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Für Selene, meine Enkeltochter
Meinem Mann Jeff, in ewiger Dankbarkeit
Magnet unseres Interesses
sind die Kulturen und Literaturen des
Mediterraneum – des Wassers
zwischen den Ländern, das viele
Namen hat:
»Unser Meer« (Römer), »Weißes
Meer« (Araber, Türken), »Großes
Meer« (Juden).
Wasser, in dem sich viele
Religionen mischen. Auf dem
kriegerische Heere, herrliche
Waren, L E BE NS NOT-
W E N DIGE GÜ T E R
übersetzten.
Das heute, außer als
Ferienregion zu locken, Inbegriff
für Fluchten, Menschenhandel,
[ SEI T E 02] Massengrab ist.
»Gefährliches Meer«.
Seinen mythischen Tiefen
entstieg einst die Meeres-
göttin Amphitrite.
Sie steht für unseren Blick hinter
fest gefahrene Sichtweisen und
falsche Bilder. Denn sie, nicht der
Mann, hielt den Dreizack,
und damit die Domäne des
Fischfangs, fest in der Hand.
Palästina
Sizilien
Spanien
Tyrrhenisches Meer
Erlesenes Publikum! Hochgeschätzte
Buchhändlerinnen und Buchhändler!
Die ersten Bücher sind in den Buchhandlungen gelandet! Ob ich glücklich bin,
werde ich gefragt. Welch eine Frage! Das Glück ist Seite um Seite immer neu zu fi nden,
so wie die Bücher ihren Weg gehen. Ihnen gefallen mögen. Gönnen Sie sich Autoren
und Bücher auch live, auf den zahlreichen Veranstaltungen (siehe edition-converso.com)
in Deutschland, in der Schweiz, bald auch in Österreich.
Mit dem Elan des Frühlings sind wir am Werk. Die nächsten Bücher:
Ende August erwartet Sie das neue Buch von Stefan Weidner
10 01 BUC H . DI E L I T E R AT U R E N DES OR I E N T S in einer Sonderausgabe.
Vom Koran bis zu 1001 Nacht, von Nobelpreisträgern bis zu Dichter*innen im Exil:
Die Autoren des Orients schreiben Weltliteratur.
Geschrieben von einem ihrer besten Kenner ist dieses Buch selbst wieder echte Literatur.
Verführerisch und aufrührerisch.
Im September wird die neue Reihe A L LTAGSH E L DE N
mit dem Roman DE R BI E N E N L ESE R von José Luis de Juan,
in der Übersetzung von Silke Kleemann eröffnet.
Ein »Inselbuch«, das für langanhaltende Unruhe sorgt. Wird hier doch
[ SEI T E 03] nicht weniger als die (vertane) Chance zur Rettung der Menschheit
verhandelt. Höchst raffi niert mit der Historie verwoben, ironisch und
mit viel Elba-Flair. Gefeiert und mit Preisen geehrt in Spanien,
wie in Frankreich und in England.
Ein echtes working-in-progress erwartet sie im hinteren Teil des Programms,
und so in den folgenden: Jeweils ein Gedicht, das in dem Band F Ü R E I N E N E U E
GE BR AUC H SLY R I K – in heutigen, Form und Inhalt verlierenden Zeiten« Eingang fi nden wird.
Nr. 1 H ÄT T E N SI E DOC H N I E DI E GR E N Z E N F Ü R U NS GEÖF F N E T von
Hussein Bin Hamza, Syrien, Dichter, Kulturjournalist
in Beirut, jetzt Hannover.
Mississippi
ST EFA N W EI DN ER10 01 BUCH.
DI E L I T ER AT U R E N DES OR I E N TS
Originalausgabe,
Hardcover, ca 400 Seiten,
gebunden mit bedrucktem Vorsatz
und Lesebändchen [ SEI T E 0 4 ]
E RSC H E I N T : 30 . AUGUST 2019
ISBN: 978-3-9819763-3-5
Preis: ca. 30,00 ! [D], 30,90 ! [A]
BA N D N R. 3
Stefan Weidner, Foto © privat
Ob Koran oder Tausendundeine Nacht, ob
Orhan Pamuk oder Adonis – die orientalischen
Literaturen boomen, und die arabischen
Revolutionen und die vor Krieg und Tyrannei
zu uns Gefl üchteten haben dieses Interesse ver-
stärkt. Weit über tausend Bücher, die aus den
Sprachen der islamischen Welt übersetzt sind,
liegen mittlerweile auf dem deutschen Buch-
markt vor. Dennoch ist diese Literatur unter den
großen der Welt die größte Unbekannte.
Konzise, leicht lesbare, nicht-akademische
GESAMTDAR STELLUNGEN fehlen; die Fach -
leute vergraben sich in ihren Forschungsgebieten.
Der schön gestaltete Band 10 01 BUC H . DI E
L I T E R AT U R E N DES OR I E N T S des
bekannten Arabischübersetzers, Literaturkriti -
kers und Essayisten Stefan Weidner will das
nun ändern. 10 01 BUC H erschließt die
orientalische Literatur und ihre in westlichen
Sprachen zugänglichen Werke aus der Perspek-
tive ihres begeisterten Lesers, mit großer Neu-
gier für faszinierend-fremde Welten und mit
kritischem, nimmermüdem Verstand.
Hier schreibt ein für Wissen und Denken
brennender Geist. Und schafft dank einer Viel-
zahl lebendig erzählter Geschichten über die
Literatur selbst wiederum beste Literatur.
Was wir aus dieser anderthalb Jahrtausende
alten, denkbar reichhaltigen Tradition heute
noch kennen und entdecken sollten, steht dabei
im mer im Vordergrund der Darstellung. Ein
ganz besonderes Kapitel ist den schreibenden
Frauen gewidmet.
Hier meine Lieblingsstelle: »Entgegen den
herrschenden Vorurteilen (und dem Frauenbild
mancher Muslime heute) ist zunächst fest zu -
halten, dass Frauen in der arabischen Literatur
stets präsenter als in der lateinisch-griechischen
Antike und im europäischen Mittel alter waren.
[…] die Dichterinnen im arabischen Andalusien
gaben sich ausgesprochen weltlich, standen in
der Wortwahl ihren männlichen Kollegen nicht
nach. MUHDJA BINT AL-T Y YÂNÎ aus dem 11.
Jh. (!); Dank für die frischen Pfi rsiche, die du mir
schenkst! […] / Sie sind so wohlgerundet wie der
Mädchen Brüste, / doch lassen jeden Penis sie vor
Neid erblassen!«
Über die Literatur eröffnet sich uns also auch
ein neuer, befreiter Blick auf die Religion, die
[ SEI T E 05] Geschichte und die Politik in
der arabischen Welt von vorislamischer Zeit bis
heute. Inspirierend, mitreißend und zum
Nachdenken anregend.
ST E FA N W E I DN E R , geb. 1967 in Köln,
erlebte als junger Schüler seine Initiation in die
arabischen Sprachwelten: per Anhalter nach
Nordafrika, voller Neugier, frei von falschen
Bildern. Studium der Islamwissenschaften,
Germanistik und Philosophie in Göttingen,
Damaskus, Berkeley und Bonn.
In seinen immer spannend erzählten Essays,
Reiseerzählungen, Kulturkritiken stellt er
sich – so auch in seiner ANTI-PEGIDA-
STR EITSCHRIFT (2015) oder dem großartigen
Plädoyer für ein radikal anderes, kosmo-
politisches Denken JENSEITS DES W ESTENS
(2018) - mit philo sophischem Weitblick immer
neuen Heraus forderungen. Er wurde mit
zahlreichen Preisen geehrt. Er ist Mitglied der
dt. Sektion des Pen-Clubs und Gründungs-
mitglied der Akademie der Künste der Welt zu
Köln. Zum tieferen Ver ständnis seines
philosophischen Eros empfehlen sich seine
Veranstaltungen, auf denen er arabische Lyrik
vorträgt und erläutert. Da schwingt Musik
durch den Raum.
Santo PiazzeseBL AU E BLUM E NZ U A L L ERSEEL E N
Aus dem Italienischen
von MONIK A LUSTIG
[ SEI T E 06]
Originaltitel:
IL SOFFIO DELL A VAL ANGA
Sellerio editore Palermo, 2002
erschienen: 1. März 2019
328 Seiten, Fadenheftung,
mit Lesebändchen
ISBN: 978-3-9819763-0-4
Preis: 21,00 ! [D], 21,60 ! [A]
BA N D : N R. 1
Enrico DeaglioEI N E WA H R H A F T SCH R ECK L ICH EGESCH ICH T E Z W ISCH E N SI ZI L I E N U N D A M ER I K A
Aus dem Italienischen
von KL AUDI A RUSCHKOWSKI
Originaltitel: STORI A V ER A E TERRIBILE
TR A SICILI A E AMERIC A
Sellerio editore Palermo, 2015
erschienen: 1. März 2019
208 Seiten, Fadenheftung, Lesebändchen
ISBN: 978-3-9819763-1-1
Preis: 23,00 ! [D], 23,70 ! [A]
BA N D : N R. 2
I M F RÜ H JA H R 2019 ERSCH I EN EN U N D W EI T ER H I N VON GROSSER A KT UA L I TÄT
Die A L LTAGSH E L DE N, stets originell und liebevoll aufgemacht, werden nun
hemmungslos den (literarischen) Biografi en Raum geben – historischen oder
fi ktiven Figuren oder beides zusammen, ganz heutigen oder zukünftigen.
Kleine und große Menschen, die einer bestimmten Lebenssituation, (noch)
unentdeckt von der Welt, Heldenhaftes abgerungen haben. Und in dieser Reihe ihrer
Rettung aus den tosenden Wogen des Vergessenwerdens entgegensteuern.
01 ist DE R BI E N E N L ESE R von JOSÉ LU IS DE J UA N,
(Übersetzung SILKE KLEEM ANN); und hier verraten wir nicht,
ob es die Biografi e von Napoleon, dem Imker oder die der Bienen ist.
Die 02 der GE L DFÄ LSC H E R VON C A LTAGI RON E (2020)
aus der Feder der sizilianischen Romanautorin und Dichterin
M A R I A AT TA NA SIO, die endlich auch dem deutschsprachigen
Publikum ein Begriff sein wird. Ursprünglich eine »Auftragsarbeit«:
Requiem zum Tod der Lira, aus der die Lebensgeschichte eines (leider nur
kurzzeitigen) Wohltäters der Menschheit wurde. Ein Geniestreich!
Das Layout der Reihe basiert auf oben wiedergegebenem [ SEI T E 07]
Wachskreidebild von GA BR I E L E SC AT T U
JOSÉ LU IS DE J UA NDER BI E N E N L ESER
In der Übersetzung von SI L K E K L E E M A N N
Originaltitel: E L A PIC U LTOR DE BONA PA RT E
editorial minúscula, Barcelona 2017 [ SEI T E 08 ]
Ausstattung: Französische Broschur, ca. 180 Seiten
E RSC H E I N T : 30 . SE P T E M BE R 2019
ISBN: 978-3-9819763-2-8
Preis: ca. 18,00 ! [D], 18,50 ! [A]
A L LTAGSH EL DE N 01
José Luis de Juan, Foto © Marina Molada Miró
Napoleon, Boney, der Korse war in der Ver-
bannung auf Elba zur Lachnummer Europas
geworden. Ein belesener Imker auf jenem
autochthonen Eiland war auf die Chronik über
die Schlacht bei Marengo gestoßen. Und
erkannte die geheime Verbindung zwischen
dem perfekten Organismus des Bienenstaats
und der napoleonischen Feldstrategie.
Dank ihrer meisterhaften Fähigkeit, sich für den
Erhalt der eigenen Spezies des naturgegebenen
Identitätswechsels zu bedienen, sind die Bienen
immer schon Inbegriff für Gemeinschaftssinn.
Nicht aber, wie ein Machtmensch annehmen
mag, für den Erhalt der Königin.
Der Imker, gestochen von diesem neuen
Bienenwissen, schreibt an Monsieur Bonaparte,
lange vor dessen Elba-Demütigung. Monate
später erhält er aus Paris ein Glas besten kor-
sischen Honig, als Antwort. Der Menschen leben
verschlingende Held auf dem Kaiserthron wird
fortan von abgründigen Alpträumen mit Bienen
heimgesucht. Er ahnt, nur jener Imker in der
Ferne kann ihn vor der eigenen Aushöhlung
durch die wehrhaften Bienen retten.
Eine ironisch ausgeleuchtete Komödie – mit
köstlich erzählten psychologisch-erotischen
Facetten. Unter der Lupe eines »kleinen Bruders
von Äsop« brennt der Autor in einer höchst
eigenwilligen Sprache die wenigen Wochen des
300 Tage-Exils in die Leserphantasie.
Eine Bienenfabel, in der ein Buona-parte mit
heruntergelassenen Hosen einen denkbar
schlechten Part spielt. Eine von einem Pfaffen
geleitete Bonapartisten-Gesellschaft in Pisa
knöpft ihn sich vor, hat Großes mit dem nur auf
dem Pferd großen Helden vor.
Wir werden zurückgeworfen auf die Macht der
Visionen, den guten Part, den wir zum Erhalt
der Menschlichkeit spielen könnten, spielen
sollten. Mit den Bienen als großem Vorbild.
Ein atmosphärischer, hypnotischer Roman voller
Symbolik und von teufl ischer Präzision in bald
eisiger, bald sinnlicher Sprache.
JE AN-CL AUDE R ENART, Le magazine Littéraire.
Roman von betörender Originalität. Eine
Bienenfabel im trockenen Stil eines Bulletins der
Grande Armee, die man in kaum längerer Zeit
aber mit größtem intellektuellem Vergnügen liest.
BER NAR D LE SAUX . Madame Figaro
JOSÉ LU IS DE J UA N ist 1956
auf Mallorca geboren, wo er auch heute noch
lebt und arbeitet.
Er studierte Jura, Journalismus und Inter natio-
nale Beziehungen in Barcelona und Washington
DC . Als Rechtsanwalt dann arbeitete er für
verschiedene Organisationen und kehrte nach
Jahren in Italien und den USA auf seine Insel
zurück. Seine Gedichte wurden auch ins Deut-
sche übersetzt (Fischer Verlag), und für sein
Buch V ER SION DEL ESTE erhielt er 2006 den
hochangesehenen Lyrikpreis Rubén Darío.
[ SEI T E 09] Mit Preisen für sein Werk, aus
Spanien, Frankreich und England, wurde er
reich geehrt. Er ist Jury-Mitglied des bedeuten-
den Internationalen Literaturpreises IMPAC in
Dublin. Er gehört zum Gotha der spanischen
Literaturkritik, schreibt für El Pais und
verschiedene Literaturzeitschriften auch in
nichtspanischen Ländern.
Als echter Renaissance-Mensch beschäftigt er
sich überdies mit Malerei und Bildhauerei.
EL APICULTOR DE BONAPARTE ist 2017 bei
edicion minúscula in neuer Version erschienen.
Für dieses Werk wurde er mit dem Premio
Juan March de Cencillo ausgezeichnet.
Hussein Bin Hamza
H ÄT T EN SIE DOCH N I E
DIE GRENZEN FÜ R U NS GEÖFFN ET
1
Mit den Küchenmessern, die wir bei uns trugen
in unseren armseligen Bündeln
schälten wir das Obst
das die Gastgeber im Exil uns reichten.
In den alten Schubladen der Lager, die uns aufnahmen
verwahrten wir sie
geschliffen und poliert
um unsere Narben aufzureißen, sobald sie eine Kruste trugen.
Eilig machten wir Selfi es
in unserem Kleidern noch nass von dem Meer
das unsere Angehörigen verschlungen hat.
Wir redeten mit einem Mal in neuen Sprachen
uns selbst unverständlich
teilten auf Facebook Bilder von mitreißenden Landschaften
wo wir uns auf Wiesen wälzten wie glückliche Stiere.
Mit den Messern jedoch, die wir versteckt hatten
in den Schubladen
geschliffen und poliert
werden wir einander die Messerstiche heimzahlen
Wie wir in der Heimat es zu tun gedachten.
2
Wären wir doch die Flüchtlinge aus unseren alten Träumen geblieben
wo wir mit verbundenen Augen loszogen
den vor uns ausgestreuten Sternen folgten
und an unsichtbare Türen klopften.
Hätten wir doch unsere Kleider nicht mit dem Schlamm fremder Wälder beschmutzt
Unsere Taschen nicht hinter uns her gezerrt
vollgestopft mit Fetzen und Erinnerungen.
Hätten wir doch unsere Vergangenheit nicht über Bord geworfen
um die Ladung der Flüchtlingsboote zu erleichtern.
Hätten sie uns doch in den Flüchtlingslagern, den Sporthallen
den leeren Sommerschulen aufgestapelt gelassen.
Hätten die Zeitungen und die Nachrichten doch unsere Fotos nicht verbreitet
dann hätte keiner gemerkt:
die Ertrunkenen sind nicht darauf zu sehen.FÜ
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Wären wir doch nicht gezwungen gewesen, neue Sprachen durchzukauen
die nach den verhassten Gerichten unserer Kindheit schmecken.
Hätten wir doch nicht alles hinter uns gelassen
uns nicht umgedreht, um gemeinsam und allein
unserer neuen Abgeschiedenheit entgegenzutreten:
Wären wir doch Flüchtlinge weder im hier noch im dort
sondern im eigenen Innern geblieben.
Wie Blinde folgten wir dann den vor uns ausgestreuten Sternen
klopften an unsichtbare Türen.
Hätte doch die Last der Erinnerungen uns in die Tiefe gezogen
noch bevor wir den Strand erreichten
Wären wir doch hängengeblieben
zwischen dem, was wir aufgaben
und allem, hinter dem wir hergelaufen sind, wie echte Amateure.
Hätten sie doch nie die Grenzen für uns geöffnet.
(Übersetzung aus dem Arabischen: Hussein Gaafar, bearbeitet von Monika Lustig)
[ SEI T E 11] © edition CONV ER SO
Monika Lustig
F Ü R E I N E N E U E GE BR AUC H SLY R I K in heutiger Zeit.
Dass Lyrik therapeutische Wirkung entfalten kann, ist nicht erst seit »Dr. Erich Kästners Lyrischer
Hausapotheke« bekannt; ein Teil seiner Verse, abgeschrieben und illustriert von einer jungen Jüdin im
Warschauer Ghetto, wurde zum Ü BER LEBENSBUCH für ihren Marcel, eben Reich-Ranicki. Doch es
sind nicht nur die Inhalte der Gedichte, sondern ihre Form und Gebundenheit, die Kraft geben,
stärken, auch die unerträglichste Zeit im Angesicht des Todes vertreiben, zum Zauberspruch werden.
Darüber gibt die Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger in ihrem W E I T E R L E BE N (nach
Auschwitz) Auskunft. Dem destruktiven Wahnsinn nicht nachgeben, den Verstand nicht verlieren.
Stattdessen Reime machen.
Heute werden in unseren Breitengraden Dichterinnen und Dichter mit einer lange Zeit vergessenen
Aufmerksamkeit geehrt. Ein blaues Band soll gewoben werden, um Europa zusammenzuhalten. Doch
diejenigen, die dieses Staatenagglomerat ohnehin als FEST GEM AUERT erleben, es gleichwohl schaffen,
unter Zurücklassung von allem, sich hierher, in eine vorgestellte Sicherheit zu retten, die schlagen mit
ihren ungehörten Stimmen, in ihren Sprachen, die das Verlorene bergen sollen, ganz neue Töne in
hie siger Poesie-Landschaft an. Und plötzlich wird klar – das Ver-DICHTETE , das FESTE-FOR M-
GE WOR DENE kann uns allen ein Werkzeug sein, auch nur eines, an dem sich festhalten. Tag um Tag.
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