auslaendische freiwillige und internationale brigaden

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An analysis of the Loyalist military organization by the Russians appears in Upraolenie voiskami i rabota shtabov u Ispanskoi republikanskoi armii [The Administration of the Troops and Work of the Staff In the Spanish Republican Army]. Moscow 1939. Its general conclusion was: "Duri~g the length of the whole war in Spain the problem of orgaruzrng the high command and administering the armed forces was very acute. At the outset of the war the organization underwent a series of substantial changes, but until the end of the war they had not been completely resolved." (P·5·) 12 For example, the ambassador in France (Bullitt) reported to the acting secretary of state on November 25, 1936: "The French Government is convinced that the Soviet Government desires to push the conflict to the bitter end on the theory that even though in the first instance the Soviet Government would s~ffer a defeat through the overthrowing of the Madrid and Barcelona Governments by Italian and German troops enlisted in Franco's army, the final result would be an attempt by the Germans to establish a new status in Spanish Morocco and an attempt by the Italians to maintain possession of the Balearic Islands which would result in war between Germany and Italy on one side and France and England on the other. This the Soviet Government anticipates would lead ro eventual Bolshevization of the whole of Europe." (Foreign Relations of the United States, I936, II, 575·) 13 Krivitsky, Walter: In Stalin's Secret Service. New York 1939, pp. 73 and 76. See also Gorkin, Julian: Canibales politicos; Hitler and Stalin en Espana. Mexico City 1941, p. 54, and Borkenau, Franz: European Communism. New York 1953, pp. II7, 135, and 169. 14 Extracts from a speech by Litvinov at the Central Executive Committee, November ro, 1936, in Degras: op. cit., p. 216. 232 PIERRE BROUE/EMILE TEMIME Auslandische Freiwillige und Internationale Brigaden Freiwillige aus dem Ausland Neben den Sowjetrnilitars war eine andere Kategorie auslandischer Helfer der spanischen Republik von nicht geringer Bedeutung: in der Sowjetunion geschulte auslandische Kommunisten. Gerade ihnen fiel bei der Organisation der Internationalen Brigaden eine gewaltige Bedeutung zu. (Russen gab es in den Internationalen Brigaden praktisch iiberhaupt nicht,wenn man nicht >weiBe<Emigranten hinzurechnet, die paradoxer- weise auf republikanischer Seite' in den Kampf gezogen waren.) Zu einem erheblichen Teil war die militarische Mitwirkung auslandi- scher Soldaten auf seiten der spanischen Republikaner, ja iiberhaupt die Hilfe, die der Republik von auBen zuteil wurde, die Summe vieler im eigentlichen Sinne individueIIer Beitrage. Das nationalistische Lager konnte auf bewaffnete Kontingente zuriickgreifen, die von der deutschen und der italienischen Regierung aufgestellr und nach Spanien abkom- mandiert worden waren. Auf republikanischer Seite griff aulser der Sowjetunion - von ihrem begrenzten Beistand war bereits die Rede - kein einzigerStaat rnit wirksarner Hilfe ein. Indes war die auBerlich freiwiIIige Teilnahme vieler Einzelner aus zahlreichen Landern gewif nicht ohne die organisierte Initiative der Kommunistischen Internationale zustande gekommen. Ganz aus freien Stiicken waren aIIerdings manche Auslander in den ersten Kriegsmonaten, in der Ara der revolutionaren Milizen, zu den Republikanern gestolsen: Auslander, die - wie etwa der italienische Sozialist Fernando De Rosa - in Spanien lebten oder vom Aufstand der Militars in Spanien iiberraschr wurden (z. B. Teilnehmer an der Arbeiter- olympiade von Barcelona, die mit den katalonischen Arbeitern gemein- same Sache machten). So entstanden die ersten Gruppen auslandischer FreiwiIIiger; zu ihnen schlugen sich kleine Gruppen italienischer, deur- Aus: Revolution und Krieg in Spanien, Geschichte des Spanischen Burger- krieges. Frankfurt/M. 1968. S. 475-492. Mit freundlicher Genehmigung des Suhr- kamp-Verlags, Frankfurt/M. 233

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Page 1: Auslaendische freiwillige und internationale brigaden

An analysis of the Loyalist military organization by the Russians appears inUpraolenie voiskami i rabota shtabov u Ispanskoi republikanskoi armii [TheAdministration of the Troops and Work of the Staff In the Spanish RepublicanArmy]. Moscow 1939. Its general conclusion was: "Duri~g the length of thewhole war in Spain the problem of orgaruzrng the high command andadministering the armed forces was very acute. At the outset of the war theorganization underwent a series of substantial changes, but until the end of thewar they had not been completely resolved." (P·5·)

12 For example, the ambassador in France (Bullitt) reported to the actingsecretary of state on November 25, 1936: "The French Government isconvinced that the Soviet Government desires to push the conflict to the bitterend on the theory that even though in the first instance the Soviet Governmentwould s~ffer a defeat through the overthrowing of the Madrid and BarcelonaGovernments by Italian and German troops enlisted in Franco's army, thefinal result would be an attempt by the Germans to establish a new status inSpanish Morocco and an attempt by the Italians to maintain possession of theBalearic Islands which would result in war between Germany and Italy on oneside and France and England on the other. This the Soviet Governmentanticipates would lead ro eventual Bolshevization of the whole of Europe."(Foreign Relations of the United States, I936, II, 575·)

13 Krivitsky, Walter: In Stalin's Secret Service. New York 1939, pp. 73 and 76.See also Gorkin, Julian: Canibales politicos; Hitler and Stalin en Espana.Mexico City 1941, p. 54, and Borkenau, Franz: European Communism. NewYork 1953, pp. II7, 135, and 169.

14 Extracts from a speech by Litvinov at the Central Executive Committee,November ro, 1936, in Degras: op. cit., p. 216.

232

PIERRE BROUE/EMILE TEMIME

Auslandische Freiwilligeund Internationale Brigaden

Freiwillige aus dem Ausland

Neben den Sowjetrnilitars war eine andere Kategorie auslandischerHelfer der spanischen Republik von nicht geringer Bedeutung: in derSowjetunion geschulte auslandische Kommunisten. Gerade ihnen fiel beiderOrganisation der Internationalen Brigaden eine gewaltige Bedeutungzu. (Russen gab es in den Internationalen Brigaden praktisch iiberhauptnicht, wenn man nicht >weiBe<Emigranten hinzurechnet, die paradoxer-weise auf republikanischer Seite' in den Kampf gezogen waren.)

Zu einem erheblichen Teil war die militarische Mitwirkung auslandi-scherSoldaten auf seiten der spanischen Republikaner, ja iiberhaupt dieHilfe, die der Republik von auBen zuteil wurde, die Summe vieler imeigentlichen Sinne individueIIer Beitrage. Das nationalistische Lagerkonnte auf bewaffnete Kontingente zuriickgreifen, die von der deutschenund der italienischen Regierung aufgestellr und nach Spanien abkom-mandiert worden waren. Auf republikanischer Seite griff aulser derSowjetunion - von ihrem begrenzten Beistand war bereits die Rede - keineinzigerStaat rnit wirksarner Hilfe ein. Indes war die auBerlich freiwiIIigeTeilnahme vieler Einzelner aus zahlreichen Landern gewif nicht ohne dieorganisierte Initiative der Kommunistischen Internationale zustandegekommen.

Ganz aus freien Stiicken waren aIIerdings manche Auslander in denersten Kriegsmonaten, in der Ara der revolutionaren Milizen, zu denRepublikanern gestolsen: Auslander, die - wie etwa der italienischeSozialist Fernando De Rosa - in Spanien lebten oder vom Aufstand derMilitars in Spanien iiberraschr wurden (z. B. Teilnehmer an der Arbeiter-olympiade von Barcelona, die mit den katalonischen Arbeitern gemein-same Sache machten). So entstanden die ersten Gruppen auslandischerFreiwiIIiger; zu ihnen schlugen sich kleine Gruppen italienischer, deur-

Aus: Revolution und Krieg in Spanien, Geschichte des Spanischen Burger-krieges. Frankfurt/M. 1968. S. 475-492. Mit freundlicher Genehmigung des Suhr-kamp-Verlags, Frankfurt/M.

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scher, franzosischer oder belgischer Antifaschisten, die nach und nachaus Frankreich einsickerten. Solche kleineren Einheiten karnpften an derNord-Front, nahmen an der Verteidigung lruns teil : Deutsche in derHundertschaft Thalmann, ltaliener in der Kolonne Rosselli, Franzosenin der Hundertschaft Commune de Paris; dann auch ltaliener in derHundertschaft Gastone Sozzi, die Madrid in der Sierra verteidigten,schlieBlich einige auslandische Anarchisten und Syndikalisten in der

Kolonne Durruti.'Das erste Beispiel einer Organisation groBeren MaBstabs war, yon

Andre Malraux ins Leben gerufen, ein internationales Lufrgeschwader.Diese Staffel ,Espana( leisrere den Republikanern enorrne Dienste -jedenfalls in den ersten Kriegsmonaten, als es eine sraatliche straregischeLuftwaffe iiberhaupr nicht gab. Obgleich es nur iiber wenige Bomber-etwa zwanzig - verfugte, konnte das Geschwader halbwegs wirksameingreifen, so beim Bombenabwurf auf die nationalistische Kolonne yonMedellin; das sei, rneinte Malraux, die einzige groBere Luftoperation derRepublikaner in der ersren Phase des Kriegs gewesen. icht ohne Erfolglosten die etwa vierzig JagdAugzeuge des Geschwaders Malraux dierepublikanische Luftwaffe ab (sie harte nur alre Breguet-Maschinen).

atiirlich konnren solche zufallig zusammengewiirfelten Sraffeln gegendie moderneren und vor allem schnelleren deurschen und italienischenFlugzeuge nicht ankornrnen. Ihre letzte wichrige Aufgabe vollbrachtendie Espafia-Flieger in Malaga: Sie versuchten, den Riickzug der republi-kanischen Truppen irn Maschinengewehrfeuer der feindlichen JagdAug-zeuge zu decken. Malraux selbsr hat die Schwierigkeiten seiner Staffelbeschrieben : einrnal schlechte Qualitat der zurn Teil bereirs ausrangier-ten Flugzeuge, die fur den regularen Dienst nichr mehr taugten und nurdarurn hatten erstanden werden konnen, zum andern Eigenart derMannschaft, Reibereien zwischen »Freiwilligen«, die in der Mehrzahl

waren, und »Soldnern«."Erst irn November 1936 tauchten die ersten SowJetflugzeuge auf, die es

mir der gegnerischen Luftwaffe aufnehmen konnren, Ebenfalls imNovember machten sich zum erstenmal die lnternationalen Brigadenbemerkbar. Der Eingriff dieser auBerspanischen Formationen trug ent-scheidend zur Versteifung des republikanischen Widersrands bei;zahlreiche Journalisten und Schriftsteller - yon welcher Couleur auchirnrner - haben es geschildert. Aus den auslandischen Einheiten entstandein Elitekorps, das fast bis Ende 1938 an allen wichtigen Schlachtenteilnahm. Am 7. November 1936 verstarkten sie die Reihen der Verteidiger Madrids; am 13. November nahrnen sie an den Gefechten um Cede Los Angeles teil; irn Dezember griffen sie bei Teruel und Lopera and

1 C6rdoba-Front ein; irn Februar und M" ..in Malaga, in GuadalaJ'ar S" arz 1937 kampften sie am Jarama

. a. pater waren sie bei all f) ,

akrionen dabei: Brunete B I hi T . en groisen Offensiv-, e Cite, eruel· sre f hl .Ebro-Schlacht, der letzten Off . d ' e ten auch nichr in der

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atzen erne ast e t heid dzu e, verbreitete sich die V II . n sc ei en e Rolleorste ung, es seien ih .gewesen. Heute noch wird is' direr unendlich viele

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gekampft harten. Nachtragli h J . n ernarionaler, Bngaden. IC assen sich gen Z hI

errnitteln wie die konkret K f . . aue a en ebensowenige amp situation . d .dennoch zeigt sich bei nah Z 111re em einzelnen Fall·

'. erem usehen, daB der T b 'Brigaden viel kleiner war al . h der zei ruppen esrand der, s er SIC er ..' hsrellre. zertgenossisc en Phantasie dar-

Wer waren diese Kampfer' Woh k .. . er amen s 'W'ausgebildet und ins Feld gefiihrt? Am Anfan ie '.. ie \¥urden sienur die Moglichkeir individ ller Di g gab es fur Auslander wohl

· ue er iensrverpf h . dnischen Milizen. Sparer w d hri . IC tung 111 en republika-

ur e sc nrrweise u .Kampfteilnehmer fanden sich i b d rngrupprert, auslandische

. . . 111 eson eren EI h .Freiwilligen waren Antif hi . n etten zusammen. Diese

asc isten : einrnal aus d H' .Deutsche und Italiener die hi er errnar verjagte

.. ,Ier von neuem vers h ddie heirnische Tyrannei f h uc ten, en Kampf gegen

au zune men zum d . ISpanien war nah der Gre iib . .' an ern vie e Franzosen:

, nzu ertritt einfach d I' .reidigung der Volksfront _ ..b ' as po irische Motiv - Ver-u erzeugend D T ...nis lielS sich allerdings d h I h' as rru itarische Krafteverhalt-

urc so c e F . illiindividueller Grundlage nichr rei WI Igenmeldungen auf

· zugunsten der Rep blik .Ole schlecht organisierte b h ki u I aner verschieben,

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. Ab Ende September wurde - v II "und Beforderung _ in die S h dorZa em hinsichrlie}, der Anwerbung

ac e es ugangs vo K f '11'mehr Organisation hinei . n amp WI igen etwas

ngetragen. Die Fiih hi hformationen wurde nunmeh I ..f)' rungssc IC t der Auslander-

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We t eriihrnr als Marschall Tit (A d .. s awe OSIP Broz, sparertro I o. n en Kampf . S .

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ei te SIC er Spltzenapparat der franzosi-

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Page 3: Auslaendische freiwillige und internationale brigaden

lnternationale Brigaden: Herkunft, Aufbau

Transportschiff -Ciudad de Barcelona, -von Marseille nach Alicantegebracht worden." Empfangspunkte funktionierten in allen grolserenspanischen Stadten ; sie registrierten und verpflegten die Neuankomm-linge. Schwieriger war es, aus den Scharen von Freiwilligen verschiedenerSprache und Herkunft eine aktionsfahige Truppe zu machen.

Die zahlenrnaliige Starke der Brigaden ist schwer zu ermitteln: schrift-liche Unterlagen sind zum grofSten Teil verschwunden, und die damalsfUr die Organisation Verantwortlichen konnen sich iiber die Zahlennicht einigen. In den Kampfjahren war das Bestreben allgemein, die Zahlder Freiwilligen zu iibertreiben Die faschistischen Lander berniihren sicheifrig, die Mar von unendlich vielen -roren Kriegsfreiwilligen« zu ver-breiten~ und den antifaschi~tischen Parteien und Gruppierungen lagdaran, ihren Beitrag viel gew,chtlger darzustellen, als er in Wirklichkeitwar. Eine antifaschistische Quelle zahlr fur Juni 1937 unter den Karnp-fern .der Inrernationalen Brigaden 25000 Franzosen, 5000 Polen, 5000Englander und Arnerikaner, 3000 Belgier, 1000 Lateinamerikaner, 2000

»Balkanesen« un.d etwa 5000 Deutsche und Italiener, d. h. rund 46000

ausla~d,sche Freiwillige auf.' Es gab standige Abgange und Zugange;Nanirlich wurde auch weiter auf Grund individueller Meldungen ange- Freiwillige tra.~en- wenn auch in geringer Zahl- auch noch bis Anfangworben. Aber nun wurden die aus den verschiedenen Landern kornmen 1938em; so kame man auf einen Gesamtbestand von mindestens 50000,

den Freiwilligen schon in Frankreich zusammengefalSt. Ober die was aber wahrscheinlich zu hoch gegriffen ist.Pyrenaengrenze gelangten sie dann in kleinen Gruppen nach Spanien Da die Brigaden nie vollzahlig waren, ware eine DurchschnittszifferFreiwilligenmeldungen wurden in den Geschaftsstellen der gewerk von 3500 Mann je Brigade reichlich hoch bemessen; legt man diese Zahlschaftlichen Organisationen und der Linksparteien entgegengenomme zugrunde, so errechnet man einen Gesamtbestand von 30000. Es ist aberaber obgleich Organisationen verschiedener politischer Orientierung fraglich, ob auch nur dieser bescheidene Stand je erreicht worden ist.beteiligt.waren, wurde das Rekrutierungsverfahren als Ganzes von de Nach Malraux hatten die Brigaden nie mehr als 25000 Mann." Fran-Kommunistischen Partei dirigiert. Sie sorgte dafur, daf die Angeworbe zosischekommunistische Quellen" scharzten die Hochsrzah] der Brigade-nen nach Spanien gelangten. Obwohl der Grenziibertritt verboten war, karnpfer an der Front auf 15000, davon nur etwa 10000 bei der karnpfen.ging er fast reibungslos vonstatten. Zwar berichteten die franzosischer den Tr~ppe, und dies im Fruhjahr und Sommer 1937, als die BrigadenZeitungen immer wieder uber Verhaftungen an der Grenze, aber ~ ihren Hochststand erreichten! Sparer war die Bewegung rucklaufig. DieWirklichkeit harte die Festnahme von Freiwilligen fast nur symbolischen Verlustewaren erheblich: man mufSmit etwa 2000 Todesfallen rechnen.Charakter. In Perpignan harte man eine kasernenartige Unterkunft fUI Verwunder, a bgekarnpfr, entmutigt, schieden viele aus den Brigaden aus :die internationalen Freiwilligen eingerichtet, und sie promenierten unge Ablosung fehlte. 'niert in der Stadt. Allein im Februar 1937 passierten 35 Lastwagen mn . Von der gescharzren Gesamtzahl von 25000 Brigadekampfern stelltenFreiwilligen die franzosisch-spanische Grenze; sie stiefsen auf keinerle d~eFranzosen das grofSte Kontingent; sein Kampfwert blieb allerdingsSchwierigkeiten. . haufig hinter dem der deutschen oder italienischen Einheiten zuriick :

AufSer dem Transport uber die Pyrenaengrenzc hatten die fran Emlgranten hatten sich ihre Oberzeugungen bereits einiges kosten lassen,'11' f d sie wa ah ih kzosischen Kommunisten die Beforderung der Freiwi Igen au em. ren za er, I nen onnte mehr zugemutet werden. In Frankreich

Seeweg organisiert; die Boote stellte die SchiffahrtsgesellschaftFrance. warendie Nachwirkungen der Wirtschaftskrise die ganz Europa schwerD M seren iib erschiittert h b . 'Navigation. Yon den ersten Transporten heil~t es, 500 ann atte, trotz esserer Konjunktur durchaus noch spiirbar , da

di . k . Mann auf dem gabesnoch . . L 'ie Grenze von Figueras ge ornrnen, weitere 500 . so etwas wie em umpenproletariat, und Spanien mochte aus\

schen Kommunisten mit der italienischen Emigrantenorgan,'s' ihratlon'lChef war Gallo, sparer als Luigi Longo einer der fuhrenden A.·· 'des'Vlanneritalienischen Kommunismus.

Zahlreiche Freiwillige waren bereits durch diese Kanale geschleustworden, als die Internationalen Brigaden am 22. Oktober 1936 offiziellins Leben gerufen wurden. Anfang Oktober hatren Prasident Azafia unddann auch Largo Caballero eine dreikopfige kommunistische Freiwilli-gendelegation - Longo, Stefan Wiszniewski (Pole) und Pierre Rebiere(Franzose) - ernpfangen.' (Der Empfang bei Largo Caballero solI nichtuberrnafsig freundlich gewesen sein.) Die Besucher wurden an MartinezBarrio weitergeleitet: In seinen Handen lag die Organisation der erstenBrigaden fur die regulare Armee. Man einigte sich ohne grofse Schwierig-keiten; im Rahmen der getroffenen Vereinbarung rraren die ersren Inter.nationalen Brigaden schon im November in Aktion.

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C6rdoba-Front ein; im Februar und Marz I937 karnpfren sie am Jarama,in Malaga, in Guadalajara. Sparer waren sie bei allen groBen Offensiv-aktionen dabei: Brunete, Belchite, Teruel; sie fehlten auch nicht in derEbro-Schlacht, der letzten Offensive der republikanischen Truppen.

Da ihnen auf allen Kriegsschauplatzen eine fast entscheidende Rollezufie!, verbreitete sich die Vorstellung, es seien ihrer unendlich vielegewesen. Heure noch wird in Spanien davon gesprochen, daB Hundert-tausende yon Auslandern als Freiwillige in den Internationalen Brigadengekampft hatten. Nachtraglich lassen sich genaue Zahlen ebensowenigermitte!n wie die konkrete Karnpfsiruation in jedem einzelnen Fall;dennoch zeigt sich bei naherern Zusehen, daf der Truppenbestand derBrigaden vie! kleiner war, als er sich der zeitgenossischen Phantasie dar-

stellte.Wer waren diese Kampfer? Woher kamen sie? Wie wurden sie

ausgebildet und ins Fe!d gehihrt? Am Anfang gab es fur Auslander wohlnur die Moglichkeit individueller Dienstverpflichtung in den republika-nischen Milizen. Sparer wurde schrittweise umgruppiert, auslandischeKampfteilnehmer fanden sich in besonderen Einheiten zusammen. DieseFreiwilligen waren Antifaschisten: einmal aus der Heimat verjagteDeutsche und Italiener, die hier yon neuem versuchten, den Kampf gegendie heimische Tyrannei aufzunehmen, zum andern viele Franzosen:Spanien war nah, der Crenzubertrirr einfach, das politische Motiv - Ver-teidigung der Volksfront - uberzeugend. Das milirarische Krafteverhalt-nis lieB sich allerdings durch solche Freiwilligenmeldungen aufindividueller Grundlage nicht zugunsten der Republikaner verschieben.Die schlecht organisierte, buntscheckige Armee wurde haufig durch denunorganisierten Zustrom der Freiwilligen nur noch mehr durcheinander-gebracht.

Ab Ende September wurde - vor allem hinsichtlich der Anwerbungund Beforderung - in die Sache des Zugangs yon Kampfwilligen etwasmehr Organisation hineingetragen. Die Fiihrungsschicht der Auslander-formationen wurde nunmehr planmalsig mit hoheren Funktionaren derKommunistischen Partei Frankreichs und der italienischen kommunisti-schen Emigrantengruppen aufgefiillr. An der Spitze des Rekrutierungs-komitees stand unter dem Namen Allard der Italiener Giulio Cerreti."Den Transport der Freiwilligen, die aus Mittel- und Siidosteuropakamen, leitete ebenfalls ein Kommunist, der Jugoslawe Josip Broz, sparerweltberuhmt als Marschall Tito. (An den Karnpfen in Spanien hat Titotrotz mancher gegenteiligen Behauptung - auch aus den Reihen derBrigadekampfer- nicht teilgenommen.) In die Gesamtverantwortung furRekrutierung und Transporte teilte sich der Spitzenapparat der franzosi-

scher, franzosischer oder belgischer Antifaschisten di. "" "' e nach und nachaus Frankreich einsickerten. Solche klei neren Einheiten ka f d" amp ten an erNord-Front, nahmen an der Verreidigung lruns teil·D I" d"" "" . eutsc re In erHundertschaft Thalmann, ltaliener 111der Kolonne Ro II·" s e I, Franzosen111der Hundertschaft Commune de Paris· dann auch I I" in d""' ta iener 111 erHundertschaft Gastone SOZZI, die Madrid in der Sie idi

hli 01" h " " I di h rra vertei rgten,sc lel~ IC erruge aus an ISC e Anarchisten und Syndik I" . dI a isten In erKolonne Durruti.'

Das erste Beispiel einer Organisation groBeren MaD t b'" " . l~Sa s war, yonAndre Malraux I11SLeben gerufen, ern Internationales Li f h d" _" I tgesc wa er.Diese Staffel -Espafia- leisrere den Republikanern eno D"rrne ienste >-

jedenfalls in den ersten Kriegsmonaten als es eine staatll"ch " h"" " ' e stra teglsc eLuftwaffe uberhaupt nicht gab. Obgleich es nur iiber wenige Bomber-etwa zwanzig -" verfiigre, konnte das Geschwader halbwegs wirksameingreifen, so beirn Bombenabwurf auf die nationalistische Kolonne yonMedellin; das sei, mei nte Malraux, die einzige groBere Luftoperarion derRepublikaner in der ersten Phase des Kriegs gewesen. Nicht ohne Erfolglosten die etwa vierzig Jagdflugzeuge des Geschwaders Malraux dierepublikanische Luftwaffe ab (sie hatte nur alte Breguer-Maschinen).Naturlich konnten solehe zufallig zusarnrnengewurfelren Staffeln gegendie moderneren und vor allem schnelleren deutschen und italienischenFlugzeuge nicht ankommen. Ihre letzte wichtige Aufgabe vollbrachtendie Espafia-Flieger in Malaga: Sie versuchren, den Ruckzug der republi-kanischen Truppen im Maschinengewehrfeuer der feindlichen Jagdflug-zeuge zu decken. Malraux selbst har die Schwierigkeiten seiner Staffelbeschrieben: einmal schlechre Qualitat der zum Teil bereirs ausrangier-ten Flugzeuge, die fur den regularen Dienst nicht mehr taugten und nurdarum hatten erstanden werden konnen , zum andern Eigenart derMannschaft, Reibereien zwischen »Freiwilligen «, die in der Mehrzahlwaren, und »Soldnern«."

Erst im November I936 tauchten die ersren Sowjetflugzeuge auf, die esmit der gegnerischen Luftwaffe aufnehmen konnten. Ebenfalls irn

ovember machten sich zum erstenmal die Internationalen Brigadenbemerkbar. Der Eingriff dieser auBerspanischeh Formationen rrug em-scheidend zur Versteifung des republikanischen Widerstands bei;zahlreiche Journalisten und Schriftsteller - von welcher Couleur auchimmer - haben es geschildert. Aus den auslandischen Einheiten entstandein Elitekorps, das fast bis Ende 1938 an allen wichtigen Schlachtenteilnahm. Am 7. November 1936 verstarkten sie die Reihen der Verteidi-ger Madrids; am I3. November nahmen sie an den Gefechten urn Cerrode Los Angeles teil; im Dezember griffen sie bei Terue!und Lopera an der

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schen Kornmunisren mit der italienischen Emigranten .'. ihorgantsatlon, 1 rChef war Gallo, sparer als Luigi Longo einer der fuhrenden Manner desitalienischen Kornrnunisrnus.

Zahlreiche Freiwillige waren bereits durch diese Kanale geschleustworden, als die Inrerriationalen Brigaden am 22. Oktober 1936 offiziellins Leben gerufen wurden. Anfang Oktober harren Prasident Azana unddann auch Largo Caballero eine dreikopfige kommunistische Freiwilli-gendelegation - Longo, Stefan Wiszniewski (Pole) und Pierre Rebiere(Franzose) - ernpfangen.' (Der Empfang bei Largo Caballero soli nichtiiberrnafsig Freundlich gewesen sein.) Die Besucher wurden an MartinezBarrio weitergeleitet: In seinen Handen lag die Organisation der erstenBrigaden fur die regulare Armee. Man einigte sich ohne grolse Schwierig-keiten; im Rahmen der getroffenen Vereinbarung traten die ersten Inter-nationalen Brigaden schon im November in Aktion.

lnternationale Brigaden: Herkunft, Aufbau

Nati.irlich wurde auch weiter auf Grund individueller Meldungen ange-worben. Aber nun wurden die aus den verschiedenen Landern kornrnen-den Freiwilligen schon in Frankreich zusammengefaBt. Uber diePyrenaengrenze gelangten sie dann in kleinen Gruppen nach Spanien.Freiwilligenmeldungen wurden in den Geschaftsstellen der gewerk-schaftlichen Organisationen und der Linksparteien entgegengenommen,aber obgleich Organisationen verschiedener politischer Orientierungbeteiligt waren, wurde das Rekrutierungsverfahren als Ganzes von derKommunistischen Partei dirigiert. Sie sorgte dafur, daf die Angeworbe-nen nach Spanien gelangten. Obwohl der Grenzubertrirr verboten war,ging er fast reibungslos vonstatten. Zwar berichteten die franzosischenZeitungen immer wieder iiber Verhaftungen an der Grenze, aber inWirklichkeit hatte die Festnahme von Freiwilligen fast nur symbolischenCharakter. In Perpignan hatte man eine kasernenartige Unterkunft furdie internationalen Freiwilligen eingerichter, und sie promenierten unge-nierr in der Stadt. Allein im Februar 1937 passierten 35 Lastwagen mitFreiwilligen die franzosisch-spanische Grenze; sie stieBen auf keinerleiSchwierigkeiten.

AuBer dem Transport iiber die Pyrenaengrenzc hatten die fran-zosischen Kommunisten die Beforderung der Freiwilligen auf demSeeweg organisiert; die Boote stellte die Schiffahrtsgesellschaft France-Navigation. Von den ersten Transporten heiBt es, 500 Mann seien iiberdie Grenze von Figueras gekommen, weitere 500 Mann auf dem

rransportschiff -Ciudad de Barcelona< von Marseille nach Alicantegebracht worden." Empfangspunkte funktionierten in allen grofserenspanischen Stadren , sie registrierten und verpflegten die Neuarrkornm-linge. Schwieriger war es, aus den Scharen von Freiwilligen verschiedenerSprache und Herkunft eine aktionsfahige Truppe zu machen.

Die zahlenrnafiige Starke der Brigaden ist schwer zu ermitteln: schrift-liche Unterlagen sind zum groBten Teil verschwunden, und die damalsfur die Organisation Verantwortlichen konnen sich iiber die Zahlennicht einigen. In den Kampfjahren war das Bestreben allgemein, die Zahlder Freiwilligen zu uberrreiben: Die faschistischen Linder bemuhten sicheifrig, die Mar von unendlich vielen »roten Kriegsfreiwilligen« zu ver-breiten, und den antifaschistischen Parteien und Gruppierungen lagclaran, ihren Beitrag viel gewichtiger darzustellen, als er in Wirklichkeitwar. Eine antifaschistische Quelle zahlr fur Juni 1937 unter den Karnp-fern der Internationalen Brigaden 25000 Franzosen, 5000 Polen, 5000

Englander und Amerikaner, 3000 Belgier, 1000 Lateinamerikaner, 2000

"Balkanesen« und etwa 5000 Deutsche und Italiener, d.h. rund 46000

auslandische Freiwillige auf.' Es gab standige Abgange und Zugange ,Freiwillige trafen - wenn auch in geringer Zahl- auch noch bis Anfang1938 ein; so kame man auf einen Gesamtbestand von mindestens 50000,

was aber wahrscheinlich zu hoch gegriffen ist,Da die Brigaden nie vollzahlig waren, ware eine Durchschnittsziffer

von 3500 Mann je Brigade reichlich hoch bemessen; legt man diese Zahlzugrunde, so errechnet man einen Gesamtbestand von 30000. Es ist aberfraglich, ob auch nur dieser bescheidene Stand je erreicht worden ist.Nach Malraux hatren die Brigaden nie mehr als 25 000 Mann." Fran-zosische kommunistische Quellen' scharzten die Hochstzahl der Brigade-karnpfer an der Front auf 15000, davon nur etwa 10000 bei der karnpfen-den Truppe, und dies im Friihjahr und Sommer 1937, als die Brigadenihren Hochststand erreichten! Sparer war die Bewegung rucklaufig. DieVerluste waren erheblich: man muf mit etwa 2000 Todesfallen rechnen.Verwundet, abgekarnpfr, entmutigt, schieden viele aus den Brigaden aus ;Ablosung fehlte.

Von der geschatzten Gesamtzahl von 25 000 Brigadekarnpfern stell tendie Franzosen das grolsre Kontingent; sein Kampfwert blieb allerdingshaufig hinter dem der deutschen oder italienischen Einheiten zuruck:Emigranten hatten sich ihre Oberzeugungen bereits einiges kosten lassen,sie waren zaher, ihnen konnte mehr zugemutet werden. In Frankreichwaren die Nachwirkungen der Wirtschaftskrise, die ganz Europa schwererschurrerr hatte, trotz besserer Konjunktur durchaus noch spurbar , dagab es noch so etwas wie ein Lumpenproletariat, und Spanien mochte aus

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anderen als selbstlosen Motiven verlockend scheinen. Daher SO manche.Enthiillung- yon Spanien-Heimkehrern in der nationalistenfreundlichenPresse; man war, ohne recht zu wissen, warurn und wofu-, in den Krieggezogen und kam entriisrer zuriick: Das Frontleben war viel zubeschwerlich, und rnit Spanien war sowieso nicht viel los.

Die Zahl der franzo ischen Freiwilligen zeigte die gra~ten Schwankun-gen; die Urreile uber das Verhalten der Franzosen gingen weirauseinander. Hauprsachlich aus Franzosen bestanden die 14. Brigadeund die Brigade 14-b. Au~erdem gab es franzasische Freiwillige ineinigen anderen Brigaden: in der II. das Bataillon Commune de Paris, inder 12. das franzosisch-belgische Bataillon und in der 13. das BataillonHenri Vuillemin. Verlafslich ist auch diese Einteilung nicht : dieBataillone wurden oft umgruppiert und irn Hinblick auf schwereVerluste oder taktische Augenblicksnotwendigkeiten in andere Einheiteneingereihr. Die Amicale Association des Volontaires en Espagne Re.publicaine hat viel getan, u m nachtraglich die Zusammensetzung derBrigaden zu errnitteln : sie ist etwa einern Dritrel der franzosischenFreiwilligen, weniger als 10000 Menschen, auf die Spur gekommen;

.dabei stellre sich heraus, da~ oft auch Belgier fiir Franzosen gehaltenwurden. Diesem franzosisch-belgischen Kontingent la~t sich auch nochdas polnische hinzurechnen: Die meisten polnischen Brigadekarnpferstarnmten aus franzosischen oder belgischen Bergbaurevieren.!? Wennman die Polen aus Frankreich und Belgien als Polen zahlr, kornrnr manauf insgesamt vielleicht 4000 polnische Spanien-Karnpfer. '

Ein weiteres wichtiges Kontingent waren deursche und italienischeEmigranten. Aus ihren Reihen kamen besonders viele Offiziere undUnteroffiziere der Brigaden. Unter Deutschen und Italienern iiberwogendie politisch Aktiven, gra~tenteils Kornrnunisten. Deutsche und Italienerhatten in gro~er Zahl politisch fiihrende Personen nach Spanienabgeordnet: Da traf man den Sozialisten Pietro enni, di~ KommunistenLuigi Longo (Gallo) und Giuseppe di Vittorio ( icoletti), den Republi- .kaner Pacciardi aus lralien ; den osrerreichischen Sozialdemokraten undSchutzbundler Julius Deutsch; die deutschen Komrnunisten HansBeimler und Franz Dahlem. Aus anderen Landern waren, wenn man yonAndre Marty absieht, weniger Prominence gekommen, dafii~ mehr-rnittlere- Funktionare, aus Frankreich z. B. etliche kommUlllstlsche

Jugendfiihrer. . .. . . ·11' h .. hli I irn Batatllon LlI1colnJe euuge Hundert Freiwi 1ge, auptsac IC 1 ,

. . d V .. Staaten und Kanada. Fiirstammten aus Grofsbritannien, en ereirugten ..h R blik ka f nicht wenlge Mittel- unddie Sache der spanisc en epu I amp ten

II J I en aber auch UngarnSiidosteuropaer , darunter vor a em ugos a w , ,

Tschechen, Bulgaren, Albanier; sie waren auf verschiedenen Wegen nachspanien gekommen, manche zu Fu!S. Aber auch aus asiatischen undafrikanischen Landern waren Freiwillige zu den spanischen Republika-nern gesto~en. Alles in allem waren in den Brigaden 53 Lander vertreten.

Brigaden: politische Kontrolle

Manche Veteranen der Internationalen Brigaden sind nach den Spa-nien-Kampfen im Parteiapparat oder auch, nachdem ihre Parrei dieMacht erobert hatte, im Staatsapparar zu hohen Arntern aufgestiegen;einige sind dann wieder gestiirzt. Unter den deutschen Brigadeteil-nehmern waren die DDR-Prominenren Heinrich Rau und PolizeigeneralStaimer (in Spanien Richard); unter den Ungarn der Brigadeleutnanr undpolitische Kommissar Firtos, der als Laszlo Rajk die Position des Innen-ministers erreichte, bevor er in einem Schauprozef zum Tode verurteiltund gehenkt wurde, der spatere General Szalvai (in Spanien MajorCapaev) und der nach der Erhebung yon 1956 zum Ministerprasidenrenbeforderte Ferenc Miinnich , unrer den Polen BataillonkommandeurVacek, sparer General Komar, Befehlshaber der polnischen Sicherheits-truppe, 1956 eine enrscheidende Gestalt bei den Ereignissen, dieGomulka zur Macht verhalfen. Unter den rni litar ischen und politischenLeitern der jugoslawischen Widerstandsbewegung im Weltkrieg warennarnhafte Brigadeveteranen: Gosnjak, Rankovic, Bebler, Vlahovic, Ausden Reihen der franzosischen Brigadeteilnehmer kamen nach 1940

Fiihrer der Resisrance-Organisationen. Rebiere, 1942 erschossen; Pierre. Georges, Leutnanr in Spanien, sparer -Oberst Fabien-; Tanguy, politi-

scher Kommissar in Spanien, sparer ,0berst Rol <; F rancois Vittori, 1944Organisator des korsischen Aufstands im Rahmen der -NationalenFront-; Auguste Lecoeur, sparer Sekretar der Kommunistischen Partei,noch sparer aus ihr ausgeschlossen; Jean Chaintron (Barthel), nach demWeltkrieg Senator.

Das hohere Offizierskorps der Brigaden bestand - nicht anders als dieMannschaft - aus Angehorigen aller Nationen: Da gab es Franzosen undItaliener ebenso wie Deutsche, Ungarn und Polen. Die allerwichtigstenPosten waren weit uber Erwarten Mittel- oder Siidosteuropaern anver-.traut. Hohere Offiziere waren zumeist Kommunisten; urn so mehr fie!unter ihnen ein Nenni, ein Pacciardi auf. Als Randolfo Pacciardi, der»republikanische Grandseigneur«!", abgesetzt wurde und SpanienverlielS, gait das vielen Brigadekarnpfern als unumstofslicher Beweisdafiir, daIS sich die Kommunisten endgiiltig der Brigaden bernachrigr

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Gro~er noch waren die Schwierigkeiten auf haherer Ebene b .o E' h . di B' d d ft i , ei dengrolseren in etten: ie rrga en wur en 0 t in grofser Eile zusa

gestellr, urn rnoglichst bald an die Front gebracht werden zu ko mmen·di B' d d h" '1' d nnen. Alsie 12. riga e enrstan , ge orten zu 11r em . eursches Bataillon (Thai.mann), em Italtel1lSc~es {Caribaldi) und em framosisch-belgisches.Sparer versuchre man s n;lt einer Reorganisation. Die Bataillone Thai.mann und Edgar Andre kamen zur II. Brigade, aile franza ischEinheiten zur 14. Beschleunigt wurde die Umschmelzung der B' den

. nga endurch die schweren Verluste der ersten Kampfaktionen' der Lag h' erstayon Albacere war zu einem radikalen Umbau der Einheiten gezWungenSchon im November I936 harte das Bataillon Commune de Paris denBestand yon zwei Kompanien verloren. In Teruel bli~te die 12. Brigadevorn 28. bis zurn 31. Dezernber I937 die Halfre ihrer Soldaten ein. Aufdiese Weise verschwanden game Einheiten. Nach den ersren Kampf.akrionen blieb vorn Baraillon Louise Michel so wenig i.ibrig, da~ es insBataillon Henri Vuillemin eingegliedert wurde. Geht man Yon derBrigadeubersicht der Amicale Association des Volontaires en EspagneRepublicaine aus, so kommt man unter Berlicksichtigung des Umbausder Einheiren zu dern Ergebnis, da~ 1936/37 mehr odcr minder standignur die folgenden fiinf Brigaden vorhanden waren: die II. (Kornrnnn.deur Kleber, Kommissar Beimler), die 12. (Kommandeur Lukacz,Kommissar Longo), die 13. (Kommandeur Zaisser), die 14. (Kornrnnj].deur Walter) und die IS. (Kommandeur Gal). Einige Teile der Inter-nationalen Brigaden wurden in regulare Einheiten der spanischen Armeeeingegliedert, umgekehrt spanische Rekruten in die Brigaden eingereiht.Das soli sich im besonderen ab Marz 1937 als norig erwiesen haben.>

Darin zeigt sich aber auch die zweifache Bedeutung der Brigaden in derrepublikanischen Arrnee. Tapferkeit und Enthusiasmus machren sie zueiner Elitetruppe auch fiir die schwierigsten Kampfanforderungen. Mirihrer Widerstandsfahigkeit und ihrern Kampfgeist konnten sie einVorbild sein; in mancher Hinsicht waren sie eine Schule. Da die Brigadenaber nicht zahlreich waren, lief~en sie sich nur an wenigen Fronrabschnir-ten verwenden. Was sie geleistet harren, schien sparer vertan, vor allemnach dem Zusammenbruch der Nord-F ront. Der gro~e internationaleElan, den 1936/37 der Wille zur Verteidigung der spanischen Republikhervorgebracht harte, wiederholte sich nicht; schon irn Laufe des Jahres1937 verzichteren die kommunistischen Parteien auf die Mobilmachungihrer Anhanger unter den Fahnen des -Anrifaschismus-.

Unausloschlich bleibt jedoch die historische Tatsache: Nicht nurwaren die Internationalen Brigaden in einer kritischen Zeit vorhanden,sondern sie entschieden auch in der Tat iiber den Ausgang mehrerer

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h'cksalsreicher Schlachten. Unter diesern Aspekt kann ein SchriftstellerSC lRegler, nachdem er viele IIlusionen begraben und mit der Kommuni-wlechen Parrei gebrochen hat, mit gutem Gewissen davon sprechen, da~s(1S I'B ieder ein K f. den Brigaden »zurn erstenma sert yron wie er em orps ge orrnrIJlurde, das weiter dachte, als die Kirchtiirrne der Nationen schauren«; er:ar£ sich ohne Zynismus und ohne Vorbehalt an die ~>echte Bruderlich-keit« erinnern, die dem Alltag der Brigadekarnpfer emen Sinn gab."

Anmerkungen

I Dazu gehorte ein ehemaliger General der -weilien- Wrangel-Armee, der alsI Emigrant Srallknechr geworden war. Er harte sich zu den Inrernationalen

Brigaden in der Hoffnung gemeldet, sich damit die Riickkehr nach RuBianderdienen zu konnen. In Spanien war sein Kommandeur -General Walter< (derspatere polnische Kriegsminister Swierczewski), gegen den er im russischenBurgerkrieg gekarnpfr harte. Der weiBe General isr als Zugfuhrer in Spaniengefallen.

2 Unter den auslandiscben Freiwilligen der Kolonne Durruti befand sich eineZeitlang Simone Weil. Ein schwerer Unfall beendere friihzeirig ihre Milizlauf-bahn.

3 Malraux, Andre: L'Espoir. Sammlung Le Livre de Poche. Bd. 162-163. Pariso.]. (1962, zuerst 1937), S. 55ff., 72-81, 214ff., 281-294.

4 Longo (Gallo), Luigi: Die internationalen Brigaden in Spanien. Berlin/DDR1958, S. 40.

5 Ebenda, S. 48.6 Ebenda , S. 43-46.7 Alba, Victor: Histoire des Republiques espagnoles, Vincennes 1948, S. 334.

Das isr, vor allem was die Zahl der franzosischen Freiwilligen betrifft, eineoffensichtliche Ubertreibung. Sogar die Arnicale des Anciens VolontairesFrancais en Espagne Republicaine gibr in ihrer L'Epopee de l'Espagne.Brigades Internationales 1936-38. Paris 1956, die Zahl der Franzosischen Frei-willigen mit nur 8500 an. Mir einer entsprechenden Korrektur kommt man zueiner realistischeren Schatzung des Gesamtbestandes der Brigaden.

8 Die sehr grundliche Untersuchung von Vincent Brome: The International Bri-gades. Spain 1936-1939. London 1965, S. I, rechnet mit insgesamt 40000 Frei-willigen, die wahrend der gesamten Dauer des Burgerkriegs nach Spaniengekommen seien; im Durchschnitt billigt Brome, passim, den einzelnen Briga-den nicht mehr als jeweils 2000 Mann zu, was einen jeweiligen Gesamtbestandvon hochstens 15000 ergabe, Als die Brigaden aufgelosr wurden, zahlten sie-ebda., S.266 - 12673 Mann. Auch Thomas, Hugh: The Spanish Civil War.London 1961, S.637, schatzte die Gesamtanwerbung Freiwilliger fiir dieBrigaden auf 40000 Mann, von denen nie mehr als 18000 zur selben ZeitDienst getan hatten.

9 Angaben vor allem des Parteifunktionars Vital Gayman (Major Vidal), ein-stigen Milirarinstrukteurs der Lagerschule Yon Albacete. DaB Gayman vonden franzosischen Kommunisten, nachdem er sich von ihnen getrennt hatte,

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hatten. Ebenfalls aus Kreisen der Brigadekampfer karn die Ye' H. I " h . F' d k I rSlon, ansBeim er set rue t von erner ern es uge getroffen sonderll a f B ib' , LI etrel en

des NKYD errnordet worden."Unter den Komrnandeuren der Brigaden waren KommLIl1' . hi.. I ten welt In

sichrbar. Manche von Ihnen hatten den Ersten 'Weltkrieg rni h. . ". Itgemac t;ermge waren Berufsoffiziere ; etliche harren ihre militarische A bild. . .. .. LIS I LIngIn Moskau erfahren; In ermgen Fallen traf beides zu Das gal d. t von enDeutschen Hans Kahle (Oberst Hans) LInd Wilhelm Zai ser (GeneralGomez), dern Ungarn Mate Za lka (General Luk acz) , dern Polen KarolSwierczewski (General Walter), alles Yeteranen des Ersten Weltkrie sdann kornrnunistische Funkrionare und irgendwann Sowjetoffiziere oXe;Srudierende an Milirarakadernien in der Sowjetunion.lJ EhemaligeKriegsteilnehrner waren auch manche Brigadeoffiziere, die nichtunmittelbar zur politischen Leitung gehorten, wie der FranzoseDumont", die deurschen Schriftsreller Ludwig Renn und Gustav RegIerund der Ungar Gal, einstiger Karnpfgefahrte von Bela Kun. EhemaligetWeltkriegsoffizier war der geheimnisvollste LInd beruhmteste allerBrigadebefehlshaber, General Emilio Kleber, von vielen Zeitgenossen alsder wahre Held der Verteidigung Madrids gefeiert. Viele, die ihn fruhergekannt hatten, haben irn Trager des Kriegsheldennamens aus derGrolSen Franzosischen Revolution den einstigen osterreichischen LeLIt-nanr Lazarus Stern erkannt. Als Kriegsgefangener in RulSland im ErsrenWeltkrieg war er zurn Bolschewismus bekehrr worden. Stationen seinerLaufbahn nach Aussagen von Augenzeugen: nach 1918 irn kommunisti-schen Militarapparar in Deutschland, danach irn militarischen achrich-rendiensr der Sowjerunion, 1927 milirarischer Berarer in China, 1935Truppenbefehlshaber im Fernen Osten im Kampf gegen die japaner."

ach lnformationen von Fischer, Krivickij LI.a. isr er vor Ausbruch desZweiten Weltkriegs den Sauberungen in der Sowjerunion zurn Opfergefa llen.:"

Als erstes drangte sich den Organisatoren der InternationalenBrigaden in Spanien die Aufgabe auf, ihre buntzusammengewurfeltenMannschaften nach Moglichkeir einheitlich zusammenzufassen und ZlI

organisieren, so daIS man sie sparer geschlossen in die spanische Armeeeingliedern konnte. Es versrand sich von selbst, daIS die Freiwilligen beiihrer Ankunfr in Spanien in Sammel- und Ausbildungsstellen registriertund je nach Herkunft und Leistungsfahigkeir einzelnen Einheitenzugeteilt werden rnufsren. Diesem Zweck diente vor allem das Sammel-lager der Brigaden in Albacete.

Albacete war nicht zufallig ausgesucht worden: Dorr harte das s· Regi-ment eins seiner organisatorischen Zentren aufgebaut. Die Unterbrin-

'ung der ersten Brigadefreiwilligen in Albacete war von Longo unter~itwirkung von Vidali (Major Carlos) organisiert worden. In Eile wurdeein Lagerstab improvisiert; mit Hilfe der Spanier sollte er die materiellenvoraussetzungen fur die Unterkunfr und Verpflegung von immer zahlrei-cher eintreffenden Kriegsfreiwilligen schaffen. Im Anfang klappte sehrvie1es nicht; es gab nichr einmal genug Wasser zum Waschen. Die vor-dringlichsten Probleme wurden erst nach und nach gelost.

Der Lagerstab von Albacete, hauptsachlich mit Franzosen besetzt,arbeitete in srandiger Verbindung mit den spanischen Militarbehorden :auf Anforderung und Befehl des spanischen Oberkommandos wurdendie internationalen Freiwilligen dorthin kommandiert, wo die Gefahr amgroBten war. Narurlich gab es auch in Albacete die fur die Volksarmeetypische Zweiteilung der Befehlsaurorirar . rnilitarisches Kommando aufder einen, politisches Kommissariat auf der anderen Seite. Diemilitarischen Fragen gehorten mehr zur Kompetenz der franzosischenOffiziere, namentlich des Pariser kommunistischen Funktionars VitalGayman (,Major Vidal-}; die politische Leitung lag bei Andre Marty, diVittorio, Longo. Die hohe Position in der Lagerleirung verdankte Martyzweifellos seiner langjahrigen Tatigkeir in der Kommunistischen ParteiFrankreichs, dann aber auch seinem Ruf als Militarspezialist: Schon1919 harte er sich als Fuhrer der Matrosenmeuterei in der franzosischenSchwarzmeerflotte hervorgetan; im Lauf der Jahre wurde der Held derFlottenerhebung zum Gefangenen der urn ihn gesponnenen Legende. Furviele aber, die durch das Sammellager der Brigaden hindurch rnufsten,war er nur noch der -Schlachter von Albacete-. Vielleicht hat er die Ver-brechen, die ihm vorgeworfen wurderi'", nichr begangen; ein srreitsiichri-ger, aggressiver alter Norgler war aber jedenfalls nicht der ideale Chef fureine sehr gemischte und wenig disziplinierre Truppe. Sein damaligerParreifreund Gayman hat ihm gleichwohl bestatigt, daf er seine politi-schen Befugnisse nicht miBbraucht und sich weder in die Ernennung vonOffizieren noch in den Gang der rnilirarischen Operationen hineinge-mischt habe.!".

Sehr bald horte das Lager von Albacete auf, ein bloBes Empfangs-zentrum fur die -Freiheitskampfer- zu sein. Es wurde einerseits zurMobilmachungsstelle fur die Einheiten, die bereirs fur den Fronteinsatzzusammengestellt oder noch im Aufbau begriffen waren, anderseits aberauch zur Ausbildungsinspektion und zur Zentrale fur die allgemeineOrganisation der Brigaden und ihrer Hilfsdienste. In unmittelbarerNachbarschaft wurden einige Ausbildungslager und eine Militarschulefur Offiziere und politische Kommissare eingerichtet. Fur das Lagerarbeiteten verschiedene Hilfsbetriebe, darunter eine Reparaturwerkstatt

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fur Kriegsgerat, sparer auch eine Granatenfabrik. Eine Z . I h"eir ang ge orte

zurn Lagerkomplex yon Albacere sogar ein Viehhof fLi H . di. .. . r a UStlere, Ie zu

Beginn des Burgerknegs herrenlos geworden und seitd .. . em In Extrema.

dura urnhergestreunr waren. Wlchnger war die Post- und V. . K I" bl erkehrsorga-rusanon. ornp izierre Pro erne stellte die Zensur de B' d .

. . r nga eposr - Infast vierzrg Sprachen. Der Fuhrpark, irn Anfang »drei M ad

. . OtOrra er underruge alre Personeriauros«, wurde ausgebaut· das Kr f f h d" " ,a t a rzeug epojerhielr emen Aufrrieb III den Handen yon Brigadeangeho'" di f iih'. ngen, re ru erbel Renault oder Citroen gearbeitet harten,

Der wichtigste Organisationssektor war der Gesundh . di O'. . eIts ienst. Ierepublikanische Armee verfugre zwar iiber spanische K k h"ran en auseraber die meisren und besren waren in Madrid infolge d .. d' ', er stan igenBombardements schwer ube~lastet. Daf man verwundete Brigadekamp-fer III spanische Krankenhauser legen mu~te, in denen sie sich mitPersonal und Mitpatienten nicht verstandigen konnten, harte unerfreu-liche psychische Folgen. Zunachsr wurden »die Internationalen« inbesonderen Abteilungen der Madrider Krankenhauser gepfIegt; dannversuchre man wieder, sie an einer Stelle zusammenzufi.ihren. YomOktober an wurde unter der Leitung von Dr. Pierre Rouques, dann unterder Leitung von Dr. Neumann ein Saniratsdiensr fiir die Brigadeange-horigen organisiert: mir sechs Arzren, mit Feldlazaretten, Ambulanz-wagen und Evakuationstrupps. In Murcia baure die polnische ArztinStru zelska ein internationales Hospital auf, rnir vier Nebensrellen in derweiteren Umgebung. Mit der Zeit wurden Erholungsstarren geschaffen.Aus Paris kamen Ambulanzen und Material. Urn den Gesundheitsdienstzu verbessern, verzichreren die Brigadekarnpfer eine Zeit!ang auf zweiDrirrel ihres Soldes."

Brigaden: militiirische Organisation

Neben ihren besonderen Problemen hatten die Internationalen Brigadendieselben Schwierigkeiten zu bewalrigen wie aile anderen republikani.schen Truppen : die Organisation taugte nicht viel, der Mangel anWaffen und Munition war beangsrigend. Au~er Infanteriebrigaden gabes internationale Artillerieformationen, so die Batrerien Gramsci, AnaPauker und Skoda.In Kommandofragen war die Scheidung zwischen politischen

Kommissaren und milirarischen Befehlshabern nie sehr klar , auch indieser Beziehung war die Lage in den Brigaden nicht viel a nders als inanderen Truppenteilen. Anfanglich war die Rolle des Kommissars die

. eSAufsichtsoffiziers; dafiir trug er sogar eine besondere Uniform. Wie~:deutend die Aufsichtsfunktion war: hing prirnar yon der Person ab.Ei entlich sollte sich der Komrnissar III erster Linie den Problemen derNf~nschenfi.ihrung, der psychologischen Lenkung wid men ; gerade diesePfobleme waren in den Internationalen Brigaden besonders komplex.Nfit der Zeit aber wurde der Kommissar zu einem blo~en Stellvertreterdes kommandierenden Offiziers in einern Sonderbereich: worurn er sich

kiimmern hatte, waren Fragen der materiellen Organisation,zuEvakuierung der Verwundeten, Sanitatsdiensr, Postbetrieb, VerpfIegungund Versorgung. In der letzten Phase des Kriegs kam es dazu, da~ dasolitische Kornrnissariar und der Truppenbefehl beinah verschrnol-

~en: die einheitliche Befehlsgewalt der klassischen Armee wurde wieder-hergestellt; in den Inrernationalen Brigaden karn das noch schrof-fer zur Geltung als in anderen Teilen der republikanischen Streit-

kriifte.Die erfahrenen Offiziere, die die Kommandokader der Brigaden

stellten, trugen nicht unwesentlich zur Ausbildung und militarischenErziehung auch der spanischen Soldaten bei; in den spareren Phasen desKriegsleisteten viele Spanier in den Internationalen Brigaden Dienst. Dashane seinen Grund irn organisatorischen Wandel, den die Brigadendurchmachten; ihre Zusammensetzung hing yon den Gegebenheiten derSituation ab, irn Anfang also vorn wachsenden Zustrom der auslandi-schen Freiwilligen, sparer von ihrern Rucksrrorn : die Brigadeformatio-nen mufsren mit Nichtauslandern aufgefiillt werden.

Um Ausbildung und Befehlsiibermittlung zu vereinfachen, hatte manvan Anfang an versucht, die Brigadeangehorigen nach ihrer Herkunft inmilitarische Einheiten einzuteilen. So wurden die Bataillone Thalmannund Edgar Andre aus Deutschen und einigen Osterreichern gebildet. Das

I Bataillon Garibaldi, eine der friihesten Kampfformationen - sie ent-

(schied den Ausgang der Schlacht yon Guadalajara -, bestand ausschlieB-

; lich aus Italienern. Das Prinzip der nationalen Gliederung konnte jedochnicht immer eingehalten werden: Einige nationale Gruppen waren furden Aufbau eigener Einheiten nicht stark genug vertreten. AuBerdemmulsren die Freiwilligen gleich bei ihrer Ankunft bestirnmten Einheitenzugereilt werden; dabei gaben Ausbildungsgesichtspunkte den Aus-schlag. So entstand z: B. die Hundertschaft Gastone Sozzi, die Italienerund Polen zusamrnenfafste. Das 9. Bataillon der 14. Brigade gait als das-Bataillon der neun Nationalitaten«. Es gab ein Bataillon Dirnitrov mitdem Bulgaren Grebenarev als Kommandeur und dem DeutschenFuhrmann als politischern Kommissar; Kommandeur und Kornrnissarkonnten sich miteinander nur auf Russisch versrandigen.

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als Verrater , Deserreu r und Polizeihelfer beschimpft wurde bee' .. h .I b di kei . A b I R' ' In trac ttgtnicht die G au wur Ig err semer nga en; vg. 0551, A.: Les CO

l11ntLlIlistes

pendant la Orale de Guerre. Pans 1951, S. 36 f., Z52 ff., 263, Anm. 92. Ga maneinsr geschafrsfuhrender Redakteur des kommunistischen Pa . y ,

. , . . rreiorgan,»L'Hurnanite«, war irn Oktober 1939, nach dem Elnmarsch der So . tt

. . '. . wle ru~pen in Polen, aus der komrnunisrischen Fr ak tion un Generalrat des Seine.Deparrernenrs rnir der Begrundung ausgeschieden, daG er die Yerrretung derYolksinteressen einern Lager nichr rnehr zutrauen konnc, -zu dem die Henkerdes deurschen Yolkes, die Morder des spanischen Yolkes gehoren« ; er verriere»das Andenken rneiner Karnpfgefahrren, die auf spanischcm Boden irn Kam Igegen den Faschisrnus Francos, Mussolinis und Hiders gefallen sind«, wenn~rnicht yon einer Polirik abruckte, die das Gegenteil Yon dern erstrebe, -wofursie selbsrlos und heroisch ihr Leben geopferr haben«. (Aus einer hekto.graphierren Erklarung Yom 9· Oktober 1939, verbreirer Yom Generalrat desSeine-Deparrernenrs, Biiro des Prasidenren.) Sparer hat Gayman, der als 01.fizier der franzosischen Arrnee angehorre, a ktiv an der franzosischen Wider.standsbewegung teilgenommen.

10 Zumeist waren es Einwanderer, denen die neue Heirnar fremd geblieben war.Sie hatten sich nur in der Parrei oder der Gewerkschaft eingelebt.

II Regier, Gusra v : Das Ohr des Malchus. Eine Lebensgeschichte. Koln, Berlin1958, S. 389.

12 Aus dokumentarischen Unterlagen, die Antonia Stern in ihrcr noch nicht ver-offenrlichten Arbeit Das Leben eines reuolutionaren Kamp [ers unserer Zeit:Hans Beimler, Dachau-Madrid, zusammengetragen hat, gehr hervor, da~Beimler enge Beziehungen ZlI Oppositionellen unter den deurschen Brigade.karnpfern unrerhielr ; sie ubren heftige Kritik an der Brigadefuhrung undwaren scharfe Gegner der polizeilichen »Sonderdiensre«. War das fur denParteiapparat ZlI gefahrlich geworden ? Unumsrofiliche Beweise dafiir, da~Beimler errnordct worden sei, liegen begreiflicherweise nichr vor.

13 Hans Kahle war akriver Kommunist seir 1919; Wilhelm Zaisser harte sichwahrend der deurschen Beserzung der Ukraine irn Ersren Weltkrieg an derSpitze seiner Einheir auf die Seire der russischen Revolurion geschlagen. Beideharren Jahre in der Sowjetunion verbrachr, dann irn Illegal,en ka.mmunIstt.schen Apparat in Deutschland hohe Funktionen bekleidet. Zalka, osrerreichi.scher Offizier von 1914 bis 1918, harte rnit Bela Kun an der ungansc~enRaterepublik reilgenornrnen und sparer als mili rar ischcr Berarer die Sowjet-beauftragten Borodin und Blucher nach China begleirer. .'

14 Jules Dumont, Hauptmann in der franzosischen Arrnee, harte slch 111 verge-ruckrern Alter zurn Kornrnunisrnus bekehrr und 111 Abessinien gegen dieTruppen des italienischen Faschismus gekarnpft. ff .

IS Krivickij Y. G.: Ich war in Stalins Dienst. Amsterdam 1940, S. 120 . Ypsilon. ' h R' dl [R bert Yolk] und Juhan(gemeinsarnes Pseudonym yon Jo ann 111 0

Gumperz): Pattern for World Revolution. Chicago/New York, o.J. (Copy.o I 'b f d 8 P reirag der KommunIstt·right 1947), S. 422-428. Dals K e er au em I . ar . ahl d

. .., Z lkorni der Parter gewa t wor enschen Parrei der Sowjerunion 1115 entra ormree . . dsei stimmt nichr: der Gewahlte war, damals von StalIn prdoteg,ert, er

, , . .. S (der J S a rien unter em amenrussische General Grigorij M. tern er 111 pl.. d Y '1 fi d' ". h b . b' K . ick ij un pSI on n enGrigorovic auftrat). Ahnlic e Anga en wie CI [IV G ff C

sich bci dem Madrider "News Chronicle«-Korrespondenten d.eo reYKI

,~x:Defence of Madrid. London 1937, S. 184ff. Cox hat allerdlngs ie yon e er

erbreitete Legende geglaubt, wonach er als Kind nach Kanada gebracht wor-~en und erst 1919 als Kanadier mir dern alliierr.en Expeditionskorps nachRuGiand gekommen set. Der italienische Brigadekarnpfer Randolfo Pacciardi:II battaglione Garibaldi. Rom 1945, S. 45, meinte sparer, Kleber habe sich alsKanadier ausgegeben, scheine aber Deutscher gewesen zu sein. Aus nicht ganzdurchsichtigen Grunden sollte man in Spanien nichr wissen, daG der ruhrn-reiche General Kleber im Ersten Weltkrieg als k. und k. Leutnant Dienst geranhatte. Uber die Identirar Klebers waren iibrigens in der englischen Ausgabe deroffiziellen Komintern-Korrespondenz schon ziemlich fruh recht durchsichtigeMitteilungen gemacht worden: s. Slater, Hugh: "The International Column.«In: Inprecorr. Jg. 16, S·1498f. (Nr. 57,10. Dezember 1936).

6 Krivickij: a. a. 0., Fischer, Louis: Men and Politics. An Autobiography. ewI York 1941, S. 404 f., Colodny, Robert G.: The Struggle for Madrid. The

Central Epic of the Spanish Conflict. New York 1958, S. 180, Anm. 101 und217, Anrn. 69, meint, Kleber habe 1940 die Sowjertruppen beim Durchbruchdes Mannerheim- Walls in Finnland befehligt und im Zweiten Weltkrieg hoheKommandoposten innegehabt. Das war aber wiederum nicht Lazarus Stern(Kleber), sondern G. M. Stern (Grigorovic), der die Sauberungswelle iiberlebthat. Hernandez, Jesus: La Grande Trahison. Paris 1953, S. 133, meint, wenner den Finnland-Krieg erwahnt, Grigorovic (den er - Druckfehler? - Steinnennr), nimmt aber irrigerweise an, er sei sparer erschossen worden.

17 Der belgische Brigadeteilnehmer Nick Gillain: Le Mercenaire. Paris 1938,5.31 ff., beschuldigte Marty, ein Standgerichr beeinflufir ZlI haben, das einen[ranzosischen Offizier, Major de Lasalle, ohne Grund - vielleicht weil er mitden CNT -Milizkolonnen Fiihlung genom men hatte - als Spion hattehinrichten lassen; vgl. Brome: The International ... (5. o. Anm. 8). S. 162-167.Bei Penchienati, Carlo: Brigate internazionali in Spagna. Mailand 1950, hieGes, Marty habe in Cambrils vier Soldaten eigenhandig urngebracht, weil siesich gegen seine Beschimpfungen zur Wehr gesetzt hatten. Ernest Hemingwayhat in seinem Roman Wem die Stunde schldgt Marty unter dem durch-sichrigen Decknamen Massart als brutal, rnifstrauisch, unfahig und herrsch-suchrig abkonterfeit. Bei Ypsilon: Pattern '" (s. o. Anrn. IS), S.222, heiGtMarty »der Scharfrichrer von Albacere«. Fischer: Men ... (5. o. Anm.1O),S. 386-401, zeigt ihn in ahnlichern Licht; als Quarriermeister in Albacere hatteFischer Gelegenheit genug, den Chef der Lagerverwaltung kennenzulernen.Regier: Das Ohr ... (5. o. Anm. II), S. 371 ff., 432 ff., 524, der Yon Martys Er-schielsungen, seiner »korrupten Verwaltung« und seinen »parteilichenGe.richtsverfahren« sprichr, nennt ihn einen »uberdrehren Parteirnann«, eine-Feldwebelseele«, einen »Henker«, und meint, er habe »seine verzeihlicheUntahigkeir mir einer unverzeihlichen, passionierten Spionensuchr« gedeckt.

18 Zu einern subjektiv nichr gefarbten Urteil iiber Marty wird man schwerlichgelangen konnen , seit er zwei Jahrzehnte nach dem Spanischen Biirgerkriegaus der Kommunistischen Parrei Frankreichs hinausgeworfen worden war,hatten auch die Kommunisten nur Schlechtes iiber ihn zu sagen.

• 19 Der sachliche Gehalt des hier Berichteten ist den Angaben in Longo: Die inter-nationalen ... (5. o. Anrn.a), S.49-57, entnornmen. Obrigens war Dr.Struzelska Mitglied der polnischen kommunistischen Parteileitttng; nachSpanien wurde sie zusehends kritischer gegenuber der offiziellen Parteilinie.Ais sie kurz darauf in Paris srarb, wurde ihr in der polnischen Parteizeitungnoch nicht einmal ein Nachruf zuteil.

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Page 11: Auslaendische freiwillige und internationale brigaden

20 Die allmahliche Verwandlung der Brigaden in Einheiten der spanisehen repu.blikanisehen Armee hat Brame: The International ... (s. o. Anm. 8), aus d~Sicht der einzelnen Brigaden und Bataillone besehrieben; vgl. aueh Longo: Dilinternationalen (s. o. Anm. 4), S. 182-195.

21 Regier: Das Ohr (s. o. Anm. II), S. 524ff.