arbeits-stoffwechsel bei basedow

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~5. APRIL 1926 KLINISCttE WOCHENSCttRIFT. 5-JAHRGANG. Nr. 16 697 Lymphocytose im Blut aufwiesen, zeigten die Paralytlker genau das Gegenteil, ngmlich niedrige Werte, ja meistens sogar ganz erhebliche Lymphopenie. Der BIutbefund w~hrend der Malaria- behandlung unterschied sich bei den beiden Kategorien nicht wesentlich. Naeh der Behandlung aber sehen wit, dab bei den Hirnsyphilitikern der definitive Lymphocytenstand am Ende der Rekonvaleszenz wieder den ungef~hren Anfaiigswert vor der Kur erreicht; bei den Paralytikern dagegen finder SI<~L- W~IT da, wo eine gute Remission eintritt, nicht mehr ein Zurtickgehen auf den ursprfinglicheii niedrigeii Stand, sondern Werte, die den bei Hirnsyphilis ge/undenen angen~hert sind; bei den nicht oder nur wenig gebesserten Fgllen dagegen sinken die Lymphocytenzahlen wieder unter diesen Weft. Das scheinen mir doch sehr wichtige Hinweise au5 eiiie beim Paralytiker vorhandene Abwehrsehwi~che (oder schwaehe Abwehr) zu seiii, und zwar eine den GesamtkSrper uiid nicht etwa nur das Gehirn alleiii betreffende, wobei ich besonders das Parallelgehen der Lymphocytenwerte mit der Gtite der Remission als beweisend ansehen m6chte. Daneben bilden diese Beiunde auch eine gewisse Best~tigung der Bergelschen Anschauungen fiber die Rolle der Lymphoeyten im Kampf gegen die SpirochXten. Die Frage nach der Ursache der schwaehen Abwehr im Sekuiid~rstadium (mangelhafter Reiz durch weniger virulente Spiroch~ten oder konstitutionell abwehrschwacher K6rper) k6nnten diese Untersuchuiigen eher nach der Seite einer kon- stitutionelleii Eigenart eiitscheiden, da die Malariaerreger bei beiden iKrankheitskategorien ja die gleichen waren. Wie erreichen wir nun, gesttitzt auf solche Feststellungen, unser Ziel, einer Metalues vorzubeugen? Das Sekund~r- stadium der Syphilis ist es, dem wit unsere ganze AuImerk- samkeit zuwenden mfissen. (Unberfihrt bleibt natfirlieh das dem fibergeordnete Ziel, schon den Prim~raffekt so zu be- handeln, dab es gar nicht erst zu einer Generalisation der Spiroch~ten kommt.) Es darf nieht unsere Aufgabe sein, die Selcund~rerseheinungen zu unterdri~eken, es sei denii, da~3 wir g]eichzeitig auch eine wirklich vollkommene Vernichtung der Spiroch~ten erzielen. Gelingt das aber nicht, so sollen wir unsere Behandlung so einrichten, dab der KSrper IIicht an der Ausbildung seiner AbwehrmaBnahmen gehindert wird. \u eriniiern IIIIs dabei des Rates mancher alter Syphilidologen, die Syphilis nicht vor der Ausbildung der Sekund~rerschei- nungen zu behandelii, ein Rat, der frtiher um so mehr Berech- tiguiig hatte, als man damals ja noch nicht fiber Mittel ver- 5figte, durch frfihzeitiges Eingreifen alle Spiroch~ten zu ver- niehten. Neben diesem mehr negativen Vorgehen muB dann aber unsere Sorge ganz besonders den F~llen gelten, bei welchen es nieht zur Ausbildung yon Sekund~rerscheinungen gekommen ist. Sie sind ja nach meinen Ausffihrungen die Metalues- pratendenten. Hier gilt es, den Organismus zur Produktion Yon Abwehrerscheinungen anzuregen. Zur Erreichung dieses Zieles werden verschiedene Wege gangbar sein. Es w~re sicher zu einseitig, nut auf die Haut einwirken zu wolleii; die An- schauungen BERaELS und die Mitteilungeii von SKALWEIT rficken ja die lymphoiden Organe sehr in den Mitteipunkt. Sicher verdient der Vorschlag KYRLXS, schon die Sekund/ir- syphilitiker einer Malarialcur zu unterwerfen, die allergrSl3te Beaehtung; nut scheint es mir angesichts der doch immerhin nicht ganz ungef~thrlicheii Malariainfektion ausreichend, nur solche FXlle heranzuziehen, die sPontan keine Sekund~r- erscheinuiigeii ausbilden. Ich selbst habe andernorts schon ausgefiihrt, dab eine Ein- wirkung auf die Haut dutch intensive HShensonnebestrahlung gleichzeitig mit eiiier Salvarsanbehandlung mir bei Paralyti- kern in einigeii F~llen gleich gfinstige Resultate lieferte wie eine 1VIalariakur. Besonders interessant war dabei auch die Um- wandluiig des klinischen Bildes der Paralyse in ein paranoid- halluzinatorisches Zustandsbild, wie es GgRST~ANtr 5tir die Malariakur besehrieben hat, ein Hiiiweis darauf, dab sich bei der H6hensonnebestrahlung wohl die gleichen Abwehr- v0rg~iige wie bei der Malariakur abspielen. Solche Erfahrun- gei1 legen es IIahe, auch schon im Sekund~trstadium zur Uiiter- sttitzung oder auch erst zur Hervorrufung yon Immun- Klinische Wochenschrift, 5. Jahrg. prozeSsen eiiie H6hensonnebestrahlung mlt der antisyphili- tischen Kur zu verbinden. Eine Mitteitung yon MARKUSZEwicz~) 1/iBt noch an einen anderen Weg denken. Er berichtete von einem Paralytiker, bei dem 2 Monate nach einer Malariabehandlung multiple Hautgummen aufgetreten waren, was angesichts der extremen Seltenheit terti~rer Hautsyphilide beim Metaluetiker wohl darauf zurtickgeffihrtwerden karin~ dal3 der Patient kurz vor- her eine Impetigo und FurunculoSe durchge~acht hat; durcll welche eiiie besoiidere Steigerung der Abwehrkt~ifte der Haut erzielt wurde. MARKUSZEWlCZ m a c h t im AnschluB darwin selbst den Vorschlag, durch Einimp]ung yon Fftdenpilz 0der Eitererregern die Immunvorg~nge der Haut anzureget% ein Vorschlag, der an die Dermatologen Weiterzugeben ware, die dartiber zu befinden h~tten, welche im Sekund~rstadium an2u- wendenden Mittel hier am unsch~dlichsten Zum Ziele ffih~en. DaB allein schon eine Salvarsar eine Paralys-e gthistig beeinflussen kann, hat KVTZlNSK#)mitgeteiit, der danach eine nun sehon 5 Jahre dauernde Remission mit wiederkeh2erider Berufsi~higkeit beobachtete. Damit will ich nattlrlich hicht der kfinstlichen Herbeiffihrung einer Salvarsandermatitis fin Sekund~rstadium das Wort reden, da die sch~dlich~n Wir- kungen einer solchen auf das Ailgemeinbefinden viel ztl erheb- lich sind, ich ffihre diese Beobachtung nur zur IlluStrutioia der gtinstigen Wirkmlg einer Steigerfing der allergischen F/ihigkeit der Haut an. _~asse ich also die Mittel uiid Wege zusam~en, die der Vor- beugung einer Metalues dienen, so sind es: i. Keine Unterdri~clcung tier SekundSrerscheinitngen (~s sei denn, da~ wirklich eine restlose Vernichtung aildr Spiroch~ten erreicht werden k5nnte). 2. Untersti~tzung der "Ausbildung yon Sekundg~rerseheinungen bzw. Herbei]i~hrung solcher dutch Einwirkungen au] d~e Habit und die Bildungsst~tten der Lymphocyten. (Unter Sekui/dfi~r- erscheinungen verstehe ich nicht nut syphilit!sche Mani- festationen an der Haut, sondern iiberhaupt alle im Blut und den Geweben vor sich gehenden AbwehrmaBnahmen.) Im Kampf gegeii die Spiroch~ten mfisseii die warren, die uns die Chemie lieSert, mit solchen, die der 7K6rper sich selbst schmiedet, kombiniert werden. L i t e r a t u r: 1) Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatrfe 70, 2541 -- ~) Ausfiihrliche Darlegung dieser Verhi~ltnisse in einer ft~r die Zeitschr. I. d. ges. Neurol. u. Psychiatrie im Druck be- findlichen Arbeit, ktirzer auch schon in den Arbeiten: Dtsch. Zeitschr. 5. Nervenheilk. 84, 7; I41in. ~hrochenschr. 4. Jg., Nr. 27; Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. PsT~chiatrie xoo, 323; Dtsch. Zeitscl~r. f. Nervenheilk. 89, 53; Klin. Wochenschr. 4- Jg., NL 34.- a) Klin. Wochenschr. 1925 ; ZentralbL t. d. ges. NefiroI, u. Psychiatrie 42, 3~9, -- a) Arch. I. Psyehiatrie u. Nervenkrankh. 74, 457, -- ~) D~ie SypJxi- Iis im Lichte neuer experimentell-bi01ogiseher und immun-thera- peutischer Untersuchungen. Jena, Flsci~R, ~925. -- ~) Zeitschr. f. kiln, Med. lO2, 258. -- 2) Zeitsehr. f. d. ges. Neurol. nnd Psychiatrie 99, 218. -- s) Med. Klinik 1925, Nr. 46. ARBEITS-STOFFWECHSEL BEI BASEDOW. Von Dr. FRANZ KISCH, Marienbad und Wien. Aus der I. Medizin. Universit~tstdinik in Wien (Vorstand: Prof. WENCKEBACH), DaB der Grundiimsatz Basedowkranker in mehr oder weniger betrachtlichem Grade erh6ht ist, erscheint durch ein- wandSreie Untersuchungeii sattsam belegt; auch fiber den Einflu/3 verschiedener therapeutischer Maf3nahmen auf den Sauerstoffverbrauch bei Morbus Basedowii liegen bereits auf- schlul3reiche Angaben vor; doch dartiber wurden bislang noch keine Beobachtuiigen angestellt, wie sich in solchen F~llen die Sto//weehse~vorgdinge bei kSrper~ieher Arbeitsverriehtung gestalten; uiid gerade dies beansprucht in Anbetracht man- chef hier obwaltender Erscheinungen (l"eichte Ermfidbarkeit, Abmagerung trotz groBer El31ust usw.) ein unleugbares Inter- esse. So suchten wir denn -- nachdem uiisere Aufrnerksam- keit gelegentlich der in weiterem Rahmen von HANS EPPINGER, FRANZ KlSCH und HEINRICH SCHWARZ uiiternommenen Nach- 47

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Page 1: Arbeits-Stoffwechsel bei Basedow

~5. APRIL 1926 K L I N I S C t t E W O C H E N S C t t R I F T . 5 - J A H R G A N G . Nr . 16 697 Lymphocytose im Blut aufwiesen, zeigten die Paralytlker genau das Gegenteil , ngmlich niedrige Werte , ja meis tens sogar ganz erhebl iche Lymphopenie. Der BIu tbe fund w~hrend der Malar ia- behandlung unterschied sich bei den beiden Kategor ien nicht wesentl ich. Naeh der Behandlung aber sehen wit, dab bei den Hirnsyphilitikern d e r def in i t ive L y m p h o c y t e n s t a n d am E n d e der Rekonvaleszenz wieder den ungef~hren Anfai igswer t vor der Kur er re icht ; bei den Paralytikern dagegen f inder SI<~L- W~IT da, wo eine gute Remission eintr i t t , n ich t mehr ein Zurt ickgehen auf den ursprfinglicheii niedrigeii Stand, sondern Werte, die den bei Hirnsyphilis ge/undenen angen~hert sind; bei den nicht oder nur wenig gebesserten Fgllen dagegen sinken die Lymphocy t enzah l en wieder unter diesen Weft.

Das scheinen mi r doch sehr wicht ige Hinweise au5 eiiie beim Para ly t ike r vorhandene Abwehrsehwi~che (oder schwaehe Abwehr) zu seiii, und zwar eine den GesamtkSrper uiid n ich t e twa nur das Gehirn alleiii betreffende, wobei ich besonders das Para l le lgehen der L y m p h o c y t e n w e r t e m i t der Gtite der Remission als beweisend ansehen m6chte. Daneben bi lden diese Be iunde auch eine gewisse Bes t~t igung der Bergelschen Anschauungen fiber die Rol le der L y m p h o e y t e n im K a m p f gegen die SpirochXten.

Die Frage nach der Ursache der schwaehen Abwehr im Sekui id~rs tadium (mangelhaf te r Reiz durch weniger v i ru lente Spiroch~ten oder kons t i tu t ione l l abwehrschwacher K6rper) k6nnten diese Untersuchui igen eher nach der Seite einer kon- s t i tut ionel lei i E igenar t eii tscheiden, da die Malar iaerreger bei beiden iKrankhei tskategorien ja die gleichen waren.

Wie erreichen wir nun, gest t i tz t auf solche Fests te l lungen, unser Ziel, einer Metalues vorzubeugen? Das Sekund~r- s t ad ium der Syphil is ist es, dem wi t unsere ganze AuImerk- samkei t zuwenden mfissen. (Unberf ihr t b le ib t natf ir l ieh das dem f ibergeordnete Ziel, schon den Pr im~raf fek t so zu be- handeln, dab es gar n icht erst zu einer General isat ion der Spiroch~ten kommt. ) Es darf nieht unsere Aufgabe sein, die Selcund~rerseheinungen zu unterdri~eken, es sei denii, da~3 wir g]eichzeitig auch eine wirkl ich vo l lkommene Vern ich tung der Spiroch~ten erzielen. Gelingt das aber nicht, so sollen wir unsere Behand lung so einrichten, dab der KSrper IIicht an der Ausbi ldung seiner AbwehrmaBnahmen gehinder t wird. \ u eriniiern IIIIs dabei des Ra tes mancher a l ter Syphil idologen, die Syphil is n icht vor der Ausbi ldung der Sekund~rerschei- nungen zu behandeli i , ein Rat , der frt iher um so m e h r Berech- t igui ig hat te , als man damals ja noch nicht fiber Mit te l ver- 5figte, durch frfihzeitiges Eingre i fen a l l e Spiroch~ten zu ver- niehten.

Neben diesem mehr nega t iven Vorgehen muB dann aber unsere Sorge ganz besonders den F~llen gelten, bei welchen es n ieh t zur Ausbi ldung yon Sekund~rerscheinungen gekommen ist. Sie sind ja nach meinen Ausff ihrungen die Metalues- pra tendenten . Hie r gil t es, den Organismus zur Produktion Yon Abwehrerscheinungen anzuregen. Zur Er re ichung dieses Zieles werden verschiedene Wege gangbar sein. Es w~re sicher zu einseitig, n u t auf die H a u t e inwirken zu wolleii; die An- schauungen BERaELS und die Mit te i lungei i von SKALWEIT rficken ja die lymphoiden Organe sehr in den Mit te ipunkt .

Sicher ve rd ien t der Vorschlag KYRLXS, schon die Sekund/ir- syphi l i t iker einer Malarialcur zu unterwerfen, die allergrSl3te Beaeh tung ; n u t scheint es mi r angesichts der doch immerh in nicht ganz ungef~thrlicheii Malar ia infekt ion ausreichend, nur solche FXlle heranzuziehen, die sPontan keine Sekund~r- erscheinuiigeii ausbilden.

Ich selbst habe andernor t s schon ausgefiihrt , dab eine Ein- wirkung auf die H a u t d u t c h intensive HShensonnebestrahlung gleichzeit ig mi t eiiier Sa lvarsanbehandlung mi r bei Para ly t i - kern in einigeii F~llen gleich gfinstige Resu l ta te l ieferte wie eine 1VIalariakur. Besonders in te ressan t war dabei auch die Um- wandlui ig des kl inischen Bildes der Para lyse in ein paranoid- hal luzinator isches Zustandsbild, wie es GgRST~ANtr 5tir die Malar iakur besehrieben hat , ein Hii iweis darauf, dab sich bei der H6hensonnebes t rah lung wohl die gleichen Abwehr- v0rg~iige wie bei der Malar iakur abspielen. Solche Er fahrun- gei1 legen es IIahe, auch schon im Sekund~trstadium zur Uii ter- s t t i tzung oder auch erst zur He rvo r ru fung yon I m m u n -

Klinische Wochenschrift, 5. Jahrg.

prozeSsen eiiie H6hensonnebes t rah lung ml t der ant isyphil i - t ischen Kur zu verbinden.

E ine Mit te i tung yon MARKUSZEwicz ~) 1/iBt noch an einen anderen Weg denken. E r ber ichte te von einem Para ly t iker , bei dem 2 Monate nach einer Malar iabehandlung mul t ip le H a u t g u m m e n aufget re ten waren, was angesichts der ex t remen Seltenheit terti~rer Hautsyphilide beim Metaluetiker wohl darauf zurtickgeffihrt werden karin~ dal3 der Patient kurz vor- her eine Impetigo und FurunculoSe durchge~acht hat; durcll welche eiiie besoiidere Steigerung der Abwehrkt~ifte der Haut erzielt wurde. MARKUSZEWlCZ m a c h t im AnschluB darwin selbst den Vorschlag, durch Einimp]ung yon Fftdenpilz 0der Eitererregern die Immunvorg~nge der H a u t anzureget% ein Vorschlag, der an die Dermato logen Weiterzugeben ware, die dart iber zu befinden h~tten, welche im Sekund~rs tad ium an2u- wendenden Mit tel hier am unsch~dlichsten Zum Ziele ffih~en. DaB allein schon eine Salvarsar eine Paralys-e gthistig beeinflussen kann, h a t KVTZlNSK#)mitgeteii t , der danach eine nun sehon 5 J ah re dauernde Remission mi t wiederkeh2erider Berufs i~higkei t beobachte te . D a m i t will ich nat t l r l ich hicht de r kfinstl ichen Herbei f f ihrung einer Sa lvarsandermat i t i s fin Sekund~rs tad ium das W o r t reden, da die sch~dlich~n Wir- kungen einer solchen auf das Ai lgemeinbef inden viel ztl erheb- lich sind, ich ffihre diese Beobach tung nur zur IlluStrutioia der gtinstigen Wi rkmlg einer Steigerfing der allergischen F/ihigkeit der H a u t an.

_~asse ich also die Mit te l uiid Wege zusam~en, die der Vor- beugung einer Metalues dienen, so sind es:

i. Keine Unterdri~clcung tier SekundSrerscheinitngen (~s sei denn, da~ wirkl ich eine restlose Vern ich tung aildr Spiroch~ten erreicht werden k5nnte) .

2. Untersti~tzung der "Ausbildung yon Sekundg~rerseheinungen bzw. Herbei]i~hrung solcher dutch Einwirkungen au] d~e Habit und die Bildungsst~tten der Lymphocyten. (Unter Sekui/dfi~r- erscheinungen vers tehe ich nicht nu t syph i l i t ! sche Mani- fes ta t ionen an der Hau t , sondern i ibe rhaupt alle im B l u t und den Geweben vor sich gehenden AbwehrmaBnahmen. )

I m K a m p f gegeii die Spiroch~ten mfisseii die war ren , die uns die Chemie lieSert, m i t solchen, die der 7K6rper sich selbst schmiedet , kombin ie r t werden.

L i t e r a t u r: 1) Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatrfe 70, 2541 -- ~) Ausfiihrliche Darlegung dieser Verhi~ltnisse in einer ft~r die Zeitschr. I. d. ges. Neurol. u. Psychiatrie im Druck be- findlichen Arbeit, ktirzer auch schon in den Arbeiten: Dtsch. Zeitschr. 5. Nervenheilk. 84, 7; I41in. ~hrochenschr. 4. Jg., Nr. 27; Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. PsT~chiatrie xoo, 323; Dtsch. Zeitscl~r. f. Nervenheilk. 89, 53; Klin. Wochenschr. 4- Jg., NL 3 4 . - a) Klin. Wochenschr. 1925 ; ZentralbL t. d. ges. NefiroI, u. Psychiatrie 42, 3~9, -- a) Arch. I. Psyehiatrie u. Nervenkrankh. 74, 457, -- ~) D~ie SypJxi- Iis im Lichte neuer experimentell-bi01ogiseher und immun-thera- peutischer Untersuchungen. Jena, Flsci~R, ~925. -- ~) Zeitschr. f. kiln, Med. lO2, 258. -- 2) Zeitsehr. f. d. ges. Neurol. nnd Psychiatrie 99, 218. -- s) Med. Klinik 1925, Nr. 46.

ARBEITS-STOFFWECHSEL BEI BASEDOW. Von

Dr . FRANZ KISCH, M a r i e n b a d u n d Wien . Aus der I. Medizin. Universit~tstdinik in Wien (Vorstand: Prof. WENCKEBACH),

DaB der Grundi imsatz Basedowkranker in m e h r oder weniger be t rach t l i chem Grade erh6ht ist, erscheint durch ein- wandSreie Untersuchungei i sa t t sam belegt ; auch fiber den Einflu/3 verschiedener therapeut i scher Maf3nahmen auf den Sauers tof fverbrauch bei Morbus Basedowii l iegen berei ts auf- schlul3reiche Angaben vor ; doch dart iber wurden bis lang noch keine Beobachtu i igen angestell t , wie sich in solchen F~llen die Sto//weehse~vorgdinge bei kSrper~ieher Arbeitsverriehtung gesta l ten; uiid gerade dies beanspruch t in Anbe t r ach t man- chef hier obwaltender Erscheinungen (l"eichte Ermfidbarkeit, Abmagerung trotz groBer El31ust usw.) ein unleugbares Inter- esse. So suchten wir denn -- nachdem uiisere Aufrnerksam- keit gelegentlich der in weiterem Rahmen von HANS EPPINGER, FRANZ KlSCH und HEINRICH SCHWARZ uiiternommenen Nach-

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Page 2: Arbeits-Stoffwechsel bei Basedow

698 schau naeh dem h ~ m o d y n a m i s c h e n und p ro top la smodynami - schen Verha l t en Kre i s l an fk ranker un te r dem Einf lug physi - scher Le i s tungen Is. , ,Arbei t und Kre i s l au f ' , Klin. Woehenschr . 1925, Nr. 23) u. a. anch auf diese Frage gelenkt worden war festzustellen, wie sieh der respiratorisehe Stofjwechsel in solch e inem Fal l w~hrend und nach einer bestimmten lc6rperlichen Arbeiteleistung verh~l t . D e n n auf d iesem Wege gelingt es ja, einen Einbl ick in die jeweilige ,,()konomie der Muskelarbeit" zu gewinnen, wle aus a rbe i t sphys io logischen S tud ien ins- besondere engl ischer Aa to r en hervorgeht . Der bere i t s yon DURIG und ZUNTZ e rmi t t e l t en - - Tatsache, dab die wi~hrend einer muMcul~ren Bet~itigung aujtretende Ste~gerung des Grund- um,vafzes nicht sogleich mit der Arbeitsbeendigung wieder zum Ruhewert abldingt, sondern auch i~ber dieselbe hinaus noch ezne gewisse Zeitlang anh~lt, k o m m t eine gro~e Bedeu tung zu. Wir wollen der Ubers ich t l ichke i t ha lber diejenige Sauersto]]- menge, welche den Mehrverbrauch an Sauers toff gegeniiber dem R u h e w e r t ansschlieBlich w(~hrend der Dauer der Muslcelarbeit darstel l t , ,,Arbeitsverbra~ch" an Sauers toff nennen, jene Sauer- s to f fmeuge aber, welche das Plus an Sauers to f fverbrauch gegenftber dem R u h e ~ e r t sowohl wghrend der Arbeitsdauer als aueh w(~hrend tier nach]olgenden Zeit Lbis zur Wiedere ins te l lung auf den Ruhewer t ) angibt , als ,, totalen Arbeitsverbrauch" an Sauers tof f bezeichnen, endl ich j erie Sauers toffmenge, welche den .Mehrverbrauch an Sauers toff gegenftber dem R u h e w e r t nach der Arbeitsbeendigung allein (bis zur Wiedere ins te l lung auf d e n Ruhewer t ) dars te l l t , als ,,Nachverbrauch" an Sauers toff merken . Nach HILL is t die noch naeh Arbe i t sbeend igung eine Zei t lang bes t ehende Ste igerung des Sauers tof fverbrauches so zu erkt~ren, dab nur e twa a/t bis ~/~ der w~hrend der Muskel- a rbe i t aus dem Muskelglykogen gebi lde ten Milchs~ure einer Glykogenresyn these zugeffihrt werden, die res t ie rende Milch- s~ure aber zu einem Tell schon w~hrend der Arbe i t sdaner , zum ande ren Tell ers t nach Arbei tsschluB zu Wasser und Kohlens~ure v e r b r a n n t wird, fiir welchen Oxydat ionsprozeB eine en tsprechend, g r68e re Sauersto~fmenge erforderl ich ist. Je mehr Milehs~nre bei Arbe i t sbeend igung noch u n v e r b r a n n t im Muskel aufges tape l t ist, des to mehr Sauers toff muB nach Arbei tssehlufl noch fiir den VerbrennungsprozeB herangef f ihr t werden. Daraus ergibt sich eine e r rechenhare Rela t ion zwi- schen der Gr6~e des , ,Nachverbrauches" an Sauers toff a n d dem:L~Quantum Milchs~nre, we lches erst nach ArbeitsschluB de r : :Ve rb rennnng zu Wasse r and Kohlens~ure anheimfNl t . In Rficl~sich~ daraui , dab .nach dem Pr inz ipe der Spa r samke i t a n d Zweckm~tBigkeit normalerweise mSglichst vim Milchs~ure zu 'G1ykogen r e syn the t i s i e r t werden und m6gl ichst wenig M i l c h s ~ r e am E n d e einer Arbeitslberiode im Muskel fiir die Ve~brennung zu W~sser n ~ d Kohlens~ure aufgespeicher t sein sol1; :l~Bt s ich. d e r Zah lenwer t des , ,Nachve rb rauches" an Saaers tof f a n c h Ms MaB iiir die Arbe i t s5konomie der t~tigen h~uskulatur verWerten.

Bezfiglich der Versuchsanordnung ware kurz folgendes anzu- ftihren: Da die absolute Gr6Be des , to tMen Arbeitsverbrauches" and des , ,Nachverbrauehes" an Sauerstoff selbstverst~ndlich einerseits yon der Schwere, Dauer nnd Art der geleisteten Arbeit, andererseits yon [Uctividuellen Nf0inenten und v0m ,,Training[' abh~ingig ist. erscheint es zweeks Erzielung brauchbarer Vergleichswerte und verwendbarer Untersuchungsresultate nStlg, die Versuchsperson jeweils nnter :Stets gleichbleibenden Bedingungen ein und dieselbe Arbeit verrichten zu lassen, abet auch eine Arbeitsart zu w~thlen, welche keines besonderen Trainings bedarf, weder beziiglich der Leis~ungsgr6Be ngdh bezi~glich der Arbeitstechnik; hierzu schien u n s ngCh- mannigfachea Vorversuchen das ,,Steigen auf Stiegen". d e r e n Hghe~i genau gemessen waren, am geeignetsten. Um die Exspirat ionslui t der Versuchsperson in continno sowohl w~thrend der ganzen Arbeitsperiode wie auch noch l~ngere Zeit nachher (etwa 20=25 ~Mih{lt~n) zw~cks Zufiihrung zur Gasanalyse (mittels der M6th0de vdh DOUGLAS-HALDANE)*ZUr Verfilgung zu haben, auBer- deni" jedoch die- in tier Arbeitsperiode produzierte Ausatmungsluft ges0ndertkmd auch jene wiederum in geeignet erscheinenden Zeit- ~bsctinitten-gesondeft e_rhalten zu k6nnen, welche im AnschluB an die~Arbeit ~ pr6duziert wird, muBten_ wir eine besondere Appararur verwenden, ~zelehe hier (schematisch) skizziert beigeffigt sei.

Dadnrch, d a b mittels entsprechender Stellung des Glasstopfens (~was kaum ~[z Sekunde Zeit beansprucht) die Exspirationsluft je- wefts i n den einen oder anderen Gummisack (welcher vorher gut

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . Nr . I6 I6. APRIL 1926

evakuiert sein mug !) geleitet werden kann, ist die M6glichkeit ge- boten, an Stelle des einen (bereits mehr oder weniger mit Exspi- rationsluft) gefiillten Sackes, welcher -- nachdem der betreffende Glasstopfen so gedreht wurde, dab sein seitliches Loch (a) nicht mehr mit dem Sacke kommuniziert und gleichzeitig der denl ande- ren Gummisack entsprechende Glasstopfen so gestellt wurde, dab sein seitliches Loch (a} nunmehr mit dem ibm zugehSrigen Sacke kom- muniziert abgenommen werden kann, einen neuen, noch leeren Sack anzubringen. Solcherweise wird die Ausatmungsluft fortlau- fend and in den gewtinschten Zeitepochen ohne die geringste Unter- brechung aufgefangen. AuBerdem ist die ganze Vorrichtung so leicht und handlich, dab sie bei Ausffihrung der k6rperlichen Arbeit absolut nicht st6rt, natfirlich ebensowenig bei Iiegender oder sitzender Position der Versuchsperson. Bemerkt sei noch, dab die Versuchsperson stets unmittelbar nach Absolviernng des Arbeits-

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den Versvch~person mep ge~raqen

k Gumm isack ~ ZOO Liter fassender Cummi~ac/~ lOO LJfer ~ssender

Abb. I.

pensums in Liegesteilung gebrachl wurde, so dal3 auch eine auf ,,statischer" Muskelarbeit beruhende und sich evtl. geltend machende I4omponente des Nachverbrauches an Sauerstoff tun~ ]ichsf ausgeschaltet wurde.

Die nunmehr gebrachte Gegenftberstellung der betrefienden Untersuchnngsergebnisse bei einem ]3asedowkranken und einem Gesunden, welche errechnungsgem~B annXhernd den~ selben Ruhecalorienbedarf anfzeigen, erweist sinnf~llig den hier obwaltenden Unterschied im respiratorischen Arbeits- stoffwechsel :

Gesunder Basedow Ruhe-Umsatz:

CO~-Abgabe per Minute . . . . . 217 ecru 44o,5 cem OrVerbrauch per Minute . . . . 25 ~ ccm 497,7 C cm Respirat. Quotient . . . . . . . . o,786 %885

Calorienbedarf fiir 24 Stunden (berechnet nach HARRIS BENEDICT) . . . . 1610 I662

Tats~ichlicher Calorienbedarf ftir 24 Std. I764 351o Arbeitsleistung in der Zeit yon 2 M i n . . 1422 kg/m 1143 kg/m

,,Arbeitsverbrauch" an Sanerstoff 1447 ecm 1769 ccm ,,Totaler Arbeitsverbrauch" . . . . 2251 ccm 6163 ccm ,,Nachverbrauch", absolut . . . . 804 ccm 4394 ccm ,,Nachverbraneh" in Prozenren des

,,~otalen Arbeitsverbrauches" . . 35,7% 71,3% Ftir ioo kg/m Arbeit werden an Sauer-

stoff ben6tigt . . . . . . . . . 268 ccm 539,2 cem

Wir ersehen aus dieser TabelIe, dab der Ruhecalor ien- bedar f dieses Basedowikers um 111,2% h6her is t als es der Norm en t sp rechen wfirde, ferner dab dieser Basedowkranke zur Bew~ltigung einer Arbeit yon 100 kg/m etwa doppelt soviel Sauerstoff braucht wge ein Gesunder; des wei teren kSnnen wir hier feststel len, dab sowohl der , , totale Arbe i t sve rb rauch"

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16. APRIL 1926 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . Nr. 16 699

wie der , ,Nachverbrauch" an Sauerstoff beim Basedowiker um ein Vielfaches gr613er ist als beim Normale!l (bei BewMtigung einer ann~hernd gleichgroBen Arbeit w~hrend derselben Ar- beitszeit). Der , ,Nachverbrauch" macht beim Basedow- kranken 71,3% des ,,totalen Arbeitsverbrauches" aus, beim Gesunden abet bloB 35,7% bei Verrichtung gleiehartiger und gleichgroBer Arbeit; der Basedowkranke arbeitet also um vieles un6konomischer als ein Normaler.

Nehmen wir unter Zugrundelegung des obigen Beispieles an, dab der Normale keine andere Arbeit w~thrend 24 Stunden verriehten wfirde wie das einmalige Emporsteigen auf einer Stiege yon 18 m H6he (das entspricht in unserem Fall eben der Leistung yon etwas fiber 11oo kg/m), dann brauchte er zur Erhaltung seines Stoffwechselgleichgewichtes eine Mehrzufuhr yon ca. 135 Calorien, W~hrend unser Basedowiker ffir die gleiche geringe Arbeitsleistung eine Mehrzufuhr yon ca. 3oo Ca- lorien ben6tigen wfirde.

~3ber das Verhalten ein und desselben Basedowkranken beztiglich seines respiratorischen Stoffwechsels unter dem Ein- fluB verschiedener therapeutischer MaBnahmen sowohl bei Ruhe als auch bei Arbeitsleistung soll die folgende Tabelle AufschluB geben :

Operation 427,5 ccm Sauerstoff ben6tigt, nach der Unter- bindung bloB 329,2 ccm. Wenige Tage nachher zeigt sich jedoch ein deutlicher Rfickfall (der , ,Nachverbrauch" steigt wieder au134o4, d. i. 74, 7% des ,,totalen Arbeitsverbrauches") ; fiir ioo kg/m Arbeit werden neuerdings fiber 400 ccm Sauerstoff ben6tigt.

Die langsam ansteigende Verabreichung yon ,,Lugolscher LSsung" (yon 2real t~glich 5 bis 2real t~glich !o Tropfen) hat te folgende Einwirkung auf den Arbeitsstoffwechsel: am 3. Tage nach Beginn der Jodverabreichung senkte sich der Ruhe-Sauerstoffverbrauch yon 448 ccm per Minute auf 4Ol ccm, der , ,Arbeitsverbrauch" an Sauerstoff stieg (bei einer Arbeits- leistung yon ca. I IOO kg/m im Zeitraum von 2 Minuten) von 115o ccm auf i 6 I i , der ,,totale Arbeitsverbrauch" ging yon 4554 ccm auf 4407 ccm, der , ,Nachverbrauch" yon 3404 ccm auf 2796 ccm, bzw. yon 74,7% auf 63,4% herunter; der Sauerstoff- bedarf ftir IOO kg/m Arbeit senkte sieh yon 4o8 auf 395 ccm; am 13. Tage der Jodverabreichung senkte sich der Ruhesauerstoff- verbrauch auf 363 ccm per Minute, der , ,Arbeitsverbrauch" blieb auf ungef~hr gleicher H6he (1512 ccm), der ,,totale Arbeitsverbrauch" sank auf 4322 cem, der , ,Nachverbrauch" blieb ann~hernd gleich (281o ccm, d. i. 65%), der Sauerstoff-

Nach zweit~giger absoluter Ruhe . .

| ~ [ Nach Injekti0n yon 3 ~ Einheiten Insulin

~ )Nach intraven6ser Darreichung yon

~ [ 3 Tage sparer ohne Therapie (Liegen) . ~ o / 8,8 g Na2HPO ~ . . . . . ~ . . . .

CO~-Abgabe per Min.

in cain

379,2

522,3

434, 6

333,3 323,I

Ruhe- Umsatz O2-Verbr. per Min. in ccm

419,9

467,2

446,1

437,9 387,4

Resp. Qu.

0,903

1,118

0,973

o,761 0,834

Cca 1100 ~g/m Arbeit in der Zeit yon 2 Minut. .Nach-

verbrauch" ,,Arbeits- ,,Totaler

verbrauch" Arbeits- an O~ (ccm). verbrauch"

1738 7174

1442 5742

1316 4747

1267 4195 I485 6045

!

5436 '75,7%) 4300

(74,9%) 3431

(72,3%) 2928

(69,8%) 4560

(75,4%)

100 kg/m Arbei/ brauchen O2 (ccm)

627,6

502,4

415,3

367,0 528,8

Bei Einhaltung k6rperlicher Ruhe (Liegen) und gleich- bleibender - - eiweil3armer, kohlenhydratreicher - - Kost 1XBt sieh zwar eine allm/~hlich eintretende Verminderung des Ruheumsatzes beobachten, doch an der schlechten Arbeits- 6konomie ~ndert sich dabei kaum erwas; nut auf die intra- venSse Einverleibung yon 15o ccm einer n/3-Dinatriumdiphos- phatl6sung (das sind 8,85 g Dinatriumdiphosphat) stellte sich eine vorfibergehende Besserung der Arbeits6konomie ein, indem sich der ,,Nachverbrauch" an Sauerstoff erheblich verringerte, und zwar sowohl absolut wie auch perzentaell im VerhXltnis zum ,,totalen Arbeitsverbrauch" an Sauerstoff. DaB sich trotz der Verringerung des Ruheumsatzes der Zu- stand im altgemeinen gar nicht gebessert zeigte, geht aus der in dieser Zeit erfolgenden kontinuiellichen Gewichtsabnahme (urn 21/2 kg binnen IO TagenJ hervor und aus der Konstanz der subjektiven und objektiven 13eschwerden.

Dkg die bei einem schweren Fall yon ]3asedow (27j~hr. Mann) vorgenomlnene Unterbindung der rechten und linken Art. thyreoid, sup. einen immerhin gfinstigen EinfluI3 auf die Ar- beitsSkonomie auszufiben vermag, welcher hier allerdings nur yon sehr kurzer Dauer war, geht aus den folgenden Daten hervor:

bedarf ffir ioo kg/m Arbeit senkte sich auf 387, 3 ccm. In dieser Zeit stieg das K6rpergewicht des Patienten um fiber 3 kg. Am 16. Tag der Jodverabreichung ist der Ruhe-Sauerstoff- verbrauch noch geringer 357 ccm per Minute), doch geht der , ,Arbeitsverbrauch" gewaltig herunter (auf 870 ccm), w/~hrend der ,,totale Arbeitsverbraueh" ansteigt (ant 5786 ccm), ebenso auch der , ,Nachverbrauch" (auf 4916 ecru, d. i. 85,4% des ,,rotalen Arbeitsverbrauehes"); yon dieser Zeit ab geht bei weiterer, nut noch 2 Tage fortgesetzter Lugolverabreichung (2mal t~glich IO Tropfen) der Ruhe-Sauerstoffverbrauch wie- der in die ttbhe, wahrend der ,,Arbeitsstoffwechsel" ungef~hr stationar bleib*. Es wird dann zur Operation (typische Enucleationsresektion des etwa orangegroBen Kropfgewebes) geschritten (der histologische Befund laute~: kolloidhaltige Basedowstruma); einen Tag post operationem Exitus tetalis an beiderseitiger Lob.-Pneumonie.

Interessant erscheint hier das Verhalten des ,,Arbeits- stoffwechsets" besonders deshalb, weil da das Absinken des , ,Arbeitsverbranches" an Sauerstoff und das Ansteigen des ,,totalen Arbeitsverbrauches" sowie des ,,Nachverbrauches" an Sauerstoff (konform damit geht natiirlich auch der Sauer- stoffbedarf ffir ioo kg/m Arbeit, welch letzterer Wert yon

Ruhe-Umsatz CO2-Abgabe O2-Verbrauch

per Min. per Min. in ccm in ccm

Resp.-Qu.

ca. 1100 ka[m Arbeit

Arbeits- Totaler N~ch- verbrauch Arbeits- verbraueh in 2 Min. verbrauch

100 kg/m Arbeit

brauchen 02 (ecru)

Vor der Unterbindung der Art. thyreoid, sup. 335,1 396,5

12 Tage nach der Unterbindung . . . . . . . 361,8 432,6

Nach weiteren 4 Tagen . . . . . . . . . . . 347,5 448~3

0,845

0,83 6

0,775

14o5 4887 3482 (71,2%)

1673 3674 2OOl (54,5%)

115 ~ 4554 3404 {74,7%)

427,5

329,2

4o8,~

Im Anschlul3 an die beiderseitige Unterbindung der Art. thyreoid, sup. geht der , ,Nachverbrauch" an Sauerstoff yon 3482 auf 2OOl, bzw. yon 71,2% des ,,totalen Arbeitsverbrau- ches" auf 54,5 % herunter; flit i oo kg/m Arbeit werden vor der

387,3 ccm wieder auf 518,5 ccm ansteigt) schon zu einer Zeit ant die neuerliche Verschlechterung d e s Allgemeinzustandes hin- weist, wo der RuhegrundumsatZ noch eine absinkende Tendenz zeigt, die erst einige Tage sp/~ter in eine Steigerung umschl~gt.

47*

Page 4: Arbeits-Stoffwechsel bei Basedow

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So kollnte denn hier an ether Versuchsserie erstmalig auf- gezeigt werden, dab beim Morbus Baseclowii ]ede muMcuMre Arbeitsleistung eine das normale Ausmafi um ein Viel/aehe8 i~bersteigende Heranscha]]ung yon Sauersto]] nStig macht. Daraus darf wel ter geschlossen werden, dab bier die Muskel- arbei t in auBerordent l ich un6konomischer Weise vons t a t t en geht, i ndem eine re laf iv gro~e Menge der bei der Muskel- t~ t igkei t gebi ldeten Milchs~ure der Glykogenresynthese vor- enthal ten, im Muskel gespeichert und zu e inem groBen Teile erst nach Arbe i t sbeendigung zu Wasser und Kohlens~ure vet- b r ann t wird. Zahlenm~Big kann das einzelfalls diesbeztiglich obwal tende Verha l ten durch den , , totalen Arbe i t sve rbrauch" und den , ,Nachverb rauch" an Sauerstoff belegt werden. Die m~tchtigen Sauerstoffmengen, welche beim Basedow sehon bei re la t iv geringen Arbei ts le is tungen beanspruch t und mi t dem Blute an die Bedar fss t~ t ten herangeff ihr t werden, bedingen sicherlich eine erh6hte Bluts t r6mungsgeschwindigkei t , somit auch eine st~rkere Belas tung des Herzens, wodurch mancher le i sich hier gel tend machende Sch~digungen desselben wenigstens zum Tell ihre Erk l~rung f inden k6nnten. Es darf wohl an- genommen werden, dab die be im Basedow sich manchma l in ganz krasser Weise einstel lende Abmagerung d i rek t auf das un6konomische Arbei ten der Muskula tur mi t der Konsequenz des abnorm groBen Calorienbedaries zurfickzuffihren ist, zumal auch schon die , , s ta t ische" Arbei t hier wahrscheinl ich eine den Calorienbedarf beeinflussende Rolle zu spielen ims tande sein dfirfte. Allem Anschein nach ist das Verhalter~ des respiratorischen ,,Arbeitssto]]wechsels" belm Basedow als Pri~]stein ]iir die Schwere der vorllegenden Erkrankung und fi~r die Wirksamkeit der eingeleiteten Therapie zu werten. Inwiewei t da eine verlM31iehe Gesetzm~Bigkeit besteht, mfissen wei tere Beobach tungen lehren.

UBER DEN MINIMALEN EIWEISSVERBRAUCH EINES AKROMEGALEN.

Voi1

Dr . ERICH KRAUSS. Aus der Medizinischen Polildinik Heidelberg

(Vorstand: Prof. Dr. reed. et phi l S. THANNHAUSER 1.

Bet einem Akromegalen, ve rbunden mi t Riesenwuchs, h a t t e n THANNtIAUSER und CURTILrS 1) gefunden, dab mi t dem erh6hten Umsa tz an tZernsubstanzen ein ve rmehr t e r mini- maler ]~iweiBverbrauch ve rbunden ist. Die genauere ]3e- t r ach tung der mi tge te i l ten Analysenwer te erweckt jedoch einige Zweifel an der Rich t igke i t dieses Zusammenhanges . Die Ur in -N-Wer t e der einzelnen Tage (S. 288) schwanken recht erheblich. Lassen wi t die ersten 5 Tage des Versuchs beiseite, so be t ragen die Schwankungen zwischen 5,29 und 7,7 ~ g N pro Tag. Dera r t ig verschiedenen Tagesst ickstoff- mengen im Ur in begegnet m a n bei regelrecht gelei te ten Ver- suchen selbst bei dem erh6hten min imalen Eiweil3verbrauch des Fiebers nicht. Der A k r o m e g a l e TI-IANNI-IAUSERS ha t t e 0deme , auBerdem einen erh6hten B lu td ruck yon 2oo/12o m m Hg. Die Unregelm~Bigkei t der N-Wer t e w~ire viel le ieht durch eine zeitweilige Re ten t ion zu erkl~ren. N u n sind aber die H a r n m e n g e n der le tz ten 4 Tage recht gleichmABig, das K6rper- gewicht n i m m t yon Tag zu Tag ab, niemals zu. Gegen diese Erk l~rung spr icht wei terhin das Ause inandergehen yon Krea t in in- und St ickstoffausscheidung.

D u t c h das liebenswfirdige E n t g e g e n k o m m e n yon Her rn Gehe imra t KREI~L war es mi r m6glieh, einen wei teren Fal l einer Akromegal ie un te r Mmlichen Versuchsbedingungen zu untersuchen.

Die Famfliengeschichte des 43j~thr. Pat. ist ohne Belang. Im 13. Lebensjahr Nierenelltzfilldung mit Odemen. I917/18 treten Kopfchmerzen fiber der Stirll allf, die i spi~terhin nach dem Hillter- kopfe ausstrahlell. Einige Mollate vorher batten Allf~lle yon Atem- not begonnell, besonders ill der Frfihe nach dem Aufstehell, die nach ungefiihr einem Jahr wieder yon selbst verschwanden. Um I92O herllm erscheinen im Gesieht, am Hals llnd I~umpI allm~hlich Meille Hautgeschwfllste. Der Vater hatte ebenfalls ~hnliche Ge- schwfflste im Gesicht gehabt. Damals Schutmummer 43. Vor

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2-- 3 Jahren fiel seinen Bekallnten auf, dal3 sein Gesieht und seine H~nde massiger wurden. Seit 2 Jahren hat die Libido gegen frfiher nachgelassen. Seit einem Jahr bemerkt er selbst, dab die Z~hne des Ullterkiefers nicht mehr so recht auf die des Oberkiefers paBten. Er ftihlt sich ill den letzten Jahren sehr schlapp. Kopfsehmerzen in letzter Zeit welliger hliufig wie friiher. Schnhnnmmer jetzt 45.

Betund: K6rpergr6ge 17o cm, iK6rpergewicht 9o, I kg. Dicke, !ange Nase, groge Ohren, ~ugerst massiger Unterkiefer. Untere SchneidezXhne tiberragell die oberen um I, 5 cm. Zunge m~chtig verdickt, Sprache schlecht artikuliert. Occipito-Frontalumfang des Sch~dels 61 cm~ Parieto-Mentalumfang 73,5 cm. Wulstige Lippen. Deutlieher ExophthMmus. Augenhintergrund und Gesichtsfeld normal. Herzgrenzen nornlal. Blutdruck wechselnd 125/75, 155/75 mm Hg. Periphere Arterien geschl~ngelt ulld zum TeiI ver- dickt. Das Blutbild zeigt auger einer ausgesprochenen Lymlpho- eytose nichts Besonderes. -WAR. --. U im Serum bet purinfreier Kost 3,7 rag-%. Temperaturen zwischen 36,5 und 36,9 ~ axillar. Tatzellhand: gemessell vom ullteren Radinsende bis Spitze des 2. Fingers 20 cm, Umfang der offenen Hand in H6he der Metacarpo- Phalangealgelenke 24, 5 cm. FIIB: L~nge inkl. groBer Zehe 27, 5 cm, Umfang ill H6he des Metatarso-Phalallgealgelenkes der kleinen Zehe 26 cm. Brustumfang 99 em, Distantia jugulo-pubica 54 cm; Leibumfang in H6he des Nabels 112 cm, in H6he der Troehanteren lO 4 era.

Vergleieht man diese Mage mit delljenigen normaler M~llner yon etwa derselbell Gr6Be, so fallen die Werte der beiden Sch~del- mage aus dem Rahmell der Norm, bet dell Extremit~ten welliger die L~tngentmage als vor allem die Breitenmage sowohI der Hand wie auch des Ful3es. Die Fettansammlullg finder sich vor allem am Baueh, bedeutend weniger an dell Hflften. Wieweit die Vergr6ge- rung des Leibumfallges aui Ansammlullg voz Fett, wieweit auf eine Volumenzunahme der Bauchorgane zurflckzufflhren ist, ent- zieht sich ether genaueren Bellrteilung.

R6ntgenbild des Schadels: Fokusabstand 7 ~ cm. Gr6Bter L~ngs- durchmesser des Tfirkensattels 2o m/m, gr61Bter Tiefelldnrehmesser 22 ram. Der Satteleingang ist roll llormaler Gr613e, die Keilbein- hShlen stark eingeengt.

l~6ntgenbitd der Halide: Knochen delltlich verdiekt, Compacta gegen die Norm stark ausgepr~gt, geringe Exostosellbildullg an den Phalangell.

&uBeres Genitale einschlieglich I-Ioden yon normaler Gr6Be. Multiple Hautfibrome im GesicZt, am Hals ulld Rumpf. Auffallellde Braunf~rbung der Haut des Scrotum und des Gesichtes, am Stamm weniger ausgesprochell.

U m Ver~nderungen im min imalen E iweigverbrauch eines Mensehen beur te i len zu k6nnen, m u g vor alien Dingen das Verh~ltnis yon zugeffihrter Calor ienmenge zum Ruhe-Niich- t e rnwer t bekann t seine). D i e s e r wurde bet dem Akromegalen mi t dem Universa l -Resp i ra t ionsappara t naeh BENEDICT mit MundanschluB in der Medizinischen Kl in ik Heide lberg unter Le i tung von Her rn Dr. GESSLER an 2 Tagen du tch verschie- dene Versnche bes t immt . A m 17, N o v e m b e r 1925 wurde derselbe bei e inem R.-Q. yon 0,8o6 zu 2o39 Calorien = 22,6 Cal. pro K i log ramm K6rpe rgewich t gefunden, am 19. N o v e m b e r 1925 bet einem R.-Q. von o,864 zu 1961 Cal. = 21,7 Cal. pro B:i logramm K6rpergewicht . Der en tsprechende Standard- wer t naeh HAt~RIS-B:ENt~DICT ist 1865 Cal., nach D u Bo l s 1968. Die Oberfl~che nach der l inear formula nach Du ~ BOlS ergibt 2,131 qm, nach der iKeehschen Fo rme l 2,474 qm.

Der hier un te r such te Akromegale h a t einen normalen Grundumsatz . Bei der Akromegai ie ist auch 6tter ein erh6hter Rnhe-Nf ich te rnwer t gefunden worden. (3 u. 4.)

Vom 17. N o v e m b e r bis 27. N o v e m b e r bekam der Pa t ien t eine Kos t mi t e inem N-Geha l t yon 2,3 g pro Tag. Bedingung ist, dab der Nahrungs -N den zu e rwar tenden Minimal-N des Urins n icht fibersteigt. Dieser w~Lre bet einer OberflAche yon 2,13 q m zu 2,35 g zn veranschlagen~). Die Rohcalor ien der Nahrung be t rugen 3825, davon entfielen auf die Kohlen- hydra t e 2443,6 Cal. Der Ko t -N pro Tag war 1,114 g, der A t h e r e x t r a k t des Kotes 1,61 g pro Tag. Die Nahrungszu luhr maeh te demnaeh e twa 19o% des Ruhe-Nf ich te rnwer tes aus, wenn wir fiir den Grnndumsa tz den Mi t te lwer t yon 2ooo Cal. der Berechnung zugrunde legen. An Flfissigkeit wurden regel- m~Big ca. 2 1 zugeffihrt.

Wie aus der Tab. 1 hervorgeht , ist die endogene U-Aus- scheidung im Urin a b s o h t erhSht. Mit dieser Tatsache haben uns FALTA und NOWASZYNSKI 5) berei ts 1912 bekann t ge- macht . Sie wurde yon SCHITTENI~L~ und HARPIJDER 6) be-