biofocus

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BioFocus verwendet, da man dieses unter Zusatz von Antibiotic Agar auch zur Bestimmung von Antibiogrammen bzw. zum Nachweis von Antibiotica verwenden kann. Der hier ver- wendete Stamm von Bacillus subtilis ist vollig gefahrlos. Er wird u.a. als Testorganismus zum Nachweis von Antibiotica in Lebens- mitteln und Patientenmaterial verwendet. 4. Bau eines einfachen Photometers Sollte kein Photometer zur Hand sein, so las- sen sich mit dem abgebildeten Gerat (Abbil- dung 4) auf einfache Weise Wachstumskur- ven von Bakterien aufnehmen, aber auch Trubungsmessungen und colorimetrische Untersuchungen durchfiihren. Anstelle eines aufwendigen optischen Systems werden Leuchtdioden mit den im Schaltplan angege- benen optischen Werten eingesetzt (Abbil- dung 5). Die transmittierten Lichtmengen werden mit einer Photodiode in ein elektri- sches Signal iibersetzt und konnen mit jedem Laborschreiber (Innenwiderstand grof3er als 500 kQ) registriert werden. Es kann auch ein Analog-Demonstrationsvoltmeter oder ein einfaches Digitalvoltmeter benutzt werden. Die maximale Ausgangsspannung entspricht dabei der Extinktion E = 0. Die Extinktion E ergibt sich numerisch aus E = lolog Uo/U, wobei Uo die Ausgangsspannung bei offenem Strahlengang, und U die gemessene Span- nung ist. (Zum Bau eines einfachen Logarith- mierverstarkers vgl. [9] .) Von diesem System lassen sich leicht Klassensatze anfertigen, so dai3 beispielsweise immer zwei Schiiler ge- meinsam eine Kinetik aufnehmen konnen. Literatur [I] Drews, G.: Mikrobiologisches Prakti- kum. Springer Verlag, Berlin 1976. [2] Hafner, L.: Die bakterizide Wirkung der UV-Strahlung - ein Versuch zur Molekular- biologie. Der mathemat. u. naturwiss. Un- terricht 31, 367-370 [1978]. [3] Hutter, L. A.: Wasser und Wasserun- tersuchung. Diesterweg-Salle-Sauerlander, Frankfurt. Aarau 1979. [4] Schlegel, H. G.: Allgemeine Mikrobiolo- gie. Georg Thieme, Stuttgart 1974. [5] Schlosser, K. : Experimentelle Genetik. Quelle u. Meyer, Heidelberg 1971. [6] Schneider, V., Schwarz, B.: Bakteriolo- gische Untersuchung von Milch und Milch- produkten als Einstieg in die Behandlung der Bakterien im Biologieunterricht in der Se- kundarstufe I. Der mathemat. u. naturwiss. Unterricht 28, 491497 [1975]. [7] Schumann, W.: Erzeugung von auxotro- phen E. coli-Mutanten mit dem temperenten Phagen Mu. BIUZ 8, 188-192 [1978]. [8] Schwarzmaier, W., Dietle, H.: Rakterio- logisches Praktikum. Aug. Hedinger K. G., Heiligenwiesen 26, D-7000 Stuttgart 60. [9] Applikationsmitteilung der Firma ANA- LOG-DEVICES, D-8000 Miinchen, 1978. Armin Burger, Bernhard Wolf Herrn Dr. Klaus Pelz, Zentrum fur Hygiene der Universitat Freiburg, mochten wir fur seine hilfreiche Beratung besonders danken. Anschrift : Dr. Armin Burger, Gewerbeschule 11, Tech- nisches Gymnasium, Friedrichstrage 5 1, D-7800 Freiburg i. Br. Dr. Bernhard Wolf, Institut fur Imniunbio- logie, Stefan-Meier-Str. 8, D-7800 Freiburg i. Br. XII. Deutscher KongreD fur Philosophie: Der Mensch und die Wissenschaften vom Menschen. Vom 29. September bis zum 3. Oktober 1981 tagte in Innsbruck der XII. Deutsche Kon- greQ fur Philosophie. Zusammengekommen waren etwa 400 Philosophen und Philoso- phinnen sowie an der Philosophie Interes- sierte, um iiber das Thema ,,Der Mensch und die Wissenschaften des Menschen" in zahl- reichen Vortragen und Kolloquien zu referie- ren und zu diskutieren. Das Rahmenthema wurde sehr allgemein gehalten, und nach dem Motto ,,Mit dem Menschen hat ja alles irgendwie zu tun'' fand ein weitgespanntes Themenspektrum seinen Platz. Schwerpunk- re bildeten dabei: Philosophische und wis- senschaftliche Anthropologie, Technikphi- losophie, Begriindungsprobleme der Wissen- schaften, Sprach-, Geschichts-, Moral- und Religionsphilosophie. Fur den Biologen war es interessant, wie bio- logisches Fachwissen von der Philosophie re- zipiert wurde. Stellten bislang die neuen Ent- wicklungen der Physik und Psychologie, bzw. Psychoanalyse die starkste Herausfor- derung an die Erkenntnis- und Wissen- schaftstheorie der Humanwissenschaften dar, so scheint (wenn man gewillt ist, diesem KongreQ Reprasentativitat zuzugestehen) jetzt in dei Tat die Biologie dirsc herausfor- dernde Rolle zu ubernehmen. Es war nicht die in der offentlichen Meinung mit den Fortschritten der Biologie verbundene Vor- stellung des "genetic engineering" und der Aussicht auf eine Retortengeneration der Zu- kunft, die die philosophischen Gemuter er- regte. Im Zentrum des Interesses standen vielmehr die Theorien der Soziobiologie und der evolutionaren Erkenntnistheorie, die zu- gleich Faszination und Skepsis hervorriefen. In mehreren Vortragen wurden Teile biologi- scher Theorien referiert. Uber die Grund- lagen der evolutionaren Erkenntnistheorie hielt R. Riedl (Autor des Buches ,,Biologic der Erkenntnis") als eingeladener Biologe ei- nen vielbeachteten Vortrag. Die philosophi- sche Stellungnahme dazu konzentrierte sich auf Kritik auf der Theorieebene, d. h. auf den Nachweis theoretischer Unstimmigkeiten, Zirkelhaftigkeit in der Argumentation oder ,,Kategoriefehlern" . Der Soziobiologic u utde vorgehdten, dai3 die genetische Erklarung menschlicher Verhal- tensweisen und die Rechtfertigung dieser Muster streng unterschieden werden mussen. Biologte in unserer Zeit / 12. Jahrg. 1982 / Nr. 2 61

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BioFocus

verwendet, da man dieses unter Zusatz von Antibiotic Agar auch zur Bestimmung von Antibiogrammen bzw. zum Nachweis von Antibiotica verwenden kann. Der hier ver- wendete Stamm von Bacillus subtilis ist vollig gefahrlos. Er wird u.a. als Testorganismus zum Nachweis von Antibiotica in Lebens- mitteln und Patientenmaterial verwendet.

4. Bau eines einfachen Photometers

Sollte kein Photometer zur Hand sein, so las- sen sich mit dem abgebildeten Gerat (Abbil- dung 4) auf einfache Weise Wachstumskur- ven von Bakterien aufnehmen, aber auch Trubungsmessungen und colorimetrische Untersuchungen durchfiihren. Anstelle eines aufwendigen optischen Systems werden Leuchtdioden mit den im Schaltplan angege- benen optischen Werten eingesetzt (Abbil- dung 5). Die transmittierten Lichtmengen werden mit einer Photodiode in ein elektri- sches Signal iibersetzt und konnen mit jedem Laborschreiber (Innenwiderstand grof3er als 500 kQ) registriert werden. Es kann auch ein Analog-Demonstrationsvoltmeter oder ein einfaches Digitalvoltmeter benutzt werden. Die maximale Ausgangsspannung entspricht dabei der Extinktion E = 0. Die Extinktion E ergibt sich numerisch aus E = lolog Uo/U, wobei Uo die Ausgangsspannung bei offenem Strahlengang, und U die gemessene Span- nung ist. (Zum Bau eines einfachen Logarith- mierverstarkers vgl. [9] .) Von diesem System lassen sich leicht Klassensatze anfertigen, so dai3 beispielsweise immer zwei Schiiler ge- meinsam eine Kinetik aufnehmen konnen.

Literatur

[I] Drews, G. : Mikrobiologisches Prakti- kum. Springer Verlag, Berlin 1976.

[2 ] Hafner, L.: Die bakterizide Wirkung der UV-Strahlung - ein Versuch zur Molekular- biologie. Der mathemat. u. naturwiss. Un- terricht 31, 367-370 [1978].

[3 ] Hutter, L. A.: Wasser und Wasserun- tersuchung. Diesterweg-Salle-Sauerlander, Frankfurt. Aarau 1979.

[4] Schlegel, H. G.: Allgemeine Mikrobiolo- gie. Georg Thieme, Stuttgart 1974.

[5] Schlosser, K. : Experimentelle Genetik. Quelle u. Meyer, Heidelberg 1971.

[6 ] Schneider, V., Schwarz, B.: Bakteriolo- gische Untersuchung von Milch und Milch- produkten als Einstieg in die Behandlung der Bakterien im Biologieunterricht in der Se- kundarstufe I. Der mathemat. u. naturwiss. Unterricht 28, 491497 [1975].

[7] Schumann, W.: Erzeugung von auxotro- phen E . coli-Mutanten mit dem temperenten Phagen Mu. BIUZ 8, 188-192 [1978].

[8] Schwarzmaier, W., Dietle, H . : Rakterio- logisches Praktikum. Aug. Hedinger K. G., Heiligenwiesen 26, D-7000 Stuttgart 60.

[9] Applikationsmitteilung der Firma ANA- LOG-DEVICES, D-8000 Miinchen, 1978.

Armin Burger, Bernhard Wolf

Herrn Dr. Klaus Pelz, Zentrum fur Hygiene der Universitat Freiburg, mochten wir fur seine hilfreiche Beratung besonders danken.

Anschrift :

Dr. Armin Burger, Gewerbeschule 11, Tech- nisches Gymnasium, Friedrichstrage 5 1, D-7800 Freiburg i. Br.

Dr. Bernhard Wolf, Institut fur Imniunbio- logie, Stefan-Meier-Str. 8, D-7800 Freiburg i. Br.

XII. Deutscher KongreD fur Philosophie: Der Mensch und die Wissenschaften vom Menschen.

Vom 29. September bis zum 3 . Oktober 1981 tagte in Innsbruck der XII. Deutsche Kon- greQ fur Philosophie. Zusammengekommen waren etwa 400 Philosophen und Philoso- phinnen sowie an der Philosophie Interes- sierte, um iiber das Thema ,,Der Mensch und die Wissenschaften des Menschen" in zahl- reichen Vortragen und Kolloquien zu referie- ren und zu diskutieren. Das Rahmenthema wurde sehr allgemein gehalten, und nach dem Motto ,,Mit dem Menschen hat ja alles irgendwie zu tun'' fand ein weitgespanntes Themenspektrum seinen Platz. Schwerpunk- re bildeten dabei: Philosophische und wis- senschaftliche Anthropologie, Technikphi- losophie, Begriindungsprobleme der Wissen- schaften, Sprach-, Geschichts-, Moral- und Religionsphilosophie.

Fur den Biologen war es interessant, wie bio- logisches Fachwissen von der Philosophie re- zipiert wurde. Stellten bislang die neuen Ent- wicklungen der Physik und Psychologie, bzw. Psychoanalyse die starkste Herausfor- derung an die Erkenntnis- und Wissen- schaftstheorie der Humanwissenschaften dar, so scheint (wenn man gewillt ist, diesem KongreQ Reprasentativitat zuzugestehen) jetzt in dei Tat die Biologie dirsc herausfor- dernde Rolle zu ubernehmen. Es war nicht die in der offentlichen Meinung mit den Fortschritten der Biologie verbundene Vor- stellung des "genetic engineering" und der Aussicht auf eine Retortengeneration der Zu- kunft, die die philosophischen Gemuter er- regte. Im Zentrum des Interesses standen vielmehr die Theorien der Soziobiologie und der evolutionaren Erkenntnistheorie, die zu- gleich Faszination und Skepsis hervorriefen. In mehreren Vortragen wurden Teile biologi- scher Theorien referiert. Uber die Grund- lagen der evolutionaren Erkenntnistheorie hielt R. Riedl (Autor des Buches ,,Biologic der Erkenntnis") als eingeladener Biologe ei- nen vielbeachteten Vortrag. Die philosophi- sche Stellungnahme dazu konzentrierte sich auf Kritik auf der Theorieebene, d . h. auf den Nachweis theoretischer Unstimmigkeiten, Zirkelhaftigkeit in der Argumentation oder ,,Kategoriefehlern" .

Der Soziobiologic u utde vorgehdten, dai3 die genetische Erklarung menschlicher Verhal- tensweisen und die Rechtfertigung dieser Muster streng unterschieden werden mussen.

Biologte in unserer Zeit / 12. Jahrg. 1982 / Nr. 2 61

Gleichzritig wurde das Problem der begrenz- ten Ubertragbarkeit biologischer Erkenntnis- se auf das ,,Kulturwesen Mensch" angespro- chen. Von wissenschaftssoziologischer Seite (Lepenies) wurde kritisch bemerkt, dal3 die Soziobiologie nicht als Theorie auftritt, son- dern mit dem Anspruch, eine neue (Leit-) Disziplin zu sein.

In Bezug auf die evolutionare Erkenntnib- theorie wurde der allgemein unklare Status der Evolutionstheorie zwischen empirischer Theorie, heuristischem Konzept und meta- physischem Konstrukt herausgestellt. Ange- griffen wurde auch die Position des hypothe- tischen Realismus (was ist sein Stellenwert in der Argumentation? Geht er als Vorausset- zung ein?) und der verkurzte Erkenntnisbe- griff (,,Erkenntnis" gleich ,,niitzliche Infor- mation"). Aufierdem wurde gegen das Vor- gehen der evolutionaren Erkenntnistheorie geltend gemacht, dafi das Erkenntnissubjekt nicht auf die Objektebene heruntergezwun- gen werden durfe, weil man damit in meta- theoretische Verwicklungen gerate. Uberdies scheint die Theorie die Leistungen menschli- cher Vernunft nicht beschreiben zu konnen: menschliches Bewugtsein lafit sich nicht vom ,,ratiomorphen Apparat" her rekonstruieren. Eine tiefergreifende Diskussion wurde teil- weise dadurch unterbunden, dai3 Riedl in auffalliger Ruckzugsposition argumentierte und von Anfang an vorgab, ,,kein philoso- phisches Anliegen" mit seiner Theorie zu verfolgen.

Das Verhalrnis von Philosophie und Wissen- schaft kam im Zusammenhang mit der pro- blematischen ,,Amphibienstruktur" der mo- dernen Anthropologie zur Sprache. Aller- dings herrschte hier keine einheitliche Ein- schatzung. Einerseits wurde von einem ,,fruchtbaren epistemologischen Lotterleben der Anthropologie" (Marquard) gesprochen, andererseits von einer konvergierenden Ent- wicklung der natur- und sozialwissenschaft- lichen Disziplinen zu einer umfassenden Hu- manwissenschaft, wobei der Philosophie nur eine Korrektivfunktion gegen scientistische Moralvorstellungen zukame (Lepenies).

Konsequenzen fur die Moralphilosophie wurden auch angesichts der okologischen Krise gefordert. In einer Verantwortungs- ethik des Menschen fur den Menschen und fur die Natur, wic sie von Jonas entworfen wird, wurde ein fruchtbarer Ansatz gesehen. Der biologischen Herausforderung also wur- de von Seiten der Philosophie mit einiger,

sicher nicht inimer unberechtigter Skepsis begegnet. Dafl aber diese Herausforderung uberhaupt angenommen wurde spricht da- fur, dafi Schritte zu einer besseren Verstan- digung und einer (wenn auch schwierigen) Zusammenarbeit unternommen wurden.

Soraya de Chadarevian, Konstanz

Cuvier redivivus?

Schon vor Charles Darwin, dessen Todestag sich jetzt gerade zum 100. male jahrt, wufite man aus Fossilienfunden, dai3 die Erde fruher von anderen Organismen bewohnt war als heute. Zu den Wissenschaftlern, die dieser Auffassung zum Durchbruch verhalfen, ge- horte auch Georges Cuvier, 1769-1832, fran- zosischer Gelehrter und Politiker. Er deutete die Faunen- und Florenanderungen als Fol- gen gewaltiger Naturkatastrophen. Seine Hypothese geriet spater in Mifikredit, nicht zuletzt durch Darwins Selektionstheorie, die einen langsam ablaufenden, stetigen Evolu- tionsprozefi plausibel machte.

Je besser nun aber nach und nach die Kennt- nis von den Veranderungen der Lebewesen- welt durch den Fleifi der Palaontologen wur- de, desto klarer traten auch erdgeschichtliche Epochen hervor, in denen es tatsachlich zu abrupten Veranderungen gekommen ist, zu gigantischen Zasuren in der Evolution (Flo- ren-, Faunenschnitte). Solche Unstetigkeiten markieren vor allem das Ende des Prakam- briums (- 575 Millionen Jahre), das Ende des Perm (- 235 Mio. Jahre) und wieder den Obergang Erdmittelalter (genauer: Kreide)/ Tertiar (- 63 Mio. Jahre). An der zuletzt ge- nannten Schwelle verschwanden beispiels- weise ,,schlagartig" alle Riesensaurier (Ver- treter von 15 Dinosaurier-Familien!), alle Flug- und Fischsaurier und die ebenfalls meeresbewohnenden Plesiosaurier, auf3er- dem die zahllosen Ammoniten und Belemni- ten, viele Muscheln und Meeresschnecken, und sogar die Massenpopulationen des Mee- resplanktons wandelten sich drastisch. -

Immer wieder ist versucht worden, dieses Massen-Aussterben im Sinne Cuviers zu er- klaren. In letzter Zeit hat nun durch neue geologische Befunde eine Hypothese Auf- trieb erhalten, wonach eine kosmische Kata- strophe den Faunenschnitt an der Schwelle zum Tertiar verursachte. 1977 entdeckte man im Apennin ostlich von Perugia zwischen marinen Kalkbanken eine etwa 2 cm dicke Tonlage, deren Iridium-Gehalt 30mal hoher ist als jener der nachstalteren und nachst- jungeren Gesteinsschichten. Seither sind Iri-

diurnreiche Zwischenlagen entsprechenden Alters auch aus weit entfernten Gebieten, da- bei auch von terrestrischen Sedimenten und sogar aus Tiefsee-Bohrkernen bekannt ge- worden. Eine mogliche Deutung dieses Be- fundes ist, dai3 das auf der Erde sonst selte- ne Iridium von einem Riesenmeteoriten starnmt, der am Ende der Kreidezeit auf der Erde einschlug und dessen auf uber 300 Mil- liarden Tonnen geschatztes Material zer- staubt und uber die gesamte Erdoberflache verteilt wurde. Der fragliche Meteorit - viel- leicht ein Asteroid von 10 km Durchmesser - hatte beim Absturz in einen Ozean in Nahe der Einsturzstelle eine Flutwelle von der Ho- he der Himalajagipfel verursacht. Vor allem aber hatten sich Atmosphare und Stratospha- re durch eine unvorstellbare Masse feinster Partikel aus zerstaubtem Meteoritenmaterial fur lange Zeit so stark verdunkelt, dafi die Photosynthese der Meeres- und Landpflan- Zen stark absank und damit wiederum die Basis der Nahrungspyramide abbrockelte. Groi3e Pflanzen- und Fleischfresser hatten damit ihre Existenzgrundlage verloren, und nur Tiere von weniger als 25 kg Korpermasse konnten auf dern Festland durftig uberleben. Soweit diese Hypothese, die - wie es bei Ka- tastrophenmeldungen zu sein pflegt - bis in die Tagespresse durchschlug. Wie sehr frei- lich Vorsicht am Platze ist und wie viele durchaus plausible Alternativ-Deutungen verfiigbar sind, zeigt etwa die kritische Be- handlung gerade auch dieses Problemkreises in dem (auch sonst sehr lesenswerten) Buch des Bonner Palaontologen H. K. Erben, ,,Leben he& Sterben". Zunachst bleibt ja uberhaupt erst zu zeigen, dafi die vorhin ge- nannten Tierstamme gleichzeztzg ausgestor- ben sind - ein schwieriges Unterfangen. Wei- terhin miifite sich die iridiurnreiche Zwi- schenschicht iiberall nachweisen lassen, wo Sedimente aus der spaten Kreidezeit erhalten sind. Auch bleibt zu bedenken, dai3 der im Miozan bei Nordlingen niedergegangene Riesenmeteorit, der schatzungsweise 200 Milliarden Tonnen Staub hochschleuderte, keinen Faunenschnitt hervorrief . Schliei3lich: Warum kein gleichzeitiger Florenschnitt? Fragen genug also fur die weitere Forschung!

Literatur: Alvarez, L. W. et al.: Science 208, 1095-1108 (1980). - Erben, K. H.: Leben heifit Sterben. Der Tod des einzelnen und das Aussterben der Arten. Hoffmann & Campe, Hamburg 1981. - Smit, J . , J. Hertogen: Nature 285, 198-200 (1980). - Russell, D. A.: Spektrum d. Wiss., Marz 1982, 17-24.

62 Btologte in unserer Zett / 12. Jahrg. 1V82 / N r . 2