chemische untersuchungen über die keimung

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264 Chemische Vntersttchungen iiber die Keimztng. Ueber Conessin oder Wrightin von Hoines, Dss von Stenhouse aus den] Samen von W~iyhtia dysante~ica dargestellte und Wrightin genannte Alkaloid ist schon fruher von H ain es nuch aus der Rinde derselben ge- wonnen. Letzterer nennt dasselbe Conessin, um an den Hin- dostanischm Nanien der Stammpflanze ZII crinnern. Die I3e- reitungsmethode war folgende: Die mit Selzsiiure durch- feuchtete groblich gepulverte Rinde wurde mit Wasser im Verdrangungsapparate ausgezogen, der Auszug mit Ani ino- niak gefillt, dcr Niederschlag gewaschcn, getrocknet und mit Alkohol erschiipft. Von der alkoholischen Liisung wurde der Weingcist ahdestillirt, der syrripdicke Riiclrstancl mit essig- saurem Bleioxyd uncl ein wenig Ammonialr versetzt, zur ‘rrocknc verdampft und rnit Aethcr behandelt. Die Ktherische Losung hinterliess beim Verdunstcn da.s Alkaloid als eine xkhe brnungelbe harzartige Masse, die sich in kciner Weise zum I<rystxllisiren bringen liess. Dcr Cxeschmack der- selben ist bitter, zagleich etwas schnrf; das Conessin wirclbei ?lo(?. weicli, schmilzt bei 1000 und zersetzt sich bei 1770. Die Liisring in Salzsiiure wird durch Platinchlorid get’iillt. Durch Gllihen des Niedersclilags ergab sich das Aequiva- lent des Alkaloids zii 186,4 bei einer nnscheinend reine- ren Portion zu 196,O. Ails der Elementarnnnlyse Less sicli etwa die Formel C20H2INO oder C25Il22h’O ah- leiten. (Phann. Jouvn. und Transact. VoZ. VI. No. TWI. J’ebr. 1. 1865. 11. 432 8. Vergl. Awh. d. 1’11am3. 11. R. Ud. 124. 6.153.) IVp. Chemische Untersuchungen iiber die Keimnng ; von F l e n r y : F 1 R u r y beschriinkte seine Untersuchungen aut’ eine durch Fettanhiiufung ausgezeichnett! Gruppe von Snmen zur Ermittelung der Rolle, welche dns Fett in dcm em- bryonalcn Lcben der Pflanze spielt, ferner welche Gase nnd in welchen Verhiiltniqsen diese wahrcnd dcr Keimnng entwickelt werden. I. Untersuchung iiber die bei der Keimung ent- wickelten Gase. Der hierzu benutzte Apparat bestand nach beiliegen- der Zeichnung Fig. I ails folgenden Theilen: Durch den Kautschukschlauch T wird von ausser- lialb des Laboratoriurns Luft nach A durch mit concen-

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Page 1: Chemische Untersuchungen über die Keimung

264 Chemische Vntersttchungen iiber d i e Keimztng.

Ueber Conessin oder Wrightin von Hoines, Dss von S t e n h o u s e aus den] Samen von W~iyht ia

dysante~ica dargestellte und Wrightin genannte Alkaloid ist schon fruher von H a i n e s nuch aus der Rinde derselben ge- wonnen. Letzterer nennt dasselbe Conessin, um an den Hin- dostanischm Nanien der Stammpflanze Z I I crinnern. Die I3e- reitungsmethode war folgende: Die mit Selzsiiure durch- feuchtete groblich gepulverte Rinde wurde mit Wasser i m Verdrangungsapparate ausgezogen, der Auszug mit Ani ino- niak gefillt, dcr Niederschlag gewaschcn, getrocknet und mit Alkohol erschiipft. Von der alkoholischen Liisung wurde der Weingcist ahdestillirt, der syrripdicke Riiclrstancl mit essig- saurem Bleioxyd uncl ein wenig Ammonialr versetzt, zur ‘rrocknc verdampft und rnit Aethcr behandelt. Die Ktherische Losung hinterliess beim Verdunstcn da.s Alkaloid als eine xkhe brnungelbe harzartige Masse, die sich in kciner Weise zum I<rystxllisiren bringen liess. Dcr Cxeschmack der- selben ist bitter, zagleich etwas schnrf; das Conessin wirclbei ? lo(? . weicli, schmilzt bei 1000 und zersetzt sich bei 1770. Die Liisring in Salzsiiure wird durch Platinchlorid get’iillt. Durch Gllihen des Niedersclilags ergab sich das Aequiva- lent des Alkaloids zii 186,4 bei einer nnscheinend reine- ren Portion zu 196,O. Ails der Elementarnnnlyse Less sicli etwa die Formel C20H2INO oder C25Il22h’O ah- leiten. (Phann. Jouvn. und Transact. VoZ. VI . No. TWI. J’ebr. 1. 1865. 11. 432 8. Vergl. Awh. d. 1’11am3. 11. R. Ud. 124. 6.153.) IVp.

Chemische Untersuchungen iiber die Keimnng ; von F l e n r y :

F 1 R u r y beschriinkte seine Untersuchungen aut’ eine durch Fettanhiiufung ausgezeichnett! Gruppe von Snmen zur Ermittelung der Rolle, welche dns Fett in dcm em- bryonalcn Lcben der Pflanze spielt, ferner welche Gase nnd in welchen Verhiiltniqsen diese wahrcnd dcr Keimnng entwickelt werden.

I. U n t e r s u c h u n g i i b e r d i e b e i d e r K e i m u n g e n t - w i c k e l t e n G a s e .

Der hierzu benutzte Apparat bestand nach beiliegen- der Zeichnung Fig. I ails folgenden Theilen:

Durch den Kautschukschlauch T wird von ausser- lialb des Laboratoriurns Luft nach A durch mit concen-

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Chemische Untersrichzriigen Uber die Keimung. 265

trirter SchwefelsKure getrankten Bimsstein geleitet, KO dieselbe getrocknet und von organischen Stoffen befreit mird, B enthalt Aetzkaliliisung von 1,27 spec. Gew., C festes Ktrli, beide sbsorbiren die Kohlensiiure der Luft. Die mit geschliffenen Riindern versehene Glocke E ist fest in die aussen und innen getirnisste Schale gekittet, der Kitt, welcher steinhart wird, besteht aus Mennige und Sand. Aus D wird das zur Keimung nothige Wasser in die Glocke gebracht; die Proberohrc F enthiilt 10 C.C. nach P e l i go t titrirte Schwefelsiiure; die etwas grosseren C’- Rohren G H J sind rnit Chlorcalcium gefullt ebenso K, welche nur zur Controle dient, ob alles Wasser absorbirt sei ; der Liebig’sche Condensator L enthiilt Aetzkalilosung; M Kali in Stucken; N Chlorcalciuni. Darauf folgt eine Eisenrohre, die durch eine Ypirituslampe rnit 12 13rennern erhitzt wird, an jeder Seite rirgt die Rohre 2 Decimeter uber die Lampe hinans und wird hier, um Zerstorung der Korke zu verhuten, wiihrend aller Verbrennungen gekiihlt; 0 enthjilt Chlorcalcium ; P und Q I M i ; R und S Chlorcalcium j LT Kali in Stucken; V ist der Aspirator.

X wird mit durch Salzsaure gewaschenen und cal- cinirten Sand gefallt, in diesen bringt man die Sainen, passt den Kork auf die Cflocke und liisst aus dem Aspi- rator etwas Wasser ausfliessen, worauf durch den Luft- druck durch t aus D Wasser nach E gelangt niittelst cles Oiesskannenknopfes p, die Communication wird dann durch den Quetsclihahn p unterbrochen, damit keine Kohlensaure verloren gehen kann. Wenn die Luft in der Glocke erneuert werden muss, schliesst man den Quetschhahn zwischen E und F, daniit die Saure nicht in die Gloeke steigt, erhitzt die mit Kupferoxyd gefullte Eisenrdhre und offnet den Hahn des Aspirators und die Quetschhahne erst, wenn die Rohre rothgliihend ist. Die in der Glocke enthaltcne Luft hinterliisst in P das Ani- nioniak, die Kohlensaure bleibt in L und &I, das aus den Kaliapparaten fortgerissene Wasser bleibt in N, die Kohlen- wasserstoffe verbrennen in der Eisenrohre, lassen ihr Was- ser in 0, die Kohlensaure in den folgenden Rohren, U halt die Kohlensaure und den Wasserdampf zuriick, der aus dem Aspirator sich entwickeln konnte.

Vorsichtsmassregeln bei diesen Untersuchungen sind: dass nlle Korke mit Wachs verklebt, die Kautschuke niit Seide fest urn die Glasrohren gebunden werden; wegen der in dem meitlaufigen Apparate bedeutenden Spannung, welche die atmosphiirische Luft uberwinden muss, urn

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266 Chemische I-intewuchungen ilber die Keimung.

dern Aspirator zu geliorchen, muss eine fast 1 Meter lange Hohre an cler Mundoffnung desselben angebracht werden. Die Quetschhahnc zwischen K L und 0 P sollen die Wassercondensirung aus den Kaliapparaten in K und 0 verhiiten.

F l e u r y musste eine Spirituslampe anwenden, weil ihm kein Gas zu Gebotc stand, dessen Anwendung die 1Jntersuchung sehr erleichtert haben wiirde, denn der Alkohol der Lampe war stets in 25 Minuten verbrannt, so dass die Arbeit sehr geliemmt wurde. Aue diesen Storungen hatten sehr leicht Fehlerquellen entstehen kon- nen; um deshalb etwaige Unsicherheiten wegen der vol- ligcn Absorption der Kohlensaure und dcs Wassers zu prufcn, stellte F1 c u r mehrere Probeversuche mit be-

dem er an Ytelle der Glocke E' eine Rotire mit den Ge- niengen einschaltete. n i e Resultnte wnren fast untadelhaft.

Die ersten das Thema betreflenden Untersuchungen wurden mit R i c i n u s s a m e n angestellt. Die Schluss-. operationen wurden derartig ausgefuhrt, dass der Aspirator an die Stelle dcr Lampe gesetzt wurde, wodurch mati die in dem Apparate noch vorhandene Kohlensaure erhielt, dann brachte man den Aspirator neben F und erhitzte die Schale X auf einem Ofen bei fast 1000 C. eine Stunde lang urn das Arnmoniak aus dern voin Sande eingesoge- nen Wasser auszutreiben.

byahrend der Keimung waren die Korner vor dem Lichte geschutzt, urn das Grunwerden der Knospchen zu hindern, wodurch eine theilweise Zersetzung der entstan- denen Kohlensiiure eingetreten ware. ISach 12 Tagen verlangsamtc sich die Keirnung wegen Abnahme der Luft- temperatur, eine grossc Zahl Korner hatte nicht gekeimt, entweder weil sie zu dicht lagen, oder weil sie uberhaupt von schlechter Qualitat waren, weslialb aucli mit ihnen keine Klementaranalyse angestellt wurde.

Die Schwefels8ure in k' war von derselben Sattigungs- capacitat, wie vor dem Versuche: es e n t w i c k e l t sich demnach b e i dern P r o c e s s e d e s K e i m e n s k e i n e S p u r Ainmoniak. D i e Menge d c r Koh lens i iu re na l im b i s g e g e n d a s E n d e d e s V e r s u c h e s zu. Es ist dies eine Thatsache, welche von G a r r e a u in Lille angcgriffen werden konnte, welcher der Meiniung ist, dass die vegetdbilisclie Combustioil eine ebcn so nesentliche Function ist, wie die Reduction, jene pradominirt um SO mehr, j e mehr diese gehemmt ist. In Wahrheit scheint

kaiinten hiengen Koh i! ensaure und Kohlenoxyd an, in-

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Chemische Untersuchungen ilder die IL'eimung. 267

die Production der Kohlensaure abnehmen zu miissen, wenn sie ein Maximum erreicht hat, da die vegetabilische Respiration die Bedeutung der chemischenvorgange andert; hindert man aber die Respiration durch Absperrung des Lichtes, so wird die gauze Lebenskraft zur Verbrennung des Kohlenstoffs und ohne Zweifel auch des Wasserstoffi verwendet. B o u s s i n g a u l t kommt auf anderm Wege zu demselben Resultate, indem die Elementarannlyse ihm zeigte, dass die junge Pflanze in ihrem Anfangszustande d. h. vom Lichte abgeschlossen ein gleichsani negatives Leben fuhrt, indem sie die elenientaren Stoffe ihres Yamen- korns verzehrt und auch ausathmet.

Die Verbrennungen erpben , dasR I,',? des W a s s e r - s t o f t e s d u r c h a u s in f re ie rn Z u s t a n d e e n t w i c k e l t w i rd . Aus diesen Untersuchungen, welche durch den Eintritt des Wiriters unterbochen wurden, geht bis jetzt ferner hervor, d a s s Lei K e i m u n g g e w i s s e r K o r n e r si ch e i n K o h l e n was s e r s to f f en t wi ck e 1 t , welcher die Complexitat vermehrt.

11. Unte r suchung u b e r d i e chemisct ien V e r l n d e - r u n g e n d e r o l i g e n S a m e n .

1. Ricinus. (IZicinus comniunis.) Die Methode der Untcrsuchung war folgende : In den zerstossenen Kornern wurde bei 1lOOC. das

Wasser bestimmt, von der trocknen Masse wurden 2 Grm. der Elementaranalyse unterworfen, ein anderer Theil zur Be- stimmung des Fettes in dem Apparate Fig. 2 verwandt. A ist ein Get:dss von starkem CiIase mit doppelt durctibohrten Korke; die eine sehr enge Rohre a mundet in die Luft, die andere geht bis nahe dem Boden von A und ist leicht verschlossen durch eine Scheibe von schwedischem Fil- trirpapier und daruber ein kleines Stuck feinen Batistes, das .man niit einem Faden fest bindet. Durch dieses Filter muss die Losung des Fettes in Schwefdkohlenstoff gehen. Die auletzt beaeichnete aweiuial iiu recllteti Win- kel gebogene Rohre fiihrt mit ihrem zweiten Schenkel nach dem Ballon B mit kurzem Ilxlsc, :tus welchem eirie zweite sohr enge Rohre b nur zum Entweichen der Luft dient. Man bringt die Subvtanz mit einsr gewiaaen Menge Schwefellrohlcnstoff nach A , schliesst a und offnet b, er- warmt A im Waaserbade auf 45-50oC., wodurch die Dampfe des Schwefelkohlenstoffs in kurzer Zeit nach R getrieben werden, der Bal on steht in knltem Wasser, darauf wird b gcschlossen und A i n lraltes Wasser gesetzt,

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268 Cheniische Untewuchungen i ihsr die I<einiung.

B erwarmt, wodurch die fluchtige Flussigkeit sich an dcr zu erschopfenden Substanz in A condensirt, dann kuhlt man B ab, und die Flussigkeit steigt, nachdem a geoffnet ist, von sclbst von A nach B. Dies wird so oft wieder- holt, bis die Substanz erschiipft ist. F le u r y wiederholte die Operation achtmal mit dem Losungsmittel. Der Bal- Ion cnthalt nun die Losung des Oeles, man fiipt eine kleine Vorlage an, um den abdestillirten Schwefelkohlen- stoff zu satnmeln, den man wieder benutzen kann, erhitzt den Ballon, liisst zugleich mittelst cines durch eine Rohre hefestigten Blasebalges Luft dur chstreichen, bis man kei- nen Scliwefelkohlenstoff durch den Geruch weitere wahr- virnmt und bringt dann den Ballon niit dem Oele auf die Wage. Die ganze Oporation daucrt 4 - 5 Stunden, wahrend das Auszichn mit Aethcr in dem Digestor von Y a y e n 2 Tage in Anspruch niniint, indem die Aether- saule eine zu geringc Kraft ausiibt, um die fein gepulverte Substanz schnoll zu durchdringen. 3lehre Versuchc, ob das Oel in Wasser losliche Stoffe initreisse, ergaben nur garrz geringc Merigen derselben.

Die olfreicn Samen wurclen in i n i t W e i n s t i u r c a n g c s i i u e r t e m W a s s e r gekocht, um die A l b u m i n - s u b s t a n z , eine Art L e g u m i n oder A m a n d i n , unlos- lich zu machen. Die filtrirte Flussigkeit wurde mit S a l z - s i i u r e gekocht, u m n e x t r i n o d e r G u m m i i n G l y k o s e iiberzufiihren und unkersucht, wie vie1 C.C. der einge- engten Flussigkeit nothig seien, um 20 C.C. titrirte Liisung von Kupfertartrat und liali zu entfarben. Man lcann auch mit Erfolg die Felilingsche Flussigkeit anwcnden und be- rechnet dann d i c l i enge der in 1OoTh. enthaltenen redu- cirenden Siibstanz mit Zugrundelegnng der Formel der Glykose C121412012, indeni es unmhglich ist, die Wir- kung des Dextrins und des Qummis zu trenncn. Es ist dies auch ncbensiiclilich, da es Zweck der Untersuchung war, zu ermittcln, ob die Alenge der auf Kupferltali wir- kenden Substanz sich wahrend der Keiniung vermehre.

D e r von der Hehandlung mit angesauertem Wasser auf dem Filter gebliebene Kuckstand wurde ahgenommen, im Wasserbade getrocknet und rnit einer ziemlich concentrir- ten A e t z k a 1 i 1 o s u n g kurze Zcit gekocht, mehrmals gewaschen, der Ruckstand niit v e r d i i n n t e r S a l z s l u r e (6 Grin. S l u r e auf 300 C.C. Wasser) zusanimengebracht, die nach P o g g i a l e bei eineni kurze Zeit dauernden Kochen die Cellulose nicht angreift. D e r auf dem Filter gut ausgewascliene Ruckstand wurde getrocknet und

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Chemische U&muchunyen fiber die Keimzing. 269

gewogen. Ausserdem wurde auch die Aschenmenge des Filters und seines Inhaltes bestimmt, und, da F l e u r y mit 10 Grm. Samen arbeitete, ermittelte er auch die Mineralstoffe durch Einiischern.

Zur Bestimmung des Stickstoffs wurde 1 Grm. Samen niit N a t r o n k a l k verbrannt, und durch titrirte Schwefel- siiure das Ammoniak bestimmt. Man erhglt die Menge der Albuminsubstanzen, indem man '09,16 mit der gefun- denen Menge Stickstoff multiplicirt. Die Elementarsnalysen wurden mit chromsaurem Hleioxyd gemacht, weil dieses weniger hygroskopisch ist, weil dieSamen sehr reich an Kohlenstoff sind und vie1 Asche enthalten.

Die nach dieser Methode ausgefuhrte Analyse des R i c i n u s s a m e ns ergab :

Mineralstoffe.. ...... 3,10 Mineralstoffe 3,10 Albuminstoffe.. ..... 20,20 N . . . . . . . . . 3,232 Zucltcr u. analoge K. 2,21 C.. 57,412

Fette und harzige K. 46,60 13.. . . . . . . . 8,2716 Cellulose.. ......... 17,99 0.. . . . . . . . . 21,8034 Unbestimmte Stoffe . . 3,72

Wasser. . . . . . . . . . . . 6,18 Wasser.. . . . 6,18

. . . . . . . . 93,82 (ohne Starke)

1~0,OO 100,oo. In zwei grosse mit groblichem Sande gefiillte Gefasse

wurden acht Partien Korner, jede von 6-7 Grm. gelegt, und der Sand wahrend dcr ganzen Keimung stete feucht erhalten. Von 5 zu 5 Tagen wurde eine Partie unter- sucht, was sehr schwierig war, weil die Korner einen ztihen Stoff aussonderten, an welchem der Sand sehr fest haftete und etwas davon immer zuruckbliob. Durch Waschen mit drei auf die Substanz wirkungslosen Flussig- kciteu wurde der Sand fortgeschafft. Da die Samen un- gleich und mit verschiedener Schnelligkeit keimten, SO musste bei jedern Versuche das Gewicht der nicht ge- keimten Samen von dem Gesammtgewichte abgezogen werden, wodurch die gesarumten Untersuchungen sehr erschwert wurden.

Zeit des Ver- Fett Zucker n. Cellulose Albumin- F 1 eu r y erhielt folgende Resultate :

suches analoge K. stofie 1. 46,60 2,21 17,99 20,20

6. Tag. .. 2. 45,90 n n n

21. n ... 5. 7,90 18,47 n n

11. n ,. . 3. 41,63 16. 4. 33,15 7 n

26. ,, ... 6. 10,30 17,724 31. ,, ... 7. 10,28 26,90 2<99 2;,31

. . . 9:95 W n

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270 Chemische CTntersuchngen iiber die Keimung.

Die K6rner der drei letzten Analysen waren fast im gleichen Stadium der Keimung; die Temperatur war plotz- lich niedriger geworden, am 21. Tage war die Luft wieder warmer. Bei dem Minimum des Fettgehaltes hatte der Zucker sein Maximum noch nicht erreicht, F l e u r y nimmt an, dass ein Theil des Zuckers oder eines analogen Kor- pers zu der Zeit sich schon zu Cellulose transforrnirt habe, eine Ansicht, die sjch bei der spatern Untersuchung be- statigte. Wahrend der Keimung beobachtete F l e u r y ferner d i e B i l d u n g e i n e r w e n i g f l i i ch t igen S a u r e , denn bei der Destillation bei 1000 C. verfliichtigte sich aus der Losung nur eine Spur. Urn sie zu isoliren, wurde ein Zinksalz dargestellt, welch e s n i ch t k r y s t a 11 i s i r t e und ein losliches Rleisalz, jedoch hinderte der Mange1 an Substanz die weitere Untersuchung der Saure.

StickstofYbestimxnung und Elementaranalyse wurden mit acht einzeln gewogenen, im Gewachshause zum Kei- men gebrachten Kornern angestellt ; sie ergaben:

&heraIstoffe. . , . 3,lO N . . . . . . . . . . . . . 3,25 / C.. . . . . . . . . . . . . 40,52 :92,62. H 0 . . . . . . . . . . . . . 40,0144

. . . . . . . . . . . . . 5,7356 I

Die Menge der Mineralstoffe ist dieselbe gcblieben ; der Verlust an organischer Substanz ist fiir 93,82 = 1,20 --- 1,466 Proc.; 0 ist vermehrt, C hat abgenommen, N scheint invariabel zu sein.

2. Raps. Die Analyso des Rapsssmens ergab:

Wasser . . . . . . . . . . 8,081 Wasser.. ... 8,081 Mineralstoffe.. 2,918 Mineralstoffe 2,918 Albuminstoffe 19,078 C 59,803 Zucker u. nnaloge K. 7,232 H

Fette und harzige E. 46,001 0. 17,137 Cellulose.. ........ 8,258 N . . . . . . . . . 3,166 Unbestimmte Stoffe 7,721

100,oo 100,oo.

..... ...... . . . . . . . . .

. . . . . . . . . 8’895 i 91,919

i .. . . . . . . (ohne Starke)

---

Wahrend der Keimung wurden vier Analysen gemscht. Analyse Oel Zucker u.analogeK. Cellulose Albuminstoffe

1 37,93 10,14 11,70 a

2 35,26 12,73 10,59 n 3 33,36 11,70 10,24 n

4 28,35 3,50 18,183 19,37

Page 8: Chemische Untersuchungen über die Keimung

Clrembche Untercruchungen Uber die Keimung. 27 1

Die Vermehrung des Zuckers ist nicht schr betriichtlich, hat sicb bei der 4. Analyse vermindert, wohl weil er theilweise in Cellulose umgewandelt ist. Es ist merkwiir- dig, dass eine kleine Pflanze von 'i oder 8 Centimeter Liinge 30,9 Fett auf 100 ihres Trockengewichtes enthalt. Die Gewebe schliessen eine wahre Oelemulsion ein.

Die Elementaranalyse von No. 4 ergab: Mineralstoffe. , , . . C.. . . . . . . . . . . . . . 48,550 1 H.. . . . . . . . . . . . . 7,167 89,271.

N.. . . . . . . . . . . . . . 2,150

2,918

0 . . . . . . . . . . . . . . 27,486 \ Der Verlust an orpanischer Substanz ist 2,648 fiir

Der Sauerstoff ist vermehrt, Stick- 91,919 = 2,881 Proc. stoff fast in derselben Menge vorhanden wie oben.

3. Silsse Mamdel. Die Analyse ergab:

Wasser, .......... 6,488 Wasser.. . . . 6,488 Mineralstoffe.. , . . , . 3,058 Mineralstoffe 3,058 Zucker u. analoge K. 6,290 C , . . , . , . , . 62,985 Albuminstoffe ...... 23,240 H . . . . . . . . . 9,219 Cellulose.. . . . . . . . . 4,687 N . . . . . . . . . 3,718

Unbestimmte Stoffe 2,147

(ohne Starke)

Fet t . . . . . . . . . . . . . . 54,090 0 . . . . . . . . . 14,532

100,000 100,000. Die Samen keimten in 24-48 Tagen, der Wurzel-

keim hatte eine L h g e von mehr als 1 Decimeter, der Blattkeim trug ein Bouquet kleiner Matter, trotsdem hatten die Cotyledonen nicht merklich ihr Volumen vermindert und waren ganz erfiillt von Fett. Dcr Samen enthielt nach der Keimung:

Oel .................. 45,28 Zucker und analoge K. 10,022 Cellulose ............. 12,13 Albuminstoffe ......... 23,12.

Zur Elementaranalyse wurde eine Mandel verwandt, die vor der Keimung 1,2445 Grm. und nach derselben 1,1495 Urm. wog, ebenso reducirt sich die Trockensub- stam 93,512 auf 92,37, welche enthalt:

Page 9: Chemische Untersuchungen über die Keimung

272 Chemische Citterszrchungen iiber die Keiniung.

Mineralstoffe. 3,058 C.. . . . . . . . . . 55,880 H . . . . . . . . . . 3,692 N . . . . . . . . . . 3,700 0 . . . . . . . . . . 23,040.

Der Vcrlust an organischer Substanz betrug 1,222 Proccnt.

4. Eupkorbia Lathyris. Die Samen der Euphorbia Lathyris (e'ylirge, Spring-

lrraut) enthalten : Il'asser.. . . . . . . . . . 5,610 Wasser.. . . . . 5,610 Mineralstoffe.. 3,048 Mincralstoffc. 3,048 Albuminstoffe.. 19,350 C . . . 56,777 Zuckcr u. analoge K. 4,085 H 7,906

Cellulose.. . . . . . . . . 25,227 0 . . . . . . . . . . 23,563 F e t t . . . . . . . . . . . . . . 40,294 hT.. . . . . . . . . 3,096 Unbestimnite Stoffe. 2,386

. . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . 94,39 1 (ohne Starke)

-- 100,000 100,000.

Die schon alten Samen keimten schr schwer und nur unter dem Einfluss von Chlorwasser; die Aussaat musste dreimal vorgenomnien werden und es rergingen fast zwei Monate, ehc eine zur Analyse ausreichende Monge Substanz erhalten war.

Oel.. . . . . . . . . . . . . . 9,600 Mineralstoffe 3,048 . Ulykoseu.analogeK. 23,870 C . . . . . . . . . . 41,4701 Cellulose.. . . . . . . . . 90,507 H . . . . . . . . . 6,341 91,182.

der Samen kciriiten nicht. Nach der Keimung ergab die Analyse:

Albuminstoffc.. . . . . 19,060 N . . . . . . . . . 3,04g! 0.. . . . . . . . 37,274

Der Verlust ist demnach fiir 94,39 = 3,208 == 3,398 Procent.

5. Ergebiaisse der Untersuchungen. D a s I n d e n S a m e n au fgeh i iu f t e F e t t e r n a b r t

d i e P f l a n z e n n i c h t n u r w a h r e n d d e r K e i m u n g , s o n d e r n l i e f e r t auch d i e z u m W a c h s t h u m no th i - g e n n e u e n E l e m e n t c . Das erste Product der Um- wandlung scheint Z u c k e r oder D e x t r i n zu scin, welche, indem sie ein oder zwei Aequivslente Wasser verlieren, die Cellulose bilden, was oft so schncll geschielit, dass man die vorhergehende Transformation nur sehr schwer wahrnimmt, wie bei dem Hapse. Der Sauerstoff der Luft,

Page 10: Chemische Untersuchungen über die Keimung

Chemisclie Untersuchungen Uber die Keimung. 273

welcher den im Ueberschusse vorhandenen Kohlenstoff und Wasserstoff der Fette und Harze zu Kohlenhydraten wie Zucker und Cellulose oxydirt, dehnt seine Wirksam- keit noch dahin aus, dass er sich in den Fetten fixirt: es n e h m e n d i e o l igen S a m e n w a h r e n d d e r K e i - m u n g f o r t w a h r e n d S a u e r s t o f f auf. Schon S a u s - s u r e hat dieses Factum durch eudiometrische Analgsen constatirt; B o u s s i n g a u l t erhielt bei fettfreien Samen ganz andere Resultate.

Einen Ueberblick der oben angefuhrten Untersuchun- gen giebt die folgende Tabelle.

Samen Verlust Fir Verhaltnisfi dcs verschwundenen 100Trocken- C zu dem vor- €1 zu dernvor- H zum

substanz her vorhan- her vorhan- C

Ricinus. , . . , 1,466 2,294 0,306 0,150 Raps . . . , . . 2,881 0,188 0,194 0,153 Mandel . . . . . 1,222 0,113 0,057 0,074

denen denen

Euphorbia . . 3,398 0,269 0,198 0,102. Es lasst sich BUS diesen Zahlen kein physikalisches

Die Untersuchungen B ou s s i n g a u l t ' s Gesetz ableiten. iiber Klee und Weizen ergeben:

Verlust an 100 Th. Substanz gesammt an 0

4,116 1,927

Klee.. . . . . . . 6,819 Weizen , . . . . 3,034

In beiden Fallen war die Kcimung nicht vollsthdig. Zahlreiche Versuche T homson's ergeben irn Clan-

Zen, dass trockene Gerste bei der Urnwandlung in Malz 9 Proc. verliert. Es ergiebt sich Lieraus, dass Starke- haltige Samen vie1 mehr verlieren als Oel- haltige, wahr- scheinlich ist die Verbrennung des Kohlensfoffs von Ver- schwinden der Elemente des Wassers begleitet, damit die Kohlenhydrate sich bilden konnen. Gabe es Samen, die frei sind von Stiirke und Fett oder nur kleine Men- gen davon enthalten, in welchen also die Eiweissstoffe die Nahrung der Pflanze hergeben, so wurde man wahrschein- iich bei der Keimung eine Verminderung des Stickstoffs wahrnehmen, eben so wie bei schlechter Ernlhrung die Muskeln eines schon magern Thieres verschwinden. Die in den vorstehenden Analysen angefuhrten kleinen Defecte an Stickstoff sind wohl den analytischen Methoden und ihren Fehlerquellen zuzuschreiben. (Annul. d. Chim. et de Phy8. Janv. 1865.) Dr. Reich.

18 Arch. d. Pharm. CLXXVIII.Bds. 3. Hft.