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Post on 05-Sep-2019
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Schizophrenie
M. KarrPsychiatrische Klinik der Universität Heidelberg
Vorurteile
Negatives Bild in der Öffentlichkeit
Diagnose als Brandmal
• „Viele meiner Leidensgefährten waren von ihrer Krankheit abgestoßen und schienen sich zu schämen“
• „Sie hindern den Menschen daran sich rechtzeitig behandeln zu lassen oder sich energisch um kompetente Behandlung zu bemühen“
S. Sontag (1988, in: Aids und seine Metaphern)
Stigma, Brandmal?
Symptome (1. Krankheit)
Stigma (2. Krankheit)
A. Finzen
„dass die Diagnose zur zweiten Krankheit wird, die um alles in der Welt verheimlicht werden muss“
Gesund und schizophren?
Kennzeichen:• „das Gesunde dem Schizophrenen erhalten bleibt“ (M.
Bleuler, 1975)• Gute Behandlungsmöglichkeiten und Prognose
Übersicht
• Was kennzeichnet eine Schizophrenie?• Wie häufig kommt sie vor?• Was weiß man über ihre Ursachen?• Welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen?• Fazit und Zusammenfassung
Was kennzeichnet eine Schizophrenie ? 1
Komplexe den ganzen Menschen umfassende Störung:
• des Erlebens und Fühlens• des Denkens• des Wollens• des Verhaltens• der Kommunikation
Was kennzeichnet eine Schizophrenie ? 2
• Beeinträchtigungen im Alltag• Abnahme der Leistungsfähigkeit• Erwartungen der Umwelt können nicht erfüllt
werden
Unspezifischer Beginn
Erkrankungsbeginn 1
• Die Kranken spüren, das sich etwas verändert hat, das etwas nicht stimmt. Aber sie wissen nicht was. Sie können es auf jeden Fall nicht als psychische Erkrankung begreifen.
• Die Angehörigen merken ebenfalls, dass sich etwas verändert. Auch sie können jedoch nicht erklären, was.
Erkrankungsbeginn 2
• Normalpsychologische Bewältigungsversuche• Letztendliches Scheitern• Psychischer Zusammenbruch• Klinikeinweisung• Psychiatrische Diagnose
Die beginnende SchizophrenieDie häufigsten 10 ersten Zeichen einer schizophrenen
Erkrankung (nach Patientenangaben):1. Unruhe2. Depresssion3. Angst4. Denk- und Konzentrationsstörungen5. Sorgen6. Mangelndes Selbstvertrauen7. Energieverlust, Verlangsamung8. Verschlechterung des Arbeitsverhaltens9. Soziale Rückzug, Mißtrauen10. Sozialer Rückzug, Kommunikation
Häfner
PLUS- und NEGATIVSYMPTOME (Andreasen 1982)
Überschüsse von Verhalten und Erleben
• Halluzinationen• Wahn• psychomotorische
Erregung• Desorganisiertes Denken
und Verhalten
Defizite von Verhalten und Erleben
• Interessensverlust• sozialer Rückzug• Apathie• Verflachter Affekt• Antriebsarmut• Teilnahmslosigkeit• gedankliche Verarmung
Verlauf psychischer Erkrankungen
Erstes unspezifischesKrankheitszeichen
erstes Symptom
Maximum anSymptomen
Erste stationäre Behandlung
eindeutigeSymptome
unspezifischeSymptome
5 Jahre 1,1 Jahre 2,5 Monate
ABC-Studie, Häfner
Wo und wie häufig?
• Über alle Kulturen• Risiko für Frauen und Männern gleich• Männer früher als Frauen (ca. 4 Jahre)
Einer von hundert Menschen erkrankt im Verlauf seines Lebens
Wie kommt es zur Erkrankung?
„kein Faktor für sich allein genommen stellt eine notwendige oder hinreichende Bedingung für eine Erkrankung dar“
(Zubin, 1977)
Vulnerabilitätsmodell(Verletzlichkeit)
Schizophrene Psychosen in Familien
0 10 20 30 40 50%
Nachkommen zweierbetroffener Eltern
EE-Zwillinge
Eltern
ZE-Zwillinge
Geschwister
Kinder
Halbgeschwister
Enkel
Neffen/Nichten
Onkel/Tanten
Vettern
Ehegatten
Allgemeinbevölkerung
Geschw + ein Elter
46%
6%
17%
17%
9%
13%
6%
5%
4%
2%
2%
2%
1%
Verw
andt
e 1.
Gra
des
Verw
andt
e 2.
Gra
des
48%
Bedeutsame Faktoren für ein erhöhtes Erkrankungsrisiko:
• Genetische Belastung• Geburts- und Schwangerschaftskomplikationen• Hirnschädigungen (Traumata, Tumore, Infektionen etc.)• Belastenden Lebensereignisse (bedeutsam bei Rückfällen)• Familienklima (bedeutsam bei Rückfällen)• Drogen (Amphetamine, Designerdrogen, Halluzinogene,
Cannabis)• Östrogen
Vulnerabilität-Stress-Modell 1
Verletzlichkeit Erkrankung
Stressoren
Ressourcen
viele „Ursachen“
multimodale Therapie
Grundlagen einer Therapie 1
Balanceakt • zwischen Beruhigung und Stimulierung• zwischen Schonen und Fordern
Grundlagen einer Therapie 2
3 Säulen• Medikamentöse Behandlung• Psychotherapie• Sozio- und Milieutherapie
Grundlagen einer Therapie 3:
• Einbeziehung der Angehörigen• Behandlungsbeginn: je früher desto besser
Prognose
• 1/3 gute Remission– psychopathologisch und sozial geringe
Restsymptome• 1/3 mäßiggradige Residualbildung• 1/3 schwere Endzustände
– weitgehend auf Versorgung angewiesen
Es hat sich viel getan! (Entwicklungslinien)
• Asyle – wohnortferne psychiatrische Anstalten – gemeindenahe Psychiatrie mit Krisenzentren und komplementären Einrichtungen
• Caritas – Wohlstandsgesellschaft (Psychiatrie Enquete) – Budgetierung (GMG)
• patriarchal – Dialog – Trialog• Stigmatisierung – Entstigmatisierung - Akzeptanz• Biologische versus psychotherapeutische versus soziotherapeutische
Verfahren – multimodalen Therapieverfahren
Fazit 2: Die Schizophrenie
• Ist eine ernste, aber gut behandelbare Erkrankung.• Sie trifft v.a. junge Menschen im Prozess des
Erwachsenwerdens.• Sie hat viele verschiedene Ursachen. • Sie kann sehr unterschiedlich verlaufen.• Die Behandlung sollte multimodal erfolgen.• Das soziale Umfeld (Angehörigen) sollte mit
einbezogen werden.
Info-Materialien (Sachliteratur, Belletristik, Filme, Internet) 1
• „Das Rätsel Schizophrenie“. Eine Krankheit wird entschlüsselt. (Häfner 2001, C.H. Beck Verlag)
• „Psychose und Stigma“. Stigmabewältigung – zum Umgang mit Vorurteilen und Schuldzuweisung. (Finzen 2000, Psychiatrie Verlag)
• „Schizophrenie“. Die Krankheit verstehen. (Finzen 2000, Psychiatrie Verlag)
• „Medikamentenbehandlung bei psychischen Störungen.“ Leitlinien für den psychiatrischen Alltag. (Finzen 2001, Psychiatrie Verlag)
• „Psychose und Stigma“. Stigmabewältigung – zum Umgang mit Vorurteilen und Schuldzuweisung. (Finzen 2000, Psychiatrie Verlag)
• „Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis“. Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige. (Bäuml 1995, Springer Verlag)
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