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Barnimer Bürgerpost die unabhängige Leserzeitung NR. 175 · 15. JAHRGANG · AUSGABE 8/2009 VOM 17. JULI 2009 · ERSCHEINT MONATLICH · 1 EURO 4 12 7 Im zweiten Anlauf klappte es Planung Eichwerderring vergeben Kein Krieg – aber sehr reale Tote Bundeswehr am Hindukusch Vattenfalls Image verbessern Brief an die schwedische Regierung Brandenburgisches Viertel: »Wir schlittern in eine soziale Katastrophe« Eberswalde (bbp). »Die gegenwärtige Wirt- schaftskrise hat das Brandenburgische Veirtel noch gar nicht erreicht. Aber schon jetzt erleben wir, im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, im Eltern-Kind-Zen- trum und in der Kita ‘Arche Noah’, einen dramati- schen Zustand.« Mit diesem Hilfeschrei wandte sich im Juni Sozialdiakon Hartwin Schulz im Namen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der drei genannten Einrichtungen an die Kir- chenräte der evangelischen Kirchengemeinde Finow (Träger der genannten Einrichtungen) und des Kirchenkreises Barnim. Der Ortsvor- steher des Brandenburgischen Viertels Carsten Zinn leitete den Brief zur Kenntnisnahme an die Dezernenten der Stadt Eberswalde und die für das Viertel zuständigen Mitarbeiter der Stadtverwaltung weiter mit der Bitte, den Brief an die Fachabteilungen der Verwaltung und die kommunalpolititischen Gremien wie Aus- schüsse und Beiräte zur Kenntnis zu geben. Ins- besondere solle der Brief bei der geplanten Stadtverordnetenversammlung zur Bestands- aufnahme und Weiterführung des Programmes »Soziale Stadt« Berücksichtigung finden. Hartwin Schulz bezieht sich in seinem Brief auf interne Erhebungen des Job-Centers Bar- nim. Demnach sind in dem Stadtteil mit etwa 6.700 Einwohnern 1.300 sogenannte »Bedarfs- gemeinschaften« gemeldet. Das sind Haushalte, in denen eine oder mehrere Personen zur Be- streitung ihres Lebensunterhaltes auf Leistun- gen nach Hartz IV angewiesen sind. Men- schen, die auf andere Sozialleistungen ange- wiesen sind, bspw. die im Stadtteil zahlreichen Menschen mit Behinderungen, sind hierbei nicht erfaßt. Wie erschreckend die Situation tatsächlich ist, werde daran erkennbar, daß von allen Kin- dern im Alter unter 15 Jahren im Brandenbur- gischen Viertel 67,59 % in »Bedarfsgemeinschaf- ten« leben. Bei den Jugendlichen bis zum Alter von 25 Jahren sind es 50 %, die auf Hartz IV- Leistungen angewiesen sind. Viele von ihnen sind ohne Schulabschluß oder Berufsausbil- dung. Diese Zahlen übersteigen die des ver- gleichbaren Wohngebietes Süd in Bernau um das Dreifache. »Zwei Entwicklungen haben wir auch beobach- tet«, stellt Hartwin Schulz fest. »Die Zahl der betroffenen Kinder ist in den vergangenen drei Jah- ren um 15 % gestiegen (!) und die Anzahl der Al- leinerziehenden nimmt zu.« Dabei befand sich die Wirtschaft der Bundesrepublik in den letz- ten drei Jahren in einer Phase zum Teil deutli- chen Wachstums. Fortsetzung auf Seite 3 Dafür 1989 auf der Straße? Ich war heute mit den 30 Kindern der Waldgruppe der Kita »Arche Noah« zum Aus- flug im Wildpark Schorfheide. Von den 30 Kindern kommen ca. 20 in diesem Jahr in die Schule. Die Gruppe einen Tag lang zu erle- ben, war der Grund, warum ich diesen Brief schreibe. Da war das Einschulkind, das sich in die Hosen gemacht hat und nicht in der Lage war, allein auf die Toilette zu gehen. Er lebt mit seinem Vater allein. Die Mutter ist drogenab- hängig. Da war das Mädchen ohne Zähne. Oder das Aussiedlerkind M. Man hat Authismus festgestellt und die (russischen) Eltern akzep- tieren das einfach nicht. Auch der aggressive T. soll in die Schule kommen. Ichhabe ja selbst einen Sohn, der in die Schule kommt. Ich kann nicht sagen, daß auch nur eines der Kinder schulfähig ist. Im Land Brandenburg sind laut Gesetz die ersten Klassen in den Förderschulen abge- schafft, d.h. alle (!) Kinder kommen in der er- sten Klasse in die Regelschule. Dort scheitern sie und erfahren mit sieben Jahren ihre ersten Frusterlebnisse. Dann werden sie nach der ersten Klasse re- gelrecht aussortiert. Jetzt im Juni erlebe ich gerade, was das für die Kinder und Eltern der jetzigen 1. Klassen bedeutet, wie sie um ihre Kinder kämpfen. Eine Großmutter sagte ge- stern: Aber warum soll meine Enkelin in die Förderschule, sie kann doch schon bis 10 zählen. Wissen Sie, ich frage mich, wofür ich 1989 auf die Straße gegangen bin! Dafür? HARTWIN SCHULZ Der mit »Stadtumbau« umschriebene Abriß von Wohnhäusern und Schulen spiegelt nur den äuße- ren Schein der sozialen Umbrüche wider, welchen die Menschen im einst größten Eberswalder Stadtteil ausgesetzt sind.

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Barnimer Bürgerpostd i e u n a b h ä n g i g e L e s e r z e i t u n gN R . 1 7 5 · 1 5 . J A H R G A N G · A U S G A B E 8 / 2 0 0 9 V O M 1 7 . J U L I 2 0 0 9 · E R S C H E I N T M O N A T L I C H · 1 E U R O

4 127Im zweiten Anlaufklappte esPlanung Eichwerderring vergeben

Kein Krieg –aber sehr reale ToteBundeswehr am Hindukusch

Vattenfalls ImageverbessernBrief an die schwedische Regierung

Brandenburgisches Viertel:

»Wir schlittern in eine soziale Katastrophe«Eberswalde (bbp). »Die gegenwärtige Wirt-schaftskrise hat das Brandenburgische Veirtel nochgar nicht erreicht. Aber schon jetzt erleben wir, imDietrich-Bonhoeffer-Haus, im Eltern-Kind-Zen-trum und in der Kita ‘Arche Noah’, einen dramati-schen Zustand.« Mit diesem Hilfeschrei wandtesich im Juni Sozialdiakon Hartwin Schulz imNamen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterder drei genannten Einrichtungen an die Kir-

chenräte der evangelischen KirchengemeindeFinow (Träger der genannten Einrichtungen)und des Kirchenkreises Barnim. Der Ortsvor-steher des Brandenburgischen Viertels CarstenZinn leitete den Brief zur Kenntnisnahme andie Dezernenten der Stadt Eberswalde und diefür das Viertel zuständigen Mitarbeiter derStadtverwaltung weiter mit der Bitte, den Briefan die Fachabteilungen der Verwaltung und diekommunalpolititischen Gremien wie Aus-schüsse und Beiräte zur Kenntnis zu geben. Ins-besondere solle der Brief bei der geplantenStadtverordnetenversammlung zur Bestands-aufnahme und Weiterführung des Programmes»Soziale Stadt« Berücksichtigung finden.

Hartwin Schulz bezieht sich in seinem Briefauf interne Erhebungen des Job-Centers Bar-nim. Demnach sind in dem Stadtteil mit etwa6.700 Einwohnern 1.300 sogenannte »Bedarfs-gemeinschaften« gemeldet. Das sind Haushalte,in denen eine oder mehrere Personen zur Be-streitung ihres Lebensunterhaltes auf Leistun-gen nach Hartz IV angewiesen sind. Men-schen, die auf andere Sozialleistungen ange-

wiesen sind, bspw. die im Stadtteil zahlreichenMenschen mit Behinderungen, sind hierbeinicht erfaßt.

Wie erschreckend die Situation tatsächlichist, werde daran erkennbar, daß von allen Kin-dern im Alter unter 15 Jahren im Brandenbur-gischen Viertel 67,59 % in »Bedarfsgemeinschaf-ten« leben. Bei den Jugendlichen bis zum Altervon 25 Jahren sind es 50 %, die auf Hartz IV-Leistungen angewiesen sind. Viele von ihnensind ohne Schulabschluß oder Berufsausbil-dung. Diese Zahlen übersteigen die des ver-gleichbaren Wohngebietes Süd in Bernau umdas Dreifache.

»Zwei Entwicklungen haben wir auch beobach-tet«, stellt Hartwin Schulz fest. »Die Zahl derbetroffenen Kinder ist in den vergangenen drei Jah-ren um 15 % gestiegen (!) und die Anzahl der Al-leinerziehenden nimmt zu.« Dabei befand sichdie Wirtschaft der Bundesrepublik in den letz-ten drei Jahren in einer Phase zum Teil deutli-chen Wachstums.

Fortsetzung auf Seite 3

Dafür 1989 auf der Straße?Ich war heute mit den 30 Kindern der

Waldgruppe der Kita »Arche Noah« zum Aus-flug im Wildpark Schorfheide. Von den 30Kindern kommen ca. 20 in diesem Jahr in dieSchule. Die Gruppe einen Tag lang zu erle-ben, war der Grund, warum ich diesen Briefschreibe.

Da war das Einschulkind, das sich in dieHosen gemacht hat und nicht in der Lage war,allein auf die Toilette zu gehen. Er lebt mitseinem Vater allein. Die Mutter ist drogenab-hängig.

Da war das Mädchen ohne Zähne. Oderdas Aussiedlerkind M. Man hat Authismusfestgestellt und die (russischen) Eltern akzep-tieren das einfach nicht. Auch der aggressiveT. soll in die Schule kommen.

Ichhabe ja selbst einen Sohn, der in dieSchule kommt. Ich kann nicht sagen, daßauch nur eines der Kinder schulfähig ist.

Im Land Brandenburg sind laut Gesetz dieersten Klassen in den Förderschulen abge-schafft, d.h. alle (!) Kinder kommen in der er-sten Klasse in die Regelschule. Dort scheiternsie und erfahren mit sieben Jahren ihre erstenFrusterlebnisse.

Dann werden sie nach der ersten Klasse re-gelrecht aussortiert. Jetzt im Juni erlebe ichgerade, was das für die Kinder und Eltern derjetzigen 1. Klassen bedeutet, wie sie um ihreKinder kämpfen. Eine Großmutter sagte ge-stern: Aber warum soll meine Enkelin in dieFörderschule, sie kann doch schon bis 10zählen.

Wissen Sie, ich frage mich, wofür ich 1989auf die Straße gegangen bin! Dafür?

HARTWIN SCHULZDer mit »Stadtumbau« umschriebene Abriß von Wohnhäusern und Schulen spiegelt nur den äuße-ren Schein der sozialen Umbrüche wider, welchen die Menschen im einst größten EberswalderStadtteil ausgesetzt sind.

b pbk o m m e n t i e r t

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Die KriseDiese Krise ist gut! Sie ist der Ausbruch einer langwährenden

Krankheit. Jetzt könnte Heilung einsetzen. Diese Krise ist eine ideelle Krise. Sie hat

nichts mit Ökonomie zu tun. Nur Maßlosigkeit,grenzenlose Gier und Überheblichkeit sind ihreUrsachen. Die Konjunkturpakete sind nur diehilflosen Versuche, die Symptome dieserKrankheit, mit großen Mengen an Penizillin zuunterdrücken, nicht sichtbar werden zu lassen,die eigene Mitschuld zu verschleiern.

Das Ende des ewigen »höher, weiter, schnel-ler« ist doch schon längst sichtbar. Doch die Il-lusion wird von allen weiterhin krampfhaft ver-teidigt. So schleppt sich die Krankheit weiterhin, wird chronisch und die Chance zu einemwirklichen Neubeginn wird vertan.

Die Banken als Krankheitserreger werdenmit besonderer Aufmerksamkeit gepflegt, da-mit sie uns auch in Zukunft als Virusherd zurVerfügung stehen. Wie Hausschwamm durch-zieht ihr Pilzgeflecht unser aller Staatsgebäude.Jetzt, wo die Auswüchse sichtbar werden,könnten wir sanieren. Aber wer hat den Mut zuradikalen Lösungen?

Sicher, als im Stalinismus damals das ganzeHaus niedergebrannt wurde, war der Pilz erst-mal weg. Aber auch das Haus. Sanieren istschwieriger. Man muß jeden einzelnen Balkenprüfen und dann die einen auswechseln unddie anderen verstärken. Viele können auch sobleiben, wie sie sind. So könnte ein modernesGebäude auf alten und bewährten Fundamen-ten entstehen. Jeder Handwerker muß bei klei-nen Fehlern dicht machen, wenn die Kinder»Gameboy« spielen statt Modelleisenbahnen,muß Märklin seine Tore schließen. Aber unserliebstes Krebsgeschwür, »Hypo Real Estate«,wird von einer milliardenteuren Nährlösung indie nächste gepackt. Doch die erhoffte Meta-morphose findet nicht statt. Das wäre, als wür-de man ein Kernkraftwerk mit viel Aufwandgrün anleuchten, das Dach begrünen und denHof mit Bäumen und Blumen bepflanzen. Esbliebe ein Kernkraftwerk und nicht eine Kilo-wattstunde Ökostrom wäre damit gewonnen.

Warum fallen uns Veränderungen soschwer? Warum gibt es viel Geld dafür, damitein hochwertiger, funktionierender Gebrauchs-gegenstand in eine Schrottpresse kommt?

Um die wahren Ursachen dieser Krankheitzu verschleiern. Solange neue Autos gekauftwerden, geht’s uns gut. Solange es Staus aufden Straßen gibt, kann man von Krise nichtsspüren. Am Bewußtsein müssen wir nicht krat-zen. Wir müssen nur abwarten, bis sich allesberuhigt hat und dann wieder:

Weiter! Höher! Schneller! Mehr!DORIAN MATTHIAS TAVERNIER

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»Kriegsverräter« endlich rehabilitiertIch freue mich, daß sich nun endlich – nach

dreieinhalb Jahren Kampf im Bundestag – alleFraktionen des Bundestages der Initiative derLinksfraktion zur Rehabilitierung sogenannterKriegsverräter angeschlossen haben. Damitwird endlich das »letzte Tabu« bei der Aufarbei-tung der NS-Geschichte beseitigt.

Ich bedanke mich vor allem bei ChristineLambrecht und Wolfgang Wieland für diedurch uns gemeinsam gestartete Initiative zurRehabilitierung sogenannter Kriegsverräter.Unser fraktionsübergreifender Gesetzentwurfhat schließlich auch zur Aufgabe der Blockade-haltung bei der CDU/CSU-Fraktion geführt.Nun endlich kann der Bundestag einstimmigdie längst überfällige Rehabilitierung der letz-ten NS-Militärjustizopfer noch in dieser Legis-latur vornehmen.

Befremdlich und der Aufarbeitung der deut-schen Geschichte schadend wirkt dabei aber inhöchstem Maße die Weigerung der Union,auch die Linksfraktion auf den gemeinsamenGesetzentwurf der Koalition, der FDP und vonBündnis 90/Die Grünen zu nehmen. Die Linkehat bereits 2006 einen Gesetzentwurf einge-bracht und immer wieder deutlich gemacht,diesen zurückzustellen, sollte es eine gemeinsa-me Lösung im Bundestag geben. Diese Situati-on ist nun erreicht und die Union benutzt dieDebatte um die Schließung einer Gerechtig-keitslücke erneut für parteipolitisches Gezänk.Ich fordere die Union auf, sich wenigstens indieser Frage zu öffnen und die Stigmatisierungder LINKEN abzulegen, um ein gemeinsamesZeichen des gesamten Bundestages zu senden.

JAN KORTE

Gentechnikfreiheit des BarnimMit einem gemeinsamen Antrag für den

Kreistag am 8. Juli wollten die Fraktionen DieLinke und Grüne/Bündnis für ein demokrati-sches Eberswalde erreichen, daß sich der Kreis-tag Barnim gegen den Anbau von gentech-nisch veränderten Pflanzen im Landkreis aus-spricht. Initiativen und freiwillige Zusammen-schlüsse, die sich für eine gentechnikfreieLandwirtschaft in der Region einsetzen, sollenunterstützt werden. Die große Mehrheit derVerbraucherinnen und Verbraucher deutsch-landweit ist gegen den Einsatz von Gentechnikin der Landwirtschaft. Dennoch wird seit 2005auch in Deutschland gentechnisch veränderterMais angebaut. Etwa 3.000 Hektar waren es2008. Der Barnim ist bisher, auch dank des be-herzten Engagements zahlreicher Gentechnik-gegner, gentechnikfrei. Dieses für unsere Ge-sundheits- und Tourismusregion sehr förderli-

che Attribut soll auch zukünftig erhalten blei-ben. Neben den gesundheitlichen Bedenkenstellen gentechnisch veränderte Pflanzen infol-ge unkontrollierter Ausbreitung eine Gefahrfür die Umwelt dar und bedrohen angrenzendelandwirtschaftliche Betriebe durch Verunreini-gung ihrer Produkte. Besonders Biobetriebe,die im Barnim immerhin 12 Prozent der land-wirtschaftlichen Nutzfläche bearbeiten undviele Arbeitsplätze schaffen, sowie Imkerwären durch Gentechnik in ihrer Existenz ge-fährdet. Der Kreistag soll daher dem Beispielvon Eberswalde, Bernau und Werneuchen fol-gen, sich zur Gentechnikfreiheit bekennen unddafür aktiv werben.UTE KRAKAU, Fraktionsvorsitzende Grüne/BdE

Mit Stimmen von SPD, CDU, Bauernverband u.a. lehn-te der Kreistag den Beschlußantrag zur Gentechnikfrei-heit des Landkreises Barnim mehrheitlich ab.

Doppelte AbstimmungsniederlageEs gab Zeiten, da ging die Vorgängerpartei

der heutigen Linken, die PDS, mit dem Sloganvom »Gläsernen Rathaus« in die Wahlkämpfe.Auf Bundesebene hält man sich noch immerdaran, wie die Zustimmung der linken Bundes-tagsabgeordneten zu einem Antrag der FDP fürmehr Transparenz in kommunalen Unterneh-men zeigt. Viele Abgeordnete der Linken imBarnime sehen die Forderung nach Transpa-renz heute anders. So weist z.B. der Aufsichts-ratsvorsitzende der Technischen Werke Ebers-walde GmbH Volker Passoke (Die Linke) alleVorstöße nach mehr Transparenz mit gewichti-gen Argumenten zurück. Hinsichtlich der Auf-sichtsräte kommunaler Gesellschaften kann ersich auf eine unsichere Rechtslage berufen.Anders sieht es bei der aktuellen Diskussionum die Öffentlichkeit des »Zoobeirates« aus.Hier lag diese Frage ausschließlich in der Ent-scheidung der im Beirat vertretenen Abgeord-neten. Und es waren vor allem die Vertreter

der Linken mit dem Kreistagsabgeordnetenund Beiratsvorsitzenden André Stahl an derSpitze, die bis zuletzt vehement an der Nichtöf-fentlichkeit des Gremiums festhalten wollten.Sogar als die Eberswalder Stadtverordneten-versammlung am 25. Juni den Argumenten desBeiratsvorsitzenden mehrheitlich eine Abfuhrerteilt hatte (von den linken Stadtverordnetenhatte nur Carsten Zinn für einen öffentlichen»Zoobeirat« gestimmt), hielten die Linken imKreistag an ihrer Forderung nach Aussperrungder Öffentlichkeit fest – und erlitten erneuteine Abstimmungsniederlage.

Natürlich gehören Abstimmungsniederlagengerade für Abgeordnete der Opposition zumgewöhnlichen Parlamentsalltag. Nur waren eshier ureigene linke Forderungen, die gegen dasVotum der Linken durchgesetzt wurden. Inso-fern handelt es sich um eine doppelte Abstim-mungsniederlage der Linken.

GERD MARKMANN

b pb !r e c h e r c h i e r t

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»Die Zahl der intakten Familien nimmt ab«, soSchulz. »Das Brandenburgische Viertel hat sichzum sozialen Krisengebiet entwickelt. Die zweiteGeneration wächst mit dem Leben von Soziallei-stungen auf.« Schon oft habe man, mit Bezugauf die Kita »Arche Noah« auf den wachsendenBedarf an zusätzlichen Förderungen für dieKinder hingewiesen. Dem Hinweis von Hart-win Schulz, daß in dieser schwierigen Situationmit den zahlreichen sozialen Defiziten der Kin-der die Grundschule im Stadtteil im kommen-den Schuljahr wieder mit nur zwei Klassen á 29Schülerinnen und Schüler beginnen sollte unddie Räume so klein sind, daß die Lehrerin nichtdurch die Reihen gehen kann, wurde inzwi-schen nachgegangen. Die nachdrücklichen

Forderungen der städtischen Verwaltungsspit-ze, unterstützt durch den Druck der Öffent-lichkeit, zwangen Schulrätin Brigitte Reuscherzum Einlenken. Sollte die Zahl der gemeldetenErstklässler an der »Schwärzesee«-Schule 54nicht unterschreiten, so deren Versprechen,dürften 3 erste Klassen eingerichtet werden.

Während sich die staatlichen Hilfen auf dasGrundauskommen der Menschen beschränken

(Job-Center: »Wir haben keine Arbeit für dieMenschen!«), biete die Kirchengemeinde »Mit-arbeit, Evangelium, Gemeinschaft und Beratungin der notwendigen offenen und niederschwelligenWeise. Unsere Arbeit im Stadtteil«, so Sozialdia-kon Schulz weiter, »ist inzwischen wie ein kleinesRäderwerk, das ineinandergreift und einen hohenWirkungsgrad hat.« Aber den beschriebenenZahlen sei man personell, räumlich und finan-ziell nicht gewachsen. Zu viele Menschenbenötigten dringend und jetzt Hilfe.

Um diese zu leisten brauche das Bonhoeffer-Haus mehr Platz. Auch die Kita »Arche Noah«sei schon völlig überfüllt und weicht z.T. auchschon auf das Bonhoeffer-Haus aus.

»Nun soll die Zahl der Arbeitslosen weiter an-steigen. Der Stadtteil benötigt einen Solidarpakt.Wer kann ihn schmieden?« In der Stadtverwal-tung scheint die Brisanz der Entwicklung imViertel noch nicht erkannt zu sein. Verwal-tungsdezernent Bellay Gatzlaff habe erklärt,daß die Verwaltung die Entwicklung der In-nenstadt als Priorität sehe, darauf hoffend, daßvon dort die Entwicklung auf die Stadtteileausstrahle.

»Nur wenn wir alle verstehen, daß das Bran-denburgische Viertel in eine soziale Katastropheschliddert«, so Hartwin Schultz, »können wirnicht mehr unsere Augen verschließen und sagen,wir hätten es nicht gewußt. Mein Schreiben ist dar-um ein Hilferuf für die Menschen dort.«

Fortsetzung von Seite 1:

»Wir schlittern in eine soziale Katastrophe«Sofortprogramm

In diesen Tagen kam es endlich zu einer neuenZuspitzung der Diskussion über die Situationim Brandenburgischen Viertel. Wir haben die-se Diskussion angeregt und untersetzen sie mitAnregungen und Forderungen. Wir erhebennicht den Anspruch der Vollständigkeit. Be-wohner/innen, Träger oder politisch Verant-wortliche werden weitere Anregungen geben. * Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus wird wieder ein»Frühstück für Kinder vor der Schule« angeboten,das eng mit Elternarbeit verbunden ist. Das D.-B.-Haus prüft den Aufbau eines (gesunden!)Mittagsangebotes.* Die Kleiderkammer wird aus ihrem Dornrö-schenschlaf geweckt und zu einem tatsächli-chen »sozialen Hilfeverein« ausgebaut.* Eine jahrelange Forderung wird umgesetzt:die Erarbeitung einer Studie über (depressive)Krankheitsbilder von Menschen im Stadtteilund die Beratung über medizinische Hilfen.* Dem oberflächlichen Getue von einer Bil-dungsoffensive müssen Taten folgen. Wirschlagen vor, EIN pädagogisches Thema IN AL-LEN Gruppen, Einrichtungen, Elternversamm-lungen usw. pro Halbjahr zu bearbeiten.* Der Stadtteil erhält einen sozialen Beirat mitden Besten der Besten (den Kompetentestender Stadt), die auch etwas entscheiden können.Er hat nur eine Aufgabe: eine Verbindung zurWirtschaft herzustellen für Ausbildungsplätze,Abschlüsse, Praktikas und Arbeitsplätze.* Die Parteien und Verwaltungen müssen end-lich für sich klären, ob und wie sie den Stadtteilerhalten und stärken werden oder ob sie ihn ab-schaffen wollen. Die Situation ist JETZT so. Siekann nicht ausgesessen werden* Mit den neusten Zahlen zu Bedarfsgemein-schaften haben wir alle zu akzeptieren: derStadtteil befindet sich in einem katastrophalensozial-politischen Zustand.* Alle Abgeordneten der Stadtverordnetenver-sammlung und des Kreistages müssen in denStadtteil eingeladen werden. Ihnen muß die Si-tuation geschildert werden. Mindestens muß esvor den kommunalen Parlamenten eine Be-schreibung der Situation geben, nicht nur inden Ausschüssen.* Das Dietrich-Bonhoeffer-Haus benötigt min-destens einen weiteren Raum für die laufendeArbeit.* Das äußere Erscheinungsbild des Stadtteilslädt derzeit nicht dazu ein, selbst Ordnung zuhalten. * Der (zielgerichtete-) Einsatz von Fördermittelnim Stadtteil muß nochmal überprüft werden. Erhat sich an der sozialen Situation zu orientieren.* Wir fordern die Stadtverwaltung und die Ab-geordneten auf, einen Aktionsplan für dieSchaffung von Arbeitsplätzen in Eberswalde zubeschließen, der über MAE hinausgeht und nie-derschwellig ist. * Wir fordern, daß wieder die gesamte Stadt,mit ihren Ortsteilen, in den Blick genommenwird. Kultur ist nicht nur ein Element zur Bele-bung der Innenstadt.

JENNY WÖRPEL & HARTWIN SCHULZ

Zwei Drittel der Kinder im Viertel sind Hartz IV-abhängig

Freie Oberschule Finow:

Erfolgreiche Bauabnahme

Finow (bbp). Am 10. Juli erfolgte die Bauabnahme für den ersten Bauabschnitt der Freien Ober-schule Finow (Erdgeschoss). Die baulichen Auflagen, die als Vorbehalt in dem im Februar erteil-ten Vorbescheid genannt waren, sind erfüllt. Damit steht der Aufnahme des Schulbetriebes ab 31.August 2009 bauseitig nichts mehr im Wege. Ende Juni hatten sich 14 Schüler verbindlich für die7. Klasse angemeldet. Damit ist die selbst genannte Mindestschülerzahl deutlich übertroffen undeine wirtschaftlichen Durchführung des Schulbetriebs gewährleistet. Weitere Anmeldungen, soSchulleiter Günter Schumacher, werden selbstverständlich gern angenommen.

b pbb e o b a c h t e t

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Grüne/B90 Barnim zum Eichwerderring:

Taugt nicht als erster Schritt Umgehend Alternativen prüfen und in Angriff nehmen

Im zweiten Anlauf klappte es CDU und FDP/Bürgerfraktion: Eichwerderring und Hausbergtrasse koppelnEberswalde (bbp). Nachdem im Juni der Ver-waltungsvorschlag zur weiteren Planungsver-gabe in Sachen Eichwerderring im Hauptaus-schuß mehrheitlich gescheitert war und Bau-dezernent Dr. Prüger in der StVV-Sitzung andie Abgeordneten appellierte, hatten die Frak-tionen der CDU und FDP/Bürgerfraktion fürden Hauptausschuß am 10. Juli einen geänder-ten Vorschlag auf den Tisch gelegt. »Die Ver-waltung wird beauftragt«, heißt es darin, »diePlanungen zum Eichwerderring auf Grundlage desgültigen Verkehrsentwicklungsplans mit weiter-führenden Trassenplanungen (z.B. Hausbergtrasseoder Schellengrund) zu koppeln. Die Planungenam Eichwerderring sollen als originäres Ziel diekomplette Führung der Trasse vom Anschluß Frie-densbrücke bis zur Freienwalder Straße haben. AlsZwischenlösung ist der Abschnitt Knoten Friedens-brücke (Kreisverkehr) bis Knoten BreiteStraße/E.-Mühsam-Straße/Eichwerderstraße zurealisieren.« Nach kontroverser Diskussion gingdieser Vorschlag u.a. mit den Stimmen derStadtverordneten von CDU, FDP/Bürgerfrak-tion und der Linken durch.

Durch die verbale Kopplung der verschiede-nen Bauphasen änderte sich zwar wenig an derGesamtsituation, dennoch reichte es hin,anschließend im zweiten Anlauf auch den imVormonat abgelehnten Verwaltungsvorschlagzur Vergabe von Planungsleistungen für denEichwerderring durch den Hauptausschuß zu

bringen. Verteilt auf drei Jahre umfassen diePlanungsleistungen eine Summe von 102.771Euro, davon 18.950 Euro in diesem Jahr. Auf-tragnehmer ist das Ingenieurbüro für Baupla-nung Eberswalde GmbH (IBE). Als »unglückli-chen Zusammenhang« werteten Beobachter, daßder IBE-Geschäftsführer Uwe Grohs als Stadt-verordneter der CDU eben jener Fraktion an-gehört, die zu den Einreichern der Vorlagegehörte, die letztlich den Weg für die Vergabeder Planungen frei machte.

Insgesamt soll der Ausbau des Eichwerder-rings etwa 2,7 Millionen Euro kosten und nachden Vorstellungen der Bauverwaltung in denJahren 2011/12 realisiert werden. Knapp 1,6Millionen Euro sollen mittels Fördergelder auf-gebracht werden. Der Eigenanteil der Stadt istmit 461.000 Euro ausgewiesen, weitere600.000 Euro als »sonstige zweckgebundene Ein-nahmen«.

Die zweite Stufe der »östlichen Altstadtumfah-rung« wird auch im Verwaltungsvorschlag the-matisiert. Diese solle »auch im weiteren Verlaufder Breiten Straße zu den notwendigen Entlastun-gen führen und wiederum sensible Bereiche desEichwerderringes entlasten«. Erste Untersuchun-gen zur Machbarkeit wurden am 9. Juni imAusschuß für Bau, Planung und Umwelt vor-gestellt. Der Beschluß über die Vorzugsvariantewerde, so die Bauverwaltung, für September2009 vorbereitet.

Bündnis 90/Die Grünen setzen sich seit vie-len Jahren für eine Verkehrsberuhigung imEberswalder Zentrum ein. Die aktuellen Pläneder Stadtverwaltung zum Ausbau des Eichwer-derringes als ersten Schritt zur Zentrumsentla-stung lehnen wir jedoch ab. Der Eichwerder-ring, selbst Innenstadt- und Wohnbereich, istfür den LKW-Verkehr nicht geeignet. Eine Ver-kehrsbelastung mit rund 12.000 Fahrzeugenpro Tag wäre für die betroffenen Anwohnerund die städtischen Entwicklungsziele im Be-reich Finowkanal unverträglich. Eine sinnvolleWeiterführung des Eichwerderringes ist bishernicht konkret geplant, geschweige denn ge-nehmigt und finanziert. Die Verkehrsführungüber den Ring würde daher zu einer Dauerlö-sung auf unabsehbare Zeit.

Die Planungen für eine B 167 neu im östli-chen Bereich der Stadt laufen noch immer. Bis-her ist nicht einmal das Raumordnungsverfah-ren abgeschlossen. Zu möglichen Trassen-führungen gibt es selbst innerhalb der Behör-den konträre Meinungen. Ob diese Umgehungje gebaut wird, ist ungewiß. Sollte sie tatsäch-lich kommen, werden noch viele Jahre bis zur

Fertigstellung vergehen. Die Stadt Eberswaldemuß daher unabhängig von dieser Planungendlich eine tragfähige städtische Lösung zurAltstadtumfahrung entwickeln. Im aktuellenVerkehrsentwicklungsplan dafür vorgeschla-gene Linienführungen mit zusätzlichen Finow-kanalquerungen sollten umgehend auf ihreUmwelt- und Sozialverträglichkeit geprüft undin Angriff genommen werden.

KARL-DIETRICH LAFFIN

FamilienfestIm Vereinshaus in der Havellandstr. 15

(ehem. Kita »Spatzennest«) gibt es am 18. Julivon 13 - 19 Uhr ein Familienfest. Der Verein»Braun-Weiße Piraten e.V.« lädt damit zur offizi-ellen Einweihung ihrer Vereinsräume ein. Vom20. Juli bis 28. August bietet der Ferienkalen-der des Kontaktbüros »Soziale Stadt« (An-sprechparnerin Cornelia Sprengel-818245) desBürgerzentrums im Brandenburgischen Vier-tels interessante Veranstaltungen an, zu denenalle Kinder mit Eltern und Großeltern herzlicheingeladen sind. CARSTEN ZINN

Grüner Pfeil entsorgt?Eberswalde (bbp). Im Baudezernat der StadtEberswalde ist Anfang des Jahres ein Konzeptzur Verkehrsorganisation in der Innenstadt er-arbeitet worden. Vordergründiges Ziel des Kon-zepts ist, den innerörtlichen Durchgangsver-kehr auf den umstrittenen Eichwerderring zulenken, um so die Breite Straße im Bereich desMarktplatzes zu entlasten. Zugleich sieht Bau-dezernent Dr. Gunther Prüger die Aufgabe,eine Verkehrsverlagerung auf Nebenstraßen zuverhindern. Offenbar zu diesem Zweck sollauch die bisherige Grüne-Pfeil-Regelung ander Einmündung der Puschkin-Straße in dieEisenbahnstraße (am Volksbankgebäude) die-nen. Gründe der Verkehrssicherheit scheidenhier aus, da Rechtsabbieger aus der Eisenbahn-straße in die Puschkinstraße während der Rot-phase keine Fußgänger oder Radfahrer gefähr-den können. Der willkürlich Wegfall des Grün-pfeils würde das Abbiegen in die Puschkin-und die anschließende Friedrich-Ebert-Straßeerschweren. Die aktuellen Planungen zum In-nenstadtverkehrskonzept wurden am 10. Fe-bruar 2009 im Ausschuß für Bau, Planung undUmwelt als »Information der Verwaltung« denAusschußmitgliedern vorgestellt. Eine Be-schlußfassung durch die Stadtverordnetensteht derzeit nicht auf der Tagesordnung. Dasgültige Innenstadtverkehrskonzept wurdedurch die Stadtverordnetenversammlung imMai 2005 beschlossen.

Was Schulen ausmachtMit Freude nehme ich zur Kenntnis, daß an

unseren Schulen einige Millionen investiertwerden, um Aussehen und technische Ausrü-stung zu verbessern. Daran sind in unter-schiedlichem Maße Kreis und Stadt beteiligt.Die Gebäudehülle und die Technik allein ma-chen jedoch noch keine funktionierende Schu-le aus. Deshalb müssen einige ernste kritischeBemerkungen getätigt werden. Nach meinenInformationen sollte die Klassenstärke 27Schüler nicht überschreiten. Eine geringereSchülerzahl wäre für die pädagogische Arbeitwünschenswert. In den in Trägerschaft desLandkreises befindlichen Schulen findet dasseinen Niederschlag. An der Goetheschulesind 2 Klassen mit 24 Schüler und eine Flex-Klasse mit 26 Schüler, an der Sellheimschule jeein Klasse mit 18 bzw. 17 Schüler vorgesehen.Eine gute Entscheidung. Die in Trägerschaftder Stadt Eberswalde befindlichen Schulen ha-ben in der GS Finow und in der GS im BBV je2 Klassen mit 28 Erstanmeldungen. Beachtetman daß es eventuell Kinder gibt welche dieKlasse wiederholen müssen erhöht sich dieSchülerzahl. Besonders zu denken sollte es ge-ben wenn wir den Migrationshintergrund imBBV berücksichtigen. In beiden Schulen sollteunverzüglich eine 3-zügigkeit organisiert wer-den. Die Kinder sollten es uns wert sein.

HANS PIEPER, Die Linke, Stadtverordneter

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Beratung für Kriegsdienstverweigerermit Thomas Lehmann

im Begegnungszentrum »Wege zur Gewaltfreiheit«, 16225 Eberswalde, Brautstraße 34, Tel. 03334/22398

Podiumsdiskussion mit Cornelia Pieper (MdB)Cornelia Pieper (MdB) lädt zum 21.Juli zu einer Podiumsdiskussion ein. Um 18.00 Uhr referiert FrauPieper im Großen Saal des Paul-Wunderlich-Hauses zum Thema Bildungspolitik. Anschließend ha-ben die Besucher, unter Moderation von Gregor Beyer, die Möglichkeit Frau Pieper in einer Podi-umsdiskussion Fragen und Anregungen zum Thema zu stellen. SERGEJ MATIS

SolarflugplatzEberswalde (bbp). Der Eberswalder Verwal-tungsdezernent Bellay Gatzlaff nutzte die Sit-zung der Stadtverordneten am 25. Juni, umüber die beabsichtigte Einleitung eines »vorha-benbezogenen Bebauungsplans« für den Südteildes Flugplatzes Finow zu informieren. Dabeigeht es um das Vorhaben, auf dem Geländegroßflächig Photovoltaikanlagen zu errichten.Dabei sei während der Bauarbeiten eine ver-stärkte Nutzung der Zufahrt über die Biesent-haler Straße geplant. Errichtet werde die Anla-ge von einem privaten Investor, so Gatzlaff aufNachfrage der Stadtverordneten Birka Gaebel(SPD). Karen Oehler (Bündnis 90/Grüne)fragte, ob in diesem Zusammenhang ein Aus-bau der sogenannten Telekomstraße beabsich-tigt sei. Dies wurde von Baudezernent Dr.Gunther Prüger verneint.

Verzögerung durch AltlastenEberswalde (bbp). Seit gut einem halben Jahrist die sogenannte Mikadobrücke über dieSchwärze fertig. Der Weg zwischen Michaelis-und Goethestraße ist aber nach wie vor ge-sperrt. Inzwischen kamen die Ursachen für dieVerzögerungen an die Öffentlichkeit. Bei Un-tersuchungen im Herbst 2008 waren auf demangrenzenden Gelände, das für den Bau einesKinderspielplatzes vorgesehen war, hochgradi-ge Bodenkontaminierungen festgestellt wor-den. Die Kontaminationen liegen im Grund-wasser- und Grundwasserschwankungsbereich,so daß bei den hohen Konzentrationen, dieanalysiert wurden, davon ausgegangen werdenkann, daß ein Grundwasserschaden vorliegt.Zur Vorbereitung der auf Grund des vorliegen-den Grundwasserschadens und der geplantenNutzung dringend notwendigen Sanierung dergesamten Fläche wurde eine Sanierungsplanerstellt, der mit Datum vom 16.06.2009 vomLandkreis Barnim als Untere Bodenschutz-behörde für verbindlich erklärt wurde (Sanie-rungsverpflichtung). Die betroffenen Grund-stücke gehören der Stadt Eberswalde und demLand Brandenburg. Beide schlossen daher eineVereinbarung zur Altlastensanierung, die auchRegelungen zur Teilung der mit 240.000 Euro

veranschlagten Kosten beinhaltet. Demnachwerden 80 Prozent der Kosten durch das Landund 20 Prozent, das sind 48.000 Euro, durchdie Stadt übernommen. Der städtischeHauptausschuß befaßte sich am 10. Juli mit derVereinbarung. Nach erfolgter Sanierung wirddie Stadt die landeseigenen Grundstücke er-werben und den geplanten Grünzug mit Spiel-platz errichten. Die Altlastensanierung soll imAugust 2009 durchgeführt werden. Für die Ge-samtmaßnahme sind im Haushalt 2009 etwaeine Dreiviertelmillion Euro geplant.

Zwischen Pest und Cholera»Was in Eberswalde in Sachen Stadtplanung läuft ist absurd«

Eberswalde (bbp). Die Fraktionen in der Stadt-verordnetenversammlung Eberswalde warenvon der Verwaltung aufgefordert worden, sichzu den im Frühjahr vorgestellten Varianten ei-ner Bebauung des Kirchhanges am Marktplatzzu positionieren. Die meisten Fraktionen fielenauf den Trick herein, mit dem sich u.a. Versi-cherungsvertreter bei ihren potentiellen Kun-den Termine erschleichen: Darf ich am Diens-tag um 18 Uhr oder am Mittwoch um 16 Uhrzu Ihnen kommen... Die Nullvariante kommtda nicht vor.

Der bündnisgrüne Stadtverordnete Dr. And-reas Steiner ließ sich davon nicht beein-drucken. »Hier soll man, wenn es nach Dr. Prügergeht, meines Erachtens nur zwischen Pest undCholera unterscheiden können«, meint Steiner.»Aus diesem Grunde werde ich keiner Variantezustimmen. Einer weiteren Zubetonierung der letz-ten Grünanlagen der Stadt werde ich meine Zu-stimmung verweigern.« Aus der Fläche könneman viel Sinnvolles gestalten und ein Kleinodfür die Naherholung daraus machen. Es beste-he keine Notwendigkeit, neue Wohnhäuser imInnenstadtbereich zu bauen, angesichts des

vielen Leerstands in der Stadt. Demnächstwerden die Töpferhöfe als Wohnanlage werdendemnächst gebaut, »was ich hinter der Rat-hauspassage auch durchaus für sinnvoll halte. Ge-werblich genutzte Gebäude haben wir auch zu-hauf, die nicht ausgelastet sind. Zudem stößt dieZukleisterung der letzten offenen Flächen imEberswalder Stadtzentrum auf breite Ablehnungunter den Bürgerinnen und Bürgern und insbeson-dere der Anwohner. Eine Verbesserung der Wohn-qualität ist für die Anwohner nicht zu erwarten,sondern genau das Gegenteil. Mehr Feinstaub,miefige Luft, kaum Luftaustausch. Nein danke!«

Was zur Zeit in Eberswalde in Sachen Stadt-planung laufe, sei schon absurd. »Da wird mitFördermitteln eine aufwendige und teure Parkan-lage (vor dem Torbogenhaus, Messingwerksied-lung) auf dem ohnehin grünen ‘Dorf’ Finow neugeschaffen, die entsprechend Ihrer Pflegeintensitätzukünftig erhebliche Folgekosten nach sich ziehenwird und auf der anderen Seite soll im verdichtetenStadtzentrum (in den letzten Jahren wurde hierviel gebaut: Kreishaus, Parkhaus etc.) dann wiedermit Fördermitteln eine für das Stadtklima wertvol-le Grünanlage, der Kirchhang, vernichtet werden.«

SchillertreppeEberswalde (bbp). Der Hauptausschuß derStadt Eberswalde stimmte auf seiner Sitzungam 10. Juli der Annahme einer Sachspende inHöhe von ca. 9.000 Euro vom Verein Partnerfür Gesundheit e. V. zu. Der Veranstalter desStadtlaufes hatte die Mittel im Jahr 2008 er-wirtschaftet. Sie sollen als Sachspende für eineTeilrestaurierung der unter Denkmalschutzstehenden Schillertreppe verwendet werden.Unter anderem sollen die 4 unteren Treppen-postamente mit Krone, Adler und Eichenlaubrestauriert werden. Die denkmalrechtliche Er-laubnis für die Restaurierung liegt nach Aus-kunft der Stadtverwaltung vor. Die Arbeitensollen noch im Sommer 2009 begonnen wer-den.

Künftig mehr InformationenEberswalde (bbp). Im Hauptausschuß am 10.Juli fragte Albrecht Triller (Die Fraktionslosen)den Bürgermeister, wie dieser seine kommunal-verfassungsgemäße Verpflichtung zur Informa-tion der Abgeordneten in seiner Eigenschaftals Gesellschafter der Technischen WerkeEberswalde GmbH (TWE) sehe. In § 97 Ab-satz 7 der Kommunalverfassung heißt es, daß»über alle Angelegenheiten von besonderer Bedeu-tung frühzeitig zu unterrichten« ist. Triller frag-te, ob die 2,9 Millionen Euro Verlust der TWEim Jahr 2008 nicht hinreichender Grund füreine solche Unterrichtung wäre. Der Verwal-tungsdezernent Bellay Gatzlaff antwortete, daßmit den Informationen der Geschäftsführervon TWE und WHG in den Gremien derStadtverordnetenversammlung und dem jähr-lichen Beteiligungsbericht dem Genüge getanwerde. Bürgermeister Boginski versprach darü-ber hinaus, er wolle künftig entsprechend in-formieren, ohne jedoch konkreter zu werden.

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Entgegen beschlossener KonzepteEberswalde (bbp). Das 2007 präsentierte Ein-zelhandels- und Zentrenkonzepts (EZK) derStadt Eberswalde entstand aufgrund der Ten-denz, daß die großen Einzelhandelsketten ihreFilialen an die Hauptverkehrsstraßen verlegen,um ihr Kundenpotential zu vergrößern. Verlie-rer sind dabei die Bewohner der kleinerenStadtteile, die weitere Fußwege zu den Laden-geschäften in Kauf nehmen müssen. Ziel derStadt müsse es daher sein, hieß es damals, diegewachsenen Zentren zu erhalten und weiter-zuentwickeln. Unterstützt werde das durcheine Neuregelung im Baugesetzbuch, nach derin ungeplanten Innenbereichen die Ansied-lung von Läden verboten sind, die eigentlich indas jeweilige Stadt- bzw. Stadtteilzentrumgehören und bei Ansiedlung an anderer Stelledieses schwächen. Diese Steuerungsmöglich-keit ist auf Vorhaben gemünzt, die knapp unterder Großflächigkeitsgrenze von 800 m² Ver-kaufsfläche liegen, und kommt im Rahmen desBaugenehmigungsverfahrens zum Zuge. Fürdarüberliegende Verkaufsflächengrößen ist einBebauungsplan vorgeschrieben. Für die Stadtergebe sich daraus die Möglichkeit, neue Bau-vorhaben abzulehnen, wenn sie nicht zentren-relevant sind.

An der Kreuzung Eberswalder Straße/Spechthausener Straße haben Stadtverwaltungund Stadtverordnete in der Vergangenheit dieEntwicklung eines Handels- und Gewerbezen-trums zugelassen, das den Prämissen des EZKzuwiderläuft. So wurde erst vor wenigen Jahrender Bau eines Lebensmittel- (Penny) und einesGetränkemarktes (Hoffmann) zugelassen, ob-

wohl es in dem zuvor beschlossenen Bebau-ungsplans zunächst nur um die Errichtung ei-nes Möbelmarktes ging, der schließlich in Ber-nau günstigere Bedingungen für sich sah.

Nach dem Wechsel an der Rathausspitze imJahr 2006 sollte ein solches Verfahren ein fürallemal der Vergangenheit angehören – hoffteman. Noch 2007 wurde die Aufstellung einesBebauungsplanes für das Areal südöstlich derKreuzung beschlossen, mit der auf dieserFläche eine Entwicklung entsprechend desEZK gewährleistet werden sollte.

Doch zwei Jahre später wurden die Stadtver-ordneten und die Bürgerinnen und Bürger da-von überrascht, daß auf der Fläche des ehema-ligen Hüttengasthofes nordwestlich besagterKreuzung in der Vegetationszeit sämtlicheBäume gerodet wurden. Es stellte sich heraus,daß dort ein Lebensmitteldiscounter bauenwill. Die Firma »Plus« will ihre bereits an derKreuzung ansässige Filiale um 80 Meter näheran die Hauptstraße verlegen. Im Rahmen derBaugenehmigung, verlautete seitens des Bau-dezernates, sei das nicht zu verhindern gewe-sen. Allerdings gehörte das Grundstück zuvorder stadteigenen Wohnungsbau- und Hausver-waltungsgesellschaft. Die Stadt hätte alsodurchaus Einfluß auf die weitere Nutzung desAreals nehmen können.

Als Bürgermeister Friedhelm Boginski in derjüngsten Hauptausschußsitzung daraufhin an-gesprochen wurde, erklärte er, daß mit demBau des Plusmarktes auf der Nordseite ja nurein Umzug erfolge, aber kein zusätzlicherMarkt enstehe.

Fehlentwicklung wird fortgesetztDie Einflußnahme der Stadt auf Standor-

tentscheidungen des großflächigen Einzelhan-dels ist offensichtlich sehr gering. In den letz-ten Jahren entstanden neue Märkte an starkfrequentierten Bundesstraßen. Im Gegenzugwurden Standorte in Wohngebietsnähe aufge-geben. Ein aktuelles Beispiel für diesen Trendist der Bereich Eisenspalterei. Die ersten Märk-te entstanden dort vor circa 10 Jahren. Nun

beabsichtigt ein Lebensmitteldiscounter vonder Südseite der B167 auf die Nordseite umzu-ziehen. Das entsprechende Baugrundstück be-fand sich bis vor kurzem im Eigentum des städ-tischen Wohnungsunternehmens. Es wäre alsodurchaus möglich gewesen, diese Entwicklungzu verhindern. Doch trotz Widerspruchs imBauausschuß wurde das Grundstück ohne Ein-beziehung der Stadtverordnetenversammlungverkauft. Der Baubeginn ist in Kürze zu erwar-ten. Per Ausnahmegenehmigung wurdendurch die Untere Naturschutzbehörde um-fangreiche Baumfällungen während der Vege-tationszeit erlaubt. Die vorgesehene Nutzungwiderspricht den ursprünglichen Intentionenzur Erlebbarmachung von Industriedenkmalenin diesem Bereich. Der nahe gelegene Finow-kanal und der Familiengarten werden weiterins Abseits gestellt.

Die Akteure der Stadt Eberswalde solltensich endlich der Bedeutung des Finowkanalsals entscheidendes Alleinstellungsmerkmal fürdie Stadtentwicklung bewußt werden und inder Stadtentwicklung weitsichtiger agieren.

KAREN OEHLER, Fraktionsvorsitzende

Die Entwicklungschancen der denkmalgeschütztenIndustrielandschaft am Finowkanal werden mit derpraktizierten Ansiedlungspolitik ignoriert.

Behördenwillkür?In der aktuellen Krise ist es sicherlich positiv

zu werten, wenn ein Discounter wie »Plus« inEberswalde in einen neuen Standort investiert.Angesichts des Mitbewerbers »Penny«, welcheran der Spechthausener Kreuzung an dominan-ter gut sichtbarer Stelle gebaut hat, ist auchverständlich, daß »Plus« vom bisherigen Stan-dort in der zweiten Reihe die 80 Meter in dieerste Reihe wechseln will. Daß die Behörden –gerade jetzt in der Krise – nicht als Wirt-schaftsverhinderer dastehen wollen, kann mandurchaus auch noch nachvollziehen.

Allerdings hört man immer wieder, daß essich bei der Bundesrepublik Deutschland umeinen Rechtsstaat handeln soll. In einemRechtsstaat gelten – wenn ich das richtig ver-standen haben sollte – Gesetze und darauf be-ruhende Verordnungen anstelle von Willkür.

In Brandenburg verbietet die Baumschutz-verordnung das Fällen von Bäumen in der Ve-getationsperiode zwischen 15. März und 15.September. Diese Verordnung ist nicht aus Juxund Tollerei erlassen worden – nehme ich malan. Hintergrund dürfte der Naturschutz sein,insbesondere der Schutz der Singvögel, die inBäumen nisten und derzeit ihren Nachwuchsbetreuen oder auch schon mit einer zweitenBrut beschäftigt sind.

Mit der Fällung der 54 Bäume sind sichereine Vielzahl solcher Niststätten samt Gelegevernichtet worden. Es kann Gründe geben,warum so etwas in Kauf genommen werdenmuß. Die Gesetze und Verordnungen sehenAusnahmen vor. Der vorliegenden Fall ist of-fenbar so eine Ausnahmeregelung. Erlassendurch die untere Naturschutzbehörde desLandkreises Barnim, einer Unterabteilung derBaubehörde. Solche Ausnahmen sind möglich,wenn der Naturhaushalt oder das Landschafts-bild durch die durchgeführten Maßnahmennur geringfügig beeinträchtigt werden, oderwenn die Maßnahmen aus »Gründen des Allge-meinwohls« notwendig sind. Dabei schreibt dasBrandenburger Naturschutzgesetz eine Mitwir-kungsmöglichkeit der Naturschutzverbändevor. Das Landschaftsbild wird durch den Kahl-schlag erheblich beeinträchtigt. Gründe desAllgemeinwohls, die eine Fällung der Bäume inder Vegetationszeit erfordern, sind nicht er-kennbar. Schließlich scheint es, daß die Natur-schutzverbände von den Fällungen erst aus derZeitung erfuhren – mit Beteiligung im Sinnedes Gesetzes dürfte das wenig zu tun haben.

Hier liegt der Verdacht nahe, daß ziemlichrabiat und willkürlich gegen bestehende Geset-ze und Verordnungen verstoßen wurde. Aller-dings nicht durch den Bauherrn und nichtdurch die ausführenden Baubetriebe – sonderndurch die Behörde, die eigentlich dafür zu sor-gen hat, daß die Gesetze und Verordnungeneingehalten werden. Die betreffende Behördeselbst wird das natürlich anders sehen...

GERD MARKMANN (aus bbp-forum, 26.6.2009)

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Offene BriefeChorin (bbp). Mit Offenen Briefen hat sich dieBürgerinitiative »Biosphäre unter Strom – KeineFreileitung durchs Reservat« Ende Juni an dieschwedische Regierung und den Brandenburgi-schen Ministerpräsidenten Platzeck gewandt.Vattenfall komme wegen seiner menschen-,natur- und klimafeindlichen Geschäftspolitiknicht aus den Schlagzeilen, wurde gerade erstvon der schwedischen Regierung »angemahnt«und will trotzdem für seine Planung der Ucker-markleitung mitten durchs BiosphärenreservatSchorfheide-Chorin und die Stadt Eberswaldedie Genehmigung Brandenburgs. »Wir setzenuns dafür ein«, sagt der Sprecher der InitiativeThomas Pfeiffer, »daß ihnen diese Genehmigungversagt wird, deshalb laden wir neben den im Sep-tember zur Wahl stehenden Parteien auch einenVertreter der schwedischen Regierung und Mini-sterpräsident Platzeck zu einer Podiumsdiskussionin die Altstadthalle in Angermünde ein.«

In ihrem Brief an Ministerpräsident Platzeckerinnert die Bürgerinitiative an das Bemühender Landesregierung, sich über Bundesrat undBundestag für eine modellhafte Erdverkabe-lung der Uckermarkleitung im Rahmen desGesetzes zur Beschleunigung des Netzausbauseinzusetzten. Dieses Vorhaben scheiterte amWiderstand Vattenfalls und seiner Lobbyistenin der Bundespolitik. An den Gründen, die ei-nen Bau der Leitung mitten durch das Bios-phärenreservat seine umliegenden Regionenund Eberswalde verbieten, habe sich abernichts geändert. Weder der Schutz der einmali-gen Kulturlandschaft, noch der Natur- und ins-besondere Vogelschutz noch der Schutz derBevölkerung in Eberswalde und einigen direktbetroffenen Dörfern ließen eine Genehmigungder von Vattenfall beantragten Freileitung zu.

»In der logischen Konsequenz Ihrer Kabinett-sentscheidung für eine Erdverkabelung der Ucker-markleitung fordern wir Sie hiermit auf, einen ent-sprechenden Kabinettsbeschluß zum Versagung derGenehmigung der von Vattenfall beantragten Frei-leitungsvarianten zu fassen. Dieser politische Be-schluß kann zwar den rechtlichen Ablauf desPlanfeststellungsverfahrens nicht unmittelbar be-einflussen, würde aber sowohl Vattenfall als auchder federführenden Genehmigungsbehörde imWirtschaftsministerium deutlich signalisieren, daßdas Land Brandenburg die Schutzgüter in der be-troffenen Region höher bewertet als die Wirt-schaftsinteressen der Energiekonzerne.« Nochkönne die Regierung erreichen, daß Vattenfallvon dem Vorhaben in der geplanten Form Ab-stand nimmt. Mit der Erdverkabelung und derModernisierung bereits bestehender Leitungenstünden machbare Alternativen zur Verfügung.»Die Menschen in unserer Region haben, insbe-sondere vor den Landtagswahlen und vor oder imRahmen des anstehenden Planfeststellungsverfah-rens, ein Recht von der Regierung und den zurWahl stehenden Parteien zu erfahren, was sie ge-willt sind, gegen den Bau der Uckermarkleitungdurch die Region zu unternehmen.«

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Rein-feld, sehr geehrte Frau Ministerin Olafson, sehrgeehrter Herr Minister Calgren, wir konntender Presse entnehmen, daß Sie sich als Ei-gentümer des Energiekonzerns Vattenfall stär-ker darum bemühen wollen, den Konzern aufInvestitionen im Bereich der erneuerbaren En-ergien festzulegen, um das schlechte Bild desKonzerns insbesondere in Ostdeutschland undPolen zu verbessern. Wir möchten Ihnen fürdiese Initiative danken und Sie in diesem Vor-haben bestärken.

Es ist tatsächlich so, daß das rücksichtloseVorgehen Ihres Konzerns gegen alle Bürgerin-teressen und Naturschutzbelange in Branden-burg, das früher positive Bild Ihres Landesgrundlegend zerstört hat.

Unsere Bürgerinitiative wehrt sich gegenden von Vattenfall geplanten Bau einer 380–kV-Höchstspannungsleitung mitten durch dasdurch die UNESCO anerkannte Biosphärenre-servat Schorheide-Chorin und mitten durchdie Stadt Eberswalde. Auch die Interventionder UNESCO konnte Vattenfall nicht von sei-ner zerstörerischen Planung abbringen.

Vattenfall behauptet, diese Leitung dieneausschließlich dem Transport von Windener-gie. Sie können sehr gut beurteilen, daß daseine Lüge ist, da Sie wissen, daß Ihr Konzern inDeutschland nur 0,04 Prozent seiner Energieaus Windkraft gewinnt. Auch können die Pla-nungen anderer Konzerne zum Aufbau vonWindenergieanlagen in den nächsten zehn/fünfzehn Jahren im Einzugsbereich die geplan-te Leitung nicht rechtfertigen. Stattdessengeht es Ihrem Konzern darum, seine Kohle-und Atomkraftwerkskapazitäten im osteu-ropäischen Raum sowie das in Polen an derGrenze zu Brandenburg geplante Atomkraft-werk Gryfino an das süd- und westeuropäischeNetz anzuschließen.

Die Grenzwerte für elektromagnetische Be-lastungen in Ihrem Land gehören zu denstrengsten in Europa, sie sind fünfhundert bistausendfach niedriger als in Deutschland. Siehaben konsequent bereits seit 1993 Hochspan-nungsleitungen aus dem Nahbereich vonSchulen und Kindergärten verbannt. Sie wis-sen genau um die potentiellen Gefahren. War-um lassen Sie es zu, daß Ihr Konzern bei unsmitten durch ein Wohngebiet in Eberswaldeeine Höchstspannungsleitung zieht, unter derKinder ganztägig spielen und damit einem ex-tremen Krebsrisiko ausgesetzt sind?

Sie haben in Ihrem Land zwei Biosphärenre-servate der UNESCO, das Torne–See–Gebietund Kristianstand Vattenrike. Letzteres ist einwichtiges Rastgebiet für Kraniche. Unser Ge-biet gilt als Kranichland, hier rasten nicht nurwie bei Ihnen die Kraniche, hier haben sieauch viele Brutplätze. Sie würden es niemalszulassen, daß Ihr Konzern mitten durch Kristi-

anstand Vattenri-ke eine solcheHöchstspan-nungsleitungzieht, an derstreckenweise proKilometer undJahr 400 bis 700Vögel verenden.Warum lassen Siezu, daß Ihr Kon-zern das Bios-phärenreservatSchorfheide-Cho-rin bei uns sonachhaltig zu zer-stören sucht?

Wir bitten Sie eindringlich, helfen Sieuns, den Menschen und der Natur, hier inBrandenburg, stoppen Sie dieses Vorha-ben ihres Konzerns.

Wir wissen, daß dies zunächst Aufgabe unse-rer Regierung und unserer Politiker inDeutschland und Brandenburg gewesen wäre.Bisher sind diese aber der Politik von Zucker-brot (»Wir finanzieren Euer Sommerfest« usw.)und Peitsche (»Wir entziehen Euch Arbeitsplät-ze« usw.) Ihres Konzerns erlegen.

Noch allerdings ist das Genehmigungsver-fahren für diese Leitung Ihres Konzerns nichteröffnet, noch kann die Genehmigung versagtwerden. Sorgen Sie mit dafür, daß es nicht zudiesem Vorhaben kommt, verhelfen Sie unse-ren Verantwortlichen zu dem Rückgrat, dieseLeitung die Genehmigung zu versagen, bringenSie Ihren Konzern von seinem zerstörerischenVorhaben ab, werden sie so wieder zu der posi-tiven Orientierung, die Ihr Land im Bild derhier lebenden Menschen früher immer war!

Am Donnerstag, den 3. September 2009 ver-anstalten wir um 19 Uhr in der AltstadthalleAngermünde eine Veranstaltung mit Podiums-diskussion, zu der wir auch den Ministerpräsi-denten Brandenburgs, Herrn Platzeck, eingela-den haben. Vielleicht haben Sie ja die Mög-lichkeit, selber oder durch einen Vertreter Ih-rer Regierung die Position Schwedens zu demVorhaben Ihres Konzerns darzulegen. Sie sindherzlich dazu eingeladen, und wir würden unsnatürlich über eine entsprechende Teilnahmesehr freuen.

Wir haben die Hoffnung, bei Ihnen Gehörund Unterstützung zu finden, hoffen auf IhreZusage zur Teilnahme an dieser Veranstaltungund verbleiben mit freundlichen Grüßen,

THOMAS PFEIFFER, Sprecher der Bürgerinitiative

Bürgerinitiative »Biosphäre unter Strom –Keine Freilei-tung durchs Reservat«,c/o Thomas Pfeiffer, BuchholzerStr. 22, 16230 Chorin OT Serwest, Tel. 033364-509001, e-Mail: [email protected], Spendenkonto: T.Pfeiffer für »Biosphäre unter Strom«, Kto.-Nr. 60697949,BLZ 15091704 Volksbank Uckermark

Bürgerinitiative schreibt an die schwedische Regierung:

Vattenfalls Image verbessern

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RichtigstellungBernau/Schwedt (bbp). Bezugnehmend auf dieMeldung »DVU und 50Plus/BVB« (BBP7/2009) hat Péter Vida um die Richtigstellunggebeten, daß er sich »zu keiner Zeit am Aufbauder Partei 50Plus in Brandenburg beteiligt« habe.»Ich habe bspw.«, so Vida, »kein einziges Mitgliedgeworben. Sämtliche Kandidaten der Listenverei-nigung BVB/50Plus, die ich zugegebenermaßen ingroßer Zahl geworben habe, sind parteilos oderMitglied von BVB«.

Der stellvertretende Landesvorsitzende von50Plus Wilfried Voß bestätigte in einem Briefan die BBP-Redaktion, daß 50Plus zeitweiseHerausgeber der in Bernau erschienenen »Un-abhängigen Zeitung« war. Peggy Müller sei da-mals »Chefredakteurin« gewesen, »aber zu derZeit nicht Mitglied der DVU. 50Plus hat inzwi-schen die Herausgeberschaft der ‘UnabhängigenZeitung’ beendet«. Auch Voß widerspricht derAussage, daß Péter Vida oder Dr. Weßlauführend am Aufbau von 50Plus beteiligt gewe-sen wären. Die Partei habe nach der Landtags-wahl 2004 selbst Kontakt zu Bürgerinitiativenin Brandenburg gesucht, mit dem Ziel einerZusammenfassung. Dies sei teilweise gelungenund mündete im Jahr 2008 in den »Branden-burger Vereinigten Bürgerbewegungen/BVB«, mitdenen 50Plus gemeinsam zu den Kommunal-wahlen antrat. Etwa 30 Gruppierungen hättendamals zu BVB gehört. »Aus Gründen, die hiernicht näher zu erläutern sind«, so Voß, »hat sich50Plus entschlossen, nicht mit BVB, sondern alleinzu den Landtagswahlen anzutreten.«

Buchtip:

Handreichung für ErwerbsloseVon Erwerbslosigkeit betroffene und mit ihr

beruflich wie ehrenamtlich Befaßte erhalteneine Handreichung, die Aktiven den Rückenstärkt, Zusammenhalt und Selbstbewußtseinverbessert.

Die HerausgeberInnen haben einen Bandzusammengestellt, der Aktionsformen der Er-

werbslosenbewegung dokumentiert, derenMöglichkeiten und Grenzen nicht verschweigt,die rechtlichen Rahmenbedingungen be-schreibt und ihre kulturelle Vielfalt aufzeigt.

Protestformen gegen Arbeitslosigkeit rei-chen vom Weberaufstand im 19. Jahrhundertbis zur Besetzung der Nordhausener Fahrradfa-brik bike systems durch die Beschäftigten. Ei-nen besonderen Schwerpunkt bilden die seitden 1970er Jahren entwickelten Erwerbslosen-Protestformen: Demos, Sternmärsche, Mon-tagsdemonstrationen u.a. Vor allem geht es umdie Frage: Welche Aktionsbündnisse zwischenErwerbslosen und Beschäftigten sind denkbar?Wie läßt sich mit ihnen gesellschaftliche Un-sichtbarkeit und Isolierung überwinden?

Der Band enthält auch einen Beitrag vonHelma Nehrlich zum Kampf um das Sozial-ticket in Brandenburg und einem Gespräch mitCarsten Zinn aus Eberswalde, einem der Initia-toren der Volksinitiative für ein Sozialticket.

Elke HannackBernhard JirkuHolger Menze

(Hrsg.)

Erwerbslose in Aktion

304 Seiten Hardcover

mit vielen FotosEuro 12,00

ISBN 978-3-89965-276-5

DIE HERAUSGEBERINNEN:Elke Hannack ist Mitglied des ver.di-Bundesvorstands; Bernhard Jirku ist beim ver.di-Bundesvor-stand für die Erwerbslosenarbeit zuständig; Holger Menze war bis Juni 2007 Gewerkschaftsse-kretär bei ver.di und ist Vorsitzender des Vereins »Mach meinen Kumpel nicht an!«Weitere Infos unter www.vsa-verlag.de; das Buch ist ab Juli 2009 erhältlich im Buchhandel oderdirekt bei:VSA: Verlag, St. Georgs Kirchhof 6, 20099 Hamburg, Tel. 040/28 09 52 77-0, Fax 040/28 09 5277-50, [email protected]

Kein Nazizentrum in BiesenthalBiesenthal (bbp). Aufgrund eines bauord-nungsrechtlichen Nutzungsverbots für das zen-trale Gebäude des ehemaligen Asylbewerber-heims in Biesenthal sind dort künftig keinegrößeren Veranstaltungen mehr gestattet. Daszu DDR-Zeiten von der Funkaufklärung desMinisteriums für Staatssicherheit genutzteGelände war jüngst in die Schlagzeilen geraten,weil die NPD dort ein Schulungszentrum ein-richten wollte. Schulungen für NPD-Mitglie-der, die in der Kommunalpolitik mitmischenoder als Kandidaten bei Wahlen antreten woll-ten sowie Konzerte brauner Bands gab es hierbereits (BBP 7/2009). Diese hätten laut Vize-Landrat Carsten Bockhard gar nicht stattfin-den dürfen. »Das Gebäude ist für die NPD ausbauordnungsrechtlicher Sicht wertlos«, sagteBockhardt dem Berliner »Tagesspiegel«. DasNutzungsverbot treffe die NPD hart, verlaut-barte aus Sicherheitskreisen. Die Partei suchein Brandenburg bereits ein neues Quartier.

Das Gelände am Rand von Biesenthalgehört einer Immobilienfirma. Aktuell ist dasAreal von der Devasta GmbH i.G. gepachtet,dessen Geschäftsführer Mike Sandow, ex-NPD-Kreischef, für die DVU im Kreistag undfür die NPD in der StVV Biesenthal sitzt. DasGelände sei zweimal pro Monat von NPD-Mit-gliedern und anderen Neonazis, darunter Mit-glieder der »Kameradschaft Märkisch Oder Bar-

nim« für Treffen genutzt worden. Nach einemTreffen Anfang August 2008 geriet eine Szene-Anführerin aus Berlin ins Visier der Justiz. DieEx-NPD-Funktionärin Gesine Hennrich, ehe-malige NPD-Kreisvorsitzende von Berlin-Mar-zahn und Mitbegründerin der Berliner Kame-radschaft »Frontbahn 24« muß sich vor demAmtsgericht Bernau verantworten. Am 24.Juni fand der zweite Prozeßtag statt. Der Vor-wurf der Staatsanwaltschaft lautet Verstoß ge-gen das Jugendschutzgesetz. Hennrich soll inBiesenthal über eine Musikanlage indizierte,rechtsextreme Lieder abgespielt haben, im Bei-sein Minderjähriger. Als Zeugen traten nebenPolizisten auch Marco Rohde, Vorsitzender desNPD Kreisverbandes Barnim- Uckermark so-wie weitere rechte Aktivisten. Mitte Augustfindet ein weiterer Prozeßtermin statt.

Am 13. Juni hätte wieder ein Konzert statt-finden sollen, doch es wurde durch das Nut-zungsverbot der Kreisverwaltung verhindert.Zuvor waren am 1. Mai vor etwa 200 Rechts-extremisten Bands wie »Tätervolk« und »Ex-zess« aus Mecklenburg-Vorpommern in Bie-senthal aufgetreten. Die Gruppe »Tätervolk«war auch für den 13. Juni angesagt. Sicher-heitsexperten gehen davon aus, daß weiterhinRechtsextremisten nach Biesenthal kommenwerden, auch wenn die Immobilie nicht mehrim gewünschten Umfang zu nutzen sei.

Stadtverwaltung Eberswalde:

Haustarifvertrag läuft ausEberswalde (bbp). Der für die Angestellten derEberswalder Stadtverwaltung geltende Hausta-rifvertrag soll nach Auffassung des zuständigenVerwaltungsdezernenten Bellay Gatzlaff nachAuslaufen nicht erneuert werden. Ab 2012würde demnach für die städtischen Beschäftig-ten wieder der allgemeine Tarifvertrag des Öf-fentlichen Dienstes gelten. Seit dem Jahr 2005arbeiten die Stadtangestellten aufgrund desHaustarifvertrags nur 38 Stunden in der Wo-che, das sind 95 Prozent der Regelarbeitzeit. ImGegenzug verzichten sie auf 5 Prozent ihresGehalts. Der städtische Haushalt wird dadurchum ca. 500.000 Euro pro Jahr entlastet.

Daß trotz des enger werdenden Finanzkor-setts künftig auf den Haustarifvertrag verzich-tet werden kann, begründet Gatzlaff mit demverstärkten Ausscheiden von städtischen Be-diensteten in den nächsten Jahren insbesonde-re aufgrund der abgeschlossenen Altersteilzeit-verträge. Zugleich werde sich der Geburten-knick von Anfang der 90er Jahre bemerkbarmachen, so daß Gatzlaff sogar einen Mangel anqualifiziertem Nachwuchspersonal befürchtet.Der aktuelle Abiturjahrgang war der letzte»born in the GDR«.

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Freie Wähler mit neuer SatzungEberswalde (bbp). Nachdem der Verein FreieWähler Eberswalde e.V. Anfang Juni nach hef-tigen internen Auseinandersetzungen mehrereMitglieder, darunter den stellvertretenden Vor-sitzenden Peter Kikow und das Vorstandsmit-glied Manfred Ehlert aus dem Verein ausge-schlossen und einen neuen Vorstand gewählthatten, standen auf der Mitgliederversamm-lung am 2. Juli umfangreiche Satzungsände-rungen auf der Tagesordnung. Unter anderemwurden Ausschlüsse von Mitgliedern detail-lierter geregelt, eine dreimonatige Probezeitvon neuen Mitgliedern eingeführt, die Befug-nisse der Vorstandsmitglieder eindeutig gere-gelt, Rechte und Pflichten von Vereinsmitglie-dern definiert und die Ziele und der Zweck desVereins genauer beschrieben. Der erst im Junizum Stellvertreter gewählte Dietrich Neumannist aus gesundheitlichen Gründen zurückgetre-ten. Als neuer stellvertretender Vorsitzenderwurde Peter Herrmann von der Mitgliederver-sammlung gewählt. Wichtige aktuelle politi-sche Themen der Freien Wähler sind der Eich-werder Ring und die Überprüfung der Umset-

zung der Beschlüsse, die durch die FreienWähler in den letzten Monaten initiiert wur-den (Denkmalbereichssatzung, Europabeauf-tragter, etc.). Am 12. Juli fand eine Begehungder Mosaikreste des Aussichtsturms statt miteinem anschließenden kleinem Freie-Wähler-Sommerfest mit Gegrilltem.

Neben Peter Herrmann gehören dem Ver-einsvorstand Heicke Ecke als Vorsitzende, DirkSchulz als weiterer Stellvertreter, Schriftführe-rin Yvonne Michalke sowie SchatzmeisterinMarion Schulz an.

Bereits auf ihrer Juniversammlung hattendie Freien Wähler beschlossen, nach den Intri-gen, Machtkämpfen und die wegen der Land-tagswahl verursachten Meinungsverschieden-heiten, die zu dem Ausschluß der »vereinsschä-digenden Mitglieder« führten, nicht an derLandtagswahl 2009 teilzunehmen.

Der Ortsverein Freie Wähler Eberswaldee.V. will sich wieder auf die eigentliche kom-munalpolitische Arbeit vor Ort konzentrierenund sich weiterhin mit Ideen und Anregungenengagieren, um den Wählerauftrag zu erfüllen.

Keine Bewegung!Eberswalde (exil). Die aktuelle Broschüre »DieResidenzpflicht für Flüchtlinge. Bestandsaufnahmeund Kritik« von Beate Selders ist am 9. Juli imMuseum in der Adler-Apotheke Eberswaldeder Öffentlichkeit vorgestellt worden. Asylsu-chende werden für die Dauer des Asylverfah-rens einer Ausländerbehörde zugewiesen unddürfen deren Zuständigkeit – in der Regel ei-nen Landkreis – nicht ohne Ausnahmegeneh-migung verlassen.

Beate Selders geht den Fragen nach: Washeißt es für die demokratische Verfaßtheit un-serer Gesellschaft, wenn einer Gruppe vonMenschen elementare Grundrechte verweigertwerden? Wie wirkungsvoll ist das Engagementgegen Intoleranz und rassistische Gewalt,wenn die davon Betroffenen per Gesetz ausge-grenzt und stigmatisiert werden?

Die Interviews und Reportagen machendeutlich, daß die Residenzpflicht eine Men-schenrechtsverletzung ist. Sie zu beenden, liegtnicht nur im Interesse der Flüchtlinge, sondernauch im Interesse einer offenen und demokra-tischen Gesellschaft.

Eberswalde (inforiot). Unter dem Motto »Festefeiern ohne Nazis – der DVU den Stecker ziehen«demonstrierten am Nachmittag des 20. Juni,etwa 200 Menschen in Eberswalde gegen dasSommerfest der Deutschen Volksunion (DVU)und gegen die rechte Szene in der Region. Da-mit folgten sie dem Aufruf verschiedenerGruppen aus dem Nordosten Brandenburgs.

Ziel war es dem Sommerfest ein deutlichesZeichen entgegen zusetzen. »Wir wollen es nichtmehr hinnehmen, daß Nazis hier ungestört feiernkönnen, ohne das auch nur ein Bürger oder eineBürgerin Notiz davon nimmt« so Melanie Jonasaus dem Vorbereitungskreis. »Wir wollen ihnenzeigen, daß wir keinen Bock auf sie haben« – soheißt es auch im Aufruf zu Demonstration:»Kein Bock auf deutsche Bratwurst, kein Bock aufNazimucke und völkische Bräuche«.

»Uns ist klar, daß wir das DVU Fest damitnicht verhindern, aber wir wollen den Anstoß fürengagierte Menschen im Ort geben, sich gegen Na-zis zu positionieren« ergänzt Jan. Er geht inEberswalde zur Schule und spürt wenig vomdem selbsternannten »Toleranten Eberswalde«.»Toleranz heißt nicht, Nazis und ihre Ideologie zutolerieren«, meint Jan. Auch ist er enttäuscht,daß kaum Bürgerinnen und Bürger an der De-monstration teilnehmen.

Und er hat nicht unrecht, nur wenige Er-wachsene nehmen teil oder interessieren sicham Rande für den Protest. Eigentlich sind esnur Jugendliche, die auf der Straße sind.

Neben dem DVU Sommerfest ging es auchgegen die rechte Szene in Eberswalde und Um-gebung und besonders gegen den Naziladenvon Gordon Reinholz (ehemaliger Kopf des

Märkischen Heimatschutzes). Sein Geschäftsei Ausgangspunkt für Nazi-Aktivitäten in undum Eberswalde, hieß es in einem der Re-debeiträge. Enge Kontakte pflege er auch zurKameradschaft Märkisch-Oder Barnim.

In weiteren Redebeiträgen ging es u.a. umden von Nazis im Jahr 2000 in Eberswalde er-mordeten Falko Lüdtke. Auch über das NPDGelände in Biesenthal sowie die Verknüpfungvon NPD, DVU und Kameradschaften in derRegion wurde informiert. Die Schnittstelle zwi-schen Parteien und Kameradschaften ist dabeiKlaus Mann (DVU-Vorsitzender der KreiseBarnim, Uckermark und Oberhavel), hieß es.

Seit nunmehr zehn Jahren organisiert dieDVU zur so genannten Sommersonnenwendeein Fest. Familienfreundlich mit Bratwurst,Kinderschminken und Kremserfahrt präsen-tiert sie sich als »Partei zum Anfassen« (aus demAufruf der DVU). Unter den Gästen befindensich dabei vor allem Nazis der Parteien NPDund DVU sowie der Kameradschafts- undRechtsrockszene. Nicht selten kommt es zu(gewalttätigen) Auseinandersetzung unter den

Gästen. Das Fest fand zum drittenmal auf demGrundstück von Klaus Mann in Finowfurtstatt. Zuvor diente sein Grundstück in Seefeld(Barnim) als Veranstaltungsort. Weit abgele-gen und mitten im Wald konnten die Nazisvon DVU, NPD und Kameradschaften unge-stört feiern. Im letzten Jahr gab es erstmals Ge-genprotest – etwa 40 Menschen hielten eineKundgebung ab und demonstrierten gegen dasFest in Finowfurt (BBP 7/2008). In diesem Jahrwurden wesentlich mehr Menschen gegen dieDVU aktiv: Mit Konzerten und einer antifa-schistischen Demonstration sollte auf dasNazi-Fest aufmerksam gemacht werden.

»Wir sind zufrieden mit der Demonstration«sagt Melanie nach Ende der Veranstaltung. »Esgab gute Redebeiträge, die Stimmung war superund wir haben es ein Stück weit geschafft, dasThema in die Öffentlichkeit zu tragen. Denn esgibt eine mediale Wahrnehmung, die es vorher ebennicht gab!«

Jedoch war es nicht einfach Konzerte undDemonstration umzusetzen: Das Konzert amFreitag mit »Trashcor«, »Lingerie« und »Sub to«sollte ursprünglich in Finowfurt selbst stattfin-den, mußte allerdings nach Eberswalde verlegtwerden. Auf dem Marktplatz in Eberswaldewar das Konzert jedoch ebenso wenig er-wünscht wie in Finowfurt und so mußte esschlußendlich in der abgelegenen »ChemischenFabrik« stattfinden. Auch die Polizei hatte fürdie Demonstration am Samstag übertriebeneAuflagen erteilt. Die VeranstalterInnen hattenzuvor dann Widerspruch eingelegt und Rechtbekommen. Der Abend endete mit einem Kon-zert der »Kaputt Krauts« im Jugendclub Exil.

200 Menschen gegen das DVU Sommerfest

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Karl Marx im 21. Jahrhundert (11)

Arbeit und »Freizeit«von Dr. Rainer Thiel

Zu allen Zeiten gilt: In der Arbeit ist der Mensch der Schöpfer seiner selbst und allerGüter. Das ist Kern der Theorie von Marx und Engels. Doch bis jetzt birgt dieser KernWidersprüche in sich. In Folge 11 hatten wir gesehen: Menschen werden zu Opfern derProdukte ihrer Arbeit. Mensch-Sein wird von sich selbst entfremdet, indem menschli-che Sinnlichkeit überlagert wird vom Sinn des Habens.

Doch auch die Arbeit als Tätigkeit ist wider-sprüchlich: Soweit ein Arbeiter »sich in

der Arbeit unglücklich fühlt, keine freie physischeund geistige Energie entwickelt, sondern seine Phy-sis abkasteit und seinen Geist ruiniert« – so weitfühlt sich ein Arbeiter »erst außer der Arbeit beisich und in der Arbeit außer sich. Zu Hause ist er,wenn er nicht arbeitet, und wenn er arbeitet, ist ernicht zu Haus.« Seine Arbeit ist ihm »nur einMittel, um Bedürfnisse außer ihr zu befriedigen.«(MEW 40 Seite 514) Darin besteht die Wider-sprüchlichkeit der Arbeit, vor allem der kör-perlichen und nervlichen Schwer-Arbeit oderder geistlosen Arbeit.

Umso heftiger ist das Bedürfnis von Arbei-tern, sich außerhalb der Arbeit zu entspannenund zu genießen. Das Bedürfnis hat sich seitJahrhunderten in der Volkskunst geäußert.Und es setzt sich fort. In der kleinen Stadt, indie mein Dorf jetzt einverleibt ist, gibt es seitvierzig Jahren eine Kantorei. Sie hat – vereintmit Berufssängern – die Johannes-Passion vonBach aufgeführt. In dieser kleinen Stadt gibt esseit dreißig Jahren einen Laienchor, der dieLieder der Völker singt, jetzt auch vereint mitChören aus dem nahen Polen. In dieser klei-nen Stadt hat meine Gefährtin Christina einenMalzirkel gegründet, aus dem der Kulturvereinhervorgegangen ist. So ging es los: Christina -in der DDR nebenberuflich im Malen ausgebil-det – verzichtete nach der Wende auf die Hälf-te ihres Arbeitsplatzes und malte. Als sie zu mirzog, stellte sie Bilder aus, im Rathaus des Städt-chens, in der Sparkasse, in der Begegnungsstät-te »Friedensdorf«, in den Feuerwehrhäusernzweier Dörfer, in den Bibliotheken zweierKleinstädte und im Kleistforum in Frankfurt.In meinem Garten war vier Mal »Waldgalerie«,und im Arbeitszimmer meiner verstorbenenFrau versammelten sich Gäste, um bei Christi-na malen zu lernen. Christina rief auch Schülerauf, im Info-Zentrum der Kleinstadt auszustel-len; ein Jahr später folgte der Schulleiter demBeispiel. Christina und Rainer riefen zu einemFontane-Abend ins Info-Zentrum, auf literari-sches Parkett. Bald gründeten Dutzende Bür-ger den Kultur-Verein.

Im Osten wie im Westen Deutschlands su-chen Hunderttausende, sich der Entfrem-

dung zu entziehen und an Persönlichkeit zu ge-winnen. Die Märkische Oderzeitung berichtetgern darüber, ich hoffe, auch andere Regional-zeitungen berichten. In ganz Deutschlandkönnten tausend Journalisten und Soziologenberichten. Verlage könnten hundert Bücher

herausbringen. Wermutstropfen blieben den-noch: Nur wenigen, die der Entfremdung zuentkommen suchen, gelingt es, hin und wiederauch politische Akzente zu setzen. Und wennZeitungen oder Fernsehen zeigen, daß sichMenschen der Entfremdung entziehen, dannfolgt allzu schnell die Werbung, die Reklame,die Hetze, dem Sinn des Habens zu frönen.

Die notwendige Entspannung der geplagtenLohn-Arbeiter ist seit Jahrzehnten selber

zum Feld kommerzieller Unterhalter geworden.Die Unterhalter – unter ihnen auch Blödriane– steigern sich zu Stars und verdienen vielGeld. Von allen zusammen gilt: Es interessiertsie nicht, daß der Arbeiter Schöpfer aller Wer-te ist. Im Gegenteil. In ihrer Mehrheit tun sieso, als ob es auf der Welt nur Traum-Hotelsgäbe und Grimassen-Schneider die größtenKünstler wären. Die Berufs-Unterhalter ver-werten nur das Bedürfnis, nach der Arbeit ir-gendwie außerhalb der Arbeit zu sein. Sie tren-nen den Arbeiter als Schöpfer aller Werte abund zielen ausschließlich auf sein Bedürfnis,sich außerhalb der Arbeit zu finden. Das istEntfremdung. Vereinzelt gibt es Humanistenunter den Unterhaltern. Ich fand sie zum Bei-spiel unter den Künstlern sozialkritischer Filmeder Tatort- und der Polizeiruf-110-Krimis. Mansieht kluge Kommissare bei harter Arbeit undSchauspieler als normale Menschen.

Entfremdung drückt sich aus in Paradoxien:Ist Fußball, sind die Stadien voll. Treten Starsauf, sind die Säle voll. Zur zweihundertstenMontagsdemo in Eisenhüttenstadt kamen zweiDutzend Zuhörer. Vier Wochen später wim-melten auf demselben Platz im Zentrum Tau-sende Bürger, um sich vor Spaß-Bühnen undauf dem Riesenrad zu vergnügen, fernab vonKräftigung im Kampf um ihre eigenen Interes-sen. Neulich dasselbe in Finsterwalde: Als wirkürzlich auf dem Marktplatz demonstrierten,waren wir dreißig Leutchen allein. Als kürzlichSängerfest war – nichts gegen die aktiven Sän-ger, die der Entfremdung trotzen –, zogen Tau-sende Nicht-Sänger durch die Stadt, um sichvon den Aktiven unterhalten zu lassen. Das istdie Tücke der inneren Spaltung der Arbeits-welt: Schöpfertum und Unterhaltung fallenauseinander. Die Unterhaltung wird – wie auchdie Religion – zum Opium des Volks. Das warschon so im alten Rom: Dem Volke panem etcircenses, Brot und Spiele. Ausnahmen lassenhoffen. Sehen wir, wie es weitergeht mit derEntfremdung.

Fortsetzung folgt.

»Nadie es una Isla«»Niemand ist eine Insel« – Hilfe für Cuba St. Ingbert (bbp). Seit vielen Jahren sammelnMartine und Karl Schilp aus St. Ingbert (Saar-land) Medikamente, Verbands- und Operati-onsmaterial, Schreibzeug, Bekleidung, Spiel-zeug und viele andere Hilfsgüter für die Bevöl-kerung in der kubanischen Region Holguín.Die 2008er Hilfslieferung im Umfang von 9,7Tonnen hatten die beiden dem Direktor für In-ternationale Beziehungen der Poder PopularHolguín Oscar Lugo Gonzales im Novemberdes Vorjahres persönlich übergeben.

»Wir waren«, so Martine und Karl Schilp,»bei der Verteilung meistens dabei und konntenuns so davon überzeugen, daß alle Hilfsgüter ge-nau da hinkamen, wo sie auch am notwendigstengebraucht wurden. Bei diesen vielen Fahrten überLand konnten wir auch viel von den schlimmenSchäden sehen, die die drei Hurrikans Gustav, Ikeund Paloma in wenigen Wochen Abstand hinter-lassen haben. Von diesem Anblick waren wir tieferschüttert. Viele Häuser kaputt, auf den Feldernüber Monate keine Ernte, wie sollen die armen Be-wohner von Ostcuba diese Rückschläge überste-hen. Es wurde so viel vernichtet.« Die Behördenbemühten sich sehr, um den Menschen nachdiesen Katastrophen zu helfen, »aber wenn eskeine Ernte gibt, gibt es auch kein Obst undGemüse. Auf dem Teller der Holguineros liegt zur-zeit nur Reis und Bohnen und manchmal etwasFleisch.« Trotzdem hungere kein Kind. DieSchilps waren in verschiedenen Provinzen undhaben sich persönlich davon überzeugt. In al-len Kitas bekommen die Kinder täglich ihreMilch und dreimal täglich ein Essen.

Unter den Hilfsgütern vom November 2008waren viele Kindersachen und -schuhe. »Aberes war noch zu wenig. Falls Sie also über Kinder-kleidung und Schuhe in gutem Zustand verfügen,würden wir uns sehr freuen, wenn Sie uns dieseSachen zuschicken könnten.« Mädchen- oderJungensachen, gleich welcher Größe, vomBaby bis hin zum Heranwachsendenalter wer-den von Familie Schilp gesammelt. Abernatürlich nur Sommersachen. Auch Nähmate-rial ist große Mangelware auf Kuba.

Die Hilfs-Aktion 2009 steht unter dem Mot-to »Nimand ist eine Insel«. Die Schilps wollenden Kubanern damit zeigen, »daß sie wirklichnicht alleine sind… Wir selbst haben keine Kinder,aber Patenkinder in Holguín. Und wir lieben alleKinder in Cuba. Wenn wir dann die Freude unddie Dankbarkeit in den Augen dieser Kidner sehen,sind wir glücklich.«

Hauptproblem wird wie in jedem Jahr wieder»das Zusammenbetteln« der hohen Transportko-sten sein. Deshalb bitten Martine und KarlSchilp um Ihre Spenden: »Bitte helfen Sie uns.Cuba und vor allem der Osten Cubas brauchtganz dringend die Hilfe aller guten Menschen«.

Karl und Martine Schilp, Postbank Saarbrücken, BLZ 590 100 66, Kto.-Nr. 202 82 666.66386 St. Ingbert, Lottenhammer 64, Tel. 06894/5906259, eMail: [email protected]

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BotonikertagungEberswalde (prest-ew). Vom 26.-29.Juni 2009trafen sich in Eberswalde im Wald-Solar-HeimFachleute zur 40. Brandenburgischen Botani-kertagung. Die Tagung fand anläßlich des 150-jährigen Vereinsjubiläums in diesem Jahr amGründungsort Eberswalde statt. In einerGrußadresse von Bürgermeister Boginski heißtes dazu u.a.: »Ich gratuliere Ihnen herzlich zu die-sem beeindruckenden Jubiläum. Es bestätigt mirerneut die Bedeutung unserer Stadt auf den Gebie-ten Wald, Natur und Umwelt und speziell in derBotanik.« Neben den Fachvorträgen im Wald-solarheim standen mehrere Exkursionen in dasEberswalder Umland auf dem Programm. In-fos: www.botanischer-verein-brandenburg.de.

»Eberswalder Insektenwelt«Eberswalde (prest-ew). Im Eberswalder Rat-haus lädt eine neue Fotoausstellung bis MitteAugust zum Staunen ein: »Eberswalder Insek-tenwelt«. 20 Farbfotos im Format A4 von dem22-jährigen FH-Studenten Daniel Jestrzemskivom Fachbereich »International Forest Ecosy-stem Management« zeigen imposante und span-nende Momentaufnahmen von Käfern,Schmetterlingen u.a. Insekten. Die kleine fas-zinierende Welt – ganz groß für den Betrachterder Fotos, wurde am 29. Juni von Bürgermei-ster Friedhelm Boginski gemeinsam mit DanielJestrzemski in Anwesenheit des bekanntenEberswalder Entomologen Prof. Dr. Ulrich Sed-lag eröffnet.

Ameisen-TagungEberswalde (bbp).Zu ihrer Jahres-hauptversammlungtrafen sich am 4.Juli in Eberswaldedie Mitglieder derBrandenburgischenAmeisenschutzwar-te e.V. Der 1998 ge-gründete Verein mit Sitz in Eberswalde widmetsich dem Schutz, insbesondere der RotenWaldameisen. Diese auffälligen Arten habenauf Grund ihrer Lebensweise eine Schlüssel-stellung im Ökosystem Wald. Der Verein ver-steht sich als Ansprechpartner und Koordinie-rungsstelle für den praktischen Waldameisen-schutz in Brandenburg. Insbesondere auch inZusammenarbeit mit den Waldschulen inBrandenburg wird ein Hauptaugenmerk auf dieArbeit mit Kindern und Jugendlichen gelegt,die für den Natur- und Umweltschutz sensibili-siert werden sollen. Mit der Einrichtung vonFormikarien, Terrarien für Waldameisen, imWaldsolarheim Eberswalde, dem ZoologischenGarten Eberswalde, der Waldschule Grünaueund beim Naturschutzverein Kolkwitz entstan-den in den letzten Jahren solche lebendigenAnschauungsobjekte für diese interessantenund aus ökologischer Sicht wichtigen Insekten.

Baumpflege und -wässerung gefragtEberswalde (prest-ew). Die Stadtverwaltung istseit Jahren bemüht, die Straßenbäume imStadtgebiet zu pflegen und zu erhalten. EinGroßteil der Bäume hat ihr maximales Alterals Straßenbäume schon erreicht. Die Umwelt-einflüsse, Baumkrankheiten und mechanischeSchäden tragen dazu bei, daß manche Bäumegefällt werden müssen. Um den Charakter derStraßen zu erhalten, werden jährlich die ausge-fallenen Bäume nachgepflanzt. So wurden imFrühjahr 2009 auch in der Eisenbahnstraße diedurch den gemeinen Spaltblättling (Pilz) befal-lenen Linden ersetzt. Im Juni hat eine auf-merksame Bürgerin die Stadtverwaltung aufRindenschäden an einem neu gepflanztenBaum und an einem Baum der im Zuge desNeubaus der Eisenbahnstraße gepflanzt wurde,

hingewiesen. Hier handelt es sich um einemutwillige Zerstörung des Baumes. Auf langeZeit gesehen wird er nicht das normale Baum-alter erreichen. An der Schwachstelle ist es Pil-zen und anderen baumzerstörenden Krankhei-ten möglich einzudringen. Die Stadtverwal-tung Eberswalde bittet die Bürgerinnen undBürger der Stadt wachsam zu sein und Baum-schäden zu melden. Vorsätzliche Beschädigun-gen von Bäumen sind ein Straftatbestand. Als positives Beispiel möchte die Stadtverwal-tung den engagierten Baumpaten danken, diedurch Ihren Einsatz beim Pflegen und Wässernder Straßenbäume zum Erhalt dieser beitragen.Jede Bürgerin und jeder Bürger der die Mög-lichkeit hat, wird gebeten die Bäume so oft wiemöglich zu wässern.

Hagen-Denkmal wird restauriertEberswalde (bbp). Der städtische Hauptaus-schuß hat am 10. Juli über die Annahme einerSpende zur Restaurierung des Otto-von-Ha-gen-Denkmals im Eberswalder Schwappach-weg entschieden.

Ziel der Spender ist, dem Ort des Denkmalsbis zum 23. Oktober 2009 wieder ein würdigesAussehen verleihen und die fehlende Tafel amDenkmal erneuern. An diesem Tag jährt sichzum 125. Mal der Tag, an dem in Eberswaldedas Denkmal für Otto von Hagen feierlich ent-hüllt wurde. Das Hagen-Denkmal ist nach wievor ein bevorzugter Treffpunkt der EberswalderStudenten als Ausgangspunkt für Exkursionen.Zu diesem Zweck hatten bereits im Januar2009 der Leiter der Landesforstanstalt Ebers-walde und Vorsitzende des BrandenburgischenForstvereins e.V. Prof. Dr. Klaus Höppner, derPräsident der Fachhochschule EberswaldeProf. Dr. habil. Wilhelm-Günther Vahrson undder Leiter des Amtes für Forstwirtschaft Ebers-walde Frank Schindler gemeinsam mit denNachfahren Otto von Hagens einen Spenden-aufruf veröffentlicht.

Otto von Hagen (1817?bis 1880) gehört zuden herausragenden forstlichen Persönlichkei-ten des 19. Jahrhunderts. Als Oberlandforst-meister stand er von 1863 bis zu seinem frühenTod 1880 an der Spitze der preußischen Forst-

verwaltung mit einer Wald-fläche von 2,6 MillionenHektar zwischen Gumbinnenund Trier. Nach seinen Wirt-schaftsgrundsätzen, den»Goldenen Worten«, in de-nen er sich vom Prinzip desBodenreinertrages distan-zierte und zur Gemeinwohl-verpflichtung der Staatsfor-sten bekannte, führte er dieForstwirtschaft zu hohen Er-trags- und finanziellen Lei-stungen, die dem Wirt-schaftszweig hohes Ansehenim Staat eintrugen. Es gehörtzu den einmaligen Leistun-gen Otto von Hagens alsChef der größten deutschenForstverwaltung, mit derSchrift »Die forstlichen Ver-hältnisse Preußens« (1869)den Zustand, die Ziele unddie Bilanz des ihm unterstehenden Wirtschafts-bereiches in meisterhafter Weise beschriebenund damit der Nachwelt ein unvergleichlichesstatistisches Werk hinterlassen zu haben. AlsKurator der Forstakademie Eberswalde war erder forstlichen Ausbildung und der Forschungin besonderer Weise verbunden. Ihm ist es zuverdanken, daß die Eberswalder forstlicheLehrstätte in den 70er Jahren des 19. Jahrhun-derts nicht in eine Universitätsstadt verlegt wur-de, wie es dem Trend jener Zeit entsprach. Dashätte das Ende des WissenschaftsstandortesEberswalde bedeuten können. Vielmehr hat erAkademiedirektor Bernhard Danckelmann inseinem Bestreben unterstützt, die hiesige Ein-richtung personell und materiell zu stärken.Seiner Fürsorge ist auch die Errichtung des Ro-ten Gebäudes in der Eberswalder Schickler-straße zu verdanken (1876 eingeweiht).

(aus dem Spendenaufruf vom Januar 2008)

Deutscher ForstvereinEberswalde (prest-ew). Auf der 64. Jahresta-gung des Deutschen Forstvereins im Juni inPotsdam war auch die Stadt Eberswalde prä-sent. Die Fachhochschule Eberswalde reistemit etwa 120 Teilnehmern vom FachbereichWald und Umwelt an – mit Studierenden, Pro-fessoren, Dozenten. Vor Ort rührte AstridSchilling vom Fachbereich kräftig die Werbe-trommel – für die FH und den Fachbereichund auch für die Stadt Eberswalde. Mit Info-materialien und Prospekten.

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Die Bundeswehr am Hindukusch:

Kein Krieg – aber sehr reale ToteDie »1. Allgemeine Verunsicherung« hat es

schon vor Jahren gewußt: »Das Böse ist im-mer und überall.« Nur die drei Bundeswehrsol-daten neulich haben es nicht rechtzeitig be-merkt, das mit dem Abhang, den sie mit ihrem»Fuchs«-Panzer hinuntergepoltert sind, umdann kopfunter im Wassergraben zu ertrinken.Jedenfalls hat BILD das so erzählt und damitMinister Jung den Rücken stärken wollen: keinKrieg in Afghanistan – es war nur ein »norma-ler« Unfall mit Todesfolge. Mit den weiterenFragen (die die Leser ja gar nicht stellen soll-ten) hat BILD selbige allein gelassen: Konntendie drei mit dem Gerät nicht ordentlich umge-hen, etwa Ausbildungsmängel? Oder ist dasFahrzeug so miserabel konstruiert, daß es sichan Böschungen überschlägt? Oder hat gar derFeind dem Fuchs eine Grube gegraben? Allesin allem: BILD hat der Bundeswehr mit dieserStory keinen Gefallen getan. Aber inzwischensind die Särge unter der Erde, und es fragt kei-ner mehr.

In der »Region Nord« und speziell im GebietKundus haben es die Deutschen vor allem

mit Usbeken und Tadshiken zu tun. Die gehör-ten früher zur talibanfeindlichen Nordallianz.Entsprechend freundlich war das Klimazunächst für die deutschen ISAF-Truppen.Wieso eigentlich hat sich das inzwischen sokraß geändert, daß sie kaum noch einen Fußvor die Tür setzen können, ohne auf einenSprengsatz oder einen Hinterhalt zu stoßen?Einigen Aufschluß gibt eine 2009 von ARD ge-meinsam mit den Medien ABC und BBC ver-anstaltete Umfrage in Afghanistan (A. Henze,WDR: Der Haß auf den Westen wächst.www.tagesschau.de/Ausland/Afghanistan-Um-frage). Danach wächst die Stimmung gegen diefremden Truppen auch im Norden. Zunehmen-de Gewalt und weiterhin schlechte Wirt-schaftslage sind dafür verantwortlich. »Der We-sten hat den Kampf um die Herzen und Köpfe derAfghanen erst einmal verloren... Die Ablehnunggegenüber den US- und NATO-Truppen ist schonjetzt so stark, daß in manchen Provinzen inzwi-schen mehr als die Hälfte der Bevölkerung An-schläge auf US- und NATO-Soldaten für gerecht-fertigt hält, landesweit ist es jeder Vierte.« Natür-lich spielen dabei auch die zunehmenden Op-fer der Bevölkerung bei Luftangriffen und beiZwischenfällen an den Kontrollposten eineRolle. Der Journalist Theo Sommer: »Je mehr

Soldaten nach Afghanistan geschickt worden sindund je mehr sie ‘in die Fläche’ gehen, desto stärkerist die Unsicherheit im Lande gewachsen. Die Zahlder gewalttätigen Zwischenfälle stieg in den erstenneun Monaten dieses Jahres [2008] um ein Drittelauf 1400... Es gab 3000 Zwischenfälle mit impro-visierten Sprengkörpern (IED), jeden Tag 15. DieHälfte davon wurde von den Koalitionstruppenentdeckt, auf den Rest fahren sie mit ihren Fahr-zeugen auf« (DIE ZEIT, 23.10.2008).

Sommer meint: »Wer behauptet, Deutschlandführe in Afghanistan keinen Krieg, verdrängt

die Wirklichkeit und verprellt die Soldaten.« Da ister sich einig mit US-Militärs wie dem bisheri-gen NATO-Oberbefehlshaber General Crad-dock: »Politiker können es nennen, wie es ihnenbeliebt... für mich ist es Krieg. Ich denke, wenn Siedie deutschen Soldaten fragen, werden sie dasselbesagen« (Interview in der »Stuttgarter Zeitung«).Ein Krieg also, den es nach Merkel und Jungnicht gibt. Daher wird auch der Einsatz vonAWACS-Flugzeugen mit deutschen Besatzun-gen mit der Überwachung des zivilen Luftver-kehrs über Afghanistan begründet. Das Argu-ment ist scheinheilig, weil selbst dieser Dienst– wenn es denn die einzige Aufgabe des Einsat-zes wäre – eine bessere Koordinierung undDurchführung der Luftangriffe ermöglicht (sie-he dazu Erklärung der Grünen Friedensinitiati-ve vom 2.7.2009 unter www.gruene-friedensi-nitiative.de und www.uni-kassel.de/fb5/frie-denthemen/afghanistan).

Wie groß muß die Angst vor der Meinungder Bundesbürger sein. Nach einer For-

sa-Umfrage für »Stern« wollen 61 % der Befrag-ten den Abzug der Bundeswehr aus Afghani-stan – im März 2002 waren 62 % für deren Ein-satz. Was tun, wenn man im Wahljahr nicht sa-gen darf, was man tut, und wenn das auch die

Stimmung im Heer beschädigt? Ein Abzug ausAfghanistan wäre möglich. Von exilafghani-scher Seite wurde vorgeschlagen, Iran, Indienund China, die regionalen Nachbarn mit tradi-tionell engen Beziehungen zum Land – die allenicht an einer Fortdauer von Unsicherheit undTerror interessiert sind, sollten Afghanistanstabilisieren. Das wäre realistisch – aber dieUSA sind nicht bereit, ihre Positionen in Mit-telasien aufzugeben, und die deutsche Flug-zeug-, Auto- und Rüstungsindustrie (was inTeilen dasselbe ist) ist nicht bereit, sich denUS-Markt verderben zu lassen. Also dümpeltdie Bundesregierung im Kielwasser der USA.Um wenigstens die Stimmung zu heben, stiftetman einen Orden (so geschehen im Herbst2008 eher unauffällig) und dekoriert mit eini-gem Tamtam vier der Bundessöldner (nämlichfreiwillig um Extrasold und Abenteuerkitzelnach Afghanistan Gegangene) mit dem neuen(alten) Tapferkeitskreuz.

Die Begleitmusik dazu machen einigeStaatsjournalisten aus den Meinungskon-

zernen ARD und ZDF. Christoph Grabenhein-rich (SR), Korrespondent im ARD-Haupt-stadtstudio, brachte kürzlich einen Kommentarfür Tagesschau, den auch RBB-Inforadio über-nahm: »Das Ehrenkreuz war überfällig.«(www.tagesschau.de/Inhalt/Inland/kommen-tar324) Der Text offenbart die ganze Mißlich-keit der Situation und läßt nebenher ein paarKatzen aus dem Sack. Das Kreuz sei »Ausdruckeiner neuen Normalität [Unterstreichung vomAutor)], in der auch deutsche Soldaten ... kämpfenmüssen, dabei Leib und Leben aufs Spiel setzenund auch sterben.« Es ginge um »Pflichterfüllungim Auftrag des Parlaments, dem [Grammatikfeh-ler im Original, d.A.] verlängerten Arm der Bevöl-kerung. Solange Auslandseinsätze wie die in Af-ghanistan politisch gewollt sind,« sei die Ordens-verleihung nur folgerichtig, meint Grabenhein-rich. (Der verlängerte Arm der Bevölkerungwill also etwas »politisch«, was die Bevölkerungpartout nicht will!) Das Kreuz könne – abernur »langfristig« – zu einem »entkrampfterenVerhältnis« zwischen Volk und Armee beitra-gen. Aber die Bundesregierung müsse statt se-mantischer Übungen den »Sinn der Einsätze«(!) vermitteln. Das sind zwei Geständnisse.Dank an Herrn Grabenheinrich.

ROLF RICHTER, Bündnis für den Frieden Eberswalde

Das »EiserneKreuz«

der beiden Weltkriegeheißt jetzt

»Ehrenkreuz«und ist

»Ausdruck einer neuen Normalität«.

Sie erlebten die so genannte »Wende«1989/90 in Eberswalde bzw. im damaligenKreis Eberswalde? Dann haben Sie vielleichtnoch Erinnerungsstücke aus dieser Zeit im Be-sitz? Derzeit laufen im Eberswalder Museumdie Vorbereitungsarbeiten für die Ausstellung

»Demokratischer Wandel – ein Labyrinth derErinnerungen« auf Hochtouren.

Hierzu sucht das Museum, gern auch leih-weise, Gegenstände, Fotos und Schriftstücke,die diese ereignisreiche Zeit dokumentieren.Wenn Sie also Materialien in Ihrem Besitz ha-

ben, die mit den Ereignissen in jener Zeit ver-bunden sind, dann wenden Sie sich bitte bisEnde August an das Eberswalder Museum:Frau Birgit Klitzke, Tel. 03334/64-583, E-Mail:[email protected].

BIRGIT KLITZKE

»20 Jahre Wende« – Museum sucht Exponate für eine Ausstellung

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Ist der Bernauer Stadtkern gelungen?Podiumsdiskussion mit dem Architekten Wilfried Stallknecht

In der Galerie in der Bürgermeisterstraße isteine interessante Ausstellung über Leben undWerk des Architekten Wilfried Stallknecht zubesichtigen. Mit seinem Kollektiv am Institutfür Wohnungs- und Gesellschaftsbau an derBauakademie der DDR entwickelte er u. a. dasKonzept des Umbaus des Bernauer Stadtkernsin den 70er Jahren. Er schrieb darüber auchseine Dissertation »Gebäudekonzeptionen derPlattenbauweise« und verteidigte sie 1978 ander Bauakademie. Studierende an der Bran-denburgischen Technischen Universität Cott-bus haben in Kooperation mit dem Leibniz-In-stitut für Regionalentwicklung und Struktur-planung Erkner diese Ausstellung initiiert undvorgestellt. Sie luden gemeinsam mit der Gale-rie Bernau zu einem Podiumsgespräch mit demheute 81jährigen Nestor der DDR-Bauge-schichte ein. Das Thema fand großes öffentli-ches Interesse. Rund hundert Bernauer dräng-ten sich in den engen Räumen der Galerie inder Bürgermeisterstraße.

»Entwerfen im System« nannten die jungenAusstellungsmacher ihre Ausstellung doppel-deutig und in der Podiumsdiskussion fragten sieimmer wieder nach, ob Architekten zu DDR-Zeiten eigene Entwürfe und Ideen durchsetz-ten konnten. Ja und nein, antworteten der Ar-chitekt Stallknecht und seine Mitstreiter ausden 70er Jahren; darunter der damalige Kreis-architekt Michael Leis und der Leiter des da-maligen Aufbaustabes Dr.-Ing. ManfredHübler. »Wir haben versucht, unsere Ideen durch-zusetzen, aber das letzte Wort hatte wie auch heu-te bei Bauten üblich, der Bauherr. Und damals wieheute geht es letztendlich immer darum, mit denverfügbaren Mitteln möglichst gut und kostengün-stig zu bauen«, so Manfred Hübler, der seit den90er Jahren ein eigenes Planungsbüro in Ber-nau führt.

Der Architekt Stallknecht erläuterte, dasdie 1972 begonnene und bis 1978 weiterent-wickelte Planung zwei Ziele verfolgte: dieWohn- und Lebensbedingungen im Stadtkernzu verbessern und die historische Stadtstrukturzu bewahren. Von 1979 bis 1989 wurde dannein Großteil des Altbaubestandes abgerissenund nach den Entwürfen von Stallknecht neubebaut. Das war ein von der Bauakademie ge-förderter Modellversuch zur Umgestaltung hi-storischer Stadtstrukturen mit den Mitteln derindustriellen Platten-Bauweise. Eigens für Ber-nau entwickelte Stallknechts Entwurfsgruppeeine neue Plattenbauserie – kurz genannt SL3600. Ihre Qualitäten, so die Ausstellungsma-cher, boten die Möglichkeit, nicht nur recht-winklig zu bauen, variablere Grundrißlösungenfür Eckwohnungen anzubieten und einer ab-wechslungsreicheren Fassadengestaltung mitLoggien, Erkern und Vorsprüngen. An derStadtmauer wurden behindertengerechteWohnungen für Rollstuhlfahrer errichtet.Auch das in den 70er Jahren eine Novität.

An der damals neuartigen, farblichen Fassa-dengestaltung für Plattenbauten wirkte Friede-mann Seeger mit, der heutige Bernauer Stadt-planungsamtsleiter. Er gehörte damals demTeam des Architekten Stallknecht an der Bau-akademie an. Für Jens Häsler, Geschäftsführerder WOBAU, wurde da deutlich, warum derStadtplanungsamtsleiter bei der aus energeti-schen Gründen notwendigen Fassadendäm-mung immer auf einen sensiblen Umgang mitder ursprünglichen Fassadengestaltung Wertlegt. Er versicherte, daß die WOBAU dies beider Gestaltung der Wärmedämmfassadendurchaus berücksichtige und bei einigen Ge-bäuden, auch wenn sie nicht unter Denkmal-schutz stehen, aus Respekt vor dem ursprüngli-chen Entwurf die Fassaden beibehalten werde.

Das Podiumsgespräch mündete schließlichin der Frage: Ist das Modell der Umgestaltungdes Bernauer Stadtkerns gelungen oder nicht?Hier mischten sich die zahlreich erschienenBesucher lebhaft in die Debatte ein. Die vonStallknecht und seinem Team entworfenen 2-bis 4-geschossigen Häuser in geschlossenerQuartiersstruktur für den Stadtkern von Ber-nau zeigen einen sensibleren Umgang mit dervorhandenen Stadtstruktur als bis dato bei derPlattenbauweise üblich war. Positiv wurde her-vorgehoben, daß an die historische Stadtmauerangepaßte, öffentlich zu nutzende Bauten, wiedas ehemalige Café am Pulverturm, das heuteeine private Ausstellung beherbergt, und dieGaststätte am Steintor, die heute Sitz der WO-BAU Bernau ist, zur Stadtentwicklung beitru-gen. Entwerfen und Bauen seien niemals los-gelöst von Zeit und Raum zu betrachten, hießes. Auf die Frage, warum das Beispiel Bernaunicht auch republikweit Schule gemacht habe,antwortete Manfred Hübler trocken: »Als wirfertig waren, war die Zeit dafür vorbei.«

Letztendlich, so war man sich im Auditori-um einig, sei die Praxis das Kriterium derWahrheit. Und die zeige, daß der in den 70erJahren erbaute Stadtkern von den Bewohnernder Stadt nach wie vor angenommen wird.Neue Anforderungen gebe es heute für Funk-tionen von Handel und Gewerbe und dieAufenthaltsqualität der Freiräume und Plätze.Die Wohnungen im Stadtkern jedoch seiennach wie vor gefragt, berichtete der WOBAU-Chef. Bewohner schilderten, daß und warumsie gern im Stadtkern wohnen. Der heute81jährigen Architekt und Nestor der DDR-Baugeschichte, Wilfried Stallknecht, freutesich, das zu hören. Für ihn bedeutet es dieAchtung und Anerkennung seiner Leistungenund seines Lebenswerks. Die jungen Ausstel-lungsmacher vom IRS in Erkner und von derTechnischen Universität Cottbus schließlichbestätigten, daß über den Sinn und den Wertder Plattenbau-Siedlungen aus DDR-Zeitenneu nachgedacht werden müsse.

MARGOT ZIEMANN

Teufelskreis durchbrechenKandidatenvorstellung der FDP Barnim

Am 2. Juli fand im Panketaler Ratssaal dieKandidatenvorstellung der FDP Barnim statt.Anläßlich der Landtagswahl am 27. Septemberhatte der Barnimer Kreisvorstand der FDP in-teressierte Bürgerinnen und Bürger aus Bernauund Panketal eingeladen.

Peter Pick, Kandidat im Wahlkreis 14 (Ber-nau, Panketal), stand den Besuchern mit Infor-mationen zum Thema Bildung bereit. Bei in-teressanten Gesprächen erklärte Pick: »Elternbrauchen eine ideelle Wahlfreiheit zwischen staatli-chen Schulen und Schulen in freier Trägerschaft.Daher sind staatliche Schulen personell und sach-lich so auszustatten, daß diese nicht schon wegender schlechten Ausstattung ausgeschlossen wer-den«. Auch die Kita als erste Bildungseinrich-tung wurden stark diskutiert. »Unser Ziel ist beiden Kita-Betreuern gemäß dem bundesdeutschenDurchschnitt aufzustocken und diese so zu Ortenfrühkindlicher Bildung werden zu lassen«, so Pick.

Über den ländlichen Raum informierte Gre-gor Beyer, Kandidat des Wahlkreis 13 (Ebers-walde, Schorfheide, Joachimsthal) und Mit-glied im Landesvorstand der FDP Branden-burg. »Ein wichtiges Problem aufgrund der demo-graphischen Entwicklung liegt im Facharbeiter-mangel«, berichtete Beyer. Vor allem durch dieAbwanderung von jungen Leuten, kommt eszur Abwanderung von Betrieben. Da wiederumweiteren Jugendlichen die Zukunftsperspekti-ven fehlen, wandern auch diese ab. »Wir müs-sen diesen Teufelskreis durchbrechen! Ausbil-dungsverbünde von Betrieben oder die Schaffungvon Unterkunftsmöglichkeiten bei entfernten Aus-bildungsstellen bieten jungen Menschen gute Mög-lichkeiten für die berufliche Bildung«, erläuterteBeyer. »Zudem können erfahrene Arbeitskräftedurch freiwilligen Teilzeiteinsatz gegen den Fach-kräftemangel helfen.« Beyer erläuterte in diesemZusammenhang auch die »Falkenberger Er-klärung« der FDP Brandenburg, in welcher die-se das Thema der ländlichen Räume in Bran-denburg zu einem Spitzenthema für den Land-tagswahlkampf erklärt hat.

SERGEJ MATIS

10 Jahre »Montagsmaler«Seit 1999 treffen sich einmal wöchentlich

Mühlenmitglieder und Freunde der Zainham-mer Mühle zum Zeichnen und Malen. Schwer-punkte sind das Portrait- oder Aktzeichnen.Nach dem durch die Sperrung der Mühle be-dingten Standortwechseln treffen sich dieMontagsmaler wieder in der Mühle. In denvergangenen zehn Jahren wurden zahlreicheModelle auf Papier oder Leinwand künstlerischfestgehalten. Viele der dabei entstandenenKunstwerke befinden sich in verschiedenenAusstellungen, z.B. im Wald-Solar-HeimEberswalde und privaten Sammlungen. Einegroße Ausstellung der Werke ist für das Jahr2010 in der Mühle geplant.

Dr. ECKHARD GROLL

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Von Zwergen und Menschenvon Dr. Steffen Peltsch

Auch unter Pastoren gab und gibt es solcheund solche. Wie den mutigen und charak-

terfesten Pfarrer Niemöller, der unter den Fa-schisten Schweres erdulden mußte und ein kri-tischer Geist blieb sein Leben lang. Oder, sein»Enkel« im Denken und Tun, der WittenbergerKirchenmann Friedrich Schorlemmer, der sichunter pseudosozialistischen Bedingungenebensowenig einreihen ließ wie unter den heu-tigen. Wenn der sich per Buch oder in seltenenInterviews zur DDR äußert, tut er das höchstkritisch, aber bedachtsam, exakt analysierend,aber nie denunziatorisch. Für uneinsichtignostalgische Typen wie Egon Krenz oder jähneu eingefärbte Figuren wie Schabowski emp-findet Schorlemmer Mitleid; er haßt sie nicht.Wie – der Mann nimmt sein Christentumernst, ein hassender Diener Gottes ist ebensoein Unding wie ein betender Satan.

Aber es gibt auch Eppelmann, der physio-gnomisch verteufelt an den Ehemann der Ge-nossin Krupskaja erinnert; es gibt Heinz Eg-gert, der sich darin gefiel, daß man ihn, als ernach der Wende Zittauer Landrat wurde,»Pfarrer Gnadenlos« hieß wegen seiner dikta-torischen Personalentscheidungen; es gibt denErfinder der Rote-Socken-Kampagne, die da-mals der PDS beträchtlichen Stimmenzuwachsbrachte, Hintze also.

Und es gibt Joachim Gauck Der war alsQuasi-Grüner in die freie Volkskammer

der DDR geraten und fiel daselbst als Billy-Graham-Verschnitt auf*. Wenn er ans Pulttrat, packten die einen sich Watte ins Ohr unddie anderen die Tageszeitung aus, kaum je-mand hörte zu. Denn Gauck, so hatte manbald mitbekommen, hatte zwar mitunter Be-deutliches zu vermelden, aber er tat das weit-schweifigst und fand und fand und fand keinEnde. Einmal gab es einen Zwischenruf, ein Zi-tat aus Sostschenkos »Die Kuh im Propeller«:»Wovon sprichst du eigentlich, Väterchen…?« Esgab Beifall, aber Gauck gab nicht auf undbrachte seine konfuse Rede irgendwann zu ei-nem Ende. Es müssen Gerüchte gewesen sein,die Gauck ein paar Merkwürdigkeiten in seinerBiographie anhexten, denn sonst wär er wohlnicht zum obersten Archiver der Stasiaktenund zum Zeuger eines neudeutschen reflexivenVerbs geworden: Ich gaucke dich, du gauckstmcih, wir gaucken jeden, ich bin gegauckt wor-den – also clean.

Wer Gauck heutzutage gauckt, sieht einengepflegten älteren Herrn, der, wie viele seines-gleichen, nicht verwinden kann, daß der Me-dienfocus sich nicht unbedingt nur auf sie kon-zentriert. Also wird nachgeholfen und mit demFinger geschnipst: »Herr Lehrer, ich weiß was!«Erfreulich ist, daß der Lang- und Breitsprechervon damals inzwischen gelernt hat, sich kürzerzu fassen; zum Himmel stinkt indes, was er so

unter die Leute bringt. Neulich glaubte er da-vor warnen zu müssen, daß die »Globkes derDDR« sich ungebührlich breitmachen würden.Zur Erinnerung: Globke hatte als einer der blu-tigen Juristen der Nazis die Kommentare zurRassengesetzgebung verfaßt und damit die»Endlösung« der Judenfrage maßgeblich beför-dert. Unter Adenauer wurde und blieb erStaatssekretär.

Öl muß ins Feuer, koste es, was es wolle.Gewiß gab es in der kratischen Replik Ty-

pen, die man nicht gerade als Lichtgestaltenbezeichnen kann wie den Kommentator Karl-Eduard von Schni…, die verbiesterte HildeBenjamin oder den von der Verfolgungsgier be-sessenen Erich Mielke. Doch selbst diese üblenFiguren trennen Abgründe von jenem Spieß-gesellen der Faschisten, der auf ewig in denKnast gehörte und auf dem Schoß des damali-gen Kanzlers landete.

Gauck nun in seinem Drang, unbedingt zu

den meistgenannten Betramplern der verende-ten DDR zu gehören, spricht von »den Glob-kes«, den sozialistischen – er hat also viele vonihnen ausgemacht. Siehe, der Westen hattenur einen, im Osten aber herrschte an ihnen,im Gegensatz zu Bananen und Austern, keinMangel.

Was Gauck da an falsch Zeugnis redet,meint uns Ossis allesamt, denn was soll ausLeuten werden, die in einem Staat leben muß-ten, in dem »das System Blockwart noch kalt-blütiger installiert war als im Dritten Reich«, wiedas die Süddeutsche Zeitung herausgefundenhat, und in dem Scih die Globkes gegenseitigauf die Füße traten? »Verzwergte, verhunzteMenschen, die wegen ihres unbrauchbaren Wis-sens nicht weiter verwendbar sind«, wie ArnulfBaring uns Schwestern und Brüder so einfühl-sam charaktisierte. Sein Kampfgesell, der »Hi-storiker« Paul Nolte, wirft uns Ossis Gerechtig-keitsromantik vor und empfiehlt, für die Wessisgleich mit, »Abschied von der Gerechtigkeit zu

nehmen« – ganz so, als hätte es die ausgerech-net im Bonner Umland tatsächlich gegeben –um einer »Nordkoreanisierung« vorzubeugen.So ist es recht – wer Gerechtigkeit will, peiltdas Elend für alle an.

Nun, da sich der Fall der Mauer, den dieVerhunzten und Verzwergten ganz allein

besorgt haben, zum zwanzigsten Male jährt,sind sie allenthalben wieder zu hören und zu le-sen – die Hymnen auf die Einheit und uns tap-fere Zonis, auf uns 17 Millionen Widerständlerund Heroen der Wende. Daß da einige Maul-helden aus großbürgerlichen oder CDU-nahenKreisen die Katze aus dem Sack lassen und denWeihrauch lüften, sollte zu denken geben.

So lange die zitierten Herrschaften aus Westund Ost noch Kalten Krieg spielen, hinkt derGaul Geschichte. Es ist eben was anderes,wenn ein Bayer einen Rostocker Fischkoppnennt oder ein Plattdeutscher über den sächsi-schen Dialekt witzelt, als es arrogante Extre-

murteile sind, die an die Artund Weise erinnern, in derweiße Urwalderkunder überPygmäen sprechen. Wie kannman sich wehren? Daß wir denWessis »unsere Miß Marpel ausder Uckermark geschenkt ha-ben«, wie es der KabarettistWolfgang Schaller formulierte,reicht ja wohl nicht aus.

Vielleicht sollten wir inFreundlichkeit und Kon-

seqenz mit dem fortfahren, wasdie FAZ im März so auf die Pal-me brachte, nämlich mit der»Ossifizierung der einst so libera-len, unationalistischen Gesell-schaft«, die der Ex-DDR-

Mensch mit seiner Osthaftigkeit vergiftet hat?Natürlich ist die Journaille klug und informiertgenug, den Neubundis nicht anzuhexen, daßsie – also wir – zurück in die bananenlose Äraund retour zu Erich und Erich wollten. Aberdaß wir den Kakao, durch den man uns zieht,auch noch trinken – DAS muß nicht sein.Wenn Osthaftigkeit, Gerechtigkeitswillen, so-ziale Solidarität, die Erfolgserfahrung der Wen-de-Demos und unser vorzeigbares Kultur- undBildungsniveau im allgemeinen und die Fähig-keit, Typen wie den infantilen Boris B. müde zubelächeln, BILD nicht mit der Bibel zu ver-wechseln und sich nicht gemein zu machen mitden Frohnaturen beim »Ballermann« bedeutet,dann könnten unsere Nationalverwandten einpaar Tröpfchen Gegengift nichts schaden. Esgibt viel zu tun packen wir es an. Entzwergenund enthunzen wir uns!

* Dr. Steffen Peltsch gehörte vom 18. März bis zum 2.Oktober 1990 als Abgeordneter der letzten Volkskam-mer der DDR an, berichtet hier also aus erster Hand.

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Buchtip:

Uckermark.ZukunftsromanHERRLICH BLÜHT DAS TRAURIGE BRACHLAND.

AUCH SOZIALE BRACHE KANN NEU BLÜHEN.ANDERS ALS EIN GARTEN. FAST SCHÖNER.

DAVON HANDELT DIESER ZUKUNFTSROMAN.

Gensichen, Hans-PeterUckermark. Zukunftsroman

1. Auflage, 20 Euro, 316 S.© PS VERLAG 2009

Alle Rechte vorbehaltenHerstellung: PS VERLAG

Der Roman denkt am Beispiel der Uckermark einmal voraus, was für Probleme eine wirt-schaftliche Talfahrt ganzen Regionen und ihren Einwohnern bereitet. Wie die Menschen nuneinmal sind, reagiert jeder auf seine Art auf solche Umbrüche. Auswandern? Durchhalten?Nachbarn ausplündern? Welche Geschäftsidee kommt trotz immer schlechterer Infrastrukturund Versorgung und mit immer weniger Kunden, die auch noch finanziell auf dem letzten Lochpfeifen, noch so zurecht, daß davon jemand leben kann? Kann man dem Rückzug der gewohn-ten Zivilisation (Schule, Laden, Bahnhof usw.) aufhalten? Wenn man Gemeinschaft nun ganzklein und neu erfinden müßte - wo und mit wem fängt man an? Hier bekommen Sie die Lö-sungsvorschläge in unterhaltsamer Form serviert. Sie können aber auch gern die Theorie hinterdem Roman kennenlernen. Die Praxis kommt noch früh genug. www.befreiungstheologie.euHineinlesen? www.psverlag.de/buch/uckermarkBestellen? [email protected], 03334/212600 (Tel.), 03334/212059 (Fax)Umwelthinweis: Dieses Buch wurde mit einem umweltfreundlichen Verfahren auf chlorfrei ge-bleichtem Papier gedruckt.Umschlaggestaltung und Umschlagfoto: Peter Spangenberg

Bands United in der SommerpauseNach einer gelungenen ersten Sessionhälfte

gönnen sich die Jungs und Mädels des Ebers-walder Event und Musikvereines Bands Unitede.V. erst einmal eine kleine, aber doch wohl-verdiente Pause. Jedoch liegen die Macher derjudo|halle oder des Bandhauses nicht faul aufdem Rücken sondern kümmern sich vielmehrum die Erhaltung ihrer Projekte. Zum Beispielist wieder ein Sommerputz um die judo|halleherum geplant, bei dem die Außenanlagen undauch die Halle selbst gründlich gereinigt undgegebenenfalls repariert und ausgebessert wird.Nach Veranstaltungen wie beispielsweise derFaschings- und Bad Taste Party, oder dem sa-genumwogenden Inferno Innenstadt Festivalwelches in Zusammenarbeit mit dem Kosmo-

naut e.V. stattfand, oder auch der band|kickFussballparty haben dem Veranstaltungsort einwenig zugesetzt, »... sodaß wir uns in der Som-merpause wieder zusammenfinden um unser allerjudo|halle auf die 2. Hälfte des Jahres vorzuberei-ten!« so Danny Wolfsteller, Vorstandsvorsitzen-der des Vereins. Freuen kann man sich dannauf Veranstaltungen wie dem DJ-Battle imSeptember, diversen Indie-Rock und Alterna-tiv- Konzerten, auf eine 50er – 70er Party undzum Jahresende folgt dann auch noch eineÜberraschung welche aber gebürtig diese Sessi-on abschließt und die neue beginnen läßt. Sei-en wir also gespannt und wünschen wir alleneinen schönen Sommer.

Bands United

Mangelndes Selbstvertrauen im Café »Wildau«?Mit dem Café Wildau in Eichhorst ist am

Werbellinsee ein regionales Kleinod wiederer-standen. In der lokalen Tageszeitung wird dasam 2. Juli gewürdigt (»Aufgebaut, was Honeckerentsorgte«). Nicht als das »beliebte Ausflugslo-kal« fürs gemeine Volk, wie einst. Vielmehrsind »zahlungskräftige Kunden« die Zielgruppe.Doch auch wenn Normalverdiener bestenfallsals Zaungäste Nutznießer des neuen Etablisse-ments sein werden, ist das Café Wildau zweifel-los eine Bereicherung des gastronomisch-kul-turellen Angebots in unserer Region. Zudemsetzt so ein gehobenes Angebot auch Qua-litätsmaßstäbe für die benachbarten, nicht

ganz so ambitionierten Gasthöfe. Bedauerlichist allerdings das geringe Selbstvertrauen derneuen Betreiber.

Als negative Legitimation muß mal wiederdas längst vergangne SED-Regime herhalten.Auf Erich Honeckers Gefühlslage als Werbe-träger will man offenbar nicht verzichten. Daßdie Ruinen des Café Wildau vor dem angesag-ten Schmidt-Besuch von 1981 (damals erhiel-ten die Straßen der Umgegend auch schnellmal neue Asphaltdecken) zur »Schönheitspfle-ge« einfach in den See geschoben wurden, istkritikwürdig. Leider agierten die neuen Macht-haber zwanzig Jahre später nicht anders, als sie

anläßlich der Landesgartenschau den – sogardenkmalgeschützten – Bahnhof Eisenspaltereials »Schandfleck« einfach planierten. Wie 1981mußten die Verantwortlichen keine Folgenfürchten.

Die Anekdoten der Vergangenheit solltennicht vergessen werden. Zur Kurzweil erzählt,können sie den Aufenthalt im Café Wildau si-cherlich interessanter machen. Solcher Anek-doten als grundlegende Legitimation ihresTuns bedürfen aber nur Leute, denen eigneIdeen knapp sind. Die neuen Betreiber desCafé Wildau gehören hoffentlich nicht dazu.

GERD MARKMANN

Chorinfest 2009Das Evangelische Chorinfest verbindet am

6. September 2009 unter dem Thema »Free atlast – endlich frei« alte Mauern mit neuer Musikund neuer Geschichte. Die Gospelchöre vonBerlin und Brandenburg treffen sich zum Pro-ben in Eberswalde und sind auf dem Chorinfestmit dabei. Ein Gospelgottesdienst und eingroßes Gospelkonzert, die an den Mauerfallund den Protest von Martin Luther King erin-nern, bilden den Rahmen, in dem jeder Gasteingeladen ist, sich wohl zu fühlen. Eine großeWelle rhythmischer geistlicher Musik, dielängst nicht mehr nur aus Amerika kommt,wird von ca. 300 Sängerinnen und Sängern indie alten Klostermauern getragen. Aber auchein breites weiteres Festprogramm vermag am6. September zwischen 11 und 17 Uhr die An-wesenden in der Klosterruine Chorin zu begei-stern. So erklingt auch die Kinderchorkantate»Till Eulenspiegel« und viele Stände laden zumBummeln, Spielen und Basteln ein. Auch fürdas leibliche Wohl ist gesorgt und wer es etwasbeschaulich mag, kann sich nach dem Gottes-dienst auf einen geführten Pilgerweg durch dieherrliche Umgebung des Klosters begeben.Merken Sie sich diesen Termin vor!

HANNS-PETER GIERING

Tigerradtour 2009Eberswalde (bbp). Knapp 200 Radsportler wa-ren am 20. Juni zur »Tigerradtour 2009« unter-wegs durch den Landkreis Barnim. »Die Tourwar wieder ein voller Erfolg«, werteten KlausHoffmann vom Verein der Freunde und Förde-rer des Zoologischen Gartens Eberswalde e.V.und Zoodirektor Dr. Bernd Hensch. Mehr als40.000 Euro wurden für den Eberswalder Tier-park eingefahren. Der Dank gelte daher nichtnur den Aktiven, sonder vor allem auch denOrganisatoren und Helfern, ohne deren finan-zielles, materielles und persönliches Engage-ment die »Tigerradtour 2009« nicht möglich ge-wesen wäre. »Wir sehen uns hoffentlich wieder«,so Hoffmann und Hensch, »wenn es am 12. Juni2010 heißt: Tigerradtour 2010«.

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impressumherausgeber: Barnimer Bürgerpost e.V.

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redaktion: Gerd Markmann

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redaktionsschluß: 11. Juli 2009

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00. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 2 vom 1. Januar 2002.

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Redaktionsschluß der NÄCHSTEN AUSGABEist am 22.8.2009, 12 Uhr.

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Piratentreffen am 22. JuliEberswalde (bbp). Arne Hidebrandt, Kandidatder Piratenpartei, hat in Eberswalde ein Pira-tentreffen organisiert. Am Mittwoch, dem 22.Juli, können ihn alle Interessierten ab 19 Uhrkennenlernen und ihn zur Piratenpartei undseinen Zielen ausquetschen. Darüber infor-miert der »Lokalpatriot«, ein Eberswalder Inter-net-Blog, das von Marc Büttner herausgegebenwird (http://lokalpatriot.wordpress.com/). Ortdes Geschehens ist die »Alte Zählerwerkstatt«,vormals »Lido Latino« in der Bergersraße. Wermag kann auch standesgemäß mit dem Schiffkommen eine Anlegestelle im Finowkanal istdirekt daneben.

Stillmark-Ausstellung in Eberswalde

DIE HEIDE IST FREI! Die Bundeswehr hat klein beigegeben und

einen 17 Jahre lang engagiert geführten Pro-test endlich das ersehnte Ziel beschert: KeineBomben in der Kyritz-Ruppiner-Heide. Dasist ein Sieg, der gefeiert werden muß! Prost.

CHRISTIAN REHMER

Jazz in OderbergInternationaler Swing Jazz Dixieland Big

Band Chanson. Organisiert von NaturFreundKarsten -Kanu- Förster spielt heute die OME-GA Jazz Band aus Berlin auf dem RaddampferRiesa (an Land). Für das leibliche Wohl wirdbestens gesorgt. Eintritt: 6 Euro (NaturFreun-de-Mitglieder gegen Vorlage Ausweis 5 Euro).Treff: 11 Uhr, gegenüber Schifffahrtsmuseum,Herrmann-Seidel-Straße 44, 16248 Oderberg

BERND MÜLLER Die NaturFreunde Deutschlands

Regionalgruppe Oberbarnim-Oderland e.V.

Herbert Stillmark (1896 - 1996) hat als Holz-gestalter von 1953 an bis zu seinem Tod hier inEberswalde gelebt und gewirkt. In dieser Zeitentstanden viele Reliefs mit Bildern bedeuten-der Persönlichkeiten aus der Geschichte undder Gegenwart. Im Besonderen hat er bedeu-tende Wissenschaftler aus dem Bereich derEberswalder Forstakademie in Holz porträtiert.Die ausgestellten Originale werden durch wei-tere Werkfotos ergänzt.

Wir danken allen Eigentümern, die uns diein ihrem Besitz befindlichen Werke von Her-bert Stillmark für die Ausstellung leihweise zurVerfügung stellten. Die Ausstellung in der Ma-ria-Magdalenen-Kirche ist noch bis zum 26.Juli dienstags bis sonnabends 10-16 Uhr undsonntags 14-16 Uhr zu sehen. Wir laden Sieherzlich zur Besichtigung ein.

HANNS-PETER GIERING