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sportunterricht, Schorndorf, 57 (2008), Heft 1 1 Die Sportministerkonferenz hat auf ihrer 31. Sitzung am 22. und 23. No- vember in Neubrandenburg (Meck- lenburg-Vorpommern) den von einem Ad-hoc-Ausschuss der Deutschen Ver- einigung für Sportwissenschaft (dvs) erarbeiteten Motorischen Test für Kin- der und Jugendliche zustimmend zur Kenntnis genommen und dankt den Mitgliedern des Ad-hoc-Ausschusses unter der Sprecherschaft von Prof. Dr. Klaus Bös (Universität Karlsruhe) für ihre engagierte und kompetente Un- terstützung. Es gibt gegenwärtig eine kaum über- schaubare Zahl motorischer Tests für sehr unterschiedliche Zwecksetzun- gen und das ist grundsätzlich gut so. Dennoch verbirgt der Umgang mit dieser Vielfalt so manche Probleme auch für den Schulsport. Die Diskurse und Meinungsverschiedenheiten in den letzten Jahren zum motorischen Status und zu den Entwicklungsver- läufen der motorischen Leistungsfä- higkeit der Kinder und Jungendlichen im nationalen und internationalen Vergleich haben unter anderem eine sportunterricht, Schorndorf, 57 (2008), Heft 1 1 Albrecht Hummel Ursache in der Verwendung unein- heitlicher und nur bedingt vergleich- barer Tests. Unter dieser Perspektive kann die zu- stimmende Verabschiedung eines quasi ‚nationalen‘ motorischen Tests für Kinder und Jugendliche als ein Durchbruch von großer Tragweite be- wertet werden. Es steht jetzt ein Erhe- bungsinstrument zur Verfügung, wel- ches sowohl modernen wissenschaft- lichen Kriterien genügt und zugleich praktikabel in der Anwendung unter den Alltagsbedingungen des Schul- und Vereinssports ist. Wie sieht dieser Test nun aus und für welche Verwendungen ist er gedacht? Der Test misst die grundlegenden motorischen Fähigkeiten, die zusam- menfassend von den Verfassern als körperliche Leistungsfähigkeit be- zeichnet werden. Die Ermittlung dieser Fähigkeit er- folgt mittels extrem einfacher moto- rischer Fertigkeiten bei bewusster Ausklammerung sportartspezifischer Fertigkeiten. Der Test mit seinen insgesamt acht Testaufgaben ist für den Einsatz in Schulen und Vereinen gedacht und ist auf Kinder und Jugendliche im Al- ter von 6 bis 18 Jahren ausgerichtet. Er eignet sich sowohl bei der Messung aktueller Leistungsstände (Screening, Eingangsdiagnostik, Leistungsprofile, Detailanalysen, Kennzeichnung von Subpopulationen) als auch zur Mes- sung von Leistungsveränderungen (Beschreibung von Entwicklungsver- läufen, Evaluationen von Interventi- onen). Die Kurzfassung der acht Testaufga- ben lautet: l 6-Minuten-Ausdauerlauf l Standweitsprung l Liegestütz in 40 sec. l Sit-ups in 40 sec. l 20 Meter Sprint l Balancieren rückwärts l Seitliches Hin- und Herspringen l Rumpfbeugen Ergänzend werden Größe, Gewicht und der BMI erhoben. Die Verständigung auf einen solchen „nationalen“ Motorik-Test beinhaltet viele Vorzüge und wird vermutlich große Akzeptanz finden. Dennoch muss die Tatsache in Rechnung ge- stellt werden, dass sich in den einzel- nen Bundesländern bislang recht un- terschiedliche Test-Praktiken auf der Grundlage der Sportlehrpläne und diverser Handreichungen herausge- bildet haben. Hier kann nicht einfach von heute-auf-morgen der „Schalter“ umgelegt werden, hier ist eine Über- gangsphase einzuplanen. Gleichfalls können Pilotvorhaben in einzelnen Ländern wie beispielsweise vom Saarland und Nordrhein-West- falen signalisiert und die Auswertung der dabei gesammelten Erfahrungen der wünschenswerten bundesweiten Verbreitung dieses Motorik-Tests dien- lich sein. Gewiss dürfen Schulsport und Sport- unterricht nicht auf die Entwicklung, geschweige denn auf die Testung mo- torischer Fähigkeiten reduziert wer- den. Aber genauso gilt, dass ein Schul- sport, in dem die systematische moto- rische Entwicklungsförderung keinen wichtigen Platz einnimmt, seine Legi- timität als Bildungsbereich und Un- terrichtsfach gefährdet, wenn nicht gar in Frage stellt. Die angemessene, pädagogisch reflek- tierte Einbindung des neuen Motorik- Tests in den Schulsport der einzelnen Bundesländer kann dabei der Besin- nung auf die fachspezifische „Mitte“ durchaus zuträglich sein. Brennpunkt Einigung auf Motorischen Test für Kinder und Jugendliche erzielt!

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sportunterricht, Schorndorf, 57 (2008), Heft 1 1

Die Sportministerkonferenz hat auf ihrer 31. Sitzung am 22. und 23. No­vember in Neubrandenburg (Meck­lenburg­Vorpommern) den von einem Ad­hoc­Ausschuss der Deutschen Ver­einigung für Sportwissenschaft (dvs) erarbeiteten Motorischen Test für Kin­der und Jugendliche zustimmend zur Kenntnis genommen und dankt den Mitgliedern des Ad­hoc­Ausschusses unter der Sprecherschaft von Prof. Dr. Klaus Bös (Universität Karlsruhe) für ihre engagierte und kompetente Un­terstützung.Es gibt gegenwärtig eine kaum über­schaubare Zahl motorischer Tests für sehr unterschiedliche Zwecksetzun­gen und das ist grundsätzlich gut so. Dennoch verbirgt der Umgang mit dieser Vielfalt so manche Probleme auch für den Schulsport. Die Diskurse und Meinungsverschiedenheiten in den letzten Jahren zum motorischen Status und zu den Entwicklungsver­läufen der motorischen Leistungsfä­higkeit der Kinder und Jungendlichen im nationalen und internationalen Vergleich haben unter anderem eine

sportunterricht, Schorndorf, 57 (2008), Heft 1 1

Albrecht Hummel

Ursache in der Verwendung unein­heitlicher und nur bedingt vergleich­barer Tests.Unter dieser Perspektive kann die zu­stimmende Verabschiedung eines quasi ‚nationalen‘ motorischen Tests für Kinder und Jugendliche als ein Durchbruch von großer Tragweite be­wertet werden. Es steht jetzt ein Erhe­bungsinstrument zur Verfügung, wel­ches sowohl modernen wissenschaft­lichen Kriterien genügt und zugleich praktikabel in der Anwendung unter den Alltagsbedingungen des Schul­ und Vereinssports ist. Wie sieht dieser Test nun aus und für welche Verwendungen ist er gedacht?Der Test misst die grundlegenden motorischen Fähigkeiten, die zusam­menfassend von den Verfassern als körperliche Leistungsfähigkeit be­zeichnet werden.Die Ermittlung dieser Fähigkeit er­folgt mittels extrem einfacher moto­rischer Fertigkeiten bei bewusster Ausklammerung sportartspezifischer Fertigkeiten.Der Test mit seinen insgesamt acht Testaufgaben ist für den Einsatz in Schulen und Vereinen gedacht und ist auf Kinder und Jugendliche im Al­ter von 6 bis 18 Jahren ausgerichtet. Er eignet sich sowohl bei der Messung aktueller Leistungsstände (Screening, Eingangsdiagnostik, Leistungsprofile, Detailanalysen, Kennzeichnung von Subpopulationen) als auch zur Mes­sung von Leistungsveränderungen (Beschreibung von Entwicklungsver­läufen, Evaluationen von Interventi­onen).

Die Kurzfassung der acht Testaufga­ben lautet:l 6­Minuten­Ausdauerlaufl Standweitsprungl Liegestütz in 40 sec.l Sit­ups in 40 sec.l 20 Meter Sprint

l Balancieren rückwärtsl Seitliches Hin­ und Herspringenl RumpfbeugenErgänzend werden Größe, Gewicht und der BMI erhoben.Die Verständigung auf einen solchen „nationalen“ Motorik­Test beinhaltet viele Vorzüge und wird vermutlich große Akzeptanz finden. Dennoch muss die Tatsache in Rechnung ge­stellt werden, dass sich in den einzel­nen Bundesländern bislang recht un­terschiedliche Test­Praktiken auf der Grundlage der Sportlehrpläne und diverser Handreichungen herausge­bildet haben. Hier kann nicht einfach von heute­auf­morgen der „Schalter“ umgelegt werden, hier ist eine Über­gangsphase einzuplanen. Gleichfalls können Pilotvorhaben in einzelnen Ländern wie beispielsweise vom Saarland und Nordrhein­West­falen signalisiert und die Auswertung der dabei gesammelten Erfahrungen der wünschenswerten bundesweiten Verbreitung dieses Motorik­Tests dien­lich sein.Gewiss dürfen Schulsport und Sport­unterricht nicht auf die Entwicklung, geschweige denn auf die Testung mo­torischer Fähigkeiten reduziert wer­den. Aber genauso gilt, dass ein Schul­sport, in dem die systematische moto­rische Entwicklungsförderung keinen wichtigen Platz einnimmt, seine Legi­timität als Bildungsbereich und Un­terrichtsfach gefährdet, wenn nicht gar in Frage stellt. Die angemessene, pädagogisch reflek­tierte Einbindung des neuen Motorik­Tests in den Schulsport der einzelnen Bundesländer kann dabei der Besin­nung auf die fachspezifische „Mitte“ durchaus zuträglich sein.

Brennpunkt

Einigung auf Motorischen Test für Kinder und Jugendliche erzielt!

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Sport-KreativwettbewerbDie 38. Runde des weltweit größten internationalen Jugendwettbewerbs „jugend creativ“ der Volksbanken und Raiffeisenbanken mit dem Motto „Sport verbindet – Miteinander ohne Grenzen“ ist gestartet. Kinder und Ju-gendliche können sich an „jugend creativ“ beteiligen und ihre Wettbe-werbsbeiträge in Form von Bildern und Kurzfilmen bei allen teilneh-menden Genossenschaftsbanken ein-reichen.Weitere Informationen im Internet unter www.jugend creativ.de

Kampfsport in der SchuleDas Institut für Sportwissenschaft an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg organisiert vom 28. bis 30. März 2008 den 11. Bundesoffe- nen Fortbildungskurs „Judo als Schul-sport“. Es geht darum, Grundfertigkeiten in der Sportart Judo und anderen inte-ressanten Zweikampfsportarten un-ter Berücksichtigung unterschiedli-cher Lehrkonzepte zu vermitteln. Aus-gewiesene Fachleute aus der Bundes-republik und dem Ausland werden sich mit dieser Thematik befassen. Vorkenntnisse in einer Kampfsport-art sind nicht erforderlich.Anfragen zur Organisation und Durchführung des Kurses sind zu richten an:Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Fakultät für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften Institut für Erziehungswissenschaft Lehrstuhl Erziehungswiss. Medien-forschung, Erwachsenen- und WeiterbildungOlaf Freymark, Tel. 03 91 / 67-1 65 05 E-Mail: Olaf.Freymark@

gse-w.uni-magdeburg.deHeike Schröder, Tel. 03 91 / 67-1 65 80 E-Mail: [email protected]

LehramtsstudiumWie das Statistische Bundesamt mit-teilt, unterrichteten im vergangenen Schuljahr 2006/07 rund 792 000 haupt-berufliche Lehrkräfte an Deutsch-lands allgemein bildenden und beruf-lichen Schulen; das waren 0,9% mehr als im Schuljahr 2000/01. Von diesen waren gut 40% teilzeitbeschäftigt. Die-ser Anteil ist gegenüber dem Schul-jahr 2000/01 um 3,6 Prozentpunkte gestiegen. In demselben Zeitraum sank die Zahl der Schülerinnen und Schüler um 4%.Etwa 65% der Lehrkräfte waren Frau-en. Dieser Anteil ist gegenüber 2000/ 2001 um rund 3 Prozentpunkte ge-stiegen. An den teilzeitbeschäftigten Lehrkräften waren Frauen mit 83,5% überproportional stark vertreten; auch bei den vollzeitbeschäftigten Lehrkräften bildeten die Lehrerinnen mit 52% die Mehrheit. Deutschlands Lehrkräfte sind immer älter: Im Schul-jahr 2006/07 lag das Durchschnitts-alter des Lehrerkollegiums bei 48,1 Jahren gegenüber 47,3 Jahren im Schuljahr 2000/01.Nachdem die Zahl der Lehramtsstu-dierenden im Zeitraum von 1996 bis 2000 stark zurückgegangen war, ist das Interesse am Lehramt in den letz-ten Jahren wieder kontinuierlich ge-stiegen. Im Wintersemester 2006/07 waren 208 800 Studierende in einem Lehramtsstudiengang eingeschrieben. Das waren rund 11% mehr als im Win-tersemester 2000/01, als die Zahl der Lehramtsstudierenden mit 187 000 ei-nen Tiefpunkt erreicht hatte, aber im-mer noch knapp 6% weniger als vor zehn Jahren.Insbesondere für Frauen scheint der Lehrberuf attraktiv zu sein – ihr Anteil lag unter den angehenden Lehrern und Lehrerinnen bei 68%. Für die Lehrerausbildung (mit Referendariat) wird in der Regel eine Dauer von sechs Jahren veranschlagt. Da die Zahl der Studienanfänger, die ein Lehramt anstreben, 2003 mit 34 500

einen Höchststand erreichte, ist da-von auszugehen, dass das Angebot an Lehrkräften in den nächsten Jahren weiter zunimmt.In der Beliebtheitsskala rangierten die Sprach- und Kulturwissenschaften im Wintersemester 2006/07 nach wie vor an erster Stelle: Mehr als die Hälf-te (rund 60%) der Studierenden wähl-te ihr erstes Studienfach in dieser Fä-chergruppe. Nur 22% der angehen-den Lehrer und Lehrerinnen wählte ein Hauptfach im Bereich der Mathe-matik und Naturwissenschaften. An dritter Stelle stand der Fachbereich Sport mit rund 6%.

Gesundheitstage 2008Zu Themen bezogenen Gesundheits-tagen wie dem Welt-Nichtraucher-Tag, dem Tag der Organspende oder dem Welt-Aids-Tag führen Institutionen, Vereinigungen und Initiativen häufig Aktionen auf überregionaler und re-gionaler Ebene durch. Die Bundes-zentrale für gesundheitliche Aufklä-rung (BZgA) hat für 2008 einen Jah-resplaner hierzu entwickelt. Dabei handelt es sich um einen aktualisier-ten und erweiterten Kalender in der Größe eines DIN-A-1-Posters, der ei-nen Überblick über ca. 70 Gesund-heitstage und Aktionswochen im Jahr 2008 gibt. Er richtet sich an alle auch im weiteren Sinne in der Gesund-heitsförderung und Prävention Täti-ge, die auf diesem Kalender über-sichtlich und mit einem Blick die für sie relevanten Gesundheitstage fin-den.Nähere Angaben zu den Terminen, wie beispielsweise Name und Adres-se der verantwortlichen Institutionen bzw. Organisation, sind im Internet unter www.infodienst.bzga.de zu fin-den. Der Jahresplaner „Gesundheits-tage 2008“ ist kostenlos unter fol-gender Adresse erhältlich: Bundes-zentrale für gesundheitliche Aufklä-rung, 51101 Köln, Fax 0221 8992257, E-Mail: [email protected], www.bzga.de.

Informationen

Zusammengestellt von Herbert Stündl, Im Senser 5, 35463 Fernwald

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sportunterricht, Schorndorf, 57 (2008), Heft 1 3

Im Juni 2006 war es der Redaktion ein Anliegen, dem rüstigen Achtziger Gerhard Hecker herzliche Glückwünsche zum runden Geburtstag auszusprechen (s. sportunterricht 6/2006, S. 163). Heute müssen wir mit Betroffenheit und Trauer seinen Tod zur Kenntnis nehmen.Gerhard Hecker wurde am 18. 6. 1926 in Weltersberg im Westerwald geboren. Nach Studium in Frankfurt, Heidel­berg und Weilburg (zeitweise unterbrochen durch die Arbeit als Lehrer an einer Privatschule) legte Gerhard Hecker 1959 das Zweite Staatsexamen für das Lehramt an Volks­ und Realschulen ab und war bis 1960 als Lehrer tätig. Ab 1960 nahm er verschiedene Aufgaben im Hochschulbereich wahr (unter anderem als Assistent von Ludwig Mester), wurde 1970 nach einem Zweitstudium in Marburg zum Dr. phil. promoviert (mit Wolfgang Klafki als Doktorvater). Schon 1971 folgte die Habilitation mit der Verleihung der Lehrbefugnis in Leibeserziehung und be­reits 1972 seine An­stellung als ordent­licher Professor an der PH Aachen. 1975 nahm Gerhard Hecker einen Ruf an die Deutsche Sport­hochschule in Köln an, wo er als Sport­didaktiker bis zu seiner Emeritierung im Juli 1991 wirkte. Am 30. 12. 2007 ist Gerhard Hecker völlig unerwartet in seinem Haus in Bad Soden im Taunus gestorben.Gerhard Hecker zähl­te zu jenen Vertre­tern der Sportdidaktik, die das Selbstverständnis dieser Wissenschaftsdisziplin, nämlich Berufswissenschaft für die Sportlehrerinnen und ­lehrer zu sein, wirklich ernst nehmen. Seine wissenschaftlichen Arbeiten, in deren Zentrum die Diskussion der sportlichen Leistungsproblematik stand, waren stets um echte Praxisrelevanz bemüht. Die Absicht nach schulischer Wirksamkeit gewonnener Erkenntnisse mag zuweilen auf Kosten differenzierter Problemdefinitionen verfolgt worden sein, immer aber stand sie im Dienst der „Praktiker vor Ort“, denen sich Gerhard Hecker – auch über die Zeit seiner beruflichen Tätigkeit hinaus – verpflichtet wusste. Diese prinzipielle Verbundenheit zeigte sich nicht zuletzt in zahlreichen Lehrerfortbildungsveranstaltungen, auf denen Gerhard Hecker als geschätzter Referent den engen Kontakt zur schulischen Basis nicht nur suchte, sondern stets auch fand und dann weit über die punktuelle Begegnung hinaus pflegte. Ein sprechendes Beispiel für seine Liebe zur didaktischen Praxis ist auch die Tatsache, dass er noch als Emeritus mit viel Freude und Engagement als Skilehrer tätig war.

Eine zweite Liebe Gerhard Heckers gehörte dem Aufbau und der Pflege internationaler Kontakte im Sport und Hochschulwesen – immer getragen von der Grund­intention der Förderung von Sport und Sportwissenschaft in den betroffenen Ländern. Südamerika und vor allem China zählten hier zu seinen zentralen Aktionsfeldern, wobei neben fachlicher Beratung vor Ort ihm ins­besondere die Ausbildung und Betreuung begabter Studierender am Herzen lag, von denen viele mittlerweile tragende Funktionen in ihren Heimatländern ausüben und damit Gerhard Heckers Einsatz fortwirken lassen können. Auch diese Aufgabe war für Gerhard Hecker nicht mit der Emeritierung beendet, sondern er verschrieb sich ihr bis in die Gegenwart – zuletzt noch durch die engagierte Teilnahme an einem deutsch­chinesischen Symposion in Velen nur 14 Tage vor seinem Tod (siehe Foto).

Die Beziehung Ger­hard Heckers zur Zeitschrift sportun­terricht war von be­sonderer Art. Auch sie war nicht be­grenzt auf die Zeit seiner offiziellen Tä­tigkeit als Redak­tionsmitglied und Schriftleiter, sondern hatte bis zu seinem Tod Bestand. Zu­gleich war sie durch ein Merkmal gekenn­zeichnet, das für Gerhard Hecker ge­radezu konstitutiv war: Die Verknüp­fung offizieller Funk­

tionen mit engen offen­freundschaftlichen, privaten Be­ziehungen. Redaktionssitzungen mit Gerhard Hecker en­deten daher nie nach getaner Arbeit, sie fanden ihre abendliche Fortsetzung im Genuss der Schätze seines privaten Weinkellers, die er als freundlich­zurückhaltender Gastgeber wie selbstverständlich zur Verfügung stellte. Und wenn sich Gerhard Hecker dann zu vorgerückter Stunde ans Klavier setzte und sein musikalisches Talent aufblitzen ließ, spürte man etwas von der fröhlichen Leichtigkeit, die wohl für seine Lebensführung insgesamt geltend gemacht werden kann.Gerhard Hecker, so scheint es im Rückblick, stand immer auf der Sonnenseite des Lebens, oder treffender: Es gelang ihm, die Dinge des Lebens stets ins positive Licht zu rücken. Das gilt wahrscheinlich auch noch für die Art seines Todes, dessen kompromisslose Plötzlichkeit sicherlich seine Zu­stimmung gefunden hätte.Für uns, die wir um ihn trauern, kann das ein kleiner Trost sein. Für die Redaktion Norbert Schulz

Nachruf auf Prof. Dr. Dr. h. c. Gerhard Hecker

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�� sportunterricht,�Schorndorf,�57�(2008),�Heft�1

In� beiden� durchaus� populären� Slo­gans�wird�das�Verhältnis�von�körper­licher�Aktivität�und�Kognition�thema­tisiert� –� allerdings� in� unterschiedli­cher� Weise� und� mit� unterschiedli­chem� Ergebnis.� Im� ersten� Fall� wird�ein� Ursache­Wirkungs­Verhältnis� un­terstellt,�in�dem�Bewegung�die�Deter­minante� für� kognitive� Leistung� dar­stellt.�Im�zweiten�Beispiel�wird�keine�Kausalität� reklamiert,� sondern� ledig­lich� ein� korrelativer� Zusammenhang�zwischen�kognitiver�Kompetenz�und�Fußballspielen� festgestellt.� Während�der� erste� Slogan� bei� Sportfunktionä­ren� und� ­politikern� hoch� im� Kurs�steht,�weil�Bewegung�und�Sport�eine�hohe�individuelle,�vor�allem�aber�ge­sellschaftliche� Bedeutung� zukommt,�hält� sich� die� Begeisterung� für� den�zweiten� Spruch� in� Grenzen,� da� eine�attraktive� Sportart� in� gewisser� Weise�stigmatisiert�wird.�Beiden�Slogans� ist�gemeinsam,�dass�sie�zwar� im�Alltags­bewusstsein� vieler� Menschen� veran­kert,� gleichwohl� aber� nur� begrenzt�evidenzbasiert�sind.Was� exemplarisch� am� Beziehungsge­füge� zwischen� körperlicher� Aktivität�und� Kognition� aufgezeigt� wurde,� gilt�für�den�Zusammenhang�zwischen�Be­wegung�und�Sport�einerseits�und�Per­sönlichkeit� im� Kindesalter� anderer­seits�generell.�Zahlreichen�Annahmen,�Hoffnungen�und�Spekulationen�steht�eine� begrenzte� Anzahl� empirischer�Befunde� gegenüber,� die� inkonsistent�sind�und�daher�mit�äußerster�Vorsicht�interpretiert� und� verwendet� werden�sollten.�Einige�der�drängenden�Fragen�werden�im�vorliegenden�Heft� thema­tisiert� und� zum� Anlass� genommen,�den� jeweiligen�aktuellen�Forschungs­stand� systematisch� darzustellen,� kri­tisch�zu�würdigen�und�konstruktiv�zu�wenden.Im� ersten� Beitrag� befasst� sich� Erin�Gerlach�mit�der�traditionsreichen�Fra­ge,�ob�Engagement�im�Sport�die�Per­sönlichkeitsentwicklung� junger� Men­schen� fördern� kann.� Er� wählt� die��in� werbewirksamen� Kampagnen� der�Sportorganisationen� und� z.�T.� auch��

in� den� schulischen� Lehrplänen� des�Faches� Sport� gemachten� Verspre­chungen�zur�Wirksamkeit�des�Sports�als�Ausgangspunkt�seiner�Überlegun­gen�und�sieht�das�Selbstkonzept�in�all�seinen� Facetten� als� Indikator� und�möglichen�Motor�der�Persönlichkeits­entwicklung� junger� Menschen.� An­hand�des�internationalen�Forschungs­standes� und� eigener� Befunde� einer�Längsschnittuntersuchung� im� Über­gang�vom�Kindes­�in�das�Jugendalter�weist� er� auf� die� Bedeutung� sport­licher� Aktivität� für� die� Entwicklung�Heranwachsender� hin,� warnt� aber��angesichts� der� unzureichenden� und�inkonsistenten� empirischen� Befunde�vor� einer� allzu� schnellen� und� unkri­tischen� Interpretation� des� Sports� als�„panacea“.�Er�sieht�die�größeren�Ein­flussmöglichkeiten� des� außerschuli­schen� wie� auch� des� schulischen�Sports� auf� die� Entwicklung� der� Per­sönlichkeit� eher� im� frühen� Kindes­alter� und� betont� die� Notwendigkeit,�die� Selbstkonzeptdimensionen� diffe­renzierter� zu� betrachten� und� zudem�die�sportlichen�Settings�und�sozialen�Kontextmerkmale� stärker� als� bisher�zu�berücksichtigen.Der� Artikel� von� Peter� Fleig� widmet�sich� dem� Zusammenhang� zwischen�körperlicher� Aktivität� und� kognitiver�Entwicklung.�In�systematischer�Weise�und�klarer�Sprache�wird�auch�in�die­sem�Beitrag�aufgezeigt,�dass�sich�die�diesbezüglichen� Befunde� alles� ande­re� als� einheitlich� darstellen.� Gleich­wohl� wird� festgehalten,� dass� sich� im�Vorschulalter� moderate� Zusammen­hänge�zwischen�Bewegung�und�Kog­nition� zeigen,� die� sich� allerdings� mit�zunehmendem� Alter� verflüchtigen.�Offensichtlich�ist�der�Zusammenhang�mit� koordinativ� orientierten� Aktivi­täten� größer� als� mit� energetisch� de­terminierten.�Nachdrücklich�verweist�der�Autor�darauf,�dass�korrelative�Zu­sammenhänge� keinesfalls� als� Kausa­litäten� interpretiert� werden� dürfen.�Seine�eigene�Längsschnittstudie�zeigt,�dass�sowohl�die�motorische�Leistung�als� auch� die� kognitive� Kompetenz�

über�die�Zeit�eine�relativ�hohe�Stabili­tät�aufweisen.�Die�zentrale�Frage�aber,�ob� Bewegung� als� Determinante� für�hohe�kognitive�Leistungen�oder�aber�eine� positive� Entwicklung� im� kogni­tiven� Bereich� als� Ursache� für� moto­rische� Entwicklung� zu� gelten� hat,�bleibt� nach� wie� vor� unbeantwortet.�Die� (weise)� Empfehlung� des� Autors�lautet,� auf� populäre� Wirkannahmen�so�lange�zu�verzichten�wie�nicht�trag­fähige�wissenschaftliche�Befunde�vor­liegen.Der� dritte� Beitrag� des� Schwerpunkt­heftes� stammt� von� Ingrid� Bähr� und�befasst� sich� mit� dem� Thema� Sozial­erziehung� im� Sport.� Die� Verfasserin�analysiert� zunächst� theoretische� An­sätze�zur�Sozialerziehung�und�macht�pointiert�auf�die�feinen�Unterschiede�hinsichtlich� der� inhaltlichen� Akzen­tuierung� einschließlich� ihrer� Konse­quenzen� für� die� praktische� Umset­zung�aufmerksam.�Für�sie�steht�außer�Frage,� dass� sich� der� Sport� in� Schule�und� Verein� bestens� eignet,� um� wirk­same�sozialerzieherische�Prozesse�zu�initiieren,� diese� sich� aber� nicht� auto­matisch�einstellen,�sondern�eines�ent­sprechenden� didaktischen� Arrange­ments�und�förderlicher�Bedingungen�bedürfen.� Wie� schon� Gerlach� und�Fleig� in� ihren� Beiträgen,� so� betont�auch� Ingrid� Bähr� das� Missverhältnis�zwischen� dem� häufig� formulierten�pädagogischen�Anspruch�sozialerzie­herischer� Maßnahmen� und� der� der­zeit�existierenden,�eher�bescheidenen�empirischen� Befundlage� zu� ihrer�Wirksamkeit�im�Sport�der�Schule�und�des�Vereins.Alle� drei� Beiträge� zielen� auf� den� Zu­sammenhang�von�Sport�und�Entwick­lung� im� Kindesalter.� Alle� drei� stam­men� von� Nachwuchswissenschaft­lern.�Dass�sie�sich�der�Notwendigkeit�einer�theoriebegleiteten�empirischen�Wende� in� der� Sportpädagogik,� aber�zugleich�auch�einer�Verpflichtung�der�Sportpraxis�gegenüber�bewusst�sind,�stimmt� mit� Blick� auf� die� zukünfti­�ge� Entwicklung� der� Sportpädagogik�hoffnungsfroh.

Zu diesem Heft

„Toben macht schlau“ und „Dumm kickt gut“

Wolf-Dietrich Brettschneider

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sportunterricht, Schorndorf, 57 (2008), Heft 1 5

Sport als Motor der Per-sönlichkeitsentwicklung?

Die Annahme, dass der Sport die Per­sönlichkeit fördere ist fast so alt wie der Sport selbst. Neben den Kampag­nen auf Seiten des organsierten Sports findet sich auch in den programma­tischen Grundlagen des Schulsports eine Reihe von Ausführungen zu die­sem Zusammenhang. Beispielsweise konnten Prohl und Krick (2006) in der SPRINT­Studie in der Analyse der Lehrpläne aller Bundesländer in Deutschland zeigen, dass im Bereich der allgemeinbildenden Zielsetzun­gen des Sportunterrichts Ziele wie Persönlichkeitsbildung (in 65% aller Lehrpläne genannt), Erfolgserleben (62%), Vermittlung von Erfolgserleb­nissen (62%), Stärkung des Selbstver­trauens (52%) und die Entwicklung eines positiven Selbstkonzeptes (44%) zu finden sind. Auch in unseren Nach­barländern wie in der Schweiz sind populäre Annahmen zu diesem Zu­sammenhang zu finden. So heißt es beispielsweise im Lehrplan für Be­rufsschulen des Schweizer Kantons Bern (2001), dass sportliches Han­deln einen „wesentlichen Beitrag zur ganzheitlichen Persönlichkeitsentwick­lung“ leistet (S. 5).

Bei all den Ansprüchen an den Sport ist im Kontext der Persön­lichkeitsentwicklung vor allem eines festzuhalten: Diese An­sprüche beruhen fast durchgän­gig auf Hoffnungen oder Annah­men, empirische Prüfungen lie­ferten in der Vergangenheit ein inkonsistentes Bild.

Persönlichkeit – ein schillernder Begriff in inflationärer Verwendung

„Die Persönlichkeit eines Menschen umfasst die Gesamtheit aller überdau­ernden individuellen Besonderheiten im Erleben und Verhalten“ (Asen­dorpf, 2005, S. 15). Persönlichkeit be­zeichnet das „unverwechselbare Ge­füge von Merkmalen, Eigenschaften, Einstellungen und Handlungskompe­tenzen“ (Hurrelmann, 2002, S. 16) ei­ner Person. Wenngleich sich bislang kein von allen Seiten akzeptiertes Gliederungsschema zu diesem stra­pazierten Begriff herausgebildet hat, lassen sich dennoch gewisse Persön­lichkeitsbereiche, ­dimensionen oder ­klassen unterscheiden. Vor dem Hin­tergrund der genetischen Ausstattung sind zunächst relativ stabile Aspekte

der Persönlichkeit (Gestalt, Tempera­ment und Fähigkeiten) zu nennen. Hierzu gehören auch die bekannten „Big Five“ (Neurotizismus, Extraversi­on, Gewissenhaftigkeit, Verträglich­keit und Erfahrungsoffenheit). Dane­ben sind Aspekte der persönlichen Leistung zu nennen, die sich mit der Intelligenz im kognitiven Bereich, im Bereich der Motorik mit technischen Fertigkeiten, konditionellen und ko­ordinativen Fähigkeiten sowie mit den sozialen Kompetenzen im sozi­alen Bereich ansiedeln lassen (vgl. die Beiträge von Bähr und Fleig in die­sem Heft). Darüber hinaus wird eine Klasse von Handlungsdispositionen, Bewertungsdispositionen oder auch selbst­ und umweltbezogenen Dispo­sitionen genannt. Hierzu werden an zentraler Stelle das Selbstkonzept und das Selbstwertgefühl einer Person ge­zählt. Die Debatte um „Sport und Persön­lichkeit“ hat auch in der Sportwissen­schaft eine gewisse Tradition (vgl. zur detaillierten Rekonstruktion Conzel­mann, 2006). Ausgehend von bereits sehr früh geäußerten Annahmen ist eine sehr intensive Phase in der Be­schäftigung mit dieser Thematik in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts zu charakterisieren, die in den 70er bis Mitte der 80er Jahre in eine Phase der kritischen Re­Inter­pretation der Befunde mündete. Bis dahin wurden in der Forschung vor

Die Vielzahl aktueller Kampagnen vor allem auf Seiten des organisierten Sports verdeutlicht, welche Ansprüche an den Sportverein und an das Sporttreiben im Allgemeinen herangetragen werden. Den Kampagnen des D(O)SB folgend soll der Sport die Begabungen von Heranwachsenden entwickeln („Wo werden aus Talenten Meister?“) und die Gesundheit fördern („Wo wird Gesundheit mittrainiert?“), er soll soziale Integration ermöglichen („Das soziale Netz wird nicht nur von der Politik geknüpft“; „Elf Freunde sollt ihr sein“) und soziale Kompetenzen entwickeln („Wer ist Freund und Vorbild unserer Kinder?“). Sport soll präventiv gegen Rechtsradikalität und Fremdenfeindlichkeit wirken („Sportler gegen Rechts“) und er soll gegen Gewalt und Drogen immun machen („Keine Macht den Drogen“ und „Sport gegen Gewalt und Drogen“). Insgesamt soll der Sport(verein) einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der Persönlichkeit von Heranwachsenden leisten („Wo kann man was für’s Leben lernen?“). Wie aber steht es um den Zusammenhang von Sport und Persönlichkeit?

Sport, Persönlichkeit und Selbstkonzept

Erin Gerlach

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Sport, Persönlichkeit und Selbstkonzept

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allem stabile Persönlichkeitsmerkma­le wie Traits betrachtet. Die Resultate dieser Forschungsaktivitäten mussten jedoch à priori auf Grund der Stabili­tät dieser Traits unter einer Perspekti­ve der Persönlichkeitsförderung und Persönlichkeitsentwicklung ins Leere gehen. Nach einer Periode des „rela­tiven Stillstands“ fand die Forschung Anfang der 90er Jahre mit einer Hin­wendung zu oberflächlichen Persön­lichkeitsmerkmalen im Gewand der Selbstkonzeptforschung neuen Auf­wind. Problematisch ist dabei der Umstand, dass in den unterschiedlichen Wis­senschaftsdisziplinen unter Persön­lichkeit nicht immer das Gleiche ver­standen wird. Allerdings treffen sich relevante Disziplinen wie die Sozi­alisationsforschung und Persönlich­keits­ und Entwicklungspsychologie in ihren Ansätzen bei der Fokussie­rung des Selbstkonzeptes (Asendorpf, 2005; Krampen, 2002; Hurrelmann, 2002). Das Selbstkonzept einer Per­son gerät vor allem deshalb in den Blickpunkt verschiedener Disziplinen, weil es „vom Selbstkonzept der eige­nen Fähigkeiten [abhängt], was man anpackt und welche Ziele man sich setzt. Ausbildungs­ und Berufsent­scheidungen, Eingehen und Auflösen von Partnerschaften, Übernahme und auch Ablehnung sozialer Pflichten sind auch Funktionen des Selbstkon­zeptes“ (Montada, 2002, S. 51). Das Selbstkonzept lenkt unsere Wahrneh­mungen, wirkt als Ressource in der Einschätzung anstehender Aufgaben und steuert damit in hohem Maße unser Verhalten. Einer der führenden Selbstkonzeptforscher, der Australier Herbert Marsh, führt hierzu aus: „From a social cognition perspective self­concept is a ‚hot‘ variable, that makes things happen“ (2005, S. 119).

Das Selbstkonzept einer Person stellt die naive Theorie eines Menschen über sich selbst dar. Es lässt sich in ein akademisches, ein emotionales, ein soziales und ein physisches Selbstkonzept un­ terteilen, die sich wiederum in bereichsspezifische Subdimensi­onen aufgliedern (z. B. im physi­schen Selbstkonzept in sportliche Fähigkeiten und das körperliche Aussehen; vgl. Shavelson, Hubner & Stanton, 1976). Das Konzept der eigenen Fähigkeiten wird als Fähigkeits­ oder Begabungsselbst­konzept verstanden und im All­

tag zumeist mit dem Begriff des Selbstbewusstseins beschrieben. Die Zufriedenheit mit der eige­nen Person beschreibt die affek­tive Komponente und wird durch das Selbstwertgefühl repräsen­tiert. Das Selbstkonzept ist so­wohl Indikator als auch ober­flächlicher Bestandteil der Per­sönlichkeit. Es gilt darüber hinaus auch als Motor der Persönlich­keitsentwicklung und ­stabilisie­rung im Kindes­ und Jugendalter.

Selbstkonzept und Sport – was wir wissen

Die Sportwissenschaft hat mit einem gewissen „Time­Lag“ entsprechende Entwicklungen aus anderen Diszip­linen übernommen (Conzelmann & Müller, 2005) und richtet mit dem Selbstkonzept den Blick auf Persön­lichkeitsmerkmale, die sich durch eine gewisse Plastizität und damit langfristige Veränderbarkeit im Ent­wicklungsgeschehen auszeichnen. Gleichzeitig weisen sie aber die für die Persönlichkeitsentwicklung be­deutsame kurz­ und mittelfristige Sta­bilität auf (Filipp, 2000). In der aktu­ellen Diskussion wird das Selbstkon­zept als eine der wichtigsten Variab­len der Persönlichkeit, des subjektiven Wohlbefindens und als Indikator ei­ner „gelingenden Entwicklung“ be­trachtet. Der bisherige Erkenntnis­stand ist dabei vor dem Hintergrund von folgenden Punkten zu diskutie­ren:

Sport und Persönlichkeit – wer beeinflusst was?

Die bisherige Selbstkonzeptforschung hat sich vor allem der Frage nach der Wirkung des Sports auf das Selbst­konzept gewidmet. Diese Arbeiten gehen davon aus, dass sportliches Engagement einen Einfluss auf die Persönlichkeit besitzt und wird als Sozialisierungshypothese oder als „Skill­Development­Ansatz“ bezeich­net (Sonstroem, 1997). Demgegen­über geht die Selektionshypothese oder der „Self­Enhancement­Ansatz“ davon aus, dass bestimmte Persön­lichkeitsmerkmale für die Aufnahme sportlicher Aktivitäten verantwortlich sind und findet daher vor allem in der

Talentselektion Anwendung. Die Fra­ge, ob eine der beiden idealtypischen Wirkungsrichtungen die richtige sei – ob also zuerst das Ei oder die Hen­ne da war – muss man mit „Jein“ be­antworten. Eine mit den zu Grunde liegenden theoretischen Annahmen kompatible und zugleich realistische­re Betrachtungsweise ist die der ge­genseitigen Beeinflussung von Sport und Selbstkonzept („Reciprocal Ef­fects Model“ [REM]; vgl. Marsh & Cra­ven, 2006).

Wenngleich die Frage der Beein­flussung der Persönlichkeit durch den Sport die drängendere der beiden Fragen zu sein scheint, muss auch der anderen Richtung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Der Aussage, dass jeder Heranwachsende mit seinen Be­gabungen und Anlagen zu för­dern ist, kann man sich weder im schulischen noch im außerschu­lischen Kontext des Sports ent­ziehen. Viel wichtiger ist aber in diesem Zusammenhang zu beto­nen, dass sich Selektionsprozesse und sozialisierende Mechanis­men abwechseln und nebenei­nander ablaufen, wenn es um die Entwicklung von Heranwachsen­den geht.

Beispielsweise kann ein Heranwach­sender auf Grund einer vorhandenen Begabungen den Zugang zu einem Sportverein finden und dort Erfah­rungen machen (z. B. Erleben beson­derer Erfolgs­ oder Misserfolgser­lebnisse), die wiederum mittelfristig Aspekte seiner Persönlichkeit beein­flussen. Mit dieser modifizierten Persönlichkeitsstruktur (z. B. erhöhtes oder vermindertes Selbstkonzept der eigenen Fähigkeiten) sind die Dispo­sitionen für zukünftiges Handeln und Verhalten gelegt (z. B. Verbleib oder Austritt aus dem Sportverein). Für die Überprüfung solcher Mecha­nismen bedarf es umfangreicher und längsschnittlich angelegter Studien über mehrere Jahre, in denen Ursa­che und Wirkung sowie das Ausmaß der gegenseitigen Beeinflussung ana­lysiert werden können. Diese Studien sind jedoch teuer und mit einer Reihe von forschungspraktischen Proble­men verbunden. Dennoch verwun­dert es, dass in der sozialwissenschaft­lichen Sportwissenschaft bislang nur sehr wenige Längsschnittstudien vor­liegen, die Heranwachsende über ei­

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nen längeren Zeitraum begleiten, ob­wohl sie für den Beginn in der Kindheit (Schmidt, Hartmann­Tews & Brettschneider, 2003) und mit einer Dauer über die gesamte Jugendzeit immer wieder gefordert werden (Conzelmann & Müller, 2005). Die bislang einzige Untersuchung, die diesen Forderungen nachkommt, ist die Paderborner Kinderstudie „SET“ („Sportengagement und Ent­wicklung von Heranwachsenden. Eine Evaluation des Paderborner Ta­lentmodells“, vgl. Brettschneider & Gerlach, 2004; Gerlach, 2006), die (1) bereits in der Phase der Kindheit in der dritten Klasse beginnt, (2) über die gesamte Jugendphase läuft (bis­lang bis zur 8. Jahrgangsstufe), (3) das relevante Lebensereignis des Schul­wechsels von der Primar­ zur Sekun­darschule im Untersuchungsdesign enthält und (4) neben Fragebogen­daten auch motorische Testdaten be­rücksichtigt. Die wichtigsten Befunde der SET­Stu­die belegen, dass das Selbstkonzept der eigenen Fähigkeiten stark davon abhängt, in welcher sozialen Umge­bung sich ein Heranwachsender be­findet. Dabei variiert das sportbezo­gene Selbstkonzept systematisch in Abhängigkeit vom sportlichen Leis­tungsniveau der Bezugsgruppe. In ei­ner Klasse mit vielen guten Sportlern ist das Selbstkonzept eines Heran­wachsenden vergleichsweise niedri­ger ausgeprägt als in einer Klasse mit schwächeren Sportlern. Man spricht dann vom „Big­Fish­Little­Pond­Effect“ (BFLPE, vgl. Marsh, 2005); man fühlt sich entweder als kleiner Fisch in einem großen Teich oder als großer Fisch in einem kleinen Teich. Die Be­funde zum BFLPE sind deswegen so bedeutsam, da diese Bezugsgruppen­effekte der Primarschulklasse bis in die sechste Klassenstufe (also bis über den Wechsel zur Sekundarschu­le hinaus) stabil sind und gleichzei­ tig über das Selbstkonzept reziprok das außerschulische Sportengage­ment der Heranwachsenden vorher­gesagt werden kann (Gerlach, Lüdtke & Trautwein, 2007). Darüber hinaus konnte aber auch gezeigt werden, dass personale und soziale Ressour­cen im Sport (das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die Einbin­dung in eine Trainingsgruppe oder Mannschaft) das kritische Lebenser­eignis des Übergangs von der Primar­ zur Sekundarschule puffern können (Gerlach, 2006). Eltern sind eine sta­bile soziale Ressource im Aufwach­

sen, die Lehrkräfte besitzen diese Rol­le nur an der Primarschule, Trainer spielen – auch bei hoch ausgeprägter Fürsorglichkeit – nahezu keine Rolle für das Wohlbefinden von Heran­wachsenden. Dagegen sind es bereits die Peers, die eine zentrale Rolle für das Selbstwertgefühl von Heranwach­senden spielen. Vertiefte Analysen belegen u. a. auch das interaktive Wechselspiel zwi­ schen Schulnoten und Selbstkonzept (Marsh, Gerlach, Trautwein, Lüdtke & Brettschneider, 2007) sowie zwischen Sportengagement und Selbstkonzept (Trautwein, Gerlach & Lüdtke, i. D.) und belegen das Muster der gegensei­tigen Beeinflussung.

Das Selbstkonzept hat viele Fassetten

Die vorliegenden Überblicksartikel und Meta­Analysen belegen, dass zwi­schen sportlicher Aktivität und dem Selbstwertgefühl positive (wenn auch moderate) Zusammenhänge beste­hen. In Interventionsstudien schei­nen einerseits jüngere sowie sozial und materiell benachteiligte Heran­wachsende, andererseits auch Perso­nen mit einem niedrigen Ausgangs­niveau im Selbstwert von sportlichen Aktivitäten zu profitieren (Brettschnei­der, 2003; Fox, 2000; Spence, McGan­non & Poon, 2005). Die meisten Un­tersuchungen fokussieren jedoch nur das Selbstwertgefühl und beachten zu wenig die Multidimensionalität des Selbstkonzeptes, obwohl diese Forderung immer wieder zu finden ist (zsf. Marsh & Craven, 2006). Ein Problem in diesem Zusammenhang scheint offenbar die Verwendung des Begriffs Selbstkonzept im Singular zu sein. Es ist daher viel sinnvoller, ge­nauer zu differenzieren, welche ein­zelnen Dimensionen und Fassetten des Selbstkonzeptes beeinflusst wer­den (können). Dies konnte die Meta­Analyse von Valentine, du Bois und Cooper (2004) zum Zusammenhang von Leistungen und selbstbezogenen Überzeugungen im akademischen Bereich eindrucksvoll belegen. Auch bei einer Sichtung der Literatur zu den Effekten von unterschiedlichen Interventionsmaßnahmen konnten für erlebnispädagogische und Out­ward Bound­Programme sehr viel dif­ferenziertere Befunde erzielt werden, wenn die Multidimensionalität des Selbstkonzeptes in Anschlag gebracht

wurde (O’Mara, Marsh, Craven & De­bus, 2006).

Effekte sportlicher Aktivitäten las­sen sich eher auf der Ebene des physischen Selbstkonzeptes und seinen Subdimensionen erwar­ten, bevor höher stehende Be­reiche wie das Selbstwertgefühl beeinflusst werden. Die Rolle sportlichen Engagements im Zu­sammenhang mit anderen Fasset­ten des Selbstkonzeptes (z. B. so­ziale Beziehungen und soziales Selbstkonzept oder emotionales Selbstkonzept) ist vergleichswei­se selten untersucht worden.

Zuletzt ist in Abgrenzung zu psycho­logischen Betrachtungen aus einer pädagogischen Perspektive zu fragen, wohin die Reise gehen soll. In wel­cher Form soll eine Selbstkonzeptfas­sette ausgeprägt sein? Es kann nicht das Anliegen pädagogischer Program­me oder des Sportunterrichts sein, das Selbstkonzept quasi „blind“ zu er­höhen, wenn die entsprechenden Fä­higkeiten diesen Selbsteinschätzun­gen nicht entsprechen. Man spricht in diesem Zusammenhang von der „Ve­ridikalität“, der Realitätsangemessen-heit von Selbstkonzepten (Helmke, 1992). Dass ein unrealistisch hohes Selbstkonzept sogar gefährlich sein kann, lässt sich am Beispiel eines He­ranwachsenden illustrieren, der der Meinung ist, einen 3 km breiten See schwimmend überqueren zu können. Wenn dessen Selbstkonzept aber nicht der Realität entspricht und die Kräfte nach der Hälfte der Strecke nachlassen, wird dieses Problem schnell deutlich. Darüber hinaus gibt es Befunde, die die dunklen Seiten eines (unrealistisch) hohen Selbst­wertgefühls belegen und sich in er­höhtem Gewaltverhalten äußern kön­

Erin Gerlach ist wissenschaftlicher Assistent am Institut für Sport­ wissenschaft der Universität Bern und promovierte zuvor an der Universität Paderborn.

Anschrift: Universität Bern, Institut für Sportwissenschaft Bremgartenstrasse 145, CH-3012 Bern

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nen (Baumeister, 1996). Es muss also um die Ausbildung eines realitätsan­gemessenen, aber dennoch positiv gefärbten und damit optimistischen Selbstkonzeptes gehen (Butler, 2005; Schmidt, 2007). Ein letzter Aspekt, der immer wieder angemerkt, aber kaum berücksichtigt wird, gilt der Stabilität von Selbstkon­zeptmerkmalen (Kernis, 1993). Aus ei­ner pädagogischen Perspektive ist in diesem Zusammenhang zu fragen, ob es nicht gerade um die Stabilisierung von Selbstkonzeptfassetten und des Selbstwertgefühls gehen sollte. He­ranwachsende können womöglich genau dann den Anforderungen des Alltags, der Schule und des Sports standhalten, wenn sie stabile und wi­derstandsfähige Ressourcen aufge­baut haben. Allerdings ist zu berück­sichtigen, dass auch eine Destabili­sierung des Selbstkonzeptes durch­aus pädagogisch wünschenswert sein kann, wenn es sich beispielweise um Heranwachsende handelt, die unter (zumeist männlichem) Größenwahn leiden. Damit ist der nächste Punkt angesprochen, der sich auf die spezi­fischen Zielgruppen bezieht.

Heranwachsende als Zielgruppe – Vor- und Nachteile

Die bisherigen Untersuchungen ha­ben sich zumeist aus den o. g. for­schungspraktischen Gründen mit der Altersgruppe der Jugendlichen be­schäftigt. Ein Nachweis für einen Effekt der reinen Mitgliedschaft in einem Sportverein konnte für Jugend­liche jedoch nicht erbracht werden (Brettschneider & Kleine, 2002); bei jüngeren Jugendlichen wurden da­gegen Wirkungen belegt (Burrmann, 2004). In den Sozialwissenschaften werden Kinder zunehmend als aktive Gestalter und Autoren der eigenen Entwicklung betrachtet (Honig, 1999). Deren Persönlichkeit entwickelt sich vor dem Hintergrund demokratischer Familienstrukturen und eines im Bil­dungswesen modern gewordenen Leitbildes des sich aktiv aneignenden und den Prozess selbstständig kons­truierenden Lerners. Man geht davon aus, dass sich die einzelnen Selbstkonzeptfassetten mit zunehmendem Alter stabilisieren, ausdifferenzieren und unabhängig voneinander werden. Besonders im Kindesalter sind jedoch die Zusam­menhänge zwischen den körperli­chen Dimensionen des Selbstkonzep­tes und dem Selbstwertgefühl stark.

Jungen profitieren stärker vom Ver­trauen in ihre sportlichen Fähigkeiten, Mädchen stärker von der Akzeptanz ihres äußeren Erscheinungsbildes. Für beide Bereiche gilt, dass der sozi­ale Kontext des Sports eine ideale Bühne bietet, seine Fähigkeiten zu zeigen und sich selbst sowie seinen Körper vor anderen zu präsentieren. Darüber hinaus ist die Kindheit die Phase des größten außerschulischen Sportengagements, der meisten sport­bezogenen Hobbys und der aktivsten Bewegungswelt. Kinder bewegen sich noch stark in von Erwachsenen beeinflussten pädagogischen Set­tings, Jugendliche wählen dagegen zunehmend ihre eigenen Handlungs­felder aus, die für ihr Selbstkonzept günstig sind.

Möglicherweise lassen sich sozia­lisierende Funktionen des Sports stärker im Kindesalter erwarten, weil die meisten Sportkarrieren in der Kindheit beginnen, körper­bezogene Themen einen hohen Stellenwert haben und gleichzei­tig die Persönlichkeit von Heran­wachsenden noch nicht die Stabi­lität erlangt hat wie im Jugend­ oder im Erwachsenenalter. Sehr selten werden allerdings in die­ sem Zusammenhang Transitions­ phasen im Lebenslauf und kri­tische Lebensereignisse betrach­tet (z. B. der Übergang von der Primar­ zur Sekundarschule), die destabilisierende Wirkung auf die Persönlichkeit besitzen (vgl. Asendorpf, 2005, S. 19–20).

Der Sport hat viele Gesichter – Folgen für die Ausprägung des Selbstkonzepts

Vor dem Hintergrund der eingangs geäußerten populären Annahmen ist genauer zu bestimmen, welche Selbst­konzeptmerkmale durch genau wel­chen Sport gefördert werden sollen. Handelt es sich beispielsweise um den obligatorischen Schulsport, den mit beschränkten Verpflichtungen verbundenen Vereinssport oder um den frei gewählten informellen Sport in der Freizeit? Am Beispiel des Vereinsengagements, dem besonders viele Ansprüche „auf­geladen“ werden, lässt sich dies dif­ferenzieren. So ist anzunehmen, dass unterschiedliche Formen des sportli­chen Engagements trennschärfer sein

dürften als eine Unterscheidung nach der Vereinsmitgliedschaft. Ein wenig beachteter Aspekt betrifft in diesem Zusammenhang die Stabilität von Sportkarrieren. Dies gilt zum einen für individuelle Kompetenzerfahrun­gen im Sportverein, die über längere Zeiträume gemacht werden müssen, damit sie sich nachhaltig im Selbst­konzept niederschlagen. Zum ande­ren muss dies auch für die soziale Rahmung des Sporttreibens gelten, aus denen nur dann soziale Unterstüt­zung aktiviert werden kann, wenn qualitativ hochwertige Bindungen über einen längeren Zeitraum ge­knüpft werden können (Burrmann, 2004). Diese Karrierenarten treffen allerdings nur für einen immer klei­ner werdenden Teil der Heranwach­senden zu. Ebenso häufig ist ein Fluk­tuationsverhalten anzutreffen, das in der Vergangenheit plakativ mit der Figur des „bindungsarmen Sporthop­pers“ (Baur & Brettschneider, 1994) beschrieben wurde.

Damit Effekte des Sports erkenn­bar und überhaupt erst erklärbar werden, müssen die persönlich­keitskonstituierenden Merkmale des sozialen Kontextes genauer eruiert werden (Conzelmann, 2006; Singer, 2000). Dabei kann es nicht darum gehen, bestimm­ te Fitness­Parameter der motori­schen Leistungsfähigkeit und de­ren Bedeutung für das Selbstkon­zept zu untersuchen; vielmehr muss es heißen, den Fokus detail­lierter auf die Qualität der einzel­nen sportlichen Settings, deren soziale Strukturen und spezifi­sche Bedeutung für die Selbst­konzeptentwicklung zu richten.

Vor diesem Hintergrund sind die teil­weise inkonsistenten Effekte in der bisherigen Selbstkonzeptforschung zu betrachten, die nach dem gegen­wärtigen Kenntnisstand wie folgt zu­sammenzufassen sind:

Hochleistungssportliches Engage-ment ist mit einer positiveren Selbst­konzeptausprägung im physischen, tendenziell im sozialen Selbstkonzept und beim Selbstwertgefühl assoziiert. Es zeigen sich im Jugendalter keine differenziellen Entwicklungslinien in der Form, dass sich Leistungssportler positiver entwickeln als sportlich nicht ambitionierte Peers. Es zeigen sich vielmehr zeitstabile Unterschiede zwischen Gruppen mit unterschied­

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lichem sportlichem Leistungsniveau (Brettschneider & Klimek, 1998; Heim, 2002; Alfermann, Stiller & Würth, 2003). Ebenso gilt es allerdings fest­zuhalten, dass hochleistungssportli­ches Engagement nicht zu „Gefähr­dungen“ in der Selbstkonzeptent­wicklung führt.

Auch in Bezug auf breitensport-liches Engagement sind ähnliche Be­funde zu berichten. Es zeigen sich zeitstabile Unterschiede, die darauf hinweisen, dass Selektionseffekte überwiegen (Brettschneider & Klei­ne, 2002). Differenziertere Analysen über Effekte der gegenseitigen Be­einflussung von Sport und Selbstkon­zept weisen vor allem bei jüngeren Heranwachsenden in Richtung der Sozialisierungsannahme (Burrmann, 2004).

Für den Schulsport liegen bislang keine Ergebnisse vor, die etwas zur drängenden Frage nach möglichen Wirkungen des Fachs beitragen kön­nen. In diesem Feld ist es besonders schwer, zwischen Effekten zu tren­nen, die durch den Schulsport oder aber durch den außerschulischen Sport verursacht sind. Neben dem Musik­ und Kunstunterricht ist es vor allem der Sportunterricht, der (z. B. im Gegensatz zur Mathematik) er­heblich von der außerschulischen Le­benswelt beeinflusst ist. Der zuneh­mende Legitimationsdruck des Faches vor dem Hintergrund der nach PISA in allen Fächern geführten Diskus­sion um Basiskompetenzen und Bil­dungsstandards hat dazu geführt, dass sich auch die Sportpädagogik und ­didaktik einer verstärkten Out­put­Forschung widmen muss, um Be­lege für Effekte des Sportunterrichts zunächst auf motorischer Lernziel­ebene, aber auch für die beanspruch­ten Wirkungen auf sozialer, emoti­

onaler oder kognitiver Ebene zu fin­den. Entsprechend angelegte Inter­ventionsstudien zur Überprüfung von „echten“ Effekten auf die Selbstkon­zeptentwicklung (z. B. Conzelmann & Valkanover, 2006) sind die konse­quente Folge dieser Entwicklungen.

Selbstkonzept und Sport – was wir wissen sollten

Im Rahmen der in diesem Beitrag dargestellten Situationsanalyse sind bereits an einigen Stellen offene Fra­gen angeklungen. Diese Fragen kön­nen als Anhaltspunkte dafür genom­men werden, an welchen Stellen wei­terer Forschungsbedarf notwendig ist. Dies betrifft im Einzelnen die fol­genden Punkte:

Es besteht inzwischen Konsens darüber, dass das Selbstkonzept ein Persönlichkeitsmerkmal darstellt, das für die Entwicklung der Persönlich­keit eine zentrale Rolle spielt. In Zu­kunft sollte stärker differenziert wer­den, welche einzelnen Selbstkonzept­merkmale betrachtet werden sollen und welche Rolle sie miteinander und auch untereinander spielen.

In diesem Zusammenhang muss „der Sport“ genauer dahingehend dif­ferenziert werden, welcher spezifi­sche Sport welche persönlichkeitsbil­dende Funktion besitzen kann. Daher müsste sehr viel stärker nach dem Niveau, der Sportart, dem zeitlichen Engagement sowie der Dauer und Stabilität des Sportengagements dif­ferenziert werden. Darüber hinaus ist die spezifische Inszenierungsform entscheidend und welche selbstkon­zeptrelevanten Elemente sie enthält. Hier scheint insbesondere der Sport in der Schule ein ertragreiches Feld

zu sein, da hier alle Heranwachsen­den erreicht werden und Fragen der Erziehung und der Persönlichkeits­entwicklung explizit thematisiert wer­den. Daher sind systematisch kontrol­lierte Interventionsstudien in Koope­ration mit den in der Schule (und auch im Verein) tätigen Lehrpersonen als besonders aussichtsreich einzu­schätzen.

Bislang weiß man nur in Ansätzen etwas darüber, bei welchen Heran­wachsenden sportliches Engagement Wirkungen erzielen kann. Dies be­trifft nicht nur die Abhängigkeit vom Geschlecht oder vom Alter. Vielmehr ist davon auszugehen, dass nicht alle Heranwachsenden in gleicher Form vom Sport beeinflusst werden. Darü­ber hinaus sind relevante Lebensereig­nisse und die Rahmenbedingungen stärker zu berücksichtigen (wie z. B. Übergänge im Bildungssystem). Be­sonders die sozialen Rahmenbedin­gungen in Form von Bezugsgruppen­effekten für das Selbstkonzept sind im Kontext der Persönlichkeitsent­wicklung stärker zu thematisieren. Gerade die Frage der leistungshomo­genen Zusammensetzung von Lern­ und Trainingsgruppen und deren problematische Bedeutung für das Selbstkonzeptentwicklung hat für die Schule und den Verein ganz konkrete organisatorische Konsequenzen.

Die alte idealtypische Frage nach der Sozialisierungs­ vs. Selektionshy­pothese ist weiterhin relevant, aller­dings ist sie insofern zu präzisieren, (1) dass Anteile in der gegenseitigen Beeinflussung von Sport und Per­sönlichkeit näher bestimmt werden, (2) die einzelnen Bereiche des Sports und der (3) Persönlichkeit genauer beschrieben werden, (4) das zu Grun­de liegende Setting in seinen persön­lichkeitskonstituierenden Merkmalen

Jugendhaus Norderney

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charakterisiert wird und (5) diese Be­ziehung vor dem Hintergrund der entsprechenden Ziel­ und Altersgrup­pe eingeordnet werden müssen.

Zuletzt ist aus einer normativen Perspektive zu klären, was unter einem „positiv gefärbten“, „realitäts­angemessenen“ und „stabilen“ Selbst­konzept zu verstehen ist und welche Bedeutung dies für pädagogische Handlungsfelder wie Schule und Ver­ein hat. Der vorliegende Beitrag hat es sich zur Aufgabe gemacht, über den Stand der Selbstkonzept­ und Persönlich­keitsforschung mit, im und durch Sport zu berichten. Es besteht die Hoffnung, dass wir damit etwas bes­ser wissen, wie und wann etwas zu dieser drängenden und immer noch unzureichend beantworteten Frage beigetragen werden kann. Dabei ist allerdings auch deutlich geworden, dass in diesem Feld noch erheblicher Forschungsbedarf besteht.

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Veränderte Kindheit

Um die körperliche Aktivität von Kin-dern und Jugendlichen scheint es schlecht bestellt. Kretschmer, Hage-mann und Giewald (2000) verweisen auf wesentliche Veränderungen in der Lebens- und Bewegungswelt von Kindern: Ein vermehrtes Medienan-gebot in Form von Computern, Spiel-konsole und Fernsehern führt zu ver-minderter körperlicher Aktivität und eingeschränkten Sinneswahrnehmun-gen. Durch den steigenden Massen-konsum wird eine Reizüberflutung ausgelöst, die viele Kinder nicht in angemessener Weise verarbeiten kön-nen. Eine zunehmende Verstädterung und Verhäuslichung nimmt Bewe-gungsmöglichkeiten in der Natur; Spielplätze stehen nicht überall zur Verfügung und sind oftmals in kei-nem guten Zustand. Das vermehrte Verkehrsaufkommen verhindert zu-dem das freie Spielen auf Straßen und Gehwegen und reduziert gleich-zeitig die Alltagsaktivität (z. B. das „zu Fuß gehen“ zur Schule). Viele Eltern schränken die Freizeit ihrer Kinder ein, weil sie sie auf alle möglichen An-forderungen des weiteren Lebens umfassend vorbereiten wollen. Den Kindern wird auf diese Weise die Chance genommen, ihre Aktivitäten selbst zu planen und zu gestalten. Schließlich wird eine Auflösung tra-dierter Sozialstrukturen beobachtet:

„Kindheit ist heute Kleinfamilienkind-heit oder nicht einmal das“ (Kretsch-mer, Hagemann & Giewald, 2000, S. 16). Verringerte Aktivitäten in der Fa-milie und in Freundesgruppen sind die Folge, wichtige Sozialerfahrungen bleiben den Kindern vorenthalten.Zimmer (2003) fasst die genannten Punkte zusammen und spricht von ei-ner „Unbewegten Kindheit“, die quasi einer Zivilisationskrankheit gleich-kommt. Es wird besonders betont, dass die negativen Folgen dieses Be-wegungsmangels nicht nur die kör-perlich-motorische Entwicklung der Kinder betreffen (vgl. hierzu auch Bös, 2003), sondern auch die Ausbil-dung von sozialen, emotionalen und kognitiven Fähigkeiten. Eine verzö-gerte Entwicklung von intellektuellen Fähigkeiten wird unter anderem für das schlechte Abschneiden deutscher Kinder bei den PISA-Studien verant-wortlich gemacht (vgl. z. B. Baumert et al., 2001). Als eine bildungspolitische Reaktion auf die PISA-Ergebnisse ist zum Bei-spiel der „Gemeinsame Rahmen der Länder für die frühe Bildung in Kin-dertageseinrichtungen“ aus dem Jahr 2004 zu nennen (Kultusministerkon-ferenz). In diesen Richtlinien werden sechs verschiedene Bildungsbereiche definiert, die bei der Vorbereitung der Kinder auf die kommende Schul-laufbahn Berücksichtigung finden sollen. Einer dieser Bereiche trägt den Titel „Körper, Bewegung, Gesund-

heit“. Zum einen wird darin der Be-wegung eine „herausragende Rolle“ für das körperliche Wohlbefinden und die Gesundheit der Kinder zuge-schrieben, gleichzeitig wird aber auch auf die positive Wirkung von Bewe-gung auf die soziale, emotionale und kognitive Entwicklung hingewiesen. Eine empirische Fundierung dieser Grundaussagen ist jedoch schwierig, da bisher ermittelte Forschungsergeb-nisse diese Annahmen nicht einheit-lich untermauern können. Weiterhin stellen die Komplexität und Interdis-ziplinarität dieses Forschungsfeldes für wissenschaftliche Untersuchungen erhebliche Probleme dar.

Ziel dieses Artikels ist es daher, einen Überblick über aktuelle theoretische Ansätze zu den oben genannten Zu-sammenhängen zu geben und sie an-hand von Forschungsergebnissen in Hinsicht auf ihre Anwendbarkeit in der Praxis in Kindergarten und Schu-le zu prüfen. Dazu wird zunächst diskutiert, welche Wirkmechanismen zum Zusammenhang zwischen kind-licher Bewegung, motorischer und kognitiver Entwicklung angenom-men werden. Im Anschluss daran wird der aktuelle Forschungsstand zum Zusammenhang zwischen moto-rischer und kognitiver Entwicklung daraufhin analysiert, ob die großen Hoffnungen, die in die kindliche Be-wegung gesetzt werden, mit empiri-schen Forschungsergebnissen zu be-legen sind. Abschließend werden die

Die Erforschung von Zusammenhängen zwischen motorischer und kognitiver Entwicklung von Kin-dern im Kindes- und Jugendalter hat in der deutschen Sport- und Erziehungswissenschaft sowie in der Psychologie seit den 1950er Jahren eine Tradition. Besondere aktuelle Bedeutung bekommt das Thema jedoch durch die vielfältigen Berichte über Bewegungsarmut und den damit verbundenen Bewegungs-mangel von Kindern und Jugendlichen und die Auswirkungen auf ihre Entwicklung in anderen Per-sönlichkeitsbereichen. Ein großes Forschungsinteresse besteht an der Frage, ob und wie Auswirkungen körperlicher Aktivität auf beispielsweise die Konzentrationsfähigkeit und die Intelligenz von Kindern und Jugendlichen nachzuweisen sind.

Der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und kognitiver Entwicklung – Theoretische Hintergründe und empirische Ergebnisse

Peter Fleig

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Der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und kognitiver Entwicklung

12 sportunterricht, Schorndorf, 57 (2008), Heft 1

Erkenntnisse hinsichtlich ihrer Be-deutung für den Umgang mit Bewe-gung in der Praxis beleuchtet.

Wirkmechanismen zum Zusammenhang zwischen Bewegung, motorischer und kognitiver Entwicklung

Für die Erklärung von Übertragungs-effekten körperlicher Aktivität auf die kognitive Entwicklung unterschei-den Sibley und Etnier (2003, S. 244) in ihrer Metaanalyse zwei Kategorien von Wirkmechanismen: Zum einen handelt es sich um (neuro-)physiolo-gische Prozesse, zum anderen um Lernmechanismen.(Neuro-)physiologische Wirkmechanis-men: Hollmann, Strüder & Tagarakis (2005, S. 4-5) beschreiben die Entste-hung einer „Bewegungs-Neurowis-senschaft“, die das Ziel hat, durch die Nutzung bildgebender Verfahren, „hämodynamische und metabolische Einblicke in unterschiedliche Regi-onen des Gehirns in Verbindung mit körperlicher Aktivität“ zu gewinnen. Sie konnten auf diese Weise Wechsel-wirkungen „zwischen dem Gehirn und dem Körper in Verbindung mit akuter Arbeit und chronischem Trai-ning“ (Hollmann & Strüder, 2003, S. 265) nachweisen. Aerobe dynamische Arbeit und koordinative Beanspru-chung sind demnach geeignet, eine erhöhte Durchblutung bestimmter Gehirnareale zu erzielen sowie den Stoffwechsel in einer positiven Art und Weise zu verändern. Dordel und Breithecker (2004, S. 51) geben je-doch zu bedenken, dass sich die dar-gestellten Ergebnisse überwiegend auf den erwachsenen Organismus beziehen. Die Frage bleibt also zu-nächst unbeantwortet, ob die vorlie-genden Erkenntnisse uneingeschränkt auf das Kindes- und Jugendalter über-tragen werden können. Speziell auf die Entwicklung im vorschulischen Bereich beziehen sich dagegen Holl-mann und Strüder (2003, S. 265) und stellen fest, dass koordinative Bean-spruchungen den Erhalt von in dieser Phase im Überschuss vorhandenen Gehirnneuronen begünstigen und die Synapsenbildung zwischen den Nervenzellen fördern. Ob empirische Ergebnisse diese Aussagen stützen,

oder Letzteres eine Annahme dar-stellt, bleibt offen.Lerntheoretische Wirkmechanismen: Die zweite Kategorie von Wirkungs-mechanismen, die von Sibley und Et-nier beschrieben werden, unterstützt die theoretischen Ansätze, nach de-nen Bewegung und körperliche Akti-vität Lernerfahrungen ermöglichen, die die kognitive Entwicklung unter-stützen, eventuell sogar grundlegend für sie sind. Nach Piaget (1975) gilt dies besonders für sehr junge Kinder, die durch Bewegung Erfahrungen sammeln und Fähigkeiten entwickeln, die auf andere Entwicklungsbereiche übertragen werden. Im Mittelpunkt steht hierbei nicht die Intensität der körperlichen Belastung, sondern viel-mehr das Wahrnehmen und Erfahren der Umwelt durch die Bewegung. Die motorische Aktivität ist an dieser Stelle also eher als Instrument für die Auseinandersetzung mit der Um-welt anzusehen. Im Sinne konstrukti-vistischer Entwicklungskonzeptionen nimmt das Individuum einen aktiven Part ein, um sich der Umwelt bzw. die Umwelt an die eigenen Bedürfnisse anzupassen und dabei immer kom-plexere personale Strukturen auszu-bilden (vgl. Baur, 1994, S. 33 f.). Inter-aktionistische Entwicklungskonzepti-onen betonen darüber hinaus, dass sowohl das Individuum als auch die Umwelt aktiv an den Entwicklungs-prozessen beteiligt sind. Das Prinzip „Fördern durch Fordern“ beispiels-weise beinhaltet neben dem Schaffen von Rahmenbedingungen für ein ak-tives und bewegtes Aufwachsen auch, den Kindern entwicklungsgerechte (Bewegungs-)Aufgaben zu stellen, für deren Lösungen hohe Anforderungen gestellt werden.Kombination beider Wirkmechanis-men: Ein Zusammenhang zwischen der in der neurophysiologischen Be-trachtung beschriebenen Synapsen-bildung und dem Sammeln von Erfahrungen und Sinneseindrücken durch Bewegung, wie von Piaget be-schrieben und von Scherler (1975) in sportwissenschaftlicher Perspektive aufgearbeitet, wird u. a. von Dordel (2003, S. 247) hergestellt. Sie vermu-tet, dass die Synapsenbildung im Ge-hirn durch neuartige Bewegungsauf-gaben stimuliert wird: Unbekannte Situationen verlangen sowohl von Heranwachsenden als auch von be-reits erwachsenen Menschen eine Auseinandersetzung mit dem Bewe-

gungsproblem und das Entwickeln einer Lösungsstrategie. Diese ständi-ge Inanspruchnahme bestimmter Ge-hirnareale durch Übung und Lern-prozesse wird als wesentlicher Anreiz für die Synapsenbildung in der ge-samten Lebensspanne vermutet. Wis-senschaftliche Erkenntnisse hierüber sind jedoch noch immer als vage zu beschreiben.Die aufgeführten möglichen Wir-kungsmechanismen zur Förderung der kognitiven Entwicklung durch Bewegung und körperliche Aktivität werfen die Frage auf, ob ein empi-rischer Nachweis für die Existenz von Übertragungseffekten motorischer Aktivität auf kognitive Entwicklungs-aspekte möglich ist. Daran ange-schlossen ist die Überlegung, wie die-se Bewegungsaktivität gestaltet wer-den sollte, um eine optimale Förde-rung sowohl motorischer, als auch kognitiver Funktionen zu erzielen. Es wäre beispielsweise zu untersuchen, ob koordinative, also zentralnervös determinierte Aktivitäten förderlicher für die mittel- und langfristige Ent-wicklung kognitiver Fähigkeiten sind als Bewegungsaufgaben, die eher durch energetische Prozesse (Kraft, Ausdauer) bestimmt sind. Auch die Rolle des biologischen Alters der Kin-der ist zu klären, also beispielsweise ob bei jüngeren Kindern größere Ef-fekte eines Bewegungsprogramms nachzuweisen sind als bei älteren Kindern.Durch die Analyse des aktuellen For-schungsstandes wird versucht, Hin-weise auf mögliche Antworten dieser Fragen zu gewinnen und Forschungs- und Erklärungslücken zu identifizie-ren.

Aktueller Forschungsstand zum Zusammenhang zwischen Bewegung, motorischer und kognitiver Entwicklung

Die aktuelle Forschungslage besteht einerseits aus Metaanalysen, die Ein-blick in die unterschiedlichen Studien und Ansätze bieten, und andererseits aus aktuellen Einzelstudien der jün-geren Vergangenheit.In seinem Forschungsüberblick zum Zusammenhang zwischen körperli-cher Aktivität und kognitiven Fähig-

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Der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und kognitiver Entwicklung

keiten bei Kindern unterteilt Shep-hard (1997) publizierte Studien in zwei Kategorien. Zum einen handelt es sich um Interventionsstudien, in denen durch ein spezielles Bewe-gungsprogramm Veränderungen im motorischen und kognitiven Bereich erzielt werden sollen. Zum anderen werden korrelative Ansätze einbezo-gen, in denen der motorische Status der Probanden mit dem kognitiven Status in Beziehung gesetzt wird. Zu den letzteren muss jedoch angemerkt werden, dass diese korrelativen An-sätze den hypothetischen Wirkungs-zusammenhang zwischen körperli-cher Aktivität und der Entwicklung von motorischen Fähigkeiten, wie er u. a. von Zaichowsky, Zaichowsky und Martinek (1980, S. 96) beschrieben wird, voraussetzen und somit aus der Untersuchung ausklammern.

Unterschieden werden muss also (1.) zwischen Studien, in denen zu einem bestimmten Messzeit-punkt ein korrelativer Zusam-menhang zwischen motorischen und kognitiven Merkmalen er-forscht wird, (2.) Studien, die mit Hilfe multipler Querschnitts-vergleiche Veränderungen dieses Zusammenhanges beispielsweise über verschiedene Altersberei- che untersuchen und schließlich längsschnittliche Studien, die ent-weder (3.) explorativen Charakter besitzen oder (4.) als Interventi-onsstudien angelegt sind. Aussa-gen über Kausalitäten sind nach Reinders (2006, S. 570) lediglich in den Fällen zulässig, in denen die Ursache der Wirkung zeitlich vorgelagert ist. Nur Studien mit einem längsschnittlichen Design lassen somit Ergebnisinterpreta-tionen im Hinblick auf tatsäch-liche Wirkungszusammenhänge zwischen motorischen und kog-nitiven Persönlichkeitsaspekten zu.

Für das Erwachsenenalter liegen For-schungsergebnisse in relativ großer Zahl vor. In ihrer Metaanalyse kom-men Etnier et al. (1997) beispielswei-se anhand von 134 Studien zu dem Ergebnis, dass körperliche Aktivität einen schwachen positiven Effekt auf die kognitive Leistungsfähigkeit hat. Für den Kindes- und Jugendbereich wird dieser Effekt von den Autoren

höher eingeschätzt als im Erwachse-nenbereich. In einer weiteren Meta-analyse, die sich aufgrund der Ergeb-nisse der ersten Analyse speziell mit dem Kindes- und Jugendalter beschäf-tigt, kommen Sibley und Etnier (2003) zu einem etwas höheren signifikan-ten Effekt über alle untersuchten Al-tersgruppen. Die Detailanalyse ergab die höchsten Effektstärken für junge Grundschulkinder und Kinder der Sekundarstufe I. Der Vorschulbereich findet in dieser Metaanalyse keine Berücksichtigung.Zimmer (1981) präsentiert eine um-fangreiche Literaturanalyse zu Studi-en, die sich mit dem Zusammenhang von motorischen und kognitiven Merkmalen befassen. Sie kommt zu dem Schluss, dass überwiegend signi-fikant positive Korrelationen beste-hen. Einschränkend weist sie darauf hin, dass in einigen Studien keine va-liden Messinstrumentarien, sondern

beispielsweise Zeugnisnoten und subjektive Einschätzungen als Merk-male genutzt wurden. In ihrer eige-nen Längsschnittstudie mit ca. 300 Probanden im Alter von drei bis sie-ben Jahren fand sie bei der quer-schnittlichen Betrachtung enge, hoch-signifikante Zusammenhänge. Bei den jüngeren Kindern konnten höhere Korrelationskoeffizienten festgestellt werden als bei den älteren Kindern, was als Bestätigung der Ergebnisse von Willimczik (1975, S. 87–88) ge-wertet werden kann. In der längs-schnittlichen Analyse konnte Zimmer für die Versuchsgruppe nicht nur ei-nen positiven Effekt der durchgeführ-ten vielseitigen Bewegungsinterven-tion im Hinblick auf die motorische Leistungsfähigkeit verzeichnen, son-dern auch hinsichtlich der verbalen Intelligenz und der Handlungsintelli-genz. Während die Versuchsgruppe beim Eingangstest noch niedrigere

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Der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und kognitiver Entwicklung

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Leistungen bei den Intelligenztests als die Kontrollgruppe aufwies, stie-gen die Leistungen nach den elf Monaten Interventionszeitraum, in denen ein zusätzliches Bewegungs-programm durchgeführt wurde, im Vergleich zur Kontrollgruppe auf signifikant höhere Werte an (1981, S. 158).

Krombholz (1985) konnte in einem weiteren Literaturüberblick ebenfalls meist signifikant positive, wenn auch nicht übermäßig große Zusammen-hänge zwischen dem motorischen Status und kognitiver Leistungsfähig-keit im Vorschulalter feststellen. Er kommt zu dem Schluss, dass „eine Vor-hersage kognitiver Leistungen auf-grund motorischer Leistungen im Vor-schulalter kaum möglich“ ist (S. 89).

In einer eigenen Studie untersuchte er 1988 bei 700 Schulanfängern den motorischen Status und als kognitive Merkmale die Konzentration und Grundintelligenz. Insgesamt zeigten sich nur schwache Zusammenhänge, wobei der höchste Korrelationskoef-fizient mit r = .21 berichtet wird (vgl. auch Heim & Stucke, 2003, S. 131).

Im Rahmen einer weiteren Studie im Zeitraum von 1999 bis 2001 führte er einen Modellversuch in elf Kinder-tagesstätten durch. Im Vergleich zu den weiteren elf Kontrolleinrichtun-gen konnten in der Interventionsgrup-pe positive Wirkungen eines zusätz-lichen Bewegungsangebotes auf die motorischen Leistungen festgestellt werden. Eine positive Beeinflussung der untersuchten kognitiven Fähig-keiten (u. a. Konzentration) konnte allerdings nicht nachgewiesen wer-den (2005, S. 97). Krombholz bestätigt damit die Erkenntnisse aus seinem Li-teraturüberblick zur Wirksamkeit mo-torischer Übungsprogramme, nach denen zwar in vielen Fällen eine posi-tive Beeinflussung der motorischen Leistungen erzielt werden konnte, nicht aber die erwarteten positiven Effekte auf kognitive Persönlichkeits-merkmale (1985, S. 90).

Graf et al. (2003) untersuchten an-hand der Daten zur Eingangsuntersu-chung der CHILT-Studie bei Schülern und Schülerinnen im Alter von durch-schnittlich ca. sieben Jahren den Zu-sammenhang zwischen körperlicher Aktivität und der Konzentrationsfä-higkeit. Sowohl für die Kinder in den Interventionsschulen (n = 668), als auch für die Kinder in den Kontroll-

schulen (n = 238) konnte ein signi-fikanter Zusammenhang zwischen der koordinativen Leistungsfähigkeit und der Konzentrationsleistung er-mittelt werden. Zwischen der Kon-zentrationsleistung und der Ausdau-erleistungsfähigkeit zeigte sich hin-gegen kein signifikanter Zusammen-hang. Die Autoren interpretieren die Ergebnisse dahingehend, dass der Zusammenhang zwischen koordina-tivem Status und Konzentration hauptsächlich auf gemeinsame Lern- und Steuerungsprozesse im Bereich des Kleinhirns zurückzuführen ist. Die Ausdauerleistungsfähigkeit dage-gen hängt primär mit physiologischen und weniger mit Lern- und Steue-rungsprozessen zusammen und zeigt daher keinen signifikanten Zusam-menhang zur Konzentrationsfähig-keit.Ahnert, Bös und Schneider (2003) stellen im Rahmen ihre Befunde der Münchner Längsschnittstudie LOGIK fest, dass überwiegend signifikante Zusammenhänge der non-verbalen bzw. verbalen Intelligenz sowohl mit koordinativen Fähigkeiten, als auch mit konditionellen Fähigkeiten nach-gewiesen werden konnten. Darüber hinaus konnten sie die von Zimmer (1981) und Willimczik (1975) be-schriebene Abnahme des Zusammen-hanges mit fortschreitendem Alter der Kinder nicht nachweisen. Sie wei-sen außerdem darauf hin, dass die Zusammenhänge für den gesamten untersuchten Lebensabschnitt vom vierten bis zum zwölften Lebensjahr relativ gering bleiben.Voelcker-Rehage (2005) untersuchte in ihrer Studie für den Vorschulbe-reich Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren. Sie konnte signifikante Zusammenhänge für koordinativ bzw. zentralnervös und informati-onsverarbeitend geprägte Fähigkeiten (Feinkoordination, Reaktionsschnel-ligkeit) mit der optischen Differenzie-rungsleistung als kognitiver Grund-funktion identifizieren. Für Fähig-keiten, die durch Prozesse der Ener-giebereitstellung determiniert sind (z. B. die Maximalkraft) fielen die Zu-sammenhänge deutlich niedriger aus. In den multiplen Querschnittsver-gleichen, getrennt für vier-, fünf- und sechsjährige Kinder, konnte eine deutliche Abnahme des Zusammen-hanges zwischen motorischer und kognitiver Leistungsfähigkeit festge-stellt werden. Im Sinne einer Diffe-

renzierungshypothese wird davon ausgegangen, dass sich die kognitiven und motorischen Fähigkeiten mit zu-nehmendem Lebensalter in verschie-dene Dimensionen der Intelligenz bzw. Motorik ausdifferenzieren.Warmser und Leyk (2003) berichten von den Effekten eines „Bewegten Unterrichts“ im Schulalltag. Sie führ-ten bei Schüler/innen der Jahrgangs-stufen sechs bis neun an zwei Tagen in der Woche jeweils in der vierten Schulstunde ein Aerobic-Programm durch. Die Ergebnisse der Studie zei-gen eine erhebliche Steigerung der Konzentration und Aufmerksamkeit. Mittel- bzw. langfristige Auswirkun-gen der Intervention wurden jedoch nicht überprüft, so dass zunächst nur von einer zeitlich sehr begrenzten Wirkung des Bewegungsprogramms auf den kognitiven Bereich gespro-chen werden kann.

Insgesamt zeigt sich also ein sehr uneinheitliches Bild, sowohl für Studien, in denen querschnittlich oder längsschnittlich Zusammen-hänge zwischen motorischer und kognitiver Leistungsfähigkeit über-prüft werden, als auch für Inter-ventionsstudien, in denen mit Hilfe eines speziellen Bewegungs-programms Effekte auf die mo-torischen und kognitiven Fähig-keiten erzielt werden sollen.

In korrelationsanalytischen Studien wird mehrheitlich berichtet, dass ein signifikanter Zusammenhang zwi-

Peter Fleig ist wissenschaftlicher Mitarbei- ter im Arbeitsbereich „Sport und Pädago- gik“ des Departments Sport & Gesundheit an der Universität Paderborn. Er promo-

viert an der Univer- sität Bielefeld zum Thema „Bewegte Kindheit – Eine empirische Studie zum Zusammen-hang von Motorik und Kognitionen am Übergang von der Kindergarten- zur Schulzeit“.

Anschrift: Universität Paderborn Department Sport & Gesundheit Sportwissenschaft Arbeitsbereich „Sport und Pädagogik“ Warburger Str. 100 33098 Paderborn

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Der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und kognitiver Entwicklung

schen dem aktuellen koordinativen und kognitiven Status bei jüngeren Kindern ermittelt wurde, die Ergeb-nisse unterscheiden sich allerdings hinsichtlich der tatsächlichen Stärke. Eine Abnahme der Korrelationskoef-fizienten mit fortschreitendem Alter der Probanden wird zum überwie-genden Teil berichtet. Zudem werden häufiger stärkere Zusammenhänge zwischen koordinativen und kogni-tiven Fähigkeiten als zwischen kondi-tionellen und kognitiven Fähigkeiten berichtet. Die Vermutung liegt somit nahe, dass die Prozesse der Bewe-gungssteuerung und -regelung wie auch Prozesse der kognitiven Verar-beitung in gleichen oder zumindest benachbarten Arealen des zentralen Nervensystems stattfinden.Wenig Beachtung findet die Frage, ob die gefundenen Zusammenhänge nicht auch in umgekehrter Richtung interpretiert werden können, also ob nicht die Kinder, die im kognitiven Bereich gut entwickelt sind, daraus Nutzen für die Bewegungssteuerung und -regelung ziehen können. Dies würde zu einer besseren Leistung in den motorischen Tests führen; eine Interpretation von Forschungsergeb-nissen in dieser Hinsicht findet, zu-mindest in der Sportwissenschaft, bis auf wenige Ausnahmen, jedoch nicht statt. Ebenfalls kaum beachtet wird die Problematik von Aussagen über Kau-salitäten, die bereits oben angespro-chen wurde. Ein längsschnittliches bzw. kreuzverzögertes (Cross-Lagged-Panel) Design, das einem solchen Forschungsansatz entsprechen wür-de, ist in keiner dem Autor bekannten sportwissenschaftlichen Studie zu finden. Im Folgenden wird exempla-risch anhand einiger ausgewählter Er-gebnisse eine eigene Studie präsen-tiert, in der unter anderem das kreuz-verzögerte Design zur Datenauswer-tung genutzt wird (Fleig, i. V.).

Ausgewählte Ergebnisse der eigenen Studie

In der eigenen längsschnittlichen Un-tersuchung wurden im Zeitraum des letzten Kindergartenjahres bei 114 Kindern zu drei Messzeitpunkten unter anderem der motorische Status und die Grundintelligenz (Cattell,

Weiß & Osterland, 1997) erhoben. Zum ersten Messzeitpunkt waren die Kinder (44 Mädchen, 70 Jungen) im Durchschnitt ca. fünfeinhalb Jahre alt. Die drei Testungen wurden im Ab-stand von jeweils sechs Monaten durchgeführt.Die Studie besitzt explorativen Cha-rakter, ist somit nicht dazu gedacht, eine spezielle Intervention zu evalu-ieren. Vielmehr steht die Erforschung von kausalen Zusammenhängen zwi-schen verschiedenen Persönlichkeits-merkmalen (im weitesten Sinne) un-abhängig von zusätzlichen Bewe-gungsprogrammen im Fokus.In der längsschnittlichen Analyse kön-nen erwartungs- und entwicklungs-gemäß signifikante Steigerungen der Leistungen sowohl für die erhobenen motorischen Fähigkeiten, als auch für die Grundintelligenz nachgewiesen werden.In der querschnittlichen Analyse über die drei Messzeitpunkte ergeben sich tendenziell abnehmende mittlere Zu-sammenhänge zwischen der Koordi-nation und der Grundintelligenz, die allerdings zu jedem Messzeitpunkt sehr bedeutsam sind. Darüber hinaus zeigen sich, ähnlich wie bei Voelcker-Rehage (2005) und Graf et al. (2003) beschrieben, deutlich höhere Zusam-menhänge zwischen der Koordina-tion und der Grundintelligenz als zwischen der Maximalkraft (als kon-ditionelles Merkmal; erhoben über die Handkraft) und der Grundintelli-genz.

Zur Analyse von Wirkungsrichtungen und -stärken wurden Strukturglei-chungsmodelle im Cross-Lagged-Pa-nel-Design berechnet. Abb. 1 zeigt das Modell für die Entwicklung von Koordination und Grundintelligenz im Verlauf vom ersten zum dritten Messzeitpunkt:

Die Koordination und die Grundin-telligenz weisen, wie bereits in der querschnittlichen Analyse festgestellt, zum ersten Messzeitpunkt einen en-gen, hochsignifikanten Zusammen-hang auf (Pfad 1: .54). Für beide Kons-trukte muss zudem im Verlauf von t1 zu t3 von einer hohen Stabilität ge-sprochen werden (Pfad 2: .65 bzw. Pfad 3: .76). Hinweise auf die Frage nach einem zeitverzögerten Einfluss der Koordination auf die Grundintel-ligenz bzw. im Umkehrschluss der Grundintelligenz auf die Koordina-tion geben die beiden Kreuzpfade (4 und 5), die mit Koeffizienten von .05 gleich ausgeprägt und nicht signifi-kant sind.

Insgesamt gesehen kann somit von einem recht engen quer schnittlichen Zusammenhang zwi schen der Koordination und der Grundintelligenz im Vorschul-alter ausgegangen werden. Es scheint sich im Hinblick auf zeit-lich überdauernde Auswirkun- gen allerdings eher um ein sehr schwaches wechselseitiges Wir-kungsgefüge zu handeln.

Abb. 1: Vereinfachtes Cross-Lagged-Panel-Modell für den Zusammenhang der Konstrukte „Koordination“ und „Grundintelligenz“ im Verlauf von t1 zu t3 (** p < .01); standardisierte Pfadkoeffizienten

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Der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und kognitiver Entwicklung

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Fazit

Die eher zurückhaltenden Zusammen-fassungen des aktuellen Forschungs-standes und der Ergebnisse der eige-nen Studie bedeuten nicht, dass der Bewegung und der dadurch erwar-teten Entwicklung motorischer Fähig-keiten keinerlei Bedeutung für die kindliche Gesamtentwicklung und somit auch für den Kindergarten- oder Schulalltag beigemessen wird. Es besteht jedoch dringender For-schungsbedarf, um den tatsächlichen Stellenwert der körperlichen Aktivität als wesentliches Element der Ent-wicklungsförderung, nicht nur in mo-torisch-körperlicher Hinsicht, empi-risch zu untermauern. Studien im längsschnittlichen Design sind unver-zichtbar, um die großen Hoffnungen, die speziell in ganzheitliche Effekte von Bewegungsinterventionen ge-setzt werden, zu evaluieren. Für die Erklärung von Wirkzusammenhän-gen zwischen körperlicher Aktivität und kognitiver Entwicklung ist zu for-dern, dass im Rahmen von neurophy-siologischen Studien ganz speziell das Kindes- und Jugendalter in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt wird.

Ziel dieses Artikels ist es nicht, ge-nerelle positive Effekte von Be-wegung auf die kognitive Ent-wicklung in Frage zu stellen. Eine differenzierte Sichtweise ist je-doch vonnöten, um populäre und pauschalisierende Aussagen zu Wirkannahmen relativieren zu können. Bis ein stabiles wissen-schaftliches Fundament geschaf fen ist, scheint es vorerst ange-messener zu sein, die Universal-these „Bewegung macht schlau“, in der ja eine Kausalitätsannahme versteckt ist, umzuformulieren: „Bewegung ist schlau“.

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Sport als Feld der Sozialerziehung: Chancen, Schwierigkeiten und Ansprüche

Chancen. Möglichkeiten zur Sozialer­ziehung im Sport bestehen in erster Linie dort, wo Sport unter institutio­neller Aufsicht organisiert und/oder vermittelt wird, also im Schulsportun­terricht, aber auch im Training in Ver­einen und bei Sportangeboten an­derer öffentlicher Träger. In den Strukturen des Sports sind drei „Ba­sisdimensionen sozialen Handelns“ (Kleindienst­Cachay, 2000) auszuma­chen, an denen eine systematische Sozialerziehung ansetzen kann (ausf. Bähr, i. Dr.).Verständigung. Verständigung findet im Sport einerseits auf sprachlicher Ebene statt, bspw. wenn beim Lernen, Üben oder Trainieren beraten wird, wenn Spielregeln diskutiert oder verändert werden, wenn Geräte auf­gebaut und Sicherheitsvorkehrungen getroffen, Gruppen gebildet oder Rol­len innerhalb einer Mannschaft ver­teilt werden. Dies fordert (und fördert damit potentiell) verbale Kommuni­kationsbereitschaft und ­fähigkeit.

Andererseits ereignet sich Verständi­gung im Sport auf „leiblicher Ebene“, im Sinne unmittelbarer sozialer „Be­wegungsbeziehungen“ (Funke­Wiene­cke, 1997), bspw. wenn zwei Sport­spieler2 „aufeinander eingespielt“ sind und sich „blind verstehen“ oder wenn zwei Staffelläufer bei der Übergabe des Stabes zu einer Einheit „verschmel­zen“; auch bei Partner­ oder Gruppen­gestaltungen in Gymnastik und Tanz, beim Turnen, Eiskunstlauf oder der Akrobatik gehen die Beteiligten in ide­altypischer Weise Bewegungsbezie­hungen ein, die auf ein konstruktives Miteinander, ein Sich­Einfühlen­in und Reagieren­auf den Anderen essentiell angewiesen sind. Aber auch in Indi­vidualsportarten werden häufig sozi­ale Bewegungsbeziehungen gesucht, bspw. wenn in der Leichtathletik ge­zielt Trainingsgruppen und Lauftreffs organisiert werden. Auch viele Trend­sportarten wie Inlineskaten, Skate­ oder Snowboardfahren, Nordic Wal­king usw. werden vornehmlich in Gruppen ausgeführt. Die Strukturen des Sports sind dazu geeignet, das An­schlussmotiv anzuregen (Gabler, 2003, 377) und bieten damit einen Spiel­raum zur Förderung verschiedenster sozialer Kompetenzen.Kooperation. Um Bewegungsbezie­hungen gelingend eingehen zu kön­

2 Mit Rücksicht auf die Lesbarkeit des Textes wird die maskuline Form verwen­det, gemeint sind beide Geschlechter.

nen, bedarf es der Kooperationsbe­reitschaft und ­fähigkeit. Darüber hi­naus ist insbesondere bei leistungshe­terogenen Bewegungspartnern auch ein hohes Maß an Empathiefähig­ keit, Rücksichtnahme und Hilfsbereit­schaft erforderlich, um sich gegensei­tig dabei zu unterstützen (bzw. sich unterstützen zu lassen), seinen jewei­ligen Anteil an der Bewegungsbezie­hung zu leisten. Gelingt die Interakti­on der Sporttreibenden, wird dies von den Beteiligten meist als überaus (be­)lohnend empfunden.

Konkurrenz. Im Sinne von Wettkampf kann Konkurrenz im Sport als eine spezielle, besonders anspruchsvolle Form der Kooperation verstanden werden. Dies lässt sich gut unter Be­zugnahme auf die in der Idee des Wettkampfsports geforderte „Tugend“ der Fairness verdeutlichen. Faires Handeln im Sport bedeutet, „den Gegner als Partner sehen, ohne den es keine Spannung gibt, die Regeln einhalten, weil sie erst Spannung er­möglichen, (dem Partner) das größt­mögliche Maß an Chancengleichheit verschaffen, weil das erst Spannung produziert“ (Volkamer, 1994, 188; vgl. auch Court, 2003; ausführl. zum Sport­spiel Pühse, 2004). Konkurrenz im Sinne des Sports verlangt damit ein Abstandnehmen von egoistischen Be­dürfnissen „wie“ Gewinnen­Wollen­um­jeden­Preis oder dem ungebro­chenen Ausspielen eigener Stärken zugunsten eines Verhaltens, das allen

Im Sport1 findet letztlich immer soziales Handeln und damit auch immer soziales Lernen statt – dies kann in pro-sozialer oder anti-sozialer Weise erfolgen. Von einer „Sozialerziehung“ im Sport wird im Folgenden dann gesprochen, wenn normativ begründete Ziele im Sinne des Erwerbs (pro-)sozialer Kompetenzen formuliert und systematisch durch die Gestaltung der Art und Weise des Sporttreibens verfolgt werden (vgl. Ungerer-Röhrich et al., 1990, 17). Der Beitrag lotet zunächst Chancen, Schwierigkeiten und Anspruch des Sports als Feld der Sozialerzie-hung aus und referiert entsprechende theoretische Ansätze. Daran anknüpfend werden Konsequenzen zur praktischen Umsetzung einer Sozialerziehung im Sport formuliert. Schließlich werden empirische Befunde zur Wirksamkeit sozialerzieherischer Praxis im Sport zusammengetragen und ein Fazit zum derzeitigen Stellenwert der Sozialerziehung in der Sportpädagogik formuliert.

Sport und Sozialerziehung

Ingrid Bähr

1 Es wird ein weiter Begriff von „Sport“ als Spiel­, Sport­ und Bewegungskultur (vgl. Röthig & Prohl, 2003, 493 f.) zugrunde gelegt.

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Beteiligten ein spannendes Spiel bzw. einen spannenden Wettkampf er­möglicht. Schwierigkeiten. Neben den genann­ten Chancen zur Sozialerziehung lie­gen im Sport aber auch Strukturen, die die Entwicklung pro­sozialen Handelns behindern können (Balz, 1998, 153). Meist als Folge einer über­höhten Bedeutung von Sieg und Nie­derlage sind in der Sportpraxis nicht selten auch aggressive Handlungen zu beobachten. Beispiele sind die Stigmatisierung oder das Ausschlie­ßen Leistungsschwächerer (z. B. in Mannschaftsspielen) oder das bewuss­te Übertreten von Regeln (z. B. tak­tische Fouls, bei denen eine Verlet­zung des Gegners billigend in Kauf genommen wird) bis hin zu offenen Anfeindungen des „Gegners“. Pühse (2001, 341) resümiert, dass mit wach­sender Bedeutung von Wettbewerb und Erfolg der Stellenwert pro­sozi­alen Verhaltens im Sport sinkt.Es ist auch darauf zu verweisen, dass die Strukturen des Sports im gesell­schaftlichen Sinne ein Potential zur ästhetischen Verführung beinhalten (vgl. Alkemeyer, 2003; Prohl, 2006, 53 ff. und 170 ff.). So konnte bspw. mit der Betonung der (wett­)kämpfe­rischen und gruppendynamischen Aspekte sozialen Handelns im Sport, im Sinne einer „soldatischen Mann­schaft“ Sozialerziehung im Sport zur Einübung von Wehrtüchtigkeit und Gehorsam im Dritten Reich miss­braucht werden. Schierz (2002) spricht sich im Zusammenhang der Diskussion um Wertevermittlung im Sport dafür aus, an den Sport – wenn er denn im Sinne eines Bildungs­mediums diskutiert wird – allenfalls den Anspruch zu erheben, Urteilsfä-higkeit über die ihm zugeschriebenen Werte fördern zu sollen, nicht jedoch eine Förderung von Werten, die im sozialen Handeln im Sport an sich lägen.

Zwischenfazit. In den Strukturen des Sports sind einerseits beson­ dere Chancen, andererseits aber auch Schwierigkeiten in Bezug auf soziales Handeln und Lernen angelegt, da inhaltliche und sozi­ale Momente in vielen Sportarten eng miteinander verknüpft sind.

Ansprüche. Trotz der genannten Schwierigkeiten wird von den Me­dien, der Politik, aber auch von Sport­organisationen dem Sport insbeson­dere im Kindes­ und Jugendalter das Potential zugesprochen, zur Vermitt­

lung gesellschaftlicher Normen und Werte sowie sozialer Kompetenzen beitragen zu können. Diesbezüglich sind zwei unterschiedliche Ebenen zu differenzieren: Sowohl in den neu­eren Lehrplandokumenten des Sport­unterrichts an der Schule (vgl. Prohl & Krick, 2006, 31) als auch bspw. in der Agenda des Deutschen Sport­bundes zu gesellschaftlichen Heraus­forderungen des Sports (DOSB, 2007) findet sich die Formulierung der So­zialerziehung „zum Sport“, „durch Sport“ und teilweise auch „im Sport“. Zum Sport erziehen bedeutet an die­ser Stelle, soziale Handlungsfähigkeit im Rahmen der Sport­ und Bewe­gungskultur zu vermitteln. Durch Sport erziehen zielt auf einen Trans-fer der im Sport angeeigneten sozi­alen Kompetenzen auf andere Le­bensbereiche. Diese Position wurde vor allem in den 70er Jahren im Zu­sammenhang mit einer emanzipato­rischen Funktion des Sportunterrichts diskutiert und führte u. a. zur sog. Ins­trumentalisierungskontroverse: Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, ob eine Vereinnahmung des Sports als Mittel zur Förderung u. a. sozialer Kompetenzen den Sportunterricht letztlich von seinem Gegenstand ent­fremde (zsfd. z. B. Pühse, 1999, 226; Prohl, 2006, 136 ff.).

Im aktuellen sportpädagogischen Diskurs geht man davon aus, dass sozialerzieherische Maßnahmen in die bewegungsbezogenen The­men des Sports integriert werden sollen und ihr Wirkungsanspruch zunächst im Sinne einer Erzie­hung im Sport auf den Kontext des Sports begrenzt bleibt.

Welche theoretischen Ansätze liegen nun im Rahmen der Sportwissen­schaft vor, die die genannten Chan­cen, Schwierigkeiten und Ansprüche des Sports bezüglich einer Sozialer­ziehung aufgreifen?

Theoretische Ansätze zur Sozialerziehung im Sport

Frühe Überlegungen zur Sozialerzie­hung im Sport gingen von einem diesbezüglichen Eigenwert des Sports aus: So stellte bspw. Grupe (1969, 1984, 114 ff.) die These auf, dass, wer nachhaltig Sport treibe, dazu auch persönliche Haltungen und Einstel­lungen (wie Hilfsbereitschaft, pro­ soziales Verhalten, Fairness) entwi­

ckeln müsse, die dies überhaupt erst ermöglichten. Grupe ging davon aus, dass im Sport derartige Haltungen und Einstellungen „absichtslos und nebenbei“ zustande kämen, da sie so­wohl Voraussetzung als auch Ergeb­nis gelingenden Sporttreibens seien (a. a. O., 119). Letztlich gehen zahl­reiche sportwissenschaftliche For­schungsansätze, die sich auf sozialisa­tionstheoretische Ansätze beziehen (sensu Hurrelmann), davon aus, dass Engagement im Sport bereits an sich als „Moderatorvariable im Entwick­lungsgeschehen betrachtet [werden könne], die zur Erschließung perso­naler und sozialer Ressourcen dienen kann“ (Brettschneider & Gerlach, 2004, 168). Als Gegenstück dieser sog. funktionalen Position hat sich seit den 70er Jahren ein Verständnis von Sport(­unterricht) im Sinne einer eher intentionalen Sozialerziehung entwickelt, das davon ausgeht, dass die Förderung pro­sozialen Handelns im Sport kein Automatismus ist, son­dern nur durch systematische Gestal­tung und Ergänzung des Sporttrei­bens geleistet werden könne.Sozial­kognivistische Ansätze. Der in­tentionalen Position ist u. a. der in der Fachliteratur seit den 80er Jahren etablierte rollentheoretische Ansatz zuzuordnen. Dieser leitet auf Basis der interaktionistischen Rollentheorie (soziologisch fundiert sensu Krapp­mann) vier Grundqualifikationen so­zialen Handelns ab (ausf. Cachay & Kleindienst­Cachay, 1994, 103 ff.; Un­gerer­Röhrich et al., 1990, 19 ff.): Em­pathie, Rollenübernahme/­distanz, Am­biguitäts­/Frustrationstoleranz sowie Identitätsdarstellung. Diese Grund­qualifikationen werden als notwen­dig erachtet, um ein Gleichgewicht zwischen den Wünschen und Erwar­tungen der Interaktionspartner her­zustellen. Chancen zur Sozialerzie­hung werden darin gesehen, gezielt Situationen zu schaffen, die den Beteiligten die Entwicklung dieser Grundqualifikationen abverlangen sowie eine reflexive Aufarbeitung dieser Erfahrungen erfordern. Pühse spricht in diesem Zusammenhang von der Notwendigkeit einer „Kogni­tivierung des Erlebten“ (1999, 230). Pühse (2004, 85ff.) und Kleindienst­Cachay (1996) verweisen im An­schluss an sozial-kognivistische Ent-wicklungstheorien (sensu Mead, Pia­get, Kohlberg) auf die besondere Be­deutung der Perspektivübernahme (synonym: Empathie) als „Basisme­chanismus sozialen Handelns“ (a. a. O., 20). Sie betonen die Notwendigkeit, die Altersabhängigkeit der Entwick­

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lung dieser Fähigkeit in der Praxis so­zialerzieherischen Handelns im Sport zu berücksichtigen. Lerntheoretische Ansätze. Lerntheore­tische Ansätze werden bislang in sportpädagogischen Zusammenhän­gen vergleichsweise selten diskutiert, liefern aber den wichtigen Hinweis, dass soziales Lernen (auch) wesent­lich von dem Vorbild der Lehrperson im Sportunterricht getragen wird. Als zentrale Mechanismen sozialen Ler­nens wird das Lernen am Modell so­wie die Bekräftigung pro­sozialen Handelns oder aber Sanktion anti­so­zialen Handelns der Schüler bzw. Sportler durch die Lehrkraft/den Trai­ner gesehen (sozial­kognitive Lern­theorie sensu Bandura). Phänomenologische Ansätze. Phäno­menologisch orientierte Betrachtun­gen sozialen Handelns im Sport set­zen an der leiblichen Verfasstheit von „Bewegungsbeziehungen“ an. Sport bietet aus dieser Sicht ein genuines Feld der Verknüpfung reflexiver sozi­aler Beziehungen (im sprachlichen Austausch über das gemeinsame Sich­Bewegen) und präreflexiver sozialer Beziehungen (im gemeinsamen leib­lichen Sich­Bewegen). Eine wichtige Konsequenz vor allem des letztge­nannten Aspektes besteht darin, dass präreflexive Anteile pro­sozialen Han­delns im Sport nicht herstellbar sind: Präreflexives kann nicht „gewollt“ werden. Thiele spricht mit Blick auf kognitiv orientierte Theorien der So­zialerziehung im Sport vom „(Irr­) Glauben der Steuerbarkeit und Trans­parenz sozialer Prozesse durch den Menschen als interagierendes Ver­nunft­Ich“ (1994, 78). Folgt man die­ser Annahme, dass Reflexion und Vollzug sozialen Handelns im Sport nicht identisch sind, muss daraus wiederum geschlossen werden, dass soziales Handeln nicht intentional lehrbar ist, sondern soziale Lernpro­zesse vielmehr ganz wesentlich auf Erfahrungen und schließlich auf Gewohnheitsbildungen (Habitualisie­rungen) gründen. Die Phänomenolo­gie spricht hier sehr anschaulich von der „Einverleibung“ (pro­)sozialen Handelns. Dabei ereignet sich „zuerst (…) die gemeinsame Praxis; danach die Entdeckung, dass wir in diesem Tun auch einander näher gekommen sind“ (Coenen, 1979).Bildungstheoretische Ansätze. Auch bildungstheoretische Ansätze sehen in der aktiv handelnden Erfahrung ein zentrales Moment der Sozialerzie­hung im Sport und betonen an dieser Stelle, dass sich (Persönlichkeits­)Bil­dung letztlich als „Selbstbildung des

Subjektes“ vollziehe. Dies meint, dass der Einzelne selbsttätig und eigenver-antwortlich in der und über die Aus­einandersetzung mit dem Anderen die eigene Persönlichkeit entwickelt (vgl. Meinberg, 1994, 64 ff.). Die Aus­einandersetzung mit „dem Anderen“ ist in mehrfacher Weise zu deuten: Einmal im sozialen Sinn als Ausei­nandersetzung mit anderen Men­schen; aber auch im ideellen Sinn als Auseinandersetzung mit den von ih­nen konstruierten Systemen, Normen und Werten im Rahmen der Sport­kultur; und schließlich im materialen Sinn als ästhetische Auseinanderset­zung mit der Zwischenleiblichkeit ge­meinsamen Sich­Bewegens. Als Kon­sequenz der bildungstheoretischen (und phänomenologischen) Perspek­tive ergibt sich für eine Sozialerzie­hung im Sportunterricht, dass über die Gestaltung von Lehr­Lern­Situati­onen Bedingungen der Möglichkeit zur Selbstbildung hergestellt werden können und damit indirekt pro­sozi­ales Handeln gefordert bzw. geför­ dert werden kann. Das sozialerziehe­rische Potential des Sportunterrichts wird letztlich darin gesehen, über die Qualität gelingender sozial­leiblicher, ästhetischer Erfahrungsprozesse im Erwerb und Vollzug sportbezogenen Bewegungskönnens pro­soziales Han­deln zu initiieren (vgl. Prohl, 2006, 182 ff.).

Während sozial­kognivistische bzw. entwicklungstheoretische An­sätze vor allem die Beziehungse­bene der Interagierenden als An­satzpunkt der Sozialerziehung im Sport fokussieren, betonen phä­nomenologische und bildungs­theoretische Ansätze die Qualität sportbezogener „Bewegungsbe­ziehungen“ als zentrales Moment der Sozialität im Sport.

Damit betonen die skizzierten the­oretischen Ansätze auch jeweils un­terschiedliche Implikationen für die Praxis des Sportunterrichts bzw. des Trainings, was im Folgenden veran­schaulicht wird.

Praktische Umsetzung der Sozialerziehung im Sport

Die zu Beginn der theoretischen Ansätze angedeutete Polarisie­rung funktionaler und intentio­

naler Sozialerziehung ist heute auf didaktischer Ebene weitestge­hend beigelegt: Es besteht ein mehr oder minder übergreifen­der Konsens darüber, dass moto­risches und soziales Lernen im Sportunterricht zusammengehö­ren bzw. ineinander verschränkt sind. Dabei müssen in einer me­thodisch­didaktischen Aufberei­tung des Sports Situationen ent­sprechend arrangiert und „Impul­se für [pro­]soziales Handeln ge­setzt werden“ (Pühse, 2004, 188). Sport in Schule und Verein braucht also bestimmte Bedin­gungen, um sozialerzieherisch wirksam zu werden.

Einstellungen und Überzeugungen der Lehrkraft bzw. des Trainers. Als förderliche Bedingung einer Sozial­erziehung wird eine emotional zu­gewandte, erzieherisch ausgerichtete Haltung der Lehrkraft bzw. des Trai­ners gesehen, die Unterrichten bzw. Trainieren und Erziehen als inei­nander verwobene Teile ihres Auftra­ges versteht (vgl. Kleindienst­Cachay, 1996, 23; Sygusch, 2005, 42 f.). Die Lehrkraft bzw. der Trainer sollten wei­terhin pro­soziales Verhalten der Mit­glieder der Lerngruppe erkennbar wertschätzen, anti­soziales Verhalten dagegen gezielt ächten, um so im Sinne einer Bestärkung (bzw. Sank­tion) sozialerzieherisch zu handeln. Auch im Umgang mit Sieg und Nie­derlage, in der gezielten Einbezie­hung Leistungsschwächerer sowie im Umgang mit Emotionen sollte die Lehrkraft bzw. der Trainer entspre­chende pro­soziale Verhaltensmuster vorleben, die von den Schülern bzw. Sportlern zunächst (unbewusst) imi­tiert und später internalisiert werden können.Atmosphäre sozialen Wohlbefindens. Durch den Aufbau partnerschaftli­cher Beziehungen, wertschätzender Begegnung, von Transparenz sowie Aufrichtigkeit sollte die Lehrkraft ver­suchen, eine positive Atmosphäre des Sporttreibens herzustellen, in der sich insbesondere sportschwache Schüler bzw. leistungsschwächere Vereinsmit­glieder nicht als Außenseiter fühlen (vgl. Pühse, 2004, 218f.). Über den Rahmen der Lerngruppe hinaus ist aber auch das soziale Klima der Schu­le bzw. des Vereins bedeutsam (vgl. Gebken, 2002, 191 ff.; Prohl, 2006, 303 ff.).Auswahl der Unterrichts­ und Trai­ningsinhalte. Themen des Sports, die

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von sich aus eher auf Kooperation als auf Konkurrenz angelegt sind (z. B. kleine Spiele ohne Sieger; erlebnis­pädagogische Aufgaben; Gruppen­präsentationen) eignen sich für ei­ nen Einstieg zur Sozialerziehung be­sonders (vgl. Funke­Wienecke, 1997, 35 f.). Auf Konkurrenz angelegte For­men des Sports können in diesem Sinne zunächst auch entsprechend durch Regeländerungen variiert wer­den (z. B. Gruppenturnen statt Ein­zelwettkämpfe). Es gilt, Situationen zu nutzen oder bewusst zu schaffen, die zur Zusammenarbeit und Ausei­nandersetzung mit Anderen heraus­fordern (Pühse, 1999, 228). Ist der Einstieg in eine Sozialerziehung im Sport vollzogen, sollten jedoch nach und nach die originären Strukturen der jeweiligen Spielart des Sports selbst unter sozialerzieherischer Perspektive herausgearbeitet werden: Welche pro­sozialen Verhaltenswei­sen lassen sich im Tischtennis erler­nen, welche diesbezüglichen Chan­cen bieten Kampfsportarten? (vgl. dazu auch das Konzept „Lernsituati­onen Aufgreifen, Thematisieren und Inszenieren“ von Sygusch, 2007).Berücksichtigen der Altersabhängig­keit der sozialen Entwicklung. Klein­dienst­Cachay (1996) empfiehlt, im frühen Grundschulalter die Erwar­tungen an die sozialen Kompetenzen der Lernenden noch zurückzuschrau­ben und im Sinne einer „indirekten sozialen Regie“ gezielte Spiel­ und Übungssituationen auszuwählen, wel­che sie in Bezug auf pro­soziales Han­deln nicht überfordern. So sollten bspw. Situationen, in denen Kinder sich helfen lassen müssen, einen Ob­jektverlust erleiden oder eindeutig die Sieger­ bzw. Verliererrolle einneh­men, vermieden werden. Denn sol­che Situationen werden von den Kin­dern diesen Alters noch nicht symbo­lisch, sondern als reale Machtdemons­tration erlebt (a. a. O., 24). Komplexe Sportspiele gelten aus entwicklungs­theoretischer Perspektive erst ab der fünften Klassenstufe als sinnvoller Unterrichtsinhalt, denn erst im Alter von etwa zwölf Jahren können über­geordnete Spielprinzipien wie Fair­ness tief greifend verstanden werden.Relativierung der Bedeutung von Sieg und Niederlage zugunsten einer Pro­zessorientierung. Mit Leistungs­ und Konkurrenzsituationen sollte behut­sam und reflektiert umgegangen wer­den. Die Bedeutung von Sieg und Niederlage sollte immer wieder von der Lehrkraft/dem Trainer relativiert werden, stattdessen sollte die Freude an der Spannung eines Spiels oder

Wettkampfes in den Vordergrund ge­stellt werden (z. B. Ungerer­Röhrich, 1990, 41; Balz, 1998, 161; Pühse, 1999, 229; Sygusch, 2005, 44 f.). Dies kann bereits in der Art und Weise, wie Wettkämpfe als Unterrichts­/Trainings­inhalt thematisiert werden, angelegt werden (bspw. als Gruppenwett­kämpfe, durch häufigeres Wechseln der Mannschaftszusammenstellungen, usw.). Eine weitere Möglichkeit sind gezielte Reflexionen zu der Frage, ob und warum (nicht) alle Beteiligten an einem Spiel oder Wettkampf Freude hatten. Diese Reflexionen sollten zu der Einsicht führen, dass letztlich nur ein faires Verhalten in Wettkampf­ oder Spielsituationen dazu führt, dass diese von allen als lohnend erlebt werden. Primat der Erfahrung und gezielter Einsatz von Reflexionen. Funke­Wie­necke (1997, 36 f.) betont aus phä­nomenologischer Perspektive, dass das Gespräch im sozialerzieherischen Sportunterricht zwar bedeutsam sei, jedoch nicht einseitig als der Ort sozi­alen Lernens ausgemacht werden dürfe. Sozialerziehung sollte im Sport­unterricht primär als aktives Handeln in konkreten Situationen initiiert wer­den. Erst auf der Grundlage handeln­der Erfahrung bestünde auch die Möglichkeit, dass entsprechende An­regungen und Verweise seitens der Lehrkraft bzw. des Trainers überhaupt Gehör fänden (Balz, 1998). Appelle an oder Reflexionen über soziales Verhalten ohne direkte Anbindung an eine handelnde Praxis werden als wirkungslos erachtet. In diesem Sinne wird insbesondere auf Reflexionsbe­darf im Kontext von wettkampforien­tierten Sportarten und Regelspielen verwiesen: Das Beteiligen der Schüler bzw. Sportler an der Aufstellung und Veränderung von Regeln, das Bewer­ten von Regeln und Regelverände­rungen, das Beachten von Regeln und Sanktionieren von Regelverstößen in Verbindung mit dem Ermitteln von Ursachen für Regelverstöße und schließlich auch das Bilden von Mannschaften sowie allgemein Kon­flikte und Emotionen im Sport sind pädagogisch gehaltvolle Situationen, die über die Reflexion konkreter praktischer Erfahrungen Anlässe für soziales Lernen sein können (a.a.O., 157 f.).Schülerorientierung und offene Me­thoden. Sozialerziehung kann nur dort sinnvoll stattfinden, wo die Schü­ler bzw. Sportler auch offene Situati­onen sozialen Handelns vorfinden, also von der Lehrkraft gezielt zur Selbst­ und Mitbestimmung angeregt

werden (vgl. Pühse, 2004, 202 ff.; Sy­gusch, 2005, 46 f.). Derartige Merk­male eines demokratischen Unter­richtssettings finden sich vor allem in offenen und schülerorientierten me­thodischen Konzepten des Sportun­terrichts. Im Rahmen dieser Konzepte wird die Dominanz der Lehrkraft im Unterrichtsgeschehen zurückgenom­men und Verantwortung und Initiati­ve den Lernenden übertragen. Da­durch wird den Beteiligten die Mög­lichkeit eröffnet, Lern­, Übungs­ und Trainingsprozesse im sozialen Mitei­nander zu gestalten. Beim Koopera­tiven Lernen wird diese Möglichkeit von der Lehrkraft bzw. dem Trainer gezielt als Notwendigkeit inszeniert, d. h. die Aufgaben für die Lerngrup­pen sind derart angelegt, dass sie nur dann bearbeitet werden können, wenn ihre Mitglieder konstruktiv zu­sammenarbeiten (vgl. Bähr 2005).Partner­ und Gruppenarbeit. Als ein­deutig bevorzugte Sozialform sozial­erzieherischen Sportunterrichts wer­den Partner­ und Kleingruppenarbeit (mit 3–5 Personen) betrachtet. Inte­ressant ist an dieser Stelle, dass trotz dieses klaren Votums für Gruppenar­beit diese (nach einer Umfrage unter Sportlehrkräften) im Sportunterricht mit einem Anteil von ca. 16% an der Gesamtunterrichtszeit eher selten eingesetzt werden (Bähr & Fassbeck, 2006). Aus Sicht interaktionistischer Theorieansätze werden durch diese Sozialformen des Unterrichts syste­matisch Gelegenheiten für eine sym­metrische Form der Interaktion zwi­schen den Beteiligten hergestellt. Derartige Interaktionsformen sind förderlicher für soziales Lernen als einseitig strukturierte Formen, wie bspw. die im Frontalunterricht hierar­chisch angelegten Lehrer­Schüler­In­teraktionen (vgl. Youniss, 1984). Ein weiteres Potential dieser Sozialform ist bei leistungsheterogener Zusam­mensetzung der Partnerschaften oder Kleingruppen die Möglichkeit des Lernens durch Lehren, indem fortge­schrittene Schülern gegenüber weni­ger Fortgeschrittenen eine Mentoren­funktion einnehmen. Dies kann auch bei leistungshomogenen Gruppen durch die Methode des „Gruppen­puzzles“ erreicht werden. Von der Einbindung von Schülern in die Un­terweisung anderer wird wiederum angenommen, dass sie gezielt Verant­wortungsbewusstsein gegenüber An­deren fördert (Renkl, 2002; Gebken, 2001 und 2002, 200 ff.). Neben dem Gruppenpuzzle bieten auch andere Formen Kooperativen Lernens die Möglichkeit, den Erwerb sozialer

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Kompetenzen systematisch in das Be­wegungslernen der Kleingruppen zu integrieren (bspw. Gruppenturnier, Gruppenrallye; vgl. Bähr, 2005).Die genannten Rahmenbedingungen und Empfehlungen zur Sozialerzie­hung im Sport basieren auf theore­tischen Überlegungen sowie auf di­daktischen Analysen der Sportpraxis. Eine systematische empirische Prü­fung ihrer Wirksamkeit wird erst seit jüngerer Zeit entwickelt, worüber im Folgenden berichtet werden soll.

Empirische Befunde zur Sozialerziehung im Sport und Fazit

Überblick empirische Studien. Unter­suchungen zur Wirksamkeit gezielter sozialerzieherischer Maßnahmen im Sport sind noch selten und wurden bislang fast ausschließlich im Kontext des Schulsportunterrichts erhoben. Der Autorin sind derzeit sieben em­pirische Studien bekannt, die als Längsschnitt­Studien angelegt sind (d. h. es werden Daten vor und nach der Durchführung einer sozialerzie­herischen Maßnahme erhoben) und damit Hinweise auf Wirkungszusam­menhänge sozialerzieherischer Maß­nahmen und Aspekte der Persönlich­keitsentwicklung geben können. Des Weiteren soll von zwei querschnitt­lich angelegten Studien berichtet wer­den, die den Zusammenhang zwi­schen der Teilnahme am Regelsport­unterricht bzw. zusätzlichen sportart­orientierten Angeboten der Schule mit der Entwicklung bestimmter Ein­stellungen und Verhaltensweisen der Schüler beleuchten.Studien mit querschnittlichem De­sign. Zu eher kritischen Ergebnissen kommt Kähler (1985) bei einer Studie zur Moralerziehung am Beispiel der Regelpraxis und des Regelbewusst­seins im Sportunterricht. Der Autor stellt zunächst fest, dass Spielregeln im Sportunterricht meist von der Lehrkraft vorgegeben werden, dass jedoch nur zwei Drittel der Schüler dann tatsächlich auch alle Regeln ken­nen. Nur knapp ein Fünftel der be­fragten Schüler gab an, dass in ihrem Sportunterricht über Regelverhalten und Fairness „häufig“ oder „ganz oft“ gesprochen wird (a. a. O., 153). Nach dieser (noch weitere Aspekte umfas­senden) Bedingungsanalyse der Re­gelpraxis im Sportunterricht befragte Kähler mittels Leitfadeninterview 37 Schülerinnen und Schüler im Alter

von 11–16 Jahren nach deren Regel­bewusstsein. Er kommt zu dem Er­gebnis, dass Schüler Sport­ und Un­terrichtsregeln in der Mehrzahl als Vorschriften und „gesetzliche“ Regeln im Sinne von „Regelwissen“ wahr­nehmen, eine Weiterentwicklung auf der Ebene des „Regelverständnisses“ jedoch selten stattfindet und die Ent­wicklung eines aus moralerziehe­rischer Sicht wünschenswerten „Re­gelgewissens“ schließlich gar nicht erreicht wird. Kähler resümiert, dass „… im Grunde im Sportunterricht kei­ne Moralerziehung im Sinne einer Weiterentwicklung des Regelbewusst­seins statt(findet)“ (a. a. O., 258).Prohl und Scherrer (1995) berichten dagegen über einen positiven Zusam­menhang zwischen einer Sportför­dermaßnahme an Thüringer Regel­schulen und dem Schulklima. In ei­ ner Versuchsschule wurden über ein Schuljahr verschiedene freiwilli­ ge sportartorientierte Arbeitsgemein­schaften angeboten. In einer schrift­lichen Befragung zum Schulklima (N = 429) zeigten die Schüler der Ver­suchsschule im Vergleich zu einer Kontrollschule eine geringer wahrge­nommene Anonymität und aggres­sive Reizbarkeit, eine höhere Wahr­nehmung der Unterstützung durch die Klassengemeinschaft sowie eine höhere Schulzufriedenheit. Die Kon­trollschule wurde zwar der Versuchs­schule möglichst ähnlich ausgesucht, da jedoch vor der Fördermaßnahme an den beiden Schulen keine Daten zum Schulklima erhoben wurden, können diese Werte nicht eindeutig auf die Wirkung der Maßnahme zu­rückgeführt werden.Studien mit längsschnittlichem Design. Der „Darmstädter Schulversuch“ Ende der 80er Jahre stellt die erste größere Untersuchung dar, in der sozialerzie­herisch ausgerichtete schülerorien­tierte Unterrichtsmethoden (vgl. dazu Ungerer­Röhrich et al., 1990) über ein Schuljahr hinweg in einem Versuchs­ und Kontrollgruppendesign mit meh­reren fünften und sechsten Klassen hessischer Gymnasien systematisch evaluiert wurden. Zur Datenerhebung kamen Fragebögen zum intendierten Sozialverhalten sowie zur sozialen Kompetenz, soziometrische Verfah­ren und Unterrichtsbeobachtungen zum Einsatz. Die Studie konnte zei­gen, dass Unterrichtssituationen ge­zielt im Sinne einer Umsetzung sozi­alerzieherischer Lehrziele (wie z. B. Empathiefähigkeit) gestaltet werden können, dass die aus Sicht rollenthe­oretischer Ansätze wichtigen „per­sonenorientierten Interaktionen“ im

Unterrichtsgeschehen systematisch hergestellt werden können und sich schließlich ein förderlicher Einfluss auf die soziale Entwicklung der Schü­ler zeigt (Ungerer­Röhrich 1984; 1990). Aus den 90er­Jahren stammt ein Un­terrichtsversuch von Cachay & Klein­dienst­Cachay (1994), die in einer neu gebildeten fünften Realschulklasse (N = 25) mit Kindern aus unterschied­lichen Stadtteilen schülerorientierte Methoden sowie Gruppenunterricht einsetzten. Mittels soziometrischer Verfahren stellten sie fest, dass nach einem Schuljahr „die Klasse insge­samt betrachtet relativ gut integriert war“ (a. a. O., 119), jedoch im Falle einzelner Schüler „die Außenseiter­problematik nicht angemessen be­wältigt werden“ konnte (a. a. O., 120). Polvi und Telama (2000) führten eine experimentelle Studie im Sportunter­richt an finnischen Schulen durch, bei der elfjährige Mädchen neun Monate lang (2 Stunden pro Woche) entwe­der in Kleingruppen nach der Metho­de Kooperativen Lernens, individuali­siert oder lehrergeleitet unterrichtet wurden (Nges = 95). Der kooperative Unterricht führte signifikant häufiger zu wechselseitiger Hilfe und Sorge unter den Schülerinnen als individua­listischer oder lehrergeleiteter Unter­richt. Heim, Battenberg & Frick (2003) führ­ten eine Studie zur Fairnesserziehung am Beispiel des Handballs durch, bei der eine Versuchsklasse gezielt immer wieder mit Situationen kon­frontiert wurde, in denen faires Ver­halten reflektiert werden musste. Eine Kontrollklasse erhielt Unterricht ohne diese sozialerzieherische Maßnahme (Nges = 49). Videoanalysen und Be­

Ingrid Bähr ist wissenschaftliche Assisten­ tin am Institut für Sportwissenschaften der Johann Wolfgang Goethe­Universität Frankfurt. Neben Aufgaben in der Lehre

liegen ihre Arbeits­ schwerpunkte in der empirischen Unterrichtsfor­schung, metho­dischen Konzepten des Sportunter­richts und Fragen der Geschlechter­forschung.

Anschrift: Dr. Ingrid Bähr Institut für Sportwissenschaften Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main Ginnheimer Landstrasse 39 60487 Frankfurt/Main

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fragungen ergaben, dass nach einer sechswöchigen Intervention die Schü­ler der Versuchsklasse häufiger faire bzw. seltener unfaire Verhaltenswei­sen und eine positivere Einstellung zu fairem Verhalten zeigten.Unterschiedliche Ergebnisse berich­tet Gerlach (2005) aus einer fünfmo­natigen Interventionsstudie, bei der Sportunterricht nach einem Rahmen­konzept zur Förderung psychosozi­aler Ressourcen von Sygusch (2005) gestaltet wurde. Im Vergleich zu einer traditionell unterrichteten Kontroll­klasse zeigten die Schüler der Ver­suchsklasse eine positivere gruppen­bezogene Beziehungskohäsion sowie eine tendenziell positivere Selbstein­schätzung der Fähigkeit zur Perspek­tivübernahme. Bezüglich der wahrge­nommenen Hilfsbereitschaft der Mit­schüler sowie dem wettbewerbs­ bzw. aufgabenorientierten Klima zeigten sich jedoch keine Unterschiede zur Kontrollklasse.Bähr et al. (2007) konnten mit einer Stichprobe von 10 vierten Grund­schulklassen (N = 243) nach einem fünfwöchigen Einsatz von Gruppen­unterricht im Sinne der Methode des Kooperativen Lernens im Turnen (vgl. Bähr, 2005) eine Verbesserung der Selbsteinschätzung der Fähigkeit zur Selbstbestimmung, Mitbestim­mung und zur Solidarität im Sport­unterricht nachweisen.Zu Möglichkeiten der gezielten Ein­flussnahme auf die Förderung sozi­alen Handelns im außerschulischen Sport liegen bisher kaum empirische Studien vor. Lediglich Sygusch (i. Dr.) legt eine Interventionsstudie zur Selbstkonzeptförderung im Jugend­sport im Rahmen eines fünftätigen Fußball­Trainingscamps vor. Diese zeigt, dass der gezielte Einsatz von Aktionsformen zum Gruppenzusam­menhalt und zu sozialen Kompe­tenzen im Rahmen des Fußballtrai­nings (vgl. ders. 2007) zu einer Ver­besserung des sozialen Selbstkon­zeptes der Jugendlichen führt. Bei einer Kontrollgruppe ohne „psycho­soziale Interventionen“ stellten sich derartige Verbesserungen nicht ein (Nges = 69). Zusammenfassung der Ergebnisse. Die wenigen bisher vorliegenden Er­gebnisse zur Sozialerziehung im Sport fallen in der Mehrzahl positiv aus. Allerdings ist einschränkend zu bemerken, dass etwa die Hälfte dieser Studien mit Stichproben von nur ei­ner oder zwei Klassen noch eher ex­plorativen Charakter haben. Des Wei­teren fällt auf, dass die Interventions­dauer sowie die Art der eingesetz­

ten sozialerzieherischen Maßnahmen, der Erhebungsinstrumente und somit auch der untersuchten Aspekte der Persönlichkeitsentwicklung stark dif­ferieren. Ein einheitliches Evaluati­onskonzept, das Vergleiche zwischen den einzelnen sozialerzieherischen Ansätzen bzw. den Ergebnissen der Studien erlauben würde, ist bislang nicht erkennbar. Schließlich beziehen nur die Studien von Ungerer­Röhrich (1984) und Heim et al. (2003) syste­matisch Beobachtungen aus der „Au­ßensicht“ in ihr Design ein, während alle anderen Studien auf Selbstaussa­gen der Schüler basieren. Bei keiner der längsschnittlichen Stu­dien wurden Daten zu Transferef­fekten der erzielten Wirkungen auf außersportliche Kontexte erhoben. In der allgemeinen Unterrichts­ und Bildungsforschung besteht seit ge­raumer Zeit Konsens darüber, dass soziale Kompetenzen „(…) nicht als beliebig transferierbare universelle Kompetenzen – gleichsam auf ‚Vor­rat‘ – erworben werden (können)“ (Messner et al., 2006, 10). Vielmehr wird angenommen, dass diese kon­textgebunden sind und sich zum großen Teil nicht unabhängig von der Auseinandersetzung mit spezifischen fachlichen Inhalten entwickeln lassen (Klieme, 2006; Weinert, 1998).

Fasst man diese Befundlage zu­sammen, so liegen erste Hinwei­se vor, dass innerhalb des Kon­textes des Sportunterrichts bzw. Trainings soziale Kompetenzen systematisch angeeignet werden können. Allerdings bedürfen die­se Befunde noch der Ergänzung durch eine breitere empirische Basis. Den in den Medien, von der Politik und auch von Organi­sationen des Sports nicht selten geäußerten Ansprüchen einer Er­ziehung durch Sport entbehrt derzeit die empirische Befund­lage.

Fazit. In der aktuellen sportpädago­gischen Diskussion wird dieses Miss­verhältnis zwischen pädagogischem Anspruch und empirischer Befundla­ge durchaus erkannt, so dass aktuell der Frage nach der empirischen Über­prüfung sozialerzieherischer Wirkun­gen des Sportunterrichts und Trai­nings ein hoher Stellenwert beige­messen wird. Diese „empirische Wen­de“ in der Sportpädagogik steht nicht zuletzt auch mit der Diskussion um Bildungsstandards sowie dem zu­nehmenden Legitimationsdruck des

Faches Sport im Kanon der Schulfä­cher in Zusammenhang. Die empi­rische Erfassung der Wirkung sozial­erzieherischer Maßnahmen ist jedoch forschungsmethodisch äußerst an­spruchsvoll. Selbstaussagen der Schü­ler bzw. Sportler in Form von Frage­bögen bspw. zum sozialen Selbstkon­zept oder zur sozialen Kohäsion las­sen sich zwar gut einsetzen, greifen aber letztlich nur einen Teilbereich des Phänomens ab: So wird die Per­formanz sozialen Handelns im Sport in konkreten Situationen und persön­lichen Konstellationen damit nicht er­fasst. Des Weiteren entbehren die meist psychologisch orientierten Fra­gebögen auch einer konsistenten theoretischen Anbindung an zent­ rale sportpädagogische Begriffe wie bspw. „Bildung“ oder „Erziehung“. Eine zentrale Aufgabe sportpädago­gischer Forschungsbemühungen mit Blick auf den Sport als Feld der Sozi­alerziehung besteht darin, interven­tionsorientierte Forschungsansätze zu entwickeln, die anschlussfähig an den theoretischen sportpädagogi­schen Diskurs sind. Des Weiteren sollten in Ergänzung zu den gleich­sam „geronnenen Produkten“ sozial­erzieherischer Maßnahmen (z. B. er­höhtes soziales Selbstkonzept) auch die Prozesse ihrer Entstehung in den Blick genommen werden. Erst auf Ba­sis eines solchen Paradigmas sport­pädagogischer Unterrichtsforschung lassen sich empirisch fundierte Emp­fehlungen für das konkrete Handeln der Lehrkraft bzw. des Trainers bei der Umsetzung verschiedener sozial­erzieherischer Konzepte erwarten.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass theoretische Erörterungen der Sozialerziehung im Rahmen der Sportpädagogik eine lange Tradition haben, aus der zwar vielfältige Ansätze hervorgegan­gen sind, die bisher jedoch von keiner Rahmentheorie zusam­mengehalten werden. Des Wei­teren hat sich gezeigt, dass die empirische Befundlage zu Pro­zessen und Wirkungen sozial­erzieherischer Maßnahmen im Sport noch nicht geeignet ist, sys­tematische Ableitungen für die Praxis des Sportunterrichts oder Trainings zu begründen. Vorerst bleiben Sportlehrkräfte und Trai­ner also darauf angewiesen, aus dem vorliegenden theoretischen wie empirischen „Patchwork“ für sich passende Stücke auszuschnei­

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Sport und Sozialerziehung

den und diese auf der (möglichst sorgfältig reflektierten) Erfah­rungsbasis ihrer eigenen Bio­grafie sowie der je spezifischen Erziehungssituation verantwor­tungsvoll einzusetzen.

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Nachrichten aus den Ministerien

Redaktionelle Betreuung: Helmut Zimmermann, Krüsemannstraße 8, 47803 Krefeld.

Bundesministerium des Innern

Bundesminister übergibt Ministeriums-Preise für Toleranz und Fair Play im Sport Der Bundesinnenminister und Rosi Mittermaier­Neureuther, Nationale Botschafterin für Toleranz und Fair Play im Sport, hat am 9. November 2007 in Völklingen/Saar im Rahmen des „Festes der Begegnung“ der Stif­tung Deutsche Sporthilfe den „Preis für Toleranz und Fair Play“ des Bun­desinnenministers verliehen. Diesjäh­rige Preisträger sind der Tischtennis­spieler Timo Boll, der behinderte Tischtennisspieler Rainer Schmidt und der Ringer Georges Papaspyra­tos. Die Preisträger wurden vom Deutschen Olympischen Sportbund, Deutscher Behinderten Sportbund und Deutsche Olympische Gesell­schaft vorgeschlagen.

Nachfolgend die Liste mit den bisherigen Preisträgern:

Preis 1998

Dagmar Hase (Schwimmerin)Silke Schwarz (Fechterin im Behindertensport)Hartwig Gauder (Gehen)Rainer Schmidt (Tischtennisspieler im Behindertensport)

Preis 2000

Reinhild Möller (Vorsitzende und Mitbegründerin des Vereins „Behinderte helfen Nichtbehinderte“)Heidi Kirste (Basketballerin im Behindertensport)Sebastian Abramowski (Schwimmer)Andreas Müller (Leichtathlet im Behindertensport)

Preis 2001Volleyball-Nationalmannschaft des Deutschen Behinderten- SportverbandesBundesliga-Handballmannschaft der Männer des TSV Bayer Dormagen

Preis 2002Nils Becker (Schwimmer)Heinrich Köberle (Marathon im Behindertensport)Michael Gernandt (Journalist)

Preis 2004 Esther Weber-Kranz (Rollstuhl-Fechterin)Holger Obermann (Fußball-Entwicklungshelfer)

Preis 2005 1. FSV Mainz 05Bianca Vogel (Dressur-Reiterin im Behindertensport)

Preis 2006 Georg Hackl (Rennrodler)Steffi Nerius (Speerwerferin im Behindertensport)

pagne „Runter vom Sofa, raus aus dem Haus!“. „Neben den positiven Auswirkungen von sportlicher Aktivi­tät auf die Gesundheit und die Per­sönlichkeitsentwicklung lernen Kin­der und Jugendliche so auf spiele­rische Weise, respektvoll miteinander umzugehen“, betonte die Kultusmi­nisterin.

Sächsisches Staatsministerium für Kultus

Lehrer sind häufig gesundheit-lichen Belastungen ausgesetztLehrer üben einen der anstrengends­ten Berufe aus. Zu diesem Schluss kommt die so genannte „Potsdamer Lehrerstudie“. Darin untersuchte ein

Team von Wissenschaftlern des Insti­tuts für Psychologie der Universität Potsdam unter der Leitung von Prof. Dr. Uwe Schaarschmidt über sechs Jahre hinweg die gesundheitliche Be­lastung von mehr als 16 000 Pädago­gen. Demnach fallen bundesweit rund 60 Prozent aller Lehrer unter ein Risikomuster, welches durch einen hohen Anteil an Erschöpfung, Über­forderung und Resignation gekenn­zeichnet ist. Betroffen sind vor allem ältere Frauen.Anlässlich dieser alarmierenden Er­gebnisse verwies der Kultusminister nochmals darauf, dass Lehrergesund­heit nicht nur ein medizinisches, son­dern vor allem auch ein pädago­gisches Thema sei. Nur wo Lehrer sich wohl fühlen, werde es auch den Schülern gut gehen.

Hessisches Kultusministerium

Bewegungskampagne „runter vom Sofa, raus aus dem Haus!“ geht in die fünfte Runde„In unserer heutigen Gesellschaft, die durch ein Zusammenleben von Men­schen verschiedenster Kulturen und Persönlichkeiten gekennzeichnet ist, trägt die gemeinsame Ausübung von Sport zu einem gelebten Miteinander aller bei. Gemeinsamer Sport schlägt Brücken und führt nicht nur Men­schen verschiedener Nationalitäten zusammen, sondern trägt ebenso zur Integration behinderter und benach­teiligter Menschen in unserer Gesell­schaft bei“, erklärte die Kultusministe­rin zum diesjährigen Start der Kam­

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Nachrichten und Berichte aus dem Deutschen Sportlehrerverband

Landesverband Hessen

Unser Mitglied

Thomas Paganettiist am 5. November 2007 im Alter von nur 50 Jahren an einer schwe­ren Erkrankung verstorben.

Wir werden ihm ein ehrendes An­denken bewahren. Der Vorstand

Unser Mitglied

Alexander Tansinnaist im Dezember 2007 im Alter von 83 Jahren nach einem engagierten und hilfsbereiten Leben verstor­ben.Alexander Tansinna war 45 Jahre Mitglied im Deutschen Sportleh­rerverband und an der Vereinsar­beit immer sehr interessiert. Für seine verdienstvolle Mitarbeit u. a. zwei Jahre als Kassenprüfer hat er im Jahre 2002 die goldene Ehren­nadel erhalten.

Wir werden ihm ein ehrendes An­denken bewahren. Der Vorstand

Liebe Mitglieder,

mit der Hoffnung, dass Sie alle gut ins neue Jahr gekommen sind verbinden wir die Bitte, bei eventuellen Ände­rungen Ihrer Anschrift, Bankverbin­dung, Telefonnummer und Ihrer E­Mail­Adresse, diese möglichst umgehend an die Geschäftsstelle des LV Hessen mit­zuteilen. Danke für Ihre Mithilfe.

Geschäftsstelle LV Hessen Im Senser 5 35463 Fernwald Tel. 0 64 04 / 46 26 E­Mail: stuendl.dslv@t­online.de

Liebe Sportkolleginnen und Sportkollegen,auf diesem Wege möchte ich mich noch einmal beim Vorstand und den Mit­gliedern für das entgegengebrachte Vertrauen als ehemalige 2. Vorsitzende bedanken.Wie auf der Jahreshauptversammlung mitgeteilt wurde, habe ich mich sehr kurzfristig entschieden, nach Afghanis­tan zu gehen. Ich unterrichte seit April 2007 an einer Mädchenschule (Aisha­i­Durani) in Kabul. Diese Schule wird von ca. 1500 Schülerinnen besucht (Klassen 1 bis 12). Neben meinem Deutschunterricht möchte ich mich auch im Sport engagieren. Alle Klassen erhalten eine!!! Stunde Sportunterricht. Daneben gibt es Schulmannschaften im Volleyball, Basketball, Fußball sowie Badminton. Sport wird im Freien auf Betonplätzen unterrichtet. Leider ist auch die Ausstattung mit Materialien sehr, sehr dürftig (ein Volleyball, ein Basketball). Für die Ballsportarten kann ich hier in Kabul die entsprechenden Bälle kaufen. Ich möchte den Sport­unterricht ein wenig mit neuen Ideen beleben. Aus diesem Grunde hatte ich über un­seren Vorstand um Spenden am Sport­lehrertag und der Jahreshauptversamm­lung gebeten. Von diesen Spenden kann ich im nächs­ten Jahr hier vor Ort ein paar Bälle kau­fen, auch wenn dies nur „ein Tropfen auf einen heißen Stein“ ist.Dem Vorstand werde ich eine genaue Aufstellung über 600 € bzw. Dollar vor­legen.Weiterhin träume ich vom Bau einer Sporthalle. Die Pläne hierzu sind schon gezeichnet. Allerdings betragen die Baukosten ca. 100 000 €. Mein besonderer Dank gilt allen Spen­dern. Ein gutes Jahr 2008 wünscht Euch/Ihnen aus dem fernen KabulIngeborg Marx

Fortbildungslehrgänge

Wandern mit offenen AugenThemenwanderungen in den Bergen – Erkundung einer Landschaft unter his­torischen, geologischen, naturkund­lichen und kulturellen Aspekten als Vorbereitung einer Klassenfahrt ins Ge­birge.Termin: 14.–26. Juli 2008. Ort: Fiss/La­dis/Serfaus – Tirols „Sonnenplateau“. Thema: Die Sonnenterrasse bietet wohl in jeglicher Hinsicht ideale natürliche Voraussetzungen für eine Wanderregi­on. Ein vorzügliches Klima, weitläufige Wiesen, Wälder und Almen, sanfte Bergrücken bis hin zu faszinierenden Graten und Gipfeln mit einer fast unbe­grenzten Fernsicht. Komfortable Berg­bahnen bereiten beeindruckende Hö­henerlebnisse. So können anhand der Vegetation auf einer Wanderung meh­rere Jahreszeiten erlebt werden. Vorbe­reitung von Wanderungen mit Karte und Kompass; Sicherheitsvorkehrungen im Gebirge; Aufsichtserlass (Qualifika­tion gem. VO vom 28. 3. 85 i. d. F. vom 14. 9. 1998, ABl. 10/98, S. 683 und Erlass II A 4­170/326­135 vom 15. 9. 2003 i. d. F. vom 1. 4. 2004, ABl. 5/04, S. 284). Im ver­gangenen Jahr erhielten die Teilnehmer 40 LP nach § 8 der IQ­ und Akkreditie­rungsverordnung. Was wird verlangt? Es werden täglich etwa 6–10 Stunden mit dem Tagesgepäck zurückgelegt. Kondition wird verlangt. Es werden kei­ne extremen Klettertouren unternom­men. Teilnehmer/innen: Etwa 10–14 nette, muntere Kolleginnen und Kolle­gen, die die Berge lieben, die die Ge­meinschaft in einer Gruppe suchen.Preis: ca. 900 €. Der Preis beinhaltet Übernachtung im Doppelzimmer (EZ mit Aufschlag pro Tag) in einem sehr guten Hotel, Halbpension, geführte Touren, Lift­ und Buskosten vor Ort, kostenlose Benutzung des Wellness­Be­reichs, Organisation.Anmeldeschluss: 1. 4. 2008.Anmeldung bei: Klaus Baumann Jakob­Hart­Str. 7, 65594 Runkel/Lahn Tel. 0 64 82 / 41 04

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Nach Anmeldung erfolgen detaillierte Ausschreibungen.Zum Versicherungsschutz: Die Veran­staltung ist für hess. Lehrkräfte als dienstliche Fortbildung beim IQ zur Ak­kreditierung beantragt worden. Nach Zertifizierung geben wir die Leistungs­punkte bekannt. (Dienst­)Unfallschutz kann beim SSA beantragt werden. Der DSLV – LV Hessen und das Lehrteam können nicht regresspflichtig gemacht werden.

Bewegungsfreudige, ältere Kolleginnen und Kollegen aufgepasst! Bergurlaub bringt Gesundheitseffekte! Bergwan­dern in moderaten Höhen zwischen 1200 und 2500 Metern hat einen günsti­gen Effekt auf Fitness und Gewicht. Lust auf Bergwandern in einer Gruppe? Re­generieren in einer Wellnesslandschaft? Ja!!!!

„Wandern in der Nationalpark-Region ‚Hohe Tauern‘ im Angesicht von Großvenediger und GroßglocknerTermin: 20. 6.–4. 7. 2008. Ort: Defereg­gental/Osttirol. Das Tal liegt klimatisch besonders begünstigt auf der Südseite des Alpenhauptkamms in Osttirol. Im Sommer präsentiert sich das Tal als Wanderparadies mitten im National­park Hohe Tauern.Wer?: Etwa 10–14 nette, bewegungsfreu­dige Menschen mit kleinen Schwächen (wer hat die nicht?), die die Berge lie­ben und die Gemeinschaft in einer Gruppe suchen.Was wird verlangt? Alle Wanderungen sind mit normaler Kondition zu bewäl­tigen. Es werden täglich etwa 6 Stunden mit Tagesrucksack zurückgelegt. Ex­treme Touren werden nicht unternom­

men. Es können auch Auszeiten genom­men werden, wenn es der Körper ver­langt!!!Preis: ca. 900 €. Der Preis beinhaltet Übernachtung im Doppelzimmer (Zu­schlag für Einzelzimmer) in einem sehr schönen Hotel, Halbpension, geführte Touren, Lift­ und Buskosten vor Ort, kostenlose Benutzung des Wellness­Be­reichs, Organisation.Anmeldeschluss: 1. 4. 2008.

Anmeldung bei: Klaus Baumann Jakob­Hart­Str. 7, 65594 Runkel/Lahn Tel. 0 64 82 / 41 04

Nach Anmeldung erfolgen detaillierte Ausschreibungen.Zum Versicherungsschutz: Der DSLV – LV Hessen und das Lehrteam können nicht regresspflichtig gemacht werden. gez. Klaus Baumann

Landesverband Nordrhein-Westfalen

Schülerinnen des Gymnasiums Gerresheim bei ihren Vorführungen

Wettbewerb des Deutschen Sportlehrerverbandes, Landes-verband NRW, im Jahre 2007

Verleihung der Preise für die besten Hausarbeiten im Fach Sport im Rahmen der Zweiten Staatsprüfung und lobende Anerkennungen

Zuerst war es mehr ein Zockeltrab, dann wurde es zuletzt doch noch ein Galopp, mit dem die Hausarbeiten aus ganz Nordrhein­Westfalen in der Ge­schäftsstelle eintrafen. Insgesamt waren es 24 Arbeiten, die eingereicht wurden, nur halb so viel wie im Startjahr 2001, und mehr als in den drei vorangegan­genen Jahren. In jedem Fall genug, um die Geschäftsstelle und die Jury mit hin­reichend Arbeit zu versehen.

Im zeitlichen Rahmen der Herbstfach­tagung konnte am 10. November 2007 dann endlich die Bekanntgabe der Preis­träger und die Verleihung der Preise für die beste Hausarbeit und die lobenden Anerkennungen erfolgen.Eine Kollegin an der Schule von Claus Thomann hatte für einen wunderschö­nen Rahmen bei dieser Veranstaltung gesorgt. Eine Gruppe von 12 Mädchen sorgte für ein wahres Feuerwerk. Da wurden Bänder kunstvoll geschwun­gen, wie in der rhythmischen Sport­gymnastik, auf dem Einrad bunte Tü­cher schwingend wurde in verschie­denen Variationen gefahren, wurden „Pyramiden“ aus menschlichen Kör­pern gebaut, in Säcken verpackte „He­xen“ bewegten sich wie seltsame We­sen, und Gleichgewichtskünstlerinnen

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sportunterricht, Schorndorf, 57 (2008), Heft 1 27

praktiziert, die Möglichkeit, in ca. 15 Mi­nuten dem Plenum zu erläutern, welche zentrale pädagogischen Absichten sie mit der Arbeit verfolgt haben. Frau Michèle Hennecke nutzte die Gelegen­heit mit Bravour und erhielt den ver­dienten Applaus.Die Ehrungen für die Preisträger und die Arbeiten mit den „Lobenden Aner­kennungen“ wurde von Maria Wind­hövel gekonnt und mit Humor vorge­nommen. Da dieser Wettbewerb ihre ureigenste Erfindung ist, und auch nie­mand das so gut kann wie Maria Wind­hövel, müssen wir sie, bei einer freund­lichen Trennung von uns, dann eben „dienstverpflichten“ und den verdien­

V. l.: Frau Windhövel mit Heike Hellkötter und mit Rita Dobos Michèle Hennecke bei ihrem Vortrag

Gruppenbild mit strahlenden Preisträgerinnen und der Jury

V. l.: Dr. Sven Dieterich, Maria Windhövel, Judith Kanders, Rita Dobos, Claus Thomann, Helmut Zimmermann, Michèle Hennecke, Heike Hellkötter, Prof. Doris Küpper

rollten alleine und zu zweit auf großen Rollen durch den Raum, als wenn es nichts wäre. Die Bilder können von all dem nur einen schwachen Eindruck wiedergeben. Bei aller Konzentration strahlten die Kinder eine Fröhlichkeit und Unbefangenheit aus, wie Profis sie niemals in ihre Gesichter zwingen kön­nen. Das wahrzunehmen war etwas sehr schönes für alle Anwesenden. Der starke Applaus bestätigte, dass hier Schü­lerinnen und Lehrerin Erstaunliches ge­leistet haben. Nach der kurzen Begrüßung durch den Präsidenten überreichte Herr Dr. Die­terich als Vertreter der Sponsoren die Grüße der Gemeindeunfallversiche­rungsverbände (GUVV) Rheinland und Westfalen. Für die Preisverleihung hatte die Jury einen 1. Preis dotiert mit 1000 € und zwei 2. Preise dotiert mit jeweils 750 € vorgeschlagen. Lobende Anerkennun­gen wurden für vier weitere Arbeiten vergeben.Der 1. Preis wurde vergeben an Michèle Hennecke für die Arbeit mit dem The­ma: „Wie viel Bewegung braucht eine Milchschnitte? – Entwicklung und Er­probung eines Präventionskonzeptes ….“Die beiden 2. Preise gingen an Rita Do­bos für ihre Arbeit „Erstellung und erste Erprobung eines Planungssystems als Beitrag zur qualitativen Steigerung des Sportunterrichts…“ und an Anita Son­derhof mit der Arbeit „Lerntagebücher auch im Sportunterricht? Entwicklung und Erprobung der Methode des Lern­tagebuchs im Rahmen …“Lobende Anerkennung erhielten Heike Hellkötter für die Arbeit „Mit HipHop auf dem Weg zu einer starken Klassen­

gemeinschaft …“, Judith Kanders für ihre Arbeit „Entwicklung einer Konzep­tion zur Einführung von Bewegungs­pausen …“, Anke Reinking für ihre Ar­beit „Möglichkeiten der Nutzung digi­taler Medien im Sportunterricht …“ und Hanna Walter für ihre Arbeit „Kindge­mäße Entspannungsmöglichkeiten im Sportunterricht …“.Die Arbeit von Michèle Hennecke wird ungekürzt und mit allen Abbildungen veröffentlicht und kann über die Ge­schäftsstelle des DSLV­NRW zum Preis von 5 € zuzüglich 2 € Versandkosten bezogen werden.Die Preisträger erhielten, wie in den beiden Vorjahren schon mit Erfolg

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ten Ruhestand gelegentlich etwas un­ruhiger machen.Das abschließende gemeinsame gute Abendessen mit den Preisträgern und ihrem großen Anhang fand in einem schönen Raum, an einer schön deko­rierten Tafel und in einer freundlichen Atmosphäre statt. Da haben viele gute Arbeit geleistet. Der Präsident bedankt sich bei ihnen mit einem herzlichen „Dankeschön“!

Helmut ZimmermannPräsident

Senioren in VorweihnachtsstimmungSeit vielen Jahren lädt der DSLV seine Seniorinnen und Senioren zu einem Wochenende Anfang Dezember in die Sportschule Wedau ein. In diesem Jahr kamen 18 Kolleginnen und Kollegen am 1./2. Dezember 2007 nach Duisburg. Christa Beseke stellte gymnastische Übungen mit verschiedenen Kleingerä­ten vor. Ferner gab es eine Einführung in das Spiel „ Ultimate – Frisbee“.Natürlich spielte die Freude an der Be­wegung sowie das Miteinander mit vie­len in den letzten Jahren lieb gewon­nenen Kolleginnen und Kollegen eine wesentliche Rolle.Besonders gelungen war wieder einmal das gemütliche Beisammensein am Samstagabend. Die adventliche Stim­mung wurde durch eine hübsche Tisch­dekoration mit zahlreichen Kerzenlich­tern erzeugt. Es wurden nicht nur weih­nachtliche Lieder mit Akkordeonbeglei­tung gesungen. Auch einige Textbeiträge sorgten für Besinnlichkeit, aber auch für einiges Schmunzeln. Der sich an­schließende Gedankenaustausch füllte dann den Rest des Abends aus.

Für das leibliche Wohl hatten die Teil­nehmerinnen und Teilnehmer selbst gesorgt. Es gab eine große Auswahl von süßen und herzhaften Leckereien sowie verschiedene Getränke. Am Ende des Lehrgangs äußerten alle den Wunsch, im nächsten Jahr wieder dabei sein zu wollen, sofern es die Gesundheit zu­lasse. Inge Demski

Fortbildungsveranstaltungen an Wochenenden

Qi Gong (Atemkata)Termin: 16./17. 2. 2008. Ort: Duisburg, Sportschule Wedau. Themenschwer­punkte: Der Begriff des Qi Gong ist erst

zu Beginn unseres Jahrhunderts ent­standen. Unter seiner Überschrift sind alle Übungssysteme Chinas zu finden, die sich mit der Pflege und Kultivierung der Lebensenergie (Qi) auseinanderset­zen. In jüngerer Zeit hat sich folgende Unterteilung der Qi Gong­Übungen etabliert: Übungen in Ruhe (Jinggong), Übungen in Bewegung (Donggong). In dieser Veranstaltung werden Übungen aus beiden Bereichen angeboten (z. B. acht Brokatübungen). Schulform/Ziel­gruppe: Sport unterrichtende Lehrkräf­te der Sekundarstufen I und II. Teilnah­mevoraussetzung: keine (bitte warme Socken mitbringen!). Referent: Richard Liedtke. Beginn: 14.30 Uhr (Sa.). Ende: 12.30 Uhr (So.). Teilnehmerzahl: 12. Lehrgangsgebühr: für Mitglieder 23 E, für Nichtmitglieder 49 E, für Ref./LAA 33 E.Anmeldungen an: Hartmut Rösler, Liebrechtstr. 108 c 47445 Moers, Tel. 0 28 41 / 4 65 85

Inlineskating im SchulsportunterrichtPlanung und Durchführung von Inline­Touren mit Schülergruppen auch unter dem Aspekt der Ausdauerbelastung.Termine: 21.–25. 5. 2008 (Fronleich­nam). Ort: Landkreis Teltow­Fläming (Brandenburg) – Gebiet des 100 km FLAEMING­SKATE­Kurses. Themen­schwerpunkte: „Das Mekka für Radfah­rer und Skater“, der Fläming­Rundkurs, liegt unterhalb von Potsdam und Berlin, ist durchgängig 3 Meter breit und mit einer 0,5 Körnung versehen. Der Roll­widerstand wird durch den eigens für diese Strecke entwickelten Belag auf ein Minimum reduziert. Die Fahrrad­

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straßen dürfen ausschließlich von Rad­fahrern und Skatern benutzt werden. Sie führen quer durch den Wald, durch Felder und Wiesen, durch kleine Ort­schaften und manchmal entlang an we­nig befahrenen Straßen. Kleinere zu­sätzliche Rundstrecken sind bereits fer­tig, andere sind in Planung. Irgendwann soll innerhalb des Rundkurses ein Netz von Wegen entstehen. Schon jetzt aber gibt es zu stark frequentierten Zeiten einen „Skater­Shuttle“, einen „Rufbus“, der müde Skater an einer gewünschten Haltestelle auf dem Rundkurs abholt. Si­cherlich ein interessantes Gebiet für alle Lehrer/innen, die einmal mit ihrer Klas­se in diese Region fahren und das In­linen oder Rad fahren als einen sport­lichen Schwerpunkt setzen möchten. Aber nicht allein der Sport macht das Gebiet so attraktiv! (Es gibt eine Reihe von interessanten Ausflugszielen!) Den Teilnehmer/innen wird die Möglichkeit geboten, ihre bereits erworbenen Fä­higkeiten auf Inlinern zu vertiefen und insbesondere ihre Ausdauerbelastung zu trainieren. Außerdem soll die Veran­staltung unter dem Gesichtspunkt der Planung und Durchführung einer Klas­senfahrt mit dem Schwerpunkt: „Inline­skating“ stehen. Folgende Punkte wer­den u. a. angesprochen: Ausrüstung, Verhalten im „Straßen“­Verkehr, Diffe­renzierungsmaßnahmen. Nebenbei ler­nen die Teilnehmer/innen u. a. ein Ju­gendgästehaus kennen, das ein geeig­netes Ziel für eine solche Fahrt sein könnte. Die Touren sind auch als Fahr­rad­Touren geeignet! (Ausleihe von Fahrrädern vor Ort für eine Gebühr von 5 E möglich!). Teilnahmevorausset­zung: Sicheres Fahren auf Inlineskates; eigene Ausrüstung (einschl. Helm so­wie Protektoren für Handgelenke, El­lenbogen und Knie). Leistungen: 4 Ho­tel­Übernachtungen im DZ mit Früh­stücksbüfett unmittelbar am Fläming­Rundkurs; Hin­ und Rückfahrt im mo­ dernen Fernreisebus ab Aachen, Köln, Dortmund, Bielefeld ... (Bus steht vor Ort zur Verfügung: Bus­Service bei ge­meinsamen Touren: Busfahrten zu den Ausflugszielen); geführte Inline­Touren; Informationen zu Inline­Touren mit Schülergruppen; kulturelles Rahmen­programm. Teilnehmerzahl: 40. Lehr­gangsgebühr: 240 E (Nichtmitglieder zzgl. 20 E).

Anfragen/Anmeldungen an:Horst Gabriel, Krefelder Str. 11 52070 Aachen, Tel. 02 41 / 52 71 54 E­Mail: horstgabriel@t­online.de

Windsurf-Seminar für Einsteiger und FortgeschritteneTermin: 22.–25. 5. 2008 (Fronleichnam). Ort: St. Peter­Ording/Nordsee; Surf­Aka­

demie, Schulungsbasis NORTH­Mam­mutstation. Inhalte: INNER­SURFING: Mentales Training (mit Kopfarbeit zum Erfolg) zwecks Optimierung des Manö­ver­Trainings mit entsprechenden Fahr­technik­Inhalten und schulrelevanten Vermittlungsvariablen in Wechselwir­kung mit motorischen, affektiven und sozialen Komponenten. Leistungen: Ge­boten wird ein optimales Übungsgebiet mit langem Sandstrand und kilometer­langem Stehrevier, in dem erfahrungs­gemäß immer gute Windverhältnisse herrschen und die Nordseewellen im­mer neue Herausforderungen stellen.

Schulungsbasis und Board­Depot wird die NORTH­Mammutstation sein. Über­nachtung, Frühstücksbüfett und Lunch­paket; Unterbringung im Haus „Gies­sen“ (2­ bis 3­Bett­Zimmer) in St. Peter­Böhl. Aufschlag für EZ, sofern verfüg­bar. Eigenes Surfmaterial kann mitge­ bracht werden. SURFBOX­Benutzung (Pool) am Ort möglich: uneinge­schränkte, vielseitig­variable Materialbe­nutzung für die gesamte Dauer des Seminars. Organisation, Leitung und Kursbetreuung: Gerd Purnhagen in Zu­sammenarbeit mit dem Team der Surf­Akademie. Anreise: PKW (Fahrgemein­

Zertifi zierte

Klassenfahrten

Bestnote„Ausgezeichnet“

...Ski-Klassenfahrten 2007/2008Skiwoche inkl. Hin- und Rückfahrt, Übernachtung/Vollpension, Skipass

ab 230,— € p. P. *Kurzsparwochen im Dezember schon ab 199,— € p. P. *

…Erlebniswochen 2008mit sportpädagogischem Inhalt

5-Tages-Programme inkl. 4 x Über-nachtung/Vollpension und Aktivprogramm

z.B. Sportaktionswochen in Mallnitz

145,— € p. P. *z.B. Inselwoche auf Langeoog

137,— € p. P. *

…Städte und Entdeckungsreisen 20085,5-Tages-Fahrt inkl. Hin- und Rückfahrt, 4 x Übernachtung/Halbpension und Programmz.B. Toskana oder Gardasee

ab 169,— € p. P. *

* jeder 16. Teilnehmer ist frei – anteilmäßig –entspricht 6,25% vom Gesamtreisepreis

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schaften). Teilnehmerzahl: 8. Lehrgangs­gebühr: 240 E für Mitglieder (erwach­sene Nichtmitglieder zuzüglich 20 E); SURFBOX­Benutzung ca. 60 E.Anmeldungen und Anfragen an:Gerd Purnhagen Ludwig­Rinnstr. 50, 35452 HeuchelheimTel. 06 41 / 6 61 41, Fax 06 41 /9 92 53 29

Spezial Master-Surfwoche Termin: 13.–20. 7. 2008 oder 20.–27. 7. 2008. Ort: Torbole/Garda­See/Italien. Inhalte: Dieses Angebot richtet sich an Kollegen, die älter als 45 Jahre sind und Interesse an einem FRESH UP­ oder EINSTEIGER­KURS haben. Kursziele für Einsteiger: Basismanöver, Kursrichtun­gen, Sicherheits­ und Vorfahrtsregeln. Fortgeschrittene: Manöver auffrischen, neue Manöver erlernen, fahrtechnisch auf den neuesten Stand kommen, freies Fahren. (Der Gardasee zählt zu den windsichersten Surf­Revieren Europas.) Leistungen: Theoretischer Unterricht im Parco Pavese (FANATIC/Gaastra­Station, Basic­ und Speedsimulator, Lerntafel, Videos ...) und viel Praxis auf dem Was­ser. Unterbringung: (ÜF) im Hotel (8 Min. Fußweg zur Surfbasis); 4 Halbtages­Surfkurs mit Surfschul­Instructor, Surf­Equipment­Poolsystem, Fanatic­Board, Gaastra­Rigg, Neoprene, Schwimmwes­te, Trapez. Eingeschlossen sind außer­dem 3 Tage Brettmiete für das freie Sur­fen in der Gruppe (ManöverTouren­surfen mit Instructorbetreuung; Board, Rigg, Schwimmweste, Neoprene) von 9–17 Uhr. Weitere Infos bitte anfordern! Anreise: individuell. Teilnehmerzahl: 10. Lehrgangsgebühr: 530 e (Hotel), 360 e (Appartement) für Mitglieder (Nicht­mitglieder zuzüglich 20 €). Anmeldungen bitte sofort an: Gerd Purnhagen Ludwig­Rinnstr. 50 35452 Heuchelheim Tel. 064 / 6 61 41 (AB) Fax 06 41/9 92 53 29 Mobil 0173­3748300

Fortbildungsveranstaltungen in den Kreis- u. Stadtverbänden

Eislaufen im Schulsport – Hilfen für den Unterricht (nicht nur) mit Anfängern Termin: 10. 3. 2008. Ort: Eschweiler, Eis­sporthalle, August­Thyssen­Str. 52. The­menschwerpunkte: Schwerpunkt dieser Veranstaltung ist die Vermittlung von Übungsmöglichkeiten für das Eislaufen mit Schulklassen im Rahmen des Schul­sportunterrichts. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten allgemeine In­formationen, Anregungen, Tipps und Materialien zum Eislaufunterricht, ein­

schließlich sicherheitsrelevanter und rechtlicher Hinweise. Im Vordergrund steht die Praxis auf dem Eis. Die Übungen können sowohl von fortge­schrittenen Anfängern als auch von fortgeschrittenen Eisläufern durchge­führt werden. Schulform/Zielgruppe: Sport unterrichtende Lehrkräfte aller Schulformen. Teilnahmevoraussetzung: keine (bitte Schlittschuhe mitbringen; Ausleihe = 4 E). Referentin: Carola Pon­zelar­Reuters. Beginn: 14 Uhr. Ende: 18 Uhr. Teilnehmerzahl: 16. Lehrgangsge­bühr: für Mitglieder 10 E, für Nichtmit­glieder 18 E, für LAA/Referendare 14 E. Anmeldungen an: Horst Gabriel, Krefelder Str. 11 52070 Aachen, Tel. 02 41 / 52 71 54 E­Mail: horstgabriel@t­online.de

Golf für AnfängerTermin: 19. 4. 2008. Ort: Dortmund, Golf­Range (Pferderennbahn). Themen­schwerpunkte: Erlangung der Grund­kenntnisse des Golfsports (3 Stunden): Abschläge auf der Driving Range (über­dacht/beheizt); Putten und Chippen auf der Übungsanlage; Regel­ und Etikette­kunde. Schulform/Zielgruppe: Sport un­terrichtende Lehrkräfte aller Schulfor­men. Teilnahmevoraussetzung: keine. Referenten: Golflehrer der Golf­Range. Beginn: 11 Uhr. Ende: 13 Uhr. Teilneh­merzahl: 12. Lehrgangsgebühr: für Mit­glieder 25 E, für Nichtmitglieder 33 E, für Ref./LAA 29 E. (Bei geringerer Teil­nehmerzahl müssen die Gebühren lei­der angehoben werden!Anmeldungen bis zum 15. 3. 2008 an: Gertrud Naumann Hamburger Str. 57, 44135 Dortmund Tel./Fax 02 31 / 52 49 45

Golf für FortgeschritteneTermine: Beginn: 28. 4. 2008 + 4 Ter­mine nach Vereinbarung (zzgl. 1 Regel­abend und 1 Prüfungstermin jew. sams­tags). Ort: Dortmund, Golf­Range (Pfer­derennbahn). Themenschwerpunkte: Vertiefung und Ausbau der Grund­kenntnisse im Golfsport; Golf im Schul­sport (Vorbereitungen für einen neuen Freizeitsportbereich!?); Golf und Um­welt; Hinführung zur Platzreife in 6 Ver­anstaltungen; 4 Stunden Theorie mit schriftlicher Prüfung (zwischenzeitli­ches praktisches Üben ist unbedingt er­forderlich!). Schulform/Zielgruppe: Sport unterrichtende Lehrkräfte aller Schul­formen. Teilnahmevoraussetzung: Teil­nahme an einem Golf­Grundkurs. Re­ferenten: Golflehrer der Golf­Range. Beginn: jeweils 16 Uhr Ende: jeweils 18 hr. Teilnehmerzahl: 14. Lehrgangsge­bühr: für Mitglieder 169 E, für Nichtmit­glieder 177 E, für Ref./LAA 172 E. (Bei

geringerer Teilnehmerzahl müssen die Gebühren leider angehoben werden!Anmeldungen (nur mit Verrechnungs­scheck!) bis zum 15. 3. 2008 an: Gertrud Naumann Hamburger Str. 57, 44135 Dortmund Tel./Fax 02 31 / 52 49 45

Segeln mit Schülergruppen Termin: ab 14. 5. 2008 (9x, jeweils mitt­wochs). Ort: Dortmund Hengsteysee/Universitäts­Segelclub. Thema: Die Teil­nehmerinnen und Teilnehmer sollen die Befähigung erlangen, die Leitung von Schülersportgemeinschaften „Se­geln“ zu übernehmen bzw. Schulland­heimaufenthalte mit dem Schwerpunkt „Segeln“ vorzubereiten und durchzu­führen. An 9 Nachmittagen erlangen die Teilnehmer/innen theoretische und praktische Kenntnisse bzw. Fertigkei­ten, die zur Vorbereitung und Durch­führung von Schul­Segelveranstaltun­gen erforderlich sind. Schulform/Ziel­gruppe: Sport unterrichtende Lehrkräf­te aller Schulformen. Teilnahmevoraus­

Anmelde-Hinweise!Grundsätzlich gilt für alle Fortbildungs­veranstaltungen folgendes Anmeldever-fahren:● Melden Sie sich bitte schriftlich an, und geben Sie dabei Ihre vollständige Adres-se (mit Telefonnummer, E-Mail-Adresse), Ihre Mitgliedsnummer (falls vorhanden) und die Schulform an.● Sollte bei der Anmeldeadresse ein E-Mail-Kontakt angegeben worden sein, können Sie sich auch per E-Mail anmel-den und die Lehrgangsgebühren auf das Konto überweisen, das Ihnen anschlie-ßend von der Lehrgangsleitung genannt wird!● Teilen Sie uns bei Wochenendveran­staltungen auch mit, ob eine Teilnahme mit oder ohne Übernachtung gewünscht wird.● Geben Sie an, ob eine Anfahrtshilfe zum Lehrgangsort gewünscht wird.● Die Anmeldung ist nur gültig, wenn die Lehrgangs- bzw. Veranstaltungsgebühr als Verrechnungsscheck beiliegt oder auf das Ihnen evtl. mitgeteilte Konto über-wiesen wurde!● Wenn keine Absage erfolgt (bzw. die Lehrgangsgebühr abgebucht wurde), gilt die Anmeldung als angenommen.● Vergessen Sie bitte nicht, sich von ihrer Schulleitung formlos bescheinigen zu lassen, dass ihre Teilnahme an der Veran­staltung im dienstlichen Interesse liegt. Anderenfalls sind Dienstunfallschutz und ggf. steuerliche Anerkennung nicht gesi­chert.● Wir bitten um Verständnis dafür, dass die Lehrgangsgebühr bei Nichterschei-nen zur Veranstaltung oder bei kurzfristi-ger Absage grundsätzlich nicht zurück-gezahlt werden kann!

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mern möglich. Zuschlag für Einzelzim­mer (wenn vorhanden) 12 E pro Tag. Die Veranstaltung ist offen für DSLV­Mitglieder (aber auch für Nichtmitglie­der), deren Angehörige und Freunde. Anreise: PKW (Fahrgemeinschaften). Teilnehmerzahl: 50. Lehrgangsgebühr: für Mitglieder 610 E, für erwachsene Nichtmitglieder 630 E, 510 E (12–14 Jahre); 465 E (6–11 Jahre); 250 E (bis zu 5 Jahren, ohne Skikurs bzw. ­betreu­ung); frei für Kinder von 0–2 Jahren. (Kinderermäßigungen gelten nur bei Unterbringung im Elternzimmer oder bei Unterbringung von mind. 3 Kindern im eigenen Zimmer.)Anmeldungen an: Horst Gabriel Krefelder Str. 11, 52070 Aachen Tel. 02 41 / 52 71 54 E­Mail: horstgabriel@t­online.de (Bitte Anmeldeformular anfordern!)

Landesverband Saar

Tag des Berufsschulsports 2007„Erlebnis – Pädagogik – Theorie – Pra­xis“ – diese Schlagworte charakterisier­ten den 12. Tag des Berufsschulsports am 26. September 2007, veranstaltet vom DSLV – Landesverband Saar in Zu­sammenarbeit mit dem Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) in Braunshausen.Über 30 Kolleginnen und Kollegen nah­men dieses Fortbildungsangebot wahr, dass neben der theoretischen Fundie­rung erlebnispädagogischer Aktivitäten die konkreten Umsetzungsmöglichkei­

ten für den Sportunterricht an beruf­lichen Schulen am Beispiel einer Han­delsschulklasse vorstellte.Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten Gelegenheit, die eigene Praxis an der dreidimensionalen, acht Meter hohen Kletterwand mit ca. 100 m2 und 25 Kletterrouten verschiedener Schwie­rigkeitsgrade zu verbessern bzw. erste spannende Erfahrungen zu sammeln.Genauso erlebnis­ und lehrreich waren die Abenteuer­ und Kooperationsspiele in und außerhalb der Sporthalle, die zahlreiche Anregungen zur Umsetzung Lerngebiete B (Bewegung lernen), V (Verantwortung übernehmen) und K (Kommunizieren – Kooperieren – Wett­kämpfen) gaben.Den Referenten des Erlebnispädago­gisches Zentrum gelang es, das Poten­zial erlebnispädagogischer Aktivitäten im Hinblick auf Soziales Lernen und Lernen und Erfahrung von Bewegung in Theorie und Praxis zu vermitteln: Bernhard Schmitt, der fachliche Leiter des EPZ, mit einer theoretischen Ein­führung, Timo Reichert mit der Vorstel­lung einer Unterrichtsreihe zum Erwerb von Schlüsselqualifikationen durch Abenteuer­ und Kooperationsspiele und beide zusammen, verstärkt durch Jörg Schöpp, als kompetente Vermittler erlebnispädagogischer Aktivitäten.In der abschließenden Evaluation wa­ren sich die Teilnehmer darin einig, dass dieser Tag nicht nur Anregungen für den Sportunterricht, sondern auch für die Gestaltung Pädagogischer Tage, von Arbeitsgemeinschaften, Projekttagen und Klassenfahrten mit sportlichem Schwerpunkt lieferte. Reinhard Schlunke

Zusammenfassungen / Summaries / Sommaires

Erin Gerlach:

Sport, Persönlichkeit und SelbstkonzeptDie Annahme, dass Sport die Persönlichkeit fördere, hat eine lange Tradition im Sport und in der Sportwissenschaft. Dies belegt ins­besondere die Vielzahl an Kampagnen zu den segensreichen Wirkungen auf der Seite des organisierten Sports (z. B. „Keine Macht den Drogen“). Im Beitrag wird der Stand der Forschung zum Zusammenhang von Sport und Persönlichkeit skizziert und auf das Feld der Selbstkonzeptforschung fokussiert. Im

Rahmen einer Situationsanalyse der Selbst­konzeptforschung in der Sportwissenschaft wird die Relevanz des Selbstkonzeptes für das Verhalten und Wohlbefinden von Indivi­duen verdeutlicht. Dabei wird aufgezeigt, dass insbesondere jüngere Heranwachsende von der Teilnahme an sportlichen Aktivitäten profitieren. Dem Sportunterricht und dem außerschulischen Sport wird in diesem Zu­sammenhang ein großes Einflusspotenzial zugeschrieben, wenngleich derzeit empi­rische Belege für deren Bedeutung für das Selbstkonzept von Heranwachsenden feh­len.

Peter Fleig:Der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und kognitiver Entwicklung – Theoretische Hinter-gründe und empirische ErgebnisseIn dem vorliegenden Artikel wird zunächst die aktuelle Relevanz für die Erforschung von möglichen Zusammenhängen zwischen körperlicher Aktivität und kognitiver Ent­wicklung erörtert. Theoretische Ansätze zur Erklärung möglicher Wirkmechanismen wer­den erläutert und speziell für das Kindes­ und Jugendalter diskutiert. Der aktuelle For­

setzung: keine, außer: Nachweis der Rettungsfähigkeit. Referenten: Hajo Runge, Dortmund, und sein Team. Be­ginn: jeweils 15 Uhr. Ende: jeweils 17 Uhr. Teilnehmerzahl: 20. Lehrgangsge­bühr: für Mitglieder 90 E, für Nichtmit­glieder 100 E (beinhalten auch Material­ und Leihkosten).Anmeldungen bis zum 1. 4. 2008 an: Gertrud Naumann Hamburger Str. 57, 44135 Dortmund Tel./Fax 02 31 / 52 49 45

Fortbildungsveranstaltungen in den Ferien

Ski-Freizeit (Ski-Kurs)Termin: 17.–26. 3. 2008 (Osterferien). Ort: Rasen/Südtirol (Italien), Skigebiet: Kronplatz, Sexten, Innichen, Sellaronda ... (je nach Schneelage). Inhalte: Verbes­serung des eigenen skifahrerischen Könnens; Einrichtung eines Kurses zur Vorbereitung und Durchführung von Schul­Ski­ und Snowboardkursen; An­fänger­Skikurs (nur bei ausreichender Teilnehmerzahl!); Snowboardkurs für Anfänger und fortgeschrittene Anfän­ger; Skipflege. Leistungen: 10 Tage Über­nachtung in 2­Bett­Zimmern mit DU oder Bad und WC („Erlebnissaunaland­schaft“ und Schwimmbad im Hause), Halbpension mit Frühstücksbüfett im Vier­Sterne Sporthotel Rasen; Ski­ und Snowboardkurs mit Video­Analyse; kos­tenlose Benutzung des Skibusses; Grup­penermäßigung auf den Skipass. (Die Kosten für den Skipass sind nicht im Leistungspaket enthalten!) Kinderermä­ßigung; kostengünstigere Unterbrin­gung von Vollzahlern in Mehrbettzim­

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Branchenführer

schungsstand wird anhand ausgewählter Ergebnisse analysiert. Abschließend werden erste Ergebnisse einer eigenen Längsschnitt­studie berichtet.

Ingrid Bähr:Sport und SozialerziehungDer Beitrag lotet Chancen, Schwierigkeiten und Anspruch des Sports als Feld der Sozial­erziehung aus und referiert entsprechende theoretische Ansätze. Daran anknüpfend werden Konsequenzen zur praktischen Um­setzung einer Sozialerziehung im Sport for­muliert. Schließlich werden empirische Be­funde zur Wirksamkeit sozialerzieherischer Praxis im Sport zusammengetragen und ein Fazit zum derzeitigen Stellenwert der Sozial­erziehung in der Sportpädagogik formuliert.

✽Erin Gerlach: Sport, Personality and Self-ConceptThe assumption that sport facilitates one’s personality has a long tradition in sport and sport science. Especially the multitude of cam­paigns (e.g. “No Power to Drugs”) about the beneficial effects of sport propagated by sport associations stands in this tradition. The au­thor briefly describes the state of research concerning the correlation between sport and personality while focusing on the area of self­concept. Using a situational analysis of the latter research in sport science the author demonstrates the relevance of one’s self­con­cept for an individual’s behavior and well­be­ing. Thereby she shows that especially adoles­cents profit from the participation in sportive activities. The author ascribes a high influen­tial potential to physical education and ex­tramural sports in this context although there is a lack of empirical proof for their signifi­cance for the self­concept of adolescents.

Peter Fleig:The Correlation between Physical Activity and Cognitive Development: The Theoretical Background and Empirical ResultsFirstly the author discusses the current rele­vance of further research to understand po­tential correlations between physical activity and cognitive development. Then he illus­trates theoretical concepts to explain possible effects especially during childhood and ado­lescence. Using selected results the author analyzes the current state of the research. Fi­nally he reports on the initial results of his longitudinal study.

Ingrid Bähr:Sport and Social EducationThe author investigates the possibilities, prob­lems and goals of sport as an area of social education and presents corresponding theo­retical concepts. Using these concepts as a base, she formulates consequences for the practical realization of social education in sport. Finally the author gathers empirical results on the efficacy of the practice of social education in sport and concludes the actual value of social education in sport pedagogy.

✽Erin Gerlach: Sport, personnalité et conception de soiLe sport forme la personnalité: c’est une conviction traditionnelle dans le sport et la science des sports qui est soulignée de plus par de nombreuses campagnes prônant les effets bénéfiques du sport organisé (p.ex. „Pas de pouvoir aux drogues“). L’auteur ré­sume l’état actuel des travaux sur les rela­tions entre sport et personnalité sous l’angle

de la recherche sur la conception de soi. Après avoir analysé la situation de la recherche dans ce domaine des sciences du sport il montre l’importance de la concept de soi dans le comportement et le bien­être des indi­vidus.Il souligne qu’avant tout les jeunes profitent des activités sportives. C’est la raison pour la­quelle il faut donner une grande importance à l’EPS et au sport extrascolaire, même s’il n’existe de preuves empiriques de l’import­ance du sport dans la conception de soi chez les jeunes.

Peter Fleig:Rapport entre les activités corporelles et le développement cognitif –bases théoriques et résultats empiriquesL’auteur montre l’importance des recherches sur les rapports entre les activités corporelles et le développement cognitif. Il développe les approches théoriques qui essaient de mon­trer les influences réciproques, pour les en­fants et les adolescents. L’auteur analyse des résultats choisis des recherches actuelles avant de présenter les premiers résultats de sa propre étude longitudinale.

Ingrid Bähr:Sport et éducation sociale L’auteure esquisse les chances, les difficultés et les attentes du sport en tant que champ d’influence pour l‘ éducation sociale expri­més par travaux théoriques différentes. En­suite, elle formule les conséquences pratiques qui en résultent pour réaliser une éducation sociale dans le cadre de l’EPS. Puis, l’auteure présente des exemples empiriques qui sou­lignent l’efficacité socioéducative du sport et formule un résumé de la position actuelle de l’éducation sociale dans l’ensemble des scien­ces du sport.

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für Ausgabe 3/2008

ist am 20. Februar

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