markt publikationsdruck - verlagsgruppe ebner · sollen. vor allem im schilderdruck und im...
Post on 04-Jul-2020
8 Views
Preview:
TRANSCRIPT
1
Markt Publikationsdruck
Stand: April 2017
Herausgeber: Die Publikationsdruckmedien des Ebner Verlags // Deutscher Drucker
Verlagsgesellschaft Deutscher Drucker, Grafische Palette, print.de
2
Druckprodukte begegnen uns überall. Wir benützen Verpackungen, lesen
Magazine oder Gebrauchsanweisungen, stöbern in Katalogen und Prospekten
oder freuen uns an Fotobüchern. In den Wohnungen haben wir bedruckte
Tapeten, Fußböden oder Keramikfliesen. Und selbst die Tastaturen unserer
Computer oder unsere Smartphones sind bedruckt. Kein Wunder, dass der
Druckmarkt ein Big Business ist: der globale Jahresumsatz aller
Druckdienstleister beläuft sich auf 700 Mrd. Euro und übertrifft damit sogar die
Automobilindustrie (500 Mrd. Euro).
Struktur der Printproduktion
Der Druckmarkt umfasst alle Unternehmen und Prozesse innerhalb der Printproduktion. In
erster Linie werden Papier, Karton, Wellpappe und Kunststoffe bedruckt. Immer häufiger
werden aber auch Metalle, Holz und viele andere Materialien durch Druckmaschinen
beschichtet. Klassischerweise wird der Druck in die Bereiche Publikationsdruck (Commercial
Printing), Verpackungsdruck & Etikettenproduktion (Packaging Printing) und Industrieller
Druck (Industrial Printing) unterteilt.
Im Publikationsdruck werden diejenigen Printprodukte hergestellt, deren primäre Funktion in der Verbreitung von Informationen, also Texten und Grafiken, besteht. Zu der Untergruppe der Akzidenzdrucke zählt man Kataloge, Direct Mailings, Flyer, Geschäftsberichte, Geschäftsausstattungen und Displays. Zum Verlagsdruck werden Zeitungen, Zeitschriften und Bücher hinzugerechnet. Unter den Verpackungsdruck subsumiert man Faltschachteln, Wellpappenprodukte, flexible Verpackungen, Folien, Laminate, Etiketten und bedruckte Blechdosen. Dem Industriellen Druck ordnet man den Schilderdruck, das Large Format Printing und das Wide Format Printing sowie das Drucken auf starre Materialien wie PET, PVC, Keramik, Glas, Metalle und Holz zu. Zum Industrial Printing zählen auch der Sicherheits- und Wertpapierdruck, der Textildruck, der Dekordruck und der Körperdruck. Ein relativ neuer Bereich ist das Functional Printing. Hier werden meist dünne Folien mit funktionalen Farben bedruckt. Das Resultat sind superflache flexible Elektronikbauteile. Beispiele sind gedruckte OLEDs, gedruckte Batterien, RFID-Chips und organische Photovoltaik. Ein neues Marktsegment ist der 3D-Druck.
3
Quelle: Deutscher Drucker Verlagsgesellschaft
Der Druckmarkt in Deutschland
Das Druckgewerbe ist klein- und mittelständisch geprägt. Die gut 8.000 Unternehmen
beschäftigen rund 135.000 Mitarbeiter. Knapp 83 Prozent der Betriebe zählen weniger als 20
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. In diesen Druckereien ist allerdings nur rund 24
Prozent des gesamten Personals in der Druckindustrie tätig. Das Gros der Beschäftigten
arbeitet in Unternehmen, die mehr als 20 Mitarbeiter haben.
4
Quelle: BVDM
Der Umsatz der deutschen Druckbranche ist seit 2009 ungefähr auf dem gleichen Niveau
geblieben. Hält man sich vor Augen, dass in diesen Jahren der Siegeszug der Smartphones,
Tablets und E-Books vonstattenging, sieht man schnell, wie stark die Position des Drucks in
der Gesamtkommunikation bleibt. Mehr noch: In jüngster Zeit wird deutlich, dass
Printprodukte in einer zunehmend fragmentierten digitalen Medien- und Kommunikationswelt
durch ihre spezifischen optischen und haptischen Eigenschaften ganz besonders punkten.
Nicht umsonst druckt der Online-Händler Zalando 6,2 Mio. Zeitschriften im Jahr. Die großen
Onlinedruckereien wie Flyeralarm, Saxoprint, WirMachenDruck, Unitedprint oder
Onlineprinters haben als erstes verstanden, dass das Internet ein perfekter Verkaufskanal für
Printprodukte ist. Inzwischen haben auch viele kleinere Unternehmen nachgezogen und
bieten in offenen oder geschlossenen Portalen ihre Spezialitäten an. Man darf davon
5
ausgehen, dass die Druckindustrie auch im Internetzeitalter eine positive Zukunft vor sich
hat.
Quelle: BVDM
Sieht man sich die Produktionsstruktur der Druckindustrie an, so erkennt man, dass der
größte Teil der Printproduktionen (41,4 Prozent) werbebasiert ist. Werbedrucksachen und
Kataloge stehen hier im Vordergrund. Mit Marktanteilen zwischen 7 und 10 Prozent folgen
Zeitungen und Anzeigenblätter sowie Etiketten, Zeitschriften, Geschäftsdrucksachen, Bücher
und kartografische Erzeugnisse.
Der Gesamtumsatz der Druckbranche in Deutschland liegt aktuell bei knapp über 21 Mrd.
Euro pro Jahr. Davon werden schätzungsweise knapp über 5 Mrd. Euro durch Online-
Druckereien, also über das Internet, akquiriert.
6
Quelle: BVDM
Ein deutliches Wachstum erwartet die Druckindustrie in den nächsten Jahren in dem vom
BVDM noch nicht gesondert ausgewiesenen Verpackungsdruck. In den westlichen
Industrieländern profitiert die Verpackungssparte von der gewachsenen
Kommunikationsfunktion von Verpackungen, der zunehmenden Sortenvielfalt und einem
wachsenden Wettbewerb am Point of Sale. Auch der Versandhandel beflügelt die
Verpackungsproduktion. Häufig werden Produkte in besonders edlen Verpackungen
angeboten. Wenn sich Consumer auf Youtube beim „Unboxing“ von ihren hochveredelten
Verpackungen begeistert zeigen, spürt man, wie emotional Printprodukte wirken können.
Das wissen auch die Markenartikler.
7
Die größten Druckereien in Deutschland
Unter dem Dach von Bertelsmann wird die größte Druckereien-Gruppe Deutschlands
betrieben: Die Bertelsmann Printing Group umfasst die früher bei der Dienstleistungstochter
Arvato angesiedelten Unternehmen Mohn Media, GGP Media und Vogel Druck, die bisher
unter Be Printers geführten Tiefdruckaktivitäten von Prinovis in Deutschland und
Großbritannien sowie die Offset- und Digitaldruckereien von Be Printers in den USA.
Insgesamt erzielt der Bertelsmann-Druckbereich ein Umsatzvolumen von 1,7 Mrd. Euro.
Noch etwas mehr Umsatz verbucht der ebenfalls in Deutschland aktive amerikanische
Druckkonzern Cimpress mit 1,8 Mrd. Euro. Anders als Bertelsmann hat sich das
Unternehmen auf den Online-Druck konzentriert. Cimpress produziert durch seine
internationalen Tochterunternehmen wie etwa Tradeprint, Exaprint, Vistaprint, Albelli,
Drukwerkdeal, Pixartprinting und Druck.at derzeit pro Jahr 46 Mio. verschiedene
Printprodukte. 2015 hat Cimpress die deutsche Online-Druckerei "WirMachenDruck" zum
Kaufpreis von 140 Mio. Euro erworben.
Die Technik: Arbeitsschritte in der Printproduktion
Die Erstellung von Printprodukten erfolgt in mehreren Prozessschritten. Grob wird die
Printproduktion in die Druckvorstufe, den Druck und die Druckweiterverarbeitung unterteilt.
• Alles vor dem Druck – die Druckvorstufe:
Um drucken zu können, müssen digitale Daten generiert und aufbereitet werden. Mit
speziellen Programmen werden Texte erstellt, Bilder bearbeitet und Druckprodukte
designt oder ins Layout gesetzt.
• Das Herzstück der Printproduktion – der Druck:
Beim eigentlichen Druck wird – vereinfacht gesagt – Farbe aufs Substrat gebracht.
Die gängigsten Druckverfahren sind der Offsetdruck, der Tiefdruck und der
Flexodruck. Daneben kommen auch der Digitaldruck, der Siebdruck, der Buchdruck
und der Tampondruck zum Einsatz.
• Alles nach dem Druck – die Druckweiterverarbeitung:
Unter der Druckweiterverarbeitung versteht man alle dem Druck nachgelagerten
Arbeitsschritte. Die bedruckten Druckbögen müssen beschnitten und gestapelt
werden. Bei mehrseitigen Printprodukten wie Bücher oder Zeitschriften werden die
Seiten zusammengetragen und gebunden. Häufig werden Papiere auch noch genutet,
gerillt, geprägt, gelocht oder gebohrt.
Die wichtigsten Druckverfahren
• Offsetdruck: Das weltweit verbreitetste Druckverfahren ist der Offsetdruck. Hierbei
handelt es sich um ein indirektes Flachdruckverfahren, bei dem die auf einen Zylinder
aufgespannte Druckplatte und das zu bedruckende Substrat nicht direkt in Berührung
kommen. Die Farbe wird von der Druckplatte auf einen Gummituchzylinder und von
dort auf den Bedruckstoff übertragen. Offsetdruckmaschinen gibt es als
Bogenmaschinen (Sheetfed) und Rollenmaschinen (Heatset oder Coldset), je
nachdem, ob sie Rollen- oder Bogenpapiere bedrucken sollen.
8
• Flexodruck: Der Flexodruck ist ein rotatives Druckverfahren, das dank einer
flexiblen Druckform sehr vielseitig einsetzbar ist. Es ist das einzige Druckverfahren, in
dem Rundlaufungenauigkeiten und Dickenvarianzen des Bedruckstoffes durch die
flexible Druckform ausgeglichen werden können, um einen sauberen Rasterdruck zu
gewährleisten. So lassen sich flexible Materialien bis hin zu dünnen Folien, alle
Papiere und Pappen sowie Materialien mit rauhen Oberflächen und Textilgewebe
bedrucken.
• Digitaldruck: Unter dem Digitaldruckverfahren versteht man vor allem den
Tonerdruck und den Inkjetdruck. Im Gegensatz zu den konventionellen
Massendruckverfahren kann man im Digitaldruck bei jedem Druck das Druckbild
verändern. Das erlaubt individualisierte Printproduktionen bis hin zur Auflage 1.
Fotobücher können nur dank des Digitaldrucks erstellt werden.
• Tiefdruck: Der Tiefdruck ist eines der ältesten Druckverfahren und hat seine
Wurzeln in der Kupferstich-Technik. Weil die Druckformherstellung – Ätzung oder
Gravur eines Formzylinders – sehr aufwändig ist, findet der Tiefdruck meist bei
höheren Auflagen Verwendung. Klassischerweise sind das große
Publikumszeitschriften, Kataloge und Verpackungen.
• Siebdruck: Beim Siebdruck wird die Druckfarbe mit einer Gummirakel durch ein
feinmaschiges Gewebe auf ein Substrat gepresst. Mit Schablonen werden diejenigen
Stellen des Gewebes farbundurchlässig gemacht, die im Druckbild ohne Farbe bleiben
sollen. Vor allem im Schilderdruck und im Textildruck findet der Siebdruck
Anwendung.
• Buchdruck: Der Buchdruck ist das älteste Druckverfahren und wird dem Hochdruck
zugerechnet. Im Druckprozess werden erhabene Schriften und Bilder mit Farbe
versehen und auf ebene Flächen, meist Papier, gedruckt. In Europa wurde der
Buchdruck im 15. Jahrhundert von Johannes Gutenberg erfunden.
• Tampondruck: Der Tampondruck ist ein Spezialdruckverfahren, das zum Bedrucken
von Kunststoffkörpern verwendet wird. Die Druckfarbe wird von der Druckform auf
einen elastischen Tampon aus Silikonkautschuk aufgebracht, der sich beim
stempelartigen Druck auch an unebene, rundliche Oberflächen anpassen kann. In der
Werbeartikelbranche werden Gegenstände wie zum Beispiel Schreibgeräte oder
Feuerzeuge im Tampondruck bedruckt.
Die nachfolgende Statistik zeigt die Marktanteile der wichtigsten Druckverfahren. Der
Offsetdruck ist mit den drei Bereichen Sheetfed, Heatset und Coldset klarer Frontrunner.
9
Quelle: KBA
Die Lieferindustrie
Für Druckdienstleister und Druckweiterverarbeiter gibt es zahlreiche Lieferanten, welche die
zum Drucken notwendigen Technologien und Verbrauchsmaterialien zur Verfügung stellen.
Im Folgenden führen wir eine Auswahl relevanter Hersteller von Maschinen, Substraten,
Farben, Lacken und weiterer Verbrauchsmaterialien auf.
Offsetdruck, Flexodruck & Tiefdruck:
• Beiren (China): www.beiren.com/english/index.asp
• Bobst (Schweiz): https://www.bobst.com/dede/#.WOuad46kIpQ
• Cerutti (Italien): www.cerutti.it/
• Comexi (Spanien): comexi.com/
• Gallus (Schweiz): www.gallus-group.com/
• Goss (USA): www.gossinternational.com/
• Heidelberger Druckmaschinen AG (Deutschland):
https://www.heidelberg.com/global/de/index.jsp
• KBA-Flexotecnica (Italien): www.kba-flexotecnica.com/de/
• KBA Koenig & Bauer AG (Deutschland): https://www.kba.com/
• Komori (Japan): www.wesseler.com/Offset/#komori
• manroland web systems (Deutschland): www.manroland-web.com/de/
• Manroland sheetfed (Deutschland): www.manrolandsheetfed.com/de-DE
• Nilpeter (Dänemark): www.nilpeter.de/
• Ryobi (Japan): www.ryobi-group.co.jp/graphic/english/
• Shanghai Electric (China): shanghaielectric.en.hisupplier.com/
• Uteco Group (Italien): www.uteco.com/eng/
• Windmöller & Hölscher (Deutschland): www.wuh-lengerich.de/de/
10
Digitaldruck:
• Agfa Graphics (Belgien): https://www.agfagraphics.com/global/en.html
• Canon (Japan): www.canon.de/business/
• EFI Electronics for Imaging (USA): http://www.efi.com/de-de/
• Fujifilm (Japan): https://www.fujifilm.eu/de/produkte/grafische-systeme
• HP Hewlett Packard (USA): www8.hp.com/de/de/commercial-printers/graphic-
arts.html
• Heidelberger Druckmaschinen AG (Deutschland):
https://www.heidelberg.com/global/de/index.jsp
• KBA Koenig & Bauer AG (Deutschland): https://www.kba.com/
• Konica Minolta (Japan): https://www.konicaminolta.com/inkjet/index.html
• Ricoh (Japan): www.ricoh.de
• Xeikon (Belgien): https://www.xeikon.com/en
• Xerox (USA): https://www.xerox.de/digitaldruck/dede.html
Druckweiterverarbeitung:
• Baumann (Deutschland): www.baumann-mbs.de
• Ferag (Schweiz): www.ferag.de
• FKS Grafische Maschinen (Deutschland): https://www.fks-hamburg.de/
• Gämmerler (Deutschland): www.gämmerler.com
• GUK-Falzmaschinen (Deutschland): www.guk-falzmaschinen.com
• Hunkeler (Schweiz): www.hunkeler.ch
• Kolbus (Deutschland): www.kolbus.com
• MBO (Deutschland): www.mbo-folder.de
• Müller Martini (Schweiz): www.mullermartini.com
• Polar Mohr (Deutschland): www.polar-mohr.com
• Wohlenberg Buchbindesysteme (Deutschland): www.wohlenberg.com
Druckfarben & Lacke:
• Epple Druckfarben (Deutschland): www.epple-druckfarben.de/
• Hubergroup (Deutschland): www.hubergroup.de
• Jänecke & Schneemann (Deutschland): www.js-druckfarben.de/de/
• Siegwerk Druckfarben (Deutschland): https://www.siegwerk.com/de/startseite.html
• Sun Chemical (USA/Deutschland): www.sunchemical.com/germany/
Druckplatten & Peripherie:
• Asahi Photoproducts (Japan): http://asahi-photoproducts.com/
• Domino (Großbritannien): www.domino-printing.com/Global/en/Home.aspx
• Dupont (Deutschland): www.dupont.de/
• Flint Group (Deutschland): www.flintgrp.com/
• Leonhard Kurz (Deutschland): www.kurz.de/de/
• X-Rite (Deutschland): www.xrite.com/de/
11
Grafische Fachhändler:
• Baumann Grafisches Centrum (Deutschland): www.baumann-
gruppe.de/de/%C3%9Cbersicht/
• Printdata (Deutschland): printdata.org/
• Sprintis (Deutschland): www.sprintis.de/
Papierhersteller und Papiergroßhändler:
• Antalis (Frankreich): www.antalis.de/business/home.htm
• Berberich Papier (Deutschland): www.berberich-papier.de/
• Burgo (Italien): www.burgo.com/
• Felix Schoeller (Deutschland): https://www.felix-schoeller.com/de_de/home.html
• Gmund Papier (Deutschland): de.gmund.com
• Igepagroup (Deutschland): https://www.igepa.de/cms/igepa-group/
• Papier Union (Deutschland): www.papierunion.de/
• Papierfabrik Scheufelen (Deutschland): www.scheufelen.com/
• Papyrus (Deutschland): https://www.papyrus.com/deDE/welcome.htm
• Sappi (Südafrika): https://www.sappi.com/sales-office-germany
• Steinbeis (Deutschland): https://www.steinbeis-papier.de/
• Römerturm (Deutschland): https://www.roemerturm.de/
• UPM-Kymmene (Finnland): www.upm.de/Pages/default.aspx
Aktuelle Technologietrends
Die Druckindustrie ist seit Jahrzehnten von enormen technologischen Entwicklungen geprägt.
Derzeit sind in der Branche drei Technologietrends virulent: die Veredelung von
Druckprodukten, die wachsenden Möglichkeiten im Digitaldruck und – über allem schwebend
– die Druckindustrie 4.0, das heißt die Automatisierung und Vernetzung aller Prozessschritte.
Trend 1: Veredelung von Printprodukten
Angesichts der zunehmenden Flut an Informationen wird es für Markenartikler oder
Dienstleister immer schwieriger, ihre Zielgruppen wirkungsvoll zu erreichen. Da bietet der
Druck interessante Möglichkeiten: Im Gegensatz zu digitalen Kanälen können Printprodukte
optisch und haptisch einzigartig gestaltet werden. Allein schon durch die physische Präsenz
und die Formatvariabilität heben sich Druckprodukte von einem kleinen Smartphone-
Bildschirm deutlich ab. Kommen dann noch Veredelungen oder raffinierte Ausstattungen
hinzu, ist die Nachhaltigkeit der Botschaft enorm.
Unter Druckveredelungen versteht man die auffälligen Ausstattungen von Printprodukten,
zum Beispiel durch partielle Lackierungen, Prägungen oder die Verwendung bestimmter
Sonderfarben, welche etwa die Brillanz von Autolack oder die Oberfläche von Holz imitieren.
Ein kleines Beispiel für die besondere Wirkung von Print: Anstatt eine Eventeinladung per
Mail oder durch einen einfachen Brief zu verschicken, werden derzeit immer häufiger Kartons
mit Metalliceffekten oder Prägungen eingesetzt. Solch ein auffälliges Kommunikationsmittel
verleiht jedem Event eine wesentlich höhere Relevanz. Mit anderen Worten: Je gewöhnlicher
12
und unübersichtlicher die digitale Medienwelt wird, umso nachhaltiger wirken optisch und
haptisch auffallende Printprodukte.
Druckdienstleister investieren deshalb derzeit stark in Technologien, die die verschiedensten
Veredelungen inline in der Druckmaschine ermöglichen. Da dickere Farbaufträge oder
Lackierungen gehärtet werden müssen, werden die meisten Druckmaschinen mittlerweile mit
Trocknungseinheiten ausgeliefert. LED-UV-Trockner erobern derzeit den Markt, da sie durch
ihre vergleichsweise hohe Energieeffizienz die Produktionskosten begrenzen.
Trend 2: Inkjetdruck
Gegenüber den gängigen Druckverfahren Offsetdruck, Flexodruck und Tiefdruck hat der
Digitaldruck den Vorteil, dass er ohne Druckvorlagen wie Platten, Zylinder oder Sleeves
auskommt. Außerdem ist im Digitaldruck ein variabler Datendruck möglich. Das heißt: jede
einzelne Seite kann mit veränderten, individualisierte Daten bedruckt werden.
Technologiemarktführer im Digitaldruck war bis kurz nach 2000 der amerikanische Hersteller
Xerox mit seinem elektrofotografischen Tonerdruck. In den Folgejahren hat Hewlett-Packard
(HP) nach dem Kauf der von Benny Landa entwickelten Indigo-Technologie diese Position
erobert. In jüngster Zeit drängt jedoch der Inkjetdruck verstärkt nach vorn. Firmen wie
Canon, Ricoh, Konica-Minolta, Xeikon, Fujifilm, Kodak und mittlerweile mit ersten Maschinen
auch Xerox und HP setzen immer mehr auf den Inkjet. Welche Fortschritte der
Flüssigtonerdruck in puncto Qualität und Geschwindigkeit in wenigen Jahren machte, ist
enorm.
Eine Herausforderung im Digitaldruck ist auch die Ansteuerung und die Verarbeitung der
individualisierten Daten. Je schneller die Maschinen, desto performanter müssen Hard- und
Software sein. Ein wichtiger Spezial-Softwareanbieter ist hier das amerikanische
Unternehmen Electronics for Imaging (EFI) mit seinen Fiery-Server-Lösungen.
Inkjetdrucksysteme werden nicht nur besser und schneller, sondern drucken mittlerweile in
größeren, aus dem Offset bekannten Formaten. Nachdem zur Drupa 2012 im Digitaldruck
noch das B2-Format bestimmend war, boten in 2016 nahezu alle Hersteller B1-Format-
Maschinen an.
Klar ist, dass der neue High-Speed-Inkjet weitere Marktpotenziale erschließen wird.
Aufmerksamkeitsstarke Kampagnen wie etwa durch individualisierte Etiketten von Coca Cola
und Nutella oder individualisierte Schokoladenverpackungen von Ritter Sport werden von
den Markenartiklern gerne eingesetzt, um ihre Marken emotional aufzuladen. Ob der
Inkjetdruck dem Offsetdruck in nennenswertem Umfang Marktanteile abnehmen wird, ist
noch nicht klar. Das Feld der Kleinauflagen ist nämlich deutlich begrenzt: durch starke
Automatisierungen produzieren Bogenoffsetmaschinen heute bereits bis in Auflagenregionen
von 100 bis 200 wirtschaftlich. Vor einigen Jahren lag die Wirtschaftlichkeitsgrenze im Offset
noch bei ein paar Tausend Exemplaren.
Trend 3: Automatisierung und Vernetzung – Druckindustrie 4.0
Die Druckindustrie 4.0, also die Automatisierung und Vernetzung der Printproduktion, hat
viele Komponenten: Die Datenübernahme vom Kunden, sei es offen übers Internet oder in
geschlossenen, mit B2B-Kunden gestrickten Workflows, steht am Anfang der
Wertschöpfungskette. Die Vernetzung der Produktionssysteme von der Vorstufe bis zur
13
Logistik ist ein weiterer Baustein der Industrie 4.0. Zum Einsatz kommen hier vermehrt
„intelligente“ Produktionssysteme, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette über die
Cloud verbunden sind.
Druckdienstleister vernetzen sich auch untereinander mehr als früher. Kooperationen via
Internet bieten neue Vermarktungsmöglichkeiten. Dies hat den Vorteil, dass nicht jeder
Druckdienstleister alles selbst produzieren muss, sondern sich mit seinen Stärken in einen
Produktions- oder Vermarktungsverbund einbringen kann. Das spart Kosten und verbessert
das Angebot gegenüber den Printbuyern. Viele Druckereien arbeiten deshalb stark daran,
ihre Prozesse zu automatisieren und zu standardisieren.
Neben dem Druckprozess ist es vor allem die Druckweiterverarbeitung, in der noch viel
Automatisierungspotenzial steckt. Traditionell sieht man hier in den Betrieben noch mehr
Handarbeit. Die Drupa 2016 hat aber gezeigt, dass in der Weiterverarbeitung ebenfalls
verstärkt hochflexible Systeme auf den Markt kommen, die sogar Hardcover-Produkte in
großer Geschwindigkeit format- und stärkenvariabel herstellen können. Herzog+Heymann
zeigte zum Beispiel eine automatische Packaging-Linie zur Herstellung von Faltschachteln mit
eingespendetem Insert in einem Arbeitsgang. Ein neues Antriebs-, Transport- und
Schneidkonzept steckt in dem neuen Dreischneider Infini-Trim von Müller Martini. Der Vorteil
gegenüber klassischen Dreischneidern besteht hier darin, dass Formatänderungen, die sonst
drei Minuten für den Werkzeugtausch erfordern, gänzlich entfallen. Polar bot auf der Drupa
zwei verschiedene Digicut-Modelle zum berührungslosen Schneiden von Papier und Karton
an. Individualisierte Konturenstanzungen können mit diesen Systemen realisiert werden.
Berufsbilder in Druckunternehmen
So differenziert die Tätigkeiten innerhalb der Druckindustrie sind, so vielfältig sind die dort
vertretenen Berufsbilder. Neben dualen Ausbildungen werden an mehreren Hochschulen wie
etwa an der Bergischen Universität Wuppertal, der FH München, der HTWK Leipzig, der
Beuth Hochschule für Technik und der Hochschule für Medien Stuttgart druckspezifische
Studiengänge angeboten. In Druckereien trifft man vor allem folgende Berufe an:
• Mediengestalter Digital und Print
• Medientechnologe Druck
• Medientechnologe Siebdruck
• Medientechnologe Druckverarbeitung
• Buchbinder (Handwerk)
• Industriemeister/in Printmedien
• Medienfachwirt/in Print
• Medienfachwirt/in Digital
• Bachelor/Master Druck- und Medientechnik
• Bachelor/Master Medieninformatik
• Druck- und Medientechniker
• Mechatroniker/in bzw. Elektroniker/in für Betriebstechnik
• Industriemechaniker/in
• Industriekaufmann/Industriekauffrau
• Fachkraft für Lagerlogistik
14
Stellenmärkte
Wer in der Druckindustrie neue Mitarbeiter benötigt oder einen neuen Job sucht, für den gibt
es zwei Spezial-Stellenmärkte:
• Fachmagazin Deutscher Drucker und Print.de (deutsch): www.print.de/stellenmarkt/
• Printcareer.net (englisch, deutsch): printcareer.net/
Branchenwettbewerbe
Eine Branche wie die Druckindustrie produziert viele Printprodukte, die sich sehen lassen
können. Deshalb gibt es natürlich auch Wettbewerbe, die die besten Produkte prämieren und
in Szene setzen.
Druck&Medien Awards
Die Druck&Medien Awards sind der renommierteste Wettbewerb für Druckdienstleister. Seit
2005 ermittelt eine Expertenjury jedes Jahr in über 25 Kategorien die Nominierten und die
Gewinner. Ausgezeichnet werden Produkte wie Zeitschriften, Bücher, Kataloge, Flyer und
Direct Mails, aber auch das familienfreundlichste Unternehmen oder die ökologischste
Druckerei.
druckawards.de/
Pro Carton ECMA Award
Die Pro Carton ECMA Awards haben sich zu einem vielbeachteten Preis für
Kartonverpackungen entwickelt. Alle Partner der Supply Chain – Karton- und
Faltschachtelindustrie sowie Designer, Markenartikler und Handel – können an dem
Wettbewerb teilnehmen.
http://www.procarton.com/awards/?lang=de
Schönste Bücher
Seit 1963 findet in Leipzig der weltweit einzigartige, internationale
Buchgestaltungswettbewerb „Schönste Bücher“ statt. Bewertet werden bei diesem Award vor
allem das Design und die Typografie von Büchern. Veranstalterin ist die Stiftung Buchkunst.
http://www.stiftung-buchkunst.de/
15
Fachzeitschriften & Fachportale
In der deutschen Druckindustrie informieren mehrere Fachzeitschriften und Fachportale die
Printprofis. Neben einschlägigen Nischenpublikationen gibt es ein halbes Dutzend
Generalisten für die gesamte Druckindustrie:
• Deutscher Drucker (23 Ausgaben p.a.) + print.de:
http://www.print.de/
• Druck&Medien Magazin (6 Ausgaben p.a.) + druck-medien.net:
http://druck-medien.net
• Druckspiegel (6 Ausgaben p.a.) + druckspiegel.de:
http://www.druckspiegel.de/
• EtikettenLabels (6 Ausgaben p.a.) + etiketten-labels.com:
http://etiketten-labels.com/
• Flexo+Tief-Druck (6 Ausgaben) + flexotiefdruck.de:
www.flexotiefdruck.de
• Grafische Palette mit 6 Regionalteilen (4 Ausgaben p.a.):
http://www.print.de/Media/Files/Grafische-Palette-Mediadaten-2017
• Print & Produktion (6 Ausgaben p.a.) + print-und-produktion.de:
http://www.print-und-produktion.de/
• World of Print (11 Ausgaben p.a.) + worldofprint.de: http://www.worldofprint.de/
Verbände und Institute
Bundesverband Druck und Medien
Der BVDM in Berlin ist der Arbeitgeberverband in der Druckindustrie und bündelt als
Dachorganisation der verschiedenen Landesverbände Druck und Medien die Interessen der
Printbranche auf Bundesebene. Als zentralen Event veranstaltet der BVDM einen jährlichen
Deutschen Druck- und Medientag.
www.bvdm-online.de
DFTA Flexodruck Fachverband
Der DFTA Flexodruck Fachverband mit Sitz in Stuttgart vertritt rund 300 vorrangig
mittelständische Mitgliedsunternehmen der Flexodruckindustrie. Der Verein versteht sich als
Dienstleister für die deutschsprachigen Unternehmen der Flexodruckindustrie, die Zulieferer,
die Druckvorstufe und die Verarbeiter.
http://www.dfta.de/
ERA European Rotogravure Association
In der ERA sind die größten europäischen Tiefdruckereien organisiert. Der Verband
veranstaltet Kongresse, bei denen meist Technik- und Marktthemen auf dem Programm
stehen. Die ERA betreibt auch technische Forschungen und ist als Lobbyverband auf
politischer Ebene aktiv.
www.era.eu.org/
16
European Web Association
Die EWA ist eine von dem Unternehmensberater Michael Dömer organisierte Vereinigung
von rund 65 Unternehmen aus dem Rollenoffset und dem Tiefdruck. Das
Produktionsvolumen der Mitglieder liegt bei 4 Mrd. Euro pro Jahr. Hauptaktivitäten der ERA
sind der fachliche Austausch und Schulungen.
www.ewa-print.de
Fachverband für die Druckindustrie und Informationsverarbeitung (FDI)
Der FDI ist ein bundesweit berufsorientierter Zusammenschluss von Mitarbeitern der Druck-
und Medienindustrie. Dabei ist der FDI der Branchenverband mit den meisten
Einzelmitgliedern (knapp 3.000 Personen). Im Vordergrund der Vereinsarbeit steht der
kollegiale Austausch in mehreren Regionalbezirken.
www.fdi-ev.de
Fogra Forschungsgemeinschaft Druck
Die Fogra Forschungsgesellschaft Druck verfolgt den Zweck, die Drucktechnik in den
Bereichen Forschung und Entwicklung zu fördern und die Ergebnisse für die Druckindustrie
nutzbar zu machen. Zu diesem Zweck unterhält der Verein in München ein eigenes Institut
mit rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, darunter Ingenieure, Chemiker und Physiker.
https://www.fogra.org
FTA Europe
www.fta-europe.eu/
Die FTA Europe ist ein europäischer Ableger der amerikanischen FTA. Der Verband vertritt
die Interessen der Flexodruckindustrie und veranstaltet eigene Kongresse und Awards.
http://www.fta-europe.eu/
SID – Sächsisches Institut für die Druckindustrie
Ob Auftragsforschung für den Mittelstand, Industrieforschung für Bund und Länder oder die
Entwicklung von Messgeräten, das Aufgabenfeld des SID ist weit gefächert. Die Prüflabore
für Druckqualität, Druckweiterverarbeitung und Maschinenakustik bieten den
Branchenunternehmen vor allem technische Unterstützung.
www.sidleipzig.de
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA)
Der VDMA vertritt über 3.200 meist mittelständische Unternehmen der
Investitionsgüterindustrie und ist damit der größte Industrieverband in Europa. In der Sparte
Druck- und Papiertechnik sind Deutschlands Maschinenbauer aus den Bereichen Druck,
Druckweiterverarbeitung und Papierproduktion organisiert.
http://dup.vdma.org/
WAN-IFRA
Die internationale Organisation für Zeitungs- und Medienexperten steht für ca. 18.000
Publikationen, 15.000 Websites und über 3.000 Unternehmen ihrer Mitglieder. Zentrale
Verbandsveranstaltung ist die jährliche WAN-IFRA-Expo.
www.wan-ifra.org
17
Messen
In der Druckindustrie gibt es zahlreiche Messen. Da aber viele Hersteller in den vergangenen
Jahren selbst große Democenter aufgebaut haben, verlieren die großen Fachausstellungen
an Bedeutung. Zudem geht der Trend zu „customized“ Maschinen, die in den von den
Kunden gewünschten Konfigurationen kaum auf einer Messe gezeigt werden können. Die
weltweit zentrale Branchenmesse ist aber nach wie vor die alle vier Jahre stattfindende
Drupa in Düsseldorf. 2016 verzeichnete die Leitmesse 1.837 Aussteller und über 260.000
Besucher. Im Folgenden nennen wir Ihnen die relevantesten Messen:
• All in Print (Shanghai), zweijährlich: http://www.allinprint.com/en/
• Drupa (Düsseldorf), vierjährlich: www.drupa.com
• Fespa (wechselnde Orte), jährlich: https://www.fespa2017.com/
• China Print (Bejing), zweijährlich:
http://en.chinaprint.com.cn/huagang/printing/index.htm
• Co-Reach (Nürnberg), jährlich: https://www.co-reach.de/
• Druck+Form (Sinsheim), jährlich: www.druckform-messe.de
• Expoprint (São Paulo), zweijährlich: http://www.expoprint.com.br/en
• Fachpack (Nürnberg), zweijährlich: www.fachpack.de
• Graph Expo Print (Chicago), zweijährlich: http://www.graphexpo.com/
• Hunkeler Innovationsdays (Luzern), zweijährlich: www.hunkeler.ch
• Inprint (wechselnde Orte), jährlich:
http://www.inprintshow.com/germany/2017/deutsch
• IFRA World Publishing Expo (wechselnde Orte), jährlich: www.wan-ifra.org
• Labelexpo Europe (Brüssel), zweijährlich: http://www.labelexpo-europe.com/
• Paperworld (Frankfurt), jährlich: www.paperworld.de
• Viscom (Düsseldorf und Frankfurt im Wechsel), jährlich:
https://www.viscom-messe.com/
Kontakt: Bernhard Niemela Geschäftsführer Deutscher Drucker Verlagsgesellschaft b.niemela@print.de
top related