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Arbeitsmarkt unter Wachstumszwang?
Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL 1
Ziele / Themen- Formen von Arbeit und Zahlen- Beziehung Wachstum – Erwerbsarbeit- Entwicklung Erwerbsarbeit- Besteuerung Arbeit und anderes- Ansatzpunkte zur Überwindung der Wachstumsabhängigkeit
Besprechen Text Reuter 2010
10. Veranstaltung
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Formen von Arbeit
- Bezahlt – unbezahlt- Selbständig bezahlt – unselbständig bezahlt- Erwerbsarbeit - Subsistenzarbeit- Erwerbsarbeit - Versorgungsarbeit – Gemeinschaftsarbeit -
Eigenarbeit
- Umfangreiche Diskussionen zu Arbeit in Philosophie (insbes. auch Marxismus) und Soziologie
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BfS Satellitenkonto Haushaltsproduktion, 2004, S. 22.
Gesamtes Arbeitsvolumen der Erwerbstätigen/Selbstständigen 2000: 3 268 Mio. Std.www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/03/02/blank/data/06.html, Arbeitsvolumenstatistik
Beziehung Erwerbsarbeit - Wachstum
Okuns Gesetz (Beziehung zwischen Produktionswachstum und Arbeitslosigkeit): Über eine bestimmte Rate hinausgehendes Wachstum, normales Produktionswachstum oder Beschäftigungsschwelle genannt, senkt die Arbeitslosenquote. Bei geringerem Wirtschaftswachstum steigt die Arbeitslosenquote.
Beschäftigungsschwelle: 1.8% (CH), 1.2-2.4% (D)
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Tatsächlich ist Arbeitslosenquote abhängig von-BIP / Wachstum-Lohnniveau-Arbeitspensum-Arbeitsproduktivität-Selbstständigenanteil-Qualifizierung der Arbeitskräfte (aktuelles Argument: Fachkräftemangel)-Belastung mit Steuern und Sozialversicherung-Arbeitsmarktgesetze, Unternehmensgesetze-…
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Arbeitsmarktargumente zugunsten BIP-Wachstum
• Schaffung von Arbeitsplätzen • Reduktion der bisherigen Arbeitslosigkeit• Sicherung von Steuerzahlungen aus Arbeit sowie von
Sozialversicherungbeiträgen
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EPR: Employment-to-population ratioWAP: Working-age PopulationAus: Club of Rome, 2011: Global prospects for full employment.
Entwicklungen Erwerbsarbeit
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1960 1970 1980 1990 2000 2005 2010 2011 2012 2013
Erwerbstätige in 1000
Total 2'717 3'143 3'166 3'821 4'107 4222 4'594 4'719 4'759 4'816
Männer 1'790 2'075 2'021 2'327 2'319 2338 2'530 2'596 2'622 2'636
Frauen 927 1'067 1'145 1'494 1'788 1884 2'064 2'123 2'138 2'180
Schweizer 2'272 2'356 2'512 2'863 3'138 3163 3'339 3'402 3'402 3'418
Ausländer 445 787 654 957 969 1058 1'255 1'317 1'358 1'398
Sektor I 393 269 218 162 173 151 153 172 173 171
Sektor II 1'263 1'451 1'207 1'229 1040 989 1'068 1'086 1'072 1'067
Sektor III 1'061 1'423 1'741 2'429 2894 3081 3'371 3'448 3'510 3'578
Erwerbslosenquote gemäss ILO in %
Total 2.7 4.5 4.2 3.6 3.7 4.2
Bundesamt für Statistik, ETS, SAKE, SLI
Schweizer Arbeitsmarktindikatoren
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Messung von Arbeitslosigkeit
In der Schweiz gibt es zwei Indikatoren für Arbeitslosigkeit:1) Gemäss ILO (International Labour Organisation) (= «Erwerbslosigkeit gemäss ILO»)
Zählen Erwerbslose auf Grundlage von etwa 130 000 Telefoninterviews bei der schweizerischen und ausländischen ständigen Wohnbevölkerung (SAKE-Zahlen).
2) SECO-Erhebungen von bei RAV (= «registrierte Arbeitslose»)Zählen (teilzeit)arbeitslos Registrierte. I.d.R. führt dies zu Unterschätzungen
Beispiel: 4. Quartal 2013: ILO: 4.1%; Seco: 3.3% (selbst gebildeter Schnitt aus Okt-Dez.)
Für Kritik an SECO-Erhebungen siehe: Die "Erwerbslosenquote" ist die eigentliche Arbeitslosenquote, Beitrag in http://www.oekonomenstimme.org/artikel/2013/12/die-erwerbslosenquote-ist-die-eigentliche-arbeitslosenquote/
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Aus: BfS 2012. SAKE in Kürze 2011, Neuchâtel
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Aus: BfS 2012. SAKE in Kürze 2011, Neuchâtel
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Aktuelle und künftige Herausforderungen im Erwerbsarbeitsbereich
• Auswirkungen von IT, Automatisierung (weltweit)• Wachsende Qualifikationsanforderungen• Weltweit hohe Erwerbslosigkeit (-> Verteilungsgerechtigkeit)• Demographischer Wandel (rückläufige Geburtenraten,
steigende Lebenserwartung im Norden; wachsende und junge Bevölkerung im Süden)
13Aus: Karagounis, 2010, Es ist Zeit für eine ökologische Finanzreform, PUSCH Thema Umwelt, Heft 1, S.3.
Besteuerung von Erwerbsarbeit und anderem
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Aus: Ludewig et al. 2014. Zuordnung der Steuern und Abgaben auf die Faktoren Arbeit, Kapital , Umwelt. FÖS, München.
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Ansatzpunkte zur Überwindung der Wachstumsabhängigkeit im Bereich Arbeit: => Reduktion der Arbeitsbesteuerung, verstärkte Besteuerung von
Energie-/Ressourcenverbrauch, Kapitaleinkommen=> Reduktion der Arbeitszeit (Lohnausgleich für untere Einkommen)=> Förderung von Teilzeitarbeit (steuerliche Bevorzugung, organisatorische Entwicklung)=> Aufbau von Strukturen für informelle Arbeit (Eigenarbeit,
Ehrenamt, Tauschkreise etc.)=> Ausbau des Dienstleistungsbereichs (Gesundheit, Bildung)=> Stärkung regionaler Kreisläufe=> Qualifizierung und Berufsbildung, insbes. duales System
Weiterführende Literatur• Bundesamt für Statistik, SAKE in Kürze 2013, SAKE in Kürze 2014. Neuchâtel.• Rifkin, J. 2004. Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft. Frankfurt: Campus (engl.
Original 1995).• Jacobs, G., Slaus, I. 2011. Global prospects for full employment. Discussion Paper
02/11. Club of Rome.• Wachstum im Wandel, 2010. Zur Zukunft der Arbeit, Robert-Jungk-Bibliothek für
Zukunftsfragen in Salzburg.
Interessant zu lesen sind 2 Artikel in DIE ZEIT von Ralf Dahrendorf (1929-2009) aus dem Jahre 1982: “Die Arbeitsgesellschaft ist am Ende”, 27.11.1982, und “Wenn aus Arbeit sinnvolles Tun wird”, 3.12.1982 (unter “zeit online” im Internet zugänglich). Dahrendorf war deutsch-britischer Akademiker, Publizist und liberaler Vordenker mit Wurzeln in der Sozialdemokratie.
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Aufgabe für 11. Veranstaltung
Texte kommen per email.
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