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www.bund.net 3/2017 Friends of the Earth Germany Umwelt. Zukunft. Wählen. BUNDmagazin BUNDmagazin Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

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Page 1: BUND · [3-17] BUNDmagazin 3 INHALT Liebe Leserinnen und Leser, alle vier Jahre erhalten Sie Ihr BUNDmagazin mit einem Schwerpunkt »Bundestagswahl«. So kompakt wie diesmal war er

www.bund.net

3/2017

Friends of the Earth Germany

Umwelt.

Zukunft.

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BUNDmagazinBUNDmagazinBund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

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[3-17] BUNDmagazin 3

I N HALTLiebe Leserinnen und Leser,

alle vier Jahre erhalten Sie Ihr BUNDmagazinmit einem Schwerpunkt »Bundestagswahl«.So kompakt wie diesmal war er noch nie.Sein Zentrum bilden fünf Kernforderungen,die der BUND an die nächste Bundesregierungstellt, als Antwort auf die Versäumnisse dervergangenen Regierungszeit.

Kommt es zu einer Neuauflage der GroßenKoalition? Reicht es für die Union schon mitder FDP zu einer Mehrheit? Oder macht amEnde doch die SPD mit ihrem Kandidaten dasRennen? Schließlich: Was versprechen wiruns von diesen Alternativen mit Blick aufunsere Ziele: den Schutz der Natur, das Gebotder Nachhaltigkeit, die Gesundheitsvorsorge?

Anders als früher haben wir diesmal aufeinen solchen Blick in die Zukunft verzichtet.Die Erfahrung hat gezeigt: Auf die politischeFarbenlehre ist nicht mehr recht Verlass, dieBundespolitik ist unübersichtlich geworden.Doch wollen wir Ihnen nicht vorent halten,wie die unabhängigen Fachleute des BUNDdie Wahlprogramme der Parteien beurteilen.Denn da gibt es noch immer auffällige Unter-schiede, sehen Sie selbst: � www.bund.net/bundestagswahl

Nach der Wahl am 24. September wird esetwas dauern, bis sich die neue Regierungzusammengefunden hat, bis die Details desKoalitionsvertrages abgestimmt und alleÄmter neu besetzt sind. Wichtige Weichenwerden da gestellt. Damit ein Anliegen, dasuns ganz besonders am Herzen liegt, hier -bei genug Aufmerksamkeit findet, wird derBUND im September eine Kampagne starten.

Mit ihr wollen wir erreichen, dass die neueRegierung (welche auch immer) der abartigenMassentierhaltung endlich einen Riegel vor-schiebt. Preiskämpfe und die beständige Giernach mehr Wachstum, Profit und Exportendürfen nicht länger auf dem Rücken vielerMillionen Nutztiere ausgetragen werden.Unsere Kampagne steht für ein Prinzip, dasdie Arbeit des BUND auch in den nächstenvier Jahren begleiten wird: Wir handeln über-parteilich – aber mitnichten unparteiisch.

Viel Spaß beim Lesen dieses BUNDmagazinswünscht Ihr

Severin Zillich, Redaktion

FORUM

4 Leserbriefe / Impressum

MAGAZI N

6 Kurznachrichten

KOMMENTAR

10 Warum wir wählen gehen

TITELTH EMA

12 Umwelt. Zukunft. Wählen.13 Unsere fünf Kernforderungen

AKTION

18 Klima retten – Kohle stoppen19 Raus aus der Massentierhaltung

NATURA 200020 Siegaue und Siegmündung

ZUR ZEIT

24 Bienen schützen25 Glyphosat abwählen26 Wildkatzen in Berlin?28 Abgasbetrug: Schluss mit schmutzig30 Tierische Produkte kennzeichnen31 G20: Für Klima und Gerechtigkeit32 Fluchtursachen bekämpfen33 Zeitfenster 2030: Klimaschutz

AKTIV

34 Neues aus dem BUND38 Friends of the Earth40 Die junge Seite

MEDI EN

44 Neu und interessant

PERSÖN LICH

46 Isabel Reuter

Seite 40: Glück in der WildnisDas war nun wirklich nicht zuer warten: Bei einem Wildnis-camp der BUNDjugend Sachsenzeigte sich ein echter Wolf !

Seite 12: BundestagswahlAm 24. September wird der neueBundestag gewählt. Der BUNDhat seine Anliegen in fünf Kern-forderungen gekleidet.

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4 BUNDmagazin [3-17]

FORUM

IMPRESSUMDas BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschriftdes BUND und erscheint viermal im Jahr.

Herausgeber: Bund für Umwelt und NaturschutzDeutsch land e.V. (BUND) – Friends of the EarthGermany, Am Köll ni schen Park 1, 10179 BerlinV.i.S.d.P.: Yvonne WeberRedaktion: Severin Zillich, � (0 30) 2 75 86-4 57,Fax -4 40, redak [email protected], www.bund.net/bundmagazinGestaltung, Produktion: Clau dia Gunkel (Pro - duk tions leitung), Marc Venner (Grafik, Lay out)Titelbild 3/17 (21. Jahrgang): Grafik v. Erik Tuckow Verlag: Natur & Umwelt Verlags-GmbH, Am Köll-

nischen Park 1, 10179 BerlinMitgliederservice: � (0 30) 2 75 86-1 11, Fax -4 40,[email protected]: für Mitglieder im Beitrag enthalten,für Nichtmitglieder 20 Euro pro Jahr.Anzeigenverwaltung: Ruth Hans mann, Runze &Casper Werbeagentur GmbH, � (0 30) 2 80 18-1 45, Fax: -4 00, [email protected]. Es gilt der Anzeigentarif Nr. 25.Druck: Brühlsche Univ’druckerei GmbH & Co KGPapier: 100% Recycling, glänzendgestrichenSpenden: Der BUND benötigt fürseine Arbeit über die Mitgliedsbei-träge hinaus Unterstützung. IhreSpen de ist steuerlich absetzbar.

Bitte über weisen Sie Ihre Spende auf das Kon toder Bank für Sozialwirtschaft: IBAN: DE24 37020500 0008 2802 02, BIC: BfS WDE33. Danke!(siehe hierzu: www.bund.net/spenden)Copyright: Alle Beiträge und Abbildungen sindurheberrechtlich ge schützt. Nachdruck oder sonsti ge Ver wer tung nur mit schriftlicher Ein -wil ligung des Verlags.Druckauflage: 193 870 Exemplare (IVW 2/2017); in der Natur + Umwelt: 135 342 (IVW 2/2017)Beilagen: Dieses BUNDmagazin enthält Beilagender UmweltBank AG und – in einer Teilauflage –des Versands Waschbär.

Das BUNDmagazin 4/2017 erscheint am 11. November mit dem Schwerpunkt »Suffizienz«.

Titel derAusgabe 2/17

Wildnis? Ja, aber …

Wildnis ist wunderbar. Was wir da -von besitzen und sich in unserenNationalparks zunehmend ent -wickelt, sollten wir schützen undbewahren. Doch gibt es Wildnis inanderen Gebieten dieser Erde besserals bei uns. Das Besondere an Mittel -europa ist unsere Kulturland schaft.Unter dem jahrtausende langen Ein-fluss des Menschen ist ein enormerReichtum entstanden. Wiesen,Äcker und Weinberge waren bis indie 60er Jahre großartig artenreich.Dies so weit wie möglich zu erhaltenund wiederherzustellen, sollte unsein dringendes Anliegen sein.

Eine weitere Stärkung des Öko-landbaus und Programme wie »100Äcker für die Vielfalt« können unsdabei helfen. Ein Problem auf die-sem Weg ist sicher die Wiederkehrvon Bär und Wolf. Sie zu fördernscheint mir im dicht besiedeltenDeutschland nicht sinnvoll. Dassdiese Tiere Schafe und Kälber reißen,ist unstrittig, und ein wichtiger Teilunserer Naturschutzflächen wirdeben durch Beweidung erhalten.Gewiss lässt sich die Gefahr durchSchutzmaßnahmen verringern.Aber so mancher Tierhalter könnteaufgeben, da ihm die Maßnahmenzu aufwendig sind. Für den Natur-schutz wäre das katastrophal.

Bär und Wolf sind auch für denMenschen eine Gefahr. Selbst wennsie bei uns wieder verbreitet wären,wäre die Gefährdung sicher nursehr gering. Aber gewiss hätte nichtnur ich Sorge, meine Kinder spielenzu lassen, wo Wolf oder Bär leben.

Wie sollen wir sie dann an die Naturheranführen?

Wildnis oder Kulturlandschaft –Sie werben für ein »sowohl als auch«.Da kann ich nur zustimmen. Aller-dings würde ich den Schwerpunktetwas anders setzen.

Elisabeth Zindler-Frank, Marburg

Sie plädieren für mehr Wildnis –warum nicht? Das ist sicher sinnvollin Wäldern oder Flusslandschaften.Das darf aber nicht bedeuten, dassnun allenthalben der Natur freieEntfaltung gewährt wird. UnsereArtenvielfalt verdanken wir beson-deren Biotopen, die in aller Regelgegen die Natur entstanden sind:Truppenübungsplätze, warmeHänge, trockene Magerrasen, Bra-chen, Bergbaufolgelandschaftenusw. Halten wir diese Standortenicht aktiv offen, können wir unsvon vielen Arten verabschieden.Das will ich nicht!

Rüdiger Lück, Lychen

Nichts gegen die neuen »Big 5«, ichfreue mich über deren Rückkehr.Allerdings schreiben Sie, dass derBUND in deren Fall für mehr Sach-lichkeit plädiert. Hört sich gut an,macht aber einen grundlegendenFehler. Ob Menschen speziell Wolfund Bär begrüßen oder ablehnen,lässt sich nicht über »Sachlichkeit«auflösen. Wie in vielen grundlegen-den Fragen des Naturschutzes gehtes hier um Werte: darum, was dieExistenz einer Tierart den Menschenim Lande bedeutet.

Der Naturschutz sucht seineAnliegen immer wieder als sachlichund rational erschließbar darzu -stellen. Doch wie jemand zum Wolf(und anderen Wildtieren) steht, istAusdruck einer Werteentscheidung.So ist es übrigens auch mit natur -belassenen Gewässern, blühendenWiesen oder knorrigen Urwaldbäu-men. Werte sind ein Ausdruck desFühlens und Wollens und solltennicht hinter vermeintlich sachlichenBegründungen versteckt werden.An dieser Stelle täte den Natur-schutzverbänden und all ihren Mit-streitern mehr Ehrlichkeit gut.

Andreas Klotz, Hamburg

Ihr Titelthema »Mehr Wildnis« istwichtig, aktuell und interessant.Nimmt man dem BUND aber seinEngagement für die Wildnis ab, weiles zur langjährigen Arbeit und Stra-tegie passt, so gibt es bei anderenAkteuren große Fragezeichen. Wild-nis liegt im Trend, und darin liegtmeines Erachtens auch eine Gefahr.

Die Stadt Frankfurt etwa ruft alsTeilnehmerin des Bundesprojektes

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Die Redaktion freut sich über jede Zuschrift, be hält sich aber Kürzungen vor .Eine erweiterte Aus wahl von Leser briefen finden Sie unter � www.bund.net/bundmagazin – etwa vier Wochen nach Erscheinen jeder neuen Ausgabe.

»Wildnis wagen« zwei Kleinstberei-che von wenigen Tausend Quadrat-metern aus. Gleichzeitig verfolgt sieeine Politik, die rücksichtslos aufWachstum setzt. In der Diskussionum neue Baugebiete fordern Archi-tekten, Stadtplaner und Politikerimmer wieder, dass das »Tabu« desLandschaftsschutzes fallen muss.Geschützte Grünflächen werden zurDisposition gestellt. Das Problemder Flächenversiegelung spielt inder Landespolitik und Stadtplanungnur eine untergeordnete Rolle. AlsBeispiel von vielen steht die »GrüneLunge« am Rand des Günthersburg-parks. Sie soll einem Quartier mitgroßteils kaum erschwinglichenWohnungen weichen.

So wird »Wildnis wagen« zumwertlosen Etikett, das das städtischeHandeln gegen Natur und Umweltnur werbewirksam verbrämt.

Folkhart Funk, Frankfurt

Als bäuerlicher Landwirt, der natur-verträglich wirtschaftet und seineTiere liebt und pflegt, möchte icheiniges zu Ihrem romantisierendenArtikel über die »Big 5« an merken.Er suggeriert, dass wir Bauern,Schäfer und Kleintierhalter selbstschuld seien, wenn unsere Tiereohne Elektrozaun und Schutzhundevon Wölfen gefressen werden.

Meist haben unsere Tiere einenoffenen Stall auf der Weide. KeinTierhalter ist letztlich so eingerich-tet, dass er Wölfe abhalten könnte.Selbst ein 1 Meter hoher Elektrozaunmit Flatterbändern schützt die Tierenicht, wenn er nicht auch einenMe ter tief in die Erde gesetzt wird:So tief graben Wölfe in einer Nacht,um ans Ziel zu kommen. Schutz-hunde sind sehr teuer und pflege-bedürftig, für Wanderer äußerstgefährlich und finanziell nicht zuleisten für Kleintierhalter, die meisthobbymäßig ca. 20 Tiere halten.

Sie können auch von keinemTierhalter verlangen, dass er seineTiere auf der Weide nachts bewacht.Wölfe sind wie Füchse sehr anpas-sungsfähig. Bei Schäden und Ängs -

ten der Leute helfen auch Geld oderein Wolfsmonitoring nur bedingt.Reißen Wölfe Nutztiere, so sind dieübrigen Tiere total verängstigt;kehrt der Wolf dann mehrfach zuder leichten Beute wieder, müssendiese ganz entnommen werden. Fürmich ist das ein Tierfrevel.

Günter Ziegler, Rottweil

Energiepotenzial verschwendet

Ich habe den Eindruck, dass bestePotenziale der Energiewende ver-schnarcht werden. Etwa »Windgas«,also die Herstellung von Wasserstoffbei Überkapazität von Wind – statt-dessen wird oft ab geschaltet … MitWasserstoff laufen bald Züge, Japanbietet schon Autos an, Wasserstoff-busse können die Luft in Städtenreinhalten. Hassfurt hat begonnen(siehe www.powertogas.info > Pilot-projekte). Zum Jubeln!

Für reine Elektroautos dagegen,trotz noch fließendem Braunkohle-strom unkritisch propagiert, werdenRiesenmengen Kobalt für die Akkusbenötigt, das unter höchst ausbeu-terischen Bedingungen im Kongogefördert wird. Zum Heulen!

Auch verschnarcht: die Solar -kollektoren. Seit 19 Jahren sparenwir damit Gas und Geld für Warm-wasser ein. Aber noch immer findetman auf Dächern sogar im sonnen-reichen Südeuropa nur ab und ansolche Anlagen. Da gehört von derEU deutlich nachgeholfen.

Hilde Hartmann, Saarbrücken

Im Atlantik gibt es vor Europas Küs-ten Offshore-Windkraft und zudemGezeiten- und Wellenkraftwerke zurmarinen Energiegewinnung. Wes-halb beschränkt sich die deutscheNaturstrompolitik auf Wind- undSolarenergie (beide wetterabhängig)und ein wenig Bioenergie, welchedie Agrarindustrie (Raps, Mais etc.)füttert? Geothermie wird auch ver-nachlässigt. Der BUND sollte einebreitere Naturstrompolitik fordern!

Jürgen Heinrichs, Hamburg

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lebender Wolfsfamilien in Kanada

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Wolfs-Alltag, festgehalten in

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Wolfsverhaltensexperte Günther Bloch

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6 BUNDmagazin [3-17]

MAGAZI N

E in doppeltes Jubiläum steht an:Vom 29. September bis 1. Okto-

ber lädt der BUND zum zehntenMal auf die Burg Lenzen zu denNaturschutztagen an der Elbe. Weildas Biosphärenreservat »Flussland-schaft Elbe« in diesem Jahr seinen20. Geburtstag feiert, werden diedeutschen Modellregionen im Mit-telpunkt der Tagung stehen.

Mit Vorträgen, Workshops undExkursionen werden wir die Rolleder Biosphärenreservate für einenachhaltige Entwicklung beleuch-ten. Wir wollen gute Beispiele ausverschiedenen Regionen vorstellen.Und wir möchten kritisch Bilanzziehen und in die Zukunft blicken:Was können die Modellregionendazu beitragen, die deutsche Nach-haltigkeitsstrategie umzusetzen?

Zudem werden wir das Rambo-wer Moor (viele Kraniche!) und dieAuenlandschaft der Elbe besuchen.Wir bieten eine Exkursion in dieerste deutsche Arche-Region undzeigen, wie in der LenzerwischeNatur auf Kultur trifft. Die Burg -küche wird unsere Gäste wiedermit regionaler Biokost verwöhnen.

Die Naturschutztage an der Elberichten sich an alle Interessierten:Sie können sich hier sowohl überaktuelle Natur- und Umweltthemeninformieren als auch Erfahrungenaustauschen. Veranstalter ist derBUND, dieses Jahr gemeinsam mitdem Biosphären reservat Flussland-schaft Elbe.

Zum Programm und zur Anmeldung:� www.bund.net/naturschutztage

Naturschutztage an der ElbeModellregionen unter der Lupe

K ennen Sie Küstendünen mit Krähenbeeren? Nein?Dann sollten Sie sich beeilen. Gut möglich, dass

dieser Biotoptyp in Deutschland nicht mehr lange zuerleben ist.

Neben Roten Listen für Pilze, Schmetter linge oderVögel gibt es auch eine Liste gefährdeter Lebensräume.Ende Mai erschien eine aktualisierte Version. DasBundesamt für Naturschutz hat darin abgebildet, wie

es um die Vielfalt der heimischen Lebensräume steht. Die Antwort lautet: nicht gut.

Exakt 863 Biotoptypen wurden bislang in Deutsch-land beschrieben, von Muschelbänken in der Nordseebis zu alpinen Mähwiesen. Fast zwei Drittel geltenheute als mehr oder weniger stark bedroht. Vor allemin der Kulturlandschaft verschärft sich die Lage vielerLebensräume. Dazu der BUND-Vorsitzende HubertWeiger: »Dies geht vor allem auf das Konto der inten -siven Landwirtschaft – ein Ergebnis der verfehltenAgrarpolitik.« Das Agrarministerium dürfe deshalb dieBelange des Naturschutzes nicht länger missachtenund blockieren.

Auch der weiterhin hohe Flächenverbrauch trägtzu der bedenklichen Entwicklung bei. Neben Wiesenund Weiden zählen die erwähnten Küstendünen zuden vielen Biotoptypen, deren Situation sich seit 2007verschlechtert hat.

Der BUND fordert im Bundesnaturschutzgesetzendlich einen Rechtsschutz für alle bedrohten Biotopezu verankern. Dass die Bilanz nicht noch düsterer aus-fiel, daran hat der Naturschutz der EU großen Anteil:mit dem Netzwerk von Schutzgebieten »Natura 2000«und der Wasserrahmenrichtlinie.

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Bedrohte Vielfalt: 863 BiotopeDie Zahl

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[3-17] BUNDmagazin 7

� Große Teile des Südschwarzwalds hat die UNESCO Mitte Juni als Bio -

sphärenreservat ausgezeichnet. Die neue Modellregion für nachhaltigeEntwicklung erstreckt sich über 29 Gemeinden auf einer Fläche von etwa630 Quadratkilometern. Das 16. deutsche Biosphärenreservat weist großeHöhenunterschiede auf kleinstem Raum auf und zeichnet sich besondersdurch gemeinschaftlich genutzte Bergweiden aus.

� Ein ganzes Drittel weniger Plastiktüten haben die Deutschen im ver-gangenen Jahr verbraucht: statt 68 (2015) nur noch 45 Tüten pro Kopf .Dieser Rückgang gilt als Folge davon, dass viele Geschäfte eine Gebühr aufPlastiktüten eingeführt haben oder gar keine Tüten mehr anbieten.

� Wir für Wildnis ist eine neue Broschüre betitelt, die der BUND gratisanbietet. Im Namen eines großen Bündnisses von Naturschutzverbändenwirbt dieser Wegweiser zu mehr Wildnis in Deutschland dafür, der freienNaturentwicklung hierzulande mehr Raum zu geben. Die Broschüre zeigt,wie das gelingt und warum Wildnisgebiete so wertvoll für uns alle sind. � www.bund.net/wildnisbroschuere; eine Druckversion verschickt derBUND-Versand, [email protected], Tel. (0 30) 2 75 86-4 80

� Der BUND will Deutschlands größten Altarm wieder zum Leben erwe-cken, die Dornburger Alte Elbe bei Magdeburg. Mit 250 000 Euro fördertedie Umweltministerin von Sachsen-Anhalt das ehrgeizige Projekt im Mai.Das 25 Kilometer lange Altwasser bietet seltenen Arten wie Fischotter,Rotbauchunke oder Grüner Mosaikjungfer Lebensraum und zählt zu denlandesweit wertvollsten Auengewässern. Der BUND entwickelt ein Konzeptgegen die drohende Verschlammung, das auch dem natürlichen Schutz vorHochwasser dient.

� Erfolg für die BUND-Kampagne gegen das krebsverdächtige Pflanzen-

gift Glyphosat: Die Gehwege der Hauptstadt werden inzwischen per Handvon störendem Grün befreit. Die Berliner Stadtreinigung setzt ab sofortkein Glyphosat mehr gegen Wildkräuter ein – und wirbt parallel dafür,dem Grün in der Stadt mit mehr Toleranz zu begegnen …

� (Nicht nur) In Hamburg melden viele Messstationen seit Langem zuhohe Schadstoffwerte. Der BUND HH erwirkte gegen die untätige Stadtein Zwangsgeld – die darauf ihren Luftreinhalteplan verbessern muss te.Sollte dieser nicht deutlich mehr Wirkung als sein Vorgänger zeigen,behält sich der Landesverband weitere Schritte vor.

� Für sein gutes Mobilitätsangebot hat der Nationalpark und NaturparkBayerischer Wald 2016 den Fahrtziel Natur-Award gewonnen. Mit einemUmweltticket können Übernachtungsgäste vor Ort in über 20 Gemeindenkostenlos Bus und Bahn fahren. Die Reaktivierung einer Bahnstrecke ent-lang des Schwarzen Regens hat das Angebot noch erweitert. Vor allemWanderer und Naturliebhaber nutzen den derzeit laufenden Probebetriebzwischen Gotteszell und Viechtach. In der Kooperation Fahrtziel Naturengagiert sich der BUND mit NABU, VCD und Deutscher Bahn dafür, durchVerkehrsverlagerung das Klima zu schützen. � www.fahrtziel-natur.de

»Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit.

Doch positive Neuigkeiten aus unserem Verband und dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Ein paar

aus jüngster Zeit haben wir für Sie ausgewählt.

KURZ & GUT

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Klaus-Dieter Neumann

� Die neue

Modellregion im

Schwarzwald,

hier bei Schönau.

� In der Alten

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leben Fischotter

und andere Rari -

täten.

Umweltschonend

mobil im National-

park Bayerischer

Wald. �

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8 BUNDmagazin [3-17]

Ökotipp

Besser umziehen

Ein Umzug kostet Kraft undNerven – und belastet oft die

Umwelt. Wir empfehlen Ihnen aufumweltschonende Alternativen zusetzen. So verbrauchen Umzugs -kartons bei der Herstellung vielEnergie und Ressourcen. VersuchenSie doch gebrauchte Kartons zukaufen oder sie im Bekanntenkreisund über Tauschringe auszuleihen.

Jeder Umzug produziert Abfall.Kaputte Elektrogeräte geben Siebitte am Recyc linghof ab. FlüssigeLack- oder Farb reste gehören ineine Sammelstelle für Schadstoffe.Bevor Sie Möbel oder Haushalts -geräte wegwerfen, fragen Sie dochzunächst in Ihrem Bekanntenkreisnach Bedarf oder verschenken Siediese an Selbstabholer. So schonenSie die Umwelt und machen andereneine Freude.

Beim Transport Ihres Hausrateskönnen Sie Kraftstoff und Emissio-nen sparen. Halten sich Volumenund Distanz in Grenzen, kann einLastenfahrrad den Umzugswagenersetzen. In vielen Städten sind siegünstig zu leihen. Der VerkehrsclubDeutschland hat aufge listet, wo: �www.vcd.org/themen/radverkehr/lastenraeder.

Für eine Nummer größer mag eingeliehener E-Kombi seine Dienste

tun. Die Umwelt schonen Sie damitaber nur, wenn Sie Ökostrom tanken.Buchen Sie einen Umzugslaster,können Sie seine Abgaswerte klären.Große, schwere und alte Modellestoßen meist mehr Schadstoffe aus.Bei allen Fahrten gilt: Je besser Siegeplant und gepackt haben, destoweniger Fahrten werden nötig.

Weitere Ökotipps des BUND findenSie hier: � www.bund.net/oekotipps

Dieses Frühjahr verabschiedeteder Bundestag ein Gesetz »zur

Stärkung des neuen Zusammen -lebens in der Stadt«. Eindeutig eineBeschönigung, findet der BUND.Das Gesetz führt als neuartigesWohngebiet »Urbane Gebiete« ein.Sie sollen das Nebeneinander vonWohnen und Gewerbe fördern, wie

es in den Gründerzeitvierteln großerStädte oft bis heute üblich ist; undsie dürfen dichter bebaut werden alsnormale Misch- und Wohngebiete.

Gegen eine höhere Baudichte hatder BUND nichts – es ist ja sinnvoll,Flächenressourcen sparsam zu nut-zen. Nur sollte auf jedem Grund-stück etwas Boden bleiben, wo Was-ser versickern, Pflanzen wachsenund Regenwürmer graben können.Der BUND fordert ein Viertel derGrundstücksfläche unversiegelt zulassen. Das sichert wenigstens einMinimum an Grün, für Erholung,Artenvielfalt und das Stadtklima.

Gehört Lärm zur Stadt?

Der jetzige Gesetzestext erlaubtpraktisch die völlige Versiegelung –und zudem gravierend mehr Lärmals in klassischen Wohngebieten.Dabei wissen wir heute, wie starkLärm der Gesundheit schadet. DasBaugesetz hat für gesunde Lebens-bedingungen zu sorgen. Gewiss istes schwer, den Lärm von Gewerbe

im Hof, von Anlieferern oder Gast-stätten in Grenzen zu halten. Dochwer meint, Lärm gehöre nun malzur Stadt, macht es sich zu einfach.

Der BUND engagiert sich vieler-orts für die Stadtentwicklung. Unddie hat nur Erfolg, wenn sie nicht zuLasten von Umwelt und Natur geht.Unsere Innenstädte müssen grünund lebenswert werden. Um sieaus reichend begrünen zu können,ist vor allem die Verkehrsfläche zuverkleinern – oft genug das Relikteiner autogerecht geplanten Stadt.

Schließlich erleichtert das neueGesetz (auf Wunsch der CSU) Bauenim Außenbereich. In beschleunig-ten Verfahren entfallen Umwelt -prüfungen und Bürgerbeteiligung(oder sind erheblich reduziert) – einganz falscher Ansatz! Da redet undschreibt die Regierung so viel überStadtgrün und ihre Umweltziele –um in der Praxis dann Zersiedelungund Flächenverbrauch zu fördern.

[email protected]

Stadtentwicklung

Fehlgeplant: Urbane Gebiete

Stadtgrün im

Berliner Bezirk

Hellersdorf.

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Gerettete Landschaft

Ein ehemaliger Kalksteinbruch im Landkreis Alzey-Worms solltezur Mülldeponie werden. Nach heftigem Widerstand gelang esdem BUND Rheinland-Pfalz 1978, den »Rosengarten« zu kaufen.Seither pflegt die Kreisgruppe des BUND das wertvolle Refugiumund Naturschutzgebiet.

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Die Bundestagswahl am 24. September findet voreiner irritierenden politischen Kulisse statt. Einer-

seits gewinnt man den Eindruck, dass internationaleThemen wie die Zuwanderung, die Finanzpolitik, derFortbestand der Europäischen Union oder auch derFührungsstil des US-Präsidenten zu den stimmungs-machenden Kernthemen der deutschen Medien ge -worden sind. Andere Themen – auch wichtige Anliegendes BUND – scheinen in der öffentlichen Aufmerksam-keit weit darunter zu rangieren.

Gleichzeitig tritt Angela Merkel bei internationalenKonferenzen gerne als Garantin eines ambitioniertenKlimaschutzes auf – zuletzt etwa beim G20-Treffen inHamburg. Außerdem finden ja fast alle Parteien Klima-schutz, Tier- und Verbraucherschutz irgendwie wichtig.Muss man da noch mit ökologischen Anliegen imWahlkampf mitmischen wollen?

Doch betrachten wir die vergangenen vier Jahre derGroßen Koalition genauer, zeigt sich: Zwar halten geradedie Regierungsparteien CDU/CSU und SPD oft großeZiele wie Klimaschutz, Tierschutz oder Luftreinhaltung

verbal in die Höhe. Ihre konkreten Beschlüsse aberbewirken nicht selten das Gegenteil. So hat Deutsch-land seinen CO2-Ausstoß nicht etwa gesenkt, sondern2016 noch einmal erhöht. Und das, obwohl in den letz-ten Jahren so viele neue Windkraftanlagen er richtetwurden! Der Grund: Es fehlte am politischen Willen,vollkommen veraltete und längst abgeschriebeneBraunkohlekraftwerke wirklich abzuschalten.

Ein ähnliches Muster zeigt sich auch bei der Ernäh-rung und Landwirtschaft: Der Wunsch nach Biolebens-mitteln und artgerechtem Fleisch wird in Deutschlandmit jedem Jahr größer. Doch das CSU-geführte Land-wirtschaftsministerium hat sich geweigert, den Auf-schwung mit dem nötigen Rahmen zu versehen und soerst zu ermöglichen. Mit der Novelle des Düngerechteshat die Große Koalition gerade erst die Chance vertan,endlich die ständig wachsende Nitratbelastung unseresGrundwassers zu stoppen. Da steckt sie lieber weiterjedes Jahr fünf Milliarden Euro in die Förderung kon-ventioneller Agrarbetriebe – ohne Rücksicht auf denTierschutz und Naturschutz und die Bedürfnisse derbäuer lichen Landwirtschaft.

10 BUNDmagazin [3-17]

KOMMENTAR

Bundestagswahl

Warum wir wählen gehen

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Nun werden seit geraumer Zeit alle möglichen Farb-konstellationen für rechnerisch denkbare Regierungs-bündnisse durchgespielt. Ob nun Schwarz-Rot oderSchwarz-Grün, Rot-Rot-Grün oder Schwarz-Grün-Gelb – all diese Farbmodelle lassen vorläufig unklar:Welche ökologisch-sozialen Zukunftsthemen werdendie Parteien in den Koalitionsgesprächen wirklich auf-greifen? Wird es einen politisch gesteuerten Kohleaus-stieg geben, der ökologische Ziele und soziale Fragenintegrativ steuert? Oder wird hier endlich der Ausstiegaus der Massentierhaltung beschlossen?

Mit diesen beiden Fragen kehren wir zum Anfangzurück, zur weltpolitischen Dimension. Denn der deut-sche Kohleausstieg – der technisch und wirtschaftlichmachbar ist – wäre gleichzeitig der Einstieg in einenglobalen Ausstieg aus dieser Technologie. Außerdem istdieser Kohleausstieg die zentrale Voraussetzung, umdie Lebensbedingungen im Süden auf einem Niveau zugarantieren, das die Flucht vieler Menschen in denNorden nicht schon aus Klimagründen erzwingt.

Auch die deutsche Agrarwende und der Stopp dermit Steuergeldern finanzierten EU-Agrarexporte ent-scheiden letztlich mit darüber, ob die bäuerliche Land-wirtschaft in Afrika eine Zukunft erhält.

Daher unsere Bitte: Geben Sie am 24. Septemberden Kandida t*innen Ihre Stimme, die zeigen, dass siees wirklich ernst meinen mit dem Umwelt- und Natur-schutz. Und kämpfen Sie mit Ihrem Engagement imBUND dafür, dass die vielen Versprechungen dannauch gehalten werden.

Hubert Weiger und Olaf Bandt

Hubert Weiger ist der Vorsitzendedes BUND, Olaf Bandt leitet alsBundesgeschäftsführer den Bereich»Politik und Kommunikation«.

Anliegen mit globaler Dimension

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Dave Goulsons Expeditionen ins Reich der Bienen sind »ein Zugewinn an Welt,

an Farbe, an Leben.« Brigitte Neumann, ORF

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12 BUNDmagazin [3-17]

Am 24. September wird der neue Bundestag gewählt – besser: sind wir alle dazu

aufgerufen, den neuen Bundestag zu wählen. Seine Zusammensetzung und die

neue Bundesregierung werden für die kommenden vier Jahre einen wichtigen

Teil unseres Lebens, die Politik und die Gesetzgebung prägen. Damit die nächste

Regierung die Weichen richtig stellt, hat der BUND seine Hauptanliegen in fünf

Kernforderungen gepackt. Wir stellen sie Ihnen auf den folgenden Seiten vor.

Nun wollen wir das Bild nicht schwärzer malen, als es schon ist. Doch lag es nahe,

zur Begründung unserer Forderungen vor allem die Versäumnisse der letzten vier

Jahre zu betonen. Schon deshalb, weil das Versäumte deutlich schwerer wiegt als

die vereinzelten Fortschritte, die es in dieser Regierungsperiode für Natur, Umwelt

und Gesundheit gegeben hat.

Mehr über die anstehende Wahl, ein kritischer Blick auf die Wahlprogramme der

Parteien sowie Hintergrundpapiere zu unseren Kernforderungen können Sie im

Netz nachlesen – unter � www.bund.net/bundestagswahl

Wir haben die Wahl

TITELTH EMA

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[3-17] BUNDmagazin 13

Hormonelle 5EJCFSěOėG

PHTHALATE

BROMIERTE FLAMMSCHUTZMITTEL

RISIKOGRUPPEN

BISPHENOL A

PERFLUORIERTE CHEMIKALIEN

PARABENE

PESTIZIDE

Plastikspielzeug, Sportartike

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Schwimmringe, Duschvorhänge, Kabel ...

Elektrogeräte, Baumaterialien ...

Konserven, Lebensmittelverpackungen, Kunststoffbehälter ...

Föten im Mutterleib, Kinder,Pubertierende und Schwangere

Pfannen, Outdoorkleidung, Fastfoodverpackungen

Kosmetik

Frischobst und Gemüse

Über tausend Stoffe gelten derzeit als hormonell wirksam. Am stärksten belasten uns – einzeln oder gemeinsam als Cocktail:

Morgens bringen wir mit dem Duschgel eine erstePortion hormoneller Schadstoffe auf die Haut.

Beim Frühstück kann dann das Pestizid Glyphosat hin-zukommen. Im Lauf des Tages kommen wir in Kontaktmit zig weiteren bedenklichen Chemikalien in Lebens-mitteln und Alltagsprodukten. So lassen sich bei unsallen Schadstoffe im Körper nachweisen – mit schwer-wiegenden Folgen für die Fruchtbarkeit und dieGehirnentwicklung. Völlig unklar ist, wie sich winzigeNanopartikel auswirken (u.a. aus Lebensmitteln undKosmetika). Auch die Funkstrahlung unserer mobilenKommunikation kann uns schädigen.

Und nicht nur wir Menschen, auch die Natur leidet.So ist der großflächige Einsatz von Pestiziden einHauptgrund für den dramatischen Artenschwund.

Der Gesetzgeber lässt die steigende Belastung mitChemikalien und Funkstrahlen zu. Das EU-Vorsorge-prinzip wird an vielen Stellen ausgehebelt.

Vorsorge verbessern

Um Mensch und Natur vor gefährlichen Chemika-lien und Funkstrahlen zu schützen, muss die neueBundesregierung rasch • sich für eine strikte, am Vorsorgeprinzip orientierteRegulierung von hormonellen Schadstoffen in der EU

einsetzen und die Ausweitung des französischen Ver-botes von Bisphenol A in Lebensmittelverpackungenauf die gesamte EU unterstützen;• nach dem Vorbild von Frankreich und Belgien einenationale Registrierungspflicht für Nanomaterialienund ein öffentliches Nanoproduktregister einführen;• im Bereich der mobilen Kommunikation die Nutzungoptimierter Übertragungstechniken fördern, um dieStrahlenbelastung deutlich zu senken und eine emis-sionsärmere Kommunikation zu ermöglichen;• besonders gefährliche Pestizide wie Glyphosat undNeonikotinoide verbieten und einen längst überfälligennationalen Bienenaktionsplan verabschieden.• Im weiteren Verlauf der Legislaturperiode sollte dieBundesregierung u.a. dafür aktiv werden, dass das EU-Zulassungsverfahren für Pestizide gründlich reformiertwird. Bislang sind es nämlich die Hersteller, die Studienzu den Umwelt- und Gesundheitsfolgen ihrer Pestizideerstellen und geheim halten dürfen. Der BUND fordert,dass diese Studien künftig der Öffentlichkeit zugänglichgemacht und von unabhängigen Wissenschaftler*in nenverfasst werden – finanziert von einem Fonds, der nichtvon der Industrie verwaltet wird. Gespeist werden solldieser Fonds aus den Gebühren der antragstellendenFirmen.

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Mehr Schutz vor riskanten Stoffen und Technologien

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14 BUNDmagazin [3-17]

TITELTH EMA

Klimaschutzlücke schließen

906 Mio. t 815 Mio. tEmissionen

Um das Klimaziel für 2020 (-40 % ggü. 1990) noch zu erreichen, müssen zusätzlich Kohlekraftwerke mit Emissionen von 65 Mio. t CO2 stillgelegt werden. Das entspricht der Abschaltung der ältesten und schmutzigsten 22 Braunkohle-blöcke.

prognostizierteEmissionen

Klimaziel in weiter FerneDeutschlands Emissionen sind in den letzten Jahren nicht mehr gesunken, vor allem weil Kohlekraftwerke ungebremst weiterlaufen.

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Deutschland steht beim Klimaschutz skandalösschlecht da und wird sein Klimaziel für 2020

(minus 40 Prozent Treibhausgase gegenüber 1990)sicher verfehlen. Seit 2009 sinken die deutschen CO2-Emissionen nicht mehr, da unser Strom noch zu rund40 Prozent aus Kohlekraftwerken stammt und der CO2-Ausstoß des Verkehrs seit Jahren steigt. Zwar kommt dieEnergiewende ganz gut voran, zumindest beim Strom.Doch der Ausbau der Solarenergie ist eingebrochen,und der Windkraft stehen schwierigere Jahre bevor –dafür hat der Gesetzgeber gesorgt.

Die Regierung hat es auch versäumt, mit ehrgeizigenMaßnahmen mehr Energie zu sparen. Und trotz desbeschlossenen Atomausstiegs sind bundesweit nochacht AKW am Netz, teilweise bis 2022 – obwohl unge-klärt ist, wo der Atommüll sicher gelagert werden kann.

Schließlich trieb Verkehrsminister Dobrindt dasWachstum der umweltschädlichsten VerkehrsträgerLuftverkehr und Straßengüterverkehr massiv voran.Und er weigerte sich, den Abgasskandal aufzuklären.

Umwelt entlasten

Von der nächsten Regierung erwarten wir, dass sie• ihre Klimaziele in Einklang mit dem Pariser Abkom-men bringt und mit Reduktionsvorgaben für die einzel-

nen Sektoren in einem Klimaschutzgesetz verankert; • den Kohleausstieg für 2018 beschließt und sozial ver-träglich vor 2030 umsetzt;• die erneuerbaren Energien deutlich schneller natur-verträglich ausbaut und die Bürgerenergie erhält;• eine verbindliche Strategie für das Energiesparenbeschließt und entsprechende Programme ausreichendfinanziert;• Baugesetzbuch, Energieeinsparrecht und Mietrechtreformiert, um die energetische Sanierung zu fördern;• spätestens 2018 alle noch laufenden Atomkraftwerkevom Netz nimmt und den Atomausstieg durch eineRegelung im Grundgesetz absichert;• das Konzept der Atommüll-Zwischenlager überprüft;• die Subventionen für Dieselkraftstoff abschafft – übersieben Milliarden Euro pro Jahr;• eine strecken- und entfernungsabhängige Pkw-Mautund eine globale Klimaabgabe für den Luft- und inter-nationalen Schiffsverkehr einführt;• effiziente und saubere Pkw durchsetzt und den Ver-kauf von Neuwagen verbietet, die die Emissionsgrenz-werte auf der Straße nicht einhalten;• den Bundesverkehrswegeplan zu einer nachhaltigenInfrastrukturplanung fortentwickelt und eine Offensivefür Investitionen in den Rad- und Fußverkehr startet.

Mehr Klimaschutz und eine andere Energiepolitik

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[3-17] BUNDmagazin 15

Für eine tier- und umweltgerechte Landwirtschaft

Ökologischer Landbau

7 %Ökologischer Landbau in Deutschland2017

2030 206220171970

20 %Vom BUND gefordert

Ziel voraussichtlich erreicht

Wächst sein Flächenanteil so langsam wie bisher,wird das Ziel „20 % Ökolandbau“ erst 2062 erreicht sein.

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Überdüngung, pestizidverseuchte Äcker, krankeTiere oder Antibiotikaresistenzen: Die in Deutsch-

land dominierende Form der intensiven Landwirt-schaft richtet in der Natur, bei den Nutztieren und auchbei uns Menschen riesige Schäden an. Die EU hatDeutschland bereits verklagt, da es u.a. Grundwasserund Gewässer zu schlecht vor schädlichen Einträgenaus der Landwirtschaft schützt.

Nur sieben Prozent unserer Agrarfläche werden bis-lang ökologisch bewirtschaftet, der jährliche Zuwachsist minimal. Und das trotz der stetig steigenden Nach-frage nach Biolebensmitteln und trotz vollmundigerVersprechen der Politik, den Anteil des Ökolandbausauf 20 Prozent zu steigern.

Agrarminister Schmidt hat viel zu wenig getan, umdie Missstände in der Landwirtschaft zu beheben. Stattdie Agrarförderung der EU für Tierwohl, Ökolandbauund bäuerliche Betriebe zu verwenden, verfolgte er dieInteressen von Bauernverband und Foodkonzernen.

Tierwohl und Verbraucherschutz

Die neue Bundesregierung hat einiges nachzuholen.Insbesondere muss sie• die Nutztierhaltung gründlich umbauen, hin zu tierge-rechten Verfahren wie der Weide- und Öko-Tierhaltung

und dem Neuland-Standard. Die Ställe haben den Be -dürfnissen der Tiere zu entsprechen, nicht umgekehrt; • die für uns lebensnotwendigen Reserveantibiotika inder Tierhaltung verbieten. Hühnerschnäbel und Ferkel -schwänze dürfen nicht länger beschnitten werden;• ein verbindliches staatliches Tierwohllabel für alletierischen Lebensmittel einführen; • dafür sorgen, dass Milch, Eier, Fleisch & Co. klar ge -kennzeichnet werden, wenn bei ihrer Herstellung Gen-technik im Futtertrog war – damit wir selbst entschei-den können, was in unserem Einkaufskorb landet;• dafür sorgen, dass mit »neuen Gentechniken« (zurGenmanipulation) erzeugte Pflanzen und Tiere ein Zu -lassungsverfahren und eine umfassende Risikoprüfungdurchlaufen. Sie müssen gekennzeichnet sein, da mitsie zurückverfolgt und notfalls aus der Umwelt undLebensmittelkette entfernt werden können. Bei derFreisetzung und beim Anbau müssen mit »neuen Gen-techniken« erzeugte Pflanzen im öffentlichen Stand-ortregister erfasst werden;• sich dafür einsetzen, dass die Reform der EU-Agrar-politik die Probleme löst, die durch falsch gestellte Wei-chen verschuldet wurden. EU-Geld darf es nur noch fürkonkrete öffentliche Leistungen in Bereichen wie Um -welt-, Klima- und Tierschutz geben.

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16 BUNDmagazin [3-17]

TITELTH EMA

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5,3 Mio. Hektar

4,7 Mio.

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Nitrat in der Gülle Verkehr

Wiesen und Weiden verschwinden

Die Vögel unserer Agrarlandschaft nehmen stark ab (1990 bis 2009)

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Vor allem ökologisch wertvolle Kulturlandschaft geht rasch verloren – viele Arten sind auf dem Rückzug.

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Ökologisch wertvolle Agrarflächen

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5,3 Mio. Hektar

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Agrarlandgesamten

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1991

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Ein gurgelnder Bach, ein duftender Waldboden, einVogelkonzert: Die Natur schenkt uns Genuss, Ent-

spannung und Freude – und sie ist unsere Lebens-grundlage. Trotzdem wird ihr auch in Deutschlandenorm zugesetzt. Neue Autobahnen und Industrieflä-chen zerschneiden und zerstören wertvolles Grün.Wäl der, Meere und Moore werden ausgebeutet undverschmutzt. Monotone Maisfelder verdrängen dieArtenvielfalt, Dünger aus der industriellen Tierhaltungverseucht Böden und Gewässer.

Eigentlich hätten laut EU-Vorgabe alle Flüsse, Seen,Küstengewässer und das Grundwasser bis 2015 ingutem Zustand sein sollen. Deutschland verfehlt diesesZiel deutlich. Dazu verschwinden stündlich über vierFußballfelder Natur unter Beton. Nur in kaum zwei Pro -zent des deutschen Waldes wird kein Holz gewonnen,echte Wildnis gibt es nur auf 0,6 Prozent der Landes -fläche. Selbst in Nord- und Ostsee gilt bereits ein Drittelaller Arten und Lebensräume als gefährdet.

Naturschutz und Biotopverbund

In den ersten hundert Tagen erwarten wir von derneuen Bundesregierung, dass sie• den Verkauf öffentlicher Flächen stoppt und diesedauerhaft für den Biotopverbund rettet;

• die Lücken im Grünen Band – dem Biotopverbund ander einstigen deutsch-deutschen Grenze – schließt unddafür 30 Millionen Euro bis 2025 bereitstellt;• ökologische Mindeststandards für die Waldwirtschaftdefiniert und gesetzlich verankert und einen Natur-schutzfonds für Privatwaldbesitzer*innen einrichtet;• Naturwälder mit Nachdruck ausweitet – damit sichmittelfristig zehn Prozent der Waldfläche dauerhaftnatürlich entwickeln können;• einen Fonds zum Schutz und zur Ausweitung vonWildnisflächen einrichtet;• ein sofortiges Maßnahmenprogramm zur Umsetzungder Ziele der Wasserrahmenrichtlinie bis 2021 aufsetzt;• die Nutzung in den Meeresschutzgebieten reguliert;• den Flächenverbrauch bis 2020 auf maximal 30 Hek-tar pro Tag reduziert und schließlich ganz stoppt. Dafürmuss sie das Baugesetzbuch ändern;• verbindliche europäische Regelungen zum Schutz desBodens einführt und in Deutschland umsetzt;• mit einem »Bedarfsplan für grüne Infrastruktur«Fläche n für den Biotopverbund sammelt und miteinem Bundesnetzplan ein neues Instrument schafft,um Lebensräume wieder stärker zu vernetzen;• das Bundesprogramm »Blaues Band« mit jährlich 100Millionen Euro finanziell absichert.

Natürliche Lebensräume bewahren

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[3-17] BUNDmagazin 17

Umweltschädliche Subventionen

beschleunigtdie Klimakrise

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Energie-bereitstellungund -nutzung

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Auswirkungen

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2,3

20,3

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7,4

5,1

3,1

Jedes Jahr fördert die Bundesregierung den Raubbau an Umwelt und Natur mit 57 Milliarden Euro.

Die natürlichen Ressourcen der Erde – wie intakteWälder, sauberes Wasser, Boden und Luft – sind

begrenzt. Sie sind für uns lebenswichtig, werden aberimmer rascher ausgebeutet und zerstört. Der Grund:Das globale Wirtschafts-, Finanz- und Handelssystemist in erster Linie auf Wachstum ausgerichtet.

Und so geschieht der Raubbau auch in Deutschlandmit staatlicher Förderung: Jedes Jahr fließen über 57Milliarden Euro in umweltschädliche Subventionen –zugunsten von Kohlekraftwerken, von Flugverkehr undhochmotorisierten Dienstwagen oder einer nicht nach-haltigen Landwirtschaft.

Gleichzeitig versucht die Bundesregierung mit Ab -kommen wie TTIP und CETA, die vor allem an Kon-zerninteressen orientiert sind, bestehende Umwelt-standards auszu hebeln. Sie verspricht sich davon, diedeutsche Exportquote und das Wirtschaftswachstumnoch weiter erhöhen zu können.

Auch die 2016 überarbeitete Nachhaltigkeitsstrategieoffenbart, dass das Wirtschaftswachstum der Bundes-regierung wichtiger ist als der Umweltschutz. Den Öko-landbau ausbauen, den Flächenverbrauch stoppen oderdie Stickstoffüberschüsse redu zieren? Diese zentralenZiele zum Schutz von Umwelt und Ressourcen sindhier nicht ausreichend formuliert.

Grenzen des Wachstums

Angesichts von begrenzten natürlichen Ressourcen,von Klimawandel und Artensterben fordert der BUNDdie nächste Bundesregierung auf,• alle Subventionen zu überprüfen und umgehend diezu streichen, die der Umwelt schaden: beginnend mit je -nen für Dieselkraftstoff, Dienstwagen und Flugverkehr;• das umfassende Wirtschafts- und HandelsabkommenCETA nicht zu ratifizieren und die Verhandlungen zumInvestitionsabkommen TTIP endgültig zu beenden.Stattdessen muss die Regierung EU- und weltweit eineHandels- und Entwicklungspolitik fördern, die einersozial und ökologisch nachhaltigen Entwicklung dient;• ein Produktdesign gesetzlich vorzuschreiben, dasReparaturen und Recycling erleichtert. Die Reparaturvon Geräten wird vereinfacht, wenn die Hersteller aufbestimmte Zeit Ersatzteile für ihre Produkte liefernmüssen; und durch eine reduzierte Mehrwertsteuer fürReparaturbetriebe;• nicht zuletzt ihre Nachhaltigkeitsziele für 2030 deut-lich zu schärfen und mit verbindlichen Zwischen-schritten und wirksamen Maßnahmen zu unterlegen.Als neuer politischer Leitgedanke müssen die Grenzendes Wachstums beachtet und unser Energie-, Flächen-und Ressourcenverbrauch absolut verringert werden.

Fair wirtschaften, Ressourcenverschwendung stoppen

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18 BUNDmagazin [3-17]

Kommen Sie am 4. November nach Bonn unddemonstrieren Sie mit uns: gegen Kohle und

für eine entschlossene und gerechte Klimapolitikin Deutschland und weltweit!

Während in Bonn die Staatschefs die Umsetzungdes Pariser Abkommens verhandeln, liegen dieSchlote und Gruben des rheinischen Kohlereviersnur wenige Kilometer entfernt. Hier holen dieEnergiekonzerne die klimaschädliche Braunkohle

aus dem Boden. Die Bundes -regierung präsentiert sichgerne als Vorreiter – dabeiwird sie die eigenen Klima-schutzziele deutlich verfehlen.Sie verzögert die Energie -wende und setzt weiterhindarauf, Energie mit Kohle zugewinnen.

Die Klimakrise bedroht Millionen von Menschen.Dürren, Hunger, Flucht und Vertreibung sind dieFolge. Inselstaaten und Küstengebiete sind durchden steigenden Meeresspiegel in Gefahr. Haupt-grund ist unser Wirtschaftssystem mit seinemmaßlosen Verbrauch fossiler Energien.

Jetzt kommt es auf uns an: Beim Klimagipfel imNovember kämpfen wir gemeinsam mit Tausen-den Menschen aus aller Welt für 100 Prozenter neuerbare Energien und Klimagerechtigkeit –also dafür, dass die größten Verursacher der Krisenun auch am meisten Verantwortung für dieFolgen übernehmen. Mit unserem Protest drän-gen wir die neu gewählte Bundesregierung, denPa riser Klimavertrag umzusetzen und alle Kohle-kraftwerke weit vor 2030 abzuschalten. Denn derKlimaschutz entscheidet sich am Kohleausstieg.

Klima retten – Kohle stoppen!

Aktionspaket bestellen!

Organisieren Sie eigene Klima-Aktionen und mobilisieren Sie für Bonn. BUND-Gruppen und

Aktive unterstützen wir mit einem Aktionspaket. Bestellung unter: � www.bund-intern.net

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� www.bund.net/klimaschutz

AKTION

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Wie werden unsere Nutztiere heute gehalten? Wie wollen wir in Zukunft mit ihnen leben? Der BUND fordert ein konsequentes Umdenken: raus aus derMassen tierhaltung. Das muss in diesem Herbst im neuen Koalitionsvertrag fest-gehalten werden. Machen Sie mit bei unseren Aktionen. Ab 7. September auf www.bund.net – für das Leben derTiere und für eine gesunde Umwelt.

Wir müssen raus aus der Massentierhaltung!

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20 BUNDmagazin [3-17]

NATURA 2000

Es ist einer der ersten richtig heißen Tage im Jahr.Achim Baumgartner bietet sich das erwartete Bild:

Alle Kiesflächen im Mündungsbereich der Sieg sinddicht belegt. Beinahe Schulter an Schulter liegen dieLeute in der Sonne, kaum ein Fleckchen Kies bleibtungenutzt. Viele Menschen suchen Abkühlung im Fluss,dazu treiben Schlauchboote und Kanus vorbei.

Wer wollte es den Leuten verübeln? Die flachenUferpartien der Sieg laden ja wirklich zum Baden ein.Es ist schön grün hier, eine der wenigen Oasen imRheintal nördlich von Bonn.

Doch die Sieg bietet auch eine der letzten naturbe-lassenen Flussmündungen im gesamten Rheinverlauf.Hier stehen noch Reste eines Auwaldes mit Eichen,Ulmen und Eschen – von dem in ganz NRW nur noch200 Hektar existieren. Flussaufwärts bis Siegen ist derFluss als europäisches Fauna-Flora-Habitat-Gebiet

ausgewiesen, auf über 2220 Hektar. Schwarzmilan undGänsesäger brüten hier, und für den Schutz von Wan-derfischen wie Lachs und Aal ist die Sieg mit ihrenNebengewässern der landesweit bedeutendste Fluss.Zudem bildet sie einen natürlichen Verbund zwischenBergischem Land und Rheintal.

Naturschutz unter Druck

Dennoch ist es um den Naturschutz an der Siegschlecht bestellt: So blockieren Kommunen und Land-wirte eine Verlegung der Deiche, die dem Fluss mehrRaum gäbe. Zudem fördert das Land mit MillionenEuro die Wasserkraft. Die Kreisverwaltung forciert neueBrückenbauten, und in der Flussaue sind sogar neueGewerbeflächen geplant.

Nicht der Naturschutz, sondern touristische Bau-projekte werden vorangetrieben. Entsprechend stehtder FFH-Managementplan noch immer aus. EinzigerLichtblick sind erste Renaturierungen nach Maßgabeder EU-Wasserrahmenrichtlinie. Doch im Zweifelsfallist jeder sumpfige Sportplatz, jeder Maisacker oderSpazierweg wichtiger als das Großschutzgebiet.

An schönen Sommertagen verwandelt sich die Sieggerade am Unterlauf in ein einziges (illegales) Strand-bad, Schlauchboote und Kanus dringen bis in die letzteFlussschlaufe vor. Viele besondere Arten, denen dieSieg einst Lebensraum bot, sind bereits verschwunden:Vögel wie Blaukehlchen und Flussregenpfeifer, aberauch Libellen und andere spezialisierte Kleintiere.

Großes Potenzial

Die Kreisgruppe Rhein-Sieg des BUND wehrt sichseit Jahren gegen die notorischen Mängel und Rechts-verstöße. Als mitgliederstärkste Kreisgruppe Nordrhein-Westfalens (mit über hundert ehrenamtlich Aktiven) istsie sehr gut aufgestellt. Ihr Sprecher, der Landschafts-architekt Achim Baumgartner, hadert mit der Ignoranzund Trägheit der kommunalen Verwaltung, was die»Gemeinwohlaufgabe Naturschutz« betrifft. Er pochtdarauf, dass die FFH-geschützte Sieg endlich einenManagementplan erhält. »Wir müssen das natürlichePotenzial der Sieg ausschöpfen und als Kernqualität inden Fokus rücken.« Dürfe sie ihre Dynamik erst aufgrößerer Fläche entfalten, ließe sich auch der An drangder Badegäste besser steuern und verkraften.

Sommer an der

Sieg nahe ihrer

Mündung in den

Rhein.

Rheinzufluss Sieg

Gebt ihr mehr Raum!

Die Sieg zählt zu den letzten naturnahen Neben-

flüssen des Rheins. An vielen Stellen ihres Unter-

laufs setzt sich die Kreisgruppe Rhein-Sieg dafür

ein, Fluss und Aue wieder in einen vielfältigen

und dynamischen Lebensraum zu verwandeln.

»Lebendige Gewässer erst 2027? – Neue Impulse braucht das Land!«Unter diesem Titel veranstaltet der BUND am 15./16. September in Kölndie dritten Naturschutztage am Rhein. Sie sollen für neuen Schwung inder Gewässerschutzpolitik sorgen. Mehr zur Tagung (plus Exkursion):� www.naturschutztageamrhein.de

Naturschutztage am Rhein

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[3-17] BUNDmagazin 21

Von links: Weidetiere in der Siegaue. Zu den stark gefährdeten Arten der Aue zählt der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling.

Paul Kröfges, Stefan Brus und Achim Baumgartner (v. li.) vom BUND Rhein-Sieg mit einem Banner ihrer Ausstellung zur Sieg.

Aktive Kreisgruppe

Die Kreisgruppe fordert nicht nur, sie packt selbst an.So widmet sie sich seit Jahrzehnten dem Schutz vonzwei extrem raren Tagfaltern, dem Hellen und DunklenWiesenknopf-Ameisenbläuling. Gemeinsam mit derprivaten Maculinea-Stiftung betreut und optimiert siederen Lebensraum, feuchte Wiesen in der Siegaue.

Seit vergangenem Herbst lässt sie (gefördert von derBezirksregierung Köln) zwölf Hektar Auwiesen vonGallowayrindern beweiden. Um der bäuerlichen Land-wirtschaft eine Perspektive zu geben und die natürlicheVielfalt zu fördern, unterstützt sie weitere Beweidungs-projekte entlang der Sieg. Am 1. Juli hat sie ein eigenes»Wiesen- und Weidenzentrum« gegründet.

Zudem sammelt sie alle Beobachtungen von Weiß-und Schwarzstörchen und schafft neue Nistmöglich-keiten. Aktiv ist sie auch für die Gelbbauch unke, diesich an der Sieg noch in größerer Zahl findet. Sie erwirbtderen Lebensräume und beteiligt sich am Schutz derArt. Auch arbeitet sie daran, isolierte Vorkommen zuverbinden. Etwa das in der ehemaligen Tongrube Nie-derpleis, das sie über eine Grünbrücke wieder an dieSiegaue anschließen will. Weitere Selten heiten würdendavon profitieren, wie Kreuzkröte, Kammmolch undZauneidechse.

Wirksam geschützt?

Für die europarechtlich geschützte Sieg gilt ein »Ver-schlechterungsverbot«. Doch regelmäßig missachtenBauvorhaben dieses Verbot. Oft bleibt es bei Nadel -stichen, mitunter sind die Pläne aber auch hochbrisant.So klagt der BUND derzeit gegen den Neubau einerRadwegebrücke in Hennef. Sie droht auf 210 MeterLänge die Aue zu durchschneiden, mitten in einer gro-ßen Entwicklungszone für die Renaturierung der Sieg.Eine Umweltverträglichkeitsprüfung fehlt bisher.

Schon seit zehn Jahren wehrt sich die BUND-Grup-pe ge gen eine andere geplante Brücke. In Windeckdroht sie einen der ruhigsten Rückzugsorte der Vögelan der Sieg zu zerstören. Gegen alle Argumente desNaturschutzes hält die Kreisverwaltung in Siegburgbisher an ihrem Plan fest.

Hier wie dort werden die europäischen Natur-schutzrichtlinien ihre Wirksamkeit beweisen müssen –um eine der wichtigsten grünen Oasen im Ballungs-raum Köln-Bonn für die Zukunft zu bewahren.

Severin Zillich

Die Konflikte an der Sieg und mögliche Lösungswegeskizziert der BUND Rhein-Sieg in einer Ausstellung.Mehr dazu: www.bund-rsk.de

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Brigitte Schmälter

Verlauf der Sieg

vor der Mündung

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umrandet das

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ZUR ZEIT

24 BUNDmagazin [3-17]

Jetzt handeln

Bienen schützen

Was wäre ein Frühstück ohne Honig und Marmelade, ohne Obst, Nüsse und Mandeln im Müsli?

Ohne Bienen wäre unser Tisch nicht nur morgens mager gedeckt. Mit einem Aktionsplan fordert

der BUND den Schutz von Honigbienen, Wildbienen und anderen Bestäubern.

Unsere Bienen sind in Gefahr! Vor allem dort, wosich die heute übliche Agrarwüste ausgebreitet hat,

berichten Imker von geschwächten Bienen und demVerlust zahlloser Bienenvölker. Im letzten Winter gin-gen ungewöhnlich viele Völker ein. Noch dramatischerist die Situation der Wildbienen: Arten und Individuenverschwinden kontinuierlich, ein Prozess, der sich vonJahr zu Jahr fortsetzt. Bundesweit sind mittlerweile 197Wildbienenarten gefährdet, 31 Arten sind sogar vomAussterben bedroht.

Einfach unverzichtbar

Für stabile Ökosysteme und die Landwirtschaft sindHonig- und Wildbienen immens wichtig. Zwei Drittelunserer Nahrungspflanzen sind auf ihre Bestäubungangewiesen. Der Wert dieser Leistung wird global aufbis zu 500 Milliarden Euro im Jahr geschätzt. Darüberhinaus sind Bienen unverzichtbar für viele Wildpflan-zen – von denen viele weitere Tierarten abhängen.

Warum sterben heute so viele Bienen? Vor allemwegen der industriellen Landwirtschaft. Der großflä-chige und häufige Einsatz von Pestiziden dezimiertnicht nur die Arten, die der Bauer bekämpfen will.Auch wichtige Bestäuber verschwinden. Monokulturenführen dazu, dass die Bienen nach der Rapsblüte Hun-ger leiden. Und wertvolle Lebensräume für Bienen –wie Streuobstwiesen, Hecken, Raine und Blühflächen –fallen der Flurbereinigung zum Opfer, werden über-baut oder umgebrochen.

Wir haben einen Plan

Wir wollen den Negativtrend stoppen und die Bienenbesser schützen: indem wir bedrohte Lebensräume

erhalten und so auch unsere eigene Lebensgrundlagesichern. Die Bundesregierung muss dafür endlichwirksame Maßnahmen zum Schutz der Bienen verab-schieden. Der BUND hat gemeinsam mit der Aurelia-Stiftung Ende April einen nationalen Aktionsplan vor-gestellt. Darin fordern wir die Bundesregierung auf, • bienengefährliche Pestizide wie Glyphosat und alleNeonikotinoide zu verbieten;• Lebensräume für (Wild-)Bienen zu schützen, wieder-herzustellen und im Biotopverbund neu zu schaffen;• die Landwirtschaft umzugestalten: zugunsten derBienen brauchen wir vielfältige Fruchtfolgen, Misch-kulturen und den Einsatz von Nützlingen;• das Zulassungsverfahren für Pestizide zu reformieren,um zum Beispiel auch chronische und Kombinations-effekte zu berücksichtigen;• mehr Bienenfachleute auf allen Ebenen zu etablierenund den Be stand von Bienen und anderen In sektenüber lange Zeit zu erfassen.

Corinna Hölzel

… ist die BUND-Expertin für Bienen und Pestizide.

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Helfen Sie mit!

Der BUND hat eine Unterschriftenaktion gestartet,um den Bienen aktionsplan zu unterstützen. Fordernauch Sie die Vorsitzenden der Parteien auf, Bienenendlich besser zu schützen und unseren Aktionsplanim nächs ten Koalitionsvertrag zu verankern. Über32 000 Menschen haben bereits mitgemacht.

� www.bund.net/bienenaktionsplan

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[3-17] BUNDmagazin 25

Glyphosat abwählen

Persilschein für ein Pflanzengift?

Die Entscheidung darüber, ob das krebsverdächtige Pflanzengift Glyphosat EU-weit wieder

zugelassen wird, fällt nach der Bundestagswahl. Dabei kommt es auf das deutsche Votum an.

Für viele Menschen in der EU ist der Fall klar: Gly-phosat gehört verboten. Über 1,3 Millionen haben

die eu ropäische Bürgerinitiative gegen Glyphosatunterstützt. In Rekordgeschwindigkeit haben sie dienötige eine Million Unterschriften gesammelt, um vonder EU-Kommission gehört zu werden. Doch die schertdas Votum nicht.

Das zeigt ihr Vorschlag überdeutlich. Sie will denWirkstoff für weitere zehn Jahre zulassen, ohne ver-bindliche Auflagen oder Beschränkungen. Nur imöffentlichen Raum, etwa in Parks oder auf Spielplätzen,sollen die Mitgliedstaaten den Glyphosat-Einsatz »mi -nimieren«. Was das heißt und wer das überprüft, verrätdie Kommission nicht. In Kleingärten darf das Pflan-zengift weiter zum Einsatz kommen. Völlig verschontbleibt die Landwirtschaft. Hier sind die Vorgaben fürdie Mitgliedstaaten derart vage, dass sie in der Praxiskeine Rolle spielen werden.

Die Wahl entscheidet

Jetzt sind die Mitgliedstaaten am Zug. Sie werden imHerbst über den Entwurf der Kommission abstimmen.Kommt keine Mehrheit zustande, muss die Kommis-sion entscheiden. In Deutschland werben KanzlerinMerkel und Agrarminister Schmidt leidenschaftlichdafür, Glyphosat wieder zuzulassen. UmweltministerinHendricks verweist dagegen auf die fehlenden Um -weltauflagen und das Artensterben in der Agrarland-schaft; sie wird ihr Veto einlegen.

Wie Deutschland in Brüssel votieren wird, hängtvom Ausgang der Bundestagswahl ab – und vom Zeit-punkt der Abstimmung. Wäre die jetzige Regierungnoch im Amt, würde sich Deutschland enthalten undwie 2016 die skeptischen EU-Länder hinter sich sam-meln. Eine schwarz-gelbe Koalition hingegen würde zueinem Ja für Glyphosat führen, eine rot-rot-grüne zueinem Nein.

Risiken vernachlässigt

Derweil tauchen immer neue Vorwürfe gegen EU-Behörden auf, die mit der Bewertung von Glyphosatbefasst sind. Denn alle – das Bundesinstitut für Risiko-bewertung, die Europäische Behörde für Lebensmittel-sicherheit und die Europäische Chemikalienagentur –haben die Krebsbefunde einfach weginterpretiert.

Das dokumentiert eine Studie des »Pestizid Aktions-Netzwerks« u.a. mit dem BUND und unserem österrei-chischen Partner GLOBAL 2000. Danach belegen siebender zwölf von den Behörden ausgewerteten Langzeit-studien einen Krebsbefund. Nach EU-Recht reichen

zwei voneinander unabhängige Studien an Versuchs -tieren aus, um eine Substanz als krebserregend einzu-stufen. Die Schlussfolgerung hätte also lauten müssen:Glyphosat darf nicht wieder zugelassen werden.

Doch offenbar folgte die Bewertung politischen undnicht wissenschaftlichen Vorgaben. Das Profitinteressevon Mon santo und Bayer scheint wichtiger zu sein alsder Schutz von Mensch und Umwelt.

Was tun? Wählen gehen! Den Glyphosat-Ausstiegselber machen – und die BUND-Aktion »PestizidfreieKommune« unterstützen.

Heike Moldenhauer

… ist die Glyphosat-Expertin des BUND.

� www.bund.net/glyphosat

Alica Grindel übergibt Heike Moldenhauer in der Bundes -

geschäftsstelle 130 Unterschriften für ein Glypho satverbot –

obwohl sie selbst noch gar nicht stimmberechtigt ist ...

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26 BUNDmagazin [3-17]

ZUR ZEIT

Unter dem Motto »Wald. Wildnis. Wildkatze« kamenam 20. Juni Menschen aus verschiedensten Berei-

chen der Politik und Wissenschaft mit ehren- undhauptamtlich Aktiven des BUND zusammen. DenAnlass gab der erste Sommerabend des BUND in Berlin.In entspannter Atmosphäre ließ sich hier viel über dieWildkatze erfahren – als Botschafterin für Wildnis undWaldverbund.

Im Bühnengespräch mit Moderator Max Moorberichtete BUND-Experte Thomas Mölich aus seinemLeben als Wildkatzenforscher. Auf die Frage, woranman eine Wildkatze erkenne, rief es aus dem Publikum:»Man sieht sie nicht!« Moor fragte auch, warum sie beiihm in Brandenburg nicht vorkomme. Eine Steilvorlagefür Thomas Mölich: Er plädierte dafür, die natürlichenLebensräume der Wildkatze besser zu vernetzen: Stra-ßen, Felder und Ortschaften bildeten oft unüberbrück-bare Hindernisse. Deshalb sei der Wildkatze der Sprungin Brandenburgs Wälder noch nicht wieder geglückt.Statt das Straßennetz immer weiter auszubauen, müs -se mehr in die »Verkehrswege« der Wildkatze investiertwerden.

Eine Bühne für die Wildkatze

Thomas Mölich betonte auch, welch langen Atemdie Naturschützer für das Überleben der Wildkatzebräuchten. Ihn persönlich motivierten seine Kinder.Denen wolle er einmal sagen können: Ich habe wirklichalles versucht.

Mit einer Performance verbildlichte SchauspielerinDafne-Maria Fiedler, warum Querungshilfen wie Grün -brücken und Wildtunnel in unserer zerschnittenenLandschaft so existenziell für wandernde Wildkatzensind. Daran anknüpfend warb Hubert Weiger dafür,zugunsten der biologischen Vielfalt mehr Flächen fürden Naturschutz bereitzustellen und gezielt den Bio-topverbund zu fördern.

Bei bestem Wetter, kühlen Getränken und anregen-den Gesprächen über den Schutz der Wildkatze klangder erste Sommerabend des BUND aus. Es wird be -stimmt nicht der einzige bleiben – der nächste Sommerist schon fest markiert ...

Judith Freund

… koordiniert die Medienarbeit für das Projekt »Wild-katzensprung«. Mehr zum Engagement des BUND unter� www.bund.net/wildkatze

Wildkatzen in Berlin?

BUND-Sommerabend

Ganz oben: Moderator Max Moor im Gespräch mit dem Wildkatzenspezialisten

Thomas Mölich vom BUND (links). Darunter: Barbara Geiger, Autorin und Regis-

seurin der ge zeigten Performance, im Ge spräch mit Mitarbeiter*innen des BUND.

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Seit mehr als 40 Jahren engagiert sich der BUND für den Schutz der Wildkatze.

Im Juni haben wir sie symbolisch in Berlins Mitte geholt – im Rahmen des ersten

BUND-Sommerabends.

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Dieses Jahr feiert das BUND-Wildkatzendorf Hütscheroda

in Thüringen sein fünfjähriges Bestehen. Am Rande des

Hainichs hat sich das Themendorf zu einem Erlebnis- und

Bildungsort und zu einer festen Größe im Nationalpark

entwickelt: Kürzlich konnte das Dorf seinen 150 000. Gast

begrüßen! Vier große Gehege erlauben einen Einblick in

das Leben der Wildkatzen Carlo, Toco, Franz und Oskar.

Wanderer können im direkt angrenzenden Nationalpark

zudem auf zwei Wildkatzenpfaden die natürlichen Lebens-

räume der Art erkunden.

Mehr dazu: � www.wildkatzendorf.de

Führung durch das Wildkatzendorf

Bei der Fütterung zeigt Kater Oskar

sein Temperament – und bestätigt

eindrücklich: Wildkatzen sind keine

Kuscheltiere.

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28 BUNDmagazin [3-17]

ZUR ZEIT

Seit Bekanntwerden des Abgasbetrugs vor zwei Jahren fiel die Bundesregierung und ihr zuständiger

Minister vor allem durch eines auf: durch Nichtstun. Selbst Diesel-Neuwagen bedrohen mit zu hohem

Stickoxidausstoß unsere Gesundheit. Auch deshalb drängt der BUND auf eine Mobilitätswende.

Zum zweiten Mal jährt sich dieser Tage das Bekannt-werden des Diesel-Abgasskandals. Damals began-

nen US-Behörden gegen VW zu ermitteln. Rasch zeigtesich: Der Skandal betrifft mitnichten nur ein Land undeine Marke – sondern fast alle Diesel-Pkw, die in denletzten Jahren verkauft wurden, auch hierzulande. ImKern geht es um Fahrzeuge, die so konzipiert wurden,dass sie zwar im Labortest die gesetzlichen Grenzwerteeinhalten, diese im Alltag auf der Straße jedoch zumTeil massiv überschreiten.

Als Folge dieses Betrugs atmen Millionen Menschenzu viel Stickstoffdioxid ein. Die Folgen sind dramatisch:Allein in Deutschland sterben deshalb jedes Jahr überzehntausend Menschen vorzeitig. Das Umweltbundes-amt hat die Diesel-Pkw eindeutig als Hauptquelle derhohen Werte identifiziert.

Nichts getan

Grund genug, politisch zu handeln? Für die Bundes-regierung offenbar nicht. Dabei ergaben eigene Unter-suchungen des Bundesverkehrsministeriums: Alle über -prüften älte ren, aber auch rund 90 Prozent der neuenDieselmodelle halten die gesetzlichen Grenzwerte fürStickoxide bestenfalls auf dem Prüfstand ein.

Verkehrsminister Dobrindt reicht das völlig aus: Dierechtlichen Vorgaben seien erfüllt, um solche Autoswe i ter verkaufen zu dürfen. Von dieser Auffassung(welche die Kanzlerin übernahm) ließ sich der Minister

auch von Fachleuten im eigens eingerichteten Unter -suchungsausschuss des Bundestags nicht abbringen.

Nur wenn es gar nicht anders ging, passierte etwas.So rief das Kraftfahrt-Bundesamt 2,5 Millionen Fahr-zeuge des VW-Konzerns zurück, nachdem dieser illega-le Manipulationen eingestanden hatte. Sonst tat sich inder Bundespolitik nur sehr wenig, was die hohen Stick -oxidwerte in den Städten hätte reduzieren können.Vorgaben zu einer wirksamen Nachrüstung bliebenaus, und einzig Porsche wurde nun der weitere Verkaufdes Modells Cayenne 3.0 TDI untersagt.

Fahrverbote als Ultima Ratio

Dieses Nichtstun rächt sich nun. Vor allem Landes-politiker beginnen sich mit der Autoindustrie zusam-menzusetzen. Primär, weil in Stuttgart als erster Groß-stadt ein Fahrverbot für ältere Dieselfahrzeuge droht –veranlasst nicht etwa von Politikern, die sich um dieGesundheit ihrer Einwohnerschaft sorgen, sondernangeordnet von einem Gericht.

Bundespolitik und Autoindustrie hätten derart dras-tische Schritte vermeiden können, wenn sie mehr fürdie Einhaltung der Grenzwerte getan hätten. Bisherwird nur über eine blaue Umweltplakette für stickoxid -arme Fahrzeuge nachgedacht, nicht aber darüber,Fahrzeuge wirklich wirksam nachzurüsten.

Eine solche Nachrüstung wäre tatsächlich mit rela-tiv hohen Kosten verbunden – die selbstverständlich

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Schluss mit schmutzig

Abgasskandal

Übergabe der

Unterschriften an

einen Mitarbeiter

des Verkehrs -

ministeriums.

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die Verursacher tragen müssten und die nicht auf dieKundschaft abgewälzt werden dürfen. Angeblich ein -fache Lösungen wie bloße Software-Updates sind nureine billige Scheinlösung ohne ausreichenden Effekt.

Krise als Chance

Viel ist schiefgelaufen im Abgasskandal, und einEnde noch lange nicht in Sicht. Doch die Geschehnisseeröffnen auch eine bislang wenig beachtete Chance:nämlich unserer Mobilität (wie ohnehin notwendig)einen neuen Rahmen zu geben. Der BUND möchte diedrohenden Fahrverbote nutzen, in enger Zusammen-arbeit mit den Städten und Kommunen. Weniger Autosin der Stadt bringen zahllose Vorteile – wenn gleichzeitigdas Angebot für Fußgängerinnen, Radfahrer und denöffentlichen Verkehr verbessert wird.

Lebenswerte Städte sind hier das Schlagwort. Undein weiteres: unsere Klimaziele. Das Ziel der Bundes -regierung, den CO2-Ausstoß des Verkehrs bis 2030 ummindestens 40 Prozent zu senken, fällt nicht vom Him-mel. Um es zu erreichen, sollten wir uns nicht in altenoder neuen Grabenkämpfen verausgaben. Gemeinsammit anderen Akteuren will der BUND – und müssen wiralle – die Mobilität der Zukunft gestalten.

Jens Hilgenberg

… ist Referent für Verkehrspolitikim Bundesverband.

� www.bund.net/stickoxide

Mit einer Kampagne ging der BUND im Frühjahrge gen den Verkauf schmutziger Diesel-Neuwagenvor. So protestierten wir vor dem Untersuchungs-ausschuss zum Abgasskandal, der auch KanzlerinMerkel als Zeugin lud. Wir warben mit mehrerenAktionen für unser Anliegen, so zum Weltgesund-heitstag im April mit Krankenbetten und Atem-schutzmasken vor dem Bundesverkehrsministerium.Unser Experte Jens Hilgenberg sprach bei der VW-Aktionärsversammlung in Hannover. Und unsereUnterstützerin Susanne Köhler veröffentlichteihren Comic »Diesel & Cholera« in der FrankfurterRundschau. Schließlich konnten wir Ende Juni vormVerkehrs ministerium knapp 30 000 Unterschriftenunserer Protestaktion »Schluss mit schmutzig«übergeben, mit über 2 200 persönlichen Botschaftenund Fotos. Danke an alle, die mitgemacht haben!

Helfen Sie uns, zu klagen!

Der BUND klagt nun gegen das Kraftfahrt-Bundes-amt – um den Verkauf dreckiger Diesel zu stoppen.Denn die werden weiter verkauft, als wäre nichtsgewesen. Dem wollen wir ein Ende setzen! DerGerichtsweg kostet viel Geld. Wir rechnen damit,durch drei Instanzen klagen zu müssen. Sollte derBUND Recht bekommen, wäre dies ein riesigerErfolg – und ein erster Schritt hin zu einer nach -haltigen Mobilität. Bitte spenden Sie!

BUND-Spendenkonto: GLS Gemeinschaftsbank eGIBAN: DE 43 4306 0967 8016 0847 00 BIC: GENODEM1GLS

Kampagne und Klage

Protestaktion in

Rosenheim aus

Anlass eines Auf-

tritts von Minister

Dobrindt.

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30 BUNDmagazin [3-17]

ZUR ZEIT

Tierische Produkte kennzeichnen

Neues Label – altes Leid

Auf der Grünen Woche hatte Agrarminister Schmidt ein staatliches »Tierwohllabel« für Fleisch -

produkte angekündigt. Doch sein Entwurf reicht nicht aus – weil das Label auf Freiwilligkeit basiert

und viel zu niedrige Standards setzt.

Die meisten Deutschen essen zu viel Fleisch. Dochfindet derzeit ein Bewusstseinswandel statt. Viele

Menschen sind bereit, mehr Geld für Fleisch aus besse-rer Haltung auszugeben – im Wissen, dass sie damit dieUmwelt schonen und für mehr Tierwohl sorgen.

Allerdings können wir uns nur selten an der Laden -theke für den Tierschutz entscheiden. Es fehlt eineverbind liche staatliche Kennzeichnung, die deutlichmacht, wie das Tier gehalten wurde, dessen Milch oderFleisch wir kaufen. Agrarminister Schmidt hatte imJanuar ein staatliches Tierwohllabel angekündigt – dasjedoch nicht verpflichtend sein soll. Geplant sind der-zeit zwei Stufen. Klar ist: Die angekündigten Kriteriensind viel zu lasch und kaum höher als die gesetzlichenVorgaben. Sie verdienen den Namen Tierwohl nicht.

Ein Beispiel: Einem 110 Kilo schweren Schweingesteht das Gesetz eine Stallfläche von lediglich 0,75

Quadratmetern zu. In der Eingangsstufe des Labels sollsich die Stallfläche nun auf nur 1,0 Quadratmeter ver-größern. Einstreu wie Stroh ist hier kein Muss, auchbleibt es erlaubt, die Schwänze der Schweine abzu-schneiden.

Mehr Transparenz

Eine verpflichtende staatliche Kennzeichnung füralle tierischen Produkte ist aus Sicht des BUND ambesten geeignet, um mehr Transparenz zu schaffen.Nur dann haben wir beim Einkauf künftig die Wahl: 0bis 3, wie beim Ei. Diese Kennzeichnung hat das öffent-liche Bewusstsein geschärft und dazu geführt, dass Eieraus Käfighaltung sogar in den Supermärkten ausgelistetwurden.

Beim Fleisch und anderen tierischen Produktenkönnte sich die Einstufung an existierenden Standardsorientieren: zum Beispiel 0 für Bio und 1 für die Krite-rien von »Neuland«. Stufe 2 müsste erheblich bessersein als der gesetzliche Standard und zumindest Strohvorschreiben und deutlich mehr Platz garantieren.Stufe 3 stünde schließlich für den gesetzlichen Stan-dard, unter dem die übergroße Mehrzahl der Nutztierebis heute leiden muss.

Kennzeichnung plus

Wir sind uns sicher: Ein verbindliches staatlichesLabel wird die Kaufgewohnheiten verändern und dieHaltung der Nutztiere verbessern – etwa indem mehrMenschen zu Fleisch aus Weidehaltung greifen werden.Klar ist aber auch: Das allein wird nicht reichen, um dieTierhaltung umzubauen. Daher ruft der BUND miteiner neuen Kampagne die politisch Verantwortlichenzum Handeln auf – siehe die Ankündigung auf unsererAktionsseite in diesem Heft!

Katrin Wenz

… ist Mitarbeiterin des BUND-Referats für Agrarpolitik.

Mehr dazu: � www.bund.net/massentierhaltung

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[3-17] BUNDmagazin 31

Für Klimaschutz und

globale Gerechtigkeit

G 20-Gipfel

Nicht gegen die internationale Zusammenarbeit, sondern für

eine ökologisch-soziale Politik trat der BUND in Hamburg ein.

Die Bundesregierung hatte geladen. Anfang Julikamen die Staats- und Regierungschefs aller G20-

Mitgliedstaaten nach Hamburg. Keine drei Monate vorder Bundestagswahl wollte Kanzlerin Merkel die großeShow auf internationaler Bühne – auch um von ihrenVersäumnissen zu Hause abzulenken.

In der Tat: Vor dem Hintergrund der Politik einesDonald Trump scheint alles Gold, was nur ein bisschenglänzt. Die Realität spricht jedoch eine andere Sprache:Während Merkel international für den Klimaschutz ein -tritt, steht Deutschlands Politik seit zehn Jahren still:Die Kohlekraftwerke laufen ungebremst weiter, undder Verkehr ist sogar noch klimaschädlicher geworden.Wenn nicht rasch die ersten Kohleblöcke vom Netzgehen, wird Deutschland sein Klimaziel für 2020 klarverfehlen. Unsere zentrale Forderung in Hamburg wardaher: Kohle stoppen – Klima retten!

Auch in der Handelspolitik ist die deutsche Bundes-regierung eher Teil des Problems als Teil der Lösung.Mit ihrem Außenhandelsüberschuss hat sie internatio-nal nicht viele Freunde. Und weder die Bundesregie-rung noch die Europäische Kommission haben aus denAuseinandersetzungen um TTIP und CETA gelernt:

Merkel will unbedingt TTIP wiederbeleben. Und dieKommission feiert die Einigung über das (wieder malim Geheimen ausgehandelte) Abkommen mit Japan.

Ziele verdeutlicht

Als BUND haben wir uns bewusst nicht an den »NoG20-Aktionen« beteiligt. Wir sind nicht grundsätzlichgegen internationale Zusammenarbeit, sondern stehenfür eine andere, konsequent ökologische und sozialePolitik. Unsere Position für einen ra schen Kohleaus-stieg und eine gerechte und ökologische Weltwirtschafthaben wir gut sichtbar gemacht: ob in der Diskussionmit Angela Merkel beim parallelen »Civil20-Gipfel«;oder auf der Straße bei der »G20-Protestwelle«, die wirmit Verbündeten aus dem Spektrum des TTIP- undCETA-Widerstands veranstalteten.

Ach ja, ein Ergebnis hatte G20 doch. Trumps Angriffauf das Pariser Klimaabkommen wurde vorerst zurück-gewiesen. Für einen effektiven Klimaschutz aber ist dasviel zu wenig. Da bleibt noch eine Menge zu tun.

Ernst-Christoph Stolper

… ist der stellvertretende Vorsitzende des BUND.

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Stephanie von Becker

Vielseitig aktiv

� Die bunte G20-

Protestwelle.

Ernst-Christoph

Stolper in der

Dis kussion mit

Angela Merkel. �

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32 BUNDmagazin [3-17]

ZUR ZEIT

Fluchtursachen bekämpfen

Nicht Flüchtlinge, sondern …

Auf Initiative von zwei BUND-Ehrenvorsitzenden und Klaus Töpfer fordern 130 Trägerinnen und Träger

des Bundesverdienstkreuzes, im Herbst eine Enquete-Kommission einzusetzen. Sie soll prüfen, wie

Deutschland zur Flucht von Millionen Menschen beiträgt – und helfen, deren Ursachen zu bekämpfen.

Der BUND-Vorstand (…) soll eine aktive und offen-sive deutsche Politik einfordern, deren Ziel die

unverzügliche Beseitigung der Zwänge in der Welt ist,welche viele Menschen zum Raubbau der Natur, zumVerlassen ihrer Heimat und zur weltweiten Migrationnötigen.« So steht es in einem Antrag von Dieter Hau-bold an die Bundesdelegiertenversammlung 1993, undso wurde es beschlossen.

Damals waren weltweit 15 Millionen Menschen aufder Flucht. Heute sind es schon über 65 Millionen, Ten-denz steigend. Der politische Wille, die Ursachen dieserkatastrophalen Entwicklung zu bekämpfen, war 2015noch deutlicher zu spüren – und scheint schon wiedererlahmt. Das wollen wir nicht hinnehmen.

Was tun, um das drängende Problem der Flucht -ursachen zu einem vorrangigen politischen Thema zumachen? Gemeinsam mit Klaus Töpfer, dem ehemali-gen Bundesumweltminister und Exekutivdirektor desUmweltprogramms der Vereinten Nationen, fordernwir den Bundestag auf, eine Enquete-Kommission ein-zusetzen. Sie soll untersuchen, »wie Deutschland welt-weit zu Fluchtursachen beiträgt, und Maßnahmensowie gesetzliche Initiativen vorschlagen, wie dies ver-mieden oder dem entgegengewirkt werden kann«,heißt es im Aufruf, den wir als Privatpersonen initiierthaben. Mittlerweile haben ihn 130 Trägerinnen und

Träger des Bundesverdienstkreuzes unterzeichnet, da -runter viele BUND-Mitglieder. So wird deutlich: Un sereForderung kommt aus der Mitte der Gesellschaft.

Nun gilt es, den neu gewählten Bundestag von derEinsetzung einer solchen Kommission zu überzeugen.Die ersten Reaktionen aus den Parteizentralen sindverhalten positiv. Eine Enquete-Kommission bedeutetfür die Fraktionen die Anstrengung, parteiübergreifendund damit machtpolitisch weniger gefärbt zu arbeiten.Genau das ist nötig, wollen wir dem Elend begegnen,das unser Wirtschaften anderswo verursacht.

Rüstungsexporte, Handelsbeziehungen, Rohstoff -wirtschaft, Agrarsubventionen und Fischfangquotengehören auf den Prüfstand, und zwar aus dem Blick-winkel derer, die zur Flucht gezwungen werden. »Wirdürfen nicht die Flüchtlinge, wir müssen die Fluchtur-sachen bekämpfen« – so hat es Klaus Töpfer bei derPressekonferenz zum Start unserer Aktion formuliert.

Ralf-Uwe Beck, Ehrenvorsitzender des BUND Thüringen,und Angelika Zahrnt, BUND-Ehrenvorsitzende.

Bitte helfen Sie die Forderung zu verbreiten: SprechenSie speziell Ihre Bundestagskandidat*innen darauf anund verlinken Sie in den sozialen Medien unsere Seite: � www.fluchtursachen-enquete.com

Angelika Zahrnt,

Klaus Töpfer und

Ralf-Uwe Beck

bei der Presse-

konferenz.

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[3-17] BUNDmagazin 33

55 und noch viel zu tun

Zeitfenster 2030

Eine nachhaltige Entwicklung benötigt Weitblick. Im Rahmen unserer Serie »Zeitfenster 2030«

versetzen sich Gastautoren in das Jahr 2030. Diesmal wagt der Umweltjournalist Bernhard Pötter

einen optimistischen Blick in die Zukunft des Klimaschutzes.

Es war das erste Mal seit Langem, dass Jutta Jäger anihrem Geburtstag kein Problem mit einer Zahl hatte:

»Glückwunsch zur 55!« stand auf der Eierlikörtorte, diedie Bundesministerin für Klimaschutz und Energie -politik von ihrem Bürochef überreicht bekam. Es gabetwas zu feiern: den 55. Geburtstag der bündnisgrünenMinisterin, um den sie sich nie gekümmert hatte. Undauch die 55, für die sie so lange gekämpft hatte.

»Minus 55 Prozent: Ziel erreicht!« stand in dickengrünen Lettern auf dem schwarzen Einband des Gut-achtens. »Das klingt wie eine erfolgreiche Diät«, sagteJäger und lachte. »Und genau das ist es ja auch.«Deutschland würde sein selbst gestecktes Klimazielstolz bei der Konferenz verkünden können, die nächsteWoche in Kalkutta stattfand.

Ihr Rechner warf ein Bild an die Wand. »Glück-wunsch aus der Lausitz!« stand auf einem Plakat, dasArbeiter in Helmen und schweren Stiefeln vor einer rie-sigen Werkhalle zeigte. Seit der norwegische Stahlkon-zern Hydra seine Aluminiumschmelze in die Lausitzgebaut hatte, florierte nicht nur der Tourismus imSpreewald. Es war eine richtige Entscheidung gewesen,2022 die großen Stromleitungen mit dem fast kosten -losen Nordseestrom in den alten Tagebauregionenenden zu lassen: Grüner Strom im Überfluss hattehalbwegs saubere Industrien angesiedelt. Neben derAluschmelze stand das neue VW-Werk für Gelände -wagen mit Feststoffbatterie.

Klimaziele erreicht

Jäger blätterte in ihrem Geschenk. Die Erfolge warendeutlich: Klimaziele erreicht, viele Regionen dank So lar -anlagen auf den Dächern mit autarker Stromerzeugung.Die europäische Solarfabrik im französischen Cadara-che baute neue Speicher, die 50 Prozent Ökostrom imNetz garantierten. Sonnenstrom aus Spanien, Wasser-kraft aus Norwegen und Windstrom aus der Nordseeflossen zusammen. Der Slogan der EU-Kommission»Green EUtricity« hatte per Investitionsprogramm dieArbeitslosigkeit bekämpft und mit billigem Strom vieleBetriebe nach Europa zurückgelockt.

Nicht ganz freiwillig. Die Lage etwa in Bangladeshwar so unruhig geworden, dass immer weniger Firmendort noch produzieren wollten. Nach dem Verlust wei-ter Küstenstreifen waren 30 Millionen Menschen in dieStädte gezogen. Die Klimakrise ließ den Meeres spiegelsteigen und hatte den Monsun in Indien verändert.Trotz aller Erfolge war die Staatengemeinschaft aufdem Weg in eine 2,5-Grad-Welt, warnte der aktuelleSachstandsbericht des UN-Klimarats.

Jäger dankte ihren Mitarbeitern und zog sich aufihren Massagesessel zurück. Bei der Klimakonferenz inKalkutta würde es wie immer Streit geben. Nicht mehrdarum, wer das Klima schützen solle. Das hatte sicherledigt, seit China die Welt mit billigen Solarpanelsüberflutete und die USA unter der jungen PräsidentinChelsea Clinton 2024 begonnen hatte, die coolstenE-Mobile der Welt zu verkaufen. Nein, jetzt ging esdarum, wo wie viel Wald für neue Biomasse-Plantagenabgeholzt wurde, welches Land die Klimaflüchtlingeaus der Südsee aufnehmen würde und wer das Patentauf die neuen Maschinen bekam, die CO2 aus der Luftwaschen konnten.

Julia Jäger erlaubte sich ganz privat einen Seufzer derHalbzufriedenheit. 55 war nicht schlecht, dachte sie.Aber die 100 wollte sie schon noch erleben – und dasnicht erst an ihrem hundertsten Geburtstag.

Bernhard Pötter

… ist Buchautor und Redakteur bei der »taz«.

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34 BUNDmagazin [3-17]

AKTIV

BUND

juge

nd

Wie können sich Studenten und Nachwuchswissenschaftle-rinnen an der Facharbeit der BUND-Arbeitskreise beteiligen?Wie gelingt eine transdisziplinäre Forschung, die wissen-schaftliche mit nicht-wissenschaftlichen Akteur*innenverknüpft? Und wie kann diese Forschung den sozial-ökolo-

gischen Wandel beleben? Fragen wie diesen war ein Seminargewidmet, das die BUNDjugend Mitte Juni in Berlin veran-staltete, unterstützt vom wissenschaftlichen Beirat des BUND.Den Link zur Dokumentation des Seminars können Sie beiKatharina Ebinger anfordern: [email protected]

Jörg

Fary

s

Ende Juni prämierte der BUND erstmalig Forschungsarbeitenzum Thema »Nachhaltige Entwicklung«. Den Preis für diebeste Doktorarbeit gewann Thilo Becker (ganz rechts) vonder TU Dresden für seine Arbeit Sozialräumliche Verteilungvon verkehrs bedingtem Lärm und Luftschadstoffen am Bei-spiel Berlins. Er wies nach, dass an hoch belasteten Straßenüberwiegend Menschen mit niedrigem Sozialstatus leben,die sich ein Ausweichen in bessere Wohngebiete nicht leis-ten können. Für die beste Masterarbeit wurde Helen Sharp(ganz links) von der FU Berlin ausgezeichnet. Auch sie verband

Um welt und Soziales: Just Transition– sozialökolo gische (Neu-)Ausrichtung gewerkschaftlicher Positionen in Deutschland?Sie kam zum Ergebnis, dass in den Gewerkschaften struktur-konservative Positionen bislang die Übermacht besäßen; dieGewerkschaften würden sich daher primär mit Unternehmenund Wachstumsverfechtern verbünden. Bei über 70 eingereichten Arbeiten hatte die BUND-Jury dieQual der Wahl. Je zwei weitere Dissertationen und Master -arbeiten waren ihr deshalb eine besondere Würdigung wert.Der Blumenstrauß war dann für alle Autor*innen gleich groß.

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Rund 2 000 BUND-Gruppen sind vielfältig engagiert

Haben Sie noch Fragen?Telefon: (0 30) 2 75 86-111 E-Mail: [email protected]/gruppen_werben_mitglieder

Sie errichten Zäune für Amphibien,pflegen Streuobstwiesen, bieten Ent-deckungstouren durch die heimischeNatur für Jung und Alt oder initiierenDemos gegen eine geplante Massen-tierhaltung in der Region: BUND-Gruppen machen die Arbeit unseresVerbandes greifbar. Ihre Aktionen undVeranstaltungen verbinden aktive Mitglieder mit Leuten, die sich für denUmwelt- und Naturschutz begeistern.

Deshalb rufen wir dazu auf: Nutzen Sie dieses einmalige Potenzial undmachen Sie aus Interessenten IhrerArbeit neue BUND-Mitglieder!

Jede Gruppe, die dieses Jahr zehn neue Mitglieder gewinnt, erhält einen50 Euro-Gutschein für Werbematerialaus dem BUNDladen.

Außerdem erhält jede BUND-Gruppeden ersten Jahresbeitrag ihrer neugewonnenen Mitglieder!

Vermerken Sie dazu bitte auf jedemMitgliedsantrag gut leserlich denNamen Ihrer BUND-Gruppe.

Wir drücken Ihnen die Daumen undwünschen Ihrer Gruppe viel Erfolgund einen aktionsreichen Herbst!

Geworben durch BUND-Gruppe:

bitte wenden ➔

Antwort

Bund für Umwelt und NaturschutzDeutschland e.V.Mitgliederverwaltung

Am Köllnischen Park 110179 Berlin

Demo gegen

Massentierhaltung

Streuobstwiese

BUNDjugend NRW

Exkursion Tagebau

Demo für die Energiewende

Gutschein

Nach vollständiger Bezahlung des Gutscheins wird dieser von uns innerhalb der regelmäßigen gesetzlichen Verjährung von 3 Jahren (Fristbeginn mit dem Ende des

Ausstellungsjahres) nach folgenden Maßgaben in Zahlung genommen: Eine Verrechnung ist nur mit dem Warenpreis, nicht mit Zusatzkosten wie Versandkosten mög-

lich. Der Gutschein kann nur für einen Bestellvorgang genutzt weren, ein evt. Restwert verfällt. Eine Barauszahlung auch von Teilbeträgen ist nicht möglich.

50 EuroBitte geben Sie den Gutscheincode in das dafür

vorgesehene Feld beim Bestellvorgang im Warenkorb ein:

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AKTIVEmpfang zum 70. GeburtstagGlückwünsche für Hubert Weiger

H eiß ging es her, am 18. Mai inBerlin. Mehrere namentliche

Abstimmungen standen an diesemFrühsommerabend im Bundestagan. Für die Mitglieder des Bundes-tags hieß das: Anwesenheitspflicht.Doch danach ließen es sich vieleAbgeordnete aller Fraktionen undhochkarätige Vertreter*innen ausdem Kanzleramt, den Ministerien,den Parteien und Ämtern nichtnehmen, auf den 70. Geburtstagvon Hubert Weiger anzustoßen.

Im Kreise auch der Mitstreiter undKolleginnen des BUND und befreun -deter Verbände feierte der BUND-Vorsitzende mit einem Empfang sei-nen Geburtstag nach.

»Sie sind einer der wichtigstenUmweltstrategen unseres Landes.Das Land braucht Sie weiterhin alsunbequemen Streiter und wichtigenImpulsgeber für die Umwelt, für dieNatur und – mindestens noch dienächsten Jahre – gegen die Kern -energie«, hob Umweltministerin

Barbara Hendricks in ihrer Laudatiohervor.

Auch die Vorsitzende des Um -weltausschusses im Bundestag, Bärbel Höhn, und Friedrich Osten-dorff, Schirmherr der Veranstaltung, wür digten das große En gagementHubert Weigers und die Bedeutungdes BUND insgesamt. Der Empfangfand in der ehrwürdigen DeutschenParlamentarischen Gesellschaftstatt, gegenüber dem Reichstags -gebäude.

Jörg

Fary

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Zu den Gratulantinnen in Berlin gehörten Barbara Hendricks (links) und Bärbel Höhn (rechts).

Ich wurde geworbenJa, ich mache mich für den Natur- und Umweltschutz starkund werde jetzt BUND-Mitglied. Ich wähle folgenden Jahresbeitrag:�� Einzelmitglied (mind. 50 €) ..................................................................

� Familienmitgliedschaft (mind. 65 €) ..................................................................

� Ermäßigt (nach Selbsteinschätzung) (mind. 16 €) ..................................................................

� Lebenszeitmitglied (einmalig mind. 1 500 €) ..................................................................

Zahlungsweise: � Lastschrift � Rechnung

Name/Vorname

Straße

PLZ/Ort

Beruf Geburtsdatum

Telefon E-Mail

Wenn Sie sich für eine Familienmitgliedschaft entschieden haben, tragen Siebitte die Namen Ihrer Familienmitglieder hier ein. Jede Stimme zählt!

Name/Geburtsdatum

Name/Geburtsdatum

Name/Geburtsdatum

Ja, ich zahle per Einzugsgenehmigungund spare damit Papier- und Verwaltungskosten. Bitte ziehen Sie denBetrag ab dem ___________ bis auf Widerruf von meinem Konto ein.

KontoinhaberIn

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Datum Unterschrift (bei Minderjährigen Unterschrift des/der Erziehungsberechtigten)

Ihre persönlichen Daten werden ausschließlich für Vereinszwecke elektronisch erfasst und – ggf. durchBeauf tragte des BUND e.V. – auch zu vereinsbezogenen Informations- und Werbezwecken verarbeitetund genutzt. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt.

DE

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Ende Juni feierte die EvangelischeSchule in Berlin Mitte wie jedes

Jahr ihr Sommerfest. Traditionellpräsentiert jede Klasse einen eignenStand. Während andere Klassen vielbastelten, entschieden sich die»Mauersegler« diesmal für etwasBesonderes: Sie wollten Spendensammeln für eine gute Sache. Dochwofür? Weil sie eben erst den Klima-wandel behandelt hatten, lag einThema allen Kindern am Herzen:der Umweltschutz.

Die Entscheidung der 9- bis 13-Jährigen fiel schließlich nach langerDiskussion und leidenschaftlichenPlädoyers für den Schutz der Bienen.Eine Idee für den Stand war schnellgefunden: ein klassischer Kuchen-basar, natürlich mit Honigrezepten.Ob Honigwaffeln oder Honigtoast:Gegen einen Obolus in die Spenden-box durften die Gäste nach Herzens -lust zugreifen. 250 Euro zum Schutzder Bienen wurden so gesammelt.

BUND-Bienenexpertin CorinnaHölzel hatte der Klasse zuvor dieLebensweise der Bienen geschildert.Begeistert waren die Kinder voneiner mitgebrachten Honigwabeund einem Imkeranzug. »Warumsind Bienenwaben symmetrisch?«

war nur eine von vielen Fragen,die Corinna Hölzel an diesem Tagbe antworten durfte.

[3-17] BUNDmagazin 37

Anlässe zum SpendenHonigwaffeln für die Bienen

Klasse KlimaHeißkalt erwischt

F ür viele Schülerinnen und Schü-ler klingt »Klimaschutz« total

abstrakt – oder zumindest nichtsehr spannend. Mit ihrem Projekt»Klasse Klima – heißkalt erwischt«zeigt die BUNDjugend (zusammenmit der Naturfreunde- und Natur-schutzjugend), dass Klimaschutzalles andere ist als langweilig undabstrakt.

Bundesweit erproben junge,authentische Freiwillige mit Kindernund Jugendlichen der 5.–10. Klasseeinen klimafreundlichen Lebensstil:AGs, Projekttage und Projektwochensind handlungs orientiert gestaltet,im Vordergrund stehen die Beteili-gung und die Interessen der Kinderund Jugend lichen.

Und genau dies zeichnet dieBildungs arbeit der BUNDjugendaus: Die Schüler*innen erleben aufAugenhöhe und mit Witz und Spaß,

dass ein nachhaltiges Leben span-nend und bereichernd sein kann.

Etwa 3000 Kinder und Jugendli-che haben bereits an den Angebotenvon »Klasse Klima« teilgenommen.Wer selbst aktiv werden oder dasProjekt an die eigene Schule holenmöchte, kann sich an die Regional-koordination vor Ort oder die Bun-desgeschäftsstelle der BUNDjugendwenden.

Und damit die Inspirationen fürein nachhaltiges Leben nie ausge-hen, erscheint viermal im Jahr das»heißkalt-Magazin«. Es liefert Bei-träge zum praktischen Klimaschutzund Erfahrungsberichte aus denmitmachenden Schulen. Für alle,die neu einsteigen, geben in derBroschüre »Probier’s mal mit … Kli-maschutz!« acht junge MenschenTipps für einen klimafreundlichenAlltag. Und wer in der Bildungs -

arbeit tätig ist, bekommt die »KlasseKlima«-Toolbox: eine Arbeitshilfefür Multiplikator*innen, voll mitTipps, Tricks und fachlichen Fakten.

Materialien und Infos: � bundjugend.de/klasse-klimaDas Bundesumweltministerium fördert »Klasse Klima«im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative.

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Bei Fragen zu Anlassspenden wenden Sie sich bitte anSabine Wegendt, [email protected], Tel. (030)27586-565, � www.bund.net/spenden-statt-geschenke

Der Waffelstand mit Spendenbox. Rechts: Expertin Corinna Hölzel bei ihrer Bienenstunde.

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R und ein Fünftel aller globalenTreibhausgase wird frei, weil

Wälder gerodet oder geschädigtwerden. Daher sind Wälder auch fürden Klimaschutz sehr wichtig. DasZiel, die Erderwärmung auf deutlichunter zwei Grad zu begrenzen, lässtsich nur erreichen, wenn es gelingt,den Waldverlust zu stoppen.

Deshalb wurde ein internatio -naler Mechanismus entwickelt, derarmen Ländern finanzielle Anreizebietet, Entwaldung zu vermeiden:REDD+ (Reducing Emissions fromDeforestation and Forest Degrada-tion). Er fördert auch Maßnahmenwie die Aufforstung von Wäldernoder eine nachhaltige Waldbewirt-schaftung. Regierungen und dielokale Bevölkerung sollen belohntwerden, wenn sie Entwaldung ver-meiden und damit nachweislichihren CO2-Ausstoß senken.

KritikwürdigObgleich diese Grundidee gut

erscheint, sieht der BUND REDD+sehr kritisch – vor allem, weil derMechanismus die CO2-Einsparungauf arme Länder abwälzt, statt diereichen Industrienationen in diePflicht zu nehmen. Die Hauptverur-sacher der Klimakrise senken ihrenAusstoß daher weniger ambitioniert.So wird ernsthaft überlegt, die stei-genden Emissionen des globalenFlugverkehrs über REDD+ zu »kom-pensieren«, statt sie zu reduzieren.

Außerdem birgt die einseitigeBetrachtung von Wäldern als CO2-Speicher die Gefahr, ihre vielschich-tige Bedeutung für Mensch und bio-logische Vielfalt zu verkennen. Sowerden Aufforstungen un abhängigdavon honoriert, ob sie Plantagenoder reiche Naturwälder betreffen:Beides zählt als Wald.

Schließlich gibt es zwar sozialeund ökologische Richtlinien fürREDD+-Vorhaben. Doch sind dieseunverbindlich. Massive Menschen-rechtsverletzungen und Landraubim Namen von REDD+ trugen dazubei, dass »Friends of the Earth« denMechanismus strikt ablehnt.

Fazit: Wir müssen Wälder auchals biologische Schatzkammern si -chern, mit der Bevölkerung vor Ort.

38 BUNDmagazin [3-17]

Windräder sieht man in der Ukraine noch selten – doch als Wandbild sind sie inKiew schon präsent.

Waldzerstörung für Palmölplantagen:in Indonesien mit REDD+ gefördert.

Klimaschutz II: UkraineWende auch bei der Energie?

M it Umbrüchen kennen sichdie Ukrainer aus. Erst 2014

harrten sie zu Tausenden monate-lang auf dem größten Platz Kiewsaus, um die Regierung zum Rück-zug zu bewegen. Nach dem erfolg -reichen Aufstand – den alle nochheute »ihre« Revolution nennen –mischen sie sich weiter ein.

So trifft sich die Umweltorgani-sation NECU (Nationales Ökologi-sches Zentrum der Ukraine) regel-mäßig mit dem Wirtschaftsministe-rium, um die nationale Energiestra-tegie zu überarbeiten. Sie soll mehrals bisher darauf ausgerichtet sein,die klimaschädlichen Emissionenausreichend zu mindern.

Das Thema Effizienz wurde inden letzten Jahren bereits mit kon-kreten Projekten und Gesetzes -initiativen umgesetzt. Dagegensteht die Ukraine bei erneuerbaren

Energien noch ganz am Anfang. Soexistieren bisher kaum Windkraft-anlagen an Land und ein ein zigesgroßes Photovoltaikprojekt – keinesin der Hand von Bürgern, Kommu-nen oder Kooperativen.

Genau hier setzt NECU an undrät der Regierung, sich bei anderenLändern abzuschauen, welchergesetzliche Rahmen es Kommunenund Bürgerinnen erlaubt, für dieEnergiewende aktiv zu werden.NECU wird versuchen, diesen Aus-tausch in die Wege zu leiten.

Womöglich werden auch BUND-Aktive eingeladen, um zu berichten,wie Bürgerenergie bei uns funktio-niert. Das Kalkül: Die Ukraine wirdsich von fossilen Energieträgern wieKohle und Gas nur verabschieden,wenn viele Menschen von denErneuerbaren profitieren – nichtzuletzt finanziell.

Klimaschutz I: REDD+Wälder nicht nur CO2-Speicher

Fran

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I NTERNATIONAL

� www.bund.net/REDD+

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[3-17] BUNDmagazin 39

Klimaschutz III: UgandaStark betroffen

U ganda – die Perle Afrikas – istbesonders stark von den stei-

genden Temperaturen betroffen.Während das ostafrikanische Landkaum zur globalen Klimakrise bei-getragen hat, trifft es die Menschenin Uganda und deren Lebensgrund-lage hart: Seit 1960 ist die jährlicheDurchschnittstemperatur um 1,6 °Cgestiegen. Vermehrt treten deshalblange Dürreperioden auf. Regen-fälle werden immer unzuverlässiger.Darunter leiden Landwirtschaft undViehhaltung, die Versorgung derMenschen mit Nahrungsmittelnfällt zunehmend schwer.

Wie reagiert Uganda auf dieseKlimakrise? Im Rahmen des PariserKlimaabkommens verfolgt das Land

ehrgeizige Minderungsziele (obwohlseine Emissionen noch vergleichs-weise niedrig sind). Zudem vollziehtes einen Prozess der Anpassung andie sich häufenden Wetterextreme.Dazu ist es allerdings auf die finan-zielle Hilfe der Industriestaatenangewiesen.

Seine Ziele formuliert Uganda imAustausch mit zivilgesellschaftlichenAkteuren wie dem BUND-Partner»NAPE« – Friends of the EarthUganda. Sie sind es, die Anliegender lokalen Bevölkerung sammelnund an die Regierung weiterreichen.Gleichzeitig unterstützt NAPE dieugandische Bevölkerung darin, sichan die drastischen Folgen der Klima -krise anzupassen.

Gruppenbild vom Jahrestreffen der »Friends of the Earth Europe« in England. Zumneuen Vorstand zählt Ernst-Christoph Stolper, stellvertretender BUND-Vorsitzender.

BUND-Mitarbeiter Severin Ettl (re. u.) besuchte die »Friends of the Earth Uganda«im Rahmen der Internationalen Klimainitiative des Bundesumweltministeriums –gemeinsam mit einer Kollegin vom Unabhängigen Institut für Umweltfragen.

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DI E J UNGE SEITE Wild auf WildnisIn der Natur campen, durch Wald und Wiesen streifen, im SandPfotenabdrücke suchen: Die BUNDjugend Sachsen begab sichauf die Spuren des Wolfs – und bekamen ihn sogar zu Gesicht.

P lötzlich geschieht, was niemand ernsthaft erwartethat. Und was sich doch alle insgeheim gewünscht

haben. Die Sommersonne blitzt noch einmal kurzdurch den Wolkenschleier und leuchtet die weite Land-schaft mit goldenem Licht aus. Bald werden wir dieFerngläser beiseitelegen und in der Dämmerung unserGehör für die Laute der Natur schärfen. Doch dannzeigt er sich tatsächlich: ein Wolf. Und er läuft direktauf uns zu.

Kein Dorf weit und breitErst seit einer guten halben Stunde sitzen wir hier,

auf einer alten Abraumhalde in einem stillgelegtenTagebau in der Oberlausitz. Nicht zum ersten Mal andiesem Wochenende, das die sächsische BUNDjugendorganisiert hat, haben wir unsere Fahrräder ge -schnappt und sind in die Wildnis gefahren. Vom Zelt-camp am Ufer der Spree ging es abends quer durcheinen lichten Wald zu einem Aussichtshügel.

Hier – ein paar Dutzend Kilometer von der Grenzezu Polen entfernt – dienen uns Kiefern als Deckung:Der Ansitz liegt perfekt und erlaubt einen weiten Blick indie Ebene. Irgendwo frisst sich mit sonorem Brummenein Braunkohlebagger durchs Gestein, am Horizont

rauchen die Schlote eines Kraft-werks. Landwirtschaft gibt es hierkeine, auch weit und breit keinDorf. Stattdessen nur eine riesen-große Brache mit offenen Sandflä-chen, Gehölzen und Bäumen.

Mit Ausdauer und Erfahrung spürt man Tiere auf,die uns Menschen lieber aus dem Weg gehen. Undbraucht trotzdem immer etwas Glück. »Ich bin echtgespannt, was heute Abend unterwegs ist«, flüstertPaul Stöcker, der als Bildungsreferent der sächsischenBUNDjugend die Exkursion betreut. In seiner letztenE-Mail stand zwar »Wolfstracking« im Betreff. Doch diezehn Teilnehmer*innen wissen, wie unwahrscheinliches ist, Wölfe in freier Wildbahn zu erleben.

RiesenüberraschungZwar gibt es in der Lausitz so viele Wölfe wie nir-

gends sonst in Deutschland. »Mit Glück finden wir ihreSpuren«, hatte Paul zur Einführung erklärt. »Wölfesehen werden wir wohl nicht. Sie sind so scheu, dassselbst die Experten vom Wolfsbüro sie fast nie zuGesicht bekommen.« Bei unserem Ansitz in der Däm-merung entdecken wir immerhin äsende Rehe undeine Rotte munterer Wildschweine: Die Tiere streifendurch die karge Vegetation, ohne uns zu wittern. Unddann eben die Überraschung: ein echter Wolf!

Die nächsten fünf Minuten sind die schönsten desWochenendes. Quer über die Ebene trabt das Tier aufuns zu. Später, zurück am Lagerfeuer, werden wir dieFotos genau anschauen. Wir werden das graubrauneFell und die lange Schnauze mit den spitzen Zähnenstudieren. Und wir werden feststellen, dass es sichwohl um ein Weibchen handelt. Doch jetzt staunen wirerst einmal über diesen Wolf, der ganz entspannt inflottem Tempo sein Revier erkundet. Bis auf 80 Meter

� bund jugend-sachsen.de

40 BUNDmagazin [3-17]

Page 41: BUND · [3-17] BUNDmagazin 3 INHALT Liebe Leserinnen und Leser, alle vier Jahre erhalten Sie Ihr BUNDmagazin mit einem Schwerpunkt »Bundestagswahl«. So kompakt wie diesmal war er

kommt er heran. Dann hört er die Ka -meras klicken, nimmt unseren Ge ruchauf – und verschwindet in dem Wäld-chen, aus dem er gekommen ist.

Mit allen Sinnen»Sofort hat man eine Idee, wie Wölfe

drauf sind«, meint Paul, der wie alle hinund weg ist. Auch er hat zum ersten Maleinen Wolf gesichtet. »Wie der sich be -wegt – so zielstrebig, neugierig und zu -gleich umsichtig …« Alle sind begeistert.Das, was sie schützen wollen, konntensie nun auch kennenlernen. Es ist einebunte Mischung in diesem Zeltcamp:Zwei Zehntklässler sind dabei, einigeStudentinnen, junge Berufstätige.

Um die Wildnis erfahren zu können,müssen wir erst unsere Wahrnehmungschärfen. Das funktioniert recht gut: Vielvon unserem lauten Alltag haben wirhier abgestreift. Sehen, hören, riechen,tasten, schmecken: Die Safari für alleSinne beginnt schon, wenn früh dieSonne aufgeht und Kuckuck, Pirol undSchwarzspecht rufen. Später, als je -mand auf einem Grashalm kräftig trötet,antworten auf der Wiese nebenan dieKraniche. Was dort an Kräutern wächst,landet in der Teekanne.

Auf SpurensucheSo gut sich die Wölfe verstecken: Ihre

Spuren verraten sie. Gut, dass es in derNacht genieselt hat: Der feuchte Bodenist mit Abdrücken übersät. Rehe undHasen waren hier unterwegs, ein kleinesRaubtier hat Losung hinterlassen, in derMäuseknochen stecken. Dann entdecktjemand die Abdrücke großer Tatzen.

Hund oder Wolf? »Die haben oft diegleiche Schuhgröße«, weiß Paul. Dochtypisch für Wölfe ist ihr »geschnürterTrab«: Sie setzen ihre Hinterpfoten indie Abdrücke der Vorderpfoten, laufennicht suchend umher, sondern meistzielstrebig in eine Richtung. Der Wolf,dessen Spur wir über Dutzende Meterverfolgen, hatte also eine Mission.

Die hat auch Paul Stöcker: Im Herbstbietet er wieder ein Wolfswochenendean, und eine Wildnistour im Erzgebirge.2018 plant er zusätzlich einen Kurs fürWildnispädagogik. Ob sich die Wölfeerneut durch ihre Spuren verraten odergar blicken lassen? Paul ist jedenfallsüberzeugt: »Was wir in Sachsen machen,funktioniert nicht nur hier. In die Naturgehen und staunen, was alles passiert –das kann man überall.«

Helge Bendl (Text und Fotos)

[3-17] BUNDmagazin 41

Jugend trifft auf ErfahrungDas Ende der Atomkraft in Deutsch-land ist beschlossen. Das Problem mitdem Millionen Jahre strahlendenAtommüll bleibt aber ungelöst. Abdamit ins Weltall, zubetonieren inRussland oder möglichst tief im Nach-bardorf vergraben? In drei Workshopswerden wir uns ab Herbst drängendenFragen zum Thema Atommüll stellen,und der damit verbundenen gesell-schaftlichen Verantwortung. Dabeimöchten wir vom Erfahrungsschatzder Anti-Atom-Bewegung lernen undeinen Wissensaustausch zwischen denGenerationen anstoßen.

� bundjugend.de/atommuell

Die Erde ist kein OnlineshopEin leerer Einkaufswagen rattert überdas Pflaster. Ein Banner zeigt die Web-seite eines Online-Versands, bei demes nichts mehr zu kaufen gibt – dieErde sei »nicht mehr verfügbar«. Sowies die BUND jugend am 2. Augustmit Verbündeten auf den »Erdüber -lastungstag« hin: jenen Tag, an demdie nachhaltig nutzbaren Ressourceneines Jahres verbraucht sind. Im Ver-gleich zum Vorjahr ist er erneut umsechs Tage vorgerückt, die Überlastungverschärft sich. 1,7 Erden bräuchtenwir heute, um den globalen Bedarf annatür lichen Ressourcen zu decken …

� bundjugend.de/overshoot

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� www.bundjugend.de

Page 42: BUND · [3-17] BUNDmagazin 3 INHALT Liebe Leserinnen und Leser, alle vier Jahre erhalten Sie Ihr BUNDmagazin mit einem Schwerpunkt »Bundestagswahl«. So kompakt wie diesmal war er

42 BUNDmagazin [3-17]

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44 BUNDmagazin [3-17]

MEDI ENDie Grenzen zwischen belebter und unbeleb-ter Natur werden zunehmend verschwimmen.Und die vom Menschen geschaffenen Algorith-men werden immer »intelligenter« und mäch-tiger. Der Mensch hat das Potenzial, sich zumÜbermenschen, zum Homo Deus zu machen– so Yuval Noah Harari in seiner »Geschichtevon Morgen«.

Aber nicht alle werden göttlich. Eine kleineElite wird sich die Vorteile der Biotechnologieund der künstlichen Intelligenz zunutzemachen. Sie wird dem Rest der Menschheitüberlegen sein, so Hararis These. Werden die»normalen« Menschen dann den gleichenUmgang erfahren, wie wir ihn heute mit uns

»Unterlegenen« praktizieren? Werden wireinst behandelt wie Schweine und Rinder?

Hararis Thesen verstören nicht selten.Doch immer wieder ertappt man sich, etwasabstrus zu finden, um eine Seite später zu er -fahren, dass dies längst Realität ist. Das Buchkonzentriert sich auf die Potenziale modernerTechnologien. Nur teilweise diskutiert Hararideren Für und Wider. So stellt er Google alsallwissendes Wunderwerkzeug dar, streift dasProblem Datenschutz aber nur. Trotzdem istdas Buch lesenswert, weil es Denkanstößegibt und den Blick auf große Zusammen -hänge lenkt. Und weil es dank seiner vielenanschaulichen Beispiele sehr gut lesbar ist.

In einer faktenbasierten Streitschrift fragt derMobilitäts- und Zukunftsforscher StephanRammler nach der Zukunft unserer Mobilität.Das Auto habe längst begonnen, sich selbstabzuschaffen. Rammler erläutert die Chancen,die eine Abkehr von der Fokussierung auf dasAuto bietet. Eigene Kapitel widmet er denschädlichen Emissionen der Automobilität,dem Flächenverbrauch und den politischenKonflikten durch unsere Abhängigkeit vom Öl.

Verständlich legt Rammler dar, dass dieKlimakatastrophe nur zu vermeiden ist,wenn uns eine Mobilitätswende gelingt, dieden Verkehrsbereich schnell und umfassendvon fossilen Treibstoffen unabhängig macht.

Über 100 Jahre lang wurden immer mehrund immer größere, schnellere und schwerereFahrzeuge gebaut und verkauft. Der Ansprucheiner modernen Gesellschaft müsse es nunsein, sich vom Auto zu verabschieden – alseinem im Kern zukunfts-, gesellschafts- undmenschenfeindlichen Relikt des 20. Jahrhun-derts. Wir sollten uns neuen Formen derMobilität zuwenden, so Rammlers Plädoyer.

Denn eines gibt er zu bedenken: Wie ernst-haft wir uns um Weltklima und Weltfriedenbemühen, wird sich vor allem an unsererBereitschaft messen lassen müssen, unserenLebensstil grundlegend zu verändern (sieheunten!) – nicht zuletzt unsere Mobilität.

Was verbindet eine erfolgreiche Klimapolitikund eine funktionierende Partnerschaft?Warum kann eine nachhaltige Lebensweiseebenso schwerfallen, wie mit dem Rauchenaufzuhören? Richtig: All dies erfordert ein ver-ändertes Handeln. Doch was treibt Menschenzu Veränderungen? Dieser Frage stellt sichFelix Ekardt, der Vorsitzende des BUND inSachsen und Gründer der Forschungsstelle»Nach haltigkeit und Klimapolitik«, in seinemneuen Buch.

Nicht allein Faktenwissen motiviert zumKonsum nachhaltiger Produkte: Wir wissenviel, handeln aber nicht danach. Dafür gibt es

vielschichtige Gründe, mit denen sich Verhal-tensökonomik, Sozialforschung und andereFachgebiete beschäftigt haben. Unter Verzichtauf Kapitalismuskritik, Moralpredigten undRevolutionsrufe klärt Ekardt die Bedingungenfür individuelles und kollektives Handeln. Erzeigt die Bürden für ein verändertes Verhaltenund die Chance, die ein Wandel bedeutet.

Ekardt ist überzeugt: Wandel ist möglich –weg von einer wachstumsorientierten Welt,hin zu einem erfüllten Leben. Sein Buch rich-tet sich an alle, die in einer besseren Weltleben wollen, doch oft schon an kleinen Ver-änderungen im Alltag scheitern.

Yuval N. Harari: Homo Deus – Eine Geschichte von Morgen, 2017. 576 Seiten, 24,95 €, C.H.Beck

Stephan Rammler: Volk ohne Wagen – Streitschrift für eine neue Mobilität, 2017. 192 Seiten, 10 €, S. Fischer

Wir können uns ändern

Vom Auto verabschieden

Wird der Mensch zum Übermensch?

Felix Ekardt: Wir können uns ändern, 2017. 160 Seiten, 14,95 €, oekom

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[3-17] BUNDmagazin 45

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Tiere müssen sterben, damit wir Fleisch essenkönnen. Damit müssen wir umgehen, auchwenn dieses Wissen heute oft in Vergessenheitgerät. Ludwig Maurer ist Koch und Landwirt.Er züchtet Wagyu-Rinder auf einem Biohof.Seine Tiere sollen ein gutes Leben in derHerde haben, bevor sie sterben. Während vieleMenschen heute nur noch zu den Edelteilengreifen, will Maurer das ganze Tier verwerten.

Für den Autor von »Rind Complete« sindalle Teile des Rinds edel, nicht nur die Filets.Dabei greift er auf altes Fleischhauer-Hand-werk zurück, von dem uns erst die industrielleFleischproduktion entfernt hat. Auch vieleandere Spitzenköche fühlen sich der Tradition

verpflichtet und verarbeiten Tiere wieder vonder Schnauze bis zum Schwanz.

Maurers Kochbuch enthält erstaunlicheRezepte, von in Rindertalg ausgebratenenApfelkrapfen bis zum Euter, in Salzwassergekocht. Es führt vor Augen, dass in der Regelnur knapp die Hälfte eines Tieres als Fleischund Wurst auf unserem Teller landet. Und eszeigt, dass sich die Verarbeitung der Tiereändern muss, damit wir uns auf alte Rezepterückbesinnen können. Wie wäre es mal wie-der mit Omas Ochsenschwanzsuppe, dazuBiogemüse aus der Region? Maurer kochtmeist wesentlich luxuriöser, bietet aber auchsehr bodenständige Rezepte an.

Ludwig Maurer: Rind Complete. From nose to tail – Das Kochbuch, 2016. 208 Seiten, 49,90 €, Matthaes

»Das Besondere am Reparieren ist, dass es unsermächtigt. Es spart nicht nur Ressourcen ein.Wenn man etwas repariert, macht man eswieder lebendig und eignet sich diesen Gegen -stand regelrecht an – nicht nur, weil man ihngerettet hat, sondern weil man jetzt auch ver-steht, wie er funktioniert.« Was Kyle Wiens,Gründer der Plattform iFixit, über den Vor-gang des Reparierens schreibt, identifizierendie Herausgeber*innen in einer spannendenZeitdiagnose als neuen Modus des Politischen:Reparieren als Antwort auf das Defekte, das

ist immer ein pragmatischer, konkreter undpostideologischer Zugang. Er zielt auf alles,was als »kaputt« wahrgenommen wird – sei esdie Stadtplanung oder das gesellschaftlicheVerhältnis zur Natur oder auch die globaleUngleichheit.

Der in siebbedrucktes Leinen eingebunde-ne Sammelband war im März »Sachbuch desMonats« und stand zudem auf der Longlistder »schönsten deutschen Bücher« des Jahres.Tatsächlich: ein intellektuelles wie haptischesLeseerlebnis erster Güte!

Andrea Bayer u.a. (Hg.): Die Welt reparieren, 2016. 352 Seiten, 19,99 €, Transcript; online kostenlos unter

� www.die-welt-reparieren.de

Reparieren ist politisch

Alles verwerten

Ohne das Meer gäbe es kein Leben auf unse-

rem Planeten. Es regelt weitgehend das

Klima, gibt uns Nahrung und liefert Energie.

Darüber hinaus ist es ein wichtiger Verkehrs-

weg, ein Erholungsraum und ein Quell ästhe-

tischen Vergnügens. Aber das Meer steht

unter Stress, denn das alte Prinzip von der

«Freiheit der Meere» hat zu Überfi schung,

Artenverlust und einer immensen Verschmut-

zung der Ozeane geführt. Deshalb muss der

Umgang mit dem Meer auf nachhaltige und

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46 BUNDmagazin [3-17]

Frau Reuter, Sie sind vor einigen Jahren aus Schwabenins Harzvorland gezogen – und waren wohl schon vor-her im BUND aktiv?Ursprünglich komme ich aus Plauen im Vogtland. Übereinige Stationen bin ich zuerst in Aalen gelandet. Weilich mich für Umwelt und Natur engagieren wollte, ha -be ich geschaut, was es dort so gibt – und das war eineBUND-Gruppe. Auf die bin ich dann zugegangen, undwir haben es geschafft, uns regelmäßig zu treffen undschöne Veranstaltungen anzubieten.

An Ihrem neuen Wohnort Quedlinburg sind Sie dann er -neut aktiv geworden und haben eine Ortsgruppe aus derTaufe gehoben. Wie kam es dazu?Eine Ortsgruppe gab es hier leider noch nicht, nur ein-zelne Aktive. Der Landesverband konnte mir einigeKon takte nennen. Mit diesen Menschen habe ich michgetroffen, und nach anfänglichen Bedenken – oh je,was hat die vor? Wächst uns das nicht über den Kopf? –sind wir hier gut zusammengekommen.

Wir sind eine ganz gemischte Gruppe, mit unter-schiedlichsten Interessen, das ist wirklich spannend.Da gibt es einen Schmetterlingsexperten, der total fitim Naturschutz ist. Einen, der sich stark gegen dieAtomkraft einsetzt. Oder einen, der schon sehr vielgegen die Gentechnik in der Region unternommen hat.Ein bunter Haufen, auch vom Alter her.

Tatsächlich ist die Ortsgruppe vielseitig aktiv. WelcheAnliegen bringen Sie mit ein?

Ich interessiere mich vor allem für das Thema Konsum.Dazu haben wir verschiedene Aktionen laufen. ZumBeispiel biete ich »weltbewusste« Stadtrundgänge an:Wir schauen an vier Stationen, was unser Kaufverhal-ten mit dem Rest der Welt zu tun hat: Wo kommt dasPäckchen Kaffee her, wie wird er dort angebaut, wasgibt es für Probleme? Meist begleite ich Schulklassenoder Gruppen des VHS-Bildungswerks. Da sind oftMenschen dabei, die wenig Hintergrundwissen mit-bringen. Gerade die möchte ich gern ein biss chen sen-sibilisieren.

Mehrmals haben wir auch »ToxFox«-Aktionen ange-boten, in Kooperation mit einem Drogeriemarkt. Wirzeigen, wie man dank unserer BUND-App Kosmetik-produkte auf Schadstoffe überprüfen kann.

Wir nehmen aber zum Beispiel auch Stellung zumneuen Flächennutzungsplan, das ist wirklich ein brei-tes Themenspektrum. Jeder trägt halt seine Ideen vorund wirbt dann in der Gruppe für Unterstützung …

Was steht als Nächstes an?Unser jährlicher Secondhandmarkt. Den veranstaltenwir dieses Jahr am 25. August, gemeinsam mit einemKultur- und Jugendzentrum in Quedlinburg. In einemangegliederten Kino wollen wir dazu den Film »TheTrue Cost« zeigen – über den wahren Preis, den wir fürunsere Kleidung zahlen.

Und sehr regelmäßig sind wir am Schlossberg aktiv.Dort pflegen wir in enger Zusammenarbeit mit derStadt den Weinberg, ein großes Projekt! Hierfür hat sicheine »Initiative Stiftsgärten« gebildet, mit Aktiven auchaußerhalb des BUND, die hier regelmäßig mitgärtnern.Erst kürzlich haben wir dort gemeinsam Nachtfalterbeobachtet, angeleitet von unserem Spezialisten.

Etlichen Ortsgruppen fehlt es ein wenig an Nachwuchs.Wie sieht das bei Ihnen aus? Von uns ist noch keiner im Rentenalter, das Problem istalso nicht akut. Zumal über unsere Führungen vieleKontakte zu Jüngeren entstehen. Allerdings liegt dieHürde vom nur zahlenden zum aktiven Mitglied hoch.Es wäre schon schön, wenn sich mehr Menschen – objünger oder älter – an unseren Aktionen beteiligten.Doch welche Ortsgruppe wünscht sich das nicht ...

Interview: Severin Zillich

Isabel Reuter ist Sprecherin der BUND-OrtsgruppeQuedlinburg. Die gelernte Kultur- und Umwelt -pädagogin – hier vor dem Schlossberg der Welt -erbestadt – bietet mit ihren Mitstreiter*innen einvielfältiges Programm.

Bunter HaufenPERSÖN LICH

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Almuth WentaBUND-Ansprechpartnerin für Erbschaften und VermächtnisseAm Köllnischen Park 110179 Berlin

(030) 275 86 474

[email protected]

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