gelebte multilokalität im globalen süden - beobachtungen in … · 2015-07-02 · multilokalität...
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Multilokalität im globalen Süden 18.09.2014 1
Gelebte Multilokalität im globalen Süden - Beobachtungen in Bangladesch und Tansania
Prof. Dr.-Ing. Sabine Baumgart
Fakultät Raumplanung
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Nutzung öffentlichen Raums
Vertikale Verdichtung Horizontale Verdichtung
Folgen der Land-Stadt-Migration für die Stadtmorphologie
Fotos: K. Hackenbroch
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Unzureichende Innenräume ► Öffentlicher Raum für private und gewerbliche Nutzungen – robuste Strategien der Existenzsicherung erfordern unterschiedliche Einkommensquellen und
© Kirsten Hackenbroch
Individueller Platzmangel ► Kompensation im öffentlichen Raum ► Eingeschränkte Zugänglichkeit im Quartier
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„Auf Abruf“ – Sicherung
der Existenzgrundlage ► Gemeinschaftsschlafräume
von Rikscha-Fahrern
Foto links: K. Hackenbroch, Fotos: S. Baumgart
Kein gesichertes Eigentum an Grund und Boden ► Drohende Slum Räumungen, provisorische Wohngebäude (Substandard) = ungesichertes Wohnen
Flexibilität und
Robustheit
Obdachlosigkeit
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Arbeitsplätze für Frauen: Textilarbeiterin oder housemaid - Tageweise Übernachtung /Unterschlupf, nach Anforderung -
Arbeitsplätze für Männer: Rikscha-Fahrer oder watchman - Tageweise Übernachtung, nach Anforderung -
Fotos: S. Baumgart
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Temporäre Unterkunft am Arbeitsplatz, z.B. Baustelle (I)
Basha = temporäres Wohnen Bari = das eigene feste Haus, Geburtsort, Ruhestätte (E. Bertuzzo)
Fotos: S. Baumgart
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Temporäre Unterkunft am Arbeitsplatz, z.B. Textilfärberei oder Ladengeschäft (II)
Fotos: S. Baumgart
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Saisonales Wohnen – außerhalb des Monsoons - auf dem Brickfield
Fotos: S. Baumgart
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3. Nahaufnahme einer informellen Siedlung als Ankunftsort: Korail / Dhaka
Existenzsicherung von einkommenschwachen Haushalten in informellen Siedlungen - hohe Dichten, effiziente Raumnutzung, Ausdehnung ins Wasser/Bodenspekulation des Strom- / Wasserversorgungsunternehmen, günstige Lage, Durchlässigkeit - Nutzung / Inanspruchnahme des öffentlichen Raums auf der Grundlage komplexer
Aushandlungsprozesse als Teil der Existenzsicherung - Lokale institutionelle, soziale Regelung zur Sicherung minimaler Standards der
städtischen Funktionalität aufgrund fehlender öffentlicher (Stadt-)Planung - Wohnungs- und Infrastrukturverbesserung ohne Verdrängung?
Fotos: S. Baumgart
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„Hybride“ Selbstorganisation der Ver- und Entsorgung:
Informelle - formelle Elemente, z.B. in Korail,
- Ein Kontinuum - Fotos: S. Baumgart
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Nahversorgung (in kleinen erschwinglichen Mengen) und Selbstregulation: Trotz hoher Dichte freie Flächen für Landwirtschaft, ein freier Platz für Feste und Spiel
Fotos: S. Baumgart
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Informelle Wasserversorgung und Gesundheit
Eine zerbrochene Toilette Unsauberes Wasser f. häusliche Nutzung
Nutzung eines Wasserbeckens, nur für Männer!
Das morgendliche Warten auf die Wasserjungs (E. Bertuzzo) - > Wasserknappheit - Anschluss mit
Gartenschlauch, - Kanisterfüllung, - Anschluss auf
dem Grundstück
Fotos: S. Baumgart
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Selbstorganisierte Informalität: Infrastruktur + Nahversorgung
Fotos: S. Baumgart
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4. Tage- / wochenweiser Wohnortwechsel: - Getakteter Warennachschub vom Dorf in die
Stadt - selbst-organisiert, Familien-basiert - Besuche, enge familiäre Bindungen
Fotos: S. Baumgart
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5. Dauerhaftes multilokales (?) Wohnen im Ausland – Investitionen mit Rücküberweisungen: - Lokaler Immobilienmarkt mit
steigenden Preisen - Kommerzialisierung,
Professionalisierung des Immobilienmarkts
- Soziale Segregation, urbane Fragmentierung, keine Einbindung in lokalen Kontext
Fotos: S. Baumgart
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6. Kursorischer Szenenwechsel: Dar es Salaam / Tansania – Skizze einer Wohnbiographie
Grundstück/ Haus
Grundstück / Haus in der Stadt, nahe Arbeitsplatz
Großes Grundstück / Haus sub-urban, informell
Prof. Stadtplanung
Grundstück / Haus sub-urban, informell Einkommensgenerierung
Herkunfts-ort
Familien-gründung
Familiäre Etablierung im Provisorium
Empty Nest, Alterssiche-rung
Rückkehr in den Heimatort
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Zusammenfassende Überlegungen
Multilokalität hat viele Facetten. Arme städtische Haushalte sind bestehenden Machtstrukturen und Abhängigkeitsverhältnissen besonders ausgesetzt. Das macht sie vulnerabel, aber auch vielfach flexibel und robust.
Der Herkunftsort scheint als räumlicher, sozialer und familiärer Bezugspunkt auch im Ankunftsort lebenslang seine Bedeutung zu behalten.
Landeigentum / Haus am Herkunftsort dient sozialen, aber auch repräsentativen Zwecken, zu dem man (am Ende) zurückkommt.
Der Zugang zu den Ressourcen der Stadt spielt für die Existenzgrundlagen der Land-Stadt-Migranten-Haushalte eine zentrale Rolle.
Eine Wahrnehmung und Kartierung der informellen Siedlungen, ihren Standorten und ihrer infrastrukturellen Ausstattung bietet eine Grundlage der „‚multiple readings‘ of the ‚many cities in one city‘ with a multitude of institutional sites“ (P. Healey 2002)
Es müsste eine Aufgabe der räumlichen Planung sein, Sorge für die Bereitstellung der Ressourcen (Zugang zu öffentlichem Raum, zu Ver- und Entsorgungsinfrastruktur) zu tragen und damit auf die Informalität als eine Form der Urbanisierung zu reagieren – „the right to the city“ oder „creating the ‚city‘ as a collective resource“ (P. Healey 2002)
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Danke für die Aufmerksamkeit
sabine.baumgart@tu-dortmund.de
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