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Studienseminar Koblenz
Bereich FÜ:
Körpersprache richtig deuten
und einsetzen
13.08.2018
Berufspraktisches Seminar
Wahlmodul
Studienseminar Koblenz
Ziele:
• Sensibilisierung für die eigene Körpersprache
• Wahrnehmung der Körpersprache der Lernenden
• Handlungsoptionen
Denn:
• Nonverbale Signale drücken Gefühle aus und sind unmittelbare Reaktionen auf
Geschehnisse
→ wenig kontrollierbar, ursprünglicher, unverfälschter
aber auch unverbindlicher und nicht nachweisbar
Studienseminar Koblenz
Arbeitsauftrag in Einzelarbeit:
Betrachten Sie einzelne Bilder kurz!
Notieren Sie,
a) was das gezeigte körpersprachliche Ausdrucksverhalten in Ihnen auslöst
b) wie sie das körpersprachliche Ausdrucksvermögen spontan interpretieren
Arbeitsauftrag in Gruppenarbeit:
Tauschen Sie sich zu ausgewählten Bildern aus!
Studienseminar Koblenz
Warum ist Körpersprache so wichtig? Axiom von WATZLAWICK
Hast du eine Idee, wie man an die Lösung
dieser Aufgabe herangehen könnte?
Studienseminar Koblenz
Ausdrucksformen können
a) angeboren
b) erlernt / eingespielt
c) manipulativ sein
Zu a)
Unabhängig der kulturellen Zugehörigkeit zeigen alle Menschen das selbe
körpersprachliche Ausdrucksverhalten bei Ekel, Wut, Angst, Schmerz, Glück,
Müdigkeit. Es zeigen sich lediglich Variationen in der Stärke des Ausdrucks
Übersprunghandlung: Langweiliger Vortrag
Aufstehen/
gehen
Sitzenbleiben/
zuhören
Unruhig werden
kratzen am Kopf
Studienseminar Koblenz
Zu b)
Durch Nachahmung vor allem bei Kleinkindern
Bsp.: Kind stößt sich oder fällt hin → verdutztes Anschauen der Erwachsenen →
Reaktion abwarten → entscheiden, ob geweint wird
Zu c)
Studien zeigen, dass Mädchen bereits mit 9 positive Gefühle vorspielen können
Jungen können mit 12 neutrale Gefühle vortäuschen, obwohl negative vorliegen
Nur Freude konnte bei beiden Geschlechtern nicht gebremst werden
Studienseminar Koblenz
Quelle: Conatanze Kaiser „Körpersprache der Schüler, Luchterhand, 1998 Seite 33
Studienseminar Koblenz
Visueller Kanal = Körpersprache, die optisch wahrgenommen wird
Augensprache:
- Kaum kontrollierbar
- Die Länge des Blickkontaktes gibt Auskunft über Sympathie /
Antipathie und Täuschungsabsicht
- Lob und Zustimmung erhöhen die Länge des Blickkontaktes
- Langer Blickkontakt kann aber auch Dominanz und
Selbstbewusstsein ausstrahlen und drohend wirken
Studienseminar Koblenz
Mimik:
Studienseminar Koblenz
Gestik:
a) Mechanische Gesten (Verlegenheitsgesten)
erfolgen ohne die Absicht Informationen zu übermitteln, bieten aber
Aufschluss über die körperliche Verfassung bzw. Stimmung
Bsp.: Kratzen am Hinterkopf als instinktive Abwehr- oder Verteidigungsgeste
Über das Kinn / den Nasenrücken streicheln als Selbstberührungsgeste,
Haare spielen
b) Sprachbezogene Gesten
dienen dazu Worte zu illustrieren und die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu
erhöhen (Gefahr der Übertreibung)
c) Spezialgesten für Eingeweihte (Embleme)
Bsp.: Hand heben als Signale für Ruhe
d) Manipulationsgesten
Bsp.: durch Anfassen der anderen Person
Studienseminar Koblenz
Körperhaltung:
Gesichtsausdruck eher als Indiz aktueller Emotionen, Körperhaltung (Kopf,
Wirbelsäule, Schultern) manifestierter emotionaler Zustände und Einstellungen
Signale der Offenheit Signale der Verschränkung
- nach vorne lehnen - zurücklehnen, Oberkörper
abwenden
- Orientierung des Körpers
zum Anderen
- Schultern oder Gegenstände
dazwischen schieben
Studienseminar Koblenz
Körperhaltung:
Bsp.: Hände in die Hüften gestemmt
a) Stärke, Kampfgeist, Überlegenheit
b) entlastet den Rücken bei längerem Stehen
Bsp.: Hände in den Hosentaschen
a) unhöflich, nachlässig, kumpelhaft
b) lässig
Studienseminar Koblenz
Proxemik =räumliches Nähe-Distanz-Verhältnis
a) Sprechdistanz
Öffentliche Zone > 4m Ansprache
Soziale Zone 2-3m Gespräch
Persönliche Zone 60-150m pers. Gespräch
Intimzone < 35cm Intimgespräch
Direkte Lehrer-Schüler-Interaktion sollte in der sozialen bis persönlichen
Zone erfolgen, Elterngespräche in der sozialen Zone
Berücksichtigung bei der Sitzordnung
Studienseminar Koblenz
Proxemik =räumliches Nähe-Distanz-Verhältnis
b) Bewegung im Raum
• Vis-à-vis = völlige
Aufmerksamkeit, aber
auch Konfrontation
• Über-Eck-Gespräche
signalisieren
Miteinander
• Gespräch auf
Augenhöhe
Studienseminar Koblenz
Taktiler Kanal = Körperkontakt durch Berührung ist nur durch Eindringen in
die Intimzone möglich
• Berührungen schaffen Bindung (Oxytocin)
• Aber: Berührungen müssen einer Hierarchie folgen, damit sie nicht
übergriffig wirken
Bsp.: fremde Person → zunicken → grüßen → Hand geben → eventuell
umarmen
• Berührungen signalisieren die aktuelle Qualität der Beziehung
• Aber: Berührung als Statusindikator: ein Ranghöherer berührt eher einen
Rangniedrigeren
Studienseminar Koblenz
Funktionen der Körpersprache:
Studienseminar Koblenz
Parasemantische Funktion: Übermittlung von eigenständigen und
nebengeordneten Bedeutungen
a) Substitution: Bsp. Zeigefinder über den Mund als Emblem für
Schweigen
b) Amplifikation: emotionales Sprechen, Hervorheben, Illustrieren,
Akzentuieren durch Gestik und Mimik
c) Kontradiktion: Bsp. Schüler: „Darf ich auf Toilette“
Lehrer: „Ja“, dabei aber: hörbar Luft ausstoßen,
Schultern kurz anheben, Gesicht verziehen
d) Modifikation: Aussage soll nicht unhöflich / abweisend klingen, daher
entschuldigendes Lächeln und leicht seitliche Kopfhaltung
Studienseminar Koblenz
Parasyntaktische Funktion: körpersprachliches Ausdrucksverhalten als Ersatz
oder Ergänzung für die Interpunktion von Sätzen
a) Segmentation: das körpersprachliche Ausdrucksverhalten zergliedert
und organisiert den Wortfluss dergestalt, dass das
inhaltliche Verständnis für den Zuhörer erleichtert wird
b) Synchronisation: bestimmtes körpersprachliches Ausdrucksverhalten
erfolgt gleichzeitig mit konkreten Satzelementen
Bsp.: Gänsefüßchen
Studienseminar Koblenz
Parapragmatische Funktion: körpersprachliches Ausdrucksvermögen markiert
Eigenschaften der jeweiligen Person sowie aktuelle Standpunkte und Haltungen
a) Expression: Die Art und Weise wie jemand kommuniziert, enthält auch
eine Selbstoffenbarung (Schulz von Thun)
Bsp.: Zurückhaltung ↔ Selbstbewusstsein
b) Reaktion: Dokumentation aktueller Einstellungen, mit denen man
Anderen signalisiert, dass man sie versteht, ihnen
Aufmerksamkeit schenkt, wie man die Person und/oder das
Gesagte bewertet Bsp.: leichtes Zunicken, ungläubiges
Stirnrunzeln, abfällige Gesten wie Abwinken…
Studienseminar Koblenz
Dialogische Funktion: Körpersprache organisiert und lenkt den Verlauf von
Dialogen
a) Regulation: Bsp.: Körpersprache zeigt, ob eine Person ihre
Ausführungen beendet hat, ob eine Frage rhetorisch
gemeint war…
b) Relation: durch die Art und Weise, wie eine Person dialogregulierende
Körpersprache einsetzt, setzt sie sich zu Anderen in
Beziehung Bsp.: Gestik und Mimik zeigen Ungeduld wenn
jemand zu lange spricht , Gestik, Haltung und Blick deuten
an, dass jemand etwas sagen möchte
Studienseminar Koblenz
Arbeitsauftrag in Partner- oder Gruppenarbeit:
Führen Sie folgende Übung durch!
Gehen Sie in 5er Gruppen zusammen. Eine/r von Ihnen nimmt eine Körperhaltung
ein, die sie/er typischerweise im Unterricht zeigt. Achten Sie auf möglichst viele
Details. Die anderen Gruppenmitglieder betrachten die Körperhaltung genau und
notieren, welche Wirkung diese Haltung auf sie hat. Anschließend übernehmen die
anderen drei Gruppenmitglieder möglichst exakt die vorgeführte Position und
spiegeln diese. Der Beobachter notiert die Wirkung, die präsentierenden notieren,
wie sie sich mit dieser Körperhaltung fühlen. Anschließend erfolgt ein Austausch
und ein Wechsel der präsentierenden Person.
Studienseminar Koblenz
Körpersprachliches Ausdrucksverhalten der Schülerinnen und Schüler
Studienseminar Koblenz
Körpersprachliches Ausdrucksverhalten während des Engagements
Aufmerksamkeit = Erfüllung der Sozialfunktion in der Schule
• Je deutlicher die körpersprachlichen Signale, desto weniger fällt ein
Nebenengagement auf
• Körpersprachlicher Feedback-loop: positives Ausdrucksverhalten Anderer
wirkt stimulierend auf sein Gegenüber
• Achtung: positive körpersprachliche Äußerungen haben einen starken
Einfluss auf die Einschätzung intellektueller und sozialer Kompetenzen von
Lernenden
Studienseminar Koblenz
Körpersprachliches Ausdrucksverhalten während des Nebenengagements
• Ablenkung von außen
• Ich – Befangenheit
• Interaktions-Befangenheit
( gut getarnter Rückzug
aus der Interaktion)
• Fremd-Befangenheit
• Geheucheltes
Engagement
Die Tarnung erfolgt bei SuS zunächst sehr kontrolliert. Fühlt sich der Lernende
unentdeckt wird er nachlässig, sodass das Nebenengagement dann meist auffällt
Studienseminar Koblenz
Wie Lehrpersonen die Körpersprache ihrer Schülerinnen und Schüler
wahrnehmen
Zum Stichwort Körpersprache nennen 96% der Lehrer eine fläzige
Körperhaltung, 77% Aspekte der Mimik, 71% der Gestik und 46% auffallende bis
nervige Motorik
Pygmalion-Effekt: eine vorweggenommene positive Einschätzung eines
Schülers durch einen Lehrer bestätigt sich im nachhinein. Dieses wird dadurch
ermöglicht, dass der Lehrer seine Erwartungen in subtiler Weise den Schülern
übermittelt, z. B. durch persönliche Zuwendung, die Wartezeit auf eine
Schülerantwort, durch Häufigkeit und Stärke von Lob oder Tadel oder durch hohe
Leistungsanforderungen
Nachweis durch Robert Rosenthal und Lenore F. Jacobson
Studienseminar Koblenz
Ursachen für den Pygmalion-Effekt:
Je stärker die
Erwartung/Hypothese, desto
weniger stützende
Informationen sind zur
Bestätigung nötig und je
mehr Informationen müssen
zur Falsifizierung vorliegen
Täuschung gelingt am
einfachsten durch die, die
einem sympathisch sind
Studienseminar Koblenz
Quellen:
Constanze Kaiser „Körpersprache der Schüler – Lautlose Mitteilungen
erkennen, bewerten, reagieren“, Neuwied, Kriftel, Berlin, Luchterhand,
1998
Rudolf Heidemann „Körpersprache im Unterricht – ein praxisorientierter
Ratgeber“ Quelle & Meyer Arbeitsbücher, Pädagogik und Praxis,
6.Auflage 1999
Dr. Julia Kosinár: Körperkompetenzen: Selbststärkung und natürliche
Autorität
http://www.koerperkompetenzen.de/JK_Handout_Koerperkompetenzen.
pdf (10.01.2017)
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