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STADT ZÜRICH / STADTSPITAL WAID / TITEL DER PRÄSENTATION / 26.10.2018 / SEITE 1
Workshop
chronische Niereninsuffizienz + Alter + PZZ
1. Long term care Symposium
25. Oktober 2018
PZZ Mattenhof
Dr. med. Albin Schwarz
Leitender Arzt
Institut für Dialyse & Nephrologie
STADT ZÜRICH / STADTSPITAL WAID / TITEL DER PRÄSENTATION / 26.10.2018 / SEITE 2
Inhalt des Workshops
1. Generelle Aspekte über die CKD
2. Kasuistik
3. Was bedeutet conservative management bei CKD?
4. Red flags bei der CKD
5. Dialyse-Abbruch
Kriterien, Entscheidungsfindung, Durchführung
6. Zusammenfassung
Released April 4,
2012
ältere Patienten sind anders! Was impliziert Dialyse ? Die Fakten von Beobachtungsstudien
• Frühmortalität in den ersten 120 Tagen nach Dialyse-Start ist hoch ca10-15% bei gewissen Patienten fügt die Dialyse massiven Schaden an!
• Sekundäre Therapiewechsel sind häufig:
Dialysis konservative Therapie 5.5 - 11.0 %
konservative Therapie Dialysis 0 - 4.7 %
• Dialyse-Abbruch als Todesursache ansteigend 20 - 25.0 %
• In einer kanadischen Studie (N=584) haben 60% ihren Dialyse-Therapieentscheid nachträglich bedauert Davison CJASN 2017
STADT ZÜRICH / STADTSPITAL WAID / TITEL DER PRÄSENTATION / 26.10.2018 / SEITE 5
Generelle Aspekte der CKD
CKD - Patienten sind «überall»
Konfrontation ist un-vermeidbar
sie werden immer älter
meist krank bis sehr krank hohe Vulnerabilität
sie haben meist eine hohe Anspruchshaltung
und weisen meist eine tiefe Toleranzschwelle auf
Betreuung anspruchsvoll für alle Beteiligten
inhärentes Konflikt- & Ueberforderungspotential
«sie wissen es immer besser»
Dialyse ist eine rein lebenserhaltende Massnahme
behandlungsintensiv und sehr teuer
sie werden dadurch aber nicht «gesünder»
Mortalität durchschnittlich um das 16x erhöht
Prävalenz in der CH 2006 (Sapaldia-Studie)
Mässige & schwere Niereninsuffizienz mit eGFR nach MDRD
Nitsch D et al. Nephrol Dial Transplant 2006; 21:935-944.
Alter Männer (%) Frauen (%)
<55 1.1 7.9
55–65 7.1 23.5
>65 12.9 35.9
Total 7.0% 22.4%
ältere CKD-Patienten sind anders ! Alter & Komorbidität
ANZ DATA2003
USRDS1995-2003
UK RR1999-2003
Necosad 21997-2000
Anzahl Patienten 1953 696`043 15`197 1041
KHK 30.5% 23.8% 24.7% 11.1%
CVI 11% 9% 11.7% 7.2%
PAVK 19% 14.3% 14.2% 13%
COPD 12% 7.1% 7.7% 7.2%
DM 35% 41.2% 18.8% 19.5%
Neoplasie NA 5.3% 11.5% 10.1%
Nikotinabusus 11% 5.2% 18.4% NA
HI NA 32% NA 12.3%
Keine zusätzliche Komorbidität zu Beginn der Dialyse
39% 9.4% 38.7% NA
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Alter bestimmt das outcome
O`Hare Ann, JASN 2007;18:2758-27 [USA]
209`622 US-Veteranen
im CKD-Stadium 3-5
mittlerer Beobachtungszeitraum
3.2 Jahre
Für Personen / Patienten mit einer
Baseline eGFR um 15
Gilt statistisch
ab dem Alter > 75 Jahre
Ist die Wahrscheinlichkeit grösser
zu sterben vor Erreichen der
Dialysepflichtigkeit
als umgekehrt
Mara Mc Adams-deMarco,
J Am Soc Geriatry, 2013
3-year mortality 16.2% versus 34.4% versus 40.2%
Mara McAdams-deMarco, J Am Soc Geriatry, 2013 [USA ]
Nephrologie
Demenz und Dialysepatienten ist diese Zukunft schon da, und
wir merken es nicht?
Murray et al. Neurology 2006
Querschnitt Dialysepatienten USA
Neuropsychologische Testbatterie, aber
keine umfassende Demenzabklärung
1/3 mit schweren kognitiven Defiziten, die
whs einer Demenz entsprechen!
ältere Patienten sind anders! Demenz und Dialyse
STADT ZÜRICH / STADTSPITAL WAID / TITEL DER PRÄSENTATION / 26.10.2018 / SEITE 14
Meint nicht Palliation = Tod !
Fokus ist gerichtet auf
CKD-Progression verlangsamen
Kontrollieren der urämischen Komplikationen und Symptome
Autonomie des Patienten weitgehend erhalten
Psychosoziale Unterstützung gewährleisten
palliative care gewährleisten («sterben zuhause»)
Anforderungen:
Aufgeklärter & urteilsfähiger Patient shared decision-making
Gutes soziales Netz
Interdisziplinäres Team (HA, Spitex, PZZ-Team, ERB)
monatliche nephrologische Verlaufskontrollen mit personeller Kontinuität!
Patientenverfügung (Wille, gesetzlicher Vertreter)
Was bedeutet
conservative management bei end stage-renal disease ?
(CKD-Stadium G5 mit eGFR < 15ml/min/1.73m2 ~ «terminaler Niereninsuffizienz»)
Keine Dialyse bedeutet nicht das unmittelbare Lebensende!
Chandna SM, NDT 2011;26:1608-14
> 75
36.8 mo29.4 mo
25.8 mo20.4 mo
Nephrologie
Hypervolämie
Kalium
Phosphat
GFR /
Eigendiurese
Diät
Blutungs-
risiko
Herz
Wund-
heilung
Gefäss-
zugang
Eingriff
Drugs
Dialyse-
Effizienz
CKD
-Patient
Rx
Symptome der schweren Hyperkaliämie > 6.0
Asymptomatisch !
Sensible Störungen
Kribbeln oder Taubheitsgefühl in der Mundregion, Tetanie
Müdigkeit
Muskelschwäche und allgemeine Schwäche
Symmetrisch aufsteigend
Myalgien und Lähmungs-Erscheinungen (schlaff)
Ileus
Herzrhythmus-Störungen (Bradykardie!)
Atemnot durch Lähmung der Atemmuskulatur
Hyperkaliämie
Nach Bestätigung durch 2. Blutentnahme
Differenzierung zwingend zwischen symptomatisch
asymptomatisch
Klinisch und elektro-kardiographisch:
immer Ruhe-EKG notfallmässig schreiben
IPS Ja / Nein
Durfey Nicole; Western J of Emergency Medicine 2017;18(5)
Durfey Nicole; Western J of Emergency Medicine 2017;18(5):963-971
No patients with normal renal function! 32% dialysepflichtig (N=17)
Durfey Nicole; Western J of Emergency Medicine 2017;18(5)
Serious adverse events in 28 patients: bradycardia in 22,ventricular tachycardia in 2CPR in 2death in 4 (3 with DNR)
Durfey Nicole; Western J of Emergency Medicine 2017;18(5)
1. alle klinischen Ereignisse (innert Stunde 1-2) wurden durch EKG-
Veränderungen angekündigt
2. Spitze T- Wellen waren nur in 30% vorhanden und hatten keinen
praediktiven Wert !!
3. QRS-Verbreiterung, Verlängerung der PR-Intervalles und
Bradykardie waren ominöse Zeichen für ein schwerwiegendes klinisches Ereignis K+ ↑= 7.5mmol/l
4. Diese Studie suggeriert, dass das Ruhe-EKG eine zuverlässige Risiko-Stratifikation bei Patienten mit K+ ↑ Hyperkaliämie erlaubt
5. Die Studie erlaubt aber nicht die Aussage, dass Patienten mit K+ ↑ >
6.5 und ohne EKG-Veränderdungen nicht gefährdet sind!
Symptome der Hypervolämie
Nie asymptomatisch !
Progrediente Gewichtszunahme
Verbunden mit aufsteigenden Beinödemen (nicht obligat!)
Bauchumfangzunahme
Halsvenenstauung
Malnutritions-Phase und fehlende Gewichtsabnahme !
Hypertensive Blutdruck-Werte
Orthopnoe
Nächtliche Hustenanfälle
Progrediente Atemnot Sprechdyspnoe
Fluid lung bei CKD 5 Beispiel 1
31.8.1968
Kreislaufschock - Situation
Ultrafiltrations-Toleranz an der Dialyse überschritten
Kardiovaskuläres Ereignis wie akuter Myokardinfarkt
Aktive Blutung aus der Fistel
Septischer Schock bei Dialysekatheter (reizlose Katheteraustrittsstelle!)
Perikardtamponade durch Dialysekatheterspitze
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
%
20-24 25-34 35-44 45-54 55-64 65-74 75-84 > 85
kardiovask.
Infektion
Neoplasie
Kachexie
Therapie-Abbruch
Suizid/Therapiever
weigerung
Varia
Todesursachen bei Dialysepatienten nach Alterskategorie
STADT ZÜRICH / STADTSPITAL WAID / TITEL DER PRÄSENTATION / 26.10.2018 / SEITE 27
Der Wechsel von der Dialyse-Behandlung zur Palliation
Bei demenz-kranken Dialysepatienten stellt sich unweigerlich einmal die Frage nach
dem Wechsel im Therapie-Paradigma von einem therapeutischen, lebensverlängernden
Ansatz hin zu einem rein palliativen Ansatz d.h. Verzicht auf Dialyse
1. Ist die Dialyse für demenz-kranke Patienten etwas, das ihr ein Gut (konkret: Lebens-verlängerung) vermittelt, das dieser Person wichtig ist ?
2. Ist der Nutzen der Dialyse für die aktuelle Lebensqualität der demenz-kranken Person grösser als deren Beeinträchtigung durch die Ansprüche im Dialyse-Setting ?
3. Wendet die Dialyse für die demenz-kranke Patientin etwas ab, was sie als Schaden empfinden und worunter sie leiden würde (konkret: das Sterben)
4. Entspricht die Fortführung der Dialyse dem mutmasslichen Willen der Patientin (noch)?
Ethisch ist eine Dialyse bzw. Fortführung einer Dialyse bei demenzkranken Patienten
nur angezeigt, wenn diese 4 Fragen mit Ja beantwortet werden können
Ansonsten wäre ein Verzicht bzw. ein Abbruch der Dialyse der angemessenere WegH. Rüegger - Ethische Aspekte zur Dialyse bei demenzkranken Personen
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Zu berücksichtigende Faktoren
Assessment über die Urteilsfähigkeit des Patienten
Gibt es eine Patientenverfügung?
Gibt es reversible modifizierbare Faktoren?
Einfühlsames und offenes Gespräch mit dem Patienten selbst / seinem
gesetzlichen Stellvetreter
Einbezug des interdisziplinären Teams (u.a. Dialyseteam, Ethiker, Palliativmediziner)
Klärung der ethischen Frage ab wann oder unter welchen Umständen auf eine
Fortführung der Dialyse verzichtet werden darf/sollte
Verpflichtung den Entscheid des Pat / Stv umzusetzen
Betreuung des Patienten wird gewährleistet unabhängig von seinem Entscheid
Dialyse - Abbruch
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Handlungs-
Diagramm
Dialyseabbruch
durch
Dialyseteam
STADT ZÜRICH / STADTSPITAL WAID / TITEL DER PRÄSENTATION / 26.10.2018 / SEITE 30
Symptome bei CKD G5-Patienten
24h vor dem exitus unter palliativer Therapie N = 79 Lewis Cohen, AJKD 2000;36(1):140-144
42
30
28
25
20
13
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45
Schmerz
Agitation
Myoklonus
Atemnot
Fieber
Nausea
Prozent
Symptome nach Dialyseabbruch
STADT ZÜRICH / STADTSPITAL WAID / TITEL DER PRÄSENTATION / 26.10.2018 / SEITE 31
«Behandlungsplan» mit dem Patienten vorher definieren (wo sind seine Prioritäten?)
Keine Berührungsängste mit der Thematik auf der Station Einbezug des ganzen interdisziplinären Teams (u.a. Pflegeteam, Stationsarzt, Pfarrer, Palliativmediziner)
Situation allen involvierten Personen sorgfältig aufklären (Abbau von Aengsten, Komplikationen des Dialyseabbruchs erklären)
Haupt-Augenmerk liegt auf der Flüssigkeitsrestriktion ! (Ausnahme keine Oligourie)
Nahrungsaufnahme nach individuellem Belieben Letzte Wünsche des Patienten aufnehmen und erfüllen (Besuchszeiten erweitern, evtl. Zusatzbett)
Medikamentenplan drastisch reduzieren Medikamente in der Reserve gegen Nausea, Atemnot, Angst Sauerstoff bei Bedarf anbieten Unterstützen des Pflegeteams und der Angehörigen Einzelzimmer bei AZ-Einbruch gewährleisten Ärztliche Visite 2x täglich falls erforderlich
Durchführung eines Dialyse-Abbruchs
STADT ZÜRICH / STADTSPITAL WAID / TITEL DER PRÄSENTATION / 26.10.2018 / SEITE 32
Schmerzfrei – friedlich – kurz - ohne unrealistische Wünsche
Drei terminale Sterbenspfade: 1. Volumen-Ueberlastung2. Urämie 3. Hyperkaliämie
aktive Unterstützung/Begleitung durch das Dialyseteam
Was ist ein «guter Tod» nach einem Dialyseabbruch?
• Age > 75
• Charlson-Comorbidity Index: score 8
• Functional impairment: Karnofsky Performance Status Scale : score < 40
• Severe malnutrition: Albumins < 25g/l
Shared decision-making in the appropriate Initiation of and Withdrawal from dialysisClinical Practice Guideline from The Renal Physician Association, October 2010
Wenn 2 Punkte assoziiert mit schlechterer Prognose
Kein Benefit mit Dialyse bzgl. Ueberleben und funktioneller Kapazität
auf Dialyse verzichten
Ueberlebensvorteil geht bei Patienten mit hoher Komorbidität verloren
Hussain J, Andrew Mooney; Palliative Medicine 2013;27(9):829-839
Ältere Patienten sind anders ! Spital-freie Tage und Ueberleben
Rachel Carson, CJASN 2009;4(1):1611-19 [UK]
Schlussfolgerung:Dialyse verlängert das Ueberleben bei altenPatienten mit CKD G5D und signifikanterKomorbidität auf ungefähr 2 Jahre;
Patienten mit konservativer Therapiekonzeptkönnen eine substantielle Zeit überleben ~ 1 JahrDies entspricht genau der Zeit, welche die Dialysepatienten mit Dialysetage und Komplikationen hospitalisiert verbringen! Ueberlebenszeit netto für HD-Patienten ~ 6 Monate im Vergleich zu Pat. ohne Dialyse !!
Nephrologie
Funktionelle Entwicklung und Lebenserwartung nach Dialysebeginn ohne Demenz
13%
N=3702; Alterdurchschnitt 73 Jahre, Daten aus den USA von Pflegheim-Patienten
Tamura NEJM 2009
Nephrologie
Mortalität nach 6 Monaten gemäss Punktescore Couchoud et al. NDT 2009
ältere Patienten sind anders! praediktiver Score zur Vorhersage des 6-Monats-Ueberlebens
vor Dialyse-Start
Nephrologie
Zusammenfassung• Das konservative Management der CKD ist multimodal und anspruchsvoll aber eine
dankbare und lohnenswerte Aufgabe• Lösungsansätze bei der Therapiewahl:
– Gemeinsame und geteilte Entscheidungsfindung nach sorgfältiger Aufklärung über die Optionen (im Vorfeld)
– Geriatrisches Assessment in einer Memory-Klinik (im Vorfeld)– Patientenverfügung (in Vorfeld) :
• Dialyseverfahren ja/nein in Analogie zum „Organspender-Ausweis“ • Patientenvertreter bei nicht urteilsfähigen Pat.
– Dialysetrial bei Dissens oder unklarem Benefit: 1-3 Monate und dann Re-evaluation
– Bei demenz-erkrankten Patienten Verzicht auf Dialyse anstreben
• Alternative Therapiewege aufzeigen!– aktive und maximale Behandlung der CKD mit Abschwächung der urämischen Komplikationen (conservative
management)– Palliative Care im Endstadium
• Der notfallmässige Beginn einer Dialysetherapie ist prognostisch immer ungünstig und sollte wenn immer möglich vermieden werden
Nephrologie
N= 3512 ; 2002-2005 ; HD vs. PDCouchoud et al. NDT 2007
ältere CKD-Patienten sind anders! Ueberleben mit Dialyse
Nephrologie
Ist ein Dialysepatient zusätzlich dement, erhöht sich sein Sterberisiko um den Faktor 1.5 bis 2
Kurella . NDT 2006
DOPPS-Kohorte
16000 Patienten USA, Japan,
Europa
Im Schnittt 60-jährig
4% mit Diagnose Demenz
ältere Patienten sind anders! Demenz und Dialyse ?
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