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Société suisse des Américanistes / Schweizerische Amerikanisten-Gesellschaft Bulletin 66-67, 2002-2003, pp. 85-93 Begegnungen von Forschern, denen wir die Grund- lagen unseres Wissens von Archäologie, Ethnohi- storie und Ethnographie Amerikas verdanken, dokumentiert bisweilen in Publikationen, öfter noch in nicht für die Publikation gedachten Aufzeich- nungen, Tagebüchern und Briefen, haben einen besonderen Reiz, da sie vielfach nicht nur gegensei- tige Einflüsse und Anregungen deutlich werden lassen, den weiteren Lauf der Dinge bestimmen, sondern uns diese Pioniere der Wissenschaft auch von ihrer menschlichen Seite zeigen. Bandelier trifft Seler Adolph F. Bandelier, 1840 geboren, hatte 1874 ohne akademischen Hintergrund seine ethnohisto- rischen Studien mit Hernando Alvarado Tezozomocs Crónica mexicana begonnen (LANGE et al. 1996: 25), zugleich eine Freundschaft mit Lewis Henry Morgan begründet, die bis zu dessen Tod 1881 währte. Die Beschäftigung mit mexikanischen Quellen, die zu mehreren gewichtigen Veröffentlichungen führte, wurde 1880 ergänzt durch Aufenthalte im Pueblo- Gebiet um Santa Fe, New Mexico, welche ihn das Studium der Archäologie und Geschichte des nord- amerikanischen Südwestens mit den kontemporären indianischen Gemeinschaften als neue Aufgabe erfassen ließen. Eine Reise nach Mexiko 1881, wo er an der schließlich nicht zustande gekommenen Loril- lard-Charnay-Expedition teilnehmen sollte, verschaffte ihm die Kenntnis von Ruinenstätten wie Cholula und Mitla. Sein Buch Report of an archaeological tour in Mexico, in 1881, Boston 1884, dürfte Seler bald nach seinem Erscheinen bekannt geworden sein (BANDELIER 1884). Ein Exemplar befand sich in seiner Bibliothek. Mit diesem Buch beendete Bandelier aber auch seine zentral- und südmexikanischen Studien. Im gleichen Jahr 1884 erschien in Stuttgart Eduard Selers erste amerikanistische Publikation, seine zu- sammen mit W. Schlösser vorgenommene Bearbei- tung eines Werkes des Marquis de Nadaillac: Die ersten Menschen und die prähistorischen Zeiten mit besonderer Berücksichtigung der Urbewohner Ame- rikas, worin übrigens Verweise auf Bandelier schon zu diesem frühen Zeitpunkt Selers Kenntnis von dessen Arbeit bezeugen (NADAILLAC 1884: 211, 244). Seit 1884 war Seler vermutlich unbezahlter Mitar- beiter des Berliner Völkerkunde-Museums. Zu Beginn des folgenden Jahres besuchte Bandelier auf einer Europa-Reise, die wohl vor allem zur Rettung des väterlichen Bankgeschäfts in den USA unternommen wurde, aber auch den Druck oder Verkauf eigener Zeichnungen befördern sollte, außer der Schweiz auch München, Leipzig und Berlin, wo er nach eigener Darstellung von den Spitzen damaliger archäologi- scher und ethnologischer Forschung wie Ratzel, Virchow, Reiß und Bastian sehr gut aufgenommen wurde (LANGE et al.1975: 19-23). Ob sich Bandelier und Seler bereits im Frühjahr 1885 begegneten, ist ungewiß. Adolf Bastian, Direktor des Berliner Museums und treibende Kraft in den Bemühungen jener Jahre, die Berliner Sammlungen systematisch auszubauen, hatte schon 1882 Kontakt zu Bandelier aufgenommen, von dem er dann knapp 70 Beispiele der materiellen Kultur der Rio Grande-Pueblos, die meisten davon aus Cochití, erwarb. Wenig später, 1884, gelangte durch Vermittlung Bandeliers eine von Frank Hamilton Cushing angelegte Zuni-Sammlung ins Berliner Museum (SANNER 1999: 105-113), und es scheint, daß Bastian 1885 in langen Gesprächen mit seinem Besucher Bandelier allerlei Vorschläge zu Reise- und Sammlungsprojekten erörterte, die der Gast, wie er in seinem Journal notierte, weder ablehnen noch akzeptieren konnte (LANGE et al. 1975: 22). Zweieinhalb Jahre später, im Herbst 1887, unter- nahm Eduard Seler, frisch promoviert (über Das Konjugationssystem der Maya-Sprachen) zusammen mit seiner Frau Caecilie die erste seiner insgesamt sechs bis 1911 durchgeführten Amerika-Reisen. Selers Reisebriefe aus Mexiko beginnen mit einer Schilderung der Fahrt im Pullman Car der Atchison, Topeka and Santa Fe Railroad von St. Louis nach Santa Fe. Am 25. Oktober 1887 notierte SELER (1889: 8): «Wir waren nach S. Fé gekommen, um Unfreiwillige Begegnungen: Adolph F. Bandelier trifft Eduard Seler und Max Uhle Ulf BANKMANN Korrespondierendes Mitglied der Schweizerischen Amerikanisten-Gesellschaft Zusammenfassung Eduard Seler und Max Uhle, denen wir die Grundlagen der amerikanischen Archäologie und Ethnohistorie verdanken, begegneten auf ihren jeder seinerseits ersten Reise nach Amerika dem älteren Fachkollegen Adolph Bandelier. Seler traf ihn in Santa Fe, New Mexico, im Jahre 1887; Uhle lernte ihn 1894 in La Paz, Bolivien, kennen. Reisebriefe und Tage- bücher der Gelehrten geben Auskunft über Stimmungen, Erwartungen und Befürchtungen in Zusammenhang mit diesen Begegnungen, die nicht ohne Einfluß auf die weiteren Unternehmungen Selers und Uhles blieben.

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Page 1: Bandelier, Uhle

Société suisse des Américanistes / Schweizerische Amerikanisten-GesellschaftBulletin 66-67, 2002-2003, pp. 85-93

Begegnungen von Forschern, denen wir die Grund-lagen unseres Wissens von Archäologie, Ethnohi-storie und Ethnographie Amerikas verdanken,dokumentiert bisweilen in Publikationen, öfter nochin nicht für die Publikation gedachten Aufzeich-nungen, Tagebüchern und Briefen, haben einenbesonderen Reiz, da sie vielfach nicht nur gegensei-tige Einflüsse und Anregungen deutlich werdenlassen, den weiteren Lauf der Dinge bestimmen,sondern uns diese Pioniere der Wissenschaft auchvon ihrer menschlichen Seite zeigen.

Bandelier trifft Seler

Adolph F. Bandelier, 1840 geboren, hatte 1874ohne akademischen Hintergrund seine ethnohisto-rischen Studien mit Hernando Alvarado TezozomocsCrónica mexicana begonnen (LANGE et al. 1996: 25),zugleich eine Freundschaft mit Lewis Henry Morganbegründet, die bis zu dessen Tod 1881 währte.Die Beschäftigung mit mexikanischen Quellen, die zumehreren gewichtigen Veröffentlichungen führte,wurde 1880 ergänzt durch Aufenthalte im Pueblo-Gebiet um Santa Fe, New Mexico, welche ihn dasStudium der Archäologie und Geschichte des nord-amerikanischen Südwestens mit den kontemporärenindianischen Gemeinschaften als neue Aufgabeerfassen ließen. Eine Reise nach Mexiko 1881, wo eran der schließlich nicht zustande gekommenen Loril-lard-Charnay-Expedition teilnehmen sollte, verschaffteihm die Kenntnis von Ruinenstätten wie Cholula undMitla. Sein Buch Report of an archaeological tour inMexico, in 1881, Boston 1884, dürfte Seler bald nachseinem Erscheinen bekannt geworden sein (BANDELIER

1884). Ein Exemplar befand sich in seiner Bibliothek.Mit diesem Buch beendete Bandelier aber auch seinezentral- und südmexikanischen Studien.

Im gleichen Jahr 1884 erschien in Stuttgart EduardSelers erste amerikanistische Publikation, seine zu-sammen mit W. Schlösser vorgenommene Bearbei-tung eines Werkes des Marquis de Nadaillac: Dieersten Menschen und die prähistorischen Zeiten mitbesonderer Berücksichtigung der Urbewohner Ame-rikas, worin übrigens Verweise auf Bandelier schon zudiesem frühen Zeitpunkt Selers Kenntnis von dessenArbeit bezeugen (NADAILLAC 1884: 211, 244).

Seit 1884 war Seler vermutlich unbezahlter Mitar-beiter des Berliner Völkerkunde-Museums. Zu Beginndes folgenden Jahres besuchte Bandelier auf einerEuropa-Reise, die wohl vor allem zur Rettung desväterlichen Bankgeschäfts in den USA unternommenwurde, aber auch den Druck oder Verkauf eigenerZeichnungen befördern sollte, außer der Schweizauch München, Leipzig und Berlin, wo er nach eigenerDarstellung von den Spitzen damaliger archäologi-scher und ethnologischer Forschung wie Ratzel,Virchow, Reiß und Bastian sehr gut aufgenommenwurde (LANGE et al.1975: 19-23). Ob sich Bandelierund Seler bereits im Frühjahr 1885 begegneten,ist ungewiß. Adolf Bastian, Direktor des BerlinerMuseums und treibende Kraft in den Bemühungenjener Jahre, die Berliner Sammlungen systematischauszubauen, hatte schon 1882 Kontakt zu Bandelieraufgenommen, von dem er dann knapp 70 Beispieleder materiellen Kultur der Rio Grande-Pueblos, diemeisten davon aus Cochití, erwarb. Wenig später,1884, gelangte durch Vermittlung Bandeliers eine vonFrank Hamilton Cushing angelegte Zuni-Sammlungins Berliner Museum (SANNER 1999: 105-113), und esscheint, daß Bastian 1885 in langen Gesprächenmit seinem Besucher Bandelier allerlei Vorschlägezu Reise- und Sammlungsprojekten erörterte, dieder Gast, wie er in seinem Journal notierte, wederablehnen noch akzeptieren konnte (LANGE et al.1975: 22).

Zweieinhalb Jahre später, im Herbst 1887, unter-nahm Eduard Seler, frisch promoviert (über DasKonjugationssystem der Maya-Sprachen) zusammenmit seiner Frau Caecilie die erste seiner insgesamtsechs bis 1911 durchgeführten Amerika-Reisen.Selers Reisebriefe aus Mexiko beginnen mit einerSchilderung der Fahrt im Pullman Car der Atchison,Topeka and Santa Fe Railroad von St. Louis nachSanta Fe. Am 25. Oktober 1887 notierte SELER(1889: 8): «Wir waren nach S. Fé gekommen, um

Unfreiwillige Begegnungen: Adolph F. Bandelier trifft Eduard Seler und Max Uhle

Ulf BANKMANN

Korrespondierendes Mitglied der Schweizerischen Amerikanisten-Gesellschaft

Zusammenfassung

Eduard Seler und Max Uhle, denen wir die Grundlagen deramerikanischen Archäologie und Ethnohistorie verdanken,begegneten auf ihren jeder seinerseits ersten Reise nachAmerika dem älteren Fachkollegen Adolph Bandelier. Selertraf ihn in Santa Fe, New Mexico, im Jahre 1887; Uhle lernteihn 1894 in La Paz, Bolivien, kennen. Reisebriefe und Tage-bücher der Gelehrten geben Auskunft über Stimmungen,Erwartungen und Befürchtungen in Zusammenhang mitdiesen Begegnungen, die nicht ohne Einfluß auf die weiterenUnternehmungen Selers und Uhles blieben.

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Herrn Bandelier zu sprechen, der seit einigen Jahrenseinen Aufenthalt hier genommen. Wir erfuhren aberalsbald, dass derselbe vermuthlich zur Zeit nicht hieranwesend sei. Um näheres über ihn zu erkunden,beschlossen wir, unseren Reisegefährten, denP. Stephan, aufzusuchen, der in dem erzbischöflichenPalaste Absteigequartier genommen.» Selers warenmit diesem Geistlichen, Direktor der katholischenIndianerschulen, im Eisenbahnzug nach Santa Febekanntgeworden, nun trafen sie ihn beim Erzbi-schof. «Im Zimmer des Erzbischofs», so berichtetSELER (1889: 8-9), «konnte ich auch das mit zahlrei-chen Plänen und Zeichnungen prächtig ausgestatteteManuscript des Werkes sehen, welches Herr Bande-lier über seine Reisen in Arizona und den nordwest-lichen Theilen der Republik Mexiko geschrieben. DerErzbischof hat es angekauft, und es soll, da es vielMaterial über die Reisen und die Arbeiten der erstenMissionare in jenen Gegenden enthält, dem Papsteals Jubiläumsgabe dargebracht werden.» Etwa einJahr lang hatte Bandelier im Auftrag des ErzbischofsJ. B. Salpointe an dieser Histoire de la colonisationet des missions de Sonora, Chihuahua, Nouveau-Mexique, et Arizona jusqu’à l’année 1700 gearbeitet,die Papst Leo XIII. zum goldenen Priesterjubiläumals Gabe der Diözese zugedacht war. Das Manuskripthatte Bandelier nur eine Woche vor Selers Besuchabgeschlossen, dann hatte er Santa Fe verlassen(LANGE et al. 1975: 223).

Wir erfuhren übrigens, dass Herr Bandelier z. Z.vermuthlich in Peña blanca, einem am Rio Grande gele-genen Dorfe, sei, und man rieth uns, einen Wagen zunehmen und dort hinaus zu fahren. Wir nahmen uns vor,dem Rathe zu folgen. Als wir aber darnach, am Nach-mittag, noch der Frau Bandelier unsern Besuchmachten, erfuhren wir, dass Herr Bandelier schon Peñablanca verlassen und weiter nach Xémes gewandertsei, – Herr Bandelier reist, wie die Indianer, stets zuFuss, in jenen Sand- und Felswüsten eine anerken-nenswerthe Leistung. Die Nachricht machte uns einenargen Strich durch die Rechnung. Hier konnte nurWarten helfen. Wir trafen aber bei Frau Bandelier Lands-leute, Herrn Koch, einen Bremer von Geburt, aber seit20 Jahren im Lande ansässig. (SELER 1889: 9)

Koch riet, die Zeit zu einem Ausflug nach San Juanzu nutzen und den dort ansässigen Herrn Eldodtaufzusuchen.

So unternahmen Selers am 26. und 27. Oktoberden Ausflug nach dem Pueblo San Juan im oberenRio Grande-Tal. In einem von Caecilie Seler verfaßtenBrief heißt es: «Herr Eldodt besitzt eine mühsamzusammengebrachte und sorgfältig geordnete Samm-lung indianischer Alterthümer des Tegua-Stammes,welchem das Dorf S. Juan angehört. Es befinden sichwunderschöne Stücke darunter und E.[duard] hattüchtig Ornamente abgezeichnet, um sie der anthro-pologischen Gesellschaft [in Berlin] einzuschicken.»(SELER 1889: 14). Selers dortige Beobachtungen undSkizzen sind in seinem Beitrag Geräthe und Orna-mente der Pueblo-Indianer niedergelegt, der im5. Band seiner Gesammelten Abhandlungen am leich-testen zugänglich ist (SELER 1915). Bandelier hat sichebenfalls mit dieser Sammlung eingehend beschäf-tigt und Zeichnungen von Objekten angefertigt, von

denen einige als Illustrationen der genannten Histoiredienten (LANGE et al. 1975: 54, 56, 375).

Da Pater Stephan bereits am 27. Oktober Bandelierin Jemez traf, ist wohl anzunehmen, daß letztererdann von dem Wunsche Selers erfuhr, ihn zu sehen,bevor er am 29. in Bernalillo einen Brief von Selerempfing. Am 29. Oktober kutschierte BandeliersHausfreund Koch, der sich als Gastfreund des Ehe-paars Seler engagierte, die beiden zu einem anderennördlichen Pueblo, Tesuque.

Am 30. Oktober notierte SELER (1889: 14):

Wir sind noch immer nicht auf mexikanischem Gebietangelangt. Einmal in Santa Fé, wurde es mir schwer,den Ort zu verlassen, ohne Herrn Bandelier gesprochenzu haben. Denn letzterer ist nicht nur Fachgenosse, undzwar älterer Fachgenosse [Bandelier: 1840 geboren,Seler: 1849 geboren], sondern auch die geeignetstePersönlichkeit, um mich für Mexiko zu orientiren.Zudem ist es hier im Lande so schön. Und schnell gefun-dene Freunde bemühen sich, uns zu halten, indem sieuns vorstellen, dass Bandelier, der zu den Indianerngelaufen, unerreichbar für Post und Telegraph, jedenAbend zurückkommen könne. So blieben wir denn.

Dem Bericht des nächsten Tages ist zu entnehmen,daß Selers noch am Sonntag, dem 30. Oktobererfuhren, Bandelier würde am gleichen Abend inPeña blanca ankommen. Kurz entschlossen nahmensie einen Wagen, trafen dort kurz vor Sonnenunter-gang ein – und warteten wiederum vergeblich aufBandelier. «Mit aller mir zu Gebote stehenden Frech-heit sprach ich spanisch», bemerkte SELER (1889: 22)selbstironisch, «ebenso wie am folgenden Tage mitden Indianern, und siehe da, es ging, wenn auchschlecht, so doch gut genug, um mich verständlich zumachen. – Es erhob sich die grosse Frage, was thun ?Wir wollten, um die Zeit hier nicht unnütz zu vertrö-deln, am nächsten Morgen nach Cochití hinüber.»Fahrt und Wanderung nach Cochití bildeten also am31. Oktober die nächste Unternehmung. Am Nach-mittag wurde das Ehepaar Seler nach Peña blancaherübergeholt, wo Bandelier endlich angekommenwar. Allem Anschein nach versuchte er das Treffenabzukürzen, da er am Abend weiterwanderte. Selerswaren von Cochití so angetan, daß sie am Abendnoch einmal hinübergingen. «Hin- und Rückweg (beiMondschein) war prächtig ! Aber die Mexikanerhaben sich schier verwundert ob unserer Leistung.»Weiter berichtet SELER (1889: 24): «Die Bewohnervon Cochití sind Landsleute des Herrn Bandelier. DieIndianer haben ihn als einen der Ihrigen in ihrenHütten aufgenommen, nennen ihn Bruder und habenihn in all ihre religiösen Ceremonien eingeweiht;wenn er zu ihnen kommt, muß er sich bemalen undmit ihnen tanzen.» Ende 1880 hatte Bandelier einigeZeit in Cochití gelebt, doch scheint Selers gewiß nachden Erzählungen Dritter wiedergegebene Einschät-zung der Integration Bandeliers in Cochití etwasübertrieben. Die Biographen LANGE et al. (1996: 50)formulierten vorsichtiger: «Certain Cochitis wereamong the few Indians who ever really befriendedBandelier.»

Über das Zusammentreffen mit Selers vermerkteBandelier in seinem Journal unter dem 31. Oktober:«On foot to Peña Blanca, where I found, to my great

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displeasure, Dr. and Mrs. Seler. Still it went onpassably and better than I expected. Walked on to theBajada […]» (LANGE et al. 1975: 230). Die Vermutung,daß Bandelier zuvor versucht hatte, der Begegnungauszuweichen, wird durch diesen Vermerk weitergestützt. Ob dafür persönliche Gründe vorlagen,wissen wir nicht. Jedenfalls hat Bandelier seinenÄrger nicht offen gezeigt. Nach Selers Reisebrief vom1. November gedachte Bandelier an diesem Tageetwas vor dem Ehepaar in Santa Fe einzutreffen.Selers machten sich schon zeitig in Peña blanca aufden Weg, «gabelten unterwegs den zu Fuss wan-dernden Herrn Bandelier auf, und kamen vergnügtmit ihm in Santa Fé an.» (SELER 1889: 25-26) Noch amselben Abend verließen die Besucher die Stadt mitder Bahn in Richtung der mexikanischen Grenzsta-tion El Paso.

Bandelier notierte in seinem Journal am 1. Novem-ber: «Selers left tonight»; am 2. November: «I wrote[…] to Don Joaquín and sent letters of recommen-dation to Dr. Seler at Mexico, for Father Fischer,Chavero, Vigil, Peñafiel and Altamirano.» (LANGE et al.1975: 230). Hier wird deutlich, warum Seler aufein Treffen mit Bandelier nicht verzichten wollte: erwünschte nicht nur aktuelle Informationen überMexiko (die er von Bandelier, der zuletzt von EndeDezember 1886 bis Anfang Mai 1887 dort gewesenwar und intensive Archivarbeit vor allem für dieHistoire geleistet hatte, erwarten durfte), er wünschtevon dem älteren Fachgenossen Empfehlungsbriefean mexikanische Gelehrte zu erhalten, die ihm seineersten Schritte in jenem Land seiner Studien erleich-tern sollten.

Die genannten Namen zeigen, daß Bandelier mitbedeutenden mexikanischen Bibliophilen, Historikernund Archäologen in Verbindung stand, teils in stän-digem Briefwechsel, wie aus seinem Journal zuersehen. Don Joaquín García Icazbalceta (1825-1894)spielte in seinem Leben eine besondere Rolle. Schon1875 hatte Bandelier brieflichen Kontakt zu ihmaufgenommen, als er an seiner Tezozomoc-Überset-zung arbeitete (WHITE et al. 1960: 101). Der Austauschbibliographischer und historiographischer Mitteilungenwurde bis 1891 fortgesetzt. Bandelier stammte ausprotestantischer Familie, doch war er 1881 bei seinemAufenthalt in Cholula, Puebla, zur katholischen Kirchekonvertiert. García Icazbalceta fungierte dabei alsPate, so daß die beiden Männer sich hinfort in beson-derer Weise verbunden fühlten. Durch BandeliersÜbertritt zum Katholizismus erklärt sich auch seinständiger und freundschaftlicher Umgang mit demKlerus, der ihm in den Folgejahren manche bezahlteAufgabe vermittelte, deren er zur Sicherung desLebensunterhalts bedurfte.

Der Brief, den Bandelier am 2. November 1887 anGarcía Icazbalceta schrieb, ist erhalten und liegt publi-ziert vor (WHITE et al. 1960: 304). Er lautet:

Aunque con cierta reticencia no pude menos deentregar a un tal Dr. Eduardo Seler, del Museo de Berlín,una tarjeta de introducción ante Ud. Se la entreguédespués de haberme convencido de que se trata deuna persona que no le ocasionará ninguna molestia,pues no es entrometida ni pretenciosa, y aunque setrata de un alemán del Norte, es modesto y prudente.Jamás me habría permitido presentarle a un americano

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¡ porque los conozco ! Si el Dr. Seler llega ante Ud., noirá más allá de pedirle un consejo: le he advertido quesu biblioteca no es pública y que, además, no poseelos materiales que él busca, que son las pinturas ymanuscritos en Maya. También le he entregado cartasde presentación para otras personas, pero en lo que aUd. se refiere claramente le advertí que jamás mepermitiría molestarle llevándole forasteros.

Vier Wochen später, am 28. November, berichtetSELER (1889: 54) in einem seiner Reisebriefe ausMexiko-Stadt über die Aufnahme:

Don Joaquin Garcia Icazbalceta, der Herausgeber werth-voller ungedruckter Dokumente – eine Autorität inseinem Fache – Geschichte der Zeit der Conquista –empfing uns in einem sehr hübsch gehaltenen Patiound führte uns nach kurzer Unterhaltung in seineberühmte Bibliothek. Ausser den Werken, welche insein Fach schlagen, enthält dieselbe eine Fülle selten-ster Drucke und Handschriften in etwa 20 bis 30 India-nersprachen, alles trefflich erhalten, gesäubert undschön gebunden. Die zierliche Einrichtung des Zimmers,die peinliche Sauberkeit, welche überall herrschte,stimmte gut zu seiner Erscheinung. Mancher Jahrhun-derte alter Schmöker sah aus, als sei er soeben aus derHand des Schreibers hervorgegangen. Er gab uns zweikostbare Handschriften mit, weil er aus Erfahrungwisse, dass es sich zu Hause am besten arbeiten lasse.

Auch die anderen, vielleicht weniger zurückhaltendformulierten Empfehlungsschreiben dürften dazubeigetragen haben, Seler bei seinem ersten Studien-aufenthalt in der Stadt Mexiko die Wege zu ebnen. Imgleichen Reisebrief vom 28. November 1887 heißt es:

Die letzte Woche haben wir ziemlich ruhig und gleich-mäßig verbracht: Vormittags Biblioteca nacional, Nach-mittags Museumsbibliothek […] Viele von denMännern, welche die mexikanische Wissenschaftvertreten, haben wir kennen gelernt und alle sind unsliebenswürdig begegnet und haben uns das vorhan-dene Material an Schriften, Bildern u. s. w. mit freund-licher Bereitwilligkeit zur Verfügung gestellt; sowohlDon José Maria Vigil [1829-1909], Direktor der Bibliotecanacional, wie auch Don Jesus Sanchez, Director desMuseo nacional, und andere. Vorigen Dienstag folgtenwir der Aufforderung Don Ignacio Altamirano’s [1834-1893] zu Examen in der Escuela normal. Es ist dies eineSchule, welche vom Kindergarten beginnt und bis zuden höchsten Klassen reicht. Das Examen fand in einerder oberen Klassen statt und wurde von Altamiranoselbst geleitet, welcher altmexikanische Geschichteprüfte. Die Jungen wussten gut Bescheid und konntenalle Königs-Hieroglyphen glatt erklären und zeichnen.Don Ignacio ist ein genauer Kenner der alten Geschichteund verschiedener indianischer Idiome, er sprichtenglisch und französisch und liest deutsch; in seinenAdern fliesst reines Indianerblut. Er ist ein vorzüglicherRedner und liebenswürdiger, witziger Gesellschafter.(SELER 1889: 53-54)

Außer den Empfehlungen für García Icazbalceta,Vigil und Altamirano hatte Bandelier auch an PaterFischer, Chavero und Peñafiel geschrieben.

Pater Augustin Fischer, 1825 in Ludwigsburg(Württemberg) geboren, in seiner Jugend nach Ame-rika ausgewandert, 1852 in Durango zum Priester

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ordiniert, war eine der schillernden Gestalten in derPolitik der Kaiserzeit. Er brachte es zum Hofkaplan,Diplomaten und Kabinettssekretär Kaiser Maximilians,lebte nach dessen Tod einige Zeit in Europa und über-nahm später eine Pfarrei in Mexiko-Stadt. In denletzten Lebensjahren scheint er sich bibliographischenStudien gewidmet zu haben, mit García Icazbalcetaund Bandelier war er freundschaftlich verbunden. Erbesaß eine gute Bibliothek, aus der er von Zeit zu Zeitseltene Schriften für Bandeliers Arbeiten zugänglichmachte, auch den Besucher Bandelier im Frühjahr1887 bei sich unterbrachte. Es ist nicht sicher, daßSeler den vermutlich bereits kranken Pater in Mexikoaufsuchte, Fischer starb am 18. Dezember 1887.Bandelier erwarb 1890 Pater Fischers Bibliothek fürThomas B. Catron in Santa Fe (LANGE et al. 1975:198-203, 479, 503-504; STEIN 1982).

Auch mit dem politisch aktiven Archäologenund Ethnohistoriker Alfredo Chavero (1841-1906)war García Icazbalceta befreundet. Wieweit Seler mitihm bekannt wurde, ist noch nicht deutlich. SeineSchriften, vor allem seinen umfangreichen Beitragzu México a través de los siglos, Band 1, der gerade1887 erschien, hat Seler in seinen Veröffentli-chungen wiederholt zitiert (CHAVERO 1887; SELER1902-1923; CLINE 1973).

Von den Empfängern der Briefe, die Bandelier zurEinführung Selers in Mexiko schrieb, bleibt schließ-lich noch Antonio Peñafiel (1839-1922) zu nennen,dem SELER (1889: 264-265) im Brief vom 3. August1888 vor der Rückkehr nach Europa ein Denkmalsetzte in der Schilderung des Abschieds von mexi-kanischen Freunden:

Vor allem von Dr. Peñafiel und seiner Familie, demMann, dessen Name so oft schon auf den vorherge-henden Blättern genannt ist, als des selbstverständ-lichen Berathers und Förderers all meiner Unterneh-mungen, ohne dass ich indes seiner andauernden,unermüdlichen, wirklich rührenden Freundschaft füruns näher Erwähnung gethan hatte. In der That, seitjener späten Abendstunde, wo wir zum ersten Male zuihm drangen, ihn in unserm damals noch ungelenkenSpanisch zu bitten, uns auf seiner für den nächstenMorgen geplanten Xochicalco-Expedition mitzu-nehmen, ist kaum ein Tag vergangen, wo er nicht inirgend einer Weise für uns gesorgt, in Gedanken, Wortund Werk für uns thätig gewesen ist.

Es ist die Rede von Peñafiels Enthusiasmus füralles, «was die Grösse des Landes und seine Ent-wicklung in moderner Zeit befördern, und alles, wasgeeignet sein könnte, die alte Grösse des Landesaufzuhellen […] Dass er mich als ernsthaften Mitar-beiter auf diesem Felde erkannte, das hat mir seineFreundschaft verschafft, und – bis zum heutigenTage erhalten».

Peñafiels Einladung an das Ehepaar Seler, alsMitglieder der Comisión científica del Ministerio deFomento Ende Dezember 1887 an der Explorationder berühmten Ruinen von Xochicalco teilzunehmen,eröffnete Seler die Möglichkeit zu eigener archäolo-gischer Feldarbeit in Mexiko, die nicht nur in denReisebriefen, sondern vor allem in weiteren, schon1888 vorgelegten Studien ihren Niederschlag fand(SELER 1904a; 1904b; 1904c). Die Arbeit in Xochicalco

war gewissermaßen Selers Initiation in die Archäo-logie Mexikos. – Der Briefwechsel Bandeliers mitPeñafiel setzte sich 1888 fort, aber auch die Verbin-dungen Selers mit Peñafiel blieben bestehen undPeñafiel kam 1890 nach Berlin – doch das ist wiederein anderes Thema.

Eine spätere Äußerung Selers über Bandelier ist ineinem Brief enthalten, den Seler am 1. Oktober 1896aus Guatemala an einen Berliner Museumskollegenschrieb. Darin erwähnt er, daß er Bandeliers Histoire1887 in Santa Fé gesehen hatte: «Er [Bandelier] hates dem Pabste in der That zum Priesterjubiläumgeschenkt, weil er damals kirchlicher Curator (gewis-sermaßen procurator Indarum gentium) war und vonden kirchlichen Behörden auch in schwerer Zeitüber Wasser gehalten worden war. Er ist außerdemRenegat und als solcher besonders fähig zu derglei-chen Streichen.» (EMB-E.NO.1238/96) In einem derzitierten Reisebriefe hatte Seler den vermeintlichenAnkauf des Werkes durch den Erzbischof erwähnt.Er wußte vielleicht nicht, daß Bandelier für die Abfas-sung des dem Papst zugedachten Werkes von Zeitzu Zeit Gelder vom Erzbischof erhielt, es war eineAuftragsarbeit. Was Seler als «kirchlichen Curator»erinnerte, dürfte die erst nach Selers Abreise (undFertigstellung der Histoire) mit dem früher genanntenPater Stephan am 14. November 1887 vereinbarteAnstellung Bandeliers für das Bureau of CatholicIndian Missions gewesen sein (LANGE et al. 1975:232). Eduard Selers leicht ironisierend-mißbilligendeBemerkungen über Bandeliers Katholizismus sinduntypisch für seine – meist positiven – Äußerungenüber Dritte.

Ganz anders klingt, was Bandelier nach einemerneuten Zusammentreffen mit dem Ehepaar Seler imJanuar 1905, als Selers New York besuchten, seinemJournal anvertraute: «He is a good, narrow-minded,German school-master, afflicted with academic andother titles. […] At night we were invited at Boas’.Selers were there, Savilles and Smith. […] AlsoLaufer. […] It was a very indifferent meeting.» Dannfolgt eine derart wütende Beschimpfung von CaecilieSeler, die sich vermutlich einige Freiheiten in ihremGepräch mit Bandeliers ebenfalls anwesender zweiterFrau Fanny erlaubt hatte, daß ich auf die Wiedergabeverzichte (LANGE et al. 1996: 189). Das gewiß selbst-bewußte Auftreten von Caecilie Seler-Sachs, die jaauch als Frauenrechtlerin wirkte, muß Bandelier tiefgetroffen haben.

Obschon Adolph Bandelier in seinen Journalnotizenauch seine Freunde nicht verschonte, kann dochvermutet werden, daß eine persönliche Annäherungan Eduard Seler nie erfolgte. Schweizerisch-deutscheAnimositäten mögen die Beziehungen beeinflußthaben. Vor allem aber wird Selers gesicherte akade-mische Position und finanzielle UnabhängigkeitBandelier zum Vergleich mit seiner eigenen ungesi-cherten Existenz bei Fehlen akademischer Würdenherausgefordert haben. Was bleibt, ist Bandeliers Tatder Einführung Selers in Mexiko 1887.

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Bandelier trifft Uhle

Im Sommer und Herbst 1891 hatte Bandelier nochmehrere Pueblos im Rio Grande-Gebiet besucht, dieswar seine letzte Feldarbeit im Südwesten. Nach Über-windung von Krankheit und einer persönlichen Krisereiste er nach New York, um dort den Eisenbahn-Finanzier Henry Villard zu treffen und mit ihm überein neues Projekt zu verhandeln: eine Reise nachSüdamerika zum Sammeln von Altertümern (LANGE etal. 1996: 146-147), die dem American Museum ofNatural History zukommen sollten.

Anfang Juni 1892 schiffte er sich in San Franciscoein, begleitet von seiner Frau Josephine, die bereitsein halbes Jahr später in Lima starb (LANGE et al.1996: 157-158). Er selbst sollte erst elf Jahre späterwieder den Boden der Vereinigten Staaten betreten.Zunächst arbeitete er in der Nähe von Lima, vermaß,beschrieb, veranlaßte Grabungen in verschiedenenRuinenstätten, sammelte und zeichnete Pläne, wie inArmatambo (HYSLOP et al. 1982) oder in Pachacamac.1893 begab er sich zunächst in die Gegend von Pisco,dann in den Norden Perus, arbeitete zwei Monate inChanchan, reiste anschließend nach Cajamarca(LANGE et al. 1996: 160-162) und nach Chachapoyas.Eine spanische Übersetzung des Chachapoyas-Berichts erschien viel später, 1940, in der kurzlebigenperuanischen Zeitschrift Chaski und ist dadurch inder archäologischen Literatur präsent geblieben(BANDELIER 1940). Zum Jahresende 1893 vermähltesich der nun 53 jährige Bandelier mit der 24 jährigenFanny Ritter, deren ebenfalls aus der Schweiz stam-mende Familie ihm und seiner ersten Frau schon beideren Krankheit in Lima beigestanden hatte. Nachdemdas American Museum of Natural History in New Yorkan die Stelle des Mäzens Villard getreten war und dieKosten für die Sammel- und Forschungsreise über-nahm, verließ Bandelier mit seiner jungen Frau im Juli1894 Lima auf dem Seeweg nach Mollendo, von wosie nach La Paz reisten (LANGE et al. 1996: 168).

Zu dieser Zeit hielt sich in der Hauptstadt Boliviensschon ein anderer Sammel- und Forschungsreisenderauf, der deutsche Archäologe Max Uhle (ROWE 1954;BANKMANN 1998), knapp 16 Jahre jünger als Bande-lier, auf seiner ersten Amerika-Reise, wie seinerzeitSeler, als er auf Bandelier traf. Uhle war von BuenosAires auf dem Landweg durch Argentinien ins boli-vianische Hochland gekommen, ausgesandt vomMuseum für Völkerkunde zu Berlin mit einem Reise-fonds aus privaten Mitteln des «Hilfscomités für dieVermehrung der Ethnologischen Sammlungen derKöniglichen Museen». Er war bereits anderthalbJahre unterwegs, der Reisefonds mehr oder wenigererschöpft, und Bemühungen, die Übernahme seinerMission durch die University of Pennsylvania in Phil-adelphia zu erreichen, im Gange. Seit Anfang März1894 in La Paz, hatte Uhle im Mai infolge einesMißverständnisses mit Berlin 2000 Mark, die ihm alsReisekosten dienen sollten, zum größten Teil für denAnkauf einer archäologischen und naturhistorischenSammlung verwendet, was zur Folge hatte, daß seinefinanzielle Situation weiterhin prekär blieb. «Ich bin soals Reisender hier in eine unangenehme Lageversetzt worden», schrieb Uhle rückblickend imSeptember an Adolf Bastian, den Direktor des

Berliner Museums, «wie sie vielleicht Reisendenlange noch nicht vorgekommen ist. Ich sah michdurch mehrere Monate von allen Mitteln abge-schnitten, nicht blos zum Weiterreisen, sondern fastfür die gewöhnliche Existenz und es hat mich alleMühe gekostet, das natürliche Ansehen, welches einReisender aus fernen Gegenden an sich hier genießt,nicht darunter gleichfalls zu Schaden kommen zulassen.» (EMB-Acta UHLE E.NO.1274/94) Mehr alseinen kurzen Ausflug nach Tiahuanaco im April wagteer bei seinen beschränkten Mitteln nicht zu unter-nehmen und schrieb dann im Mai einen in der Presseverbreiteten, an den zuständigen Minister gerichtetenProtest gegen den Mißbrauch der Skulpturen Tiahu-anacos als Zielscheiben des Militärs. Damals hätte ernoch in Tiahuanaco graben können, im folgenden Jahrwar es auch ihm nicht mehr gestattet, da die Regie-rung infolge des von Uhle erregten Skandals ein gene-relles Grabungsverbot für Tiahuanaco erlassen hatte.

Am 2. August 1894 erhielt Professor Bastian inBerlin ein Telegramm aus La Paz mit der lapidarenMitteilung: «viene badelier». Daraufhin schriebBastian an Uhle: «Ein aus La Paz datirtes TelegrammBandelier’s kündigt uns seine in Berlin bevorstehendeAnkunft an und da Sie also mit ihm in Bolivien voraus-sichtlich zusammengetroffen sein werden, würdenmir einige Worte über seine dortige Thätigkeiterwünscht sein, um mich orientiert zu finden.» (EMB-Acta UHLE E.NO.1012/94)

Am 1. Oktober klagte Uhle: «Es scheint mir, daßdas Telegraphieren im ethnologischen Forschungs-gebiet eine gefährliche Sache ist, denn auch meinNothschrei, als mir binnen 8 Tagen die in New YorkerSinne gedachte Concurrenz des im Uebrigen alsFreund sich verhaltenden Bandelier bevorstand, istvon Ihnen in jetzt von mir begriffener Weise als eineTriumphanmeldung, vielleicht seiner selbst in Berlinverstanden worden.» (EMB-Acta UHLE E.NO.1411/94)

Schon vier Wochen früher hatte Uhle mitgeteilt:«Unterdessen ist Herr Bandelier eingetroffen hier, miteinigen Tausenden Bolivianischer Solis, mit allerhandEmpfehlungen, Empfehlungen an den ganzen Clerusvon Seiten des päpstlichen Nuntius in Lima u. s. w.,und da ich statt Summen höchstens Schulden hierhatte, mußte ich es auch dulden, daß Hr. Bandelierin voriger Woche weiter nach Tiahuanaco abgereistist, um es zu studieren.» Zu jenem Zeitpunkt sah Uhlekaum Chancen für eine Kooperation mit Bandelier,die er letztlich wohl auch nicht anstrebte, und so hätteer Bandelier auch verständigt, daß er beabsichtige,während jener in Tiahuanaco ist, «nunmehr, um dieInteressen Berlin’s wenigstens nach Möglichkeit zuwahren, nach den Inseln des Titicaca Sees zu gehen»(EMB-Acta UHLE E.NO.1274/94)

Uhles Furcht vor der Konkurrenz Bandeliers warAnfang Oktober noch nicht überwunden, als erbemerkte: «Ach, ich wäre so schlimm nicht daran,wenn er mir wieder das Feld frei ließe, jetzt gedenkter nach den Ruinen von Callapa bei Corocoro zugehen, nach ca. 4wöchentlichem Aufenthalte inTiahuanaco, während ich nach dem Norden zu gehengedenke über Achacache nach Escoma u. s. w., wo,glaube ich, noch Niemand studirt hat». Sobald Uhlewieder etwas Geld in den Händen hatte, sah er sichin den Stand gesetzt, «sofort wieder aufzubrechen,

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so daß wenigstens […] nunmehr eine regelrechteTheilung des zu erforschenden Feldes mit HerrnBandelier zu Stande kommen kann, und nicht eineVergewaltigung von seiner Seite.» (EMB-Acta UHLEE.NO.1411/94)

Im Gegensatz zu den im Südwesten geführtenTagebüchern Bandeliers sind seine Journale aus denJahren in Peru und Bolivien unveröffentlicht. Einesder Notizbücher Max Uhles, welche im Ibero-Ameri-kanischen Institut zu Berlin aufbewahrt werden undderen Auswertung begonnen hat, enthält die Schil-derung eines gemeinsam mit dem Ehepaar Bandelierunternommenen Ausflugs von La Paz nach Mallasabei Aranjuez am 5. Oktober 1894:

Wir hatten uns für 7 a. m. zum Fortgang verabredet.Erst nach 7:30 a. m. war ich infolge der Lässigkeit imHotel auf dem Platze, noch viel zu früh, denn der Dienervon Bandeliers beendigte das Sattelgeschäft erstca.9:30 a. m. Da gingen wir fort, Bandeliers er und sie,deren Diener, und ein Führer, ein hiesiger Schneider.[…] Wir stiegen nach Mallasa auf eine gut besteigbareCuesta nach Westen am rechten Flußufer auf, auf eineEbene, welche wohl die Fortsetzung der ebenenFläche, auf welcher die Alameda von La Paz liegt, histo-risch ist. Dort sattelten wir ab, und frühstückten Wein,Cognac, Eier, Leberwurst, Schinken. Den DienerBandeliers ließen wir zur Bewachung der Maulthierezurück. Der Führer begleitete uns. Das Terrain istzerfetzt, mit vielen tiefen schmalen Barrancas undeinzelnen schmalen Erdbrücken dazwischen bis zu denetwas 300 Meter weiten Chulpas hin. Frau Bandelierkonnte […] nur einen Theil des nicht ungefährlichenWeges passiren. Ein schmaler Pfad bildet den Weg. Ichkam ähnlich leichtfüßig, wie der Führer hinüber, Bande-lier kroch oft auf allen Vieren hinüber und gab dieSchuld seinen schweren hohen Stiefeln. Er schwebteden größten Theil des Weges in tausend Ängsten.

Es folgt dann eine ausführliche Beschreibung derdrei aufgesuchten Chulpas und sonstiger Merkmaledes Terrains. Von einer Diskussion mit Bandelier überdie Befunde ist nicht die Rede. Uhles ungewöhnlichdetaillierte Eintragung schließt wie folgt:

Wir gingen zurück und gewahrten, daß BandeliersDiener sein der Post entnommenes Maulthier hatteentrinnen lassen. – Bei dem Ueberschreiten derBarrancas war einmal Bandeliers Metermaß in einender Abgründe gefallen und es war nur mit großer Mühemöglich gewesen, es wieder zum Vorschein zubringen. Es war sehr schwer in die Tiefe hinabzu-steigen. Das entlaufene Thier wurde erst am Fuße derüber 100 Meter hohen Cuesta erreicht, wo es sich imFressen der Alfalfa der Finca Aranjuez ein Vergnügengesucht hatte, bis die Beaufsichtiger der Finca denSchaden wahrnehmend, das Thier eingefangen hatten.Mit 1 Boliviano wurde der angerichtete Schadenbeglichen. Bei dieser Gelegenheit sahen wir das Innereder reizenden Finca Aranjuez näher, eine prächtige […]Eucalyptus Allee und Gärten, in welchen mannigfaltigeRosen zur Zeit im schönsten Flor standen […] Wirruhten längere Zeit […] aus, labten uns am Brunnen-wasser der Finca und erreichten ca. 6 Uhr Abendsglücklich La Paz. Mais-chicha, die von Bandelier so sehrin den Tiendas am Wege, in Obrajes besondersgesuchte, hatten wir aber unterwegs nicht gefunden.Es hatte Mani–Chicha gegeben, die aber, wenn nichtbesonders gut zubereitet, zu fett und für gewöhnlichnicht sehr gut sein soll. (IAIB-Nb. UHLE NO.37)

Soweit der vor allem um die Ruinenbeschreibunggekürzte Bericht Uhles. Er zeigt sich offenbar beein-druckt von Bandeliers Reisestil mit Diener undopulentem Frühstück, das er selbst vielleicht langeentbehren mußte. Später hat Bandelier in La Pazzeitweilig ein großes Haus geführt; wenn er Geldhatte, gab er es auch leicht wieder aus.

Bandeliers entsprechende Journaleintragung vom5. Oktober 1894 (SF-Tb. BANDELIER) stellt die topo-graphischen Details und Beobachtungen der Land-schaft bis zur Flora sehr ausführlich dar, während dieUmstände der Unternehmung kaum Erwähnungfinden, Uhle nur eingangs als Teilnehmer genanntwird. «Had splendid mules» war notierenswert, undspäter: «We thus crossed two more fissures, thatwere deeper & steeper yet. They were so difficult,that only on hands & feet, climbing and crawling,down and up the walls of hard & slippery clay, wewere able to cross them.» Die schriftlichen Eintra-gungen sind, mehr als bei Uhle, um Skizzen berei-chert. Die anekdotenhaften Züge der Notizen Uhlesfehlen. Zu einer anderen gemeinsamen Unterneh-mung der beiden Archäologen scheint es nichtgekommen zu sein. Uhles Notizbücher enthaltenaußerdem nur noch einige, wenig aussagekräftigeErwähnungen des Kollegen, deuten jedoch aufwiederholte Kontakte hin.

Mit der Zeit scheinen Uhles Ängste geschwundenzu sein. Ein Brief aus Achacache vom 16. November1894 an den Geheimrat Bastian in Berlin lautetauszugsweise wie folgt: «Heute am Mittag gelangteich nach einem ungefähr zweitägigen Marsch wohl-behalten von Copacabana hier an und bin vergnügt».Dann äußert er sich über Bandelier:

So viel weiß ich blos von ihm, daß, nachdem er michmanchmal eigenthümlich sondirt über Berlin, schließ-lich mehrfach mich gebeten hat, Ihnen seine herzlichenGrüße zu übermitteln, ich weiß nicht was noch Alles,wohl auch, daß wir ziemlich am ersten Tage unsererBekanntschaft das Vergnügen hatten, gemeinsam imTheater seiend uns unserer Freundschaften zu Berlinzu erinnernWie dem auch sei, ich bin vergnügt, daß die Concurrenzvon Bandelier Ihnen und mir in Bolivia nicht allzu vielAbbruch gethan hat. Ich glaube ich habe das zum Theilauch auf Rechnung persönlichen Anstandes und großeHöflichkeit von Bandelier gegen den erst gekommenenzu setzen.Von dem Momente an, wo Bandelier gleichfallsauf bolivianischem Boden weilte, setzte ich mir dieAufgabe vor, so schnell wie möglich, wenn es wiedermöglich sein sollte, nach den archäologisch momentanzunächst interessantesten Puncten zu eilen um dieeventuellen Sammlungresultate […] der von mir unterden verschiedenen europäischen nationalen Zweigenarchäologischer Forschung Süd-Amerikas am höchstengeschätzten deutschen Forschung zu sichern.Unter dem 1. Oktober war ich schon in der Lage, Ihnenein Verzeichniß über ca. 85 Gegenstände gesammeltin Coati, Sampaya und Copacabana zu übersenden.(EMB-Acta UHLE E.NO.112/95)

Bandelier selbst schrieb über seine ersten,zusammen mit seiner Frau unternommenen Aktivi-täten in Bolivien: «Arriving at La Paz on August 11th,we visited first the ruins of Tiahuanaco, on the 29th,

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remaining nineteen days on the site, securing speci-mens, and surveying the ruins for the purpose ofmaking a general plan of them. We took also noteson architectural details.» (BANDELIER 1910: xiii). Unklarbleibt, ob Bandelier das eineinhalb Jahre zuvorin Leipzig erschienene, von Alphons Stübel mit MaxUhle herausgegebene große Werk über Tiahuanacobereits kannte (STÜBEL et al. 1892). BANDELIER (1910:xiii) resümierte seine weiteren Bewegungen: «Soonafter our return to La Paz we made another excursion,this time to the slopes of the well known Illimani.There, at an altitude of 13'000 feet, we exploredremains of terraced garden beds, small dwellings ofstone, and burial cysts, above the hacienda of Llujo.It was not until the 26th of December that we couldcarry out our plan to visit the Island of Titicaca» Aufder Titicaca-Insel verbrachte das Ehepaar Bandelierdie ersten dreieinhalb Monate des Jahres 1895 undkehrte von Ende Mai bis Juli noch einmal dorthin undnach Coati zurück. Mitte November 1895 warenBandeliers wieder in Lima (LANGE et al. 1996: 169),wohin Uhle erst zwei Monate später kam (WURSTER1999: 72).

Seit 1895 stand Uhle in Diensten der University ofPennsylvania in Philadelphia, für die er im Februar/März 1896 mit seinen Grabungen in dem unweitLima gelegenen Pachacamac begann. Hier wurdevon Uhle erstmals durch archäologische Feldarbeiteine Kulturabfolge in der peruanischen Küstenregionnachgewiesen, welche die Grundlage aller späterenErkenntnisse zur Chronologie im mittleren Anden-raum bilden sollte. Uhles monumentales Pacha-camac-Werk lag 1903 im Druck vor. In dem Kapitelüber frühere Explorationen der Ruinen verweist Uhleauf Bandeliers zweimonatigen Aufenthalt 1892 oder1893, seine Vermessung der bedeutenderen Bautenund Bestimmung der Zwecke, für die sie errichtetwurden, ferner auf Bandeliers Exploration desöstlichen Teils des großen, den Pachacamac-Tempelumgebenden Gräberfeldes und die Aufbewahrungder Funde im American Museum of Natural History inNew York. Er schließt mit dem Bedauern, daß Bande-liers Bericht nicht publiziert wurde (UHLE 1903: 8).

Während Uhle ab 1896 in Peru blieb, kehrte Bande-lier mit seiner Frau Mitte Oktober des Jahres, nochvor Uhles Abschluß der Pachacamac-Grabungen,nach La Paz zurück, um weitere Untersuchungen aufbolivianischem Boden vorzunehmen. Bis 1903 lebteBandelier in Bolivien, um Südamerika dann endgültigin Richtung New York zu verlassen (LANGE et al. 1996:180-183). Nachdem die von ihm erwartete underhoffte Publikation der aus den Studien auf denInseln und über die Inseln von Titicaca und Coatierwachsenen Monographie durch das AmericanMuseum of Natural History nicht zustande kam,wurde sie schließlich 1910, 15 Jahre nach der Feld-arbeit, von der Hispanic Society of America inNew York herausgegeben. In diesem Buche wirdbezeichnenderweise Max Uhle nur einmal erwähnt,und dies nicht mit Bezug auf dessen archäologischeArbeit, sondern auf seine Uro-Sprachstudien, die ervor und während des durch Geldnot erzwungenenLa Paz-Aufenthalts durchgeführt hatte (BANDELIER1910: 36).

Wieweit es Uhle gelang, Bandelier in seinem auchpatriotisch begründeten Sammeleifer zuvorzukom-men, die besten Stücke aus der Titicaca-Region 1894bis Anfang 1895 für das Berliner Museum zu sichern,könnte nur ein Vergleich der Sammlungen in Berlinund New York zeigen. Gewiß hat Uhle bald erkannt,daß Bandeliers Methodik seinen Vorstellungen vonarchäologischer Feldarbeit nicht überlegen war unddaß dessen Vermessungen von Ruinen nicht zubesseren Plänen führten, als Uhle sie zu zeichnenvermochte. Die erst kürzlich edierten Pläne Max Uhles(WURSTER 1999) zeigen eine Qualität der Zeichnung,welche die getuschten Pläne Bandeliers in der Regelnicht erreichen. Da Bandelier aber vielfach an anderenOrten arbeitete als Uhle, stellen seine Planaufnahmenoder Skizzen ebenfalls wertvolles Quellenmaterialdar. Bandeliers Pläne gelangten wie seine Photos undseine Sammlungen ins American Museum of NaturalHistory und blieben großenteils unpubliziert. PaulKosok hat in seinem eindrucksvollen Band Life, landand water in ancient Peru sowohl Bandeliers 1892angefertigten Plan der Ruinenstätte von Pachacamacals auch Uhles vier Jahre später entstandenen Plandesselben Ortes reproduziert (KOSOK 1965: 41-42,fig. 4-5). Der Vergleich fällt eindeutig zugunsten Uhlesaus. J. H. Rowe erwähnte, daß sein eigener Vergleichvon Bandeliers Plänen der Ruinen von Sillustani mitden Ruinen selbst 1941 zu dem Ergebnis führte, daßBandelier nichtexistierende Mauern aufgenommenhatte, von denen er meinte, es sollte sie geben(ROWE 1954: 5).

Der Zeitraum, in dem sich Bandelier und Uhle vorallem in La Paz und später in Lima direkt begegnetsein können, liegt zwischen Mitte August 1894 undEnde September 1896. Es ist dies die Zeit, in der Uhleseine archäologische Methode entwickelte und ersteErfolge aufzuweisen hatte. Einen Ansporn dazu magauch die Nähe des als Konkurrenz empfundenenBandelier gegeben haben.

Archivalien

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Acta betreffend die Reise des Dr. Uhle nach Süd-Amerika. Vol. 1,2. Pars I. B. 19. EthnologischesMuseum, Staatliche Museen zu Berlin – Preussi-scher Kulturbesitz.

EMB-E.NO.1238/96Brief von Eduard Seler. Ethnologisches Museum,Staatliche Museen zu Berlin – Preussischer Kultur-besitz.

IAIB-Nb. UHLE

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SF-Tb. BANDELIER

Tagebuch im Nachlass A. F. Bandeliers, Eintragungvom 5. Oktober 1894, Fray Angélico Chávez HistoryLibrary, Santa Fe, New Mexico.

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1904c «Die archäologischen Ergebnisse meiner erstenmexikanischen Reise», in: SELER Eduard, Gesam-melte Abhandlungen…, 2. Band, pp. 289-367.-Berlin: A. Asher & Co.- 1108 p.

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Bibliographie

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Resumen

Eduard Seler y Max Uhle, a quienes debemos los funda-mentos de la arqueología y etnohistoria americana, cada cualse encontró en su primer viaje a América con Adolph Bande-lier, su colega mayor. Seler llegó a conocerlo en Santa Fé,New Mexico, en 1887; Uhle en La Paz, Bolivia, en 1894. Suscartas de viaje y sus diarios nos informan sobre las impre-siones, las expectativas y los recelos relacionados a estosencuentros que no quedarán sin influencias en las futuras acti-vidades de Seler y Uhle.

Résumé

Eduard Seler et Max Uhle, auxquels nous devons les basesde l’archéologie et de l’ethnohistoire américaine, ont rencontré,chacun à leur tour, leur collègue Adolph Bandelier au cours deleur premier voyage en Amérique. Seler l’a connu à Santa Fé,New Mexico, en 1887; Uhle à La Paz, Bolivie, en 1894. Deslettres et des carnets de voyages de ces deux chercheursnous donnent des informations sur leurs impressions, attenteset craintes liées à ses rencontres qui ne seront pas sansinfluencer les activités futures de Seler et Uhle.

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