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BRASILIEN Serie International 16 MM MASCHINENMARKT KW5 2017 BRASILIENS INDUSTRIE KÄMPFT SICH WIEDER ZURÜCK A ktuell leidet die brasilianische Industrie noch unter Überkapazitäten. Dies gilt insbesondere für die Automobilhersteller und damit den Ma- schinen- und Anlagenbau. Darüber hinaus wächst die Konkurrenz aus Asien und die Wett- bewerbsintensität nimmt ebenso zu wie der Preis- druck. Die politische Situation hat sich dank eines proindustriellen Regierungswechsels zwar leicht sta- bilisiert. Dennoch dürfte auch 2017 für die Wirtschaft noch herausfordernd werden. Damit bleibt das Geschäft deutscher Maschinen- und Anlagenbauer in Brasilien vorerst schwierig. Zwar ist German Engineering für seine Qualität berühmt, doch in der aktuellen Lage steht ein niedriger Kauf- preis im Vordergrund. Für 2018 und 2019 erwartet Staufen Táktica jedoch ein wirtschaftliches Erstarken und vermehrte Investitionen. Nichtsdestotrotz wer- den die großen Industriebranchen Automobil, Schiff- bau, Stahlproduktion sowie der Maschinen- und An- lagenbau sich noch einige Jahre damit beschäftigen, die Überkapazitäten abzubauen. DEN TURNAROUND SCHAFFEN Ein Blick zurück erleichtert die Analyse. So freute sich die brasilianische Industrie bis zum Jahr 2014 über ein rasantes Wachstum. Die Folge: schnell und chaotisch gewachsene Strukturen. Angesichts der stärkeren Konkurrenz aus Asien und eines nahenden Auf- schwungs gilt es daher nun, die Produktivität und Effizienz zu erhöhen, um den Turnaround zu schaffen und an Flexibilität zu gewinnen. Entsprechend ist es Korruptionsskandale, negatives Wirtschaftswachstum, sinkende Realeinkommen – seit drei Jahren ist Brasilien im Sinkflug, der nun aber gestoppt scheint. Die deutsche Industrie sollte den wichtigen Produktionsstandort und Handelspartner wieder mehr beachten. Paulo Lima Um ihre Prozesse besser zu strukturieren und wettbewerbsfähiger zu werden, setzen immer mehr Unternehmen in Brasilien auf Lean-Konzepte. Dr. Paulo Lima ist General Manager der Unternehmensberatung Staufen Táktica in 13098-322 Campinas (SP, Brasilien), Tel. (00 55) 19 32 62 00-11, [email protected] EXPORT/IMPORT USA China Frankreich Großbritannien Italien Niederlande Österreich Schweiz Tschechien Spanien Türkei Japan Brasilien Polen 12.160,00 3.753,10 3.655,90 4.081,00 10.600,70 4.325,40 7.787,50 3.373,20 5.660,40 1.823,30 5.125,70 4.396,00 4.766,40 2.023,90 4.722,00 2.682,90 4.240,20 1.967,20 3.617,70 2.997,10 3.128,00 933,3 2.964,90 703,6 1.644,30 2.482,90 1.092,90 199,2 MM GASTBEITRAG In diesem Artikel er- läutert Paulo Lima, General Manager der Unternehmensbera- tung Staufen Táktica, wie sich Brasiliens Unternehmen fit für den kommenden Auf- schwung machen. MM Fallstudie In MM 3/4-2017 konn- ten Sie lesen, wie und warum der Verpa- ckungstechnikspezia- list SIG Combibloc trotz des schwierigen Um- felds in Brasilien er- folgreich ist. MM Länderbericht In MM 6/2017 wenden wir uns dem nächsten Markt in der Serie zu: Japan. www.maschinenmarkt. de/serie-international/ SERIE

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BRASILIEN Serie International

16 MMMASCHINENMARKT KW5 2017

BRASILIENS INDUSTRIE KÄMPFTSICH WIEDER ZURÜCK

Aktuell leidet die brasilianische Industrie nochunter Überkapazitäten. Dies gilt insbesonderefür die Automobilhersteller und damit denMa-schinen- und Anlagenbau. Darüber hinauswächst die Konkurrenz aus Asien und dieWett-

bewerbsintensität nimmt ebenso zu wie der Preis-druck. Die politische Situation hat sich dank einesproindustriellen Regierungswechsels zwar leicht sta-bilisiert. Dennoch dürfte auch 2017 für dieWirtschaftnoch herausfordernd werden.

Damit bleibt das Geschäft deutscher Maschinen-undAnlagenbauer in Brasilien vorerst schwierig. Zwarist German Engineering für seine Qualität berühmt,doch in der aktuellen Lage steht ein niedriger Kauf-

preis im Vordergrund. Für 2018 und 2019 erwartetStaufen Táktica jedoch einwirtschaftliches Erstarkenund vermehrte Investitionen. Nichtsdestotrotz wer-den die großen IndustriebranchenAutomobil, Schiff-bau, Stahlproduktion sowie der Maschinen- und An-lagenbau sich noch einige Jahre damit beschäftigen,die Überkapazitäten abzubauen.

DEN TURNAROUND SCHAFFENEin Blick zurück erleichtert die Analyse. So freute sichdie brasilianische Industrie bis zum Jahr 2014 über einrasantesWachstum. Die Folge: schnell und chaotischgewachsene Strukturen. Angesichts der stärkerenKonkurrenz aus Asien und eines nahenden Auf-schwungs gilt es daher nun, die Produktivität undEffizienz zu erhöhen, umden Turnaround zu schaffenund an Flexibilität zu gewinnen. Entsprechend ist es

Korruptionsskandale, negatives Wirtschaftswachstum, sinkendeRealeinkommen – seit drei Jahren ist Brasilien im Sinkflug, der nunaber gestoppt scheint. Die deutsche Industrie sollte den wichtigenProduktionsstandort und Handelspartner wieder mehr beachten.

Paulo Lima

Um ihre Prozesse besser zu strukturierenund wettbewerbsfähiger zu werden, setzenimmer mehr Unternehmen in Brasilien aufLean-Konzepte.

Dr. Paulo Lima ist General Manager der UnternehmensberatungStaufen Táktica in 13098-322 Campinas (SP, Brasilien), Tel. (00 55)19 32 62 00-11, [email protected]

EXPORT/IMPORTUSA

China

Frankreich

Großbritannien

Italien

Niederlande

Österreich

Schweiz

Tschechien

Spanien

Türkei

Japan

Brasilien

Polen

12.160,003.753,10

3.655,904.081,00

10.600,704.325,40

7.787,503.373,20

5.660,401.823,30

5.125,704.396,004.766,40

2.023,90

4.722,002.682,90

4.240,201.967,20

3.617,702.997,10

3.128,00933,3

2.964,90703,6

1.644,302.482,90

1.092,90199,2

MM GASTBEITRAGIn diesem Artikel er-läutert Paulo Lima,General Manager derUnternehmensbera-tung Staufen Táktica,wie sich BrasiliensUnternehmen fit fürden kommenden Auf-schwung machen.

MM FallstudieInMM 3/4-2017 konn-ten Sie lesen, wie undwarum der Verpa-ckungstechnikspezia-list SIG Combibloc trotzdes schwierigen Um-felds in Brasilien er-folgreich ist.

MM LänderberichtInMM 6/2017 wendenwir uns dem nächstenMarkt in der Serie zu:Japan.www.maschinenmarkt.de/serie-international/

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Serie International BRASILIEN

2017 eine zentrale Herausforderung für die brasilia-nischen Industrieunternehmen, die Wertschöpfungzu steigern. Die Prozesse sind systematisch zu analy-sieren und neu aufzustellen. Einige deutsche Tochte-runternehmen in Brasilien gehen diesen Weg seitLängerem und verschlanken sich sowohl in den di-rekten als auch teilweise in den indirekten Bereichen.

Vorreiter Siemens zählt beispielsweise mehr als7000 Beschäftigte in Brasilien, unterhält zwölf Fabri-ken, sieben Forschungs- und Entwicklungscentersowie weitere 13 Vertriebsbüros. Eine erste Lean-Transformationsfabrik hatte Siemens bereits 1999etabliert. Um die Lean-Kultur zu stärken und dieschlanken Prozesse im gesamten Wertstrom zu eta-blieren, vollzog Siemens 2014 einen weiteren Schritt.Staufen Táktica wurde an Bord geholt, um ein amLean-Gedanken ausgerichtetes Zertifizierungspro-grammmit Konzepten und Werkzeugen im Bürobe-reich zu etablieren. Das Programm setzt auf praxis-nahe Umsetzungsbeispiele, Simulationen, TrainingsundCoachings. Zwischen 2014 und 2015 bildeten dieBerater so mehr als 100 Lean-Experten in unter-schiedlichen Leveln in Brasilien aus. Mehr als 60 um-gesetzte Projekte erzielten in diesem Rahmen einennachkalkulierbaren hohen ROI.

Auf den Weg zum Lean Enterprise machte sich2015 ebenfalls der Automobilzulieferer Mahle. DasUnternehmen produziert bereits seit vielen Jahre inBrasilien und ist seit 2008 dort auch mit einem Ent-wicklungszentrum vertreten. Im Rahmen einesShopfloor-Management-Pilotprojekts analysierte undoptimierte ein Team von Mahle- und Staufen-Tákti-ca-Experten die Herstellungsprozesse von unbe-schichteten Kolbenringen. Führungskräfte und Mit-arbeiter entwickelten neue Schlüsselindikatoren undTagesabläufe, umÜbersichtlichkeit und Transparenzin die Prozesse zu bringen. Mit der Einführung vonPlan-do-check-act-Routinen ließ sich die Problemlö-sungskompetenz der Mitarbeiter erhöhen und dasFührungsverhalten am Ort des Geschehens verbes-sern.

ERFOLGREICH MIT NEUEN ANGEBOTENWie LeanManagement zu neuenDienstleistungen inBrasilien führen kann, zeigt das Beispiel des Umform-technikspezialisten Schuler. Die Entwicklung neuerindustrieller Serviceangebote zielt auf Produktivitäts-und Effizienzerhöhung beim Kunden. Damit gelingtes demUnternehmen, sich von der asiatischen Billig-konkurrenz abzusetzen und die negative Preisspiralezu stoppen.

Der Automobilzulieferer und Pressenhersteller hatdazu ein vielversprechendes System entwickelt: eineAnlagen-quick-Check-Diagnose, die in Brasilien erstEnde 2016 als Pilotprojekt eingeführt wurde. DieseSchnelldiagnose dauert rund drei bis fünf Tage. Stau-fen-Táktica-Berater, Schuler-Mitarbeiter und das Kun-denunternehmen betrachten hierbei nicht nur Ma-schinenpark und Fertigung, sondern auch vor- undnachgelagerte Prozesse, wie etwa die Logistikkette.CarlosMatiello, ein Serviceingenieur bei Schuler-Pres-sen Brasilien, ist davon überzeugt, dass das neue Ko-operationsmodell die Türen bei denUnternehmen fürneue Geschäfte öffnet. MM

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