einsatzvonnatriumbicarbonatgegenpansenübersäuerung,teil2 · dervorlaktation,137.laktationstag am...
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Übersicht 1: Futterrationszusammensetzung
VMR 1 HaGe1) kg FM 3,5 3,2 2,9 3,2
Zeitraum der Fütterung
Versuchsphase
GF:KF-Verhältnis %
Maissilage 2012 kg TM
Weizenstroh kg TM
Ration
13.5.-20.8.
1-6
60:40
7,1
0,34
Ration 1
13.5.-3.6.
1
54:46
6,39
0,31
Ration 2
4.6.-22.7.
2-4
50:50
5,88
0,29
Ration 3
23.7.-20.8.
5-6
54:46
6,39
0,31
Mineralfutter für Rinder kg FM
Natriumbicarbonat kg FM
0,05 0,05
0,200
0,05 0,05
0,250bzw. 0,150
Futtermittel bzw. Kennwert
Versuchsgruppe 1 Versuchsgruppe 2
Grassilage 2.S.2012 bzw. 1.S.2013 kg TM 5,2 4,68 4,31 4,68
HaGe Synchro 182) kg FM 5,8 7,4 8,7 7,4
Futterkalk kg FM 0,09 0,09 0,09 0,09
0,219, 0,250bzw. 0,300
Übersicht 2: Futteraufnahme- und Leistungsdaten (Least Least Squares, LSM)
Wasseraufnahme: l/Tier und Tag
Variante und Merkmal
Grobfutter :Kraftfutter-Verhältnis in Gruppe 1
Grobfutter :Kraftfutter-Verhältnis in Gruppe 2
Menge Natriumbicarbonat, g/Tier und Tag derGruppe 2
Besonderheiten
Futteraufnahme: kg TM/Tier und Tag
Versuchs-abschnitt 1
60:40
54:46
200
Versuchs-abschnitt 2
60:40
50:50
219
Versuchs-abschnitt 3
60:40
50:50
250
Versuchs-abschnitt 4
60:40
50:50
300
Versuchs-abschnitt 5
60:40
54:46
250
tw. Hitze-periode
Versuchs-abschnitt 6
60:40
54:46
150
Milchmenge: kg/Tier und Tag
Milchfettgehalt: %
Milcheiweißgehalt: %
Fett:Eiweiß-Quotient
Milchharnstoffgehalt: mg/kg
ECM: kg/Tier und Tag
a und b = Signifikanz bei p < 0,05
Versuchsgruppe 1Versuchsgruppe 2
21,422,4
21,021,3
21,522,2
20,7a
22,8b19,720,4
20,320,6
Versuchsgruppe 1Versuchsgruppe 2
92,296,2
93,5a
103,0b92,1a
104,0b93,3a
110,0b93,0a
100,0b90,892,2
Versuchsgruppe 1Versuchsgruppe 2
38,439,4
37,939,5
36,938,6
35,1a
38,7b33,935,7
34,234,7
Versuchsgruppe 1Versuchsgruppe 2
3,743,57
3,643,48
3,623,46
3,753,51
3,863,67
3,773,58
Versuchsgruppe 1Versuchsgruppe 2
3,153,17
3,173,15
3,213,23
3,263,29
3,283,24
3,303,28
Versuchsgruppe 1Versuchsgruppe 2
1,191,13
1,151,12
1,131,07
1,15a
1,06b1,181,14
1,141,09
Versuchsgruppe 1Versuchsgruppe 2
260,0261,0
273,0279,0
243,0250,0
254,0260,0
266,0258,0
229,0217,0
Versuchsgruppe 1Versuchsgruppe 2
36,637,2
37,337,7
35,636,4
34,736,5
33,234,3
32,732,9
47■ BAUERNBLATT l 16. August 2014 Tier
Erfolgreich füttern: Fütterungsversuchsergebnisse
Im Folgenden werden Rationsvorla-geundFütterungsvariantenverglichen:Während die Ration der Versuchs-
gruppe 1 stets unverändert bliebund ein Grobfutter:Kraftfutterver-hältnis von 60:40%aufwies,war dieRation der Versuchsgruppe 2 ener-giereicher sowie strukturärmer undenthielt als Ausgleich unterschiedli-che Mengen an Natriumbicarbonat(BicarZ) (siehe Übersicht 1).Insgesamt änderte sich während
desVersuchszeitraumsdieRation für
IndiesemBerichtwerdendieErgeb-nisse eines Fütterungsversuches inFutterkamp dargestellt, in dem derFragenachgegangenwurde,inwie-weitdurchdieZugabevonNatrium-bicarbonat die Energiekonzentrati-on einer Ration weiter angehobenund damit die Strukturversorgungabgesenktwerdenkann,ohnedassderPansen-pH-Wertbeeinträchtigtwird (vergleiche dazu auch Teil 1,Ausgabe 2. August).
Einsatz von Natriumbicarbonat gegen Pansenübersäuerung, Teil 2
die Versuchsgruppe 2 sechsmal, be-dingt durch die zuerst stattgefunde-ne weitere Anhebung der Kraftfut-termenge und der anschließendenAbsenkung dieser sowie der unter-schiedlichen Mengen an Natriumbi-carbonat.
Ergebnisseim Einzelnen
● Futter- und WasseraufnahmeWährend der gesamten Versuchs-
dauer war die Futteraufnahme derVersuchsgruppe 2 mit durchschnitt-
lich 22,1 kg TM (entsprach 47,8 kgFrischmasse; aufgrund des höherenKraftfutteranteils war der TM-Ge-halt der TMR höher als bei der Rati-on der Gruppe 1) stets höher als dieder energieärmeren gefüttertenGruppe 1 mit 21,3 kg TM je Tier undTag (entsprach 50,1 kg Frischmasse)(siehe Übersicht 2).Das war auch zu erwarten gewe-
sen, da die Höhe der Energie- undNährstoffgehalte der Futterration
48 Tier BAUERNBLATT l 16. August 2014 ■
einen Einfluss auf die Höhe der er-reichbaren Futteraufnahme nimmt.In den Versuchsabschnitten 2 bis 4
wurde die Energieversorgung derRation für die Gruppe 2 noch einmalangehoben. Dennoch sank erst ein-mal im 2. Versuchsabschnitt, die Fut-teraufnahme im Vergleich zum ers-tenAbschnitt ab und das sogar nochstärker als in Versuchsgruppe 1. Erstmit einer Erhöhung der Natriumbi-carbonatmenge auf 250 g im 3. Ver-suchsabschnitt stieg die Futterauf-nahme wieder an. Bei einer weite-ren Erhöhung der Natriumbicarbo-natmenge auf 300 g je Tier und Tagim 4. Versuchsabschnitt steigertendieTierenochmalsdieFutteraufnah-me und erreichten letztlich mitdurchschnittlich 22,8 kg TM, trotzweiter fortschreitender Laktations-dauer, ihre höchste TM-Aufnahmewährend der gesamten Versuchs-dauer.Im 5. Versuchsabschnitt wurde die
Kraftfuttermenge in dieser Ver-suchsgruppe 2 wieder auf das Ni-veau des 1. Versuchsabschnittes re-duziert.Damit einhergingeinedeut-liche und wesentlich stärkere Redu-zierung der Futteraufnahme dieserTiere im Vergleich zu denen derGruppe 1. Hinzu kam für alle Tierein dieser Versuchsphase eine Periodemit Hitzestress. Dadurch erklärt sichdann auch ein geringfügiger Futter-aufnahmeanstieg zur letzten Ver-suchsphase, da die Umgebungstem-peraturen hier wieder deutlich nied-riger waren.
Auffallend war auch, dass die Dif-ferenz in der Futteraufnahme zwi-schen beiden Versuchsgruppen zumVersuchsende (Versuchsabschnitt 5und6), alsomit fortschreitender Lak-tationsdauer, im Vergleich zum Ver-suchsabschnitt 1 geringer wurde.Die Höhe der Wasseraufnahme
der Tiere der Versuchsgruppe 2 warsehr stark von der entsprechendenMenge an aufgenommenen Natri-umbicarbonat abhängig und des-halb nicht nur durch die etwas hö-here Futteraufnahmedieser Tiere imVergleich zudenenderGruppe1hö-her.
● Milchmenge und -inhaltstoffeDieEntwicklungderMilchleistung
im Versuchsverlauf war in beidenVersuchsgruppen, trotz des etwashöheren Niveaus bei den Kühen derVersuchsgruppe 2, ähnlich.Vom ersten bis zum letzten Ver-
suchsabschnitt fiel, und zwar in allenVersuchsabschnitten nahezu konti-nuierlich, dieMilchleistung der Tiereder Gruppe 1 um insgesamt 4,2 kg.In Gruppe 2, bei einer stets energie-reicheren Fütterung, gabendie Tiereim 1. Versuchsabschnitt 1,0 kg, im 2.und 3. Abschnitt 1,6 und 1,7 kg, im4. Abschnitt 3,6 kg (statistisch signi-
fikant), im 5. Versuchsabschnitt1,8 kg und zuletzt im 6. Abschnitt0,5 kg mehr Milch.Der größte Leistungsvorsprung
der Gruppe 2 gegenüber den Ver-suchstieren der Gruppe 1 zeigte sich,wie bereits bei der Futteraufnahme,im Abschnitt 4. Hier wurde bei dersehr energiereichen Ration derGruppe 2 mit einem Grobfut-ter:Kraftfutter-Verhältnis von50:50% die höchste Menge an Nat-riumbicarbonat (300 g je Tier undTag) verabreicht.Während aufgrund der höheren
Energiedichte der Ration, vor allemin den Versuchsabschnitten 2 bis 4,ein Leistungsabfall wesentlich abge-bremster erfolgte als in Gruppe 1,nahm dafür bei der dann im Ver-suchsabschnitt 5 erfolgten Kraftfut-terreduzierung die Milchleistungdieser Tiere der Gruppe 2 deutlicherab. Letztlich fiel der Leistungsabfallvomerstenbis zum letztenVersuchs-abschnitt inGruppe2mit4,7 kgähn-lich hoch aus wie in Gruppe 1.ImDurchschnitt des gesamten Ver-
suchszeitraumes hatten die Kühe derGruppe 1 eine Milchleistung von37 kg, die der Gruppe 2 von 38,8 kgje Tier und Tag. Zwischen beidenMerkmalen – Futteraufnahme undMilchmenge – bestand eine für dieLaktationsmitte (mittleres Laktati-onsstadium im Versuchszeitraum:171beziehungsweise 161 Laktations-tage) erwartungsgemäß enge positi-ve Beziehung (siehe Übersicht 3).Bei allgemein eher niedrigerem
Milchfettgehalt (Durchschnitt desVersuches: 3,76% (Gruppe 1) bezie-hungsweise 3,60% Fett (Gruppe 2))war dieser in der Gruppe 2 in jedemVersuchsabschnitt zwischen 0,16und 0,24 Prozentpunkte niedrigerals bei den Vergleichstieren derGruppe 1. Die Milcheiweißgehaltehingegenwaren in beiden Versuchs-gruppen sehr ähnlich, trotz der inVersuchsgruppe 2 stets höherenMilchleistung.● Gewichts- und Körperkonditions-
entwicklungDie Tiere nahmen in beiden Ver-
suchsgruppen durchschnittlich vom1.bis zum 6. Versuchsabschnitt 26 kg(Gruppe 1) beziehungsweise 28 kg(Gruppe 2) zu. Auch der Gewichts-verlauf war in beiden Gruppen fastidentisch.GleichesbetrafdieKörper-kondition. Hier war in beiden Ver-suchsgruppen ein nahezu steter An-stieg vom 1. bis zum 6. Versuchsab-schnitt zu verzeichnen. Dabei lag dieKörperkondition stets im oberenDrittel des angestrebten Bereiches.● Pansen-pH-WerteBei jeweils zehn Kühen (Gruppe 1:
2,3 Laktationen, 10.276 kg Milch in
DengrößtenLeistungsvorsprunghattendieKühederGruppe2,als siediehöchs-te Kraftfuttermenge (11,6 kg, Grobfutter:Kraftfutter-Verhältnis 50:50 %) inKombination mit der höchsten Menge an Natriumbicarbonat (300 g) bekamen.
Übersicht 3: Beziehung zwischen der Futteraufnahme und Milchmenge
R² = 0,76
R² = 0,61
R² = 0,63
R² = 0,49
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
19,5 20 20,5 21 21,5 22 22,5 23
Milc
hmen
gebe
zieh
ungs
wei
seEC
M,k
gje
Tier
und
Tag
Futteraufnahme, kg TM je Tier und Tag
Milch kg, VG1 Milch kg, VG2
ECM kg, VG1 ECM kg, VG2
Linear (Milch kg, VG1) Linear (Milch kg, VG2)
Linear (ECM kg, VG1) Linear (ECM kg, VG2)
der Vorlaktation, 137. Laktationstagam ersten Tag der pH-Messungen,Gruppe2: 2,3 Laktationen, 10.403 kgMilch in der Vorlaktation, 133. Lak-tationstag am ersten Tag der pH-Messungen) beider Versuchsvarian-ten erfolgte ab dem 20. Mai 2013
Übersicht 4: Pansen-pH-Werte im Tagesverlauf
Übersicht 5: Durchschnittliche Pansen-pH-Werte und Anteile an Messwerten < 5,8 bezie-hungsweise < 5,5
über 50 Tage eine kontinuierlichePansen-pH-Messung.Laut Literaturangaben bewegt
sich der Pansen-pH-Wert in einemOptimalbereich von 6,5 bis 7,2. AlsNormbereich wird ein pH-Wert zwi-schen6,2und7,2angesehen.BeipH-
Werten zwischen 5,5 und 6,1 sprichtmanvoneiner subklinischenAzidoseund bei Pansen-pH-Werten unter-halbvon5,5voneinerklinischenAzi-dose. Steingass undZebeli (2008) be-ziffern anhand der von ihnen ausge-werteten80 Studien inKombination
mit eigenen Untersuchungen einenpH-Wert im Durchschnitt des Tagesvon 6,32 als physiologisch. Dieserwurde im vorliegenden Versuchnicht erreicht. Das betraf die Tierebeider Versuchsgruppen nahezugleichermaßen. Nennenswerte be-ziehungsweise statistisch signifikan-teUnterschiedebestanden zwischenbeiden Versuchsgruppen nicht.● Deutliche TagesrhythmikAuchwenn die durchschnittlichen
Pansen-pH-Werte der Tiere der Ver-suchsgruppe 2 immer etwas unter-halb derer der Gruppe 1 lagen, wa-ren die Ausschläge nach oben undnach unten, bei den Tieren beiderVersuchsgruppen gleich (Übersicht4). So betrug die Differenz zwischendem höchsten Pansen-pH-Wert un-mittelbar vor der morgendlichenFütterung und dem niedrigsten pH-Wert in den Vormittagsstunden inder Versuchsgruppe 1 0,39 und inder Versuchsgruppe 2 zwischen 0,36und 0,41.Am Nachmittag wurden die
höchsten Pansen-pH-Werte wiederunmittelbar vor der FuttervorlageunddieniedrigstenpH-Werte indenspäten Abendstunden gemessen.Hier waren die Unterschiede zwi-schen dem höchsten und dem nied-rigsten pH-Wert in der Versuchs-gruppe 1 mit 0,25 und in der Ver-suchsgruppe 2 zwischen 0,24 und0,28 zwar insgesamt etwas geringerals am Vormittag, aber wiederumzwischen den Versuchsgruppen undFütterungsabschnitten nicht unter-schiedlich.● Mehr pH-Werte unter 5,8 in
Gruppe 2Darüber hinaus fiel vor allem der
unterschiedlich große Anteil anMesswerten mit unter 5,8 auf (sieheÜbersicht 5).Dieser war in den einzelnen Ver-
suchsphasen in der Versuchsgruppe2 um 10 Prozentpunkte bis 14 Pro-zentpunkte höher als bei den Ver-gleichstieren der Gruppe 1. Der An-teil anMesswertenmit unter 5,5 be-trugmaximal1%beidenKühenderVersuchsgruppe 1, was einer tägli-chen Dauer von 14 Minuten ent-sprach. Bei den Tieren der Gruppe 2war dieser Anteil mit 3 beziehungs-weise 4%, was einer Dauer von 43beziehungsweise 58 Minuten ent-sprach, etwas höher, aber ebenfallsgering.Es zeigte sich bei der Versuchs-
gruppe 2 absolut kein Unterschiedim durchschnittlichen pH-Wert undbei den Anteilen anMesswerten un-ter 5,8 beziehungsweise 5,5 zwi-schen der Ration im Abschnitt 1 miteinem Grobfutter:Kraftfutter-Ver-hältnis von 54:46% in Kombination
5,8
5,9
6,0
6,1
6,2
6,3
6,4
6,5
pH-W
ert
Uhrzeit
VG 1 VG2
0
5
10
15
20
25
5,90
5,95
6,00
6,05
6,10
6,15
6,20
VG1:
21.5
.-3.6
.13;
60:4
0%
VG2:
21.5
.-3.6
.13;
54:4
6%
+20
0g
NaB
i
VG1:
4.-1
3.6.
13;6
0:40
%
VG2:
4.-1
3.6.
13;5
0:50
%+
219
gN
aBi
VG1:
14.6
.-8.7
.13;
60:4
0%
VG2:
14.6
.-8.7
.13;
50:5
0%
+25
0g
NaB
i
VG1:
9.-1
0.7.
13;6
0:40
%
VG2:
9.-1
0.7.
13;5
0:50
%+
300
gN
aBi
Ante
ilde
rEin
zelm
essd
aten
in%
mit
pH<
5,8
bezi
ehun
gsw
eise
<5,
5
Pans
en-p
H-W
ert
mittlerer pH %-Satz Daten mit pH < 5,5 %-Satz Daten mit pH < 5,8
Zeitabschnitt: 21.5.-3.6.13 Zeitabschnitt: 4.-13.6.13 Zeitabschnitt: 14.6.-8.7.13 Zeitabschnitt: 9.-10.7.13
49■ BAUERNBLATT l 16. August 2014 Tier
Übersicht 6: Auswertung der Klauenbefunde
Druckstelle
Klauenbefunde insgesamt
Versuchsgruppe 1
19
76
Versuchsgruppe 2
5
59
Mortellaro, Ballenfäule
Sohlengeschwür
Limax
Doppelte Sohle
Defekte an der weißen Linie
Klauenrehe
35
1
10
1
4
6
29
0
6
0
6
13
Anzahl begutachteter Klauen
Anteil Klauen mit Befund, %
144
53
144
41
Diagnose/Befund
Anzahl Diagnosen bei den Einzelklauen(1 Tier = 4 Klauen)
50 Tier BAUERNBLATT l 16. August 2014 ■
mit 200 g Natriumbicarbonat unddernochenergiereicherenRation imAbschnitt 2 mit einem Grob-futter:Kraftfutter-Verhältnis von50:50% in Kombination mit 219 gNatriumbicarbonat. Das lässt dieVermutung zu, dass die etwas höhe-re Einsatzmenge an pansenpuffern-dem Natriumbicarbonat ausrei-chend war, um einen durch die hö-here Kraftfuttereinsatzmenge mög-licherweise bedingten weiteren pH-Abfall im Pansen komplett abzufan-gen. Im Versuchsabschnitt 3 wurdebei unveränderter Ration für dieVersuchsgruppe 2 die Natriumbicar-bonatmenge auf nun 250 g erhöht.Davon blieb jedoch das Pansen-pH-Geschehen (mittlerer Pansen-pH-Wert, prozentuale Anteile an Mess-werten unter 5,8 beziehungsweiseunter 5,5) völlig unbeeinflusst. Einenochmalige Erhöhung der Natrium-bicarbonatmenge auf 300 g im Ver-suchsabschnitt 4 bewirkte ebenfallskeinen Anstieg des Pansen-pH-Wer-tes.Auchwenndas Pansen-pH-Niveau
zwischen6,1und6,2 inderVersuchs-gruppe 1 und 6,0 und 6,1 in der Ver-suchsgruppe 2 vergleichsweise nied-rigwar, zeigten in der Versuchsgrup-pe 2 bei einer Ration mit einemGrobfutter:Kraftfutter-Verhältnisvon 50:50% unterschiedlich hoheEinsatzmengen an Natriumbicarbo-nat keine Auswirkungen auf denPansen-pH-Wert.Zwischen den Pansen-pH-Werte
und der Futteraufnahme sowie demFett-Eiweiß-Quotienten der Milchbestanden keinerlei Beziehungen.● Klauengesundheit und
Erkrankungen72 Tage nach Versuchsbeginn
fand im Rahmen der professionellenKlauenpflege bei allen Versuchskü-hen eine Bonitur der Klauengesund-heit (Vorder- und Hinterklauen allerKühe) statt. Unterschiede zwischenbeiden Versuchsgruppen waren da-bei keine erkennbar.Bei den Tieren der Versuchsgrup-
pe 1 wurden zu diesem Termin ins-gesamt 76 und bei den Kühen derVersuchsgruppe 2 59 Befunde regis-triert (siehe Übersicht 6).Die meisten Befunde betrafen da-
bei Mortellaro. Obwohl diese Tierekeine Anzeichen einer Lahmheitzeigten, bedeutete dieses, dass nur47% (Versuchsgruppe 1) bezie-hungsweise 59% (Versuchsgrup-pe 2) aller Klauen wirklich ohne jeg-liche Beanstandung waren.EntgegendenVermutungen zeig-
te sich jedoch bei den Tieren derenergiereicher versorgten Versuchs-gruppe 2 keine schlechtere Klauen-gesundheit im Vergleich zu den Kü-
hen der Gruppe 1. Insgesamt wur-den während der gesamten Ver-suchsdauer 24 (Gruppe 1) bezie-hungsweise zwölf Behandlungen(Gruppe2),diemeistendavon imBe-reich der Fruchtbarkeit, durchge-führt.Die Kotkonsistenz war in der Ver-
suchsgruppe2 stets dünner als in derVersuchsgruppe 1 und dadurch be-dingt die Kühe der Gruppe 2 bedeu-tend schmutziger. Bei 30%der Tiereder Gruppe 2 betraf die Verschmut-zung sogar die Euterspiegel.● Ökonomische BetrachtungDie eiweißreiche Vormischung
kostete für den Versuchszeitraum35,20€/dt und das Kraftfutter Syn-chro 18 29,90€/dt. Für das Strohwurde ein üblicher Kaufpreis, fürdie Mineralstoffmischung knapp80€/dt und für die Gras- undMaissilage wurden die betriebseige-nen Herstellungskosten (Betriebs-
zweigauswertung Futterkamp) von134,40€/tbeziehungsweise111,10€/tunterstellt.Abgesehen davon, dass grund-
sätzlich eine ausreichende Struktur-versorgung und damit garantierteWiederkäuergerechtheit bei derFütterung oberstes Ziel sein sollten,zeigte sich ökonomisch für die Tiereder Gruppe 2 lediglich im Versuchs-abschnitt 4 (Grobfutter:Kraftfutter-Verhältnis 50:50, 300 g Natriumbi-carbonat) ein kleiner Vorteil, wobeigrundsätzlich noch die Kosten fürdie entsprechende Menge an BicarZabgezogen werden müssen (sieheÜbersicht 7 auf der nebenstehendenSeite).
Gratwanderung zwischenKetose und Azidose
Das Ausfüttern von hochleisten-den Milchkühen mit energie- und
nährstoffreichen Rationen, die aberimmer noch genügend Strukturenthalten, umdie notwendigeWie-derkauaktivität zu gewährleisten,stellt in gewisser Weise eine Grat-wanderung zwischen den beidenmöglichen gesundheitlichen Pro-blemen – einer Ketose einerseitsund einer Azidose andererseits –dar. Der Einsatz von BicarZ, einemreinen Natriumbicarbonat, wie esim Speichel der Kuh vorkommt,kann zu einem gewissen Grad einemangelhafte Strukturversorgungausgleichen.●Mit diesem Versuch sollte der Fra-ge nachgegangen werden, ob sicheine extremkraftfutterreiche Rationfür hochleistende Milchkühe durchden Einsatz von BicarZ „pansenf-reundlicher“gestalten lässt, ohneal-so den Pansen-pH nachteilig zu ver-ändern.● Die Anhebung der Kraftfutter-menge in zwei Stufenunddas damiteinhergehende engere Grob-futter:Kraftfutter-Verhältnis von54:46% beziehungsweise sogar50:50% bewirkte in unterschiedli-chem Maße eine höhere Futterauf-nahme und ebenso höhere Milch-leistung bei den Kühen der Ver-suchsgruppe 2 im Vergleich zu denmit einer Ration mit einem Grob-futter:Kraftfutter-Verhältnis von60:40% versorgten Tiere der Grup-pe 1. Damit verbunden war ein ge-ringerer Milchfettgehalt.● Bedingt durch die höhere Ener-gie- und Nährstoffaufnahme derenergiereichergefüttertenKühederGruppe 2 wiesen diese im gesamten
Die Klauengesundheit zeigte sich von der Anhebung der Kraftfuttermenge in Kombination mit Natriumbicarbonatunbeeinflusst.
Übersicht 7: Ökonomische Bewertung
Versuchsabschnitt 6 60:40 % GF:KF 54:46 % GF:KF, 150 g Natriumbicarbonat/Kuh
Versuchsabschnitt 1
Versuchsabschnitt 2
Versuchsabschnitt 3
Versuchsabschnitt 4
Versuchsabschnitt 5
VG1
60:40 % GF:KF
60:40 % GF:KF
60:40 % GF:KF
60:40 % GF:KF
60:40 % GF:KF
VG2
54:46 % GF:KF, 200 g Natriumbicarbonat/Kuh
50:50 % GF:KF, 219 g Natriumbicarbonat/Kuh
50:50 % GF:KF, 250 g Natriumbicarbonat/Kuh
50:50 % GF:KF, 300 g Natriumbicarbonat/Kuh
54:46 % GF:KF, 250 g Natriumbicarbonat/Kuh
* Milchauszahlungspreis: 37 ct bei 4,00 % Fett, 3,40 % Eiweiß; Faktor Fett: 3,84 ct; Faktor Eiweiß: 5,37 ct
Kosten der tatsächlich aufgenommenen Ration; €/Tier und TagMilchgeldeinnahmen*, €/Tier und TagBilanz: Milchgeldeinnahmen-Rationskosten, €/Tier und TagVorteil für Versuchsgruppe, €/Tier und Tag
4,6213,318,69
5,0813,448,36-0,32
Kosten der tatsächlich aufgenommenen Ration; €/Tier und TagMilchgeldeinnahmen*, €/Tier und TagBilanz: Milchgeldeinnahmen-Rationskosten, €/Tier und TagVorteil für Versuchsgruppe, €/Tier und Tag
4,5313,038,50
5,0013,308,30-0,21
Kosten der tatsächlich aufgenommenen Ration; €/Tier und TagMilchgeldeinnahmen*, €/Tier und TagBilanz: Milchgeldeinnahmen-Rationskosten, €/Tier und TagVorteil für Versuchsgruppe, €/Tier und Tag
4,6412,748,10
5,2213,137,91-0,18
Kosten der tatsächlich aufgenommenen Ration; €/Tier und TagMilchgeldeinnahmen*, €/Tier und TagBilanz: Milchgeldeinnahmen-Rationskosten, €/Tier und TagVorteil für Versuchsgruppe, €/Tier und Tag
4,4712,397,92
5,3613,368,000,09
Kosten der tatsächlich aufgenommenen Ration; €/Tier und TagMilchgeldeinnahmen*, €/Tier und TagBilanz: Milchgeldeinnahmen-Rationskosten, €/Tier und TagVorteil für Versuchsgruppe, €/Tier und Tag
4,2512,147,89
4,6212,457,83-0,06
Kosten der tatsächlich aufgenommenen Ration; €/Tier und TagMilchgeldeinnahmen*, €/Tier und TagBilanz: Milchgeldeinnahmen-Rationskosten, €/Tier und TagVorteil für Versuchsgruppe, €/Tier und Tag
4,3812,177,79
4,6712,067,39-0,40
■ BAUERNBLATT l 16. August 2014
Versuchszeitraum eine etwas höhe-re Energiebilanz auf als dieKühederGruppe 1. Das wiederum zeigte sichauch anhand der etwas stärkerenKörperkonditionsentwicklung die-ser Kühe der Gruppe 2.● Die über einen Zeitraum von 50Tagen stattgefundenenkontinuierli-chen Pansen-pH-Messungen erga-ben ein mit 6,1 und 6,2 in der Ver-suchsgruppe 1und6,0 und6,1 in derVersuchsgruppe 2 vergleichsweiseniedrigen Pansen-pH-Wert. Für dieTiere der energiereicher gefüttertenVersuchsgruppe2wardieser nahezukonstantum0,1niedrigeralsbeidenVergleichstierenderGruppe1,wenngleich diese Differenz nicht statis-tischabzusichernwar.Damit verbun-den war bei den Kühen der Gruppe2 auch ein stets höherer Anteil anMesswerten unter 5,8.● Die Anhebung der Kraftfutter-menge bei einer zeitgleich adäquaterhöhtenMengeanNatriumbicarbo-nat (WechselderRation1derGruppe2 mit einem Grobfutter:Kraftfutter-Verhältnis von 54:46% und 200 gNatriumbicarbonat zu der Ration 2mit einem Grobfutter:Kraftfutter-Verhältnis von 50:50% und 219 gNatriumbicarbonat) führte zu keinerVeränderung im Pansen-pH-Gesche-hen bei diesen Tieren. Daraus ließesich schlussfolgern, dass die mit derhöheren Kraftfuttermenge ebenfalls
verabreichte höhere Einsatzmengean pansenpufferndem Natriumbicar-bonat scheinbarausreichte,umeinendurch die höhere Kraftfuttereinsatz-menge möglicherweise bedingtenweiteren pH-Abfall im Pansen kom-plett abzufangen. Dennoch blieb diegeringfügige Differenz zum mittle-ren pH-Wert der Vergleichstiere derGruppe 1.
● Bei der sehr energiereichen undstrukturarmen Ration mit einemGrobfutter:Kraftfutter-Verhältnisvon 50:50%bewirkten unterschied-lich hohe Einsatzmengen an Natri-umbicarbonat (219 bis 300 g je Tierund Tag) keine Veränderungen imPansen-pH-Wert.● Es zeigte sich in der Versuchs-gruppe 2 mit einer stets energierei-cheren Futterration mit einem en-gen Grobfutter:Kraftfutter-Verhält-nis in Kombination mit Natriumbi-carbonat weder ein negativer Ein-fluss auf die Klauengesundheit,noch auf die Anzahl an sonstigenBehandlungen.
Dr. Katrin Mahlkow-NergeLandwirtschaftskammerTel.: 0 43 81-90 09-49kmahlkow@lksh.de
Ist eine Wiederkäuergerechtheit derRation mal gefährdet, kann der Ein-satz von Natriumbicarbonat in gewis-ser Weise abpuffernd wirken.
Fotos: Dr. Katrin Mahlkow-Nerge
Letztlich sollte immerdie Sicher-stellung einer ausreichendenStrukturversorgung und Wah-rung der Wiederkäuergerecht-heit im Mittelpunkt der Fütte-rung stehen. Ist dieses mal nichtmöglich oder gefährdet, kannder Einsatz von Natriumbicar-bonat in gewisser Weise abpuf-fernd wirken.
FAZIT
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