besprechungen

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Heft ~7o i '4, 4, x9a5 j Besprechungem 365 NEWMAN, HORATIO HACKETT, The Biologle oi Twins. The University of Chicago Science Series. Published March 1917 . Second Impression Oct. 1924 . 179 S. 13 × I9cm. Preis 1,75 $. Das Buch wendet sich an einen gr6Beren Leserkreis, d. h. nicht nur an Entwicklungsphysiologen und Ver- erbungsforscher. Es befaBt sieh mit der Zwillings- bildung bei S~ugetieren und beschreibt in Kapitel 1 die verschiedenen Arten menschlicher Zwillinge (ein- eiige, zweieiige, Doppelbildungen) nach der Zusammen- stellung von O. SCHULZE. Die VerhAltnisse beim Menschen werden verglichen mit der Fortpflanzung undVererbung beim Gfirteltier (Dasypus novemcinctus), deren ]3esprechung den Kern des Buches bildet. Da- sypus novemcinctus gebiert mit jedem Wurf 4 Junge, die ihren Ursprung aus einem Ei nehmen, atso eineiige oder identisehe Zwillinge sind (Polyembryonie). Oko- logie, Keimzellenbildung und besonders die Entwick- lung wird eingehend beschrieben (Kapitel 2). Dabei ergeben sieh auBer der Polyembryonie noch einige Besonderheiten (Reversion der Eipolarit~t, gelegent- liche Paxthenogenese, Periode stark verlangsamter Entwicklung vor Festsetzung an der Uteruswand, Keimblattinversion). Kapitel 3 schitdert die Ent- wicktung versehiedener anderer Gfirteltierspezies und gibt eine phylogenetische Ableitung der Polyembryonie. Die Theorien zur Erkl~rung der Polyembryonie bei Dasypus werden in Kapitel 4 besprochen: Budding- theorie, Blastotomie und Fissiontheorie; die letztere wird Ifir die am meisten befriedigende gehalten. Nach ihr wird die urspr~ngtich einheittiche Keimblase phy- siologiseh, nicht physikalisch, in 4 getrennte Anlagen gespalten, aus denen jeweils ein Embryo hervorgeht. Es erscheint wahrscheintich, dab die 4 Anlagenbezirke in den durch die beiden ersten Furchen geschiedenen Quadranten sieh bilden. Bei den Wiederk~uern (Ka- pitel 5) wird dem sog. Freemartin besondere Aufmerk- samkeit zugewandt und die Theorie von LILLIE ange- nommen. Kapitel 6 betrachtet sehr allgemein die Zwillingsbildung im Zusammenhang mit verschiedenen Problemen (Determination und Differenzierung des Geschleehts und Erblichkeit der Zwillingsbildung). Die Determination des Geschleehts ist bei Dasypus eine zygotische, da die Individuen eines Wurfs stets gleichgeschlechtlich sind. Bei Tieren, die normalerweise Eingeburten aufweisen, verschiebt sich bei Mehr- geburten das Zahlenverh~ltnis zu Ungunsten der ~. Die Zwillingsbildung ist bei Dasypus novemcinctus und hybridus sicher erblich festgelegt. F fir das Rind und den Mensehen ist es wohl wahrscheinlich, doch fehlen sichere Beweise. \¥enn Erblichkeit fiberhaupt vorhanden, so mfissen die mono- nnd dizygotisehe Zwillingsbildung in versehiedener Weise fibertragen werden. Kapitel 7 befal3t sich mit Variation und Ver- erbung bei Zwillingen. Bei Dasypus lassen sich Ver- erbungsstudien nur am Panzer maehen. Bekannt sind jeweils nur die Mutter and ihre Embryonen; Zfich- tungen sind nicht m6glich. Es werden die Gesamtzahl der Schilder, die Zahl der Sehilder in einem Ring und Doppelbildungen in den Ringen betrachtet. 13ei den die Schilderzahl betreffenden Untersuehungen ergaben sieh 4 Typen : I. Alle Embryonen haben gleiche Schilder- zahl wie die Mutter. 2. Alle Embryonen haben eine andere Schilderzahl als die Mutter, sind jedoch unter sich gleieh. 3. Die mfitterliche Zahl ist bei einem Teil des W'urfs vorhanden, in anderen nicht. 4. Alle Embryonen sind yon der Mutter und auch unter sich verschieden. Die Schilderzahl kann zwischen links Besprechungen. und rechts wechseln, nut auf der einen Seite oder nur in einzelnen Ringen der Mutter gleichen. Zur Erkl~rung der mosaikartigen Vererbung der Integumentcharak- tere nimmt der Verf. eine somatische Aufspaltung derselben an. Die Berechnung des Korrelationskoeffi- zienten zwisehen der Mutter und ihren Embryonen ergibt rund 0, 5. Die Kinder gleichen also ebenso sehr dem unbekannten Vater wie der bekannten Mutter; zwischen den Individuen eines Wurfs erh~lt man den Koeffizienten rund o,9I--o,92, diese sind also einander so ~hnlich wie die beiden H~lften eines bilateral-sym- metrischen Tieres. Bei der Vererbung yon Doppel- b~indern ergibt sich eine Eigentiimlichkeit. Es treten folgende Typen auf:. I. Mutter und Embryonen (alle oder nut ein Tell) zeigen Doppetb~nder. 2. Die Mutter hat keine, doch die Embryonen haben DoppelbXnder. 3. Weder Mutter noch Embryonen haben Doppel- b~nder. Die Doppelb~nder werden vererbt, da sie stets bei den Embryonen doppelbgndiger Mfitter ge- funden werden, j edoch nut bei 3 % aller Tiere vorhanden sind. Nimmt man den Faktor fiir Doppelbandbildung als dominant, den entsprechenden ffir Nichtdoppel- bandbildung als recessiv an, so fehlt unter den Be- funden ein Typus 4, bei dem die Mfitter Doppetbgnder besitzen, die Kinder ohne Doppelb~nder sein miil3ten! Denn eine heterozygote Mutter h~tte in der Hi~lfte aller FAtle ein Ei mit recessivem Verdoppelungsfaktor bilden mfissen, der mit einem entsprechendem Sperma befruchtet, normale Eml~ryonen hervorgebracht h~tte. Dies kann erkl~rt werden durch die Annahme, dab alle Eltern homozygot sind. Doch auch dabei entstehen ja heterozygote, befruchtete Eier, deren Abk6mmlinge (4 aus einem El!) wAhrend der Furchung durch eine di]lerentielle Kernteilung zu homozygoten (teils ffir den dominant, teils ffir den recessiven Faktor) werden sollen. Tatsi~chlich haben nicht stets alle Kinder eines Wurfs einer Mutter mit Doppelb~ndern solche aufzuweisen. Ffir die Regelung der Verdoppelung in den Schitdern und B~ndern werden mindestens 4 Fak- toren verantwortlich gemaeht. In den Embryonen yon Dasypus linden sich auch spiegelbildliche Ent- wieklungen der Panzerabnormitgten, die dutch 3 sich nacheinander geltend machende Symmetriesysteme, yon denen jeweils das sp~tere das frflhere aufzuheben sucht, bedingt sein sollen. (i. Die Symmetrie der prim~ren Keimblase. 2. Die Symmetrie der Keim- blasenh~lften nach der ersten physiologischen Spaltung. 3. Die endgtiltige Symmetrie der Embryonen.) Bei den menschlichen Zwillingen werden haupts~chlich die Arbeiten yon WILDER fiber Vererbung yon Hand- und FuBft~chenzeichnung besprochen. Die Ansicht V¢ILDERS wird bestritten, dab man durch Studium monozygotischer Zwillinge den Einflul3 ~uBerer Fak- toren auf eine erblich festgelegte Eigenschaft ermitteln k6nne; denn die monozygotischen Zwillinge von Dasypus zeigen nicht nur kleine, sondern bedeutende Differenzen, ohne dab ~uBere Faktoren geltend gemacht werden kSnnen. Auch die Beobachtung der beiden HMften bilateral-asymmetrisch gebauter Tiere ist nicht zur L6sung dieser Frage geeignet, da die beiden H~lften, wie bei Dasypus die Individuen eines Vc'uris, infolge somatischer Aufspaltung nicht mehr den halben Faktorenbestand haben. Nach dem Verf. scheint es sicher, dab neben der Aufspaltung der Faktoren in der Reifeteilung noch differenzielle Teilungen, und zwar des Kerns, w~hrend der Furchung besteht. Verf. ist also Anh~nger der ,,erbungleichen Kernteilung". Die vieten Tatsachen, die gegen diese Ansicht sprechen, Nw. ~9~5. 47

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Page 1: Besprechungen

Heft ~7o i '4, 4, x9a5 j

Besprechungem 365

NEWMAN, HORATIO HACKETT, The Biologle oi Twins. The University of Chicago Science Series. Published March 1917 . Second Impression Oct. 1924 . 179 S. 13 × I9cm. Preis 1,75 $. Das Buch wendet sich an einen gr6Beren Leserkreis,

d. h. nicht nur an Entwicklungsphysiologen und Ver- erbungsforscher. Es befaBt sieh mit der Zwillings- bildung bei S~ugetieren und beschreibt in Kapitel 1 die verschiedenen Arten menschlicher Zwillinge (ein- eiige, zweieiige, Doppelbildungen) nach der Zusammen- stellung von O. SCHULZE. Die VerhAltnisse beim Menschen werden verglichen mit der Fortpflanzung undVererbung beim Gfirteltier (Dasypus novemcinctus), deren ]3esprechung den Kern des Buches bildet. Da- sypus novemcinctus gebiert mit jedem Wurf 4 Junge, die ihren Ursprung aus einem Ei nehmen, atso eineiige oder identisehe Zwillinge sind (Polyembryonie). Oko- logie, Keimzellenbildung und besonders die Entwick- lung wird eingehend beschrieben (Kapitel 2). Dabei ergeben sieh auBer der Polyembryonie noch einige Besonderheiten (Reversion der Eipolarit~t, gelegent- liche Paxthenogenese, Periode stark verlangsamter Entwicklung vor Festsetzung an der Uteruswand, Keimblattinversion). Kapitel 3 schitdert die Ent- wicktung versehiedener anderer Gfirteltierspezies und gibt eine phylogenetische Ableitung der Polyembryonie. Die Theorien zur Erkl~rung der Polyembryonie bei Dasypus werden in Kapitel 4 besprochen: Budding- theorie, Blastotomie und Fissiontheorie; die letztere wird Ifir die am meisten befriedigende gehalten. Nach ihr wird die urspr~ngtich einheittiche Keimblase phy- siologiseh, nicht physikalisch, in 4 getrennte Anlagen gespalten, aus denen jeweils ein Embryo hervorgeht. Es erscheint wahrscheintich, dab die 4 Anlagenbezirke in den durch die beiden ersten Furchen geschiedenen Quadranten sieh bilden. Bei den Wiederk~uern (Ka- pitel 5) wird dem sog. Freemartin besondere Aufmerk- samkeit zugewandt und die Theorie von LILLIE ange- nommen. Kapitel 6 betrachtet sehr allgemein die Zwillingsbildung im Zusammenhang mit verschiedenen Problemen (Determination und Differenzierung des Geschleehts und Erblichkeit der Zwillingsbildung). Die Determination des Geschleehts ist bei Dasypus eine zygotische, da die Individuen eines Wurfs stets gleichgeschlechtlich sind. Bei Tieren, die normalerweise Eingeburten aufweisen, verschiebt sich bei Mehr- geburten das Zahlenverh~ltnis zu Ungunsten der ~ . Die Zwillingsbildung ist bei Dasypus novemcinctus und hybridus sicher erblich festgelegt. F fir das Rind und den Mensehen ist e s wohl wahrscheinlich, doch fehlen sichere Beweise. \¥enn Erblichkeit fiberhaupt vorhanden, so mfissen die mono- nnd dizygotisehe Zwillingsbildung in versehiedener Weise fibertragen werden. Kapitel 7 befal3t sich mit Variation und Ver- erbung bei Zwillingen. Bei Dasypus lassen sich Ver- erbungsstudien nur am Panzer maehen. Bekannt sind jeweils nur die Mutter and ihre Embryonen; Zfich- tungen sind nicht m6glich. Es werden die Gesamtzahl der Schilder, die Zahl der Sehilder in einem Ring und Doppelbildungen in den Ringen betrachtet . 13ei den die Schilderzahl betreffenden Untersuehungen ergaben sieh 4 Typen : I. Alle Embryonen haben gleiche Schilder- zahl wie die Mutter. 2. Alle Embryonen haben eine andere Schilderzahl als die Mutter, sind jedoch unter sich gleieh. 3. Die mfitterliche Zahl ist bei einem Teil des W'urfs vorhanden, in anderen nicht. 4. Alle Embryonen sind yon der Mutter und auch unter sich verschieden. Die Schilderzahl kann zwischen links

Besprechungen. und rechts wechseln, nut auf der einen Seite oder nur in einzelnen Ringen der Mutter gleichen. Zur Erkl~rung der mosaikartigen Vererbung der Integumentcharak- tere n immt der Verf. eine somatische Aufspaltung derselben an. Die Berechnung des Korrelationskoeffi- zienten zwisehen der Mutter und ihren Embryonen ergibt rund 0, 5. Die Kinder gleichen also ebenso sehr dem unbekannten Vater wie der bekannten Mutter; zwischen den Individuen eines Wurfs erh~lt man den Koeffizienten rund o,9I--o,92, diese sind also einander so ~hnlich wie die beiden H~lften eines bilateral-sym- metrischen Tieres. Bei der Vererbung yon Doppel- b~indern ergibt sich eine Eigentiimlichkeit. Es treten folgende Typen auf:. I. Mutter und Embryonen (alle oder nut ein Tell) zeigen Doppetb~nder. 2. Die Mutter ha t keine, doch die Embryonen haben DoppelbXnder. 3. Weder Mutter noch Embryonen haben Doppel- b~nder. Die Doppelb~nder werden vererbt, da sie stets bei den Embryonen doppelbgndiger Mfitter ge- funden werden, j edoch nut bei 3 % aller Tiere vorhanden sind. Nimmt man den Faktor fiir Doppelbandbildung als dominant, den entsprechenden ffir Nichtdoppel- bandbildung als recessiv an, so f e h l t unter den Be- funden ein Typus 4, bei dem die Mfitter Doppetbgnder besitzen, die Kinder ohne Doppelb~nder sein miil3ten! Denn eine heterozygote Mutter h~tte in der Hi~lfte aller FAtle ein Ei mit recessivem Verdoppelungsfaktor bilden mfissen, der mit einem entsprechendem Sperma befruchtet, normale Eml~ryonen hervorgebracht h~tte. Dies kann erkl~rt werden durch die Annahme, dab alle Eltern homozygot sind. Doch auch dabei entstehen ja heterozygote, befruchtete Eier, deren Abk6mmlinge (4 aus einem El!) wAhrend der Furchung durch eine di]lerentielle Kernteilung zu homozygoten (teils ffir den dominant, teils ffir den recessiven Faktor) werden sollen. Tatsi~chlich haben nicht stets alle Kinder eines Wurfs einer Mutter mit Doppelb~ndern solche aufzuweisen. Ffir die Regelung der Verdoppelung in den Schitdern und B~ndern werden mindestens 4 Fak- toren verantwortlich gemaeht. In den Embryonen yon Dasypus linden sich auch spiegelbildliche Ent- wieklungen der Panzerabnormitgten, die dutch 3 sich nacheinander geltend machende Symmetriesysteme, yon denen jeweils das sp~tere das frflhere aufzuheben sucht, bedingt sein sollen. (i . Die Symmetrie der prim~ren Keimblase. 2. Die Symmetrie der Keim- blasenh~lften nach der ersten physiologischen Spaltung. 3. Die endgtiltige Symmetrie der Embryonen.) Bei den menschlichen Zwillingen werden haupts~chlich die Arbeiten yon WILDER fiber Vererbung yon Hand- und FuBft~chenzeichnung besprochen. Die Ansicht V¢ILDERS wird bestri t ten, dab man durch Studium monozygotischer Zwillinge den Einflul3 ~uBerer Fak- toren auf eine erblich festgelegte Eigenschaft ermitteln k6nne; denn die monozygotischen Zwillinge von Dasypus zeigen nicht nur kleine, sondern bedeutende Differenzen, ohne dab ~uBere Faktoren geltend gemacht werden kSnnen. Auch die Beobachtung der beiden HMften bilateral-asymmetrisch gebauter Tiere ist nicht zur L6sung dieser Frage geeignet, da die beiden H~lften, wie bei Dasypus die Individuen eines Vc'uris, infolge somatischer Aufspaltung nicht mehr den halben Faktorenbestand haben. Nach dem Verf. scheint es sicher, dab neben der Aufspaltung der Faktoren in der Reifeteilung noch differenzielle Teilungen, und zwar des Kerns, w~hrend der Furchung besteht. Verf. ist also Anh~nger der ,,erbungleichen Kernteilung". Die vieten Tatsachen, die gegen diese Ansicht sprechen,

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366 Besprechungen. Die Natur- wis~enschaften

werden fiberhaupt nicht erw~hnt (Regeneration und Metaplasie, BOVERI: Ascaris, DRXESCH: Echinodermen- versuche, SPEMANN: Tritonenversuche u. a.). Diese Frage h~tte sich, meines Erachtens, sicher, ohne den Rahmen des Buches zu flberschreiten, eingehender behandeln lassen, besonders wenn tier Yerf. in den ersten Kapitelu alte, unwesentliche Literatur knapper gefal3t h~itte. O. MANGOLD, Berlin-Dahlem. NEWMAN, HORATIO HACIKETT, The Physiologie

of Twinning. The University of Chicago Science Series 1922. X, 232 S. 13 × 19 cm. Preis 1,75 $.

Das Buch befaBt sich mit den Ursachen und Folgen der Zwillingsbildung, wobei unter Zwillingsbildung Mehrfachbildungen verstanden werden, die aus einem Ei bzw. einer Anlage ihren Ursprung nehmen. Es werden natfirlich und experimentell erzeugte Zwillings- bildung bei Echinodermen, Wfirmern, Fischen, V6geln, Amphibien, Reptilien, Armadillos und Menschen be- trachtet , dazu Verdoppelung einzelner Organe (innere, Extremit~tten, Schwanz,) und weiterhin Hemihyper- trophie, Situs inversus und besondere Typen yon Tumoren. Besonders eingehend sind die Teteostier, Armadillos und der Mensch behandelt.

Die Zwiliingsbildung wird allgemein zuri~ckgeffihrt auf eine Entwicklungshemmung, die eine bilateral- symmetrische Anlage vor, wXhrend oder naeh ihrer I{onstitution triftt. Dabei k6nnen star t einer Symmetrie- achse mehrere entstehen und zur Bildung getrennter Individuen (seperate twins) ffihren. Wird jedoch die ursprfingliche Anlage nur teihveise gespalten, so ent- stehen Verdoppelungen (conjoined twins). Sehr selten k6nnen sie auch durch Verwachsung ursprfinglich ge- t rennter Individuen entstehen, haben dann abet stets (Ref. ?) zwei vollst~indig getrennte Aehsensysteme. Ob eine totale, hintere, vordere oder eine ExtremitXten- verdoppelung entsteht , h~ngt davon ab, wo sich im Moment der Entwicklungshemmnng die ffir sie empfind- liche Stelle am Embryo befindet. Die Concrescenz- theorie wird in ~bereinst immung mit KoPscI~ u. a. abgelehnt, ebenso die lKnospungstheorie (budding theory, GEMILL, PATTERSON, STOCKARD), nach der die IKeimscheibe als Stock zu betrachten ist, aus dem beliebig viele Individuen dutch Knospung hervor- gehen k6nnem Den beiden Anschauungen wird die Fission-Theorie (Spaltungstheorie) gegeniibergestellt. Nach ihr stellt der bilateral-symmetrische Organismus in gewissem Sinne efn Doppelindividuum dar, indem die beiden Individuen als symmetrische H~lften durch Korrelation den einheitlichen Organismus hervor- bringen. ~rird die Korrelation gest6rt, so entwickeln sich beide H~tlften zu mehr oder weniger ganzen Indivi- duen. Die verschiedene Gr613e der Individuen der Zwillingspaare wird schliel31ich auf eine Verschieden- heit der Entwicklungsintensit~tt der beiden HXlften zuriickgeffihrt, die sich im Maximalfall bis zur nahezu vollstandigen Unterdrfickung des schwgcheren aus- wirkeu kann. Diese Differenz in der Entwicklungs- intensitXt der beiden tt~lften ist es auch, welche die normalen Asymmetrien bei den bilaterM-symmetri- schen Tieren veranlal3t. Die stXrkere H~lfte unterdrfickt, indem sie in gewissen Entwicklungsvorg~ngen der schw~cheren vorauseilt, den entspreehenden Vorgang in dieser. Werden die Auswirkungen der Entwicklungs- intensitXten irgendwie gestSrt, so kann die schw~chere (rechte) H~ilfte entweder neben der stXrkeren zur vollen EntwicMung gelangen, wobei sich vollstXndige Sym- mettle ergibt, oder die ursprfinglicll schw~chere ItMfte bekommt die ~berhand, dann erhalten wit Inversion. In ganz getrennten Zwillingen stellt sich die normate Struktur auch im schw~cheren (rechten) wieder her,

so dab beide normalen Situs bekommen. In teilweise getrennten Zwillingen kann die Regulation der normMen Struktur im schwi~cheren (rechten) Par tner infolge des noch bestehenden Zusammenhangs mit der st~rkeren Seite unterdrfickt werden, dann erhalten wir Situs inversus. Diesem Gedankengang werden auch die normalen Extremit~ten and deren Verdoppehmgen bei der Regeneration und Transplantation eingeordnet. Die Symmetrieebene soll in der normalen Extremit~t zwischen dem Daumen und der iibrigen Hand liegen and die Fingerseite die entwicklungsphysiologisch starkere sein. Hier ergeben sich jedoch ffir die Theorie Schwierigkeiten, da sie Verdoppelungen, bei denen die Spiegelebene zwischen den st~rkeren Seiten liegt, nicht erklaren kann. In dem Schlul3kapitel werden die Zwillingsbildungei1 den Fortpflanzungserscheiuun- gen zugeordnet, ffir die eine neue Einteilung gegeben wird. Sie werden als cenogenetische Erscheinungen gedeutet, und der Gedanke, dab sie die verlorene asexu- etle Phase im Generatiousweehsel der h6heren Tiere darstellen (GEM~IILL, STOCKARD), abgelehut.

Das Bueh ist mit weitem Horizont geschrieben. Es enth~tt viel gut geordnetes Tatsacheumaterial und in den rneisten Kapiteln eine ~bersicht fiber die ver- schiedenen Ansichten; zur Orientierung fiber die mit der Zwilhngsbildung zusammenh~ngenden Fragen ist es sehr zu empfehlen. Doch ffihlt man, dab es seine Basis in den vom Verf. selbst erforschten Entwicklungs- vorg~ngen bei Armadillos und in den natiXrlich ge- gebenen Doppelbildungen hat. Bei einer Neuauflage scheint es mir, dem Entwicklungsmechaniker, wfin- schenswert, die experimentellen Forschungsergebnisse weitgehender zu berflcksichtigen, wobei entwicklungs- mechanische Gesichtspunkte, wic Polarit~t des Eies, Determination derMedianebene, prospektive Bedeutung und Potenz der Anlagebezirke, Regulationen, Organi- sationszentrum mehr in den Vordergruud treten bzw., da sie meist gar nicht erw~hnt sind, diskutiert werden k6nnten. Dabei k~me auch die Tatsache der Einheit des Orgauismus mehr zur Geltung. Es scheint mir sehr fraglich, ob die Spaltung stets in der Medianebene er- folgt. Ffir den weiteren Leserkreis, dem das Buch zugedacht ist, w~re es sicher yon Interesse, an Hand des entwicklungsphysiologischen Materials auch mit dem begrifflichen Werkzeug des Entwicklungsmecha- nikers bekannt zu werdem

O. MANGOLD, Berlin-Dahlem. WETTSTEIN, R., Handbuch der systernatischen

Botanik. 3. Auflage, II. Band. Wien: Franz Deu- ticke 1924 . S. 465--lO17, Abb. 320--653. 17 × 26 Zentimeter. Preis 23 Goldmark.

I)em ersten, im Jahrgang 1924, Heft 51 (S. 1195) dieser Zeitschrift angezeigten Teile des mit Recht gesch~tzten Handbuches ist nunmehr der zweite gefolgt, der, abgesehen von einem kleinen, die Gym- nospermen abschlieBenden Abschnitt, in der Haupt- sache die Behandlung der Angiospermen enthlilt. Dal3 auch hier flberall die bessernde und erg~uzende Hand zu bemerken und die neuere Literatnr mit groBer Sorg- falt gesammelt und ill der Darstellung der einzelnen Formenkreise yore Verf. kritisch abw~gend verarbeitet ist, bedarf kaum eines Hinweises and geht ja auch schon rein ~tuBerlich aus der Vermehrung des Umfanges wie aus dem Anwachsen der Zahl der Abbildungen hervor. Es wfirde indessen zu weit ffihren, auf die vom Verf. vorgenommenen Anderungen und Erg~n- zungen, yon denen aus der allgemeinen morphologischen l~be/sicht z, B. die LTbersicht fiber die verschiedenen Typen der Embryosackentwicklung hervorgehoben sei, im einzelnen n~ther einzugehen; dagegen diirfte

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Bebprechungen. 367

es des Interesses nicht entbehren, in Kfirze die Stellung- nahme des Verf.s zu den die neuere Systematik so stark bewegenden phylogenetischen Fragen, die sich ins- besondere an die Ableitung der Angiospermen an- knfipfen, zu kennzeichnen.

Den Versuch, die Angiospermen yon den fossilen Bennettitinae abzuleiten, lehnt Verf. mit Recht ab, da die tragliche Gruppe eher das Endglied einer Entwicklung darstellt und jener Ableitungsversuch Init der Konstruk- tion vollkommen hypothetischer Zwischenformen ar- beitet. Ffir die Polycarpicae (Ranales), die yon einer An- zahl neuerer Autoren als dem mutmaBlichefl Ursprung der Angiospermen am n~chsten stehend angesehen werden, erscheint es dem Verf. als hinreichend, wenn sie ent- sprechend ihren relativ primitiven Merkmalen an den Anfang des Dialypetaleensystems gestellt werden; die auf Grund yon serodiagnostischen Befunden yon der Mezschen Schule angenommene Ableitung der Poly- carpicae yon den Coniferen lehnt VerL demgem~B ab, weft die Annahme eines wirklichen Zusammen- hangs ihm morphologisch unm6glich erscheint und er atlgemein die Ergebnisse der serodiagnostischen Methode fi~r um so unsicherer hfilt, je welter zurfick die genetischen Beziehungen zwischen heute lebenden Pflanzen liegen. Verf. ver t r i t t auch jetzt noch die Ansicht, dal3 nach dem derzeitigen Stande unserer I~enntnisse die Monochlamydeen als jene Gruppe yon Dicotyledonen anzusehen sind, welche den Uber- gang yore Typus der Gymnospermen zu jenem der Angiospermen vermitteln, u n d e r begrfindet diese Anschauung durch eine mit der der vorigen Auflage im wesentlichen ~bereinstimmende~ Darstellung seiner ,,Pseudanthienlehre", welche die Blflte in der Weise yon einer Inflorescenz ableitet, dab als erstes Stadium der Entwicklung eine Umwandlung des mannlichen Blfitenstandes der Gymnospermen in m~nnliche Einzel- blflten angenommen und der I:ruchtknoten der Angio- spermen als aus dem Brakteenwirtel der weiblichen Inflorescenzen der h6heren Gymnospermen hervor- gegangen angesehen wird. Nach der Anschauung des Verf.s ist diese Ableitung sowohl morphologisch zu- l~ssig Ms auch 6kologisch verstiindlich, indessen ist diese Auffassung nicht unbestf i t ten geblieben, und es w~re vielleicht wfinschenswert gewesen, wenn Verf. s tar t einer blo~3 kurzen Erw~hnung eine n~here Aus- einandersetzung mit den einscht~gigen Ausifihrungen von I~ARSTEN (Zeitschr. f. Bot. lo. 1918) beigeifigt h~tte, welch Ietzterer eine Ableitung der Blfite der Polycarpicae yon Gnetum versucht. Ira ganzen muB man wohl sagen, daB, yon so entscheidender Wichtig- keit diese Frage aueh ist, doch eine allseitig befriedi- gende sehlfissige Antwort auf dieselbe heute noch nicht m6glich ist; stellt man mit WETTSTEIN die Mono- chlamydeen an den Anfang des Angiospermensystems, so bleibt der mindestens relativ auch recht urspri~ng- liche Charakter der Polycarpicae und ihr phylogene- fischer Zusammenhang in der Luft schwebend, nnd andererseits ist es auch wieder schwierig, die morpho- logisch so fiberaus einfachen Monochlamydeen, die sicher auch viele primitive Zfige besitzen,, als durch Reduktion stark abgeleitete Typen anzusehen.

Beim Aufbau des Systems t r i t t im fibrigen die einiger- maBen konservative Tendenz des VerLs deutlich hervor; es Iiegt in der Natur seiner vorsichtig abw~genden Gedankeng~nge, dab die Antwort .auf viele phylo- genetischen EinzeKragen bei ihm wenig best immt lautet u n d e r es nach dem heutigen Stande des Wissens nicht ffir m6glich erachtet, ein fertlges phylogenetisches System aufzubauen; er zieht es deshalb vor, zun~chst Stficke des phylogenetischen Systems dutch Zusammen-

fassung verwandter Familien zu Reihen zu konstruieren und diese soweit als m6glichnach entwicklungsgeschicht- lichen Gesichtspunkten zu ordnen. Ffir die praktischen Bedfirfnisse, denen ein derartiges Handbuch dienen soil, dfirtte ein derartiges, das Hypothetische m6glichst ausschlieBendes Verfahren auch nur yon Vorteil sein, zumal die reichhaltigen Literaturnachweise den Weg zu tieferem Eindringen in die Einzelfragen er6ffnen. Die Monocotyledonen folgen erst hinter den Dicotyle- donen; ihre Verknfipfung durch die Helobiae mit den Polycarpicae erscheint dem Verf. als ein gesichertes Ergebnis, wenn er auch nicht eine best immte Farnilie der letzteren als Vorl~iufer jener zu bezeichnen wagt; ein im eigentlichen Sinne polyphyletischer Ursprung der Monocotylen erscheint ibm unwahrscheinlieh. Den AbschluB der systematischen Qbersicht bildet eine kurze Zusammenstetlung der Reihen der Angiospermen und ihrer mutmaBlichen genetischen Beziehungen. Das ausfi~hrliche Sach- und Namenregister tr~gt zu der praktischen Brauchbarkeit des Buches wesentlich bei. W. W*ANGERIN, Danzig-Langfuhr. BROCKMANN-JEROSCH, H., Die Vegetation der

Schweiz. Pfianzengeographische I~ommission der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft, Bei- tr~ge zur geobotanischen Landesaufnahme 12. Erste Lieferung, S. 1--I6o, mit vielen Zeichnungen, Ta- bellen, Karten, Profilen und einer farbigen Regen- karte 1 : 6 o o o o o . Zfirlch: Rascher & Co. 1925. Preis 9 Frs,

Unter den Landern Europas, in denen die pflanzen- geographische Forschung in den letzten beiden Jahr- zehnten zu besonderer Blfite gelangt ist und bedeut- same Erfolge erzielt hat, n immt die Schweiz unstreitig einen der ersten Pl~tze ein. Dank der mit regem Eifer betriebenen T~tigkeit einer Anzahl von zumeist aus der Schule yon C. SCHR6TER hervorgegangenen Forschern ist hier eine gr6Bere Zahl, teils yon Spezialmonographien einzelner Landesteile, teils yon anderen Abhandlungen erschienen, die in ihrer Gesamtheit der Vielseitigkeit des Forschungsgebietes in vollem Ulnfange gerecht werden und wieder einmal den Beweis erbringen, dab auch in nnserem alten Erdteit das Forschungsgebiet noch ]~ngst nicht ersch6pft ist, dab vielmehr sich immer noch Ergebnisse erzielen lassen, die neben der ver- t ieften I~enntnis der speziellen landeskundlichen Ver- hfdtnisse auch fflr die allgemeineren. Probleme noch einen wesentlichen Gewinn bedeuten. So ist es, beson- ders auch in Anbetracht des Umstandes, dab die er- w~hnte zahlreiche Literatur naturgemiiB einigermal3en zerstreut ist, mit groger Freude zu begrflBen, dab mit dem neuesten Hefte der yon RttBEL herausgegebenen Beitriige zur geobotanischen Landesautnahme eine ans- ffihrliche, dem heutigen Stande entsprechende Gesamt- flarstellung der Vegetationsverh~ltnisse der Schweiz zu erscheinen beginnt, und zwar aus der Feder yon BROCK- MANN-JEROSCH, dessert Name besonders durch eine Monographie des Puschlav und durch eine wertvolle, in der gleichen Sammlung erschienene Arbeit fiber ,,Baumgrenze und I~]imacharakter" bekannt geworden ist. Die vorliegende erste Lieferung, der noch drei weitere folgen sollen, gelangt allerdings noch nicht bis zur Schilderung der Vegetation selbst, sondern sie ist ganz der Darstellung der klimatischen und edaphischen • Grundlagen gewidmet, die ja die wichtigsten Kompo- nenten des Standortes als des Inbegriffes aller auf den Pflanzenwuchs einwirkenden 6cologischen Faktoren bedeuten. Aus dem ersten, den Boden behandelnden Haupttei l (S. 1--66) verdient vor allem die Tatsache hervorgehoben zu werden, dab Verf. mit Erfolg sich bemfiht, die Grunds~tze und Ergebnisse der neueren

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368 Besprechungen. Die Natur- wissenschafteo

Bodenkunde eingehend zu berficksichtigen, eine in pflanzengeographischen Werken bisher noch ziemlich seltene Erscheinung; da eine spezielle Bodenkunde der Schweiz noch nicht existiert, so hat Verf. hierbei sicher erhebliche Schwierigkeiten zu fiberwinden ge- habt. Er gibt in einem ersten Abschnit t zun~chst eine kurze Einffihrung in die Bedingtheit der Boden- bildung durch die klimatischen Faktoren und eine ~Tbersicht fiber die Bodenarten der Schweiz, w~hrend in einem zweiten Abschnitt Oberfl~ehenformen and BodenverhAltnisse in ihrem Zusammenhang mit der Vegetation geschildert werden. Der zweite, dem Klima gewidmete Hauptteil beginnt mit der Darstellung der NiederschlagsverhMtnisse, die im vorliegenden Heft noch nicht ganz bis zu Ende geffihrt ist. Die groBe Ausfi~hrlichkeit der Darstellung rechtfertigt sieh ebenso- sehr aus der groBen und in ihrem Zusammenhang be- sonders deuttichen Bedeutung dieser Verh~ltnisse ffir die Pflanzenwelt wie auch aus dem Umstande, dab es kein Land auf der ganzen Erde gibt, das bei einer so grol3en Vielgestaltigkeit seiner OberflAche und zudem an einer kritischen Wetterscheide liegend ein so dichtes Netz yon gr613tenteils auch schon fiber langj~hrige Beobachtungsreihen verffigende Beobachtungsstationen besitzt, wie die Sehweiz, so daB, wenn auch das Material nicht v611ig zu befriedigen vermag, etwas ~_hnliches sich eben doch nirgends ant der ganzen Erde bietet und deshalb in erster Linie die Schweiz zum Entwerfen einer Regenkarte f fir ein vielgestaltiges Gebirgsland berufen erscheint. Eine solche vom Verf. gezeichnete, in Farbendruck ausgeffihrte ist nebst einer Anzahl yon Niederschlagsdiagrammen and yon Darstellungen der Niederschlagsverteilung auf verschiedenen durch das Land gelegten Profilen beigefiigt. Nicht nur in rein klimatologischer Hinsicht, sondern auch ffir den Pflanzengeographen bieten diese auf umfassender Kenntnis and grtindlicher Bearbeitung des Materials beruhenden Ausfi~hrungen des Verf,s viel t3emerkens- wertes and Interessantes zeigen sie doch vor allem, dab die Schweiz ein Mosaik yon einzelnen Klima- gebieten umfaBt, die in ihrer Vielheit das Studium der Vegetation ebenso anziehend wie schwierig machen; besonders deutlieh t r i t t dies bei der Behandlung der monatlichen NiedersehlAge und der geographisehen Verbreitung der einzelnen monatlichen Maxima und Minima hervor.

W. WANGERIN, Danzig-Langfuhr. HEGI, G., Illustrierte Flora yon Mittel-Europa, mit

besonderer Berficksichtigung yon Deutschland, 0ster- reich und der Schweiz. 64. bis 69. Lieferung. I. bis 6. Lieferung yon Bd. V, I. Teil. Mfinchen: J. F. Leh- mann. Preis: Lieferung 64/66 und 67/69 je 7 Gold- mark,

Der 5. Band beginnt mit den Leingewi~chsen, Lina- ceae, deren Darstellung H. HALLIERS Arbeit, Beitr~ge zur Kenntnis der Linaceae in den Beiheften zum Botan. Zentralbl. 39. I92I zugrunde gelegt ist. Im Gebiete der Flora ist die Famitie zwar nur dutch die beiden, sehr ungleich groBen Gattungen Radlola, Zwerg-LeJn und Linu*r~ L. Lein, Flachs vertreten, abet doch sehr wichtig wegen der zahlreichen and sehwierigen Arten der letztgenannten Gattung, zu der auch Linu~rb usitatissimum L., eine der wichtigsten Kulturpflanzen der n6rdlichen Hemisphere, geh6rt. GEORG GENTNER hat zur Darstellung der Kulturformen des Leins wertvclle Mitteilungen geliefert. Sehr dan- kenswert ist die ausffihrliche Schilderung der Ge- winnung des Flachs, die auch durch gute Abbildungen unterstiitzt wird. Die wichtigsten R6stverfahren werden geschildert und der hierbei wirksamen Organis-

men genannt. Vom Rohstoff bis zur Fertigware wird ant die Gewinnung des Flachses eingegangen, wobei

uch der Kulturmethoden und der wichtigsten Sch~d- linge des Flachses aus Pflanzen- und Tierreich gedaeht ist. Den SchtuB bildet eine Geschichte des Flachsbaues und eine Zusammensteltung der wichtigsten Literatur.

Die den Zinaceae nahestehenden Familien der Humiriaceae und Erythroxylaceae fehlen im Gebiete der Flora, werden daher nur kurz erw~hnt, soweit sie nicht yon gr613erer Bedeutung sind, wie Erythroxylon coca Lam., die Stammpflanze der Kokanfisse und Koka- blAtter, die im tropischen Sfidamerika heimisch, eines der wichtigsten Beti~ubungsmitteI, das Cocain Iiefert.

Die ZygophyUaceae sind gleichfalls reich an wich- tigen tropischen Nutzpflanzen, im Gebiete aber nut durch Tribulus terrestri8 L. vertreten. Auch die Ruta- ceae sind als wildwachsende Pflanzen im Gebiete nut durch wenige A r t e n d e r Gattung Ruta und eine Art der Gattung Dictamnus (Diptam) vertreten, spielen aber in den w~rmeren L~mdern eine sehr groi3e Rolle. Namentlich die schwierig zu umgrenzenden Arten und Formen der Gattung Citrus (Zitronen, Limonen, Apfel- sinen, Mandarinen usw.) sind yon groBer Bedeutung. Sehr dankenswert ist daher eine zusammenfassende Darstellung dieser Kulturformen, die durch zahtreiche Abbildungen, Diagramme und Verbreitungskarten untersttitzt wird.

Neben vieten Vertretern in w~rmeren L~ndern weist die Familie der Bitterholzgew~chse, Sicr~aru- baceae, auch bei uns einen bekannten nnd haufig kulti- vierten Vertreter auf, den G6tterbaum, Ailanthus glanduloaa Desf.

Nicht vertreten sind die Meliaceae, Matpighiaceae, Tq'igoniaceae, Vochysiaceae und Tremandraceae, yon denen nur einige als Nutzpftanzen wichtige Formen dargestellt sind.

Dagegen sind die Kreuzblumengew~chse, Poly- galaceae auch bei uns artenreich zu finden, deren Dar- stetlung CHODATS Monographie der Polygalaceen zu- grunde gelegt ist.

Die grol~e, an Gattungen und Arten fiberreiche Familie der Wolfsmitchgew~chse, Euphorbiaceae, ist unter Mitwirkung yon WALTER ZIMMERMANN von G. HEGI und H. BEGER bearbeitet. Der speziellen Darstellung sind Er6rterungen fiber die Ansichten der Autoren fiber die systematische Stellung der Euphor- biaceae, ihre anatomischen und sonstigen Merkmale und die systematische Gliederung der Familie voraus- geschickt. Durch wildwachsende Arten im Gebiete verfreten sind aliein die Gattungen Mercurialis, Bingel- kraut und Euphorbia, die verschiedenen Unterfamilien angehSren. Zahlreiche durchweg gute Abbildungen im Texte, Verbreitungskarten usw. unterstfitzen und bereichern die Darstellung.

Die Callitrichaceae sind von HERBERT BEGER be- arbeitet, wobei namentlich die eingehenden Studien von H. GLOCK berficksichtigt worden sind.

Die eingehende Darstellung der Buxaceae basiert besonders auf den Arbeiten yon CHODAT, SPINNER, CHRIST, C. K. SCHNEIDER n. a. Sehr wertvoll ist die Schilderung der Nutzung and Verbreitung des Buchs- baums einst und jetzt.

Die sonst den Buxaceae angeschlossene Famitie der Erapetraceae wird, entsprechend neueren Unter- suchungen, bei den Sympetalen (Ericaceae) besprochen werden.

Kurz erw~hnt werden die Coriariaeeae und Lim- nanthaceae, die im Gebiete nicht wild wachsend vor- kommen.

Reich an wichtigen Kulturgeh61zen sind die Ana-

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Gesellschaft ffir Erdkunde zu Berlin.

cavdiaceae, deren Vertreter wild wachsend nur im sfid- lichen and sfid6stlichen Gebiete auftreten.

Die Aqul]oliaceas sind yon H. MARZELL auf Grund der trefflichen Monographie dieser Farnilie yon THEODOR LOESENER dargestellt. Es folgen dann die Celastraceae, Staphyleaceae und bearbeitet yon H. GAraS die Acerc~- ceae, bearbeitet von H. BEGER die Hiploocastanaceae , einige kleinere Familien, die nicht durch heirnische Arten bei uns vertreten sind and aus der Feder yon H. BEGER nnd EMIL SCHMIp die Balsarninaceae.

Die Ausstattung der Lieferungen rnit Textabbil- dungen, Karten, Analysen ist sehr reich, die hierbei getroffene Auswahl recht gut.

Die farbigen Tafeln stetlen dar Linum-Arten yon F. KOZtAN, Dictaranus, Ruta und Potygala, Mercurialis, Euphorbia yon 2. PFENNINGER und DUNZINGER, Em- petrum Ilex, Euonymus, Sta/phylea yon K. HAJE~:, Acer, Imloatien8 und Rhamnus yon E. PFENNINGER.

E. ULBRICH, Berlin-Dahlern. Bficherei ffir Landwirte, Herausgegeben yon Prof.

Dr. HANNS V. LENGERKEN, Landwirtschaftliche Hochschule Berlin. Erster Band: Geologie yon RO- BERT POTONI2~ und OTTO SEITZ nnd anderen Fach- gelehrten. Mit i5o Abbildungen. Oktav. VIII , 274 Seiten. Berlin und Leipzig: Walter de Gruyter & Co. I925. Preis geh. io,5o, geb. 1 2 , - Goldmark. Der Plan des Herausgebers, in seiner Biicherei ffir

Landwirte einen Band der Geologie als HiIfswissenschaft des modernen Landwirtes zu widmen, ist sehr zu be- grfii3en, um so mehr, als ein GrundriB der Geologie, der den besonderen Anforderungen und Wfinschen yon seiten der Landwirtschaft entgegenkornrnt, bislang nicht vorlag. Anerkennen rnuB man ferner, dal3 der Herausgeber zur Bearbeitung dieses Bandes sich an solche Fachgelehrte gewandt hat, denen Ms An- geh6rigen der PreuB. Geologischen Landesanstalt die reichcn Erfahrungen dieser Beh6rde in agronomisch- geologischen Dingen zur Verffigung stehen.

Die beteiIigten Bearbeiter haben sich in den Stoff so geteilt, dab v. BOLOW die Abschnitte fiber Ziele, Arbeits- and Darstellungsweisen der Geologie, das Material der 2rdrinde, die Umwandlung der Gesteine, Grundwasser und Ouellen, Kreislauf der Gesteine, Geologie und Landwirtschaft, POTONXA die exogenen

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Vorgange und die historische Geologie, nnd SEITZ die endogenen Vorg~nge behandelt haben.

Die Darstellung der einzelnen Kapitel ist in straffer, klarer Sprache gehalten, immer steht das Interesse der Landwirtschaft im Vordergrund and wird, wo n6tig, an instruktiven Beispielen erl~utert. Besonders eingehend sind dabei die Ausffihrungen fiber Verwitterung and Bodenkunde gehalten. ~berall ist zu bemerken, daf3 die Verfasser die behandelten Gebiete gut beherrschen und rnoderne Erfahrungen and Anschauungen, soweit erforderlich, zur Sprache bringen. Besonders gefalIen hat mir die Potoni6sche Bearbeitung der historischen Geologie, in der die floristische und faunistische Charak- teristik der einzelnen Porrnationen, soweit m6glich, eine gleichm~Bige Behandlung erfahren hat. Vielteicht aber h~tten ffir den vorliegenden Zweck die phyto- palXontologischen Bemerkungen noch etwas gekfirzt werden k6nnen, da nicht recht ersichtlich ist, welchen anderen Zweck sie ffir den Landwirt haben sollen als vielleicht den, ihn auch fiber die Entwicklungsgeschichte der Pftanzen, die ja schlieBlich auch im Interessenkreis des Landwirts liegt, zu orientieren.

Das Abbildungsmaterial ist gut und zum groBen Tell ganzlich neu und, soweit es sich um Photographien handelt, auf dem tadellosen Papier durchweg gut heraus- gekommen. Weniger gut sind die wiedergegebenen Strichzeichnungen yon Landsehaften, so vor allern die Fig. 71 auf S. II9, in der in einer Landschaftsskizze die devonischen Korallenriffe bei Gerolstein in der Eifet dargestellt sind. Aus J. ~vVALTHERS ,,Geologie Dentsch- lands" sind rnehrere sch6ne Abbildungen fibernommen und so h~tte es sich auch bier ernpfohlen, die aus- gezeichnete Skizze dersetben Landschaft aus WALTHERS Buch (3. Aufl., 1921, Fig. 28) hierher zu setzen. Das- setbe gilt ffir rnanche andere Landschaftsskizzen. Das schematische Profil dutch die Hilsmulde (Fig. 45) ist wohl etwas reichlich auf Kosten der Richtigkeit schema- tisiert.

Aber diese unerheblichen MAngel setzen den Weft des Buches in keiner Weise herab, vielmehr glaube ich, dab das Buch seinen Zweck, den Landwirt in die Wech- selbeziehungen yon geotogischern Bau und Boden- beschaffenheit einzuffihren, gut erffillen wird.

GEORG FREBOLD, Hannover.

Gesel l schaft fiir Erdkunde zu Berlin. In der Fachsitzung arn I6. Februar 1925 behandelte

Dr. P. WOLDSTEDT (Berlin) die Probleme der Seen- bildung in Norddeutschland mit besonderer Berfick- sichtigung der Umgebung yon Berlin.

Die Ausbildung der rnit Wasser geffillten Hohl- forrnen der Erdoberft~che in Norddeutschland steht in engern Zusammenhang rnit den Schmelzw~ssern des Inlandeises w~hrend der Eiszeit. Insbesondere t~13t sich dieses ffir die rinnenf6rmigen Seebecken nach- weisen, bei denen der Vortr. eine subglaziale 2n t - stehung annimrnt. Vor den jeweiligen Stillstands- Iagen des Inlandeises dehnen sich ausgedehnte Schotter- und Sandfl~chen, sog. Sandr aus, die yon einzelnen groBen, unter dem 2isrande hervorstr6rnenden Schrnelz- wasserstr6men abgelagert wurden und dement- sprechend aus einzelnen Schuttkcgeln zusammenge- setzt sind.

An zahlreichen 2inzelbeispieIen norddeutscher Rinnenseen yon Schleswig-Holstein bis nach Ost- preul~en zeigte der Vortr., dal~ das vorliegende Tatsachen- material sehr wohl mit seiner Auffassung yon der Ent- stehung dieser Seen in Einklang zu bringen ist. 2s

lasse sich wohl denken, dab ein unter dern Eise fliel3en- der Schrnetzwasserstrom durch Erosion Seebecken schaffen k6nne, denn bei gentigend dichtem Eis kann der subglaziale FIuI3, den ffir kornmunizierende R6hren geltenden Gesetzen folgend, auch stellenweise bergauf fliel3en und ist so imstande, Vertiefungen ausznkolken. Eine wichtige Rolle schreibt der Vortr. ferner Resten des Inlandeises zu, die unter Sandablagerungen be- graben wurden, sparer abschrnolzen und ein Naeh- sacken dieser Ablagerungen zur Folge hatten. Solche Toteiskl6tze rn6gen naeh dern Zusarnnrnenbruch des, yon dern subglazialen Flusse ausgeschrnolzenen 2is- gew6tbes an verschiedenen Stellen seines Laufes liegen geblieben nnd (ibersandet worden sein, worauf die rinnenf6rrnige Anordnung der Seen zurfiekzuffihren w~re. Vielen gr6•eren Seen, die keineswegs den Ein- druck yon Rinnen rnachen, wie z. B. der Grol3e P16ner See, der Schweriner See u. a. liegen Rinnen zugrunde, und wenn man ihre Tiefenlinien konstrniert, so 16sen sie sich in ein System yon Rinnen anf. Die Talsand- fl~chen der Urstrornt~ler, die oft yon den Seenrinnen gekreuzt werden, sind jfinger als diese. \~'ahrend der