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Michael Jürgs ALZHEIMER

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Michael JürgsALZHEIMER

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Michael Jürgs

AlzheimerSpurensuche im Niemandsland

Mit einem aktuellen Vorwortvon Prof. Christian Behl

C. Bertelsmann

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Verlagsgruppe Random House fsc-deu-0100Das für dieses Buch verwendete fsc-zertifizierte Papier EOSliefert Salzer, St. Pölten.

1. Auflage© 2006 by C. Bertelsmann Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbHDie erste Ausgabe erschien 1999 im List Verlag, München.Umschlaggestaltung: R·M·E Roland Eschlbeck und Rosemarie KreuzerSatz: Uhl + Massopust, AalenDruck und Bindung: GGP Media GmbH, PößneckPrinted in GermanyISBN-10: 3-570-00934-3ISBN-13: 978-3-570-00934-5

www.bertelsmann-verlag.de

SGS-COC-1940

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INHALT

HAUPTRISIKO IST DAS ALTER

von Christian Behl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

PROLOG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

1. KAPITEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

Vom Jemandsland ins Niemandsland – Der FallAuguste Deter – Grabsteine im Gehirn – Abreise indie Nacht

2. KAPITEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

Der verborgene Schatz im Keller – Die Todesboten –Der Fall Rita Hayworth – Wer war Alois Alzheimer?

3. KAPITEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

Wanderjahre eines Forschers – Alltag im Kuckucks-nest – Erinnerungen der Alzheimer-Enkel – Die geheimen Diamanten von New York

4. KAPITEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137

Endstation Sehnsucht: Adieu, mon amour – RaueNächte im Labor – Endstation Sehnsucht – Geburtder Kinder – Die verdrängte jüdische Geschichte –Im toten Kern der Nerven

5. KAPITEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179

Der Kabelbrand im Gehirn – Ein stilles Haus am See – Vordenker der Euthanasie – Darwin tritt an

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gegen Gott – Psychiatrie unter dem Mikroskop – DieFreien Radikalen – Vitamine und Ginkgo gegen dasVergessen

6. KAPITEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214

Der frühe Tod des Alois Alzheimer – Der GroßeKrieg und die Nerven – Was in Alzheimers Testa-ment steht – Ein Nazi rettet Alzheimers Kinder vorden Nazis – Ruhe in Frieden

7. KAPITEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266

Die Alzheimer-Mäuse – In den Labors der Gen-forscher – Die Schlange der Verführung – Was beimDenken passiert – Ersatzteillager für Alzheimer-Kranke?

8. KAPITEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335

Das Dorf der Dementen – Die Krankheit desVergessens – Die Fälle Reagan, Murdoch, Wehner,Kant – Irre, komisch – Wahnsinn Traum – Glücklichist, wer vergisst

ANHANG

Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393

Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399

Alzheimer Gesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404

Gedächtniskliniken und Ärzte mit Gedächtnissprech-stunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422

Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 439

Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443

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»Erinnerung ist das Seil,heruntergelassen vom Himmel, das mich herauszieht

aus dem Abgrund des Nicht-Seins.«

Marcel Proust,Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

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HAUPTRISIKO IST DAS ALTER

Was die Wissenschaft über Ursachen derAlzheimer-Krankheit weiß und auf welcheTherapien für die Zukunft sie hofft Von Christian Behl

Die moderne Medizin hat durch verbesserte Heilungs-methoden und gezielte Vorbeugungsmaßnahmen die durch-schnittliche Lebenserwartung des Menschen erheblich ver-längert. Zu der Zeit, als Alois Alzheimer 1906 entdeckte, wasihn unsterblich machen sollte, wurden nur fünf Prozent derBevölkerung überhaupt 65 Jahre alt. Heute liegt die durch-schnittliche Lebenserwartung sogar bei 75 Jahren (Männer)und 81 Jahren (Frauen).

Unsere Gesellschaft überaltert und vergreist. Daraus erge-ben sich ganz neue Sinnfragen des Lebens. Zum Beispiel:Wie können wir Menschen möglichst gesund und in Würdealtern? Erfolgreiches Altern, Successful Aging, heißt das Zau-berwort. In Hochglanzmagazinen und Talk-Shows sprichtman auch von Anti-Aging, ein schrecklicher und zugleich er-schreckender Begriff, und meint damit letztendlich Unsterb-lichkeit. Schon etwa 500 vor Christus hat Hippokrates davonerzählt, dass während des Alterns des Menschen alle Körper-teile und Organe nach und nach vom Verfall betroffen wer-den.Allerdings ist fast keine Störung so folgenschwer wie dieals Folge krankhafter Veränderungen in unserem Hirn.Denndie Qualität unseres Lebens und die Fähigkeit, es selbst zu bestimmen, hängen dramatisch und unmittelbar von einemfunktionierenden Gehirn ab.

Was würde uns also ewige Jugend nützen, wenn wir sie

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nicht mehr begreifen könnten? Wir können uns mit Kos-metika die Haut geschmeidig halten, den Bauch straffen,Fettabsaugen lassen, fehlende Haare verpflanzen usw. Die Mög-lichkeiten der Anti-Aging- und der Schönheitsindustrie, denSchein der Jugend zu bewahren, sind fast unbegrenzt. Aberwas tun gegen den zunächst nur schleichenden, dann immerschneller fortschreitenden Verlust des Gedächtnisses und da-mit der persönlichen Erinnerungen, des Hauptmerkmals derAlzheimer-Krankheit?

Trotz intensivster Forschung gerade in den letzten beidenJahrzehnten ist bis heute in der Alzheimer-Forschung dieFrage aller Fragen nicht beantwortet: Was ist die exakte Ur-sache dieser tödlichen neurodegenerativen Erkrankung desMenschen? Welche Moleküle in der Zelle spielen verrückt?

Denn nur dann, wenn die Ursache dieses tödlichen Ner-venzelluntergangs im Gehirn feststeht, lassen sich effektiveund – wie der Mediziner sagt – kausale Therapien entwi-ckeln. Nur dann, wenn wir wissen, was die Krankheit verur-sacht, können wir uns daranmachen, das Problem zu lösen,nämlich den Krankheitsprozess zu unterbrechen oder zu ver-hindern, dass die Alzheimersche Demenz überhaupt aus-bricht.

Natürlich hat seit der Erstbeschreibung der später nachAlois Alzheimer benannten Krankheit die Forschung riesigeFortschritte gemacht. Und es gibt mehrere Hauptverdäch-tige, die bereits Alzheimer, stundenlang durchs Mikroskopblickend, entdeckte. Was er sah, waren »Herdchen, welchedurch Einlagerung eines eigenartigen Stoffes in die Hirn-rinde bedingt sind«. In der Mitte der 80er-Jahre wurden dieseStoff-Einlagerungen als Ansammlung eines kleinen Eiweiß-stückchens mit dem Namen Beta-Amyloid identifiziert.

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Der Bauplan der Eiweiße (Proteine) der Zellen ist aufder Erbsubstanz, der DNA, verankert (der Biochemiker sagt »kodiert«), und das Gen, verantwortlich für das Amyloid-Protein,war bald identifiziert.Dieses Amyloid im Alzheimer-Gehirn ist ein ganz besonderes Eiweiß, denn es verklumptaußerhalb der Nervenzellen, lagert sich ab. Veränderungenim Amyloid-Gen, Mutationen als Launen der Natur, wie sie auch bei vielen anderen Erkrankungen des Menscheneine Rolle spielen, sind als Ursache für vererbbare familiäreFormen der Alzheimer-Krankheit entlarvt. In der Folgewurden zwei weitere Gene in mutierter Form im Genomverschiedener Familien, in denen sich die Alzheimer-Krank-heit über Generationen festgesetzt hat, entdeckt. Auch diesehängen indirekt mit diesem seltsamen Amyloid zusam-men.

Wenn also die Amyloid-Ansammlungen im Gehirn so be-deutend sind, wie entsteht dieses Eiweiß? Welche Maschine-rie verursacht die Herstellung des Amyloids in den Nerven-zellen? Auch diese Amyloid produzierenden Enzyme, die sogenannten Sekretasen,wurden mittlerweile entdeckt und de-ren molekularer Bauplan beschrieben.

Aber sind alle Fälle der Alzheimer-Krankheit, immerhin etwaeine Millionen Menschen leiden bereits daran in Deutsch-land, durch einen genetischen Defekt, eine Mutation, ver-ursacht? Nein. Die bisher hier erwähnten vererbten Formender Alzheimer-Krankheit, die ohne Ausweg ihre tödlicheBotschaft an die nächsten Nachkommen weitergeben, reprä-sentieren nur einen kleinen Bruchteil aller Alzheimer-Pa-tienten.Das Krankheitsbild ist offensichtlich viel komplizier-ter, lässt sich nicht reduzieren auf die genetischen Fälle, wo

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das Konzept gilt: mutiertes Gen, höhere Aktivität der Amy-loid herstellenden Sekretasen, frühzeitiger Ausbruch derKrankheit. Die Mehrzahl der Alzheimer-Patienten, 90 bis 95

Prozent, leiden an der so genannten zufälligen (sporadischen)Alzheimer-Krankheit, das heißt, die Krankheit bricht ohnegenetischen Grund aus. Einziger überzeugender Risikofak-tor der sporadischen Formen ist das Alter. Je älter der Menschwird, desto höher das Alzheimer-Risiko. Dennoch, die Ent-deckung einer möglichen Rolle des Amyloid-Proteins halfder gesamten Alzheimer-Grundlagenforschung entscheidendweiter,denn die Gehirne der familiären und der sporadischenAlzheimer-Fälle sind in fast identischer Weise geschädigt.

Ein zweites wesentliches Merkmal, das Alzheimer bereitsdamals fand, nannte er »aufgeknäuelte Fibrillen«, die nach dem Untergang der Nervenzelle als biochemische Grabsteinedie Ursachen für den Tod des Patienten bergen. Auch dieseFibrillen sind aus Eiweißen aufgebaut, darunter ein Proteinnamens Tau, das bei Alzheimer-Patienten chemisch verän-dert ist. Im Gegensatz zum Amyloid-Protein kennt man dieeigentliche, normale Funktion dieses Proteins in gesundenNervenzellen wenigstens in Ansätzen. So ist das Tau-Proteinein entscheidender Teil eines äußerst feinen Netzwerks vonBahnen, das Verkehrsadern gleich den Transport von Stof-fen, beispielsweise vom Zellkörper bis zu den Enden derNervenzellen, den Synapsen, ermöglicht. An den Synapsenwerden Informationen an die benachbarten Nervenzellenweitergegeben. Sie sind die Orte, an denen Gedächtnis ent-steht, Erinnerungen durch elektronische und chemischeSignale festgehalten werden.

Parallel zu den die Alzheimer-Forschung dominierendenAmyloid- und Tau-Hypothesen haben sich andere Erklä-

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rungsansätze entwickelt. So wird der besondere schädlicheEinfluss von giftigen Sauerstoffradikalen, der so genannteoxidative Stress, ebenso diskutiert wie eine wichtige Rolledes Immunsystems oder eine Störung des Stoffwechsels derGlucose, des Brennstoffs für das Gehirn. Oder ist die Alzhei-mer-Krankheit eine beschleunigte Verhärtung der Gehirn-arterien, eine besonders ausgeprägte Arteriosklerose im Ge-hirn?

Möglicherweise sind alle genannten Prozesse, Proteineund Faktoren zu irgendeinem Zeitpunkt mehr oder wenigerprominent an der Entstehung der Alzheimer-Krankheit be-teiligt. Völlig offen dabei ist, welche kleine Veränderung,welcher Vorgang in den Nervenzellen denn nun genau dieInitialzündung dieser tödlichen Kaskade von Ereignissen imGehirn ist. Möglicherweise ist es auch das Zusammenspielmehrerer Prozesse.

Natürlich waren die Forschungsleistungen der letzten Jahr-zehnte enorm, aber man hüte sich vor allzu schneller Über-tragung von experimentellen Ergebnissen auf den Men-schen. Natürlich werden Alzheimer-Patienten auch heuteschon behandelt. Aber womit? Zumeist mit Medikamen-ten, die den Informationsfluss an den Nervenkontaktstellen,den Synapsen, stabilisieren. Diese Therapien sind aber reinsymptomatisch, ähnlich der Bekämpfung des Symptoms Fie-ber nach einer bakteriellen Infektion als eigentliche Ursache.Auch helfen die aktuellen Alzheimer-Medikamente häufignur kurze Zeit, verlangsamen ein wenig den Gedächtnisab-fall, der sonst noch stärker wäre. Eine leichte Verzögerung des Krankheitsverlaufs, ein kurzer Aufschub, kann bei man-chen Patienten in der Tat erreicht werden. Für den einzel-

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nen Patienten und sein pflegendes Umfeld ein großer Er-folg.

Doch eröffnet man das fatale Zahlenspiel, das uns vieleMillionen Patienten für die nächsten zwanzig Jahre prognos-tiziert, so steht die Medizin immer noch hilflos da.Daher er-gibt sich zwangsläufig die Frage nach effektiver Vorbeugung.Was kann man denn gegen das Einsetzen dieser Todesspiralein den Nervenzellen tun,und vor allem:Wann sollte man da-mit anfangen? Vor einigen Jahren antwortete der amerikani-sche Neurologe Dennis Selkoe, einer der Begründer derAmyloid-Hypothese, auf die Frage nach den Möglichkeiten,der Alzheimer-Krankheit vorzubeugen, mit: »Choose yourparents properly and die young«, »Suche dir die richtigenEltern aus und stirb früh!« Aber was,wenn man die »falschen«Eltern hat oder alt werden will? Eine Vielzahl von Maßnah-men zur Vorbeugung wurde in zahlreichen Patientenstudienuntersucht. Übrig bleibt neben der auch für andere Erkran-kungen so wichtigen ausreichenden Versorgung mit Antioxi-dantien und Vitaminen (Vitamin C und E) eine möglichstkalorienbewusste Ernährung und eventuell Gehirn-Leis-tungstraining, »Gehirn-Jogging« im Alter. Gerade Letztereskann möglicherweise auch die Regenerationsfähigkeit unse-res Gehirns verbessern, getreu dem Motto »Use it or lose it«,»Gebrauche dein Hirn oder verliere es«! Zusätzlich wird oftauf die vielen positiven Effekte der Sexualhormone, allenvoran Östrogene,auf das Gehirn hingewiesen.Östrogene sindfür die Entwicklung des Gehirns und die Stabilisierung seinerFunktionen essentiell, bei beiden Geschlechtern. Die Frauverliert ihre Östrogene mit der Menopause, Ersatz des Hor-mons hilft bei manchen Frauen.

Aber ein solcher Östrogenersatz nach der Menopause ist

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nicht ganz unproblematisch. Auch wenn die experimentel-len Daten stark sind, die eine bedeutende Rolle der Östro-gene beim Schutz unserer Nervenzellen unterstützen, istnoch sehr viel Forschung nötig, um abzuklären, ob ein Hor-monersatz für alle Frauen wirklich angezeigt ist. Denn auf-grund ihrer Breitenwirkung im gesamten Körper werdenÖstrogene häufig auch mit dramatischen Nebeneffekten inVerbindung gebracht.

Die Biochemie des Alterns muss entschlüsselt werden, umeinen möglichen Einfluss auf die Biochemie der Alzheimer-Krankheit verstehen zu können.Bricht die Erkrankung mög-licherweise nur deshalb aus, weil die Nervenzellen im Altereinfach zu schwach werden, den jahrzehntelangen Kampfgegen die Krankheit weiterzuführen? Wie verändern sich dieBiochemie von Amyloid und Tau und der oxidative Stress imLaufe der Alterung einer Nervenzelle? Verschieben sichmöglicherweise die Abläufe so dramatisch, dass die Zelle imAlter einfach ausbrennt?

Von der gesamten Gesellschaft, ob politische Entschei-dungsträger oder Betroffene, die eine effektive Alzheimer-Therapie dringend benötigen,wird dabei noch sehr viel Ge-duld verlangt werden müssen.Und von uns Wissenschaftlernwird dabei neben dem selbstverständlichen höchsten persön-lichen Einsatz in der Forschung vor allem verantwortungs-voller Umgang mit den erreichten Ergebnissen erwartet.Dennbei allem Leid, das diese tödliche Erkrankung des Gehirnsauslöst,wäre es fatal, den Erkrankten und ihren Angehörigenfalsche Hoffnungen zu machen.

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Professor Dr. Christian Behl,44, hat nach dem Studium und der Promotion in Neurobiologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg drei Jahre lang am Salk Institute for Biolo-gical Studies in San Diego, USA geforscht. Nach acht Jahren Forschungsarbeitam Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München und der Habilitation ander Ludwig-Maximilians-Universität übernahm Behl 2002 an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz den Lehrstuhl für Pathobiochemie der medizi-nischen Fakultät. Zusätzlich leitet er seit 2003 das Institut für PhysiologischeChemie und Pathobiochemie sowie seit 2005 das neu gegründete Interdiszi-plinäre Forschungszentrum für Neurowissenschaften (IFZN). Seit dem For-schungsaufenthalt in San Diego beschäftigt sich Christian Behl mit den mo-lekularen Ursachen des Nervenzelluntergangs beim Menschen und hier vorallem mit der Alzheimer-Krankheit und neuen Ansätzen der Prävention undTherapie.

KontaktUniv.-Prof. Dr. rer. nat. Christian Behl,Institut für Physiologische Chemie & PathobiochemieJohannes-Gutenberg-Universität MainzDuesbergweg 6, 55099 MainzE-Mail: [email protected]/FB/Medizin/PhysiolChemie/www.ifzn.uni-mainz.de

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PROLOG

Vor mir liegt das aufgeschnittene Hirn einer Toten.Zum ers-ten Mal im Leben sehe ich so etwas,und es berührt mich un-angenehm, als würde ich die Intimsphäre eines Menschenverletzen, in sein Innerstes schauen. Für den Mann, der mirdas Mikroskop einstellt, ist der Umgang mit fremden Ge-hirnen ein alltägliches Geschäft.Er öffnet einen rechteckigenschwarzen Holzkasten, holt vorsichtig winzige Glasplättchenmit Präparaten heraus und betrachtet sie fast andächtig, be-vor er mir die farbigen Tupfer unterschiebt. Einen ähnlichenGesichtsausdruck hatten die Pfarrer meiner katholischenKindheit, wenn sie uns gähnenden Ministranten zur Früh-messe die Hostie zwischen die Zähne schoben.

Dies ist nicht der Leib des Herrn. Es sind Teile der Hirn-rinde einer längst vermoderten Frau.Nicht irgendeiner Frau:Was mir unter dem Mikroskop in tausendfacher Vergröße-rung wie eine Mondlandschaft mit Erhebungen,Verkrustun-gen, Tälern erscheint, ist das zerstörte Gehirn von AugusteDeter. Sie ist am 8. April 1906 in der Städtischen IrrenanstaltFrankfurt gestorben und in der Geschichte der Medizin alsAuguste D. unsterblich geworden. Nach ihrem Tod hatte einArzt bei der Untersuchung ihres Gehirns zahlreiche kleineAblagerungen von der Größe eines Reiskorns und verklumpteBündel von Nervenfasern vorgefunden,was ihm »eigenartig«vorkam, und in diesen Veränderungen hat er die Ursachen

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einer seltsamen Krankheit vermutet, die später nach ihm be-nannt wurde.

Er hieß Alois Alzheimer.Die an dieser Krankheit leiden, und das waren zum Ende

des 20. Jahrhunderts in Deutschland etwa eine Million Men-schen über fünfundsechzig und in den USA schon mehr alsvier Millionen, verlieren langsam den Verstand. So wie Au-guste Deter. Schlimmer: Ihnen entgleitet auf einem unauf-haltsamen Absturz ins Nichts ihre Identität, ihr Selbst. Sieverstehen die Welt nicht mehr. Nur am Anfang ihres freienFalls merken sie noch, wie sie die eigene Biographie verlässtund damit das,was ihr Leben ausgemacht hat.Darum sind dieersten Phasen der Krankheit, so seltsam dies klingen mag, fürdie Betroffenen viel schlimmer als kurz vor dem Tod dasEndstadium. Diese dann totale Umnachtung ist für uns, diewir in einer Wirklichkeit jenseits ihrer Realität leben, daseigentliche Schreckensszenario,kann aber für die Erkranktendie Gnade ihrer letzten Jahre sein. Am Ende mag sogar gel-ten: Glücklich ist, wer vergisst.

Das darf man doch nicht mal denken.Zu Beginn meiner Recherchen auf den Spuren Alzhei-

mers, auf der Suche nach der leise verlöschenden und der fürimmer verloschenen Zeit, wäre ich tatsächlich über solchenZynismus noch erschrocken gewesen. In vielen Gesprächenhaben mir Wissenschaftler, Ärzte, Pfleger, Therapeuten be-stätigt, dass in diesem sentimentalen Versprechen einer Ope-rettenmelodie jedoch viel Wahrheit steckt. Manche meinerVorstellungen über Alter und Tod sind deshalb gestorben.Beim Übergang von der einen in die andere Welt wird zumBeispiel nicht nur betroffen geweint, sondern auch unbe-schwert gelacht. Während ich diesen Satz schreibe, sehe ich

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die sechsundachtzigjährige Frau vor mir, die in ihrer Vorstel-lung zwölf Jahre alt ist und morgens zur Schule gehen willund die geradezu glücklich ist, wenn der Stationsarzt sie un-tersucht, denn sie hält ihn für ihren über alles geliebten Klas-senlehrer. Das kann sie nicht mehr klar ausdrücken, abernoch so zum Ausdruck bringen,dass der Sinn klar wird.Baldwird auch dieser Wahn verlöschen.Sie hat in der echten Welthöchstens noch ein Jahr vor sich, und in dieser Zeit wird ihrnichts Schlimmes mehr widerfahren, nur der Tod. Die trau-matische Erfahrung, dass der Körper den Geist überlebt, hatsie bereits hinter sich.

Geht es ihr nicht viel besser als dem Musikprofessor, dererst am Anfang seiner Irrfahrt steht und den Namen derKrankheit, die von ihm Besitz ergreift, gar nicht wahrhabenwill? Der sich einfach weigert, solange das noch geht, sie zur Kenntnis zu nehmen? Der alternativ versucht, die sichverlangsamenden Fertigkeiten seines Verstandes auszuglei-chen durch Vorausplanungen, basierend auf lebenslanger Er-fahrung, was von seiner Umgebung als Weisheit bewundertwird? Der aber natürlich ahnt, dass er keine Chance hat, weilhinter der nächsten Ecke schon die ersten jener gesichtslosenGespenster lauern, die ihn von nun an begleiten werden.

Die Realität außerhalb unseres Kopfes, die Außenwelt,bestimmt zwar unser Verhalten. Aber die Eindrücke werdengemischt mit selbstbewussten, selbst entwickelten Vorstel-lungen von Leben und Sein,der Innenwelt.Die komplizierteund fein ausgewogene Mischung ergibt den Verstand. Denkann man zeitweise außer Kraft setzen, sozusagen ausschal-ten. Ein Fall von Liebe zum Beispiel lässt Menschen ihrenVerstand verlieren.Das geht bei Gesunden vorüber.Nur Ver-rückte sehen die Realität auf Dauer nicht mehr. Alzheimer-

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Kranke zum Beispiel.Weil ihre Realität verrückt ist, die Au-ßenwelt fremd und die Innenwelt nicht mehr fähig, sinnvolldarauf zu reagieren. Die Verbindungen sind unterbrochen,das Netzwerk zwischen ihrer Welt und der wirklichen Weltist gestört.

Der Verstand hat sie verlassen.Meine Reise führte mich nicht nur in viele verlorene

Vergangenheiten, sondern aus ihnen direkt in die Zukunft,denn weltweit wird von Pharmakonzernen in hochgerüste-ten Labors nach einem Mittel geforscht, um das unheimlicheSiechtum namens Alzheimer zu behandeln und zu heilen.Angesichts der dramatisch ansteigenden Zahl von Kranken –in Deutschland etwa 50000 neue Fälle pro Jahr – winkt demMulti, der das Medikament als Erster auf den Markt bringt,ein Milliardengeschäft. Die Spezialisten, die sich mit demHirnleiden beschäftigen und nach Ursachen suchen, wissenaußerdem, dass sie bei entsprechendem Erfolg nicht nur dieChance auf Ruhm und Reichtum haben, sondern vielleichtsogar mal sich selbst retten, denn Alzheimer kann jeden tref-fen. Auch das motiviert.

Von Begegnungen und Erlebnissen im Niemandsland, aufder Suche nach dem erschreckenden, immer noch nicht er-klärbaren Leiden und seinen Auswirkungen will ich berich-ten wie von einer Expedition ins Unbekannte. Es war nichtnur eine Reise, die mit Fahrplänen zu tun hatte oder mitStraßenkarten oder mit Flugstrecken, mit Terminen bei Er-krankten und ihren Familien, bei Pflegern und in Heimen,bei Ärzten und in Kliniken, in staubigen Archiven und inblitzenden Laboratorien. Vieles in Sachen Alzheimer habeich gelernt über die Bildschirme meiner Computer, denn imInternet gibt es fast 30000 Möglichkeiten,Begriffe im Zusam-

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menhang mit Alzheimer anzuklicken – Selbsthilfegruppen,Leitfäden für Betroffene, Fachliteratur etc. Wichtiger: Jedernoch so schwache Hinweis auf eine mögliche neue Spurwird im elektronischen Netz vermeldet, jedes Hoffnung ma-chende neue Testergebnis unter den Fachleuten ausführlichdiskutiert.

Über Nacht ging ich in ein Labor der Cambridge Uni-versity in England, da waren erste Versuche mit Kulturenkünstlicher Nervenzellen abgeschlossen worden. Am Mor-gen schnell ins Forschungszentrum eines Pharmakonzernsnach New Jersey, wo ein Molekularbiologe die mit Alzhei-mer zusammenhängenden Eigenschaften einer bestimmtenkörpereigenen Substanz entdeckt hatte, von der ich bislangnicht mal wusste, dass es sie überhaupt gab.Am Ende meinerReise wird sie mir geläufig sein wie eine Abkürzung aus mei-nem ganz alltäglichen Leben. Nachmittags nach Schwedenin die Sahlgrenska-Universität, da erfährt man immer etwasNeues, weil sich im hohen Norden Hunderte von Expertenausschließlich mit der Ursachenforschung in Sachen Alzhei-mer beschäftigen. Abends dann noch ins »Salk Institute forBiological Studies« nach La Jolla, Kalifornien, denn dort gabes faszinierende Erkenntnisse über Zellen,die in tot geglaub-ten Regionen des Gehirns überlebt haben.

Aber vor allem will ich davon erzählen, wie ich auf denSpuren Alzheimers jenseits der veröffentlichten biographi-schen Fragmente sein zweites, sein unbekanntes Leben fand.Verbindungen zur Krankheit, die seinen Namen trägt, sindnicht zufällig. Denn nicht nur seine Entdeckungen unterdem Mikroskop, sondern auch seine Geschichte und vorallem die seiner Nachkommen handeln indirekt vom Ver-gessen und dem, was am besten vergessen wird. Es ist eine

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typisch deutsche Geschichte.Eine Geschichte, die auf andereWeise mit dem Vergessen zu tun hat. Der fränkische Klein-bürger war verheiratet mit einer aus Frankfurt stammendenWeltbürgerin, die in New York gelebt hatte. Sie starb selbstfür damalige Verhältnisse zu früh, und auch Alzheimer selbstwurde nicht sehr alt. Ihre Kinder waren nach der verbre-cherischen und für so viele Menschen tödlichen Logik derGesetze, dem Unrecht, das im Tausendjährigen Reich zwölfJahre lang rechtens war, keine reinrassigen Arier, und selbstfür deren Kinder galt noch eine menschenunwürdige Ord-nung: Sie wurden als Mischlinge zweiten Grades bezeichnet.Wie die Nachkommen Alzheimers überlebten und mit wel-chen Tricks und wer ihnen dabei half und wann sie sich end-lich ihrer verdrängten jüdischen Geschichte bewusst wur-den – auch das steht im Protokoll meiner Reise.

Ich gebe zu: Als ich mit den Planungen begann, wusste ich über Hirnleiden gerade so viel wie unbedingt nötig.Die Hölle ist, du lieber Himmel, doch immer in den ande-ren, warum zum Teufel sollte ich mich näher mit Alzheimerbeschäftigen?

Weil es uns alle treffen kann.

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Page 23: ALZHEIMER · Alzheimer-Krankheit weiß und auf welche Therapien für die Zukunft sie hofft Von Christian Behl Die moderne Medizin hat durch verbesserte Heilungs-methoden und gezielte

UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Michael Jürgs

AlzheimerSpurensuche im Niemandsland

Paperback, Klappenbroschur, 448 Seiten, 12,5 x 20,5 cmISBN: 978-3-570-00934-5

C. Bertelsmann

Erscheinungstermin: August 2006

ALZHEIMER – EINE REISE IN DIE NACHT. ZUM 100. JAHRESTAG DER ENTDECKUNG DERKRANKHEIT. Alzheimer geht uns alle an. Michael Jürgs liefert eine umfassende, wissenschaftlich geprüfteDarstellung der Krankheit, verknüpft mit der Biographie Alois Alzheimers. Ein bewegendes Buch,in dem Betroffene, ihre Familien, Ärzte, Pfleger und Wissenschaftler zu Wort kommen. "Das Hirn wird brüchig wie ein alter Stiefel." So drastisch umschreibt die FachzeitschriftSelecta das, was Alzheimer im Gehirn anrichtet. Die Krankheit des Vergessens, die auf Grundsteigender Lebenserwartung statistisch jeden vierten Menschen über achtzig befallen kann,zerstört den Geist. Wer sie erleidet, verliert seine Biographie, seine Identität, sich selbst aufeinem unaufhaltsamen Absturz ins Nichts. Die Diagnose Alzheimer heißt langsamer Abschiedvom Ich, heißt psychisches Sterben im lebendigen Körper. Es kann alle treffen, denn derKabelbrand im Kopf macht alle gleich. Michael Jürgs verbindet die Lebensgeschichte des Arztes Alois Alzheimer, der 1906 im Gehirneiner an Demenz verstorbenen Patientin jene Veränderungen erkennt, die später seinen Namentragen, mit der deutschen Geschichte und der Geschichte der Erforschung der Krankheit.Er befragt die Forscher, die Mittel testen, um die Krankheit zu heilen oder wenigstens zustoppen. Er recherchiert in den Laboren der Pharmakonzerne und beschreibt die Hoffnungender Experten, mit Hilfe der Gentechnik einen Durchbruch zu schaffen. Er erzählt vom Schicksalder Prominenten, die an der Krankheit zu Grunde gingen: Rita Hayworth, Iris Murdoch, SugarRay Robinson, Ronald Reagan, Harold Wilson, Helmut Zacharias, Herbert Wehner, HelmutSchön, Rudolf Bing – und Immanuel Kant. Bis heute, hundert Jahre, nachdem Alois Alzheimerunter dem Mikroskop die Ursachen für die Krankheit entdeckte, gibt es kein Medikament. Daswichtigste Heilmittel bleibt menschliche Zuwendung. • Wissenschaftlich überarbeitete und aktualisierte Neuausgabe• Gespräche mit Betroffenen, Angehörigen, Ärzten, Wissenschaftlern• Kongresse und Symposien zum 100. Jahrestag• Mit ausführlichem Adressteil für Deutschland, Österreich, Schweiz