burkert platon oder pythagoras zum ursprung des wortes phi lo sophie 1960

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Platon oder Pythagoras? Zum Ursprung des Wortes "Philosophie" Author(s): Walter Burkert Source: Hermes, 88. Bd., H. 2 (May, 1960), pp. 159-177 Published by: Franz Steiner Verlag Stable URL: http://www.jstor.org/stable/4475110 . Accessed: 13/10/2011 15:11Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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WALTER BURKERT, Platon oder Pythagoras?

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PLATON ODER PYTHAGORAS?Zum Ursprung des Wortes )>Philosophie(( Wenn es zum Wesen der Philosophie gehort, sich selbst zu befragen nach dem eigenen Wesen und Daseinssinn, so schlieBt dies auch immer die Besinnung ein auf Ursprung und Bedeutung ihres Namens, jenes griechischen Wortes, durch das sie bis heute in allen Sprachen abendlandischer Kultur als etwas Eigenstandiges neben )>WissenschaftWeisheit(gekennzeichnet ist. Fur oder das Altertum gab Herakleides Pontikos, ein eigenwilliger Schtiler Platons und Aristoteles', in einer einpragsamen Anekdote diejenige Namenserklarung, die allgemeinen Anklang fand: Pythagoras habe sich als erster q6to'coqoggenannt; und Herakleides lieB den beriihmten Mann aus Samos personlich in einem Gesprach mit Leon, dem Tyrannen von Phlius, Auskunft geben darulber, warum er so heiBen wolle und nicht oxo schlechthin. Die Darstellung hatte '6g im Altertum groBen Erfolg; Herakleides wird mehrfach zitiert, und daB Pythagoras das Wort )>Philosophie(( gepragt habe, ging in alle einschlagigen Handbuicherein, vom Doxographen Aetios bis Isidor von Sevilla. Erst in der modernen Wissenschaft wurde die Angabe des Herakleides zum Problem, besonders seit EDUARD ZELLER in seinem gerade auch fur die kritische Erforschung des Pythagoreismus entscheidenden Werk ironisch festgestellt hatte, die (Yberlieferung fiber Pythagoras und seine Lehre wisse #>um mehr zu sagen, so weiter sie der Zeit nach von diesen Erscheinungen abliegt(festliche xaAAarcv tOwelav; dies seien die )>PhilosophenTyrannund Weisern; vgl. A. ALFOLDI, Der Philosoph als Zeuge der WVahrheit und sein Gegenspieler der Tyrann, Scientiis et Artibus I, I958, 7-I9. Die Lokalisierung in Phlius hangt sicher zusammen mit dem im 5. Jahrhundert dort bezeugten Pythagoreerkreis (die Zeugnisse RE XX 282f.); Cicero und Iambl. protr. p. 4, II nennen eindeutig Phlius als Ort des Gesprachs, Diog. Laert. I, 12 dagegen Sikyon; LE'vY (a. 0. 28) und JOLY (46) vermitteln durch die Annahme, Pythagoras habe den Tyrannen von Phlius in Sikyon getroffen, doch kann der Angabe des Diog. Laert. ebensowohl eine Verwechslung zugrunde liegen (in diesem Sinn WEHRLI 89). 2 So Sosikrates (Diog. Laert. 8, 8) und Iambl. protr. p. 4, II; Val. Max. 8, 7 ext. 2: quo cognomine censeretur; Cicero: qua maxime arte confideret; vgl. die Frage daTtg llxTIV in Platons Gorgias, die, am Anfang (447d) formuliert, das Gesprach bestimmt. 3 Diese Reihenfolge bei Cicero und Sosikrates, wahrend Iamblich die Handler, der Stufenfolge der platonischen Seelenteile entsprechend, voranstellt. 4 Der Hinweis auf die Praexistenz der Seele, die Seelenwanderung (vgl. Fr. 89 WEHRLI), steht bei Cicero im zweiten Teil des Vergleichs, bei Iamblich am Anfang xaeobog; naeEAve'vat protr. p. 5I, IO. 5 Diodor IO, IO, I; Clemens Str. 4, 9, I; Aug. civ. 8, 2; trin. I4, I, 2; Hermias in Phdr. 278b p. 264 COUVR.;An. Par. III, 21, 2; bei Diodor, Val. Max. 8, 7 ext. 2, Iambl. V. P. 44 sind die #7 Weisen( gegenulbergestellt, bei Nicom. arithm. I, I; An. Par. III, 2I;Hermes 88,2

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& Trfg (ptAo)ocoqia qi 'Acoatg TotavTrg z5etia'g. Man hat die Frage, ob auch hier noch, wo CicerosText als Bestatigung fehlt, Herakleides ausgeschrieben sei, verschieden beantwortet; wahrend ROHDE4 auf einen spaten Platoniker schloB, ist nach ROSTAGNI vor allem JOLYdafuir eingetreten, alles dem Herakleides selbst zuzuweisen5; es gibt dafiir einige unverachtliche Argumente: Herakleides schrieb Pythagoras den Satz zu, das ))Wissen um die Vollkommenheit der Zahlen sei der Seele GRIckseligkeit< (Fr. 44 WEHRLI) und der SchluB bertihrt sich wortlich mit den alten, unter 6, Platons Namen tiberlieferten Definitionen (4I4b). Man mag hinzufulgen, daB Herakleides die unsterbliche Seele nach dem Tod in den Bereich jenseits der MilchstraBe gelangen lieB (Fr. goff. WEHRLI), daB er dabei schied zwischen der )>Schau#des Himmels in diesem Leben und einer h6heren, jenseitigen. Auch entspricht die Terminologie unserer Stelle, wie JOLYgezeigt hat, nicht genau dem System Plotins. Und doch spricht Entscheidendes gegen JOLYS allzu glatte Losung. Wir vermissen bei Iamblich den anderweitig iuberlieferten, zum Kern des Ganzen geh6rigen Satz, daB nur der Gott weise sei, der Mensch bescheiden miisse. ROSTAGNI (276) und JOLY(5I) sich mit dem )>Streben(( glauben ihn einfach einschieben zu konnen an der Stelle, wo im AnschluB an die Panegyris-Parabel wieder das Wort )>Philosoph?( falHt.Doch ist es gewiB kein Zufall, daB Iamblich weder hier noch an all den anderen Stellen, an denen er auf Pythagoras' Wortpragung zu sprechen kommt7, diesen Gedanken auch nurIV, 414; Hermias 1. c. die handwerkliche aocpta des homerischen Sprachgebrauchs. >Weisheit# als Gegensatz auch Quint. 12, I ,I9; orpTa und qt)Louoqgoa nebeneinander definiert [Plat.] def. 414b, Sext. Emp. math. 9, I3 (beide Male ohne Erwahnung des Pythagoras), Iambl. V. P. I59f. =in Nic. p. 5, 26ff.; nur das nackte Faktum der Benennung durch Pythagoras Aet. I, 3, 8; Apul. flor. I5; Clem. Str. I, 6i, 4; Ambros. de Abr. 2, 7, 37; Aug. civ. I8, 37; Isidor et. 8, 6, 2; I4, 6, 31. 1 Nicht bei Platon und Aristoteles, wohl aber bei Neuplatonikern belegt, doch kann Demosthenes (i8, 128) sagen: cot daee4rrti ,zeoTvaia; 2 Dieses Verbum scheint in dieser Bedeutung (an Stelle von 6Mx7Estv) singular zu sein. T mit Recht von DEUBNER (Sitz.-Ber. Berlin ph.-h. Kl. 1935, 632) gehalten -tg, eine Unscharfe, die sicher zu Lasten Iamblichs geht. 4 a. 0. I35. 5 ROSTAGNI a. 0. 276, JOLY 58 6 Anders aufgefal3t bei WEHRLI (7I f.), der dQ16YuoL Trig ipvxg zusammennimmt. 7 V. P. 44; I59 f. - in Nic. p. 5, 27ff. (ROHDE a. 0. 155f. betrachtet diesen Passus als wortliches Zitat aus einer verlorenen Schrift des Nikomachos; doch wozu soll Iamblich Nikomachos mit Nikomachos kommentieren? V. P. I59f., in dem fruher geschriebenen Buch, ist der Abschnitt leidlich gut in den Zusammenhang rsLeo aoftag eingefugt, die

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anklingen laBt. Man hat Iamblichs groteske Unselbstandigkeit seinen Quellen gegeniiber oft genug mit scharfen Worten gegeiBelt; leider, mochte man sagen, ging sie doch nicht weit genug. Es ist nicht zu uibersehen,daB Iamblich nicht nurim SchemaderGesamtdisposition,sondernauch im einzelnen stets eine gewisse ratio walten laBt im Auswahlen, Hinzufiigen und Zurechtriicken. Freilich kommt es ganz darauf an, was ihm wichtig ist. Gleichgtultigin einem fast unglaublichen MaBeist ihm alles nur Faktische, Historische, Individuelle; auf den Plan aber fiihlt er sich gerufen, wenn es darum geht, die hohere, jenseitige, gottliche Wirklichkeit iuber die gemeine Erfahrungswelt zu erheben und die platonisch-pythagoreische Philosophie als Zugang zu ihr zu preisen. Hier, wo die Grundlagen auf dem Spiel stehen, setzt beim Neuplatoniker eine gewissermaBen AdogmatischeSchau# muf3tefolgen, und der erste Satz bei Iamblich weist in die zu erwartende Richtung: schon ist die Schau des Himmels und seiner Ordnung, doch ist selbst dies nur etwas Sekundares, Wirkung eines hoheren Prinzips. Die Fortsetzung, bei Iamblich unterdrtickt, laBt sich leicht erganzen: dieses Hochste, Erste kann von keinem Menschenin seinem irdischen Leben ganz erfaBt werden, wahrend der Gott in seiner Schau selig ist - hier wtirde sich Fragment 44 sehr gut einfiigen -; nur der Gott besitzt daher Weisheit, dem Menschenbleibt nur das Streben nach ihr, indem er sich von den Hinweisen in der sichtbaren Welt, der Himmelsordnung leiten laBt. Darum heiBt er gptAoao'pog. steht der anderweitig uiberlieferteSatz nicht in der Mitte, So sondern am Ende, von wo der Neuplatoniker ihn verdrangt hatte, und der Bogen schlieBt sich. Deutlich sind bei Herakleides zwei an sich selbstandige Motive verquickt: der Preis der Theoria durch den Panegyris-Vergleich und die Deutung des Wortes Philosophie. Doch ist auf Grund der ]Gberlieferung nicht zu bezweifeln, daB schon Herakleides selbst beides verbunden hat, ja man wird zugeben, daB beides recht kunstvoll ineinander verwoben ist: in Beantwortung der Frage, was ein Philosoph sei, bestimmt die Panegyris-Parabel zunachst Wtirde und Wesen der Philosophie als ))Schau#,die weitere Erlauterung fiihrt vom Inhalt der >Schau zu jener Selbstbescheidung, die das Wort erklart. < Die t]bereinstimmung der Lehren, die hier #Pythagoras# vortragt, mit Platon ist untibersehbar; die Anerkennung einer h6heren Wirklichkeit, die Unsterblichkeit der Seele, die religi6se Bedeutung der Astronomie, aber auch die drei Lebensformen und die Sinngebung von gt)loaoq't'a sind nicht wegzudenken aus Platons Werk. Trotzdem laBt sich zunachst nicht bindend erweisen, daB Herakleides nur aus Platon schopfen konnte, was er Pythagoras zuschreibt. Man hat versucht, einen pythagoreischen Ursprung der Ideenlehre zu erschlieBen'; die drei fliot entsprechen zwar, wie JAEGER betonte, genau den178ff.; zahlreiche weitere Deutungen der pythagoreischen Philosophie tendieren in diese Richtung, vor allem auch ROSTAGNI in dem S. i6o Anm. 2 genannten Werk. Das Hauptargument liefert Arist. Met. 987a 29ff. Doch beweisen meines Erachtens die wiederholten Versicherungen des Aristoteles, daB die Pythagoreer keinen XcoQevtago kannten (Phys. 203a 6, Met. 989b 29ff., io8ob i6, io83b I0, Iogoa 23), daB ihre Zahlenlehre ganz anders als die Ideenlehre aufzufassen ist - BURNET 99ff. hat gerade dafiir den Weg gewiesen -, und daB sie uberhaupt die Zahlen eg61 genannt haben, dafur fehlt jeder Beleg.1 BURNET a. 0. 307ff., A. E. TAYLOR, Varia Socratica I, Oxford I91I,

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platonischen ))Seelenteilen(, doch hat JOLYgesehen', daB schon im Phaidon (68b), also vor der groBen Konstruktion des ))Staatesphilosophieren< Besitz der Weisheit sich ausschlieBen. Herakleides beruihrt und sich am engsten mit dem Phaidros; ist er nicht auch von dem groBen Mythos dieses Dialogs, der Fahrt der Seelen im Gefolge der Gotter, angeregt, wenn er scheidet zwischen der #Schau ((des Himmels und dem, was jenseits ist? Wenn und mit einem anderen, dem also bei Herakleides als festes Motiv uibernommen Theoria-Gedanken, kunstvoll verschlungen ist, was Platon in eingehender Er6rterung zu gewinnen suchte, spricht alles daftir, daB Herakleides Platons und nur Platons Gedanken Pythagoras in den Mund gelegt hat. Und doch ist damit das Argument noch nicht ganz zu entkraften, Herakleides werde derartiges nicht frei erfunden haben, er konne zumindest in der reichen Vberlieferung, die ihm zu Gebote stand, einen glaubhaften Hinweis auf Pythagoras gefunden haben. Mit dieser M6glichkeit ist zu rechnen, bis das Gegenteil beWiesenist. Man hat sich vielfach bemiuht, in den Resten alterer Literatur, die uns kenntlich sind, Bestatigungen fur Herakleides zu entdecken1. Das wichtigste Zeugnis daftir, daB die Pythagoras-Anekdote alter als Herakleides ist, hat scheinbar gerade WERNER JAEGERgesichert, indem er das neunte Kapitel von

Iamblichs Protreptikos auf die gleichnamige Jugendschrift des Aristoteles zurtickfuhrte2. Denn hier steht inmitten der Ausfiihrungen uiberden Zweck in der Natur und im Menschenleben: ' wra$ Uevg 'r6 iVedaaa9at' ei8 ov okavo'v, 6T r-ro' arrt Hviay ' qw' xat rov'rovsvexa 7ae8ArAvh#c'vat xa&EavrOv 86 Veov Eqaax8v r4vg dtvat;1 DaB die spateren Belege letztlich alle auf Herakleides zuriickgehen, ergibt sich daraus, daB in allen irgendwie ausfuhrlicheren Referaten die Elemente der gleichen Anekdote auftauchen, vor allem die Situation der Frage. 2 Aristoteles, 75ff.; Grundlegung einer Geschichte seiner Entwicklung, Berlin I923, die zweite Halfte des 9. Kapitels hatte schon BYWATER auf Aristoteles zuriickgefuhrt (Fr. 58 RosE).

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sig -ov flay (P. 5I, 7ff.). Hier haben wir wie bei Herakleides die Situationder Frage, die >Schau#als hbchste Lebensform, die Betrachtung des Himmels als ihren Inhalt und den ))Eintritt# ins Leben. Zugleich ware dies der einzig sichere aristotelische Beleg fur eine eigentlich philosphische Bedeutung des Pythagoras selbst, wahrend er gewdhnlich immer nur von ))PythagoreernVielwisserei und iible Kunst(i ein weiterer Vorwurf ausgesprochen ist.

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erscheint jedoch die Annahme, ein Wort, das solch weltgeschichtlichen Erfolg zu verzeichnen hatte, miisse von Anfang an einen ganz besonderen Akzent enthalten haben, eine StoBrichtung, ein Programm. Nun gibt es keinen natiirlicheren Weg, sich einer solchen besonderen Bedeutung zu versichern, als die so durchsichtige Zusammensetzung hineinzustellen in den Kreis verwandter Bildungen, und es ist verwunderlich, daB dies meines Wissens nie bewuBt durchgefulhrtwurde; denn eben aus der Wortbildung ergibt sich eine entscheidendeBeobachtung: bei Platon und Herakleides wird das Wort q2tA6'ao'Poqals Gegen-

stuck zu cogpoq betrachtet, auch bei Heraklit wollte man den Gegensatz heraber zeigen, daB stellen; alle ubrigen Bildungen mit dem Vorderglied 9ptAo-1 ein Gegensatz in dieser Weise keineswegs nahegelegt, vielmehr meist vollig ausgeschlossen ist, daB nichts als eine ganz unproblematische Verbundenheit ausgedruicktwird. die tlAoro'elot heiBen bei Homer die Iliaskampfer, (pt2eeQrot Phaiaken, ist qqtAoyquIt6'g Aphrodite; pt)lo'iOtvog findet sich mehrfach, qLAoxe'ro,too, je qtAoxrsavog, qLAo7raty/Iwjv einmal. Wollte man diese Zusammensetzungen im Sinn jener (ptAoaopta-Deutungverstehen, kame man von einer Absurditat in die andere: Krieger, die sich nach Kampf sehnen, ohne ihn zu finden - der -, grollende Achilleus heiBt nicht po9Ao'rdAe,og Phaiaken, die ihre )>Rudererweist sich liebea ablegen, sobald sie zum Ruder greifen ... Nein, q6{Ao5Eevia ist, am Gast, der da ist, und wer qJt2mnog hofft durchaus ein Pferd zu besitzen. Hesiod nennt die Kureten qtAorat'y,oves (Fr. I98), weil zu ihnen immer ihr charakteristisches Tanzspiel geh6rt, und fur Pindar ist Aigina q,tAo'yo2noq, (Nem. 7, 9), weil dort sein Lied erklingt. Es bedarf kaum weiterer Beispiele2; nur auf zwei besonders bezeichnende Falle sei noch hingewiesen: fltoVXe1v, schon bei Tyrtaios (Fr. 7, 4 D.) belegt, heiBt das Leben lieben, das man nicht verlieren will, und qntoXcowesv bedeutet nicht das Heimweh nach einem fernen Ort, sondern die Liebe zu einem Aufenthalt, den man nie verlassen mag3. In all diesen Fallen ist klar: q?t28v bezeichnet nicht die Sehnsucht nach etwas Abwesendem, nicht das Streben nach Unerreichtem, sondern die Vertrautheit mit Gegenwartigem, den taglichen Umgang, den man bejaht - jenesVerhaltnis,1 Zur Frage, ob q2Ao- adjektivisch oder verbal aufzufassen ist und wie es von den Griechen jeweils verstanden wurde, vgl. SCHWYZER, Gr. I, 442 m. Anm. 3. Gr. 2 Weitere bis Aischylos und Pindar belegte Bildungen: qtiA-aciyaog, -aiaixrog, -ai/aTog,-a'Ttog,

-aveQog,

-avwe,

-atoTaTo9,

- vtOg,

quZoy?)O,

qio6vQrog,

9pliOtVTQg, -Ornov&og,

q'OtxTo, -OrTEAavog,

-XV6,g, q7tAO-;C8Q6,!5,

-#aaorTo,

-ItaXog, -pe#opo,

-vtXOg,

-noAtg,-oevtg,

Streben uibers Erreichte hinaus ist enthalten in qTAo-rTOVog, -Tro0g, -9O90'uty$, -?oeog. ,CTEavog, -mee621g, -VIXOg, -TtZog, doch gerade dieses Wort bezeichnet ebenso die Freude am Besitz der Ehre, Aesch. Eum. I032. Bezeichnend ist Epicharm Fr. 9I KAIBEL: ... ,ovvOrixav 8%ovaa ndaavav, cpt26VQO;: qtlAeiv und EXetvgeh6ren zusammen. 3 Hdt. 8, ii; fltoXwoEev ist auch der treffende Ausdruck fur das )>Spuken( von Geistern an einem bestimmten Ort.

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fast zum das in haufigen Ausdriicken wie qita yvia oder plAov -roe ))liebguteVerhiltnisBildung(und )>Geschmack(( als eigene Werte entdeckt, auf die man etwas halt, die man vom anderen erwartet. Dem Zug der Zeit entsprechend werden diese Werte damit gleichund zeitig demokratisiert: aroq'o'v xato'vwerden nicht als Einzel- und Ausnahmefalle bewundert, sondern als Inhalt ))sch6ngeistiger(( Betatigung, die jedem So offensteht. Allgemeine Bildung tritt an die Stelle der )>WeisheitHyperboreische Apollon, und KARL KEREINYI hat in geistreicher Deutung gezeigt, daB die tYberlieferung,Pythagoras sei in einem fruheren Leben der Euphorbos der Ilias gewesen, eben dies besagen will: Pythagoras ist vielleicht Apollon2. Wenn man GIGONmit aller Vorsicht darin folgt, Thypothetisch die Katharmoi, das 'Reinigungsgedicht' des Empedokles, als die im Ganzen zuverlassigste und ausfuhrlichste Quelle fur das alte Pythagoreertum anzusehen((3, so fuhrt sich da gleich zu Anfang der Verfasser als )>unsterblicher Gott, nicht mehr sterblich