rezension: modellierung und berechnung von stahlbrücken — praxisbeispiele. von w. schleicher

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Stahlbau 73 (2004), Heft 3

Wolfgang Graße 65 Jahre

Am 24. März 2004 vollendete HerrUniv.-Prof. Dr.-Ing. habil. WolfgangGraße, Inhaber des Lehrstuhls fürStahlbau an der Technischen Univer-sität Dresden, sein 65. Lebensjahr.

Eine ausführliche Würdigung sei-nes Wirkens als Ingenieur, Forscher undHochschullehrer erschien anläßlich sei-nes 60. Geburtstages im Stahlbau 68(1999), Heft 4, S. 326 und 327.

Herr Graße war 29 Jahre, als er –promoviert, habilitiert und mit der Zu-satzqualifikation eines Schweißfachin-genieurs versehen – in die Stahlbaupra-xis eintrat. Es wurden insgesamt 18 er-folgreiche Jahre als Statiker, Forscherund Entwickler im Range eines Abtei-lungsleiters mit einem breit gefächertenAufgabenfeld. Mit diesen Voraussetzun-gen konnte er während seiner ebenfalls18 Jahre währenden Tätigkeit als Hoch-schullehrer die Einheit von Lehre, For-schung und Praxis in herausragenderWeise verwirklichen.

Das Verzeichnis seiner wissenschaft-lichen Veröffentlichungen enthält inzwi-schen 95 Titel. Die Zahl der betreutenbzw. begutachteten Dissertationen undHabilitationsschriften ist auf 26 ange-wachsen. Diese Zahlen sprechen für einezielstrebige, breit angelegte Forschungs-tätigkeit und eine intensive Betreuung deswissenschaftlichen Nachwuchses. In denletzten Jahren standen Untersuchungen

zur Restnutzungsdauer von Stahlbrücken,Lastnormen für Straßenbrücken, Vor-schläge für die Lastkombinationsregelnstählerner Eisenbahnbrücken, Tragver-halten von Stabbogenbrücken mit ge-kreuzten Hängern, Gebrauchsverhaltenvon Stahlverbundträgern, dynamischeMessungen an Stahlbrücken, Einführungder Europäischen Stahlbaunormen undder DIN-Fachberichte 101, 103 und 104 u.a. Themen im Mittelpunkt.

Als Prüfingenieur und als Gutach-ter hat Professor Graße Verantwortungfür eine Reihe anspruchsvoller Bauvor-haben des Hoch- und Brückenbauesübernommen, beispielsweise– den Neubau des Zentralstadions Lei-pzig mit einem komplizierten räumlichvorgespannten stählernen Dachtrag-werk und schwierigen Montagezustän-den– den Neubau der Flügelwegbrückeüber die Elbe in Dresden als Stahlver-bundbrücke mit Doppelverbund undQuerverschub des Überbaus– den Neubau der Seidewitztalbrückeim Zuge der A 17 als Bogenbrücke mitStahlverbundüberbauten (Pilotprojektdes Bundesverkehrsministeriums zurAnwendung der neu eingeführten DIN-Fachberichte)– Nachrechnungen sowie Ausführungs-planungen für die Sanierung der Eisen-bahnhochbrücken über den Nord-Ost-seekanal in Rendsburg und in Hoch-donn

– Gutachten zum Hauptbahnhof Dres-den, für die Elbebrücken Magdeburg,Meißen und Blaues Wunder in Dresden.

Kollegen, Mitarbeiter, und Schülergratulieren Herrn Professor Graße herz-lich zum 65. Geburtstag und wünschenweiterhin stabile Gesundheit, Lebens-freude und berufliche Erfolge. ProfessorGraße wird den Lehrstuhl für Stahlbaumindestens noch ein Semester weiterführen, so daß die erwünschte freie Zeitfür Familie, Literatur und Reisen nochetwas auf sich warten läßt.

Die Redaktion schließt sich denguten Wünschen an.

Prof. Dr.-Ing. Hans-Dieter Haim, Dresden

Rezensionen

Schleicher, W.: Modellierung und Be-rechnung von Stahlbrücken — Praxis-beispiele. Berlin: Ernst & Sohn 2003. 196 S.,zahlr. Bilder u. Tab. 17 x 24 cm, Br.ISBN 3-433-02846-X. 55,– €

Neuere Kompendien zur Beurteilungvon Stahlbrücken sucht man auf demBüchermarkt vergeblich. Es existiereninteressante und ausführliche Werkezum Stahlbrückenbau, die aber vor Jahr-zehnten geschrieben wurden und neuereEntwicklungen nicht enthalten können.Es ist daher sehr zu begrüßen, wenn einausgewiesener Brückenfachmann seineErfahrungen nicht „nur“ in Artikeln zuSpezialproblemen niederlegt, sondernsich an die Gesamtthematik herantraut.Hierbei kann der Verfasser aus einemgroßen Fundus schöpfen.

Nach einer prägnanten Einführungin den allgemeinen Brückenbau findet derLeser eine verständliche Beschreibungder Besonderheiten von Stahlbrücken.

Danach schließt sich das Hauptka-pitel „Modellierung“ von Brückentrag-werken mit Hilfe der FEM-Methode an.Hier wäre m. E. ein etwas „sanfterer“Übergang mittels einfacherer Modelle fürdas Verständnis besser gewesen. Schwer-punktmäßig beschäftigt sich der Verfassermit der sinnvollen Anwendung der FEM-

Methode. Er zeigt verschiedene Möglich-keiten auf, Brücken zu modellieren, weistdabei auch auf die Probleme hin und dis-kutiert interessante Detailpunkte, wiez. B. Verankerungen von Hängern.

Insgesamt wird stillschweigend vor-ausgesetzt, daß der Überbau als 3D-Mo-dell zu berechnen ist. Die Möglichkeit,Brücken mit Hilfe einfacher Modelle undwenigen maßgebenden Lastfällen zu be-messen, wird hier nicht in Erwägung ge-zogen. Dem Rezensenten fehlt ein Ab-schnitt, in dem einfache Berechnungsver-fahren vorgestellt werden, mit derenHilfe das Tragverhalten schnell und zu-verlässig abgeschätzt werden kann, alsoHilfen, sich in dem Wust sekundärerNachweise zurechtzufinden, die von denVorschriften gefordert sind, die aber häu-fig nicht maßgebend werden.

Das Kapitel Belastung ist eher knappgehalten. Hier wird nur tabellarisch dar-gestellt, was es an Einwirkungen gibt.Diese Auflistung aller während der Stand-zeit einer Brücke auftretenden Lastfälle istbegrüßenswert, man hätte sich aber ge-wünscht, diese für Fußgänger-, Straßen-und Eisenbahnbrücken gruppiert und be-wertet vorgelegt zu bekommen.

Der Verfasser weist auch auf dieungute, ja kaum verantwortbare Ten-denz hin, die Straßen- und Eisenbahn-brücken immer weiter auszudünnen.

Was bei Fußgängerbrücken durch-aus sinnvoll ist, da dort die Einwirkun-gen für die nächsten Jahrzehnte gut ab-schätzbar sind, ist bei Eisenbahn- undbesonders Straßenbrücken kaum vertret-bar. Diese werden ständig zunehmen-dem Verkehr ausgesetzt. Gleichzeitig dieBlechdicken immer weiter zu verringern,zeugt von einer sehr unguten Entwick-lung, welche durch kurzsichtige Aus-schreibungen stark gefördert wird.

Es macht große Freude, diese Buchzu lesen, weil auf wenigen Seiten wesent-liche Punkte besprochen werden. Es istzu begrüßen, daß den einzelnen Kapitelnkorrespondierende Zitate vorgestellt wer-den, welche die jeweilige Themen ent-sprechend einordnen bzw. ergänzen.

Es ist ein Buch entstanden, voneinem Fachmann für Fachleute und vondiesen mit großem Gewinn zu lesen. EineErarbeitung der teilweise schwierigenProblematik durch den angehenden Inge-nieur ist damit aber leider nicht möglich.Die Veröffentlichung verschafft zwareinen Überblick darüber, auf was bei Ent-wurf, Bemessung und Konstruktion ge-achtet werden muß, eine Brücke selberzu modellieren ist jedoch auch nach in-tensiver Lektüre nur eingeschränkt mög-lich. Diesem hoch interessanten Buchwäre deshalb in naher Zukunft eine deut-liche erweiterte Neuauflage zu wünschen,

bei der die wesentlichen Punkte nicht nurangerissen, sondern auch ausgiebig dis-kutiert werden können.

Prof. Dr.-Ing. Steffen Kind, Darmstadt

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