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Foto: Melters / missio 6-2007 Das missio - Magazin I Wir erwarteten einen Übermenschen, du gabst uns ein kleines Kind. Wir erwarteten einen Herrscher, du gabst uns einen Bruder. Wir erwarteten einen Rächer, du gabst uns einen Verfolgten. Wir waren die Beute des Hasses, und sieh da: die Liebe. Wir waren in den Krallen der Angst und da nun: die Freude. Wir waren im Rachen der Macht, und da: das Licht! Unsere Weisen sind zu ihm gegangen, mit ihren Schätzen beladen, aber sie wurden die Beschenkten, die Beglückten. Unsere Mächtigen sind zu ihm gegangen, steif aufgereckt von ihrem Stolz, das Kind machte sie biegsam, sie bogen das Haupt und die Knie. Mit allen Menschen, die die Nacht absuchen nach Gerechtigkeit, nach einem Schimmer von Frieden, mit den Weisen und Gebeugten, begrüßen wir das Unerwartete, das überraschende Licht: das Kind. Aus Lateinamerika Aus: Klaus Vellguth (Hg.): Wo die Sehnsucht Heimat findet. missio / Verlag Butzon & Bercker, Aachen / Kevelaer 2002 Wider aller Erwartungen SINNESART

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6-2007 Dasmissio-Magazin • I

Wir erwarteten einen Übermenschen,du gabst uns ein kleines Kind.Wir erwarteten einen Herrscher,du gabst uns einen Bruder.

Wir erwarteten einen Rächer,du gabst uns einen Verfolgten.Wir waren die Beute des Hasses,und sieh da: die Liebe.

Wir waren in den Krallen der Angstund da nun: die Freude.Wir waren imRachen derMacht,und da: das Licht!

UnsereWeisen sind zu ihm gegangen,mit ihren Schätzen beladen,aber sie wurden die Beschenkten,die Beglückten.

UnsereMächtigen sind zu ihm gegangen,steif aufgereckt von ihremStolz,das Kindmachte sie biegsam,sie bogen das Haupt und die Knie.

Mit allenMenschen, die die Nachtabsuchen nach Gerechtigkeit,nach einemSchimmer von Frieden,mit denWeisen und Gebeugten,begrüßenwir das Unerwartete,das überraschende Licht: das Kind.Aus Lateinamerika

Aus: Klaus Vellguth (Hg.):Wo die Sehnsucht Heimat findet.missio / Verlag Butzon&Bercker,Aachen / Kevelaer 2002

Wider aller Erwartungen

SINNESART

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AKTIONSCHUTZENGEL

EineKirche voller Hände

IDEEN & AKTIONEN

Einen Sommer lang lief Anna-Lena Himstedtkonsequent barfuß. Wer das Mädchen aufihre nackten Füße ansprach, bekam die lapi-dare Erklärung: „In Afrika tragen die Kinderauch keine Schuhe.“ Das Geld, das die heute18-Jährige so sparte, spendete sie für Afrika.Ein Jahr später hat ihr Beispiel in ihrer Hei-matgemeinde Ss. Mauritius-Maria Magdale-na im westfälischen Ibbenbüren Schule ge-macht. Unter dem Motto „Barfuß für Afrika“organisierte der Jugendliturgiekreis mit Hilfevon Pastoralreferentin Anja Raschke, 36,einen Sponsorenlauf zugunsten der missio-Aktion Schutzengel Aids & Kinder. Die Teil-nehmer konnten zwischen Strecken von ei-nem und vier Kilometern auswählen und

brauchten den programmatischen Titel derVeranstaltung nicht unbedingt wörtlich zunehmen. Auch Schuhe waren erlaubt. Will-kommenwar jeder, und von der Grundschul-klassebis hin zurHerzsportgruppe lockte derLauf 140 Menschen an. Immerhin hatte sich

mit Landesarbeitsminister Josef Laumannund dem Bundestagsabgeordnetem Rein-hold Hemker auch Prominenz angesagt.Schon imVorfeld hatten Vereine und Verbän-de Sponsorengelder gespendet, Helferinnender Frauengemeinschaft hatten genauso wiedieTeilnehmer desKolping-Familienwander-tags für die Aktion gesammelt. Der Lauf sel-ber entwickelte sich zur kleinen Attraktion,eingebettet in ein außerplanmäßiges Ge-meindefest mit Ausstellung, afrikanischemMarkt, Trommel-Workshop, Gottesdienstzum Thema Aids und Livekonzert. Nur einProblem, gesteht Anja Raschke, gebe esnoch: Was machen wir jetzt mit dem Slogan„Barfuß für Afrika“? bg

Auf ganz eigeneWeise haben Jugendliche aus demPastoralverbund Dorlar-Wormbach die Idee desVerhüllungskünstlers Christo umgesetzt: Mit Bett-laken voller Handabdrücke zur missio-AktionSchutzengel verhüllten sie die Jugendkirche ArpeimSauerland. Seit April hattenMitarbeiter undUn-terstützer des Jugendkirche-Teams die bunten Zei-chen der Solidarität mit Menschen gesammelt, dieunter HIV/Aids leiden. Am Ende schmückten12000 Hände die Kirche und bildeten vier Wochenlang ein hoch aufragendes Mahnmal für die mehrals zwölf Millionen Aidswaisen weltweit. Im Kir-cheninneren wies ein überlebensgroßer Engel mitgebrochenem Flügel auf deren Schicksal hin.„Durch das Verhüllen habt ihr einen Skandal ent-hüllt“ lobtemissio-Vize-PräsidentGregor vonFürs-tenberg bei der Eröffnung der Kirche am26. Augustden Einsatz der jungen Leute. Angeregt vom Pro-jekt „Jugendkirche“ im Erzbistum Paderborn, beidem Jugendliche eine Kirche für eine bestimmteZeit gestalten können, und vonmissio-Diözesanre-ferent Christian Wütig mit jeder Menge Informati-on über HIV/Aids und seine Folgen ausgestattet,hatte sich das Jugendkirche-Team ans Werk ge-

macht. „Hätten wir gewusst, auf was wir uns ein-lassen, hättenwir eswohl nicht getan“, gesteht Ge-meindereferentin Irmtrud von Plettenberg, 43, diedie Jugendlichen tatkräfig unterstützte. Denn ineiner Tag- und Nachtschicht mussten die Bettlakennoch von ehrenamtlichen Frauen zusammenge-näht werden. Auch die Feuerwehr brauchte längerals geplant, umdieKirchezubespannen.AmSonn-tag aber standen die Menschen dann staunend da-vor. Auch Jugendpfarrer Meinolf Wacker, der siemit einem feierlichen Gottesdienst eröffnete, be-kannte freimütig: „Das ist einfach einmalig.“ chw

Mit 12000Handabdrücken aufmehr als 430Bettlaken verhüllen Jugendliche eineKirchein Arpe undmachen so auf spektakuläreWeise auf das Schicksal von Aidswaisen aufmerksam.

Barfuß fürAfrikaAKTIONSCHUTZENGEL

Zupackend:Der Endspurt war hart,aber hat sich gelohnt. Die verhüllteJugendkirche begeistert alle.

II • Dasmissio-Magazin 6-2007

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TERMINE

16. – 18. 11. 2007Einführungsworkshop der Bistü-mer Hamburg, Hildesheim undOsnabrück: „Was ist eine Kleinechristliche Gemeinschaft?“St. Ansgarhaus, Schmilinsky-straße 78, HamburgAnmeldung bis 5.11.2007 undInformation: 01 79/39 07 775

5. 11. – 19. 11. 2007„Gott wird Mensch“. missio-Ausstellung mit Bildern vonKünstlern aus aller Welt, die dasWeihnachtsgeschehen deuten.Pfarrheim St. Joseph,Geisselstraße 1, Köln-EhrenfeldDieSchau ist danach inWesselingund Bergheim zu sehen.Information: 02 271/47 90-0

7. 12. 2007Treffpunktmissio.EinBesuchderAachener Zentrale für inte-ressierte Einzelpersonen.Informationen unter [email protected]

IMPRESSUM

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ÖstringerSchüler zeigenSolidaritätAKTIONSCHUTZENGEL

„In Deutschland haben vieleKinder Eltern und kein Aids! InAfrika haben viele Kinder Aidsund keine Eltern!“ Der Sloganauf dem Plakat provoziert undverfehlte auch bei den Siebt-klässlern der Thomas MorusRealschule Östringen, unweitvon Heidelberg, seine Wirkungnicht. Die aufrüttelnden Sätzeführten sie mitten hinein insThema. Mehrere Wochen langbeschäftigten sich die 13- und14-Jährigen im Religionsunter-richt mit den Lebensumständenvon Aids-Waisen in Afrika. MitHilfe von missio-Broschüren,Filmmaterial und im Internetsammelten sie Informationenund erarbeiteten Vorträge überdie Infektionswege der Krank-heit, deren Ausbreitung und diewirtschaftlich-sozialen FolgenderAids-Pandemie. DieNot ihrerAltersgenossen auf dem schwar-

zen Kontinent ging den Siebt-klässlern jedoch so nah, dass siemit ihren Religionslehrern Heid-run Fillinger, Peter Mohr, Marga-rita Rupp und Jutta Wesslein einsichtbares Zeichen solidarischerNächstenliebe setzen wollten. Inder gesamten Schule warben siedafür, sich an der missio-Aktion

„Meine Hand schützt Kindersee-len!“ zu beteiligen und den Kin-dern in Afrika zu zeigen, dass sienicht alleine sind. Die buntenTücher hängennun alsMahnmalder Solidarität in der Aula. Unddie abschließende Sammel-aktion brachte 500 Euro für dieAktion Schutzengel ein. bg

missio aktuell

Herausgeber:missioInternationales KatholischesMissionswerk e.V., AachenVerlag: kontinente-MissionsverlagGmbH, KölnDruck: LiO, Limburger Offsetdruck,Jobst Rüthers (v.i.S.d.P.), missio e.V.Goethestraße 43, 52064 AachenIhr kurzer Draht zumissio:Telefon: 02 41-75 07-00Internet:www.missio-aachen.deRedaktion:Beatrix GramlichTelefon: 02 41-75 07-203E-Mail:[email protected]/Adressänderung:Telefon: 02 41-75 07-342E-Mail: [email protected] für IhreHilfe: 122 122Pax Bank eGBankleitzahl: 370 601 93Der Bezugspreis ist imMitglieder-beitrag von 10 Euro enthalten.

6-2007 Dasmissio-Magazin • III

Engagiert:Die Not von Aidswaisen treibt eine Schule zumHandeln.

Seit Jahren unterstützt Diedo Rö-merscheidt, 58, ein von Ordens-frauen geleitetes Kinderheim inSri Lanka, das der ehemaligeLeiter der missio-Auslandsabtei-lung, Pater Lucien Schmitt, ge-gründet hat. Als Römerscheidtvom schlechten Zustand der sa-nitären Anlagen dort erfuhr, ließihmdas keine Ruhe. Er überzeug-te denRotarier Club Saarburg, beidem er Mitglied ist, sich für dasProjekt zu engagieren, und be-wegtemithilfe seinesArztkollegenVolkerMüller einenPartnerclub inden Niederlanden, ebenfalls mitzumachen. Rotary international ver-doppelte die Summe im Rahmen eines „Matching Grant, bei demzwei Clubs aus verschiedenen Ländern ein Projekt in einemDrittlandunterstützen. So sorgen mit Hilfe von missio 35000 Euro dafür, dasses den Kindern in Niripola bald lange besser geht. bg

RotarierhelfenKindernaufSri LankaSCHULTERSCHLUSS

Ideenreich:Diedo Römerscheid hatfür Kindern auf Sri Lanka viel bewegt.

... möchtenwir ganz herzlichall denen sagen, die sich seitvielen Jahren ehrenamtlich fürmissio einsetzen.

fürmehr als 10 Jahre:Margret Ahrens, SögelAnneliese Geers, SögelMaria Knipper-Kohoff, SögelMariaMeyer, SögelHermannDüttmann, SögelJosef Hespe, SögelElisabeth Kuper, SögelAnnegret Schüler , Sögel

DANKE ...

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MISSIO INTERN

Seine Bilder strotzen vor Kraftund Lebensfreude, sie versinkenim glühenden Licht der afrikani-schen Sonne und verführen zumAufbruch.Wer eswagt,Gewohn-tes hinter sich zu lassen, wirdviel entdecken. Denn hinter derWelt öffnen sich neue Welten.Und wer seinen Horizont weitet,erhascht mitunter sogar einenBlick in den Himmel. Das ist dieBotschaft vonMoshoodAdekun-le – und die des missio-Kunstka-lenders. „Die Idee ist, Bilder un-abhängig von Sprache und Bil-dung sprechen zu lassen und soneue Sichtweisen ermöglichen“,sagt Gabriele Frauenrath, 52, beimissio verantwortlich für denKunstkalender. Seit seinem ers-ten Erscheinen vor mehr als 25Jahren geht es dabei immer auchum Inkulturation. Denn Bildervermitteln Fremdes auf ganz ei-gene Weise. Sie konfrontierenden Betrachter mit überraschen-den Ansichten, geben neue Im-pulse für Glauben und Lebenund fordern heraus – zur Ausei-nandersetzung mit Vertrautem,zum Überdenken der eigenenSpiritualität und bestenfalls zusolidarischem Handeln.Adekunles dynamische Bildermit dem impressionistischenPinselstrich erschließen sichselten auf den ersten Blick. Be-wusst verweigern sie sich der

flüchtigen Wahrnehmung undfordern den Betrachter heraus,im Bild zu verweilen, neue Di-mensionen zu entdeckenund insNachdenken zu geraten. DasBild im Bild ist bei dem Nigeria-ner fast schon künstlerischesPrinzip. Etwa bei der „Heim-kehr“, bei der der Vater voll Freu-de seinen Sohn auf den Schul-tern nach Hause trägt, währendim Hintergrund die kriegeri-schen Auseinandersetzungenunvermindert weitergehen. Seinpersönliches Lieblingsbild? Oh-ne eine Sekunde zu zögern, fährtAdekunles Finger auf das Kalen-derblatt, das er „Glauben“ ge-nannt hat. Es zeigt zwei aus demHimmel ragende Hände, die einesilberneKette halten. An ihr bau-meln, Perlen einer Gebetsschnurgleich, die Symbole der Weltreli-gionen. Jedes für sich ist Teil ei-nes großen Ganzen. „Wir sinddoch alle Gottes Kinder“, erklärtder 40-Jährige, selber Moslem.„Gott hält uns alle in der Hand.Er hat keinen Unterschied ge-macht, egal, welcher Religionwir angehören.“Adekunle möchte mit seinen Bil-dern Brücken schlagen. Dochauch sich selber sieht der 40-Jährige als Wanderer zwischenden Welten. „Ich bin ein Bot-schafter“, sagt er. „Ich habe mei-ne afrikanischen Wurzeln, aber

ANSICHTSSACHENAUSDERFREMDEDer GrenzgängerMoshood Adekunle lebt seit Jahren in Deutschland,aber seine afrikanischenWurzeln hat er nie geleugnet. Immissio-Kunstkalender schlägt er Brücken und fordert Blickwechsel heraus.

IV • Dasmissio-Magazin 6-2007

Botschafter: Moshood Adekunle will Kulturen und Religionen verbinden.

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Der Bürgerkrieg im Kongo hatdas Schulsystem in weiten Tei-len des Landes zerstört, vieleKinder wurden nicht einge-schult. Die Folge: Katechume-nen können Texte nicht lesen,künftige Katechisten müssenselber erst lesen und schreibenlernen.Das Pastoralzentrum der Erz-diözese Kisangani will deshalb500 Ehepaare als Lehrer ausbil-den, um inden25Alphabetisie-rungszentren den Leitern derchristlichen Basisgemeinschaf-

ten lesen und schreiben beizu-bringen. Transport und Unter-kunft trägt die Diözese selbst.Für Lehrbücher, Unterrichts-material und Tafeln mit Kreidestellt missio 5 600 Euro zur Ver-fügung.Gemeinsam die Welt menschli-cher machen: Wenn auch Siehelfen wollen, werden Siemissio-Schutzengel und gebenSie ihrem Glauben Flügel.

ich bin auch nicht mehr hundertProzent Nigerianer.“Als er vor elf Jahren nach Reut-lingen kam, konnte er kein Wortdeutsch.Die erste Party, zu der ereingeladen wurde, war ein Alb-traum. „Ich konntemichmit nie-mandem unterhalten, ich wareinsam“, erinnert sichAdekunle.Außerdem hatte er sich wie da-heim inLagos tüchtig „inSchale“geschmissen und fühlte sich in-

mittender Jeans tragendenDeut-schen reichlich deplatziert.Heute kann er darüber lachen. Erarbeitet bei der Post und gibt ander Volkshochschule Kunst- undTanzunterricht. Dass ausgerech-net einemissio-Mitarbeiterin sei-ne Kurse besuchte, erwies sichals glücklicher Zufall. Sie vermit-telte den Kontakt nach Aachen,missio war begeistert von Ade-kunles Bildern und bat ihn, den

neuen Kunstkalender zu gestal-ten. Der Auftrag war eine echteHerausforderung. „Ichhatte achtMonate Zeit“, erzählt der Maler.Aber bevor er zum Pinsel griff,wollte er sich erst gründlich mitdem Christentum befassen. Erwälzte Bücher, löcherte Freun-deund Religionslehrer. Herausge-kommen ist ein Kalender, dersich sehen lassen kann – und zuneuem Sehen herausfordert. bg

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6-2007 Dasmissio-Magazin • V

Alphabetisierung fürdenGlauben

SCHUTZENGELGESUCHT

Weitere Informationengibt esunter www.missio.de.

Bildung:Lesen und schreibenöffnet neue (Glaubens-)Welten.

MENSCHEN

Henri CoudraySeine Diözese im Tschadist so großwie Frankreichund beherbergt 230 000Flüchtlinge aus demSudan. „Diese Menschenbrauchen Zuwendungmehr als Geld“, so derBi-schof bei seinemmissio-Besuch.Im Darfur-Konflikt müssten dieUSA und Europa politisch Druckausüben, um ihn zu lösen.

RosemaryMammanAls Netzwerkerin unterOrdensoberinnen setztsich Schwester RosemaryMamman aus Nigeria vorallem für einheimischeSchwestern ein. Währendihres Besuchs in Aachenberichtete sie auch über ein Aus-und Fortbildungsprogramm fürOrdensfrauen im muslimischenNorden, an dessen Finanzierungsichmissio beteiligt.

Oswald GraciasMit dem Erzbischof vonBombay traf die missio-Auslandschefin IrmgardIcking einen langjährigenBekannten. Im Gesprächging es unter anderemum ein Ausbildungszent-rum der indischen Bischofskon-ferenz für Medienfachleute, dasdas Aachener Hilfswerk mit an-derenOrganisationenunterstützt.

Teresita HermanoBeim Besuch der Filipinain Aachen stand „Pondong Pinoy“ imMittelpunkt.Das von der ErzdiözeseManila ins Leben gerufe-ne Programm ermuntertKatholiken, täglich 25Centavos, etwa ein Drittel Cent,für soziale Projekte des Bistumszu spendenund soSolidaritätmitden Armen zu beweisen.

Blattwerk: Zwölf Bilder, die es insich haben. Den neuen Kunstka-lender gibt es beimissio, Goethe-straße 43, 52064 Aachen, Telefon02 41/ 75 07-350, inmissio-Shopsoder imBuchhandel.

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MISSIO INTERN

WegezumKindVÖLKERKRIPPE

missio alsLückenfüllerWERBUNG

Sie kommenaus aller HerrenLänder und ha-ben nur ein Zielvor Augen: Allewollen demMensch gewor-denen Gott be-gegnen und ha-ben sich aufden Weg nachBetlehem ge-macht. Gut 90Figuren aus mehr als drei Dut-zend Ländern sind Jahr für Jahrbeimissio-Diözesanreferent Die-ter Tewes in Osnabrück unter-wegs zur Krippe. „Die erste Figurhabe ich in den 70er-Jahren beieinem missio-Basar erstanden“,erzählt der 52-Jährige. SeinerKrippe fehlte der Ochse, dessenPlatz dann kurzerhand einmexi-kanischer Wasserbüffel ein-nahm. Im Lauf der Jahre habener und seine Kinder von ihrenReisen in die „Dritte Welt“ im-mer neue Figuren mitgebracht,allesamt Vertreter des einfachenVolkes in ihrer Heimat. Auf ein-einhalb Quadratmetern bautTewes alljährlich daheim seineVölkerkrippe auf: für ihn ein Zei-chen, dass Christus für alle Men-schen, egal ob arm oder reich,auf die Welt gekommen ist, undfür Verwandte, Nachbarn undFreunde stets aufs Neue ein ma-gischer Anziehungspunkt. bg

Inmitten von An- und Verkäufen, Be-kanntmachungen und Veranstaltun-genfällteineAnzeige insAuge,diesogar nicht hierher, auf die hinterenSeiten der Tagezeitung zu passenscheint. Unverkennbar,wie dasLogomit dem Kreuz und dem Schriftzugglauben.leben.geben signalisisert,geht es um missio. In Wort und Bildwirbt das Aachener Hilfswerk dafür,sich im Namen Gottes für einemenschlichere Welt einzusetzen. Eswirbt um Unterstützung einer tat-kräftigen Weltkirche, die bei unsgenauso wie in den Ländern desSüdens auf den Schultern von enga-

gierten Priestern, Ordensleuten undLaien ruht. Derzeit gibt es drei aktu-elle Anzeigen zu unterschiedlichenThemen. missio bietet sie der regio-nalenundüberregionalenPressean,die sie kostenlos abdruckt, wenn aufZeitungsseiten Lücken gefüllt wer-denmüssen.

Wenn es um Lastkraftwagen geht, macht UdoMechlinski so schnell keiner was vor. Zwar ist der60-Jährige vonHaus aus Theologe, aber in den ver-gangenen zwei Jahrzehnten hat er sich ungewolltzu einer Art Fachmann für Schwergewichte ent-wickelt. Schon als missio-Diözesandirektor inMainz organisierte er immer wieder Lkw-Trans-porte in den Sudan. Jetzt ist Mechlinski im Ruhe-stand, aber sein Know-how stellt er weiterhinehrenamtlich zur Verfügung. Gerade hat er wiedereine geballte PS-Zahl bei sich zu Hause versam-

melt. Drei Zwölftonner und ein Unimog („Dasgeländegängigste Fahrzeug der Welt! Der kommtüberall hin!“) warten darauf, endlich die großeFahrt nach Afrika antreten zu können. Sie sind dervorerst letzte Teil von fünf derartigen Projekten, diemissio seit dem Friedensschluss im Sudan im Ja-nuar 2005 mit insgesamt 245000 Euro unterstützthat. Alle Fahrzeuge stammen aus ehemaligen Bun-deswehrbeständen. Mechlinski hat ihren Ankaufebenso organisiert wie die Arbeiten, die für eine zi-vile Nutzung nötig sind. „Es darf nichts exportiertwerden, was militärische Merkmale trägt“, erklärter. „Speziallampen, Gewehrhalterungen, die grüneFarbe – das muss alles verschwinden.“Die Diözesen im Sudan werden sich freuen. Hattedoch der Bischof von Juba, Paolino Lukudu Loro,nach dem Friedensschluss im Januar 2005 bei mis-sio persönlich darum gebeten, ihm und seinenAmtsbrüdern bei der Anschaffung von Transport-mitteln zu helfen. Denn nach 22 Jahren Krieg ist imSüden des Landes fast alles zerstört, Baumaterialfast nur im Ausland, sprich in Kenia oder Ugandazu haben. Der neue „missio-Fuhrpark“ kann nunim wahrsten Wortsinn Aufbauhilfe leisten. bg

Wenn die Bundeswehr gut erhaltene Brummis ausrangiert, greift UdoMechlinski zu. Fürmissioorganisiert er den Transport der Lkw in den Sudan. Denn dort sind siewertvolle Hilfe beimWiederaufbau.

Schwergewichte für AfrikaPROJEKTE

Einsatzbereit:UdoMechlinski und die Sudan-Laster.

Bauherr:Dieter Tewes gestaltet die„Völkerwanderung“ jedes Jahr neu.

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Über seine Bilder will er am liebsten nichts sagen. Der äthiopischeKünstlerWorkuGoshu, 67, dessen Arbeitenmehrfach in Europa aus-gestellt waren, will, dass sie ihre eigene Sprache sprechen. Expressivund farbenfroh spiegeln sie oft persönliche Gotteserfahrungen. Wie„Der Ruf“, dessen Original, 72 x 72 cm, Öl auf Leinwand, missio zuseinem Jubiläummeistbietend versteigert. Der Erlös kommt dem Le-bensunterhalt von Katechisten in Äthiopien, einem der ärmsten Län-der derWelt, zugute. DasMindestgebot liegt bei 1000 Euro.Wenn Siemitsteigern wollen, senden Sie Ihr schriftliches Gebot bis 10. Dezem-ber an missio, Gabriele Frauenrath, Goethestraße 43, 52064 Aachen,schickenSie eineE-Mail [email protected] ein Fax unter 02 41/75 07 61-219. Zudem gibtes für 49 Euro nochwenigehandsignierte Kunstdru-cke „Der Ruf“. Mehr unter:0241/7507-350. bg

STANDPUNKT

Wartenmüssen ist für vieleMenschen ein Ärgernis.Werwartenmuss,fühlt sich ausgeliefert und fremdbestimmt. Unsere Gesellschaft istauf Gewinn durch Beschleunigung programmiert. Alles muss sofortpassieren. Im Beruf, in der Familie, im Alltag. Wir leben in einer rast-losen Zeit, in der die Kultur des Wartens verlorengegangen ist. Keineandere Zeit des Jahres zeigt das so deutlich wie die Adventszeit. Inden Supermärkten das Weihnachtssortiment schon im September.WeihnachtsmärkteundFestbeleuchtung imNovember,undwenndannim Dezember eine Weihnachtsfeier die andere jagt, sind wirfroh, wenn endlich alles vorbei ist. Auch gläubigen Menschen, die amSinn des Weihnachtsfests als Geburt Jesu festhalten, fällt es schwer,sich diesem Sog zu entziehen. Advents- und Weihnachtszeit habenihren Zauber verloren. Immer mehr Aufwand ist nötig, um ihn sichwieder zurückzuholen. Sonderlich erfolgreich sindwir dabei nicht.Wie aberwäre es, wennwir den Advent als Chance begriffen, dasWar-ten neu zu erlernen? Zu erleben, dass Warten heißt, Erwartungen zuhaben.Sehnsüchte, diewiraussprechensollen, aberdienicht sofort zuerfüllen sind. Echtes Warten durchbricht die Zeit, die nicht vergehenwill. Es durchbricht die Langeweile, die sich einstellt, wenn alle Wün-sche sofort erfüllt werden. EchtesWarten kann bedeuten, sich in Soli-daritätmit denen zu üben, die keineWahl haben, als zuWarten.Für viele Menschen ist Warten eine schmerzliche Realität, hier inunserer Gesellschaft und vor allem in den Ländern unserer Projekt-partner:Warten auf einenAusbildungsplatz oder auf die lebensretten-den Medikamente, Warten auf ein Dach über dem Kopf oder auf dienächste Ernte, Warten auf eine Rückkehr in die Heimat und auf einLeben in Frieden. Es gibt eine christliche Kunst desWartens, die in derHektik und Verlorenheit unserer Gesellschaft bitter Not tut. WartenChristen tatsächlich anders? Wir sollten es, müssen wir doch nichtunser Leben lang auf etwasUnbestimmteswarten. Der Inhalt unseresWartens ist eine ganz konkrete Hoffnung: Gott kommt in die Leere undSinnlosigkeit unsererWelt. Erwird einenneuenHimmel undeineneueErde schaffen.Advent bedeutet Erwartung, freudige Erwartung Gottes, der in JesusChristusdenMenschennahegekommen ist.DieAdventszeit kanneineSchule eines Wartens sein, das weder Apathie noch Aktionismus ist,sondernaufGott vertraut.DaswirklichWichtige imLeben lässtsichnieerzwingen. Es braucht Zeit, um zu wachsen und zu reifen. Nur werwartenkann,kannauchhandeln.EchtesWartenhilft, zur richtigenZeitdas Richtige zu tun. Wer dies im Advent lernt, erfährt denSegen desWartenkönnens auch imübrigen Jahr.

Warten könnenvonPaterHermannSchalück ofmPräsident vonmissio in Aachen

6-2007 Dasmissio-Magazin • VII

HoherBesuchGÄSTE

Schon als Bischof hat AntoniusNaguib, 72, missio regelmäßigbesucht und mit LänderreferentHarald Suermann (Foto) Projek-te erörtert. Jetzt kam er erstmalsals Patriarch der mit Rom unier-ten koptisch-katholischen Kir-cheAlexandriens. „Wir sind eineMinderheit in der Minderheit“,beschreibt er deren Situation.200 000 bis 250 000 koptischeKatholiken leben unter den zehnProzent Christen in dem 78 Mil-lionen-Einwohner-Staat Ägyp-ten. Die Mehrheit der Bevölke-rung bekennt sich zum Islam.Hätten die Menschen früher wieNachbarn zusammengelebt, be-obachte er nun eine wachsendeDistanz zwischen Christen undMuslimen, so der Patriarch. Ka-

tholische Schulen, die aufgrundihres guten Rufs auch viele mus-limische Kinder besuchen, spiel-ten eine wichtige Rolle für dassoziale Miteinander. „Erzie-hung, karitative und Entwick-lungsarbeit der Kirche bilden diePlattform für Annäherung undfriedliches Zusammenleben.“bg

KunsthilftKatechistenVERSTEIGERUNG

Austausch:Referent und Patriarch.

Original:missio versteigertden „Ruf“ des äthiopischenKünstlersWorku Goshu.

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Filipino in derMongolei:BischofWenceslao Padillaberichtet aus der jüngstenkatholischen Kirche derWelt,demLand der 410 Katholiken .

Taktgefühl:Pascal Salimon (re.)

sorgt in seinemTommelworkshopmit afrikanischenRhythmen fürguteStimmung.

Musik imBlut:Wenn die stimmgewaltigen

Masithi-Singers aus Südafrika,mit ihrenMarimbas loslegen,mussman einfachmitswingen.

Was ist missio? Eine ziemlich komplexe Sa-che und kaum in einemSatz zu erklären.Werdie vielen Facetten des Aachener Hilfswerkskennenlernen wollte, hatte dazu am letztenSeptember-Wochenende reichlich Gelegen-heit. Mit einem Nachmittag der Begegnung,Gottesdienst zur Eröffnung des Weltmissi-onsmonats und Festakt feierte das AachenerHilfswerk sein 175-jähriges Bestehen – und1000 Gäste feierten mit.Bunt und vielseitig, bodenständig undweltoffen, spontan und nachdenklich, aberrundum in bester Feierlaune konnten die

zahlreichen Besuchermissio zwei Tage langerleben. Das altehr-würdige Haus in derGoethestraße hatteseine Pforten am

Nachmittag des 29. September weit geöffnetund platzte trotz seinerWeitläufigkeit aus al-lenNähten.DennmissiosDraht nach „oben“hatte offenbar wenig genutzt. Petrus zeigtsich alles andere als gnädig und überschütte-te die Kaiserstadt mit nasskalten himmli-schen Grüßen.

Trommeln und MarimbasWährend Bühne und Bänke draußen ver-waist bleiben und die Teilnehmer des Trom-melworkshops nach einer Runde imZelt eiligins Trockene flüchten, drängen sich drinnendie Massen. Schon in der Eingangshallereißen die Masithi-Singers aus Südafrika dieMenschen mit und entführen sie in eine an-dere Welt. Marimbas, eine Art übergroßesXylophon, erfüllen die Halle mit ihren rhyth-mischen Klängen, die acht Sänger ent-

wickeln Volumen, wie es nur schwarze Stim-men können. Nach einem herzlichen Will-kommensgruß lädt missio-Präsident PaterHermann Schalück die Gäste ein, „Geist, Spi-ritualität und Auftrag“ missios kennenzuler-nen und erklärt das Programmmit drei Ham-merschlägen auf die chinesische Glocke imEingangsbereich offiziell für eröffnet.„Ich war schon viermal hier, aber jetzt er-lebe ich zum ersten Mal, worum es missioeigentlich geht“, sagt PeterWald, 47.DerPro-fessor ausDresden berät die Aachener inMa-nagementfragen und genießt es, seinen Auf-traggeber heute von einer anderen Seite ken-nenzulernen. Gleich will er sich bei einerFührung durch das Haus über die Arbeit ein-zelner Abteilungen informieren, danach –mal sehen. Das Programm umfasst so vieleAngebote, dass es unmöglich ist, alles wahr-

Wie viele Katholiken gibt es in derMongolei?Was ist eineGebetskette?Wie kann ichBibel teilen?Wer den 175. Geburtstag vonmissiomitfeierte, bekamAntwort und erlebteWeltkirche zumAnfassen. 1000 Besucher begeisterten sich für die Laienbewegung, darunter viele Bischöfe.

WELTKIRCHEZUGASTBEI FREUNDEN

MISSIO IN AKTION

VIII • Dasmissio-Magazin 6-2007

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Meditation:BeimQi-Gong

üben sich dieTeilnehmerdarin, Körper undGeist zu öffnen.

Wegbereiter:Bischof Paride Taban erzählt

vomNeuanfang im Südsudanund von einemDorf, das denFrieden vorlebt.

Kirchenchor:DieMasithi-Singers knüpfenmit ihren

Liedern an einemehr als 100-jährigeTradition afrikanischer Kirchenmusik an.

Fotos:Stark

zunehmen. Im Erdgeschoss berichten Gästeder Weltkirche über ihre Arbeit in Kenia, imSudan und in der Mongolei, zeitgleich ladeneinen Stock höher Auslandsreferenten ihreZuhörer ein, mit ihnen bei Dia- und Filmvor-trägen auf Projektreise zu gehen. In Work-shopskönnen sichdieTeilnehmer inQi-Gongoder Märchen erzählen üben, Weltkirche als

Gebetsgemeinschaft erfahren oder die Heili-ge Schrift beim Bibel-Teilen, einer mit klei-nen christlichen Gemeinschaften in Südafri-ka entwickelten Methode, neu entdecken.JohannaWagner kommt gerade vommedita-tiven Tanz. „Ich hättemir gerne auch die Pro-jektreise nach Sambia angeschaut“, sagt die68-Jährige, die seit vielen Jahren die missio-

Zeitschrift austrägt. „Aber dawar alles schonvoll.“ Trotzdem genießt sie den Nachmittag,zu dem sie extra aus Naumburg bei Kasselangereist ist. Aus demBistum Trier sind zweiBusse nachAachen gerollt,WernerDamm istmit einer Gruppe aus Essen hier.Der 49-Jährige trommelt sich gerade miteinem Dutzend Männer, Frauen und Kinder

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Begegnung:Die indischeKulturgruppeParai begeistert dieGeburtstagsgästeundkämpftmit ihrenAuftritten für dieRechte der unberührbarenDalits.

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X • Dasmissio-Magazin 6-2007

MISSIO IN AKTION

die Hände warm. Humorvoll bringt ihnenPascal Salimon, 49, in kürzester Zeit ver-schiedene Rhythmen bei, die sie dann imKonzert schlagen. Dem Trommellehrer ausdem Senegal macht der Workshop sichtlichSpaß – „weil die Trommel heilt, weil sie denKörper wieder in den richtigen Takt bringt“.Inmitten der Menge im Haus blitzt hin undwieder ein geschminktes Kindergesicht auf.Während sich die Eltern mit „Erwachsenen-kram“ beschäftigen, können sich die kleinenGäste im Zelt der Pfadfinder vergnügen. An-

dere reisen bei einem Rundgang durchden Aids-Truck nach Afrika und setzen

sich mit der Krankheit und ihren verheeren-den Folgen auseinander. Wer neue Kraft tan-ken will, kann sich bei Snacks aus der asiati-schen und afrikanischen Küche in der Cafe-teria stärken.Ein Fest der Begegnung sollte die missio-Ge-burtstagsfeier werden. Als am Abend dieletzten Gäste das Haus verlassen, könnensich Laila Vannahme, die als Leiterin des

missio-Besucherdienstes für denNachmittagverantwortlich zeichnet, und ihreMitstreitererschöpft, aber zufrieden zurücklehnen. Un-ter dem Dach des Aachener Hilfswerks ha-ben Groß und Klein, Jung und Alt, Freundeund Fremde drei Stunden langwirklichWelt-gemeinschaft erlebt.Doch das ist erst der Auftakt. Am Sonntageröffnet ein feierlicher Gottesdienst imAachener Dom den Monat der Weltmission.Sein Leitwort im Jubiläumsjahr „Geht hinausin die ganze Welt und verkündet die Frohe

Botschaft“ beschreibt denAuftrag vonmissio schlechthin. HauptzelebrantLudwig Schick, Erzbischof von Bam-berg und Vorsitzender der Kommissi-on Weltkirche der Deutschen Bi-schofskonferenz, betont in seiner Pre-digt die verwandelnde, heilende Kraftdes Evangeliums und die Notwendig-

keit, missionarisch Kirche zu sein – bei unszu Hause genauso wie in Entwicklungs- undSchwellenländern. „Mission bedeutet, mitdem Evangelium den Menschen und seinenLebensraum in Ordnung bringen“, so der Bi-schof wörtlich.Wie dem Gottesdienst verleihen die Masithi-Singers und die indische Kulturgruppe Paraiauch dem anschließenden Festakt Fröhlich-keit und Farbe der Weltkirche. 500 Gäste er-leben im Krönungssaal des Aachener Rat-

hauses, den die Stadt als Zeichen der Wert-schätzung für das Hilfswerk kostenlos zurVerfügung gestellt hat, missio in all seinenFacetten. Gundula Gause, Redakteurin imheute journal und „selber eine Botschafterinfür missio“, wie sie sich vorstellt, führt eben-so charmant wie professionell durch daskurzweilige Programm, das missio als Soli-dar-, Lern- und Gebetsgemeinschaft blitz-lichtartig beleuchtet. Neben ihr auf derCouch versammelt sich Kirche und Gesell-schaft zu kleinen Gesprächsrunden, wäh-rend im Hintergrund Bilder aus missio-Pro-jekten projiziert werden. Der päpstlicheNuntius, Erzbischof Erwin Josef Ender, der

Visionär:Der Schauspieler Christoph Dohmen-Funcke

tritt alsmissio-Gründer Heinrich Hahn auf.

Hauptzelebrant:Erzbischof Ludwig

Schick im Aachener Dom.

Gesprächspartner:Gundula Gause (mi.)

mit Pater Schalück undHilde Scheidt, AachensBürgermeisterin.

„Wir habennieWaffen

eingesetzt, nur dasGebet und

unserenDienst amMenschen.“

Bischof Paride Taban, Südsudan

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den Heiligen Stuhl von 1990 bis 1997 im Su-dan vertreten hat, berichtet mit dem sudane-sischen Bischof Paride Taban über dieschwierige Situation nach 22 Jahren Bürger-krieg im Süden des Landes. StaatssekretärinKarin Kortmann schwärmt so vom Aids-Truck, dass die Moderatorin sie spontan auf-fordert, mit ihr nach Afrika zu reisen, undGesundheitsministerin Ulla Schmidt, die imPublikum sitzt, sich am besten gleich an-schließen soll. Der nordrhein-westfälischeIntegrationsminister Armin Laschet betontden hohen Stellenwert entwicklungspoliti-scher Bildungsarbeit für die Landesregie-rung, und Elisabeth Hausch und Hermann

Reeh, zwei „Paradebeispiele“ für die 350 000missio-Mitglieder, erzählen, wie ideenreichsie für Projekte des Aachener Hilfswerkswerben. In einem launigenKurzfilm setzt derKabarettist Jürgen Beckers die Arbeit in derAachener Zentrale und sein Bemühen inSzene, missio-Schutzengel zu werden.

Auftritt des GründervatersUnd sogar Heinrich Hahn, der mit seinerFranziskus-Xaverius-Bruderschaft vor 175Jahren die Keimzelle von missio gründete,tritt in Gestalt des Schauspielers ChristophDohmen-Funcke auf. Im Interview mit demAachener Weihbischof Johannes Bündgens

zeigt er sich hocherfreut, was aus seiner Lai-enbewegung geworden ist. Zwischendurchverführt die Kulturgruppe Parai, die mit Mu-sik und Tanz Einblicke in das Leben der „un-berührbaren“ Dalits in Indien geben will,das Publikum immer wieder in die Ferne.Nach zwei Stunden endetmit einem gemein-samen Gebet ein prall gefülltes Programm,das vielen noch lange in Erinnerung bleibenwird. Tags zuvor hatte missio-VizepräsidentGregor von Fürstenberg zum Abschluss desBegegnungsnachmittags gesagt: „Wir habenversucht, uns von unserer besten Seite zuzeigen. Ich hoffe, es ist uns gelungen.“ –Das ist es. BeatrixGramlich

Dialog:Mitglieder undProjektpartner gebenderLaienbewegungmissiobeimFestakt einGesicht.

Philippinischer Chefdiplomat:Im christlich-islamischenDialog gilt ErzbischofQuevedo als geschickter Friedensarbeiter. Menschenrechtler

Pater Anthony Packianathankämpft für die Dalits in Indien.

ProminenzBeim Festakt begrüßtmissio-Vizepräsident Gregor

von Fürstenberg auch Bundesministerin Ulla Schmidt.

Fotos:Herrm

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WERTSCHÖPFUNG

WO ISTMEINETOCHTER?

m Jahr vor der Fußballweltmeisterschaftwaren verschiedene Organisationen mitder Vorbereitung internationaler Hilfspro-

jekte für Kinder in allerWelt beschäftigt. Einesdieser Projekte hieß „Aktion Volltreffer. AufTore schießen statt auf Menschen“. Ich wurdegefragt, ob ichdaran teilnehmenwolle undge-meinsam mit dem deutschen Bundestorwart-trainer Andreas Köpke als Botschafterin derAktion fungieren könne.

Ich war sofort begeistert von der Idee, ließmich genauer informieren und reiste schließ-lich zur Eröffnungsveranstaltung nach Köln.Die „Aktion Volltreffer“ war von missio (…)ins Leben gerufen worden und wurde derÖffentlichkeit erstmals imMai 2005mit einemTorwandschießen vor dem Kölner Dompräsentiert.

Bei dieser ersten Aktion lernte ich Jörg No-wak kennen, der in der Presseabteilung desHilfswerks arbeitete. (...)Als ermir sagte, dasser für (...) missio häufiger in den Ländern dessüdlichen Afrikas unterwegs sei und auchüber gute Kontakte nach Südafrika verfüge,schlug mein Herz höher. Vielleicht war er derSchlüssel auf der Suche nach meiner Tochter!Ich gab mir einen Ruck und erzählte ihm vonihr. (...) Jörg Nowak versprach mir, über eineSuche nachzudenken und mit mir in Kontaktzu bleiben. (...)

Durch die Begegnung mit Jörg Nowakwuchsen meine Hoffnungen, aber leider mil-derte es meine Befürchtungen nicht. (…)Wenn ich an Destiny dachte, fühlte ich michals schlechte Mutter, die außerstande war,nach der eigenen Tochter zu suchen. (…)

Im März buchte Jörg Nowak seinen Flugnach Südafrika. (…) In den letzten Wochenwar mir so vieles durch den Kopf gegangen.Meine Tochter war nun elf Jahre alt. Ich maltemir die unterschiedlichsten Szenarien aus.

Was ist, wenn sie bei einer guten Familie lebtund dort glücklich ist? Dann kann ich sie dochnicht einfach aus diesem Leben herausreißen,auch wenn ich ihre Mutter bin. Und was ist,wenn sie noch immer bei Peter lebt und er siewomöglich genauso schlecht behandelt, wie ermich behandelt hat? Sie ist kein kleines Kindmehr. Ich kenne ihn als einen Mann, der Frau-en in jeglicher Art benutzt. Und ich habe inmeinemLebenvieleandereMännerkennenge-lernt, die kleine Mädchen benutzen. Oder wasist, wenn meine Tochter nicht mehr … wenn ihretwas zugestoßen ist? (…)

Jörg Nowak flog allein nach Südafrika underwartetemich dort, sobald es eine heiße Spurgab. DerDruckwar kaumzu ertragen. Ich ver-kroch mich an einem abgelegenen Ort ohneFreunde, ohneBekannteundohneFragen.Dienächsten Wochen würden entscheidend fürmeinweiteresLebensein.HundertMalamTagüberprüfte ich meine E-Mails. Die Zeit schiennicht vergehen zu wollen. (…) Jede Minutefühlte sich an wie ein endloser Tag, und jederTag wie eine überlange Woche. (…) Plötzlichsah ich im Posteingang seinen Namen. (…)

Dann endlich drückte ich die Tasten, dieschon seit Tagen auf meine Finger gewartethatten.

Dear China. How are you? Hope you aredoing fine. They found her! Man hat siegefunden! Ruf mich an!

Die ehemalige Kindersoldatin China Keitetsi schildert, wie siemit Hilfe vonmissio ihr Kind wiederfindet.

Aus: China Keitetsimit Bruni Prasske:Tränen zwischenHimmelund Erde. MeinWegzurück ins Leben.Marion von Schröder Verlag,Berlin 2007

VITA&INFO

BewegendeGeschichteAls Kindersoldatin kämpft sie in UgandaimBürgerkrieg. Fast zehn Jahre lang istdasMaschinengewehr ihr treuesterBegleiter. Und plötzlich wird sie vonKofi Annan, NelsonMandela undBundespräsident Köhler empfangen.In ihremneuen Buch beschreibt ChinaKeitetsi ihrenWeg von derKindersoldatinzur international angesehenen AnwältinfürMenschenrechte. Mit einem vonmissio unterstützten Projekt will sieKindern in Ruanda helfen, die einähnliches Schicksal wie sie erlittenhaben. Das Foto zeigt die heute30-Jährigemit ihrer Tochter inSüdafrika.

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