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Seraina Mischol startet einen lebenslänglichen Marathon Kämpferin Die Davoser Langläuferin Seraina Mischol leidet an Multipler Sklero- se (MS). Sie will Sportlerin bleiben, obwohl schon die Krankheit täglich Höchstleis- tungen erfordert. VON MARTINA BUCHLI Seit dem 16. September vergeht kein Tag, an dem Seraina Mischol nicht an ihre Krankheit denkt. «Aber es müs- sen keine schlechten Gedanken sein», erzählt die 30-jährige Spitzensportle- rin. Sie erfreue sich an Dingen, die sie vorher nicht einmal wahrgenommen habe. «Vielleicht kann man sagen, ich lebe nun bewusster.» Am besagten Tag suchte sie gegen Mittag einen Arzt auf, weil sie den Verdacht hatte, an einer Entzündung des Sehnervs zu leiden. Die Untersuchungen dauerten fast zwölf Stunden, bis feststand, dass es sich um eine Vorstufe von MS handelt. «Es war ganz klar ein Schock», sagt sie. Doch schon am nächsten Tag war der erste Schock überwunden, und sie wollte die neue Herausforderung positiv angehen. Angreifer des eigenen Körpers MS ist eine bis heute unheilbare, chronische Erkrankung des zentra- len Nervensystems. Weder die ge- naue Ursache noch der Krankheits- verlauf sind bekannt. Häu ig ist, dass die Erkrankung schubweise verläuft. Die Krankheit ist auf eine Fehlfunk- tion des Immunsystems zurückzu- ühren. Während das Immunsystem bei einem gesunden Menschen ver- sucht, alles Fremde zu erkennen und abzuwehren, greift das Immunsys- tem eines Erkrankten offensichtlich auch körpereigene Substanzen des zentralen Nervensystems an. Schmerzhafte Muskelspasmen, Seh- und Koordinationsstörungen sowie eine allgemeine Schwächung und weitere Symptome sind möglich. Laut der Schweizerischen MS Gesell- schaft leiden in der Schweiz über 10 000 Menschen an der Erkran- kung, und jeden Tag erhält eine wei- tere Person die Diagnose MS. Neun Tage nach dem Befund lief Se- raina Mischol in Berlin ihren ersten Marathon. Den Marathon, ür den sie schon den ganzen Sommer trainiert hatte. Ihre Glücksge ühle waren überwältigend, nicht nur wegen der Zeit von 3 Stunden und 6 Minuten, sondern weil sie ihrem Körper ge- zeigt hat, dass sie nicht aufgeben wird. Schon vor der Diagnose wusste sie, dass die kommende Wintersaison ihre letzte sein wird. Sie möchte ver- schiedene Wettkämpfe des FIS Mara- thon Cups laufen und dies nochmals «in vollen Zügen geniessen». Gemäss der Schweizer MS Gesell- schaft gilt ür Erkrankte, was ür alle Menschen gilt: Sport und Bewegung ist gesund. Eine absolute Erschöp- fung sollte aber vermieden werden, denn wenn sich MSBetroffene an- strengen und die Körpertemperatur ansteigt, können sich Symptome wie Lähmungen, aber auch Sehstörun- gen oder Gleichgewichtsstörungen verstärken. Doch wie weit darf man gehen? Und vor allem: Ist MS mit Spitzensport zu vereinbaren? «Im Be- reich des Spitzensports fehlen ent- sprechende Erfahrungswerte», er- klärt Susanne Kägi von der MS Ge- sellschaft. Jeder müsse seine indivi- duellen Grenzen kennenlernen und auch lernen, diese zu akzeptieren. Wichtig sei, wie it der Betroffene ist und was ihm der Sport bedeutet. Wenn jemand sich entscheide, den Spitzensport weiter zu betreiben, sei es dringend notwendig, dass ein Facharzt den Betroffenen begleite. Der grösste Erfolg von Seraina Mi- schol war im Winter 2007/08, als sie den Gesamtweltcup auf dem 15. Platz abschliessen konnte. «Misser- folge gab es immer wieder, aber die- se haben mich stärker gemacht», sagt sie. Mischol bleibt optimistisch Heute ist ihr erster klinischer MS- Schub vollkommen verheilt, und sie hat keine täglichen Beschwerden. Im Sport konnte sie sich immer auf Wettkämpfe vorbereiten, ihr Trai- ning darauf ausrichten. Am nächs- ten Marathon – der Krankheit Mul- tiple Sklerose – muss sie teilnehmen, ohne Zeit, sich darauf vorzuberei- ten. Doch die junge Davoserin blickt optimistisch in die Zukunft: «Ich bin ein Bewegungsmensch und werde si- cherlich auch nach der kommenden Saison weiterhin Sport treiben.» Will ans Aufgeben nicht denken: Seraina Mischol läuft trotz Multipler Sklerose weiter. (Foto: Engadin Skimarathon Team)

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BündneranzeigerMittwoch, 14. Dezember 20116. Jahrgang • Ausgabe 50

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Seraina Mischol startet einen lebenslänglichen MarathonKämpferin Die Davoser Langläuferin Seraina Mischol leidet an Multipler Sklero-se (MS). Sie will Sportlerin bleiben, obwohl schon die Krankheit täglich Höchstleis-tungen erfordert.

VON MARTINA BUCHLI

Seit dem 16. September vergeht kein Tag, an dem Seraina Mischol nicht an ihre Krankheit denkt. «Aber es müs-sen keine schlechten Gedanken sein», erzählt die 30-jährige Spitzensportle-rin. Sie erfreue sich an Dingen, die sie vorher nicht einmal wahrgenommen habe. «Vielleicht kann man sagen, ich lebe nun bewusster.» Am besagten Tag suchte sie gegen Mittag einen Arzt auf, weil sie den Verdacht hatte, an einer Entzündung des Sehnervs zu leiden. Die Untersuchungen dauerten fast zwölf Stunden, bis feststand, dass es sich um eine Vorstufe von MS handelt. «Es war ganz klar ein Schock», sagt sie. Doch schon am nächsten Tag war der erste Schock überwunden, und sie wollte die neue Herausforderung positiv angehen.

Angreifer des eigenen KörpersMS ist eine bis heute unheilbare, chronische Erkrankung des zentra-len Nervensystems. Weder die ge-naue Ursache noch der Krankheits-verlauf sind bekannt. Häufig ist, dass die Erkrankung schubweise verläuft. Die Krankheit ist auf eine Fehlfunk-tion des Immunsystems zurückzu-führen. Während das Immunsystem bei einem gesunden Menschen ver-sucht, alles Fremde zu erkennen und abzuwehren, greift das Immunsys-tem eines Erkrankten offensichtlich auch körpereigene Substanzen des zentralen Nervensystems an. Schmerzhafte Muskelspasmen, Seh- und Koordinationsstörungen sowie eine allgemeine Schwächung und

weitere Symptome sind möglich. Laut der Schweizerischen MS-Gesell-schaft leiden in der Schweiz über 10 000 Menschen an der Erkran-kung, und jeden Tag erhält eine wei-tere Person die Diagnose MS. Neun Tage nach dem Befund lief Se-raina Mischol in Berlin ihren ersten Marathon. Den Marathon, für den sie schon den ganzen Sommer trainiert hatte. Ihre Glücksgefühle waren überwältigend, nicht nur wegen der Zeit von 3 Stunden und 6 Minuten, sondern weil sie ihrem Körper ge-zeigt hat, dass sie nicht aufgeben wird. Schon vor der Diagnose wusste sie, dass die kommende Wintersaison ihre letzte sein wird. Sie möchte ver-schiedene Wettkämpfe des FIS Mara-thon Cups laufen und dies nochmals «in vollen Zügen geniessen». Gemäss der Schweizer MS-Gesell-schaft gilt für Erkrankte, was für alle

Menschen gilt: Sport und Bewegung ist gesund. Eine absolute Erschöp-fung sollte aber vermieden werden, denn wenn sich MS-Betroffene an-strengen und die Körpertemperatur ansteigt, können sich Symptome wie Lähmungen, aber auch Sehstörun-gen oder Gleichgewichtsstörungen verstärken. Doch wie weit darf man gehen? Und vor allem: Ist MS mit Spitzensport zu vereinbaren? «Im Be-reich des Spitzensports fehlen ent-sprechende Erfahrungswerte», er-klärt Susanne Kägi von der MS-Ge-sellschaft. Jeder müsse seine indivi-duellen Grenzen kennenlernen und auch lernen, diese zu akzeptieren. Wichtig sei, wie fit der Betroffene ist und was ihm der Sport bedeutet. Wenn jemand sich entscheide, den Spitzensport weiter zu betreiben, sei es dringend notwendig, dass ein Facharzt den Betroffenen begleite.

Der grösste Erfolg von Seraina Mi-schol war im Winter 2007/08, als sie den Gesamtweltcup auf dem 15. Platz abschliessen konnte. «Misser-folge gab es immer wieder, aber die-se haben mich stärker gemacht», sagt sie.

Mischol bleibt optimistischHeute ist ihr erster klinischer MS-Schub vollkommen verheilt, und sie hat keine täglichen Beschwerden. Im Sport konnte sie sich immer auf Wettkämpfe vorbereiten, ihr Trai-ning darauf ausrichten. Am nächs-ten Marathon – der Krankheit Mul-tiple Sklerose – muss sie teilnehmen, ohne Zeit, sich darauf vorzuberei-ten. Doch die junge Davoserin blickt optimistisch in die Zukunft: «Ich bin ein Bewegungsmensch und werde si-cherlich auch nach der kommenden Saison weiterhin Sport treiben.»

Will ans Aufgeben nicht denken: Seraina Mischol läuft trotz Multipler Sklerose weiter. (Foto: Engadin Skimarathon Team)

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