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Page 1: Ausgabe 2/2012 - Deutsche Olympische Gesellschaft · dabei mit Georg von Opel und Gert Abelbeck auch an die großen Aufbaujahre der Deutschen Olympischen Gesellschaft erinnert wird,

Ausgabe 2/2012

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OLYMPIAPARK.DE

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n der schönen heilen Welt des Sports, die natürlich in weitenTeilen nicht heil ist, nehmen bedenkliche Entwicklungen immer

breiteren Raum ein. Das heißt, unserer Zeitschrift gehen dieInhalte, und Ihnen liebe Leserinnen und Leser, geht der Lesestoffnicht aus. Dabei haben wir keineswegs nur die Problemfelder imVisier. Doch die sind nun mal dort, wo um Titel und Medaillen undlukrativen Begleitservice gekämpft wird, an der Tagesordnung. Undsomit für uns ein thematisches Muss. Schier unmöglich ist esbekanntlich, im Umfeld der Elite das Thema Doping auszusparen.Aber diesmal wird in der Titelgeschichte die sich geradezu auf-drängende Verbindungslinie zum gesamtgesellschaftlichen Verhal-ten hergestellt. Was im richtigen Leben die Alltagsnorm ist, stelltden Spitzensport regelmäßig an den Pranger. Medikamentenkon-sum gehört bei Millionen von Menschen aller Altersstufen gewis-sermaßen zur Lebenshilfe, um Befindlichkeiten zu verbessern,berufliche und schulische Leistungen zu steigern und psychischeTalsohlen zu überwinden. Ein Nährboden also für Doping im Sport,den man sich ergiebiger nicht vorstellen kann. Der obligatorischeolympische Komplex in dieser OF-Ausgabe wird von einem Themaeingeleitet, dass nicht weniger problembeladen ist. Es geht imVorfeld von London um die militarisierten Spiele schlechthin.Inzwischen ein Sicherheitsunterfangen in Milliarden-Größenord-nungen, bei dem sich so langsam Zweifel an der gesamten Olym-pischen Bewegung aufdrängen.

Die positiven Aspekte sportlichen Geschehens kommen natürlichauch nicht zu kurz. Sie haben olympsche, spitzen- wie breiten-sportliche, medienpolitische, kulturelle und vor allem auch histori-sche Bezüge. Denn ein umfangreiches Themenpaket ist schließlichJahrhundert-Zeitzeugen gewidmet. Von gleich fünf bedeutendenPersönlichkeiten der Sportentwicklung im Nachkriegsdeutschlandgilt es, den 100. Geburtstag zu würdigen. Karl Adam, Georg vonOpel, Josef Neckermann, Bernhard Baier und Gert Abelbeck setztenin der alten Bundesrepublik auf ebenso unterschiedliche wienachhaltige Weise Meilensteine in Sport und Gesellschaft. Dassdabei mit Georg von Opel und Gert Abelbeck auch an die großenAufbaujahre der Deutschen Olympischen Gesellschaft erinnertwird, sei besonders hervorgehoben. Dem DOG-Gründungspräsi-denten von Opel wird mit einer ausführlicheren zusätzlichenWürdigung noch ein besonderes Gedenken gewidmet ... mit einemHans Borchert-Porträt aus der Galerie der „Hall of Fame“ desdeutschen Sports. Georg von Opel zum 100. Geburtstag: SeinLebenswerk bleibt Verpflichtung für die Arbeit der DOG von heuteund nicht zuletzt auch Auftrag für unsere Zeitschrift, in derkritisch-konstruktiven Begleitung sportlicher Entwicklungen undgesellschaftlicher Prozesse das Feuer nicht ausgehen zu lassen.

Ihr Harald Pieper

Freundliche Grüße aus der Redaktion

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InhaltOF Mosaik 4OF-Podium: Dr. Christa Thiel 6Das unlösbare Doping-Problem im Sport und die langen Schatten einer gedopten Gesellschaft 8Prof. Dr. Michael KrügerDie militarisierten Spiele - Olympia in London als Seismograf 14Günter DeisterOF-Interview mit Simon McDonald 20Jochen FrankVon olympischen Idealen und anderen Werten 22Prof. Günther von LojewskiDie 8. Nationalen Sommerspiele von Special Olympics 24Prof. Dr. Hans-Jürgen SchulkeOF-Kommentare 30Günter Deister, Dr. Andreas Müller, Bianka Schreiber-Rietig,Prof. Dr. Hans-Jürgen Schulke, Harald Pieper, Wolfgang AvenariusPartnerhochschulen des Spitzensports: Ein vielversprechender Weg, 34Michael GernandtLinda Stahl: Karriere zwischen Skalpell und Speer 36Dr. Andreas MüllerÖffentlich-rechtliches Fernsehen und organisierter Sport 38Prof. Dr. Helmut DigelEine wichtige Antwort auf Fragen des demographischen Wandels heißt: Seniorensport 42Steffen HaffnerDie Familie - ein starkes Team im Sportverein 46Karl Hoffmann40 Jahre Olympiapark München 48Michael GernandtWeggefährten im Anti-Doping-Kampf aus Ost und West 50Ewald WalkerWas macht eigentlich ...? Paul Falk 54Herbert NeumannZur Erinnerung an fünf bedeutende deutsche Sportpersönlichkeiten der Nachkriegszeit 56Friedrich MevertOF-Galerie: Wie das Nationaltrikot zum Kultobjekt wurde 62Georg von Opel zum 100. Geburtstag 64Steffen HaffnerDeutsche Olympische Gesellschaft KOMPAKT 66Impressum 76Deutsche Schulsportstiftung 80

Die Zeitschrift der Deutschen Olympischen Gesellschaft

erscheint in Kooperation mit der Deutschen Schulsportstiftung

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Anti-Doping-Kooperationer DJK-Sportverband (katholischerBundesverband für Breiten- und

Leistungssport) und die Doping-Opfer-Hilfe(DOH) werden im Anti-Doping-Kampfgemeinsame Wege gehen. Dies haben dieVerantwortlichen des katholischen Sportver-bandes und der Interessenvertretung staat-lich anerkannter Dopingopfer in Mannheimbeschlossen. Schwerpunkt der Kooperationwird die gemeinsame Präventionsarbeitjunger Sportlerinnen und Sportler sein.

Beiden Seiten geht es neben der Einhaltungder Anti-Doping-Bestimmungen um diemöglichst frühe Ächtung unerlaubterLeistungsmanipulation aus einer innerenÜberzeugung heraus. Besonders in derAufklärung von Kindern und Jugendlichenbis 14 Jahren sollen die Kräfte von DJK undDOH gebündelt und Stärken auf beidenSeiten genutzt werden. „Wir müssen unsereVereine für das Thema sensibilisieren“, sagtVolker Monnerjahn, Präsident des DJK-Sportverbandes. „Deshalb wird das ThemaDoping in den Ausbildungslehrgängen derDJK zum festen Inhalt gemacht. ÜberVeröffentlichungen sollen auch Eltern,Erzieher, Ärzte und Physiotherapeutenerreicht werden.“

Die Doping-Opfer-Hilfe stellt dafür Referen-ten zur Verfügung. Der Weinheimer Vereinverfügt über kompetente Mitarbeiter sowohlaus dem sportwissenschaftlichen als auchdem medizinischen Umfeld. Außerdemleisten staatlich anerkannte Doping-Opferselbst Aufklärungsarbeit. „Der zähe Kampfgegen die Seuche Doping kann nur Früchtetragen, wenn es uns gelingt, Sensibilität beiKindern und Jugendlichen, bei den Ausbil-dern und Lehrern zu wecken. Deshalb muss

in Schulen, ja auch in Kindergärten und inden Jugendabteilungen der Sportvereineangesetzt werden“, sagt Dr. Klaus Zöllig, derVorsitzende der Doping-Opfer-Hilfe. Heran-wachsende müssten gewappnet sein vordem ersten Kontakt mit "unterstützendenMitteln", um dann widerstehen zu können,so der Sportmediziner.

„Der Sport muss die Gesundheit seinerAthleten höher stellen als unbedingtensportlichen Erfolg. Dabei muss auch über-legt werden, wie eine Sportförderungunabhängig von Medaillenspiegeln erfolgenkann“, so DJK-Präsident Volker Monnerjahn.

Naturverträglicher Sportnter dem Motto „Konfliktlösungen undAkzeptanzsteigerung“ haben sechs

Natursportverbände gemeinsam mit demArbeitskreis Freizeit, Sport, Tourismus desBundes für Umwelt und NaturschutzDeutschland e.V.(BUND) bewährteMusterlösungenausgewählt undveröffentlicht.Unterstützt wurdediese Publikationdurch die DeutscheBundesstiftungUmwelt, das Bun-desamt für Natur-schutz und denDeutschen Olympi-schen Sportbund(DOSB).

Die Broschürevermittelt mit einerSammlung von

positiven, sportartspezifischen Musterlösun-gen das Miteinander von Sport und Natur-schutz in sogenannten Natura 2000-Gebie-ten. Dies ist ein Netzwerk von Schutzgebieteninnerhalb der Europäischen Union, das auf dieBewahrung der Artenvielfalt ausgerichtet ist.Dass auch die Sportler hier ihre „ökologischeNische“ finden können, zeigen die in derBroschüre zusammengefassten Regelungsbei-spiele für den Luftsport (Gleitschirm-, Dra-chen- und Segelfliegen, Motor- und Ultra-leichtfliegen, Ballonfahren, Modellflug), denKlettersport, das Mountainbiking, den Pferde-sport (Reiten und Gespannfahren), dasSkibergsteigen und Schneeschuhgehen, denKanusport und den Tauchsport.

An der Verwirklichung des Vorhabens warender Deutsche Aero Club (DAeC), der Deut-sche Alpenverein (DAV), der DeutscheHängegleiter-Verband (DHV), der DeutscheKanu-Verband (DKV), die Deutsche Reiterli-che Vereinigung (FN) und der VerbandDeutscher Sporttaucher (VDST), der Arbeits-kreis Freizeit, Sport, Tourismus des BUND

n diesen Wochen und Monaten veröffentli-chen immer mehr Mitgliedsorganisationen

des Deutschen Olympischen Sportbundes(DOSB) die Ergebnisse ihrer Mitgliederzählun-gen („Mitgliedschaften“) für das zurückliegen-de Kalenderjahr 2011. Manchmal lohnt auchein (kritischer) Rückblick auf die Mitglieder-entwicklung der letzten beiden Jahrzehnte,um Veränderungen nachträglich aufzuspürenund unter zeithistorischen, demografischen

bzw. noch anderen (auch: verbandsinternen)Aspekten zu erklären.

Fest steht, dass der DOSB bzw. seine Vor-läuferorganisation, der Deutsche Sport-bund, die Anzahl seiner Mitgliedschaftenfast immer erhöhen konnte: Nach einemleichten Rückgang von 1990 auf 1991(vermutlich im Zuge von „Bereinigungen“bei der Zählung durch die Wiedervereini-

gung) waren es im Jahre 1991 genau23.181.197 Mitgliedschaften. Danachwuchs die Zahl bis zum Jahre 2001 auf26.838.739 und liegt aktuell bei 27.675.461für das letzte Jahr. Von diesem Wachstumkonnten aber nicht alle Mitgliedsorganisa-tionen des DOSB in gleicher Weise profitie-ren – das bedeutet auch: Es gibt sogareinige Spitzenverbände, deren Mitglied-schaften von 1991 bis heute rückläufigsind, aber auch andere, deren Negativ-wachstum erst im jüngsten 10-Jahres-Zyklus eingesetzt hat: Der Deutsche Basket-ball Bund beispielsweise konnte zwischen

Mitgliederschwund bei einigen Verbänden

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Page 5: Ausgabe 2/2012 - Deutsche Olympische Gesellschaft · dabei mit Georg von Opel und Gert Abelbeck auch an die großen Aufbaujahre der Deutschen Olympischen Gesellschaft erinnert wird,

sowie das Kuratorium Sport & Natur und alsassoziiertes Mitglied die Deutsche InitiativeMountainbike e.V. (DIMB) beteiligt.

Finanziell gefördert wurde das Projekt durchdie Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)im Rahmen der Kooperation mit dem DOSB.Die reich bebilderte, informative Broschürekann unter www.natura2000-und-sport.deheruntergeladen werden.

Gebührenfreies Führungszeugnis

ir gehen davon aus, dass jetzt auchdie Kommunen auf ihren Anteil bei

den Gebühren flächendeckend zu Gunstenvon Engagement und Ehrenamt verzichten",sagte DOSB-Vizepräsident Walter Schnee-loch. Im Sport engagieren sind rund 8,8Millionen Menschen freiwillig und ehren-amtlich, weshalb sich der DOSB für seine 98Mitgliedsorganisationen mit über 91.000Vereinen und 27,6 Millionen Mitgliedern fürdie Gebührenbefreiung einsetzte.

Das Bundesamt für Justiz hatte darüberinformiert, dass jeder, der für ehrenamtlicheTätigkeit in einer gemeinnützigen odervergleichbaren Einrichtung ein Führungszeug-nis benötigt, dieses künftig grundsätzlichgebührenfrei erhält. Anders als bisher wirddas Bundesamt für Justiz auch dort von einerGebühr generell absehen, wo ehrenamtlichEngagierte eine Aufwandsentschädigungerhalten. Das teilte der Präsident des Bundes-amts für Justiz, Heinz-Josef Friehe, mit.

Bisher wurde keine Gebührenfreiheitgewährt, wenn Ehrenamtler für ihre Tätig-keit eine Aufwandsentschädigung erhielten.

Friehe: „Zahlreiche ehrenamtlich Tätige, vorallem aber auch Sportvereine, karitativeEinrichtungen, Träger von sozialen Projek-ten, in denen Ehrenamtler mitwirken, habenes kritisiert, dass der Erhalt einer Aufwands-entschädigung die Gebührenbefreiungausschloss. Oftmals sind solche Aufwands-entschädigungen ohnehin gering. Daherwerden Führungszeugnisse, die für ehren-amtliche Tätigkeit benötigt werden, generellvon der Gebührenerhebung ausgenommen.Auf diese Weise kann das Bundesamt fürJustiz einen Beitrag zur Förderung desehrenamtlichen Engagements leisten.“

Seit dem 1. Mai 2010 benötigen ehrenamt-lich Tätige insbesondere dann ein Führungs-zeugnis, wenn sie kinder- und jugendnahtätig sind oder tätig werden wollen. Siehaben ein „erweitertes“ Führungszeugnisvorzulegen, in dem etwaige Sexualdeliktelänger aufgeführt werden als im „normalen“Führungszeugnis.

Manfred von RichthofenBotschafter Betriebssport

er 4. Verbandstag des DeutschenBetriebssportverbands (DBSV ) fand

kürzlich in Essen statt. Höhepunkt derVeranstaltung war die Ernennung desEhrenpräsidenten des Deutschen Olympi-schen Sportbundes und des Landessport-bundes Berlin, Manfred Freiherr von Richt-hofen, zum Botschafter des DeutschenBetriebssports. Der DBSV freut sich, so hießes in einer Verlautbarung, dass mit vonRichthofen eine Persönlichkeit gewonnenwurde, der der Betriebssport schon immersehr am Herzen liegt. Sein Ausspruch „Wennes den Betriebssport nicht gäbe, müsste

man ihn erfinden“ ist unvergesslich geblie-ben und hat stets die Tätigkeit des DBSV-Präsidiums für den Betriebssport inDeutschland und Europa begleitet.

Der DBSV wurde im Jahre 1954 in Dortmundgegründet und führte dann lange Zeit denNamen Bund Deutscher Betriebssportver-bände. Im Jahre 2002 erfolgte die Umbenen-nung in Deutscher Betriebssportverband. Ervertritt derzeit 300.000 organisierteBetriebssportlerinnen und Betriebssportler in4.700 Betriebssportgemeinschaften.

Opfergedenken ine zentrale Gedenkveranstaltung fürdie israelischen Opfern des Terroran-

schlages bei den Olympischen Spielen 1972in München am 5. September auf demFliegerhorst in Fürstenfeldbruck stattfinden.Dort wird IOC-Vizepräsident Thomas Bach inVertretung von IOC-Präsident JacquesRogge ebenso sprechen wie der ehemaligeBürgermeister des Olympischen Dorfs,Walther Tröger. Darüber hinaus ist eineKranzniederlegung an der Gedenktafel imOlympischen Dorf geplant, bei der ThomasBach für den DOSB und Münchens OBChristian Ude sprechen werden.

1991 und 2001 Zuwächse (von 138.332 auf193.788) verzeichnen, ist aber inzwischenmit 132.635 auf ein Niveau gesunken, dasunter dem von 1991 liegt; ähnliches gilt

u. a. für Judo, den Radsport sowie dieSchwimmer und die Segler.

Zu den Verbänden, die kontinuierlicheVerluste seit 1991 verbuchen mussten,gehören beispielsweise der Deutsche Skiver-band mit damals 691.112, zehn Jahre spätermit 684.590 und derzeit noch mit 574.683Mitgliedschaften und der Deutsche TennisBund (DTB), wo die Rückläufe noch eklatan-ter ausfallen: Im Becker-Graf-Hochzeitalter1991 waren im DTB 2.249.528 Personenerfasst, danach nur noch 1.987.049, undheute sind es genau noch 1.531.580. Die

Mitgliederentwicklung im Tischtennis istebenfalls negativ: 769.024 auf heute606.075. Bei den nicht nichtolympischenSpitzenverbänden heißt der große Verliererder Deutsche Kegler- und Bowlingbund: DerMitgliederstamm hat sich in den letzten 20Jahren mehr als halbiert von ehemals301.729 auf heute noch 115.158; Squash,Schach und der Deutsche Wasserski- undWakeboardverband verzeichnen ebenfallsVerluste wie die kleine Gemeinschaft derSkibobfahrer, die heute noch 469 „Eingetra-gene“ ausmachen und 1991 bei genau 1.207lagen.

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ie Tage vom 27. Juli bis zum 12. August 2012 wer-den nicht nur deswegen ganz besondere sein, weilin London die XXX. Olympischen Sommerspiele

stattfinden und die Olympische Bewegung der Neuzeitdamit ein kleines rundes Jubiläum feiern darf. Besonderswerden diese Spiele zugleich aus nationaler sportpoliti-scher Perspektive sein. Erstmals nämlich werden sich diedeutschen Athletinnen und Athleten und damit die deut-sche Olympiamannschaft insgesamt und vor allem dieeinzelnen nationalen olympischen Spitzenverbände beimweltweit größten Sportereignis im Sommer an einemvöllig neuen Maßstab messen lassen müssen. Die sportpo-litische Elle heißt offiziell Zielvereinbarung. Ein Begriff, indem sich das neue Lenk- und Steuerungs-Modell für dendeutschen Spitzensport ausdrückt. Nach der Gründung desDeutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) im Mai2006 immer mehr ausgeformt, erlebt dieses Instru-ment nun erstmals bei Sommerspielen seine großeBewährungsprobe.

Im Jahr der Olympischen Spiele in Peking 2008haben sämtliche der insgesamt 26 Spitzenverbändein den olympischen Sommersportarten mit demDOSB ihre Zielvereinbarungen getroffen. Mit diesemVertragswerk ergab sich im und für den deutschenLeistungssport grundsätzlich eine völlig neuartigeBasis. Verbände und Dachverband definierten nachoft komplizierten und langwierigen Gesprächen einegemeinsame und von beiden Seiten akzeptierteGeschäftsgrundlage. Grundsätzlich wurde zwischenden Partnern vereinbart, was jeder Verband bzw. jedeSportart bei sportlichen Großereignissen wie Welt-meisterschaften und Olympischen Spielen anMedaillen gewinnen kann bzw. welche Platzierungenerreicht werden – dies auf Basis der dazu notwendi-gen strukturellen, inhaltlichen sowie sportfachlichenArbeits- und Trainings-Bedingungen.

Im Kern ging es darum, in jedem Fall realistischeVereinbarungen mit Augenmaß abzuschließen.Weder sollten Verbände zu überehrgeizigen, unrea-listischen Zielen verleitet oder gar dazu vergattertwerden. Noch konnte zugelassen werden, dass Ver-bände bewusst tiefer stapelten und ihr Potenzialweit unter Wert festschrieben, um später umsoglänzender dastehen zu können. Vor diesem Hinter-grund dürfen die sportlichen Ergebnisse der Spiele vonLondon nun mit ganz besonderer Spannung erwartetwerden. Sie werden unbestechlich zeigen, wie der Soll-Ist-Vergleich ausfällt, wie gut die im Dialog mit dem DOSBfixierten Selbsteinschätzungen, Ansprüche und Prognosender einzelnen Verbände mit den letztendlich errungenenMedaillen übereinstimmen.

Manche Zielvereinbarung bzw. mancher Passus darinwurde ausgehebelt, noch bevor die olympische Flamme inLondon überhaupt entzündet ist. Das betrifft in meinemeigenen Verband zum Beispiel die Wasserballer, die denSprung ins olympische Turnier leider verpasst haben. Auchbei den Handballern und Fußballern wissen wir schonlänger, dass sie in London fehlen werden. Wegen solcherErnüchterungen in der Phase der Qualifikation bereits jetztganze Zielvereinbarungen zu hinterfragen oder Verträgekurz vor der Eröffnung der Spiele sogar noch schnellumzuschreiben und abzuändern, das liefe diesem Modellzuwider. Vielmehr gilt es, nach dem Ende der Sommerspie-le unverzüglich mit einer gründlichen Gesamt-Evaluationohne Augenwischerei zu beginnen. Die Evaluation solltespätestens zum Jahresende 2012 abgeschlossen sein, da

bereits im ersten Quartal 2013 die neuen Zielvereinba-rungsgespräche zwischen den Sommersportverbänden unddem DOSB stattfinden werden. Diese stecken sowohl denfinanziellen Rahmen wie auch die sportfachlich-inhaltlicheZielsetzung für die Olympischen Spiele 2016 in Rio deJaneiro ab.

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Für den Präsidial-Ausschuss Leistungssport des DOSB unddas DOSB-Direktorium wird diese gemeinsame Analyse eineRiesenaufgabe darstellen. Eine noch schwierigere vielleicht,als zunächst einmal Zielvereinbarungen mit allen Verbändenabzuschließen. Ein wesentliches Element nämlich wurde indiesen Verträgen bisher mehr oder weniger ausgespart -welche konkreten Folgen es haben wird, wenn es in der Soll-Ist-Relation zu deutlichen Abweichungen kommt. Waspassiert, wenn eine Sportart, eine Disziplin und ein Verbandin London unter den eigenen Ansprüchen bleibt oder impositiven Fall die schriftlich fixierte Prognose weit übertref-fen kann? Für diese Fragen fehlen in den Zielvereinbarungenpräzise Aussagen, was die Gesamt-Analyse der London-Ergebnisse im Detail zu einem heiklen wie im Ausmaß zueinem sportpolitisch strategischen Unterfangen machen

wird. Noch dazu schon heute klar ist, dass diese Evaluationzwar im Rahmen von einer oder mehreren Klausurtagungenstattfinden könnte, aber nicht unter vollständigem Aus-schluss der Öffentlichkeit. Schon deshalb, weil es imWesentlichen zugleich darum gehen wird, von Seiten desHochleistungssports ehrlich und objektiv Rechenschaft überdie Verwendung von Projektmitteln abzulegen.

Die in London erfolgreichen Verbände dürften anschlie-ßend selbstbewusst auftreten, die weniger Erfolgreichenwerden zunächst einmal die Schultern einziehen undabwarten. Eine anschließende Umverteilung von Mitteln,sprich: eine Neubestimmung der Relation von Grundför-derung und der so genannten Projektmittel für die ein-zelnen Spitzenverbände kann nur im Zusammenhang mitzwei wesentlichen gesellschaftspolitischen Aspektenmöglich werden. Erstens: Bleibt es bei den derzeitigenwirtschaftlichen Voraussetzungen der Spitzensportförde-rung durch Bund und Länder? Zweitens: Sollen olympi-sche Sportarten weiterhin auf ganzer Breite gefördertwerden? Es wird bei der London-Analyse der Zielverein-barungen um nicht weniger gehen als darum, den Hoch-leistungssport in Deutschland neu zu justieren. Es wird

um eine neue Dimension der sportpolitischen Diskussionund ihrer Tragweite gehen. So viel lässt sich zur bevorste-henden Herkulesaufgabe im zweiten Halbjahr schonsagen, obwohl die 302 sportlichen Entscheidungen in 26Sportarten bei den XXX. Sommerspielen noch nicht ein-mal begonnen haben.

Neue Dimension dersportpolitischen Diskussion um denHochleistungssport in DeutschlandDr. Christa Thiel, Vizepräsidentin für Leistungssport im Deutschen OlympischenSportbund (DOSB) und Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV)

7PODIUMPODIUM

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enn von Doping die Rede ist, sollte zwischenDoping im engeren und Doping im weiteren Sinnunterschieden werden. Im engeren und strengen

Sinn ist Doping auf den Bereich des durch klare Regelndefinierten Wettkampfsports begrenzt, der durch Sportver-bände vertreten wird. Alle in der Olympischen Bewegungorganisierten und durch das IOC vertretenen olympischenSpitzenverbände haben sich der Anti-Doping-Konventionder Welt-Anti-Doping Agentur WADA angeschlossen undverbieten Doping für ihre jeweilige Sportart oder Sportar-

ten. Dieses Verbot wird durch ständig zu aktualisierendeAnti-Dopinglisten verbotener Substanzen, Medikamenteund Methoden zu spezifizieren versucht. Die Verbändehaben sich über die WADA und das IOC auch darauf ver-ständigt, Dopingkontrollen durchzuführen und Verstößegegen das Dopingverbot durch Sanktionen zu ahnden, die

in der Anti-Doping-Charta geregelt sind. Doping in diesemengen Sinn ist also das, was durch die Anti-Doping-Regelnder Sportverbände bzw. der Welt-Anti-DopingagenturWADA sowie der Nationalen Anti-Dopingagenturen undihre Ausführungsbestimmungen verboten ist.

Von Doping im weiteren und alltagssprachlichen Sinn wirdaber auch gesprochen, wenn entweder Sportler Dopingmit-tel verwenden, aber gar nicht bei Wettkämpfen antreten.Oder sie nehmen an breitensportlichen Wettkämpfen teil,

bei denen zwar die Anti-Doping-Regeln der Verbän-de prinzipiell gelten, abernicht (oder kaum) kontrol-liert werden. Von Doping istinzwischen ebenfalls dieRede, wenn leistungsstei-gernde Mittel von Men-schen eingenommen wer-den, die gar nichts mitSport zu tun haben, son-dern die allgemeine Verbes-serung ihrer Leistungsfähig-keit in den verschiedenstenBereichen von Politik, Wirt-schaft und Kultur zum Zielhaben, sei es im Beruf, inder Musik, Kunst oderLiteratur. In der soziologi-schen Fachdiskussionspricht man von „Enhance-ment“. Alltagssprachlichwird dies auch als Dopingbezeichnet. Ein fast schonsarkastisches Beispiel ist dieWerbung „Doping für dieHaare“, die zu allem Über-fluss auch noch von Jan

Ulrich „gemodelt“ wird. Diese Art von Doping und Enhance-ment unterliegt nicht der Aufsicht und Kontrolle vonSportorganisationen, sondern den in Deutschland (undauch in anderen Ländern analog) geltenden Bestimmungendes Arzneimittelgesetzes, die den Bereich des Sports miteinschließen. Einige Länder wie Frankreich und Belgien,

Das unlösbare Doping-Problem einer gedopten Gesellschaft

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aber auch Spanien und Italien haben spezifische Anti-Dopinggesetze.

Es gibt gute Gründe, den Unterschied zwischen Doping imengeren sowie Doping und Enhancement im weiteren Sinnfestzuhalten, ohne die fließenden Übergänge und Bezügezu vernachlässigen; denn im ersten Fall unterwirft mansich – wie bei jedem sportlichen Wettkampf – vergleichs-weise willkürlichen Regeln, die einen fairen sportlichenWettkampf definieren. Sportliche Schiedsgerichte ahndenauch und bestrafen auchVerstöße gegen dieseRegeln; im Fall von Dopingdrohen beispielsweise bis zuzwei Jahren Wettkampf-sperre. Im zweiten Fall hatman es dagegen mit gesell-schaftlichen Settings zutun, in denen weniger klareRegeln für Doping undEnhancement bestehen.Staatliche Gerichte prüfen,ob gegen Gesetze undGrundrechte verstoßenwird. Schriftsteller, Musiker,Künstler oder Politiker,ebenso Manager, Chirurgenoder zahlreiche weitereAkteure des öffentlichenLebens, die besonderenBelastungen ausgesetztsind, werden nicht aufDoping kontrolliert. Ebensowenig werden ihre Leistun-gen daran gemessen, obund inwiefern sie unterdem Einfluss aufputschen-der Mittel oder Medika-mente zustande gekommen sind. Der Qualität der Musikund Performance von Michael Jackson tat es offenbarkeinen Abbruch, dass er schwer von Medikamenten undAufputschmitteln abhängig war. Von John F. Kennedyglaubt man zu wissen, dass selbst Entscheidungen überKrieg und Frieden unter dem Einfluss von Schmerz- und

Aufputschmitteln zustande gekommen sein könnten. Derberühmte Düsseldorfer Künstler Jörg Immendorf waranscheinend drogensüchtig. Sein Gemälde „Läufer“ istbeispielsweise gleichwohl ein bedeutendes Werk bildenderKunst zum Motiv Sport. In Deutschland sind rund 2,5Millionen Menschen alkoholabhängig. Sie glauben, ohnedie Droge Alkohol ihren Alltag nicht bewältigen zu können,während es eigentlich umgekehrt ist: Wegen Alkohol sindsie den Belastungen des Lebens nicht mehr gewachsen.Alkohol ist nach wie vor auch im ganz normalen Vereins-

sport ein echtes Problem. In jüngster Zeit sorgt das als„Hirndoping“ bezeichnete Medikament Ritalin für Schlag-zeilen. Es wird an Kinder und Jugendliche verabreicht, dieam Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom(ADHS) leiden. Es soll ihnen helfen, sich besser zu konzen-trieren und lernen zu können. Dieses Medikament wirkt

im Sport und die langen SchattenVon Michael Krüger

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aber auch als Aufputschmittel und ist unter Studentenweit verbreitet.

Der Sport ist der einzige gesellschaftliche Bereich, in demmedikamentöses, „künstliches“ Enhancement eindeutigverboten ist. Nach den Regeln des Sports ist Doping nichterlaubt – diese einfache Begründung müsste eigentlichausreichen; wie dies bei anderen Sportregeln ebenso derFall ist. Trotz klarer Regeln wird jedoch auch im Sportgegen sie verstoßen. So gesehen ist das Dopingproblem imSport ein pädagogisches Problem der Regelbefolgung undRegelkontrolle. Regeln haben es an sich, dass gegen sieverstoßen wird; sonst bräuchte man sie nicht. Wie alleRegeln in der Erziehung setzen auch Anti-Doping-Regelneinen gesellschaftlichen Konsens voraus. Ist dieser Konsensnicht oder nicht mehr vorhanden, fällt es schwer, dieNotwendigkeit der Regeleinhaltung zu begründen, insbe-sondere gegenüber Kindern und Jugendlichen. Nochschwieriger wird es, die Regeln durchzusetzen und Verbotezu kontrollieren, wenn der gesellschaftliche Konsens überSinn und Zweck spezifischer Regeln und Verbote verloren

gegangen ist. Ärzte, die ihren Patienten das Rauchenverbieten, aber selbst rauchen, sind wenig glaubwürdig.Dasselbe gilt für Pfarrer, die es zweifellos am schwerstenhaben, alle Regeln und Gebote christlicher Moral einzuhal-ten, aber auch für Politiker, für Wirtschaftsbosse, Gewerk-schaftsfunktionäre, und – last but not least - für Lehrer

und Sportlehrer. Wer Wasser predigt und Wein trinkt, istnicht glaubwürdig.

Doping, d.h. die Einnahme leistungssteigernder Mittel undMedikamente, wurde zu Beginn der modernen, olympischenSportbewegung noch nicht als eine Beeinträchtigung odergar Bedrohung ihres ethisch-moralischen Anspruchs angese-hen. Dopingmittel waren ausgangs des 19. Jahrhunderts imAmateur- und vor allem Profisport gang und gäbe. DieUrsprünge des Dopings liegen sogar im Amateur- undGentlemansport, genauer gesagt im Pferdesport. Die Verab-reichung von Aufputschmitteln an Pferde soll erstmals 1666in England verboten worden sein. Ein Testverfahren wurdedafür 1910 von österreichischen Forschern entwickelt. Diefavorisierten Rennpferde sollen mit Arsen vergiftet wordensein. Die Täter platzierten dann ihre Wetten auf die nichtvergifteten Pferde und steigerten so ihre Gewinnchancenund ihre Gewinne. Das Beispiel ist deshalb heute wiederaktuell, weil Doping und Sportbetrug schon damals zweiSeiten derselben Medaille waren. Bei Pferderennen und –wetten ging es immer um sehr viel Geld. Im modernen, hoch

kommerzialisierten undprofessionalisierten Sportund bei Sportwetten stehtso viel Geld wie noch nie inder Sportgeschichte auf demSpiel, wodurch Betrüger undKriminelle wie Motten vomLicht angezogen werden.

Das bürgerliche Analogonzum Pferdesport war derRad(renn)sport. Sechstage-rennen waren ohne Auf-putschmittel praktisch nichtdurchzuhalten. Niemandnahm daran Anstoß. Nebendem Radsport zeigt dieGeschichte der olympischenMarathonläufe, dass Dopingund Drogen auch im olym-pischen Amateursportbenutzt wurden. Der Siegerdes olympischen Marathon-laufs von Saint Louis 1904,Thomas Hicks, war mit einerMischung aus Strychnin,Eiern und Brandy gedopt,ohne dass dies jemand

moralisch verurteilt hätte. Dorando Pietri, der Sieger desMarathonslaufs von London 1908, war ebenfalls gedoptund wurde von Helfern übers Ziel getragen. Aus diesemGrund wurde Pietri disqualifiziert, nicht wegen Dopings.Coubertin bezeichnete ihn sogar als „moralischen Gewinnerdes Wettkampfs“, obwohl er wusste, dass er gedopt war.

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Der Gebrauch von Dopingsubstanzen durch Sportler erfuhrnach dem Ersten Weltkrieg in der Ära des Massen- undProfisports eine wachsende Verbreitung und Ausdifferen-zierung. Beckmanns Sportlexikon führte unter dem Begriffdes Dopings „Adrenalin, Hodenextrakte, Koffein, Digitalis,Strychnin, Kampfer, Nikotin, Kokain, Heroin, Morphium,Arsen, Phosphor, Kalzium, Alkohol usw.“ auf. Danebenwurde mit UV-Bestrahlung und Sauerstoffgaben experi-mentiert.

Zeitgleich setzten jedoch zwei gegenläufige Entwicklungenein: Zum Einen erwachte ein Bewusstsein dafür, dass Stimu-lanzien nicht nur die Leistung steigern, sondern auchgesundheitliche und soziale Probleme verursachen konnten.Zum Zweiten gingen damit in Ansätzen eine Dopingdebatteund erste Dopingverbote einher. Der Internationale Leicht-athletikverband (IAAF) nahm 1928 als erster internationalerFachverband eine Dopingbestimmung in sein Regelwerk auf.

Nun zeigte sich, dass man, um Goethes Zauberlehrling zuzitieren, die Geister nicht mehr los wurde, die man mit demolympischen Sport undseiner Idee des citius, altius,fortius gerufen hatte. Cou-bertin hatte dieses olympi-sche Motto bekanntlich alsdie „Poesie“ des olympischenSports bezeichnet, waszugleich auch sein Fluch sei;denn die Athleten, die dieser„Poesie“ des Hochleistungs-sports erliegen, egal obProfi- oder Amateursportler,tun alles, nutzen alle Mög-lichkeiten, um immerschneller, immer höher undimmer stärker zu werden,oder, um es archaischer mitHomer zu sagen, „besser zusein und vorwärts zu stre-ben den anderen“.

Die Initiative für eine klareDefinition von Doping mitdem Ziel, Doping im Ama-teursport zu verbieten, gingvon den deutschen Sport-ärzten aus. Der späterePräsident des DeutschenSportärztebundes Ruhemann, der sich besonders um diesesProblem bemühte, unterschied deutlich zwischen Dopingim Profisport und Doping im Amateursport: „Es lässt sichohne weiteres verteidigen“, führte er 1928 bei der Sport-ärztetagung aus, „bei Berufsportlern Doping anzuwenden.Da der Schwerpunkt nicht im sportlichen, sondern im

sozialen Erfolg liegt.“ Im Gegensatz dazu gelte im Amateur-sport folgendes: „Da hier keine sozialen Momente, sondernrein sportliche Gründe vorliegen, so ist das Doping ausGründen der Reinhaltung des Amateurgedankens zu ver-hindern.“ Die Sportärzte beschlossen auf dieser Tagung eineDopingdefinition, die sie 1952 erneut aufgriffen und diedann zur Grundlage der Anti-Doping-Politik des Sportsgeworden ist: „Der Deutsche Sportärztebund steht auf demStandpunkt, dass jedes Medikament – ob es wirksam istoder nicht – mit der Absicht der Leistungssteigerung vorWettkämpfen gegeben als Doping zu betrachten ist.“

Selbst wenn seitdem viel subtilere, differenziertere undkompliziertere Dopingregeln und Doping-Verbotslistenentwickelt wurden, gilt dieser Grundsatz bis heute: WerMedikamente mit der Absicht nimmt, seine Leistungen imWettkampf zu steigern, ist ein Doper. Und Doping ist imSport verboten. Das Verbot ergibt sich dabei nicht nur ausgesundheitlichen Gründen und weil es Ärzten seit altersher verboten ist, Medikamente an gesunde Personen zuverabreichen, sondern weil es der Sportidee widerspricht,

oder wie Ruhemann schrieb, mit der “Reinhaltung desAmateurgedankens“ nicht vereinbar ist.

Das Dopingverbot im Sport ist mit anderen Worten eineideologisch und moralisch legitimierte soziale Konstruktionbzw. Konvention; man könnte auch sagen ein Ausdruck

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entwickelter, anspruchsvoller Sport-Kultur. Vorstellbar wäreohne Weiteres auch ein Sport, in dem Doping erlaubt ist.Aber dies wäre weder für den Sport als Kultur noch für Staatund Gesellschaft und am wenigsten für die einzelnen Sportlereine sinnvolle oder wünschenswerte Alternative. Der Sportwissenschaftler Ommo Grupe hat dieses Doping-Tabu im Sport in zahlreichen Beiträgen seit den 1970erJahren, insbesondere seit der Grundsatzerklärung für denSpitzensport aus dem Jahr 1977 immer wieder begründet.Damals ging es um das Bekenntnis des deutschen Sports zueinem humanen Leistungs- und Spitzensport ohne Dopingund Leistungsmanipulation. Durch Doping wird das Vertrauender Menschen in den Sport und seine Glaubwürdigkeitgrundlegend beschädigt. Würde man Doping dulden, verlöreer seine pädagogische und moralische Berechtigung. DemLeistungs- und Spitzensport würde seine sportliche undpädagogische Grundlage im Kinder- und Jugendsport inSchule und Verein entzogen. Ein Sport, in dem Dopingerlaubt oder geduldet würde, könnte keine öffentliche Unter-stützung durch Staat und Politik beanspruchen. Sportler, diedopen, beschädigen deshalb mittel- und langfristig nebenihrer Gesundheit auch ihre eigenen Interessen. Gefragt ist imSport die authentische Leistung, ohne Zusätze und unerlaub-te Hilfsmittel; das was der Mensch durch sich selbst undseine Möglichkeiten zu leisten imstande ist. Darauf kann undsoll er stolz sein. Ärzte, die Doping unterstützen oder garempfehlen und verordnen, verstoßen sowohl gegen sportlicheRegeln und Moral als auch gegen ihr ärztliches Ethos. Siemachen sich strafbar.

Zu diesen klassischen Begründungen gegen Doping kommenweitere, aktuelle hinzu: Doping steht im Zusammenhang mitder Medikalisierung der Gesellschaft generell. Damit istgemeint, dass der Griff zu Medikamenten und darüberhinaus zu allen möglichen Mitteln und Methoden, die unserLeben angenehmer, schmerzfreier, erträglicher zu machenscheinen, immer selbstverständlicher geworden ist. Diesreicht vom „ganz normalen“ Alkohol- und Drogenkonsumüber Hormonpräparate (z.B. auch die Anti-Baby-Pille) undSchmerzmittel bis hin zu Psychopharmaka. Die Umsätze undGewinne der Pharmakonzerne steigen kontinuierlich; die derSportwetten im Übrigen auch. Hinzu kommen so genannteEnhancement-Produkte, die unsere Leistungsfähigkeit undunseren Erfolg zu steigern versprechen. Dazu gehören nebenAufputschmitteln aller Art auch Potenzmittel, Vitamintablet-ten u.v.a.m., bis hin zu Schönheitsoperationen und Körper-manipulationen, um Erfolg versprechenden Schönheitsidea-len gerecht zu werden. Die hohen Zahlen von Brustimplanta-ten, die angesichts des Skandals um schadhafte Silicon-Implantate in den Medien verbreitet wurden, zeigen dieVerbreitung solcher biotechnischer Manipulationen. Ange-sichts dieser gedopten Alltagswelt grenzt es bisweilen an„Don Quichotterie“, ausgerechnet im Sport ohne all das,ohne Medikamente, Körper-Manipulationen und Drogenauskommen zu wollen.

An dieser Stelle setzt jedoch die aktuelle Debatte um dasDopingverbot im Sport an; denn sie ist über den Sport hinausvon symbolischer, Maßstäbe setzender Bedeutung für einEnhancement-Stopp in der Biotechnologie und Bioethikgeworden, wie die Sportphilosophin Claudia Pawlenka argu-mentiert. Am Sport lässt sich einleuchtend darstellen underklären, dass und welche Grenzen zwischen „natürlichem“Training, bewusstem, eigenständigen Bemühen um die Verbes-serung der Leistungsfähigkeit auf der einen Seite und biofakti-schen Manipulationen auf der anderen Seite liegen. Damitwerden Techniken bezeichnet, die „von außen“ durch künstli-che Methoden in die Biologie des Menschen eingreifen. AmBeispiel des Dopingverbots im Sport lässt sich verdeutlichen,dass weniger mehr sein kann, dass ehrlich am längsten währt,dass es auf den Weg und nicht das Ziel ankommt. Nicht alleswas technisch möglich ist, ist gut und human – diese einfacheBotschaft lässt sich am Sport und am Doping im Sportanschaulich erfahren und am eigenen Leib verdeutlichen.

Nicht zuletzt ist das Dopingverbot im Sport und seine konse-quente Einhaltung und Kontrolle eine Referenz an die Gültig-keit, Notwendigkeit und Nachhaltigkeit eines christlichenMenschen- und Körperbildes im Sport und anderswo. Da injedem lebendigen Körper der Geist Gottes wohne, wie es beiPaulus im ersten Korintherbrief (9, 24-27) heißt, sei er einTempel, der wie ein Heiligtum behandelt, benutzt undgepflegt werden solle. Den Körper im christlichen Sinn alsGeschenk Gottes zu verstehen, hat auch ethische Konsequen-zen. Wer unverantwortlich mit dem eigenen oder mit frem-den Körpern umgeht, wer die natürlichen Grenzen des Kör-pers und der körperlichen Leistungsfähigkeit nicht anerkennt,versündigt sich. Wer in diesem Bewusstsein handelt, wird sichanders verhalten (müssen) als jemand, der den Körper nur alseine optimierbare Maschine ansieht. Ein lebendiges Geschenk,zumal ein göttliches, ist keine Maschine. Man behandeltseinen eigenen Körper und den anderer Menschen deshalbnicht nur mit Respekt und Würde, sondern man akzeptiertseine Mängel und Grenzen und bewahrt ihn vor Manipulationund Verunstaltung, wie z.B. durch Doping, aber auch vorGewalt gegen sich selbst oder andere.

Die Beschäftigung mit dem Dopingproblem zeigt deshalbauch, dass es nicht mit Dopingkontrollen, der Kriminalisierungvon Dopingsündern, der moralischen Verteufelung von Sport-ärzten, Sportverbänden und Sportpolitikern getan ist, auchnicht mit Dopingaufklärung und Dopingprophylaxe. Fragenund Probleme des Dopings im Sport stehen vielmehr imethischen Zusammenhang mit den Zukunftsfragen modernerBiotechnologien in Wissenschaft und Gesellschaft. DasDopingproblem ist so gesehen für den Sport unlösbar, bietetaber auch eine große Chance, nämlich einer gedopten Gesell-schaft den Spiegel vorzuhalten und zu zeigen, welchen Sinnund Wert ein „natürlicher“ Umgang mit dem eigenen Körperund seiner Leistungsfähigkeit hat. Doping ist deshalb vor allemein Thema zur Bildung und Kultur des Körpers.

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ei den ersten Som-merspielen 1908 inLondon betrugen die

Ausgaben für öffentlicheSicherheit 5.000 Dollar. Dabeiging es um die „Ausrüstungpolizeilicher Nachrichten-dienste, die Überwachungder Massen und Botendiens-te“, wie es in einem Berichtder Organisatoren heißt. Beider zweiten olympischenAusgabe in der britischenMetropole 1948, als in einer vom Zweiten Weltkrieg geschun-denen und ermatteten Welt Athleten mit eigenen Handtü-chern und mitgebrachter Nahrung als Selbstverpfleger aufder Insel anlandeten und in Militärbaracken und Studenten-unterkünften nächtigten, betrugen die Organisationskosten600.000 englische Pfund, was nach damaligem Maßstab mitetwa sieben Millionen D-Mark beziffert werden konnte. DerAnteil für Sicherheitsmaßnahmen blieb minimal.

Und nun bei den dritten Olympischen Spielen in London rund1,2 Milliarden Euro als Schutzgeld der besonderen Art. 13.000Soldaten und damit 5.500 mehr als im Afghanistan-Einsatzsollen „die größte Show der Erde in der großartigsten Stadtder Welt“ (Londons Bürgermeister Boris Johnson) nebeneinem Heer sonstiger Beschützer vor Unbill jeder Art bewah-ren. Weil die Geheimdienste die Themse als Achillesferseausgemacht haben, wird die „HMS Ocean“, das größte Schiffder Royal Navy, im Fluss ankern. Es dient zugleich als Basisfür eine militärische Hubschrauberflotte. Als weiteres Stopp-zeichen für Terroristen, die versuchen könnten, über Wasserin die Olympiastadt einzusickern, soll vor der Südküste dasMarine-Flagschiff „MHS Bulwalk“ Position beziehen. Statio-niert werden Boden-Luft-Raketen und Eurofighter-Jets. Alle Olympischen Spiele hätten eine „militärische Komponen-

te bekommen“, sagt der britische Verteidigungsminister PhilipHammond. Inhaltlich liegt er damit auf der Linie des von derUSA nach der September-Katastrophe in New York ausgeru-fenen „Kriegs gegen den Terrorismus“, der über Afghanistanhinaus überall dort geführt werden müsste, wo größte Gefahrdroht. Und diese Gefahr wird in einer Stadt, in der die Wun-den des Terrors vom 7. Juli 2005 noch nicht verheilt sind,besonders hoch eingeschätzt. Vier Explosionen in drei U-Bahnhöfen und einem Bus kosteten 56 Menschen das Leben,mehr als 700 wurden verletzt.

Zum Ausgangs- und Wendepunkt in der nunmehr 116-jährigen Geschichte Olympischer Spiele ist jener 5. September1972 geworden, der zugleich auch ein tragisches Kapiteldeutscher Geschichte markiert. Nur neun Stunden, nach demdie 16 Jahre alte Schülerin Ulrike Meyfarth mit ihrem Sieges-sprung über 1,92 m die Menge im Münchner Olympiastadionin schiere Begeisterung versetzt hatte, überfiel ein palästi-nensisches Terrorkommando im Olympischen Dorf das Mann-schaftsquartier des israelischen Teams. Aus dem Traum warein Trauma geworden, aus dem deutschen Glück eine deut-sche Katastrophe mit 17 Toten: elf Israelis, fünf Terroristenund ein deutscher Polizist. Dieser 5. September vor 40 Jahrenhat auf olympischem Boden auch die Welt verändert. Auf

B

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Die militarisierten Olympia in London als Seismograf für die Gefahren und Bedrängnisse dieser Welt

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grausame Weise hielt der internationale Terrorismus seinenEinzug, und dies in einer selbstmörderischen Bedingungslo-sigkeit, die am 11. September 2001 in New York ihren bisherschlimmsten Ausdruck fand.

Diese Globalisierung des Terrors hat den Charakter Olympi-scher Spiele grundlegend gewandelt. Erdacht und gegründetwurden sie 1894 als Fest der Friedfertigkeit und des freund-schaftlichen Kräftemessens von Sportlern aus aller Welt.Geworden sind sie immer mehr zu einer Art Trutzburg. Dieimaginären Verteidigungsmauern zum Erhalt eines einzigarti-gen Ereignisses wurden immer höher gezogen, Armeen inStellung gebracht, Sicherheitstechniken auf die Spitze getrie-ben. Geheimdienste erhielten ein neues Spielfeld. So sindOlympische Spiele zu einem Seismograf für die unterschied-lichsten Gefahren und Bedrängnisse dieser Welt geworden.

Die Geschichte olympischer Gewalt hat 1968 mit mexikani-schem Staatsterror ein schlimmes Vorspiel. Spezialkräfte derPräsidentengarde „bereinigten“ die hochbrisante innenpoliti-sche Situation, in dem sie zehn Tage vor Eröffnung der Spielein Mexiko-Stadt massive Studentenproteste blutig beendeten.Mehr als 200 Menschen kamen ums Leben. Die direkte Terror-gefahr für Olympische Spiele ist seit München allgegenwär-

tig, und sie zeigt ihre unterschiedlichsten Fratzen. Die 1972eskalierte Gewalt palästinensischer Terroristen verlor in den90-er Jahren an Internationalität und konzentrierte sichimmer mehr auf blutige regionale Auseinandersetzungen mitder Besonderheit wachsender Selbstmordeinsätze in Israel. Esfolgte der islamistische, von Al-Qaida gesteuerte Terrorismus,der sich als Glaubenskrieg und längst noch nicht abgeschlos-sener Rachefeldzug gegen die westliche Welt versteht. InNew York setzte er mit seinem Massenmord ein Fanal. Lon-dons Erschütterung 2005 gehörte zu seinen vielen Ausläu-fern.

Der Schauplatz Olympia, dessen Betreiber IOC im Vier-Jahres-Rhythmus mittlerweile über sieben Milliarden Dollar umsetztund dessen Hochglanzprodukt Sommerspiele zuletzt in Peking2008 weltweit 4,3 Milliarden TV-Seher angezogen hat, ist einMagnet für alle Arten von Gewalt geworden. Kein anderesSpektakel garantiert vergleichbare Aufmerksamkeitswerte. DieSpiele in Barcelona 1992 waren besonders gefährdet durchdie 1959 gegründete baskische Untergrundorganisation ETA.Ihrem bewaffneten Kampf um die Unabhängigkeit des Bas-kenlandes fielen in mehr als 50 Jahren 820 Menschen zumOpfer, 2300 wurden bei Terroranschlägen und Überfällenverletzt.

Seoul veranstaltete seine Sommerspiele 1988 in 58 KilometerEntfernung von der Todesgrenze zu Nordkorea, mit dem dersüdliche Bruderstaat noch immer durch Kriegsrecht verfein-det ist, und nur sieben Monate nach dem Absturz der „KoreanAir 858“ von Bagdad nach Seoul. Zwei Agenten aus Nordko-rea hatten bei der Zwischenlandung in Abu Dhabi im Gepäck-fach der Kabine eine Bombe deponiert. Ihre Explosion riss 104Passagiere und elf Besatzungsmitglieder in den Tod.

Die Spiele in Peking standen für Chinas Machthaber unter derbesonderen Herausforderung von Unabhängigkeitsbegehrenunter 70 anerkannten Nationalitäten und mehr als 90 ethni-

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Spiele unterschiedlichsten

Von Günter Deister

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schen Gruppen. Fünf Monate vor ihrer Eröffnung lenkteAufruhr in Tibet die Weltaufmerksamkeit auf die Unterdrü-ckung der buddhistischen Bevölkerung. Die Exil-RegierungTibets sprach von 80 Todesopfern, in westlichen Ländernwurden Forderungen auf Olympia-Boykott laut, Demonstran-ten in Westeuropa wandelten den global veranstaltetenolympischen Fackellauf zu einem Spießrutenlaufen. Chinesi-sche „Bodyguards“ führten sich als Begleiter des Feuers wieRambos auf. Unmittelbar vor der Eröffnung der Spiele inPeking wurden bei einer bewaffneten Auseinandersetzung inder überwiegend von Muslimen bewohnten autonomenRegion Xinjiang 16 Polizisten und eine unbekannte Zahl vonAufständischen getötet.

Schockierender, weil das Herzstück Olympischer Spiele tref-fend, wirkte das Bombenattentat 1996 in Atlanta. Ein Rechts-extremist hatte den bevölkerten Olympiapark als Tatortgewählt. In der Panik der ersten Stunden vermochte zunächstniemand die Auswirkungen der Explosion einzuschätzen. ZuTode kamen zwei Menschen, 111 wurden verletzt. Das IOC sahkeinen Anlass, die Spiele auch nur anzuhalten. Dies war, miteinem Tag der Trauer, in München geschehen.

Doch von da an galt der historische Satz des amerikani-schen IOC-Präsidenten Avery Brundage, „the Games mustgo on“, als ein Weltgebot für Unbeugsamkeit gegenüberjeder Art von Gewalt. Die Spiele gingen weiter, aber siebekamen einen neuen Charakter, wie sich 1976 in Montrealkrass zeigte. Keine Trainingsanzugs-Sicherheit mehr wie inMünchen, wo man 4 000 Polizeikräfte unsichtbar gemachthatte, sondern mit Maschinengewehren bewaffnete Streit-kräfte auf und an den Stadien. Überall Sicherheitslinien, dienicht überschritten werden durften. Mit dem Flugzeugangekommene Athleten stiegen unter Soldatenbewachungdirekt in einen Bus, den sie erst in der unterirdischen Garagedes Olympischen Dorfes verlassen durften. Die Athleten-Bleibe mit ihren 983 Appartements glich einem Hochsicher-

heitstrakt, in dem jede Bewegung in den 16 Kilometerlangen Verbindungswegen mit Fernsehkameras und Abhör-geräten registriert wurde.

Die Sicherheitsmacht bestand aus 16.999 Soldaten undPolizisten, die ihre Präsenz zu demonstrieren hatten. Dieamerikanisch-kanadische Grenze wurde überwacht wie niezuvor, dazu der Luftraum und die Wasserwege. Mit Hilfemodernster Computersysteme und Unterstützung von Inter-pol wurden 60.000 Akkreditierte noch vor ihrer Anreise über-prüft. „Wir Athleten fühlten uns bedrängt und eingeengt. Beiuns kam noch die vermutete Gefahr eines RAF-Anschlagshinzu“, sagt der deutsche Sportchef Thomas Bach, in Mont-real Goldmedaillen-Gewinner im Fechten.

Die Spiele von Montreal setzten den neuen Sicherheitsstan-dard. Die olympische Aufrüstung fand ihre Variationen beiden Boykott-Spielen in Moskau (1980) und Los Angeles(1984). Sowjetunion und USA waren in der Hochzeit desKalten Krieges besonders darauf bedacht, Attacken undStörversuche von „ihren“ Spielen fern zu halten und sie alsSymbol nationaler Überlegenheit und Größe zu feiern. Mitder Rigorosität einer kommunistischen Diktatur hatte es derKreml leicht, seine Grenzen zu sichern und etwaige Gefahrenin seinen Republiken unter Kontrolle zu halten. Die RoteArmee wurde in Abwesenheit der USA und eines großen Teilsihrer westlichen Verbündeten als Garant des olympischenFriedens eingesetzt und gefeiert.

Vier Jahre später in Los Angeles präsentierten die USA ihrfreiheitlich-kapitalistisches Gegenmodell. Das drückte sichauch dadurch aus, dass erstmals ein privates Organisationsko-mitee Olympische Spiele veranstalten durfte und mit 232,5Millionen Dollar - bis zum heutigen Tag einmalig - einenbedeutenden Gewinn erwirtschaftete. Weil die Sowjetunionund ihre Satellitenländer ihr Fernbleiben mit einer Sicher-heitsgefährdung begründet hatten, ließen die Amerikaner

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nichts aus, was zur Gefahrenabwehr notwendig erschien. DiePolizei agierte in Sheriff-Manier, die US-Army assistierteumfassend im Hintergrund, den Rest besorgte Hightech. Wieein Symbol für unbegrenzte Möglichkeiten wirkte bei derEröffnungsfeier der „Rocketman“, ein Mensch, der von einemRaketenrucksack getragen und gesteuert im Olympiastadionlandete.

Die erste Phase massivster Einsätze des Staates zum SchutzOlympischer Spiele fand 1988 in Seoul ihren Abschluss. Zwarwaren die Boykotteure aus Ost und West erstmals wiedersportlich vereint. Doch warfen befürchtete Attacken derfeindlichen koreanischen Brüder im Norden lange Schatten.Große Zahlen sollten für eine offensive Abwehr sorgen: Eineganze Armee in Alarmbereitschaft, dazu stationiertes US-Militär, 100 000 staatliche und 200 000 private Sicherheits-kräfte, 117 000 Sicherheitsapparaturen aller Art. Trupps mitnach Sprengstoff schnüffelden Schäferhunden gehörtenebenfalls zur Karikatur eines Olympiafestes, für das die Gast-geber den Titel „Harmonie und Freundlichkeit“ ausgegebenhatten. Demonstrationen gegen das Autokraten-Regime undfür eine Wiedervereinigung von Süd- und Nordkorea ersticktedie Staatsmacht vor und während der Spiele meist schon imKeim.

Da wirkten die Spiele von Barcelona 1992 wie Kontrast-Spiele. Durch den Fall der Berliner Mauer war der Kalte Kriegbeendet, Deutschland präsentierte sich mit einem vereintenTeam, Estland, Lettland und Litauen durften nun eigenständigauftreten, die zerfallende Sowjetunion präsentierte sich imÜbergangsgebilde einer GUS-Mannschaft, der so genanntenGemeinschaft Unabhängiger Staaten. Dem im Balkankriegzersplitterten Jugoslawien erlaubte das IOC, mit einem„Unabhängigen Olympischen Team“ teilzunehmen.

Der Sport bekam in Maßen ein Selbstbestimmungsrechtzurück. Er durfte wieder Lösungen für sich selbst suchen und

gewährte auch Südafrika, noch bevor es endgültig der Apart-heid abschworen hatte, nach 32 Jahren Verbot wieder olym-pischen Zutritt. Barcelona feierte nach ersten Tagen großerAnspannung Spiele der Entspannung. Mediterrane Lebens-freude und Kultur überdeckten entschiedene Absicherunggegen baskische Terrorgefahr. Gemeinsam mit den VereintenNationen besann sich das IOC auf das altgriechische Ritualdes Waffenstillstands während der Spiele und ließ die UNOden „Olympischer Frieden“ ausrufen.

Die olympische Entspannung fand bei den Spielen 1996 inAtlanta mit der Bombenexplosion im Olympiapark ein jähesEnde. Die Amerikaner hatten sich sehr auf vorbeugendeSicherheitsmaßnahmen unter Einsatz neuester IT-Technikkonzentriert und dazu die besondere Gefahr von Kamikaze-fliegern beschworen. Die Kontrolle der Luft gelang, der Ter-rorakt auf dem Boden war das Produkt nachlässiger undimmer mehr nachlassender Kontrollen. Sie wurde bei den„Coca-Cola-Spielen“ immer schwieriger im Kommerz-Gewuselvon Großsponsoren und unzähligen Kleinhändlern rund umdas Olympiastadion.

Australien, das Land ohne Feindschaften, schloss vor denSpielen 2000 einen Burgfrieden mit seinen Ureinwohnern,den Aborigines, reorganisierte seine Sicherheitsdienste,änderte Gesetze so, dass Einfuhren und Einreisen besserüberwacht und Zugriffe schneller möglich wurden. Zur Palet-te der Vorsichtsmaßnahmen kam die Abwehr gegen biologi-sche und chemische Waffen hinzu, als Konsequenz aus derEntdeckung eines entsprechenden Waffenlagers in AustralienMonate vor Olympiabeginn. Die letzten Sommerspiele vor„Nine Eleven“ gingen zusammen mit ihrem Vorgänger Barce-lona als weitgehend unbeschwerter Höhepunkt in die olympi-sche Geschichte ein.

Der Terrorakt von New York löste auch für Olympia diehöchste Alarmstufe aus. Die Winterspiele, vergleichsweise

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eine Regionalveranstaltung der Länder mit Schnee und Eis,benötigten nun ebenfalls einen aufwändigen Schutzschirm.Und da sie 2002 in Salt Lake City veranstaltet wurden, eska-lierten Aufwand und Kosten. Olympisches Dorf und Presse-zentren wurden mit doppelt und dreifachen Sicherheitsringenabgeriegelt. Awacs-Flugzeuge kontrollierten den Luftraum,eine Flotte von F-16-Kampfjets und Black-Hawk-Hubschrau-bern stand in Bereitschaft, die US-Army hatte 15.000 Spezial-kräfte für die olympische Verteidigung abgestellt. Präsiden-ten-Anwärter Mitt Romney, damals Vorsitzender des Organi-sationskomitees, agierte auch als Sicherheits-Koordinator. DieRegierung in Washington ließ sich ihren Einsatz 320 Millio-nen Dollar kosten.

Noch höher fielen die Steigerungsraten bei den Sommerspie-len 2004 in Athen aus. Terrorgefahr drohte vom fernen undnahen Osten, von Nordafrika, dem angrenzenden Balkan unddem Nachbarn Türkei. Sie war so groß, dass das IOC für seineOlympiade keinen Versicherer fand.

Ohne massive internationale Hilfe hätte das kleine Griechen-land die großen Spiele nicht ausrichten können. Die EU tratals Mitfinanzier auf, die NATO als Mitbeschützer und eineExpertengruppe aus sieben Ländern, darunter Deutschland,als Mitplaner des Sicherheitskonzepts. Es verschlang 1,5Milliarden Dollar, was das „Wall Street Journal“ zu eineraufschlussreichen Rechnung veranlasste. Hatten die Sicher-heitskosten in Los Angeles pro teilgenommenem Athlet noch11.627 Dollar und pro verkaufter Eintrittskarte 14 Dollarausgemacht, so stiegen sie in Sydney auf 16.062 Dollar und34 Dollar an und eskalierten in Athen auf 142.857 Dollar proSportler und 283 Dollar pro Ticket. Die Spiele in Londonwerden diesen Rekord noch übertreffen. Dabei wird es demdemokratischen England nicht möglich sein, wie 2008 inPeking eine Art von Übersicherheit zu unermesslichen Kostenzu schaffen.

Diese Übersicherheit fand ihren Ausdruck in einem bis insLetzte ausgeklügelten System mit tausenden Gittern, Gattern,Zäunen, Toren und Soldaten sowie 1,5 Millionen Freiwilligen.Nur an Stacheldraht und Gewehren wurde gespart. Als vomfernen nordöstlichen Rand Chinas aus der Region der uiguri-schen Minderheit ein Blutbad mit 16 Terroropfern amtlichvermeldet wurde, zogen für zwei Tage Panzerfahrzeuge vordem Pressezentrum, dem Olympischen Dorf und dem IOC-Hotel auf. Rekrutiert hatte die Staatsmacht 100.000 „olympi-sche Freiwillige“, 400.000 „Stadtfreiwillige“ und eine Millionso genannter „Freiwillige der Gesellschaft“.

Das Kunststück gelang: In den olympischen Zonen entstandeine Atmosphäre der Friedlichkeit und Gelassenheit, eine Artolympisches Traumschiff. Außerhalb dieser Zonen regierte dasGesetz der Unerbittlichkeit. Dort gab es auch einen extra fürDemonstrationen eingerichteten Platz. Er blieb ungenutzt, dieObrigkeit hatte alle 77 amtlich angemeldeten Demonstratio-nen abgelehnt.

Die Frage ist, welche Möglichkeiten hat das IOC selbst(genutzt), auf die immer drängender gewordene Sicherheits-problematik zu reagieren. Schließlich hängt seine Existenzvom Fortbestand Olympischer Spiele ab. Limitiert wird esdurch seine jeweilige Auswahlmöglichkeit sieben Jahre vordem Ereignis und sein Bestreben, die Spiele jeweils zuHöchstpreisen zu vermarkten. Daraus ergibt sich: Nicht dieSicherheit hat im Handeln der olympischen Weltorganisationdie oberste Priorität, wie von seiner Führung immer wiederbehauptet, sondern das Gewinnstreben. In den Prüfberichtendes IOC als wesentlichste Entscheidungsgrundlage für dieMitglieder seiner Vollversammlung wird die Einschätzung derSicherheitslage regelmäßig sehr vage gehalten oder sogar mitbeschönigenden Begriffen des Bewerbers umschrieben, wiezuletzt geschehen bei der Vergabe der Winterspiele an Sotschiund an das südkoreanische Pyeongchang (2018). Also keinebesondere Terrorgefahr in Sotschi durch die Unruhezone im

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hautnahen Kaukasus und keinerlei Gefährdung in Pyeong-chang durch die nahe Kriegsgrenze zu Nordkorea und dessenandauerndes Säbelrasseln.

Ein fatales Signal hat das IOC auch 2000 ausgesendet, als esdie Funktion eines eigenen Sicherheitschefs abschaffte. DiesePosition hatte bis zu seinem Ausscheiden der Inder IshwiniKumar inne, ein Armeegeneral, der als ehemaliger Chef derindischen Grenzsicherungstruppen über eine besondereKompetenz verfügte. Einen Nachfolger gibt es nicht. AufFremdkompetenz verzichtet das IOC dadurch, dass es beiseinen für die Bewerbung angeblich so bedeutsamen Prüfbe-richten nicht auf partnerschaftliche, unparteiische Hilfezurückgreift. Ein Sicherheits-Testat beispielsweise durch dieUNO würde dem Report zusätzliches Gewicht und Gehörverschaffen. Das gilt auch für die Umweltproblematik, die die

IOC-Führung mit ihren Prüfberichten oft genug im Ungefäh-ren belässt. „Das Schaffen von Sicherheit ist ein täglicherAnpassungsprozess“, meint Thomas Bach und weist daraufhin, dass die Plötzlichkeit der Veränderung am 7. Juli 2005mit den vier Bombenexplosionen in London Realität gewor-den war. Tags zuvor hatte die britische Metropole das Duellgegen Paris knapp mit 54:50 Stimmen gewonnen. Hat dasIOC seine Spiele einer Stadt überantwortet, kann es nur nochberaten, mahnen, fordern und im äußersten Fall drohen. Wasdie Sicherheit angeht, ist es ganz und gar in der Hand desAusrichters. Der bestimmt auch allein über den Aufwand. DieSicherheit ist laut Bach „zu einer Grundsatzfrage geworden,aufgeben und sich dem Terrorismus beugen, oder aber Zei-chen setzen und sagen, es geht auch anders“. In seinen Mög-lichkeiten immer selbst genug Zeichen zu setzen, dieseschwierige Aufgabe hat das IOC nicht ausreichend erfüllt.

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emonstrative Sicherheit mit Kriegsschiffen, Boden-Luftraketen, Jagdbombern und Einheiten der Armee –das ist die sichtbare Seite der Maßnahmen bei den

Londoner Spielen. Dazu kommt die kaum weniger wichtigeunsichtbare Sicherheit. Sie liegt in den Händen des französi-schen IT-Konzerns ATOS. Das Unternehmen zählt zu den elfHauptsponsoren des IOC, die in der nun zu Ende gehendenVier-Jahres-Frist etwa 100 Millionen Dollar zahlen müssen.Bei ATOS werden es vornehmlich Sachleistungen sein.

Mit seinem System, erstmals eingesetzt bei den Winterspielen2002 in Salt Lake City, wird ATOS die Sommerspiele zu einerTechnik-Olympiade der Superlative optimieren. Der Dienstleis-ter steuert in London mit 3.500 Mitarbeitern und über 9.500Computern die gesamte olympische IT-Infrastruktur. SeineQualitäten hat ATOS 2010 durch den Zukauf der gesamtenSiemens-IT-Sparte noch einmal vergrößert.

Seine doppelte Herausforderung besteht darin, die gewaltigeDatenfülle der Spiele in Echtzeit zu ermitteln und zu trans-portieren. Immer bedeutender ist durch die gewachseneTerrorgefahr die Aufgabe geworden, Vorfälle der verschie-densten Art unmittelbar aufzuspüren und sie in Höchstge-schwindigkeit in eine Sicherheitszentrale zu übermitteln.

Im Vorfeld der Spiele ist ATOS die Sammelstelle aller in Lon-don tätig werdenden 250.000 Akkreditierten. Deren Datenwerden so abgecheckt, dass Verdachtsfälle erst gar nichtEinlass finden in olympische Bereiche oder aber nicht insLand gelassen werden, für Ausländer gilt eine olympischeAkkreditierung als Visum. Während der Spiele überwacht das

Unternehmen 94 Sicherheitsfelder, bestehend aus 36 Wett-kampfstätten und den mit ihnen verbundenen olympischenEinrichtungen. Für diese Bereiche hat ATOS 700 möglicheVorfälle programmiert, darunter jede Art von Unglücken,Zwischenfällen, Störungen und Attacken. Primär geht esdabei darum, den enormen Datenstrom zu schützen. Aberselbstverständlich zählen dazu auch mögliche Terrorangriffe.

Vorfälle aller Art werden in Istzeit in eine Zentrale in Sichtnä-he zum Olympiapark übermittelt und dort gefiltert. DasIdentifizierungssystem ist auf etwa 200.000 Abfragen inEchtzeit abgestellt. Ein Krisenkommando unter Einschluss desolympischen Organisationskomitees und von Sicherheits-diensten reagiert in dem Zentrum auf „ernstzunehmendeBedrohungen“. Bei den Spielen in Peking gab es davon nachATOS-Angaben eine dreistellige Zahl, herausgefiltert aus 12Millionen „sicherheitsrelevanter Ereignisse“. Für London hatder Weltkonzern seine Sicherheitsrelevanz noch einmalgestärkt.

„Wir wollen die Spiele nicht in einem Belagerungszustandveranstalten“, sagt Organisationschef Sebastian Coe zumBalanceakt aus sichtbarer und unsichtbarer Sicherheit. Ob esgelingen kann, ein Gleichgewicht zu schaffen zwischen denAnforderungen der Sicherheit und den Bedürfnissen derZuschauer, muss sich erweisen. Sie werden sich abfindenmüssen mit Check-In-Situationen wie an Flughäfen, zehntau-senden Kameras an öffentlichen Plätzen und der bedrängen-den Enge in öffentlichen Verkehrsmitteln einer Megastadt,deren altersschwache U-Bahn schon zu Normalzeiten unterständiger Infarktgefahr leidet.

London 2012: Technik-Olympiade der Superlative … auch in Sachen Sicherheit

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er Countdown läuft. London ist startklar für dieXXX. Olympischen Spiele und für die XIV. Paralym-pischen Spiele. Nach vergeblichen Versuchen von

Manchester für die Sommerspiele von 1996 und 2000 undvon Birmingham (1992) hatte die englische MetropoleErfolg mit ihrer Bewerbung. London setzte sich im Juli2005 auf der 117. IOC-Session in Singapur gegen dieKonkurrenten Moskau, New York, Madrid und Paris durch.

Um Auskunft und seine Ansichten zu Fragen des Sports imAllgemeinen und den Olympischen Spielen im Besonderenbaten wir den Britischen Botschafter in Deutschland,Simon McDonald, CMG (Commander of the Order of St.Michael and St. George). Der 51-Jährige ist seit 1982 imbritischen diplomatischen Dienst und war in Dschiddah,Riad, Bonn, Washington und Tel Aviv tätig. Deutschland istfür ihn also kein Neuland: Von 1988 bis 1990 war er Zwei-ter Botschaftssekretär (Wirtschaft) an der Britischen Bot-schaft in Bonn. Seit Oktober 2010 ist er Britischer Bot-schafter in Deutschland. Simon McDonald ist verheiratetund Vater von vier Kindern.

OF: Herr Botschafter, nach 1908 und 1948 ist London dieerste Stadt, die zum dritten Mal Gastgeber für Olympia seinwird. Was empfinden Sie als führender Repräsentant desVereinigten Königreichs in Deutschland?

Simon McDonald: Mit einem Wort: Stolz. London darffür sich in Anspruch nehmen, viele olympische Traditioneneingeführt zu haben. Zum Beispiel geht die Standardisie-rung der Marathondistanz auf Königin Alexandra zurück.Das Rennen wurde 1908 vor ihrer Haustür auf Schloss

Windsor gestartet, und von dort waren es genau 42,195Kilometer bis zu ihrer Loge im White City-Stadion. Und ichdarf daran erinnern, dass Großbritannien maßgeblich ander Entstehung der Paralympischen Bewegung beteiligtwar. Mit deutscher Hilfe übrigens, denn es war der deut-sche Neurologe Dr. Ludwig Guttmann, der 1948 Wett-kämpfe für kriegsversehrte britische Soldaten im Kranken-haus von Stoke Mandeville organisiert hatte. Wenn man so

will, ein Vorläufer der heutigen Spiele für behinderteAthleten.

In der Vorbereitung auf 2012 wurde von unseren Organi-satoren in London die Planung für die Olympischen Spieleund für die Paralympischen Spiele von Beginn an als ein-heitliches Ganzes betrachtet. London wird die „grünsten“Spiele in der olympischen Geschichte erleben. Energieeffi-zienz und Nachhaltigkeit wurden schon in die Planungs-phase der Sportstätten einbezogen. Für den OlympischenPark im Osten der Stadt wurde eine 2,5 Quadratkilometergroße ehemals schadstoffbelastete Industriefläche zumgrößten städtischen Park rekultiviert. Zudem finde ich esbemerkenswert, dass die Nachfrage nach den Tickets fürdie Wettkämpfe enorm hoch ist. Ich wage zu prophezeien,es wird in den Stadien und Hallen während der Wettkämp-fe keine leeren Plätze geben.

OF: Glauben Sie, dass die Olympischen Spiele unserer Zeitmehr sind als sportlicher Wettstreit um Medaillen undPrämien, dass sie, wie es sich Baron Pierre de Coubertinvorgestellt hat, zu einer Welt mit mehr Toleranz und Ver-ständigung unter den Völkern beitragen können?

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„Olympia in London vereint Traditionmit Effizienz und Nachhaltigkeit“

Simon McDonald, Britischer Botschafter in Deutschland

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Simon McDonald: Ja. Auf jeden Fall. Durch die VereintenNationen werden wir eine olympische Waffenruhe ausru-fen. Bekanntlich gehört auch sie zu den Traditionen, die bisauf die Spiele im antiken Griechenland zurückführen.

Die Spiele geben allen Ländern die Möglichkeit, sich vonihrer besten Seite zu zeigen – und manchmal ganz uner-wartet. Bei einem Besuch 2008 in Afghanistan traf ich

PräsidentHamidKarsaigenau andem Tag, andem einAfghane(RohullahNikpai / OF)eine Bron-zemedailleim Tae-kwondo-Turnier inPekinggewann.GanzAfghanistanjubelte undfeierte denerstenolympi-

schen Medaillengewinn für dieses Land, und die großeinternationale Gemeinschaft freute sich und feierte mit.

OF: Wie werden Sie den Abend des 27. Juli verbringen?

Simon McDonald: Ich freue mich darauf, die Eröffnungder Spiele in Berlin auf dem ehemaligen Flughafen-Geländein Tempelhof mitzuerleben, wo eine Art Public Viewinggeplant ist. Ich komme aus der gleichen Gegend im Nord-westen Großbritanniens wie Danny Boyle, der die Eröff-nungsfeier konzipiert und organisiert. Er ist ein erfahrener,ausgezeichneter Regisseur und Produzent. Ich bin davonüberzeugt, er wird mit seinem Team für eine fantastischeShow sorgen.

OF: Was sind Ihre ersten persönlichen Erinnerungen anOlympische Spiele?

Simon McDonald: Mexiko City 1968. Ich war sieben Jahrealt und erinnere mich besonders lebhaft an die Fernseh-übertragung des Finales über 400 Meter Hürden. Der Kom-mentator war so begeistert über den Sieg von David Heme-ry, und hatte in der Aufregung völlig übersehen, dass mit

John Sherwood ein zweiter Brite die Bronzemedaillegewann.

OF: Wer waren die sportlichen Helden Ihrer Kindheit bezie-hungsweise Ihrer Jugendzeit?

Simon McDonald: Ich komme aus Salford und erwähne esaus einem bestimmten Grund: Viele Fußballanhänger wis-sen nicht, dass dort das Old Trafford, das Heimstadion vonManchester United, ist. ManU war, solange ich zurückden-ken kann, immer der Lieblingsverein unserer Familie. Meinesportlichen Helden als Kind waren Matt Busby und BobbyCharlton. Matt Busby darf wohl als einer der bedeutend-sten Trainer des englischen Fußballs bezeichnet werden. Inden 1950er Jahren hatte er bei Manchester United eingroßartiges junges Team, die „Busby Babes“, aufgebaut. Beider Flugzeug-Katastrophe vom 6. Februar 1958 in Mün-chen-Riem waren unter den 23 Toten acht Spieler dieserMannschaft. Busby überlebte den Absturz schwer verletzt.Mit seinem „neuen“ Team von Manchester United gewanner zehn Jahre später als erste englische Mannschaft denEuropapokal der Landesmeister.

Auch Bobby Charlton, einer der weltbesten Stürmer, gehörtezu den 21 überlebenden Passagieren der Unglücksmaschine.Er erzielte 249 Tore für Manchester United und 49 für dasenglische Nationalteam. Bobby Charlton galt als „Gentlemanauf dem Rasen“. In 754 Spielen für seinen Klub und für seinLand hat er niemals eine Gelbe Karte gesehen. Beide, Mattund Bobby, wurden von der englischen Königin zum Rittergeschlagen und tragen den Titel „Sir“, die höchste Auszeich-nung in Großbritannien. Ich habe all das etwas ausführli-cher erzählt, weil so sicher am besten nachvollziehbar ist,warum ich diese beiden Fußballer als Idole betrachte.

OF: Abschließend noch eine Frage zu den bevorstehendenSommerspielen: Welche Wettbewerbe beanspruchen dasbesondere Interesse des Britischen Botschafters in Deutsch-land?

Simon McDonald: Das Wasserspringen! Es dürfte zueinem fesselnden, interessanten Duell zwischen Tom Daleyaus Plymouth und Patrick Hausding aus Berlin kommen.Daley wurde als Fünfzehnjähriger 2009 Weltmeister imTurmspringen und behauptete sich auch kürzlich bei denEuropameisterschaften in Eindhoven souverän in dieserDisziplin. Hausding gewann mit 22 Jahren 2011 die Europa-meisterschaft vom Drei-Meter-Brett. Er darf sicher sein,dass ihm viele Menschen hier die Daumen drücken werden.Obwohl ich am gleichen Tag Geburtstag habe wie er (9.März / OF), werde ich – das wird mir keiner verübeln – TomDaley unterstützen.

Das Interview führte Jochen Frank

21INTERVIEWINTERVIEW

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abeisein ist alles“? „Dabeisein“, heißt es, jawohl. Nichtsiegen. Und schon gar nicht um jeden Preis. Lang ist`sher mit der olympischen Idee. Als das Feuer, das einst

vor Zeus ‘Altar in Olympia entzündet wurde, allgemeinenFrieden gebot. Teilnehmen durfte nur, wer frei und unbe-scholten war. Die ersten Spiele ,776 v. Chr., nur einen Tagdauerten und nur einen Wettbewerb boten, einen 192-Meter-Lauf. Sieger erhielten einen Lorbeerkranz und, wennsie Glück hatten, in ihrer Heimat noch ein Denkmal, eineHymne, Steuerfreiheit.

Und heute? Sind Olympische Spiele wie Welt- und Europa-meisterschaften zu globalen „Events“ geworden, von denenkaum ein Teilnehmer noch ohne Scheck heimkehrt. Medien-spektakel, die von hunderten von Millionen Menschen imFernsehen und Internet verfolgt werden. Darum aufgeblähtmit immer neuen Disziplinen und Wettbewerben, dement-sprechend immer mehr Athleten und einer Armada vonTrainern, Betreuern und Offiziellen, auf eine Dauer von zweibis drei Wochen. Das Beispiel Fußball noch etwas präziser:Deutsche, Europa- und Weltmeisterschaften; ChampionsLeague, Europa-League und Bundesliga eins, zwei und drei;Supercup und Pokal; Freitags-, Samstags-, Sonntags- undMontagsspiele - kaum ein Tag noch in der Woche, an demder Ball Couch-Potatoes nicht live ins Zimmer rollt.

Doch was immer in den nächsten Wochen in London undanderswo geboten werden wird, „Frieden“, bei Zeus!, wirddeswegen nicht sein. Nicht global und nicht en detail, inSyrien, Eritrea, Afghanistan, Korea oder im Kaukasus. Auchmehr „Freiheit“ wird es nicht geben. Nicht einmal für dieAthleten. „Wes` Brot ich ess`, des Lied ich sing`“, das giltpolitisch wie wirtschaftlich. Noch nie war ein chinesischerSportler so frei, öffentlich die Menschenrechte in seinemLand einzuklagen; selbst als das olympische Feuer 2008bereits vor den Grenzen angekommen war, tibetische Möncheauf ihre verzweifelte Lage aufmerksam machten und dasRegime zuschlug, wagte sich keiner heraus. Wenn es abereiner wagte, wie in Russland ein Schachweltmeister, gegenmanipulierte Wahlen zu demonstrieren, zu denen er selbstvon Staats wegen nicht zugelassen worden war, so wurde ervon Staats wegen umgehend festgenommen. Ganz zuschweigen von den Diktaturen in Schwarzafrika, Nord-Koreaoder Weißrussland, wo Sportler vor allem aufmarschieren, umRuhm und Herrschaft derer zu mehren, die die Macht schonhaben. Von „Freiheit“ kann auch niemand sprechen, derseinen Namen für ein Produkt verkauft, das er kaum kenntund dennoch zu preisen sich verpflichtet. Oder wer auf demSpieler-„markt“ transferiert wird wie ein Stück Vieh, das nur

einem Zweck zu dienen scheint: seinen Händlern die Taschenzu füllen, und koste es das Leben.

Und „unbescholten“? sind auch immer weniger Spitzensport-ler. Mehr als genug Radfahrer, Schwimmer, Leicht-undSchwerathleten sind aktenkundig, weil sie des Dopings über-führt wurden. Und Reiter, die sich und ihre Pferde malträtierthaben. Und Handballer, die der Manipulation von Spielenverdächtig sind… nur „Dabeisein“: kannst du vergessen!

So werden wir auch in London wieder so manchen Hohn aufdie olympischen Symbole erleben, ertragen müssen. Die Flam-me wird nicht mehr zum Zeichen allgemeinen Friedens bren-nen; sie quer durch die Lande zu schicken, hat man sich nachden blutigen Erfahrungen 2008 gar nicht erst getraut. Diefünf Ringe auf der Fahne werden nicht mehr für Eintrachtunter den fünf Kontinenten stehen; zu groß ist die Zwietrachtzwischen Nord und Süd, Schwarz und Weiß, Arm und Reich.Der Eid verkehrt sich gar in sein Gegenteil: ehrenhaft zukämpfen und die Regeln in ritterlichem Geist zu achten, dawird nicht nur mancher Doper einen Meineid schwören.

Auch mancher Schiedsrichter? Längst sind auch da Fälleaktenkundig, in denen die, die ihr Amt in besonderem Maße„nach bestem Gewissen“ und „fair“ ausüben sollen, nationa-lem Prestige, persönlichen Vorlieben oder Vorteilen denVorrang gegeben haben. Im Eiskunstlauf etwa oder im Boxen.Selbst wenn sie auch nur „schwarze Schafe“ sein mögen ineiner zumeist guten Herde, so beschädigen sie den Sportdoch nachhaltig; den ihren zumal.

Es sind, soviel muss an dieser Stelle gesagt werden, nicht dieMillionen von Amateuren, die den Sport diskreditieren. Nichtdie, die in ihren örtlichen Vereinen aktiv kicken, kegeln oderkraxeln. Nicht die Vorstände, Übungsleiter und Betreuer vonJugendmannschaften und Senioren, ausländischen Mitglie-dern und Behinderten. Die Spaß an der Freud` haben wollenund einen geregelten Spielbetrieb. Denen Gesundheit, Inte-gration und Solidarität am Herzen liegen. Die nur, ärgerlichgenug, gegen den Profisport kaum eine Chance haben, es insBlickfeld einer größeren Öffentlichkeit zu schaffen.

Nein, „der Fisch stinkt nicht zuletzt vom Kopf“. In dem amliebsten der Gedanke an großes Geld spukt. Das vielen Sport-lern „alles“ wert ist. Das Manager und Agenten anzieht wiedas Licht die Fliegen, und Trainer, Psychologen, Masseure undGroupies geradezu prostituiert. Von dem noch Funktionäre inKreis- und Landesverbänden etwas abbekommen wollen unddie auf nationaler und internationaler Ebene nicht genug

Von olympischen Idealen und anderen Werten oder

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kriegen können. Es ist diese nicht enden wollende Kommer-zialisierung, die den Sport in den Augen der Öffentlichkeitzunehmend verdächtig macht.

Ein Beispiel? Bitte, das Champions-League-Finale in München.Da machte sich die UEFA breit (ca. 20.000 Karten, nichtzuletzt für Sponsoren, Ehrengäste, und Funktionäre), dass sichdas Stadtbild für die Bürger nahezu tagtäglich veränderteund den treuen Mitgliedern des FC Bayern und Fans kaum einPlatz blieb zuzusehen. Die Arena („Allianz“) musste ihrenNamen verhüllen, ihre Außenhülle changierte vom Rot (desFC Bayern) und Blau (des TSV 1860) ins Blau-Türkis - derUEFA. Rund um das Olympiastadion (wo das Spiel gar nichtstattfand) mussten die gewohnten Fahnen abgehängt undersetzt werden durch solche – der UEFA. Auf dem Coubertin-Platz wuchs ein VIP-Zelt aus dem Boden – für die UEFA. ImStadion gab es einen neuen Rollrasen, holländisches Bier (inMünchen!) und Würstchen (nicht von Uli Hoeneß!) undBandenwerbung – von den Sponsoren der UEFA. Um jedeskleinste Detail kümmerte sich der Ein-Tages-Gastgeber, nichtsgeschah ohne seine Kontrolle, jeden Euro hat er mitgenom-men: für Tickets (offiziell zwischen 70 und 370 Euro) undLogenplätze (bis zu 3.650 Euro, ausschließlich Bewirtung); fürFernsehrechte, Produktionshilfen und Public Viewing; für eineinträgliches Marketing, eine exklusive VIP-Party und ein Fan-Fest, die die Stadt München zu bezahlen hatten (derenGesamtkosten zu Lasten des Steuerzahlers: 1,4 MillionenEuro). Wer hier „dabei“ ist, für den ist –das wird er nicht leugnen können – derSport nichts anderes als das Mittel zumGeld.

Wie viel die internationalen Fußballver-bände alljährlich einnehmen, wird bisheute verschwiegen (die UEFA alleinwird auf wenigstens eine Milliarde Eurogeschätzt). Wo sie es lassen, erst recht.Natürlich, ihre Verwaltung ist nichtumsonst zu haben. Aus der Champions-League haben allein die Finalisten je 30Millionen Euro mitgenommen (und dieBayern für die Stadion-Vermietungnoch einen Schlag obendrauf). Undgelegentlich verlautbart etwas vonfinanzieller Hilfe für Not leidendeMitglieder. Doch hartnäckig halten sichauch, in Sepp Blatters FIFA mehr nochals in der UEFA, Gerüchte von Korrupti-on, Nepotismus, Geldwäsche und Steu-

erhinterziehung. Und Tatsache ist, dass Staatsanwälte undSteuerfahnder ermitteln und prominente Funktionäre unterdem Eindruck der Beschuldigungen bereits zurückgetretensind. Während es wiederum mit Transparenz und einer eige-nen ethischen Erneuerung auffällig langsam vorangeht.

Ein Kronzeuge? Bitte, Uli Hoeness, ein kompetenter Vertreterdeutlicher Worte. Vor Journalisten des Netzwerks Recherche,das die FIFA gerade als „Informationsblockierer des Jahres"mit der „verschlossenen Auster" bloßgestellt hat, legte ernach: Viele Entscheidungen im Weltfußballverband seien„nicht mit rechten Dingen zugegangen". Verantwortlichemachten „ihre Geschäfte" „nicht nach unseren rechtlichenVorstellungen". Oft schon seien „aus größten Freunden" desFIFA-Präsidenten Blatter „die größten Feinde" geworden,„wenn man keinen Dreck am Stecken hat, passiert so etwasnicht". Deshalb halte er einen "WM-Boykott der großenNationen", ja eine "Gegen-WM von FIFA-kritischen Verbän-den" für denkbar. (Zitiert nach SZ, Nr. 126).

Vielleicht hilft da doch noch einmal eine Erinnerung. Dieolympische Idee kam an ihr Ende, als Athleten den Sport zuihrem Beruf machten, des Nervenkitzels wegen Boxer in denRing mussten, Bestechung um sich griff und Kaiser Nero sicheinen Sieg im Wagenrennen erschwindelte. Da wurden dieSpiele kurzerhand verboten. Erst 1400 Jahre später ging eswieder los.

Der Sport als Mittel zum Geld Von Günther von Lojewski

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om 20.5. bis 26.5.2012 nahmen im Münchener Olympia-park 5.000 aktive Sportler in 19 Sportarten an den 8.Nationalen Sommerspielen von Special Olympics teil,

dem Olympia für Menschen mit geistiger Behinderung. Hinzukamen 10.000 weitere Teilnehmer als Betreuer, Kampfrichter,Eltern, Volunteers und aus der Münchener Bevölkerung beimwettbewerbsfreien Mitmachangebot. Eine respektable Zahl.

In fast allen Programmbereichen konnten neue Höchstwerteverzeichnet werden: Bei den Teilnehmerzahlen, den Sportar-ten – hier vor allem Fußball und Boccia -, den Familienange-

hörigen, den Meldungen zum wissenschaftlichen Kongress.Auch die Berichterstattung erreichte neue Dimensionen beiZeitungen, TV, im Internet und Hörfunk. Ungezählt bliebenbei den Spielen Rekorde und Meisterschaften – die gibt es beidiesen sehr speziellen Spielen nicht und sie interessieren auchniemanden. Was also macht diese Spiele so dauerhaft inte-ressant?

Zahlen ohne Referenzen sind Schall und Rauch. Eine soforterkennbare Referenzgröße dieser Spiele ist die offene,unverfälschte Emotionalität der Aktiven. Zahllos war die

Bewegend, begeisternd, Die 8. Nationalen Sommerspiele von Special Olympics

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Begeisterung und Freude, denn sie legte sich wie das Zelt-dach des Olympiaparks mit allgegenwärtiger Leichtigkeitüber das Geschehen. Hier strahlt jeder über die Tatsache,dabei sein zu dürfen, freut sich bei allem sportlichen Ehrgeizüber die Erfolge anderer, herrscht Fairness über allen Wett-bewerben. Das ist mitreißend genug, aber nicht unbedingtvon Dauer. Auch die Spiele von München fanden am 26.Mai ihr Ende. Erst im Sinngefüge des modernen Sports – dermancherlei Unsinniges hervorbringt – ergeben die ZahlenBotschaften, die weit über das fröhliche Ereignis hinausge-hen.

Die sportliche Botschaft: Special Olympics sind haltbarer Teil der olympischen Familie

Der Kontrast hätte größer kaum sein können: 4 Tage langdröhnten im Olympiapark die Lautsprecher auf die Zuschauerdes Fanfestes zu den Champion League-Finals ein, wurdenmarktschreierisch sinnfreie Accessoires aufgedrängt, liefertensich internationale Sponsoren Materialschlachten an Ausstel-lungsräumen und Devotionalien. Einen Tag später begannenmit zarten Tönen und freudig-beseelten Gruppen die SpecialOlympics. Mit 19 Sportarten und einem anspruchsvollen

bereichernd, belehrend: im Münchener Olympiapark Von Hans-Jürgen Schulke

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Kultur- und Wissenschaftsprogramm, in bestens ausgestatte-ten Sportstätten und allen Zeremonien vom Fackellauf bis zugroßartigen Eröffnungs- und Abschlussfeiern entfalteten siesich in olympischen Dimensionen.

Dabei war es nicht die Messe sportlicher Höchstleistungenund spektakulärer Grenzerfahrungen. „Der Sieg ist nicht alles,sondern das Einzige“ wird heute all zu oft zum herrschendenMotto. In München lag die andere Seite der olympischenMedaille oben: Dabei sein ist alles. Unter diesem Dach –wundervoll symbolisiert durch das unendliche Zelt des Olym-piaparks – fanden sich Sportler unterschiedlichster Behinde-rungen ebenso wie nichtbehinderte Teilnehmer zu bewegen-der Gemeinsamkeit. Sie bildete einen wohltuenden Kontra-punkt zur heillosen Hektik mancher heutiger Sportevents.Oder um es mit IOC-Vizepräsident Thomas Bach zu sagen:„Wer den wahren Wert des Sports entdecken will, muss zuden Special Olympics gehen.“ Sie sind die fröhliche TochterOlympias.

Die soziale Botschaft: Gelebte Inklusion schafft Fröhlichkeit

Seit der Verabschiedung der Behindertenrechtskonvention ist„Inklusion“ ein großes gesellschaftliches Thema, das in denSchulen wie in den Familien, bei der Arbeitsplatzgestaltung,in der Stadt- und Wohnungsplanung, bei Versorgungsleistun-gen und in den Parlamenten heftig diskutiert wird. Allenthal-

ben fehlt es nicht am guten Willen, sondern mehr an gelebterPraxis. Was heißt respektvoller Umgang gegenüber Menschenmit einer geistigen Behinderung, wo geht Förderung inÜberforderung über, wie erkennt man Willen und Könnenbehinderter Menschen?

Die Special Olympics in München wollten (erstmals) eineinklusive Sportgroßveranstaltung organisieren. Im Mittel-punkt stand die aktive Mitgestaltung der Spiele, unmittelbargefolgt von dem Miteinander behinderter und nichtbehinder-ter Menschen. Dazu war ein ganzer Katalog von Maßnahmenvorbereitet worden: Athletensprecher wurden gewählt zugleichberechtigten Mitgliedern in Entscheidungsgremien, beieinem Jugendsymposium und sogar einem wissenschaftlichenKongress formulierten sie eigene Vorstellungen, überall Textein einfacher Sprache erleichterten den Zugang zu Hinter-gründen, bei repräsentativen Veranstaltungen und in zahlrei-chen Interviews ergriffen sie mutig wie selbstverständlich dasWort, eine Gruppe richtete beim Bayerischen Rundfunk (BR)einen Blog ein.

Beim Sport wurde in über 100 Mannschaften „unified“gekämpft, im wettbewerbsfreien Angebot übte man sichtausendfach gemeinsam an motorischen Herausforderungen,auf den Bühnen des Olympischen Dorfs traten gemischteGruppen auf, genauso wie beim Festakt mit dem Bundesprä-sidenten. Bei Einlass und Platzzuweisung standen behinderteund nichtbehinderte Helfer Schulter an Schulter, wie schonzuvor beim Einlaufen in den Stadien bei den großen Fußball-

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spielen. Überall auf dem weiten Areal des Olympiaparks trafenunbehindert Menschen unterschiedlichster Normalität aufei-nander und lernten voneinander – bereichernd, belehrend,bewegend. Hier zeigte der Sport unaufgefordert seine ganzeKraft, Brücken zu schlagen.

Die politische Botschaft: Lebendige Freude gegen braune Ideologien

Die freundliche Leichtigkeit über dem Olympiagelände stand inkrassem Gegensatz zu einer schrecklichen Vergangenheit, die inaktuellen Ideologien und Taten rechtsradikaler Gruppen keines-wegs überwunden ist. SOD-Präsident Gernot Mittler wies beieiner Rede im Alten Rathaus darauf hin, dass an genau dieserStelle 74 Jahre zuvor Josef Göbbels die Reichsprogromnachtverkündet und damit den Staatsterrorismus auch gegen geistigbehinderte Menschen eröffnet hatte. Über 300.000 Menschenmit Behinderungen sind in der Folge ermordet worden – keinerder 5.000 fröhlich-engagierten Sportler in München wäre 70Jahre früher noch am Leben geblieben.

Ihre mitreißende Begeisterung, ihr zutiefst berührendesMitgefühl für die mit ihnen wetteifernden Sportler sagt mehrals wohlgesetzte Reden. Der Olympiapark war eine Wochelang auch eine beeindruckende Demonstration gegen men-schenverachtende Positionen und Politiken. Dass der Bundes-präsident ebenso wie der Bundesratspräsident leibhaftiger Teilder Demonstration war, hat ihr noch mehr Gewicht gegeben.

Wenn der Bundespräsident in seiner Festrede von dem gro-ßen Schatz des sportlichen Vereinswesens für eine demokrati-sche Gesellschaft gesprochen und Special Olympics als Segenfür unser Land geadelt hat, so hat er die grundlegendenWerte des heutigen Sports berufen – sie reichen weit überspektakuläre Rekorde.

Die mediale Botschaft: Entdeckungsreisen in den sportlichen Alltag

Seit sich vor rund 60 Jahren sportliche Großveranstaltungenund das Fernsehen vermählt haben, füllen sich immer mehrKanäle und Sendeplätze mit spitzensportlichen Spektakelnwie umgekehrt die Kassen von Agenturen und (einigen)Sportverbänden. Sie werden zunehmend ergänzt durch ball-gesicherten Boulevard und belanglose Banalitäten. DerBehindertensport wie auch der Breiten- und Gesundheits-sport sind bei dieser Hochzeit nicht berücksichtigt worden.Sie müssen um die Krumen am medialen Katzentisch kämp-fen.

Ganz anders bei den Münchner Spielen. Frühzeitig hinter-gründige wie unbekannte Themen aus dem Alltag behinderterMenschen definierend, beharrlich ein Netzwerk in die unter-schiedlichsten Redaktionen und Sendeplätze knüpfend, vorallem die Athleten authentisch in den Mittelpunkt stellend,ist ein erstaunliches Resultat entstanden: Weit vor, währendund noch eine ganze Zeit nach den Spielen wurde über

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Fernsehen, Hörfunk, Zeitungen, Zeitschriften und Interneteine zigmillionenfache Präsenz geschaffen. Allein im Fernse-hen gab es rund 20 Stunden Berichterstattung bis hin zuTagesschau und Tagesthemen, die ADAC-Motorwelt hat alsKatalysator alleine 60 Milionen Leser erreicht, im MünchenerMerkur fand sich eine umfangreiche Beilage komplett ineinfacher Sprache. Ohne Zweifel ein Höhepunkt: In der vor-abendlichen Soap des BR („Dahoam ist dahoam“) tratenmehrfach und ansehnlich Athleten der Special Olympics auf.

Diese Berichterstattung war kein moralisches Pflichtpro-gramm. Sie hat ganz offensichtlich allen Journalisten einenRiesenspaß bereitet: Statt routinierter Wiedervorlage einesmeisterlichen Rituals eine Entdeckungsreise in aufregendeAlltage des Sports, die wir all zu oft selbst bei unseren Nach-barn übersehen. Gesundheitliche Versorgung, familiäreBetreuung, selbstständiges Wohnen, Transport zu einer Sport-stätte, Beitrag für einen Verein – all das sind keine einfachenLösungen. Diese Alltage sind bunt, vielfältig, wecken Nach-denklichkeit und gelegentlich Demut – das ganz normaleLeben eben. Und der Sport bietet viele Möglichkeiten Bewe-gung zu bewirken.

Die organisatorische Botschaft: Auch Kleine schaffenGroßes

Der Organisator dieser Münchener Olympiade war einkleiner Sportverband, der erst vor 5 Jahren in den DOSB

aufgenommen wurde. Eintrittsgelder und TV-Rechte kanner nicht verkaufen, ohne meisterlichen Spitzensport blei-ben ihm institutionelle Fördermöglichkeiten verschlossen.Sein Reichtum ist die Dreieinigkeit aus einer gesellschaft-lich-humanitären Idee, der Kompetenz seiner Mitgliederund Mitarbeiter sowie eines erfahrenen Beziehungs- undProjektmanagements. Special Olympics Deutschland (SOD)hat sich nie als Eventagentur oder als Sportverband imengeren Sinne verstanden. Indem es eine große Idee ver-folgt und diese in konkrete Programme für Veranstaltun-gen auf allen Ebenen, für die Förderung von Athletenspre-chern, die umfassende Gesundheitsprävention aller Athle-ten, für ihre künstlerisch-kulturelle Entfaltung, die öffent-liche Wahrnehmung ihrer alltäglichen Herausforderungenumsetzt, gewinnt der Verband engagierte Mitgestalter ausallen Lebensbereichen und Unterstützer in Politik undWirtschaft. Eine wachsende Bildungsarbeit, die Kooperati-on mit zahlreichen Universitäten, eine weit über den Sporthinausgehende Öffentlichkeitsarbeit unterstützt dieseProgramme.

Vor diesem Hintergrund werden die Spiele von München keinsinguläres Ereignis bleiben. Sie sind Schaufenster der erreich-ten Möglichkeiten der sportlichen Aktivität von Menschenmit geistiger Behinderung und zugleich Ansporn für dieWeiterentwicklung des Verbandes in allen Regionen undfachlichen Feldern. Der Wert des Sports geht eben weit überdie motorische Leistungsfähigkeit einzelner Sportler hinaus.Auch das ist Olympia.

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Barrierefreie Reiseziele –individuell reisen mit der Bahn!

TourismusverbandFränkisches Seenland

Die Deutsche Bahn bietet Reisenden mit Handicap umfang-reiche Services und spezielle Angebote. Auch die Arbeits-gemeinschaft „Barrierefreie Reiseziele in Deutschland“ hatsich auf die besonderen Bedürfnisse mobilitätseingeschränk terGäste eingestellt (www.barrierefreie-reiseziele.de).

In einer gemein samen Kooperation wurden nun erstmalsindividuelle Mobilitätspakete entwickelt, die Wünscheund Bedürfnisse mobilitätseingeschränkter Urlauber beiAn- und Abreise inkl. Anschlussmobilität, Hotelwahl undRahmenprogramm in den Mittelpunkt stellen. AktuelleInformationen unter www.bahn.de/reiseziele-barrierefrei

Die Bahn macht mobil.

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Sieger in Quebec-City: Tokio, USA – vielleicht auch München

978 vergab das Internationale Olympische Komitee (IOC)die Sommerspiele 1984 an Los Angeles. Als alleinigen

Kandidaten und zunächst provisorisch. Die Amerikaner woll-ten die Spiele erstmals privat organisieren, und das war denOlympiern zunächst nicht geheuer. Nun sieht es so aus, alswäre mit Tokio im Kampf um die Olympischen Spiele 2020auch nur ein Kandidat so richtig im Rennen. Und das nachJahrzehnten eines regelrechten Ansturms auf das Olympia-Fest mit dem Höhepunkt von elf Bewerbungen um die Spiele1992, die Barcelona erwarb. Blickt man noch weiter voraus,dann gibt es schon jetzt mit den USA für 2024 einen hohenFavoriten.

Dies mag spekulativ klingen, doch dahinter steckt seit demjüngsten Treffen des IOC-Exekutivkomitees in Quebec-Cityjede Menge Realität. Von fünf Bewerbern setzte die Ringe-Führung Doha und Baku verdientermaßen auf die Streichliste,nachdem sich zuvor Rom wegen der Wirtschaftskalamität inItalien selbst aus dem Rennen genommen hatte. DiesemBeispiel könnte bis zur IOC-Entscheidung im September 2013in Buenos Aires auch noch Madrid folgen. Dort werden dieStimmen immer lauter, dass bei eskalierenden Problemen mitBanken, Arbeitslosigkeit und einer allgemeinen Depressionolympische Milliarden-Spiele völlig deplatziert wären. DieAussichten bei der Abstimmung der IOC-Vollversammlungwürden zudem gering sein.

Das gilt mehr oder weniger auch für Istanbul, obwohl dieStadt sich nun schon zum fünften Mal um die Spiele bewirbt,mit seiner Brückenfunktion zwischen Europa und Asien einsymbolträchtiges Argument besitzt und die Wirtschaft derTürkei vor Kraft strotzt. Doch hat das IOC in seinem erstentechnischen Befund beträchtliche Mängel aufgelistet, beiweiten Wegen in der quirligen 13- Millionen-Einwohner-Metropole drohen chaotische Verkehrsverhältnisse. Istanbulkäme wohl nicht umhin, zwei Olympische Dörfer zu bauen,eins auf europäischem Stadtgebiet, das andere auf demasiatischen. Wobei das Argument der Brückenfunktion zwi-schen Kontinenten an Tragkraft verloren hätte.

Hinzu kommt ein türkisches Pokerspiel, das bei IOC und derEuropäischen Fußball-Union UEFA auf stärkstes Missfallenstößt. Die Türkei ist ebenfalls Bewerber um die Fußball-EM2020, das Doppeln zweier sportlicher Superveranstaltungenin einem Jahr lehnen sowohl IOC als auch UEFA ab. ZumÄrger der olympischen Führung hat Regierungschef Erdoganverlauten lassen, er würde die Fußballsause in seinem Landvorziehen. Die UEFA will die Europameisterschaft im Januar2014 vergeben. IOC-Präsident Rogge fordert nun, die Türken

müssten sich auf eine Bewerbung festlegen. In jedem Fall istdas von Erdbeben geplagte und von einer Energiekrisegeschwächte Japan mit seiner Metropole Tokio eindeutigerFavorit.

Das kann man schon jetzt auch für den olympischen Sport derUSA sagen, der in Quebec-City finanziellen Frieden mit demIOC geschlossen und damit ein entscheidendes Hindernis fürkünftige erste Olympische Spiele seit Atlanta 1996 aus demWeg geräumt hat. Das amerikanische NOK muss nun ab 2020auf einige Millionen Sponsorengelder verzichten, behauptetedabei jedoch seine überragende Stellung als größter nationa-ler Profiteur der Milliarden-Umsätze des IOC. Durch denKompromiss sind ihm nun alle Türen geöffnet für OlympischeSpiele 2024 in den USA. Deren letzte Anläufe mit New York(2012) und Chicago (2016) waren kläglich gescheitert.

Für das IOC sind erneute Spiele im Land seiner größten Spon-soren überlebenswichtig. Für die olympischen Ereignisse 2014(Sotschi), 2016 (Rio de Janeiro), 2018 (Pyeongchang) und2020 hat die Ringe-Organisation ihre amerikanischen TV-Rechte zum soliden Preis von 4,38 Milliarden Dollar an NBCverkaufen können. Darin ist keine Steigerung inbegriffen, die

Inflationsraten eingerechnet sinken sogar diese TV-Einkünftedes IOC. Die gleiche Tendenz ist von den anderen Weltmärk-ten zu erwarten. Der Schub muss nun mit den Spielen 2024kommen, und das ist nur im Mutterland des olympischenKapitalismus möglich. Nicht nur nebenbei: Auch der Sport derUSA würde durch Heimspiele neuen Aufschwung nehmen. ImIOC geht die Furcht um, dass die Einseitigkeit chinesischerTriumphe auf Dauer beträchtliche geschäftsschädigendeAuswirkungen haben könnte.

Was das alles mit dem deutschen Sport zu tun hat? Er könnteim Nachhinein sagen, eine Bewerbung beispielsweise mitBerlin hätte für 2020 eine Chance wie nie gehabt. Er musssich sagen: Eine Bewerbung mit München für die Winterspie-le 2022 drängt sich auf. Das IOC braucht viel frisches Geld,und die Weltwirtschaft macht nicht den Eindruck, dass dieChancen dafür gut stehen. So liegt es auf der Hand, dass indas Geschäftsmodell des IOC auch ein potenter Ausrichter fürdie Winterspiele 2022 passt. Nach der Winter-Olympiade2018 in Asien ist Europa wieder in Vorhand. Alle Indizienwirken als Vorlage für München.

Günter Deister

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„Welkes Lorbeerblatt“ als Gegenentwurfie Strahlkraft von Fair Play landauf, landab soll deutlicherhellt werden. Ein einziger nationaler Preis sollte her. Was

Bundesinnenministerium und Deutscher Olympischer Sport-bund kürzlich nach einem Krisengespräch anschließend bei derPremiere hervor zauberten, darf als kläglich bezeichnet werden.Falls außerhalb des Saales überhaupt jemand zur Kenntnisnahm, dass die „Juniorsportler des Jahres“ und der „Fair Play-Preis des deutschen Sports“ bei derselben Veranstaltung dieHauptrolle spielten, dürfte bei den wenigen Wissenden einSchmunzeln eingesetzt haben. Wie bitte? Die wichtigste deut-sche Fairness-Trophäe des vergangenen Jahres für einen Profi-Kicker, weil er eingestand, dass seine Mannschaft einen Eckballzu Unrecht zugesprochen bekommen hatte? Zweifellos handel-te Gerald Asamoah ehrenvoll und vorbildlich. Doch hatte eretwas so Großes, Außergewöhnliches, Erstaunliches geleistet,dass die Tat den bedeutendsten, wichtigsten Preis auf einemFeld verdiente, das nach Wunsch und Willen der führendenRepräsentanten des bundesdeutschen Sports endlich wiederbesser bestellt werden sollte? Eher erinnerte die „Eckball-Szene“an die Verleihung des Literatur-Nobelpreises an einen Schrift-steller, nur weil er in seinen Werken die Regeln von Orthografieund Grammatik berücksichtigt.

Vielleicht gelingt ja in diesem Jahr ein größerer, angemessenerWurf. Immerhin steht mit den Olympischen Sommerspielen inLondon ein bedeutsames Sportereignis mit reichlich Potenzialvor der Tür. Es bietet Akteuren im bundesdeutschen Trikotsicher genügend Gelegenheiten, um sich über die bloße Einhal-tung des Regelwerkes hinaus in Szene zu setzen und hervor zutun. Von den ungezählten Chancen im sportlichen Alltagzwischen Neujahr und Silvester gar nicht zu reden. Und waswar eigentlich mit der Fußball-EM? Wann wenn nicht jetzt?2012, so möchte man meinen, sollte ein guter Jahrgang wer-den für alle, die weithin sichtbare Leistungen in Sachen FairPlay vollbringen können und konnten, und für alle, die nacheben diesen Sportlern Ausschau halten - ob als Freund desSports oder als Mitglied der deutschen Fair Play-Preis-Jury.

Für den Fall, dass wider Erwarten abermals der große Mangelan preiswürdigen Szenen und Kandidaten vorherrscht, einVorschlag zur Güte. Statt auf Notvarianten zurückzugreifen,gäbe es eine sinnvolle Alternative. Wie die Filmwelt mittler-weile neben dem „Oscar“ für die herausragend guten, die„Goldene Himbeere“ für die schlechtesten Leistungen derBranche kennt, so würde der Fair Play-Bewegung hierzulandevielleicht ein ebensolches Gegenstück gut tun. Fast möchteman meinen, ein solcher Preis, egal ob er auf „Welkes Lor-beerblatt“, „Schwarzes Trikot“ oder „Unrunder Ball“ getauftwird, ist längst überfällig. Meldungen über Anti-Heldenjedenfalls gibt es reichlich, so dass die Auswahl beim Pendantzum Fair Play-Preis geradezu riesig scheint.

Ansprüche auf eine solche Art der Auszeichnung hätten vom„Schwalbenkönig“ über jene 470er Seglerinnen, die wegenihrer Manöver gegen die nationale Konkurrenz im Kampf umsOlympiaticket jüngst in Hamburg vor Gericht landeten, eben-so wie dreiste bzw. besonders raffinierte Dopingsünder oderandere Manipulateure jedweder Coleur. Die Anti-Ehrung wärenicht nur zeitgemäß, sie wäre höchst sinnvoll und als andereSeite der Medaille sogar ganz im Sinne der Fair Play-Bewe-gung. Würdige Szenen und deren Helden taugen mit ihrerStrahlkraft zum weithin leuchtenden Beispiel und als Vorbild.Das Gegenstück indes wirkt präventiv und als Würdigung desBösen hoffentlich abschreckend. Der nationale Preis, denvermutlich kein Sportler in Händen halten will und allein fürdessen Nominierung sich Athletinnen und Athleten schämenmüssten, wird dringend gebraucht.

Andreas Müller

Vorbilder im Fußballdschungelit Plakaten, Broschüren, Fahnen und Veranstaltungenwird darum geworben, doch im wirklichen Leben bleibt

es mehr und mehr auf der Strecke, was bei der Fußball-Europameisterschaft wieder zu beobachten war: Fair Playspielt immer seltener mit. Da wälzt sich ein Spieler Minutenlang auf dem Rasen – das Spiel geht weiter, keiner schlägtden Ball ins Aus, wie das früher mal üblich war. Fouls werdenimmer brutaler, Ellbogen scheinen mittlerweile im Fußballerlaubtes (trainiertes?) Hilfsmittel, um sich durchzusetzen.

Spieler und Zuschauer werfen mit rassistischen Beleidigungenim Stadion oder später im Internet um sich, Zuschauer buhendie gegnerische Mannschaft grundlos aus. Da wird ein uner-laubter Werbezug auf der Unterwäsche des Spielers Bendtneraus Dänemark mit 100.000 Euro von der UEFA bestraft. Werdagegen einen schwarzen Mitspieler beleidigt, kommt ohneoder mit einem Bruchteil dieser Geldstrafe davon.

Fair Play spielt nicht mehr unbedingt mit, was ja auch schonwährend der Bundesligasaison anschaulich vorgeführt wurde.

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Schlimm nur, dass alles, was sich die „Vorbilder“ so auf demund rund um den Platz leisten, dann kopiert wird: Das sonn-tägliche Schülerspiel bot auffällig viele Ellbogenchecks,Waden- und Schienbeintritte. Und unflätige, rassistischeZwischenrufe von Erziehungsberechtigten. Fair Play? Ach-tung: Ein weiterer Wert, der im kommerziellen Fußballd-schungel verschlungen wird ...

Bianka Schreiber-Rietig

Der Siegeszug des Public Viewingor 10 Jahren standen hunderttausende Koreaner aufeinem Platz, um auf riesige Bildschirme mit Spielen ihrer

Nationalmannschaft zu starren. Zunächst vermutete mankuriose Formen von fernöstlichem Patriotismus. Tatsächlichwar es der Beginn einer neuen Ära im Zuschauersport. 2006hatte sich das Phänomen „Public Viewing“ weltweit verbrei-tet, in Deutschland sammelten sich zehnmal so viel Men-schen beim friedlich-freien „Rudelgucken“ wie in WM-Sta-dien. Nichts hat das Sommermärchen mehr geprägt als PublicViewing auf den fröhlichen Fanmeilen.

Die Gründe für die Erfolgsgeschichte sind dreifaltig. Neuarti-ge großflächige TV-Screens mit tausenden lichtstarker Iodenliefern jederzeit ein gestochen scharfes Bild für zigtausendBesucher auch bei großen Entfernungen; auf großen inner-städtischen Plätzen lässt sich Public Viewing relativ flexibelwie fußläufig und individuell organisieren; in großen Men-schenmengen erlebt man eine suchtähnliche suggestive„Gefühlsansteckung“ zu einem besonderen Gemeinschaftser-lebnis (nachzulesen schon in den 30er Jahren beim Nobel-preisträger E.Canetti).

Der Siegeszug des Public Viewing scheint unaufhaltsam.Zunächst im Sport, aber auch bei Papst-Besuchen, der Oba-ma-Wahl, Rock-Konzerten oder Bayreuther Opern. Zur EM2012 wurde es von Bregenz bis Usedom, von Hamburg bisMünchen mit jeweils zigtausenden Besuchern aufwändigorganisiert.

Umfang, Ort, Veranstaltungsform und Zugang befinden sichim Wandel. Neben Public Viewing auf öffentlichen Plätzen –oft mit Fanmeile – hat sich „Kneipen-TV“ in Biergärten wie

Fest- und Kinosälen etabliert, dann ein „Corporate Viewing“durch Firmen in repräsentativen Räumen mit persönlicherEinladung und schließlich noch neuartig „Stadion TV“. BeimChampions-League Finale zwischen Bayern und Chelsea waren80.000 Zuschauer im Münchener Olympiastadion, hatten zweiVideowalls zur Wahl und zahlten klaglos 5 Euro Eintritt. DasStadion-TV steckt voller Chancen, denn neben Großereignissenwie der EM könnte der Bundesligaalltag bei Auswärtsspielendort Einzug halten. Die Infrastruktur wäre gegeben.

Eine ambitionierte Uraufführung stellt im Sommer 2012 einolympisches Fanfest auf dem Flughafen Tempelhof – traditi-onsbewusst direkt neben der Geburtsstätte des Vereinsportsauf der Hasenheide, dem ersten Turnplatz des Turnvaters Jahn– dar, das die Londoner Spiele kontinuierlich übertragen wird.Unterstützt von DOSB, Deutscher Olympischer Gesellschaftund Landessportbund Berlin, bietet es neben riesigen Bild-schirmen zahlreiche Mitmach- und Begegnungsmöglichkeiten,erfüllt so das olympische Motto „Dabei sein ist alles“. Möge dieÜbung gelingen und der olympische Wettergott mitspielen.

Zweifelsfrei hat sich die neue Qualität massenhaftenZuschauens (nicht nur) im Sport durchgesetzt. Daraus ergibtsich ein provokantes Szenario: Die Zukunft des Fußballs liegtnicht mehr im Stadion, sondern vor der Videowall. Schon zurEM 2016 könnte man auf den Bau aufwändiger Stadienverzichten. Stattdessen reichen 4-6 Provisorien mit mobilenTribünen. Welt- und Kontinentalspiele könnten dann auchfinanzschwache Länder erhalten. Begeisterung entfaltet sichbei zahllosen Zuschauern inmitten der Stadt oder in offenenStadien, wo freier Zugang und Platzwechsel entspannteGemeinsamkeit bietet.

Die gewagte Perspektive löst nicht aktuelle Probleme. Unbe-herrschte Fans können Verletzungen durch bengalische Feueroder Flaschenwurf erzeugen, politische Konflikte und Hooligansstaatliche wie demonstrative Gewalt provozieren. Das friedlicheFest ist nirgends garantiert. Bislang lässt es friedliches Feiern ingroßer Öffentlichkeit zu. Das wird mit Sicherheit bei dem Berli-ner Versuch eines olympischen Fanfestes so sein.

Hans-Jürgen Schulke

Nationale Farbenspielechwarz- Rot – Gold sind die Farben dieses Sommers. Dasist kein Modediktat, sondern Ausdruck für ein nationales

Bekenntnis, das mal wieder der Sport verantwortet. Fahnen,Wimpel, Autoaufkleber, Perücken, Klamotten, Schals, schrilleTätowierungen, irre Kopfgetüme, kosmetische Phantasien undandere Merkwürdigkeiten, sollen dabei helfen , nationaleIdentität unter Beweis zu stellen. Den schrullig- schrägen

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Einfällen sind keine Grenzen gesetzt – was letztlich dendemonstrativ zur Schau getragenen Nationalstolz nicht nurerträglich, sondern sogar sympathisch macht. Kein Zweifel: alldies ist beim Fußball internationaler Prägung - ParadebeispielEM - sozusagen ein Selbstläufer.

Ein nahtloser Übergang zu den Olympischen Sommerspielenin London drängt sich da eigentlich auf. Doch erste Weichen-stellungen der Dachorganisation Deutscher OlympischerSportbund machen wenig Hoffnung auf künftige Spontanbe-geisterung. Ein schwarz-rot – goldenes Kartenset wirbt etwamit dem Wortspiel „Erfolgen folgen!“. Ist das nun eine simpleAufforderung, Ermunterung oder gar Drohung? Und an wenrichtet sich dieser verwirrende Wegweiser? Das Kleingedruck-te könnte einen Fingerzeig geben. Da heißt es nämlich „Wirfür Deutschland“ und „Deutsche Olympiamannschaft“. Selbstwenn es also ein Athletenversprechen sein sollte, den Erfol-gen zu folgen, bleiben weitere Fragen. Wer verschickt welcheKarte an wen? Wie kommt beim Einzelversand das nationaleFarbenspiel zusammen?

Sinn macht es ja eigentlich nur, wenn der Absender denEmpfänger mit „Schwarz- Rot –Gold“ im Dreierpack vomnationalen olympischen Streben in Kenntnis setzt. Dochbleiben wir, was der Normalfall ist, beim Einzelversand. Dasind – Gold kommt ohnehin als Gelb daher – im sportlichenUmkehrschluss die gelbe und die rote Karte eindeutig zuinterpretieren. Und die schwarze verschicken wir, symbolischgewissermaßen für ein werbe – und marketing – strategi-sches Trauerspiel, an die Erfinder der Kampagne zurück. Sojedenfalls entsteht keine nationale Sportbegeisterung mitSympathiebonus.

Harald Pieper

Der Sport und die Menschenrechteast immer, wenn in letzter Zeit sportliche Großereignisseanstehen, werden die Menschenrechte bzw. politische

„Missstände“ medienwirksam aktiviert, und es wird zumBoykott aufgerufen.

Natürlich reizt ein Sport-Mega-Event immer wieder zu spekta-kulären Aktionen. Kein Ereignis steht so im Blickpunkt derWeltöffentlichkeit wie die alle 4 Jahre stattfindenden Fußball-Europa- bzw. Weltmeisterschaften und die Olympischen Spiele.

Black-Power 1968 und natürlich der tragische Ausgang derGeiselnahme 1972 in München sind noch in schlechterErinnerung. Leidtragend war am Ende immer der Sport undder Athlet. Er profitiert, aber zahlt auch den Preis für mittler-weile höchste Anerkennung und Popularität.

Natürlich ist der Sport auch längst „politisch“ und wird ent-sprechend ausgenutzt. 1980 boykottierte der Westen dieSpiele in Moskau, vier Jahre später gab es die Retourkutschedes Ostblocks. Gebracht hat es am Ende gar nichts. Die Sow-jets dachten gar nicht daran, ihre Politik in Afghanistan zuändern, und Los Angeles erlebte spektakuläre Spiele.

Nur auf Grund eines sportlichen Großereignisses den SportlernVerantwortung für vor allem politisch ungelöste Problemeaufzubürden und kurzfristige Lösungen einzufordern, ist nichtnur eine totale Überforderung, sondern eine entlarvende Unver-schämtheit, weil Wissenschaft, Kunst, Kultur, Politik und Wirt-schaft um keinen Millimeter ihr Verhalten überdenken,geschweige denn ändern. Bei der heutigen totalen Kommerzia-lisierung steht eine generelle Absage entgegen aller anderslautenden Aussagen, Forderungen und scheinheiligen „Bekennt-nisse“ überhaupt nicht zur Debatte. Da hat die Wirtschaft nochnie mitgezogen, geschweige denn Akzente gesetzt. Die „Gastge-ber“ sind sich natürlich dessen ebenfalls bewusst. Genau sounrealistisch ist die Forderung nach Protestaktionen einzelnerSportler. Soll ein Athlet sein Lebensziel gefährden oder aufsSpiel setzten mit gar nicht absehbaren Konsequenzen?

Menschenrechtsverletzungen gibt es in weiten Teilen derWelt. Dass darüber aber immer wieder einmal intensiv disku-tiert wird – wie übrigens nie im politischen oder wirtschaftli-chen Bereich- hat man dem Sport zu verdanken. Ihm auchnoch die Lösung dieses globalen Grundproblems aufzubürden,wäre die Bankrotterklärung der eigentlich zuständigen Insti-tutionen und politisch Handelnden. Im Übrigen hat der Sportin seinen Reihen ganz andere Probleme, die etwa den Volks-sport Fußball national und international häufig in seinenGrundfesten erschüttern.

Gewaltbereite Hooligans bzw. Ultras beherrschen und terrori-sieren die Szene, wobei die Medienverantwortlichen vielleichteinmal darüber nachdenken sollten, ob die überdimensionaleBerichterstattung und Schlagzeilen über spektakuläre Krawal-le, Ausschreitungen und Pyro-Demonstrationen die Selbstbe-stätigung und Darstellung der Akteure nicht geradezu provo-zieren, herausfordern und die gewollte und ideale Plattformbieten.

Wolfgang Avenarius

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at eigentlich mal jemand gehört, dass sie ein „Gau-deamus igitur“ (Lasst uns also fröhlich sein) ange-stimmt haben, die Hymne der Studenten, wenn sie

für Deutschland obsiegten? War den Spitzensportlern unterden Immatrikulierten der Hochschulen je danach zumute, inAnbetracht der Probleme, die das Nebeneinander von seriö-sem Studium und professionellem Training und Wettkampfhierzulande hervorruft, der Ignoranz, die zuweilen die AlmaMater dem zeitaufwändigen Hobby entgegenbringt? Und

wie groß muss die Sehnsucht sein nach den scheinbarhimmlischen Verhältnissen an den Colleges und Universitiesder USA, wo es günstigstenfalls fünfstellige Sportstipendiengibt und Trainingszeiten satt?

Die Sache ist nur die: Elitesportler im StudentenbetriebDeutschlands, zumindest die aus den Olympiakadern derVerbände, reißen sich nicht gerade um die Möglichkeiten inden USA, was unter anderem auf dem Wissen gründet, dass

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Malte Kamrath, Universität Kiel

Partnerhochschulen des Spitzensports:Ein vielversprechender Weg, sportliche Ambitionen und berufliche

Ziele in Einklang zu bringen! Von Michael Gernandt

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der dortige Studentensportverband NCAA von dem dreistelli-gen Millionen-Dollarbetrag, der ihm pro Jahr von einer TV-Station zur Verfügung gestellt wird, nur fünf Prozent in dieindividuelle akademische Betreuung der jungen Sportlersteckt und deshalb die Zahl der (vorwiegend schwarzen)Sportler ohne Abschluss an einigen Schulen schon mal unter50 Prozent sinkt.

Nein, deutsche studierende Spitzensportler bleiben im Landund nähren sich redlich, weil die eingangs beschriebenenVerhältnisse sich im vergangenen Jahrzehnt gebessert haben.Exakt: Seit das 1999 vom Allgemeinen Deutschen Hoch-schulsportverband (adh) ins Leben gerufene Projekt „Partner-hochschule des Spitzensports“ anfängliche Schwierigkeitenzu überwinden beginnt. So heißt es etwa in dem vom adh2005 vorgelegten Bericht einer ersten Projektevaluierung:„Im Vergleich zu den 70er und 80er Jahren, in denen anHochschulen eine erhebliche Skepsis gegenüber spitzen-sportlichen Aktivitäten herrschte, haben neue Sichtweisenund Überzeugungen in den Bildungseinrichtungen Einzuggehalten.“

Der bis heute unveränderten Absicht des Projekts, schildertdie adh-Referentin Martina Merz, hätten zwei Schwerpunktezu Grunde gelegen: einerseits verstärkte Sensibilisierung desHochschulbereichs insgesamt für die Bedeutung des studenti-schen Spitzensports und die besonderen Bedürfnisse vonStudierenden mit spitzensportlichen Ambitionen; andererseitsdie Errichtung eines möglichst breiten und in alle RegionenDeutschlands reichenden Netzes an spitzensportfreundlichenHochschulen, um den Bedürfnissen einer neuen Spitzensport-generation besser gerecht zu werden. Tatsächlich ist das Netzder Hochschulen, die sich dem Projekt angeschlossen haben,von Jahr zu Jahr dichter geworden: 1999 (3, Erlangen, Cott-bus, Mittweida), 2002 (23), 2005 (67), 2008 (86), 2012 (91).Zuletzt stieg die vom adh „in hohem Maß“ begrüßte Fernuni-versität Hagen mit ihrem sich bundesweit erstreckendenAngebot ein.

Als Ende Februar dieses Jahres die aus dem Jahr 2002 stam-mende Fassung des Partnerschaftsvertrags der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) in München mit dem adh, demOlympiastützpunkt (OSP) Bayern und dem StudentenwerkMünchen runderneuert vorgestellt wurde, lobte Bayerns OSP-Chef Klaus Pohlen, die Errungenschaften des neuen Werksmachten ihn „außerordentlich froh, weil das Studium fürSpitzensportler immer schwerer wird und die Anforderungenimmer höher“. Im Münchner Übereinkommen sind die dreiwichtigsten per Umfrage ermittelten Anliegen der Spitzen-sportler berücksichtigt: 1. Prüfungsverschiebungen (75% derBefragten), 2. Beurlaubungen (59,5), 3. Probleme im Zusam-menhang mit Immatrikulierungen (35,5). Unter dengewünschten Sofortmaßnahmen hatte das Thema finanzielleZuwendung Priorität. Erste Hilfe kommt inzwischen von derStiftung Deutsche Sporthilfe (DSH), die das von der Deut-

schen Bank gesponserte Stipendium für DSH-Studenten auf300 Euro verdoppelte.

Auszüge aus dem München-Papier, Leistungen derLMU:

* Bevorzugter Zugang zum gewünschten Studiengang übereine besondere Vorabquote für Spitzensportler

* individuelle fachspezifische Betreuung durch einen Men-tor/Dekan auf professoraler Ebene, um die Synchronisationvon Studien- und Wettkampfplänen zu gewährleisten

* Flexibilisierung der Studienplanung auf der Grundlage dersportfachlichen Planung während der einzelnen Semester

* Gewährung von bis zu zwei zusätzlichen Urlaubssemesternim Einzelfall für wichtige Meisterschaften

* Individualisierung von Abgabe- und Prüfungsterminen

* zeitliche Streckung des Studiums soweit studientechnisch möglich* Unterstützung des Übergangs des/der Athleten/in aus dem

Studium in das Berufsleben.

Leistung des Studentenwerks:

* Bereitstellung von Wohnheimplätzen.

* Hilfen zur Sicherstellung bedarfsgerechter Verpflegung.

Es wird nun spannend werden zu beobachten, ob die noblenOfferten von LMU-Präsident Prof. Bernd Huber das Papierwert sind, auf dem sie gedruckt stehen. Die auf der Prioritä-tenliste der Studenten obenan stehende Planungsflexibilisie-rung „ist in der Praxis oft schwierig zu verwirklich“, hatAlexander Mann, Bob-Sportler und Medizinstudent in Mün-chen, angemerkt; wobei für einen Individualsportler wie ihndie Planung meist leichter zu bewerkstelligen ist als für einenTeamspieler. Mann sagt: „Es waren bisher immer viele Gesprä-che notwendig, die vom Wohlwollen der einzelnen Professo-ren abhingen.“ Sport oder Studium, vor diese Wahl möchtesich der Spitzensportler an den Hochschulen aber nichtlänger gestellt sehen.

Weiteren Aufwind könnte das Projekt erfahren, sollte esgelingen, die offenbar schwerwiegendste Schwachstelle zubeseitigen: die Kommunikation zwischen den diversen Orga-nisationen - Verbände, Olympiastützpunkte, adh, Hochschu-len, Studentenwerke. Martina Merz hat „noch immer einerhebliches Verbesserungpotenzial“ festgestellt, Kommunika-tion sei „gegenwärtig ein zentrales Arbeitsfeld bei der Diskus-sion um die Weiterentwicklung der Förderstruktur“. AxelKuhlen, langjähriger Laufbahnberater am Münchner OSP,spricht das Handicap ebenfalls an, ist, was die neue Münch-

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ner Situation betrifft, gleichwohl optimistisch: „Immerhin gibtes jetzt Ansprechpartner auf der Präsidentenebene.“

Für OSP-Mann Pohlen ist es wichtig, mit Hilfe des adh-Projekts ein System zu schaffen, „dass die Sportler nicht ineine staatliche Abhängigkeit drängt, immer öfter RichtungBehörden“, womit Bundeswehr, Polizei und Zoll gemeint sind.Alexander Mann bestätigt den um die berufliche Zukunft desSportlers besorgten Pohlen. Er sieht sich durch die Sportför-derprogramme von Bund und Polizei natürlich nicht sportlich,aber „in meinen beruflichen Möglichkeiten eingeschränkt“und besucht deshalb die Uni. Der studentische Anteil an denMedaillen geht indes zurück, berichtet Klaus Pohlen, als Folgeder regressiven Zahl von Studenten in der Olympiamann-schaft. 2004 in Athen bestand das Team Deutschland noch zu34,3 Prozent aus Studenten (80% Universität, 16% Fachhoch-schule, 3% Fernhochschule, ein Prozent Berufsakademie), vierJahre später in Peking waren es 29,1. Ihr Anteil am London-Team ist noch nicht bekannt.

Markus Weise, Hockey-Bundestrainer der Männer, dessenOlympiakader sich zu 90 Prozent aus Studenten rekrutiert,spricht in dem Zusammenhang von „Ausdünnung“ und machtdafür auch die deutsche Bildungspolitik verantwortlich. Die

Bachelor-Studiengänge „tun uns sehr weh, weil die viel ver-schulter und unflexibler sind“, hat er in einem FAZ-Interviewgesagt. Auch das G8 sei auf Dauer schlecht, die Spieler wür-den immer früher mit dem Studium fertig, der 27 Jahre alte„ausgereifte und erfahrene Topspieler wird eine Seltenheitwerden“. Olaf Tabor, der adh-Geschäftsführer, dagegen schätzt,dass Leistungssportler durchschnittlich 50 Prozent länger fürden Abschluss brauchen als ihre Kommilitonen.

OF: Sie haben seit 2006 versucht, ein Medizinstudium undden Leistungssport unter einen Hut zu bringen. Wie lautet IhrFazit nach zehn Semestern?

Stahl: In den vergangenen fünf Jahren habe ich mich wieeine angehende Ärztin gefühlt, die nebenbei ein bisschen mitdem Speer wirft. Manchmal kam ich aus der Gerichtsmedizin,wo wir gerade an ein paar Leichen herumschnib-belten, noch schnell zum Training. Die Einheitenordentlich vor- und nachzubereiten, zu regenerie-ren, zwischendurch in Ruhe zu essen oder regel-mäßig zur Physiotherapie zu gehen, für all das gabes einfach keine Zeit. Den größten Teil des Tageshat immer die Ausbildung verschluckt. Die erstenbeiden Jahre bis zum Physikum habe ich in Müns-ter studiert und bin dann abends zum Trainingnach Leverkusen gefahren. 135 Kilometer hin und135 Kilometer zurück, um morgens wieder recht-zeitig in der Uni zu sein. Oft genug habe ichnachts nur vier Stunden geschlafen.

OF: Trotz alledem sind Sie 2010 sogar Europameisteringeworden.

Stahl: Umfänge und Intensitäten habe ich bei meinem TrainerHelge Zöllkau in Leverkusen bisher wie alle anderen aus derTrainingsgruppe absolviert. Was das Trainingspensum betrifft,hat sich das bei mir nicht von Anderen unterschieden. Das

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Speerwurf-Europameisterin Linda Stahl über ihre

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Wie Hockey - nicht wie Fußball, Handball und Basketball ineiner Profiliga organisiert - sind auch Fechten, Rudern,Leichtathletik und Schwimmen, mithin traditionelle olympi-sche Kerndisziplinen, Sportarten mit hohem Studentenanteil.Sie haben stets Beispiele dafür geliefert, dass sich Studiumund Sport durchaus miteinander vertragen haben, selbst inZeiten, als man noch ohne Förderprojekte nach adh-Musterauskommen musste: Geordnetes Zeitmanagement, eiserne

Disziplin und Absage an Ablenkung von den gesteckten Zielenermöglichten weiland Gold und Studienabschluss. Namengewünscht? Zum Beispiel Arnd Schmitt (Fechten, Olympiasie-ge), Wolfgang Maennig (Rudern, Olympiasieg) Thomas Wes-singhage (Leichtathletik, Europatitel).

Hat der deutsche Parallelweg zu sportlichen und akademi-schen Weihen jetzt Zukunft? Folgt man dem adh, hat erzumindest Modellcharakter - im Ausland. In einer Einschät-zung des Verbands zur Problematik Elitesport/Hochschulaus-bildung heißt es, „Deutschland ist nach unserer Kenntnis inMitteleuropa die derzeit am weitreichendsten strukturierteSportnation“ - auf den Gebieten schriftlicher Vereinbarungen,gesetzgeberischer Rahmenbedingungen, belastbarer Richtlini-en, der Breite vorhandener Förderungs- und Betreuungsmo-delle. Andere Länder, so Martina Merz, hätten alternativeModelle (Frankreich, England, Polen), das deutsche Modelltauge indes als Muster für Länder (Schweden, Norwegen,Schweiz, Österreich, Italien) mit geringem Niveau strukturier-ter Spitzensportförderung an Hochschulen.

So weit. So gut? Fragt es sich doch, wie lange die Bezugsgrö-ße Mitteleuropa noch ihren Wert hat im globalen Maßstabdes Spitzensports.

Problem bei mir war immer, dass ich davor und danach immerin Eile gewesen bin und wegen des Studiums natürlich auch aufso manches Trainingslager oder manche zusätzliche Maßnahmeverzichten musste oder nur verkürzt daran teilnehmen konnte.

OF: Dank des neuen Sporthilfe-Modells „Elite Plus“ könnenSie sich in der Vorbereitung auf die Spiele in London aus-schließlich auf den Sport konzentrieren. Ein ziemlich unge-wohntes Gefühl oder?

Stahl: Das kann man wohl sagen. Ohne diese Förderung wäreich jetzt vielleicht im Praktischen Jahr im Krankenhaus wiemeine Kommilitonen. Das hieße täglich neun Stunden Dienstund dann noch eine oder zwei Stunden Nachbereitung. Daswäre mit Spitzensport und einer gezielten Olympiavorbereitungsicher nur schwer zu kombinieren. Nun werde ich das Prakti-sche Jahr auf die Zeit nach den Sommerspielen verschieben.

OF: Wie groß sind die Reserven ohne stressigen Studienall-tag?

Stahl: Das ist für mich die spannendste Frage. Ich möchte malsehen, wie gut man werden kann, wenn man nur Sportlerin istund sich fürs Training richtig Zeit lassen kann. Ich möchte inLondon Bestleistung werfen und die 66,81 Meter vom EM-Siegübertreffen. Der Masterplan ist, eine Medaille zu gewinnen.

OF: Vor den Sommerspielen 2008 in Peking sind Sie um zweiZentimeter an der Qualifikation vorbeigeschrammt. Jederhätte verstanden, wenn Sie damals ihre sportliche Karrieresprich: Ihr „Doppelleben“ beendet hätten …

Stahl: Genau in der Phase der Qualifikation habe ich michmit einer Bandscheibenverletzung herumgeplagt. Als eswieder halbwegs ging, gelang sofort ein Wurf über 66 Meter– drei Tage nach Nominierungsschluss. Um noch in die Olym-piamannschaft zu rutschen, war es damals zu spät, aber indiesem Moment wusste ich: Trotz aller Widrigkeiten, demStress an der Uni und den vielen Verletzungen, habe ich’sdrauf.

Die Fragen stellte: Andreas Müller

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außergewöhnliche Karriere zwischen Skalpell und Speer

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n einem „Zeit“-Gespräch, das Giovanni di Lorenzo mitHelmut Schmidt führte, meinte der Altbundeskanzler,dass das Meiste, was auf unseren Fernsehschirmen gebo-

ten wird, so ist, dass er es nach wenigen Minuten abschalte.Unter Unterhaltungsgesichtspunkten sei das deutsche Fernse-hen seichter als das „panem et circenses“ der Römer, demsich Zehntausende im Kolosseum hingegeben haben. Nichtweniger emotional hat sich Marcel Reich-Ranicki über dieQualität des deutschen Fernsehens ausgelassen, und ElkeHeidenreich sekundierte, wie jämmerlich unser Fernsehen sei,wie arm und wie verblödet. Diese Kritik zielt nicht nur auf dasprivate Fernsehen, sie hat vor allem immer häufiger auch dasöffentlich-rechtliche Fernsehen im Blick.

Die Sportberichterstattung wird dabei oft nur am Randeerwähnt, doch auch in Bezug auf das öffentliche Sportfern-sehen ist die zunehmende Kritik nicht mehr zu überhören.Unter der Überschrift „Autos, Boote, Wein“ werden in derBerliner Zeitung dem SWR-Sportchef seine Nebenjobs vorge-worfen, so wie sie auch schon den Sportchefs des NDR unddes HR zum Verhängnis geworden sind. Christian Eichler fragtin der FAZ, was das duale Fernsehen der Sportberichterstat-tung gebracht hat, und er kommt zu dem Ergebnis, dass dasFernsehen in Verbindung mit dem Sport nur dort etwasInnovatives hervorgebracht hat, wo es sich des Sports zuGunsten einer Show bedienen konnte. Von einer qualitativenWeiterentwicklung des Sportfernsehens kann demnach imletzten Vierteljahrhundert nicht die Rede sein.

Ähnlich kritisch äußern sich Medienwissenschaftler undPublizisten, wenn sie sich dem Sportfernsehen zuwenden.Dass auch Sportfunktionäre mit der Sportberichterstattungim Fernsehen nicht zufrieden sind, kann angesichts derVerteilung und der Ausrichtung der Sportprogramme imöffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht überraschen. DOSB-Präsident Thomas Bach fordert in „Sportbild“ mehr Sendezeitfür kleinere Sportarten und kritisiert die hohen Millionenaus-gaben für Profiboxübertragungen. Rolf Müller, der Präsidentdes Landesportbundes Hessen, fordert Diskussionen in denRundfunkräten über die einseitige Sportberichterstattung desöffentlich-rechtlichen Fernsehens. Und noch in seiner Eigen-schaft als Ministerpräsident des Saarlandes stellte PeterMüller den Sendeauftrag des öffentlich-rechtlichen Fernse-hens angesichts des andauernden Dopingbetruges, der janicht nur bei der Tour de France zu beklagen ist, in Frage.

Für die Verantwortlichen des Sportfernsehens im öffentlich-rechtlichen Rundfunk scheint solche Kritik lediglich ein Ärger-nis zu sein. Allenfalls reagieren einige verantwortliche Männerund Frauen auf solche Kritik mit Empörung. Anlass zur Selbst-kritik, zur Reflexion und Revision des Sendeauftrages, Anlasszur Erprobung neuer Formate, insbesondere Anlass zu Innova-tionen scheint diese Kritik nicht zu sein. Sie wird mit einem„weiter so“ gekontert und hat ein „more of the same“ zurFolge. Der Fußball erhält noch entschiedener die besten Sen-deformate und die längsten Übertragungszeiten, und nur demFußball ist es erlaubt, Primetime-Übertragungszeiten für sichzu beanspruchen. ARD und ZDF bezahlen für ihr Fußballpro-gramm in den nächsten Jahren mit dem Pokalwettbewerb, derChampions League und der Weltmeisterschaft etwa eineMilliarde Euro. Die Bundesliga konnte ihre Einnahmen kürzlichmit einem spektakulären TV-Deal auf mehr als fünfhundertMillionen Euro steigern. ARD und ZDF haben dabei einenbeträchtlichen Anteil aufzubringen. Angesichts solcher immen-sen Aufwendungen ist es naheliegend, dass die Frage gestelltwird, ob die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ihren Auf-trag, die Gesellschaft und damit auch den Sport in diesemLand angemessen abzubilden, ausreichend erfüllen.

Diese Frage wurde in der FAZ an den Generaldirektor desDeutschen Olympischen Sportbundes gerichtet. Ist man alsSpitzenfachverband Mitglied dieser Organisation, so kann dieAntwort von Michael Vesper nur überraschen. Er sieht dieFußballformate als ein „Business-Center“. „ARD und ZDFwerden versuchen die Kosten zu refinanzieren. Das darf abersicher nicht auf Kosten des übrigen Sports gehen. Uns gehtes darum, dass die Balance gehalten wird“, so Vesper. Auf dieNachfrage, ob der DOSB mit dem Status voll zufrieden sei,antwortet er: „Nein, wir diskutieren seit langem mit denSendern“, und er wünsche sich zum Beispiel, „dass in derSportschau oder im aktuellen Sportstudio ein regelmäßigerBlock eingeführt wird, in dem wenigstens über die wichtigs-ten Ereignisse aus anderen Sportarten berichtet wird. Wenndeutsche Sportler Weltmeister geworden sind, dann sollteman das in den öffentlich-rechtlichen Sendern sehen.“ Esgehe dabei nicht um Live-Übertragungen deutscher Meister-schaften. Schließlich fordert Vesper in diesem Interview eineArt „Phönixkanal für Sport“.

Ähnlich wie für Vesper ist es auch für Rainer Brechtken, denSprecher der deutschen Spitzenverbände, ein Gebot der

Einschaltquoten sind ein fadenscheiniges ArgumentDas öffentlich-rechtliche Fernsehen und der organisierte Sport handelnwenig überzeugend Von Helmut Digel

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politischen Korrektheit, dem DFB zu gratulieren und zumAusdruck zu bringen, dass Neid unangebracht sei: „Gut ver-handelt, Marktlage ausgeschöpft, der Fußball und der Rest,das sind halt andere Welten.“

Solche Äußerungen kann man als diplomatisch bezeichnen,und angesichts einer erwünschten Solidarität der Sportver-bände untereinander wäre sicher auch eine Kritik am DFBbeziehungsweise an der deutschen Fußballliga unangebracht.Vespers „Glückwunsch an die deutsche Fußballliga, sie hat dieKonkurrenzsituation unter den Sendern optimal genutzt undein Ergebnis erreicht, das auch den Kleinen zu Gute kommt“,ist deshalb nahe liegend. „Ich gehe davon aus, dass der Fuß-ball dem anderen Sport gegenüber weiter eine solidarischeHaltung einnimmt, ich meine damit auch die Unterstützungvon Projekten, beispielsweise der Münchner Olympiabewer-bung um die Winterspiele2018.“ Die Tatsache, dass derDFB dem DOSB in schwieri-gen Zeiten immer wiederfinanziell geholfen hat, kannman in diesem Zusammen-hang durchaus mit Dankbar-keit erwähnen.

Es stellt sich jedoch in ganzgrundsätzlicher Weise dieFrage, ob die Reaktionen desDOSB und seiner Mitglieds-verbände auf den Milliarden-deal der Fußballer in dierichtige Richtung weisen undob dies die angemesseneAntwort an die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstaltenist. Vor allem stellt sich dieFrage, ob sich das diplomati-sche Handeln auch auf ARDund ZDF beziehen darf,nachdem man nun übermehrere Jahrzehnte eineEntwicklung beklagt hat, dieangeblich nicht aufzuhaltenwar und bei der auchzukünftig keine Änderung erwartet werden darf. Zugespitztsind die Fragen zu stellen: Durch welche Ziele und Inhaltezeichnet sich eigentlich die Fernsehpolitik des DOSB undseiner Mitglieder gegenüber dem öffentlich rechtlichenFernsehen aus? Wer hat die Ziele dieser Politik formuliert, wervertritt sie in der Öffentlichkeit, und wer setzt sich dafür ein,dass diese Ziele auch umgesetzt werden?

Die Forderung nach einem Sportfernsehkanal ist gewiss naheliegend. Sie ist allerdings keineswegs originell, und sie ist vorallem aber wohl kaum Erfolg versprechend. Angesichts von DSF

und Eurosport wäre ein weiterer nachgeordneter Spartenkanalweder sinnvoll noch zielführend. Die Kostenfrage wäre mögli-cherweise auch zu beachten. Die Forderung, dass die ARD-Sportschau wieder ihrem Namen gerecht wird und nicht nurüber Fußball berichtet, sondern auch die Vielfalt des Hochleis-tungssports beachtet, ist ebenso nahe liegend wie einleuch-tend. Als Forderung hat sie jedoch den Charakter einer unend-lichen Geschichte, und ARD und ZDF haben bis heute nicht zuerkennen gegeben, dass sie den Wünschen des DOSB undseiner Mitgliederorganisationen entsprechen möchten.

Die Frage nach einer DOSB-Sportfernsehpolitik ist somit inerster Linie eine Frage nach der Macht und Kompetenz, dieder DOSB als die größte Mitgliederorganisation Deutschlandsin Bezug auf gesellschaftliche Entwicklungen ausüben kannund darf. Die Frage zielt auch auf das konkrete politische

Handeln der Akteure des Sports in Bezug auf die zu lösendenProbleme. Welche Rolle spielen die Rundfunkräte, die derSport in die Aufsichtsgremien von ARD und ZDF entsandthat? Inwiefern wurden in den letzten Jahren in den Mitbe-stimmungs-Gremien der öffentlich-rechtlichen Sendeanstal-ten die notwendigen Anträge gestellt, wie wurde um Mehr-heiten gerungen, wo wird auf diesem Gebiet Überzeugungs-arbeit geleistet? Welche Lobby-Arbeit ist zu Gunsten derInteressen des Sports zu erkennen? Was haben die Verant-wortlichen des Sports in den letzten Jahren auf diesemGebiet erreicht?

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Die sportpolitische Realität zeichnet sich dadurch aus, dassjede Sportart aus nahe liegenden Gründen an eigenen Inte-ressen orientiert ist. Auf diese Weise ist es für ARD und ZDFein Leichtes, in den bilateralen Verhandlungen mit den Sport-arten ihre Ziele und Interessen durchzusetzen. Im Sinne einesSendemonopols können sie den Preis definieren, Sendezeitund Sendeumfang unterliegen meistens ebenfalls ihremDiktat. Da eine DOSB-Fernsehpolitik nicht zu erkennen ist, diediesen Namen verdient, muss die große Mehrheit der olympi-schen Sportarten zufrieden sein, wenn in den Nachrichten-sendungen von ihren sportlichen Highlights äußerst knappberichtet wird, wenn in Dritten Programmen zusammenfas-sende Berichte gesendet werden und wenn im Vormittags-programm und im frühen Nachmittagsprogramm von jenenWeltmeisterschaften Live-Übertragungen möglich sind, beidenen es deutsche Sieger geben kann. Eine Sportart wieHandball kann dabei nur dann Berücksichtigung finden, wenndie deutsche Mannschaft erfolgreich spielt. Scheidet sie aus,so wird dem Handballinteressierten selbst das Endspiel einerWeltmeisterschaft vorenthalten.

Dieser Art von Programmpolitik steht der organisierte Sportohnmächtig gegenüber. Die Sender argumentieren, dass dieEinschaltquoten bei den meisten olympischen Sportartenaußerhalb der Olympischen Spiele ungenügend sind und siedeshalb beim Zuschauer kaum auf Interesse stoßen. Diese Artzu argumentieren hat sich in der Vergangenheit alsTotschlagargument gegenüber den olympischen Sportartenerwiesen. Dabei wäre es durchaus angebracht, die Fakten, d.h.die jeweils erreichten Quoten, einer genaueren Prüfung zuunterziehen. Zuschauerforschung, die wissenschaftlichenAnsprüchen genügen kann, zeigt auf, dass die Zuschauerinte-ressen keineswegs mit der bestehenden Sportarten-Pro-grammstruktur korrelieren. Hinzu kommt, dass die Quote einvöllig untaugliches Instrument zu einer sinnvollenProgrammplanung ist, da sie entscheidend abhängig ist vonden jeweiligen Programmplätzen, die miteinander verglichenwerden. An schlechten Programmplätzen lassen sich nurschlechte Quoten erzielen, an guten Programmplätzen hinge-gen ist man erfolgreich. Auf diese Weise wird die Programm-planung zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Fußball erhältdie besten Programmplätze, hat daher die besten Quoten. Alleübrigen olympischen Sportarten müssen mit nach geordnetenProgrammplätzen zufrieden sein und haben auch deshalbsehr viel schlechtere Quoten aufzuweisen.

Die Verantwortlichen des Sportfernsehens behaupten in derÖffentlichkeit, dass sie ihrem öffentlich-rechtlichen Auftraginsofern entsprechen, dass sie die Vielfalt des Sports wiederge-ben. Hierbei listen sie die Sportarten auf, die in ihrem Jahrespro-gramm Sendeminuten erhalten haben. In Bezug auf das eigent-liche Programmbild ist diese Argumentation völlig unzurei-chend. Unter quantitativen Gesichtspunkten erreichen vermut-lich 27 olympische Sportarten zusammen kaum mehr Sendemi-nuten als eine einzige olympische Sportart, nämlich Fußball.

Hinzu kommt, dass teilweise die Sendeminuten der Sportartenauf Programmplätzen gewährt wurden, die völlig irrelevantsind. Einer qualitativen Analyse in Bezug auf die Vielfalt hältsomit die Argumentation von ARD und ZDF nicht stand.

Es stellt sich aber auch sehr viel grundsätzlicher die Frage, obder organisierte Sport diese Art der Argumentation akzeptie-ren darf. Bringt der Sport selbst, wie es zuletzt der Generaldi-rektor des DOSB getan hat, Verständnis dafür auf, dass dasFinale der Tischtennismannschafts-WM in Dortmund imWestdeutschen Rundfunk nur 120.000 Zuschauer verfolgthaben und dies für zukünftige Übertragungen nicht ausrei-chend sei, so darf man sich nicht wundern, dass auchzukünftig die Einschaltquote als alleinige Währung denDialog zwischen dem organisierten Sport und den öffentlich-rechtlichen Sendern prägen wird.

Angesichts der Struktur des dualen Fernsehens in der Bun-desrepublik gibt es keinen echten freien Fernsehmarkt vordem Hintergrund, dass private Anbieter sich in der Wettbe-werbskonkurrenz zu bewähren haben, öffentlich-rechtlichesFernsehen hingegen durch den Steuerzahler finanziert wird.Diese Marktsituation hat zur Folge, dass für die meisten imDOSB organisierten Sportarten ein privater Fernsehmarktnicht existent ist. Die privaten Anbieter können nur an weni-gen für sie marktfähigen Sportarten interessiert sein. Diessind jene, die sich angesichts der Entwicklung des Sportfern-sehens in den vergangenen 50 Jahren als besonders spekta-kulär erwiesen haben. Für alle anderen Sportarten erübrigt essich, in einen Dialog mit dem privaten Fernsehen einzutreten.Auf diese Weise ist ein Monopol des öffentlich-rechtlichenFernsehens in Bezug auf die große Mehrheit der olympischenSportarten entstanden. ARD und ZDF können daher gegen-über diesen Sportarten als Monopolist antreten und ihnen diePreise diktieren, die sie für den Kauf der Sportrechte bereitsind zu bezahlen. Einen erkennbaren Marktpreis für die ein-zelnen Sportarten gibt es nicht. Wenn ARD und ZDF über ihreAgentur SportA behaupten, dass es einen Marktwert für jedeolympische Sportart gebe, so ist diese Behauptung völlig ausder Luft gegriffen. Jede Summe, die dabei genannt wird,könnte durch einen beliebigen Betrag ersetzt werden, da eskeinen Wettbewerb um die Rechte fast aller olympischenSportarten gibt. Vor diesem Hintergrund wäre es zwingendangebracht, dass man in einen Dialog über vertretbare Preisefür die olympischen Sportarten im Interesse der Verbändeeintritt, dessen Ziel sein müsste, dass am Ende eine gerechte-re Verteilung der Einnahmen aus der Übertragung von Sport-veranstaltungen für die Sportverbände möglich wird. Willman solches erreichen und will man den Ist-Zustand ändern,so ist eine neue Sportpolitik dringend vonnöten. Die Spitzen-verbände sind ebenso gefordert wie der Deutsche OlympischeSportbund. Die Mitgliedsverbände des DOSB wären gutberaten, wenn sie von ihren Repräsentanten beim nächstenBundestag eine schriftlich formulierte Programmatik ihrerFernsehpolitik verlangen würden.

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er lichte Raum im Turnerheimdes TV 1875 Sindlingen belebtsich. Acht Damen zwischen 73

und 89 nehmen auf Stühlen Platz. LydiaKarell, eine schwungvolle Übungsleiterin,arbeitet mit den Seniorinnen gezielt dieMuskulatur durch, von den Füßen überden Beckenboden und die Wirbelsäule bis hin zum Nacken.Wer als Beobachter die Aktivitäten für läppisch hält, ändertschnell seine Meinung, wenn er selbst mitmacht. Dann steigtder Respekt vor den alten Damen. „Jede Übungsstunde neh-men wir uns ein anderes Thema vor. Mal ist ein Ball im Spiel,ein Theraband oder ein anderes Gerät.“ Geübt wird im Sitzen.Denn einige sind schon in ihren Bewegungsmöglichkeiteneingeschränkt. Und manche werden vom Fahrdienst des VdKvon zu Hause abgeholt. Anschließend leitet die gelernteSozialpädagogin, die beim Deutschen Turner-Bund (DTB) eineZusatzqualifikation für die Schulung älterer Menschen erwarb,eine Gruppe, in der, wie auch in einer dritten Gruppe, zumGroßteil im Stehen und im Gehen geübt wird. Darin zeigensich die Fortschritte, die mit regelmäßigem Training erzieltwerden können. Denn eine Reihe der Teilnehmerinnen undTeilnehmer haben sich aus der Sitzsportgruppe hochgearbei-tet.

Rund 40 Damen (die älteste ist 91) kommen einmal in derWoche zu einer der drei Übungsstunden. Die Herren derSchöpfung stellen mit bestenfalls fünf eine krasse Minderheitdar. Nach wie vor lassen sich die Männer generell eher vonWettkampfformen ansprechen. Das zeigt sich auch in einemweit verzweigten Angebot von Titelkämpfen wie den Alters-klassen-Weltmeisterschaften von der Leichtathletik bis zumSchwimmen. Dort können die in die Jahre gekommenenMänner ihren Ehrgeiz im Leistungssport ausleben. Anderenehmen lieber die Angebote von Fitness-Studios wahr, die umdie „Best Ager“ werben. Früher stand in den Vereinen des DTBnoch die Tradition des Altersturnens im Vordergrund. Dakonnten in die Jahre gekommene Männer zeigen, wie gut sieihren Körper immer noch beherrschten. Erst von den siebzigerJahren an wurde der Akzent stärker auf den Gesundheits-aspekt gesetzt. Das führte zu dem Vormarsch der Frauen, diedrei Viertel der fünf Millionen DTB-Mitglieder ausmachen,

Eine wichtige Antwort auf Fragen des demographischen Wandels heißt:D

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aber im Seniorenalter oft die Bindung zu den Vereinen verlie-ren. Doch da scheint sich ein Wandel zu vollziehen.

Die Aktivitäten im Frankfurter Vorortverein TV Sindlingen sindaus dem Projekt „Aktiv bis 100“ des Deutschen Turner-Bundes(DTB) hervorgegangen, das im November 2009 gestartet undinnerhalb des „Bewegungsnetzwerks 50 plus“ des DeutschenOlympischen Sportbundes (DOSB) zwei Jahre lang vom Bun-desministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugendgefördert wurde. An dem DTB-Projekt, das speziell Menschenüber 80 (Auch Jüngere sind willkommen!) aus der Isolationihrer häuslichen Umgebung herausholen und zu regelmäßigerBewegung animieren sollte, beteiligten sich unter der Regieeines DTB-Teams vier Frankfurter Vereine (die Bornheimer TG,die TSG Fechenheim, der Frankfurter Turnverein von 1860 undder TV Sindlingen) als Modell für ein Ballungsgebiet und derTV Achern im Schwarzwald als Beispiel für einen ländlichen

Raum. Dank der Finanzmittel konnten die Vereine gezielt fürdas Projekt werben und für ein halbes Jahr ein kostenlosesSchnuppertraining anbieten.

Professor Hans Brunnhöfer, zweiter Vorsitzender des TV Sind-lingen, berichtet, dass in allen Geschäften, Arztpraxen, Alten-klubs Flyer ausgelegt wurden. Der Zulauf überraschte dieOrganisatoren. Statt wie erwartet fünf, sechs standen plötzlichan die dreißig Interessenten vor der Tür. Der Chemiker undBiologe im Ruhestand verweist darauf, wie wichtig dieZusammenarbeit mit der Caritas, dem Sozialverband VdK undanderen sozialen Einrichtungen war und ist. Sie betreuenohnehin viele der alten Menschen und empfehlen ihnen denBewegungskurs.

Wie in Sindlingen wird inzwischen auch in anderen Vereinenfür den Alltag trainiert, wird das Gleichgewichtsgefühl

Seniorensport Von Steffen Haffner

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geschult, die Gefahr von Stürzen vermindert, das Treppenstei-gen oder das Aufstehen aus dem Bett oder vom Stuhl verbes-sert. Mit gesteigerter Kraft, Beweglichkeit und neuem Selbst-bewusstsein lassen sich die täglichen Anforderungen besserbewältigen. Darüber hinaus vermindert regelmäßige körperli-che Aktivität Beschwerden bei Arteriosklerose, Diabetes, Blut-hochdruck und anderen Störungen im Herz-Kreislauf-Systemoder kann ihnen vorbeugen. Und wer erlebt, wie die altenDamen rund um die Übungsstunde lachen und schwätzen,sieht, dass der soziale Kontakt auch ein wenig mehr Freude insLeben bringt.

Erst einmal muss eine große Anfangshürde überwundenwerden. Petra Regelin, DTB-Referentin „Angebotsentwicklungfür Ältere“ berichtet, wie schwer es sei, ältere Leute zu moti-vieren. Denn die Generation 80 plus denke bei Sport eher anLeistungssport als an Gesundheitsförderung. „Da spielt dannein gewisses Schamgefühl mit, sich vor anderen sportlich zuzeigen.“ Die betagten Seniorinnen und Senioren müssten erstüberzeugt werden, dass es nicht um Leistung geht. Dann stellesich das notwen-dige Vertrauen ein.

Nach dem offiziel-len Ende desProjekts ist nunNormalität einge-kehrt. Drei-,viermal darf„geschnuppert“werden. Dannmüssen sich dieKursteilnehmerentscheiden, obsie dem TV Sind-lingen beitretenoder lieber füreinen zehnstündi-gen Kurs 35 Eurobezahlen wollen.Bisher sind 40 der45 SeniorenMitglied im TVSindlingen gewor-den. ÄhnlicheErfahrungenhaben auch die anderen vier Vereine des Projekts gemacht,von dem sich insgesamt 150 ältere Menschen angesprochenfühlten.

Das Vorzeigemodell zeigt, wie in Broschüren von Sportverbän-den propagierte Ideen mit Leben zu erfüllen sind. Als Ziel hatsich der DTB mit dem Projekt „den Aufbau von Netzwerkstruk-turen zur Umsetzung von Bewegungsangeboten für Hochalt-rige am Wohnort“ gesetzt. Auch wenn das Bürokraten-

Deutsch abschreckend und der Begriff „Hochaltrige“ unglück-lich wirkt, scheint der Weg, soziale Einrichtungen mit denSportvereinen zu vernetzen, richtig zu sein. Allein im Frankfur-ter Netzwerk „Aktiv bis 100“ arbeiten über das Ende des Pro-jekts hinaus 17 Kooperationspartner mit den vier Vereinenzusammen. 2010 wurde dieser Verbund mit dem „FrankfurterSportpreis“ und mit je 3000 Euro für jeden der vier Vereineausgezeichnet.

Über solche Aktionen hinaus will der DOSB mit seinem „Bewe-gungsnetzwerk 50 plus“, für das eine Internetplattform aufge-baut wurde, in sechs Teilprojekten Sport und Bewegung fürÄltere bundesweit fördern. Antrieb dazu ist der demographi-sche Wandel, der den Sportorganisationen neue gesellschafts-politische Aufgaben zuweist. Dabei zeigt sich immer mehr, wieUte Blessing-Kapelke von der DOSB-Abteilung „Fachgebiet derGenerationen“ in einem Artikel ausführt, „dass auch bei denÄlteren eine enge Vernetzung mit Senioren-, Sozial- undGesundheits-Organisationen sinnvoll ist, um neue Zielgruppenfür den Sport der Älteren zu gewinnen“.

Zurzeit haben 21,2 von 81,4 Millionen Deutschen die Markevon 60 Jahren überschritten. Für 2020 wird eine Zunahme derSenioren auf 24,5 und für 2030 auf 28,5 Millionen vorausge-sagt. 1950 gab es in Deutschland doppelt so viele Menschenunter 20 wie über 60. Bis zum Jahr 2050 wird sich die Pyrami-de umkehren. Zwischen 2000 und 2010 steigerte sich die Zahlder über 60-Jährigen im DOSB mit seinen 95 Mitgliedsorgani-sationen von 2,5 auf 3,8 Millionen um 52 Prozent (bei denFrauen von 900.000 auf 1,5 Millionen, bei den Männern von

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1,6 auf 2,3 Millionen). Allein im DTB nahm der Anteil der über60-Jährigen zwischen 2001 und 2011 von 645.000 auf962.000 zu. Von 1990 bis heute stieg die Zahl der DOSB-Mitglieder im Seniorenalter von 1,3 sogar auf 3,9 Millionen.Darin, dass der größte Zuwachs in der höheren Altersgruppeerfolgt, sehen die Experten einen Ausfluss des gesteigertenGesundheitsbewusstseins der älteren Generation. Auch hat esim organisierten Sport ein Umdenken gegeben. In den siebzi-ger Jahren wurde in der Turnbewegung und später auch beimDSB und seinen Verbänden erkannt, „dass es nicht mehr nurum die Teilhabe älterer Menschen an einer fertigkeits- undleistungsorientierten Sportartkultur, sondern um eine gesund-heitsorientiert ausgerichtete, vielfältige Bewegungskultur derüber 60-Jährigen gehen muss“ (Andreas Luh in „SportZeit“1/2005).

Trotz der Steigerungsraten besteht nach Auffassung des DOSBwenig Grund zur Zufriedenheit. So sei der Organisationsgrad(die Zahl der Mitgliedschaften im Verhältnis zum Bevölke-rungsgrad in der Altersstufe über 60) mit 14 Prozent bei den

Frauen und 27 Prozent bei den Männern immer noch rechtgering. In einer so genannten „Nicht-Beweger-Studie“ wirdfestgestellt, dass 48 Prozent der Männer und 53 Prozent derFrauen über 65 sportlich nicht aktiv sind. Und dass darüberhinaus 28 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauendieser Altersstufe sich praktisch kaum körperlich bewegten.Damit bleibt ein umfangreiches Reservoir an Maßnahmen, dieder Gesundheit förderlich sind, in der stattlichen Gruppe derBewegungsmuffel ungenutzt.

Doch es tut sich eine Menge im Lande der Senioren. Der DOSBwill mit Projekten wie „Richtig fit ab 50“ und „Bewegungsan-gebote 70 plus“ die Älteren auf Trab bringen. Eine Vielzahl vonInitiativen und Aktivitäten der Turn- und Sportvereine sorgtfür neue Mobilität. Auf diese Weise sollen verschiedene Alters-gruppen zugleich Generationen übergreifend in den Vereinenzusammen-geführt werden. Eine Vielzahl von Seniorensport-Vereinen, die sich an dem schon 1968 gegründeten Mönchen-gladbacher Verein „Sport für betagte Bürger“ orientieren,bemühen sich dagegen, alte Menschen mit vielseitigen Ange-botsformen über den Sport hinaus zurück in die Gemeinschaftzu führen.

Der Landessportbund Hessen führt mit Hilfe von 34 eigensausgebildeten Bewegungsstarthelfern über 50-Jährige wiederan Sport und Bewegung heran. Dies wird in Projekten des LSBNiedersachsen und Thüringen mit dem Aufbau von zwanzigkommunalen Netzwerken zwischen Sportvereinen, Kreissport-bünden, Kommunen sowie unterschiedlichen Senioren-,Sozial- und Gesundheitseinrichtungen angestrebt. Bewe-

gungsparcours schießenaus dem Boden, oft, wiein Darmstadt, wo schonzwei existieren und eindritter entsteht, vonSportvereinen, Kommu-nen, Landessportbündenoder dem Gesunde-Städte-Netzwerk getragenund von Sportwissen-schaftlern begleitet. DenImpuls für das Netzwerkder südhessischen Stadtgab der „Seniorenspiel-platz“ im nahen Oden-wald-Städtchen Groß-Bieberau, der mit Spiel-und Fitnessgerätenbestückt ist und täglichvon 20 bis 50 Übungswil-ligen genutzt wird.

Die gewaltige Aufgabe,die mit dem demographi-schen Wandel auf dieGesellschaft zukommt,

kann nur von der Politik, den sozialen Einrichtungen und demSport gemeinsam bewältigt werden. Dabei sollte dem Senio-rensport der Verbände und Vereine auch in der finanziellenAusstattung eine wichtigere Rolle zugedacht werden. „ Sportim Alter ist wie Rudern gegen den Strom. Hört man auf, danntreibt man wieder zurück“, wie ein aktiver Senior feststellte.Das Ziel aller Anstrengungen liegt auf der Hand: ein großerökonomischer Nutzen und ein freudvolleres, menschlicheresLeben zwischen 60 und 100.

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ensch, Papa, Du musst Dich schneller bewegen“,kommentiert der Kindermund beim „Family-Fun-Turnier“ der Badmintonabteilung im Turnverein

1908 Kall, Dortmund. Aufmunternde Vergleiche derGeschlechter und Generationen sind durchaus in Ordnung.Als der Verein für Leibesübungen Nürnberg zusammen mitanderen Institutionen einen Familien-Sportabzeichentagdurchführte, sagte Sport-Bürgermeister Horst Förther undselbst aktiv, es seien Erlebnisse besonderer Art, wenn dieKinder mit den Eltern oder die Großväter und -mütter mitden Enkeln wetteifern könnten.

Im Familiensportpark des Idarer Turnvereins 1873 spielenFamilien Fußball, Handball oder Boule: gemeinsam oder inspontan gebildeten Gruppen. Einzelne Familienmitgliedertreiben Sport für sich allein. Alle sind beschäftigt und habenihren Spaß. 30.000 qm umfasst das Gelände des DJK-Turn-und Sportvereins 1955 Stenern, Bocholt. Es ist um ein Drittelgrößer als die alte Anlage, hat ein neues Vereinsheim, einenRasenplatz und drei Tennisplätze. „Wir sind ortsnah undfamilienfreundlich“, hob Dr. Thomas Paus, der 1. Vorsitzende,bei der Eröffnung hervor.

So sind Sport und Spiel für die ganze Familie auf einemguten und gangbaren Weg: kontinuierlich und mit Augen-maß, den Möglichkeiten entsprechend oder auch mutig, imRückblick auf gewachsene Strukturen oder in der Voraus-schau auf erkennbare neue Herausforderungen. Vereinsvor-stände und Sportausschüsse mit Weitblick machen Angeboteim Familienverbund und für einzelne Interessierte, sportart-spezifisch und sportartübergreifend. „Bei uns können Kinder,Jugendliche, Frauen und Männer ihre persönliche Sportartausüben – allein, zu zweit oder mit der ganzen Familie“, wirbtder Fußballclub Irfersdorf 1913, Beilngries, im Internet. Fuß-ball für alle Altersklassen gehört dazu, dann aber auch Fit ab50, Volleyball und Tanzen.

Das „Turnen für Muter und Kind“ als traditionelles Angebotder Vereine und Abteilungen im Deutschen Turner-Bund(DTB) bezeichnet weitestgehend die Ausgangslage. Es wurdeim Laufe vieler Jahre inhaltlich ergänzt, familiengerechterweitert und in vielen Sportorganisationen eingeführt. Diesepositive Entwicklung hält an. Denn sportliche Einsichten undgesellschaftspolitischer Handlungsbedarf gehen immerwieder tragfähige und dauerhafte Verbindungen ein.

Der Saarländische Sportverein Heiligenwald stellt neben demBalancieren, Hüpfen und Klettern für Ein- bis Vierjährigeauch das „partnerschaftliche Miteinander zwischen Kind undErwachsenem“ heraus. Beim Eltern-Kind-Turnen „reißt derAnsturm nicht ab“, berichtet der Turn- und SportvereinNeuenwalde v. 1912 im „TURNER-Brief“, der Vereinszeit-schrift. Das „WOCHENBLATT Ludwigshafen“ informiert überdie „Vielfalt beim Eisenbahner-Sportverein (ESV)“ Ludwigsha-fen und hebt ausdrücklich das Eltern-Kind-Turnen als regel-

mäßiges Kursangebot und das zum zweiten Mal stattfindendeFamilien-Sportfest hervor.

Als Institution hat sich bereits die Familienwanderfahrt derHeilbronner Rudergesellschaft „Schwaben“ durchgesetzt. DieLiga für freie Lebensgestaltung Kiel, ein Verein des DeutschenVerbandes für Freikörperkultur (DFK), hat das 3. „Familien-Klubb-Turnier“ des Landesverbandes Schleswig-Holsteinorganisiert. Diese Veranstaltung wird bei schnell steigenderAkzeptanz jedes Jahr an einen anderen Ausrichter vergeben.Mit einer Neuheit wartete die 2012 ebenfalls erst zum 3. Malausgeschriebene „Tour der Generationen“ als „Familien-Rad-Sternfahrt“ der Sportvereinigung Ahorn 1910 auf. Denn zumersten Mal konnten auch Aktive mit einem Handicap teilneh-men.

Der Sportverein Suhl hat eine feste wöchentliche, vom Wetterunabhängige, Hallenzeit für Familiensport und bezieht auchGroßeltern, Tanten und Onkel bewusst in seine Informationenmit ein. Der Jenaer Rad Verein betreut Radsportbegeistertezwischen 7 und 77 Jahren. Auf seiner Homepage schreibt erFamiliensportfeste und Familien-Radwanderungen aus. WeilGeselligkeit einen hohen Stellenwert hat, werden auch dafürTreffs terminiert. „Alle Mitglieder, aber auch Verwandte,

M Die Familie - Ein

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Bekannte und Freunde sind dazu eingeladen“. Dr. WinfriedBenner, der ehemalige langjährige Vorsitzende des DJK-Turnvereins Hammelburg 1892, hat zum 59. Mal die Bedin-gungen für das Deutsche Sportabzeichen in Gold erfüllt. „Mr.Sportabzeichen“ wird der 77-Jährige liebevoll genannt, auchvon seinen fünf Enkeln, die alle bereits mehrfach das Jugend-sportabzeichen erworben haben.

Wenn alle Generationen mit altersentsprechenden Angebotensportlich aktiv sein können, ist das bereits ein sehr gutes Bei-spiel für das Sporttreiben mit der ganzen Familie. Vorrang hatdas Vorhandene an Sport und Geselligkeit. Daraus lässt sich mitder Zeit entwickeln, was Mitglieder oder Interessierte wün-schen und Mitarbeiter in Führung, Sportpraxis und Verwaltungleisten können. Wer dabei den Familienverbund immer im Sinnhat, liegt sowieso richtig mit Ergänzung und Ausweitung.

Wettkämpfe haben in dieser Gemengelage immer ihren Reiz.Zu Pfingsten richtet der Hardter Tennisverein, Dorsten, einEltern-Kind-Turnier aus. Die weibliche B-Jugend in der Turn-und Sportgemeinde 1861 Giengen/Brenz spielt 3 x 20 Minu-ten gegen ihre handballerfahrenen Mütter und Tanten. 14Freizeitteams, meistens zunächst zuschauende Eltern, habensich schon im Uhlenhorster Hockey-Club, Hamburg, gebildet.Beim 9. Familienturnier im Tischtennis des Haaner Turnvereins1863 waren 14 Mannschaften am Start, wobei die aktivenJugendlichen immer mit einem Familienangehörigen zusam-men spielen.

„Familien raufen“ heißt das Angebot im Sarkwitzer Sportver-ein und im Sereetzer Sportverein. In 28 Vereinen des Landes-sportverbandes Schleswig-Holstein (LSV) vermitteln Aikido,Judo, Ju-Jutsu oder Jiu-Jitsu neue Erfahrungen und gemein-same Erlebnisse. Vor allem die Printmedien berichten enga-giert, Familienbildungsstätten und lokale Bündnisse fürFamilien sind interessiert. Die LSV-Initiative ist Teil desModellprojekts „Sport bewegt Familien – Familien bewegenden Sport“ des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).Es wird vom Bundesministerium für Familien, Senioren,Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert und hat das ehrgeizi-ge Ziel, die Familienfreundlichkeit in 91.000 Sportvereinenweiter auszubauen.

Das Familienzentrum Kindergarten Dewitzstraße, Lemgo, undder Turnverein Lemgo von 1863 bringen Erzieherinnen, Elternund Sportbegeisterte in einem Fit-Mix-Kurs zusammen. BeideOrganisationen sind Anlauf- und Anmeldestellen. Der Turn-verein Cannstatt 1846 und das Stuttgarter Gesundheitsamt,dazu die Eltern sowie die Cateringfirma für die Sportkinderta-gesstätte haben ein schlüssiges Konzept entwickelt, mit demSport, Bewegung, Gesundheit und Ernährung als Einheit in

die Tat umgesetzt werden. Drei Kleinvereine aus der Ucker-mark beteiligen sich am Projekt „Die Familie – ein starkesTeam im Sportverein“ des Landessportbundes Brandenburg.Der Eishockeyverein Flemsdorfer Haie, die SportgemeinschaftCrussow und der Sportverein Rot-Weiß Carmzow tauschenihre Erfahrungen aus, erkennen Synergieeffekte in kreativerKooperation und empfehlen sich für ein aktives Familienle-ben, die Werbung für engagierte Mitarbeit eingeschlossen.

Die Sportvereine sind darauf angewiesen, dass Familien odereinzelne Mitglieder uneigennützig Fähigkeiten und Finanzengemeinschaftsdienlich einsetzen. Der Turnverein 1846 Brettenführt seine beständigen Erfolge im Gerätturnen der Schüle-rinnen und weiblichen Jugendlichen nicht nur auf das Enga-gement des Trainerteams und die Kompetenz von sechsKampfrichterinnen zurück. Gedankt wird vor allem im „TurnerEcho“, der Vereinszeitschrift, „den vielen Eltern, die sich mitihren PKW`s als Fahrer zur Verfügung stellen“. Der Schwimm-Club Phönix von 1988 Heide (SC) hat einen Elternbrief veröf-fentlicht. Auch hier werden die helfenden Mütter und Väterzunächst als gute Beispiele aufgeführt und die noch Unent-schlossenen im Interesse ihrer Kinder gezielt angesprochen.Wenn Eltern sogar zu Einsätzen im Kampfrichterwesen bereitsind, übernimmt der SC die Kosten für die theoretische Aus-bildung. Die Sportvereine setzen außerdem finanz- undgesellschaftspolitisch bedeutsame Zeichen, indem sie Famili-enbeiträge berechnen. Dafür sind immer Beschlüsse derMitgliederversammlungen als oberste Vereinsorgane erforder-lich. Sie werden meistens einstimmig, mindestens aber mitüberwältigender Mehrheit gefasst und sind seit Jahrzehntenunverzichtbarer Teil sozialer Staffelungen.

Ergänzende Regelungen kommen dazu. Die SportvereinigungSterkrade-Nord 1920/25, Oberhausen, oder der Sportverein„Grün-Weiß“ Vallstedt von 1897, Vechelde, erstatten Beiträgefür das minderjährige Kind nach den Bestimmungen desSozialleistungsträgers, wenn der ErziehungsberechtigteGrundsicherungsleistungen nach dem Sozialgesetzbuch IIbzw. Kinderzuschlag oder Wohngeld erhält. Das Shotokan-Karate Dojo Bad Salzuflen schreibt sportspezifische Lehrgängemit abschließender Prüfung aus. Wenn drei Familienmitglie-der teilnehmen, zahlen nur zwei.

Zur „Familienzeit in Gruppen“ motiviert der Turn- und Sport-verein Berlin-Wittenau 1896: Kinder, Geschwister, erwachseneBezugspersonen jeden Alters. Ergänzend zum Spielen undSporttreiben in aller Vielfalt wird Vertrauen aufgebaut undgestärkt im gegenseitigen Nehmen und Geben: „Du bist da.Du fängst mich auf“. So beeinflussen neue Erfahrungen undgemeinsame Erlebnisse im Denken und Handeln die Entwick-lung zu noch mehr familienfreundlichem Sport.

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starkes Team im Sportverein Von Karl Hoffmann

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in Vormittag im Mai. Der Pförtner am Eingang zumMünchner Olympiapark empfängt leicht genervt. KaumPlatz heute auf den Parkplätzen, die Allianz ist im Haus.

Handwerker eilen behänden Schritts in die große Olympiahal-le. Vorbereitungen für die Aktionärsversammlung des Versiche-rungsriesen. Stress auch in der Chefetage der Parkverwalter.Das Olympiastadion kann dem Andrang zum Public Viewingaus Anlass des bevorstehenden Champions League-Finales mitden Bayern in der Fröttmaninger Arena nicht mehr standhal-ten. 65.000 Karten: Im Nu vergriffen, die Olympiapark Gesell-schaft (OMG) muss anbauen: Auf der Theresienwiese, wo fürgewöhnlich erst im Herbst der Wahnsinn tobt. Die Ruhe selbstan diesem Tag sind offenbar nur die Gartenpfleger des Ensem-bles. Auf Golfplatzniveau trimmen sie die hügeligen Rasenflä-chen, sie wissen, was sie dem Ruf des Parks schuldig sind.Akkurate Pflege steht hier täglich auf der Agenda.

Das gleißende Sonnenlicht des Frühjahrstags taucht die Anla-ge in sanfte, irgendwie geheimnisvolle Farben. Münchenleuchtet - mal wieder. Die Gedanken des Besuchers wendensich augenblicklich rückwärts: In die Zeit vor 40 Jahren, als derPark aufging in der unaufdringlichen pastellfarbenen Kompo-sition des Otl (eigentlich Otto) Aicher - geniale Erwiderung desUlmer Gestaltungsbeauftragten der Olympischen Spiele 1972auf das beklemmende NS-Blutrot von Olympia 1936 in Berlin.

Es war Aicher gewesen, der weiland Willi Daumes Mahnung,das Vertrauen nicht zu enttäuschen, das die Welt den Deut-schen zwei Jahrzehnte nach Kriegsende mit der Vergabe derSpiele nach München entgegenbrachte, früh umgedeutethatte in die Vorstellungen des Gestalters. „Nimmt es uns dieWelt ab, wenn wir darauf hinweisen, dass das Deutschlandvon heute ein anderes ist als das Deutschland von damals“,fragte er und fuhr fort: „Vertrauen gewinnt man nicht durchWorte, sondern durch sichtbare Bezeugungen und gewonneneSympathien. Es kommt weniger drauf an, zu erklären, dass esein anderes Deutschland gibt, als es zu zeigen.“

Jedermann überzeugender Beleg des Aicherschen Vortrags ausden Sechziger Jahren: Der Olympiapark, das einzigartige Erbeder Münchner Spiele. Seine scheinbare Unverbrauchtheit amsonnigen Maitag anno 2012 verführt zum Träumen. Wie sieheute wohl empfinden würden, die ehemaligen Olympiaplaner,Initiator Willi Daume, Stadionarchitekt Günther Behnisch,Gartengestalter Günther Grzimek, Parkverwalter WernerGöhner und eben Otl Aicher, alle nicht mehr von dieser Welt?Der neben Behnischs Partner Fritz Auer einzig noch lebendeEntscheider von damals, Münchens Alt-OB Jochen Vogel, hatdieser Tage versucht, sich vorzustellen, „wie ungeheuer zufrie-den sie wohl wären, wenn sie heute, an einem sonnigenNachmittag durch den Olympiapark schlendern, und es darinvor lauter Touristen und Einheimischen nur so wimmelt.Menschen, die spazieren gehen, joggen, auf Bänken sitzen,sich unterhalten und in Frieden mit sich und ihrer Umgebungentspannen – genau so, wie sie es sich gewünscht hatten“.

Stolz nennt Ralph Huber, seit 2007 im Olympiapark und nunsein erst dritter Chef (nach Werner Göhner und WilfridSpronk), kaum glaubliche Zahlen: acht Millionen Menschenvon der Lebensart, wie Vogel sie sich vorstellt, besuchenjährlich den Park, plus vier Millionen, die ein Ticket kaufen fürdie diversen Veranstaltungen der Parkgesellschaft. Nur dieAltstadt Münchens rund ums Hofbräuhaus könne noch besse-re Zahlen bieten, ergänzt Hubers Stellvertreter Arno Hartung,ein Urgestein des Parks. Was die Menschen anlockt? „DieArchitektur, ihre Silhouette, weil er ein Wahrzeichen ist“, sagtHuber. Seine zentrale Lage, seine Unversehrtheit, sollte manergänzen. Was für ein Kontrast zu den leblos erscheinendenAnlagen anderer Olympiastädte. Selbst im Pekinger Park derSpiele von 2008 wurde „Unkraut auf der Tribüne“ (Spiegel)gesichtet. „Schlimm ist Athen“, weiß Hartung, „nur Barcelonakommt in etwa an uns ran.“

Folglich durchaus mit berechtigtem Selbstbewusstsein dürfendie Stadt und ihre „Tochter“ OMG im Sommer jubilieren. EinFestival ist in Planung für den 26. August – das ist der Tag, derin München in goldenem Rahmen steht: strahlend schönerEröffnungstag der Spiele vor 40 Jahren. Im dann vorwiegendsportiven Treiben wird es kaum ein Verschnaufen geben, keineZeit bleiben für nachdenkliche Töne. Dabei sind die längstangestimmt. Im Maienlichte glänzt oft nur die Oberfläche,indes mit Röntgenaugen auf sie zu blicken, legt Brüchigkeitdarunter bloß. Trotz aller kosmetischen Pflege ist der Park, derin den 1960er-Jahren nicht für ein halbes Jahrhundert geplantwar, aber ein Muster für Nachhaltigkeit geworden ist, in dieJahre gekommen. Beton beginnt zu bröseln, unter der Last desAlters ächzt Betriebstechnik. Modernität sieht anders aus.

Gewaltige Millionensummen sind aufzubringen, um dasSchmuckstück aufzupolieren. Ein niedriger dreistelliger Millio-nenbetrag ist bereits investiert, die Renovierungskosten fürdas berühmte gläserne Zeltdach, für dessen Entwurf einst dieStrumpfhose der Frau von Architekt Auer herhalten musste,werden hoch in die 80 Millionen gehen. Vielschichtig ist dasGewirr der Stimmen: Wie nur kann die Stadt den notwendi-gen Relaunch stemmen im Angesicht anderer gleichbedeuten-der städtischer Investitionsmaßnahmen? Ein Runder Tisch mitallen Parteien und zuständigen Gremien soll Klarheit schaffen.Das Stichwort für die Runde heißt: Zukunftssicherung desneben dem Hofbräuhaus weltweit bekanntesten Wahrzeichensvon München. Ralph Huber hofft, dass Nägel mit Köpfengemacht werden, „weil alle Entscheider am Tisch sitzen“.

Für Huber und seine Leute geht es nicht nur um Renovierung,sondern immer auch um die Balance zwischen Bewahrung desUrsprünglichen und Anpassung an die Bedürfnisse des 21.Jahrhunderts. Ein Museum soll er nicht sein, der Park, „Schuh-schachteln wollen wir aber auch nicht reinstellen und dasGrün nicht versiegeln“ (Huber). Der OMG-Chef hat sich sagenlassen, was einst Gartenbauer Grzimek angemahnt hat: „DerPark ist eine Gebrauchslandschaft, und die muss Veränderung

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unterworfen sein.“ Arno Hartung definiert die Problematikformelhaft: „Das Erbe bewahren, davon leben wir.“

Das Handicap der Parkwächter könnte im niedrigen einstelli-gen Bereich liegen, hätte es nicht zwei existenzielle Zäsurengegeben: 2005 den Auszug des Dukatenesels FC Bayern ausdem Olympiastadion und 2011 Münchens deftige Niederlagebei der IOC-Wahl für Winterolympia 2018. Der ökonomischeund mediale Verlust durch den Umzug der Fußballer nachFröttmaning: nicht zu kompensieren. Es sei aber „falsch, demjetzt noch nachzutrauern“ (Hartung). Und, ja doch, mit demdann zusätzlich von Bund und Land für Olympia 2018 bereit-gestellten Geld wäre die Nachrüstung des Parks „zu hundertProzent leichter geworden“ (Huber). Logisch deshalb, dass dieOMG an eine zweite Bewerbung denkt, zumal sie „einen Spaltbeim DOSB“ entdeckt haben wollen, wie immer der aussehenmag. Gleichwohl sind sie irritiert über missverständliche

Erklärungen seitens desSports zur Frage Sommer-oder Winterolympia inDeutschland. „Das Inte-resse am Wintersport istinzwischen höher“, willRalph Huber herausge-funden haben, unteranderem der Sportleridolewegen, die er mehrheit-lich in Schnee und Eisverortet.

Gleichgewicht halten isteine Übung, die nicht nurder Ästhetik des Parksbekommt. Auch demUnterhaltungsangebot derAnlage muss sie Gelenkig-keit verschaffen und,speziell den Sport betref-fend, der altersbedingtenGeschmacksveränderungder Konsumenten Rech-nung tragen. Es gilt,Ausblick halten nachneuen Zielgruppen. MitTraditionswettbewerbentun sie sich zunehmendschwer in München, wasdie OMG aber nicht davonabhält, Bewerbungen uminternationale Meister-schaften olympischerTopdisziplinen ins Auge zufassen; oder das Olympia-stadion doch noch malwieder herzurichten für

den Fußball, wie im Mai das Champions League-Finale derFrauen. Auch die gerade beendeten Special Olympics passtenbestens in die Traditionslinie. „Die Vergangenheit nicht negie-ren“, sagt Huber, „der Übergang muss fließend sein“: in Rich-tung der Events, die die Jugend anlocken, die Klientel derZukunft.

So war denn der Jubel im Bungalow am Brauchle-Ring nichtzu überhören, als die OMG jetzt den Zuschlag erhielt für dieSommer-X-Games der Jahre 2013 bis 2015, das cool-flockigeSpektakel des US-Sportsenders ESPN für Extremsportarten.Risikofaktoren und Gänsehautgefühl all inclusive. Für die OMGist die Errungenschaft aus Übersee wie neuer Wein in altenSchläuchen. Also, ein Prosit auf die Zukunft. WillkommeneBegleiterscheinung: erstmals wird es wieder bunte Bewegbil-der aus dem Olympiapark für die ganze Welt geben. Mussdann nur noch die Sonne scheinen wie einst im Mai.

Ein Muster für Nachhaltigkeit:

40 Jahre Olympiapark MünchenVon Michael Gernandt

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s ist wichtig, dass wir Ines Geipel haben.“ Dieses Wortstammt aus berufenem Mund. Joachim Gauck, damalsnoch nicht Bundespräsident, würdigte die ehemalige

DDR-Sprinterin, Anti-Doping-Kämpferin und Schriftstellerinin seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des Ethik-Preises

des katholischen Sportverbandes Deutsche Jugend-Kraft(DJK) 2011 an Geipel und deren Art, sich einzumischen.

Dieser Weg durch den manipulierten Sport, („Ich kam aus derMitte der Diktatur“) in die Freiheit war beschwerlich und mitheftigen körperlichen Beschwerden verbunden. Es war derklassische Weg junger DDR-Sportler: von der Spartakiade mitden betrügerischen Methoden des Zwangsdopings über dieKunststoffbahnen der DDR, in Rom, Paris oder Mexiko bis hinzu einem (Staffel-)Weltrekord. Laufen war für Ines Geipel einezeitlang Lebensinhalt. „Mit Laufen habe ich überlebt“, sagt dieheute 51-Jährige. Aus kindlichem Laufen als „Naturkind“wurde das schnelle Laufen. Mit Sprinten konnte die blondeAthletin über die kleine Welt der DDR hinausschauen. „MitLeistung konntest du die Welt sehen“, lautet ihr ambivalentesFazit, denn es gab schmerzliche Risse in der Sprintkarriere dergebürtigen Dresdnerin. 11,21 Sekunden war ihre Bestzeit über

100 Meter – auch heute noch eine Weltklassezeit. Sie wurdeStartläuferin der 4x100 Meter-Staffel des SC Motor Jena, die1984 mit Bärbel Wöckel, Ingrid Auerswald und Marlies Göhrmit 42,20 Sekunden einen bis heute nicht erreichten Weltre-kord für Vereinsstaffeln aufstellte. Mit dieser Zeit hätten sienoch bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking die Gold-medaille geholt. „Wir haben diesen Rekord einfach so auslaissez-faire erzielt“, erinnert sich Geipel an die Zeit, in derdurch den Olympiaboykott des Ostens 1984 in Los Angelesdie Luft eigentlich raus war, die Staffelläuferinnen liefenohne Druck. „Ich habe den Staffelstab Bärbel Wöckel, die ja sounheimlich schnell war, quasi hinterhergeworfen“, sagt Gei-pel. Es war eine symbolische Handlung, denn Geipels Lauf-bahn war danach bald zu Ende.

Weil der Rekord für Ines Geipel das Produkt staatlichenDopings und damit Betrug und Körperverletzung zugleich einkrimineller Akt war, ließ sie sich 2005 aus der Rekordlistestreichen. Die drei Staffelkolleginnen sind bis heute nicht gutzu sprechen auf die Außenseiterin Geipel. Ihr späteres Enga-gement im Anti-Dopingkampf brachte ihr Beschimpfungenund körperliche Attacken ein. Mit 14 war sie aus dem Eltern-haus geflogen und landete im Internat, mit 17 kam sie in denSportclub in Jena. Heute spricht sie von der „Tragik desTalents in der Diktatur“. Ihre Start-Situation - „Der musische,aber haltlose Vater, der in seiner Agententätigkeit aufgeht,die ohnmächtige Mutter, Tochter eines NS-Funktionärs, diesich in der Kälte einrichtet“ - schildert sie als Schriftstellerinspäter in ihrem zweiten Roman „Heimspiel“.

Mit der Aufnahme in den SC Motor Jena wurde sie unmittel-bar ins medizinische Programm der „unterstützenden Mittel“aufgenommen, ins konspirative Zwangsdopingsystem der

Ines Geipel und Hansjörg Kofink – Weggefährten im Anti-Doping-Kampf aus Ost und West Von Ewald Walker

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Ihr Hintergrund kann unterschiedlicher nicht sein. Ex-Sprinterin Ines Geipel wurde als staatlich anerkanntesOpfer des DDR-Zwangsdopings zur personifizierten Widerstandskämpferin gegen Doping und für ihre „großeLiebe zur Wahrheit“ von Joachim Gauck, dem heutigen Bundespräsidenten, mit dem Ethikpreis der DJKgeehrt. Der ehemalige Kugelstoß-Bundestrainer Hansjörg Kofink leitete 1972 seinen Anti-Doping-Kampf miteinem „Brandbrief“ vor den Olympischen Spielen an das NOK für Deutschland und den Deutschen Leichtath-letik-Verband (DLV) ein. Porträts zweier Weggefährten im Anti-Doping-Kampf aus Ost und West.

Von der Sprinterin zurSchriftstellerin

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DDR, seit 1974 etabliert. Die blauen Pillen (Oral-Turinabol)waren in ihm der Basis-Stoff. „Jedes Kind weiß, dass es Tab-letten nimmt. Aber kein DDR-Athlet erhielt die nötige Infor-mation, was Nach- und Nebenwirkungen dieser Tablettenwar", sagt Geipel. Die gesundheitlichen Wirkungen warenauch für sie fatal. Im Rückblick fühlte sich Geipel wie einhochgezüchtetes Pferd. „Start: die Klappe geht auf, ich binlosgerannt“, das war Sprint für die Blondine.

Die Liebe zum späteren Geher- Olympiasieger Ernesto Canto1983 im Mexiko-Trainingslager und ihre Fluchtgedankenrückten Geipel in die Stasi-Observation. Das Ende ihrer leis-tungssportlichen Karriere verlief 1985 dramatisch. Wie siespäter aus ihrer Stasi-Akte erfuhr, wurde Geipel lückenlosausspioniert. „Lehrer, Vater, Trainer, Mit-Athleten, Nachbarn –mein ganzes Jenaer Umfeld hatte mich im Visier“, lauteteGeipels schockierende Erkenntnis. Man wollte die unliebsameSprinterin "strategisch vernichten", wie es im Stasi-Jargonhieß, das bedeutete: aus dem Sport haben. Bei einer Unter-leibsoperation wurden ihr deshalb innere Organe bewusstverletzt. Doch das nicht genug: Immer wieder kam es zuTribunalen, bei denen sie sich gegen ihre oppositionellenFreunde zu entscheiden hatte. Als sie sich vor Sportfunktio-nären klar und deutlich für die Freunde aussprach, waren dieMessen gesungen: Im Sommer 1985 hatte sie binnen zehnMinuten das Vereinsgelände in Jena zu verlassen. DieserRausschmiss wurde ihr Aufbruch. Sie studierte Germanistik inJena und floh 1989 zu Fuß über Ungarn in den Westen. „DieErfahrungen im Sport halfen mir, aus dem System wegzulau-fen.“ In Darmstadt studierte sie Philosophie und Soziologieund begann, nach einer eigenen Sprache zu suchen für ihrein der DDR geprägte.

"Diese Zeit nach 1989. Sie war so faszinierend wie unbedingtnötig, weil so klärend", sagt sie. Der Heidelberger Doping-Experte Professor Werner Franke motivierte Geipel, sich imBerliner Doping-Prozess 2000 gegen ehemalige DDR-Sport-führer als Nebenklägerin aufzustellen. „Ines Geipel war eineder wichtigsten Stimmen im Anti-Doping-Prozess“, bewertetFranke ihr Engagement aus heutiger Sicht. Sie leistete ihrenBeitrag für die Verurteilung der DDR-Doping-Verantwortli-chen und auch dafür, dass knapp 200 weitere Geschädigte alsstaatlich anerkannte Dopingopfer eine Entschädigung erhiel-ten. „Ines Geipel ist der personifizierte Widerstand gegenDoping“, beschreibt der Rottenburger Hansjörg Kofink, nochheute die Rolle seiner Mitstreiterin im Anti-Doping-Kampf.

Die Geschichte der jungen Sprinterin, eingebunden ins DDR-Staatsdoping, hat Geipel durch ihren Weg und ihre Haltunglängst hinter sich gelassen. Dafür hat sie sich als eine derganz wenigen Sportler als Schriftstellerin etabliert. Sie mischtsich ein, nicht nur im Sport. „Wer will nicht ein Sternchensein in dieser Gesellschaft“, kommentiert die inzwischen alsProfessorin für Verskunst an der Berliner Hochschule fürSchauspielkunst tätige Intellektuelle die Streichung ihres

Namens in der Liste der DLV-Rekorde und den Ersatz durchein Sternchen ironisch. Für das Verhalten ihrer ehemaligenStaffelkolleginnen hat Geipel nur wenig Verständnis. „Psycho-logisch kann ich das noch nachvollziehen, aber bitte: Wir sinddoch keine Jungpioniere mehr. Wann soll er denn kommen,der Abschied vom DDR-Zwangsdoping? Man muss sich dochirgendwann mal emanzipieren, sonst gibt man sich dochlebenslänglich“, sagt sie. Unterstützung erhielt sie dafür auchvon Joachim Gauck. „Sie sonnen sich im Stolz einmal errun-gener Siege – egal wie diese Siege zustande kamen“, sagteGauck in seiner Laudatio bei der DJK-Ethik-Preisverleihung.„Wir sind mit Ines Geipel traurig über die Top-Athleten derDDR, die nicht aufwachen wollen“, so Gauck weiter.

Längst hat sie als Schriftstellerin mit inzwischen 15 Buchver-öffentlichungen ihre persönliche Geschichte, aber auch die inOst und West ein Stück aufgearbeitet. In „No Limit“ geht esum die gut „trainierte“ Chemie-Kultur im Sport wie in derGesellschaft. Im „Seelenriss“ fragt sie nach den Folgen unsererEffizienz-Gesellschaft und erzählt in biografischen VignettenDepressions-Schicksale wie das des Fußballtorwarts RobertEnke. Mit ihrem im März 2012 erschienenen Buch „Der AmokKomplex oder die Schule des Tötens“ zeigt sie Hintergründejugendlicher Gewalt, konkret von fünf aktuellen Amokläufen,auf.

Ines Geipel hat selber Seelenrisse erfahren. Man merkt esihren Büchern an. Sie glaubt an "die Konstruktive desSchmerzes, eben daran, dass man auf Brüche, Risse, Knotenzugehen muss, um sie aufzulösen. Abhauen und Beschwei-gen, das kann keine Lösung sein."

ie wird man eigentlich Anti-Doping-Kämpfer?Hansjörg Kofinks Weg in die dunklen Kanäle desSports begann unmittelbar vor Beginn der Olympi-

schen Spiele 1972 in München. Weil drei seiner Kugelstoße-rinnen, darunter auch seine Frau Sigrun Kofink, trotz erfüllter

Olympianorm nicht für die Spiele im eigenen Land nominiertwurden - es war die einzige Disziplin, die wegen „mangelnderLeistungsstärke“ gegenüber den mit Anabolika gedoptenOstblock-Athletinnen unbesetzt blieb – trat Kofink von sei-nem Posten als Bundestrainer zurück und kämpft seitdemgegen das Damoklesschwert des Sports.

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Mahner undKämpfer fürsauberen Sport

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„Ohne Dopingmittel sind die plötzlichen Leistungssteigerun-gen von bis zu drei Metern nicht möglich“, schrieb Kofink am5. August 1972, drei Wochen vor Beginn der Spiele in einem„Brandbrief“ an den DLV und das NOK. „Müssen unsere Athle-tinnen verbotener Weise Anabolika zu sich nehmen, um dieLeistungen zu erreichen, an denen sie gemessen werden?“,wollte er wissen. Doch Kofink bekam keine Antworten undlernte vielmehr ein bis heute verbreitetes Prinzip kennen:Wegsehen und Weghören. Die Körper der Kugelstoßerinnenund deren Leistungen explodierten, Kofink quittierte dieEntwicklung mit dem besagten Rücktritt. Seine Nachfolgerhatten offensichtlich keine Probleme, sich mit den Gegeben-heiten zu arrangieren.

Seit vier Jahrzehnten ist der inzwischen 75-jährige KofinkKämpfer gegen Doping und Mahner für einen sauberen Sportund hat sich große Anerkennung verschafft. „Hansjörg Kofinkist ein zutiefst humaner Mensch“, charakterisiert der Heidel-berger Doping-Experte Werner Franke seinen Mitstreiter undbringt dessen Botschaften auf den Punkt: „Man virilisiertkeine Frauen mit Doping“. Frankes Ehefrau Brigitte Berendonk,die Anfang der siebziger Jahre als Diskuswerferin KofinksDLV-Kader angehörte, spricht vom „Blick zurück im Zorn, weilwir in einem Verband waren, der nichts unternommen hatum aufzudecken und zu ahnden“.

Über den Anti-Dopingkampf hinaus lieferte der Gymnasial-professor Kofink Anfang der neunziger Jahre Anstöße in derDiskussion um die Wiedervereinigung des Sports in Ost undWest. “Kofink hat sich vehement gegen die Verherrlichungund Wiederbelebung des Geistes der Kinder- und Jugend-sportschulen gewehrt“, sagt Gerhard Treutlein, der in Heidel-berg das Zentrum für Dopingprävention gegründet hat.

„Dank Hansjörg Kofink ist Baden-Württemberg ein Ort desWiderstands gegen Doping geworden“, betont die ehemaligeDDR-Sprinterin Ines Geipel. Mit Kofink habe sie „eine tiefeVerbindung im Bestreben nach Freisein im Sport“, aus dereine sächsisch-schwäbische Anti-Doping-Liaison gewordensei, so die Professorin undSchriftstellerin. „HansjörgKofink ist für mich eine ArtErsatzvater geworden, eineLeitfigur im Kampf gegenDoping“, unterstreicht die51-Jährige Kofinks Stellen-wert. Dieser rühre auchdaher, „dass wir in der DDRNiemanden hatten, der wieKofink für die Freiheit desSports eingetreten ist“.

Kofinks Einsatz für einensauberen Sport wäre nichtdenkbar ohne sein pädagogi-

sches Wirken. Über 30 Jahre hat er als Präsident im Deut-schen Sportlehrerverband die Geschicke des Schulsports inder Bundesrepublik und auf europäischer Ebene gelenkt. Vonden Olympischen Spielen 1972 hatte sich Kofink „Schubkraftfür den Schulsport und den freien Sport erhofft“. Heute ziehter einen klaren Strich zwischen dem Schul- und dem Leis-tungssport und fordert, „dass junge Menschen, die in denProfisport wollen, gefestigt sein müssen“.

Armin Emrich, langjähriger Handball-Bundestrainer bei denMännern und Frauen, hat Kofink als besonderen Kollegen inder Lehrerbildung erlebt. „Er ist für mich die Verkörperungvon Fachkompetenz und Leidenschaft für das Berufsbild desTrainers und Sportlehrers, der sich bewusst mit den Gefahrendes Leistungssports auseinandergesetzt hat“, sagt der frühereBundesliga-Spieler bei Frischauf Göppingen und TuS Hofwei-her.

Die Auszeichnung mit der Heidi-Krieger-Medaille für enga-giertes und mutiges Auftreten gegen Doping im Umfeld derLeichtathletik-WM 2009 in Berlin sieht Kofink „als ein Sym-bol, das mich sehr nachdenklich macht“. Wenn man einenPreis für etwas bekomme, das eigentlich selbstverständlichsei, stimme etwas nicht mehr, so Kofink. „Die ganzen Proble-me, die wir heute haben, hängen ausschließlich damit zusam-men, dass die Spitze des deutschen Sports in der Wendezeitkomplett versagt hat", lautet sein ernüchterndes Credo. Dafürist er mit seiner Geradlinigkeit und Verlässlichkeit zum Vorbildgeworden.

In jüngster Zeit hat der 75-Jährige gemeinsam mit einigenprominenten Anti-Doping-Gegnern mit zwei offenen Brie-fen von sich Reden gemacht. »Wir fordern von Politik undSport ein konsequentes und glaubwürdiges Eintreten füreinen sauberen Sport«, heißt es da. Hintergrund ist dieBlutdopingaffäre in Erfurt, bei der Sportarzt Andreas Frankeam Olympiastützpunkt rund 30 Athleten Blut entnommen,mit UV-Licht bestrahlt und dem Körper der Athleten wiederzugeführt hat und der 25.Todestag der Mainzer Mehrkämp-

ferin Birgit Dressel. DieGruppe der Anti-Doping-Kämpfer, der auch BrigitteBerendonk, Gerhard Treut-lein, Biathlon-Olympiasiege-rin Antje Misersky und DDR-Doping-Opfer AndreasKrieger angehören, erhebtden massiven Vorwurf, dasSystem dulde Doping. „Esreicht“, lautet die Botschaftder Unterzeichner, an dieAdresse von Bundeskanzle-rin Angela Merkel undDOSB-Präsident ThomasBach gerichtet.

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ie Älteren erinnern sich gern an Ria Baran und Paul Falk, dieAnfang der 50er Jahre im Paarlauf auf Rollen und Kufendie internationale Szene beherrschten. 1950 holten sie in

London die erste Medaille nach dem Krieg für Deutschland bei denEuropameisterschaften im Rollkunstlauf. Sechs Mal in Folgegewannen sie den deutschen Titel auf Rollen und auf dem Eis. Alsdie deutschen Sportler nach dem Krieg international wiederstarten durften, stürmten Ria Baran/Paul Falk auf Anhieb an dieSpitze der Weltelite: 1951als Europa- und Weltmeis-ter in beiden Disziplinen.1952 gewannen sie alles,was es zu gewinnen gab:die sechste deutsche Meis-terschaft in Garmisch-Partenkirchen, in Wienwurden sie zum zweitenMal Europameister, inDortmund durften sie inAnwesenheit des Bundes-präsidenten Theodor Heußdie neue Westfalenhalleeröffnen mit der Kür, mitder sie am 22. Februar 1952im Bislett-Stadion von Osloden olympischen Wettbe-werb bestritten. Sie hattensich von Bernd Kampkanach Motiven von Beetho-ven und Karl Maria vonWeber die Musik zusam-menstellen lassen. Mit derEgmont-Overtüre begannihre anspruchsvolle Fünf-Minuten-Kür an der sie 12Jahre gefeilt haben, dermittelgroße, sehr kräftigeFeinmechaniker und seinezierliche, künstlerischbegabte Partnerin RiaBaran, zwei ehrgeizige hochtalentierte Autodidakten, die sichgemeinsam, wie es heute heißt, zu einem Gesamtkunstwerkentwickelt hatten. Der Amerikaner Theodor Kennedy, Zahnarzt ausSeattle, Vater der Geschwister Michael und Carol, die bereits voneinem Trainer und einem Choreografen betreut wurden, erklärte inder Öffentlichkeit: „Michael und Carol sind heute nicht mehr zu

schlagen. Ihr einziger Wunsch ist es, gegen die Falks zu gewinnen,denn die Deutschen sind das einzige Paar der Welt, das von mei-nen Kindern noch nicht besiegt wurde. Diesmal wird es anderswerden, das weiß ich schon heute.“ „Die Falks waren besser“,schrieb damals der Spiegel. Und der Rundfunkreporter HeinzMaegerlein rief entzückt ins Mikrofon: „Das war eine blitzsaubereLeistung.“

Ria Baran und Paul Falk hattendie Goldmedaille gewonnen.Die Kennedys wurden Zweite.Ria Baran und Paul Falk hattenin eindrucksvoller Weise demPaarlauf auf dem Eis zu einemneuen Höhepunkt verholfen.Mit einer Olympiakür vollerTempo, Tanz, Ausdruckskraftund Artistik, getragen vongroßer Musik, wurde die Kürvor einem faszinierten Publi-kum in hinreißender Weisegeradezu entfaltet. Und das mitder traumhaften Sicherheit, diesie in zwölf Jahren erworbenhatten.

Baran/Falk und die Bobfahrermit Anderl Ostler gewannen dieeinzigen und zugleich dieersten drei Goldmedaillendieser Spiele nach dem Kriegfür die damalige Bundesrepu-blik Deutschland. Entsprechend groß war dasInteresse und die Begeisterung.Deutschland hatte wieder einTraumpaar. Die FAZ schwärmtenoch 1996 von den „Sympa-thieträgern des deutschenSports“ und von einem „Paar

ohne Affären und Skandale“. 20.000 Zeitgenossen bereiteten RiaBaran und Paul Falk, „Sportler des Jahres 1951“ einen begeistertenEmpfang in Dortmund. Kurze Zeit später rundete das Eiskunstlauf-paar in Paris mit der zweiten Weltmeisterschaft auf dem Eis seinesportliche Karriere ab.

Was macht eigentlich ...?Was macht eigentlich ...?

Paul FalkVon Herbert Neumann

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Ria Baran war unterdessen 30Jahre alt, er 31. AllerhöchsteZeit ins Profilager zu wechseln.Die Eisrevue „Holiday on Ice“hatte ein finanzielles Angebotvorgelegt, von dem Paul Falk,der Junge aus dem Arbeitervier-tel im Norden Dortmunds, niezu träumen gewagt hätte. Dieharte Zeit des unendlich anmu-tenden Trainings, der vielenSchwierigkeiten war vorbei,Materialien für die selbstgefer-

tigten Kostüme zu finden und zu bezahlen, die Sorgen um Schlitt-schuhe und Eis fürs Training. Es gab Krieg und Zeiten des Hungers,wo sie froh waren, wenn der heimatliche Weiher eine Eisdeckebesaß, da von den wenigen Eishallen in Deutschland einige inSchutt und Asche lagen. Aber der Wille zur Leistung blieb erhalten,selbst unter den bescheidensten und schwierigsten Lebensumstän-den. Sie waren seit 1951 ein Ehepaar, das zusammenhielt.

Da öffnete sich nach den Olympiasieg das Tor zu einem neuenLeben in der Glitzerwelt der Eisrevue, in der sie sich nie so rechtwohl gefühlt haben auf ihren Tourneen durch Europa und Amerika.Dafür erhielten sie umgerechnet auf unsere Zeit die Traumgagevon etwa 20.000 Euro pro Woche. Die Amerikaner hatten bemerkt,dass die Deutschen ihre Eislaufstars lieben. Und sie hatten richtigkalkuliert. 29 Tage war die Dortmunder Westfalenhalle mit ihren11.000 Plätzen ausverkauft, als Baran/Falk in der Eisrevue auftra-ten. Später hatten Kilius/Bäumler und Göbl/Ningel ähnliche Erfolgein der Frankfurter Festhalle zu verzeichnen.

Es war immer das Ziel der Eiskunstläufer, am Ende der Amateur-Karriere ins Profilager zu wechseln, als eine Art Erntezeit. Soförderte lange Zeit die Eisrevue ohne eigenes Zutun, allein durchihre Präsenz, den Leistungswillen der Akteure, die genau wussten,dass die Gagen bei den Profis vom Erfolg im Amateur-Lagerabhängen. Unterdessen hat sich viel verändert, auf dem Eis und inder Gesellschaft. Das Interesse des Publikums für den Eiskunstlauf,aber auch für die Eisrevue hat sich erheblich reduziert. Über dieGründe darf nachgedacht werden. Gewandelt hat sich auch dieHaltung des Publikums zum Profisport. Heute steht das Geld imVordergrund. Wert und Ansehen eines Fußballspielers stehen ineinem engen Zusammenhang mit seinem öffentlich gefeiertenGehaltskonto. Vor sechzig Jahren war es Ria Baran und Paul Falkgeradezu peinlich, Profis zu werden, was sie sich einerseits sehn-süchtig gewünscht hatten, aber sie wussten andererseits auch,dass die Öffentlichkeit nicht so amüsiert war. Ihre Alternative: siearbeitet wieder als Sekretärin und er als Feinmechaniker. Paul Falk:„Wir hatten damals Probleme mit dem Übertritt, wir hielten unse-ren Sport für was Edles.“

Acht Jahre zogen sie als gefeierte Unterhaltungskünstler in derGlitzerwelt des großen Eisgeschäfts durch Europa und Amerika,zum Schluss bei ihren einstmals großen Vorbildern im Eisballettvon Maxi Herber und Ernst Bayer, Olympiasieger von 1936.

Der Sport hatte sich wieder einmal als gesellschaftlicher Liftbewährt, der zwei Kinder aus einfachsten Verhältnissen auf eine

finanzielle und gesellschaftliche Ebene hob, die sie ohne ihr Talentund ihren Ehrgeiz nicht erreicht hätten. Sie waren allerdingsimmer vernünftig geblieben, auch als es Dollars regnete. Siekauften in Düsseldorf das Hotel am Zoo, ein kleines aber feinesHaus, das gern von der Wirtschaftsprominenz genutzt wurde, dassie als Garni Hotel bis zum Tod von Ria Baran 1986 führten.

Am 21. Dezember 2011 ist Paul Falk neunzig Jahre alt geworden.Seinen Geburtstag hat er im Frühjahr 2012 in Queidersbachgefeiert. 80 Gäste waren ins Hotel gekommen, dessen großeTerrasse an einem idyllischen Waldsee liegt, unter anderem Man-fred Schnelldorfer, Weltmeister und Olympiasieger (1964) ausMünchen und Sjoukje Dijkstra, Olympiasiegerin von 1964 ausHolland. Mit seiner zweiten Frau Ursula, die er 1988 geheiratethat, ist er nach Queidersbach in die Nähe von Kaiserslauterngezogen, um Großeltern-Pflichten zu erfüllen. Nach DortmundBerlin, Düsseldorf und Garmisch fühlen sich die Falks im PfälzerWald sehr wohl. Der Neunzigjährige ist für sein Alter erstaunlichfit. Seit Jahrzehnten läuft er nicht mehr auf dem Eis, dafür hat erbis vor einigen Jahren Fußball, Golf und vor allem Tennis gespielt.Jetzt reicht ihm das tägliche Training auf dem Ergometer. Es wareine Freude, ihn in der großen Runde zu erleben, der noch immerüber einen kräftigen Händedruck verfügt, dessen Augen leuchten,wenn er von seinen Erfolgen erzählt, der aufmerksam zuhört undnoch immer schlagfertig und witzig zu reagieren vermag. Er ist inDortmund, in der Nähe des Borsigplatzes, wo Borussia Dortmundgegründet wurde, zwischen später berühmten Fußballspielernaufgewachsen. Auch er sah seine Zukunft im Fußball, bis er alsElfjähriger zu Weihnachten Rollschuhe geschenkt bekam und sichfür ihn eine neue Welt auftat. Das Bewegungstalent fiel sehrschnell auf, und so landete er bei der Düsseldorfer EG, die, wiedamals viele Eislaufvereine, auch eine Rollschuh-Abteilung unter-hielt, um bei den wenigen Eishallen in Deutschland das Sommer-training zu sichern. Bei der Düsseldorfer EG entdeckte Paul Falkseine neue Partnerin und spätere Ehefrau Ria Baran, die denentscheidenden Einfluss auf ihre Paarlauf-Entwicklung besaß. Siesorgte für die künstlerische Note, für die Kostüme, die sie anfer-tigte, für die Choreografie. Und wenn es galt, die Interessen desPaares durchzusetzen, war die kleine zierliche Frau an der Front.Ihr Partner war ein so guter Eisläufer, dass einmal der unterdessenverstorbene ehemalige Eishockey-Bundestrainer Xaver Unsinnbedauernd feststellte, „der Paul gehörte eigentlich zu uns“. DerFeinmechaniker war der Mann der Präzision, und so trainierten siemehr als damals die anderen Paare, bis zur Erschöpfung seinerFrau. Und was uns heute so besonders erstaunt: sie hatten keinenTrainer, keinen Choreographen, keinen Psychotherapeuten, keinenManager und Sponsor. Sie waren „nur“ enorm fleißig, außerge-wöhnlich ehrgeizig, kreativ und hellwach, wenn es galt, beianderen sich einiges abzuschauen, aber auch selbst neue Figurenzu entwickeln, wie die Lasso-Hebung. Und sie waren das erstePaar, das parallele Doppelsprünge zeigte.

Ria Baran hat einmal einem Journalisten ihre Motivation, so hartzu arbeiten und immer an sich zu glauben, mit dem Wunscherklärt, irgendwann einmal ihr gemeinsames Talent in das Kunsteisbedeutender Arenen zu meißeln. Und ihre Lebenserfahrung hat sieso zusammengefasst: „Die ganz Großen kommen fast immer auskleinen Verhältnissen, weil Arme-Leute- Kinder zäh genug sind undnicht verhätschelt.“

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Karl Adam – Begründer des „deutschen Ruderwunders“

as später bezeichnete „deutsche Ruderwunder“begann im August 1959 im südfranzösischen Macon,als der von Karl Adam (Ratzeburg) im Team mit Karl

Wiepcke (Kiel) trainierte und betreute Achter der Rennge-meinschaft ATV Ditmarsia Kiel/Ratzeburger Ruder-Club bei

den Europameisterschafteneinen überlegenen Siegherausruderte. „DreieinhalbLängen Vorsprung für denDeutschlandachter“, so undähnlich lauteten die Schlag-zeilen in den deutschenZeitungen vor 53 Jahren, alsdem norddeutschen Achter inFrankreich der internationaleDurchbruch gelang, demselben Achter, der mit Man-

fred Rulffs als Schlagmann ein Jahr später bei den Olympi-schen Spielen 1960 in Rom auf dem Albaner See die langjäh-rige Siegesserie der US-Ruderer unterbrach und zum erstenMal die Goldmedaille im Paradeboot des Rudersports nachDeutschland holte.

Einen „revolutionären Ruderprofessor“ bezeichnete ihn zuletzteiner seiner früheren Ratzeburger Schüler, der spätere Karls-ruher Philosophieprofessor und heutige Ehrenpräsident derWeltakademie für Philosophie Dr. Hans Lenk, der Karl Adamoft porträtiert hat, 2009 in einem Beitrag für das „Ruderma-gazin“: „Karl Adam war aber nicht nur der erfolgreichstebundesdeutsche Rudertrainer. (…..) Er war eine imponierendePersönlichkeit auch als Lehrer: als kritischer unbestechlicherGeist ein Vorbild, doch auch väterlicher Freund seiner Athle-ten. Er war ein stets gesprächsoffener, zum Eigendenkenmotivierender, selber begeisterter Erzieher und Philosoph,eine der größten Persönlichkeiten des Sport und wohl derintelligenteste Trainer des deutschen Sports.“

Karl Adam wurde als Sohn eines Lehrers am 2. Mai 1912 imwestfälischen Hagen geboren und studierte nach dem Abitur(1931) in Münster, Wien und Innsbruck Mathematik, Physik undLeibesübungen für das höhere Lehramt. Auch der Philosophiegalt sein Interesse während des Studiums. Nach dem Staatsexa-men, das er 1937 in Münster mit Auszeichnung bestand,besuchte er – vor der Referendarzeit – 1937 die Reichsakade-mie für Leibesübungen in Berlin. Karl Adam war ein hervorra-gender Hammerwerfer und Boxer und gewann 1937 in Paris dieStudentenweltmeisterschaft im Boxen im Schwergewicht. ImZweiten Weltkrieg wurde er 1940 zur Wehrmacht eingezogenund erlitt 1944 in der Normandie schwere Verletzungen durcheinen Unterarm- und einen Bauchschuss.

Würdigungen zum HundertstenZur Erinnerung an fünf bedeutende deutsche Sportpersönlichkeitender Nachkriegszeit Von Friedrich Mevert

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Sie wurden im Jahr 1912 geboren und gehörten einem Jahrgang an, der das deutsche Kaiserreich und den ErstenWeltkrieg als Kleinkinder und die Weimarer Republik als Schüler erlebte. Im „Dritten Reich“ waren sie nach derBerufsausbildung als junge Männer zum Teil in das nationalsozialistische Machtsystem verstrickt oder erlitten alsSoldaten im Zweiten Weltkrieg schwere Verwundungen. Nach dem Zusammenbruch des NS-Staates, nach Kriegs-gefangenschaft und Entnazifizierung gehörten sie als Mittdreißiger zu den Jüngeren, die damals im Westteil desweitgehend zerstörten Nachkriegsdeutschland ein neues demokratisches Staatswesen aufbauten. Gert Abelbeck,Karl Adam, Bernhard Baier, Josef Neckermann und Georg von Opel zählten zu den Persönlichkeiten, die – jederauf seine Weise und in seinem Bereich – an führender Stelle in der noch jungen Bundesrepublik am Aufbau einesneuen demokratischen Sportsystems im NOK und DSB, in der DOG oder der DSH sowie in den deutschen undinternationalen Spitzenverbänden ganz entscheidenden und prägenden Einfluss hatten. Aus Anlass ihrer 100.Geburtstage in diesem Jahr soll in den folgenden biographischen Skizzen an die außerordentlichen Verdienstedieser Persönlichkeiten beim Aufbau der deutschen Sportbewegung erinnert werden.

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Als Karl Adam nach dem Krieg in Schleswig-Holstein 1948seine berufliche Laufbahn an der Lauenburgischen Gelehrten-schule in Ratzeburg zunächst als Assessor, später als Studien-und Oberstudienrat, fortsetzen konnte, wurde ihm auch dieLeitung der Ruderriege der Schule übertragen. In den Folge-jahren revolutionierte Karl Adam die veralteten Trainingsme-thoden im Rudersport, gründete mit seinen Schülern 1953den Ratzeburger Ruder-Club, wurde später der erste deutscheRuderbundestrainer und 1965 Gründungsdirektor der vonihm ganz wesentlich initiierten Ruderakademie Ratzeburg.Nicht weniger als 29 Medaillen bei Olympischen Spielen,Welt- und Europameisterschaften erkämpften von Karl Adamtrainierte Athleten in den 50er- und 60er-Jahren in verschie-denen Bootsklassen, dazu eine Vielzahl von deutschen Meis-tertiteln. Viele von den modernen Trainingsmethoden, die KarlAdam entwickelte, wurden in der ganzen Welt übernommenund haben zum Teil heute noch Gültigkeit. Adam war eingefragter Referent bei Hochschulen und Sportverbändenweltweit. Durch ihn wurde Ratzeburg mit seiner Ruderakade-mie zum internationalen „Mekka des Rudersports“. 1962verlieh ihm die Stadt Ratzeburg, deren Namen er in aller Weltbekannt und berühmt gemacht hatte, die Ehrenbürgerschaft.

Karl Adam, dessen Tochter Regine auch drei deutsche Meister-titel erruderte, veröffentlichte seine Kenntnisse in zahlreichenBuch- und Zeitschriftenbeiträgen, wirkte im BundesausschussLeistungssport (BAL) des DSB und dessen Trainierkommissionmit und gehörte der Redaktion der Zeitschrift „Leistungssport“an. Für seine Verdienste um Trainingslehre und praxisorientier-te Sportwissenschaft wurden ihm 1972 die Ehrendoktorwürdeder TH Karlsruhe und das Bundesverdienstkreuz verliehen. DerDeutsche Ruderverband ernannte ihn 1976 beim Rudertag inHannover zu seinem Ehrenmitglied.

Aus gesundheitlichen Gründen musste sich Karl Adam nacheinem Herzinfarkt Anfang 1976 vorzeitig in den Ruhestandversetzen lassen. Am 18. Juni des gleichen Jahres starb er aneinem Herzversagen während eines Kuraufenthalts in BadSalzuflen. „Unser Rudersport ist ärmer geworden! Einer derganz Großen, der Einmaligen und Unverwechselbaren lebtnicht mehr!“, schrieben Ehrenpräsident Dr. Walter Wülfingund Präsident Dr. Claus Heß in ihrem Nachruf im „Ruder-sport“. Ein tonnenschwerer Granitfindling mit einer Bronzeta-fel erinnert seit September 1980 an Adams Wirkungsstätteam Ratzeburger Küchensee an den erfolgreichsten Trainer desdeutschen Rudersports.

Prof. Dr. Hans Lenk hat – Karl Adam zum Gedenken – 1977das Buch „Handlungsmuster Leistungssport“ herausgegeben,das zunächst als Festschrift zu Karl Adams 65. Geburtstaggeplant war, und ein Jahr später Adams Schriften aus demNachlass unter dem Titel „Leistungssport als Denkmodell“veröffentlicht. Im Mai 2008 wurde Karl Adam auf Grundseiner hervorragenden Bedeutung in die neu gegründete Hallof Fame des deutschen Sports aufgenommen. Zum Gedenken

an ihren Trainer, väterlichen Freund und Lehrmeister trafensich aus Anlass des 100. Geburtstages von Karl Adam am 2.Mai dieses Jahres auf Initiative von Walter Schröder ehemali-ge Meisterruderer zu einem Gedächtnisrudern im Achter aufdem Ratzeburger Küchensee.

Georg von Opel – Allroundsportler,Querdenker und Schrittmacher der DOG

it Schreiben vom 3. März 1969 gab Georg von Opelvor mehr als vierzig Jahren dem Präsidium derDeutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) davon

Kenntnis, dass er vom Amt des DOG-Präsidenten zurücktrete.In seinen anderen Ehrenämtern als Mitglied des IOC, des Orga-nisationskomitees für die Olympischen Spiele 1972 in Münchenund des Präsidiums des Nationalen Olympischen Komitees fürDeutschland könne er besser für die Ziele der DOG eintreten.Kurz zuvor hatte er noch das „München-Programm“ der DOGals Herausforderung für die kommenden Jahre vorgestellt.Später verdeutlichte von Opel dann, wie schwer ihm dieser

Entschluss gefallen sei, dasser sich aber immer dagegengewehrt habe, dass zu vieleÄmter im Sport in einer Handvereinigt seien.

Georg von Opel wurde alsSpross der berühmten Auto-Dynastie und Enkel deslegendären Adam Opel am18. Mai 1912 in Rüsselsheimgeboren. Als aktiver Sportler

gewann er im Rudern sieben deutsche Meisterschaften inverschiedenen Bootsklassen und stand bereits 1932 zumersten Mal als Skuller im Finale der weltberühmten britischenHenley-Regatta auf der Themse. Über viele Jahre zählte er zuden weltbesten Ruderern im Einer, bewährte sich aber auchin anderen Disziplinen als Spitzensportler. Von 1951 bis 1953stellte er noch fünf Auto-Geschwindigkeitsweltrekorde auf.

Bei der Gründung der DOG am 5. Januar 1951 im FrankfurterSenckenberg-Museum wurde von Opel zum Präsidentengewählt und formte die DOG über fast zwei Jahrzehnte weitüber die ursprüngliche Aufgabe als Finanzierungsgesellschaftfür die deutschen Olympiamannschaften hinaus. Dabei sahGeorg von Opel den Sport immer in seiner Vielfalt und seinergesellschaftspolitischen Bedeutung. Bei der Vorstellung dervon der DOG unter der Federführung von Gert Abelbeckerarbeiteten Richtlinien zum Bau von Sportanlagen undFreizeitstätten in der Bundesrepublik Deutschland bei derDOG-Mitgliederversammlung 1959 in Hannover nannte erdiese Richtlinien spontan einen „Goldenen Plan“ und schuf

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damit einen für die künftige Entwicklung des Sports unver-zichtbaren Begriff.

Von Opel konnte in seiner Zeit auch als führender Industriel-ler wesentlichen Einfluss zu Gunsten der Sportförderungausüben. Er saß in zahlreichen Wirtschaftsgremien und warals größter Einzelaktionär langjähriger Aufsichtsratsvorsitzen-der der Continental-Werke in Hannover. Von seinen Verbin-dungen zur Natur und Tierwelt zeugt noch heute der Opel-Zoo im Taunus. Auch als Schriftsteller brachte er den Sportund die Tierwelt seinen Mitmenschen nahe.

Mit seinem technischen Verständnis ließ von Opel 1948 daserste Rollauslegerboot entwickeln und war mit diesem neuenEiner gleich bei der folgenden Regatta in Offenbach erfolg-reich. Auch die Entwicklung des elektrischen Schlagzahlge-bers im Rudersport (1951) ist ihm zu verdanken. Bei derWiedergründung des Deutschen Ruderverbandes am 11.Dezember 1949 in Wetzlar wurde er zum 2. Vorsitzendenberufen. 1957 wurde von Opel zum Präsidenten des Deut-schen Schützenbundes gewählt, dem fortan dann sein beson-deres sportliches Engagement galt.

Er führte in Rom, Tokio und Mexiko junge Schießsportler zuolympischen Ehren und organisierte 1966 in Wiesbadenglanzvolle Weltmeisterschaften. Zur Jahrhundertfeier desDeutschen Schützenbundes hatte er 1961 in der hessischenLandeshauptstadt die Deutsche Schießsportschule eröffnenkönnen. 1966 wurde von Opel in Rom als Mitglied in dasInternationale Olympische Komitee (IOC) berufen, wo ihmaber nur eine kurze Wirkungszeit vergönnt war.

Gemeinsam mit Willi Daume, dem Präsidenten des DeutschenSportbundes (DSB), begründete er als DOG-Präsident 1967 dieStiftung Deutsche Sporthilfe (DSH) als Förder- und Sozialwerkfür den Leistungssport und berief Josef Neckermann zu derenVorsitzenden. Zum späteren Wirken der Stiftung DSH geriet erin den Folgejahren aber zunehmend in kritische Distanz. GroßePopularität gewann die von Opel initiierte Anstecknadel „Gol-dener Schuh“, mit dem die Stiftung Spazierengehen e.V. einenAnreiz für regelmäßige Bewegung der Bürger schaffte.

Georg von Opel starb im sechzigsten Lebensjahr am 15.August 1971 an einem Herzinfarkt bei einer Autofahrt in derNähe von Bad Sooden. Wenige Wochen zuvor hatte er nocheinen viel beachteten Vortrag „Die Olympischen Spiele derZukunft“ anlässlich der Internationalen Olympischen Akade-mie im griechischen Olympia gehalten und seine Vorstellun-gen vom unersetzlichen Wert der Spiele als einzigartigenFesten der Jugend der Welt verdeutlicht, aber auch nach-drücklich vor Fehlentwicklungen gewarnt. Die MünchnerSpiele von 1972 konnte er nicht mehr miterleben.

Als Verbeugung vor dem Allroundsportler und zur Erinnerungan ihren Mitbegründer und Ehrenpräsidenten stiftete die DOG

1971 den Georg von Opel-Preis, der alljährlich dem Deut-schen Meister im Modernen Fünfkampf verliehen wird. 1996wurde der „Georg von Opel-Preis“ für die „Stillen Sieger“ausgelobt, um damit alljährlich Sportler mit sozialen, politi-schen und humanen Ideen auszuzeichnen.

Josef Neckermann – der „Vater der Athleten“

it seinem Namen ist nicht nur ein Stück deutscherWirtschaftsgeschichte der Nachkriegszeit untrenn-bar verbunden. Er hat auch gegen zum Teil große

Widerstände in den sechziger und siebziger Jahren des vori-gen Jahrhunderts entscheidend dazu beigetragen, dass derLeistungssport in unserer Gesellschaft zu einem bedeutsamenund anerkannten Faktor wurde. Dynamik, Tatkraft und Härtebei der Verfolgung seiner Ziele zeichneten ihn dabei ebensoaus wie menschliche Wärme, Liebenswürdigkeit und freund-schaftliche Fürsorge. In den 21 Jahren, in denen er die Stif-

tung Deutsche Sporthilfeführte, setzte er Maßstäbe,die in ihrer Art einmaligwaren.

Josef Neckermann wurde am5. Juni 1912 in Würzburg alsSohn des Kohlengroßhänd-lers und ReedereibesitzersJosef Karl Neckermanngeboren, war schon als Jungeein begeisterter Reiter und

musste bereits als 16jähriger Schüler den Tod seines Vatersbeklagen. Nach einer Banklehre und Volontariaten inDeutschland, England und Belgien übernahm er 1933 dieelterliche Firma, erwarb 1934 ein Kaufhaus in Würzburg dazuund heiratete im gleichen Jahr Annemarie Brückner, die biszu ihrem Tod 1989 seine Vertraute und Lebensgefährtin war.Aus der Ehe gingen drei Kinder (Peter, Eva-Marie und Johan-nes) hervor.

Josef Neckermann hatte sich aus geschäftlichen Gründenfrüh mit den damaligen Machthabern arrangiert, trat derNSDAP bei und wurde Mitglied der Reiter-SA. Im Rahmen derso genannten Arisierung erwarb er mehrere jüdische Kauf-häuser und Versandunternehmen und übersiedelte mit seinerFamilie 1938 nach Berlin. Mit unternehmerischem Gespürbaute er dort während des Zweiten Weltkriegs im Auftrag desReichswirtschaftsministeriums die Zentrallagergemeinschaftfür Bekleidung für die Rüstungsindustrie und Wehrmacht auf,die in den letzten Kriegsjahren vor allem die Soldaten mitWinteruniformen ausstattete.

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Nach Kriegsende wurde Neckermann von einem amerikani-schen Militärgericht zu einem Jahr Arbeitslager verurteilt undim Entnazifizierungsverfahren als „Mitläufer“ eingestuft. Erfing von vorn an, wurde ein Wahl-Frankfurter, gründetebereits 1948 zunächst eine Textilgroßhandlung und begann ineiner Zeit, in der weitgehend Trümmer und Schutt das Bildunserer Städte prägten, mit dem Aufbau eines der größtenVersandhäuser Europas. Vom billigen Rundfunkgerät über daspreiswerte Fertighaus bis zur Fernreise für jedermann –„Neckermann macht’s möglich“.

1951 nahm Josef Neckermann nach langer Pause auch dengeliebten Reitsport wieder auf, zunächst als Springreiter,dann als Dressurreiter. Mit 48 Jahren gewann er 1960 in Rommit „Asbach“ die olympische Bronzemedaille in der Einzelwer-tung; 1964 in Tokio Mannschafts-Gold mit „Antoinette“;1968 in Mexiko mit „Mariano“ Einzel-Silber undMannschafts-Gold; schließlich in München 1972 mit „Vene-tia“ nochmals Einzel-Bronze und Mannschafts-Silber – unddas im Ater von 60 Jahren.

1967 hatten Willi Daume und Georg von Opel den Unterneh-mer und Sportler Josef Neckermann dafür gewonnen, dieStiftung Deutsche Sporthilfe als Sozialwerk des deutschenSpitzensports aufzubauen, und „Necko“ – wie ihn seineFreunde nennen durften – wurde ein großartiger Baumeister,Motor und Anwalt für dieses Werk, das auch in Zukunftimmer mit seinem Namen verbunden sein wird. „Bettler derNation“ nannte er sich selbst bei seinem Bemühen, eineVerbindung zwischen einer spendenwilligen Industrie undWirtschaft einerseits und leistungsbereiten jungen Menschenim Sport andererseits herzustellen. „Vater der Athleten“wurde er später von den Sportlerinnen und Sportlern indankbarer Anerkennung genannt.

Josef Neckermann, der neben seinen olympischen Erfolgenzwischen 1960 und 1972 auch 1966 zu Weltmeisterehren inder Dressur (Einzel und Mannschaft) kam und fünf Europa-meistertitel gewann, stellte sein sportliches Fachwissen auchin den Dienst seines Verbandes. Von 1973 bis zu seinem Todewar er Mitglied des Präsidiums der Deutschen ReiterlichenVereinigung, ab 1977 als deren Vizepräsident. Er war Mitglieddes Vorstandes des Deutschen Olympiade-Komitees für Reite-rei (DOKR) und gehörte auch dem DOKR-Dressurausschuss an.

Das berufliche, sportliche und ehrenamtliche Wirken JosefNeckermanns in der Nachkriegszeit wurde vielfach gewürdigt.Bereits 1970 verlieh ihm die Universität Gießen die Ehrendok-torwürde. Der Bundespräsident zeichnete ihn 1987 mit demGroßen Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband,das IOC 1988 mit dem Olympischen Orden aus. Er war Trägerdes Silbernen Lorbeerblattes, der Goldenen FN-Nadel mitBrillanten und des Deutschen Reiterkreuzes in Gold. Die StadtFrankfurt am Main verlieh ihm die Ehrenplakette. Die StiftungDeutsche Sporthilfe würdigte ihn mit dem Ehrenvorsitz, als er

1988 aus gesundheitlichen Gründen die Führung der DSH anWilli Daume übergab.

In den frühen Morgenstunden des 13. Januar 1992 ist JosefNeckermann im Alter von 79 Jahren in seinem Haus in Drei-eich bei Frankfurt gestorben. Die besten deutschen Dressur-reiter hielten die Ehrenwache, als am 20. Januar 1992 einegroße Menschenmenge auf dem Frankfurter ZentralfriedhofAbschied von Josef Neckermann nahm.

Bernhard Baier – enger Vertrautervon Willi Daume

ir Vertreter der Fachverbände hatten Angst, nachdem Missbrauch des Sports während der national-sozialistischen Zeit mit dem Sport wieder in ein

politisches Fahrwasser zu geraten“, beurteilte Bernhard Baierspäter die langwierigen Verhandlungen um den Neuaufbauder deutschen Sportorganisation nach dem Zusammenbruchdes Dritten Reichs 1945. „Das hatte nichts mit den Persön-lichkeiten aus dem ehemaligen Arbeitersport zu tun, mitdenen wir uns menschlich gut verstanden“, erinnerte er sichim Abstand von mehr als fünf Jahrzehnten bei einer Tagungdes Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte in Hoya

an die damaligen Auseinan-dersetzungen um die künfti-gen Strukturen des Sports imNachkriegsdeutschland.

Bernhard Baier wurde am 12.August 1912 in Hannovergeboren, machte dort an derBismarckschule sein Abiturund studierte anschließendStaats- und Rechtwissen-schaften in Heidelberg, Berlin

und Göttingen. Nach der Referendarausbildung in Celle undHannover und dem 2. Staatsexamen in Berlin leistete er ab1940 seinen Wehrdienst, in dem er mehrfach ausgezeichnetund verwundet wurde. Als Hauptmann wurde er im Juli 1945aus britischer Kriegsgefangenschaft entlassen und bereits imOktober des gleichen Jahres bei der Regierung in Hannoverangestellt, wo er seine berufliche Karriere begann.

Seine sportliche Laufbahn startete der am Sport sehr interes-sierte Schüler 1925 bei den Wasserfreunden Hannover 98,dem Verein, dem er sein Leben lang treu bleib. Vier Mal –1936, 1937, 1938 und 1948 – wurde er mit den Wasserfreun-den Deutscher Meister im Wasserball. Er bestritt 44 Länder-spiele mit der deutschen Nationalmannschaft und gewannmit ihr bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin die Silber-medaille und 1939 den Europapokal.

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Nach dem Krieg half Bernhard Baier vor allem seineBekanntheit als Aktiver aus der Vorkriegszeit, über die Gren-zen hinaus die alten Kontakte wieder aufzubauen und dendeutschen Schwimmsport aus seiner internationalen Isolati-on heraus zu führen. Zusätzlich zu seinen sportlichen Aktivi-täten und beruflichen Pflichten übernahm er 1949 denVorsitz seines Vereins und beim satzungsgebenden Verbands-tag des Deutschen Schwimm-Verbandes 1950 in Schwä-bisch-Gmünd auch die Präsidentschaft des DSV, den er bis1960 führte und dem er anschließend als Ehrenpräsidentverbunden war. Bernhard Baier zählte 1950 in Hannover zuden Mitbegründern des Deutschen Sportbundes, dessenPräsidium er bis 1962 angehörte. Von 1950 bis 1972 war erMitglied des NOK für Deutschland, das ihn 1973 zum Ehren-mitglied ernannte, und von 1966 bis 1973 Vorstandsmitglieddes Organisations-Komitees für die Olympischen SpieleMünchen 1972. Dort leitete er als enger Vertrauter WilliDaumes mit großem Erfolg den wichtigen Sportausschuss.Im Weltschwimmverband FINA wirkte er von 1956 bis 1964als Mitglied des Präsidiums. Für das NOK leitete er zuletzt diePrüfungskommission für die Olympiabewerbung Berlins fürdas Jahr 2000.

Auch beruflich stieg Bernhard Baier in hohe Positionen auf,zunächst in der Bezirksregierung Hannover und dann imNiedersächsischen Innenministerium. So war er nacheinandervon 1961 bis 1965 Regierungsvizepräsident, anschließendMinisterialdirigent und Abteilungsleiter für öffentlicheSicherheit und Ordnung im Niedersächsischen Innenministe-rium, schließlich von 1973 bis zum Eintritt in den Ruhestand1977 Regierungspräsident von Hannover. Aus dem Ruhestandheraus wurde er 1978 zum Staatssekretär des Innenministeri-ums berufen, eine verantwortungsvolle Aufgabe, die BernhardBaier bis zu seinem 70. Geburtstag 1982 engagiert wahr-nahm.

Bernhard Baier, der nicht nur beruflich Hervorragendes leiste-te, sondern auch in seinen sportlichen Ehrenämtern vieleschwierige Probleme mit diplomatischem Geschick löste,wurde dafür staatlicherseits wie auch durch den Sport mithohen Auszeichnungen geehrt, so u.a. dem Großen Verdienst-kreuz mit Stern des Verdienstordens der BundesrepublikDeutschland, dem Großen Verdienstkreuz des Niedersächsi-schen Verdienstordens und dem Olympischen Orden des IOC(1986). Seit 1940 war er mit Ehefrau Trudi, geb. Meyer, ver-heiratet, die ihm bei den Olympischen Spielen 1936 als Tur-nerin mit dem Gewinn der Goldmedaille mit der Frauen-mannschaft sportlich sogar noch etwas voraus war, aber1999 verstarb.

Bernhard Baier nahm auch im hohen Alter am aktuellenSportgeschehen regen Anteil, war nach wie vor seinem VereinWasserfreunde Hannover 98 eng verbunden und als sportli-cher Ratgeber nicht nur in Hannover immer noch oft gefragt.Seinen 90. Geburtstag hatte er im Kreis vieler alter Sportka-

meraden im August 2002 noch fröhlich gefeiert und mitvitalem Optimismus dabei auch schon für 2007 zum 95.Geburtstag eingeladen. Diesen hat er dann nicht mehr erle-ben können. Am 26. April 2003 ist Baier in seiner HeimatstadtHannover gestorben.

Gert Abelbeck – Vater des „Goldenen Plans“ der DOG

ls die Deutsche Olympische Gesellschaft (DOG) imSeptember 1978 ihren seit 1956 amtierenden Haupt-geschäftsführer in der Ruhestand verabschiedete,

unterstrich das DOG-Präsidium mit der Verleihung der DOG-Ehrenmitgliedschaft an Gert Abelbeck die herausragendenVerdienste, die sich Abelbeck um die Entwicklung des bundes-deutschen Sports im Nachkriegsdeutschland in mehrfacherHinsicht erworben hatte. Der gebürtige Westfale war vorallem der geistige Vater einer umfassenden Konzeption füreinen flächendeckenden Sportstättenbau in den Städten,

Gemeinden und Landkreisender Bundesrepublik, die derdamalige DOG-PräsidentGeorg von Opel 1959 derÖffentlichkeit als „GoldenenPlan der DOG“ vorstellte.

Gert Abelbeck wurde am 23.August 1912 als Sohn einesBetheler Diakons in Hagengeboren und in einem christ-lichen Elternhaus erzogen.Nach Kindheit, einer sportli-

chen Jugendzeit und dem Abitur in Hagen studierte erAnfang der 30er Jahre unter Prof. Dr. August Bier und CarlDiem an der Deutschen Hochschule für Leibesübungen inBerlin, schloss das Studium 1934 als herausragender Absol-vent ab und begann seinen beruflichen Werdegang als jungerDiplom-Sportlehrer in der Reichsjugendführung. Hier konnteer seine organisatorischen Begabungen im sportlichenBereich entfalten. Bereits 1935 war er stellvertretender Chefdes Amtes für Leibesübungen und in diesem Rahmen für dieVorführungen des deutschen Jugendsports bei den Olympi-schen Spielen 1936 in Berlin verantwortlich. Er gab denAnstoß zur Durchführung von deutschen Jugendmeister-schaften in allen Sportarten und zur Förderung des Leis-tungssports in der Hitler-Jugend (HJ) und stieg 1941 zumLeiter des Amtes für Leibesübungen in der NS-Reichsjugend-führung in Berlin auf.

Die Jahre nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichesüberbrückte Gert Abelbeck als Sportlehrer in Schleswig-Holstein und Bremen, bevor er 1952 von Georg von Opel in

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die Geschäftsführung der 1951 gegründeten DOG nachFrankfurt berufen wurde. 1956 wurde ihm das Amt des DOG-Hauptgeschäftsführers übertragen. In den folgenden Jahrenhat sich Abelbeck vor allem durch seine beispiellose planeri-sche Leistung zur Entwicklung und Realisierung des „Golde-nen Plans“ für den Sportstättenbau ein bleibendes Denkmalgesetzt. Mit Investitionen in Höhe von 18 Milliarden DM vorallem von Ländern und Kommunen wurden über einen Zeit-raum von 15 Jahren flächendeckend nach einheitlichenNormen bundesweit 50.000 Sportanlagen geschaffen. DieSignalwirkung dieses Werkes ging weit über die GrenzenDeutschlands hinaus bis ins ferne Japan, wo Abelbeck einbesonders begehrter Berater für die Sportentwicklung wurde.

Für Gert Abelbeck, den glänzenden Rhetoriker und musischveranlagten Menschen, der oft auch selbst zur Gitarre griffoder sich an den Flügel setzte, war Sport aber auch immer einStück Kultur. Davon zeugen vor allem der von ihm initiiertefrühere DOG-Filmdienst, durch den über viele Jahre Generatio-nen von Schülern und Lehrern interessante Eindrücke aus derWelt des olympischen Sports und seines Umfeldes vermitteltwurden. Und Abelbecks Film „Nishin Geppo – Großes Sport-land Japan“, wurde 1964 sogar mit dem Bundesfilmpreisausgezeichnet. Die unter seiner Schriftleitung herausgegebe-nen NOK/DOG-Standardwerke über die Olympischen Spielebesaßen hohe literarische Qualität. Dass er darüber hinaus dieBetreuung der DOG-Landesgruppen und – Zweigstellen nieaus den Augen verlor, war für seine Arbeit bezeichnend.

Gert Abelbecks Rat war vielfach gefragt, vor allem beimDeutschen Sportbund und beim Bundesinstitut für Sportwis-senschaft, dessen Direktorium er viele Jahre als Vorsitzenderdes Fachbeirates für Sportstättenbau angehörte, sowie beimInternationalen Arbeitskreis für Sportstättenbau (IAKS).

Seit Anfang der 60er Jahre hatte er in Fischbach im Taunuseine neue Heimat gefunden, wo er mit seiner Frau Gundula,einer ehemaligen Medau-Schülerin, lebte und sich sehr wohlfühlte. Dort wurden auch die drei Kinder Grit, Reemt undBeeke geboren. Bis ins hohe Alter war Abelbeck nicht nursportlich aktiv. Er war ein begeisterter Skifahrer und Langläu-fer, hat viele Male die Bedingungen für das Deutsche Sport-abzeichen erfüllt und ist in seinen letzten Lebensjahren oftgewandert.

Im Sommer 1996 hielten die Pädagogische HochschuleHeidelberg und die Forschungsgruppe Unterrichtsmedien dasWirken Abelbecks im Rahmen der Serie „Zeitzeugengesprä-che“ in einem Dokumentarfilm fest.

Am 6. Januar 1997 starb Gert Abelbeck in seinem FischbacherHeim im Alter von 84 Jahren. Prof. Dr. Wildor Hollmannwürdigte sein Wirken in einem Nachruf mit den Worten:„Eine Geschichte des deutschen Sports ohne den Namen GertAbelbeck wäre unvollständig.“

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Wie das Nationaltrikot zum Kultobjekt wurdeit dem Nationaltrikot verbindet man Stolz und Traditi-on. Es ist verbunden mit großen Erfolgen, großen

Namen, großen Geschichten.“ Dieser Ausspruch stammt vonJoachim Löw. Der durchaus modebewusste Bundestrainerliefert damit einen treffenden Kommentar zu der Ausstellung„Trikottausch – Leibchen wird Lifestyle“, die im DeutschenSport & Olympia Museum (DSOM) in Köln anlässlich derFußball- Europameisterschaft in Polen und der Ukraine zusehen ist.

Thema ist das Design der deutschen Nationaltrikots, die beiden Fußball- EM-Spielen vom Ende der 60er Jahre bis heutegetragen wurden. Und dieser „Stoff“ gibt eine Menge her,wie Ausstellungsmacher Sören Kelling zusammen mit denKuratoren des Deutschen Sport & Olympia Museums heraus-

gefunden hat. Die Idee basiert auf dem Intermediate-Projektan der Köln International School of Design (KISD) an derFachhochschule Köln unter der Begleitung von ProfessorMichael Gais.

In zwölf Stationen mit Fotos, Hintergrundinformationen undnatürlich Originaltrikots zeigen die Ausstellungsmacher, wiesich Zeitgeist im Trikotdesign niederschlägt. WechselndeSchnitte, Materialen, Farbgestaltungen, Platzierungen vonSymbolen, Emblemen und Logos spiegeln Trends der jeweili-gen EM und liefern mitunter Vorlagen zu den großen undkleinen Geschichten auf dem Platz und jenseits des Rasens.

In den 60er und 70er Jahren zeigte sich die Sportbekleidungim Fußball – in den von vielen als „Goldene Jahre“ apostro-

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phierten Zeiten von Beckenbauer, Netzer und Seeler – inschlichten weißen Baumwollhemden mit schwarzen Bünd-chen und Emblem auf der Brust. Mode und Merchandisingwaren im Fußball noch kein Thema. Allmählich aber wurdedas Nationaltrikot zum Sammlerstück, Kultobjekt und Fanar-tikel für die Massen. Spätestens seit Mitte der 80er Jahrewird an den Spieleroutfits ebenso gefeilt wie an der Spieltak-tik. Als legendär gilt das Trikot der EM 1988, das expressivmit auffälliger schwarzrot-goldener Brustapplikation daher-kommt. Die 90er Jahre nehmen das Schrille im Design dannetwas zurück; der „Minimal Chic“ einer Jil Sander ist imVormarsch. 1996 wird Deutschland dann durch das „GoldenGoal“ von Oliver Bierhoff zum „Europameister mit Stern-chen“ – in einem edel-dezenten Dress mit schwarz-rot-goldener Sternapplikation.

Mitunter scheint der Fußballgott auch Modesünden zubestrafen: Bei der EM 2000 spielten die Deutschen „Rumpel-

fußball“ (Franz Beckenbauer) – in einem Trikot, das vielen alszu schlicht und uninspiriert erschien. Das Fahnen-Design anden Ärmeln des Trikots von 2004 hat der deutschen Elf auchkein Glück gebracht: mit fliegenden Fahnen schied man beider EM in Portugal aus. Das „Wunder von Lissabon“ schafftendamals die Griechen unter Otto Rehagel.

Bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz – zwei Jahrenach dem „Sommermärchen“ 2006 – nahmen die DesignerAnleihen beim Gewinnertrikot von 1996. Der neue schwarzeBruststreifen ist aus Designersicht diskutabel; immerhinschaffen es die Deutschen „mit breiter Brust“ ins Finale, wosie den spielerisch auftrumpfenden – in kämpferischem Rotantretenden - Spaniern unterliegen. Und wie sieht es bei derEM 2012 aus? „Eleganz aber auch Dynamik und Power“ –diese Attribute sieht Bundestrainer Löw im aktuellen EM-Outfit der Deutschen Mannschaft 2012 verwirklicht. Aberentscheidend ist immer noch „auf dem Platz“!

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eorg vonOpel, deram 18.

Mai vor hundertJahren in Frankfurt am Main geboren wurde, war ein Mannmit einem unverwechselbaren Profil. Der Enkel des Firmen-gründers Adam Opel und Sohn des 1918 in den erblichenAdelsstand erhobenen Carl von Opel reüssierte als Industriel-ler, engagierte sich als Förderer der Kultur und des Natur-schutzes und machte sich als vielseitiger Athlet einen Namen.Nicht zuletzt war von Opel eine der herausragenden Persön-lichkeiten der deutschen Sportpolitik.

Die Deutsche Olympische Gesellschaft hat ihm ihre Existenzund ihre einstige Bedeutung zu verdanken. Am 5. Januar1951 wurde der Automobil-Unternehmer im FrankfurterSenckenberg-Museum zum Präsidenten der neu gegründetenDOG gewählt. Die Teilnahme der (bundes-)deutschen Olym-piamannschaften 1952 an den Winterspielen in Oslo und anden Sommerspielen in Helsinki wäre ohne die DOG kaummöglich gewesen. Die DOG sammelte in diesem Jahr 630.000Mark an Spenden und nötigte so dem Bundesinnenministeri-um einen Zuschuss von 400.000 Mark für die Olympia-Expeditionen ab. Georg von Opel brachte persönlich seinRenommee ein und unterzeichnete nächtelang im kaltenFrankfurter Büro der DOG 12.000 Bettelbriefe. Mehr als 3,6Millionen Mark stellte die DOG dem Nationalen OlympischenKomitee (NOK) in den ersten zwanzig Jahren zur Finanzierungder Olympiamannschaften zu Verfügung.

Wie damals weit verbreitet, hatte auch der Mann der Wirt-schaft, der als Gefreiter der Wehrmacht zeitweise sein eigenesAutohaus bewachte, keine Berührungsängste zu Eliten desDritten Reichs. Georg von Opel war 1937, wie Willi Daume,Josef Neckermann und Willi Weyer, als 24-Jähriger in dieNSDAP eingetreten. Dennoch galt er als unbescholten undbrauchte sich nicht vor Entnazifizierungs-Gremien der Alliier-ten zu rechtfertigen. Er stellte Guido von Mengden, den Stabs-leiter des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübun-gen (NSRL), als Hauptgeschäftsführer der DOG ein, der 1954 invergleichbarer Funktion zum Deutschen Sportbund (DSB)wechselte. Dessen Nachfolger wurde Gert Abelbeck, einstHauptbannführer der Hitler-Jugend und im NSRL Leiter desJugendamts. Abelbeck erwarb sich als „Vater des GoldenenPlans“ für den Sportstättenbau große Verdienste. Der flächen-deckende Bau vor allem von Sporthallen, Schwimmbädern undSpielplätzen nach dem Krieg ist ohne diese Aktion kaum vor-stellbar. von Opel hatte dieses Mammutwerk der Bedarfser-mittlung 1959 selbst eingefädelt und ihm den Namen „Golde-ner Plan“ gegeben. Noch heute zehrt die DOG von dem Ruf,damit im Westen Deutschlands eine vorbildliche Infrastrukturfür Bewegung und Sport der Bevölkerung geschaffen zuhaben. Erster „Schriftleiter“ dieser Zeitschrift, die damals schonvon der DOG unter dem heute traditionellen Namen „Olympi-sches Feuer“ herausgegeben wurde, war Carl Diem, der Rektor

der Kölner Sporthochschule, der im „Dritten Reich“ sich wohleher als Opportunist durchlavierte, als dass er selbst Nazi war,wie heute oft unterstellt wird.

Mit der Gründung der Stiftung Deutsche Sporthilfe im Jahr1967 sah sich die DOG ihrer Hauptaufgabe, Finanzmittel fürdie Olympiateilnehmer zu beschaffen, ledig. So hat Georg vonOpel, der gemeinsam mit dem DSB- und NOK-PräsidentenWilli Daume die Sporthilfe ins Leben rief und ihr mit der DOGam Anfang Starthilfe gab, unabsichtlich selbst die Bedeutungder DOG dauerhaft geschmälert. Zumal die DOG Anfang der1970-er Jahre auch noch den „Goldenen Plan“ in die Verant-wortung des DSB übergab, wohin er auf Dauer auch gehörte.

Als wären seiner Ämter nicht schon genug gewesen, wurdeder sportbegeisterte Mann der Wirtschaft 1966 in Rom zumMitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC)gewählt. In dieser Eigenschaft rückte er ins NOK-Präsidiumein, arbeitete im Organisationskomitee der OlympischenSpiele von München 1972 mit, die er freilich nicht mehrerleben sollte. Dabei hatte es der Frankfurter oft mit WilliDaume zu tun. Und es zeigte sich, dass der knorrige, eigen-willige Industrielle und der visionäre Schöngeist wie Feuerund Wasser waren. Die Spannungen entluden sich 1970 beimDSB-Bundestag in Stuttgart, als von Opel Daume frontalangriff und ihm mit Hinweis auf eine Mängelrüge des Bun-desrechnungshofs vorwarf, er hätte 1963 bei der IOC-Sessionvon Baden-Baden Geld verschleudert. Auch mit dem Sporthil-fe-Vorsitzenden Josef Neckermann prallte der DOG-Präsidentwiederholt zusammen.

Der Spross der Automobil-Dynastie gehörte zu der inzwi-schen ausgestorbenen Generation der Universalsportler. SeineBegeisterung lebte der junge Mann, der als Vierzehnjährigerseine Eltern verloren hatte, unter anderem beim Boxen,Radsport, Schießen, Skilaufen und Tennis aus. Bis kurz vorseinem Tode im Jahre 1971 erlag der gebürtige Frankfurterwie zuvor sein älterer Cousin, der berühmte „Raketen-Fritz“,der Faszination der Geschwindigkeit und stellte fünf Automo-bil-Weltrekorde und sechs Weltrekorde mit einem Elektro-Auto auf.

Seine größte sportliche Leidenschaft aber galt dem Rudern,das er um die Erfindung des „liegenden Steuermanns“ berei-cherte. Im Trikot des Rüsselsheimer Ruderklubs (seit 1943Rudergemeinschaft Rüsselsheim-Flörsheim), dessen Vorsitzen-der er schon Anfang der dreißiger Jahre wurde, gewann er116 Rennen und errang sieben deutsche Meistertitel, denletzten 1951 im „Opel-Achter“. Ironie des Schicksals, dass esdem Hessen als einem der weltbesten Einer-Ruderer versagtblieb, an Olympischen Spielen teilzunehmen. 1936 schnappte

Großer Gestalter des Sports, nobler Mäzen und ungewöhnlicher Universalathlet:G

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ihm der spätere Olympiasieger Gustav Schäfer im Ausschei-dungsrennen knapp den Startplatz in Berlin weg. 1948 hätteer sich für die Sommerspiele in London gute Erfolgschancenausrechnen können. Doch Deutschland blieb drei Jahre nachdem Zweiten Weltkrieg ausgesperrt. Georg von Opel aberhatte mit dem Finaleinzug 1932 bei der berühmten Henley-Regatta, bei der er 1951 im Achter noch einmal Zweiterwurde, sowie mit dem Gewinn der kanadischen (1933) undder amerikanischen Meisterschaft (1934) sein Können alsSkuller auch ohne olympische Weihen international bewiesen.

Doch nicht Spezialistentum, sondern Vielseitigkeit auf denverschiedensten Feldern kennzeichnete sein Leben. DerJugendliche wuchs gewissermaßen in den RüsselsheimerWerken auf, mit denen die Opels zwischen 1926 und 1928zum größten deutschen Automobilhersteller avancierten. DerVerkauf des Unternehmens an General Motors 1929 brachteder Familie eine Summe von 120 Millionen Reichsmark ein.Zu dieser Zeit begann der damals Siebzehnjährige eine tech-nisch-kaufmännische Lehre. Mitte der dreißiger Jahre bauteder Jung-Unternehmer das Autohaus Georg von Opel auf, dasnach dem Krieg in zwanzig Niederlassungen und zwölf Ver-kaufsläden 2000 Mitarbeiter beschäftigte. Daneben hatte eraußer anderen Mandaten von 1946 bis 1969 den Vorsitz imAufsichtsrat der Continental Gummi-Werke AG inne, derenGroßaktionär er war. 1956 gründete er die „VolkskraftstoffGmbH“, eine Tankstellenkette mit eigenen Lastzügen, einem1000 Tonnen-Tankschiff und einem großen Lager in Offen-bach, von dem aus er in ganz Deutschland VK-Benzin zuNiedrigpreisen verkaufte.

Spektakulär war 1938 seine Hochzeit mit seiner CousineIrmgard von Opel, einer weltbekannten Springreiterin. DieEhe, aus der die Söhne Carlo und Heinz hervorgingen, wurde1957 geschieden. Noch im gleichen Jahr heiratete Georg vonOpel die kolumbianische Diplomatentochter Maria EugeniaAdelaida Olozaga, die sieben Jahre später bei einem Autoun-fall ums Leben kam. Der dritten Ehe mit Sigrid Revers ent-stammen die Söhne Georg und Gregor, der 1971 nach demTode seines Vaters die Unternehmensgruppe übernahm undsie im Jahr 2005 an die Deutsche Bank verkaufte.

Erstaunlich, wie Georg von Opel, dem die Ehrendoktor-Würdeder Philologie verliehen wurde, neben dem erfüllten Privatle-ben und dem fordernden beruflichen Engagement noch Kraftfand für seine sportlichen Aktivitäten, für Afrika-Expeditionenals Großwildjäger und Naturfreund - was sich in mehrerenBüchern und der Gründung des Opel-Zoos im Taunus nieder-schlug -, für das Sammeln von afrikanischer und asiatischerKunst sowie für vielfältige ehrenamtliche Tätigkeiten. AlsMitglied in siebzig Vereinen kannte er den Sport an der Basis

und konnte diese Erfahrung als Vizepräsident des DeutschenRuderverbandes und vor allem als Präsident des DeutschenSchützenbundes einbringen. Seinem Einsatz und Einfluss istzum Beispiel der Aufbau der Deutschen Schießschule und desBundesleistungszentrums (heute Olympiastützpunkt) inWiesbaden zu verdanken. Daneben initiierte er die StiftungSpazierengehen mit dem Ermunterungsabzeichen „GoldenerSchuh“. 2008 wurde der geradezu vielgestaltige Hesse post-hum in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.

Georg von Opel war aus hartem Holz geschnitzt und nichteinfach zu nehmen. Wer ihn aber für sich gewonnen hatte,durfte sich eines verlässlichen Partners sicher sein, der füreine gute Sache besessen arbeitete. Dabei nahm er nacheinem ersten Herzinfarkt 1966 auch auf seine Gesundheitkeine Rücksicht. Den Rucksack voller Steine, versuchte er sichmit Märschen auf den knapp 800 Meter hohen Altkönig, dendritthöchsten Berg im Taunus, fit zu halten. Den zweitenHerzinfarkt im Jahre 1971 überlebte der 59-Jährige nicht. Eingroßer Gestalter des Sports, ein nobler Mäzen und ein unge-wöhnlicher Universal-Athlet hatte die Arena verlassen.

Georg von Opel zum 100. Geburtstag Von Steffen Haffner

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Neue Projekte der Bundes-DOGBIG kita move

Eine Idee geht auf Tournee! Die BIG kitamove (ehemals BIG Kitajade), die einzigarti-ge Bewegungsveranstaltung für Kindergar-tenkinder unter der Schirmherrschaft derDeutschen Olympischen Gesellschaft undgefördert durch die BIG direkt gesund findetin diesem Jahr erstmals in den großenBundesliga-Stadien folgender Städte statt:

Berlin, 14. Juni 2012Dortmund, 28. Juni 2012Hannover, 06 Juli 2012

Darüber hinaus gastiert die BIG kita move indiesem Jahr in der Frankfurter Commerz-bank Arena. Der Termin hierfür wird inKürze über die DOG Medien bekannt gege-ben.

Zu ihrer Information: BIG kita move ist dasneue, bundesweite Leitprojekt der Deut-schen Olympischen Gesellschaft. BIG kitamove ist eine in Deutschland einmalige

Veranstaltung zur Bewegungsförderung vonKindergartenkindern. Spielerisch und ohneLeistungsdruck können die Kinder nacheinem fein abgestimmten bewegungsthera-peutischem Konzept an verschiedenenStationen unterschiedliche Aufgabenbewältigen. Im Vordergrund steht Bewe-gung, die Spaß macht.

Bewegungspatenschaften

Sport und Bewegung sind für Kinder undJugendliche und deren Entwicklung wichtig.Deshalb hat die Deutsche OlympischeGesellschaft das Projekt „Bewegungspaten-schaften“ wieder aufgenommen. Neu sinddabei nicht nur die Bewegungsangebote wiez.B. Teilnahmen am Michael-Rummenigge-Fußballcamp oder Skikurse in der SkihalleOberhof, neu ist dabei auch die Zielgruppeder Schülerinnen und Schüler.

Das ehrgeizige Ziel des Projekts ist es biszum 31. Dezember 2012 in ganz Deutsch-land 10.000 Bewegungsstunden an förde-rungswürdige Kinder und Jugendliche bzw.Schulklassen zu vergeben. DOG-Präsident

Harald Denecken ist vom Nutzen und derNachhaltigkeit des Projektes überzeugt:„Das Projekt „Bewegungspatenschaften“fördert nicht nur die körperliche Entwick-lung von Kindern und Jugendlichen. Esunterstützt ebenfalls die wichtige Entwick-lung der Sozialkompetenz. Wir möchtenSchüler bewegen.“

Jenseits bestehender Bewegungsangebotesucht die Bundesgeschäftsstelle Bewe-gungspaten / Sponsoren, die das Projektaktiv unterstützen. Dies ist zum einen durcheine Geldspende, zum anderen durch eineSachspende in Form eines Bewegungsange-bots möglich.

Nähere Informationen zum Projekt erhaltenSie unter www.DOG-bewegt.de oder direktüber die Bundesgeschäftsstelle. Gerne lassenwir Ihnen auf Anfrage auch einen Informa-tionsflyer zu dem Projekt „Bewegungspa-tenschaften“ zukommen.

Olympia hautnah

„Olympia hautnah“ ist ein neu initiiertes,gemeinsames Projekt der Deutschen Kredit-bank AG und der Deutschen OlympischenGesellschaft. DKB und DOG möchten ge-meinsam mit diesem Projekt die nachhaltigeEntwicklung des Olympischen Dorfes von

Aktuelles aus der Bundesgeschäftsstelle

Deutsche Olympische GesellschaftKOMPAKT

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1936 in Berlin öffentlichkeitswirksamfördern.

Die im Rahmen von „Olympia hautnah“publik gemachte Ausschreibung soll denAnreiz geben, Schülerinnen und Schüler zuermutigen, sich intensiv mit der Olympi-schen Geschichte, insbesondere zur Zeit desNationalsozialismus, auseinanderzusetzenund diese im Schulunterricht zu behandeln.Schulen in Berlin, Brandenburg und Meck-lenburg-Vorpommern wurden hierbei zurTeilnahme durch die Veranstalter aufgeru-fen. Teilnahmeschluss ist am 27. Juli 2012.

Die Aufgabe der teilnehmenden Schulklas-sen besteht in einer künstlerischen Umset-zung einer Olympischen Fackel, sei es inForm einer Zeichnung, eines Bildes, einerGrafik oder eines Modells.

Die Gewinner der Ausschreibung werden am01. September 2012 in das Olympische Dorfnach Elstal eingeladen. Dort erfahren sie ineiner Führung durch das Olympische Dorfmehr über dessen Vergangenheit underleben im Anschluss bei den DKB-Duellenspannende Leichathletik-Wettkämpfe mitdeutschen TOP-Athleten.

Die künstlerischen Umsetzungen werden imOlympischen Dorf in einer Ausstellungzusammen mit historischen Fackeln ausge-stellt. Nähere Informationen zur Ausschrei-bung erhalten Sie unter www.DOG-be-wegt.de oder direkt über die Bundesge-schäftsstelle. Gerne lassen wir Ihnen aufAnfrage auch einen Informationsflyer zu„Olympia hautnah“ zukommen.

Jung, sportlich, FAIR

Fair Play spielt im Leistungs- wie im Brei-tensport eine entscheidende Rolle, denn FairPlay ist mehr als die Befolgung der Regeln.Fair Play macht den Geist des Sports ausund fordert Handeln nach innerer Einstel-lung. Daher muss Fair Play ständig neubewusst gemacht werden. Dies ist nicht nureine Sache des Wissens, sondern vor allemdes Verhaltens.

Kinder und Jugendliche sollen frühzeitigdarauf hingewiesen und angeleitet werden,den negativen Entwicklungen im Sportentgegenzuwirken und sind daher Zielgrup-pe des im Jahr 2012 zum ersten Mal initiier-ten Preises „Jung, sportlich, FAIR“. Mitdiesem Preis sollen faire Gesten im Sport,

aber auch Projekte von Jugendlichen zurThematik Fair Play, ausgezeichnet werden.

Die Deutsche Olympische Gesellschaftmöchte hiermit gerade bei unserem Sport-lernachwuchs, sei es im Leistungs- oderBreitensport, ein nachhaltiges Bewusstseinfür faires Verhalten schaffen. Die dreiErstplazierten der Ausschreibung erhaltenvon der Deutschen Olympischen Gesell-schaft Fördergelder in einer Gesamthöhevon 1.000 Euro. Nähere Informationen zurAusschreibung „Jung, sportlich, FAIR“erhalten Sie unter www.DOG-bewegt.de.

Mitgliederwerbeaktion 2012

„Gemeinsam mehr erreichen“ lautet dasMotto unserer diesjährigen Mitgliederwer-beaktion. Unterstützt wird die Mitglieder-werbeaktion der Deutschen OlympischenGesellschaft von Verena Bentele, der wir aufdiesem Weg sehr herzlich für ihre Unter-stützung danken möchten. Gemeinsam mitihren Begleitläufern hat Verena Bentele fürihre sportlichen Ziele gekämpft. 2010konnte sie insgesamt 5 Goldmedaillen beiden Paralympischen Spielen in Vancouvergewinnen. Als Sportbotschafterin desInternational Paralympic Committee (IPC)setzt sich Verena Bentele auch nach IhrerKarriere noch aktiv für den Behinderten-sport ein.

Bitte beachten Sie: Unter allen Neumitglie-dern ab 18 Jahren und deren Werbernverlosen wir 3x 2 Tickets für ein Winter-sport-Event in Deutschland. Alle DOG-Zweigstellen wurden bereits über dieMitgliederwerbeaktion 2012 informiert.Sollten Sie weitere Flyer zur Mitgliederwer-bung benötigen, wenden Sie sich bitte andie Bundesgeschäftsstelle.

Berlin

38. Drumbo Cup Beim 38. Drumbo Cup zeichnete die Deut-sche Olympische Gesellschaft Berlin auch indiesem Jahr die fairsten Teams mit dem FairPlay-Preis aus. Die Sieger, die beim Finaleam 29. März einstimmig von der mit dreiTrainern des Berliner Fußballverbandesbesetzten Jury benannt wurden, waren dieMädchenmannschaft der Hannah-Höch-Grundschule und bei den Jungen die Vertre-tung der Berlin Metropolitan School. BeideTeams errangen in der Gesamtturnierwer-tung jeweils den dritten Platz.

Um Tore, Punkte und Pokale stritten beimdiesjährigen Drumbo Cup seit der Vorrundemehr als 3.500 Schülerinnen und Schüleraus den Berliner Grundschulen. BeimFinalturnier in der Charlottenburger Söm-meringhalle ermittelten die besten achtJungen-Teams und die besten vier Mäd-chenmannschaften die Sieger. Vor mehr als1.000 jubelnden und anfeuernden Zuschau-ern setzten sich nach äußerst spannendenund sehr fairen Spielen – was die Fair Play-

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Jury vor eine große Herausforderung stellte– bei den Mädchen die Mannschaft derGrundschule am Rüdesheimer Platz und beiden Jungen die Vertretung der Ikarus-Grundschule aus Tempelhof-Schönebergdurch.

Der Drumbo Cup wurde 1975 von derDresdner Bank erstmalig durchgeführt undwird nunmehr durch die Commerzbankfortgeführt. Das Turnier hat sich über dieJahrzehnte zum größten Hallenfußballereig-nis Europas für Schülerinnen und Schülerim Grundschulalter entwickelt.

Dieter Krickow / Alexander Dorner

DOG-Talk „Olympia haut-nah“Hochinteressant, äußerst spannend, sehrausgewogen und bisweilen emotional – die

jüngste Auflage desTalks „Olympiahautnah“ derDeutschen Olympi-schen GesellschaftBerlin am 17. April2012 hatte viel zubieten. Gäste warenEisschnellläuferinClaudia Pechstein,DeutschlandserfolgreichsteWinter-Olympioni-kin, sowie dieJournalisten RobertIde vom Tagesspie-gel und RenéHiepen. Die Mode-ration in den

Räumlichkeiten der Weberbank Actienge-sellschaft übernahm Journalist und DOG-Präsidiumsmitglied Hans-Joachim Lorenz.

Sehr authentisch und sympathisch berichte-te Claudia Pechstein über ihren langwieri-gen Kampf gegen den Doping-Vorwurf undum ihre Rehabilitierung. Die DOG-Mitgliedererfuhren, wie sie mit der Belastung umge-gangen ist, wie schwer ihr der Spagatzwischen Untersuchungen und Prozesseneinerseits sowie dem Training andererseitsfiel und welche konkreten Folgen derDoping-Vorwurf und die Sperre hatten. MitRobert Ide und René Hiepen wurde zudemausführlich über die Rolle der Medien imFall Pechstein diskutiert.

Claudia Pechstein war 2009 wegen auffälli-ger Blutwerte, aber ohne positiven Doping-befund durch den Internationalen Eis-schnelllaufverband ISU für zwei Jahregesperrt worden. Mehrere Hämatologenhaben zwischenzeitlich feststellen können,

dass eine selteneBlutkrankheit, ander Pechstein undihr Vater leiden,Ursache für dieschwankendenBlutwerte ist. ImFebruar 2011 feiertedie fünfmaligeOlympiasiegerin ihrComeback auf demEis. Die jetzt abge-laufene Saison2011/2012 kröntesie im März mitWM-Bronze über5.000 Meter. Nunhat der Kufenstar

die Olympischen Winterspiele 2014 inSotschi fest im Blick. Nach dem Ende dereindrucksvollen Karriere kann sich ClaudiaPechstein durchaus ein Engagement alsTrainerin vorstellen.

Die mehr als 50 Gäste waren vom „Olympiahautnah“-Talk begeistert: „Eine sehr gelun-gene Veranstaltung, in der viele interessanteFakten offen und ausgewogen diskutiertwurden“, so das einhellige Fazit des Publi-kums. Ein großes Dankeschön für dieGastfreundlichkeit und Zusammenarbeitrichtete DOG-Ehrenpräsident Hans-JürgenBartsch an den Weberbank-Vorstand Wolf-gang Harth.

Alexander Dorner

Weltcup-Finale der Eisschnellläufer

Jenny Wolf und Martina Sablikova, SvenKramer und Christine Nesbitt, Cindy Klassenund Bob de Jong – beim Weltcup-Finale derEisschnellläufer am zweiten März-Wochen-ende in Berlin konnten die Mitglieder derDOG Berlin diese Kufenstars hautnaherleben. Auch wenn es dabei für Lokalmata-dorin Jenny Wolf über die 500 Meter nichtzum Sieg und dem Gewinn des Gesamt-weltcups reichte, so waren die DOG-Mitglie-der von Dynamik, Technik und Tempo aufdem Eis doch sehr beeindruckt. Für einestimmungsvolle Atmosphäre in der Hallesorgten neben den deutschen Fans auchzahlreiche Schlachtenbummler aus denNiederlanden, Russland und Tschechien.

Alexander Dorner

Cottbus

Sportgala der Stadt CottbusAuch in diesem Jahr wurde die Sportgalader Stadt Cottbus durch die Stadtgruppeder Deutschen Olympischen Gesellschaftund den Stadtsportbund Cottbus genutzt,um den vielen Helfern des Sports im Hinter-grund, in den Sportvereinen Dankeschön zusagen für ihr Engagement im Jahr 2011.

Mehr als 2.000 Übungsleiter sind in den 135Cottbuser Sportvereinen im Einsatz. „Uner-müdlich und selbstlos“ kümmerten sie sichtäglich um den Nachwuchs, um Spitzenath-leten und Hobbysportler. „Mit großer Lei-

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denschaft leisten die vielen Helfer einenunschätzbaren Beitrag zum Leben derCottbuser Bürger“ sagte der CottbuserOberbürgermeister Frank Szymanski inseinem Statement in den Räumen derSparkasse Spree-Neiße. Auf dieser Basis wurden im Jahr 2011 beiWeltmeisterschaften sechs Gold-, zweiSilber- und vier Bronzemedaillen geholt. BeiEuropameisterschaften gab es zehnmalGold, viermal Silber und viermal Bronze.Hinzu kommen 53 Gold-, 28 Silber- und 36Bronzemedaillen bei Deutschen Meister-schaften. Die Radsportler, Turner, Schwim-mer und Behindertensportler waren dabeibesonders erfolgreich.

Die Stadtgruppe der Deutschen Olympi-schen Gesellschaft konnte gemeinsam mitOberbürgermeister Frank Szymanski, undSparkassenvorstand Thomas Heinze diePlakette der DOG für besondere Leistungenim Sport und der olympischen Idee anHolger Behrendt, Trainer im SC Cottbus

Turnen e.V., Florian Ludewig, Trainer imRadsportclub Cottbus e.V. und ChristinaHerold, Trainerin im Doitsu-Budo-Kwaiüberreichen. Die Goldene Ehrennadel derDOG erhielten Margit Cichocki, Schatzmeis-terin im Stadtsportbund Cottbus e.V.,Monika Nickel, Übungsleiterin in der Bau-hausschule im Behindertensport, GerdKunz, Billardtrainer in der SG Groß Gaglow,Lutz Pannach, Radballtrainer im LausitzerRadsportverein und Ronny Zeiß, Nach-wuchs- und Torwarttrainer im FC EnergieCottbus.

Weitere Auszeichnungen wurden durch denStadtsportbund Cottbus e.V. für verdienst-volle Übungsleiter, Trainer und Vereinsvor-stände vorgenommen.

Die Auszeichnung der in einer Umfrage derLausitzer Rundschau und Antenne Branden-burg ermittelten beliebtesten Sportlerinnen,Sportler und Mannschaften bildete denstimmungsvollen Abschluss der Sportgala.

Die Titel eroberten Jana Majunke im Behin-dertenradsport, Christian Diener imSchwimmen sowie die Turner des SC Cott-bus Turnen.

Natürlich ging der Blick an diesem Abendauch voraus in Richtung der bevorstehen-den Olympischen Spiele und der Paralym-pics, auf die sich unsere besten Sportlerin-nen und Sportler intensiv vorbereiten unddenen wir viel Erfolg wünschen. Vielleichtwird es möglich, den „Weg des Ruhms“, indem die Medaillengewinner der StadtCottbus bei Olympischen Spielen geehrtwerden, auch in diesem Olympiajahr zuerweitern.

Die Stadtgruppe der Deutschen Olympi-schen Gesellschaft bedankt sich bei allenOrganisatoren und vor allem beim Gastge-ber, der Sparkasse Spree-Neiße und ihremVorstand, dieser nun schon traditionellenVeranstaltung im Namen aller Teilnehmerauf das Herzlichste.

Günter Jentsch

Hannover

Ehrung langjähriger MitgliederAm 06. Mai hat die Zweigstelle Hannoverihre langjährigen Mitglieder geehrt. DieEhrung fand im Rahmen des TUI-Marathonsauf der Veranstaltungsbühne statt. Unter derModeration von Rita Girschikofsky, Präsiden-tin des Niedersächsischen Leichtathletik-Verbandes und des Stadtsportbundes Han-nover, konnten 14 Jubilare die Auszeichnun-gen aus den Händen von Udo Körber und

Gerhard Reuse in Empfang nehmen.Mit dem TUI-Marathon hatte diese DOG-Veranstaltung einen angemessenen sportli-chen und gesellschaftlichen Rahmen, dendie Mitglieder und Jubilare gern zu gutenGesprächen genutzt haben. Bei kühlem abertrockenem Wetter hatten die Läufer opti-male Bedingungen und auch die Stimmungam DOG-Stand war ausgezeichnet. DieZweigstelle Hannover ist stolz auf ihrelangjährigen Mitglieder.

Gerhard Reuse / Udo Körber

Heilbronn-Unterland/Hohenlohe

Ehrungen beim Sportkreistag Heilbronn„Ehre, wem Ehre gebührt“, so titelte die„Heilbronner Stimme“ bei ihrem Berichtüber die Ehrungen der Deutschen Olympi-schen Gesellschaft beim Sportkreistag desSportkreises Heilbronn. Im Beisein zahlrei-cher Ehrengäste sowie den Delegierten derUnterländer Sportvereine freute sich dieDOG-Vorsitzende Sigrid Seeger-Losch anzwei hochverdiente Sportfunktionäre dieDOG-Leistungsplakette überreichen zudürfen.

Gustav Jenne ist Macher und Motor derUnterländer Leichtathletik-Szene, die ohneihn nicht denkbar wäre. Er war die treibendeKraft, als 1969 die Unterländer Leichtathle-tik-Gemeinschaft ins Leben gerufen wurde.Viele Aktivitäten, Aktionen und Veranstal-tungen gehen auf seine Initiative zurück.Das ehrenamtliche Engagement von „MisterLeichtathletik“ sei beispielhaft, sagte See-ger-Losch in ihrer Laudatio.

Bernd Schneiderleitete über 16 Jahredie Geschicke imRinger-BezirkUnterland. Überviele Jahre war erKampfrichter-Referent. DerRingkampfsport undder Sport überhaupthaben ihm viel zuverdanken. ImSportkreis vertritt erdie Fachverbändeund begleitet mitlebhaftem undkritischem Geist die

Die Jubilare auf der Veranstaltungsbühne

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Arbeit. Er ist Mitglied der DOG und seit zweiJahren Vorstandsmitglied in der KreisgruppeHeilbronn-Unterland. Er sei ein Paradebei-spiel des gelebten Ehrenamtes, in dem ersich außerordentliche Verdienste erworbenhätte, bemerkte die Vorsitzende und über-reichte Urkunde und Plakette unter demBeifall der Anwesenden.

Hochstift Paderborn

Olympia zwischenKommerz und PolitikOlympische Ehren haben in Paderborn, derSportstadt in Ostwestfalen, bereits Tradition.Medaillengewinner, Stars und Platzierte vonOlympischen Spielen, sie alle waren schonzu Gast bei den mittlerweile fest eingeführ-ten Olympischen Abenden. In bereits sechs-ter Folge hatte die DOG Hochstift Paderbornauch in diesem Jahr wieder einen hochkarä-tig besetzten Abend veranstaltet: Zur

Einstimmung auf die Spiele in diesem Jahrin London, aber auch zur besonderen Ehreder scheidenden Vorsitzenden Margit Budde.Sie hatte als sportlerisches Urgestein desHochstiftes und erfolgreiche Fechterinsieben Jahre lang den Vorsitz der Regional-gruppe inne. Mit dem Olympischen Abendin diesem Jahr nahm sie aus beruflichenGründen ihren Abschied.

Olympia ist ein Fest von Leistung, Ehrgeiz,Zielstrebigkeit und Erfolg, von Förderung undForderung, Kommerzialisierung und Politik.Diese Mischung mit all ihren Vor- undNachteilen war Thema auf dem Podium. ImSpiegelsaal des fürstbischöflichen Residenz-schlosses diskutierten unter Moderation vonWolf-Dieter Poschmann aktuelle und ehema-lige Größen von Olympia. NRW-Sportfunk-tionärin Gisela Hinnemann und Silbermedail-lengewinnerin von 1968, Liesel Westermann,waren ebenso mit dabei wie SpeerwerferinLinda Stahl und Top Squasher Cedric Lenz.Begleitet wurde die Diskussion durch Vortragund Statements von Prof. Dr. ManfredLämmer. Mit in der ersten Reihe saßen nebenDOG Vorstandmitglied und Bronze Zehn-kämpfer Kurt Bendlin auch der SpeerwerferMichel Wessing, der 1980 wegen des MoskauBoykotts nicht starten durfte.

2012 sei mit Fußball und Olympia nicht nurein spannendes sondern durchaus auchpolitisch konfliktbeladenes Jahr, hattePoschmann die Diskussion vor rund 300geladenen Gästen anmoderiert. Dabeiwürden die Sportler zunehmend zu politi-schen Stellungnahmen gedrängt. EineTatsache, die Michael Wessing bis heuteärgert. Der Boykott damals habe nichtsgenutzt, das hätten selbst die Politiker

später eingesehen. Den Sport-lern habe das aber geschadet,sagte er. Prof. Dr. Lämmerwarnte in einem seiner Zwi-schenstatements davor, Sportlerzu überfrachten. Ganz trennenlasse sich Politik und Sportangesichts der engen Verbin-dung beider aber nicht mehr.Das sei auch gar nicht notwen-dig, konterte Linda Stahl. Siebewertete sich in ihrer Rolle alsSpitzensportlerin als „öffentli-chen Menschen“, der sichdurchaus auch zu anderenThemen als dem Sport äußerndürfe. Das unterstrich auchLiesel Westermann. Ohnepolitische Unterstützung, so ihreMeinung, seien die sportlichen

Höchstleistungen nicht bezahlbar. Da sei esnur recht, diesen Einfluss auch zu akzeptie-ren. „Ich kann mich nicht füttern lassen unddann nicht auch mal tanzen wollen“, so ihreKernaussage an diesem Abend.

Einig waren sich die Sportler durchaus inder Bewertung der Olympischen Spiele. Beider Inflation an Welt- und Europameister-schaften sei Olympia das einzige Sportereig-nis, das eine Besonderheit geblieben sei,sagte Linda Stahl. Liesel Westermannschwelgte in Erinnerungen an eine Sportler-gemeinschaft, die nicht nur international,sondern auch durch alle Disziplinen gehe.Das gebe es doch sonst nirgends. EinzigeHürde, das wurde kontrovers diskutiert, wardie Auswahl. Ob Olympianorm oder deut-sche Zusatzhürden, ob die Besten einesLandes oder nur Platzierungskandidaten zuOlympia geschickt würden, wurde ange-sichts immer enger werdender Plätze sehrunterschiedlich gesehen. Einer den das nochvöllig mit Vorfreude einstimmte, war derSquasher Cedric Lenz aus Paderborn. Alsachter der Bundesligaliste fieberte er einerAnerkennung seines Sports als olympischeDisziplin entgegen.

Neben launigen Worten und viel Abschieds-lorbeeren für die scheidende Vorsitzendegab es für Margit Budde auch drei besonde-re Ehren. Paderborns Bürgermeister Pausübereichte ihr zum Abschied einen Seiden-schal in den Stadtfarben, ZehnkämpferBendlin hatte für sie eine eigene Holzskulp-tur ausgearbeitet. DOG-Vizepräsident Petervon Löbbecke zeichnete nach einer rechtlaunigen Rede Margit Budde und ihrenStellvertreter Heiner Kortebusch aus. Buddeerhielt dabei die silberne Verdienstplaketteder DOG. Die DOG im Hochstift wird künftigdurch die beiden Stellvertreter HeinerKortebusch und Kurt Bendlin geführt bis zuden Vorstandswahlen im nächsten Jahr.Damit und mit dem dahinter stehendenaktiven Vorstand bleibt die Kontinuität deraktiven Regionalgruppe gewahrt.

Christian Schlichter

Karlsruhe

Zweigstelle Karlsruhe unter neuer LeitungAm 26. April 2012 wählte die Zweigstellen-tagung der DOG Karlsruhe den 48-jährigenÖsterreicher Peter Mayer zu ihrem Leiter.

DOG und Gäste: Heiner Kortebusch, Cedric Lenz, KurtBendlin, Liesl Westermann, Christian Schlichter, LindaStahl, Gisela Hinnemann, Manfred Lämmer, MargitBudde, Wolf-Dieter Poschmann, Willi Schluer

Gustav Jenne (li.) und Bernd Schneider (re.)bei der Ehrung durch die VorsitzendeSigrid Seeger-Losch

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Mayer folgt damit Lothar Deutsch, der imRahmen der Veranstaltung vom Präsidentender DOG Harald Denecken für seine Ver-dienste geehrt wurde. Zur Sitzung hatteBernd Rau, der nach dem Rücktritt vonDeutsch die kommissarische Leitung innehatte, ins Otto-Hahn-Gymnasium geladendas seit kurzem Mitglied der DOG ist. ZuBeginn bedankte sich Herr Denecken beiHerrn Morath dem Schulleiter des Otto-Hahn-Gymnasiums für die Gastfreundschaftund überreichte ihm eine Plakette, die inZukunft am Haupteingang der Schule dieseals DOG-Mitglied ausweist.

Nachdem sich Peter Mayer, der als Lehrrefe-rent für den Badischen-Sportbund Nordarbeitet, vorgestellt hatte, wurde er einstim-mig gewählt. Der Diplom-Pädagoge Mayer,der sich auch bei der dsj im Bereich „Do-pingprävention“ engagiert, sieht es als eineseiner wichtigsten Aufgaben, die gesell-schaftliche Akzeptanz der DOG in Karlsruheweiter zu verbessern. Als Baustein aufdiesem Weg soll eine Diskussionsreihedienen, die regelmäßig in der „CantinaMajolika“ stattfinden soll. Start dazu ist am29.11.2012.

Unter den zahlreichen anwesenden Mitglie-dern waren die Leiterin des Sportamts inKarlsruhe Silke Hinken, der Geschäftsführerdes Badischen Fußballverbandes UweZiegenhagen und der Jugendsekretär derBadischen Sportjugend Thorsten Väth.

Kreis Düren

MitgliederversammlungDie Zweigstelle Kreis Düren hat am 28.Februar 2012 die diesjährige Mitgliederver-sammlung unter Beteiligung von ca. 70Gästen im Großen Sitzungssaal der Kreis-verwaltung Düren durchgeführt. Nebenden üblichen und vorgegebenen Tagesord-nungspunkten wurden auch die Aktions-programme der Deutschen OlympischenGesellschaft und ein Rückblick auf dieTätigkeit der hiesigen Zweigstelle vorge-stellt. Darüber hinaus wurden den Anwe-senden die Inhalte des hier initiiertenregionalen Aktionsprogramms „Zusammen-arbeit zwischen Sportvereinen und OffenenGanztagsschulen“ unterbreitet, zu demauch eine aus Sport, Politik und Verwal-tung prominent besetzte Podiumsdiskussi-on unter dem Motto „Offene Ganztags-schulen und Sportvereine - Ende des

organisierten Sports oder neue Chancen?“geführt wurde.

Diese von Dr. Stefan Kaußen (WDR) mode-rierte Podiumsdiskussion entwickelte sich zueinem äußerst interessantem und kontroversgeführten Meinungsaustausch, in dessenRahmen die Schwierigkeiten der Vereinbar-keit zwischen ganztägigen Bildungsangebo-ten, der Konsolidierung von Sportvereinenund einer angemessenen Entwicklung des(Leistungs-)Sports deutlich wurden.

Auch in der regionalen Medienlandschaftfand die Veranstaltung der DOG-ZweigstelleKreis Düren ein absolut positives Echo,wobei sich die Berichterstattung im We-sentlichen auf die attraktive Podiumsdiskus-sion und eine zusätzlich formulierte Mit-gliederwerbung erstreckte.

Projekt „Zusammenarbeitzwischen Sportvereinen undOffenen Ganztagsschulen“Im Januar 2011 hat der Vorstand der DOG-Zweigstelle Kreis Düren beschlossen, sichdiesem Projekt intensiv zu widmen mit derZielsetzung, sportbezogene Aktivitäten indas schulische Angebot zu integrieren undgleichzeitig den beteiligten Sportvereinendie Möglichkeit zu bieten, den dort feststell-baren Mitgliederschwund im Kinder- undJugendbereich zu kompensieren.

In einem ersten Schritt wurde unter Mitwir-kung des Schulamtes für den Kreis Düren(Schulaufsichtsbehörde) einFragebogen an alle 48 OffenenGanztags-Grundschulen desKreises Düren versandt mit derMaßgabe, die dortige Interes-senlage hinsichtlich sportlicherAngebote zu erfragen.

Nachdem 21 Offene Ganztags-Grundschulen ihre positiveInteressenhaltung bekundethaben, wurden im Rahmen derweiteren Vorgehensweise ca. 80Sportvereine nach den dortigenMitwirkungsmöglichkeitenbefragt.

Unter der Federführung desDOG-Zweigstelle Kreis Dürenund der Mitwirkung des Kreis-

sportbundes Düren wurden in einem drittenSchritt bisher 15 Runde Tische moderiertmit dem Ergebnis, dass in allen Fällen eineKooperation zwischen Offenen Ganztags-Grundschulen und Sportvereinen geschlos-sen werden konnte. Weitere Gesprächestehen an mit der Zielsetzung, eine mög-lichst lückenlose Kooperationslandschaft zuentwickeln.

In Fortführung dieses Projektes wird ge-plant, ab dem Herbst 2012 die Bemühungenauch auf den Bereich der weiterführendenSchulen auszudehnen, um somit eineflächendeckende Sportbewegung in ganztä-gigen schulischen Bildungsangeboten zugewährleisten.

Vielfältige Handlungspartner – darunterauch der Olympiastützpunkt Rheinland inKöln – haben wesentlich dazu beigetragen,das hier entwickelte Handlungskonzepterfolgreich umzusetzen.

Sollten andere Zweigstellen der DeutschenOlympischen Gesellschaft Interesse anEinzelheiten zur Umsetzung dieses Projekteshaben, können Anfragen an die Email-Adresse [email protected] werden. Selbstverständlich habenwir auch ein Telefon: 02421-951133.

Landesverband NRW

Zum ersten Mal traf sich der DOG-Landes-vorstand Nordrhein-Westfalen unterVorsitz von Manfred Rixecker (Mülheim ander Ruhr) Anfang Mai in der SparkasseRecklinghausen. Breiten Raum nahm die

V.l.n.r. Dieter Büttner (Regionalgruppe Rheinland),Manfred Rixecker (1. Vorsitzender), Ulrich Kupke(NRW-Pressewart), Paul Hoffmann (2. Vorsitzender),Wolfgang Dolling (Bezirksgruppe Niederrhein) sowieAchim Haase (Sparkasse Vest Recklinghausen

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Diskussion um den Zustand und die„Wiederbelebung“ von Zweigstellen inNRW ein. Besonders erfreulich wurdevermerkt, dass die Zweigstelle Kreis Dürenseit 18 Monaten Aktivitäten entwickelthat. Auch in Recklinghausen wurde zwi-schenzeitlich die Initiative ergriffen, eineneue Kreisgruppe „zum Leben zu erwe-cken“. Besonders der Sparkassen-Marke-tingchef Achim Haase und NRW-Presse-wart Ulrich Kupke haben ihre Unterstüt-zung zugesagt. Weitere Diskussionsthemenbetrafen die zuletzt zahlreich ins Lebengerufenen Aktionen der Bundes-DOG inBezug auf „Bewegungsstunden in Kinder-gärten“, „Bewegungspatenschaften“ und„Jung, sportlich, Fair“.

Miltenberg-Obernburg

Miltenberg-ObernburgDer TV Miltenberg hat am 19. Mai 2012einen Sporttag in der FußgängerzoneMiltenbergs veranstaltet. Grund hierfürwar das 150-jährige Bestehen des TVMiltenberg. Das Motto der Veranstaltungwar „Miltenberg in Bewegung“. ZahlreicheBesucher Miltenbergs und Passantenwurden dabei angeregt beim dem vielfälti-gem Programm der 19 Sportabteilungendes TV Miltenberg zuzuschauen, mitzuma-chen und sich über die einzelnen Sportan-gebote wie Eltern und Kind Turnen, Gerä-teturnen, Tischtennis, Volleyball, Rhönrad-turnen und vieles mehr zu informieren. Diehiesige DOG-Zweigstelle ließ sich dabei dieChance nicht entgehen und präsentiertesich den Besuchern mit einem eigenenInformationsstand.

Niederrhein

Volksbank Rhein-Ruhr und DOG luden zum SportlerdialogZum nunmehr schon 16. Mal trafen sichOlympiasieger, Weltmeister und Europa-meister auf Einladung der Volksbank Rhein-Ruhr und der Deutschen OlympischenGesellschaft Bezirksgruppe Niederrhein zumtraditionellen Sportlertreff. „Mit dieserVeranstaltung“, so Volksbank-VorstandThomas Diederichs, „will die VolksbankRhein-Ruhr dem Sport und der Wirtschafteine Plattform für ein erfolgreiches Mitei-nander bieten.“

Auch in diesem Jahr waren 60 Sportler undGäste der Einladung gefolgt. Neben zahlrei-chen weiteren erfolgreichen Sportlern hießThomas Diederichs auch Bürgermeister BennoLensdorf, LSB-Präsident Walter Schneelochund den Beigeordneten Reinhold Spanielsowie den hiesigen DOG-Vorsitzenden PaulHoffmann, ehemaliges NOK-Mitglied, will-kommen. Benno Lensdorf begrüßte dieVolksbank-Initiative einer solchen Veranstal-tung und lobte ausdrücklich das Engagementder Bank im Hinblick auf die Sportförderung.LSB-Präsident Walter Schneeloch schaute inseinem Grußwort insbesondere auf dieOlympischen Sommerspiele, die in diesemJahr in London stattfinden werden.

Als Überraschungsgast hatte die VolksbankRhein-Ruhr den Cheftrainer von Rot-WeißOberhausen, Mario Basler, eingeladen. Baslergewährte im Gespräch mit Volksbank-

Pressesprecher Günter Sickmann einen Blickhinter die Kulissen des Fußballgeschäftesund wusste viel Interessantes aus seineraktiven Zeit als Spieler zu erzählen. EinImbiss und viele Gespräche rundeten einengelungenen Abend ab.

Odenwaldkreis

60-Jahrfeier der DOG-Zweigstelle OdenwaldkreisDie Zweigstelle Odenwaldkreis der Deut-schen Olympischen Gesellschaft hat sich dieFörderung des Sports und des olympischenGedankens auf ihre Fahnen geschrieben unddiese Ziele standen bei der Jahreshauptver-sammlung und der sich daran anschließen-den Jubiläumsfeier zum 60-jährigen Beste-hen am Donnerstagabend im Dorfhaus inZell im Fokus.

Der Vorsitzende Johann Weyrich erinnertebei seinem Rückblick an die vielen Aktivitä-ten im vergangenen Jahr. Präsenz beigrößeren Sportveranstaltungen, die Paten-schaft mit 15 Kindergärten, die zum 17. Malin Folge durchgeführte Aktion „JungeKönner brauchen Gönner“, Kontakte zuGrundschulen im Kreis, die Ausrufung einesJuniorsportlers des Jahres und Ehrungenerfolgreicher Sportlerinnen und Sportlersowie von Vereinen und Funktionären, diesich besonders hervorgetan haben, stehenzu Buche in der langen Liste der Aktionender DOG-Zweigstelle Odenwaldkreis, wie dievorherige Kreisgruppe nach der bundeswei-ten Neuorganisation der DOG nun heißt.

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Für das Olympiajahr 2012 sei am Gymnasi-um auf Initiative der DOG wieder einKreativwettbewerb ausgeschrieben worden.Die Prämierung der eingereichten Arbeitenwerde am Donnerstag (29. März) stattfin-den. Erstmals werde in diesem Jahr an denGrundschulen des Kreises nach dem Motto

„Kinder bewegen – Schule fördern – Erfolgeehren“ ein Sportwettbewerb durchgeführt.Ebenso sollen die Patenschaften mit Kinder-gärten weiter ausgebaut werden. DieFörderung des Sportnachwuchses steht abernach wie vor oben auf der Agenda desDOG-Vorstandes.

Wie Finanzvorstand Frank Weichel mitseinen Zahlen belegen konnte, verfügtsowohl die DOG als auch der Sportförder-kreis Olympia Odenwald, eine Gruppierunginnerhalb der DOG, über solide Finanzen. DieEntlastung beider Vorstände war dann nurnoch eine Formsache.

Ein Hauch von Olympia wehte danach durchdas Zeller Dorfhaus bei der folgenden Jubilä-umsfeier, denn neben etlichen Ehrengästenaus Sport, Politik und dem öffentlichen Lebenkonnte Weyrich die Weltmeisterin im Ham-merwerfen Betty Heidler und Petra Lammers,die Anschieberin der bei Weltmeisterschaftenerfolgreichen und bekannten BobpilotinSandra Kiriakis begrüßen. Die Hammerwerfe-rin, Mitglied der DOG Odenwaldkreis undöfter mit ihrem Sportgerät in Fränkisch-Crumbach zum Training zu Gange, gabErläuterungen zur Vorbereitung auf dieOlympischen Spielen in London, wo sie zuden Favoritinnen in ihrer Disziplin zählt.

Der neugewählte Vizepräsident der DOG,Peter von Löbbecke fand viel Lob für dieArbeit der hiesigen Zweigstelle und konnte

mitteilen, dass es mit der DOG auf Bundes-ebene wieder aufwärts gehe, nachdem manneue Sponsoren gefunden habe. Grußwortesprachen außerdem Kreisbeigeordneter undLandtagsabgeordneter Dr. Michael Reuter,der Bad Königer Bürgermeister Uwe Veith,Wolfgang Fröhlich für den Sportkreis,

Direktor Karl-Heinz Ihrig für dieSparkasse und Manfred Heissfür den Stiftungsrat der HSE.

Wer könnte ein besserer Lauda-tor für die 60-Jahrfeier der DOGsein als der EhrenvorsitzendeHubert Hey, der 19 Jahre Vorsit-zender, unermüdlicher Ideenge-ber und Motor war. In seiner Ärastieg die Zahl der Mitglieder von35 auf zeitweise 150 an. Heyspannte in seinen Ausführungenden Bogen von der Antike mitden Anfängen der OlympischenSpiele in Griechenland im Jahre776 v. Chr. und dem Verbotdurch den römischen KaiserTheodorius im Jahre 393 n. Chr.

bis zur Wiedereinführung der Wettkämpfeder Neuzeit durch Pierre de Coubertin imJahr 1896.

Im Jahr 1951 sei die DOG gegründet wordenund am 25. Mai 1952 die KreisgruppeOdenwald. Landrat Georg Ackermannübernahm den Vorsitz bis 1968. Es folgtenHeinrich Ritzel (1968-1971) Franz Radomicki(1971-1988), Fritz Walter (1988-1989) undHubert Hey (1989-2008). Die DOG schafftees in den sechs Jahrzehnten durch die

Pflege des olympischen Gedankens, aber vorallem durch ihre Aktionen zur Förderungdes Sportnachwuchses die Aufmerksamkeitder Öffentlichkeit zu gewinnen.

Seit der Gründung gehören die GemeindenLützelbach, Brombachtal und Rothenbergder DOG an und wurden mit Urkunden undPlaketten ausgezeichnet. Geehrt für beson-dere Leistungen und Unterstützung derKreisgruppe wurden Kurt Kohlhage, RonnyKelz, Inge Velte, Werner Muschik, die HSE,die Sparkasse Odenwaldkreis und die Ge-meinde Mossautal. Fotos von der zurücklie-genden Zeit auf der Großleinwand wecktenErinnerungen. Musikalisch umrahmt wurdedie Feierstunde durch Karina Schuller mitdem Saxophon.

Gerd Waßner

KreativwettbewerbBereits zum dritten Male schrieb die Zweig-stelle Odenwaldkreis einen Kreativwettbe-werb für die Sportförderklassen der Schulenim Odenwaldkreis aus. Beteiligt haben sichdie Klassen 5f und 6f des GymnasiumsMichelstadt. Nach dem Motto „OlympischeSommerspiele 2012 in London“ warenKreativität, Ideenreichtum und gestalteri-sche Fähigkeiten gefragt, die zum Teil imZweier-Team oder aber als Einzelne umge-setzt wurden.

Für die DOG hat der SchulbeauftragteManfred Kirschner die Ausschreibung an

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Die ausgezeichneten Schüler zusammen mit den Klassenlehrern Stefanie Tänzler und AxelTrumpfheller sowie Johann Weyrich, Peter Falter, Gunter Eckart (Schulleitung), ManfredKirschner und Hubert Hey

V.l.n.r. Hubert Hey, Johann Weyrich, Kurt Kohlhage.Betty Heidler

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die Schulen mit Sportförderklassen weiter-geben. „Ziel ist es den Olympischen Gedan-ken und die Olympischen Werte wie Leis-tungsbereitschaft, Fair Play, Teamgeist unddie Völkerverständigung ins Bewusstseinder jüngeren Sportler zu rücken“, so Kirsch-ner bei der Prämierung der Arbeiten in dervollbesetzten Mensa des GymnasiumsMichelstadt. Zusammen mit dem Vorsitzen-den Johann Weyrich vergab Kirschner dievon der DOG ausgelobten Geldpreise undbedankte sich bei allen Lehrkräften sowieder Schulleitung des Gymnasiums für dieDurchführung und Unterstützung desWettbewerbs. Mit dabei waren viele Elternder Kinder, die sich an dem Kreativwettbe-werb beteiligten, die Klassenlehrer derbeiden Klassen, Stefanie Tänzler und AxelTrumpfheller, von der Schulleitung GunterEckart und der DOG-EhrenvorsitzendeHubert Hey. „Die Jury hat es nicht leichtgehabt bei den abgelieferten Arbeiten, dieeine breite Palette von kreativen Ideen wieBilder, Aufsätze, Hörspiele, Interviews oderFilme geboten haben, die Besten zu finden“,betonte Kirschner.

„Wir wollen nicht nur den olympischenGedanken fördern, sondern auch einenBeitrag leisten, um die Kinder und dieJugend für den Sport zu begeistern“, soWeyrich, der sich bei Kirschner für dessenEngagement bei diesem Schülerwettbewerbbedankte und auch beim Gymnasium, dassich zum dritten Male an diesem Wettbe-werb beteiligte.

Ausgezeichnet wurden die ersten drei Plätzesowie fünf weitere von der Jury gleichbewertete Arbeiten. Platz eins ging anJannik Müller und Oscar Hopp von derKlasse 6f, die neben kreativen Gedankenauch eine wahre Fleißarbeit leisteten. Platzzwei belegten Charlotte Manschitz und NitaGroth von der Klasse 5f und Platz dreierreichten Anesa Kukavica und FranziskaWirl von der Klasse 6f. Platz vier wurde anKarl-Johann Mühlhäuser (5f), BenjaminEickhoff (5f), Luca Rettig und Nikola Cutura(6f), Johnathan Reimer und Jannis Geißler(5f), Lara Christmann und Johannes Brand(6f) vergeben.

Gerd Waßner

BewegungstagDer Patenkindergarten des IntegrativenMontessori Kinderhauses in Michelstadtführte wieder einen Bewegungstag mit

allen Kindern der Einrichtung durch. Eswurden viele Übungen für alle Alterstufenabsolviert. Die Kinder waren sehr begeis-tert und eifrig dabei. Im Anschluss wurdenoch ein Bewegungslied gesungen undMedaillen für alle teilnehmenden Kinderverteilt.

Der Vorsitzende der DOG-ZweigstelleOdenwaldkreis übergab einen kleinenFörderbeitrag und dankte für dieses sportli-che Event.

Pfalz

Olympische KindergartenspieleSlalomlauf, Bobfahren, Ringe werfen,Balancieren, Hindernislauf und Zielwurfwaren 09. Februar 2012 die Disziplinen beiden Olympischen Kindergartenspielen. 1025-6 jährige Kinder aus den vier Mutterstäd-ter Kindergärten nahmen teil.

Mit Bewegung kann man nicht früh genuganfangen. Deshalb ist es umso wichtiger,dass man dies schon im Kinder-gartenalter unterstützt undfördert. So eröffneten Hans-Dieter Schneider, Bürgermeistervon Mutterstadt, Heiner Doppund Carlo von Opel, DeutscheOlympische Gesellschaft, dieOlympischen Spiele.

Bewegung ist von klein aufwichtig, auch Alois Bierl weißwovon er spricht. 1972 wurde erOlympiasieger im Rudern. AmDonnerstag betätigte er sich beiden Kindergartenspielen, organi-siert von der Deutschen Olympi-schen Gesellschaft Pfalz inZusammenarbeit mit der TSGMutterstadt und den Mutter-städter Kindergärten, in der TSGHalle in Mutterstadt als Zeit-nehmer.

“Tempo. Auf geht’s!“ feuert derehemalige Hockeynationalspie-ler Heiner Dopp den Nachwuchsan. Die Rekorde purzeln. EineBestleistung jagt die andere. Beim Slalom-lauf gibt es zunächst noch Orientierungs-schwierigkeiten im Stangenwald. Damit dieKids auch hier auf dem rechten Wegbleiben, werden die Betreuer als „Hasen“eingesetzt und diese müssen schon mäch-

tig Gas geben, damit sie nicht von denKindern überholt werden. Die Kinderfordern den Betreuern der TSG alles ab.Beim Bobfahren, müssen die Kinder aufeinem Rollbrett durch einen Parcours ausMatten-Tunnel und bunten Blocks steuern.Kommt ein Kind vom rechten Weg ab, keinProblem, die Helfer sind sofort zur Stelleund korrigieren.

Da sind viele sportliche Talente dabei. DieKinder schlagen sich sehr gut. In der Hallenmitte weist Alois Bierl den Wegzur Ziellinie nach überstandenem Hindernis-lauf – durch Kastenteile krabbeln und überStangen springen, auch da kann man schonmal die Orientierung verlieren.

Eine Gruppe sammelt neue Kräfte undstärkt sich mit Obst, welches vom Pfalz-markt Mutterstadt für die Kids gespendetwurde. Man kann ja nicht immer Vollgasgeben.

Am Ende waren alle Gewinner, auch wenndie Besten mit Medaillen geehrt wurden, sodurften alle Kids die von der DOG mitge-brachten T-Shirts als Andenken mit nach

Hause nehmen. Der Gesamtsieg ging anLeon Hochhaus vom ProtestantischenKindergarten 2. Er schnitt als Bester aller102 Kinder bei den Olympischen Kindergar-tenspielen in Mutterstadt ab. Von 70 mögli-chen Punkten erreichte er 68.

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Doch der olympische Gedanke stand imVordergrund, dabei sein ist alles. Es istschließlich nur ein Spiel, trotz Punkten, Zeitund Medaillen.

Schwarzwald-Bodensee

Sportlerehrung der StadtTuttlingen Zum ersten Mal versammelten sich zudiesem Anlass die Sportpreisträger, Sportler,ihre Familien, Freunde und Bekannte sowiealle Sportfans in der Angerhalle im StadtteilMöhringen. Bei ausgelassener Stimmungund herrlichem Wetter feierten sie gemein-sam ihre sportlichen Erfolge.

56 Sportler erhielten an diesem Abend eineEhrung von Oberbürgermeister MichaelBeck und einem Vorstandsmitglied desStadtverbandes für Sport, Jochen Zeyher.Zudem wurden mehrere Sonderpreiseverliehen: Emil Bühler, Till Haendle und OlafHummel erhielten den Sport-Anerken-nungspreis, Alfred E. Leopold erhielt denSport-Ehrenpreis und Moritz Doms undManuel Behr wurden mit dem Jugendsport-Förderpreis ausgezeichnet. In Namen derDeutschen Olympischen Gesellschaft verliehOberbürgermeister Michael Beck zusätzlichdie „Plakette für besondere Leistungen imSport und der olympischen Idee“ an Karl-Otto Mayer von der TG Tuttlingen 1859 e.V.,Franz Aichelmann vom TV Rottweil e.V. undKlaus Walter vom TSV Rottweil e.V. Über diegoldene Ehrennadel durften sich Ute Hellerund Irmgard Weber freuen, beides langjähri-ge ehrenamtliche Übungsleiterinnen beimTV 1864 e.V. Möhringen sowie Peter Wienervom TV Rottweil e.V. Für Ihre nun bereits25-jährige Mitgliedschaft in der DOGwurden Alfred Klaiber aus Singen, der TTCRottweil e.V. und der Sportkreis Rottweil imwlsb geehrt.

Geboten wurde auch ein buntes Rahmen-programm unterschiedlichster Showkünstler,die zwischen den Ehrungen die Gäste imSaal auf das Beste zu unterhalten wussten.So sorgten Möhringer Tänzer mit einertollen Streetdance-Performance, eine DTB-Showgruppe aus dem Ostalbkreis mit einerperfekt einstudierten Spinnenkür und einesehr beeindruckende Form der Körperbe-herrschung in Form einer Equilibristik-Darbietung von Denis Stach für einengelungenen Auftakt. Nach der Präsentation

neuer Modetrends durch die TuttlingerSportfreunde, verzauberte der 18-jährigeProfizauberer aus der Familie Petrosyan dasPublikum mit rasanten Kartentricks. An-schließend kamen die Zuschauer selbst beifetziger Latinomusikund dem neuestenFitnesstrend Zumbakräftig ins Schwit-zen. Weitere Höhe-punkte des Abendsbildeten die artisti-sche Performancevon Sophia Müllerund der Auftritt derVerwandlungskünst-ler Sos & VictoriaPetrosyan. Dabeiwechselte dieGarderobe derKünstlerin soschnell, dass dasbloße Auge kaumfolgen konnte. Alsder ModeratorClemens Löcke nachdem dritten undletzten Ehrungsblock entspannt durchatmenwollte, wartete noch eine Überraschung aufihn: OB Beck gratulierte sehr herzlich zuseiner 10. Sportlerehrung und überreichteihm ein kleines Dankeschön. Schließlichwurden alle Künstler noch einmal auf derBühne gefeiert und der Abend klang beiinteressanten Gesprächen in der wunder-schön geschmückten Angerhalle gemütlichaus.

Stuttgart

Stadtgruppe Stuttgart undVerein Begegnungen wagen sich aufs GlatteisEtwas mehr als 20 Mitglieder der Stadt-gruppe Stuttgart der Deutschen Olympi-schen Gesellschaft, des Olympischen Förder-vereins Stuttgart sowie des Vereins Begeg-nungen haben die neu eröffnete Eiswelt inStuttgart-Degerloch besucht und ihreEislaufkünste ausprobiert. Die großen undkleinen Gäste hatten sichtlich Spaß, zumalsie mit Monika Wagner Kutinova vom tusStuttgart Eissport e.V. eine erfahrene undgeduldige Trainerin an der Seite hatten, diewertvolle Tipps für das ungewohnte Parkettparat hatte.

Während die einen auf dem Eis die erstenGeh- und Fahrversuche wagten, nutzte eineandere Gruppe die Möglichkeit zusammenmit einem Eismeister einen Blick hinter die„Kulissen“ der Eiswelt zu werfen. Wie wird

Eis produziert, wie sieht die Kältetechnikund die verschiedenen Räumlichkeiten derEiswelt aus? Die Gäste lauschten gespanntden Ausführungen des Technikers.

Nach dem Besuch der Eiswelt ließ man denSonntag mit Kaffee und Kuchen im Restau-rant der Stuttgarter Kickers im Königsträßleausklingen.

Südniedersachsen

Auf dem Weg nach London 2012 Nach Atlanta 1996, Sydney 2000, Athen2004 und Peking 2008 ist die BezirksgruppeSüdniedersachsen mit ihrem Sitz in Göttin-gen auch in diesem Jahr bei den Olympi-schen Sommerspielen in London wieder mit57 Teilnehmern dabei. Die Vorbereitungenunter Leitung der beiden bewährten „Olym-piaführer“ Petra Reußner und Prof. Wolf-gang Buss sind weit fortgeschritten und dasStartfieber steigt nicht nur bei den Aktiven,sondern auch bei den Unterstützern derdeutschen Mannschaft aus der DeutschenOlympischen Gesellschaft.

Bei einer Vortour im April konnten sichPetra Reußner und Wolfgang Buss nicht

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nur davon überzeugen, dass das gewählteolympische „Hauptquartier“ der Südnieder-sachsen, das „Holiday Inn“ in Sheppertonim Südwesten von London, alle Bedingun-gen für einen komfortablen Aufenthaltgewährleistet, sondern dass auch dieVorbereitungen in London weit fortge-schritten sind. So ist nicht nur wiedergroßer Sport, sondern es sind auch wiedererlebnisreiche Tage mit der neuerlichenBegegnung der sportbegeisterten Fans ausallen Weltteilen zu erwarten. Der Erkun-dung der Wege zum Olympischen Park imLondoner Stadtteil Stratford, die Vorbesich-tigung des Deutschen Hauses in denhistorischen Londoner Docklands und diean vielen Stellen in London schon erkenn-baren olympischen Symbole und Einrich-tungen vermittelten den erfahrenen Olym-piabesuchern die besten Hoffnungen undErwartungen an großartige Spiele in dereiner der attraktivsten Weltmetropolen.

Wie immer ist die selbstorganisierte Fahrtder südniedersächsischen DOG vom 04. bis13. August von einem Mix aus dem Besuchvon Wettkämpfen, der Suche nach freund-schaftlichen Begegnungen mit Aktiven und

anderen Olympiafans aus der ganzen Weltsowie einem kulturellen sowie touristischenBeiprogramm durch Besuche in der Göttin-ger Partnerstadt Cheltenham sowie der alsWeltkulturerbe ausgewiesenen frühzeitli-chen Kultstätte Stonehenge bestimmt. ImMittelpunkt der DOG-Olympiafahrt stehtnatürlich der Sport, wobei die Südnieder-sachsen Wettkämpfe im Olympiastadion beider Leichtathletik, auf der Kanustrecke amDorney Lake, beim Fußball im Wembley-Stadium, beim Tennis in Wimbledon sowiebeim Handball, Tischtennis und Hockeysehen werden.

Zurzeit bereiten sich die Fahrtteilnehmerintensiv auf die Spiele über DOG-Veran-staltungen zur Geschichte der OlympischenSpiele, zu London mit seiner olympischenVergangenheit und Gegenwart sowie zuGroßbritannien und den Briten als Gastge-ber der internationalen olympischenFamilie vor. London, wir kommen, wollenganz im Sinne eines der olympischenMottos vor allem „dabei sein“ und einfröhliches und friedliches Fest des Welt-sports mitfeiern!

Wolfgang Buss

Wiesbaden

Sport malen Die Stadtgruppe Wiesbaden hat anlässlichder 30. Olympischen Sommerspiele inLondon, die während der letzten 14 Tageder hessischen Sommerferien stattfinden,für alle Schülerinnen und Schüler derWiesbadener Schulen zusammen mit demWiesbadener Tagblatt einen Malwettbe-werb mit dem Thema „Sport malen“ ausge-

schrieben. DieAusschreibungwurde am 1.Mai analle Schulen ver-sandt, spätesterAbgabetermin istder 31. August.Damit möglichstviele Kinder undJugendliche eineChance haben zugewinnen, wurdensechs Altersklassenvorgegeben. Für dieSieger gibt esgoldene, silberneund bronzeneMedaillen. Die

Siegerehrung wird vor den Herbstferien inden Räumlichkeiten des WiesbadenerPressehauses stattfinden. Das Preisgerichtbilden der Leiter des künstlerischen Netz-werkes Wiesbaden Daniel Altzweig, derRedaktionsleiter des Wiesbadener Tagblat-tes Heinz-Jürgen Hauzel, der Vorsitzendeder Stadtgruppe Wiesbaden Hans-JürgenPortmann und zwei Kunsterzieherinnen derWiesbadener Schulen.

Wolfgang Buss und Petra Reußner auf Vortour in London

Olympisches FeuerDie Zeitschrift der Deutschen Olympischen Gesellschaft e. V.erscheint in Kooperation mit der Deutschen Schulsportstiftung

Herausgeberkollegium:Peter von Löbbecke (DOG)Prof. Dr. Helmut Digel (DSSS)Michael GernandtSteffen Haffner

Chefredakteur:Harald Pieper

Redaktion:Jens Bünger-de WaalHelga Holz

Redaktionsanschrift:Deutsche Olympische Gesellschaft e. V.z. H. Jens Bünger-de WaalOtto-Fleck-Schneise 12, 60528 FrankfurtTelefon: 0 69 / 6 95 01 60, Fax: 0 69 / 6 77 18 26E-Mail: [email protected]: www.DOG-bewegt.de

Harald PieperStieglitzstraße 2, 63263 Neu-IsenburgTelefon: 0 61 02 / 5 22 62E-Mail: [email protected]

Herstellung, Vertrieb & Verlag:Peter Kühne VerlagTheodor-Heuss-Straße 1163303 DreieichTelefon: 0 61 03 / 87 00 584E-Mail: [email protected]

Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich

Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne

Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitragder Deutschen Olympischen Gesellschaft e. V.abgegolten.

Druck: C. Adelmann GmbHEschersheimer Landstraße 2860322 Frankfurt am MainTelefon: 0 69 / 91 50 63 - 0

Das Olympische Feuer ist ein Diskussionsforum.Mit Namen gezeichnete Artikel müssen nichtunbedingt der Meinung der Redaktion und derHerausgeber entsprechen.

Titelgrafik: Hans BorchertFotos, Illustrationen, Karikaturen:picture-alliance/dpa Andrea Bowinkelmann/Hans Borchert LSB NRW/Matthias Deininger Tom GonsiorMarc Köppelmann Michael PalmRecklinghäuser Zeitung Juri ReetzBernd Schwabe Gerd WaßnerPeter-M. Zettler

ImpressumImpressum

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Special Olympics Baden-Württemberg (SOBW)

Engagierte Teilnahme an den Nationalen Spielen2012 in München40 Jahre nach den Olympischen Spielen1972 brannte in München wieder dasolympische Feuer. 5.000 Athletinnen undAthleten traten vom 21. - 25. Mai bei dennationalen Spielen für Menschen mitgeistiger Behinderung an. Mit einer Delega-tionsgröße von 860 Athleten stellte Baden-Württemberg die zweitgrößte Delegation.

Ein solches Ereignis bedarf einer intensivenVorbereitung und Planung. Die nationalen

Spiele der Special Olympics ist für alleAthleten ein Highlight auf das Sie sichgerne 2 Jahre im Voraus vorbereiten. Sport-arten wie Schwimmen und Tischtennis sindso gefragt, dass man mit Hilfe eines Aus-wahlverfahrens und eines Auswahlgremi-ums entscheidet, wer mit zu den nationalenSpielen fahren darf und wer diesmal ver-zichten muss. Ansonsten gilt das Motto:„Alle dürfen teilnehmen“.

Fackellauf 2012Wie bei Olympia wird das olympische Feuerzu den Spielen getragen. Startpunkt für dasFeuer der nationalen Spiele war Berlin. Aufdem Weg nach München hat es dieses Jahrin Baden-Württemberg in Karlsruhe Haltgemacht. "Ich freue mich, dass der Wegdieser olympischen Fackel nach Münchenauch über Karlsruhe führt", erklärte Sport-

Bürgermeister Martin Lenz, der die Athletenim Rathaus-Foyer begrüßte. Der Fackellaufzeigt: Die Special Olympics sind schon langekeine reine Randerscheinung mehr, immermehr Städte bemühen sich um ihre Athletenund erweisen ihnen allerlei sportliche Ehren.Der Fackellauf war eine erste Vorbereitungder Athleten auf das große Event. Auch dieoffizielle Verabschiedung durch den Bürger-meister war etwas Besonderes und löste beiden Athleten Euphorie und Vorfreude aus.

Verabschiedung der Athle-ten im Sozialministeriumin StuttgartAls weitere Motivation diente der Besuchbeim Sozialministerium in Stuttgart. Sozial-ministerin Katrin Altpeter (SPD) verabschie-

Delegation vor dem Schloss in Karlsruhe Gruppenbild im Sozialministerium

Präsident Fritz Wurster gibt den Startschuss Sozialministerin Altpeter verabschiedet die Athleten

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dete unsere Athleten gebührend nachMünchen und wünschte Ihnen das Besteund viele Erfolge. Die Unterstützung desSozialministeriums ist für SOBW sehrwichtig und eine wirkliche Besonderheit fürunsere Athleten.

Die Spiele 2012 Mit der großen Eröffnungsfeier begannendann die nationalen Spiele 2012. Hierfürhatte die BW Delegation einheitliche TShirts anfertigen lassen, um das Zusam-mengehörigkeitsgefühl zu stärken und umsich gegenseitig erkennen- und anfeuern zukönnen.

Auch bei den nationalen Spielen steht dasGewinnen nicht im Vordergrund, sonderndas gemeinsame Teilnehmen bei den Spie-len. Reporter bekommen deswegen Antwor-ten wie: „Ist mir egal welchen Platz ichhabe, aber ich habe meinen Freund getrof-fen.“

Das gemeinsame Sporttreiben rückt in denVordergrund, das spüren auch alle freiwilli-gen Helfer der Veranstaltung. Nach den vierWettkampftagen brachte die Baden-Würt-tembergische Delegation 360 Medaillen inden verschiedensten Sportarten nach Hause,die bei der Abschlussfeier gebührend gefei-ert wurden.

Special Olympics Baden-Württemberg ist stolz auf seine Athleten und freut sich schon, wenn 2013 dieregionalen Spiele in Karlsruhe eröffnet werden.

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JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA 2012• Badminton • Basketball • Gerätturnen• Badminton • Basketball • Gerätturnen• Handball • Tischtennis • Volleyball• Handball • Tischtennis • Volleyball

JUGEND TRAINIERT FÜR PARALYMPICS 2012• Leichtathletik • Rollstuhl-Basketball• Leichtathletik • Rollstuhl-Basketball• Schwimmen • Tischtennis• Schwimmen • Tischtennis

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Erstmals unter einem DachNach dem Bundesfinale war vor dem Bundesfinale: Etwa 3000 Ath-

letinnen und Athleten von JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA fei-erten in der Berliner Max-Schmeling-Halle das Ende ihrerFrüh jahrs spiele und jubelten zugleich den 260 gehandicapten Schü-lerinnen und Schüler zu, für die diese Abschlussfeier die Eröffnungs-veranstaltung zum ersten offiziellen Wettbewerb von JUGENDTRAINIERT FÜR PARALYMPICS war.

Standen in Berlin die Sportarten Badminton, Basketball, Gerät-turnen, Handball, Tischtennis und Volleyball auf dem Programm, somaßen sich die behinderten Jugendlichen im brandenburgischenKienbaum vor den Toren der Hauptstadt in den Disziplinen Leichtath-

letik, Rollstuhl-Basketball, Schwimmen und Tischtennis.Beide Veranstaltungen stießen auf ein nicht unbedingt erwartetes

Medien-Interesse. Es gab Teams, die sogar von regionalen TV-Sendernbegleitet wurden. Und auch bei den regionalen Printmedien scheint der

weltgrößte Schulsportwettbewerb angekommen zu sein.

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