nachhaltigkeit · 2019. 3. 22. · werkeln rund um das alte fachwerkhaus kinder aus kinder-gärten...
Post on 14-Feb-2021
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das sind Wege durch Dortmund, die Stadt des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages. Wege zu Projekten und Initiativen,
die genau das wollen: Nachhaltigkeit gestalten. Und das auf ganz verschiedene Weise. So verschieden, wie Dortmund ist. Wir
nehmen Sie mit auf Routen, die Sie durch diese Stadt des Wandels führen. Vom Lernbauernhof Schulte-Tigges, einer solidarischen
Landwirtschaft, über den Weltstand Hombruch bis zur Ökumenischen Wohnungslosen-Initiative Gast-Haus e.V. und der Velo-
Kitchen. Nachhaltigkeit im Alltag erfahrbar machen – das ist möglich auf den Wegen zur Nachhaltigkeit. Klimaschutz – Umwelt-
gerechtigkeit – Integration – Biodiversität – fairer Konsum – dieses sind die Themen. Sie werden hier in Dortmund anschaulich
gemacht. Die Wegstationen zur Nachhaltigkeit können allein, als Gruppe, in Teams, zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem ÖPNV
besucht werden. Unter wegezurnachhaltigkeit.de finden Sie den Weg. Machen Sie sich auf – erleben Sie, wie phantasievoll Ideen
zur Nachhaltigkeit umgesetzt werden können und wie bereichernd diese für das eigene Leben sein können.
Während des Kirchentags 2019 werden im Zentrum „Stadt und Umwelt“ Themen zur Nachhaltig-
keit präsentiert und mit Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik diskutiert: Was muss passieren,
damit Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestaltet werden?
Darüberhinaus gibt es Führungen zu den Stationen auf den Wegen zur Nachhaltigkeit, verteilt
über die ganze Stadt.
Machen Sie sich mit uns auf den Weg. Wir freuen uns auf Sie!
Klaus Breyer
Wege
zur
Nachhaltigkeit –
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02 03Wege zur Nachhaltigkeit Wege zur Nachhaltigkeit
DortmuND macht Nachhaltigkeit zum erlebNisStationen im Stadtgebiet führen zu Orten eines verantwortlichen
Umgangs mit der Schöpfung – Gunda von Fircks stellt die Wege
zur Nachhaltigkeit vor.
Der Kirchentag in Dortmund weist weit über sich hinaus: Auf
„Wegen zur Nachhaltigkeit“ machen Dortmunder Initiativen
Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und Transformation
hautnah erlebbar. Beim Kirchentag selbst sind die Wege
begehbar, und auch in der Folge führen sie zu Stationen eines
verantwortlichen Umgangs mit der Schöpfung.
Das Projekt „Wege zur Nachhaltigkeit“, gefördert von
der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW, wird vom Institut
für Kirche und Gesellschaft (IKG) organisiert. Ihm zur Seite
stehen als Kooperationspartner der Deutsche Evangelische
Kirchentag und das Amt für Mission, Ökumene und Weltver-
antwortung (MÖWe). Die Schirmherrschaft hat Dortmunds
Oberbürgermeister Ullrich Sierau übernommen.
„Wie können wir leben und arbeiten, dass alle Men-
schen – heutige und nachfolgende Generationen – menschen-
würdig leben können und unsere natürlichen Lebensgrundla-
gen dauerhaft geschützt sind? Auf diese Frage möchte unser
Projekt eine Antwort geben“, erläutert Klaus Breyer, Leiter des
Instituts für Kirche und Gesellschaft, die Intention.
So entstehen in Dortmund drei Wege, einer im Süden,
einer im Norden, der dritte verbindet Osten und Westen der
Stadt miteinander. Auf diesen Wegen gibt es Stationen, an
denen Nachhaltigkeit im Alltag auf ganz unterschiedliche Art
und Weise erfahrbar gemacht wird. Hinter diesen Stationen
stecken Initiativen, Vereine, Kirchengemeinden oder Projekte,
die den Einsatz für die Nachhaltigkeit mit Leben erfüllen. Zum
Thementableau gehören Energie- und Klimaschutz, Inter-
kulturalität und Integration, Umweltgerechtigkeit oder auch
biologische Vielfalt genauso wie nachhaltiger Konsum und
Produktion.
„Rund 40 lokale Akteure haben sich zusammen gefun-
den, um mit uns auf den Wegen zu gehen. Die Bandbreite ihres
Engagements ist beeindruckend groß“, berichtet Projektleiter
Axel Rolfsmeier von dem überaus positiven Zuspruch, den das
Projekt gefunden hat. Der Lernbauernhof Schulte-Tigges mit
seiner solidarischen Landwirtschaft hoch im Norden ist eben-
so dabei wie die VeloKitchen, eine Fahrrad-Selbsthilfe-Werk-
statt. Die Verbraucherzentrale mit ihrer Umweltberatung,
das Dienstleistungszentrum Energieeffizienz und Klima-
schutz oder auch ein NaBu-Garten sind mit von der Partie.
Um die verschiedensten Formen von Integration geht es bei
der ökumenischen Wohnungslosen-Initiative Gast-Haus, bei
„Willkommen Europa“, einer ersten Anlaufstelle für EU-Bürger-
Innnen, die Orientierungshilfe benötigen, dem Mehrgenerati-
onenhaus des Sozialdienst Katholischer Frauen oder auch der
Sozialberatung der evangelischen Kirchengemeinde Hörde.
„Total global“ und „Fairer Konsum“ – das sind die Stichworte,
die zu den Weltläden in Aplerbeck und Brackel und auch dem
Weltstand Hombruch passen.
Fasziniert zeigen sich die Projektmitarbeiter Johanna
Schäfer (MÖWe) und Christian Graf (IKG) von dem Zusam-
menspiel der Initiativen: „Alle arbeiten gemeinsam an der
Weiterentwicklung des Projekts, geben sich gegenseitig Tipps
und denken füreinander mit. Dazu erfahren wir alle so viel
voneinander, von den unterschiedlichen Inhalten des Engage-
ments. Das ist eine wunderbare Form der Vernetzung.“
Diese vielen Engagierten und ihre Arbeit für die
Nachhaltigkeit können die Besucherinnen und Besucher
auf dem Kirchentag näher kennenlernen. An den drei Tagen
werden Führungen über die Wege angeboten. Die Themen
der Nachhaltigkeit werden aber auch im Zentrum Stadt und
Umwelt in Podiumsdiskussionen, Vorträgen, Workshops und
Präsentationen bespielt.
Die „Wege zur Nachhaltigkeit“ oder ihre einzelnen
Stationen können während des Kirchentags und danach
auch ganz individuell entdeckt werden. Dazu wird es Flyer
und eine Smartphone-Anwendung über die Projekt-Website
(www.wegezurnachhaltigkeit.de) geben. Zudem werden an
den Stationen QR-Codes angebracht, über die die Gäste mehr
vom dem Ort erfahren.
Und wie geht es weiter? Ziel ist die Bildung eines NRW-
weiten Netzwerkes. Die „Wege zur Nachhaltigkeit“ sollen über
die Grenzen Dortmunds hinaus wirken und Vorbildcharakter
für andere Regionen haben. Zu diesem Zweck wird es 2020
einen Nachhaltigkeitskongress geben.
auf DeN spureN voN beuysDer Borsigplatz ist in Dortmund so etwas wie eine Legende.
Dieser pulsierende Kreisverkehr, der offiziell gar keiner ist.
Hier, mitten im Multi-Kulti-Viertel liegt die Geburtsstätte des
BVB zwischen Sportwetten-Anbietern und Döner-Kebab-
Buden. Ein Platz mit einem Ruf, der nicht nur ein guter ist. Dort
ist sie zuhause, die Machbarschaft Borsig11 e.V. – ein Verein,
der es in wenigen Jahren geschafft hat, ganz andere Farben
in dieses Viertel im Dortmunder Norden zu bringen: Mal- und
Nähkurse, Backgammon-Workshops, die Nordstadt-Jam-
Session. Der Verein organisiert die Food-Sharing-Station,
eine eigene Chancen-Währung und ganz neu: das Projekt
appARTment.ruhr, in dem zwei Wohnungen künstlerisch
gestaltet wurden und ab Sommer gemietet werden können.
„Wir bezeichnen unsere Arbeit als kreative Quartiers-
entwicklung“, sagt Geschäftsführer Volker Pohlüke. „Wir sehen
uns als Schnittstelle zwischen Kunst und Sozialarbeit.“ Ein Bei-
spiel ist die Chancen-Währung. 100.000 € wurden in eine eige-
ne Kunst-Währung umgewandelt und an die Bewohner*innen
verteilt. Diese konnten dann über drei Jahre hinweg Investiti-
onen in kreative Projekte, wie die Bemalung einer Mauer oder
Theater- und Tanzprojekte tätigen.
Den Anfang nahm alles im Kulturhauptstadt-Jahr 2010.
Das Quartier um den Borsigplatz war Teil des Projektes
„2-3 Straßen“, in dem verlassene Straßenzüge im Ruhrge-
biet renoviert und Künstler*innen mietfrei zur Verfügung
gestellt wurden. Den Straßen sollte so auch kulturell eine
Renovierung ermöglicht werden. Einige blieben danach
einfach da und gründeten im
Juni 2011 die Machbarschaft.
Im kulturell gemischten
Quartier wurden sie zunächst
kritisch beäugt, doch mit Be-
gegnungen auf Augenhöhe und
verschiedensten Mit-mach-Pro-
jekten konnten die Berührungs-
ängste nach und nach abgebaut
werden. „Unser Vorbild? Ganz
klar Joseph Beuys erweiterter
Kunstbegriff einer sozialen Skulp-
tur, die durch kreative Mitgestal-
tung der Gesellschaft entsteht“,
sagt Pohlüke.
Als fester Treffpunkt für
diese Mitgestaltung hat sich das
Café 103 etabliert. Dabei ist
es kein Café im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr ein
selbstverwalteter Nachbarschaftstreff. Dank einer Koope-
ration mit der Dortmunder Tafel gibt es täglich eine kosten-
lose Mahlzeit, die von den Bewohner*innen des Quartiers
selbst zubereitet wird. Der Treffpunkt lädt dazu ein, eigene
Ideen zu entwickeln, die dann mit Hilfe der Machbarschaft
realisiert werden können.
Ein weiteres wichtiges Standbein ist das Youngster-
Projekt: Gemeinsam mit Jugendlichen aus dem Quartier
werden kleine Filme über verschiedene Berufe gedreht.
Dabei können die Jugendlichen nicht nur erste journalistische
Erfahrungen sammeln, sondern gleichzeitig verschiedene
Berufe kennenlernen und Kontakte zu Unternehmen knüpfen.
Machbarschaft Borsig11 e.V.
Borsigplatz 9
44145 Dortmund
Öffnungszeiten:
Mo-Fr 11-16 Uhr
www.borsig11.de/wordpress
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04 05Wege zur Nachhaltigkeit Wege zur Nachhaltigkeit
bilDuNg auf Dem bauerNhof Wo Dortmund endet und die Felder beginnen, da steht
der Bauernhof von Elmar Schulte-Tigges und seiner Frau
Miriam.
Hinter bunten Latten knabbern Ziegen und Schafe an Heu
und Gras, zwei Kühe lugen über den Zaun und im offenen
Schuppen hängen eine Menge kleiner Schaufeln.
Der Bauernhof Schulte-Tigges ist kein normaler Bau-
ernhof – er ist ein Lernbauernhof. Von Frühling bis Herbst,
wenn Felder und Wiesen grün sind und das Gemüse wächst,
werkeln rund um das alte Fachwerkhaus Kinder aus Kinder-
gärten und Schulen in Dortmund. Sie versorgen die Tiere,
arbeiten in den Gemüsebeeten und machen all die Dinge,
die zu tun sind, damit „Bauernhof gelingt“. Sie kümmern sich,
damit nichts verkümmert.
Die meisten Gruppen kommen regelmäßig – meist
einmal im Monat – auf den Hof. So sehen sie, wie sich die
Pflanzen entwickeln, wie jede Jahreszeit andere Aufgaben
bringt und erleben Natur und Umwelt ganz direkt. Dabei
geht es weniger darum, etwas über die landwirtschaftliche
Produktion zu lernen. Bei Schulte-Tigges wird mit den Tieren
und dem Hof für das Leben gelernt. Denn wer Tiere und
Beete versorgt, lernt nicht nur Lebensmittel wertzuschätzen,
er lernt auch Empathie und Verantwortungsgefühl, Verläss-
lichkeit und Vertrauen.
Mehr als zehn Jahre stand die Landwirtschaft in Dortmund-
Derne still, bis Elmar Schulte-Tigges seinem und dem Leben
des Hofes eine neue Wendung gab. Statt sich als Geograf in
Projekten der Forschung zu widmen, kehrte er zurück und
übernahm den Hof seines Vaters. Mit der späten Nachfolge
war klar, dass es kein normaler Bauernhof mehr werden würde.
Es sollte ein Lernort für Bildung für nachhaltige Entwicklung
(BNE) werden, ein ehrliches und authentisches Umfeld, in
dem Kinder sich ausprobieren und Fähig- und Fertigkeiten
entwickeln können. Genau das ist der Hof seit 2013.
Ein Hof ohne Landwirtschaft ist aber kein richtiger
Hof, deshalb nehmen die Schulte-Tigges Stück für Stück
wieder Flächen in eigene Bewirtschaftung. Die Solidarische
Landwirtschaft (SoLaWi) ist das passende Modell dafür –
eine Gruppe Verbraucher trägt gemeinsam die Landwirt-
schaft, teilt sich Risiko, Verantwortung, Kosten und Ernte.
So können auch kleine Höfe nachhaltig wirtschaften und ihre
Existenz sichern. Für Elmar und Miriam Schulte-Tigges ist
das eine ideale Verbindung: Mit Lernbauernhof und SoLaWi
bringen sie die Nachhaltigkeit in die Köpfe der Kinder und
Erwachsenen und leisten so ihren Anteil, die Welt in der
Zukunft besser zu machen.
Lernbauernhof Schulte-Tigges | Elmar und Miriam Schulte-Tigges
Kümper Heide 21, 44329 Dortmund | Telefon: 0178-7775063
info(at)lernbauernhof-schultetigges.de
Lernbauernhof und Solidarische Landwirtschaft
Schnupper- und Jahreskurse für Kindergärten, Schulen und einzelne Kinder
Freizeiten und Zeltcamps
Versorgung von 180 Haushalten in und um Dortmund mit frischem, saisonalem,
nach ökologischen Kriterien angebautem und regionalem Gemüse.
veräNDerN – Nicht Nur iN äthiopieNDie Neven Subotic Stiftung
Sauberes Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene – kurz WASH genannt – sind die Grundvoraussetzungen für Gesundheit und
ein selbstbestimmtes Leben, die Grundlage dafür, dass Kinder Zeit haben für Lernen und Leben. Dennoch: Weltweit haben 3
von 10 Menschen keinen einfachen Zugang zu Wasser, 6 von 10 Menschen haben keinen Zugang zu einer Toilette und 7 von 10
Menschen keinen Zugang zu einer einfachen Gelegenheit zum Händewaschen. Was für uns selbstverständlich ist, ist in vielen
Ecken der Welt Mangelware.
Kein tragbarer Zustand für Neven Subotic: „Kein Kind auf der Welt darf sterben oder erkranken, weil es verschmutztes
Wasser trinken muss, keine Sanitäranlagen nutzen kann oder es keine Möglichkeit hat, die Hände zu waschen.“ Und weil Verände-
rung nur durch Taten entsteht, hat er die Neven Subotic Stiftung ins Leben gerufen. Ihr Ziel und seine Herzensangelegenheit: ein
menschenwürdiges Leben durch den Zugang zu Trinkwasser und Sanitäranlagen. Dafür werden in der Tigray-Region in Äthiopien
Brunnen und Toiletten für Schulen und Gemeinden gebaut. Partner des Vertrauens vor Ort ist die Relief Society of Tigray-Region,
die sich von der Planung bis zur Umsetzung Hand in Hand mit der Stiftung engagiert. Die Bilanz kann sich sehen lassen: 116 fertig-
gestellte Projekte (laufen seit mehr als 2 Jahren erfolgreich), 121 Projekte in Bearbeitung und damit insgesamt 83.098 Menschen
mit Zugang zu WASH.
Und dann gibt es noch ein ganz anderes, ebenso wichtiges Projekt – die Wasser-Rallye im Dortmunder Westfalenpark.
An vier Stationen können große und kleine Besucher*innen hautnah und selbst erleben, wie schwer Wassertragen sein kann, wie
tief ein Brunnen gebohrt werden und mit welcher Kraft Wasser aus dem tiefen Loch geschöpft werden muss. Zudem lässt sich
eine Menge über Ressourcenknappheit, Menschenrechte und globale Verantwortung lernen. Gruppen oder Schulklassen können
in den Genuss einer begleiteten Führung kommen und eine Auszeichnung zum*zur Wasserbotschafter*in erwerben. Ganz sicher
aber gilt: Wenn auch das stärkste Kind die Lust verliert, den schweren Kanister zu schleppen, und der Gruppe beim Bohren die
Puste ausgeht, dann entsteht Verständnis für die Wünsche, Träume und Bedürfnisse der Gleichaltrigen in Äthiopien. Dann kann
Veränderung entstehen, und so schlägt die Wasser-Rallye der Neven Subotic Stiftung die Brücke zwischen den Kindern im West-
falenpark und denen in Äthiopien.
Neven Subotic Stiftung
Westenhellweg 17
44137 Dortmund
www.n2s.ngo
wir@n2s.ngo
0231-330 16147
Wasser-Rallye
Westfalenpark zwischen Ruhrallee
und Florianiturm
4 interaktive Stationen
Lehrmaterial zur Vor- und Nachbereitung
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06 07Wege zur Nachhaltigkeit Wege zur Nachhaltigkeit
keiNeN meNscheN zWeiter klasseEs ist ein ehrgeiziges Ziel: Der Verein Gast-Haus hilft tagtäglich Wohnungs-
losen in Dortmund. Mit Essen, medizinischer Versorgung, einer warmen
Mahlzeit. Aber insbesondere mit Würde und einer Kultur der Augenhöhe,
hat Autor Christian Egermann beobachtet.
Schräg gegenüber das berühmte Symbol der Stadt, das
Dortmunder U, daneben der moderne Komplex einer
Versicherung. Bars, Kneipen, Plattenläden, Döner-Buden.
Es ist nicht mehr ganz Bahnhofsviertel, aber doch noch so
gelegen, dass täglich rund 500 Menschen das Gast-Haus
aufsuchen. Das leuchtend rote Gebäude ist der Sitz des
gleichnamigen ökumenischen Vereins, der seit mehr als 23
Jahren wohnungslose Menschen verpflegt, berät und unter-
stützt. Menschen, die an oder unter der Armutsgrenze leben
müssen. Viele dieser Männer und Frauen sind obdachlos. Im
Gast-Haus bekommen sie Essen, medizinische Versorgung,
Waschmöglichkeiten, Kleider, Rechts- und Sozialberatung,
Seelsorge und kulturelles Programm angeboten. Ungefähr
240 Helfer*innen unterstützen die Initiative zurzeit eh-
renamtlich, darunter auch viele Geflüchtete. Neben den
humanitären Bedürfnissen bietet das Gast-Haus diverse
Freizeitmöglichkeiten wie Filmabende, Spielerunden und
Kaffeenachmittage, um den Obdachlosen die Chance zu
geben, vom Alltag abschalten zu können. Einmal im Monat
findet ein Kultur-Abend statt, bei dem Kulturschaffende der
Stadt das Gast-Haus besuchen und Lesungen, Musik oder
Theater für die Besucher*innen vortragen. „Wir haben allein
im vergangenen Jahr 143.000 Essensausgaben und knapp
19.000 Behandlungen gehabt“ sagt Ozan Kubat, stellvertre-
tender Geschäftsführer und Einrichtungsleiter des mittler-
weile viertgrößten Obdachlosenvereins in Deutschland.
Nachhaltigkeit – das ist für Kubat eine zentrale Aufgabe.
„Der Verein will auf das Thema Armut aufmerksam machen,
denn wir merken zunehmend eine Steigerung der Armut.“
Besonders wichtig für den 30-Jährigen: „Wir setzen uns
dafür ein, dass Wohnungslose nicht mehr wie Menschen
zweiter oder dritter Klasse behandelt werden“.
Das Gast-Haus freut sich über eine Zusammenarbeit mit
„Wege zur Nachhaltigkeit“, da auch während des Kirchentages
Obdachlosigkeit und Armut nicht aus dem Bild der Stadt
entweichen. „Wenn wir den Kirchentag nach Dortmund
holen, dann muss man auch über dieses Thema sprechen“,
so Kubat. „Sie sind mitten in unserer Gesellschaft, und mir
ist wichtig, dass man – gerade mit dem christlichen Glauben –
darauf aufmerksam macht, dass es Menschen gibt, die auf
unsere Unterstützung angewiesen sind“. Und ganz besonders
bedeute dies auch, diesen Menschen auf Augenhöge zu
begegnen. „Ein würdevoller Umgang mit jedem Menschen ist
ein wertvolles Gut.“
Wer seiN fahrraD liebt, Der kocht.Können Küche und Fahrrad (velo= französisch für Fahrrad)
zusammenpassen? Das hat sich unser Autor Jan Lurweg gefragt und die VeloKitchen in Dortmund besucht.
Auf dem internationalen Fahrrad Film Festival in Herne
sahen sie einen Film über die BikeKitchen in Wien.
Danach war für die Gruppe Fahrradverrückter klar: „Das
wollen wir auch!“
Nach schwieriger Locationsuche öffnete die VeloKit-
chen im April 2011 zum ersten Mal die rein vegane Küche
mit Fahrradwerkstatt, denn genau das ist der Treffpunkt im
Dortmunder Norden. Im Erdgeschoss eines Mehrfamilien-
hauses liegt eine kleine, aber gemütliche Küche mit ange-
schlossenem Lager/Wohnzimmer, indem ein Weihnachts-
baum ähnliches Gebilde aus alten Laufrädern zu bewundern
ist. Dazu kommen zwei Garagen im Hinterhof, die als Werk-
statt genutzt werden.
Eine buntgemischte Gruppe im Alter von 8 bis 88
trifft sich jeden Montag ab 18 Uhr in der Bornstraße 138.
Festzuhalten ist dabei: Die VeloKitchen ist kein Dienstleister.
Wer sein Rad zur Reparatur abgeben und in der Wartezeit
gut speisen möchte, ist hier falsch. Eigeninitiative ist gefor-
dert. Im harten Kern der VeloKitchen, also den Personen, die
fast jeden Montag dort anzutreffen sind, ist immer jemand
dabei, der sich mit „schrauben“ auskennt und gerne bei einer
Reparatur hilft. Auch professionelles Werkzeug und Material
steht zur Verfügung. Aber es bleibt eine Fahrrad-Selbsthilfe-
Werkstatt. In der Küche ist es das gleiche Spiel. Auch wenn
ab und an ein Profi am Herd steht. Alle packen mit an und
dürfen sich ausprobieren. Am Ende des Tages standen bisher
immer ein paar reparierte Räder im Hof und ein leckeres
veganes Essen auf dem Tisch.
Die VeloKitchen ist kein Verein. Als Projekt des Wis-
senschaftsladen Dortmund e.V. ist sie ein Treffpunkt. Speisen,
Getränke und Fahrradteile gibt es für eine kleine Spende.
Die Gruppe der Radbegeisterten ist auch über ihre Küche
hinaus aktiv: Fast alle sind regelmäßig bei der Critical Mass
dabei, einer Fahrraddemonstration für bessere Einbindung
in den Stadtverkehr. Dazu kommt das Engagement in einer
Fahrradwerkstatt für Geflüchtete oder auch die Organisation
des Cargobike-Race beim E-Bike-Festival (5. bis 7. April) in
Dortmund.
VeloKitchen Dortmund
Bornstraße 138
44145 Dortmund
Öffnungszeiten:
jeden Montag ab 18 Uhr
www.velo-kitchen-dortmund.de
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„zukuNft ist gestaltbar!“
Ein Erlebnisspielplatz mit ganz viel Köpfchen – das ist die DASA,
die Deutsche Arbeitsschutzausstellung in Dortmund.
Dabei immer im Fokus: Nachhaltigkeit! Stephan von Kolson
Die „DASA“ – kurz und knackig statt lang und kompliziert für „Deutsche Arbeitsschutzausstellung“ ist ein Erlebnis für die Sinne.
Zum Sehen, Hören und Mitmachen. „Nachhaltigkeit hat natürlich auch mit Zukunft zu tun. Die DASA möchte ihre Besucher mit
der Zukunftsreise in die Arbeitswelt von morgen in erster Linie animieren, sie selbst in die Hand zu nehmen”, so DASA-Leiter
Gregor Isenbort. „Denn sicher ist: Sie ist gestaltbar!“
In der DASA warten auf einer Fläche von anderthalb Fußballfeldern zwölf Ausstellungseinheiten mit zahlreichen Expo-
naten, Experimentierstationen und multimedialen Elementen zu Szenarien der Arbeitswelt auf ihre Erkundung: Flugsimulatoren,
eine Carrera-Bahn, die ihre Energie aus Pedalkraft zieht, Videos, ein ganzer Farnwald, eine komplette historische Straßenbahn,
eine Druckerei, echte Bagger zum Ausprobieren. Ein Spielplatz mit Köpfchen.
Mit einer neuen Entdeckerkarte beteiligt sich die DASA am Projekt „Wege zur Nachhaltigkeit“. Die Karte führt die Besu-
cher auf Spurensuche zu DASA-Stationen, an denen Nachhaltigkeit in der Arbeitswelt ein wichtiger Aspekt ist. Dabei geht es um
die Textilproduktion, faire Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit und Umweltverträglichkeit, die jede*r im Alltag umsetzen kann.
So können Besucherinnen und Besucher beispielsweise in der Tunnelbaustelle hautnah erfahren, wie ohrenbetäubend
Lärm ist, oder im Wirbelgang den eigenen Rücken auf den Prüfstand stellen. Ein Ausflug für alle, die eine Ausstellung mit hohem
Freizeitwert entdecken möchten und obendrein die Frage beschäftigt, wie unsere Zukunft angesichts des Wandels der Arbeits-
welt aussehen könnte. Die DASA rückt in den Fokus, welchen Belastungen sich der Mensch bei seiner täglichen Arbeit aussetzt,
und stellt Lösungen für besseres Arbeiten vor. Dabei steht nicht die Technik im Vordergrund, sondern immer der Mensch.
Impressum: Herausgegeben im Auftrag des Projektes Wege zur Nachhaltigkeit | Verantwortlich: Klaus Breyer | Redaktion: Stephan von Kolson Art-Direktion: Holger Schäfers, Kölledesign | Anschrift: Institut für Kirche und Gesellschaft (IKG), Iserlohner Str. 25, 58239 Schwerte www.kircheundgesellschaft.de | Projektleiter: Axel Rolfsmeier, Tel.: 0 23 04 – 75 53 48, axel.rolfsmeier@kircheundgesellschaft.de
Die Führungen auf den Wegen zur Nachhaltigkeit auf dem Kirchentag finden Sie unter: www.wegezurnachhaltigkeit.de/kirchentag-2019/
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