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BODENEROSION IN ISLAND

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BODENEROSIONIN ISLAND

This publication has been published

with financial support from

The Agricultural Productivity Fund

The Icelandic Research Council

P. Samúelsson hf. / Toyota, Iceland

The Agricultural Bank of Iceland

The Commercial Environmental Fund og Iceland

Publisher: The Soil Conservation Service and the Agricultural Research Institute.This publication is printed on environmental friendly paper, Galerie 115 gr.Printed by: Gutenberg, 2001.

ISBN 9979-60-641-X

BODENEROSIONIN ISLAND

Olafur Arnalds, Elin Fjola Thorarinsdottir,Sigmar Metusalemsson, Asgeir Jonsson,

Einar Gretarsson og Arnor Arnason

Soil Conservation ServiceAgricultural Research InstituteFebruary 2001

BODENEROSIONBodenvernichtung in geschichtlichen ZusammenhängenKonzeptionenDesertifikation

METHODENErosionsformenSkala für Erosion im GrünlandSkala für Erosion im Ödland

EROSION IN ISLAND, ÜBERBLICKÜberblickErosionsdaten für Landgemeinden und Hochweideflächen (Allmenden)HauptursachenErosionskarte von Island

EROSION IN EINZELNEN REGIONENWest-IslandWestfjorde und das Strandir-GebietNordwest-IslandNord-IslandNordost-IslandOst-IslandSüdost-IslandSüd-IslandSüdwest-Island

EVALUIERUNG DES ZUSTANDSÜbersichtskarteDatenKarte von Island, Landgemeinden und Hochweideflächen (Allmenden)

EROSIONSFORMENSandanwehungenRofabard-Formen (Erosionskanten)Punktuelle ErosionSolifluktionMelar (Kiesflächen)Muren, Rachel und SchutthängeFreiliegende ErdenSandflächen und Sandgebiete

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INHALTSÜBERSICHT

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VORWORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

HINTERGRÜNDE . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

1 EINFÜHRUNG . . . . . . . . . . . . . . . . 131.1 Boden und Abtragungskräfte . . . . 131.2 Kartierung der Bodenerosion

auf Island . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

2 BODENEROSION UNDBODENBEWAHRUNG . . . . . . . . . . 172.1 Bodenverninchtung in

geschichtlichen Zusammenhängen 172.2 Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172.3 Bodenerosion . . . . . . . . . . . . . . . 182.4 Wüstenbildung – Bodenzerstörung 192.5 Bodenschutz . . . . . . . . . . . . . . . . 21

3 MESSUNG UND BEWERTUNGVON BODENEROSION . . . . . . . . . 253.1 Modell für die Bodenerosion . . . . 253.2 Bodenerosion in Weideland . . . . . 263.3 Erosionbewertungsmethoden

auf dem Inselkontinent . . . . . . . . . 26

4 VERFAHRENSWEISEN . . . . . . . . . 314.1 Bildung von Erosionklassen . . . . . 314.2 Erosionformen . . . . . . . . . . . . . . . 324.3 Erosionsskala . . . . . . . . . . . . . . . 344.4 Bodenerosion auf Grünland . . . . . 364.5 Erosion im Ödland . . . . . . . . . . . 374.6 Kartierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404.7 Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

5 EROSION AUF ISLAND:GESAMTÜBERSICHT . . . . . . . . . . 435.1 Gesamtübersicht . . . . . . . . . . . . . 435.2 Einzelne Erosionsformen –

Gesamtübersicht . . . . . . . . . . . . . 445.3 Erosion im Grünland

und auf Ödland . . . . . . . . . . . . . . 465.4 Ursachen von Bodenerosion . . . . . 465.5 Erosionskarte von Island . . . . . . . 49

6 EROSION IN DEN EINZELNENLANDESTEILEN . . . . . . . . . . . . . . 556.1 Bezirke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 556.2 West-Island . . . . . . . . . . . . . . . . . 566.3 Westforde und Strandir . . . . . . . . 576.4 Nordwest-Island . . . . . . . . . . . . . 626.5 Mittleres Nord-Island . . . . . . . . . . 62

6.6 Nordost-Island . . . . . . . . . . . . . . . 636.7 Ost-Island . . . . . . . . . . . . . . . . . . 706.8 Südost-Island . . . . . . . . . . . . . . . . 716.9 Süd-Island . . . . . . . . . . . . . . . . . . 766.10 Südwest-Island . . . . . . . . . . . . . 76

7 LANDGEMEINDEN UNDHOCHWEIDEN . . . . . . . . . . . . . . . 837.1 Bodenerosion in Landgemeinden

und auf Hochweiden . . . . . . . . . .7.2 Gebietsabgrenzung . . . . . . . . . . . . 837.3 Dokumentation . . . . . . . . . . . . . . 86

8 EROSIONSFORMEN . . . . . . . . . . . 898.1 Erosion ist komplex . . . . . . . . . . . 898.2 Anwehungsdünen . . . . . . . . . . . . . 898.3 Erosionskanten . . . . . . . . . . . . . . 908.4 Punktuelle Erosion . . . . . . . . . . . . 938.5 Solifluktion . . . . . . . . . . . . . . . . . 948.6 Melar-Flächen (steinige oder

sandige Flächen) . . . . . . . . . . . . . 958.7 Muren, Wasserrinnen/Rachel

und Schutthänge . . . . . . . . . . . . . 968.8 Lava . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 978.9 Erosionserden . . . . . . . . . . . . . . . 978.10 Sander und versandete Gebiete . . 988.10.1 Wichtigste Sandgebiete . . . . . . 988.10.2 Geschichte der Gletscher,

Überflutungen undLandnutzung . . . . . . . . . . . . . . 102

9 BODENEROSION, ZUSTANDDES LANDS UND BODENNUT-ZUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1059.1 Landbeschaffenheit und

Administration . . . . . . . . . . . . . . . 1059.2 Erosion und Weidelandbewertung . 105

10 ABSCHLIESSENDEBEMERKUNGEN . . . . . . . . . . . . . . 113

LITERATURVERZEICHNIS

INHALTSVERZEICHNIS

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Vorwort

Diese Publikation beschreibt dieErgebnisse einer landesweitenErosionserfassung in Island. Siewurde ursprünglich in Buchformauf Isländisch veröffentlicht undist das Resultat der koordiniertenBemühungen von zwei Institu-tionen, dem Landwirtschaftlich-en Forschungsinstitut (Rala) unddem Amt für Landregenerierung(LR). Die isländische Publika-tion stieß auf großes Interesse.Sie zeigte den schlechten Zu-stand isländischer Ökosystemeauf und enthielt klare und detail-lierte Informationen über Artund Ausmaß der Erosion in deneinzelnen Landgemeinden undden beweideten Allmenden inIsland. Die Ergebnisse bildenjetzt die Grundlage für Boden-schutzplanung, eine wichtige Materialsammlung im Zusammenhang mit nach-haltiger Landnutzung in Island. Das Projekt als solches erhielt 1998 den Natur-und Umweltpreis der Nordischen Länder.

Es gab beträchtliches Interesse an den Methoden, die bei dem Erfassung-sprogramm Verwendung fanden, an den Ergebnissen und ebenfalls an der ur-sprünglichen Publikation, in der die Ergebnisse vorgestellt wurden. Der Nor-dische Preis und das internationale Interesse führten zu der Idee, die Publikationin andere Sprachen zu übersetzen. Deswegen liegen jetzt Übersetzungen ins Eng-lische, Dänische und Deutsche vor.

Das Layout richtet sich nach der ursprünglichen Print-Ausgabe, wobei derisländische Text durch den fremdsprachigen Text ersetzt wird. Es könnte argu-mentiert werden, daß es vielleicht sinnvoller gewesen wäre, eine ganz neue

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Broschüre herauszugeben, die auf den ausländischen Leser hin konzipiert wäre.Ein solches Vorgehen hat aber sowohl positive als auch negative Aspekte. Derwichtigste ist vielleicht der, daß die Kosten für eine solche Publikation uner-schwinglich gewesen wären. Ein weiteres Problem wäre die intensive Arbeitgewesen, die mit einer Neufassung der Publikation für die allzu wenigen Person-en verbunden gewesen wäre, die sich in Island mit Bodenerosion befassen. Einspürbarer Nachteil der hier veröffentlichten direkten Übersetzung besteht in dergroßen Anzahl von Ortsnamen, die in dieser Publikation verwendet werden undallen Isländern geläufig sind. Ein ausländischer Leser wird sicher Problemehaben, die Namen zu lokalisieren. Wir haben uns jedoch bemüht, hier soweit wiemöglich zu reduzieren und es dem Leser zu ermöglichen, die Gebiete auf Kartenzu lokalisieren, das war aber nicht in allen Fällen möglich.

Die Methode, den isländischen Originalbericht in anderen Sprachen quasi zuvervielfältigen, hat aber auch einige wesentliche Vorteile. Sie zeigt, wie die kom-plette Erosionserhebung der isländischen Öffentlichkeit präsentiert wurde, Land-nutzern, Behörden, Gesetzgebern. Der Bericht enthält Informationen, die wichtigsind für die vielen Wissenschaftler, die Island besuchen und detaillierterer Infor-mationen bedürfen, als in einer verallgemeinernden Publikation gegeben werdenkönnen. Unter diesen Besuchern sind auch Jahr für Jahr Studiengruppen von aus-ländischen Universitäten.

Es sollte hier darauf hingewiesen werden, daß ein Teil der in diesem Berichtbeschriebenen Forschung bereits in ausländischen Fachzeitschriften erschienenoder im Erscheinen begriffen ist. Darauf wird am Ende der nächsten Abschnitts„Hintergründe“ verwiesen.

Der Text wurde ursprünglich von Helmut Neumann ins Deutsche übersetzt,auf ihm basiert die vorliegende revidierte Fassung von Coletta Bürling. Für fach-liche Beratung und Korrekturen sei Halldór Kjartansson gedankt.

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HINTERGRÜNDE

IslandWeite unfruchtbare Landflächen und aktive Bodenerosion in Island überraschen häu-fig den Besucher. Gravierende Landdegradation hat viel von Islands Ökosystemenbeeinträchtigt, was den Verlust von Waldgebieten zur Folge hatte und riesige Ödland-flächen geschaffen hat.

Island ist eine Insel im Nordatlantik mit einer Fläche von 103.000km2. Sie liegtzwischen 63° und 66° nördlicher Breite. Das Land profitiert von der Wärme des Golf-stroms, und das Klima wird als kühl-temperiertes bis subarktisches Meeresklima be-schrieben. Die jährlichen Niederschlagsmengen bewegen sich zwischen 500 mm nörd-lich des Vatnajökull-Gletschers und über 2000mm in Südisland. Die Ökosysteme wer-den durch Vulkanausbrüche beeinflußt, und Ablagerungen von vulkanischen Locker-stoffen sind weit verbreitet. Die Insel ist zum größten Teil gebirgig, Tiefland gibt esnur entlang der Küste und in Flußniederungen. Die derzeitige Bevölkerungszahl be-läuft sich auf 280.000.

Die Erden, die sich in vulkanischen Ablagerungen bilden, haben einen ganz spez-ifischen Charakter, es handelt sich um die sogenannten Andosole. Kurze Zusammen-fassungen über isländische Böden wurden in letzter Zeit von Arnalds (199a, 199b)veröffentlicht. Andosole sind häufig wegen des Mangels einer Silikattonschicht anfäl-lig für Störungen.

UmweltveränderungenFruchtbare braune Andosole bedeckten einst den größten Teil von Island, bestandenmit üppiger Birken- und Weidenvegetation. Island wurde vor 1125 Jahren von Wiking-ern aus dem skandinavischen Raum besiedelt, die ihre Haustiere mitbrachten. DieUmweltveränderungen, die in Island seit der Besiedlung stattfanden, sind enorm. Dergrößte Teil des Landes besteht heute aus Ödlandflächen mit begrenzter Vegetation. Esist sehr häufig schwierig für den ausländischen Besucher, sich das ungeheure Ausmaßder Veränderungen zu vergegenwärtigen, und es ist in der Tat auch nicht einfach fürIsländer. Und es kann problematisch sein, den Terminus ‘Rückgewinnung’ dem aus-ländischen Gast zu erklären, der an volle Vegetation gewöhnt ist.

Zum Beweismaterial für diese Veränderungen an der Umwelt gehören auch his-torische Quellen wie die Isländersagas, Annalen, alte Register über Ländereien, alteFlurnamen und Ortsnamen, verlassene Gebiete und gegenwärtige Vegetationsreste,Pollenanalysen und Erden, die unter Sand begraben sind. Detailliertere Angaben überdiese Veränderungen wurden von A. Arnalds (1988) und Ó. Arnalds (1999a, 2000a)und Aradóttir und Arnalds (2000) erstellt. Vgl. hierzu auch die Bibliographie unterwww.rala.is.desert .

Bewahrung und RegenerierungIn Island hat man seit langem erkannt, in welch schlechtem Zustand sich viele Ökosys-

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teme befinden. Vordringender Sand, der wert-volles Agrarland im Süden unter sich begrubund zerstörte, hatte zur Folge, daß bereits imJahre 1907 eine staatliche Organisation ge-gründet wurde, deren Aufgabe es war, derBodenerosion Einhalt zu gebieten. Das ist dasheutige Amt für Landregenerierung (LR), dasmöglicherweise die älteste Bodenschutzins-titution der Welt ist. Zur gleichen Zeit gab esAnsätze zu einer Aufforstungsorganisation mitdem Ziel, die noch verbliebenen letzten Birk-enwälder zu retten.

Die isländische Regierung, Landwirte,nichtstaatliche Organisationen und die Allge-meinheit haben der Degradation isländischerÖkosysteme den Kampf angesagt. Etwa 15 %aller Landwirte nehmen in Zusammenarbeitmit LR an organisierten Rückgewinnungspro-

jekten teil. Besondere Aufforstungsprojekte werden unterstützt, um die Waldfläche inIsland zu vergrößern und eine zukünftige Holzindustrie zu etablieren. Darüber hinaussind die wertvollsten natürlichen Baumbestände der Waldschutzkommission unter-stellt.

In Island gibt es eine lange Tradition mit bezug auf freiwilligen Einsatz bei derRückgewinnung und Aufforstung durch nicht staatliche bzw. wohltätige Organisation-en. Eine der ersten Umweltorganisationen in Island ist der Isländische Aufforstungs-verband, der 1930 gegründet wurde. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt besteht diese Ver-einigung aus 57 regionalen Untervereinen mit etwa 7000 Mitgliedern.

In den letzten Jahrzehnten hat das öffentliche Bewußtsein des schlechten Zustandsisländischer Ökosysteme einen hohen Standard erreicht. Landregenerierung undAufforstung sind Begriffe, die jedem Isländer ein Anliegen sind. Die Nation ist ent-schlossen, sichere Wege zu den Zielen nachhaltiger Landnutzung und Regenerierungverlorengegangener ökologischer Reichtümer zu finden .

Das nationale ErosionserfassungsprogrammDas Bodenerosionsprogramm wurde 1990 ini-tiiert, nachdem die erste Klassifikation vonErosionsformen in Zusammenarbeit mit LarryWilding und Tom Hallmark (Texas A&M Uni-versity) entwickelt worden war. Das Programmwurde mit der isländischen Version dieserSchrift und einem internationalen Workshop1997 ergänzt. Der größte Teil der Feldarbeitwurde im Zeitraum von 1991-1995 währendder Sommermonate durchgeführt. In den som-merlichen Spitzenmonaten arbeiteten bis zuvier Teams gleichzeitig, jedes bestand aus zweiPersonen. Während der Wintermonate wurdendie Daten eingegeben und die Datenbank ent-wickelt.

Ein weiteres Programm, das auf der Erfa-hrung von RALA und LR der letzten 10 Jahrebasiert, wurde vor kurzem initiiert. Es trägt die

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Bezeichnung „Nytjaland“ (Nutzland), und soll eine geographische Datenbank derLandressourcen aller landwirtschaftlichen Betriebe in Island erstellen. Diese Daten-bank ist von großer Bedeutung im Zusammenhang mit der Bescheinigung über nach-haltige Landnutzung, deren Einführung als partielle Vorbedingung für staatlicheSubventionen im Rahmen der Schafzucht geplant ist.

Die Methoden, die für die Erosionserfassung entwickelt wurden, und die Ergeb-nisse spielen jetzt eine bedeutende Rolle bei der Planung von langfristigen Boden-schutzstrategien. Die Ergebnisse haben ebenfalls die Entwicklung einer neuen Gesetz-gebung für Bodenschutz in Island beeinflußt.

Internationaler Workshop über WeidelanddesertifikationEin internationaler Workshop über Weidelanddesertifikation wurde in Island imZusammenhang mit dem Abschluß der Erosionserfassung abgehalten. Über 80 Teilne-hmer aus über 40 Ländern oder von internationalen Vereinigungen kamen nach Island.Die Insel verfügt aufgrund der gravierenden Degradation und der aktiven Erosion-sprozesse über ein einzigartiges Umfeld, um Desertifikationsprozesse zu untersuchen.Zwei Publikationen sind als Resultat dieses Workshops herausgegeben worden: Range-land Desertification (Kluwer Acacdemic Publishers), und Case Studies of RangelandDesertification. Proceedings from an International Workshop in Iceland, als RALA-Bericht veröffentlicht (vgl. www.rala.is/rade. Beide Publikationen wurden von ÓlafurArnalds und Steve Archer herausgegeben.

Weiterführende BibliographieAradóttir, A. und Arnalds, Ó., 2000: Ecosystem

Ausländische Erosionsspezialisten in kürzlich entstandenem isländischem Ödland.

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1.1 Boden und AbtragungskräfteBodenerosion hat die Ökosysteme in Island seitjeher gekennzeichnet, nachdem die Gletscherder Eiszeit abgeschmolzen waren und die Vege-tation Fuß fassen konnte. Bodenbildung be-gann in dem Moment, als nach Rückzug desEises die Gletschermoränen zum Vorscheinkamen. Nachdem die Vegetation sich fest ange-siedelt hatte und der Boden immer reicheresLeben aufwies, bekam er die Eigenschaften,die ihn zu einer fruchtbaren Ressource machen.Diese Eigenschaften ermöglichen es dem Bodenu.a., Regenwasser zu speichern und dieses zu-sammen mit den nötigen Nährstoffen an dieVegetation weiterzugeben. Der Boden bestehtnicht nur aus Gesteinskörnern und Wasser, son-dern er ist eine lebendige Ressource und unver-zichtbarer Teil der Kette, die die Ökosysteme derErde im Gleichgewicht hält. Der Boden brauchtlange, um fruchtbar zu werden und ist deswegen,gemessen an einem kurzen Menschenleben, einenicht erneuerbare Ressource.

Auf vegetationslosem Land haben Windund Wasser leichten Zugang zur Oberflächedes Bodens, hingegen gibt es kaum Erosion,wenn eine Vegetationsdecke das Land schützt.Die Bodenbildung liegt jedoch ständig mit denErosionskräften im Widerstreit, und zuletztebnet die Erosion das Relief des Landes ein.Dort, wo vorher bergiges Land war, bildet sicheine Ebene. Dieser Kampf kann MillionenJahre andauern. Unter natürlichen Bedingung-en kann die Bodenbildung die Erosion auf-wiegen, sodaß der Boden seine Fruchtbarkeitbehält und die Vegetationsdecke weitgehendgeschlossen bleibt.

Der Boden ist die Grundlage für die Na-hrungsmittelproduktion der Erdbewohner. DieKulturgeschichte ist gleichzeitig die Geschi-chte der natürlichen Bodenressourcen. Kultur-nationen ernähren sich von dem, was die Erdehervorbringt, und sie gehen zugrunde, wenndiese Ressourcen zu stark ausgebeutet werden.Die Bodenerosion prägt das Aussehen desLandes und kann fruchtbare Landgebiete in

harsches Ödland verwandeln. Bodenvernich-tung gilt als eines der ernstesten Probleme, dasdie Menschheit bedroht. Sie verursacht Hung-ersnöte, Völkerwanderungen und sogar Kriege,und so ist es seit Beginn der Kulturgeschichtegewesen. Heutzutage geht man davon aus, daßdie Existenz von 900 Millionen Menschen auf-grund der Bodenvernichtung bedroht ist(UNEP 1991).

Vegetationsverlust und Bodenerosion aufIsland begannen ernstlich mit der Besiedelungdurch Menschen, obwohl man sagen kann, daß

1. EINFÜHRUNG

Ein Isländischer Gletscher.

den Erosionskräften durch die Tätigkeit vonVulkanen und Gletschern Vorschub geleistetwurde. Die Geschichte des Landes bewahrtErinnerungen an verschwundene Naturreich-tümer, sie hat Parallelen zu der Geschichte, dieimmer noch weltweit die Lebensmöglichkeitendes Menschen einschränkt. Man geht davon

aus, daß Boden- und Vegetationsreichtum desLandes nur noch ein Bruchteil dessen ist, waszur Landnahmezeit vor etwas mehr als 1000Jahren vorhanden war (Hákon Bjarnason, 1942,Sigurður Þórarinsson 1961; Sturla Friðriksson,1963; Ingvi Þorsteinsson 1978; Andrés Arnalds1988).

Man hat argumentiert, daß der Verlust anBodenqualität eine der Ursachen gewesen sei,die im Mittelalter zu den bürgerkriegsähn-lichen Auseinandersetzungen der Sturlungen-zeit führten, die letztlich bewirkten, daß Islandim 13. Jh. seine Selbständigkeit verlor (Gutt-ormur Sigbjarnarson 1969). Insofern war esvielleicht kein Zufall, daß die Nationen derErde an dem Tag, als die junge Republik Islandam 17. Juni 1994 den 50. Jahrestag ihrer Unab-hängigkeit feierte, eine Vereinbarung trafen,um gemeinsam den Kampf gegen die Deserti-fikation in Angriff zu nehmen. Die VereintenNationen haben diesen Tag dem Kampf gegendie Bodenerosion gewidmet.

In diesem Jahrhundert gab es in Island hef-tige Kontroversen über Art und Ursachen derBodenvernichtung. Häufig wurden Nutzungbzw. Vernichtung von Waldgebieten und dieÜberweidung als Ursachen für den Vegeta-tionsschwund und die Bodenerosion bezeich-net, und dies beeinflußte die Einstellung derAllgemeinheit zur Schafzucht: Meinungserhe-

bungen brachten zutage, daß die meisten Is-länder Bodenerosion und Vegetationsschwundals die schlimmsten Umweltprobleme in Islandbetrachten. Trotz dieses allgemeinen Problem-bewußtseins und trotz eines intensiven Land-regenerierungsprogramms gab es bislang keineGesamtübersicht über die Bodenerosion inIsland.

1.2.Kartierung der Bodenerosionauf Island

Im Jahre 1991 begannen das Forschungsinstitutder Landwirtschaft (RALA) und das staatlicheAmt für Landregenerierung (LR) mit einemgemeinsamen Projekt zur Untersuchung undzur Verfahrensentwicklung, um die Bodenero-sion zu kartieren. Dies wurde vom Produk-tionsfonds der Landwirtschaft (Framleiðni-sjóður landbúnaðarins) und dem staatlichenisländischen Forschungsrat (Rannsóknaráð rík-isins) gefördert. Das Projekt wurde ebenfallsmit besonderer Finanzierung im Budget vonRALA und LR bedacht.

Ziel des Projekts war es, praktische Ver-fahren zu finden, um einerseits die Bodenero-sion zu kartieren und andererseits landesweiteDaten über sie zu erhalten. Das Projekt bauteu.a. auf den Erfahrungen von RALA bei derBewertung der Beweidungsbelastung auf. DieKlassifikation der Erosion wurde in Zu-sammenarbeit mit der Texas A & M Universitäterstellt, und zwar in der Folge eines For-schungsvorhabens, das vom isländischen Wis-senschaftsfonds (Vísindasjóður Íslands) unter-stützt worden war. Zuerst wurden diverse Kart-ierungsmethoden versucht, wobei man gleich-zeitig Informationen über die Erosionsge-schwindigkeit sammelte. Im Sommer 1993wurde mit voller Kraft mit den Kartierungs-arbeiten begonnen. Die Entwicklungen in dermodernen Informationstechnologie stellteneinen bedeutenden Faktor der Arbeit währendder gesamten Projektdauer dar. Im Sommer1995 waren die landesweiten Kartierungs-arbeiten weitgehend abgeschlossen.

Nach Meinung der Beteiligten an diesemProjekt kann die Datenbank mit bezug auf dieErosion die allgemeine Bewertung des Landesdahingehend ändern, daß gutes Land auch alssolches bezeichnet wird, und daß gleichzeitigeine fachlich fundierte Analyse der Gebiete mitbedrohlicher Erosion vorliegt. Die Arbeits-planung des Amts für Landregenerierung wirdin Zukunft auf dieser Datenbank aufbauen,

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Ein alter Bauernhof in Ost-Island. Boden und Vege-tation sind durch Landnutzung seit der Besiedlungvor über 1100 Jahren stark in Mitleidenschaft gezo-gen.

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nicht zuletzt was die Priotierung zukünftigerProjekte betrifft.

Von großer Bedeutung ist es, daß alle ge-wonnenen Informationen allgemein zugänglichgemacht werden. RALA und LR haben es sichangelegen sein lassen, die Ergebnisse derErosionskartierung in jedem Landesbezirkbekannt gemacht werden. Parallel dazu sind dieEinwohner der betreffenden Gebiete dazuaufgefordert, selber verstärkt die Initiative zuergreifen und sicherzustellen, daß Beweidungnur in Gebieten mit geschlossener Vegetations-decke erfolgt, in denen geringe Erosionfestzustellen ist, und daß Erosionsgebiete undÖdland geschützt werden.

Die Website von RALA und LR zumThema Bodenerosion hat den Namen Kvasirerhalten und somit ist ein Teil der Informa-tionen auf dem Internet zugänglich:www.rala.is/kvasir (isländische und englischeVersion). Auf diese Weise können einzelneLandgemeinden, Umweltschutzverbände,Schulen und Einzelpersonen Informationen

erhalten, z.B. Karten, Bilder, Darstellungenvon Methoden und Ergebnissen der Untersu-chungen. Die Datenbank von RALA und LRbietet jedoch nicht nur Informationen zurBodenerosion, sondern auch in bezug aufWeidegrenzen, Vegetationszustand und ander-es, was für die Planung der Landnutzung vonBedeutung ist. Besonders wichtig ist dieTatsache, daß auf der Basis dieser Informa-tionen die schrittweise Anpassung der Land-wirtschaft an das Konzept ökologisch vertret-barer Produktion und nachhaltiger Land-nutzung ermöglicht wird.

In diesem Bericht werden das Projekt selbstund die Methoden bei der Kartierung derBodenerosion dargestellt. Hier wird die ersteGesamtübersicht über die Bodenerosion aufIsland veröffentlicht. Zahlen werden für dasganze Land, einzelne Bezirke, Landgemeinden,und Hochweidegebiete angegeben. Zum Ab-schluß werden die Ergebnisse diskutiert undStellung zur Landnutzung durch Beweidungbezogen.

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2. BODENVERNICHTUNG IN GESCHICHT-

LICHEN ZUSAMMENHÄNGEN

2.1 Bodenvernichtung ingeschichtlichen Zusammenhängen

Menschliche Gesellschaften leben von denReichtümern des Bodens. Das Wohl des Men-schen beruht darauf, denn ganze Kulturen ge-hen zugrunde, wenn der Boden nicht genughergibt, wie die Menschheitsgeschichte zeigt.

Bodenerosion folgte dem Menschen, seit erbegann, den Boden zu bebauen. In alten grie-chischen und römischen Schriften findenBodenbewahrung und Bodenerosion häufigErwähnung. Als Beispiele wären Schriften vonSolon und Plato (vgl. z.B. Rubio 1995) zu nen-nen. Bodenvernichtung in der ursprünglichenHeimat kann eine Ursache dafür sein, daßPhönizier, Griechen, Karthager und Römer sichauf der Suche nach fruchtbarem Land auf denWeg machten und Kolonien gründeten auf(Hillel 1991). Wo früher blühende Länder war-en, säumen heute Wüsten die südlichen Küstendes Mittelmeeres. Ein Beispiel dafür ist Lybien,das seinerzeit die Kornkammer Roms genanntwurde (Björn Sigurbjörnsson 1994). Die Machtdieser Reiche verschwand, als diese von fernenund unsicheren Zulieferungen abhängig wurden.

Geht man noch weiter in die Geschichtezurück, sieht man, daß viele mächtige Reichein den Flußniederungen am Ostende desMittelmeeres und an den Strömen im Irak undIran entstanden sind. Alle diese Reiche gingenfrüher oder später zugrunde, u.a. wegen zustarker Bodenbewirtschaftung, oder weil dasWasser für die Bewässerungssysteme wegenÜberbewirtschaftung der Wassereinzugs-gebiete von Tigris, Euphrat und Nil ver-

schmutzte (u.a. Hillel 1994). Die Rolle vonKlimaveränderungen in der Entwicklung dieserKulturreiche ist unklar, der Boden und das Be-wässerungswasser könnten auch durch Versal-zung infolge langjähriger Trockenperioden ver-dorben worden sein (Issar 1995). Klimaver-änderungen können aber auch auf eine Ände-rung der Vegetationsdecke in großen Gebietenals Folge der Übernutzung zurückgehen. Wersich genauer über die Zusammenhänge zwis-chen Bodenkultivation und Geschichte und

Kultur der alten Großreiche informieren will,sei z.B. auf Björn Sigurbjörnsson (in: GræðumÍsland V) und das Buch von Hillel (Rivers ofEden, 1994) verwiesen.

2.2.BegriffeBodenvernichtung ist derjenige Begriff, dendie meisten in bezug auf die Zerstörung is-

Die Lebensgrundlage von Kulturgemeinschaftenbasiert auf den Reichtümern des Bodens.

ländischer Ökosysteme zu Lande verwenden.Damit ist meistens die Zerstörung von bewach-senem Land und Boden gemeint, was man auchLanddegradation oder Landvernichtung nen-nen könnte.

Bodenvernichtung ist ein relativ weiterBegriff, der in sich Bodenerosion, Versalzungund andere Prozesse vereint, aufgrund derersich die Eigenschaften des Bodens so entwick-eln, daß die Wachstumsmöglichkeiten weitge-hend vermindert werden. Bodenerosion ist einengerer Begriff und wird definiert als Ab-lösung und Abtragung des Oberflächenmater-ials, was den Boden verdirbt, das Wachstum derVegetation beeinträchtigt oder verhindert, daßsich Vegetation neu bildet. Diese Definitionumfaßt auch die Ablösung des Bodens, seineAbtragung und Sedimentation und ist auf dieseWeise anders als die Definition mancherGeologen, die den Begriff Erosion für die“Abtragung von Gesteinsmaterial“ verwenden.

Es muß betont werden, daß der Boden einökologisches System darstellt, einen Lebens-raum, der ein Teil des Nährstoffkreislaufs ist; esbenötigt lange für seine Bildung und ist ent-weder fruchtbar und voller Leben, wie in Ge-bieten mit geschlossener Vegetationsdecke,oder mager und unfruchtbar wie der Boden der

Wüsten. Dieser Lebensraum braucht sehrlange, um sich wieder aufzubauen, wenn dieRessource beeinträchtigt wird oder wegenVernichtung verlorengeht.

Bodenerosion kann natürlich sein oder be-schleunigt (engl. accelerated erosion). Es liegtim Wesen der Natur, Unebenheiten an derOberfläche einzuebnen, und darin bestehtnatürliche Erosion. Beschleunigte Erosion ist

jener Bodenverbrauch, der vom Menschendurch die Nutzung des Bodens verursacht wird.Meistens wird hier nicht unterschieden, denndas ist häufig sehr schwierig, und zudem gehtnatürliche Erosion weithin sehr langsam vorsich verglichen mit der Erosion, die durch denMenschen verursacht wird.

Auf Island kann die natürliche Bodene-rosion sehr stark sein, z.B. Erosion durchGletscher, Regen und Wind auf den Sand-flächen (isl. sandur), die durch Vulkanaus-brüche oder Überschwemmungen von Glet-scherflüssen entstehen. Zwischen natürlicherund beschleunigter Erosion zu unterscheiden,hat nicht viel Sinn in bezug auf eine Kartie-rung, die darauf abzielt, die Bodenerosion alssolche zu kartieren, aber nicht deren Ursach-en. Man kann darüber streiten, wie groß derAnteil des Menschen an der Bildung be-stimmter Ödlandgebiete auf Island war, abersicher ist, daß die Beweidung Einfluß auf dieWiderstandskraft der Pflanzen gegen die Ero-sionskräfte, auf die Neuansiedlung vonPflanzen und die Neubildung von Boden insolchen Gebieten hat.

Bodenerosion findet auf mancherlei Weisestatt; es werden im folgenden sowohl dieBegriffe Prozeß und Erosionsformen verwen-det, womit die Spuren gemeint sind, die dieErosion hinterläßt. Zwei Hauptursachen be-wirken generell Erosion: Wind und Wasser.Darüber hinaus kann man Muren/Rutschungenund Erosion aufgrund von periglazialen Pro-zessen u.a.m. nennen. Wind- und Wassererosionsind jedoch in Wirklichkeit ein Zusammen-wirken vieler Prozesse, bei denen die Boden-teilchen abgelöst und verfrachtet werden.

2.3.BodenerosionEine vernünftige Nutzung des Bodens ist dieGrundlage jeden Wohlstands. Trotzdem ist dieGeschichte der wissenschaftlichen Erfor-schung der Bodenerosion sehr kurz. Die erstenUntersuchungen erfolgten wohl durch einenDeutschen namens Wollny in den Jahren 1877— 1895 (Sanders 1992). Der Begriff Bodenbe-wahrung (engl. soil conservation) ist nochjünger. Man kann sagen, daß dieser Begriff erstnach den gewaltigen Bodenverlusten in denriesigen Flachgebieten der U.S.A. in den 20erund 30er Jahren entstand, die im Jahre 1930den Anstoß zur Gründung der amerikanischenBodenbewahrungsbehörde gaben (engl. SoilErosion Service, Soil Conservation Service

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Staubwolken über den amerikanischen Plains,1934.

1935). Nachdem die systematische Arbeit ander Erhaltung des Bodens begonnen hatte,wurde viel Geld dafür aufgewendet, die Ur-sachen zu erforschen und Modelle für den Ero-sionsprozeß zu erarbeiten. Es gibt zwei Mod-elle, eines für die Wind- und eines für dieWassererosion. Mit ihnen kann man ermitteln,welche Menge an Boden bei bestimmten Kulti-vierungsverfahren des Ackerbodens verlor-engeht. Der Verlust wird in Tonnen Bodengeschätzt, der jedes Jahr pro Hektar verlorengeht. Die Modelle heißen “The Wind ErosionEquation“ (“Winderosionsmittel“) und “TheUniversal Soil Loss Equation“, Kurzbe-zeichnung USLE, d.i. die internationale Einheitfür Bodenverlust, die für die Einschätzung derWassererosion herangezogen wird. Ständigwerden diese Modelle verbessert, und Wissen-schafter vieler Nationen haben sie den Ver-hältnissen des jeweiligen Landes angepaßt. Siehaben sich in Ackerbauländern bewährt, aberin bezug auf die Einschätzung von Erosion inWeidegebieten hat man schlechte Erfahrungenmit ihnen gemacht. So hat es der Verbandamerikanischer Weidelandexperten abgelehnt,das USLE-Modell bei der Bewertung der Ero-sion von Weideland anzuwenden (SRM 1992).

Bodenverlust tritt wie bereits erwähnt nichtnur durch Erosion ein. Zusätzlich muß man dieVersalzung nennen, z.B. wegen Verdunstungoder Bewässerung, wo das Wasser wegenwiederholter Nutzung entlang von Flüssenminderwertig geworden ist, oder wo Bewäss-erungswasser falsch verwendet wird und dasEntwässerungssystem unzulänglich ist. Versal-zung auf Weideland entsteht zumeist dort, woder Niederschlag nicht ausreicht, die Salze hin-unterzuspülen, die sich während Trocken-perioden nach und nach an der Oberflächesammeln. Um Niederschlag gut zu nutzen, mußdieser an der Oberfläche festgehalten werdenund ungehindert in den Boden einsickern kön-nen. Wo die Vegetation bereits spärlich ist unddie Aufnahme- und Speicherungsfähigkeitendes Bodens verloren gegangen sind, rinnt dasWasser ungehindert an der Oberfläche undverursacht Wassererosion, anstatt in den Bodenzu dringen.

Außer durch Erosion und Versalzung kannder Boden auch auf viele andere Arten beein-trächtigt werden. Zum Beispiel kann er ver-sauern, oder es können sich harte und undurch-lässige Erdschichten bilden, die den Wasser-haushalt des Bodens stören. Ist die Bodenero-

sion groß, können solche Schichten später dieOberfläche des Landes bilden, und unter diesenBedingungen gedeiht kaum noch etwas. Auchkann der Boden verschmutzen oder irgend-welche anderen Eigenschaften verlieren, diefür die Vegetation wichtig sind. Hier kann manbeispielsweise die Wasserleitfähigkeit und denorganischen Inhalt des Bodens nennen. Darausist ersichtlich, daß es verschiedenste Prozessegibt, die zur Bodenerosion beitragen, und daherkann es schwierig sein, Bodenvernichtung zubewerten.

2.4. Wüstenbildung —Bodenzerstörung

Die Degradation von isländischen Ökosyste-men hat viel mit denjenigen Landverlustengemeinsam, die unter dem international ge-bräuchlichen Begriff “Desertifikation“ zusam-mengefaßt sind. Die isländischen Ödlandgebi-ete sind in vieler Hinsicht mit jenen kargenGebieten in anderen Teilen der Erde verwandt,die die der Bodenvernichtung anheimfielen.

Um die Degradation von Ökosystemen zubekämpfen, wurde vor kurzem im Rahmen derUNO eine internationale Vereinbarung getrof-fen. Diese UN-Vereinbarung ist anderen ver-gleichbar, z.B. was Meeresrecht, Erhaltung derArtenvielfalt und die Verhinderung des Treib-hauseffekts in der Atmosphäre betrifft. Ge-waltige finanzielle Mittel wurden für diesenKampf gegen die Zerstörung bereitgestellt,und die wohlhabenden Nationen unterstützendie ärmeren in diesem Kampf. Island kann indiesem Bereich eine bedeutende Rolle spielen,und deshalb erscheint es angebracht, kurz aufdie Bildung von Wüsten im internationalenZusammenhang einzugehen.

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Stark in Mitleidenschaft gezogenes Land in Afrikawährend einer Dürreperiode. Landdegradation inIsland hat vieles gemeinsam mit Desertifikation introckenen Ländern.

Im Jahre 1949 prägte der Franzose AndréAubréville den Begriff “Desertification“ oder“Wüstenbildung“. Da war es Wissenschafternbereits klar geworden, daß weithin, wo jetztunfruchtbare Wüsten sind, früher fruchtbareÖkosysteme bestanden hatten, die der Ver-nichtung anheimfielen. In vielen Gebieten liegtder Grund dafür auf der Hand: Überbewirt-schaftung des Landes. Wissenschaftler, die dieGebiete im östlichen Mittelmeerraum besucht-en, sahen die traurigen Merkmale der Überbe-wirtschaftung und schlossen daraus, daß sichdie Wüsten vergrößerten (Lowdermilk 1939;vgl. auch den Aufsatz von Björn Sigurbjörnsonin Græðum Ísland V). Der Begriff “Deserti-fikation” wurde häufig im Zshg. mit derTrockenperiode verwendet, von der die Sahel-zone in den Jahren 1965 — 1974 heimgesuchtwurde. Dort ging bewachsenes Land so rapideverloren, daß man die jährlichen Veränder-ungen deutlich auf Satellitenbildern erkennenkonnte.

Die Definition von “Desertifikation“ istkeineswegs eindeutig. Die von der UNO ver-wendete lautet etwa so: “Degradation desLandes in ariden und halbariden Gebieten ausverschiedenen Ursachen, u.a. wegen Klima-veränderungen und Einwirken des Menschen“(engl.: land degradation in arid, semi arid anddry sub-humid areas resulting from variousfactors, including climatic variations andhuman activities). Diese Definition ist sehrunscharf und hat sowohl Mißverständnisse alsauch Kontroversen verursacht. Es gibt auchkaum ein wissenschaftliches Buch zum ThemaWüstenbildung oder Versteppung, das nichtviel Raum darauf verwendet, die zahlreichenDefinitionsversuche zu diskutieren, vor allemaber die umstrittene UNO-Definition. Dafürgibt es verschiedene Gründe, vielleicht nichtzuletzt deshalb, weil der Begriff “desert” vieleAspekte hat, je nachdem, welchen Wissen-schaftszweig man zugrunde legt, z.B. Mete-orologie, Geologie, Geographie oder Vegeta-tionsökologie. Die meisten verstehen denBegriff als sehr trockenes Gebiet. Die Bedeu-tung des Wortes kann aber viel allgemeinersein, es ist auf eine lateinische Wurzel zurück-zuführen und bedeutet eigentlich “Einöde”.Das Wörterbuch Websters (Neilson u.a. 1938)begrenzt den Begriff “desert“ nicht auf eineTrockenzone. Gewiß fallen auch trockeneGebiete darunter, aber eine andere Bedeutungdes Worts paßt gut zum isländischen Wort“auðn“, wörtlich “Ödland”.

Mit dem Begriff Desertifikation bezeichnetman vor allen Dingen die dauerhafte Degrada-tion der Fruchtbarkeit des Landes. DieseDefinition unterscheidet sich von derjenigender UNO, die eigentlich dazu dienen sollte, dieKontroversen um den Begriff “desertification“abzubauen und dessen Verwendung auf dieTrockenzonen der Erde einzuschränken, umdie armen Länder in den trockensten ZonenAfrikas kräftig zu unterstützen. Auf Verlangendieser Staaten wurden Klimaveränderungen indie ältere Definition eingefügt und die Be-tonung des menschlichen Einflusses abge-schwächt.

Die Definition von Desertifikation, die hierverwendet wird, ist unabhängig vom Klima undbezieht keine Stellungnahme hinsichtlich derUrsachen. Ihr zufolge spielt es keine Rolle, aufwelche Art Landdegradation eintritt, und eswird auch kein Bezug auf das Klima einesGebiets genommen, was oft auch schwierig zu

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Teil einer UNEP-Karte über Bodendegradation inAfrika.

fassen ist. Ödland (auðn) ist eine denkbareEndstufe unter bestimmten Voraussetzungen.Es müssen nicht unbedingt Wüsten sein, zumales oft schwierig ist zu definieren, was Wüste istund was nicht. Eine umfassende Diskussionüber die Definition von “Desertifikation“findet sich u.a. in Aufsätzen von Rubio (1995)und Yassoglou (1995) in einer EU-Veröffent-lichung zu diesem Thema (Fantechi, u.a. 1995),im Buch von Mainguet (1994), Thomas undMiddleton (1994) und in der UNEP-Schriftüber Begriffsbildung und Methodik (Odingo1990). Zusätzlich sei erwähnt, daß die Um-weltschutzorganisation der UNO (UNEP =United Nations Environment Programme) einespezielle Zeitschrift zu diesem Thema heraus-gibt: “Desertification Control Bulletin“.

Begriffsverwirrung und Unkenntnis derÖkosysteme von Trockengebieten verursachtengravierende Fehlinterpretationen bei der Zu-standsbewertung eines Landes, Es mangelteteilweise an der Anwendung wissenschaftlich-er Methoden in diesem Bereich, oder die Argu-mentation war zu emotional. Der Gegenstandwurde oft unter einem engen Blickwinkel (z.B.Kultivationswissenschaft, Bodenkunde oderGeographie) betrachtet.

Untersuchungen über den Zustand einesLandes müssen Art der Degradation, Einflüssedurch Landnutzung und Umwelt in Betrachtziehen; außerdem müssen klare Erkenntnisseüber die Art der Ökosysteme und natürlicheSchwankungen vorhanden sein. In den Jahrenum und nach 1970 vergrößerte sich die Saharamehrere Jahre lang beständig und eineHungersnot war die Folge. Der Prozeß wurdeselbstverständlich Wüstenbildung genannt.Dann kam Regen und die neue Wüsteschrumpfte wieder zusammen; die Versteppungwar von keiner Dauer. Es gibt leider sehr vieleBeispiele dafür, daß die Auswirkungen vonTrockenperioden mit dauerhaftem Verfall desLandes verwechselt werden. An anderenStellen haben Pflanzenwuchs und Bodeneigen-schaften sich so verändert, daß die Produk-tionsfähigkeit des Bodens sehr gering wurde,obwohl weitgehend eine zusammenhängende,wenn auch spärliche Vegetationshülle besteht.Das ist beispielsweise in den meisten Wüst-engebieten der USA der Fall, wo die Vegetationinnerhalb kurzer Zeit immer karger und derBoden immer unfruchtbar wurde, nachdemViehzucht im Land begonnen hatte.

Wüstenbildung ist im allgemeinen nicht in

einem ökologischen Zusammenhang gesehenworden, war es doch weithin üblich, denZustand des Bodens danach zu bewerten,inwieweit eine zusammenhängende Vegeta-tionsdecke bestand, ohne Berücksichtigung derVegetationsarten oder der Bodeneigenschaftenund dessen Bedeutung für andere Teile desÖkosystems, wie z.B. die Wassereinzugs-gebiete u.a. Ein solcher Ansatz wird gele-gentlich “landwirtschaftlich“ genannt, wobeispielsweise von Vegetationsdecke, Kultiva-tion und Produktivität ausgegangen wird, aberVielfalt und Qualität der Ökosysteme insge-samt nicht berücksichtigt werden. Ein gutesBeispiel dafür ist, wenn Isländer überlegen, obdie Landregenerierung mit den zerstörendenKräften standhalten kann, wie oft gefragt wird.Die Frage ist selbstverständlich ganz unrealis-tisch. Land, das wiederbegrünt wurde, ist inkeiner Weise mit dem Ökosystem vergleichbar,

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Rinnenbildung durch Wassererosion in einer trock-enen Gegend (Afrika).

das bei der Bodenvernichtung verschwindet. Esdauert Jahrzehnte oder Jahrhunderte, ein ver-gleichbar fruchtbares Ökosytem neu zu bilden.Gewissermaßen in diesem Geist konnten dieEntwicklungsländer den Einfluß der Trocken-heit in die Definition der UNO von der“Wüstenbildung“ einfügen, obwohl unregel-mäßiger Niederschlag und Dürrezeiten natür-liche Erscheinungen in diesen ökologischenLebensräumen sind.

Man muß sich darüber im klaren sein, daßdie von den Industrienationen als Hilfe für dieEntwicklungsländer zur Verfügung gestelltenGeldmittel, um gegen die Wüstenbildung zukämpfen, gigantisch sind. Die Maßnahmenerfolgen häufig unter Leitung der UNO, aberder Erfolg ist umstritten. Die Arbeitsmethodender UNO erfuhren harte Kritik und als Bei-spiele für interessante Publikationen dieser Artdarf man die Schriften von Forse (1989) nen-nen: “The Myth of the Marching Desert“ undPearce (1992) “Mirage of the shifting sands“,die beide in New Scientist veröffentlicht wur-den. Diesen Artikeln antwortete u.a. Stiles(1995).

Zwar mangelt es manchmal etwas am wis-

senschaftlichen Ansatz, wenn die Desertifika-tion in der Welt diskutiert wird, aber fest steht,daß das Problem gewaltig ist. Laut UNEP istzur Zeit die Lebensgrundlage von 900 Million-en Menschen auf Grund der Bodenerosionbedroht. Auch wenn Begriffe und wissen-schaftliche Methoden überprüft werden müss-en, ist es eine unumstößliche Tatsache, daß dieLandqualität ständig abnimmt und die Mensch-heit sich gleichzeitig vermehrt. Die Men-schheitsgeschichte bietet unzählige Beispieleüber die schrecklichen Folgen der Boden-vernichtung, und vielleicht nicht zuletzt dieisländische Geschichte. Es ist zu hoffen, daßIsland sich in verantwortungsvoller Weise aminternationalen Bemühen beteiligen wird, dieDesertifikation zu bekämpfen, denn nurwenige reiche Länder der Welt können sovielheimische Erfahrung vermitteln.

2.5.BodenschutzBodenschutz und Vegetationsschutz sind zu-sammengehörige Begriffe. Da die Nahrungs-mittelproduktion häufig darauf beruht, denBoden zu kultivieren, wird meistens von Bod-enschutz (soil conservation) gesprochen, undnicht von Vegetationsschutz, was eher mit derBewahrung bestimmter Vegetationsformation-en oder bestimmter Ökosysteme verbunden ist.Der Begriff Bodenschutz beinhaltet nicht nurdie Sicherung des Bodens gegen Erosion, son-dern auch Bewahrung der Eigenschaften desBodens, z.B. Fruchtbarkeit sowie Wasser-speicherungs- und Wasserabgabefähigkeit.Diese Bodeneigenschaften führen zu gutenBedingungen für Vegetation und Biosphäre imGanzen. Die Fähigkeit des Bodens, Wasser in

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Wasser ist eine kostbare Ressource. Bodenschutz istauch Wasserschutz.

Weite Teile des neuseeländischen Hochlands stehenunter Beweidungsschutz. Viele von der Erosionbetroffene Gebiete in Island sind nicht zur Beweid-ung geeignet.

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einer Regenperiode zu speichern und es späterabzugeben, ist von großer Bedeutung, dennwenn Wasser an der Oberfläche abrinnt oderohne Widerstand nach unten absickert, nütztdieses der Vegetation nicht. Oberflächena-brinnung führt darüber hinaus zu Hochwasserin den Flüssen und zu Wasserverschmutzung.Bodenschutz kommt daher auch dem Wasser-schutz und der Verbesserung des Wasser-haushalts zugute.

Sanders (1992) zeigt drei Schritte auf, der-en es im Rahmen des Bodenschutzes generellbedarf. Als erstes ist der Zustand der Boden-krume zu untersuchen, und dazu muß u.a.Bodenerosion genau lokalisiert sein. Als näch-stes müssen Schutzmaßnahmen geplant wer-den, und der letzte Schritt ist die Umsetzungder Planung. Mit dieser Schrift wird der ersteSchritt in die Richtung gemacht, den Zustanddes Bodens und die Bodenerosion im ganzenLand zu erfassen.

Es muß hervorgehoben werden, daß Bod-enerosion eine Folge und keine Ursache ist. Inseinem grundsätzlichen Artikel zum Boden-schutz zeigt Sanders (1992) auf, daß die zu-ständigen Behörden in vielen Staaten teuresGeld in wenig erfolgversprechende Maßnahm-en zum Bodenschutz stecken, weil man sichdort auf die Folgen konzentriert, anstatt nachden Ursachen des Übels zu suchen. Erosion isteine Folge, aber die Wurzel des Übels läßt sichin den meisten Fällen auf eine Fehlnutzung desBodens zurückführen.

Moderne Methoden des Bodenschutzeszielen darauf ab, Bewußtsein und Verant-wortung derjenigen zu aktivieren, die das Landnutzen. Dieser Aspekt steht u.a. im Mittelpunktdes australischen “Land-care“, das weltweitgroßen Einfluß auf Landregenerierungs-arbeiten hatte. Auch muß erwähnt werden, daßes weithin Land gibt, wo eine Nutzung nicht zuvertreten ist. Führen Information und größeresVerantwortungsbewußtsein der Landeigentüm-er nicht dazu, daß das Übel bekämpft wird,

müssen die verantwortlichen staatlichen Stell-en eingreifen, denn es ist auch in ihrer Verant-wortung, eine nachhaltige Nutzung des Bodenszu sichern. Diese Aspekte sind Teil des Bod-enschutzkonzepts in Australien.

In den U.S.A., Neuseeland und Australienwurden spezielle Gesetze verabschiedet,denenzufolge bestimmte Formen der Land-nutzung in empfindlichen Gebieten nicht zu-lässig sind. Das bezieht sich in erster Linie aufAckerland, das zur Kultivierung umgebrochenwird; die Gesetzgebung bezüglich Weidelandist nicht so weit gekommen. Nachdem man inNeuseeland mit die Beweidung des Hochlandesauf der Südinsel begonnen hatte, entstand dortgroßflächige und folgenschwere Bodenerosion.Man kartografierte die Erosion im ganzenLand mit vergleichbaren Methoden, wie hierbeschrieben, und in der Folge mußte das ganzeBergland unter Schutz gestellt werden (keineBeweidung).

Hierzulande ist die Ansicht recht verbreit-et, daß Bodenschutz und Landregenerierunghauptsächlich darin bestehen, die schnell vor-anschreitende Vegetationsvernichtung aufzu-halten. Zum Bodenschutz gehört aber nichtzuletzt auch nachhaltige Landnutzung, bei derdie Bodenressourcen nicht zerstört werden. DieEinfriedung von Ödland und Erosionsgebietensind daher natürlicher Teil der Landregen-erierungsarbeit. Hinzu kommen die Förderungverantwortlicher Bodennutzung, Information-stätigkeit, Landbegrünung, und die größereVerantwortung der Landbesitzer und derenEigeninitiative. Eine Gesamtplanung in SachenBodenschutz muß auf umfassender Kenntnisvon Vegetation, Boden und Bodenerosion auf-bauen. Sie beruft sich auf alles, was der ver-nünftigen Landnutzung, der Bewahrung vonnatürlichen Ressourcen und der Wiederge-winnung früherer Bodengüte dient, darunterForschung, Beweidungssteuerung, Informa-tionsvermittlung, konzeptionelle Entwicklung-en und Gesetzgebung.

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3. MESSUNG UND BEWERTUNG

VON BODENEROSION

3.1. Modelle für die BodenerosionWie bereits erwähnt, gibt es Modelle zurBewertung von Bodenerosion in bezug auf kul-tivierte Böden. Das Ergebnis der Berechn-ungen wird in Tonnen von Bodenmaterial ange-geben, das jährlich pro Hektar verloren geht(t/ha/Jahr). Diese Werte haben sich im Großenund Ganzen bei der Bewertung von Ackerböd-en gut bewährt. Dagegen waren diese Modellein bezug auf Weideland (SRM 1992, NRC1993) schlecht bzw. wertlos. Es gibt diverseGründe dafür und auf einige wird im folgendeneingegangen.

Weideland ist nicht einheitlich wie Acker-land. Der gesamte Acker wird gepflügt, sodaßer für die Erosionskräfte offen steht. Weidelandin natürlichem Zustand hingegen ist bewach-sen, und abgesehen von Ödland sieht man Erdenur an einzelnen Erosionswunden. Auf solchesLand treffen einige Aspekte der Modelle zu.Die Nutzung von Weideland geschieht auf ganzandere Art als bei Ackerland, und daher geltendie Voraussetzungen, die für Erosionsmodelleverwendet werden, nur zum Teil für Weideland.Die Tiefe des Bodens wird ebenso wenigberücksichtigt wie die Geschwindigkeit derBodenbildung. Die Dicke der Bodenschicht isthinsichtlich der Bodenerosion von großerBedeutung. Ist die Bodenschicht tief, spielt eskeine so große Rolle, wenn oben einige Zenti-meter verloren gehen; wenn aber genauso vieleZentimeter auf einer dünnen Bodenkrume ver-loren gehen, wird eine solche Erosion voll-ständige Vernichtung verursachen.

Bodenbildung wirkt der Erosion entgegen,denn der Boden ist langsam und stetig in Ent-

wicklung. Aber auch eine rasche Bodenbildungkann nie gegen eine starke Erosion ankommen,

denn der Unterschied in der Geschwindigkeitdieser Prozesse ist beträchtlich, besonders dort,wo das Klima trocken oder kalt ist.

Das Zusammenspiel zwischen Vegetations-hülle und Erosion ist komplex. Meistens för-dert eine Vegetationshülle den Schutz desBodens, doch wenn es sich nur um eine dünneSchicht von Flechten an der Oberfläche han-delt, vergrößert sich die Oberflächenabrinnung,statt daß der Niederschlag in den Boden ein-sickert. Daher gelten solche Schichten im Aus-land weithin als schädlich. Auf den isländis-chen Ödlandflächen gelten aber andere Maß-stäbe. Dort ist Frosthochwölbung eines dergrößten Probleme, und ein Vegetationsfilmdieser Art schützt den Boden und ist oft dieVoraussetzung dafür, daß sich Vegetation bild-et.

Wassererosion hat die obersten 20 cm Boden weg-transportiert.

Aber auf Island gibt es noch mehr, was dieGültigkeit der bekannten Modelle für Bodene-rosion so sehr mindert, daß sie in Anbetrachtder isländischen Verhältnisse nahezu unbrauch-bar sind. Hier muß zuerst die Erosion vonWiesenböden genannt werden. Hier geht esnicht darum, daß die Erosion an der Oberflächewenige Zentimeter beträgt, sondern die ge-samte Bodenschicht an den Erosionskanten(isl. rofabarð) wird weggerissen und übrigbleiben Ödflächen. Das ist natürlich von derjeweiligen Erosionsart abhängig, und sie istviel komplexer, als in ausländischen Modellenfür Bodenerosion angenommen wird. Sicher-lich geschieht es manchmal, daß Bodenkrumenach und nach an der Oberfläche erodiert, und

das ist im Besonderen auf Ödland der Fall unddort, wo Wiesenboden durch punktuelle Ero-sion gekennzeichnet ist. Der isländische Wie-senboden ist außerdem unterschiedlich dick.Verschwindet eine bestimmte Anzahl vonTonnen von einem Hektar, kann es sein, daß beiBöden von geringer Tiefe keine fruchtbareErde mehr übrig bleibt. Wo hingegen dieserWiesenboden sehr dick ist, richtet der Verlustder gleichen Tonnenzahl relativ geringeSchäden an.

Desweiteren muß erwähnt werden, daßUSLE und das Winderosionsmodell eine bes-timmte physikalische Bodenqualität vorausset-zen. Vulkanische Böden wie der isländischeWiesenboden haben ganz spezifische Eigen-schaften, die schlecht zu den Modellannahmenpassen. Als Beispiel kann man anführen, daßdas Winderosionsmodell von einer Größe derErdkörnung von >0,84 mm ausgeht; dann abersind die Bodenkörner so groß, daß sie nicht soleicht von den Äckern verblasen werden kön-nen (Skidmore 1994). Die Körner von vulka-

nischen Böden sind von Natur aus leichter,ganz abgesehen von den vulkanischen Locker-stoffen. Nicht selten kann man beobachten, wieder Wind Körner von 30 mm Größe bewegt,was schon einiges über die Anwendbarkeit desWinderosionsmodells auf isländische Verhält-nisse aussagt. Vulkanische Erde ist auch wegengeringer Kohäsion viel mehr durch Wassergefährdet als andere Böden (Maeda u.a. 1977).

3.2.Bodenerosion in WeidelandBodenerosion steht ganz oben auf der Listeüber die Aspekte, die bei der Zustandsbe-wertung von Weideland berücksichtigt werdenmüssen (SRM 1995). Das liegt u.a. daran, daßder Boden lange Zeit für eine Neubildung ben-ötigt, Vegetation aber in vielen Fällen raschwieder hochkommen kann, erhält sie dabeiSchutz. Man muß aber beachten, daß die Vege-tationsanalyse ein gravierender Faktor bei derBewertung des Zustandes von Weideland ist;wo die Bodenerosion stark ist, hat sie Vorrang(SRM 1995).

Die meisten Methoden zur Bewertung desZustands von Weideland gehen davon aus, wieviel von der Bodenoberfläche offen für dieVernichtungskräfte ist und von den Anzeichenfür Bodenerosion. Im System der U.S.A. (BLM1973) sind Boden und Bodenerosion ein Teilder Bewertung. Man geht von den Anzeichenfür Bodenerosion aus und es werden einigeMerkmale bestimmt, die zur Erosionsbe-wertung herangezogen werden können. DasBLM (Bureau of Land Management) ist alsInstitution mit der Kontrolle der Nutzung derriesigen Weideflächen in den U.S.A. befaßt, diein Staatsbesitz sind. Ihre Verfahren wurden nurwenig modifiziert in dem überarbeiteten Syst-em, das vom Forschungsrat der U.S.A. (NRC1994) erarbeitet wurde. Der amerikanische SoilConservation Service benützt ähnliche Met-hoden, bei denen der Anteil unbewachsenenLandes die wichtigste Maßeinheit ist.

3.3. Erosionsbewertungsmethoden aufdem Inselkontinent

Die Methoden von RALA und LR bei derKartierung von Erosion orientieren sich in vie-ler Hinsicht an den Verfahren, die angewandtwurden, um den Bodenzustand in Neuseelandund New South Wales in Australien zu erui-eren. Es erscheint angebracht, diese Methodenetwas näher zu erläutern.

Die neuseeländischen Methoden werden in

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Winderosion in isländischem Ödland.

der Broschüre “The New Zealand Land Re-source Inventory Erosion Classification“ vonEyles (1985) erläutert.

In Neuseeland zeigte es sich bald, daß diestarke Bodenerosion eine Folge der Land-nutzung war, und daß Organisationsformen fürdie Nutzung gefunden werden mußten, die dasLand nicht beeinträchtigten. Man begann dahermit einer gründlichen Kartierung jener Fak-toren, die am ehesten bei Landnutzungsplan-ung in Frage kamen. Diese Faktoren waren:Gesteinsart, Bodenart, Neigung, Bodenerosion(Erscheinungsform und Bewertung) undVegetation. Wenn diesbezügliche Informa-tionen und solche über das Klima genutzt wer-den, geht man davon aus, daß es möglich ist,ein realistisches Bodennutzungskonzept zuentwickeln. Diese große Arbeit begann 1952und hatte weitgehend die amerikanischen Met-hoden zum Vorbild. Die Bewertung der Erosiondürfte rasch den Vorrang bekommen haben,zumindest eine Zusammenfassung der Ero-sionsdaten, denn “Erosion ist der Hauptfaktor,der Einfluß auf die Möglichkeiten des Bodenszur nachhaltigen Landwirtschaft hat“ (Eyles1985). Die Kartierungsarbeiten aller Faktoren,die hier erwähnt worden sind, wurde fortgesetztund die Ergebnisse liegen nun vor.

Zunächst baute das neuseeländische Ver-fahren darauf auf zu kartieren, wieviel Bodenverloren gegangen war, da in manchen Ero-sionsgruppen große Teile verloren gegangenwaren; in den schlimmsten Gebieten waren >75% des Landes Felsgrund ohne Bodenschicht.Diverse Methoden zur Kartierung wurdenangewendet, sie änderten sich im Lauf der Zeitentsprechend den verbesserten Kenntnissenüber die Erosion. Im Jahre 1972 machte mansich daran, die Erosionskartierung zu verein-heitlichen (NZLRI, New Zealand Land Re-source Inventory) u.a. um diese Unterlagen alsGrundlage für Subventionsgewährung bei Ero-sionsbekämpfung verwenden zu können.Grundlage des Systems ist die Kartierung derErosionsart (Erosionsform) und wie gravierenddie Erosion ist (engl. severity oder intensity).

Als Grundlagen des neuseeländischenKlassifikationssystems nannte Eyles (1985)vier:1 Erosion nennt man die Ablösung des Boden-

krume, ihre Verfrachtung von einem Ort zueinem anderem und die Sedimentation, sodaßdie Fähigkeit des Bodens zur landwirt-schaftlichen Nutzung beeinträchtigt wird.

2 Es wird keine Unterscheidung zwischennatürlicher und beschleunigter Erosiongemacht. Dafür gibt es zwei Ursachen: Oftist es schwierig, dazwischen zu unterschei-den, und es ändert auch nichts an Schwereund Folgen der Erosion.

3 Es wird nur wirksame Erosion kartiert(derzeitige Erosion).

4 Es wird nicht von der Menge des erodiertenMaterials (sediment yield) ausgegangen,weil der Zusammenhang zwischen derGeschwindigkeit, in der der Boden ver-loren geht, und der Menge des Erosions-materials hinsichtlich Zeit und Raum sehrvariiert.

Erosionsintensität wird auf der Skala von 0 bis5 eingestuft, wobei 5 die schlimmste Erosionbezeichnet. Eine genaue Darstellung derneuseeländischen Einteilung findet sich inTabelle 1.

Es ist hochinteressant, daß man in Neusee-land besonderen Wert darauf legt, die Boden-qualität zu klassifizieren, indem man vielenatürliche Faktoren kartografiert. Man kannz.B. die Bewertung der Bodenqualität in denvulkanischen Gebieten der Nordinsel Neusee-lands von Blaschke (1985) nennen. ÞorsteinnGuðmundsson unternahm mit Erfolg einenähnlichen Versuch in bezug auf den Borgar-fjörður/ Westisland. Er teilte in 5 Klassen ein,wobei die erste Klasse der Boden ist, der sichfür Heuwiesennutzung eignet, die fünfte

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Umschlagbild des neuseeländischen Handbuchs zurErosionseinstufung

Klasse hingegen ist Land, das keinerlei Produk-tionswert hat, z.B. Ödland und steiniges Land,steile Hänge, Sümpfe, Erosionsgebiete oderLandesteile, in denen das Klima sehr ungünstigist (Hochland, Wärmeeinheiten werden zuGrunde gelegt).

Als die Kartierung durch RALA und LR imJahre 1991 begann, wurde diese Möglichkeitder Einteilung diskutiert. Man nahm von einerderartigen Klassifikation Abstand, weil es nichtnötig schien, Informationen über das Maß hin-aus zu sammeln, das die Erosionskartierung fürweite Landesteile aufweist, u.a. im Hochland,auf Ödland und Erosionsgebieten. Außerdemwäre das Projekt so viel umfassender gewor-den, daß es nur mit großer finanzieller Unter-stützung durch die Regierung möglich gewesenwäre, es in Angriff zu nehmen. Es muß aucherwähnt werden, daß die Arbeiten an einerVegetationskarte für weite Teile von Islandabgeschlossen sind. Der Maßstab dieser Kartenist aber etwas zu grob, um danach die Be-weidung in bestimmen Weidegebieten zu pla-nen oder Landregenerierungsmaßnahmen füreinzelne Landwirtschaftsbetriebe zu aufzu-bauen. Vegetationskarten sind aber zusammenmit den Erosionskarten eine brauchbareGrundlage für die Raumplanung größererGebiete und zusammenhängender Regenerier-ungsgebiete.

Mit weiterer Entwicklung der EDV-Technikkann es sehr wohl in Frage kommen, dasbewirtschaftbare Land im Tiefland nach derBodenqualität zu klassifizieren. Ein Beispielfür diese Entwicklung ist, daß es heute möglichist, Landneigungen aufgrund von Höhenlinienund anderen Daten im Computer darzustellen.Diese Daten kann man später leicht mit Infor-mationen über Bodenart, Erosion, Vegetation

und anderes in Frage kommende verknüpfen.Wenn man sich nach neuen Methoden umsehenwill, um landwirtschaftschaftliche Betriebe inIsland zu kartieren, kommen insbesondere dieKarten in Frage, die über die BodenqualitätAuskunft geben, die auch für die Raumplanunggenerell genutzt werden könnten.

Bodenerosion ist weithin ein gewaltigesProblem in Australien, denn das Land isttrocken und empfindlich. Viele Gebiete vertru-gen die Nutzung nicht, die mit dem Kommender weißen Einwanderer begann. In den Jahren1982 und 1983 herrschte eine solche Dürre-periode, daß sich ein Staubnebel über die Groß-stadt Melbourne legte. Das war der Anlaß füreine Kehrtwende, und jetzt hat Australien invielen Aspekten des Bodenschutzes eine fü-hrende Stellung. Ebenso wie in Island ist dortdie Bodenvernichtung ein Thema, das alle sichangelegen sein lassen. Es gibt einige Unter-schiede nach den Staaten des Landes, wie mandem Übel begegnet. Vorrangige Bedeutunghatte die Erfassung der Landdegradation, bevorman weitere Maßnahmen in Angriff nahm, wasu.a. zu einer weitreichenden Gesetzgebungführte; verwaltungsmäßige Änderungen wur-den dort verfügt, wo man meinte, daß bis dahinProduktions- und Landwirtschaftsinteressen zuviel Einfluß hatten (Hannam, 1991).

In den Jahren 1987 bis 1988 wurde imStaat New South Wales eine große Unter-suchung über Bodenqualitätsminderung veran-laßt (SCS-NSW 1989; Graham 1990). Kartiertwurden zehn Formen der Degradation:• Oberflächenabrinnung und Rinnsalbildung• Rinnenbildung (Rachel)• Muren /Rutschungen• Winderosion

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Staubsturm über Melbourne, Australien.

“Scalding” in Australien mit gravierender Bod-endegradation.

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• Versalzung von Weideland• Versalzung infolge von Bewässerungs-

systemen• “Scalding” (Bildung unfruchtbaren Öd-

lands wegen Bodenverlust)• Übersäuerung des Bodens• Bodenstrukturschwund• “Woody shrub infestation” (Überhand-

nahme von unerwünschtem Gesträuch)Diese Methoden ähneln den neuseeländischensehr, aber das Trockenheitsproblem und dieFolgen der Nutzung von ariden Ökosystemen

werden stärker hervorgehoben. Besonders dieGruppe, die als “scalding“ bezeichnet wird,erregt Aufmerksamkeit, denn sie ist in vielerHinsicht verwandt mit den typisch isländischenMelar-Kiesflächen, die der Bodenkrume be-raubt wurden. Es besteht kein Grund, dieseMethoden im einzelnen aufzuzählen; sie lassenaber erkennen, auf welche Weise andere Na-tionen ihre eigenen Verfahrensweisen ent-sprechend den jeweiligen Landesgegeben-heiten entwickelt haben.

Umschlagbild des Land Degradation Survey von New South Wales (Australia).

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4. VERFAHRENSWEISEN

4.1. ErosionsklassifizieringssystemDie überaus auffälligen Anzeichen derBodenvernichtung können niemand entgehen,der Island bereist. Dennoch sehen die Men-schen das Land auf verschiedene Art. Wo dereine Erosion festzustellen glaubt, ist es nichtsicher, das ein anderer etwas von diesem Pro-blem bemerkt. Grund dafür ist vor allem dieTatsache, daß kein einheitlicher Maßstab andas Land gelegt wird. Wo Rofabard-Bildung(vgl. das Foto rechts) auffällig ist, besteht keinZweifel daran, daß Erosion vorliegt. Sandver-wehungen treten auch offen zutage, sowohl dertreibende Flugsand als auch der Gesteins-schliff. Anderen Anzeichen für Erosion wurdeweniger Beachtung geschenkt, z.B. den ge-waltigen Mengen an Boden, die in Bächen undFlüssen ins Meer gespült werden.

Man kann sagen, daß sich sowohl Forschungals auch Augenmerk der Menschen in ersterLinie auf den Verlust von Grünland richteten,und da im Besonderen auf Vegetationsränderwie Rofabard-Kanten und Sandverwehungen.Das ist sehr verständlich, denn hierzulande istErosion eine so folgenschwere Naturkraft, daßdort, wo einst schön bewachsenes Land mitfruchtbarem Boden war, nunmehr unfruchtbaresÖdland mit äußerst spärlicher Vegetation ist.Aus diesen Gründen ist es wie bereits erwähntin Island üblicher, von Vegetationsverlust alsvon Bodenerosion zu reden.

Obwohl viel über Vegetationsverlust undBodenerosion geschrieben wurde, war es dochselten Gegenstand wissenschaftlicher Unter-suchungen, auf welche Weise Bodenvernicht-ung stattfindet, abgesehen vielleicht von Sand-gebieten und Erosionskanten. Natürlich gibt esAusnahmen. Die Untersuchungen von Sigurð-

ur Þórarinsson (z.B. 1961), Guttormur Sigur-björnsson (1969) und Grétar Guðbergsson(1975) waren wichtige Schritte in Richtungeines besseren Verständnisses von Erosion.

Die Messungen von Sturla Friðriksson anRofabard-Erosionsrändern (1988) stellen eben-falls einen beachtenswerten Beitrag zur Diskus-sion um Art und Beschaffenheit von Erosion dar.

Das Kartierungsverfahren von RALA und LR von der Erosion baut auf vier Hauptaspekten auf: • Klassifikation der Erosion nach Erosionsformen (Erosionsarten)• Skala zur Bewertung des Ausmaßes der Bodenerosion • Verwendung von Satellitenaufnahmen als Grundkarte und Hilfsmittel bei der Kartierung• Verwendung von EDV- Informationssystemen.

Solche Relikte von Boden und Vegetation in Ödlandwerden auf isländisch Rofabard (Erosionskanten)bezeichnet.

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Trotz dieser Forschungen in bezug auf dieBodenerosion begann die Entwicklung vonVerfahren zur Messung des Bodenverlustes inden Weideflächen in Island erst relativ spät.Offizielle Versuche zur Bewertung der Bod-enerosion auf Weideland wurden bei RALA imZusammenhang mit Weidebelastungsberechn-ungen aufgenommen.

In den Jahren 1983-1984 wurde daran gear-beitet, Bewertungsmethoden für den Zustand desWeidelandes auf den Hochheiden von Austur-Húnavatnssýsla zu finden (Ingvi Þorsteinssonu.a. 1984; Ása L. Aradóttir und Ólafur Arnalds1985). Es zeigte sich, daß es nicht genügte,Rofabard-Erscheinungen zu beachten, um eingutes Bild von der Bodenerosion zu erhalten; eswurde eine weitere Erosionsform definiert, diepunktuelle Erosion (isl. rofdílar, engl. spot ero-sion). Punktuelle Erosion ist de facto ein sehrklarer Hinweis auf eine Rezession des

Grünlandes und sie geht weiterer Erosion vorauf. Die Verfahren der RALA in jenen Jahren

konzentrierten sich nur auf das Grünland undbefaßten sich nicht mit desertifizierten Ge-bieten. Sie wurden allenthalben in Island beider Bewertung von Böden hinsichtlich einer“realistischen Weidebelastbarkeit” angewen-det, d.h. Belastbarkeit unter Berücksichtigungdes Vegetations- und Bodenzustandes. DieseVerfahren waren in bezug auf gut bewachseneHochheidegebieten gut anwendbar, aber jemehr sie benutzt wurden, desto mehr Mängeltraten zutage hinsichtlich der Bodenerosion. Eszeigte sich, daß die Methoden nicht jedeErosionsart erfaßten, besonders an Bergflankenund auf Ödland und daher schlecht für wenigbewachsene Gebiete paßten. Auch gab es keineklare Unterscheidung zwischen Erosionspro-zessen und Anzeichen für Erosion gemacht.

1986 unterstützte der Isländische Wissen-

schaftsfonds allgemeine Untersuchungen in be-zug auf Bodenvernichtung. In dem Sommerwurden 30 Gebiete im Land daraufhin unter-sucht, auf welche Weise Erosion auftritt. DieseStellen wurden nach einem Zufallsverfahrenausgewählt, aber man achtete darauf, daß Grün-land in irgendeiner Form vorhanden war. Auf derGrundlage dieser Daten wurde ein neues Klassi-fikationssytem der Bodenerosion auf Islanderstellt. Das Klassifikationssystem war Teileiner Dissertation an der Texas A&M Universitätund wurde in Zusammenarbeit mit Larry Wild-ing und Tom Hallmark erstellt (Ólafur Arnalds1990; Ólafur Arnalds u.a. 1992). Aber das kon-nte nicht auf Ödland angewendet werden.Ausländische Klassifikationsverfahren wurdenzum Vergleich herangezogen, besonders dasneuseeländische System, das bereits vorgestelltwurde (Eyles 1985), das System von Zachar(1982), sowie Verfahren in der Geomorphologieund schließlich die Verfahren, die für die Ero-sionsbewertung in Weidegebieten der U.S.A.entwickelt worden waren (USDA–SCS 1976).Das isländische System wird in dieser Publika-tion “Klassifikation von RALA und LR“ genan-nt. Weitere Unterklassifikationen von Ödlandwurden später von den Mitarbeitern von RALAund LR erarbeitet (Ólafur Arnalds u.a. 1994).

4.2.ErosionsformenWie bereits erwähnt, ist die Erosion auf Islandsehr komplex. Es ist beinahe unmöglich, dieErosion zu messen, ohne sie zu klassifizieren.Schwierig ist es, sich dabei an Erosionsprozessewie Winderosion und Wassererosion zu halten,um so die Erosion zu klassifizieren, denn dieseist wegen der isländischen Gegebenheiten sehrkomplex. Es hängt unter Umständen von denJahreszeiten und vom Jahresverlauf ab, welcheArt von Erosion jeweils auftritt. Als Beispielkann man die Rofabard-Kanten nennen. An dies-en treten mehrere Erosionsarten auf, Schlagregentrifft auf die Kante, Wasser rinnt die Kante hin-unter und an ihr entlang, Wind erodiert dieBodendecke, Hohlraumfrost beschädigt sie unddie untergrabenen Überhänge brechen ab. Es istalso schwierig, die Rofabard-Bildung einer bes-timmten Erosionsart zuzuordnen.

RALA und LR bauen ihr Klassifikations-system auf den Erosionsformen auf, d.h. denäußeren Anzeichen, die man bestimmen kann.An jeder Stelle können mehrere Erosionspro-zesse auftreten. Die Klassifikation gilt überall,wo Erosion stattfindet, ob auf Land mit ge-

Punktuelle Erosion in typisch isländischem Weideland.

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schlossener Vegetationsdecke, an den Grenzender bewachsenen Gebiete oder im Ödland. DieKlassifikation ist wie folgt:

1. Rofabard-Erscheinungen (B)2. Anwehungsdünen (A)3. Punktuelle Erosion (D)4. Punktuelle Erosion an Hängen, Boden-

fließen, Solifluktion (J)5. Wasserrinnen (V)6. Muren (K)7. Ödland (mehrere Klassen)

Solifluktion und punktuelle Erosion stehenin enger Verbindung zueinander. Man kannsagen, daß der Unterschied darin besteht, daßpunktuelle Erosion auf flachem Gebiet stattfin-det, während Solifluktion eine punktuelle Ero-sion an Hängen ist, wo sich wegen der NeigungAbsätze und Zungen an Stelle von Thufur bilden.Erosion an Hängen ist eine viel ernstere Ange-legenheit als auf Land mit geringer Neigung.Fließendes Wasser und die Schwerkraft sindwirksame Erosionskräfte an Hängen und dahergäbe es guten Grund, Erosionswunden an Hän-gen gesondert zu klassifizieren, und vielleichtwäre es besser, einen anderen Begriff für dieseErosionsart zu verwenden als Solifluktion.

Ein wichtiger Punkt im Klassifikations-system von RALA und LR ist, daß Ödland zuden Erosionsformen gerechnet wird. Es würdegeradezu ein falsches Bild vom Land abgeben,würde man das nicht in die Kartierung auf-nehmen. Auf Böden mit geringer Vegetationhaben die Erosionskräfte leichten Zugang zurOberfläche des Bodens und deshalb steht dortdie Erosion in umgekehrter Proportion zurVegetationshülle. Erosionskräfte sind z.B.Wind, fließende Wasser, Regentropfen, Hohl-raumeis, Eisnadeln und die Schwerkraft, dieSolifluktion und Murenabgänge verursachen.

Manche schenken der Erosionskraft vonRegentropfen keine Beachtung, war doch derenEinfluß unklar bis zu den Untersuchungen vonEllison (Stallings 1957). Betrachten wir denNiederschlag als Kraft: Die Energie, die in 50mm Niederschlag steckt, ist theoretisch aus-reichend, um 18 cm Boden 1 m in hoch zuheben. Sind die Regentropfen groß, zerstreuensie die Bodenkörner in alle Richtungen. Esbedarf nur einer geringen Bodenneigung, damitdie Bodenkrume auf diese Weise bei Regenabwärts bewegt wird. Deswegen ist die Korn-

verfrachtung bei einer Hangneigung von 10%hangabwärts dreimal so groß wie hangauf-wärts. Das Beispiel stammt aus einem Buchvon Heady und Child (1994) über Ökologieund die Nutzung von Weideland; man sollteaber auch die Bücher von Morgan (1986) undStallings (1957) erwähnen, wo die Erosions-kraft von Regentropfen ausführlich behandeltwird.

Erosion verursacht von Regentropfen wirdSchichterosion (isl. lagrof; engl. sheet erosion)

Regentropfen lösen an der Oberfläche Bodenpar-tikel ab.

Vollkommen erodiertes Land in Süd-Island. DiesesGebiet war vor einigen hundert Jahren mit bus-chigem Birkenwald bedeckt.

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genannt. Aus diesem Grund ist jeder unge-schützte Boden der Gefahr durch Regenerosionausgesetzt, auch wenn die Neigung gering ist.Die Aufschläge lösen die Körnung des Bodensab, und vermischen Bodenkrume mit Wasser,das an der Oberfläche schwimmt. An Hängenbeginnt das Wasser an der Oberfläche zu fließen,was die Erosion zusätzlich zu den Regentropfenvergrößert. Das Wasser sammelt sich in Rillen(engl. rills), die sich dann später zu größerenWasserrinnen vereinigen (engl. gullies).

Winderosion ist generell im Ödland intensiv,was dadurch verursacht wird, daß der Bodensich offen dem Wind darbietet. In Wirklichkeitsind es aber die Zusammenstöße der Boden-körner, die die meiste Erosion verursachen;daher findet sich die stärkste Winderosion aufzusammenhängenden unbewachsenen Gebieten.Das trifft auch auf die isländischen Ödland-flächen zu. Unebenheiten an der Oberfläche wieSteine oder Höhenunterschiede in Lavafeldernreduzieren allerdings die Windgeschwindigkeitan der Oberfläche. Die Winderosion auf Ödlandist viel größer als die meisten glauben, sogar aufden steinigen Melar-Flächen. Die Anzeichentreten nicht immer offen zutage, sie bestehenunter anderem darin, daß sich nach und nachSand unter einer steinigen Oberfläche ansam-melt. Der Frost drückt die Steine dann immerweiter nach oben und begräbt den Sand, der aufdie Melar-Flächen verblasen wird.

Die Bildung von Eisnadeln an der Boden-oberfläche verursacht sehr viel Erosion auf unbe-wachsenen Böden und führt u.a. dazu, daßVegetation sich nur sehr schwer ansiedeln kann.Eisnadelbildung tritt sehr häufig auf; die Nadelnkönnen mehr als 10 cm lang werden. Oft hebensie Bodenkörner an, die dann lose auf derBodenoberfläche liegen, wenn das Eis schmilzt,

und diese werden dann zum Schluß vom Wasserweggespült oder vom Wind verblasen.

Daraus ist ersichtlich, daß die Oberflächevon Ödland sehr instabil ist, und deswegenwird es als besondere Erosionsform klassi-fiziert. Anfangs wurde Ödland nicht in Unter-klassen eingeteilt. Die Erfahrungen, die imersten Jahr gesammelt wurden, wurden dazu

genutzt, die Klassifizierung von Wüstenge-bieten zu überarbeiten:

1. Melar – Flächen (M)2. Sandflächen und Flächen mit vulkanis-

chen Lockerstoffen (S)3. Schutthalden an Bergflanken (engl. scree)

(C)4. Lavafelder (H)5. Sandige Melar-Flächen (SM)6. Versandete Lava (SH)7. Freiliegende Erden (O)8. Bergland (F)

Es stellte sich schnell heraus, daß es beson-derer Klassen für Melar-Kiesflächen undLavafelder mit Sandablagerungen an der Ober-fläche bedurfte. Sand hat großen Einfluß aufdas Land und die Erosion wird viel intensiver.Außerdem sind diese Klassen sehr nützlich,wenn es darum geht, die Herkunft des Sandeszu eruieren, von seinem Herkunftsort bis zujenen Gebieten, wo er ganze Dünen bildet unddie Vegetation vernichtet.

Es wäre finanziell nicht vertretbar gewesen,die höchsten Berge und das sonstige Bergland zukartieren, und deshalb wurde es als eigeneKlasse geführt. Die Grenzen von Bergland sindim Norden etwas niedriger (oft 500–700 m, imSüden 700–900 m), was in Einklang mit Klimaund Vegetationsbedingungen steht.

Eisnadelbildung kann die Wurzeln kleiner Sämlingeanheben, wodurch eine natürliche Regenerierungder Vegetation verlangsamt wird.

Hochgebirge wurde nicht kartiert.

Es ist leicht, das Klassifikationssystem anOrt und Stelle zu nützen; kein Land, auf demErosion auftritt, blieb unberücksichtigt. DenVerfassern ist dennoch klar, daß die Verfahren,die hier angewendet wurden, voraussichtlichspäter in Übereinstimmung mit mehr Wissenüber Erosion einer Überarbeitung bedürfen,.

Ausführliche Darstellungen der Klassifika-tion von Bodenerosion sind in einem Aufsatz inGræðum Ísland IV (Ólafur Arnalds u.a., 1992)zu finden sowie in den Mitteilungen vonRALA nr. 168 (Ólafur Arnalds u.a., 1994).

4.3.ErosionsskalaDie Kartierung von Erosion beinhaltet eineErhebung, welche Art von Erosion stattfindetund wie gravierend sie ist. Um die Wirksamkeitvon Erosion zu bewerten, wird eine besondereErosionsskala benutzt. Diese Erosionsskalavon RALA und LR reicht von der Stufe 0, diekeine Erosion bezeichnet, bis zur Stufe 5, dieeine sehr große Erosion beinhaltet.

Die Erosionseinstufung beinhaltet einen Ver-weis auf den Boden als lebendige Ressourceund Teil eines Ökosystems, und auf einenachhaltige Nutzung dieses Ökosystems.

Das landwirtschaftliche Forschungsinstitut(RALA) und das Landregenerierungsamt (LR)haben richtungweisende Positionen hinsicht-lich der Bodennutzung durch Beweidung inÜbereinstimmung mit der Erosionsbewertungformuliert. Die Vorschläge zur Weidenutzungwerden in Tabelle 2 dargestellt.

Jede Erosionsform erhielt eine eigene Ero-sionsskala, die bei der Einstufung des Landesverwendet wird.

Sandgebiete werden überall im ganzenLand gleich klassifiziert, ob auf demSkeiðarársand oder in den Wüsten vonMývatnsöræfi. Die Melar-Kiesflächen wurdengleich eingestuft, gleichgültig, ob sie amKjölur in 600 m Höhe ü.M. oder auf einemkahlen, steinigen Hügel in den bewohntenLandesteilen auftreten; das ist unabhängigdavon, daß es leicht ist, im Tiefland eine solcheFläche zu begrünen, aber fast unmöglich imHochland. Manchmal kann die Entwicklung aufLand, das schlecht eingestuft ist, durchaus posi-tiv sein. Das gilt weithin für Land, daß wegenWeidenutzung im großen Stil in der Zeit zwis-chen 1974 und 1980 in schlechtem Zustand ist.Auch kann der Zustand der Vegetation schlechtsein, obwohl nur geringe Erosion auftritt. Dasgilt unter anderem für die Halbinsel Reykjanes.

Auf die Kartierungsmethoden und derenGrenzen sowie die Anwendungsmöglichkeitender Daten wird weiter unten eingegangen.

Eine kurze Erläuterung der Erosionsskalafür jede Erosionform erfolgt nachstehend.Außerdem wird auf die Farbbilderreihe in denMitteilungen von RALA Nr. 168 hingewiesen.Genauere Erklärungen finden sich auch imInternet unter www.rala.is/kvasir. Dort gibt es

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Buschland undBlumenwiesen

Grasland, Heiden und Gebiete mit ungenießbaren Pflanzen

Ödlandvegetation

Vegetationsdecke

Eine vereinfachte grafische Darstellung von Ver-änderungen in der Vegetationsdecke (grüne Linie)und Vegetation, die sich bei anhaltender Überwei-dung entwickeln könnten. Solange die Bodendeckeintakt und die Erosion minimal ist (Stufen II und III),ist es relativ einfach und nicht teuer (rote Linie), zurStufe I zurückzugelangen, wenn die Beweidung ver-ringert oder gestoppt wird. Wenn aber der Großteilder Bodendecke verlorengegangen ist (Stufen V undVI), ist es wesentlich schwieriger und kostspieliger,die Vegetation auf die Stufe I zurückzuführen, denn esmuß zunächst einmal die Bodendecke zurückgewon-nen werden, falls das überhaupt möglich ist. Illustra-tion: Á.L.A., Ó.A., und S.A./J.B.P.

Tabelle 2. Erosionsskala und Vorschläge zurWeidenutzung

Erosionsstufe Vorschlägezur Weidenutzung

0 Keine Erosion Keine Vorschläge1 Kaum Erosion Keine Vorschläge2 Geringe Erosion Vorsichtige Nutzung3 Beträchtliche Reduzierung und

Erosion Kontrolleder Beweidung

4 Starke Erosion Keine Beweidung5 Extrem starke Keine Beweidung

Erosion

auch auch Farbbilder, die die Skala anhand vonKarten erklären, die die Ausbreitung einzelnerErosionsformen zeigen.

Die Erosionsskala ist nicht linear aufgebaut.Sie gibt auch keine Informationen darüber, aufwelcher Stufe der Degradation oderVerbesserung ein bestimmtes Teilgebiet steht.

Ása L. Aradóttir u.a. (1992) schilderten dieDegradationsstufen isländischer Ökosysteme,die u.a. auch als Basis für die Einstufung vonRofabard-Erscheinungen benutzt wurden. Esgibt 6 Degradationsstufen und die Verfassererläutern sie in ihrem Aufsatz ziemlich aus-führlich. Solche subjektiven Modelle kann mannutzen, um sich darüber klar zu werden,welchen Wert die Ressourcen haben, die ver-lorengehen, und wieviel es kostet, den Verlustrückgängig zu machen. Wenn die ErosionsstufeIV erreicht wird, steigen die Kosten sehr starkan.

Graetz (1996) schildert die Degradationvon Ökosystemen und die Desertifikation aufähnliche Weise unter Berücksichtigung deraustralischen Verhältnisse (s. Grafik). Diegezackte Linie läßt die sprunghafte Degrada-tion der Ökosysteme erkennen, z.B. nach wet-terbedingten Rückschlägen. Die steil abfall-ende Linie bei Graetz entspricht den Stufen III

und IV im Modell von Ása L. Aradóttir u.a. DieErosionswerte sind auf dieser Spanne am höch-sten und verringern sich, wenn weitere Erosionauftritt. Die Sander erhalten Wert 4 oder 5, dieMelar-Kiesflächen hingegen Wert 3.

Es wurde bereits darauf hingewiesen, daßdie Kosten für Schäden an Ökosystemen sichin dem Maß vervielfachen, wie sich derBodenverlust intensiviert, und in der Tat ist esoft schon zu spät, den Schaden zu beheben,

wenn das Ödland bereits überwiegt (Ása L.Aradóttir u.a. 1992; Graetz 1996). Daher ist esbesonders wichtig, dem Land Beachtung zuschenken, das noch bewachsen ist und denErosionswert 3 erhielt.

4.4.Bodenerosion auf GrünlandBei der Bewertung von Erosion, die Verlustevon Boden und Grünland verursacht, hat dieGeschwindigkeit des Vegetationsschwunds den

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Zeit

Land

scha

ftsfu

nktio

n

Das Modell von Graetz (1996). Zunächst zeigt dasLand bei Rückschlägen eine gewisse Widerstandkraft,aber wenn eine bestimmte Schwelle überschritten ist,degradiert das Land rapide. Es erholt sich teilweise vonRückschlägen, und erreicht dann letztlich eine Art vonGleichgewicht, ist allerdings in sehr schlechtemZustand.

Rofabard-Erscheinungsformen, Überreste vonBoden und Vegetation, sind in Island eine augenfäl-lige und verbreitete Erosionform.

Vordringende Anwehungsdüne. Der Sand begräbtVegetationsgebiete, die zu Sandwüsten werden.

meisten Einfluß auf die Erosionsbewertung,aber auch die ersten Anzeichen für die Erosionvon Erdmaterial.

Rofabard-Erscheinungen (isl. rofabarð) Beider Bewertung von Rofabard-Erscheinungenwird gemessen, wie lang diese pro Fläch-eneinheit des Grünlandes sind, die sogenannteErosionslänge (km/km2 Grünland). Rofabard-Kanten können auf jedem km2 des Grünlandessehr lang sein, manchmal einige dutzendKilometer. In solchen Fällen muß sich jedeeinzelne Kante nicht viel verändern, damitgroße Erosion auftritt (vgl. auch ÓlafurArnalds und Ómar Ragnarsson 1994). Außer-dem stützt man sich auch auf die Degradations-stufen, die von Ása L. Arnardóttir u.a. (1992)aufgestellt wurden, nach denen eine zumeistheile Vegetationsdecke eine niedrige Erosions-benotung erfährt, Landflächen, die sich hinge-gen auf der Vegetationsrestestufe befinden,

erhalten ohne Ausnahme die höchste Erosions-bewertung, wenn die Erosion wirksam ist; insolchen Gebieten erreicht die Erosionslänge oft100 km je Quadratkilometer Grünland. Zuletztwird auch die Wirksamkeit der Erosion unterBerücksichtigung dessen bewertet, wie hochdie Kanten sind und welche anderen Anzeichenfür Erosion auffällig sind.

Die gesamte Erosionsskala von 1 bis 5 wirdauf Rofabard-Erscheinungen angewendet (B1-B5).

Flugsandverwehungen (isl. áfoksgeirar). Ver-wehungen entstehen dort, wo Sand das Grün-land überweht. Die Zerstörungskraft solcherFlugsandverwehungen ist groß, wenn genugSand vorhanden ist. Das Vordringen des Sandskann sehr oft mehrere hundert Meter pro Jahrbetragen.

Flugsandverwehungen, soweit sie wirksamsind, gehören fast ohne Ausnahme in Stufe 5.Nicht alle Flugsandverwehungen sind wirk-sam, und daher kommen solche mit einerniedrigeren Einstufung vor.

Punktuelle Erosion (isl. rofdílar). Unter punk-tueller Erosion sind offene Bodenwunden insonst heilem Grünland zu verstehen. Ihre Bild-ung steht oft in Verbindung mit Thufur-Böden.Je höher und steiler die Thufur werden, destogrößer ist die Gefahr des Auftretens von punk-tueller Erosion. Die Scheitel der Thufur-Hügel-chen sind mehr von der Erosion bedroht, dennsie sind verhältnismäßig trocken, mehr durchden Wind belastet und erhalten weniger Schutzdurch Schnee. Die Methode, Erosion am

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Punktuelle Erosion innerhalb eines ansonstenbewachsenen Gebiets.

Solifluktions-Terrassen. Abwechselndes Frieren undTauen verursacht Volumenänderungen des Bodens, diezu Terrassenformationen und Fließzungenbildungführen. Falls an solchen Hängen punktuelle Erosionauftritt, besteht die Gefahr der Wassererosion.

Eine Mure. Vulkanische Böden (Andosole) anHängen reagieren empfindlich auf Eingriffe wieRodung und Überweidung..

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Auftreten von punktueller Erosion zu bew-erten, orientiert sich am Anteil des vegetation-slosen Bodens, aber es werden auch Höhe undArt der Thufur und die Anzeichen für Bod-enverfrachtung berücksichtigt.

Häufig gibt es irgendwelche punktuelleErosion im Grünland und daher sind dieErosionsklassen D1 und D2 sehr häufig. D5wurde bislang nicht kartiert.

Solifluktion (isl. jarðsil). Die isländische Be-zeichnung ist ein Sammelbegriff für punktuelleErosion an bewachsenen Hängen.

Bodenterrassetten und Fließzungen sind inerster Linie Anzeichen von Solifluktion. Sinddie Anzeichen stark, erhält der Hang eineErosionsbewertung, auch dann, wenn punk-tuelle Erosion selten ist. Bewertet wird der An-teil des vegetationslosen Bodens (punktuelleErosion) und zusätzlich die Anzeichen vonSolifluktion. Die Erosionsklassen J2 und J3finden sich häufig für die bewachsenen Hängein Island.

Solifluktion kann auch an vegetationslosenHängen stattfinden, aber da bestimmt Ödlanddie Erosionsform; hier geht es aber in ersterLine darum, den Verlust an Grünland durchSolifluktion zu kartieren.

Wasserrinnen /Rachel (isl. vatnsrásir). Bei derBewertung von Wasserrinnenbildung wurdederen Anzahl pro km bewertet, aber auch, wietief bzw. wirksam sie waren. Oft geschah esaber auch, daß diese als Rofabard unter Beingestuft wurden. Wenige Gebiete erhielten

schlechte Bewertungen wegen der Wasserrinn-enbildung, aber einige Gebiete in Ost-Islandwurden unter V4 eingestuft.

Muren /Rutschungen (isl. skriður). Man kannsagen, daß mit dieser Gruppe der Zweck ver-folgt wird, eine Vorstellung von der Ausbreit-ung von Erdrutschen und Muren zu erhalten.

Bei der Bewertung von Muren wurde das-selbe Verfahren wie bei der Bewertung derWasserrinnen angewendet, d.h. deren Anzahl jeKilometer Hang festgestellt. Wenige Gebieteerhielten eine schlechte Wert wegen Ruschung-en. Manche Muren werden schnell wiederbe-wachsen und danach werden sie nicht alsErosionsgebiet eingestuft.

4.5.Erosion im ÖdlandIn Wüstengebieten wird nicht der Verlust derursprünglichen Gründecke und der Bodenma-terials bewertet, sondern die Stabilität derOberfläche von Wüstenflächen. Insofern sindSandgebiete sehr instabil, während an derOberfläche von Lavafeldern viel weniger Ero-sion stattfindet.

Es war sehr problematisch, eine Bewertungs-skala für die Erosion von Ödland zu erstellen.Würde man von den Verfahren ausgehen, die imAusland angewendet werden, würde sämtlichesÖdland in der schlechtesten Gruppe (V) einge-stuft, gleichgültig, ob es sich um Lavafelder,Melar-Flächen oder Flugsand handelt.

Wie bereits erwähnt, bezieht sich die Ero-sionsskala auf eine nachhaltige Landnutzung.Beweidung von weithin vegetationslosem Landkann niemals als nachhaltige Landnutzungaufgefaßt werden. Solches Land weist nur ganzvereinzelt etwas Vegetation auf, die gegenüberNutzung sehr empfindlich ist; es bedarf nurweniger Tiere auf großen Ödflächen, um eineÜberweidung zu erreichen. Die Beweidung vonÖdland verhindert die Ansiedlung vonVegetation aus eigener Kraft, wofür es vieleGründe gibt. Nachfolgende Thesen sind ausInformationsschriften für die Allgemeinheitüber Weideökologie sowie eigenen Beobach-tungen, den Schriften von Ása L. Aradóttir u.a.und der Diskussion in der Dissertation vonSigurður H. Magnússon (1994) zusammenge-stellt:• Beweidung von Ödland verhindert die

natürliche Samenbildung von Pflanzen. • Auf den unfruchtbaren Wüstenböden gibt

es wenig Nährstoffe und die Pflanzen ver-

Beweidung des Ödlands ist der Vegetationsentwick-lung abträglich. Ödlandlandgebiete vertragen keinesolche Nutzung, obwohl die meisten immer nochbeweidet werden.

brauchen viel Energie, um dem BodenNährstoffe zu entnehmen. Pflanzen aufMelar-Flächen halten die Nährstoffe fest,die sie beschafft haben; auch geringe Be-weidung verursacht große Schäden undbeeinträchtigt die natürlichen Wachstums-chancen der Vegetation.

• Die Beweidung entfernt diejenigen organ-ischen Stoffe, die die Vegetation untergroßen Mühen beschafft hat, so daß dieseStoffe nicht mehr in den Boden zurück-kehren, wo sie zusätzliche Fruchtbarkeitbewirken und einen vermehrten Nähr-stoffkreislauf fördern.

• Schafe wählen eine proteinreiche Neuansied-lungsvegetation zum Fressen, so daß die Jung-

pflanzen keine festen Wurzeln bilden können,um damit Selbstbegrünung zu fördern.

• Gute Jahre, feucht und warm, können nichtzum Aufbau des Ökosystems genutzt wer-den, weil die Beweidung die Nährstoff-vorräte entfernt.

• Vegetation breitet sich oft mit Seitentrieben

aus, wodurch sich jede Vegetationsinselpotentiell vergrößern kann. Solche Ansied-lungsformen sind auf beweidetem Landwesentlich geringer.

Zwar sind die Zustände in isländischemÖdland vielfach derart, daß es von sich aus nursehr langsam wieder eine Vegetationsdeckebildet, oder - bei den derzeit herrschenden Bed-

ingungen - überhaupt nicht; dies ist besondersauf Sandflächen der Fall und hoch oben imBergland. Aber das rechtfertigt nicht die Be-weidung solcher Gebiete. Jede Beweidung der-artiger Gebiete muß als Überweidung bezeich-net werden und kann sehr folgenreich sein.

Entsprechend den Gesichtspunkten, diehier diskutiert wurden, müßten alle Ödlandge-biete in die Klassen 4 und 5 fallen, was immerfür Erosionsformen dort vorherrschen. Manhielt es aber nicht für richtig, so weit zu gehen.Grund dafür ist die Ansicht, daß Erosion, diezum Verlust von Grünland führt, ernster ist alsdie Erosion an der Oberfläche von Ödland,denn die bewachsene Ressource ist wertvollerals Ödlandboden.

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Melar-Kiesfläche mit steiniger Oberfläche undwenig losem Sand.

Der größte Teil des isländischen Sands besteht ausbasaltischem vulkanischen Glas, aber in der Nähevon aktiven Vulkanen auch aus Bimsstein. DerVulkan am Horizont ist Hekla.

Eine Lava-Oberfläche mit Moos.

Sandige Melar-Fläche. Sand ist über die glazialeKiesfläche transportiert worden und hat sich untereiner steinigen Oberfläche akkumuliert.

Bei der Analyse von Boden wird u.a. aufÖkosysteme und deren Qualität Bezug genom-men. Wenn Grünland und ursprünglicheBodenkrume wegen Erosion verloren gehen,dann geht ein artenreiches und vielschichtigesÖkosystem zu Grunde, aber bei der Erosion imÖdland ist das nicht der Fall, sondern Materialwird innerhalb viel ärmerer Ökosysteme ver-

frachtet. Die Erosionsskala für Grünland-Öko-systeme enthält in sich auch eine Bewertung,wie viel von solchen Ökosystemen verlorengeht, aber in Ödlandgebieten herrschen andereVerhältnisse. Dort wird die Stabilität der Ober-fläche bewertet. Es kann sein, daß die Erosiongemessen in Tonnen/Boden in Wüstengebietenviel größer ist als z.B. an einem Hang, wogravierende Erosion stattfindet, aber trotzdemwird die Ansicht vertreten, daß die Hangero-sion als ernster angesehen werden muß. Natür-lich kann man sich darüber streiten, wo dieErosionsskala für Ödland und Wüstengebieteanfängt, und es gibt zweifellos viele, die mein-en, der niedrigste Wert müßte 4 sein.

Man kann sagen, daß der Schwerpunktdarauf, die rasche Grünlandvernichtung zustoppen, Einfluß auf die Skala hatte; ebenso diegrundsätzliche Überzeugung, noch vorhan-denes Grünland und Boden zu erhalten. Dahererhielt dasjenige Ödland, das als ziemlich sta-bil gelten konnte, nur die Bewertung 3 (ausge-

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Versandete Lava. Sand ist duch Wind in ein Lavafeldhineingetragen worden

Schutthänge sind eine spezifische Erosionsform imKlassifikationssystem.

Zusammenhängende freiliegende Erden gibt es dort,wo die Vegetation durch Erosion vernichtet wurdeund ein Teil des Bodens noch verbleibt. SolcheGebiete werden zu Melar-Gebieten und kahlenLavaoberflächen, wenn der gesamte Boden durchErosion abhanden gekommen ist.

Erosionsgeschwindigkeit wird in Krýsuvík, Südwest-Island mit genauen Instrumenten gemessen. Die Sch-wundraten von Rofabard-Erscheinungsformen könnendurch wiederholte Messungen berechnet werden.

In bezug auf das Hochgebirge wurde die Erosion nichtveranschlagt, aber Gebirge bildet eine spezielleGruppe in der Datenbank.

nommen ist jedoch Lava). Flugsandgebietehingegen erhielten die Bewertung 5. Dort find-et sehr große Erosion statt, die eine Vege-tationsentwicklung verhindert, auch wennandere Bedingungen gut sein mögen(Niederschlag, Sommertemperaturen usw.).

Aus dem Gesagten geht hervor, daß Maß-stäbe für Erosion, die in Verbindung mit demVerlust von Grünland stehen, und die Maßstäbefür Ödland nicht völlig vergleichbar sind;diejenigen, die die Kartierung vornahmen, sindjedoch der Meinung, daß die hier vorgestellteLösung für den derzeitigen Bedarf ausreichendist.

Informationen darüber, auf welche Weisedie Erosion vonstatten geht, sind in derDatenbank von RALA und LR vorhanden, sodaß es leicht ist, die Entscheidungsfindunggeänderten Bedingungen anzupassen und inRelation zu den unterschiedlichen Ökosyte-men: Grünland und Ödland vorzunehmen.

Im folgenden genauere Erläuterungen derEinstufungsskala einzelner Erosionsformendes Ödlands:

Melar – Flächen (isl. melar). Melar-Flächenerhalten den Wert 3, solange an der Oberflächekeine Sandablagerungen sind. Wenn Vegetationsich dort ansiedelt, sodaß die Oberflächeeinigermaßen stabil wird, senkt sich der Wert.Daher sind M1, M2 und M3 die häufigstenGruppen.

Sandflächen und Flächen mit vulkanischenLockerstoffen (isl. sandar og vikrar). LockereSande und vulkanisches Material werden inKlasse 5 eingestuft. Wenn irgendeine Vegeta-tion wie z.B. Flechten an der Oberfläche vor-handen ist, deutet das darauf hin, daß sich der

Sand einigermaßen stabilisiert hat, und damitsenkt sich der Wert. Große zusammenhängendeGebiete mit dem Wert S5 sind weithin an denStränden sowie nahe den Gletschern undGletscherflüssen zu finden.

Lava (isl. hraun). In vielen Lavafeldern gibt eswenig lockeres Bodenmaterial, das erodierenkönnte. Solche Lavafelder werden in Klasse 1eingestuft, aber der Wert erhöht sich, wennlockeres Bodenmaterial vorhanden ist.

Sandige Melar – Flächen (isl. sandmelar).Häufig liegt an der Oberfläche von Melar-Flächen eine Sandschicht, die die Oberflächeunfruchtbarer macht als sonst; dort ist dannmehr Erosion als auf Melar-Flächen, wo keinSand ist. Sandige Melar erhalten den Wert 4,zwischen Melar (M3) und Sandern (S5). Großezusammenhängende Flächen, die unter SM 4eingestuft wurden, befinden sich u.a. vielerortsim Hochland.

Versandete Lavafelder (isl. sandhraun). Eskommt häufig vor, daß lockerer Sand inLavafeldern vorhanden ist. Versandete Lavaerhielt den Wert 4 und manchmal 5, wenn so

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Geographische Datenverarbeitungssysteme wurdenverwendet, um die geograohischen Daten zu speichernund zu bearbeiten.

Infrarotes Satellitenbild (Landsat) von West-Island.Satellitenbilder dienten als Basiskarten und wurdenaußerdem in der Feldarbeit zum Kartieren verwendet.

viel Sand da ist, daß die Sandverfrachtung ähn-lich wie auf Sandflächen ist.

Gibt es in versandeter Lava eine nen-nenswerte artenreichere Vegetation als nurStrandroggen, vermindert sich der Wert auf 3,man kann in solchen Fällen nicht von starkerSandverfrachtung reden.

Schutthänge (isl. urðir í hlíðum). Unbewachs-ene Hänge sind häufig von Gesteinsschuttbedeckt. Beispiele für solche Schutthänge sindam Hafnarfjall im südlichen Borgarfjörður.Solche Schutthänge sind sehr instabil und wer-den daher in die Klasse 5 eingestuft, wenn siesehr steil und vegetationsarm sind, und erhal-ten einen niedrigeren Wert, wenn die Hangn-eigung geringer und irgendeine Vegetation amHang zu finden ist.

Freiliegende Erden (isl. moldir). Hier wurdevon den Anzeichen für wirksame Erosion aus-gegangen. Sind die Boden-Flächen locker,erhalten sie den Wert 5, sind sie jedoch hart unddurch Steine oder Streu-Vegetation gebunden,verringert sich der Wert.

Bergland (isl. fjalllendi). Bergland erhielt inAnbetracht der gegenwärtigen Situation keineErosionseinstufung. Trotzdem findet dortwegen hohen Niederschlags und starkerFrosteinwirkung usw. sehr wirksame Erosionstatt. Der Wert 4 wäre am ehesten gerechtfer-tigt, wollte man zum Bergland Stellung be-ziehen.

4.6.Kartierung Die Methoden anderer Nationen bei Kartierungdieser Art sind sehr unterschiedlich. Manchmalwerden Luftbilder, Höhenlinienkarten und kli-matische Daten dazu benutzt, um Erosion oderErosionsgefahr zu veranschlagen, ohne daßdamit viel Feldforschung verbunden ist. Eswird dabei davon ausgegangen, daß Erosion inerster Linie in einer bestimmten Proportion zuLandneigung und Niederschlagsmengen steht.Modelle dieser Art müssen auf umfangreichenDatenbanken basieren, doch oft mangelt esdaran. Andernorts wird die Erosion vor Ortoptisch eingeschätzt, was manchmal mit direk-ten Messungen ergänzt wird, z.B. was dieGröße der erodierten Flächen bei punktuellerErosion betrifft.

Bei der Kartierung von RALA und LRwurde das ganze Land an Ort und Stelle in

Augenschein genommen. Satellitenbilder imMaßstab 1:100 000 wurden zu Grunde gelegt.Benutzt wurden farbige Infrarotbilder, weildiese klar die Trennung zwischen Ödland undbewachsenen Land zeigen, das auf diesenBildern rot erscheint. Dann wurden durch-sichtige Folien über jedes Bild gelegt unddiejenigen Landflächen umrissen, die alshomogen gelten konnten. Auf diese Weise wur-den Polygone gekennzeichnet, die jeweils eineselbständige Einheit in der Datenbank bilden.Sodann wurde die Erosion innerhalb von jedemGebiet geschätzt und eingestuft und dasErgebnis auf die Folie über den Infrarotauf-nahmen des Landes übertragen. Auf jeder Ein-heit können viele Arten von Erosion vorkom-men, z.B. Rofarbard-Erscheinungen, punk-tuelle Erosion und sogar Melargebiete dazwis-chen. Die Kennzeichnung kann also B3 D2 M2lauten. Jedes Polygon auf der Folie durfte nichtkleiner sein, als daß es möglich war, mühelosin die Felder hineinzuschreiben. Faktisch be-deutet dies, daß die kleinsten Einteilungenungefähr 12 ha groß waren. Das Land wurdeentweder befahren oder begangen, und eswurde versucht, geeignete Aussichtspunkte zufinden.

Indem jegliche Erosion markiert undeinzeln für sich bewertet wurde, vervielfachtsich der Informationswert der Daten, diegesammelt wurden. Man sollte vielleicht er-wähnen, daß auch in Neuseeland jede Erosionverzeichnet wurde, aber jede Einheit in derLandschaft erhält nur eine Gesamteinstufung.

Es wurde großer Wert darauf gelegt, daßdie Projektmitarbeiter jeden Teilgebiet zuGesicht bekamen, den sie kartierten, dochmanchmal konnte man nur die Satellitenbilderverwenden, um einheitliche Landstriche, dieaber sehr schwer zugänglich sind, zu bewerten.Es wurde aber versucht, dies so wenig als mög-lich zu tun. Bei der Kartierung wurde ange-strebt, so viel Übereinstimmung als möglichzwischen den Mitarbeitern zu erreichen. Indiesem Sinne arbeiteten immer zwei Mitarbeit-er zusammen, und um den gleichen Be-wertungsstandard zu sichern, wurden die zu-sammen arbeitenden Mitarbeiter regelmäßigausgetauscht.

4.7.AuswertungDie Daten wurden mit Hilfe des Ilwis-Pro-gramms in digitale Form gebracht. Anschließ-end wurden sie auf den “Sun”-Computer des

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Bodenschutzamtes auf die Homepage Kvasirübertragen (Arc/Info Landinformationssystemund Arc/View Benutzeroberfläche). Dortwurde jedes Teilgebiet in Übereinstimmungmit der Erfassung an Ort und Stelle eingetra-gen.

Kvasir enthält Informationen über dieGrenzen von Landgemeinden, Bezirken undHochweidegebieten, über Höhenlinien, Land-regenerierungsgebiete u.a.

Darin enthalten ist auch ein Satellitenbildvom gesamten Land, das unter anderem alsBasiskarte des Landes dient. Diese Informa-tionen kann man dazu benutzen, Informationenunterschiedlichster Art über Erosion in einzel-nen Landgemeinden, Hochweidegebieten usw.abzurufen.

Den Verantwortlichen der meisten Landge-meinden wurde eine Karte übergeben, diezeigt, welche Gebiete die Erosionswert 3, 4oder 5 erhalten haben, wobei der höchste Wertjeder Teilfläche für die Kartierung gilt. Als Bei-spiel sei angeführt, daß ein Teilgebiet, das dieBewertungen D3, B4, M2 erhielt, insgesamtmit 4 eingestuft wurde, da 4 war der höchsteWert in diesem Teilgebiet war. Außerdem kannman das EDV-System auch dazu nutzen, dieAusbreitung jeder einzelnen Erosionsform ab-zurufen und zwischen Erosion in Grünland-gebieten und im Ödland zu unterscheiden. Diefolgende Übersicht über die Erosion auf Islandbasiert auf den Möglichkeiten, die Kvasirbietet.

43

45

5. EROSION AUF ISLAND –

GESAMTÜBERSICHT

5.1 GesamtübersichtDie Gesamtgröße des Landes entsprechend

der Erosionskartierung beträgt 102.721 km2.Beachten muß man, das die Inseln vor derKüste nicht kartiert wurden, und daher ist dieskeine exakte Ziffer. Insgesamt wurde das Landin ca. 18.000 Teilflächen eingeteilt, die jede fürsich typische Erosionsformen und Erosions-werte aufweisen. Diese Vielzahl an Teilflächenläßt erkennen, wie umfangreich die Datenbankvon RALA und LA in bezug auf Erosion ge-worden ist.

Insgesamt teilt sich das Land nach Ero-sionswerten so auf, wie in Tabelle 3 dargestelltwird:

Wie man sieht, gibt es keine Erosion aufrund 4.000 km2 des Landes. Dabei handelt essich vor allem um kultiviertes Land, Waldge-biete und Moorland. Land, das mit den Werten1 und 2 eingestuft wurde, ist entweder Grün-land oder Lava. Das Bergland, d.h. die höchstenBerge, Gletscher, Flüsse und Seen, macht zu-sammen rund 23 % des Landes aus. Es istrichtig, diese Gebiete auszuschließen, denn siegehören nicht zu beweidbarem Land. Das ist imfolgenden Graph erfolgt. Die Säulen zeigenden Landeszustand unter dem Aspekt derBodenerosion. Daraus geht hervor, daß fast einViertel des Landes die Erosionswerte 4 und 5aufweist, das sind die Klassen, die nicht als be-weidbar gelten, und über die Hälfte des Landeshat eine erhebliche Erosion mit den Werten 3,4 und 5. Tabelle 3: Aufteilung des Landes

nach Erosionsstufen

% deErosionsstufe km2 Ganzen

0 Keine Erosion 4,148 4.0

1 Kaum Erosion 7,466 7.3

2 Geringe Erosion 26,698 26.0

3 Beträchtliche Erosion 23,106 22.5

4 Starke Erosion 11,322 11.0

5 Extrem starke Erosion 6,375 6.2

Gebirge 9,794 9.5

Gletscher 11,361 11.1

Flüsse und Seen 1,436 1.4

Nicht erfasst 1,010 1.0

TOTAL 102,721 100

0

5

10

15

20

25

30

35

0 1 2 3 4 5

Erosion class

Aufteilung des Landes nach Erosionsstufen, excl.Gletscher, Gebirgsland, Flüsse und Seen.

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Dieses Resultat ist ein schlimmes Urteilüber den Zustand des Landes. Da das Einstu-fungssystem auf Island ausgerichtet wurde, istes schwierig, es mit den Zahlen für andereLänder zu vergleichen. Trotzdem läßt sich ohneweiteres sagen, daß sie zum Schlimmsten ge-hören, was außerhalb der Trockenzonen derErde bekannt ist.

Die Resultate zeigen klar, daß die Allge-meinheit mit gutem Grund die Bodenerosionals eines der schwerwiegendsten Umweltpro-bleme des Landes ansieht. Man muß aberbeachten, daß Bodenerosion nicht ausschließ-lich mit der Vernichtung von Grünland zusam-menhängt; das ändert aber nichts daran, daßLand mit schlimmer Bodenerosion nicht zurBeweidung geeignet ist, weder in bewachsenenGebieten noch auf Ödland.

Die Ursachen für diesen schlechten Zu-stand sind nicht nur in der Landnutzung zusuchen, wie noch behandelt werden wird. Manmuß auch bedenken, daß 48 % des Landes, dasnicht unter Bergland fällt, in die Erosionsklass-en O, 1 und 2 fällt. Dieses Land ist in gutemoder passablem Zustand in Hinblick aufBodenerosion. Ein großer Teil dieses Landes istbewachsen, aber es handelt sich auch umLavafelder, die je nachdem unbewachsen sindbzw. Moosvegetation aufweisen. Festgehalten

werden muß, daß die Erosionszahlen niemalsals Maßstab für die Ausdehnung von bewach-senem Land dienen können.

5.2 Einzelne Erosionsformen –Gesamtübersicht

In Kapitel 4 wurde erläutert, wie vielfältig dieErosionsarten innerhalb eines Teilgebiets seinkönnen, weswegen jeder Erosionsform ein Ero-sionswert gegeben wurde. So kann ein bes-timmtes Teilgebiet die Einstufung B3, D2haben, das sind Rofabard-Erscheinungen mitdem Erosionswert 3 und Punktuelle Erosionmit dem Wert 2. Zur Ermittlung der Gesamt-größen von Erosionsformen werden mancheTeilgebiete öfter als einmal einbezogen, weilsie mehr als eine Erosionsform aufweisen.Wenn man die Ergebnisse aller Erosionsformenzusammenlegt, dann erhält man eine Gesamt-größe von 116.592 km2, das ist um 37.500 km2

mehr als die tatsächliche Größe dieser Gebiete.Das ist von großer Bedeutung und mögebeachtet werden, wenn man Tabelle 4 betra-chtet.

Wie zu erkennen ist, sind punktuelle Ero-sion und Melar-Flächen die häufigsten Ero-sionsformen, jede für sich umfaßt ein Vierteldes Landes (28.217 und 25.065 km2). Dergrößte Teil der Melar-Flächen wurde mit den

Tabelle 4: Aufteilung des Landes nach Erosionsformen und - stufen(1) (in km2)

1 2 3 4 5 Total

Rofabard-Formen 1,735 3,511 1,997 1,234 361 8,837Sandanwehungen 2 4 13 40 26 86Punktuelle Erosion 6,929 18,456 2,729 103 0 28,217Solifluktion 924 10,702 5,962 109 1 17,697Muren 398 190 89 6 0 683Wasserrinnen/Rachelbildung 740 2,527 1,236 107 42 4,652Melur (Kiesflächen) 9,939 8,546 6,580 0 0 25,065Lava 1,832 228 25 0 0 2,085Sandflächen 195 337 318 1,087 2,828 4,765Sandige Melar-Flächen 8 741 5,407 6,217 1,286 13,659Versandete Lava 10 101 1,366 1,757 1,620 4,855Freiliegende Erden 17 518 350 65 36 987Schutthänge 64 913 2,378 1,255 392 5,002

TOTAL 22,794 46,775 28,449 11,979 6,595 116,592

Anm. (1): Viele Polygone wurden mehr als einmal erfaßt (diverse Erosionsformen innerhalb desselbenPolygons), deswegen ist die Gesamtfläche so groß. Gebirge, Gletscher, Flüsse und Seen sind nicht ein-bezogen.

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Erosionswerten 1 und 2 eingestuft, was erken-nen läßt, daß diese “Melar” sich innerhalb vonGrünland befinden oder eine Vegetationsdeckeund daher weniger Erosion an der Oberflächeaufweisen. Solche Gebiete sind für die Wieder-begrünung geeignet. Wenig bewachsene Mel-ar-Flächen bedecken hingegen nur 6.580 km2

(M3). Dieser geringe Größe überrascht etwas,erklärt sich aber dadurch, daß die versandeten“Melar” 13.000 km2 ausmachen. Die zusamm-engerechnete Größe der Melar-Gebiete ist dah-er gewaltig.

Es gibt einige Gründe für die große Aus-breitung der Gebiete mit punktueller Erosion.In dieser Gruppe befindet sich u.a. weitläufigesHeideland, aber auch halbbewachsene Melar-Flächen mit diskontinuierlicher Moosdecke,und dort wurden sowohl Melar-Flächen alsauch punktuelle Erosion als eigene Erosions-formen gewertet.

Interesse weckt, wie klein die Rofabard-gebiete im Vergleich zu den Gebieten mitpunktueller Erosion sind und ebenso denGebieten mit Solifluktion, obwohl die Rofa-bard-Kante gerade jene Form ist, welche diemeisten vor sich sehen, wenn von Erosion dieRede ist. Schlimme Erosion an Rofabard-Kant-en (B3, B4 und B5) findet sich auf 3.592 km2

oder ungefähr 4% des Landes. Rofabard-Er-scheinungen entstehen dort, wo erhebliche An-wehungen durch Wind erfolgen, ganz beson-ders in der Nähe von Gletschern und innerhalbder aktiven Vulkanzone, wie später noch nähererläutert werden wird. Die verhältnismäßiggeringe Ausbreitung von Rofabard-Kantenbestätigt die Ansicht, daß Erosionsforschung,die sich nur auf sie bezöge, ein falsches Bildvon der Bodenerosion auf Island gäbe. Späterwird noch auf die Anzeichen dafür eingegan-gen, daß die Rofabard-Erscheinungen frühersehr viel verbreiteter waren.

Die große Ausbreitung von Solifluktionüberrascht etwas, vor allem, daß etwa 6.000km2 Land in der Klasse J3 sind; auf diesenGebieten hat die Vegetationsdecke erheblicheWunden. Sie liegen zumeist in den gletscherge-schliffenen Tälern der Basaltgebiete. Die tat-sächliche Größe dieser Gebiete ist etwas größerals es die Kartierung zeigt, weil die Hänge oftsehr steil sind, was bei der Flächenberechnungnicht berücksichtigt wurde. Aus diesen Zahlenher läßt sich aber schließen, daß der Zustandvon Grünland an den Berghängen des Landesweithin schlecht ist und daß dort empfindlicheGrünlandverluste eintreten.

Die schwerste Erosion steht in erster Linie

Tabelle 5: Aufteilung des Landes nach Erosionsstufen und Erosionsformen innerhalb jeder Stufe (%)(1)

Aufteilung nach Intensität Aufteilung nach Erosionsform-------------- Erosionsstufe -------------- -------------- Erosionsstufe -------------

Erosionsform 1 2 3 4 5 Total 1 2 3 4 5___________________________________________________________________________________

Rofabard-Formen 19.6 39.7 22.6 14.0 4.1 100 7.6 7.5 7.0 10.3 5.5Sandanwehungen 1.9 5.0 5.6 46.8 30.8 100 0.0 0.0 0.0 0.3 0.4Punktuelle Erosion 24.6 65.4 9.7 0.4 0.0 100 30.4 39.5 9.6 0.9 0.0Solifluktion 5.2 60.5 33.7 0.6 0.0 100 4.1 22.9 21.0 0.9 0.0Muren 58.2 27.8 13.1 0.9 0.0 100 1.7 0.4 0.3 0.1 0.0Wasserrinnen (Rachel)15.9 54.3 26.6 2.3 0.9 100 3.2 5.4 4.3 0.9 0.6Melur (Kiesflächen) 39.7 34.1 26.3 0.0 0.0 100 43.6 18.3 23.1 0.0 0.0Lava 87.9 11.0 1.2 0.0 0.0 100 8.0 0.5 0.1 0.0 0.0Sandflächen 4.1 7.1 6.7 22.8 59.4 100 0.9 0.7 1.1 9.1 42.9Sandy gravel 0.1 5.4 39.6 45.5 9.4 100 0.0 1.6 19.0 51.9 19.5Sandy lava 0.2 2.1 28.1 36.2 33.4 100 0.0 0.2 4.8 14.7 24.6Freiliegende Erden 1.8 52.5 35.4 6.6 3.7 100 0.1 1.1 1.2 0.5 0.6Schutthänge 1.3 18.3 47.5 25.1 7.8 100 0.3 2.0 8.4 10.5 5.9

100 100 100 100 100

Anm. (1): Gebirge, Gletscher, Flüsse, Seen und unkartierte Gebiete sind nicht einbezogen.

in Verbindung mit Ödlandflächen, sind diesedoch vor den Erosionskräften ungeschützt.Erosion auf den Sandflächen ist sichtlich amstärksten. Die Sandgebiete des Landes (S, SM,SH) mit den Erosionswerten (3, 4 und 5) mach-en an die 22.000 km2 aus. Genauer werden dieSandgebiete später behandelt.

Sind Lavafelder von Bodenkrume bedeckt,werden sie bei der Kartierung nicht als Lava-flächen berücksichtigt. Daher werden die Lava-felder nicht als so weit verbreitet dargestellt,wie anzunehmen wäre. Es ist interessant, daßversandete Lava weiter verbreitet ist als solche,wo es keinen Sand gibt.

Schutthänge bedecken zusammen etwa5.000 km2 und sie finden sich häufig in allenBasaltgebieten des Landes. Ein Teil dieserHänge war früher bewachsen, z.B. in Südost-Island.

Die Erosionswerte werden in Tabelle 5 aufzwei Arten dargestellt. Die linke Seite zeigt dieanteilmäßige Verteilung der Erosionswerte fürjede Erosionsform. So weisen 19,6% der Rofa-bard-Gebiete unter 1 eingestuft, aber 4,1%unter 5. Rechts in der Tabelle wird gezeigt, wiesich jeder Erosionswert auf die jeweilige Ero-sionsform verteilt. Man sieht u.a., daß 5,5%des Landes, das mit dem Erosionswert 5 ein-gestuft wurde, Gebiete mit Rofabard-Erschein-ungen sind, und daß 24,6% von Land mitErosionswert 5 zu den versandeten Lavafeldernzählt.

Die letzten Spalten der Tabelle zeigen, daßdie schlimmste Erosion auf Ödland undWüsten stattfindet, und über 85% des Lands,das mit 5 eingestuft wird, sind Sandwüsten(Sandflächen, sandige Melar-Flächen, ver-sandete Lavafelder). Es erweckt Aufmerksam-keit, daß 44% von Land mit Erosionswert 1 zuden Melar-Flächen gehört. Diese Gebiete weis-en zum großen Teil auch andere Erosionsfor-men wie Rofabard-Kanten und punktuelleErosion auf.

Später wird auf jede einzelne Erosionsformfür sich eingegangen.

5.3 Erosion im Grünland undauf Ödland

Es ist möglich, die Datenbank dazu zu verwen-den, um eine Unterscheidung zwischen derErosion, die vor allem in Verbindung zu Grün-land steht, und derjenigen von Ödland zumachen (Graph). Dies hat praktischen Wert, daja besondere Betonung darauf gelegt wird, die

Erosion zu stoppen, die eine rasche Vegeta-tionsvernichtung verursacht.

Mit Grünland sind sowohl unterbrochenesGrünland, wie z.B. halbbewachsene Rofabard-Gebiete als auch zusammenhängendes Grün-land gemeint. In dieser Gruppe wird die Ero-sion zusammengefaßt, die den Verlust anfruchtbarem Boden voller Leben und Nähr-stoffe verursacht, während auf Ödland derBoden unfruchtbar ist. Diese Klassen über-schneiden sich weithin, da Erosion sowohl inVerbindung mit Grünland als auch mit Ödlandkartiert wird.

Wie die Grafik zu erkennen gibt, ist derweitaus größte Teil des Gebiets, das die Ero-sionswerte 4 und 5 erhielt, Ödland. Man mußaber auch bedenken, daß viele Sandgebiete inWirklichkeit Bahnen für Sandverfrachtung inRichtung Grünland sind. Solche Sandwüstenstehen gewiß in Verbindung mit Erosion imGrünland.

Die Gesamtausbreitung von Erosion imGrünland ist fast gleich groß wie die in Ödland.Dagegen wurde Erosion im Ödland im Mittelhöher eingestuft als im Grünland: schwere Ero-sion im Ödland ist häufiger als im Grünland.

Starke Erosion (Erosionswerte 4, 5)herrschte auf nur etwa 2.000 km2 Land, dasman in Übereinstimmung mit der Vegetations-übersicht als bewachsen bezeichnet (LMI1993, siehe Kapitel 7.3). Den Erosionswert 3

48

0

10,000

20,000

30,000

40,000

50,000

1 2 3 4 5

Km2

Erosion in Verbindung mit Ödland: Erosionsformen S, M, SM,SH, O, C, H

Erosion in Verbindung mit Grünland: Erosionsformen A, B,J, D, K, V

Erosion im Grünland undErosion im Ödland (km2)

49

50

erhalten 1.208 km2, die als bewachsen gelten.In Tabelle 6 werden die Ergebnisse der Vegeta-tionskarte mit der Kartierung der Bodenero-sion verglichen. Aus der Tabelle ist u.a. her-auszulesen, daß schwere Erosion (Erosions-werte 3, 4 und 5) auf etwa 2.400 km2 Land stat-tfindet, das laut Vegetationskarte als gutbewachsen angesehen wird; Gut bewachsenesGrünland umfaßt 14.245 km2. Wie zu erwartenwar, ist der Flächenanteil von Gebieten, wostarke Erosion anzutreffen ist, desto höher, jespärlicher sie laut Vegetationskarte bewachsensind.

5.4 Ursachen von BodenerosionEine nähere Betrachtung der Erosionsformenund der Erosionswerte ermöglicht vielfältigeSchlüsse hinsichtlich der Erosionsursachen.Daher kann diese Untersuchung der Bodenero-sion auf Island sicherlich manche Fragen hin-sichtlich der Erosionsursachen beantworten,obwohl das nicht Ziel dieser Untersuchungwar.

Man kann annehmen, daß punktuelle Ero-sion, Rofabard-Erscheinungen, Solifluktion,Murenabgänge und Wasserrinnen/Rachel allesErosionsformen sind, die teils oder vollständigin Verbindung mit Bodennutzung stehen.Dieser Zusammenhang ist jedoch keineswegsgenerell gültig, z.B. ist punktuelle Erosion auchin Gebieten häufig, die sich wieder regener-ieren.

Der Ursachenzusammenhang wird kom-plizierter, wenn es um Ödland und Wüstengeht. Ein großer Teil der Melar-Gebiete aufIsland ist so entstanden, daß fruchtbare Boden-

krume und Grünland wegen Bodennutzung beischwierigen Bedingungen vernichtet wurden.Anders liegt die Sache beim Bergland, dennman kann darüber streiten, ob diese Gebietejemals bewachsen waren. Realistischer wäredie Frage, ob das Bergland einmal besser be-wachsen war als jetzt. Dies ist zwar aus demeinfachen Grund wahrscheinlich, daß es zurBeweidung genutzt wurde, aber Vegetation, diein so großer Höhe angesiedelt ist, verträgt diesnicht. Daher bedarf es nur geringer Beweidung,um einen erheblichen Einfluß auf ein soempfindliches Ökosystem zu haben.

Die Ausbreitung von versandeten Flächenist bemerkenswert. Ihre Gesamtfläche umfaßtüber 20% des Landes, aber es ist wahrschein-lich, daß der größte Teil davon zur Landnahme-zeit (erste Besiedlung: 874, Anm.d.Üb.) einmalbewachsen war. Das bezeugen Vegetationsspur-en unter dem Sand und vereinzelte Vegeta-

Tabelle 6: Vergleich der Ergebnisse der Vegetationskarte (LMÍ 1993) und der Erosionskartierung(1).

---------------------- Erosionsklassifizierung--------------------Vegetationsstufe 0 1 2 3 4 5 Mountains Total__________________________________________________________________________________

- - - - - - -- - - - - - - - - - - - - - - km2 - - - - - - - - - - - -- - - - - - - - - - - - -Dicht bewachsenes

Grünland 2,828 2,793 5,962 2,104 279 59 89 14,114Grünland 776 1,851 7,737 2,537 466 134 156 13,657Geringe Vegetation 424 1,221 7,655 4,277 723 186 596 15,082Degradiertes Land 145 413 2,435 3,010 635 189 1,216 8,043Ödland 147 337 2,764 11,702 8,655 5,643 6,829 3,607______________________________________________________________________________

Anm (1): Lavafelder nicht einbezogen

Dieses Sandgebiet (Dyngjusandur) wurde in ersterLinie durch riesige Gletscherläufe geschaffen, aberZufluß kommt auch mit trockenen Winden einesnahen Gletschers.

tionsflächen im Ödland (vergl. Ólafur Arnalds1992).

Es ist jedoch sehr unklar, inwieweit dieZerstörung dieser Gebiete in Verbindung zurLandnutzung steht. Die rauhe isländische Nat-ur hat auch sehr viel damit zu tun: Vulkanaus-brüche, Vergletscherung und klimatischeBedingungen. Die Sandflächen werden späterin dieser Arbeit noch behandelt, wo Argumentdafür aufgezeigt werden, daß Gletschervor-stöße, subglaziale Vulkanausbrüche und Glet-scherläufe weithin Hauptursachen der Vernich-tung zusammenhängender Grünlandgebietesind, wenn auch die Beweidung zweifellos auchEinfluß hatte. Derartige Sandausschüttung undGrünlandvernichtung fallen zusammen miteinem kälteren Klima im 12. Jahrhundert (PállBergþórsson 1969), was zweifelsohne zur Bes-chleunigung der Zerstörung beitrug. DerRückzug der Gletscher in diesem Jahrhundert

hat große Sandflächen hinterlassen und vielesdeutet darauf hin, daß in diesem Zusammenhangdie Sandverfrachtung sehr zugenommen hat.

Sobald sich die Sandgebiete vergrößern,nehmen Sandanwehungen stark zu, die denWiesenboden verdicken und destabilisieren.

Die Bodennutzung hat darüber hinaus abersicher starken Einfluß darauf gehabt, wie dasGrünland im Kampf mit Sand und Vulkanis-mus davonkam. Grünland mit kräftiger Vegeta-tion wie etwa Birkengebüsch reduziert dieWindgeschwindigkeit an der Oberfläche erhe-

blich, und ein solches Ökosystem kann derSandverfrachtung gut Paroli bieten. Es ist be-kannt, daß Waldland viel an vulkanischenLockerstoffen binden kann, ohne daß Schädenentstehen, wie Waldreste in der Nähe der Heklaklar bezeugen. Selbstregenerierung hält Sand-verfrachtungen über das Grünland auf, denndie Vegetation bindet Sand; gute Jahre könnendazu genutzt werden, das Wachstum zu kräfti-gen.

Beweidung vermindert erheblich dieFähigkeiten der Natur, ihre Wunden selbst zuheilen, wie Sigurður Þorarinsson es ausdrück-te. Wo Vegetation kräftig ist und viel Samenanfällt, folgt die Vegetation, besonders derStrandroggen, dem sich zurückziehenden Glet-scher nach, und daher wird dort weniger anVerwehungsmaterial angeboten, wo solcheVerhältnisse herrschen. Im Tiefland könnenBirke und andere Vegetation das Land leichtbewachsen, fast zeitgleich mit dem Rückzugder Gletscherzungen; auf diese Weise könnenSandverfrachtung und Desertifikation verhin-dert werden, aber nur dort, wo der Boden vorBeweidung geschützt wird.

Bei einem suglazialen Vulkanausbruch undnachfolgender Überschwemmung der Glet-schersander bilden sich riesige zusammenhän-gende Sandflächen, und unter solchen Beding-ungen hat die Vegetation geringere Chancen,sich neu anzusiedeln.

Wir sind der Meinung, daß solche Ereign-isse schwer wiegen bei der Sanderbildung, obsie im Tiefland oder im Hochland erfolgt.Wahrscheinlich sind es alle diese Faktoren:Bodennutzung, Vulkanausbrüche, Gletscher-läufe, Vergletscherung und ungünstige Klima-bedingungen, die zusammenwirken.

In diesem Kapitel stand die Bodennutzungals wichtiger Faktor bei Bodenerosion undÖdlandbildung im Mittelpunkt. Wir möchtenaber auch darauf hinweisen, daß in weitenLandesteilen die Weidenutzung infolge derVerminderung des Schafbestands zurückgeht.Die Beweidungszeit auf den Hochweidenwurde zudem wesentlich verkürzt. Die Schäd-en, die an Vegetation und Boden entstanden, alsvor etwa 20 Jahren der Schafbestand am höch-sten war, sind noch immer gut zu sehen, denneine Erosionsstelle wird nur langsam wiederbewachsen. Daher ist die heutige Erosion häu-fig eine Folge von Beweidungsmethoden, dienicht mehr üblich sind.

51

Der Vulkanausbruch im Vatnajökull-Gletscher, 1996.Foto Ragnar Th. Sigurðsson.

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53

54

5.5 Erosionskarte von IslandDie Ergebnisse der Erosionskartierung kannman auf verschiedene Art veröffentlichen. Wirmeinen, daß eine Karte in Farbdruck, wie siehier folgt, den Gesamtzustand des Landes unterBerücksichtigung der Bodenerosion zeigt. DieKarte zeigt die Einstufung des Lands nachErosionswerten, das heißt, wie ernst die Ero-sion an jedem Ort ist. Die Erosionsformen wer-den nicht berücksichtigt. Es ist wichtig zu beto-nen, daß Landregenerierung nicht nur Wieder-begrünung und Verhinderung einer schnellfortschreitenden Bodenerosion beinhaltet, son-dern auch die Abstimmung von Bodennutzungund Landqualitäten aufeinander. Daher sollteman sich nicht nur einseitig auf die rascheVegetationsvernichtung konzentrieren, sondernman sollte den Gesamtzustand des Landesbetrachten im Hinblick darauf, wo man dasLand nutzen kann und wo man es schonensollte.

Der Erosionsskala folgt eine Stellung-nahme in bezug auf Bodennutzung, denn Land,das mit den Werten 4 oder 5 eingestuft wurdewurde, ist als nicht beweidbar zu bezeichnenund Gebiete mit dem Wert 3 bedürfen beson-derer Beachtung.

Auf der Erosionskarte werden diejenigenGebiete gelb, orange und rot zusammengefaßt,die die Werte 3, 4 und 5 erhielten, aber Ge-biete, wo man den Zustand des Landes in Hin-blick auf die Bodenerosion als gut bezeichnenkann, sind grün (Werte 0, 1 und 2. Die Kartezeigt deutlich, wo es schwierig oder unmöglichist, Beweidungsnutzung mit ökologischenLandnutzungsprinzipien zu vereinbaren.

Sie zeigt aber auch, was nicht wenigerwichtig ist, diejenigen Gebiete, auf denenwenig Bodenerosion auftritt. In solchen Ge-

bieten sollte man Schafzucht nicht für großeBodenvernichtung verantwortlich machen.

Zuvor wurden bereits darauf eingegangen,welcher Art die wichtigsten Erosionsgebietesind. Die Sandflächen stellen den größtenAnteil der Gebiete, die die Werte 4 und 5erhielten, besonders die Sandgebiete nördlichdes Vatnajökull und entlang der Südküste.Deutlich am geringsten ist Erosion im Tieflandvon Süd-Island, in West-Island, in Nordwest-Island und den Teilen von Nordost-Island, dienicht hoch über Meeresniveau liegen, undschließlich in Ost-Island östlich der Jökulsá áBrú. In groben Zügen zeigt die Karte starkeErosion im Hochland vom Langjökull bis zurFljótsdalsheiði im Osten, und im Hochlandnördlich des Mýrdalsjökull.

Es sollten noch einige Aspekte erwähntwerden, die bei der Betrachtung der Karte zubeachten sind. Die Erosionskarte gibt nicht zuerkennen, welche Gebiete am dringendsten derWiederbegrünung bedürfen; solche Folgerung-en müssen auf mehr Belange und Information-en Rücksicht nehmen, als aus der Karte ables-bar sind. Sie sagt auch nichts über die Weide-belastbarkeit oder über die Vegetationsentwick-lung in jenen Gebieten aus, die die Erosions-werte 0, 1 oder 2 aufweisen (grüne Flächen).Die Erosionskarte gibt auch nicht zu erkennen,ob Land sich regeneriert oder nicht. Sie sagtnur aus, welche Erosion entsprechend der Ein-stufungsskala sowohl im Grünland als auch inden Ödlandgebieten stattfindet. Die Karte gibtin erster Linie ein gutes Gesamtbild vom Zu-stand des Landes im Hinblick auf Bodenero-sion.

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6. EROSION IN DEN

EINZELNEN LANDESTEILEN

6.1 BezirkeDie natürlichen Gegebenheiten in den einzel-nen Bezirken des Landes sind unterschiedlich-er Art. Manche von ihnen sind nahezu gänzlichbewachsen, andere sind durch hohe Berge undWüsten mit karger Vegetation gekennzeichnet.Das Land kann auch oft innerhalb eines Be-zirkes sehr unterschiedlich sein. Deswegen

müssen die Durchschnittswerte von Erosion fürdie einzelnen Bezirke mit einiger Vorsichtbetrachtet werden.

Wir haben hier den Weg gewählt, in Tabelle7 Informationen über die Erosion in allen Be-zirken darzustellen. Der Umfang der Erosionwird einerseits in km2 angegeben, und anderer-seits gibt es zusammengefaßte Informationen

Tabelle 7: Bodenerosion nach Bezirken

- - - - - - - - - - - - - km2 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - % - - - - -Bezirk Geb. 0 1 2 3 4 5 Mts. 0+1+2 3 4+5 Ödl.

1 Kjósarsýsla 664 70 36 315 167 31 2 37 68 28 5 202 Gullbringusýsla 1216 152 379 416 176 57 13 8 79 15 6 153 Borgarfjarðarsýsla 1903 183 169 699 545 120 36 110 60 31 9 324 Mýrasýsla 2971 451 403 1139 571 123 169 71 70 20 10 265 Snæfellsnessýsla 2163 302 385 695 412 94 29 229 72 21 6 236 Dalasýsla 2078 132 125 1191 557 39 0 22 71 27 2 207 A-Barðastrandarsýsla 1074 40 61 449 359 14 0 149 60 47 1 438 V-Barðastrandarsýsla 1519 38 60 433 693 21 11 254 42 56 3 649 V-Ísafjarðarsýsla 1221 31 28 253 451 114 21 320 35 48 15 65

10 N-Ísafjarðarsýsla 1958 26 87 432 656 49 8 692 43 54 5 6311 Strandasýsla 3465 59 82 1941 816 16 0 540 71 30 1 3012 V-Húnavatnssýsla 2496 129 495 1595 133 15 4 96 94 6 1 713 A-Húnavatnssýsla 4146 140 276 2063 1146 141 22 229 65 33 4 2514 Skagafjarðarsýsla 5355 284 203 1378 1990 453 0 995 43 42 11 4715 Eyjafjarðarsýsla 4089 241 52 691 1403 715 4 972 32 42 23 6316 S-Þingeyjarsýsla 11134 531 661 1153 3428 2853 1685 717 23 33 44 6917 N-Þingeyjarsýsla 5393 208 505 2014 1216 590 360 390 56 25 19 3418 N-Múlasýsla 10568 222 892 3830 2180 1647 491 1119 53 24 23 4219 S-Múlasýsla 3949 163 183 1239 1325 219 28 740 50 42 8 3720 A-Skaftafellssýsla 2962 93 188 374 727 267 866 373 26 31 40 7621 V-Skaftafellssýsla 5663 242 593 1047 895 538 1602 303 42 17 41 5522 Rangárvallasýsla 7365 274 880 820 1662 1790 1094 510 30 26 44 6723 Árnessýsla 7932 436 611 2508 2350 989 271 464 50 32 18 39

Vgl. hierzu die Karte auf S. 58.

über den Anteil der Erosionswerte in %. Orts-gemeinden wurden in dieser Zusammenfass-ung nicht einbezogen.

Wie Tabelle 7 zeigt, sind die Bezirke unter-schiedlich groß, von 664 km2 bis zu 11.134 km2

entsprechend der Datenbank von RALA undLR, und dabei sind die Gletscher nicht mitge-rechnet. In manchen Bezirken sind die Gebiete,wo man von viel Erosion sprechen muß (Ero-sionswerte 4 und 5) kleiner als 50 km2: In Kjós-arsýsla, Dalasýsla, den beiden Barðastranda-sýslur, in Strandasýsla und V-Húnavatnasýsla.In drei Bezirken erhielten mehr als 1000 km2

den Erosionswert 5: S-Þingeyjarsýsla, V-Skaftafellssýsla und Rangárvallasýsla. DieseBezirke entgelten ihre Nähe zu Gletschern undVulkanen. Im Großen und Ganzen betrachtetsind schlimme Erosionsgebiete (Erosionswert4 und 5) verhältnismäßig klein im Westland, inden Westfjorden und in Nordwest-Island. Dochdie Mýrasýsla bildet eine Ausnahme, denn zuihr gehören Gebiete mit versandeten Flächen

nördlich und westlich vom Langjökull undringsum den Eiriksjökull.

Von S-Þingeyjarsýsla im Norden bis zurÁrnessýsla im Süden – mit Ausnahme der S-Múlasýsla – ist das Land, das die Erosions-werte 4 und 5 erhielt, größer als 900 km2. DieS-Þingeyjarsýsla hat eine Sonderstellung miteinem Gebiet von rund 4.500 km2 in den Ero-sionsklassen 4 und 5.

Es muß hervorgehoben werden, daß Berg-land, i.e. die höchsten Berge bei der Prozen-trechnung in Tabelle 7 ausgeschlossen bleibt,aber davon gibt es viel im Skagarfjörður, imEyjafjörður und in der N-Múlasýsla. Das, wasin dieser Übersicht als Bergland angesetzt ist,liegt so hoch, daß es generell nicht für

Beweidung nutzbar ist; es sollte deshalb wiejene Gebiete klassifiziert werden, die dieErosionswerte 4 oder 5 erhalten.

Tabelle 7 zeigt, daß in vielen Bezirken Ge-biete mit den Erosionswerten 4 und 5 wenigerals 5 % des Lands einnehmen, was man als sehrzufriedenstellenden Zustand bezeichnen kann.Diese Bezirke befinden sich alle in West-Island, den Westfjorden und in Nordwest-Island. Die V-Húnavatnssýsla bildet im Hin-blick auf Erosion eine Ausnahme. Geringe Ero-sion (0, 1 und 2) ist bei 94 % des Gebietes ge-geben, und weniger als 1 % des Bezirks erhieltdie Erosionswerte 4 und 5. Manche Bezirkebringen es auf etwa oder über 70 % in denErosionsklassen 0, 1 und 2 liegen; sie befind-en sich alle im Westteil des Landes.

Da der Zustand des Bodens in jedem Be-zirk sehr veränderlich ist, ist es unzulässig, ein-seitige Schlüsse über die Bodenerosion zuziehen, die für die Gesamtbezirke gelten. Imfolgenden geht es um den Zustand des Landesin den einzelnen Landesteilen.

Die eine Karte ist eine infrarote Satellite-naufnahme, die die wichtigsten Oberflächgege-benheiten zeigt. Vegetation ist rot, und umsoröter, je üppiger sie ist. Gegenüber demSatellitenbild befindet sich eine Erosionskartedesselben Gebietes, auf der auch die Grenzenzwischen Landgemeinden eingezeichnet sind.

6.2 West-IslandDer westliche Teil von Island zählt zu den best-bewachsenen Gebieten des Landes, wie man aufden Infrarot-Satellitenbildern leicht erkennenkann. Es überrascht aber, daß an manchen Stell-en in den ansonsten gut bewachsenen Tälern vonBorgarfjörður sehr viel Erosion auftritt.

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Die Karte zeigt isländische Bezirksgrenzen.

Sandgebiet zwischen den Gletschern Eiríksjökullund Langjökull. Ein Gletscherfluß versickert in ein-em Lavafeld und hinterläßt Sedimente an der Ober-fläche, die dann den Winden ausgesetzt sind.

Die Erosion besteht häufig in punktuellerErosion und Solifluktion an bewachsenenHängen, und diese Erosionsformen kann manin erster Linie auf die Beweidung zurück-führen. Es gibt guten Grund, die Hänge derBorgarfjörður-Täler mit Vorsicht zu nutzen,besonders zeitig im Frühjahr, wenn der Bodendurchweicht ist. Wo Erde an der Oberflächevon Berghängen offen zutage liegt, müssendiese Wunden zu geschlossen werden, dennsonst besteht die Gefahr, daß der Boden in dennächsten Jahren und Jahrzehnten ins Meerweggeschwemmt wird. Wo die Erosion inBorgarfjarðarsýsla stark ist (Erosionswerte 3, 4und 5), sind Solifluktion und sandige Melar-Flächen die häufigsten Erosionsformen. Dieernsteste Erosion in Mýrasýsla besteht vorallem in der Form von Solifluktion und Melar-Flächen sowie sandigen Melar.

Auf der Snæfellsnes-Halbinsel und in Dala-sýsla gibt es weithin ernste Erosion in Form vonSolifluktion. Da diese Bezirke ansonsten sehrgut bewachsen sind, sollte dieses Ergebnis alsWarnung dienen, daß gutes Grünland in dennächsten Jahrzehnten verloren geht, wenn dieBeweidung der Bergflanken nicht mit großerZurückhaltung erfolgt. Das Weiden von ganzenPferdeherden an Berghängen sollte überall inIsland verboten werden.

Die gravierendste Erosion ist im Hochlandund da besonders dort, wo es erhebliche Sand-ausschüttung von Gletschern und Gletscher-flüssen gibt. So wurden sehr versandete Ge-biete im Westen von Langjökull und um denEiriksjökull herum kartiert. Im Osten vonMýrasýsla gibt es ebenfalls eine sehr bekannteErosionszone im Hítardalur, die nun zumgrößten Teil innerhalb des Landregenerierungs-zauns liegt.

Weithin im Westland sind die Melar-Fläch-en dort sehr auffällig, wo das Land eigentlichvoll bewachsen sein sollte. Oft wechseln Mel-ar-Flächen mit bewachsenem Land ab unddaher wurden die Erosionswerte M1 und M2gegeben. Diese “Melar” sind Folge einerErosion, die wahrscheinlich früher noch vielstärker war. Im Tiefland ist es nicht schwierig,solches Land zu begrünen, wie der gute Erfolgmancher Bauern bei der Landregenerierungzeigt.

6.3 Westfjorde und StrandirDie Erosionswerte für die Westfjorde sindZeichen dafür, daß es sich dort um Hochland

mit steilen Hängen und spärlicher Vegetationauf den Hochheiden handelt.

In V-Barðarstrandasýsla und Ísafjarðarsýslaherrschen Bergland und Ödland vor, oft 60-70% der Gebietsfläche. Die Erosionswert 3 (erhe-bliche Erosion) ist häufig, im Besonderendeswegen, weil es viele steile Geröllhalden undSolifluktion an den bewachsenen Hängen gibt.

Punktuelle Erosion ist dort stark verbreitet,wo das Heideland bewachsen ist, besonders inV-Barðarstrandasýsla. Außerdem ist Wasser-erosion häufig anzutreffen, wie man es ineinem so bergigen Gebiet erwarten kann. Esgibt jedoch wenig Gebiete, wo man von stark-er Erosion sprechen müßte (Erosionswerte 4und 5), und diesbezüglich sind die Westfjordebesser gestellt als viele andere Gebiete desLandes.

Das Hochland der Westfjorde ist nicht soversandet wie das Hochland in der Nachbar-schaft großer Gletscher im Zentralhochland. Esgibt wenig Unterland und daher ist der prozen-tuale Anteil der gut bewachsenen Böden, wowenig Erosion stattfindet, zu anderen Flächen

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Leicht beweidetes Tal in den Westfjorden mit mini-malen Erosionsproblemen.

Ein Tal in den Westfjorden mit guter Vegetations-decke, aber zahlreiche Hänge sind Schutthänge, vondenen viele früher bewachsen waren.

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geringer als in manchen Landgemeinden, häu-fig zwischen 30 und 40 %.

Strandasýsla ist im allgemeinen besser be-wachsen als Barðarstrandasýsla und Isafjarð-arsýsla, und dort gibt es weniger Land, das mit3 eingestuft wird. Der prozentuale Anteil desLands, wo geringe Erosion herrscht, ist höher,vor allem in den Gemeinden Kirkjubólshreppurund Bæjarhreppur.

6.4 Nordwest-IslandV-Húnavatnssýsla ist infolge der Vegetations-übersicht von LMÍ wohl als der am bestenbewachsene Bezirk in Island zu bezeichnen,und dort sind die Erosionsprobleme sehr ger-ing. Es ist sehr interessant, daß ein Bild, das1987 von einem Satelliten aufgenommenwurde, nennenswert weniger Vegetationsent-wicklung südlich der Hochweideeinzäunungals nördlich von ihr zeigt. Das kann man wohlals Hinweis darauf verstehen, daß die Hoch-weidegebiete voll belegt oder überbelegt war-en, aber das läßt sich nicht beweisen. Klar ist,daß in V-Húnavatnssýsla, die Nutzung desGrünlandes vorsichtig erfolgen muß, besondersauf den Hochweiden, auch wenn das Land einegute Vegetationsdecke aufweist. Der Gesam-tumfang der Böden, die man als in gutemZustand bezeichnen darf (Werte 0, 1 und 2)stimmt gut mit den Kategorien gut bewachsenesLand und spärlich bewachsenes Land auf derVegetationskarte überein. Die Hochweidegebietesind im allgemeinen Feuchtgebiete, und dasLand verträgt Beweidung besser als andere Ge-genden, wo die Vegetation auf dem Rückzug ist.

Die östliche Húnavatnasýsla ist ebenfallsim kultivierten Gebiet weithin gut bewachsen,und auch auf den angrenzenden Hochweiden

bis zur Blanda. Punktuelle Erosion ist jedoch inden Hochweidegebieten weit verbreitet (Ero-sionswert 3). Grimstunguheiði und Auðkulu-heiði sind nach Süden hin schlecht bewachsenund da gibt es Gebiete mit viel Erosion. DasLand steigt von der Blanda nach Osten hin anund dort schließen sich in den Bergen zusam-menhängende Ödlandgebiete, die sich bis nachOst-Island erstrecken.

Ein Sandgebiet befindet sich an der Küsteam Ende der Bucht Húnaflói, aber nur wenigeandere Gebiete im bewohnten Land erhieltendie Erosionswert 4.

Die Pferdebeweidung hat begonnen, dasGrasland sowohl im westlichen wie auch imöstlichen Bezirk Húnavatnssýsla zu beein-trächtigen, und dies könnte rufschädigend für

deren grünes Image wirken. Relativ verbreitetgibt es ernste Erosion an den Bergflankenwegen der Pferdebeweidung, vor allem imöstlichen Bezirk.

6.5 Mittleres Nord-IslandDie Skagafjördur-Region hat weniger Grün-land auf den Hochweiden als die A-Húnavatna-sýsla. Starke Erosion gibt es am Rand desHochlandes, wo es in Grünland übergeht, unddaran schließen sich die Ödlandgebiete desHochlands an. Diese sind nördlich des Hofs-jökull stark versandet. Man kann jedoch Vege-tationsreste finden, die dort noch ausharren, wodas Grundwasser hochsteht.

Unter diesen befinden sich die sogenanntenOrravatn-Palsas nördlich des Hofsjökull, dieohne Zweifel eine der bedeutendsten Grünoa-sen des Landes in über 700 m Höhe ü.M.

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Solifluktionserscheinungen an einem Hang in Nord-west-Island. Solche Hänge sind sehr anfällig fürStörungen. Der Hang wird als Weide für Pferdegenutzt, die aber für solche Hänge viel zu schwer sind.

Die Orravatnsrústir nördlich des Gletschers Hofs-jökull sind Permafrosterscheinungen in Vegetations-relikten in Nord-Island. Bei den Erhebungen (etwa10x100m auf dem Foto) handelt es sich um sogenan-nte Palsas mit einem Eiskern.

darstellen. Dieses Permafrost-Moor ist alsNaturdenkmal registriert. Leider wird es immernoch für Beweidung genutzt. Pferdebeweidungkann in den nächsten Jahren diese Vegetations-reste leicht vernichten, wenn die Entwicklungso weitergeht wie bisher.

Das Tiefland im Skagafjörður ist gut be-wachsen, doch die Pferdebeweidung verursachtin vielen landwirtschaftlichen BetriebenSchäden an Vegetation und Boden. Klar ist, daßdie Pferdebeweidung im Skagafjördur weithinzu intensiv ist und über jedes vernünftige Maßhinausgeht. Die Weideflächen sind allerdingszumeist so klein, daß sie bei einer Kartierungim Maßstab von 1:100.000 kaum in Erschein-ung treten.

Die Berghänge sind in großer Erosions-gefahr, denn sie sind weithin sehr steil und ver-schüttet. Ein großer Teil des Skagafjörður er-hielt daher den Erosionswert 3 (42 %). DasHochland zwischen Skagafjördur und Eyja-fjördur wurde als Bergland kartiert, denn es istweithin über 1000 m hoch.

Der Eyjafjörður trägt alle Anzeichen einesblühenden Landwirtschaftsgebiets auf frucht-barem Boden. Dem wird hier nicht wider-sprochen, aber interessant ist, wie klein dieGrünlandfläche in Wirklichkeit ist. Sie befind-et sich in Talgründen und an steilen Hängen.Großflächiges Hochweideland gehört nicht zuden Tälern des Eyjafjörður. Weideland ist ausdiesen Gründen daher eine begrenzte Res-source. Vieles weist darauf hin, daß der Tierbe-stand zu hoch war, als der Schafbestand amhöchsten war.

Weithin gibt es starke Neige zu Solifluktionan den Hängen, die sehr häufig sehr steil unddaher empfindlich sind. Früher wurde bereitserwähnt, daß ein Zusammenhang zwischenErdmurenabgang, Solifluktion und Weidebela-stung besteht. Erdrutsche sind eine natürlicheEntwicklung, aber deren Häufigkeit verviel-facht sich, je mehr die Vegetation belastet wird(vgl. hierzu die Bemerkungen zu Solifluktionin Kap. 8).

6.6 Nordost-IslandIn den zwei Bezirken Þingeyjarsýsla herrschenkrasse Gegensätze. Dort sind einige derGebiete zu finden, wo die geringste Erosion imLand zu verzeichnen ist, aber dort gibt es auchÖdland und Erosionsgebiete von riesigemUmfang. Festzustellen ist, daß in diesem Be-zirk die Erosion den Vegetationsgebieten am

stärksten und schnellsten zusetzt. Das Land istweithin empfindlich, es ist trocken und vonausgedehnter Thufurbildung gekennzeichnet,

und im Boden befinden sich grobe Aschen-schichten.

In S-Þingeyjarsýsla gibt es zusammenhän-gende Sandflächen von der Skjálfandafljótnach Osten bis zur Jökulsá á Fjöllum und vomVatnajökull nach Norden bis in das Mývatn-Gebiet, wo das Grünland durch die Berg-massive von Bláfell und Búrfell geschützt ist.Eine Sanderfläche gibt es aber auch westlichvon Skjálfandafljót, deren Wurzeln man zumSprengisandur und nach Süden bis zumHofsjökull verfolgen kann. Ständig wird Sandnach Norden getragen und einzelne Sandver-wehungsbahnen reichen nach Norden bis zumEilífsvatn. Sand ist am Hólasandur, der ständiganwächst, und die Sandfläche schreitet immermehr nach Norden vor.

In S-Þingeyjarsýsla kann man eines derschlimmsten Rofabard-Gebiete des Landes

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Gravierende Erosion in der Hólsfjöll-Region in Nord-ost-Island. Das Gebiet ist jetzt vor Beweidung ge-schützt, und der Erosion wird aktiv Einhalt geboten.

Solifluktionshänge in Nordost-Island, nahe derKüste. Dieses Land ist sehr anfällig für störendeEingriffe und Erosion.

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finden. Es gibt in diesem Bezirk aber auch gutbewachsenes Land in den meisten Landge-meinden, z.B. im Aðaldalur und im Mývatn-Gebiet. Oft wird nicht darauf geachtet, Ero-sions- und Ödlandgebiete vom gut begrüntenWeideland abzugrenzen. Daher weisen dieDurchschnittswerte schlechtere Werte aus,obwohl das Land weithin in gutem Zustand ist.

In N-Þingeyjarsýsla sind Sandwüsten imsüdlichen Teil des Hochlandes vorherrschendund eine große Sandverwehungsbahn führt vonder Jökulsá á Fjöllum nach Norden zu denHólsfjöll und hinunter in das Öxarfjarðargebi-et. Es war eine große Leistung des Landregen-erierungsamts, das Vordringen des Sands imÖxarfjörður aufzuhalten; das geschah 1954.Sandflächen liegen auch draußen an den Uferndes Öxarfjörður. In Kelduhverfi, Öxarfjörðurund auf Melrakkaslétta gibt es riesige Grün-landflächen, wo die Erosion fast überall geringist. Ein großes Rofabard-Gebiet befindet sichauf Afrétt nordwestlich von Þistilfjörður. Aufder Melrakkaslétta, im Þistilfjörður und an derBucht Bakkaflói findet starke Bodenhebungdurch Frost statt.

Daher sind dort Thufur sehr auffällig undstarke Solifluktion. Solche Ökosysteme sindsehr empfindlich und vertragen eine Pferdebe-weidung schlecht.

Die Zäune zur Landregenerierung in denbeiden Þingeyjarsýsla sind zahlreich, sie sind324 km lang und grenzen 1142 km2 ab. Dortwurde bedeutsame Arbeit geleistet, denn dasVorschreiten von Anwehungsdünen im Grün-land wurde aufgehalten. Die Zäune sind aberdennoch nur eine kurzfristige Lösung undumfassen keineswegs alle Gebiete, in denenernste Erosion vorliegt. Es ist dringend not-wendig, viel größere Flächen vor Beweidungzu schützen und die Landregenerierungsmaß-

nahmen dort zu intensivieren, wo Grünlandrapide gefährdet ist, wie in der Umgebung desBerges Jörundur. Außerdem bedarf es beson-derer Bemühungen um die Sandverfrachtungdurch Anwehungsdünen zu stoppen, die dasbewachsene Land in der Skutustaðir-Gemeindezerstören. Man wird u.a. neue Wege im Land-regenerierungsprogramm finden müssen, diedarauf abzielen, die Sandverfrachtungen vomGrünland dorthin wegzuleiten, wo sie keinenSchaden anrichten, z.B. in die Gletscherflüsse.Der Sandausstoß der Gletscher ist groß undkann nicht unterbunden werden. Es ist dahernur eine kurzfristige Lösung, dort, wo der SandGrünland überflutet (wie z.B. in den Dimmu-borgir) den Sand von solchen Anwehungs-dünen zu verfestigen,. Verringern muß man denZufluß von Sand zu den Anwehungsdünen.

Es ist schon seit langem überfällig, die Öd-landgebiete der Ódáðahraun und der Mývatns-öræfi mit Weidebann zu belegen, ebenso wiedie Lavafelder südlich und westlich des be-wohnten Landes im Mývatn-Gebiet, wie etwadie Grænavatns-Lava und die Hochweidensüdlich des Bárðardalur. In N-Þingeyjarsýslawurden die Hólsfjöll unter Schutz gestellt unddort zeichnen sich erste Erfolge ab.

6.7 Ost-IslandDie Landbeschaffenheit ist in Ost-Island sehrunterschiedlich; von wohlbewachsenen Grün-landgebieten im Tiefland bis zum Ödland vonMöðrudalur und Brúaröræfi. Sand ist vorherr-schend in den Hochlandgebieten, und Grün-land dort ist in den vergangenen Jahrhundertenimmer mehr zurückgegangen.

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Hochlandgebiet im Nordosten des Gletschers Vatnajök-ull. Bewachsene Gebiete und kahle sandige Flächen.

Eine Kombination von Wasserrinnen und Rofabard-Erscheinungsformen am Hang eines Hügels in Ost-Island. Nur etwa 50% der Boden- bzw. Vegetations-decke verbleibt.

Der Zustand der Weideflächen ist jedoch inden gut bewachsenen Hochweiden vielfach gut,wie etwa auf der Hofteigsheiði und nach Südenüber die Fljótsdalsheiði bis hin zum Hochlandnördlich des Vatnajökull. Viele dieser Hoch-weidegebiete gehören zum Besten, was dasLand hinsichtlich geringer Erosion zu bietenhat. In den beiden Múlasýslur gibt es jedochGebiete, die mithin die schlechtesten Werte imLand erzielten. Starke Erosion findet sich imGrünland im hochgelegenen Teil der Hoch-weiden, die zum Vopnafjörður gehören, aufJökuldalsheiði und in den Tälern von Brúar-öræfi. Vom Borgarfjörður nach Süden bis zumSeyðisfjördur gibt es weithin steile Schutt-hänge mit geringer Vegetation.

Der südliche Teil von Ost-Island und ganzSüdost-Island haben gemeinsam, daß dortungeheuer starke Niederschläge in kurzer Zeitfallen können, und außerdem ist das Land dortvon steilen Hängen gekennzeichnet. Der Bodenin diesen Gebieten ist daher sehr erosionsge-fährdet, und vielerorts mußte die Vegetations-und Bodendecke nackten Schutthalden weich-en. Wenn dort Wunden in der Vegetation an denBerghängen auftreten, kann innerhalb kurzerZeit starke Erosion eintreten. Die Bergflankensind daher besonders empfindlich und vieleLandgemeinden erhielten in bezug auf Bod-enerosion schlechte Werte. Man kann sagen,daß man diesen schlechten Zustand auf dieLandschaft zurückführen kann, die für Be-weidung besonders empfindlich ist, u.a. wegenSteilheit, starker Niederschläge und deswegen,weil die Wiederbegrünung in Schutthängenlangsam vor sich geht.

Die Abhänge der Berge in den Ostfjordensind weithin schlecht bewachsen, aber trotzdembezeugen dort isolierte Grasflächen, daß esdort Grünland gegeben hat, das früher dieHänge vor Wasser und Winden schützte. Andiesen Hängen fand starke Erosion statt, undsie sind für Beweidung empfindlich. Sobalddort Erosionswunden entstehen, muß die Be-weidung vermindert werden. KräftigerStrauchbewuchs schützt bei solchen Gegeben-heiten den Boden am besten. Die Bodennut-zung sollte sich darauf konzentrieren, Strauch-bewuchs an solchen Hängen zu vermehren.

6.8 Südost-IslandBeim Überblick über Ost-Island wurde erwäh-nt, daß in den Ostfjorden und im Südostlandinnerhalb kurzer Zeit große Niederschlags-

mengen fallen können. Diese Gebiete sinddurch Steilhänge gekennzeichnet und daherkann die Erosion stark werden, sobald die Vege-tationshülle verwundet wird. Tatsache ist, daßgroße Teile der Hänge im Bergland der Ost-fjorde und des Südostlands die Bodendecke ver-loren haben und nur die unfruchtbaren Schutt-halden übrig sind. Unterland gibt es vielerortsnur sehr wenig. Etwa ein Viertel des Lands in A-Skaftafellsýsla, ausgenommen der Skeiðarásan-dur, ist wegen der Steilhänge und der unbe-wachsenen Schutthänge an den Bergflanken vonstarker Erosion betroffen (Werte 4 und 5).

Nachdem die Gletscherströme in Skafta-fellssýsla abgedeicht wurden, sodaß sie auf-hörten die Tieflandgebiete zu überschwemmen,hat sich auf den Sandebenen viel Vegetationangesiedelt. Dort gibt es nun weithin bedeut-sames Grünland.

Sandgebiete kennzeichnen stark den West-en dieses Landesteiles, und man findet dortzwei der ausgedehntesten Sander in Island,Skeiðarársandur und Mýrdalssandur. Das ge-samte Küstengebiet dazwischen besteht eben-

falls nur aus Sand.Viel Sand wird von den Rändern des Vatna-

jökull und von der Skaftá auf die Hochheidender Gemeinde Skaftárhreppur verfrachtet undbedroht dort das Grünland. Vieles weist daraufhin, daß diese Sandausschüttung erst in den let-zten Jahrhunderten gravierende Ausmaße ann-ahm, und an manchen Stellen hauptsächlichsogar erst im 20. Jahrhundert. Es besteht diedringende Notwendigkeit, Sandgebiete und ihrUmfeld vor Beweidung zu schützen und dieWiederbegrünung zu forcieren, um den Vor-marsch des Sands zu hindern, nicht zuletzt

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Südlich des Vatnajökull-Gletschers in Südost-Island. Weideflächen zwischen Küste und Gletschersind begrenzt , und die Landschaft ist vielerorts vonsteilen Schutthängen geprägt.

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dort, wo er wertvolles Grünland und Natur-denkmäler bedroht. Hier muß wieder an dieErörterung der Beweidungsprobleme im Öd-land im 4. Kapitel und die der Sandflächen im9. Kapitel erinnert werden. Sander entlang derKüsten können sich trotz gewisser Beweidungmöglicherweise eher wieder begrünen, aber dieEntwicklung würde viel rascher vor sich gehen,wenn auch dieses Land unter Schutz gestelltwürde. Grundsätzlich sollte Ödland nicht zurBeweidung genutzt werden. Im Tieflandgebietvon Südost-Island kann man vielerorts davonausgehen, daß sich die Birke dort wieder an-siedelt, wo die Beweidung unterbleibt.

Hochweidegebiete sind in A-Skaftafells-sýsla begrenzt vorhanden, aber ausgedehntesWeideland, das weithin in gutem Zustand ist,gehört zur Gemeinde Skaftárhreppur. Das Landregeneriert sich langsam wieder nach denZerstörungen, die entstanden, als die Anzahlder Schafe am höchsten war.

Das deutet darauf hin, daß diese Hoch-

weidegebiete empfindlich sind, und man wirdtrachten müssen, die Anzahl der Schafe geringzu halten. Nördlich der Skaftá, in der Hoch-weide Skaftártunga, gibt es das BergmassivFögrufjöll. An dessen Südseite ist einige Vege-tation, aber der Ertrag ist schlecht, das Gras-land empfindlich und die ganze Umgebungbesteht aus Ödland. Solche Gebiete müssendringend vor Beweidung geschützt werden, ihrBeweidungswert ist verhältnismäßig gering,betrachtet man diese Landgemeinde als Gan-zes.

Man kann sagen, daß der östlichste Teildieses Gebiets, östlich und südlich des Mýrdal-sjökulls, im Herrschaftsgebiet des VulkansKatla liegen. Bei einem Katla-Ausbruch kön-nen enorme Mengen von vulkanischen Locker-stoffen auf dieses Gebiet niedergehen. Land-nutzung wird auf solche unvermeidbaren Kata-strophen Rücksicht zu nehmen haben und es istwichtig, daß die Ökosysteme imstande sind,um solche Rückschlägen aufzufangen.

6.9 Süd-IslandDas Tiefland von Südisland ist ein extensivesLandwirtschaftsgebiet, wo die Erosion weithingering ist; in den Bergen jedoch gibt es einigeder schlimmsten Erosionsgebiete des Landes.Die Beweidung durch Schafe wurde hier ver-ringert, seitdem sie ihren Höchststand hatte,und einige Hochweidegebiete wurden unterSchutz gestellt, wie z.B. Emstrur, Þórsmörk,Almenningar und Teile der Landmanna-Hoch-weide und einige Gebiete südlich des Lang-jökull. Im großen und ganzen erhalten dieHochweidegebiete des Südlands schlechteWerte, denn viele von ihnen sind wegen lang-währender Bodenzerstörung, Vulkanausbrüch-en und Andringen von Gletschersand schlechtbewachsen. Einen Großteil dieser Vernichtungkann man direkt auf Landnutzung, Abholzenund Beweiden von empfindlichen Gebieten zu-rückführen, die oft zusätzlich durch klimatis-che Bedingungen, Aschenfall und Übersch-wemmungen bedroht sind. Die meisten zumSüdland gehörigen Hochweidegebiete müssenals zur Beweidung ungeeignet bewertet wer-den.

Die südlichen Hochweiden in Rangárvalla-sýsla werden häufig von Aschenregen heimge-sucht. Dort, ebenso wie in der Nachbarschaftdes Vulkans Katla, muß sich die Landnutzungan solchen unvermeidbaren Katastrophen ori-entieren, und das Gebiet um den Vulkan Hekla

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Eine Piste führt durch ein typisches Melar-Gebiet.

Überweidete Pferdeweide in einem Feuchtgebiet inSüd-Island.

sollte nicht beweidet werden. Die Vegetationbenötigt Schutz, um sich gegenüber Aschenr-egen und Sand behaupten zu können; um sichauf Belastungen vorzubereiten und sich danachzu regenerieren.

Um die letzte Jahrhundertwende wurde derSand in südlicher Richtung bis nach Landsveitund über Rangárvellir verblasen und ver-nichtete einen landwirtschaftlichen Betriebnach dem anderen. Die Leistungen der erstenPioniere der Sandstabilisierung, die der Sand-verfrachtung in Rangávallasýsla Einhalt ge-boten, werden nie genug hoch bewertet werdenkönnen. Sie errichteten in Handarbeit und mitunzulänglichem Werkzeug u.a. Schutzwälleaus Steinen. Diese Wälle stellen heute ein kul-turhistorisches Denkmal dar. Das Land dort istaber noch immer sehr empfindlich und viele-rorts finden sich offene Sandflächen, die inschlechten Jahren wieder in Bewegung kom-men können. In diesem Gebiet muß man aufunvermeidbare Belastungen durch Aschenfallund ungünstige Wetterlagen gefaßt sein. Daherist es nach Meinung der Berichterstatter einezweischneidige Sache, daß Teile dieser Geb-iete, wo das Vordringen des Sands zu Beginndes 20. Jahrhunderts gestoppt wurde, heutzu-tage wieder beweidet werden. Es sollte eigent-lich alles daran gesetzt werden, dieses Land mitkräftiger Vegetation zu begrünen, vor allem mit

Strauchwald, der die sicherste Bedeckung derSandflächen darstellt.

Die Pferdebeweidung im Südland ist in denTieflandgebieten teilweise so stark, daß dieersten Anzeichen von Bodenzerstörung dasind. Bei der Kartierung wurden zu starkgenutzte Pferdeweiden vor allem als Gebietemit punktueller Erosion unter 3 eingestuft.Dabei ist zu bedenken, daß diese Tieflandge-biete von Natur nicht durch Erosion bedrohtsind. Deswegen gibt die Einstufung 3 eineumfangreiche Degradation des Lands zu er-kennen, die Vegetationsentwicklung ist deut-lich rückläufig und die Bodenvernichtung hatbegonnen. Auf den Pferdeweiden können erhe-bliche Schäden an der Vegetation auftreten,bevor sich der Erosionswert von 2 auf 3 erhöht.

6.10 Südwest-IslandIm südwestlichen Teil von Island gibt es im all-gemeinen wenig Erosion, sieht man von demGebiet um Krísuvík und der Südwestspitze derHalbinsel Reykjanes ab. Die Bodenerosion hatstark nachgelassen, seit die Anzahl der Schafezurückging, und viele Erosionsgebiete wurdendurch die Gemeinden und Interessenvereinig-ungen wieder begrünt. Andererseits wird dasLand im Hauptstadtgebiet durch die heutigePferdebeweidung zunehmend geschädigt, nichtzuletzt in Mosfellsbaer und auf Kjalarnes.

Wie bereits erwähnt, sagt die Bewertungder Erosion wenig über Zustand oder Entwick-lung der Vegetation aus. Reykjanesskagi ist eingutes Beispiel dafür, wie Erosionsdaten alleinin manchen Fällen irreführend sein können. Esgibt dort zwar weithin kaum Erosion, aber dieVegetation ist nichtsdestotrotz sehr spärlichund steht in keinem Verhältnis dazu, wie sieunter natürlichen Bedingungen sein könnte.Die Vegetationsübersicht, die von Landmæl-inger Islands in Zusammenarbeit mit RALAund LR unter Zuhilfenahme von Satellitenfotoserstellt wurde, bezeugt die spärliche Vegetationauf Reykjanes.

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Ein Rofabard-Gebiet in der Nähe von Krýsuvík,Südwest-Island.

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7. LANDGEMEINDEN

UND HOCHWEIDEN

7.1 Bodenerosion in Landgemeindenund auf Hochweiden

Eines der wichtigsten Ziele dieser Arbeit wares, handfestes Material in bezug auf die Bod-enerosion in einzelnen Landgemeinden und aufden Hochweidegebieten zu erhalten. Es würdezu weit führen, im einzelnen darauf einzuge-hen, welche Art von Erosion in jedem einzel-nen Gebiet für sich vorhanden ist. Informa-tionen werden daher in erster Linie in Tabellenveröffentlicht. Es ist klar, daß diese Beschrei-bungen keineswegs erschöpfend sind, manchenmögen sie zu kurz erscheinen, besonders den-en, die die örtlichen Gegebenheiten gut kennen.Es sei deswegen noch einmal darauf hinge-wiesen, daß viel ergänzende Information in deneinzelnen Tabellen zu finden ist, die für jedeLandgemeinde veröffentlicht werden, und in denLandkarten für die einzelnen Landesteile. Di-verse Informationen kann man auch über Kvasirbekommen, die Datenbank von RALA und LRüber die Bodenerosion (www.rala. is/-kvasir).Sie enthält viel mehr Informationen, als hiervorgestellt werden. Die Mitarbeiter von RALAund LR sind auf Wunsch gerne bereit, bei einerweiteren Auswertungen der Datenbank behilflichzu sein. Es muß aber auch noch einmal daraufverwiesen werden, daß diese Datenbank durchInformationen über den Vegetationszustand u.a,ergänzt werden müßte, um ein Gesamtbild vomZustand des Landes zu erhalten,.

Da die Gebiete sehr zahlreich sind, wurdedie Behandlung der Landgemeinden und Hoch-weidegebiete aus dem Hauptbericht ausge-klammert. Hier folgt nur ein grober Überblicküber dieses Thema. Die Erosionsdaten wurden

außerdem dazu verwendet, um im 9. KapitelStellung zum Zustand aller Landgemeindenund Hochweidegebiete in Island zu beziehen.

7.2 Gebietsabgrenzung Für eine Übersicht über die Erosion in bes-timmten Landgemeinden und Hochweidege-bieten müssen die Grenzen klar erkennbar sein.Die Grenzlinien sind jedoch häufig genugunklar. Daher war es mit Schwierigkeiten ver-bunden, die Grenzen von Landgemeinden undHochweidegebieten in die Datenbank einzuar-beiten. Vor einigen Jahren bemühte sich dieLandnutzungsabteilung von RALA unter Leit-ung von Guðmundur Guðjónsson und IngviÞorsteinsson darum, Informationen hinsicht-lich der Grenzen der Landgemeinden undHochweiden zu bekommen. Gesammelt wur-den Grundbucheintragungen über die Land-grenzen, weitere Unterlagen wurden in derNationalbibliothek gefunden und ebenso wur-den Informationen bei den Gemeindeverbänd-en eingeholt. Diese Grenzen wurden sodannauf eine Karte mit dem Maßstab 1:250 000 unddie Vegetationskarte eingetragen. Die Informa-

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tionen von Guðmundur Guðjónsson und IngviÞorsteinsson zeigen, daß an manchen Orten erhe-bliche Meinungsunterschiede über die Grenz-ziehung der Hochweidegebiete vorliegen. DieseInformationen der Landnutzungsabteilung vonRALA (heute: Umweltabteilung; die Vegeta-tionskartenerstellung obliegt jetzt dem Naturhis-torischen Institut) wurden benutzt, um dieGrenzziehungen der Gemeindeverbände undHochweiden in die Datenbank von RALA undLR zu übertragen. Die Grenzen zwischen Gem-einden wurden auch vom Amt für Raumplanungauf Grundlage der Gemeindeverbandskarten vonLandmælingar Íslands (Landvermessungsamt)mitgeteilt, doch hat diese Karte einen sehr grob-en Maßstab, und auch hier gilt der Vorbehalt derunsicheren Grenzziehungen. Auch auf Vege-tationskarten stützten wir uns, auf Darstellungeneinzelner Gebiete sowie die Jahrbücher vonFerðafélag Islands und eigene Beobachtungen,soweit sie eingebracht werden konnten.

In den Fällen, wo die Grenzlinien unsicherwaren, wurde zur Grundlage für die Berechn-ungen jeweils eine Lösung gesucht, die mög-lichst natürlich erschien. Es kann sein, daßdiese Hypothesen nicht überall halten. DieDatenbank wird korrigiert werden müssen, so-

bald man Sicherheit über die Grenzen erhält; eswar ja auch nicht der Zweck, eine genaueGrenzziehung der Gemeindeverbände vor-zunehmen, sondern es ging darum, eine Über-sicht über die Erosion in ihnen zu erhalten.Diese Unsicherheit ändert so gut wie nichts anden Ergebnissen der Erosionskartierung.

Bei den Berechnungen für die einzelnenGemeindeverbände wurde Gewicht darauf ge-legt, ein möglichst gutes Bild von zusammen-hängenden Weideflächen zu erhalten. Es wurdeder Versuch gemacht, die dichter bewohntenLandwirtschaftsgebiete, z.B. Talgründe mit zu-sammenhängenden Heuwiesengebieten, vonanderem Land zu trennen. Es stellt sich aberheraus, daß dies in den meisten Fällen nurwenig an dem Gesamtergebnis der Berechnungfür einen Gemeindeverband änderte.

Die Aufteilung des Landes in Gemeinde-verbände wird auf der voraufgehenden Doppel-seite gezeigt. Die Berechnungen umfassen ins-gesamt 211 Gebiete, sowohl Landgemeindenim Tiefland als Hochweidegebiete. Die Reihen-folge ist im Uhrzeigersinn, es wurde in West-Island begonnen und in Südwest-Island geen-det. Ebenso folgen diesen Darlegungen zw-eifache Karten für jeden Landesteil; die eine

Vegetationskarte von Island. Die Karte wurde mit Bildern des Landsat 5 Satelliten produziert.

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Karte ist ein Infrarot-Satellitenbild (rote Farbezeigt Grünland) und ermöglichst es, sich überörtliche Gegebenheiten zu informieren, und dieandere ist die Erosionskarte, auf der derZustand des Landes entsprechend der Ero-sionsskala dargestellt wird.

7.3 DokumentationIn Anhang 1 ATH sind Übersichtstafeln bezüg-lich der Landgemeinden und Hochweidegebietedes Landes zu finden. Die erste Tabelle stellteine zusammengefaßte Übersicht der Erosions-werte für diese Gebiete dar. Dort wird die Ge-samtgröße für jedes Gebiet in km2 und die pro-zentuale Aufteilung in niedrige Erosionswerte(0,1 und 2), Erosionswert 3 und gravierendeErosion (Erosionswerte 4 und 5) angegeben.Auch wird dargestellt, inwieweit schwere Ero-sion in Verbindung zu Verlust von Grünlandsteht (Erosion in Verbindung mit Grünland, Ero-sionswerte 3, 4 und 5). Ebenso wird Erosion aufÖdland und im Bergland (Erosionswerte 3, 4,5und Bergland) angegeben.

Um den Wert der hier vorgestellten Datenfür die Landgemeinden und die Hochweidege-biete zu erhöhen, wurden auch einfache Unter-suchungsergebnisse in bezug auf die Vegetationin denselben Gebieten einbezogen. Benutztwurde die sogenannte Vegetationsübersicht, dievon Landmælingar Íslands (LMÍ) in Zusammen-arbeit mit RALA und LR (LMÍ 1993) erarbeit-et wurde. Die Daten liegen in digitalisierterForm vor, und es ist relativ einfach, sie mit derErosions-Datenbank von RALA und LR zukombinieren. Es muß aber hervorgehoben wer-den, daß die Daten wenig Auskunft über dieVegetation als solche und ihren Zustand geben,aber ein gutes Bild über Ausbreitung der Vege-tation und Größe der Ödlandflächen. Jede Bild-einheit umfaßt einen Hektar (100 x 100 m). DieVegetationsübersicht teilt das Ödland in zweiGruppen: Melar-Flächen und Schutthänge ein-erseits und Lavafelder und Sandflächen anderer-seits. Diese Gruppen wurden zusammengelegt,um die Gesamtgröße des Ödlands zu ermitteln.Grünland wurde in vier Gruppen unterteilt: spär-liche Vegetation, relativ spärliche Vegetation,ziemlich gut bewachsenes Land und sehr gutbewachsenes Land. Es gibt große Unterschiededarin, wie die Vegetation in jeder Gruppe geart-et ist. Zum Beispiel beinhaltet “spärliche Vege-tation” sowohl moosbedeckte Flächen als auch

schlecht bewachsenes Land. Wir haben zweiKlassen zusammengelegt, nämlich ziemlich undsehr gut bewachsene Böden, und daraus eineGruppe gemacht, bewachsenes Land. Mit denDaten der Vegetationsübersicht erhält manInformationen, die man mit den Ergebnissen derErosionskartierung vergleichen kann.

Wenn die Vegetationskartierung abge-schlossen sein wird und diese Daten in digitalerForm vorliegen, wird es vermutlich möglichsein, deren Ergebnisse mit denen der Erosions-kartierung zu verknüpfen. Das würde die Mög-lichkeiten der Bewertung des Weidelandes aufIsland erheblich verbessern.

Interessant ist, wieviel Übereinstimmungzwischen dem Land besteht, das bei derKartierung von Bodenerosion als Ödland undBergland bewertet wurde, und der zusammen-gelegten Gruppe von Ödland und gering be-wachsenem Land auf der Vegetationsübersicht(r2 = 0,98). Auch gibt es einen nahen Zusamm-enhang zwischen dem Land, das niedrige Ero-sionswerte erhielt (0,1 und 2) und Grünland (r2

= 0,88).

In Anhang 3 wird die Art der Erosion dar-gestellt. Es wird die Ausbreitung einzelnerErosionsformen nach Erosionswerten darge-stellt.

Es muß dazu bemerkt werden, daß dieGletscher bei der Berechnung der Gesamt-größe von Island auf diesen Tabellen nichtberücksichtigt wurden. Ebenso sind Gletscher,Bergland und Seen bei dieser Berechnung derprozentualen Größe des Landes, das nach derErosionsskala eingestuft wurde, unberück-sichtigt geblieben.

Manchmal wurde mehr als eine Land-gemeinde aufgrund ihrer Kleinheit oder ausanderen Gründen zusammengefaßt. Außerdemwurden einige Landgemeinden nach bewohn-tem Gebiet und Hochweideland aufgeteilt,wenn der Zustand dieser Gebiete stark unter-schiedlich war. Gut erfaßbaren Hochweidege-bieten wurde eine gesonderte Darstellunggegeben.

Die Daten, die in Anhang 1 und 2 vor-gestellt werden, werden auch später im Kapitel9 benützt, wenn zur Qualität des Landes undseiner Nutzung, unter Berücksichtigung derKartierung der Erosion Stellung bezogen wird.

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8. EROSIONSFORMEN

8.1 Erosion ist komplexErosion findet auf Island in den mannigfaltig-sten Formen statt. Erosionsprozesse sind u.a.Winderosion, Wassererosion, Schäden infolgeHohlraumeis, Murenabgang u.a.m. Erosions-formen sind diejenigen Anzeichen für Erosion,die man auf der Oberfläche sehen kann. Dieunterschiedlichsten Prozesse können jeweilsam Werk sein, beispielsweise bei den Rofa-bard-Erscheinungen, wo Wind- und Wasserero-sion den Boden aufreißen. Auch im Ödlandsind die Erosionsprozesse vielfältiger Natur.

Im Anschluß an die Kartierungsarbeiten zurBodenerosion ergibt sich ein Gesamtbild, aufwelche Weise Erosion im Land stattfindet. DieErosionsformen sind ganz unterschiedlich starkverbreitet. Wie im 5. Kapitel erwähnt, sindpunktuelle Erosion und Melar-Gebiete die häu-figsten Erosionsformen (28.200 und 25.000km2), darauf folgen die Solifluktionsgebiete(17.800 km2) und die versandeten Melar-Fläch-en (13.700 km2). Andere Erosionsformen findensich auf weniger als 10.000 km2. Diese Zahlenzeigen aber nicht, wie ernst die Erosion ist. Dasind die Werte unterschiedlich hoch, je nach-dem, um welche Erosionsform es sich handelt.Sandflächen werden immer mit einen hohenErosionswert eingestuft, punktuelle Erosionhingegen durchweg mit viel niedrigeren Werten.Im folgenden wird jede Erosionsform für sichbehandelt, wobei die Darstellung der Rofabard-Erscheinungen und der punktuellen Erosionwesentlich ausführlicher ist als die der anderenErosionsformen. Eines der wichtigsten Ergeb-nisse der Kartierung ist die Tatsache, das dieSandflächen weitaus umfangreicher sind als

angenommen wurde, und deswegen wird diesemProblem ebenfalls einiger Raum gegeben.

8.2 AnwehungsdünenAnwehungsdünen bilden sich dort, wo Sand in

bewachsenes Land hineingetragen wird. Siehaben auf Island die geringste Verbreitung, ins-gesamt unter 100 km2. Anwehungsdünen sindin Nordost-Island am häufigsten. Obwohl siekeine große Fläche bedecken, stellen sie eine

Sand aus dem Gletscherfluß Skaftá bildet eine bre-ite Anwehungsdüne.

DISTRIBUTION DER SANDAN WEHUNG

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ernste Bedrohung für das Grünland in einigenGebieten dar. Man muß dabei auch bedenken, daßaktive Anwehungsdünen von einem Jahr zumanderen sehr rasch über das Land verfrachtet wer-den können. An manchen Stellen gibt es Beispieledafür, daß ihr Vordringen 100 m im Jahr beträgt,zum Beispiel in den Hólsfjöll (1954: 300 m) undim Grænulag in Mývatnsöræfi (300 m bei einemSturm 1988, und 125 m im ganzen Jahr 1989).Man könnte noch mehr solche Beispiele nennen.Den Sand, der am Ende des letzten Jahrhundertsund am Anfang dieses Jahrhunderts über Lands-sveit und Rangavellir hinwegging, bildete deut-liche Anwehungsdünen, die man auf Luftauf-nahmen immer noch erkennen kann.

Südlich des Langjökull gibt es auch ziemlichviele Anwehungsdünen, aber die meisten schreit-en derzeit nur wenig voran. Der Sand sammeltsich in Mulden auf Rótarsandur südlich desHlöðufell und im See Sandkluftavatn nördlichvom Þingvellir-Nationalpark. Diesen Sandflächenwird man weiterhin Beachtung schenken müssen.

Wenn Sandanwehungsdünen wirksam wer-den, muß schnell reagiert werden, indem mandie Sandverfrachtung stoppt.

8.3 Rofabard-ErscheinungenDie Ausbreitung von Rofabard-Formen ist aufder Karte unten abgebildet. Sie entstehen dort,

wo soviel Anwehung stattfindet, daß sich derBoden verdickt (z.B. > 30 cm). Die Anwehung-en sind in der Tat in der Nähe der Ödlandfläch-en im Hochland am größten, besonders dort, woSand von den Gletschersandern verweht wird.Vulkanische Lockerstoffe verursachen ebenfallseine Verdickung der Bodenschicht, was u.a. dieAusbreitung von Rofabard-Erscheinungen aufder Halbinsel Snæfellsnes erklärt. Es wurdebereits darauf hingewiesen, daß die Ausbreitungdieser Rofabard-Formen mit dem Vulkanismuszusammenhängt; die Gletschersander, die Öd-landflächen im Hochland und die Gebiete mitvulkanischen Lockerstoffen, die das Material fürAnwehung liefern, liegen größtenteils in deraktiven Vulkanzone des Landes.

Es ist wichtig, den Einfluß verstärkter An-wehung aus Sandgebieten und wachsenden Öd-landgebieten zu berücksichtigen. Wahrschein-lich stammt ein großer Teil der Anwehungen,die in heiles Grünland verfrachtet werden, aussolchen Gebieten. Der Anteil der Winderosionauf Wiesenböden ist in diesem Zusammenhangvielleicht als zu groß angesehen worden, aus-genommen dort, wo Winderosion und Anwe-hung innerhalb desselben Gebiets stattfinden.Anderes gilt für die Rofabard-Gebiete inschlechtem Zustand, da dort die Bodenschichtaus den Kanten auf das Grünland verfrachtet

ROFABARD – ERSCHEINUNGEN

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wird, was eine starke Verdickung des Bodensan der Kantenbasis her-vorruft. Verwehung undVerdickung des Wiesenbodens verursachendaher, daß der Boden noch empfindlicher wirdals sonst. Der Boden in Roafabard-Formen istdaher umso mehr gefährdet, je dicker und höh-er die Kante ist. Je dicker der Boden wird, destogröber ist er, und dort, wo sich grobkörnigeAschenlagen im Boden befinden, sind dieseKanten außerordentlich anfällig für Erosion.

Um sich vorzustellen, wie stark die Erosionan Rofabard-Formen ist, muß man wissen, wiestark den Rofabard-Formen im Schnitt an derBasis zugesetzt wird, und welchen Umfang sie

haben. Indem man diese Summen miteinandermultipliziert, erhält man die Fläche des Grün-lands, das verloren geht.

Sturla Friðriksson (1988) maß als erster dieErosionsgeschwindigkeit an den Kanten undkam zu dem Ergebnis, daß hohe und instabileRofabard-Formen in der Umgebung der Hekladurchschnittlich 16 cm pro Jahr schrumpften.Andere Messungen von Sturla Friðriksson undGrétar Guðbergsson in verschiedenen Lande-steilen ergaben Schwundzahlen von durch-schnittlich 4,5 cm pro Jahr, aber die Werte sindstark variabel, von wenigen Millimetern bis zuDutzenden Zentimetern (Sturla Friðriksson undGrétar Guðbergsson 1995). Auch während derKartierungsarbeiten wurde die Erosionsgesch-windigkeit von einzelnen Rofabard-Formen ge-messen, und die Ergebnisse sind vergleichbar,Erosion an den Erosionskanten beträgt im Mitteleinige cm im Jahr (Ólafur Arnalds und ÓmarRagnarsson 1994; Ólafur Arnalds u.a. 1994).

Eine andere Methode, die Erosionsgesch-windigkeit zu messen, beruht auf dem Verg-leich von Luftaufnahmen der gleichen Fläche,die mit einigen Jahren Abstand aufgenommenwurden (Ólafur Arnalds u.a. 1994). Dort wo dieErosion nur wenige cm/Jahr beträgt, sieht mandie Veränderungen auf den Luftaufnahmenschlecht, auch wenn sie stark vergrößert wer-den. Indem man das GIS-System anwendet,kann man die Luftaufnahmen genau überein-ander legen und die Linien, die um die Rofa-bard-Erscheinungen gezogen werden, sind sehrdünn. Dieses Verfahren hat den Vorteil, daß

RetreatSchwund an einer Rofabard-Erosionskante. Erosionwird berechnet als Verlust von Grünland (rote Fläch-en), indem man die Länge (den Perimeter mit demjährlichen Schwund (weiße Linie) multipliziert. Boden-verlust kann berechnet werden, indem die Dicke desBodens (häufig >1m) mit der Dichte des Bodens (häu-fig etwa 0.7 t/m3) multipliziert wird.

Tabelle 8: Geschätzter Verlust an Grünland in sämlichen Rofarbard-Gebieten in Island

Erosion Fläche Schwund1 Länge der Verlust pro Totaler VerlustStärke Erosionstische(2) Jahr in Island

km2 mm/Jahr km/km2 ha/km2 ha/Jahr

1 1,735 3 0.5 0.0002 0.32 3,511 7 1 0.0007 2.53 1,997 10 5 0.005 104 1,234 50 15 0.075 935 361 100 35 0.35 126Total 232

Anmerkungen: (1) Geschätzte Durchschnittswerte, basiert auf Messungen der Autoren und ihrerMitarbeiter (Ólafur Arnalds und Ómar Ragnarsson, 1994; Ólafur Arnalds et.al. 1994, und unveröf-fentliche Daten), und Sturla Friðriksson und Grétar Guðbergsson (1995).(2) Die Länge der Erosionskanten basiert auf EDV-Messungen an Luftaufnahmen (Ólafur Arnalds et.al.1994 und unveröffentliche Daten).

eine große Fläche auf einmal messen kann,statt einzelne Erosionstische direkt zu ver-messen. Diese Methode bringt direkte Informa-tionen über den Schwund von Grünland inner-halb des Meßgebiets, aber auch über die Längeder Rofabard-Formen. Die Messungen hebenergeben, daß sie etliche Kilometer pro Quadrat-kilometer Boden betragen kann. Die Länge derRofabard-Erscheinungen ist in der Erosionsstufe5 am größten und vermindert sich im Mittelentsprechend der Verminderung dieses Wertes.

Die Zahlen über die Erosionsgeschwindig-keit kann man mitsamt den Informationen überderen Verbreitung dazu benutzen, um sich einBild davon zu machen, wie viel Grünland inden Rofabard-Gebieten in ganz Island verlorengeht. Man muß klar hervorheben, daß hier mitDurchschnittswerten gearbeitet wurde, sodaßdie Ergebnisse in erster Linie erkennen lassen,welche Größenordnung die Erosion in denRofabard-Gebieten erreichen kann.

Die Ergebnisse zeigen deutlich, daß dergrößte Verlust an Grünland in den Erosions-klassen 4 und 5 stattfindet. Entsprechend dies-en Berechnungen erreicht der Verlust an Grün-flächen bei den Rofabard-Gebieten insgesamt232 ha, und das gibt die Größenordnung dieserErosion zu erkennen.

Es ist nicht einfach, den Gesamtumfang desGrünlands zu schätzen, das sich in den Rofabard-Gebieten in Ödland verwandelte. Unklar ist z.B.,ob Ódáðahraun darunter fällt; dort waren Rofa-bard-Flächen zweifellos weit verbreitet, bevor dasGrünland vernichtet wurde und sich Sand überdas ganze Gebiet legte. Die Hochweiden vonSüd-Island waren zweifelsohne auch einmal vonRofabard geprägtes Land, das der Vernichtunganheimfiel. Fest steht also, daß der Umfang desLands, das aus diesen Gründen verödete, taus-ende km2 beträgt. Gewiß wäre es aber übertriebenanzunehmen, daß alles verloren gegangene Grün-

land auf diese Weise vernichtet wurde, wie dasmanchmal der Fall ist. Geht man von 7.500-15.000 km2 aus, müßte der Grünlandverlust zwis-chen 700-1.400 ha/Jahr betragen haben. Das isterheblich mehr als die ca. 230 ha, die derzeit ver-loren gehen. Es liegt deswegen auf der Hand, daßfrüher die Erosionsgeschwindigkeit vielfachwesentlich höher gewesen sein muß, als was manz.Zt. kennt, z.B. als die Hochweideflächen in Süd-Island verloren gingen. Das stimmt mit demModell von Ása L Aradóttir u.a. (1992) überein,wo angenommen wird, daß die Erosionsgesch-windigkeit in der Phase der aktiven Erosion amgrößten ist, sich aber absenkt, wenn das Ödlandbereits vorherrscht (vgl. Kapitel 4). Es mußbetont werden, daß die Erosion nicht gleichmäßigJahr für Jahr fortschreitet, sondern eher sprung-haft, wie das Modell von Graetz in Kapitel 4.3aufzeigt. Die Zeitspanne, die unsere Messungenumfaßte, kann als eher ruhig betrachtet werden.

Vergleichbare Berechnungen kann manebenfalls über andere Erosionsformen machen,aber es ist zweifelhaft, ob derzeit ausreichendeGrundlagen vorhanden sind.

Es bereitet Anlaß zur Sorge, daß 1.600 km2

Land mit Rofabard-Bildung zur Erosionsstufe 4und 5 gerechnet werden müssen. Es ist schwierigund teuer, eine so gravierende Erosion auf-zuhalten, weil die Erosionsränder so lang sind.

Über 2.000 km2 Land zählen zu den Rofa-bard-Gebieten mit dem Wert 3, und auf über3.500 km2 Land werden Rofabard-Formen unt-er 2 eingestuft. Diese Zahlen geben zu erken-nen, daß das Grünland weitflächig aufreißt od-er in den vorangegangenen Jahrzehnten auf-gerissen wurde, zum Beispiel als der Schaf-bestand im Land am höchsten war. Es ist vongroßer Bedeutung, die Erosionskanten aufFlächen mit solchen Werten wieder zu schließ-en; es schließen sich jedoch manche derartigeRisse von selbst, wenn die Bodennutzung ein-geschränkt wird. Viel billiger ist es, Gebietemit den Werte 2 und 3 zu schützen, als aufFlächen, die die Note 4 oder 5 erhalten haben,die Erosion zum Stillstand zu bringen.

Zusammenhängende Rofabard-Gebiete mitsehr schlimmer Erosion befinden sich inKrísuvík, am Grafningur östlich des Sees Þing-vallavatn und in der Þingvellir-Gemeinde, öst-lich von Langjökull in den Hochweidegebietenvon Biskupstungur und Hrunamannahreppur,am Rand von Vegetationsgebieten westlich undnördlich der Gletscher Langjökull und Hofs-jökull, und von Mýrasýsla in West-Island bis

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Ein kleiner Rofabard-Pilz

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zum Skagafjördur. Die größten und schlimmstenRofabard-Gebiete befinden sich aber in den bei-den Þingeyjarsýslur und in N-Múlasýsla. Sieliegen im oberen Teil des Bárðardalur, inMývatnsöræfi, auf Reykjaheiði und bis nachNorden zur Tjörnes-Halbinsel, in den Hólsfjöllund in einigen Gebieten am Þistilfjörður undschließlich am Rand des Hochlands in Ost-Island, von Vopnafjörður nach Süden über dieJökuldalsheiði bis zu Brúaröræfi (vgl. Karte).

Etwa 3.500 km2 Land sind zu den Rofabard-Gebieten zu zählen, in denen die Erosion gra-vierend ist (Werte 3, 4 und 5). Das ist aufs ganzeLand bezogen ein ziemlich großes Gebiet, undRofabard-Erosionsformen erregen bei ausländis-chen Besuchern immer die größte Aufmerksam-keit. Andere Erosionsformen sind aber wes-entlich verbreiteter, und es gäbe ein falsches Bildvom Umfang der Bodenerosion, würde man nurdie Rofabard-Erscheinungen berücksichtigen.

8.4 Punktuelle ErosionPunktuelle Erosion ist in gigantischem Ausmaßüber das ganze Land verbreitet (ca. 28.000km2); man findet sie nahezu überall auf be-wachsenen Trockenböden mit Thufurbildung.Punktuelle Erosion hingegen ist selten inFeuchtböden und in waldbestandenem Land.Glücklicherweise konnten diese Gebiete zu-meist mit den Erosionswerten 1 und 2 einge-

stuft werden, dennoch gibt es ca. 2.700 km2

Land, das zu den Gebieten mit punktueller Ero-sion zählt und die Note 3 erhielt. Weil punk-tuelle Erosion so verbreitet ist, wäre es wün-schenswert, ihr mehr Platz einzuräumen; daaber noch keine genügenden Untersuchungendarüber vorliegen, muß die Darstellung inverkürzter Form erfolgen.

Punktuelle Erosion ist ein klarer Hinweisdarauf, daß der Vegetation zu sehr zugesetztwurde, besonders wenn die Werte 3 oder mehrausmachen. Aufmerksamkeit weckt die Tat-sache, daß punktuelle Erosion der Stufe 2 dortstark verbreitet ist, wo am wenigsten Erosion zufinden ist. Das gibt zu erkennen, daß der Bodenin diesen Gebieten empfindlich ist, auch dort, wo

Punktuelle Erosion besteht in offenen Bodenwund-en in einer ansonsten zusammenhängenden Vegeta-tionsdecke.

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sie gut bewachsen sind. Möglicherweise kannman diese Zahlen auch dahingehend interpretier-en, daß dieses Land zu stark beweidet wurde, alsder Schafbestand am höchsten war, und sich nochnicht voll regeneriert hat. Dabei muß manbedenken, daß punktuelle Erosion in relativ kurz-er Zeit entstehen kann, aber es braucht lange, bisoffene Wunden wieder zusammenwachsen. DieBildung von punktueller Erosion bewirkt, daß dieVegetationshülle sich um den Umfang der Ero-sionswunden verringert. Erste Untersuchungenzeigen Beispiele dafür, daß sich die Vegeta-tionsdecke auf Weideflächen, die lange hindurchüberweidet worden waren, um 50 % verringerte.

8.5 SolifluktionDer Begriff Solifluktion beschreibt, wie Bodenaufgrund periglazialer Prozesse langsam dieBergflanken des Landes hinunterfließt; dabeibilden sich Terassetten und Bodenzungen, diein der Landschaft oft auffallend sind. Bei derKartierung der Erosion hat der Begriff Soli-fluktion eine weitergefaßte Bedeutung, denn erschließt auch Erosionswunden an Bergflankenein. Diese Verwendung des Begriffes Solifluk-tion ist in mancher Hinsicht nicht opportun, eswäre besser einen anderen Begriff für die punk-tuelle Erosion an Bergflanken und die damitverbundene Bodenerosion zu verwenden.

Durch die Erosionswunden an Hängenentsteht viel stärkere Erosion als im Flachland,da hier fließendes Wasser die Wunden ang-reifen kann. Deswegen bestehen gute Gründe,die Erosionswunden im Flachland von denenan Bergflanken abzugrenzen.

Solifluktion ist eine sehr verbreitete Ero-sionsform. Insgesamt wurden 17.500 km2

Landesfläche davon kartiert. Diese Form ist ingletschererodierten Tälern der Basaltgebieteerwartungsgemäß am häufigsten anzutreffen.Die Resultate zeigen, daß der Boden an den

Solifluktions-Fließzungen. Abwechselnde Frost- undTauperioden verursachen Volumenveränderungen, diewiederum zur Bildung von Terrassen und Fließzungenführen. Wenn punktuelle Erosion an solchen Stellenauftritt, wird der Boden anfällig für Wassererosion.

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Bergflanken des Landes sehr empfindlich ist,und es ist eine Tatsache, daß dort, wo früherVegetation und Bodenkrume waren, heute viel-fach nackte Geröllhalden zu sehen sind. Dasgilt nicht zuletzt für Südost-Island, wo inner-halb kurzer Zeit dutzende Millimeter Nieder-schlag fallen können. Unter solchen Umständ-en wird die Bodenkrume aus den Erosions-wunden leicht weggeschwemmt (vgl. dieBehandlung dieses Landesteils in Kapitel 6).

Wasser kann eine Menge Boden wegspül-en, ohne daß sich eigentliche Wasserrinnenbilden; daher kommt es häufig vor, daß mandie Erosion kaum oder erst dann beachtet,wenn die Sammelflüsse in einer Regenperiodedunkelbraun von Erde sind.

An die 6.000 km2 der Bergflanken desLandes wurden wegen Solifluktionserschein-ungen mit dem Erosionswert 3 eingestuft.Diese Zahl ist sehr hoch und gibt Anlaß zunäherer Betrachtung. Sie weist deutlich daraufhin, daß die Bergflanken vielerorts zu starkgenutzt werden, und man wird nach Mittelnund Wegen suchen müssen, dies einzugrenzen.

Vegetation und Boden an den Bergflankenbilden ein Ökosystem, das meistens so empfind-lich ist, daß keine schweren Tiere in größererZahl auf diesen Hängen weiden sollten, vorallem nicht im Frühjahr, wenn der Boden

durchweicht ist. Die Winterbeweidung der Berg-flanken ist sehr schädlich und es ist die Ansichtder Verfasser, daß es gesetzliche Regelungengeben müßte, durch die eine Pferdebeweidungan steilen Bergflanken eingeschränkt würde.

8.6 Melar-Flächen (Kiesflächen undSteinpflasterböden)

Die eigentlichen Melar-Gebiete umfassen zu-sammengerechnet an die 6.500 km2. Das sinddie Gebiete, die als Melar-Flächen mit demErosionswert 3 kartiert wurden. Die Ausbrei-tung ist viel geringer, als man annehmen sollte.

Eine typische Melar-Oberfläche. Diese Form von Öd-land bildet sich, wenn braune Erden in Verbindung mitder alten bewachsenen Oberfläche durch Erosionweggeschafft worden ist. Rofabard-Erscheinungsform-en im Hintergrund.

Dabei ist aber zu beachten, daß die sandigenMelar hier unberücksichtigt blieben, und diesesind von größerem Ausmaß (> 13.000 km2 mitdem Erosionswert 3, 4 und 5). Die Gesamt-fläche der “Melar” innerhalb von Grünland,oder dort, wo Melar-Flächen sich regenerieren(Erosionswert 1 und 2), erweckt Aufmerksam-keit, denn sie summieren sich auf etwa 18.500km2. Da sich diese Gebiete im Tiefland befind-en, ist es einfach, sie wiederzubegrünen, ent-weder mit Weidevegetation oder Buschwald,wo dies angebracht ist. Die große Ausbreitungvon Melar-Flächen mit niedrigen Werten inGebieten, die ansonsten gut bewachsen sindund wenig Erosion aufweisen, läßt erkennen,wie empfindlich das Land ist. Die Erosion, diedie Melar-Bildung verursachte, muß irgend-wann einmal stärker gewesen sein, oder abersie nimmt jetzt zu.

8.7 Muren, Wasserrinnen/Rachelund Schutthänge

Entsprechend den Erosionskarten sind Murenauf etwa 680 km2 Fläche eine auffällige Ersch-einung und in der Landschaft gut sichtbar. IhreVerbreitung ist ähnlich wie bei Solifluktion. Esist erwähnenswert, daß Verbindungen zwischenMurenabgängen, Solifluktion und Bodennut-zung bestehen. Es gibt zwar auch ohne Bod-ennutzung Murenabgänge in der Natur, aber sie

vervielfachen sich in Relation zu einer inten-siveren Bodennutzung. Solifluktion bewirkt,daß sich der Boden an kleinen Hindernissenverdichtet; dort bilden sich dann Belastungs-punkte an den Bergflanken. Zum Schluß gebensolche Rückhaltungen nach und die Mure gehtab. Das geschieht vor allem bei starken Nieder-schlägen, wenn der Boden wasserdurchtränktist. Solifluktion ist um so weniger wirksam, jemehr die Vegetation mit ihrem Wurzelsystemden Boden hält. Murenabgänge sind daher dorthäufiger, wo die Bodennutzung intensiv ist.

Wasserrinnenbildung ist in einigen Gebiet-en der Ostfjorde und des Nordlandes sowie in

den Westfjorden am stärksten. Sie sind dort rel-ativ häufig, wo es ziemlich viel Anwehung gibtund die Bodenschicht dick ist. Wo es wenigerAnwehung gibt, wird der Boden oft vomWasser aus den Erosionswunden weggespült,ohne daß sich Wasserrinnen bilden.

Über die Ausbreitung von Schutthängen,d.h. steilen Schutthalden ohne Vegetation,braucht man nicht viel Worte zu verlieren. Siefinden sich in erster Linie im Bergland vonBasaltgebieten und an den Flanken tätiger

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Eine kleine Mure.

Wasserrinnenbildung an leicht abfallendem Landaufgrund von off-road Fahren.

DISTRIBUTION VON MUREN

DISTRIBUTION VON SCHUTTHÄNGEN

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Vulkane und Tafelberge, wie z.B. Eiriksjökull.Sie sind aber nicht zuletzt auch in den Liparitg-ebieten auffällig, z.B. in Südost-Island. Berg-flanken in großen Höhenlagen bleiben dabeiunberücksichtigt, denn sie wurden als Berglandkartiert. Die Ausbreitung der Schutthänge istan Bergland gebunden, z.B. in den Basaltge-birgen der Westfjorde und des Nordlandes.Südost-Island nimmt aber in puncto Schutt-hänge eine Sonderstellung ein. Dort hat sichdie Bodenschicht an den Bergflanken starkrückentwickelt und damit öffneten sich, wiebereits erwähnt, weithin steile Schutthänge.

Es ist ungewiß, ein wie großer Teil dieserBergflanken früher mit Vegetation bedeckt war.Man kann aber davon ausgehen, daß ein großer

Teil von ihnen früher recht gut bewachsen war.Diese Ansicht stützt sich auf die Vegetations-reste, die immer noch an den Geröllhängenallenthalben in Island zu finden sind, z.B. inLónsöræfi, einer relativ isolierten Gegend imVergleich zu anderen Gebieten in der Nähe vonbesiedeltem Land.

Auch gibt die derzeitige Erosion an diesenBergflanken zu erkennen, was geschehen ist.Es ist aber sicher, daß die Vegetation dort, wodie Schutthänge besonders steil sind, keinenleichten Stand gehabt hat; diese Flanken warenvermutlich nie ganz bewachsen.

8.8 LavafelderBei der Kartierung der Erosion wurden nurdiejenigen Lavaflächen, die unbewachsen undnicht versandet sind, als Lava erfaßt. Generellhandelt es sich dabei um junge Lavafelder, woBodenbildung und Vegetationsansiedlung nochnicht weit gekommen sind.

Lavafelder, die zum Großteil ohne Sandund wenig bewachsen sind, nehmen keinegroßen Flächen ein, etwa 2.000 km2. ZumVergleich muß man erwähnen, daß versandeteLava ca. 4.900 km2 bedeckt. Diese Zahlen geb-en kein realistisches Bild von der Gesamtflächeder Lavafelder in Island, denn dort, wo Bodenund Vegetation die Oberfläche bedecken, wur-

Diese Lavaoberfläche ist teilweise mit Moos bedeckt,ein normaler Anblick bei jungen Lavafeldern.

den sie im Zusammenhang mit der Erosions-bewertung nicht zu den Lavafeldern gerechnet.

8.9 Freiliegende Erden Es gab guten Grund, offen zutage liegende Erd-en als besondere Erosionsform zu behandeln.Auf solchen Erosionsflächen sind noch Restedes Bodens vorhanden, obwohl er schon zumgrößten Teil verschwunden ist. Verwehung vonErde kann jedoch bei trockenem Wetter mitstarkem Wind sehr auffällig werden. Solcheoffen liegenden Erden sind häufig im Ostteilvon Mývatnsöræfi/Ódáðahraun zu finden, undsie sind die Überreste einer alten Bodenkrume.Einige bräunliche, siltige Strandgebiete imMýrar-Bezirk in West-Island und andernortswurden deswegen als Erosionserden kartiert,weil sie dieser Gruppe am nächsten kamen.Vondiesen wird selten etwas verblasen, weil siemeist feucht sind, und daher erhielten die meis-ten Flächen niedrige Erosionswerte. DieErosionserden bedecken knapp 1.000 km2 undder häufigste Wert ist 2.

8.10 Sandflächen und versandeteGebiete

Auf den nächsten Seiten befinden sich vierKarten zu den einzelnen Sandgebieten. Dieerste Karte zeigt die Ausbreitung der Sand-flächen, die zweite die von versandeten Lava-feldern, und die dritte die Ausbreitung vonsandigen Melar-Flächen. Die vierte Karte faßtalle diese Karten zusammen, und sie stellt dieGesamtausbreitung der mit Sand bedecktenGebiete auf Island dar. Wie man sieht, sind dieversandeten Melar-Gebiete am weitesten ver-breitet und bedecken einen großen Teil desHochlandes. Versandete Lavafelder bestimmenda Ödland von Ódàðahraun und befinden sichzudem in der aktiven Vulkanzone vom Vatna-

jökull bis westlich von Hekla sowie rings umden Langjökull.

Betrachtet man die Sandflächen -Karte, istes besonders auffällig, wie groß die Ausbreit-ung der Sander und der sandbedeckten Gebieteist. Sie umfassen etwa 20.000 km2 und wach-sen an. Im Zusammhang mit den Sandgebietenstellen sich u.a. folgende Fragen:

• Warum sind die Sandgebiete so groß, wiees der Fall ist;

• Ursachen der Bodenerosion und des Grün-landverlustes auf solchen Flächen;

• Entwicklung von Klimafaktoren und Glet-

schern sowie deren Auswirkung auf dieSandvorkommen;

• Bedeutung einzelner Ereignisse wie etwaÜberschwemmungen und Aschenfall beider Vernichtung des Grünlandes;

• Art der Sandverfrachtung von deren Her-kunft bis zu den weitentfernten Anwe-hungsdünen;

• Auswirkung der Vergrößerung der Sand-wüsten auf andere Gebiete, die aufgrundvon Sandverwehungen anfälliger für Ero-sion werden;

• Einfluß der Bodennutzung auf Bildung undEntwicklung von Sandgebieten.

8.10.1 Wichtigste SandgebieteUntersuchungen zeigen, daß große Teile vonNordost-Island früher von Vegetation bedecktwaren (Ólafur Arnalds 1992), und man weißnicht mit Sicherheit, wann diese Gebiete demSand zum Opfer fielen. Es ist denkbar, daß dieDegradation schon lange vor der Besiedlungdes Landes begonnen hat.

In Nordost-Island gibt es wenig, was Ver-wehungen aus den gigantischen SandgrubenEinhalt gebieten könnte, die ihren Ursprung in

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Offen zutage liegender Boden ist in trockenem Zu-stand eine sehr instabile Oberfläche.

Aktiver Sand in der Mývatn-Region, Nord-Island.

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den Quellgebieten von Jökulsá á Fjöllum,Skjálfandafljót und Köldukvísl haben, undaußerdem in Sandgruben , die nach Überflu-tungen im Zusammenhang mit Vulkanerup-tionen und bei der Frühjahrsschmelze entste-hen. Der Sand wird gut erkennbar in einer bre-iten Bahn nach Norden verweht, die von derSkjálfandafljót nach Osten über die Jökulsá áFjöllum reicht (s. Karte der sandbedecktenGebiete). Möðrudalsöræfi und Hólsfjöll sindTeil dieser Sandfläche; bei Kvensöðull etwasnördlich des Dettifoss auf Hólssandur kannman einige der monumentalsten Sandforma-tionen des Landes sehen, wo sich der Sand inenormen Sanddünen angesammelt hat. DieOstgrenzen dieser großen Sandfläche liegensehr klar nördlich des Vatnajökull, ungefährbeim Ursprung der Kverká in Richtung zumÞríhyrningsfjallgarður, und die Ursachen kannman auf die Verhältnisse am Gletscherrandzurückführen.

Die Sandausschüttung von Gletscherflüss-en in der Nähe der Gletscher ist ebenfallsbedrohlich, z.B. dort, wo die Flüsse versickernund später als Quellwasser fern des Gletscherr-ands auftauchen. Beispiele dafür gibt es u.a.südlich des Þórisjökull und des Langjökull,und vielerorts nördlich des Vatnajökull. Außer-dem können Veränderungen im Wasserstand,wie sie z.B. derzeit am Südrand des Langjökullstattfinden, die Sandverwehungen erheblichverschlimmern.

Die Sandflächen um die großen Gletscherherum haben sich insgesamt vergrößert, weildie Gletscher in diesem Jahrhundert ge-schrumpft sind. Unterschiedlich ist, was ausdem Sand wird. So können z.B. Berge in der

Nähe des Gletscherrands die Richtung desWinds verändern, einen Windschutz bilden unddamit die Ansammlung von Sand relativ nahbeim Gletscher verursachen (wie z.B. südwest-lich von Langjökull). An manchen Stellenfließen Gletscherflüsse teilweise parallel zumGletscherrand, sammeln den Flugsand ein undbewahren so weiter entfernte Gebiete (z.B.Brunná südlich von Síðujökull). Die Emstrur-

Flüsse scheinen einen erheblichen Teil desSands wegzuschaffen, der vom Mælifellssand-ur nördlich des Mýrdalsjökull verweht wird.Dort geht die trockene Windrichtung nach Süd-en zum Gletscher und zu den beiden Emstrur-Flüssen.

Gemessen an den derzeitigen Sandbeweg-ungen müssen die Sandverfrachtungen in derUmgebung des Hofsjökull irgendwann einmal,möglicherweise sogar in diesem Jahrhundert,größer gewesen sein als jetzt. Dafür kann es vieleErklärungen geben, z.B. Klimaveränderung, ab-nehmende Sandausschüttung beim Gletscher,versiegende Sandquellen, die sich bei einmaligenEreignissen bildeten (z.B. Überflutungen). Auchkann es Einfluß gehabt haben, daß vermehrte

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Sandgebiet: Mælifellssandur im Norden des Glet-schers Mýrdalsjökull. Diese Oberfläche ist sehrinstabil, und Sandstürme sind häufig. Der Sandentstammt Gletscherflüssen und wahrscheinlichauch Überschwemmungen infolge von Vulkanaus-brüchen.

Versandete Lava. Sand füllt langsam einen Teil desLavafelds Eldhraun in der Skaftá-Region, Süd-Island.

Eine sandige Melar-Fläche. Diese Art von Ober-fläche wird im Falle von heftigen Stürmen instabil.

Sandverfrachtung infolge des Gletschersch-wunds heutzutage zurückgeht, weil mehrGleichgewicht hinsichtlich der Produktion vonVerwehungsstoffen eingetreten ist.

Auf die Entwicklung der Sandgebiete inder Umgebung des Langjökull muß besondersgeachtet werden. Dort bewegt sich der Sand aufdem ganzen Gebiet von Ásbrandsá (Tungufljót)bis Uxahryggur nach Süden, unter anderem dieHaukadalsheiði hinunter, vorbei am Hlöðufellhinunter zum Rótarsandur, an den Flanken vonSkjaldbreiður hinauf bis nach Süden zumSandkluftavatn. Die Sandbahnen sind ent-sprechend den Variablen an ihren Ursprüngenunterschiedlich wirksam, die wiederum vonWassermenge und Wasserstand der Gletscher-flüsse abhängig sind. Nördlich von Langjökullund Eiriksjökull gibt es Sandflächen, die sichzu vergrößern scheinen und es gibt allenGrund, das mitzuverfolgen.

Große Veränderungen finden nun in derNähe des Flußlaufs der Skaftá aufgrund vonGletscherläufen statt, die durch die Entleerungvon subglazialen Wasseransammlungen überHochtemperaturgebieten im Gletscher bedingtsind. Sie hinterlassen dort sehr viel Sand, wovorher wenig war. Man muß die Entwicklung

der Sandverfrachtung in diesem Gebiet auf-merksam im Auge behalten.

Eruptionen haben durch die vulkanischenLockerstoffe großen Anteil an der Sandproduk-tion, und außerdem das Material, das beiGletscherläufen ausgespült wird. UngeheureMengen von Sand finden sich im Gebiet derVeiðivötn und in der Nähe des Vulkans Hekla,unter anderem vulkanische Lockerstoffe, diezusammenhängendes Grünland in geschicht-

licher Zeit unter sich begraben haben. Bims-stein und Asche der Askja-Eruption von 1875liegen sehr instabil auf großen Flächen östlichder Askja.

Nicht alle Anwehungsdünen und Sandfläch-en haben ihren Ursprung in bekannten Glet-scherrandgebieten und vulkanischen Locker-stoffen. Das gilt z.B. für den Hólssandur nord-westlich vom Mývatn; er scheint seine Herkunftin besonders sandigen Gletschermoränen derSpäteiszeit zu haben. Vielerorts kann man auchdeutliche Anwehungsdünen und Sandverfracht-ungen von ausgetrockneten Gewässern sehen(vgl. z.B. Þröstur Eysteinsson 1994).

Die Bedeutung der jahreszeitlich bedingtenWasserläufe auf Sandflächen ist sehr beacht-enswert. Solche Bäche bilden sich nicht injedem Jahr und sind vermutlich am wirksam-sten, wenn viel Schnee bei plötzlichem starkenTauwetter schmilzt. Die Wasserläufe zeigen oftdie Herkunft der Anwehungsdünen an, z.B. imGrænulág, im Grænavatnsbruni (Gyðuhnúks-gil) und weithin im Mývatn-Gebiet. Wasserbefördert den Sand aber auch wieder von An-höhen herunter, zum Beispiel an den Nord-flanken von Skjaldbreiður, oder es füllt Vertie-fungen mit Sand aus, wie etwa am Hólasandur.Die Sandquellen auf solchen Flächen könnenversiegen, wenn zwischen den Überflutungenlange Zeit vergeht, aber sie bilden sich aufsNeue, wenn aufgrund der Witterung neueÜberschwemmungen hervorgerufen werden.

8.10.2 Geschichte der Gletscher,Überflutungen und Landnutzung

Es hat den Anschein, als seien viele derSandflächen relativ jung; die meisten dürftensich sogar erst in den letzten Jahrhunderten ge-bildet haben. Gleichzeitig ist klar, daß die

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Eine Sanddüne und versandete Lava im Nordwestendes Vulkands Askja, der mitten im Lavafeld Ódáða-hraun im Norden des Vatnajökull- Gletschers liegt.Die Düne quert die Lava in einer Verfrachtungs-linie mit Richtung NO.

Skeiðarársandur in Süd-Island am Tag nach demGletscherlauf von 1996, der von einer subglazialenEruption stammte.

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Gletscher viel Einfluß auf die Entwicklung derSandgebiete haben. Deswegen liegt es nahe,sich Gedanken darüber zu machen, wie dieisländischen Gletscher zur Zeit der Besiedlungdes Landes ausgesehen haben mögen. Vielesdeutet darauf hin, daß sie kleiner gewesen sind,sich aber bis in das 20. Jahrhundert hinein ver-größert haben. Als sich die Gletscher in derWärmeperiode seit etwa 1920 zurückzogen,vergrößerten sich die ihnen vorgelagertenSandflächen.

Es steht fest, daß die Geschichte derGletscher sehr wichtig ist, um die Geschichtedes Sands zu verstehen und damit die Ödland-bildung im Hochland. Diese Geschichte istaber zu weiten Teilen noch nicht aufgezeichnet.

Es gibt Hinweise, daß die Gletscherläufe,die bei Eruptionen unter dem Gletscher entste-hen, großen Einfluß auf die Entwicklung derSandflächen haben, wie z.B. Eruptionen in derBárðarbunga oder andernorts im nördlichenTeil des Vatnajökull.

Der Gletscherlauf in der Skeiðará von 1996zeigt die Zerstörungsgewalt solcher Ereignisse.Es darf an die Eruption erinnert werden, die1477 die Aschenlage „a“ im Boden in Nordost-Island bildete (Jón Benjaminsson 1982), undvielleicht kamen damals Gletscherläufe, die dieheutigen Sandflächen nördlich und westlichder Dyngjufjöll erklären können. Das sindallerdings nur Vermutungen.

Die Geschichte der Überflutungen vomBeginn der Landnahme ist wenig bekannt, hatjedoch wahrscheinlich den größten Anteil ander Vernichtung von Ökosystemen im Hoch-land, und parallel dazu die Nutzung, die damalsdie Anpassungsfähigkeit der Vegetation ver-minderte oder vernichtete. Denkbar ist das fürdie Gebiete von der Blanda bis nach Ost-Island,sowie weithin in Süd-Island. Es ist dringenderforderlich, die Bruchstücke dieser Ges-chichte zu sammeln, um ein besseres Ver-ständnis für die Vernichtung zu erhalten, durchdie größten Erosionsgebiete des Landes ent-standen.

Und worin bestanden dann die Einflüsseder Bodennutzung auf die Bildung der Sand-wüsten? Früher wurde bereits erwähnt, daßkräftige Vegetation besser Widerstand gegenSandverfrachtung leisten kann und den Sandbindet. Falls die Annahme richtig ist, daß derSand weithin große Gebiete schubweise über-schwemmt, d.h. daß die Sandverfrachtung zu-rückgeht, wenn die Sandquelle versiegt, dann

spielt es eine große Rolle, daß in solchenGebieten eine kräftige Vegetation besteht, diesich wieder ausbreiten kann, wenn sich dieUmstände bessern. Die Beweidung verhindertdies, wie in Kapitel 4 dargelegt wurde. So istes wahrscheinlich, daß der indirekte Einflußder Beweidung weithin erheblich ist. In denAnfängen menschlicher Siedlung muß dasWeideland oberhalb der Waldgrenze rücksicht-slos beweidet worden sein, und die Beweid-ungszeiträume waren lang (Andrés Arnalds1988). Diese Beweidung könnte folgenreichgewesen sein. Es sei darauf hingewiesen, daßdas Grünland, das im 12. Jahrhundert vorhan-den war, als das Klima abzukühlen begann, beibesseren Wetterbedingungen gewachsen undgediehen war, als später vorherrschten. De-rartiges Grünland kann sich auch bei Klima-änderungen gut behaupten, denn die Vegetationverfügt über Flexibilität und Widerstandskraft,wenn sie sich erst einmal angesiedelt hat..Beweidung vernichtet diese Flexibilität erhe-blich, besonders da, wo die Vegetation ge-fährdet ist. Wo große Überflutungen und Sand-verfrachtungen über das Land hinweggehen,kann sich die Vegetation nicht an jeder Stelleregenerieren, weil sich die Wachstumsbeding-ungen oft zu sehr verschlechtert haben.

Der Anteil der Bodennutzung an derDegradation der Sandgebiete im Hochland istunklar. Es ist wahrscheinlich, daß die Beweid-ung mancherorts kaum Einfluß gehabt hat,anderenorts aber viel. Das ändert aber nichtsdaran, daß die Beweidung von Ödland undWüsten immer Überweidung ist, die man nachMöglichkeit einschränken muß, und im zen-tralen Hochland dürfte sie überhaupt nichtstattfinden.

Erdrutsch in Nord-Island. Die Häuftigkeit solcherErdrutsche steht in direkter Relation zur Landnut-zung. Solche Hänge sind nicht geeignet für Pfer-debeweidung.

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9. BODENEROSION, ZUSTAND DES

LANDS UND BODENNUTZUNG9.1 Landbeschaffenheit und

AdministrationDie große Bodenvernichtung auf Island hat denAnstoß zu weitreichenden Diskussionen überden Zustand des Landes und die Ursachen fürdie Bodenvernichtung gegeben, und darüber,zu welchen Maßnahmen man greifen solle.Viele sind sich darin einig, daß Beweidung vonerosionsgeschädigten und desertifizierten Ge-bieten eine falsche Bodennutzung ist. Oft wirdaber darauf hingewiesen, daß es an Informa-tionen mangelt, um eine Planung der Be-weidung entsprechend der jeweiligen Land-beschaffenheit zu ermöglichen. Daher habensich notwendige Maßnahmen oft über Gebührhinausgezögert. Derartige Forderungen nachBeweisen des Übelstandes stehen den Grund-prinzipien des Naturschutzes entgegen. Woauch nur der Verdacht besteht, daß Bodennut-zung schadet, sollte das Land davon profi-tieren. Landbesitzer, Gemeindeverbände undBehörden können sich in der Tat nie auf Infor-mationsmangel als Entschuldigung für unter-lassene Handlungen und falsche Nutzung beru-fen, auf gar keinen Fall, was die erosionsge-schädigten und verödeten Gebiete betrifft. DerKenntnisstand ist nie ein endgültiger, sondernimmer nur ein Anhaltspunkt im Rahmen vonEntwicklungsprozessen. Deswegen müssenLandnutzer und Behörden die bereits vorlieg-enden Kenntnisse nutzen, um die Interessendes Landes in jeder Hinsicht zu wahren. Es istlangfristig gesehen zum Wohle aller.

Bodenerosion ist einer der beiden Haupt-faktoren, die den Zustand von Weideland zuerkennen geben; der andere bezieht sich auf dieVegetation. Es ist ein grundsätzlicher Aspekt

des Bodenschutzes, den Zustand von stark ero-sionsgeschädigtem bzw. -gefährdeten Land alsschlecht einzustufen. Ein solches Urteil wirdgefällt, ohne daß Art und Zustand der Vegeta-tion berücksichtigt werden, sogar dort, wo nochkräftiger Bewuchs vorhanden ist. Das kannnatürlich auch umgekehrt sein: geringe Erosiondort, wo der Zustand der Vegetation schlechtist. Wo die Vegetation erheblich zurückgegan-gen ist, ohne daß nennenswerte Erosion vor-handen ist, geben die Informationen über dieErosion keine ausreichenden Erkenntnisse überden Zustand des Lands her. Auch die Vegetationmuß miteinbezogen werden. Es besteht guterGrund, die Vegetationsentwicklung und dieAuswirkungen der Bodennutzung in verstärk-tem Maß zu erforschen. Es gibt bereits jetzteine Menge Material, auf das sich derartigeForschungen stützen könnten. Vegetations-karten von großen Teilen des Landes wurdenerstellt, die Pflanzenwahl der Haustiere wurdeuntersucht und ebenso haben umfangreicheBeweidungsversuche stattgefunden.

9.2 Erosion und Bewertung vonWeideland

Die Bodenerosion hat großen Einfluß auf dieEntscheidungen darüber, wie die Landnutzunggesteuert werden soll. Nach Meinung von LRund RALA gilt Land mit den Erosionswerten 4und 5 als nicht beweidbar. Erhebliche Erosionfindet auf Land mit den Erosionswerten 3 statt,und dort muß man entscheiden, welche Nut-zung unter Berücksichtigung der Erosionsart,der Vegetation und der Weidegeschichte mög-lich ist. Ödland ist nicht zur Beweidung ge-eignet aus Gründen, die bereits in Kapitel 4

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erläutert wurden. Diese Aspekte wurden vonuns benutzt, um den Zustand des Lands imHinblick auf Bodenerosion zu bewerten.

Für jeden dieser Hauptaspekte wurdenWerte von A bis D vergeben (vgl. S. XXX).

Dann wurde der Durchschnitt dieser dreiWerte gezogen und als Endwert für das jew-eilige Gebiet genommen. Die Einstufung wirdin Tabelle 9 genauer erläutert.

Bewertungsfaktor 1: Gebiete mit starkerErosionDie Voraussetzung für die Einstufung stimmenmit international üblichen Standpunkten undMethoden bei der Landbewertung überein. Bod-enerosion, die dauerhaften Schaden anrichtet,verursacht eine rasche Degradation der Res-sourcen und ihre Zerstörung. Forderungen hin-sichtlich der Bodenvernichtung müssen generellstreng sein. Einigen mag es so vorkommen, alsseien die Grenzen, die in Tabelle 9 gesetzt wer-den, eng, was sie aber de facto nicht sind.

Um die Note A zu erhalten, darf viel Ero-sion (Werte 4 und 5) nicht mehr als 5 % derFläche des jeweiligen Gebiets bedecken. Iststarke Erosion auf über 15 % des Gebietesgegeben, beträgt der Wert D.

Bewertungskriterium 2: Ödland und BerglandDie Forderung, verödete Gebiete und Berglandfür Beweidung nicht zu nutzen, ist selbstver-ständlich, aber es sei trotzdem noch einmal aufdie diesbezügliche Diskussion in Kapitel 4 ver-wiesen.

Bei diesem Kriterium gilt der Wert A, wennder Anteil von Ödland und Bergland bis zu 25% des Gebietes beträgt. Die Bewertung Breicht bis 50 %, was man als relativ hoch anse-hen mag. Ist der Anteil größer als 75%, wirddas Gebiet mit D eingestuft. Die Unterscheid-ung der Klassen ist dergestalt, daß faktischkeine strengen Forderungen diesbezüglichgestellt werden.

Bewertungskriterium 3: Geringe ErosionSelbstverständlich muß auch der Anteil vonLand mit verhältnismäßig geringer Erosionberücksichtigt werden. Wo mehr als 75% desLands geringe Erosion aufweisen, wurde dafürder Wert A vergeben, hingegen findet sich inder Gruppe D Land mit geringer Erosion aufweniger als 25% Fläche. Bergland blieb bei derBerechnung von Land in gutem Zustand unbe-rücksichtigt (den man besser als erträglichenZustand bezeichnen sollte). Das wurde ge-

Tabelle 9: Kriterien zur Klassifizierung von Weideland in Relation zur Erosion

Stufe Anteil des Landes (%) an einer bestimmten KategorieStarke Erosion (4+5) Ödland und Hochgebirge Wenig Erosion (0,1 +2)

A 0 - 5 < 25 > 75B 5 - 10 25 - 50 50 - 75C 10 - 15 50 - 75 25 - 50D > 15 > 75 < 25

Ausnahmen:1. Gehören mehr als 50% des Areals zur Stufe 3, ist die endgültige Einstufung eine Stufe niedriger,

aber nie von C nach D.2. Falls das Ausmaß von Erosionsstufen 4+5 über 33% erreicht, wird ohne Berücksichtigung anderer

Faktoren mit D bewertet. Wenn 4+5 über 20% des Gebiets erreicht, ist die letzte Bewertung dieGruppe C; das trifft aber nicht zu, wenn die Einstufung 4+5 sich ausschließlich Schutthänge bezieht.

3. Falls Ödland und Gebirge mehr als 90% des Gebiets umfassen, ist die endgültige Einstufung D,ohne Berücksichtigung anderer Faktoren.

Die Zustandsbewertung des Landes imHinblick auf Bodenerosion ist auf fol-genden Aspekten aufgebaut:• Ausbreitung der Gebiete mit starker

Erosion (4 und 5) und erheblicher Ero-sion (3):

• Umfang von Öd- und Bergland• Umfang des Landes, wo wenig Erosion

stattfindet

macht, damit Land in gutem Zustand in Tallag-en und im Bergland eine günstige Bewertungerfahren. Auch in anderem Zusammenhangwurde in dieser Tablle der Berglandanteilberücksichtigt.

Einschränkungen:Dreierlei Einschränkungen gelten in bezug aufdie Voraussetzungen, die in Tabelle 9 angeführtsind:1. Die Bewertungskriterien nehmen nur be-

grenzt Rücksicht auf Land, das mit Ero-sionswert 3 eingestuft wurde. Die Ein-schränlung bezieht sich darauf, daß Landmit Wert 3 im Zusammenhang mit derFestlegung des Endwerts gesondert ein-geschätzt wird.

2. Wenn starke Erosion (Werte 4 und 5) einDrittel des jeweiligen Landgebiets über-schreitet, spielt die Ausdehung der Flächenmit wenig Erosion (Bewertungskriterium3) keine Rolle, der Zustand ist ausnahms-los schlecht, betrachtet man das Gebiet ins-gesamt, und es erhält den Endwert D. DasGleiche gilt für die 20 % Regel bei denErosionswerten 4 und 5; es ist nicht mög-lich, so einem Gebiet einen besseren Wertals C zu geben, wenn starke Erosion aufüber 20 % des Landes herrscht.

3. Eine weitere Einschränkung stellt sicher,daß fast unbewchsenes Land, die ent-sprechende Bewertung erhält (Berglandund verödete Gebiete).

Es sei noch einmal betont, daß bei der hiervorgestellten Bewertung nur von der Bodenero-sion und der Vegetationshülle ausgegangenwurde, Art und Zustand der Vegetation wurdennicht berücksichtigt. Wenn es keine Erosiongibt oder Erosionsformen wie punktuelle Ero-sion, Solifluktion oder Rofabard-Erschein-ungsformen vorliegen und der Erosionswertniedrig ist (1 oder 2), ist der Schluß zulässig,daß es sich zumeist um bewachsenes Land han-delt. Die Auswertung der Vegetationsübersichtvon LMÍ stützt diese Ansicht. Die Erosions-werte sagen dagegen nichts über den Vegeta-tionszustand oder seine Entwicklung aus. Eine

Untersuchung des Vegetationszustands würdevielerorts zu schlechteren Werten auf Gebietenführen, die hier gut eingestuft wurden. Reykja-nes ist dafür ein gutes Beispiel, da gibt es wei-thin wenig Erosion, doch die Vegetation istspärlich und steht in keinem Verhältnis zu denUmweltbedingungen.

Eine Ermessensfrage ist es auch, wo dieGrenzen zwischen den einzelnen Werten in Ta-belle 9 gezogen werden sollen, die Grenzziehungist theoretisch und man kann darüber streiten.Hier wird davon ausgegangen, daß die gewähltenGrenzen einen fairen Kompromiß darstellen.Manchen mag es so vorkommen, als ob Vege-tation und Boden trotz der Unsicherheitsfaktorenkeine Priorität erhalten und daß die Bedingungenviel strenger sein müßten. Anderen wiederumkann es so vorkommen, als erhalte Land, dasihrer Meinung nach gutes Weideland ist, nachdieser Methode eine zu niedrige Bewertung.

Es ist wichtig zu bedenken, daß die aufdiese Weise bewerteten Weidegebiete meistsehr groß sind, wo oft gut bewachsenes Landeinerseits und erosionsgeschädigte bzw. ver-ödete Gebiete andererseits abwechseln. U.a.deswegen ist die Gruppe “geringe Erosion“(Werte 0, 1 und 2) im Rahmen dieses Verfahr-ens wichtig. Es ist selbstverständlich, dieseGrenzen im Lichte der Erfahrung und in Über-einstimmung mit wachsenden Kenntnissenüber solches Land zu überprüfen..

Auf der Grundlage der Bewertung für diedrei Hauptkriterien (Tabelle 9) wurde einMittelwert eruiert und damit erhielten diebetroffenen Gebiete einen Endwert. Die fol-genden Endwerte in Hinblick auf Bodenero-sion beziehen sich in erster Linie auf dieNutzung des Lands zur Beweidung:

A Guter Zustand. Weithin sehr wenigErosion.Keine Beweidungsbeschränkungen.B Erträglicher Zustand.Weithin wenig Erosion, aber doch begren-zte Erosionsgebiete. An manchen StellenBeweidungsbeschränkung.C Schlechter Zustand.Weithin gibt es Gebiete, wo viel Erosionherrscht oder ein großer Teil des Gebietsaus Ödland und Bergland besteht. Erhe-bliche Beweidungsbeschränkungen sindnötig, auch wenn sich innerhalb von Ero-sionsflächen und Wüsten gute Weidefläch-en finden.

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Die hier genannten Einschränkungenwurden in bezug auf die Bewertung desLandes eher selten angewandt.

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D Schlimmer Zustand.Hier sind Erosionsflächen und/oder veröd-etes Land vorherrschend. Dieses Gebietmüßte so schnell wie möglich unter Schutzgestellt werden, oder erosionsgeschädigtebzw. verödete Gebiete müßte von den bess-eren Teilen der Weidegebiete abgezäuntwerden.

Bei der Endbewertung der Landgemeindenund Hochweideflächen wurde versucht daraufzu achten, unbeweidetes Land nicht einzube-ziehen, z.B. Landregenerierungsgebiete, Ero-sionsgebiete entlang der Strände u.a., was aufdie Endbewertung Einfluß haben könnte.

Werte wurden für insgesamt 211 Landge-meinden und Hochweidegebiete gegeben. Esfolgt hier eine Karte mit den Endbewertungen

für das ganze Land; eine größere Ausgabe dies-er Karte findet sich am Ende dieses Kapitels.

Der Unterschied zwischen dem Zustanddes Landes, das eine schlechte Note (D) erhielt,und Land, das als in gutem Zustand registriertwurde, ist im Hinblick auf die Bodenerosionklar und eindeutig. Als Beispiel kann man zweiGebiete nennen, die im gleichen Landesteilliegen: Brúaröræfi und Hofteigsheiði im Nor-den von Jökuldalur (Tabelle 10).

Klar ist, daß das zentrale Hochland imHinblick auf Bodenerosion schlecht bewertetwurde. Dort ist es fast nirgendswo möglich,Beweidung mit einer vertretbaren und nach-haltigen Nutzung des Bodens zu vereinbaren.Nordwest-Island, West-Island, Teile von N-Múlasýsla und das Tieflandgebiet in Süd-Island unterscheiden sich von den anderen

Tabelle 10: Vergleich zweier Gebiete, von denen eines in gutem Zustand ist, während dasandere schlecht eingestuft ist.

Faktorenanteil (%)Gebiet Starke Erosion Hochgebirge und Guter Zustand Endbe-

(Grades 4+5) Ödland (Grades 0+1+2)Gruppen wertung

Brúaröræfi 64 84 8 D(1)DD DHofteigsheiði 1 19 88 AAA A

Note: (1) In addition, class D because >33% has an erosion grade of 4+5.

Land in gutem Zustand ist durch eine geschlosseneVegetationsdecke vor Erosion geschützt.

Gravierende Erosion auf Land,das nicht zur Be-weidung geeignet ist. An den Rändern der Restvega-tation (Rofabard) findet rapide Erosion statt.

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Gebieten des Landes, denn sie erhalten fast zurGänze gute Werte: Dort kann man den Zustanddes Landes im Hinblick auf Bodenerosion alsgut bezeichnen. Südost-Island ist durch aus-gedehntes Bergland gekennzeichnet und durchSchutthänge mit hohen Erosionswerten Des-wegen erhalten viele Landgemeinden inSüdost-Island schlechte Werte. Dieselbe Erk-lärung gilt für die wenig positiven Werte imwestlichen Teil der Westfjorde.

Vielerorts ist es möglich, die Weidegebietein erosionsgeschädigte Gebiete bzw. Ödlandauf einerseits und bewachsenes Weidelandandererseits aufzuteilen. Auðkúluheiði und dieHochweidegebiete von Síða sind gute Beispielevon Weidegebieten, wo es relativ geringer Ein-zäunung bedarf, um die Erosionsgebiete unter

Schutz zu stellen, und andererseits nachhaltigeNutzung im beweidbaren Teil zu betreiben.

Auf vielen Hochweidegebieten kommt nichtsanderes in Frage, als mit der derzeitigen Nutzungaufzuhören, denn die Beweidung ist für eine abse-hbare Zukunft nicht zu rechtfertigen. Beispieldafür sind die meisten Hochweiden von Rangár-vallasýsla und Árnessýsla und die Hochweid-egebiete im nördlichen Landesteil von Eyvind-arstaðaheiði nach Osten bis zur Jökulsá á Brú. Diehier veröffentlichten Ergebnisse zeigen, daß sehrviele Gebiete den Endwert C oder D erhielten.Klar ist, daß die erforderlichen Maßnahmen nichtin einem Zug erfolgen können, doch ist es unsereHoffnung, daß diese Ergebnisse dazu führen, dieLandnutzung in Form von Beweidung der Be-schaffenheit des Landes anzupassen.

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115

10.ABSCHLIEßNDE BEMERKUNGEN

Als das Land besiedelt wurde, brachten die nor-dischen Einwanderer Kenntnisse von Bodenn-utzung mit, die sie auf dem europäischen Festlandüber Jahrhunderte hinweg entwickelt hatten. Siekannten aber weder die empfindliche NaturIslands noch die besonderen Bodeneigen-schaften. Menschen und Tiere vermehrten sichrasch, und in der Folge traten eine gewaltigeVegetationsminderung und Bodenerosion auf.Klimaverschlechterung und Sandverfrachtungbeschleunigten die Degradation. Die Beein-trächtigung der Ressourcen des Landes hat seit-dem die Lebensbedingungen der Nation bes-timmt.

Bodenerosion ist einer der zwei Haupta-spekte in der Bewertung der Landbeschaffenheit,der andere betrifft die Vegetation. Ein Grund-prinzip des Bodenschutzes ist, daß der Zustanddes Landes dort, wo die Bodenerosion stark ist,unabhängig vom Zustand der Vegetation alsschlecht eingestuft werden muß. Aber dabei istunbedingt zu beachten, daß die Vegetation starkzurückgehen kann, ohne daß viel Erosion stat-tfindet. Bei solchen Voraussetzungen berechtigendie Informationen über Erosion keineswegs zuverläßlichen Aussagen über den Zustand desLandes.

Die meisten werden der Behauptung zustim-men können, daß die Beweidung von erosions-geschädigten oder verödeten Gebieten eine falscheBodennutzung darstellt. Trotzdem wurde oftdarauf hingewiesen, daß es an Informationen fehlt,um entsprechende Maßnahmen einleiten zu kön-nen und die Beweidung an der Landbeschaffenheitzu orientieren, und infolgedessen wurden not-wendige Maßnahmen über Gebühr hinaus ver-zögert. Ertragsorientierte kurzfristige Perspektivenhaben viel hinsichtlich der Bodennutzung zu bes-timmen gehabt.

Internationale Verpflichtungen und dieisländische Regierungspolitik orientieren sich aneiner vertretbaren und nachhaltigen Nutzung desBodens. Die hier präsentierten Untersuchungenzeigen klar, daß weithin im Land Bodenerosionstattfindet und daß ein großer Teil des Hochlandszur Beweidung nicht geeignet ist. Maßnahmensind erforderlich.

Die Untersuchungen zeigen aber auch, daß inmanchen Bezirken und auf den Ländereien viel-er landwirtschaftlicher Betrieben weitläufige, gutbewachsene Weideböden vorhanden sind, aufdenen die Erosion gering ist und es leichtmöglich wäre, vertretbare und nachhaltige Land-wirtschaft zu betreiben.

Wichtig ist vor allem, Einigkeit hinsichtlich derBodennutzung anzustreben. Es muß sichergestelltsein, daß die Beweidung dort, wo Bedarf dafür vor-liegt, reguliert wird; darüber hinaus muß dasWissen der Bodennutzer und deren Eigeninitiativeunter dem Leitprinzip langfristiger Perspektivenzum Vorteil des Landes gefördert werden.

Das Amt für Landregenerierung besteht seitüber 90 Jahren. An der Schwelle eines neuenJahrtausends kommt ein neues Gesamtkonzeptzum Tragen, das u.a. auf den hier vorgestelltenKenntnissen von der Bodenerosion aufbaut. Auchbesteht jetzt eine neue Grundlage für die Planungvon Landregnerierungsmaßnahmen im weitestenSinne, die u.a. Wiederbegrünung, Bodennutzung,Vegetationsschutz, Forschung und Entwicklungsowie Planung und Informationstätigkeit umfaßt.Nach Ansicht der Verfasser dieses Berichts ist derForschung und Entwicklung im Rahmen desBodenschutzes ein zu enger Rahmen gesteckt.Die wichtigsten Aufgaben in Sachen Boden-schutz liegen in der Förderung von Forschungund Arbeiten im Entwicklungs- und Planungs-bereich.

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Erosion map Vegetation----------------- % -------------------- -------------- % ---------------

County/ km2 Erosion in Deserts Rathercommunity, common No. Size 0+1+2 3 4+5 Veget.land Mountains Deserts Scarce Scarce Good

Borgarfjarðarsýsla 1903 60 31 9 18 32 24 8 18 50Hvalfjarðarstrandarhreppur 1 247 63 26 11 24 26 7 10 27 57Akraneshreppar. 2 98 78 19 3 12 8 7 4 12 77Leirár- og Melahreppur 3 141 52 41 7 31 32 21 11 15 54Skorradalshreppur 4 227 68 26 6 29 8 7 7 24 62Andakílshreppur 5 117 88 11 2 8 5 6 5 14 75Lundarreykjadalshreppur 6 207 76 19 5 15 10 7 8 23 63Oddstaðaafrétt 7 190 50 35 15 15 48 35 11 26 27Reykholtsdalshreppur 8 171 87 13 0 7 6 5 5 18 72Hálsahreppur 9 71 64 36 0 26 13 7 6 15 72Rauðgilsafréttur 10 258 23 65 13 11 75 66 8 8 18Geitland 11 176 27 40 33 14 79 74 5 8 13

Mýrasýsla 2975 70 18 10 13 26 18 7 20 55Hvítársíða 12 219 80 19 2 16 9 4 6 22 68Einkaland Kalmanstungu 13 450 20 21 59 10 82 76 14 7 3Arnarvatnsh. Lambatungur 14 262 67 26 7 17 33 24 10 40 27Þverárhlíðarhreppur 15 115 88 12 0 10 4 3 5 19 73Borgarb. Norðurárd. Stafht. 16 456 69 29 2 24 16 5 7 22 66Þverárrétt 17 412 94 6 0 4 3 3 3 27 68Borgarhr. og Borgarnes 18 308 78 22 0 11 18 6 6 17 72Álftaneshreppur 19 284 81 16 3 10 16 6 6 15 73Borgarb. og Hraunhafnarhr. 20 465 71 23 6 14 23 13 8 17 62

Snæfellsnessýsla 2163 72 21 6 17 23 14 12 19 55Kolbeinsstaðahr. láglendi 21 157 76 12 13 1 13 23 6 13 59Kolbeinsstaðahr. innri hluti 22 170 79 21 0 7 17 8 14 32 46Kolbeinsstaðaafréttur 23 45 41 45 14 47 36 20 11 22 47Eyja- og Miklah.sv. láglendi 24 203 82 5 14 5 14 13 5 7 76Eyja- og Miklah.sv. hálendi 25 221 59 39 3 28 38 18 15 25 41Snæfellsbær láglendi 26 376 86 7 7 7 9 3 5 13 79Snæfellsbær hálendi 27 297 55 39 6 38 46 21 23 25 31Eyrarsveit 28 150 61 28 11 28 32 21 17 17 46Stykkishólmur láglendi 29 149 78 17 5 17 9 10 11 19 60Stykkishólmur hálendi 30 97 57 34 9 0 41 33 23 21 23Skógarstrandarhreppur 31 299 71 29 0 15 17 7 9 23 61

Dalasýsla 2078 71 27 2 18 20 7 7 26 61Dalabyggð 32 1827 72 26 2 17 18 6 6 25 63Saurbæjarhreppur 33 251 60 40 1 21 36 13 8 33 46

APPENDIX. OVERVIEW, EROSION

AND VEGETATION IN

COMMUNITIES AND COMMONS

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Erosion map Vegetation----------------- % -------------------- -------------- % ---------------

County/ km2 Erosion in Deserts Rathercommunity, common No. Size 0+1+2 3 4+5 Veget.land Mountains Deserts Scarce Scarce Good

A-Barðastrandarsýsla 1074 60 47 1 19 43 16 13 31 40Reykhólahreppur 34 1074 60 39 1 19 43 16 13 31 40V-Barðastrandarsýsla 1519 42 56 3 14 64 16 28 28 28Vesturbyggð 35 1326 42 55 3 13 63 15 28 28 29Tálknafjarðarhreppur 36 192 41 57 1 24 70 18 29 31 23V-Ísafjarðarsýsla 1221 35 48 15 32 65 35 22 14 29Þingeyrarhreppur 37 540 33 43 24 23 70 37 24 14 25Mýrarhreppur 38 273 40 47 13 32 64 33 22 14 31Mosvalla-og Flateyrarhr. 39 210 36 57 7 30 60 35 19 12 33Suðureyrarhr. og Bolungarv. 40 198 32 64 4 57 57 35 19 13 33N-Ísafjarðarsýsla 1958 43 54 5 36 63 34 18 19 30Ísafjörður vestan Djúps 41 130 28 65 7 59 46 32 17 16 35Ísafjörður austan Djúps 42 1052 51 43 6 16 68 38 21 16 25Súðav. Ögurhr. Reykjafj.hr. 43 776 38 60 2 55 59 28 14 23 34Strandasýsla 3465 71 30 1 15 30 26 11 22 41Árneshreppur 44 698 54 46 1 12 63 54 17 12 17Kaldrananeshreppur 45 471 84 15 0 14 25 80 28 34 58Hólmavíkurhreppur 46 1295 67 33 0 14 33 28 14 27 31Kirkjubólshreppur 47 178 84 16 0 12 7 3 5 30 62Broddaneshreppur 48 309 57 40 3 38 8 4 4 29 63Bæjarhreppur 49 514 91 9 0 7 2 1 1 11 86V-Húnavatnssýsla 2496 94 6 1 4 7 5 3 19 73Staðarhreppur 50 143 89 8 3 11 0 1 1 6 91Fremri-Torfustaðahreppur 51 323 97 3 0 3 0 1 1 6 92Ytri-Torfustaðahreppur 52 212 96 4 0 3 1 1 1 6 92Kirkjuhvammshr. Hvammst. 53 198 98 2 0 1 9 4 4 16 77Þverárhreppur 54 309 89 8 3 7 13 7 4 14 75Þorkelshólshreppur 55 349 94 6 0 6 16 5 5 17 73Afréttur Hrútfirðinga 56 107 99 1 0 1 0 1 1 10 88Afréttur Miðfirðinga 57 369 99 0 0 1 0 2 3 32 64Víðidalstunguheiði 58 486 87 12 1 6 12 14 6 34 47A-Húnavatnssýsla 4146 65 33 4 16 25 27 7 25 42Áshreppur 59 269 100 0 0 0 1 1 2 25 72Sveinsstaðahreppur 60 167 77 3 20 15 23 19 6 13 62Víðidalsfjall 61 88 100 0 0 0 26 9 7 17 67Grímstunguheiði 62 690 72 28 0 4 25 29 9 38 23Torfalækjarhr. Blönduós 63 161 86 12 3 11 16 8 5 14 73Sauðadalur 64 58 70 27 3 30 28 9 9 33 49Svínavatnshreppur 65 217 98 2 0 1 7 2 3 12 83Auðkúluheiði Hálsaland 66 742 57 40 3 24 28 26 11 30 33Bólstaðarhlíðarhreppur 67 419 55 44 1 41 12 3 3 26 68Eyvindarstheiði, A-Hún. 68 667 35 51 14 11 56 55 4 17 24Engihlíðarhreppur 69 167 65 31 5 28 34 11 8 23 58Vindhælishr. Höfðahreppur 70 260 54 41 5 39 16 9 8 26 57Skagahreppur 71 241 88 12 0 11 6 1 3 34 62Skagafjarðarsýsla 5357 43 42 11 27 47 38 7 20 35Skefilsstaðahreppur 72 382 75 25 0 24 4 5 5 33 56Skarðshreppur Sauðárkr. 73 190 46 48 6 44 13 0 8 31 62Staðarhreppur 74 52 72 28 0 28 0 0 0 6 94Staðarafréttur 75 98 23 72 5 65 28 15 10 28 47Seyluhreppur 76 132 73 27 0 24 5 1 2 16 82Eyvindarsth. Austari 77 527 10 69 22 30 61 68 8 14 10Lýtingsstaðahreppur 78 516 56 38 6 36 12 6 5 30 58

121

Erosion map Vegetation----------------- % -------------------- -------------- % ---------------

County/ km2 Erosion in Deserts Rathercommunity, common No. Size 0+1+2 3 4+5 Veget.land Mountains Deserts Scarce Scarce Good

Hofsafrétt 79 769 15 65 20 9 79 77 5 13 6Akrahreppur 80 586 62 35 3 28 53 48 7 15 29Silfrastaðaafréttur 81 197 54 46 0 46 68 66 6 12 16Rípurhreppur 82 79 83 10 7 6 11 13 6 17 65Viðvíkurhreppur 83 97 75 25 0 25 15 14 6 26 54Hólahreppur 84 463 54 42 4 42 61 51 9 16 23Hofshreppur 85 360 55 40 5 31 44 21 11 24 43Fljótahreppur 86 329 61 31 8 25 36 19 13 21 47Siglufjörður 87 157 40 47 14 38 50 33 18 18 31Nýjabæjarafréttur 88 322 20 47 34 1 89 84 7 6 3Eyjafjarðarsýsla 4089 32 42 23 24 63 58 5 9 27Ólafsfjörður 89 210 36 50 14 51 58 37 16 16 31Svarfaðardalshr. Dalvík 90 550 57 37 5 32 54 41 8 15 37Árskógshr. Arnarneshr. 91 165 65 35 0 32 25 18 4 12 65Skriðuhreppur 92 417 43 55 2 51 56 43 6 16 35Öxnadalshreppur 93 290 68 32 0 32 52 52 7 11 30Glæsibæjarhr. Akureyri 94 257 78 21 1 20 32 31 5 11 54Eyjafjarðarsveit 95 1116 34 64 2 36 53 50 7 11 32Fjöllin 96 1085 1 37 62 1 98 99 1 0 0S-Þingeyjarsýsla 11134 23 33 44 13 69 70 4 7 19Grýtub.hr. Svalbarðsst.hr. 97 136 68 29 3 29 20 12 6 22 60Afréttur Grýtubakkahrepps 98 329 28 39 33 46 65 53 9 18 20Hálsahreppur 99 425 44 46 11 28 33 33 7 15 45Suðurafréttur Fnjóskdæla 100 684 9 81 10 18 76 80 4 5 11Flateyjardalsheiði 101 231 48 45 6 50 51 46 7 18 29Ljósavatnshreppur 102 367 45 45 10 20 49 46 5 10 39Viknalönd 103 57 24 38 38 42 72 64 7 13 16Bárðdælahreppur 104 470 54 32 14 21 25 29 6 12 53Vesturafréttur Bárðdæla 105 1153 6 58 36 4 91 93 3 2 2Austurafréttur Bárðdæla 106 949 5 38 57 5 92 95 3 1 1Skútustaðahr. byggð, gróðurl. 107 931 56 15 29 29 21 25 8 24 42Skútustaðahr. auðnir 108 3858 2 25 73 2 96 98 1 0 0LR girðingar í Skútustaðahr. 109 137 8 10 82 35 70 57 10 12 20Reykdælahreppur 110 330 90 7 3 9 3 3 1 5 91LR girðingar í Reykdælahr. 111 59 1 0 99 4 99 100 0 0 0Aðaldælahreppur 112 260 82 9 9 7 16 18 4 11 67Þeistareykjaland 113 235 67 26 6 18 25 17 11 31 40LR girðingar á Þeistareykjum 114 39 7 1 91 6 83 77 5 5 13Reykjahreppur Húsavík 115 284 45 21 34 45 23 35 4 16 45Tjörneshreppur 116 189 39 38 23 60 26 34 5 19 42N-Þingeyjarsýsla 5393 56 25 19 20 34 29 9 19 43Kelduneshreppur 117 121 87 4 9 1 13 10 5 19 67Afréttur Keldhverfinga 118 456 78 15 7 18 10 12 3 12 73Þjóðgarður (LR girðing) 119 172 36 11 53 27 53 41 7 12 40Presthhr gamli án Raufarh. 120 861 84 9 7 13 7 14 9 22 56Öxarfjarðarhreppur 121 509 49 32 19 28 28 26 9 20 45Afréttur Öxarfjarðarhrepps 122 510 6 74 19 38 73 73 13 10 4LR girðingar í Öxarfjarðarhr. 123 14 11 3 87 26 89 64 14 14 7Hólsfjöll 124 724 8 23 69 27 77 71 7 8 14Raufarhöfn Svalbarðshr. 125 1273 66 25 9 23 25 3 0 21 76Þórshafnarhreppur 126 750 68 31 2 7 30 16 11 35 37

122

Erosion map Vegetation----------------- % -------------------- -------------- % ---------------

County/ km2 Erosion in Deserts Rathercommunity, common No. Size 0+1+2 3 4+5 Veget.land Mountains Deserts Scarce Scarce Good

N-Múlasýsla 10568 53 24 23 13 42 43 10 21 25Skeggjastaðahreppur 127 597 68 25 7 31 5 6 7 37 50Vopnafjarðarhreppur 128 2181 59 33 8 21 32 34 10 23 33Hlíðarhreppur 129 420 86 12 3 12 33 42 10 15 34Hofteigsheiði 130 339 88 11 1 4 19 25 18 32 25Jökuldalsheiði 131 499 38 52 11 21 41 42 10 25 23Brúaröræfi 132 1592 8 27 64 8 84 87 4 6 4Möðrudalsöræfi 133 988 5 10 86 3 94 90 4 4 1Vesturöræfi 134 306 62 31 7 12 29 36 18 32 14Klausturs. Stuðla-. Hnefsth. 135 456 89 10 1 4 7 11 16 49 24Fljótsdalshreppur, láglendi 136 357 89 11 0 8 7 13 16 37 33Fljótsdalsheiði 137 671 77 21 2 7 26 28 12 35 25Múli, Suðurfell 138 473 72 28 0 2 50 44 26 22 8Fellahreppur 139 326 95 5 0 4 2 10 16 31 42Tunguhreppur 140 295 99 0 0 1 0 6 4 16 74Hjaltastaðarhreppur 141 393 79 12 9 12 21 22 6 20 52Borgarfjarðarhr. Seyðisfj. 142 676 48 38 14 36 54 45 10 14 31S-Múlasýsla 3949 50 42 8 31 37 33 15 19 33Vallahreppur 143 362 53 41 7 21 28 30 13 16 40Egilsstaðir, Eiðahreppur 144 320 72 22 6 28 19 25 10 18 47Skriðdalshreppur 145 496 43 46 11 17 48 32 20 19 29Mjóifjörður 146 189 15 51 34 56 61 51 9 14 25Reyðarfjörður, Eskifjörður 147 405 18 70 12 62 35 36 11 18 35Búðahreppur, Fáskrúðsfj. 148 272 34 59 6 50 26 28 9 19 44Neskaupstaður 149 228 32 64 4 54 32 31 9 17 43Breiðdalur, Stöðvarfjörður 150 551 56 34 10 35 28 23 12 21 43Djúpavogshreppur 151 1126 71 27 2 11 46 40 20 21 19A-Skaftafellssýsla 2962 26 31 45 11 76 60 13 11 15Bæjarhreppur 152 745 29 42 29 14 75 56 19 13 12Hornafjörður 153 737 36 31 33 20 69 47 16 13 24Borgarhafnarhreppur 154 376 33 39 28 9 72 56 14 12 18Hofshreppur 155 490 36 29 36 9 67 54 10 16 20Skeiðarársandur 156 615 4 10 87 1 96 93 5 2 0V-Skaftafellssýsla 5663 43 17 40 5 55 56 15 18 12Skaftárhreppur, láglendi 157 1411 70 10 20 3 26 26 21 28 25Fljótshverfi, afréttur 158 637 39 39 22 5 69 61 20 15 4Síðuafréttur 159 947 56 22 22 9 36 50 22 22 7Skaftártunguafréttur 160 969 35 16 50 5 65 73 9 14 4Álftaversafréttur 161 208 40 22 38 4 59 73 10 13 4LR girðingar í Skaftárhr. 162 52 28 17 55 2 70 69 15 10 6Skeiðarár- og Mýrdalss. 163 655 5 4 91 0 95 95 3 2 0Fjörusandur í Skaftárhr. 164 240 0 0 100 0 100 91 2 5 2Mýrdalshreppur 165 374 46 42 12 20 40 28 11 21 40Mýrdalssandur í Mýrdalshr. 166 172 5 10 85 5 91 90 4 5 2Rangárvallasýsla 7365 30 26 44 7 67 67 6 7 20Eyjafjallahreppur, láglendi 167 123 83 7 10 5 12 4 2 7 86Eyjafjallahr. ofan byggðar 168 372 32 36 32 38 44 44 18 22 15Landeyjahreppar, Hvolhr. 169 452 77 8 15 2 21 14 3 7 77Emstrur 170 83 7 27 66 22 87 82 7 7 4Fljótshlíðarhreppur 171 280 47 45 8 14 42 36 8 13 42Afréttur Fljótshlíðinga 172 118 25 63 12 37 46 42 18 23 16Rangárvallahreppur láglendi 173 406 52 19 29 6 43 38 10 11 41Rangárvallaafréttur 174 789 26 35 39 7 76 83 7 7 3

123

Erosion map Vegetation----------------- % -------------------- -------------- % ---------------

County/ km2 Erosion in Deserts Rathercommunity, common No. Size 0+1+2 3 4+5 Veget.land Mountains Deserts Scarce Scarce Good

LR girðing í Rangárvallahr. 175 173 34 14 52 4 63 38 16 17 28Ásahreppur, Djúpárhreppur 176 270 78 4 18 2 20 16 2 4 78Afréttur Ásahrepps 177 505 7 36 57 0 93 99 1 0 0Holta- og Landsveit 178 435 69 8 23 4 28 19 8 7 66Landmannaafréttur 179 953 14 20 66 12 83 86 6 6 2LR girðing í Landmannaafr. 180 222 9 8 83 1 91 93 2 3 1Holtamannaafréttur 181 2073 11 32 57 1 88 92 3 3 2Almenningar 182 38 13 40 47 4 75 68 16 14 3Þórsmörk 183 72 17 48 36 0 79 51 17 20 12Árnessýsla 7932 50 32 18 19 39 39 9 19 33Sunnanverður Flói 184 237 81 14 6 14 6 6 2 4 88Norðanverður Flói og Skeið 185 314 89 9 3 6 5 4 2 4 90Flóa- og Skeiðamannaafr. 186 710 22 64 14 11 71 78 11 10 1Gnúpverjahreppur 187 378 66 24 9 20 15 15 10 28 47Gnúpverjaafréttur 188 617 39 30 31 14 51 56 9 23 11Friðað svæði í Þjórsárdal 189 87 30 22 48 12 62 51 13 17 19Hrunamannahr. heimalönd 190 224 79 19 2 16 6 5 9 17 70Hrunamannaafréttur 191 1026 40 52 8 30 41 49 14 26 10LR girðing í Hrunam.afrétt 192 15 51 35 14 20 29 20 13 27 40Biskupstungnahr. heimalönd 193 339 89 10 2 8 4 4 4 7 85Hólaland Biskupstungnaafr. 194 1022 15 61 25 27 67 68 10 17 5Haukadalsheiði 195 116 16 25 60 27 60 67 9 5 19Afréttur Úthlíðar 196 125 38 25 37 21 49 40 16 9 35Laugardalshreppur 197 260 76 15 8 13 15 15 19 16 51Laugardalsafréttur 198 230 13 28 60 8 82 78 12 7 4Grímsneshreppur 199 380 91 8 2 9 2 2 2 8 88Grímsnesafréttur 200 394 39 20 41 15 55 53 7 24 16Þingvallahreppur 201 468 50 29 21 38 28 18 8 23 50Grafningshreppur 202 237 52 24 23 41 24 7 7 35 51Hveragerði, Ölfushreppur 203 753 72 19 10 14 22 17 6 37 41Reykjanes - Reykjavík 1216 79 15 6 7 15 13 15 38 34Grindavík 204 445 75 20 5 8 20 19 25 50 6Krísuvík 205 47 11 18 72 75 23 34 15 26 26Reykjanesbær og Vatnsl.st. 206 387 81 16 3 0 19 19 14 50 17Höfuðborgarsvæði, byggð 207 74 100 0 0 0 0 13 14 27 46Höfuðborgarsv. utan byggðar 208 262 91 8 1 5 6 9 13 50 29Kjósarsýsla 664 68 28 5 20 20 10 12 29 49Mosfellsbær 209 215 81 16 4 15 6 10 12 29 49Kjalarneshreppur 210 152 64 28 9 20 32 5 7 38 51Kjósarhreppur 211 297 60 35 5 24 23 13 13 22 52