bärenreiter verlag - home · web viewmartina rebmann, leiterin der musikabteilung der...

3
„Alle Menschen werden Brüder!“ Ein wertvolles Faksimile von Beethovens IX. Sinfonie Ludwig van Beethovens IX. Sinfonie ist ein Mythos, und das Autograph ist es auch. Das wertvolle Faksimile der Handschrift, das der Bärenreiter-Verlag herausgebracht hat, präsentiert erstmals alle Teile des Autographs einschließlich der in Bonn und Paris aufbewahrten Seiten sowie der Posaunen- und Kontrafagottstimmen. 2001 wurde die Handschrift in das Welt-Dokumentenerbe der UNESCO aufgenommen. Mit seiner neunten Sinfonie stieß Beethoven in neue Dimensionen vor. Solisten und Chor überhöhen im Schlusssatz die instrumentale Gattung, und Schillers „Ode an die Freude“ wird zu einer weltumspannenden Hoffnung, einem Bekenntnis: „Alle Menschen werden Brüder!“ Welches Plädoyer Beethoven in seiner Zeit mit diesem Werk abgeben wollte, wie die Ansichten darüber im Laufe der Zeit wechselten, beschreibt der große Beethoven-Forscher Lewis Lockwood in seinem Kommentar. Jonathan Del Mar, renommierter Herausgeber von Werken Beethovens, erläutert

Upload: others

Post on 25-Jan-2021

1 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

„Alle Menschen werden Brüder!“

Ein wertvolles Faksimile von Beethovens IX. Sinfonie

Ludwig van Beethovens IX. Sinfonie ist ein Mythos, und das Autograph ist es auch. Das wertvolle Faksimile der Handschrift, das der Bärenreiter-Verlag herausgebracht hat, präsentiert erstmals alle Teile des Autographs einschließlich der in Bonn und Paris aufbewahrten Seiten sowie der Posaunen- und Kontrafagottstimmen. 2001 wurde die Handschrift in das Welt-Dokumentenerbe der UNESCO aufgenommen.

Mit seiner neunten Sinfonie stieß Beethoven in neue Dimensionen vor. Solisten und Chor überhöhen im Schlusssatz die instrumentale Gattung, und Schillers „Ode an die Freude“ wird zu einer weltumspannenden Hoffnung, einem Bekenntnis: „Alle Menschen werden Brüder!“ Welches Plädoyer Beethoven in seiner Zeit mit diesem Werk abgeben wollte, wie die Ansichten darüber im Laufe der Zeit wechselten, beschreibt der große Beethoven-Forscher Lewis Lockwood in seinem Kommentar. Jonathan Del Mar, renommierter Herausgeber von Werken Beethovens, erläutert exemplarische Stellen der Handschrift und lässt den Leser an dem Arbeitsprozess des Komponisten teilhaben. So macht allein das großformatige Papier, das Beethoven für einige Passagen zur Hand nahm, die große Besetzung deutlich.

Streichungen, teilweise wieder rückgängig gemacht, zeigen, wie der Komponist um den endgültigen Notentext gerungen und ihn bis ins

Detail verfeinert hat. Die Geschichte des Autographs spiegelt einen Teil deutscher Geschichte wider: Nach der kriegsbedingten Auslagerung an verschiedene Orte kehrten seine Hauptteile zwar nach Berlin zurück, waren aber zunächst durch die Mauer getrennt und wurden erst 1990 wieder vereinigt. Martina Rebmann, Leiterin der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin, zeichnet diese Geschichte nach.

Die Erstausgabe des Faksimiles wurde 2011 mit dem Deutschen Musikeditionspreis 2011 ausgezeichnet.

Ludwig van Beethoven: Sinfonie No. 9 op. 125. Autograph Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz; Beethoven-Haus, Bonn; Bibliothèque nationale de Paris. Kommentar von Lewis Lockwood, Jonathan Del Mar, Martina Rebmann: Bärenreiter Facsimile. Documenta musicologica II,42. ISBN 978-3-1678-2471-9. Bärenreiter-Verlag 2019. 476 Seiten Faksimile und Kommentar (englisch/ deutsch/japanisch). Limitierte Auflage von 300 Exemplaren. € 789,–.

(2.359 Zeichen)

Text zum Abdruck frei

[29.4.2019]