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RESPEKTive
Bilanz und Zukunftsperspektive der Integration
durch Bildung, Arbeit und Beruf in der Region
Elektrotechnik • Informationstechnik
Metalltechnik • Fahrzeugtechnik
27. BAG-Fachtagung
13. bis 14.03.2017
Fachkräftesicherung in Zeiten
von demographischem Wandel
und Migration
Eine Fachtagung
Im Rahmen der 19. Hochschultage Berufliche Bildung in Köln
- Abstracts -
BAG Elektrotechnik, Informationstechnik, Metalltechnik und Fahrzeugtechnik e. V.
c/o Institut Technik und Bildung Universität Bremen
Am Fallturm 1 28359 Bremen
Inhalt Seite
Vorwort ............................................................................................................................................................. 2
Plenum .............................................................................................................................................................. 3
Berufspädagogik als Anker für Integration ................................................................................................... 3
Handwerksbetriebe – Orte der Innovation und Integration? ........................................................................ 3
Auswirkungen der Zuwanderung Geflüchteter seit 2015 auf den Arbeitsmarkt im Lichte der zukünftigen
Fachkräftesicherung ..................................................................................................................................... 4
Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Elektro- und Metallberufe in den neuen
Bundesländern ............................................................................................................................................. 5
Arbeitskreis 1: Perspektive Integration – ein Weg zur Fachkräftesicherung? .......................................... 7
Migration, Integration und Berufsbildung in Zeiten von Flüchtlingskrisen .................................................... 7
Brücken in die Berufsbildung? − Integrationserfahrung an einer metalltechnischen Berufsschule ............. 7
Fachkräftesicherung im Kontext der demografischen Entwicklung als Herausforderung an das
Schulleitungshandeln − Eine empirische Studie an Berufsschulen für die duale Ausbildung der
Fachrichtungen Metall-, Fahrzeug- und Versorgungs-technik am Standort Tirol ........................................ 8
Integration von Flüchtlingen, Asylbewerbern und Geduldeten in eine elektro- bzw. metalltechnische
Ausbildung – Herausforderungen und Lösungsansätze in ausgewählten Unternehmen ............................ 8
Anforderungen und Bewältigungsstrategien von Auszubildenden mit und ohne Migrationshintergrund in
der Eingangsphase der dualen Berufsausbildung ....................................................................................... 9
Arbeitskreis 2: Wechsel/Wirkungen von Studium und Ausbildungsberuf .............................................. 11
Entwicklung der Integration beruflicher und allgemeiner Bildung im Berufskolleg ..................................... 11
Doppelqualifikation als berufliches Bildungsziel in Sachsen ...................................................................... 11
Berufliche Bildung und Abitur: Die Entwicklung beruflicher Orientierung und fachlichen Interesses im
beruflichen Gymnasium für Ingenieurwissenschaften ................................................................................ 13
Übergang und Integration staatlich geprüfter Techniker/-innen in ingenieurpädagogische
Ausbildungsprogramme zum Lehramt an berufsbildenden Schulen .......................................................... 14
NewStart – betriebliche Ausbildung als Chance für Studienaussteiger/-innen .......................................... 15
Duales Studium mit dem Schwerpunkt AusbildungPlus ............................................................................ 15
Arbeitskreis 3: Qualität der Lehrerbildung in Zeiten des Lehrermangels ............................................... 17
Quereinstieg in den Lehrerberuf - Das Modell Sachsen ............................................................................ 17
Das “Flensburger Modell”: Master of Vocational Education ....................................................................... 17
Beruflich Qualifizierte auf dem Weg zum Lehramt − Erfahrungen aus dem Bachelorstudiengang
„Berufliche Bildung“ der Universität Bremen .............................................................................................. 17
Das Modell Niedersachsen: Konsekutiv für alle Zielgruppen zur Lehrkraft an berufsbildenden Schulen
studieren ..................................................................................................................................................... 18
Das duale Master-Modell in Nordrhein-Westfalen/Siegen ......................................................................... 19
Notwendigkeit der weiteren Professionalisierung der Lehrerbildung im gewerblich-technischen Bereich
durch „Industrie 4.0“ ................................................................................................................................... 20
Information und Quellenglaubwürdigkeit bei der Lehramtsstudienwahl: Maßnahmen gegen den
Lehrkräftemangel ........................................................................................................................................ 21
Arbeitskreis 4: Didaktische „Reduktion“ im Spannungsfeld von Hochtechnologie und
Kompetenzentwicklung................................................................................................................................. 23
Von der didaktischen Reduktion zur berufsdidaktischen Aufbereitung ...................................................... 23
Prozessbezogenes Unterrichten ................................................................................................................ 24
Instandsetzung einer Automatisierungsanlage und Modernisierung zur „Modellfabrik 4.0“ ...................... 24
1
Umsetzungsmöglichkeiten von Inklusion und Integration in der berufsschulischen Ausbildung von
Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf – Grundproblematik, Fallbeispiele aus dem
Berufsfeld Metalltechnik ............................................................................................................................. 25
Erfahren, verstehen, wissen – Medien im Implikationszusammenhang mit Zielen, Inhalten und Methoden
.................................................................................................................................................................... 25
Serena Supergreen und der abgebrochene Flügel – Serious Game Erneuerbare Energien für technische
Ausbildungsberufe für Mädchen ................................................................................................................. 26
Arbeitskreis 5: Werte schaffen – Werte schöpfen. Plädoyers für eine nachhaltige Berufsbildung...... 27
Werteorientierung und Berufliche Bildung – wie geht das? ....................................................................... 27
Nachhaltige Mediennutzung im Berufsschulunterricht – Wie gelingt ein zielführendes Lernen mit
Schweißsimulatoren? ................................................................................................................................. 28
Berufliche Aus- und Weiterbildung in der Elektromobilität ......................................................................... 29
Lernen und Lehren im Zeitalter der Digitalisierung .................................................................................... 30
2
Vorwort
Die Hochschultage Berufliche Bildung im März 2017 in Köln setzen sich mit „Bilanz und Zukunftsperspektive
der Integration durch Bildung, Arbeit und Beruf in der Region“ auseinander. Unter anderem heißt es im Ta-
gungsexposee:
„Jeweils vor Ort in den Regionen leistet Berufliche Bildung Beiträge zur gesellschaftlichen Integration von
Individuen mit heterogenen Voraussetzungen und Lebenslagen. Dazu bedarf es der Vielfalt beruflicher Bil-
dung in regionaler Nähe und der Berücksichtigung der Vielfalt von Zielgruppen durch integrierend wirkende
berufliche Lernorte.“
Die Bundesarbeitsgemeinschaften ElektroMetall greifen mit ihrem Tagungsthema
"Fachkräftesicherung in Zeiten von demographischem Wandel und Migration"
diesen Zusammenhang als Schwerpunktsetzung auf und wollen folgende Themenfelder in einer Plenar-
Session diskutieren:
• Die Entwicklung der Berufsschulzentren in ihrer Schlüsselrolle für Integration in Land und Stadt und als
Tor zum lebenslangen Lernen in Beruf und Hochschule
• Die Innovationskraft der Handwerksbetriebe und deren Perspektive für Innovationen und Integration
• Der Umgang der Berufspädagogik mit Migranten (Lehre 2.0) und deren Beschulung.
Einerseits eine gründlichere Betrachtung und andererseits eine Erweiterung dieser Komplexe ist nahelie-
gend, um Orientierung für die weitere Entwicklung des beruflichen Bildungswesens zu erarbeiten. So befas-
sen sich die Arbeitskreise mit fünf Themenschwerpunkten.
U. a. sollen verschiedene Ansätze zur Integration von Zuwanderern aus den Aktivitäten einzelner Bundes-
länder heraus diskutiert werden, um einerseits einen Überblick über erfolgreiche Modelle dieser Arbeiten zu
bekommen. Andererseits geht es darum, herauszuarbeiten und zu lernen, welche Themenkomplexe zukünf-
tig gründlicher erschlossen werden müssen, um Integrationsklassen zum Erfolg zu verhelfen und für die
Anforderungen der Wirtschaft zu qualifizieren.
Verstärkt entscheiden sich Studierende, das gewählte Studium zugunsten einer Berufsausbildung aufzuge-
ben und wechseln in eine betriebliche Ausbildung bzw. verbinden Ihr Studium mit einer solchen. Um diesen
Wechsel der Ausbildungsinstitution zu unterstützen werden aktuell verschiedene Modelle im Bundesgebiet
erprobt. Ob sich daraus Modelle heraus lesen lassen, deren Etablierung zu einem positiven Beitrag in der
Berufsbildung führt, bedarf der genaueren Prüfung und soll geklärt werden.
Für die Lehrerbildung werden vielschichtige Modelle nicht nur diskutiert sondern auch implementiert. Neben
den Ansätzen für die grundständige Ausbildung beziehen sich diese auf sehr unterschiedliche Zielgruppen.
Sie verfolgen dabei in erster Linie die Absicht, die Zahl der für ein Lehramt an beruflichen Schulen qualifizier-
ten Personen zu erhöhen. Nach wie vor geht es darum, die verschiedenen Modellansätze zu diskutieren und
die Frage zu klären, mit welchen Modellen eine hohe Qualität der Ausbildung zu erreichen ist.
Die Didaktik und Fachdidaktik gehören zu einem vernachlässigten Schwerpunkt in der Berufsbildung. Das
hat zur Folge, dass wenig spezifisches Wissen dazu existiert und deshalb Veröffentlichungen oft mit Didak-
tik-Titeln umschrieben werden, die in der Vergangenheit im besten Falle als schulpolitische Ansätze durch-
gegangen wären. Das ist Herausforderung genug, drängende didaktische Fragen aufzugreifen, um genaue-
re Antworten zu bekommen, wie Lernprozesse mit Blick auf Hochtechnologie gestaltet werden können, um
eine qualitätsorientierte Kompetenzentwicklung zu unterstützen.
Gibt es ein Berufsethos? Ist das ein Begriff von gestern? Soll darüber heute noch diskutiert werden? Die
hoch diversifizierten Entwicklungen in der Berufsbildung legen praktisch nahe, diesen Begriff aufzugreifen
und gründlicher zu diskutieren. Zu klären ist die Frage, ob ein Berufsethos nach wie vor ein Pfeiler für die
Berufsbildung sein kann und auch nachhaltige Entwicklungen unterstützen kann. Neben theoretischen Über-
legungen sind an dieser Stelle Beispiele hilfreich, die die Nachhaltigkeit der Berufsbildung unterlegen.
Bremen, 13.03.2017
Ulrich Schwenger, erster Vorsitzender der BAG ElektroMetall
Eröffnungs- und Schlussvorträge
Moderation: Prof. Dr. Thomas Vollmer, Universität Hamburg; Ulrich Schwenger, BAG ElektroMetall Bremen
Plenum
3
Berufspädagogik als Anker für Integration
Das Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen bietet jungen insbesondere schulpflichtigen Zugewanderten in der
Ausbildungsvorbereitung eine umfangreiche Möglichkeit zur Integration in die Berufsausbildung und ermög-
licht außerdem den Zugang zu weiterführenden Bildungsgängen auch ohne formale Zeugnisvoraussetzun-
gen.
In Internationalen Förderklassen wird die deutsche Sprache mit erfolgreichen berufspädagogischen Konzep-
ten erworben. Die Dauer kann nach den Lernvoraussetzungen variieren und beträgt in der Regel 2 Jahre. In
praxisnahen Lernarrangements und optionalen Betriebspraktika ermöglichen die Förderklassen eine Orien-
tierung für die Berufsausbildung. Waren auch schon seit Jahren besonders in Ballungsräumen und Oberzen-
tren Beschulungsmodelle erprobt worden, besteht nunmehr auch durch schulrechtliche Regelungen eine
gesicherte Basis für die Berufskollegs.
Mit neu ausgerichteten regionalen Institutionen und Strukturen gelingt es, den Zugang zum Bildungssystem
durch Diagnose der Lernvoraussetzungen und Beratung zu sichern und individuelle Bildungswege mit dem
bundesweit besonderen System der Doppelqualifizierung von Berufsabschluss und weiterführendem Schul-
abschluss erfolgreich zu begleiten.
Das Land Nordrhein-Westfalen hat mit hohem Aufwand schnell und flexibel reagiert, formale Rahmenbedin-
gungen angepasst und Ressourcen für das Lehrpersonal und die Lehrerfortbildung bereitgestellt.
Leitender Regierungsschuldirektor Hartmut Müller Bezirksregierung Köln Dezernat 45 - Berufskollegs Zeughausstraße 4-10 50667 Köln E-Mail: hartmut.mueller@brk.nrw.de.de
Handwerksbetriebe – Orte der Innovation und Integration?
Keine Innovation im Handwerk ohne „Gute Arbeit“
Das Handwerk ist mit rund einem Achtel aller Erwerbstätigen und mehr als einem Viertel aller Auszubilden-
den einer der zentralen Wirtschafts- und Arbeitsbereiche in Deutschland. Wesentliche gesamtgesellschaftli-
che Zukunftsprojekte sind ohne die Leistungen von Handwerksbetrieben und deren Beschäftigten nicht
machbar. Dazu gehören die Energiewende, die Mobilitäts- und Verkehrswende, mehr Energieeffizienz bei
Anlagen, Fahrzeugen und Gebäuden sowie ein Ausbau der Infrastruktur und nicht zuletzt die Digitalisierung
der Branche selbst. Deshalb ist Deutschland auch in Zukunft darauf angewiesen, dass das Handwerk inno-
vationsfähig bleibt: Es gibt keinen Ausbau der Infrastruktur und keine effiziente Gebäudesanierung ohne
innovatives Bauhandwerk, keine Verkehrswende ohne innovatives Kfz-Handwerk und kein innovatives In-
dustrieunternehmen, das nicht auf industrienahe Dienstleistungen des Handwerks angewiesen ist.
Seine Innovationsfähigkeit kann das Handwerk aber nur dann aufrechterhalten, wenn die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer des Handwerks qualifiziert sind und an Entwicklungsprozessen beteiligt werden. Qualifi-
zierung und Weiterbildung darf in Deutschland nicht exklusiv hoch Qualifizierten sowie Akademikerinnen und
Akademikern vorbehalten sein, sondern muss gerade im Handwerk allen Beschäftigtengruppen offen ste-
hen. Außerdem wird das Handwerk innovative Fachkräfte nur finden und halten können, wenn mit „Guter
Arbeit“ und leistungsgerechter Bezahlung auf Basis verbindlicher Tarifverträge die entsprechenden Voraus-
setzungen dafür geschaffen werden.
Weiterbildungsquote erhöhen:
Das Handwerk spielt eine entscheidende Rolle bei der Markteinführung innovativer und nachhaltiger Produk-
te, Technologien, Verfahren und Dienstleistungen. Häufig sind es Beschäftigte des Handwerks, die die
Markteinführung bei privaten oder gewerblichen Endkunden übernehmen. Sie entscheiden so auch mit über
den Erfolg oder Misserfolg industrieller Innovationen am Markt. Die Qualifikation und das Know-how der
Eröffnungs- und Schlussvorträge
Moderation: Prof. Dr. Thomas Vollmer, Universität Hamburg; Ulrich Schwenger, BAG ElektroMetall Bremen
Plenum
4
Beschäftigten im Handwerk müssen deshalb ständig aktualisiert werden. Die Verantwortlichen im Handwerk
müssen, im Interesse der Beschäftigten wie auch im Interesse der Betriebe dafür sorgen, dass sich die im
Branchenvergleich häufig niedrige Weiterbildungsquote im Handwerk deutlich erhöht und alle Beschäftigten-
gruppen davon profitieren – gering wie auch hoch Qualifizierte. Nicht zuletzt leisten die Betriebe angesichts
des demografischen Wandels so auch einen Beitrag zur eigenen Fachkräftesicherung.
Qualität der Ausbildung sichern und ausbauen:
Gleiches gilt für eine Ausbildung im Handwerk. Die Qualität der Ausbildung muss gesichert und ausgebaut
werden. Qualitativ hochwertige Ausbildungsgänge mit realistischen Übernahmechancen und fairer Vergü-
tung sichern Fachkräfte für ein innovatives Handwerk. Innungen und Verbände müssen ihre Rolle als Tarif-
partner auch mit Blick auf gerechte tarifliche Ausbildungsvergütungen verantwortungsbewusst wahrnehmen
und faire Tarifverträge mit den DGB-Gewerkschaften aushandeln. Innungen und Handwerkskammern müs-
sen alles tun, um für qualitativ hohe, faire und rechtlich einwandfreie Ausbildungsregelungen, Ausbildungs-
vergütungen und Ausbildungsbedingungen zu sorgen.
Vielfalt und Heterogenität der Auszubildenden als Chance:
Die Zahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger geht kontinuierlich zurück. Die Heterogenität und Viel-
falt der Bewerberinnen und Bewerber in der beruflichen Bildung nimmt stetig zu, vom Studienabbrecher über
Jugendliche mit Migrationshintergrund, BewerberInnen mit unterschiedlichsten Schulabschlüssen, Flüchtlin-
ge, Altbewerber mit unterschiedlichsten (meist negativen) Erfahrungen in vorbereitenden Maßnahmen. Der
Anteil der Bewerbungen aus dem Übergangssystem (Altbewerber) nimmt zu.
Betriebe, Berufsschulen, ÜlU Bildungsstätten haben mit den unterschiedlichen Eingangsvoraussetzungen
der BewerberInnen neue Aufgaben zu bewältigen. Hierbei müssen die Kammern als zuständige Stellen für
Berufsbildung ihre Aufgabe die Betriebe und Ausbildungspersonal zu Beraten und zu unterstützen ernst
nehmen.
Meisterqualifikation sichern und stärken:
Zu einem innovativen Wirtschaftsbereich Handwerk gehören neben hoher Ausbildungsqualität auch die be-
sonderen Qualifikationsmöglichkeiten und -ansprüche im Handwerk, die durch Gesellenprüfungen, Ausbil-
derqualifizierung und in vielen Gewerken durch Meisterprüfungen gesichert werden. Nur gut ausgebildete
GesellInnen sowie MeisterInnen sichern mit ihrem Knowhow und mit dem, was sie an KollegInnen und Aus-
zubildende weitergeben, einen hohen fachlichen Standard und damit die Innovationsfähigkeit des Hand-
werks. Bestrebungen von europäischer Ebene wie aktuell mit dem sog. „Dienstleistungspaket“, die Berufsre-
gulierung die damit in vielen Gewerken verbundene Meisterpflicht im Handwerk weiter einzuschränken, ge-
hen in die falsche Richtung.
Im Bereich der reglementierten Berufe will die KOM eine Richtlinie zur Durchführung eines sog. Verhältnis-
mäßigkeitstests vor Verabschiedung neuer Berufsreglementierungen einführen. Die Richtlinie soll auch alle
Änderungen bestehender Berufsreglementierungen erfassen. Somit könnten zukünftig die Weiterentwicklung
der zulassungspflichtigen Gewerke und die Implementierung innovativer Entwicklungen von der EU als un-
verhältnismäßig abgelehnt werden.
Helmut Dittke IG Metall Vorstand Koordinator Handwerkspolitik/ KMU Wilhelm-Leuschner-Str. 79 60329 Frankfurt E-Mail: Helmut.Dittke@igmetall.de
Auswirkungen der Zuwanderung Geflüchteter seit 2015 auf den Arbeitsmarkt im Lichte der
zukünftigen Fachkräftesicherung
Bislang ist man davon ausgegangen, dass Deutschland aufgrund seiner schrumpfenden und älter werden-
den Bevölkerung langfristig von flächendeckenden Fachkräfteengpässen bedroht sei. Spätestens durch die
Eröffnungs- und Schlussvorträge
Moderation: Prof. Dr. Thomas Vollmer, Universität Hamburg; Ulrich Schwenger, BAG ElektroMetall Bremen
Plenum
5
hohen Zuwanderungsüberschüssen der letzten Jahre stellt sich die Frage, ob Migration die Folgen des de-
mografisch bedingten Rückgangs des Arbeitsangebots abmildern kann. Dies hängt hauptsächlich von der
Alters- und Qualifikationsstruktur sowie dem Erwerbsverhalten (Arbeitsmarktintegration) der Zugewanderten
ab.
Um die langfristigen Entwicklungen von Arbeitsangebot und –nachfrage abschätzen zu können, erstellen
das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
unter Mitwirkung des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT) und der Gesellschaft für
Wirtschaftliche Strukturforschung mbH (GWS) regelmäßig Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen
(www.QuBe-Projekt.de ). Aufgrund des starken Zustroms an Geflüchteten – insbesondere im Jahr 205 –
wurde im Gegensatz zu vorherigen Projektionen von den Bevölkerungsvorausberechnungen des Statisti-
schen Bundesamtes abgesehen und stattdessen eine eigene Bevölkerungsprojektion erstellt. Die Besonder-
heit der QuBe-Bevölkerungsprojektion liegt in der spezifischen Modellierung der Zu- und Abwanderung und
darüber hinaus in der gesonderten Modellierung der Zuzüge von Geflüchteten.
Zur Abschätzung der Alters- und Qualifikationsstruktur sowie des Erwerbsverhaltens der Flüchtlinge werden
Informationen des BAMF, des Mikrozensus sowie der UNESCO und ILO über die Qualifikationsstruktur der
Herkunftsländer zusammengeführt und vor dem Hintergrund weiterer Datenquellen und Erhebungen plausi-
bilisiert. Durch die länderspezifische Modellierung der Zuwanderung und die damit zusammenhängenden
Schutzquoten lassen sich die zukünftigen Herausforderungen für das Bildungssystem und den Arbeitsmarkt
quantifizieren. Weiterhin können die durch u.a. ein verändertes Konsumverhalten und eines höheren Investi-
tionsbedarf entstehenden Branchen- und Berufseffekte dargestellt werden. So kann abgebildet werden, in-
wiefern sich Arbeitsangebot und –nachfrage in Branchen, Berufen und Qualifikationen langfristig aufgrund
des Zuzugs Geflüchteter und ihrer Integration in den Arbeitsmarkt verändert.
Tobias Maier Caroline Neuber-Pohl Bundesinstitut für Berufsbildung A2.2 Qualifikation, berufliche Integration und Erwerbstätigkeit
Robert-Schuman-Platz 3 53175 Bonn E-Mail: tobias.maier@bibb.de; neuber-pohl@bibb.de
Dr. Gerd Zika Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit (BA) Regensburger Straße 104 90478 Nürnberg E-Mail: gerd.zika@iab.de
Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Elektro- und Metallberufe in den neuen
Bundesländern
Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat in den vergangenen Jahren das Modellversuchsprogramm „Neue
Wege in die duale Ausbildung – Heterogenität als Chance für die Fachkräftesicherung“ durchgeführt, mit
dem reagiert werden sollte auf den demografischen Wandel und insbesondere auf den deutlichen Rückgang
der Schulabsolventenzahlen in Deutschland. Grundlage waren die Einschätzung, dass insbesondere kleine
und mittlere Unternehmen ihre Ausbildungskapazitäten nicht mehr vollständig auslasten können – und die
Frage, wie eine erfolgreiche Ausbildung noch gewährleistet werden kann, wenn Betriebe in die Situation
kommen, „jeden jungen Menschen zu brauchen“ (so das BMBF in verschiedenen Presseverlautbarungen)
und jeden Bewerber in die Ausbildung übernehmen müssen. Diese demografischen Veränderungen sind seit
einigen Jahren in vollem Gange und werden sich in den alten Bundesländern bis etwa 2025 fortsetzen.
In den neuen Bundesländern ist diese Situation wesentlich weiter fortgeschritten: Bereits seit 2000 ist dort
über mehr als eine Dekade ein Rückgang der Schulabgänger/-innen erfolgt, der einen Einbruch der Bewer-
berzahlen um mehr als 50 Prozent zur Folge hatte. Eine von den Universitäten Dresden, Magdeburg und
Rostock konstituierte „Forschungsgruppe Demografie“ hat sich zur Aufgabe gemacht, die dort zu verzeich-
nenden Entwicklungen genauer zu identifizieren und hieraus Erkenntnisse und Strategien abzuleiten, die
auch geeignete Konsequenzen für die sich in den kommenden Jahren in den alten Bundesländern entwi-
ckelnde Situation aufzeigen können.
Eröffnungs- und Schlussvorträge
Moderation: Prof. Dr. Thomas Vollmer, Universität Hamburg; Ulrich Schwenger, BAG ElektroMetall Bremen
Plenum
6
Im vorliegenden Beitrag werden die aktuellen Erkenntnisse aufgezeigt für
• die verschiedenen Ursachen für die Veränderungen in den gewerblich-technischen Ausbildungsberufen,
• die Entwicklung in den Elektro- und Metallberufen der neuen Bundesländer in den vergangenen Jahren,
die grundsätzlich geeignet sich, die duale Berufsausbildung als Grundlage der Fachkräftesicherung in
diesen Wirtschaftsbereichen zu gefährden,
• die quantitativen Auswirkungen der veränderten Bewerbersituation auf das Zustandekommen von Neu-
verträgen in den elektrotechnischen und metalltechnischen Handwerksberufen,
• die sich im Zusammenhang mit diesen Veränderungen entwickelnden Ausbildungserfolgsquoten (insbe-
sondere der Vertragslösungs- und Prüfungserfolgsquote) und
• die bisher erkennbaren Bewältigungsstrategien der Unternehmen und der berufsbildenden Schulen.
Auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstands entwickelte Forschungsfragen, Handlungsoptionen und
Empfehlungen für Bildungspolitik, Berufsbildungspraxis und Berufsbildungsforschung schließen den Beitrag
ab.
Prof. Dr. Klaus Jenewein Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Ingenieurpädagogik und gewerblich-technische Fachdidaktiken Zschockestr. 32 39104 Magdeburg E-Mail: jenewein@ovgu.de
Perspektive Integration – ein Weg zur Fachkräftesicherung?
Moderation: Studiendirektor Ulrich Neustock, Studienseminar Berufliche Schulen Kassel
Arbeitskreis 1
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Migration, Integration und Berufsbildung in Zeiten von Flüchtlingskrisen
Das Thema Migration und Ausbildung weckt die Assoziation von „schwierigen“ Schülern, die irgendwie „an-
ders“ sind, von Kommunikationsproblemen, Lernrückständen, unüberwindbaren kulturellen Differenzen und
einer „Problem- oder Risikogruppe“, die sich nur mit Mühe in die deutsche Ausbildungslandschaft integrieren
lässt. Das gilt in Zeiten der aktuellen Flüchtlingskrise mehr denn je und stellt Berufsschulen und Lehrkräfte
vor teils massive Herausforderungen.
Dieser Beitrag nähert sich dem Thema „Migration und Ausbildung“ zunächst über die Frage, wer und was mit
„Migranten“ und „Flüchtlingen“ gemeint ist und hinterfragt, inwiefern Jugendliche mit ‚Migrationshintergrund‘
bzw. ‚Geflüchtete‘ tatsächlich anders sind und inwiefern diese Andersartigkeit eine Zuschreibung ist, d ie es
neu zu schreiben gilt.
In einem weiteren Schritt nähert sich der Beitrag dann der Frage, welche gesicherten Erkenntnisse über
berufliche Qualifikationen und berufliche Integration speziell von sog. ‚Geflüchteten‘ im Zuge der aktuellen
Flüchtlingskrise bekannt sind und gibt einen Ausblick auf die Herausforderungen und Konsequenzen, die
sich daraus für die Berufsschulen und ihre Lehrkräfte ergeben.
Prof. Dr. Sandra Bohlinger Technische Universität Dresden Fakultät Erziehungswissenschaften Institut für Berufspädagogik 01062 Dresden E-Mail: sandra.bohlinger@tu-dresden.de
Brücken in die Berufsbildung? − Integrationserfahrung an einer
metalltechnischen Berufsschule
Als im Herbst 2015 in Hessen monatlich ca. 10.000 geflüchtete Menschen in Erstaufnahmeeinrichtungen
Schutz suchten, wurde sehr schnell deutlich, dass auf die Bildungseinrichtungen des Landes eine große
Aufgabe zukommen würde, wenn die Euphorie der ersten Begrüßungswelle abgeklungen ist. Den Schlüssel
für eine gelingende Integration sieht man zunächst in einer möglichst früh einsetzenden Sprachförderung.
Ziel muss jedoch sein, den jungen Menschen eine Perspektive zu bieten, wie sie in absehbarer Zeit für sich
selbst sorgen können. Integration bedeutet in diesem Zusammenhang die Teilhabe an der Beruflichkeit. An
dieser Stelle kommt dem Berufsbildungssystem eine zentrale Rolle zu, wenn es darum gehen soll, geflüchte-
ten Menschen Berufs- und weiter gehende Bildungschancen einzuräumen.
Im Beitrag soll kurz über die Hintergründe der Einrichtung von Klassen zur Sprachförderung in Hessen be-
richtet werden, um dann in den Blick zu nehmen, welche konkreten Hindernisse sich derzeit ergeben, junge
geflüchtete Menschen in Ausbildungsplätze zu vermitteln oder ihnen Chancen für eine Teilhabe am berufli-
chen Leben zu ermöglichen. Ausgangspunkt des Beitrages sind dabei die Unterrichtserfahrungen im Rah-
men von 3 so genannten InteA-Klassen (Integration und Abschluss) an an einer beruflichen Schule mit me-
talltechnischem Schwerpunkt. Im Rahmen dieser zweijährigen Maßnahme hat sich Hessen zum Ziel gesetzt,
geflüchtete Menschen sprachlich soweit zu fördern, dass sie in der Lage sind, eine Berufsausbildung erfolg-
reich abzuschließen. Darüber hinaus sollen weitergehende Hypothesen und Rahmenbedingungen für eine
gelingende Integration aufgezeigt sowie an einem exemplarisch skizzierten Projekt verdeutlicht werden, wie
Sprachförderung mit Blick auf die Integration in die Berufswelt denkbar ist.
Perspektive Integration – ein Weg zur Fachkräftesicherung?
Moderation: Studiendirektor Ulrich Neustock, Studienseminar Berufliche Schulen Kassel
Arbeitskreis 1
8
Studiendirektor Ulrich Neustock Max-Eyth-Schule Berufliche Schule Weserstraße 7A 34125 Kassel E-Mail: u.neustock@gmx.de
Fachkräftesicherung im Kontext der demografischen Entwicklung als Herausforderung an
das Schulleitungshandeln − Eine empirische Studie an Berufsschulen für die duale Ausbil-
dung der Fachrichtungen Metall-, Fahrzeug- und Versorgungs-technik am Standort Tirol
In Österreich hat die demografische Entwicklung seit den 1980-er Jahren zu einer signifikanten Verringerung
der Anzahl der 15- bis 19-Jährigen geführt. In Verbindung mit dem veränderten Bildungs- und Qualifikations-
verhalten kommt es zu einer Dezimierung des Bewerberinnen- und Bewerberpotentials für die duale Berufs-
ausbildung. Um einer Verstärkung der bereits zum jetzigen Zeitpunkt in manchen Berufsgruppen bestehen-
den Fachkräfteknappheit entgegenzuwirken, ist es unabdingbar das verfügbare Bewerberinnen- und Bewer-
berpotential in größtmöglichem Umfang auszuschöpfen und gleichzeitig eine höchstmögliche Erfolgsquote
der dualen Lehrlingsausbildung sicherzustellen. Im Workshopbeitrag werden die Auswirkungen der demo-
grafischen Entwicklung und des veränderten Bildungs- und Qualifikationsverhaltens der Jugendlichen aus
der Perspektive von Schulleiterinnen und Schulleitern der betroffenen Berufsschulen dargestellt und die sich
daraus ergebenden Handlungsfelder beschrieben. Die Basis für den Beitrag liefert die qualitative Analyse
von Leitfadeninterviews mit Schulleiterinnen und Schulleitern. Die Ausführungen fokussieren auf Ergebnisse
im Kontext der Fachrichtungen Metall-, Fahrzeug- und Versorgungstechnik und zielen darauf ab, Maßnah-
men aufzuzeigen, die am Lernort Schule dazu beitragen, trotz der sich verändern-den Ausgangssituation der
Auszubildenden eine größtmögliche Erfolgsquote sicherzustellen.
Dipl.-Päd. Ing. Prof. Markus Schöpf Pädagogische Hochschule Tirol Institut für Berufspädagogik Pastorstraße 7 A 6020 Innsbruck E-Mail: markus.schoepf@ph-tirol.ac.at
Integration von Flüchtlingen, Asylbewerbern und Geduldeten in eine elektro-
bzw. metalltechnische Ausbildung – Herausforderungen und Lösungsansätze
in ausgewählten Unternehmen
Der Beitrag stellt die Ergebnisse einer Befragung von ausgewählten Unternehmen (Siemens AG, Daimler
AG und AGCO FENDT GmbH) zu Erfahrungen bei der Integration von Flüchtlingen, Asylbewerbern und
Geduldeten in eine elektro- bzw. metalltechnische berufliche Ausbildung vor.
Die Zuwanderung dieser Personengruppen stellt einerseits eine Herausforderung für den Ausbildungs- und
Arbeitsmarkt sowie insbesondere für die beteiligten Akteure dar, bietet aber andererseits vielfältige Chancen
zur Fachkräftesicherung in Zeiten von umfangreichen Migrationsbewegungen nach Deutschland.
Mit der durchgeführten Studie wurde der Versuch unternommen, in diesem Bereich identifizierte For-
schungsdesidarate - in erster Linie aus Akteursperspektive - zu beleuchten. Dazu wurden verschiedene An-
sätze zur Integration von Flüchtlingen und Zuwanderern aus den Aktivitäten ausgewählter Unternehmen
eruiert und anschließend auf ihre Wirksamkeit hin reflektiert. Im Beitrag vorgestellt werden die Strategien der
Unternehmen zur Ausgestaltung und Vorbereitung von Integrationskonzepten sowie die spezifisch wahrge-
Perspektive Integration – ein Weg zur Fachkräftesicherung?
Moderation: Studiendirektor Ulrich Neustock, Studienseminar Berufliche Schulen Kassel
Arbeitskreis 1
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nommenen Herausforderungen und Lösungsansätzen. Ergebnisse der Untersuchung sollen als Anregung
und Hilfestellung für ausbildungsinteressierte Unternehmen dienen.
Die Auswertung der Interviews ergab, dass die Unternehmen teils unterschiedliche, teils aber auch gleiche
Erfahrungen bei der Umsetzung Ihrer Integrationsmaßnahmen gemacht haben:
• Die Siemens AG stand im Rahmen der Planung und Durchführung der Einstiegsqualifizierung, die auf
eine Ausbildung in Metall- und Elektroberufen vorbereitet, vor großen organisatorischen Herausforderun-
gen. Dazu gehörten unter anderem die Auswahl einer entsprechenden Integrationsmaßnahme, der
rechtlichen Form sowie die Wahl der Inhalte der Einstiegsqualifizierung.
• Für die Daimler AG stellte sich die Zusammenarbeit mit den Agenturen für Arbeit an vereinzelten Unter-
nehmensstandorten als schwierig heraus. Während der Durchführung der Brücken-praktika in der Monta-
ge und Produktion brachen manche Teilnehmer die Maßnahme ab. Lehrerinnen wurden zunächst nicht
von allen Praktikanten akzeptiert.
• Der Traktorenhersteller AGCO FENDT GmbH berichtete über große Schwierigkeiten bei der Suche nach
Flüchtlingen und Asylbewerbern mit guter Bleibeperspektive, die für ein Orientierungspraktikum in der
Metallverarbeitung geeignet waren und auch an der Maßnahme teilnehmen wollten.
Insgesamt mussten alle befragten Unternehmen ihre Anforderungen in Bezug auf die Deutsch-kenntnisse
der Integrationsteilnehmer teilweise sogar erheblich herabsetzen und ihre Fördermaß-nahmen anpassen. Im
Beitrag wird aufgezeigt, wie die Unternehmen einen jeweils individuellen Weg gefunden haben, Flüchtlinge,
Asylbewerber und Geduldete an eine Ausbildung heranzuführen. Infolge der Maßnahmen haben erste ehe-
malige Integrationsteilnehmer ihre Ausbildung in diesem Jahr begonnen.
Simone Niesen Otto-Von-Gutricke-Universität Magdeburg Lehrstuhl für Berufs- und Wirtschaftspädagogik Zschokkestraße 32 39104 Magdeburg E-Mail: simone_n@gmx.de
Florian Winkler MA Otto-Von-Gutricke-Universität Magdeburg Lehrstuhl für Berufs- und Wirtschaftspädagogik Zschokkestraße 32 39104 Magdeburg E-Mail: florian.winkler@ovgu.de
Anforderungen und Bewältigungsstrategien von Auszubildenden mit und ohne
Migrationshintergrund in der Eingangsphase der dualen Berufsausbildung
– Forschungsbeitrag –
Mit dem Übergang in die duale Berufsausbildung stehen die Auszubildenden vor neuen Anforderungen und
Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Das gilt auch und insbesondere für Auszubildende mit Migrati-
onshintergrund, deren Einmündungschancen ohnehin geringer sind und die „aufgrund der ungünstigen Aus-
gangsbedingungen insgesamt betrachtet seltener erfolgreich“ (BMBF 2015: 54) ihre Ausbildung abschlie-
ßen. Bisher ist jedoch wenig darüber bekannt, welche Anforderungen mit dem Eintritt in die duale Berufs-
ausbildung am Arbeitsplatz – als für die Jugendlichen teilweise gänzlich neuen Lernort – einhergehen und
wie diese Anforderungen von den Auszubildenden bewältigt werden. Auch über betriebliche Rahmenbedin-
gungen und deren Einfluss auf die subjektive Bewertung der Anforderungen und die Auswahl der Bewälti-
gungsstrategien ist bisher wenig bekannt.
Im Beitrag werden Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung zu den Anforderungen, Bewältigungsstrate-
gien und Ressourcen von Auszubildenden mit und ohne Migrationshintergrund in der Eingangsphase der
Berufsausbildung am Beispiel der Ausbildung im Kraftfahrzeugmechatronikerhandwerk vorgestellt. Die Da-
ten wurden mittels problemzentrierter Interviews in einem Längsschnittdesign erhoben und werden inhalts-
analytisch mit Hilfe eines an Mayring (2015) angelehnten Verfahrens ausgewertet. Mit dem Fokus auf Aus-
zubildende mit und ohne Migrationshintergrund können damit erstmals Aussagen über die kulturspezifische
Perspektive Integration – ein Weg zur Fachkräftesicherung?
Moderation: Studiendirektor Ulrich Neustock, Studienseminar Berufliche Schulen Kassel
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Wahrnehmung der Anforderungen und die Auswahl der Bewältigungsstrategien getroffen werden. Darüber
hinaus werden lernförderliche Rahmenbedingungen der betrieblich-beruflichen Bildung diskutiert.
Quelle:
BMBF (Hrsg.) (2015): Berufsbildungsbericht 2015. Bonn.
Mayring, P. (2015): Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 12. Überarb. Aufl. Weinheim/Basel: Beltz.
M. Ed. Silke Lange Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Lehrstuhl für Berufs- und Wirtschaftspädagogik Zschokkestraße 32 39104 Magdeburg E-Mail: silke.lange@ovgu.de
Wechsel/Wirkungen von Studium und Ausbildungsberuf
Moderation: Dipl.-Ing. Ulrich Schwenger, Oberstudiendirektor a. D., BAG ElektroMetall
Arbeitskreis 2
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Entwicklung der Integration beruflicher und allgemeiner Bildung im Berufskolleg
Ausbildung oder doch lieber ein höherer Schulabschluss? Immer mehr Jugendliche entscheiden sich für den höheren
Schulabschluss, möglicherweise da die gesellschaftliche Anerkennung doch hoch zu sein scheint, kann man eine Fach-
hochschulreife oder sogar eine allgemeine Hochschulreife vorweisen. Dies macht unter anderen auch Handwerksbetrie-
ben zu schaffen und erschwert die Bindung leistungsstarker Auszubildender an den Betrieb. Auch im Hinblick auf Be-
triebsübernahmen werden leistungsstarke Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber dringend benötigt.
Der klassische Weg, nach der Berufsausbildung über die einjährige Fachoberschule (Klasse 12 B) die Fachhochschulrei-
fe zu erlangen, ist schon lange bei den Berufskollegs angesiedelt. Es unterbricht jedoch die betriebliche Bindung für
mindestens ein Jahr nach der Ausbildung und ist zudem häufig mit Wartezeiten verbunden (z.B. wenn die Gesellenprü-
fung im Winter abgelegt wird und die Fachoberschule erst mit dem neuen Schuljahr im August beginnt). Auch stellt ein
vollzeitschulischer Bildungsgang die jungen Gesellinnen und Gesellen häufig vor finanzielle Herausforderungen.
Kann der Erwerb der Fachhochschulreife in den Fachklassen des dualen Systems (Doppelqualifikation) da eine sinnvolle
Alternative sein?
Am Heinrich-Hertz-Europakolleg (HHEK) in Bonn werden die doppelqualifizierenden Bildungsgänge – unter anderem für
den Ausbildungsberuf Elektroniker/innen für Energie- und Gebäudetechnik – seit 2014 angeboten.
Die Auszubildenden werden bereits bei der Anmeldung zur Berufsschule über die Möglichkeit informiert, sich mit der
Zugangsvoraussetzung Fachoberschulreife für die Doppelqualifikation zu „bewerben“. Das Einverständnis des Betriebs
ist zwingend erforderlich, da die Teilnehmer für durchschnittlich zwei Unterrichtsstunden pro Woche mehr freigestellt
werden. Nach einem intensiven Beratungsverfahren an den ersten Schultagen wird am HHEK eine reine Doppelqualifi-
kationsklasse pro Jahrgang gebildet. Der an die Erfordernisse angepasste Stundenplan enthält Physik als zusätzliches
Fach und mehr Stunden im allgemeinbildenden Bereich als dies bei herkömmlichen Berufsschulklassen der Fall ist.
Nach dem zweiten Ausbildungsjahr entscheidet die Klassenkonferenz über den Verbleib jeder einzelnen Schülerin und
jedes einzelnen Schülers in der Doppelqualifikationsmaßnahme. Hintergrund ist, dass der erfolgreiche Abschluss der
Berufsausbildung unbedingt im Fokus bleiben muss. Sollte dieser gefährdet sein, wird sich der Lernende in den verblei-
benden eineinhalb Jahren ausschließlich auf den Berufsabschluss konzentrieren.
Im Erfolgsfall legt der Auszubildende nach knapp drei Jahren die schriftliche Fachhochschulreifeprüfung in den Fächern
Englisch, Mathe und Deutsch ab. Zusammen mit der erfolgreich abgelegten Gesellenprüfung (in der Regel nach 3.5
Jahren) wird die Fachhochschulreife zuerkannt.
Die Erfahrungen am HHEK sind bisher positiv, ein großer Teil der sorgfältig ausgewählten Teilnehmer hat gute Aussich-
ten auf einen erfolgreichen doppelten Abschluss. Sich in 3.5 Jahren sowohl einen höheren Schulabschluss als auch
einen Gesellenbrief zu erarbeiten ist eine attraktive Option für leistungsfähige und –bereite Handwerksauszubildende.
StD’in Nicola Becker Heinrich-Hertz-Europakolleg der Bundesstadt Bonn Herseler Strasse 1 53113 Bonn E-Mail: becker@hhek.bonn.de
Doppelqualifikation als berufliches Bildungsziel in Sachsen
Nicht erst seit der Hattie-Studie wissen wir, dass die Qualität einer Schule von der Qualität der Lehrpersonen
abhängt. In der dualen Ausbildung stehen wir vor einem erheblichen Qualitätsrisiko, weil uns die qualifizier-
ten Lehrkräfte verloren gehen. Ein Beispiel: Die Technische Universität Dresden ist die einzige Hochschule
in Sachsen, die Lehrkräfte für berufsbildende Schulen ausbildet. In den nächsten fünf Jahren werden an
Sachsens beruflichen Schulzentren über 1.000 Lehrkräfte in den Ruhestand gehen – bei weitgehend stabi-
len Schülerzahlen. Vor allem in den gewerblich-technischen Fachrichtungen gibt es jedoch deutlich weniger
Studierende als für den Ersatz nötig wären. Das ist kein sächsisches Phänomen: Auch in bundesweiten
Studien wird die Nachwuchssituation bei Lehrpersonen für berufsbildende Schulen im gewerblich-
technischen Bereich als prekär und besorgniserregend beschrieben (vgl. z.B. Spöttl/Becker/Vollmer 2012) –
trotz umfangreicher Werbemaßnahmen und Sonderprogramme.
Ein weiteres Problem kommt hinzu: Der klassische Weg zum beruflichen Lehramt führt über das Abitur, eine
anschließende Berufsausbildung und schließlich das entsprechende Studium. Dieser Weg dauert sehr lange
Wechsel/Wirkungen von Studium und Ausbildungsberuf
Moderation: Dipl.-Ing. Ulrich Schwenger, Oberstudiendirektor a. D., BAG ElektroMetall
Arbeitskreis 2
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und kann durchaus Interessentinnen und Interessenten abschrecken. Der direkte Weg vom Abitur ins Studi-
um ist möglich, hat aber den Nachteil der fehlenden beruflichen Ausbildung. Berufliche Praxis wird in diesem
Fall über (studienbegleitende) Praktika erworben, die in der Regel unstrukturiert sind und oft nur eine unzu-
reichende betriebliche Praxis und kaum ein Verständnis für Inhalte und Struktur einer Berufsausbildung ver-
mitteln.
Mit dem ESF-geförderten Modellversuch „Kooperative Ausbildung im technischen Lehramt“ (KAtLA) wurde
von 2010-2015 unter der Leitung von Manuela Niethammer und Martin D. Hartmann ein innovativer, interdis-
ziplinärer Studiengang entwickelt und erprobt: Künftige Lehrkräfte haben die Möglichkeit, während eines
zwölfsemestrigen Studiengangs neben dem Staatsexamen auch einen Berufsabschluss in einer technischen
Fachrichtung zu erreichen. Die berufspraktischen Elemente werden dabei so in den Studienablauf integriert,
dass den Studierenden eine systematische Auseinandersetzung mit der Arbeitswelt im Hinblick auf die eige-
ne Lehrtätigkeit ermöglicht wird (vgl. Niethammer/Hartmann 2015).
Im Ergebnis lässt sich festhalten, dass die KAtLA-Studierenden die Erwartungen an einen berufs- bzw. be-
rufsfeldweiten Einblick einerseits und an die Entwicklung berufswissenschaftlicher Kompetenz andererseits
erfüllen konnten. Das Wissen zu differenten, berufsfeldtypischen Arbeitsaufgaben und Tätigkeiten sowie
auch branchenspezifischen Arbeitstätigkeiten anderer Berufe lag mehrheitlich über dem der klassisch Stu-
dierenden.
Die im KAtLA-Lehramtsstudium erworbenen Kompetenzen und die praktischen Erfahrungen im dazugehöri-
gen Berufsfeld ermöglichen künftigen Lehrkräften die Gestaltung eines interessanten und arbeitsweltbezo-
genen Unterrichts. Inhaltlich orientieren sich diese Ausbildungspraktika an den Verordnungen über die Be-
rufsausbildung in einem entsprechenden Beruf. Im Rahmen des Modellversuchs wurden unterschiedliche
Organisationsmodelle der Verzahnung von Studiums- und Praxisphasen erprobt. Dabei erwies sich eine
Kombination aus dem Regelstudiengang mit einem nach dem vierten Studiensemester eingeschobenen
Jahrespraktikum als besonders effizient. Für die Abiturientinnen und Abiturienten ist speziell die kürzere
Ausbildungszeit attraktiv: Statt zwei bis dreieinhalb Jahre Berufsausbildung plus fünf Jahre Lehramtsstudium
dauert das kooperative Studium zwölf Semester. Diese Tatsache hat – neben den günstigen Studienbedin-
gungen und Berufsaussichten – dazu beigetragen, dass die Zahl der Studierenden in den beteiligten Berufli-
chen Fachrichtungen durch KAtLA signifikant erhöht werden konnten: Im Rahmen des Modellversuchs
nahmen an zwei Durchgängen insgesamt 66 Studierende teil, was die Zahl der Studierenden in diesen
Fachrichtungen etwa verdoppelte.
Die vorliegenden Evaluationsergebnisse und die positiven Rückmeldungen aller Beteiligten haben gezeigt,
dass KAtLA einen Lösungsansatz für eine qualitativ hochwertige und auf die Zukunft ausgerichtete Ausbil-
dung von Lehrkräften für gewerblich-technischen Fachrichtungen an berufsbildenden Schulen darstellt.
Dazu wird aus Gründen der Nachhaltigkeit stark auf ein Netzwerk engagierter Unternehmen gesetzt, die
bereit sind, die praktische Ausbildung der Studierenden in die Hand zu nehmen, um so einen Beitrag zur
Qualitätssicherung der dualen Ausbildung zu leisten. Mit Blick auf die Evaluationsergebnisse wird nun ein
Modell umgesetzt, das Praktika bei den Unternehmen in Form eines zusammenhängenden Jahresprakti-
kums vorsieht, dass ggf. durch kürzere Praktikumsphasen noch ergänzt wird. Diese Praktika orientieren
sich an den entsprechenden Ausbildungsordnungen und erlauben (zusammen mit den Studienleistungen)
die Anmeldung zu einer Kammerprüfung ohne vorausgegangenes Ausbildungsverhältnis.
Für die Umsetzung des Modells ist die enge Kooperation und Abstimmung der Beteiligten eine wesentliche
Voraussetzung. Derzeit wird das Studienmodell gut angenommen und stößt auf großes Interesse auch bei
potenziellen Lehramtsstudierenden ohne vorherige Berufsausbildung, die bislang das Lehramt an Berufsbil-
denden Schulen noch nicht in den Fokus genommen hatten. Vor diesem Hintergrund kann man davon aus-
gehen, dass das Modell langfristig einen Beitrag dazu leisten kann, neue Zielgruppen für das Studienange-
bot zu erschließen. Um das zu gewährleisten wird das Angebot in Sachsen mit entsprechender Öffentlich-
keitsarbeit unterstützt und verbreitet.
Wechsel/Wirkungen von Studium und Ausbildungsberuf
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Die Möglichkeit über systematisch integrierte Praxisphasen während des Lehramtsstudiums eine berufliche
Ausbildung mittels externer Prüfung an der IHK oder Handwerkskammer abschließen zu können, ist bislang
einmalig in Deutschland. Auch für andere Regionen könnte das Modell aber interessant sein, um einerseits
die Qualität der dualen Ausbildung zu gewährleisten und andererseits den Nachwuchs an Lehrkräften für
berufsbildende Schulen zu sichern.
Der (Praxis-)Beitrag stellt das aktuelle Modell mit seinen Chancen und Herausforderungen vor.
Literatur:
Niethammer, Manuela/Hartmann, Martin (2015): Kooperative Ausbildung im technischen Lehramt. Kompetenzorientierte Lehrerbildung
für berufsbildende Schulen im gewerblich-technischen Bereich, Bielefeld: W. Bertelsmann.
Spöttl, Georg/Becker, Matthias/Vollmer, Thomas (2012): Lehrerbildung in Gewerblich-Technischen Fachrichtungen, Bielefeld: W. Ber-
telsmann.
Prof. Dr. Rolf Koerber Technische Universität Dresden Fakultät Erziehungswissenschaften Institut für Berufspädagogik/Berufliche Didaktik 01062 Dresden E-Mail: rolf.koerber@tu-dresden.de
Berufliche Bildung und Abitur: Die Entwicklung beruflicher Orientierung und fachlichen
Interesses im beruflichen Gymnasium für Ingenieurwissenschaften
Im Rahmen des im länderübergreifenden Schulversuch „Berufliches Gymnasium für Ingenieur-
wissenschaften“ wird „Ingenieurwissenschaften“ durch die Länder Sachsen-Anhalt (2013), Nordrhein-
Westfalen (2014) und Hamburg (2016) als neues Profilfach der gymnasialen Oberstufe eingeführt. Im Rah-
men des Bildungsauftrags erwerben die Schüler/-innen technische Fachkenntnisse, entwickeln einen Über-
blick über ein Methodenverständnis der Ingenieurwissenschaften und erhalten eine Orientierung über Aus-
bildungsberufe, Studiengänge und Bildungswege im Bereich der Disziplinen Bau-, Elektro- und Metall- bzw.
Maschinenbautechnik.
Die aktuell vorliegenden konzeptionellen und empirischen Zwischenergebnisse bieten einen ersten verglei-
chenden Überblick über organisatorische Rahmenbedingungen, Umsetzungsstrategien und Bildungsverläu-
fe. Zu drei Aspekten, die mit den Besonderheiten der einbezogenen beruflichen Disziplinen zu tun haben,
gibt der vorliegenden Beitrag Auskunft:
1. Die berufsbildenden Schulen der Bundesländer Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt ver-
folgen unterschiedliche Formen der Unterrichtsorganisation und des Lehrkräfteeinsatzes, die von einer
disziplinübergreifenden Aufgabenwahrnehmung der Lehrkräfte bis zur Arbeit in Teams von Lehrkräften
der Bau-, Elektro- und Metall- bzw. Maschinenbautechnik gehen. Der Beitrag gibt einen ersten Überblick.
2. Erste Aussagen können zur Entwicklung des fachlichen Interesses und der beruflichen Orientierung im
Verlauf der gymnasialen Oberstufe getroffen werden. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass sich diese für
die einbezogenen Disziplinen sehr unterschiedlich und zwischen Bau-, Elektro- und Metall- bzw. Maschi-
nenbautechnik keineswegs gleich-gewichtig erfolgen.
3. Darüber hinaus liegen erste Aussagen darüber vor, wie sich über den Verlauf der gymnasialen Oberstufe
die Orientierung der Schüler/-innen auf individuelle Bildungswege zwischen beruflicher Ausbildung, inge-
nieurwissenschaftlichem Studium und ingenieur-pädagogischer Ausbildung (Lehrkraft an berufsbildenden
Schulen) entwickelt.
Es ist Anliegen des Beitrags, über aktuelle Umsetzungsstrategien und Erkenntnisse zu informieren und ak-
tuelle Fragestellungen besonders aus der Sicht der elektro- und metalltechnischen Lehrkräfte aufzuzeigen.
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Prof. Dr. Klaus Jenewein Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Ingenieurpädagogik und gewerblich-technische Fachdidaktiken Zschockestr. 32 39104 Magdeburg E-Mail: jenewein@ovgu.de
Dipl.-Gwl. Alexander Unger Florian Winkler MA Otto-Von-Gutricke-Universität Magdeburg Lehrstuhl für Berufs- und Wirtschaftspädagogik Zschokkestraße 32 39104 Magdeburg E-Mail: alexander.unger@ovgu.de; florian.winkler@ovgu.de
Übergang und Integration staatlich geprüfter Techniker/-innen in ingenieurpädagogische
Ausbildungsprogramme zum Lehramt an berufsbildenden Schulen
Staatlich geprüfte Techniker/-innen befinden sich im europäischen Qualifikationsrahmen auf der gleichen
Niveaustufe wie Absolventen von Bachelor-Studiengängen. Die Hochschulqualifikationsverordnungen der
Länder ermöglichen Technikern/-innen jedoch lediglich den Zugang in universitäre Studienprogramme, also
den Beginn eines Bachelorstudiums; dieser Zugangsweg wird bislang faktisch nicht wahrgenommen. Dabei
bringen Techniker/-innen Kompetenzen mit, die für ingenieurpädagogische Studiengänge bedeutsam sind:
Neben einschlägigen Ausbildungs- und Berufserfahrungen – wichtige Grundlage für lernfeldorientierten Un-
terricht – wer-den in knapp 2.500 Unterrichtsstunden sehr umfangreiche fachtheoretische Kenntnisse erwor-
ben und in der Prüfung nachgewiesen. Es liegt die Überlegung auf der Hand, diese Klientel bei ihrem Über-
gang in ingenieurpädagogische Studiengänge zu unterstützen und ihre Kompetenzen neu zu bewerten.
Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OVGU) arbeitet mit berufsbildenden Schulen des Landes
Sachsen-Anhalt zusammen, um eine effektive Verzahnung der Berufs- und Hoch-schulbildung zu gewähr-
leisten und hierbei sowohl die Vorbereitung auf ein Hochschulstudium im Rahmen der Fachschule für Tech-
nik auszubauen als auch eine umfassendere Berücksichtigung mitgebrachte Kompetenzen im Hochschul-
studium zu erreichen. Aktuell liegen hierzu vor
• eine Studie zum quantitativen Vergleich von Ausbildungs- und Studienanforderungen in Fachschulen und
Studiengängen der Elektro- und Metall- bzw. Maschinenbautechnik,
• eine Analyse der inhaltlichen Abdeckung der Studienanforderungen in ausgewählten Unterrichtsfächern
und ingenieurwissenschaftlichen Studienmodulen sowie
• eine vergleichende Studie zum Niveauvergleich zwischen Fachschule für Technik einerseits und universi-
tärem Bachelorstudium andererseits am Beispiel ausgewählter Module der Elektro- und Metall- bzw. Ma-
schinenbautechnik.
Im Beitrag werden – neben rechtlichen Aspekten – diese Ergebnisse vorgestellt und Überlegungen entwi-
ckelt, wie die Durchgängigkeit zwischen Fachschule für Technik und Universitätsstudium auf den vier Di-
mensionen Zugang, Anrechnung, organisationale Verbindung sowie Umgang mit heterogenen Bedürfnissen
weiter entwickelt werden kann. Vor diesem Hintergrund wird aufgezeigt, wie eine Gewinnung neuer Ziel-
gruppen für die berufliche Lehrerbildung, damit die Sicherung der Lehrkräfteversorgung in den technisch-
beruflichen Fachrichtungen sowie die Gewinnung von Lehrkräften mit umfangreichem betrieblichen Erfah-
rungshintergrund erreicht werden können. Gleichzeitig werden neue Perspektiven für die Absolventen/-innen
der Fachschulen für Technik aufgezeigt.
Prof. Dr. Klaus Jenewein Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Ingenieurpädagogik und gewerblich-technische Fachdidaktiken Zschockestr. 32 39104 Magdeburg E-Mail: jenewein@ovgu.de
Dr.-Ing. Olga Zechiel Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Ingenieurpädagogik und gewerblich-technische Fachdidaktiken Zschockestr. 32 39104 Magdeburg E-Mail: olga.zechiel@ovgu.de.
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NewStart – betriebliche Ausbildung als Chance für Studienaussteiger/-innen
Kleine und mittlere Unternehmen haben zunehmend Probleme, geeignete Auszubildende zu finden und
bilden deshalb häufig nicht mehr aus. Gründe dafür sind u.a. der demografische Wandel und der Trend zu
Abitur und Studium. Nicht alle, die ein Studium an Bremer Hochschulen aufgenommen haben, schließen es
erfolgreich ab. Die Abbruchquote bei Bachelor-Studierenden liegt bei ca. 30 Prozent. Für die jungen Men-
schen bedeutet ein Studienabbruch häufig eine große biografische Herausforderung. Sie benötigen Angebo-
te für einen alternativen Weg ins Berufsleben. Die Chancen, die sich durch eine betriebliche Aus- und Wei-
terbildung ergeben, sind ihnen oft unbekannt. Die Unternehmen könnten die Potenziale von Studienausstei-
ger/-innen nutzen und ihnen attraktive berufliche Perspektiven aufzeigen, um ihren Fachkräftebedarf abzusi-
chern.
Das Projekt „NewStart“ - das im Verbund vom Institut Technik und Bildung (ITB) - Universität Bremen und
dem Bildungszentrum der Wirtschaft im Unterwesergebiet e.V. (BWU) durchgeführt wird - unterstützt seit
2015 Studienaussteiger/-innen bei der beruflichen Neuorientierung, zeigt alternative Perspektiven im Rah-
men von betrieblichen Aus- und Weiterbildungen auf und stellt passgenaue Kontakte insbesondere zu klei-
nen und mittleren Unternehmen (KMU) her.
In Kooperation mit der Universität und der Hochschule sowie Kammern, Verbänden und der Arbeitsagentur
wird in Bremen ein durchgängiges Informations-, Beratungs- und Vermittlungsangebot für Studienausstei-
ger/-innen zur Integration in Aus- und Weiterbildung implementiert:
- Zur frühzeitigen Erreichung von Studienzweiflern erfolgt die Ansprache über verschiedene Medien (Flyer,
Presse-, TV-, Radiobeiträge, Projekt-Homepage), Informationsveranstaltungen und Workshops. Interes-
sierte werden individuell zu alternativen beruflichen Perspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten beraten.
Sie erhalten Informationen zu dem gesamten Spektrum an Ausbildungsberufen sowie Unterstützung bei
der Berufswahlentscheidung, der Erstellung von Bewerbungsunterlagen und der Vermittlung von Kontak-
ten zu Ausbildungsbetrieben. Zusätzlich wird ein Coaching zur Vorbereitung auf die betrieblichen Aus-
wahlverfahren angeboten.
- Parallel werden insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) für die neue Zielgruppe als poten-
zielle Auszubildende sensibilisiert, zu den Möglichkeiten verkürzter Ausbildung beraten und bei der Ge-
staltung attraktiver Aus- und Weiterbildungsangebote unterstützt.
Die bisherigen Projektergebnisse zeigen, dass mit gezielten und aufeinander abgestimmten Unterstützungs-
angeboten für Studienzweifler und Unternehmen der Wechsel junger Menschen von der hochschulischen in
die berufliche Bildung zu einer attraktiven Alternative werden kann.
Das JOBSTARTER plus - Projekt „NewStart“ wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und For-
schung und des Europäischen Sozialfonds gefördert.
Annette Fischer Bildungszentrum der Wirtschaft im Unterwesergebiet e.V. Bremen Schillerstraße 10 28195 Bremen E-Mail: fischer@bwu-bremen.de
Duales Studium mit dem Schwerpunkt AusbildungPlus
Duale Studienangebote erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Diese Entwicklung begrüßt und unterstützt
eine Vielzahl von Akteuren in der beruflichen Bildung. Es entstehen neue Interessensgruppen und zum an-
dern neue Formen des Zusammenwirkens von Hochschulen mit Betrieben sowie anderen Bildungseinrich-
tungen. Die damit verbundenen Kooperationen fördern das gegenseitige Verständnis. Innovative Bildungs-
angebote zur Fachkräftesicherung, eine Erweiterung des Kompetenzspektrums sowie die Gestaltung indivi-
dueller Bildungsbiografien werden ermöglicht.
Wechsel/Wirkungen von Studium und Ausbildungsberuf
Moderation: Dipl.-Ing. Ulrich Schwenger, Oberstudiendirektor a. D., BAG ElektroMetall
Arbeitskreis 2
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Der Vortrag greift die intensiven Diskussionen zum Thema Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akade-
mischer Bildung auf. Im Rahmen des Arbeitskreises soll u.a. der Frage nachgegangen werden, ob das duale
Studium als eines der bekanntesten Modelle von hybriden Bildungsformaten das Potenzial hat, als Lösungs-
ansatz für eine nachhaltige Fachkräftesicherung einbezogen zu werden.
Auf der Grundlage der Auswertungen von AusbildungPlus werden die aktuellen Trends und Entwicklungen
der dualen Studiengänge dargestellt. Dabei wird beispielhaft auf ausgewählte Fachrichtungen und Ausbil-
dungsberufe in den Bereichen Elektro/ Metall fokussiert.
www.ausbildungplus.de
Silvia Hofmann Bundesinstitut für Berufsbildung Robert-Schuman-Platz 3 53175 Bonn E-Mail: hofmann@bibb.de
Qualität der Lehrerbildung in Zeiten des Lehrermangels
Moderation: Prof. Dr. Ralph Dreher, Universität Siegen
Arbeitskreis 3
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Quereinstieg in den Lehrerberuf - Das Modell Sachsen
Der Mangel an qualifizierten Berufsschullehrern stellt sich sehr vielschichtig dar. Die einzelnen Bundesländer
gehen unterschiedliche Wege, den Mangel zu beseitigen. Die vielfältigen Möglichkeiten, die Sachsen nutzt,
aber gleichzeitig um grundständige Ausbildung wirbt, sollen im Vortrag vorgestellt werden.
Dirk Bachmann Ausbildungsstätte f. d. H. L. an Berufsbildenden Schulen Atrium „Am Rosengarten“ Hoyerswerdaer Straße 1 01099 Dresden E-Mail: Dirk.Bachmann@sbad.smk.sachsen.de
Das “Flensburger Modell”: Master of Vocational Education
Der Flensburger Masterstudiengang „Master of Vocational Education / Lehramt an beruflichen Schulen“ baut grundsätzlich auf ein einschlägiges Bachelor- oder Diplomstudium der Ingenieurwissenschaften auf und vermittelt in vier Semestern (Vollzeit) berufspädagogische, berufs- und fachwissenschaftliche sowie didakti-sche Kompetenzen für die spätere Tätigkeit im beruflichen Schulwesen oder in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Der Masterabschluss des akkreditierten Studiengangs wird als Erstes Staatsexamen aner-kannt.
Auf dem Campus Flensburg gibt es hierzu ein zwischen (Fach)Hochschule und Universität und abgestimm-tes, konsekutives Studium für das Lehramt an beruflichen Schulen. Nach einem Studium des Maschinen-baus oder der Energiewissenschaften an der (Fach)Hochschule Flensburg (B. Eng.) mit dem Studien-schwerpunkt Berufliche Bildung können die Absolventen in den Studiengang „Master of Vocational Educati-on / Lehramt an beruflichen Schulen“ an der Europa-Universität Flensburg einsteigen und den Master of Education (M.Ed.) erwerben.
Absolventen von einschlägigen Bachelor- oder Diplomstudiengängen mit anderen Schwerpunkten oder von anderen (Fach)Hochschulen können ebenfalls in den Masterstudiengang einsteigen. Für diese Studieren-den werden die entsprechenden Module aus dem Bachelor-Studiengang im Umfang von 17 LP studienbe-gleitend zum Master-Studium angeboten.
Im Teilstudiengang Elektrotechnik, Fahrzeugtechnik, Informationstechnik oder Metalltechnik (Berufliche Fachrichtung) werden im Umfang von 18 CP die im Bachelor- oder Diplom-Studium erworbenen ingenieur-wissenschaftlichen Kompetenzen fachdidaktisch erweitert. Unter anderem werden berufswissenschaftliche und berufsbildungspraktische Studien durchgeführt und wissenschaftlich fundierte, begründete und reflek-tierte Konzeptionen für beruflichen Unterricht entwickelt. Im Teilstudiengang des allgemein bildenden Studi-enfaches im Umfang von 60 CP können die Fächer Mathematik, Physik, Wirtschaft/Politik und Englisch ge-wählt werden. Im Teilstudiengang Berufspädagogik im Umfang von 27 CP werden berufspädagogische und erziehungswissenschaftliche Kompetenzen erworben.
Prof. Dr. Reiner Schlausch Europa-Universität Flensburg Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik (biat) Berufliche Fachrichtung Metalltechnik Auf dem Campus 1 24943 Flensburg E-Mail: reiner.schlausch@uni-flensburg.de
Beruflich Qualifizierte auf dem Weg zum Lehramt − Erfahrungen aus dem Bachelorstudien-
gang „Berufliche Bildung“ der Universität Bremen
Seit dem Wintersemester 2012/2013 kann an der Universität Bremen der berufsbegleitende Bachelorstudi-
engang „Berufliche Bildung mit den beruflichen Fachrichtungen Elektrotechnik-Informationstechnik sowie
Metalltechnik-Fahrzeugtechnik“ studiert werden. Zulassungsvoraussetzungen für das Studium sind alternativ
das Abitur, die Meisterprüfung, der Technikerabschluss oder andere berufliche Weiterbildungsabschlüsse.
Traditionelle (Abiturient/innen) und nicht-traditionelle Studierende (beruflich Qualifizierte) studieren im Studi-
engang gemeinsam.
Qualität der Lehrerbildung in Zeiten des Lehrermangels
Moderation: Prof. Dr. Ralph Dreher, Universität Siegen
Arbeitskreis 3
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Der Bachelorstudiengang Berufliche Bildung ist damit ein Beispiel für die konkrete Realisierung der Durch-
lässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung. Im Rahmen des vom BMBF geförderten Projek-
tes BP@KOM konnten die Erfahrungen der Studiengangorganisatoren, der Lehrender und der Studierenden
systematisch evaluiert werden
Der Beitrag geht zunächst in einem kurzen Portrait auf die Konzepte des Studiengangs ein, hierbei geht es
vor allem um Zeitstrukturen, Anrechnung beruflicher Lernergebnisse auf der Basis von Äquivalenzverglei-
chen (vgl. Müskens et al. 2009) sowie um Brückenkurse. In einem zweiten Schritt wird die Zielgruppe der
Beruflich Qualifizierten skizziert. Im dritten Schritt geht es um konkrete Ergebnisse der Evaluation in Hinblick
auf folgende Fragen:
• Studieren Beruflich Qualifizierte (genauso) erfolgreich in Hinblick auf Studienabschlüsse und das erreiche
Niveau?
• Welchen Herausforderungen begegnen Berufliche Qualifizierte in ihrem Studium und mit welchen Strate-
gien begegnen sie diesen?
• Welche Herausforderungen stellen sich der Studiengangorganisation, welche Unterstützungsmaßnah-
men für die heterogene Studierendengruppe sind notwendig?
Quellen:
Müskens, W.; Tutschner, R.; Wittig, W.: Improving Permeability through Equivalence Checks: an Example from Mechanical Engineering
in Germany. In: R. Tutschner, W. Wittig, J. Rami (Hrsg.) (2009). Impuls Band 38. Herausgeber: Nationale Agentur Bildung für Europa
beim Bundesinstitut für Berufsbildung. S. 10-33.
Dr. Claudia Fenzl Universität Bremen Institut Technik & Bildung (IT+B) Am Fallturm 1 28359 Bremen E-Mail: fenzl@uni-bremen.de
Das Modell Niedersachsen: Konsekutiv für alle Zielgruppen zur Lehrkraft an
berufsbildenden Schulen studieren
Angesichts des anhaltenden Mangels an ausgebildeten Lehrkräften für die berufsbildenden Schulen, vor
allem in den Mangelfachrichtungen Elektrotechnik, Fahrzeugtechnik und Metalltechnik, suchen die Hoch-
schulen nach geeigneten Konzepten, um für möglichst alle in Frage kommenden Zielgruppen ein Studienan-
gebot zu schaffen. Dies ist schon deshalb derzeit eine der wichtigsten Aufgaben, weil die Alternative zur Zeit
darin besteht, dass die Länder an einem Studium vorbei „Sondermaßnahmen“ zur Rekrutierung von Berufs-
bildungspersonal umsetzen. Über diese können Ingenieure oder Pädagogen in berufsbildenden Schulen
tätig werden, was die Qualität deren Arbeit, darüber hinaus aber auch des beruflichen Schulsystems oder
gar des dualen Systems überhaupt in Frage stellt. Zudem stellen die „Sondermaßnahmen“ m ittlerweile fak-
tisch eher Regelmodelle zur Rekrutierung von Lehrkräften dar, während die originären Lehramtsstudiengän-
ge wenig nachgefragt werden (vgl. dazu die Hannoveraner Erklärung der gtw unter http://www.gtw-ag.de/wp-
content/uploads/2016/10/hannoveraner-erklaerung-2016.pdf).
In Niedersachsen existieren grundständige Bachelor-/Master-Studiengänge für die Mangelfachrichtungen in
Hannover und Osnabrück, um jungen Menschen mit Hochschulzugangsberechtigung die Aufnahme eines
Lehramtsstudiums zu ermöglichen. Die Absolventenzahlen dieser beiden Standorte in den Mangelfachrich-
tungen sind jedoch sehr gering und betragen oft nicht mehr als fünf angehende Lehrkräfte in der beruflichen
Fachrichtung Metalltechnik pro Jahr. Im Wintersemester 2014/2015 waren beispielsweise in Osnabrück 25
und in Hannover gar nur 5 Metalltechnik-Studierende im Masterstudiengang eingeschrieben (3 Absolventen),
während in den zugehörigen Bachelorstudiengängen teils eine recht beachtliche Zahl an Studierenden ver-
zeichnet werden konnte. Wie die in der Zeitschrift „Die berufsbildende Schule“ regelmäßig veröffentlichten
Statistiken zeigen, reihen sich diese Standorte mit ihren Studierendenzahlen nahtlos in das Feld der anbie-
Qualität der Lehrerbildung in Zeiten des Lehrermangels
Moderation: Prof. Dr. Ralph Dreher, Universität Siegen
Arbeitskreis 3
19
tenden Hochschulen ein; d. h., dass bundesweit nur marginale Studierendenzahlen in Masterstudiengängen
zu verzeichnen sind. Erfolgreich(er) scheinen hier aber insbesondere Konzepte zu sein, die
• für mehrere Zielgruppen ein Studienangebot vorhalten können;
• ein grundständiges und homogenes Studium mit eigenständigem Profil ohne große Abhängigkeiten von
ingenieurwissenschaftlich ausgerichteten Studiengangkonzepten anbieten können;
• ein Master-Studienangebot für Ingenieure anbieten können.
Seit der Novellierung der Rahmenvereinbarung für das Lehramt Typ V der KMK im März 2016 wird vor allem
der dritte Punkt für die Hochschulen attraktiv, da dadurch die Bildungswissenschaften, das Unterrichtsfach
und die Fachdidaktiken vollumfänglich im Masterstudiengang studiert werden können.
In Niedersachsen fand vor diesem Hintergrund im Jahr 2016 eine Debatte zwischen den beteiligten Hoch-
schulen, dem Kultusministerium und dem Wissenschaftsministerium mit dem Ziel statt, ein „niedersächsi-
sches Modell“ für die Ausbildung von Lehrkräften zu entwickeln, mit dem die Studierendenzahlen erhöht
werden können. Diese Debatte mündete in die Konzeption eines speziellen Masterstudiengangs für Ingeni-
eure in Hannover. Dieser soll zusätzlich zum bestehenden konsekutiven Modell angeboten werden. In Han-
nover wird dieser Studiengang namens LBS-SprintING zum WS 2016/17 erstmals Studierende immatrikulie-
ren können; in Osnabrück besteht bereits ein Quereinstiegs-Masterstudiengang, der allerdings noch um-
strukturiert werden muss, damit er akkreditierungsfähig ist. Der Beitrag konzentriert sich auf das Hannovera-
ner Modell und stellt die Gesamtkonzeption des Studiengangs mit dem Bachelor Technical Education
(B.Sc.), dem Master Lehramt an berufsbildenden Schulen (M.Ed.) sowie dem neuen Master Lehramt an
berufsbildenden Schulen für Ingenieure (M.Ed.) vor und stellt diese zur Diskussion. Dabei stehen konzeptio-
nelle Fragen der Gestaltung wie auch organisatorische Fragen der Akkreditierung, Machbarkeit und Studier-
barkeit im Mittelpunkt. Es soll auch eine Diskussion zu den Wirkungen und zur Erreichbarkeit der Zielgrup-
pen stattfinden.
Prof. Dr. Matthias Becker Leibniz-Universität Hannover Institut für Berufswissenschaften der Metalltechnik – IBM Leibniz Universität Hannover Appelstraße 9 30167 Hannover E-Mail: becker@ibm.uni-hannover.de
Das duale Master-Modell in Nordrhein-Westfalen/Siegen
Zum Begriff „Duales Modell“
Durch eine veränderte Erlasslage wird es den Hochschulstandorten in Nordrhein-Westfalen ermöglicht, zum
jetzt beginnenden Sommersemester 2017 einen Aufbaustudiengang „Master of Education – Lehramt Berufs-
kolleg“ mit jeweils hochaffinen Fächerkombinationen anzubieten.
Zusätzlich wird dabei die Möglichkeit eingeräumt, diesen Studiengang zeitlich von vier auf sechs Semester
zu strecken, so dass die Studierenden zugleich ein Angebot der jeweiligen Bezirksregierung annehmen kön-
nen, bei reduzierte Pflichtstundenzahl und vollem E11-Gehalt an einem Berufskolleg zu unterrichten. Diese
Möglichkeit eines berufsbegleitenden MA-Studiengangs wird von den Projektbeteiligten üblicher Weise als
„dualer BK-Lehramtsmaster“ bezeichnet.
Kernvoraussetzung für dieses Modell ist dabei, dass seitens der Berufskollegs vakante Stellen in solche
Stellen für ein berufsbegleitendes Studium umgewandelt werden – die Schulen also bewusst auf ein jeweils
halbes Lehrdeputat verzichten mit der Option, auf diese Weise qualifiziertes und akademisch voll ausgebil-
detes Lehrpersonal auszubilden.
Studiengangsstruktur – und inhalte
Grundsätzliche Annahme für einen solchen Aufbaustudiengang ist, dass durch ein bereits ingenieurwissen-
schaftlich orientiertes BA-Fachstudium sowohl für die große wie für die kleine Fachrichtung eine ausreichen-
Qualität der Lehrerbildung in Zeiten des Lehrermangels
Moderation: Prof. Dr. Ralph Dreher, Universität Siegen
Arbeitskreis 3
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de Studienleistung erbracht wurde – hier also keine weiteren fachlichen Auflagen im MA-Studium zu erbrin-
den sind.
Das Aufbaustudium selbst ist dann geprägt durch ein verzahntes Studium von Erziehungswissenschaften,
Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Fachdidaktik, Lernpsychologie und Migration-/Inklusionsforschung. Es
folgt das nach dem Lehrerausbildungsgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen übliche Praxissemester so-
wie im vierten MA-Semester dann im Wesentlichen die entsprechend unterstütze /flankierte Anfertigung der
Master-Thesis.
Diskussion des Modells
Das Modell muss als Antwort auf folgendes Problem verstanden werden: Die Aufnahme eines grundständi-
gen Lehramtsstudiums für den Schultyp VI erschien bislang wenig attraktiv, da mit gleichem Studienaufwand
und hoher Kongruenz der Studieninhalte ein Ingenieurabschluss erworben werden konnte. Aus diesem
Mangel an substanziellen Lehrkräften resultierten die diversen Quer- und Seiteneinstiegsmodelle als die
eigentlichen Zugänge zum Beruf „Lehramt BK“. Jedoch wurde ebenso deutlich, dass damit ein Personal
gewonnen werden konnte, was genau nicht pädagogisch und didaktisch sich in der Weise qualifizieren konn-
te, dass es auch tatsächlich Schulentwicklung betreiben kann. Anderseits konnte dieses auch immer weniger
verlangt werden, weil der bislang unbezahlte Aufwand hierfür die Attraktivität zum Wechsel aus der Ingeni-
eur- in die Lehrtätigkeit wiederum entscheidend senkte.
Das vorab vorgestellte „duale Modell“ setzt genau an diesem Punkt an, indem eine bezahlte pädagogisch-
didaktische Professionalisierung für die Bereich der Unterrichts- und damit zusammenhängend Schulent-
wicklung ermöglicht. Ebenso bedeutet dieses jedoch eine Zunahme ´von Lehrkräften mit hochaffiner Fächer-
kombination und damit ein beibehalten des Mangels von spezifisch ausgebildeten Lehrkräften, um die all-
gemeinbildender Fächer des „zweiten Bildungswegs“ den Prinzipien der Berufsdidaktik folgend (integrativ)
zu unterrichten. Das Modell arbeitet damit gegen den Lehrkräftemangel insbesondere für den wesentlichen
Bereich der dualen Berufsausbildung an, kann jedoch nicht als Königsweg gesehen werden, um beruflicher
Bildung als Gesamtalternative gemäß den Vorgaben der Ordnungsmittel zu erhalten.
Prof. Dr. Ralph Dreher Universität Siegen Lehrstuhl für Didaktik der Technik am Berufskolleg Breite Strasse 11 57076 Siegen E-Mail: dreher.tvd@uni-siegen.de
Notwendigkeit der weiteren Professionalisierung der Lehrerbildung im gewerblich-
technischen Bereich durch „Industrie 4.0“
Der Beitrag thematisiert die möglichen Auswirkungen der sich zz. vollziehenden technologischen Innovatio-
nen, die unter dem Schlagwort „Industrie 4.0“ subsumiert werden, auf die Professionalisierung der Lehren-
den in den beruflichen Fachrichtungen der Metall- und Elektrotechnik. Zunächst wird eine Analyse der tech-
nologischen Veränderungen in ihren Auswirkungen auf die Berufsausbildung in den industriellen Metall- und
Elektroberufen vorgenommen. Im Sinne des doppelten Praxisbezuges der Lehrerbildung hat dies unmittel-
bare Auswirkungen auf die Professionalisierung in allen Phasen. Exemplarisch wird zum einen ein Vorschlag
auf Strukturebene und zum anderen ein konkretes hochschuldidaktisches Konzept im Kontext von „Lernfab-
riken“ diskutiert. Ziel soll neben der besseren Vorbereitung auf die neuen Anforderungen in einer Lernfabrik
4.0, auch die Erhöhung der Attraktivität der Lehrerbildung in Baden-Württemberg sein.
Folgenden Veränderungen und neue Themenstellungen für das Lehramtsstudium an beruflichen Schulen
werden benannt und diskutiert:
– Engeres Zusammenarbeiten der unterschiedlichen Fachrichtungen an gemeinsamen Fragestellungen zu
Industrie 4.0 und Ergänzung um Schwerpunkte, die auf ein vernetztes Handeln und Denken bezogen
sind.
Qualität der Lehrerbildung in Zeiten des Lehrermangels
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– Konsequenzen der Gestaltung der Mensch-Maschinen-Schnittstelle auf Mensch, Organisation und Ge-
sellschaft (Assistenzsystem versus Automatisierungssystem).
– Entwicklung und Erprobung von didaktischen Konzepten, die eine wirksame Umsetzung von Lern- und
Arbeitsaufgaben nahe den realen Arbeitsprozessen innerhalb von Lernumgebungen (wie die Lernfabri-
ken) gewährleisten. Hierzu zählt auch, Möglichkeiten und Grenzen von berufs- und fachdidaktischen
Lernformen zur Förderung des selbstständigen und problemlösenden Lernens sowie Fragen der Gestal-
tungsorientierung ausführlich thematisieren zu können.
Im letzten Teil wird ein hochschuldidaktischer Ansatz zur Integration der Lernfabriken 4.0 in Baden-
Württemberg in die Lehrerbildung vorgestellt. In einem regionalen Verbund soll im Kontext der kooperativen
Studiengänge B.Eng. /M.Sc. Ingenieurpädagogik der PH Schwäbisch Gmünd und der HS Aalen, deren Mas-
terabsolvent_innen auch den Zugang zur zweiten Phase der Lehramtsausbildung („Referendariat“) erhalten,
ein profilbildendes Modul für die Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen zu Industrie 4.0 entwickelt und erprobt
werden. In Zusammenarbeit mit zwei beruflichen Schulen, an denen jeweils eine Lernfabrik implementiert
und didaktisch-konzeptionell entwickelt wird, wird dies in dem bereits bestehenden und entsprechend zu
adaptierenden fachdidaktischen Projektseminar im Masterstudium als problem- und forschungsbasiertes
Lernen zu verankern.
Prof. Dr. Uwe Faßhauer Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd Institut für Bildung, Beruf und Technik Abteilung: Technik Oberbettringer Straße 200 73525 Schwäbisch Gmünd E-Mail: axel.grimm@biat.uni-flensburg.de
Prof. Dr. Lars Windelband Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd Institut für Bildung, Beruf und Technik Abteilung: Technik Oberbettringer Straße 200 73525 Schwäbisch Gmünd E-Mail: lars.windelband@ph-gmuend.de
Information und Quellenglaubwürdigkeit bei der Lehramtsstudienwahl: Maßnahmen gegen
den Lehrkräftemangel
In Nordrhein-Westfalen (NRW) gibt es vielerlei Bestrebungen und Maßnahmen, die Studierendenzahlen der
Studiengänge für das Lehramt an Berufskollegs (BKs) in den gewerblich-technischen Fachrichtungen Elekt-
rotechnik und Maschinenbautechnik zu erhöhen, um dem strukturellen Mangel an Lehrkräften entgegenzu-
wirken. Bislang konnten die Studierendenzahlen allerdings noch nicht wesentlich gesteigert werden (vgl.
Tettenborn 2015). Bei der Beschäftigung mit der Problematik wird in der Regel vernachlässigt, dass Studi-
enwahlentscheidungen im Bachelor-Master-System – also auch die der Lehramtsstudienwahl für BKs in
NRW – für Studieninteressierte eine Folge von Entscheidungen unter Unsicherheit darstellen. Informations-
asymmetrien bestehen einerseits bezüglich der Eigenschaften von Studiengängen (vgl. Mause 2010) und
andererseits bezüglich des Wahrheitsgehalts von Informationen der Informationsquellen, die von den Stu-
dieninteressierten zum Ausgleich der Informationsdefizite über Studiengangeigenschaften genutzt werden
können (vgl. Swagler 1978). Fehlentscheidungen bei der Studienwahl können die Folge der Informationsas-
ymmetrie sein. Im Rahmen dieses Beitrags wird der Frage nachgegangen, auf welcher Informationsgrundla-
ge die Studienwahl bezüglich des Lehramtsstudiums von den Studieninteressierten getroffen werden kann
(und wird). Im Fokus steht hierbei das Lehramtsstudium der gewerblich-technischen Fachrichtungen Elektro-
technik und Maschinenbautechnik für das Lehramt an BKs in NRW. Im Rahmen einer informationsökonomi-
schen Analyse (vgl. Nelson 1970; Darby & Karni 1973) wird in einem ersten Schritt betrachtet, welche Infor-
mationen und Informationsasymmetrien vor und nach Studienbeginn existieren. Die Ergebnisse lassen da-
rauf schließen, dass Informationsasymmetrien bezüglich Eigenschaften von Lehramtsstudiengängen existie-
ren, die über den Studienverlauf hinweg nicht abgebaut werden können, sodass die Nichtwahl der Lehr-
amtsstudiengänge der Mangelfächer darauf zurückgeführt werden kann. In einem zweiten Schritt wird die
Glaubwürdigkeit der von Studieninteressierten genutzten Informationsquellen, wie beispielsweise Hochschu-
len, mit Hilfe der Quellenglaubwürdigkeitstheorie (vgl. Eisend 2003) analysiert. Abschließend werden Impli-
kationen für die Gewinnung von zusätzlichen Studierenden für die gewerblich-technischen Mangelfächer des
Lehramts für Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen abgeleitet, um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken.
Qualität der Lehrerbildung in Zeiten des Lehrermangels
Moderation: Prof. Dr. Ralph Dreher, Universität Siegen
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Literatur
Darby, M. & Karni, E. (1973): Free Competition and the Optimal Amount of Fraud. In: The Journal of Law & Economics, Jg. 16, H. 1, S.
67-88.
Eisend, M. (2003): Glaubwürdigkeit in der Marketingkommunikation. Konzeption, Einflussfaktoren und Wirkungspotenzial. Deutscher
Universitätsverlag, Wiesbaden.
Mause, K. (2010): Considering Market-Based Instruments for Consumer Protection in Higher Education. In: Journal of Consumer Policy,
Jg. 33, H. 1, S. 29-53.
Nelson, P. (1970): Information and Consumer Behavior. In: Journal of Political Economy, Jg. 78, H. 2, S. 311-329.
Swagler, R. (1978): Students as Consumers of Postsecondary Education: A Framework for Analysis. In: The Journal of Consumer
Affairs, Jg. 12, H. 1, S. 126-134.
Tettenborn, S. (2015): Studierendenzahlen in den beruflichen Lehramtsstudiengängen - Prekäre Entwicklungen für die gewerblich-
technischen Fachrichtungen. In: Die berufsbildende Schule, Jg. 67, H. 2, S. 58-64.
Dipl. oec. Nadja Markof Universität Siegen Technical Vocational Didactics (TVD) Breite Strasse 11 57076 Siegen E-Mail: markof.tvd@uni-siegen.de
Didaktische „Reduktion“ im Spannungsfeld von Hochtechnologie und
Kompetenzentwicklung
Moderation: Prof. Dr. Martin Hartmann, Technische Universität Dresden
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Von der didaktischen Reduktion zur berufsdidaktischen Aufbereitung
Die horizontale didaktische Reduktion Grüners oder auch vertikale Vereinfachung Herings gehen davon aus,
dass diese zur „Faßlichkeit naturwissenschaftlicher und technischer Aussagen“ beitragen (Hering 1959) und
so eine wesentliche Voraussetzung für den technischen Unterricht darstellen. Auch Grüner ging davon aus,
dass man Inhalte für den Unterricht reduzieren müsse, ohne dass dabei eine wissenschaftliche Verklärung
stattfindet; reduzierte Inhalte müssen wissenschaftlich wahr bleiben. Der didaktische Ansatz der horizontalen
didaktischen Reduktion war dann dadurch gekennzeichnet, dass man wissenschaftliche Aussagen konkreter
darstellt – „oft unter Zuhilfenahme von Analogien, Metaphern und Beispielen – und damit leichter zugänglich“
(Grüner 1967, S. 421) macht. Eine Konfrontation der Lernenden mit den differenzierten wissenschaftlichen
Aussagen – so die sich dahinter verbergende These – sei für diese nicht fasslich und behindere daher das
Erlernen des Inhalts.
Sicherlich steht etwa die Aussage „Groß ist des Schlossers Kraft, wenn er mit dem Hebel schafft“ nicht im
Gegensatz zur mathematisierten Definition des Drehmoments: . Jedoch ist die Kompliziertheit
der mathematischen Fassung dieses Inhalts ggf. für einen Unterricht in der Berufsschule zu groß; die ma-
thematischen Methoden zur Behandlung des Kreuzproduktes stehen beispielsweise nicht zur Verfügung.
Solche Argumentationsketten gehen allerdings im Falle berufsbezogenen Lernens von zwei Irrtürmern aus:
1. Der zu lernende Inhalt ist die fachwissenschaftliche Aussage;
2. der Gültigkeitsbereich ist aus der Fachwissenschaft heraus zu betrachten.
In diesem Beitrag soll darauf eingegangen und daran angeknüpft werden, dass berufliches Handeln mit be-
rufswissenschaftlichem Wissen verknüpft ist und aus diesem generiert wird. Inhalt ist also gar nicht allein
eine fachwissenschaftliche Aussage, sondern in der Regel ein komplexes Gefüge vielfältiger Elemente, die
kompetentem beruflichem Handeln zugrunde liegen. Mit dem Ansatz der Handlungs- und dann der Gestal-
tungsorientierung (Heidegger/Rauner 1997; Berben 2008, S. 206 ff.) wurde dies in den 1980er und 1990er-
Jahren vielfach verdeutlicht und diskutiert, und spätestens seit der Einführung der Lernfelder sollte klar sein,
dass die Kernaufgabe der Didaktik in einer sinnerweiternden statt einschränkenden Inhaltsaufbereitung be-
steht, die zu einem ganzheitlicheren Verständnis der Arbeits- und Lebenswelt beiträgt (vgl. Pahl 2013, S.
290). Klärungen auf der theoretischen Ebene – unter anderem zum Arbeitsprozesswissen (vgl. Fischer
2000) und zu curricularen Strukturen (vgl. Rauner/Spöttl 2002) – und entstandene didaktische Ansätze im
Zuge der Einführung der Lernfelder (wie etwa das Unterrichten mit Lern- und Arbeitsaufgaben) haben zum
Konzept der berufsdidaktischen Analyse geführt (Becker 2013). Mit dieser ist eine berufsdidaktische Aufbe-
reitung der relevanten Inhalte für kompetentes berufliches Handeln verbunden. Dabei erfolgt ebenfalls eine
Einschränkung der beruflichen Wirklichkeit; deren volle Komplexität und Kompliziertheit nicht Gegenstand
des Unterrichts sein kann. Die Elemente, auf die sich solche Einschränkungen beziehen können bzw. nicht
beziehen sollten, werden im Beitrag diskutiert.
Becker, M. (2013): Arbeitsprozessorientierte Didaktik. In: bwp@ Berufs- und Wirtschaftspädagogik – online, Ausgabe 24, 1-22. Online:
http://www.bwpat.de/ausgabe24/becker_bwpat24.pdf (25-06-2013).
Berben, Th. (2008): Arbeitsprozessorientierte Lernsituationen und Curriculumentwicklung in der Berufsschule. Bielefeld: Bertelsmann.
Fischer, M. (2000): Von der Arbeitserfahrung zum Arbeitsprozeßwissen. Rechnergestützte Facharbeit im Kontext beruflichen Lernens.
Opladen: Leske + Budrich.
Grüner, G. (1967): Die didaktische Reduktion als Kernstück der Didaktik. In: Die Deutsche Schule, 59. Jg., Heft 7/8, S. 414-430.
Heidegger, G.; Rauner, F. (1997): Was heißt Gestaltungsorientierung in der Berufsschule? In: Heidegger, G.; Adolph, G.; Laske, G.
(Hrsg.): Gestaltungsorientierte Innovation in der Berufsschule. Bremen: Donat, S. 83-121.
Hering, D. (1959): Zur Faßlichkeit naturwissenschaftlicher und technischer Aussagen. Berlin: Volk und Wissen.
Pahl, J. (2013): Bausteine beruflichen Lernens im Bereich „Arbeit und Technik“. Band 1: Berufliche Didaktiken auf wissenschaftlicher
Basis. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
Rauner, F.; Spöttl, G. (2002): Der Kfz-Mechatroniker - vom Neuling zum Experten. Bielefeld: Bertelsmann.
Didaktische „Reduktion“ im Spannungsfeld von Hochtechnologie und
Kompetenzentwicklung
Moderation: Prof. Dr. Martin Hartmann, Technische Universität Dresden
Arbeitskreis 4
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Prof. Dr. Matthias Becker Leibniz-Universität Hannover Institut für Berufswissenschaften der Metalltechnik – IBM Leibniz Universität Hannover Appelstraße 9 30167 Hannover E-Mail: becker@ibm.uni-hannover.de
Prozessbezogenes Unterrichten
Ausgangspunkt des lernfeldbezogenen Unterrichts ist nicht mehr die fachwissenschaftliche Theorie, zu de-
ren Verständnis bei der Vermittlung möglichst viele praktische Beispiele herangezogen wurden. Vielmehr
wird von beruflichen Problemstellungen ausgegangen, die aus dem beruflichen Handlungsfeld entwickelt
und didaktisch aufbereitet werden. Das für die berufliche Handlungsfähigkeit erforderliche Wissen wird auf
dieser Grundlage generiert.“ (Handreichung für die Erarbeitung von Rahmenlehrplänen der Kultusminister-
konferenz für den berufsbezogenen Unterricht in der Berufsschule und ihre Abstimmung mit Ausbildungs-
ordnungen des Bundes für anerkannte Ausbildungsberufe, 2011, S.10)
Diese Art des Unterrichtens erfordert also nicht die Darstellung von fachwissenschaftlichen Inhalten, die
„reduziert“ werden müssen, damit sie von den Lernenden verstanden werden. Zentral ist stattdessen die
Erstellung von dem beruflichen Handeln entspringenden Lernaufgaben, denen Analysen über Kriterien zur
Einschätzung der Handlungssituation zugrunde liegen. Was das bedeutet und wie Lernsituationen konstru-
iert werden können, wird an Beispielen aus den Fachrichtungen Metall- und Elektrotechnik aufgezeigt.
Prof. Dr. Martin Hartmann Technische Universität Dresden Institut für Berufspädagogik und Berufliche Didaktiken Zi. 159 Weberplatz 5 01217 Dresden E-Mail: martin.hartmann@tu-dresden.de
Instandsetzung einer Automatisierungsanlage und Modernisierung zur „Modellfabrik 4.0“
Im Rahmen des Modules „Fachbezogenes Projekt“ arbeitete zwei Semester lang ein Projektteam der berufli-
chen Fachrichtung Elektro- und Informationstechnik am Projekt „Modellfabrik 4.0“. Ziel des Projekts ist die
Planung und Realisierung einer „Modellfabrik 4.0“ basierend auf einer bestehenden Anlage und unter fachli-
chen und fachdidaktischen Gesichtspunkten.
Die „Modellfabrik“ ist ein in den 90er Jahre konzipiertes und für die Berufsschullehrerausbildung im Labor
Elektrotechnik installiertes modulares Produktionssystem (MPS). Sie hat vier Stationen: Verteilen, Prüfen;
Bearbeiten und Lagern.
Im Mittelpunkt komplexer Handlungen am MPS steht das vom SPS-Programm gesteuerte Zusammenwirken
elektrischer und elektropneumatischer Stellglieder sowie elektrischer Sensoren.
Da die Modellfabrik aufgrund von Pannen und Alterungsprozessen kaum einsatzfähig ist, bekommt das Pro-
jektteam den Auftrag, die Anlage instand zu setzen, zu modernisieren und platzsparender (linear statt kom-
pakt quadratisch) umzubauen.
Im Vortrag wird gezeigt, wie die Anlage unter Anwendung fachlicher, fachdidaktischer Methoden instandge-
setzt sowie didaktisch reduziert und modelliert wurde, mit dem Ziel eine qualitätsorientierte Kompetenzent-
wicklung zu unterstützen.
Ergebnisse der Digitalisierungs- und Planungsarbeit (Dokumentation, Speicherung, Kommunikation, Visuali-
sierung von Betriebs- und Produktionsdaten, Steuertechnik, Anlagenbau…) werden dargestellt und disku-
tiert.
Didaktische „Reduktion“ im Spannungsfeld von Hochtechnologie und
Kompetenzentwicklung
Moderation: Prof. Dr. Martin Hartmann, Technische Universität Dresden
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Anschließend werden die erreichten Projektergebnisse im Hinblick auf die Kompetenzentwicklungsziele so-
wie auf die Projektziele ausgewertet und reflektiert.
Dr. Wendkouni J. Eric Sawadogo Tobias Kozlowski Martin Mueller Georg Reuter Technische Universität Dresden Institut für Berufspädagogik und Berufliche Didaktiken Weberplatz 5 01217 Dresden E-Mail: eric.sawadogo@tu-dresden.de
Umsetzungsmöglichkeiten von Inklusion und Integration in der berufsschulischen Ausbil-
dung von Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf – Grundproblematik, Fall-
beispiele aus dem Berufsfeld Metalltechnik
Als Reaktion auf die sinkenden Lehrlingszahlen werden zur Sicherstellung des Fachkräftebedarfs von den
Wirtschaftstreibenden neben den traditionell bevorzugten Lehranwärter/-innen auch vermehrt Jugendliche
mit besonderen Bedarfen, Quereinsteiger/-innen und Personen mit Fluchterfahrung als Lehrlinge rekrutiert.
Die Berufsschulpflicht im dualen System führt dazu, dass die Berufsschulen vor die Aufgabe gestellt werden,
alle Individuen mit ihren heterogenen Voraussetzungen und Lebenslagen bestmöglich zu fördern und als
integrierend wirkender Lernort zu agieren. Die Heterogenität im Klassenzimmer fordert adäquate Gestal-
tungsoptionen – inklusiver Unterricht und eine kontinuierliche Individualisierung und Differenzierung können
zu einer wirksamen Förderung aller Lernenden beitragen.
Inhalt:
Im Beitrag soll auf Umsetzungsmöglichkeiten von Integration und Inklusion in der berufsschulischen Ausbil-
dung von Jugendlichen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen eingegangen werden. Nach einem Aufriss
der Grundproblematik soll anhand von Fallbeispielen erläutert werden, wie Inklusion in der Lehrausbildung
im Fachbereich Metall gelingen kann.
BEd MA Ingrid Hotarek Pädagogische Hochschule Tirol Pastorstraße 7 A 6010 Innsbruck E-Mail: ingrid.hotarek@ph-tirol.ac.at
Erfahren, verstehen, wissen – Medien im Implikationszusammenhang mit Zielen, Inhalten
und Methoden
Medien erscheinen in der Unterrichtsplanung oft nur als ein technisches Problem der angemessenen Reprä-
sentation von Inhalten. Es besteht aber auch ein enger Zusammenhang zwischen Lernzielen und zum Ein-
satz von Methoden.
Im Laufe des Lebens sind Menschen verschiedenen Entwicklungsaufgaben ausgesetzt. In einer oralen Tra-
dition (bis zum Vorlesen) haben Kinder gelernt sich anhand von Geschichten in andere Welten zu versetzen.
Dabei spielen Identifikationsfiguren und Handlungsabläufe mit zu meisternden Problemlagen eine Rolle.
Eine Rollendistanzierung findet bei den Kindern zunächst noch kaum statt. Die Übereinstimmung mit den
Identifikationsfiguren erzeugt wertbezogene (z. B. gut-böse unterscheidende) Handlungsmuster. Mit der
unmittelbaren Identifikation werden Möglichkeiten „richtigen“ Handels geöffnet. Filme erzählen durch das
gegebene Setting und die dargestellten Personen Geschichten meist festgelegter, lassen den Zuschauen-
den aber auch weniger Möglichkeiten den aufgezeigten Brüchen durch Phantasie zu entkommen.
Didaktische „Reduktion“ im Spannungsfeld von Hochtechnologie und
Kompetenzentwicklung
Moderation: Prof. Dr. Martin Hartmann, Technische Universität Dresden
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Die Distanzierung von dem eigenen unmittelbaren Erleben ist die Voraussetzung für die Entwicklung von
abstrakteren Kategoriensystemen. Während Kinder zunächst meist noch nicht in der Lage sind, eine richtige
Antwort auf die Frage zu geben, was schwerer ist: 1 Kilo Eisen oder 1 Kilo Federn, weil sie noch keine Idee
vom Maß haben und nur wissen, dass Federn leicht sind und Eisen schwer ist oder weil sie vielleicht auch
die Größen „Masse“ und „Volumen“ verwechseln, eröffnet ihnen erst die – eine Abstraktionsleistung erfor-
dernde – Unterscheidung von Merkmalen es Quantitäten einzuschätzen.
Die Darstellung von Inhalten in Medien wie Arbeitsblättern geht im Allgemeinen davon aus, dass es sich bei
Zusammenhängen von Quantitäten (z. B. bei Berechnungen) um einfache Sachverhalte handelt. Übersehen
wird, dass dazu Objekte und Qualitäten abgegrenzt und die den Objekten zugeordneten Merkmale in ihrer
Qualität verstanden sein müssen. Dafür ist der Umgang mit den Objekten und der Aufbau von Erfahrung
erforderlich. Die Objekte, seien es natürliche Gegenstände, wenig abstrakte Skizzen, Artefakte, Werkzeuge
oder Prüf- bzw. Messinstrumente sind insofern jeweils Lernmedien. Erst mit dem Verständnis z.B. für Hand-
lungen zuordenbare Merkmale können Sachverhalte eingeordnet und damit abstraktes „Wissen“ aufgebaut
werden. Dieses kann dann durch Abstraktionsleistungen einfach dargestellt, erfasst und ausgebaut werden.
Der Vortrag beschäftigt sich mit der Frage, welche Funktion Medien in verschiedenen Zusammenhängen
übernehmen (können) und welche Rolle sie in komplexen Lernsituationen eines lernfeldstrukturierten Unter-
richts spielen.
Prof. Dr. Martin Hartmann Technische Universität Dresden Institut für Berufspädagogik und Berufliche Didaktiken Zi. 159 Weberplatz 5 01217 Dresden E-Mail: martin.hartmann@tu-dresden.de
Serena Supergreen und der abgebrochene Flügel – Serious Game Erneuerbare Energien für
technische Ausbildungsberufe für Mädchen
Das Serious Game SERENA möchte Mädchen von 13 bis 15 motivieren, sie bei der Berufswahl unterstützen
und sie für technische Berufe begeistern. Das Spiel fokussiert auf die erneuerbaren Energien, von denen
unterstellt wird, dass sie für Mädchen besonders attraktiv sind, weil sie die Energieversorgung ökologischer
und sozialer machen können. Zu Grunde gelegt wird also, dass Mädchen in der Regel ein besonderes ge-
sellschaftliches Verantwortungsbewusstsein besitzen.
Im Rahmen der Erstellung des Spiels im Projekt SERENA liegt eine Herausforderung darin, relevante tech-
nisch motivierte, berufliche Spielinhalte zu identifizieren, sie in einen für Mädchen attraktiven Zusammen-
hang zu stellen, sie zu einem logischen, aber auch Spaß bereitenden Spielablauf (Gamedesign) zu kombi-
nieren, die Kompetenzentwicklungen über den Prozess mitzudenken, den Spielerinnen die notwendigen
Feedbacks zu geben und die Spielerinnen dabei nicht zu überfordern.
Im Vortrag werden der Prozess des Gamedesigns und die zugrundeliegenden Überlegungen dargestellt.
Während der Fachtagung besteht die Möglichkeit, das nahezu vollendete Spiel in einzelnen Sequenzen an
Tabletcomputern zu erproben.
Dipl.-Berufspäd. Nadine Matthes Felix Kapp Technische Universität Dresden Institut für Berufspädagogik und Berufliche Didaktiken Weberplatz 5 01217 Dresden E-Mail: nadine.matthes@tu-dresden.de
Pia Spangenberger Wissenschaftsladen Bonn e.V. Reuterstr. 157 53113 Bonn E-Mail: info@wilabonn.de
Linda Kruse the Good Evil GmbH Gilbachstraße 22 50672 Köln E-Mail: hello@thegoodevil.com
Werte schaffen – Werte schöpfen. Plädoyers für eine nachhaltige Berufsbildung
Moderation: Studiendirektor a. D. Reinhard Geffert, BAG Elektro-, Informations-, Metall- und Fahrzeugtechnik
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Werteorientierung und Berufliche Bildung – wie geht das?
„Verantwortung für die Gesellschaft und kommende Generationen zu tragen, das ist für mich `Business to
Society´“. Joe Kaeser, CEO der Siemens AG
Dieses Zitat spiegelt das Nachhaltigkeitsprogramm eines großen deutschen Unternehmens. Einen elementa-
ren Baustein zur Messung des eigenen gesellschaftlichen Beitrags in Unternehmen bildet die Kompetenz-
entwicklung mittels zukunftsfähiger Förderung der Mitarbeitenden durch die berufliche Aus- und Weiterbil-
dung.
Zur Beantwortung der oben aufgeworfenen Frage zeigen sich zwei Ansatzpunkte:
Einerseits ist für viele Unternehmen in der Metall- und Elektroindustrie das Bekenntnis zu nachhaltigem Wirt-
schaften fest verankert in den strategischen Unternehmenszielen und die Entwicklung von Leitbildern, Ver-
haltenskodizes und Initiierung von Nachhaltigkeitsprojekten gehört zu einer weit verbreiteten Praxis (vgl.
BUNDESMINISTERIUM FÜR ARBEIT UND SOZIALES). Und im Handwerk gewinnen nachhaltigkeitsbezo-
gene Geschäftsfelder bspw. zur Verbesserung der Energieeffizienz und der Nutzung von regenerativer
Energien die zunehmend an Bedeutung. Andererseits stellen die auf nationaler und internationaler Ebene
geforderten Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung in der beruflichen Erstausbildung Ausbildungsakteure vor
die Aufgabe, gesellschaftliche Verantwortungsübernahme in die Prozesse der Ausbildung zu integrieren (vgl.
BERUFSBILDUNGSGESETZ 2005). Mit diesem Beitrag wird zur Diskussion gestellt, wie durch eine werte-
orientierte Ausbildungskultur ein Beitrag zur Sicherung und Entwicklung nachhaltigkeitsorientierter Bildungs-
arbeit geleistet werden kann.
Obwohl dem Wertebegriff in den verschiedenen sozialwissenschaftlichen Disziplinen sowie im alltäglichen
Umgang große Aufmerksamkeit geschenkt wird, gibt es keine eindeutige Definition darüber, was Werte sind
(vgl. GOLLAN 2012). Ausgedrückt werden zum einen bestimmte Einstellungen eines Menschen (subjektive
Werthaltungen), indem Werte als persönliche Leitprinzipien des eigenen Lebens gesehen werden. Zum an-
deren besteht die Anschauung, dass es sich um Merkmale von Gruppen, Gesellschaften oder Kulturen mit
normativem Charakter handelt, die deren soziale Orientierung steuern (soziale Werte). GILLE u.a. (2006)
bemerken unter Bezugnahme auf Forschungsarbeiten der Entwicklungspsychologie, dass die Aneignung
und Internalisierung von Werten als eine zentrale Entwicklungsaufgabe des Jugend- und jungen Erwachse-
nenalters angesehen werden kann und somit eine wichtige Bedeutung für die Lebensgestaltung und -
entwürfe junger Menschen erhält. Für berufliche Sozialisationsprozesse ist es daher wichtig zu berücksichti-
gen, welche Varianz die Wertekonzepte der jungen Erwachsenen aufweisen.
In diesem Zusammenhang rückt die Betrachtung von Bildungsprozessen stärker in den Fokus der nachhal-
tigkeitsbezogenen Forschung und Berufsbildungspraxis. Hierzu sind Gelingensbedingungen für Bildungs-
prozesse zu identifiziert, die eine unmittelbare Verbindung mit den persönlichen Einstellungen
(=Werthaltungen) der jungen Menschen aufweisen. Verstanden wird hier der Bildungsvorgang als ein le-
benslang andauernder Prozess eines Menschen auf seinem Weg zur Erkundung und Realisierung eigener
Welt- und Selbstverhältnisse (vgl. KOCH u.a. 1997). Bildung ist in dieser Vorstellung ein höherwertiger Lern-
prozess, in dem nicht nur neue Inhalte angeeignet werden, sondern umfasst auch die Art und Weise, wie
Menschen ihr Handeln in der Auseinandersetzung mit der Welt, mit anderen Menschen und mit sich selbst
ausrichten und über ihre Lebens- und Entwicklungsspanne reflexiv verändern (KOLLER 2010).
Auf Grundlage einer wissenschaftlichen Untersuchung unter aktiver Beteiligung von Auszubildenden wird
dargelegt, wie durch eine stetige Sensibilisierung für ethische Fragestellungen im Ausbildungsprozess Lern-,
Reflexions- und Bildungsprozesse bei den Lernenden angeregt werden können, ohne die - besonders für
Unternehmen des KMU-Segmentes - notwendige Gestaltungsoffenheit und Flexibilität bei der Umsetzung
des Ausbildungsauftrages zu belasten. Wichtige Elemente dabei sind:
• Anregung zur Reflexion (Mündigkeit),
• Schaffung von Handlungsalternativen und Verantwortungsübernahme,
Werte schaffen – Werte schöpfen. Plädoyers für eine nachhaltige Berufsbildung
Moderation: Studiendirektor a. D. Reinhard Geffert, BAG Elektro-, Informations-, Metall- und Fahrzeugtechnik
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• Möglichkeit zur offenen Kommunikation und Mitbestimmung,
• Anerkennung,
• Förderung des Zugehörigkeitsgefühls.
Keine normativen Moral- oder Gerechtigkeitsvorgaben sind zu erarbeiten, sondern eine Kultur der Leitidee
einer Wertschätzung von Person und Leistung: Eine Perpetuum-Mobile-Strategie der Qualitätsentwicklung!
Literatur
Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS): Unternehmenswerte – CRS Made in Germany, online verfügbar unter:
https://www.csr-in-deutschland.de/, abgerufen 23.12.2016.
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): Berufsbildungsgesetz, 2005, online verfügbar unter:
https://www.bmbf.de/de/das-berufsbildungsgesetz-bbig-2617.html, abgerufen 23.12.2016.
Gille, M.; Sardei-Biermann, S.; Gaiser, W.; de Rijke, J.: Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland, VS Verlag für Sozialwis-
senschaften, Wiesbaden 2006.
Gollan, T.: Sozialer Einfluss auf Werthaltungen und seine Konsequenzen für kulturelle Diffusion, 2012, online verfügbar unter:
http://ediss.sub.uni-hamburg.de/volltexte/2012/5569/pdf/Dissertation.pdf, abgerufen 23.12.2016.
Koch, L.; Marotzki, W.; Schäfer, A. (Hrsg.): Die Zukunft des Bildungsgedankens, Deutscher Studienverlag, Weinheim 1997.
Koller, H.-C.: Grundzüge einer Theorie transformatorischer Bildungsprozesse. In: A. Liesner; I. Lohmann (Hrsg.): Gesellschaftliche
Bedingungen von Bildung und Erziehung, W. Kohlhammer, Stuttgart 2010.
Siemens AG, Business to society Report für Deutschland, online verfügbar unter: http://www.siemens.com/entry/de/de/ingenuity-for-
life/b2s/, abgerufen 23.12.2016.
Dr. Andrea.Poetzsch-Heffter Universität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft Berufliche Bildung und Lebenslanges Lernen (EW 3) Sedanstraße 19 20146 Hamburg E-Mail: Andrea.Poetzsch-Heffter@uni-hamburg.de
Prof. Dr. Thomas Vollmer Universität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft Berufliche Bildung und Lebenslanges Lernen (EW 3) Sedanstraße 19 20146 Hamburg E-Mail: thomas.vollmer@uni-hamburg.de
Nachhaltige Mediennutzung im Berufsschulunterricht – Wie gelingt ein zielführendes Ler-
nen mit Schweißsimulatoren?
1. Ausgangssituation
Die medientechnologische Entwicklung bietet aktuell in der metallverarbeitenden Industrie zunehmend die
Möglichkeit, Lehr-Lernprozesse durch Schweißsimulatoren zu unterstützen. Dabei werden schon für die
Berufsorientierung innovative Wege beschritten, um Jugendliche für Berufe in der Metallindustrie zu begeis-
tern, aber auch Konzepte gestaltet, um in Aus- und Weiterbildung Wissen, Fähigkeiten und Kompetenzen
hinsichtlich verschiedenster Schweißverfahren und -aufgaben nachhaltig zu vermitteln. Insgesamt zeigt sich
in diesen Aktivitäten das Ziel, sowohl dem demographischen Wandel und einem damit einhergehendem
Fachkräftemangel entgegenzuwirken als auch die Digitalisierung der Arbeitswelt anzunehmen. Aktuell finden
Schweißsimulatoren vorrangig Eingang in die Aus- und Weiterbildung für Fachkräfte in Bezug auf manuelle
Schweißverfahren. Das betrifft die betrieblichen Lernorte, aber auch berufsbildende Schulen sowie (überbe-
triebliche) Aus- und Weiterbildungsträger.
2. Fragestellung
Die skizzierten Entwicklungen stellen neue Anforderungen an die Gestaltung von Lehr-Lernprozessen. Be-
sonders die Lehrkräfte sind daher gefordert, didaktische und medienpädagogische Kompetenzen einzubrin-
gen und den Simulator zielgruppenadäquat einzusetzen. Aus diesem Grund wird im Forschungsvorhaben
„Medieneinsatz in der Schweißausbildung“ (MESA) untersucht, welche Auswirkungen der Einsatz von
Schweißsimulatoren als digitales Lernmedium hat. Auf der einen Seite ist eine gewisse Legitimation in Form
von Lernfortschritten und Kompetenzentwicklungen zu evaluieren. Auf der anderen Seite sind „traditionelle“
Lehr-Lernkonzepte einem gewissen Weiterentwicklungsdruck ausgesetzt und die Wirkung neuer, ganzheitli-
cher Ansätze mit unterschiedlichen Methoden und Lernorten in ihrer Kombination zu erproben.
Werte schaffen – Werte schöpfen. Plädoyers für eine nachhaltige Berufsbildung
Moderation: Studiendirektor a. D. Reinhard Geffert, BAG Elektro-, Informations-, Metall- und Fahrzeugtechnik
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3. Methoden und Ergebnisse
Im Forschungsvorhaben wurde anhand berufswissenschaftlicher Forschungsmethoden analysiert, welche
konkreten Anforderungen an Lehrkräfte gestellt werden. Dabei spielt die fachliche Expertise der Lehrenden
nicht immer die wichtigste Rolle: Das Fachwissen ist bei den Lehrkräften vorhanden, aber der Simulator
bringt neue Einsatzmöglichkeiten für die Gestaltung ganzheitlicher Lernsituationen mit sich. Dazu wurde der
Simulator in der Berufsorientierung, in der Prüfungsvorbereitung und in Weiterbildungskursen eingesetzt. Es
zeigte sich dabei, inwieweit Anfänger/innen und Fortgeschrittene sich in den Anforderungen und Anwen-
dungsmöglichkeiten unterscheiden, inwieweit Personen mit Migrationshintergrund den Simulator nutzen und
welche Herausforderungen sich für die Lehrer/innen an berufsbildenden Schulen identifizieren lassen.
Dipl.-Päd. Sven Schulte Technische Universität Dortmund Fakultät 12 Erziehungswissenschaften, Psychologie und Soziologie Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft und Berufspädagogik Emil-Figge-Straße 50, Raum 0.506 44227 Dortmund E-Mail: sven.schulte@tu-dortmund.de
Berufliche Aus- und Weiterbildung in der Elektromobilität
Das Infrastrukturthema „Elektromobilität“ betrifft und bewegt alle Berufsbildungspraktiker und ist daher inhalt-
lich besonders schwer abzugrenzen. Zum einen entwickelt es sich technisch fortwährend rasant weiter, zum
anderen birgt es nicht abschätzbare, möglicherweise schwerwiegende gesellschaftliche, politische und recht-
liche Veränderungen und dies nicht nur national, sondern auch global. Lieb gewonnene Rituale werden auf
den Prüfstand gestellt und der Optimierung der Prozesse geopfert. Des Deutschen liebstes Kind, das Auto,
wird möglicherweise irgendwann zum Allgemeingut, und die Freude am Fahren durch ein autonomes Sys-
tem ersetzt. Durch die latente Omnipräsenz lässt es sich anderseits sehr gut im Unterricht Beruflicher Schu-
len aufgreifen, wie am Beispiel des Berufsbildungszentrums Mölln (Regionales Berufsbildungszentrum des
Kreises Herzogtum Lauenburg) gezeigt wird.
In der Ausbildung zum Beruf Elektroniker/-in für Energie- und Gebäudetechnik findet sich das Thema Elekt-
romobilität im Unterricht zum Beispiel im Anschluss einer Wallbox oder einer Ladesäule wieder. Dies lässt
sich dann im Lernfeld 11 „Regenerative Energien“ gut inhaltlich integrieren. Daher wird neben der Planung
einer PV-Anlage auch der Anschluss und die Funktionsweise einer Ladesäule Gegenstand des Unterrichts.
Im Unterricht des Faches „Wirtschaft u. Politik“ (WiPo) wird die Elektromobilität sowohl aus der Perspektive
des Verbrauchers als auch des Fachpersonals in Themenschwerpunkten wie „Umweltschutz“ oder „Grund-
lagen des wirtschaftlichen Handelns“ unterrichtlich betrachtet und bewertet. Die Schüler lernen so den be-
wussten und verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und ihrer Umwelt. Für die Funktionsweise des
Staates als Garant einer sicheren Lebenswelt sowie die Einflussnahme durch Lobbyisten eignet sich dieses
Thema gesellschaftspolitisch ebenfalls sehr gut, da es sehr emotional ist und alle betrifft. In der beruflichen
Ausbildung finden sich daher ausreichend Alltagsbeispiele, um die Elektromobilität in vielen Lernfeldern und
dem WiPo-Unterricht zu thematisieren. Da Elektroniker/-innen EG natürlich auch für alle anderen elektro-
technischen Aufgaben geschult werden müssen, bleibt die Elektromobilität daher ein Thema neben anderen.
In der beruflichen Weiterbildung stellt sich die Situation in der Fachschule „Elektromobilität“ etwas anders da.
Hier können sich Handwerksgesellen und Facharbeiter mit Berufserfahrung weiterbilden lassen, und seit
nunmehr vier Jahren dürfen diese Techniker den Zusatz „für Elektromobilität“ in ihrem Titel tragen. Die bei-
den regionalen Berufsbildungszentren in Kiel und Mölln haben im Februar 2013 den Bildungsgang mit zwei
Klassen eröffnet und den dafür notwendigen Lehrplan geschaffen. Inhaltlich unterscheiden sich Kiel mit dem
Themenschwerpunkt „Fahrzeugtechnik“ und Mölln mit dem Schwerpunkt „Energiemanagement“. Die Lehr-
kräfte beider Schulen greifen aber trotzdem auf den gleichen Lehrplan zurück, der das Thema Elektromobili-
tät in insgesamt 14 Lernfeldern vertieft und ursprünglich in vier Lernbereiche gegliedert war. Durch die unter-
schiedliche Ausrichtung der Abschlussprüfung auf die Lernfelder werden die Schwerpunkte formal bestätigt.
Werte schaffen – Werte schöpfen. Plädoyers für eine nachhaltige Berufsbildung
Moderation: Studiendirektor a. D. Reinhard Geffert, BAG Elektro-, Informations-, Metall- und Fahrzeugtechnik
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Da die Elektromobilität anders als bei der Ausbildung grundlegendes Thema ist, lässt sich die Zahl der Pro-
jekte reduzieren und optimieren. Weiterhin lassen sich einzelne Projekte in ein „Großes Ganzes“ integrieren
und durch die globalen Innovationen ständig weiterführen.
In Mölln wird ein sog. Transplantationsfahrzeug vom konventionellen zum Elektroauto umgebaut. Dieses
wird in dem eigens dafür gebauten PV-Carport wahlweise mit Gleich- bzw. Wechselspannung geladen. Der
Klassenraum stellt die simulierte Anlage eines Einfamilienhauses dar, so dass innerhalb des Energiemana-
gements der „Verbrauch“ der von der PV-Anlage bereitgestellten Energie innerhalb und außerhalb des Ge-
bäudes darstellbar und optimierbar ist. Neben der Automatisierung von elektrischen Großverbrauchern über
die Gebäudeautomation LCN sowie der Visualisierung der Energieströme wird die elektrische Energie der-
zeit in einem stationären Akku zwischengespeichert. Geplant sind der autarke Betrieb über einen geeigneten
Großspeicher sowie die Einbindung des Fahrzeug-Akkus in das Energiemanagement. Ein installiertes
Kleinstwindrad musste zwischenzeitlich abgebaut werden, da das BBZ Mölln aktuell ein neues Werkstattge-
bäude erhält. Nach Fertigstellung wird es aber wieder in Betrieb genommen und in die Energiebilanz mit
eingebunden.
Ein dienstlich nutzbarer PKW mit Elektroantrieb rundet das Gesamtkonzept ab. Das Fahrzeug dient neben
der Hochvoltschulung und der Erhebung von Daten zur Alltagstauglichkeit der Elektromobilität in der Fach-
schule auch als Lerngegenstand der Berufsschule für angehende Kfz-Mechatroniker/-innen, die ebenfalls in
Mölln unterrichtet werden.
Oberstudienrat Dirk Lehmann Berufsbildungszentrum Mölln Kerschensteinerstr. 2 23879 Mölln E-Mail: Dirk.Lehmann@bbzmoelln.de
Lernen und Lehren im Zeitalter der Digitalisierung
Die Industrie und Wirtschaft steht mit der aktuellen technologischen Entwicklung vor einem in seinem Um-
fang und seiner Komplexität noch nicht abzuschätzenden Umbruch. Die durch die Digitalisierung prognosti-
zierten Produktions- und Prozessinnovationen werden voraussichtlich mit umfangreichen Änderungen von
Tätigkeitsprofilen und Werkzeugen einhergehen. Experten gehen davon aus, dass sich die Berufsbilder so-
wie die zukünftig benötigten, beruflichen Kompetenzen stark verändern werden und prognostizieren steigen-
de Qualifikationsanforderungen an die Fachkräfte. Diese Qualifikationsanforderungen lassen sich nicht nur
mit kurzfristigen Weiterbildungsmaßnahmen decken, sondern die Anforderungen zwingen die Protagonisten
der Beruflichen Bildung schon heute über neue Wege nachzudenken. Damit stehen die Aus- und Weiterbil-
dung und ihr Personal vor neuen Herausforderungen und rücken stärker in den bildungs- und gesellschafts-
politischen Fokus. Es wird die Aufgabe der Bildungsinstitutionen und Lehrkräfte (Lehrer, Aus- und Weiterbil-
der) sein, mit adäquaten Lehrkonzepten eine qualitativ hochwertige berufliche Bildung zu gewähr-leisten. In
letzter Konsequenz ist somit auch die Professionalisierung der Lehrkräfte parallel zur technologischen Ent-
wicklung und zur aktuellen berufswissenschaftlichen und didaktischen Forschung zu realisieren.
Zu den aktuellen, forschungsleitenden Fragen, die sich (Fach-)Didaktiker, Berufswissenschaftler sowie Pro-
tagonisten der Beruflichen Bildung unter Berücksichtigung der didaktischen Tripel-Dependenz1 in diesem
Zusammenhang stellen, gehören:
• Welche Einflüsse und Folgen hat die Digitalisierung auf und für das Lernen und Lehren in der Beruflichen
Bildung?
• Welche beruflichen Kompetenzen werden zukünftig von den Aus- und Weiterzubildenden benötigt?
1 Bezeichnet das Beziehungsgeflecht zwischen Lernenden und Lehrenden im speziellen Fall der Lehrkräfte-
professionalisierung (umfasst die Bereiche Hochschule bzw. Berufliche Weiterbildung, Lehrkräfte, Teilneh-
mer der Aus- und Weiterbildung).
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• Welche Kompetenzen benötigt das Lehrpersonal, um dieser Entwicklung Rechnung tragen zu können?
• Welche Modelle (z. B. Handlungsmodelle von Lehrkräften) können zur Beschreibung von Lehr-
Lernsystemen herangezogen werden?
• Welche Lehrkonzepte tragen zur Entwicklung bzw. Förderung der beruflichen Kompetenzen bei? Und
Warum?
• Welche (ggf. empirisch fundierten) didaktischen Theorien können aus der Forschung ableitet werden?
Die Klärung dieser Fragen ist essenziell für die Innovation in der Beruflichen Bildung. Nicht nur in dem ge-
werblich-technischen Bereich kämpft die Lehr-Lernforschung mit der Komplexität des Forschungsgegen-
standes. Forschungsdesigns und Ergebnisse aus der allgemeinbilden-den Lehr-Lernforschung sind aufgrund
der Spezifika der Beruflichen Bildung kaum auf diese übertragbar, und haben „sich […] als nicht ausreichend
[erwiesen], um in Schule, Hochschule und Weiterbildung nachhaltige Veränderungen beim Lernen und Leh-
ren anzustoßen“ (Reinmann 2005). Das die bisherige Forschung wenig zur Verbesserung der Lehre beige-
tragen hat
ist ein fundamentales Problem; es fehlen Theorien, Konzepte und Instrumente, auf die das Lehrpersonal bei
der Konzeptionierung von Lehr-Lerneinheiten zurückgreifen kann (vgl. ebenda). Die bildungswissenschaftli-
che Forschung könnte die Digitalisierung und die zu er-wartenden Umbrüche durch Industrie 4.0 als Chance
sehen andere Forschungswege zu er-proben. Die massive Nachfrage nach Weiterbildungskonzepten eröff-
net die Möglichkeit mit einem induktiven, design-based research Ansatz (dbr) eine weitere Forschungslinie
zu etablieren (vgl. Cobb u. a., DBRC 2003).
Im Kern erinnert der dbr-Ansatz an eine naturwissenschaftliche Herangehensweise. Systematische Gestal-
tung bzw. Modellierung sind die Grundlagen eines Experimentes, dessen Durch-führung Evaluation und
Reflexion sowie ggf. einer Revision zu neuen Erkenntnisse führen soll. Die entwickelten Modelle sollen u. a.
ermöglichen das System Lehren und Lernen besser zu beschreiben, um die Komplexität desselben besser
zu durchdringen und somit kausale Zusammenhänge besser zu verstehen (vgl. imp 2016)
Die Schritte im Einzelnen:
• Analyse des Forschungsfeldes; Rahmenbedingungen und Variablen bestimmen, Forschungs- bzw. Er-
kenntnisdefizite identifizieren
• Begriffe definieren, Modelle kreieren, Theorien formulieren
• Lösungsstrategien und Lehrkonzepte entwickeln (Design)
• Bildungsmaßnahmen durchführen und diese evaluieren
• Reflexion der Evaluationsergebnisse
• Ggf. Revision der Konzeptionierung (Redesign)
• Modelle auf Gültigkeit prüfen, Fachdidaktik übergreifende Theorien ableiten
Mit dem Ansatz werden sich nicht alle forschungsleitenden Fragen umfassend beantworten lassen. Jedoch
könnte ein entscheidender Schritt zur Verbesserung der Lehre in der Beruflichen Bildung gemacht werden,
wenn es mit diesem Forschungsansatz gelingt zu verstehen und zu beschreiben wie Lehrende ihr „Hand-
werk“ erlernen, welche Lehrformen hilfreich bei der Einwicklung von Kompetenzen sind und wie man Erfah-
rungen und die daraus resultieren-den epistemologischen Überzeugungen gezielter fördern kann.
Mit den Ergebnissen dieser Forschung könnte die Professionalisierung von Lehrpersonal auf ein wissen-
schaftlich solides Fundament gestellt und somit auch die Erkenntnisgewinnung der fachdidaktischen For-
schung vorangetrieben werden.
Literatur
Cobb, P. u. a. (2003): Design experiments in educational research. In: Educational Re-searcher, 32 (1).
DBRC (Design-Based Research Collective (2003): Design-based research. An emerging par-adigm for educational inquiry. In: Educa-
tional Researcher, 32 (1).
imb (2016): Design-Based Research. Online: http://qsf.e-learning.imb-uni-augsburg.de/node /540. Stand 15.12.2016.
Werte schaffen – Werte schöpfen. Plädoyers für eine nachhaltige Berufsbildung
Moderation: Studiendirektor a. D. Reinhard Geffert, BAG Elektro-, Informations-, Metall- und Fahrzeugtechnik
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Reinmann, G. (2005): Innovation ohne Forschung? Ein Plädoyer für den Design-Based Rese-arch-Ansatz in der Lehr-Lernforschung
Unterrichtswissenschaft 33 (2005) 1, S. 52-69.
Jun. Prof. Dr. Tamara Riehle Universität Siegen Lehrstuhl für Technikdidaktik am Berufskolleg −TVD Breite Str. 11 57076 Siegen E-Mail: riehle.tvd@uni-siegen.de
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