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Die Katastrophe von Tschernobyl im historischen KontextAuf der Zeitschiene von Hiroshima nach Fukushima
25 JAHRE NACH TSCHERNOBYL:VORDENKEN NACHDENKEN GEDENKEN
Andreas Kuchler
„Die österreichische Entwicklung der Stromerzeugung aus Wasserkraft nach Zwentendorf und Hainburg“
- Projekte im Blickpunkt von Politik, Medien und Gesellschaft
- Abschluss 2012
- Schwerpunktkapitel „Tschernobyl“
Dissertation
Hilfslieferungen seit 1992- Empfänger: Waisenkinder, Sozialinstitutionen, Krankenhäuser, Bedürftige
- Unter anderem „Tschernobyl-Betroffene“
- 20 Tonnen pro Jahr nach Kiew und Mukatschewo (West-Ukraine)
Kalinivka bei Kiew, Mai 2009
Humanitäre Hilfe
Erholungsurlaube für „Tschernobyl-Kinder“ in Kärnten- Mit Unterstützung von Stadt Villach, Partner, Freiwillige, Unternehmen
Maltatal, August 2009 Drobollach am Faaker See, August 2010
Humanitäre Hilfe
Medien
Schittija i Slobo, Kiew, Mai 2009
Humanitäre Hilfe
Stadtzeitung Villach, 1.8.2009
Kleine Zeitung, 5.7.2009
Draustädter, 20.5.2009
1940er-Jahre- Hiroshma 6.8.1945
- Nagasaki 9.8.1945
Die Geschichte der Kernenergie
Landmark in Hiroshima: Ruine der Industrie- und Handelskammer, Mahnmal und Weltkulturerbe der UNESCO (1945 und heute)
Arbeiter Zeitung, 10.8.1945
1950er-Jahre- 1953: „Atoms for peace“: Die friedliche Nutzung der Kernenergie
- 1956: Weltkraftkonferenz, Studiengesellschaft für Atomenergie
- 1957: Internationale Atomenergieorganisation (IAEO)Unfälle: Tscheljabinsk (SU), Sellafield (GB)
Die Geschichte der Kernenergie
Arbeiter Zeitung, 17.6.1956
Arbeiter Zeitung, 31.7.1957
Flagge der IAEOEisenhower
Zusatzinfo 1950er-Jahre
Nach den verheerenden Atombombenabwürfen von US-Luftstreitkräften, die die Welt schockierten, begann in den 50er-Jahren die zivile Anwendung der neuen Energieform
Große weltweite Euphorie
Atompioniere: USA, GB, SU
1954: 1. Inbetriebnahmen echter AKW, die Strom produzierten zeitgleich in England und in der Sowjetunion
1956: Gründung der „Österreichischen Studiengesellschaft für Atomenergie“
Ebenso 1956: Weltkraftkonferenz – Tourismus, 2.000 Tagungsteilnehmer, Wien wurde wieder internationales Parkett, Selbstbewusstsein nach Besatzung
Technische Hochschule Wien: 1957 startet 1. Kernenergie-Vorlesung
1957: 1. schwere Unfälle- 29.9.1957: Tscheljabinsk (Südural), Atomwaffenfabrik. Freiwerden gewaltiger
Mengen an Radioaktivität – Geheimhaltung bis 1989
- 10.10.1957: Sellafield (England), Brand im Reaktorkern
1960er-Jahre- 1960: Forschungsreaktor Seibersdorf
- 1962: „Prater-Reaktor“ Wien
- 1969: Energiekonzept für AKW in Österreich, Unfall in Lucens (CH)
Die Geschichte der Kernenergie
Arbeiter Zeitung, 29.9.1960
Bundespräsident Adolf Schärf, 29.9.1960
„Prater-Reaktor“, 2010
Zusatzinfo 1960er-Jahre
Fokus Österreich
Seibersdorf: 130 Millionen Schilling, davon 50 Millionen aus Mitteln des Marshall-Planes
Astra 5 MW
Festreden: Schwerpunkt „friedliche Nutzung“
Eröffnung: 2 Stunden im österreichischen Rundfunk übertragen
Unfall in der Schweiz
Lucens 1969: Partielle Kernschmelze – in einem ehemaligen Bergwerksstollenim Zuge einer eigener Reaktorlinie
1970er-Jahre- Paradigmenwechsel
- Zwentendorf
Die Geschichte der Kernenergie
Plakat Atombefürworter, 1978 Plakate Atomgegner, 1978
Volksabstimmung, 5.11.1978Arbeiter Zeitung, 23.3.1971
1970er-Jahre- 28.3.1979: Unfall „Three Mile Island“, Harrisburg, Pennsylvania, USA
Partielle Kernschmelze
Die Geschichte der Kernenergie
Arbeiter Zeitung, 1.4.1979
Zusatzinfo 1970er-Jahre
Mit der kritischen 68er-Bewegung gepaart mit der Erdölkrise 1973 startet das „Ende an die Technikgläubigkeit und an den Fortschrittswahn um jeden Preis“
Kritik an der Allmacht der Technik
Wiederaufbau und Wirtschaftswunder weichen neuen Werten
Anti-Atombewegung in F, CH, D wurde zu einem politischem Faktor
Anfangs durchwegs konservatives, bürgerliches Milieu, Kirche
Unzufriedenheit in den Projektstandorten
Geburtsstunde der Grünen
Frage der Endlagerung unbeantwortet
28.3.1979: Three Mile Island, Pennsylvania, USA – partielle Kernschmelze
1980er-Jahre- Hainburg 1984
Die Geschichte der Kernenergie
Profil 53/1984 Neue Kronen Zeitung, 20.12.1984
Zusatzinfo 1980er-Jahre
Hainburg: Weitere Zäsur in der Geschichte der 2. Republik
Menschen und Medien kippen ein Megaprojekt
Medien mobilisieren die Bevölkerung
DoKW plant Kraftwerk östlich von Wien
Besetzung der „Stopfenreuther Au“ wegen beginnender Rohdungsarbeiten
1984: Sinowatz ruft Weihnachtsfriede aus
Professionelle mediale Inszenierung schaffte ein kollektives Gedächtnis
Pluralisierung der politischen Landschaft: Die Grünen ziehen insParlament ein
Konsequenzen für die Energiewirtschaft: Umweltverträglichkeitsprüfung und Öffentlichkeitsarbeit
Rekonstruktion der Ereignisse anhand einer Recherche der österreichischen Medien
Politische Highlights 1986- Bundespräsidenten-Wahlkampf
- Sinowatz übergibt an Vranitzky
- Haider bereitet Herbst-Putsch vor
- Koalition (Rot-Blau) platzt
Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1
Die Rekonstruktion der Ereignisse in Tschernobyl anhand einer Recherche der österreichischen Medien im Jahr 1986
Politische Highlights im Mai 1986
Präsidenten-Wahlkampf: Kurt Waldheim vs. Kurt Steyrer
Waldheim verfehlte absolute Mehrheit um 0,36 %
Kandidatin Freda Meissner-Blau profitierte vom Unglück und konnte ihren Stimmenanteil um ein Drittel steigern
Jörg Haider begann Getreue um sich zu scharen, um den Putsch im Herbst vorzubereiten
Nach verlorener Wahl durch Steyrer übergab Sinowatz an Vranitzky.
Nach dem Herbst-Putsch der FPÖ wurde Haider Spitzenkandidat (gegen Norbert Steger) und Vranitzky ließ die Koalition platzen.
Zusatzinfo 1986 Tschernobyl
Rekonstruktion anhand einer Medien-Recherche
Die ersten Pressemeldungen (29./30.4.1986)
Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl
Arbeiter Zeitung, 30.4.1986
Neue Kronen Zeitung, 29.4.1986
Das erste Foto (2.5.1986)
Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl
Neue Kronen Zeitung, 2.5.1986
„Sie können sehen, dass es keine schrecklichen Zerstörungen und keinen Brand gab, wie der Westen behauptet.“Sowjetisches Fernsehen, 6 Tage nach der Explosion
Maßnahmen in Österreich- Zivilschutz-Evakuierungspläne
- Abkommen Ö mit ČSSR und IAEO
- Gesamtkosten Vorsichtsmaßnahmen in Ö: 1 Milliarde Schilling (73 Millionen Euro)
Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl
Neue Kronen Zeitung, 2.5.1986
Neue Kronen Zeitung, 1.5.1986
Kollektive Angst – Ungewissheit
Politik: Krisenmanagement durch Innenminister Karl Blecha- Zivilschutz-Evakuierungspläne wurden präsentiert, die eigentlich für den
militärischen Ernstfall vorgesehen (Schlafstellen, Turnsäle etc.)
- Panik vermeiden durch möglichst glaubhafte Informationsvermittlung
- Maßnahmen, die Beruhigung schaffen sollenWechselseitiger Austausch von Informationen mit CSSRForderung an IAEO zur weltweiten Informationsvernetzung
- Gesamtkosten der unterschiedlichen Vorsichtsmaßnahmen in Österreich: 1 Milliarde Schilling (73 Millionen Euro)
Zusatzinfo 1986 Tschernobyl
Die ersten Themen in Österreich- Milch
- Gemüse
- Sand
- Futtermittel
Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl
Neue Kronen Zeitung, 3.5.1986
- Erste Maßnahmen, erste Themen in der PresseLaufende Labor-ProbenMilch, Babymilch, Schulmilch, Milch-Import für kontaminierte GebieteSand, SandkistenGemüse – Aufforderung zum Kauf von TiefkühlproduktenGras, Futtermittel, Weiden, Almen
Ausverkauf an Gasmasken, Filteranlagen, Haltbarnahrung
Zusatzinfo 1986 Tschernobyl
Folgen in Österreich- Endgültiges Aus für Zwentendorf
- Bundespräsidenten-Wahlkampf
- Sensibilisierung für AKW im Umfeld
Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl
Profil 19/1986, 6.5.1986
Neue Kronen Zeitung, 2.5.1986
Der Spiegel, 20/1986
Demonstrationen von AtomkraftgegnerInnen zum BundeskanzleramtForderung: Abwracken von Zwentendorf
Atomsperrgesetz von 1978 wackelte: Gewerkschafter wollten Entscheidung revidieren
Zusatzinfo 1986 Tschernobyl
Tschernobyl und Fukushima- Radioaktive Wolke
- Informationspolitik
- Kollektive Angst, Ungewissheit
- Wahres Ausmaß spät / gar nicht erfassbar
Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl
Tschernobyl 1986 Fukushima 2011
„Iconic Turn“ – Ikonische Wende- Paradigmenwechsel durch neue Medien
- Die Wirkmacht der Bilder prägen sich ins kollektive Gedächtnis ein
Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl
Tschernobyl 1986 Fukushima 2011
Zusatzinfos
26.4.1986: Tschernobyl, SU, komplette Kernschmelze
11.3.2011: Fukushima, JP, Reaktor- und Lagerstättenschmelze
Zum 5. Mal in 57 Jahren „friedlicher Nutzung“ der Atomenergie wurde das Restrisiko voll ausgereizt
Neue Medien und die rasante Verbreitung von Bildern in den Massenmedien und die Visualisierung haben zu einem Paradigmenwechsel beigetragen, dem Iconic bzw. Pictorial Turn, der die Flut der Bilder als Anzeichen für einen grundsätzlichen kulturellen Wandel versteht.
Entwicklung eines bildlichen Geschichtsverständnisses durch diese starke Symbolkraft der Bilder
Das Bild postuliert absolute Wirklichkeit und Realität
Die Katastrophe von Tschernobyl im historischen KontextAuf der Zeitschiene von Hiroshima nach Fukushima
25 JAHRE NACH TSCHERNOBYL:VORDENKEN NACHDENKEN GEDENKEN
Andreas Kuchler
Im Kreis der KatastropheLokalaugenschein in Tschernobyl 2004 und 2006
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