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Einführung in die Demographie
ROLAND RAU
Universität Rostock, Wintersemester 2014/2015
12. November 2014
© Roland Rau Einführung in die Demographie 1 / 48
UNIVERSITÄT ROSTOCK, Stabsstelle für Hochschul- und Qualitätsentwicklung (HQE) (Maria Ott, E-Mail: befragung@uni-rostock.de)
Studierendenbefragung 2014
Themen der Studierendenbefragung:
• Informationen zum Studium, Studienverlauf und zur Studierbarkeit
• Vielfalt an der Universität Rostock
• Zufriedenheit im Studium und
• Kompetenzerwerb
Um die Studienbedingungen realistisch einschätzen und Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität in Studium und Lehre ableiten zu können
brauchen wir Ihre Meinung!
Am Freitag, 14.11.2014, erhalten Sie eine E-Mail mit weiteren Informationen und dem Link zur Umfrage.
Bitte rufen Sie Ihre E-Mails ab und nehmen Sie an der Umfrage teil.
Ziel der Studierendenbefragung ist eine kontinuierliche Verbesserung
der Studienbedingungen und des Studienangebotes an der Universität
Rostock.
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Entwicklung der Lebenserwartung seit 1850
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Rekord−Lebenserwartung 1840−2008, Frauen
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Datenquelle: Human Mortality Database; Adaptiert von
Oeppen, Vaupel (2002), Science Magazine
Oeppen and Vaupel (2002)© Roland Rau Einführung in die Demographie 3 / 48
Entwicklung der Lebenserwartung seit 1850
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Rekord−Lebenserwartung 1840−2008, Frauen
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Regressionsgerade (β=0.2412, r2=0.9845)DänemarkIslandJapanNeuseeland (Non−Maori)NorwegenSchweden
1850 1900 1950 2000
4550
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6570
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4550
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Datenquelle: Human Mortality Database; Adaptiert von
Oeppen, Vaupel (2002), Science Magazine
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Rekord−Lebenserwartung 1840−2008 and Lebenserwartung in ausgewählten Ländern, Frauen
● Rekord−LebenserwartungLebenserwartung, 'HMD−Länder'
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Datenquelle: Human Mortality Database; Adaptiert von
Oeppen, Vaupel (2002), Science Magazine
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Rekord−Lebenserwartung 1950−2008 and Lebenserwartung in ausgewählten Ländern, Frauen
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Datenquelle: Human Mortality Database; Adaptiert von
Oeppen, Vaupel (2002), Science Magazine
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Rekord−Lebenserwartung 1950−2008 and Lebenserwartung in ausgewählten Ländern, Frauen
● Rekord−LebenserwartungLebenserwartung, 'HMD−Länder'FrankreichDeutschland (Ost)Deutschland (West)ItalienJapanSchweden
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Datenquelle: Human Mortality Database; Adaptiert von
Oeppen, Vaupel (2002), Science Magazine
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Frage letzter Woche
Warum weiterhin Analysen getrennt nach Ost und West?(wurde vergangene Woche gefragt):http://www.zeit.de/feature/mauerfall-das-geteilte-land
http://www.washingtonpost.com/blogs/worldviews/wp/2014/10/31/
the-berlin-wall-fell-25-years-ago-but-germany-is-still-divided/
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Rekord−Lebenserwartung 1950−2008 and Lebenserwartung in ausgewählten Ländern, Frauen
● Rekord−LebenserwartungLebenserwartung, 'HMD−Länder'DänemarkFrankreichDeutschland (Ost)Deutschland (West)ItalienJapanRusslandSchwedenUSA
1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010
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Datenquelle: Human Mortality Database; Adaptiert von
Oeppen, Vaupel (2002), Science Magazine
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Welche Alter(sstufen) leisteten welchen Beitrag zuwelchem Zeitpunkt für die Zunahme in derRekordlebenserwartung? (in %)
Alter Vergleichsjahre1850–1900 1900–25 1925–50 1950–75 1975–90 1990–2007
0 10.59 40.01 15.14 19.51 7.35 3.571–14 51.54 14.74 15.86 10.21 3.85 2.35
15–49 29.09 31.55 37.64 17.70 6.47 4.6760–64 5.34 9.32 18.67 16.27 24.29 10.6765–79 3.17 4.44 12.72 28.24 40.57 37.22
80+ 0.27 -0.06 -0.03 8.07 17.47 41.51∑100.00 100.00 100.00 100.00 100.00 99.99
Siehe auch: Christensen et al. (2009)
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Entwicklung der Lebenserwartung seit 1850
Verschiebung der Mortalitätsverbesserungen zu immerhöheren AltersstufenZu Beginn von zentraler Bedeutung: Säuglings- undKindersterblichkeitHeutzutage: Alter 65+ und sogar 80+
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Sterblichkeit in den höchsten Altersstufen
Problem: Qualität von Bevölkerungsdaten in den höchstenAltersstufen; Sterbefalldaten weitaus exakter.
The case of the missing MethuselahsThe Japanese are known for having both the longest lifespans and the lowest crimerates. But with the discovery in recent days of dozens of centenarians who turned outto have died long before (but whose relatives in some cases hushed it up to collecttheir pensions), both truisms are now open to question.The mess began in late July when city officials in Tokyo’s Adachi Ward discovered thatSogen Kato, aged 111 and believed to be Tokyo’s oldest living man, had in fact beendead for 32 years-his mummified body still gathering dust at home while his familycollected pension installments. The cash was anything but petty: in the last six yearsalone, Mr Kato “received” ¥9.5m, or around 110,000 dollars, along withcommemorative gifts from the ward in celebration of his longevity.
Quelle: The Economist, 6. August 2010(http://www.economist.com/node/21009328)
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Sterblichkeit in den höchsten Altersstufen
Problem: Qualität von Bevölkerungsdaten in den höchstenAltersstufen; Sterbefalldaten weitaus exakter.
“Digit-Preference” / “Age-Heaping”
Quelle: Myers (1954, S. 828)
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Sterblichkeit in den höchsten Altersstufen
Problem: Qualität von Bevölkerungsdaten in den höchstenAltersstufen; Sterbefalldaten weitaus exakter.
Fortschreibungsfehler
Weniger Hochbetagte als gedacht
Korrekturen in der amtlichen Statistik für Westdeutschland notwendig
Die Fortschreibung in der amtlichen Statistik überschätzt die Bevölkerung,insbesondere im Alter 90 Jahre und älter. In den alten Bundesländern liegen dieoffiziellen Zahlen zum Ende 2004 bei Männern um rund 40 Prozent zu hoch. Dies hatAuswirkungen auf weitere Berechnungen: So ist die Pflegerate unter denHochbetagten vermutlich weit unterschätzt.
Quelle: Scholz and Jdanov (2008, S. 4)
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Sterblichkeit in den höchsten Altersstufen
Problem: Qualität von Bevölkerungsdaten in den höchstenAltersstufen (falsche Angaben, “digit preference”,Fortschreibungsfehler, . . . );Sterbefalldaten weitaus exakter.Mögliche Lösung: Extinct Generations/Cohorts MethodeEingeführt von Vincent (1951) und Depoid (1973):“Méthode des génerations éteintes”Voraussetzungen (vgl. Dinkel 1997)
vollständige SterbefallregistrierungSterbefallregistrierung nach Alter und Geburtsjahrzu vernachlässigende (Netto-)Wanderungen in denhöchsten Altersstufen
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Extinct Cohorts Methode
KOMMT NÄCHSTE WOCHE NOCH!Grundlegendes Konzept:Sterbewahrscheinlichkeit qx
Überlebenswahrscheinlichkeit px = 1 − qx
Jahr
Alte
r
t t+1 t+2 t+3
xx+
1x+
2x+
3
q = 38 = 0.375
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Neuere Entwicklungen
Die Entwicklung über die Zeit hinweg und insbesondere dieReduktion in der Sterblichkeit in den jüngeren Altersstufen isteng verbunden mit der sogenannten Epidemiologic Transition(“der epidemiologische Übergang”)
formuliert in den späten 1960s (Omran, 1971)beschreibt das Verhältnis zwischen Lebenserwartung undder veränderten TodesursachenstrukturIn der “Epidemiological Transition” gibt es drei Stufen:
1 The Age of Pestilence and Famine2 The Age of Receding Pandemics3 The Age of Degenerative & Man-Made Diseases
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Neuere Entwicklungen
Stufe 1: The “Ancien Régime”: hohe Sterblichkeit, niedrigeLebenserwartung, starke FluktuationenStufe 2: Epidemien wurden seltener (→ Pest), bessereKontrolle von Infektions- und Atemwegserkrankungen(Cholera, Tuberkulose, . . . ), → führte zu schnellenVerbesserungen in der Lebenserwartung (insbesonderedeshalb, weil gerade jüngere Personen an diesenKrankheiten erkrankten und starben).
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Neuere Entwicklungen
Stufe 1: The “Ancien Régime”: hohe Sterblichkeit, niedrigeLebenserwartung, starke FluktuationenStufe 2: Epidemien wurden seltener (→ Pest), bessereKontrolle von Infektions- und Atemwegserkrankungen(Cholera, Tuberkulose, . . . ), → führte zu schnellenVerbesserungen in der Lebenserwartung (insbesonderedeshalb, weil gerade jüngere Personen an diesenKrankheiten erkrankten und starben).Stufe 3: Zunahmen in der Lebenserwartung werden immergeringer. Veränderung des Todesursachenspektrums hinzu chronischen Krankheiten (Herz-/Kreislauferkrankungen,Diabetes, Krebs, . . . )
Eigentlich korrekte Beschreibung bis in die 60er Jahre des 20Jhdt. (als die Theorie auch veröffentlicht wurde).
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häufigste Todesursachen im Jahr 2010
FrauenRang Alle Alter < 65
Deutschland MV MV1 I25 IHD I25 IHD C50 Brustkrebs2 I50 Herzinsuff. I21 Infarkt C34 Lungenkrebs3 I21 Infarkt I50 Herzinsuff. K70 Alk. Leber.4 C50 Brustkrebs C50 Brustkrebs I21 Infarkt5 C34 Lungenkrebs I11 Bluthochdruck C64 Krebs Ovar.6 I64 Schlaganfall C34 Lungenkrebs C18 Darmkrebs7 I11 Bluthochdruck J18 Pneumonie C16 Magenkrebs8 J44 COPD I64 Schlaganfall C25 Krebs Pankr.9 C18 Darmkrebs I63 Hirninfarkt R99
10 F03 Demenz C25 Pankreaskrebs F10 Psych. Verh. Alkohol
Datenquelle: Gesundheitsberichterstattung des Bundes, eigene Darstellung
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häufigste Todesursachen im Jahr 2010
MännerRang Alle Alter < 65
Deutschland MV MV1 I25 IHD I25 IHD K70 Alk. Leber.2 I21 Infarkt C34 Lungenkrebs C34 Lungenkrebs3 C34 Lungenkrebs I21 Infarkt I21 Infarkt4 J44 COPD K70 Alk. Leber. F10 Psych. Verh. Alkohol5 I50 Herzinsuff. I50 Herzinsuff. T71 Erstickung6 C61 Krebs Prost. J44 COPD I25 IHD7 C18 Darmkrebs C61 Krebs Prost. R998 R99 J18 Pneumonie T079 J18 Pneumonie C18 Darmkrebs C15 Krebs Ösoph.
10 I64 Schlaganfall T71 Erstickung C25 Krebs Pankr.
Datenquelle: Gesundheitsberichterstattung des Bundes, eigene Darstellung
© Roland Rau Einführung in die Demographie 21 / 48
Neuere Entwicklungen
Unvorhergesehen: drastische Reduktionen in Sterblichkeit fürHerz-/Kreislauferkrankungen→ “cardiovascular revolution” (z.B. Meslé and Vallin, 2006)
Neue Technologien zur Behandlung akuter Symptome(z.B. Herzschrittmacher, Bypass-Operationen)Neue Möglichkeiten der Prävention (z.B. β-blocker)Neues Wissen über Risikofaktoren (z.B. Blutdruck,Blutglukose, Cholesterin, Stress, . . . )
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Entwicklung der Sterblichkeit aufgrund vonHerz-/Kreislauferkrankungen in Deutschland seit 1980
Sterblichkeit aufgrund von Krankheiten des Kreislaufsystems pro 100,000
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t − K
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'Neue' Bundesländer'Alte' BundesländerMecklenburg−VorpommernBerlin
(Altersstandardisiert mit Bevölkerung Westdeutschland 1987),
eigene Darstellung nach Angaben der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (www.gbe-bund.de)
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Abweichungen vom Trend
Die Lebenserwartung steigt nicht in allen Ländern.
Hauptsächlich zwei Ausnahmen
Teile der früheren Sowjetunion(und einige andere Länder inOsteuropa)
Viele Länder in “Sub-SaharanAfrica”
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Rekord−Lebenserwartung 1950−2008 and Lebenserwartung in ausgewählten Ländern, Frauen
● Rekord−LebenserwartungBulgarienLettlandLitauenPolenRusslandSlowakeiTschechische RepublikUkraineUngarn
1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010
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Datenquelle: Human Mortality Database; Adaptiert von
Oeppen, Vaupel (2002), Science Magazine
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Quelle: Meslé (2004)
© Roland Rau Einführung in die Demographie 25 / 48
Quelle: Meslé (2004)
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Zusammenfassung
Lebenserwartung in prähistorischer Zeit: 20–30 Jahre; gekennzeichnet durchhohe Sterblichtkeitsschwankungen und hohe Säuglingssterblichkeit.
Ab dem 14. Jahrhundert: demographische Sterblichkeitsanalyse möglich durchKirchenbücher (Parish Registers).
Lebenserwartung schwankt zwischen 30 und 40 Jahren bis zum Beginn des 19.Jahrhunderts.
Linearer Anstieg der Rekordlebenserwartung seit Mitte des 19. Jhdt. Anstiegrund 2.5 Jahre pro Dekade.
Vergleichbare Trends in vielen westlichen Ländern
Verschiebung des Relevanz verschiedener Altersstufen für die Entwicklung derLebenserwartung (Säuglingssterblichkeit → Höchstaltrige)
Extinct Cohorts / Extinct Generations Methode (incl. Probleme derDatenprobleme in hohen Altersstufen)
Stark verbessertes Überleben in den höchsten Altersstufen seit den 1950er undinsbesondere seit den 1970er Jahren.
Verschiebung des Todesursachenspektrums → “Epidemiologic Transition”
“Cardiovascular Revolution”
Abweichungen vom Trend (incl. Ursachen)
© Roland Rau Einführung in die Demographie 27 / 48
Ausgewählte Aspekte der Sterblichkeit: Säuglingssterblichkeit
Warum wichtig?Historisch war das erste Lebensalter das wichtigste für dieLebenserwartung.
Ausschnitt Sterbetafel Frauen, Dänemark, 1835:
Year Age mx qx ax lx dx Lx Tx ex1835 0 0.18635 0.16621 0.35 100000 16621 89196 4020898 40.211835 1 0.05611 0.05458 0.50 83379 4551 81103 3931702 47.151835 2 0.04117 0.04034 0.50 78828 3180 77238 3850599 48.851835 3 0.02764 0.02727 0.50 75647 2063 74616 3773362 49.881835 4 0.01870 0.01852 0.50 73585 1363 72903 3698746 50.27
Quelle: Human Mortality Database
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Ausgewählte Aspekte der Sterblichkeit: Säuglingssterblichkeit
weiblich
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1750 1800 1850 1900 1950 2000
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'HMD−Länder'DänemarkFrankreichDeutschland (Ost)Deutschland (West)ItalienJapanRusslandSchwedenUSA
männlich
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1750 1800 1850 1900 1950 2000
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0.10
0.15
0.20
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0.30
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Ausgewählte Aspekte der Sterblichkeit: Säuglingssterblichkeit
weiblich
Jahr
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gsst
erbl
ichk
eit
1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010
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männlich
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1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010
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0125
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'HMD−Länder'DänemarkFrankreichDeutschland (Ost)Deutschland (West)ItalienJapanRusslandSchwedenUSA
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Ausgewählte Aspekte der Sterblichkeit: Säuglingssterblichkeit
0 20 40 60 80 100
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1500
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Schweden (Frauen und Männer)
Alter x
d(x)
der
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afel
Jahr 1751Jahr 1800Jahr 1850Jahr 1900Jahr 1950Jahr 2000
© Roland Rau Einführung in die Demographie 31 / 48
Ausgewählte Aspekte der Sterblichkeit: Säuglingssterblichkeit
Schweden (Frauen und Männer)
Alter x
m(x
) de
r S
terb
etaf
el
Jahr 1751Jahr 1800Jahr 1850Jahr 1900Jahr 1950Jahr 2000
0 20 40 60 80 100
0.00
010.
001
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0.1
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Ausgewählte Aspekte der Sterblichkeit: Säuglingssterblichkeit
Warum wichtig?Historisch war das erste Lebensalter das wichtigste für dieLebenserwartung.Auch heute noch sehr hoch in den sogenannten“Entwicklungsländern”
Sterberate pro 1000, 2005-2010Sierra Leone 127Democratic Republic of the Congo 116Central African Republic 105Chad 105Angola 104Equatorial Guinea 102Guinea-Bissau 102Mali 100Malawi 95Burundi 93Somalia 90South Sudan 90Nigeria 90Mozambique 87Côte d’Ivoire 87Cameroon 82Guinea 81Burkina Faso 80...
.
.
.
Quelle: World Population Prospects 2012
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Ausgewählte Aspekte der Sterblichkeit: Säuglingssterblichkeit
Warum wichtig?
Historisch war das erste Lebensalter das wichtigste für dieLebenserwartung.
Auch heute noch sehr hoch in den sogenannten “Entwicklungsländern”
Kann als Indikator für das Gesundheitssystem verwendet werden.Definition(en):
WHO: “Under-five mortality rate and Infant mortality rate, are strictly speaking, not rates (i.e. thenumber of deaths divided by the number of population at risk during a certain period of time)but a probability of death derived from a life table and expressed as rate per 1000 live births.”
OECD: “The infant mortality rate is the number of deaths under one year of age occurring amongthe live births in a given geographical area during a given year, per 1,000 live birthsoccurring among the population of the given geographical area during the same year.”
UNICEF: “Infant mortality rate - Probability of dying between birth and exactly one year of ageexpressed per 1,000 live births.”
Statistisches Bundesamt: “Säuglingssterblichkeit Erläuterungen zum Indikator: Die von der UN InterAgency Groupfor Child Mortality Estimation (UN-IGME) veröffentlichte Säuglingssterblichkeit entspricht derWahrscheinlichkeit im Laufe des ersten Lebensjahres zu sterben. Dieser Wert bezieht sich1000 Lebendgeburten. Nähere Einzelheiten zur Methodik des Schätzverfahrens sind onlinebei UN-IGME abrufbar.”
© Roland Rau Einführung in die Demographie 34 / 48
Ausgewählte Aspekte der Sterblichkeit: Säuglingssterblichkeit
Doch was sind Lebendgeburten?
Definition der Vereinten Nationen: “Live birth is the complete expulsion or extractionfrom its mother of a product of conception, irrespective of theduration of pregnancy, which after such separation, breathes orshows any other evidence of life, such as beating of the heart,pulsation of the umbilical cord or definite movement of voluntarymuscles, whether or not the umbilical cord has been cut or theplacenta is attached; each product of such a birth is consideredliveborn (all live-born infants should be registered and counted assuch, irrespective of gestational age or whether alive or dead at thetime of registration, and if they die at any time following birth theyshould also be registered and counted as deaths).”
Deutschland: §31, Verordnung zur Ausführung des Personenstandsgesetzes:1 Eine Lebendgeburt liegt vor, wenn bei einem Kind nach der Scheidung vom
Mutterleib entweder das Herz geschlagen oder die Nabelschnur pulsiert oder dienatürliche Lungenatmung eingesetzt hat.
2 Hat sich keines der in Absatz 1 genannten Merkmale des Lebens gezeigt, beträgtdas Gewicht der Leibesfrucht jedoch mindestens 500 Gramm, gilt sie im Sinne des§ 21 Abs. 2 des Gesetzes als ein tot geborenes Kind.
3 Hat sich keines der in Absatz 1 genannten Merkmale des Lebens gezeigt undbeträgt das Gewicht der Leibesfrucht weniger als 500 Gramm, handelt es sich umeine Fehlgeburt. . . .
4 . . .
(Hinweis: In der ehemaligen DDR mussten zwei Lebenszeichen vorliegen. Welchen
Einfluss hatte dies auf die Säuglingssterblichkeit?)
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Ausgewählte Aspekte der Sterblichkeit: Säuglingssterblichkeit
Problem bei der Messung der Säuglingssterblichkeit: klassische Berechnungder Sterberate1 methodisch problematisch, da sehr stark abhängig vonSchwankungen der Geburtenzahlen.
Periode
Alte
r
t t +1 t +2 t +3
01
2
A) B) C) D)
E) F) G) H)
I) J) K) L)
Sterbeziffernmethode nach Farr
BF + CG2
1Häufig in der Literatur auch die “Sterbeziffernmethode nach Farr” genannt.
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Ausgewählte Aspekte der Sterblichkeit: Säuglingssterblichkeit
Stattdessen Messung der Sterbewahrscheinlichkeit nach Rahts
Periode
Alte
r
t t +1 t +2 t +3
01
2
A) B) C) D)
E) F) G) H)
I) J) K) L)
Sterbejahrmethode nach Rahts
q0,t+1 =DBGF
BAB+
DBCG
BBCSiehe (mit anderer Notation): Flaskämper (1962, S. 327)
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Ausgewählte Aspekte der Sterblichkeit: Säuglingssterblichkeit
Alternative Messung der Sterbewahrscheinlichkeit nach Becker–Zeuner
Periode
Alte
r
t t +1 t +2 t +3
01
2
A) B) C) D)
E) F) G) H)
I) J) K) L)
Geburtsjahrmethode nach Becker und Zeuner
q0,t+1 =DBCHG
BBCSiehe (mit anderer Notation): Flaskämper (1962, S. 326)
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Ausgewählte Aspekte der Sterblichkeit: Säuglingssterblichkeit
Zu unterscheiden ist zudem noch zwischen
Säuglingssterblichkeit (im 1. Lebensjahr)
Neonatalsterblichkeit:
Sterbefälle innerhalb der ersten 28 Lebenstage im Jahr tLebendgeburten im Jahr t
Perinatalsterblichkeit:
Sterbefälle innerhalb der ersten 7 Lebenstage im Jahr t + Totgeburten im Jahr tLebendgeburten im Jahr t + Totgeburten im Jahr t
(Definition durch Statistisches Bundesamt, Gesundheitsberichterstattung des Bundes:
Die Perinatalperiode bezeichnet den Zeitraum zwischen der 39. Schwangerschaftswoche und dem 7.
Lebenstag.)
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Ausgewählte Aspekte der Sterblichkeit: Säuglingssterblichkeit
Quelle: Gesundheitsberichterstattung des Bundes
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Ausgewählte Aspekte der Sterblichkeit: Säuglingssterblichkeit
1980 1990 2000 2010
400
600
800
1000
1200
Jahr
Per
inat
alst
erbl
ichk
eit p
ro 1
00,0
00Weiblich
Neue BundesländerAlte BundesländerMecklenburg−VorpommernBerlin
1980 1990 2000 2010
400
600
800
1000
1200
Jahr
Per
inat
alst
erbl
ichk
eit p
ro 1
00,0
00
Männlich
Quelle: Eigene Darstellung, basierend auf Daten der Gesundheitsberichterstattung des Bundes
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Ausgewählte Aspekte der Sterblichkeit: sozioökonomischer Status
Typische Beispiele:
Relative Sterblichkeitsrisiken in Österreich1991/92 nach Bildung (Alter 35–64):
Frauen MännerEducation Basic 1.00 1.00
Apprenticeship 0.91 0.89Lower Secondary 0.89 0.72Upper Secondary 0.71 0.64Tertiary 0.74 0.46
Quelle: Doblhammer, Rau, Kytir (2005)
Relative Mortality Risk, 45-64 JahreUSA, 1979–1989
Income Frauen Männer< $5000 1.00 1.00$5000 − $9999 0.77 0.84$10000 − $14999 0.67 0.65$15000 − $19999 0.58 0.54$20000 − $24999 0.52 0.47$25000 − $49999 0.47 0.41$50000+ 0.42 0.32
Sorlie et al. (1995)
Aber warum könnte das so sein?
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Ausgewählte Aspekte der Sterblichkeit: sozioökonomischer Status
Aber warum könnte das so sein?
Noreen Goldman (Goldman, 2001, S. 10068–10069):
Many mechanisms, some of which are interrelated, may be operating.These include differences by socioeconomic status in: (a) access tomedical care, both preventive and curative; (b) access to informationregarding health risks and health care; (c) patterns of health risk behaviors(such as smoking, drinking, unhealthy diet, and inadequate exercise); (d)exposure to environments that are not conducive to good health andlongevity (e.g., poor housing conditions, occupational hazards, pollution,and crime); . . .
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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Literatur:Christensen, K., G. Doblhammer, R. Rau, and J. Vaupel (2009). Ageing populations:
the challenges ahead. The Lancet 374(9696), 1196–1208.
Doblhammer, G., R. Rau, and J. Kytir (2005). Trends in educational and occupationaldifferentials in all-cause mortality in Austria between 1981/82 and 1991/92. WienerKlinische Wochenschrift 117 (13–15), 468–479.
Flaskämper, P. (1962). Bevölkerungsstatistik. Hamburg: Verlag von Richard Meiner.
Goldman, N. (2001). Mortality Differentials: Selection and Causation. In N. J. Smelserand P. B. Baltes (Eds.), International Encyclopedia of the Social & BehavioralSciences, pp. 10068–10070. Amsterdam, NL: Elsevier.
Meslé, F. (2004). Mortality in Central and Eastern Europe: Long-term trends andrecent upturns. Demographic Research Special Collection 2, 45–70.
Meslé, F. and J. Vallin (2006). The Health Transition: Trends and Prospects. InG. Caselli, J. Vallin, and G. Wunsch (Eds.), Demography. Analysis and Synthesis,Volume II, Chapter 57, pp. 247–259. Amsterdam, NL: Elsevier.
Myers, R. J. (1954). Accuracy of Age Reporting in the 1950 United States Census.Journal of the American Statistical Association 49, 826–831.
Oeppen, J. and J. W. Vaupel (2002). Broken Limits to Life Expectancy. Science 296,1029–1031.
Omran, A. R. (1971). The Epidemiologic Transition : A Theory of the epidemiology ofpopulation change. Milbank Memorial Fund Quarterly 49, 509–538.
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Scholz, R. and D. Jdanov (2008). Weniger Hochbetagte als gedacht. DemografischeForschung aus Erster Hand 5(1), 4.
Sorlie, P. D., E. Backlund, and J. B. Keller (1995). Us mortality by economic,demographic, and social characteristics: the national longitudinal mortality study.American Journal of Public Health 85(7), 949–956.
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Kontakt
Universität RostockInstitut für Soziologie und DemographieLehrstuhl für DemographieUlmenstr. 6918057 RostockGermany
Tel.: +49-381-498 4044Fax.: +49-381-498 4395Email: roland.rau@uni-rostock.de
Sprechstunde im WS 2014/2015: Mittwochs, 09:00–10:00(und nach Vereinbarung)
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