Ich fürchte, qualitätsvolles Theater kann auf Subventionen nicht verzichten. Natürlich kann man nach den Proben nachts an der Tanke arbeiten, aber künstlerische Entwicklung findet in sol-chem Rahmen nicht statt. Die braucht neben Zeit und Hingabe auch Geld.

chilli: Sie haben mal gesagt, dass die Vorarbeiten für ein Stück rund 14 Monate dauern.von Malchus: Oftmals landet man in einer Sackgasse und dann muss man die Mög-lichkeit haben, die Ideen zu verwerfen. Ich wollte die Kennedys zunächst vor allem über die Frauenfiguren aufziehen. Aber beim Schreiben habe ich gemerkt, dass es – ganz simpel – eine reine Männergesell-schaft war, in der sich sowohl die Politik als auch der enorme Reichtum der Kennedys entfaltet hat. Wenn man die Geschicke der Männer nicht anschaut, hat man nicht den ganzen Kuchen. Zudem recher-

chiere ich ganz viel über Sachen, die nicht direkt mit dem Thema zu tun haben, etwa über die Geschichte Amerikas von den In-dianerreservaten über die Einwanderung bis hin zur Entstehung der Mafia.

chilli: Flechten Sie all diese Aspekte ein oder brauchen Sie sie als Hintergrund für eine authentische Geschichte?von Malchus: Das weiß man am Anfang eben nicht. Man geht in irgendwas rein und dann entdeckt man: Oh, der Vater von Kennedy hat mit einem mehrfachen Mörder der Mafia Deals gemacht, damit John F. Kennedy gewählt wurde. Wenn man diesen Weg nicht gehen will, muss man eben das machen, was alle kennen: Jackie hatte viele Klamotten, John F. hatte Rückenschmerzen. Aber einfach nur das aufnehmen, was eh schon jeder weiß, daran habe ich kein Interesse. Wenn man Amerika, wie es heute ist, verstehen will, muss man diese Gänge gehen.

chilli: Sie schreiben auf Ihrer Homepage: „Theater muss nicht sein. Oft ist es lang-weilig und aufgeblasen. Man lässt sich zwei Stunden von Schauspielern anbrül-len und hofft, man läge daheim mit ei-nem guten Buch im Bett.“ Wann haben Sie sich das letzte Mal so gefühlt?von Malchus: Ich muss gestehen, ich gehe nicht oft ins Theater, denn mir geht

es oft so. Es gibt Gruppen, die müssen jedes Jahr unzählige Produktionen raus-hauen, die haben schlicht nicht die Zeit, sich zu irren und alles nochmal über den Haufen zu werfen. Dann ist alles drei plus, aber nichts ist wirklich gut.

chilli: Wie vermeiden Sie es, dass es Ihren Zuschauern so ergeht?von Malchus: Ich probe viel vorm Spiegel, und wenn ich merke, ich langweile mich – was ständig der Fall ist –, dann weiß ich, hier ist work to do. Wenn man sehen könnte, wie oft ich an nur einem Satz probe, würde man denken, ich hab keine einzige Tasse mehr im Schrank.

chilli: Die Kennedys sind Ihr Jubiläums-stück nach 20 Jahren. Wie hat sich die Freie Szene in diesen Jahren verändert?von Malchus: Durch die Schauspielschu-len sind viel mehr Leute auf dem Markt, doch der wachsenden Szene steht ein peinlich kleiner Topf gegenüber. Weil es in Freiburg weder Film noch bedeu-tende Funkproduktionen gibt, sind die Möglichkeiten, neben freien Theater-produktionen im eigenen Beruf Geld zu verdienen, sehr gering. Da gehen Leute, die sehr gut sind, fort. Das macht die Entwicklung eines wirklich hohen Levels innerhalb der freien Freiburger Thea-terszene unwahrscheinlich.

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Bea von malchus: „Qualitätsvolles Theater kann auf Subventionen nicht verzichten.“

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Dies war eine Leseprobe der September-Ausgabe 2015.

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