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China als Wachstumsmarkt für die
sächsische Wirtschaft
- Kurzfassung -
Studie im Auftrag der
Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft e. V. (VSW)
Erstellt durch:
imreg – Institut für Mittelstands-und Regionalentwicklung GmbH
Bautzner Straße 17
01099 Dresden
Stand: 13.04.2015
Verzeichnisse
Verzeichnisse ............................................................................................................................................. 0
1. Vorbemerkungen ................................................................................................................................ 1
2. Zusammenfassung ............................................................................................................................. 2
3. Entwicklung und Bedeutung Chinas für den deutschen und sächsischen Außenhandel .................. 3
4. Chinas Wirtschaftsstrategie: Die Fünfjahrespläne ............................................................................. 5
5. Wirtschaftliche Entwicklungstrends und strukturelle Herausforderungen in China ........................... 7
5.1 Transformation der Wirtschaft ............................................................................................................ 7
5.2 Demografische Verschiebungen und steigende Einkommen ............................................................ 9
5.3 Stärkung des Binnenkonsums und nachhaltige Entwicklung ........................................................... 11
5.4 Internationalisierung.......................................................................................................................... 12
5.5 Chinesische Direktinvestitionen in Deutschland und Sachsen ........................................................ 13
6. SWOT des chinesischen Markts für sächsische Unternehmen ....................................................... 15
Literatur- und Quellenverzeichnis ............................................................................................................ 16
Anhang ..................................................................................................................................................... 17
Impressum ................................................................................................................................................ 17
Abbildung 1: Entwicklung und Struktur der sächsischen Ausfuhren nach China ...................................... 4
Abbildung 2: Anteil Sachsens an den deutschen Ausfuhren nach China ................................................. 4
Abbildung 3: Zwölfter Fünfjahresplan 2011 bis 2015 ................................................................................ 5
Abbildung 4: Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts ................................................................................ 8
Abbildung 5: Bedeutendste Industrien nach regionalen Zentren (Industriecluster) .................................. 8
Abbildung 6: Entwicklung des Erwerbspersonenpotenzials ...................................................................... 9
Abbildung 7: Entwicklung des durchschnittlichen Bruttomonatsverdienstes ........................................... 10
Abbildung 8: Entwicklung des CNY-EUR-Wechselkurses ....................................................................... 12
Abbildung 9: Entwicklung des Bestands an Direktinvestitionen aus China (Outflows) ........................... 13
Abbildung 10: Entwicklung des Bestands an chinesischen Direktinvestitionen in Deutschland ............. 14
Abbildung 11: Chinesische Direktinvestitionen nach Bundesländern 2007 bis 2012 ............................. 14
Tabelle 1: „Strategische neue Industrien“ des zwölften Fünfjahresplans .................................................. 6
Tabelle 2: Bruttomonatsverdienst im regionalen Vergleich 2013 ............................................................ 10
1
_________________________________________________________________________________
1. Vorbemerkungen
China ist in den letzten Jahren zum wichtigsten Exportmarkt Sachsen aufgestiegen. 2014 wurden rund
18 Prozent aller sächsischen Ausfuhren nach China ausgeführt. Weit überwiegend handelt es sich hier-
bei um Metall- und Elektroerzeugnisse. Das Wachstum in den letzten Jahren unterstreicht das Poten-
zial des Marktes für die sächsischen Unternehmen. Der hohe Anteil der Ausfuhren nach China macht
Sachsens Wirtschaft gleichzeitig verstärkt abhängig von wirtschaftlichen Entwicklungen und Trends auf
diesem Markt.
Die Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft hat vor diesem Hintergrund eine fundierte Analyse zur Be-
deutung Chinas für die sächsische Wirtschaft erstellen lassen. Diese untermauert die erfolgreiche Ent-
wicklung der sächsischen Ausfuhren nach China in den letzten Jahren. Gleichzeitig wird deutlich, dass
die Potenziale trotz vermeintlich niedrigerer Wachstumsraten im Reich der Mitte weiterhin riesig sind.
Noch gehört China formal zu den Entwicklungsländern und bei vielen Wohlstandsindikatoren hängt das
Land – im Durchschnitt – den Vergleichswerten der Industrieländer hinterher. Allerdings sind die regio-
nalen Unterschiede innerhalb der Volksrepublik gewaltig. So steht das Land vor enormen strukturellen
Herausforderungen, die insbesondere durch das Wachstum der letzten Jahre und die sich abzeich-
nende demografische Entwicklung induziert werden.
Die chinesische Führung reagiert mit entsprechenden wirtschaftspolitischen Maßnahmen hierauf. Deut-
lich werden verstärkte Anstrengungen zur Internationalisierung und Investitionen in strategische Tech-
nologiethemen. Es ist absehbar, dass chinesische Unternehmen künftig immer häufiger als Konkurren-
ten auch im Investitions- und Vorleistungsgüterbereich auftreten werden, wo Sachsens Wirtschaft ihre
Stärken aufweist. Zudem sind vermehrt chinesische Investitionsaktivitäten in Deutschland spürbar, wo-
bei der Freistaat im Gegensatz zu anderen Bundesländern bislang nur selten im Fokus chinesischer
Investoren stand.
Der Wandel des chinesischen Wachstumsmodells steht dabei erst am Anfang. Nach wie vor ist das chi-
nesische Wachstum hochgradig abhängig von Exportüberschüssen und inländischen Investitionen, die
Währung ist noch nicht frei kompatibel und der Markt an vielen Stellen abgeschottet sowie Aktivitäten
vor Ort von Korruption und Rechtsunsicherheit geprägt. Zu erwarten ist aber, dass der im nächsten
Jahr anstehende dreizehnte Fünfjahresplan weitere wirtschaftspolitische Anstrengungen und Impulse in
diesem Bereich zeitigen und damit auch Auswirkungen für die sächsischen Unternehmen mit sich brin-
gen wird.
Die vorliegende Kurzfassung der Analyse gibt einen Überblick zur Bedeutung Chinas als sächsischer
Handels- und Investitionspartner. Des Weiteren werden wirtschaftliche Trends und bestehende struktu-
relle Herausforderungen sowie wirtschaftspolitische Maßnahmen Chinas kurz und prägnant dargestellt.
Sollten Sie weitere Informationen wünschen, stehen wir Ihnen gerne als Ansprechpartner zur Verfü-
gung.
Dr. Andreas Winkler
Hauptgeschäftsführer
2
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2. Zusammenfassung
1. Die chinesische Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt. Zwischen 2000 und
2013 wuchs das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahresdurchschnitt um zehn Prozent.
Der Anteil des chinesischen BIP am globalen BIP hat sich im selben Zeitraum mehr als verdoppelt
(2013: 16 Prozent). Diese Entwicklung wurde von Investitionen und Exporten getragen. Laut Prog-
nosen des Internationalen Währungsfonds soll dieser Anteil im Jahr 2019 19 Prozent betragen.
2. Sächsische Unternehmen haben von dieser Entwicklung profitiert. China ist Sachsens wichtigster
Auslandsabsatzmarkt. 2014 haben sächsische Unternehmen Waren im Wert von 6,4 Mrd. EUR im
Reich der Mitte abgesetzt (+1,7 Mrd. EUR gegenüber 2013). Dies entspricht einem rund 18-pro-
zentigen Anteil an allen sächsischen Ausfuhren. Zwischen 2008 und 2014 haben sich die Exporte
vervierfacht.
3. Profitiert haben hiervon insbesondere Unternehmen der sächsischen Metall- und Elektroindustrie.
Mit einem Anteil von fast 70 Prozent dominieren die Erzeugnisse des sächsischen Fahrzeugbaus
die sächsischen Ausfuhren nach China. Gemessen am Wert der Ausfuhren kommen 17 Prozent
der aus Deutschland nach China exportierten Fahrzeuge und Fahrzeugteile aus Sachsen.
4. Infolge des hohen Wachstums der letzten Jahre und der einsetzenden demografischen Verschie-
bungen ist ein beginnender Strukturwandel in China festzustellen. Der zwölfte Fünfjahresplan ver-
sucht über entsprechende wirtschaftspolitische Maßnahmen, ein stabiles, wenn auch niedrigeres,
vom Binnenkonsum und Investitionen in neue Technologien getriebenes Wirtschaftswachstum zu
erreichen. Hierzu erfolgen u. a. erste Schritte der Liberalisierung der chinesischen Geldpolitik
durch die Zentralbank.
5. Trotz des nachlassenden Wirtschaftswachstums hat der chinesische Markt weiterhin ein hohes
Wachstumspotenzial. Dies gilt insbesondere für die in Sachsen wichtigen Branchen Maschinen-
und Anlagenbau, Elektrotechnik/Elektronik und Fahrzeugbau. Darüber hinaus werden vor dem Hin-
tergrund der Akzentuierung von Nachhaltigkeitsbelangen und der Stärkung des Binnenkonsums in
China die Umwelttechnik sowie die Nahrungs- und Genussmittelindustrie an Bedeutung gewinnen.
6. Im Zuge des ökonomischen Transformationsprozesses treten chinesische Unternehmen zuneh-
mend in Konkurrenz zu westlichen Unternehmen. Neben dem im Vergleich zu Deutschland niedri-
gen Kostenniveau verbessert die zunehmende Innovationsfähigkeit die Wettbewerbsposition chi-
nesischer Unternehmen auch im für sächsische Firmen bedeutenden Investitionsgüterbereich.
7. Die sächsischen Wirtschaftsbeziehungen mit China, die über die Ausfuhr sächsischer Erzeugnisse
hinausgehen, sind potenzialträchtig. Chinesische Firmen treten zunehmend als Investoren in
Deutschland auf. Allerdings sind die chinesischen Direktinvestitionen in Sachsen unterdurch-
schnittlich. Die Aktivitäten anderer Bundesländer, wie z. B. Bayern oder Hamburg, sind auf intensi-
vere, strategischere Kooperationen ausgerichtet.
3
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3. Entwicklung und Bedeutung Chinas für den deutschen und sächsischen Außenhandel
China stellt für die Bundesrepublik den viertwichtigsten Exportmarkt für deutsche Waren mit einem An-
teil von rund sieben Prozent dar. Die deutschen Ausfuhren nach China sind kontinuierlich gestiegen
und betrugen 2014 74,5 Mrd. EUR. Dominiert wird der Export von Erzeugnissen der Metall- und Elekt-
roindustrie. Hauptexportwaren sind Fahrzeuge und Fahrzeugteile mit einem Anteil von 35 Prozent. Auf
der anderen Seite wurden 2014 Waren im Wert von 79,3 Mrd. EUR aus China importiert, wobei hier die
Schwerpunkte neben Bekleidung und Textilien (17 Prozent) inzwischen bei elektrotechnischen Erzeug-
nissen (29 Prozent, v. a. Consumer-Electronics aber auch PCs, Solarmodule und elektronische Bau-
teile) sowie Maschinen und Maschinenbauerzeugnissen (21 Prozent) liegen. Damit exportiert Deutsch-
land in etwa so viele Maschinenbauerzeugnisse nach China wie es gleichzeitig aus dem Land
importiert.
Für Sachsen ist China inzwischen sogar mit großem Abstand bedeutendster Absatzmarkt. 2014 gingen
rund 18 Prozent aller aus Sachsen exportierten Waren in die Volksrepublik. Gegenüber dem Vorjahr
stellt das eine Steigerung um 36 Prozent (+1,7 Mrd. EUR) dar. Seit 2000 haben die Ausfuhren nach
China um mehr als das 30-Fache zugenommen. Dies hat im Wesentlichen zur positiven Entwicklung
des sächsischen Außenhandels beigetragen. Mit einem Anteil von fast 70 Prozent dominieren die Er-
zeugnisse des sächsischen Fahrzeugbaus. Sachsen hat hier auch bundesweit eine beachtlich an Be-
deutung gewonnen: Wertmäßig kommen 17 Prozent aller von Deutschland nach China exportierten
Fahrzeuge und zehn Prozent der elektrotechnischen Erzeugnisse aus Sachsen.
Quelle: Stat. Bundesamt (2015); Stat. Landesamt Sachsen (2015)
Aus Sachsen
nach…
Ausfuhren
Rang Land in Mio. EUR Anteil
1 China 6.449 17,9%
2 USA 3.370 9,4%
3 UK 1.889 5,3%
4 Frankreich 1.768 4,9%
5 Polen 1.723 4,8%
6 Tschechien 1.551 4,3%
7 Italien 1.304 3,6%
8 Belgien 1.279 3,6%
Insgesamt 35.975 100,0%
Aus Deutsch-
land nach…
Ausfuhren
Rang Land in Mio. EUR Anteil
1 Frankreich 102.067 9,0%
2 USA 96.077 8,5%
3 UK 84.067 7,4%
4 China 74.504 6,6%
5 Niederlande 73.145 6,5%
6 Österreich 56.234 5,0%
7 Italien 54.481 4,8%
8 Polen 47.544 4,2%
Insgesamt 1.133.540 100,0%
4
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355 387 495 589 504 471 437
276 163149
211 427752 987422 517
1.280
2.653
3.551 2.997
4.427
235 278
384
467
459506
597
1.288 1.345
2.308
3.920
4.9414.726
6.449
0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
We
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Mio
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SonstigeErzeugnisse(+154%)
Erzeugnisse desFahrzeugbaus(+950%)
ElektrotechnischeErzeugnisse(+258%)
Erzeugnisse desMaschinenbaus(+23%)
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen (2015)
+405%
Abbildung 1: Entwicklung und Struktur der sächsischen Ausfuhren nach China
4%
9%
2%3%
6%
17%
6%
10%
3%
3%
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
16%
18%
2008 2014
Ante
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euts
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Insgesamt
SonstigeErzeugnisse
Erzeugnisse desFahrzeugbaus
ElektrotechnischeErzeugnisse
Erzeugnisse desMaschinenbaus
Quelle: Statistisches Bundesamt (2015), Statistisches Landesamt Sachsen (2015); eig. Ber.
Abbildung 2: Anteil Sachsens an den deutschen Ausfuhren nach China
5
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4. Chinas Wirtschaftsstrategie: Die Fünfjahrespläne
China ist eine zentralverwaltete Planwirtschaft. Um auf strukturelle Herausforderungen in Wirtschaft,
Gesellschaft und Umwelt1 sowie wirtschaftspolitische Trends reagieren zu können, gibt die chinesische
Regierung im Abstand von fünf Jahren Pläne mit entsprechenden Zielen zur Entwicklung des Landes
vor. Grundlegendes Ziel des aktuellen Fünfjahresplans von 2011 bis 2015 ist die Transformation der
chinesischen Volkswirtschaft hin zu offeneren, marktwirtschaftlichen Strukturen. Im Unterschied zu den
zurückliegenden Fünfjahresplänen ist nicht mehr die Rede von 计划 jìhuà „Plan“, sondern 规划 guīhuà
„Richtlinie“. Es werden weniger quantitative Ziele vorgegeben. Vielmehr werden wesentliche Prinzipien
und Prioritäten der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung festgelegt, die Zielvorgaben werden be-
stimmt, jedoch nicht mehr die Art und Weise ihrer Umsetzung.2
Abbildung 3: Zwölfter Fünfjahresplan 2011 bis 2015
Trotz Einführung weiterer marktwirtschaftlicher Elemente ist weiterhin der chinesische Staat mit seinen
durchsetzenden Organen der maßgebliche Akteur.3 Gemäß dem aktuellen Fünfjahresplan hat dieser
sogenannte „strategische neue Industrien“ mit dem konkreten Ziel des Aufbaus einer Weltmarktführer-
schaft identifiziert, da sie sich durch ein hohes Wachstums- und Ertragspotenzial hervorheben.4 Mithilfe
gezielter staatlicher Fördermaßnahmen soll China einer der global führenden Innovationsstandorte wer-
den.5 Dabei setzt die Volksrepublik ganz ähnliche Schwerpunkte wie die EU in ihrem aktuellen Rah-
menprogramm für Forschung und Innovation („Horizon 2020“).
1 Vgl. Li/Woetzel (2011)
2 Vgl. Preyer/Krauße (2014), S. 11
3 Vgl. Li/Woetzel (2011) S. 2f.
4 Vgl. Li/Woetzel (2011), S. 2
5 Vgl. KPMG (2015)
6
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Noch haben deutsche Industrieunternehmen mit Konkurrenz in China einen technologischen Vor-
sprung. Laut IW Köln gehen 50 Prozent der Unternehmen davon aus, dass dieser Vorsprung in den
kommenden fünf Jahren von den chinesischen Konkurrenten aufgeholt wird6. Die Wettbewerbssituation
zu chinesischen Unternehmen wird sich auch in den starken deutschen Industriezweigen weiter intensi-
vieren.7 So sieht sich der VDMA nach dem Low-Tech-Bereich mittlerweile mit einer immer stärkeren
Konkurrenz im mittleren Marktsegment durch chinesische Wettbewerber konfrontiert8.
Tabelle 1: „Strategische neue Industrien“ des zwölften Fünfjahresplans
VR China Europäische Union
Strategische neue Industrien
Förderung folgender Schlüsselfelder Key Enabling Techno-
logies (KET)
Informationstech-nologien der nächsten Genera-tion
Mobilkommunikation, Cloud Computing, Displays, Internettechnologie der nächsten Generation, In-ternet of Things, Smart Devices, integrierte Schalt-kreise, High-End-Software, High-End-Server, In-formationsservices
Fotonik (Einsatz u. a. in Dis-plays, Informations-technologie)
Biotechnologie Biopharmazie, biomedizinische Technik und Ferti-gung, Biolandwirtschaft, innovative Arzneimittel
Industrielle Biotechno-logie
High-End-Ferti-gungsanlagen
Luft- und Raumfahrtausrüstung, Schienenverkehr, intelligente Fertigungssysteme
Fortschrittliche Ferti-gungstechnologien
Neue Werkstoffe Neue Funktionsmaterialien, LED, Hochleistungsfa-sern und -verbundwerkstoffe
Fortschrittliche Werk-stoffe
Neue Energiewirt-schaft
Kernkraft, Fotovoltaik und Solarthermie, Windener-gie, Smart grids / intelligente Stromnetze, Energie aus Biomasse
Entwicklung von Ener-gietechnologien mit niedrigem CO2-Ausstoß, mehr Ener-gie- und Ressour-ceneffizienz und zur wirksameren Bekämp-fung des Klimawandels
Energieeinspa-rung und Umwelt-schutz
Energieeinsparung, fortschrittlicher Umweltschutz, Ressourcenrückgewinnung
Alternative An-triebstechnologien
Plug-in-hybrid-Elektrofahrzeuge (PHEV), reine Elektrofahrzeuge, Brennstoffzellen-Technologien, Batterietechnologie
Quelle: Darst. imreg (2015), in Anlehnung an National People’s Congress of the People’s Republic of China
(2011)
6 Vgl. IW Köln (2014a), S. 36
7 Vgl. Li/Woetzel (2011)
8 Siehe: Michale Heller, Inge Nowak: „Mittelständler zieht es ins Ausland“, Interview mit dem Geschäftsführer des Verbandes Deutscher
Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in der Stuttgarter Zeitung am 09.04.2015
7
_________________________________________________________________________________
5. Wirtschaftliche Entwicklungstrends und strukturelle Herausforderungen in China
5.1 Transformation der Wirtschaft
Chinas Wirtschaft ist in den letzten Jahren kräftig gewachsen. Zwischen 2000 und 2013 erreichte die
chinesische Volkswirtschaft ein durchschnittliches Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um
zehn Prozent. Prognosen des IWF zufolge soll es 2019 bei über sechs Prozent liegen. Bis 2019 soll
rund ein Fünftel des globalen BIP in der Volksrepublik erwirtschaftet werden.
Träger dieses Wachstums ist die Industrie. Auch wenn der Anteil von Dienstleistungen an der Entste-
hung des BIP von 39 Prozent im Jahr 2000 auf 46 Prozent im Jahr 2013 gestiegen ist, ist die Indust-
riequote auf einem stabil hohen Niveau (2013: 37 Prozent). Damit liegt sie elf Prozentpunkte über der
deutschen und 13 Prozentpunkte über der sächsischen Industriequote. Im Verarbeitenden Gewerbe
wurde vor allem bei der Herstellung von Mobiltelefonen, Kraftfahrzeugen und der Erzeugung von Stahl-
produkten ein überdurchschnittliches Wachstum erreicht.
Da chinesische Unternehmen zunehmend mit steigenden Arbeitskosten vor allem im Vergleich zu den
Nachbarländern, Kosten für Umweltschutz, Energiesparmaßnahmen, Schadstoffreduzierung und Roh-
stoffe konfrontiert sind, fördert die chinesische Regierung die betreffenden Unternehmen dahingehend,
dass sie sich über technisch führende Ausrüstung und Innovationen modernisieren.
Regionale Industriecluster, darunter zahlreiche Metall- und Elektroindustriecluster, werden gestärkt.
Diese konzentrieren sich auf den Osten und das Zentrum des Landes. Sachsens Partnerregion Hubei
beispielsweise ist ein Zentrum für Automobilbau, Stahl- und Metallherstellung sowie -bearbeitung, Han-
del und Informationstechnik (IT).
Chinesische Unternehmen sind zunehmend innovativ. Seit 2006 werden in China mehr Patente ange-
meldet als in der EU. 2013 wurden rund 705.000 chinesische Patentanmeldungen verzeichnet (EU-28:
rund 155.000). Dies schlägt sich in der Aufteilung der Patentanmeldungen nach Technologiefeldern
nieder. Die bedeutendsten Technologiefelder sind digitale Kommunikation (neun Prozent), Computer-
technologie (sieben Prozent), Pharma, elektrische Ausrüstungen sowie Messtechnik (jeweils
secchs Prozent).9
Eine weitere Stellschraube ist die Automatisierung und Digitalisierung der Wirtschaft. Obwohl China der
weltweit größte Absatzmarkt für Industrieroboter ist, kommen auf 10.000 Industriebeschäftigte lediglich
14 Roboter (Deutschland: 282). Die zunehmende Automatisierung chinesischer Unternehmen erhört
den Konkurrenzdruck für deutsche Unternehmen. Ziel der chinesischen Regierung ist es, die Digitalisie-
rung in Luft- und Raumfahrt, Schifffahrt, Metallverarbeitung, Automobilherstellung, Maschinenbau und
IT voranzutreiben. Nach chinesischen Schätzungen könnte Industrie 4.0 Chinas Produktivität um 25 bis
30 Prozent steigern.10 Allerdings behindern eine nach wie vor ausbaufähige Breitbandverfügbarkeit,
9 Vgl. WIPO World Intellectual Property Association (2014)
10 Vgl. merics (2015)
8
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niedrigere Internetgeschwindigkeiten sowie die Onlinezensur Fortschritte in der Digitalisierung der chi-
nesischen Volkswirtschaft. 1
.29
1
1.4
71
1.5
40
1.4
59
1.5
64
1.8
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24
2.5
57
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24
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30
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93
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9.2
07 9.9
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1
11
.67
8
Mittelwert BIP; 3.150 Mrd. EUR
Mittelwert BIP-Veränderung; 10%
0%
2%
4%
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4.000
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BIP in jew. Preisen in EUR (li. Skala) BIP preisbereinigt (re. Skala)
Quelle: IWF (2015), World Economic Outlook Okt. 2014, Bundesbank (2015); Ber. imreg (2015) *prognostizierte Werte
Anteil Chinas am Welt-BIP2000: 7% → 2019: 19%*
Abbildung 4: Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts
Abbildung 5: Bedeutendste Industrien nach regionalen Zentren (Industriecluster)
9
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5.2 Demografische Verschiebungen und steigende Einkommen
Chinas Bevölkerung soll – bei einer mittleren Bevölkerungsprognose – voraussichtlich bis 2030 wach-
sen. Gleichzeitig droht eine Überalterung. Bis 2050 soll nach Angaben der Vereinten Nationen der An-
teil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung auf 39 Prozent steigen. Dies wirkt sich auf die Be-
schäftigungssituation aus. Das Erwerbspersonenpotenzial nimmt ab. Die Erwerbsquote ist zwischen
2000 und 2014 um vier Prozentpunkte auf nunmehr 73 Prozent gesunken, Tendenz weiterhin sinkend.
Neben der Verfügbarkeit von Arbeitskräften ist das Finden und Halten von Mitarbeitern eine Herausfor-
derung für die chinesische Volkswirtschaft. Die meisten Ausbildungsgänge in China haben eine geringe
Praxisnähe. In China existiert keine Facharbeitertradition. Selten sind Arbeitszeugnisse vorhanden. Die
durchschnittliche Verweildauer von Arbeitern in einem Betrieb betrug 2013 rund 26 Monate, von Ange-
stellten 35 Monate. Die höchste Fluktuation ist in der traditionellen Serviceindustrie und im Produzieren-
den Gewerbe festzustellen. Laut aktuellem Geschäftsklimaindex der Deutschen Handelskammer in
China stellen das Finden und Halten qualifizierter Mitarbeiter die zwei- und drittgrößte Herausforderung
für Unternehmen dar.
Folge ist eine dynamische Entwicklung der Arbeitskosten. Laut IW Köln liegen die industriellen Arbeits-
kosten, definiert als Bruttostundenlohn zzgl. Personalzusatzkosten je bezahlter Stunde, in China inzwi-
schen bei durchschnittlich 4,44 EUR. Dies ist zwar noch deutlich niedriger als in den Industrieländern
(zum Vgl. Deutschland: 36,77 EUR), übersteigt aber mittlerweile das Niveau vergleichbarer regionaler
Wettbewerber und sogar erster EU-Mitgliedsstaaten wie Bulgarien und Rumänien. Zudem ist ein erheb-
liches Lohngefälle innerhalb Chinas zu beobachten.
1.2
69
1.2
78
1.2
86
1.2
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1.240
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1.300
1.320
1.340
1.360
1.380
1.400
2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012* 2014* 2016* 2018* 2020*
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Bevölkerungsentwicklung Erwerbsquote
Quelle: ILO (2015), EAPEP *prognostizierte Werte
Abbildung 6: Entwicklung des Erwerbspersonenpotenzials
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_________________________________________________________________________________
10
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400
500
600
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Ve
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Durchschnittlicher Bruttomonatsverdienst in EUR* (li. Skala)
Veränderung des durchschnittl. Bruttomonatsverdienstes in CNY (re. Skala)
Jahresdurchschnittliche Inflation**
Quelle: National Bureau of Statistics of China (2015), Weltbank (2015), Bundesbank (2015); Ber. imreg (2015) *Umrechnung zum jeweiligen Jahresdurchschnittskurs **gemessen am Verbraucherpreisindex
Abbildung 7: Entwicklung des durchschnittlichen Bruttomonatsverdienstes
Tabelle 2: Bruttomonatsverdienst im regionalen Vergleich 2013
Land
Bruttomonatsverdienst in EUR 2013
Industriear-
beiter Ingenieur
Manager in
Industriebe-
trieben
Büroange-
stellter
Manager Ver-
kaufsabtei-
lung
Singapur 1.079 2.219 3.454 1.804 3.380
Malaysia 323 782 1.344 686 1.461
China 282 472 870 608 1.428
Thailand 276 526 1.182 504 1.260
Philippinen 187 321 735 351 812
Indonesien 176 293 664 331 919
Indien 163 395 943 375 1.038
Vietnam 122 259 589 337 808
Laos 103 248 423 315 916
Kambodscha 76 237 523 250 891
Quelle: Japan External Trade Organization (2014), Bundesbank (2015); Ber. imreg (2015)
11
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5.3 Stärkung des Binnenkonsums und nachhaltige Entwicklung
Dem zwölften Fünfjahresplan entsprechend soll das angestrebte niedrigere, stabile Wachstum eine
nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt befördern. Ein zentrales Ziel besteht
darin, das Wirtschaftswachstum, das in den vergangenen Jahrzehnten hauptsächlich durch hohe Inves-
titionen und Exporte erzielt wurde, zunehmend in stärkerem Maße durch den privaten Konsum zu errei-
chen.11
Dies gelingt nur bedingt: Der Anteil des Konsums am BIP ist seit 2009 rückläufig. Während der staatli-
che Konsum zwischen 2000 und 2013 von 16 auf 14 Prozent gesunken ist, hat die private Konsum-
quote um zehn Prozentpunkte abgenommen (2013: 36 Prozent), obwohl die Bruttogehälter der Chine-
sen seit 2000 inflationsbereinigt jährlich um durchschnittlich zwölf Prozent gestiegen sind (s. Kap. 5.2).
Hintergrund ist die hohe chinesische Sparquote. 2012 betrug nach Angaben der Weltbank der Anteil
der Ersparnisse am BIP 51 Prozent (Deutschland: 26 Prozent). Dies ist insbesondere Ergebnis fehlen-
der Sozialversicherungssysteme und hoher Bildungskosten. Zudem sind die Einkommen mit weiter zu-
nehmender Tendenz ungleich verteilt. Laut Weltbank verfügt das oberste Zehntel der Bevölkerung über
30 Prozent der Einkommen. 1990 waren es noch 25 Prozent.
Das kräftige Wachstum der letzten drei Jahrzehnte erzeugte viele negative Externalitäten. Die Volksre-
publik unterschreitet das Niveau der Pro-Kopf-Kohlenstoffdioxidemissionen der europäischen Industrie-
länder nur noch knapp. Auch für ausländische Unternehmen wird die Umweltverschmutzung zuneh-
mend zu einem Standortnachteil.
Neben der Sicherung der sozialen Balance und der Bekämpfung der Umweltverschmutzung stellen die
Rechtssicherheit und die Korruptionsbekämpfung strukturelle Herausforderungen dar. Mit Blick auf die
Indikatoren zur Rechtssicherheit und dem Ausmaß an Korruption ist China tendenziell ein Schwellen-
land. Präsident Xi hat in diesem Zusammenhang eine Antikorruptionskampagne initiiert, die die „Kultur
der Bestechung“ beenden soll, um die Macht der Kommunistischen Partei zu erhalten und die Effizienz
im Zuge wirtschaftspolitischer Reformen zu steigern. Im Zuge dessen wurden korrupte Netzwerke auf-
gedeckt. Langfristig kann die Kampagne mehr Transparenz schaffen und somit Transaktionskosten re-
duzieren. So geht die britische Handelskammer in China davon aus, dass sich die Wettbewerbssitua-
tion für ausländische Unternehmen vor Ort verbessern kann.12 Kurzfristig kann es allerdings zu
verzögerten Entscheidungen infolge von Unsicherheit kommen. So löste die Antikorruptionskampagne
eine „Code-switching“-Problematik aus: In einer konkreten geschäftlichen Situation ist a priori nicht klar,
ob „alter“, korrupter Sozialkodex oder „neue“, nicht-korrupte gilt. Zudem ist bspw. der Absatz von Lu-
xusgütern zurückgegangen.13
11 Vgl. Dreger/Zhang (2013)
12 Vgl. British Chamber of Commerce in China (2015)
13 Vgl. Business Anti-Corruption Portal (2015)
12
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5.4 Internationalisierung
Ein weiterer wirtschaftspolitischer Trend, der aus dem zwölften Fünfjahresplan hervorgeht, ist die Inter-
nationalisierung der chinesischen Wirtschaft. China weist nach wie vor einen Exportüberschuss auf,
wenngleich der Leistungsbilanzüberschuss nach seinem vorläufigen Höhepunkt von rund zehn Prozent
im Jahr 2007 auf inzwischen zwei Prozent gesunken ist. Für diese Entwicklung gibt es zweierlei Hinter-
gründe. Zum einen hat China seit 2012 ein Dienstleistungsdefizit. Zum anderen ist das BIP stärker ge-
wachsen als die Güterbilanz. Der Nettoexportüberschuss an Waren, d. h. der Saldo aus Exporten und
Importen, ist seit 2007 in etwa konstant.
Dem zwölften Fünfjahresplan entsprechend wurde schrittweise ein marktbasierter Wechselkurs einge-
führt. Ziel dessen ist die Stärkung des Renminbi (CNY) als internationale Währung aber auch eine Be-
lebung der Binnenkonjunktur. Seitdem ließ die chinesische Nationalbank einen Aufwärtstrend gegen-
über dem Euro, aber auch gegenüber dem US-Dollar zu.14 Der Euro hat in den letzten fünf Jahren rund
50 Prozent an Wert gegenüber dem CNY eingebüßt und damit deutsche und sächsische Ausfuhren
nach China deutlich verbilligt. Vor allem seit Anfang 2014 gewinnt der CNY an Stärke. Obwohl auch fi-
nanztechnische Gründe hierfür eine Rolle spielen, sind die Zeiten eines massiv verbilligten Wechselkur-
ses zum Zwecke der chinesischen Exportförderung offensichtlich zu Ende.
0,148
0,090
0,100
0,110
0,120
0,130
0,140
0,150
0,160
Ja
n 1
0
Apr
10
Ju
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Okt 1
0
Ja
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1
Apr
11
Ju
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1
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2
Apr
12
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2
Ja
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3
Apr
13
Ju
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Okt 1
3
Ja
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4
Apr
14
Ju
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Okt 1
4
Ja
n 1
5
Apr
15
CN
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EU
R
Quelle: Deutsche Bundesbank (2015), Datenstand 09.04.2015
Senkung des Leitzinses
Senkung von
Reservevorgaben
für einige
Finanzinstitute
Aufhebung des Dollar-Renminbi-
Festkurses
Aufwertung des Renminbi um ca. 50% zum EUR
seit Jan. 2010
Abbildung 8: Entwicklung des CNY-EUR-Wechselkurses
14 Vgl. Helaba (2014)
13
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5.5 Chinesische Direktinvestitionen in Deutschland und Sachsen
Ein neuer Fokus der chinesischen Wirtschaftspolitik liegt in diesem Zusammenhang auf der Förderung
von Auslandsdirektinvestitionen. Um an Technologien zu gelangen, akquirieren chinesische Unterneh-
men weltweit Anteile von Unternehmen. Die chinesischen Auslandsdirektinvestitionen sind in der letz-
ten Dekade stark gestiegen. Deutschland stand bislang nur am Rande dieser Entwicklung. Der Anteil
der chinesischen Direktinvestitionen nach Deutschland betrug 2012 lediglich 0,4 Prozent oder 1,4 Mrd.
EUR.
Die meisten chinesischen Direktinvestitionen wurden in Hessen, Hamburg und Bayern getätigt. Für
Sachsen liegen keine amtlichen Zahlen der Bundesbank vor. Um Rückschlüsse auf die Investitionstä-
tigkeit der Chinesen in Sachsen zu ziehen, wurde auf Daten von Germany Trade and Invest und stati-
schen Dienstleistern zurückgegriffen. Demnach ist der Freistaat bislang kaum im Fokus von chinesi-
schen Investoren. Schätzungen gehen davon aus, dass in Sachsen acht bis dreizehn Unternehmen mit
überwiegend chinesischer Beteiligung existieren. Diese sind den Bereichen Fahrzeugbau, Maschinen-
bau und Umwelttechnik tätig.
30 39 4029 36 46
60
86
125
177
239
306
397
461
28%
3%
-26%
23%
28%29%
45% 45%
41%
35%
28%30%
16%
20%
-30%
-20%
-10%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
-200
-100
0
100
200
300
400
500
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
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R
Quelle: UNCTAD (2015), Bundesbank (2015); Ber. imreg (2015)
Anteil Deutschlands 2012: 0,4%
Abbildung 9: Entwicklung des Bestands an Direktinvestitionen aus China (Outflows)
14
_________________________________________________________________________________
428
594
681
853
1.093
1.388
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
2007 2008 2009 2010 2011 2012
Chin
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EU
R
Quelle: Bundesbank (2015), Daten nur bis 2012 verfügbar
Abbildung 10: Entwicklung des Bestands an chinesischen Direktinvestitionen in Deutschland
418
80
595 621
1.274
2.098
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
RestlicheBundesländer*
Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Bayern Hamburg Hessen
Kum
ulie
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007 b
is 2
012
Quelle: Bundesbank (2015), Daten nur bis 2012 verfügbar*Für die restlichen Bundesländer lagen keine Daten vor (z. B. Sachsen) oder die Fallzahlen unterlagen der statistischen Geheinmhaltungspflicht.
Abbildung 11: Chinesische Direktinvestitionen nach Bundesländern 2007 bis 2012
15
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6. SWOT des chinesischen Markts für sächsische Unternehmen
Stärken Schwächen
• Hohe Nachfrage nach Investitionsgü-
tern und langlebigen Konsumgütern
• Keine Bankenkrise, sondern hohe Li-
quidität am Markt
• Devisenreserven und Kapitalkontrollen
schützen vor Finanzspekulationen
• „Gut gefüllte Staatskasse“ erlaubt bei
Bedarf weitere öffentliche Investitionen
• Gute politische Beziehungen
• Sehr gutes Image Deutschlands und
von „Made in Germany“
• Leistungsfähiges Verkehrsnetz
• Defizite beim Schutz des geistigen Eigen-
tums; Reglementierung ausländischer Inves-
titionen
• Fehlende Konvertibilität des CNY
• Beeinträchtigung der Lebensqualität in eini-
gen Städten durch hohe Umweltverschmut-
zung
• Geeignete Fachkräfte finden und halten, we-
nig innovationsfreundliches Bildungssystem,
Defizite in der Berufsausbildung
• Mangelnde Zahlungsmoral chinesischer Un-
ternehmen
• Überkapazitäten führen in zahlreichen Sekto-
ren zu Preiskämpfen
• Beeinträchtigung des Binnenkonsums durch
unzureichendes Sozialsystem
Chancen Risiken
• Infrastrukturausbau im Zuge der Urba-
nisierung und Modernisierung der In-
dustrie
• Höhere Nachfrage nach Importen durch
Konsumpräferenzen der wachsenden
Mittelschicht
• Zunehmend integrierter Wirtschafts-
raum durch China-ASEAN-
Freihandelszone
• Erschließung des Westens (second-tier
and third-tier cities)
• Entwicklung von Lowtech zu Hightech
• Umbau zu nachhaltigeren Wirtschafts-
strukturen
• Förderung von Innovation, FuE
• Steigende Arbeitskosten und Preise für Res-
sourcen mindern Chinas Wettbewerbsfähig-
keit
• Protektionismus in strategisch wichtigen In-
dustriebereichen (z. B. Joint-Venture-Zwang)
• Überalterung der Gesellschaft und sinkende
Erwerbsbeteiligung durch Ein-Kind-Politik
• Schleppender Breitbandausbau und Überlas-
tung und Zensur des Internets
• Immobilienblase und zunehmende soziale
Ungleichheit
• Staatshaushalt, hohe Verschuldung auf Pro-
vinz- und lokaler Ebene
• Stärkere Auslandsaktivitäten chinesischer
Unternehmen schaffen neue Konkurrenz
Quelle: imreg (2015), Experteninterviews, GTAI (2015), Wirtschaftstrends kompakt Jahreswechsel 2014/15
VR China
16
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Literatur- und Quellenverzeichnis
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URL: http://www.britishchamber.cn/content/2015-post-plenum-prospects-and-five-year-plan. 20-02-
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Chinesische Handelskammer in Deutschland (2014): Investitionen chinesischer Unternehmen in den
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Dreger, Sebastian; Zhang, Yanqun (2013): Perspektiven eines konsumgesteuerten Wachstums in
China. In: DIW Wochenbericht Nr. 41/2013; S. 3-7.
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Helaba (2014): Volkswirtschaft/Research, Devisenfokus vom 06.08.2014.
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Mitte. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften Springer Fachmedien.
17
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Anhang
Ausführliche Präsentation mit Daten- und Informationsmaterial
Impressum
Studie im Auftrag der Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft e. V. (VSW)
Bautzner Straße 17
01099 Dresden
Inhaltliche Verantwortung: Sebastian Wörfel
Unter Mitarbeit von: Christine Voigt, Jana Licht
imreg Institut für Mittelstands-
und Regionalentwicklung GmbH
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